Warum China einen starken Staat braucht

Was sind die Gründe hinter der schnellen Industrialisierung in China? Im Bild: Ein chinesischer Stahlarbeiter in Peking. (Foto: Keystone)
Das Paradox ist allen vertraut, die sich mit China beschäftigen, dennoch ist es gewöhnungsbedürftig: Ein diktatorischer Staat hat es fertiggebracht, innerhalb von wenigen Jahrzehnten den Anschluss an den Westen herzustellen. Eigentlich würde man ja das Gegenteil erwarten, nämlich einen Staat, der sich zurückzieht und die unternehmerischen privaten Kräfte zum Zuge kommen lässt.
Die Zahlen sind aber eindeutig. Gemäss dem Internationalen Währungsfonds betrug das Pro-Kopf-Einkommen in China 2011 knapp 8400 Dollar, in der Schweiz rund 45’000 Dollar (Berechnung gemäss Kaufkraftparitäten), d. h. die Schweizer verdienen heute rund fünf Mal mehr als die Chinesen, während sie 1978, als China mit den Reformen begann, rund 13 mal mehr verdient haben (Daten von Angus Maddison).
Wie lässt sich das erklären? Ist die starke Stellung des Staates in China ein Einzelfall? Oder ist China ein typisches Beispiel? Oder ist diese Frage irrelevant?
Genau vor fünfzig Jahren ist ein Buch erschienen, das mit starken historischen Argumenten dafür plädierte, den starken Staat als typisch für ein Land anzusehen, das spät mit der Industrialisierung beginnt. Der Autor hiess Alexander Gerschenkron (1904-78), dem breiteren Publikum unbekannt, in der Wirtschaftsgeschichte aber einer der einflussreichsten Denker und Forscher. Das Buch hiess „Economic Backwardness in Historical Perspective“ (1962).
Nicht zufällig war Gerschenkron ein gebürtiger Russe, denn in Russland stellten sich viele die Frage, warum die Industrialisierung so spät eingesetzt hatte und welche Rolle der autoritäre, später sogar totalitäre Staat dabei spielte. Auch andere einflussreiche Wachstumsökonomen des 20. Jahrhundert stammten ursprünglich aus Russland, z. B. Simon Kuznets (1901-85) und Walt Whitman Rostow (1916-2003). In gewissen Fragen scheint es von Vorteil zu sein, wenn man die Weltwirtschaft von der Peripherie her verstehen muss.
Gerschenkron stellte aufgrund des historischen Studiums mehrere Thesen auf. Zum Beispiel:
- Je rückständiger ein Land, desto schneller ist der Industrialisierungsprozess, wenn er denn einmal in Gang gekommen ist.
- Je rückständiger ein Land, desto mehr wird die Industrialisierung auf der Produktion von Kapitalgütern konzentriert sein und desto mehr wird der Konsum zugunsten der Investitionen beschränkt.
- Je rückständiger ein Land, desto wichtiger sind spezielle Institutionen, die Kapital besorgen und die Industrialisierung fördern – z. B. in Deutschland Mitte des 19. Jahrhunderts die Grossbanken und in Russland Ende des 19. Jahrhunderts der Staat.
Gerschenkrons Theorie ist vielleicht zu schematisch, und seit sie veröffentlicht wurde, hagelt es Kritik von allen Seiten. So ist zum Beispiel seine Charakterisierung der deutschen und russischen Industrialisierung im 19. Jahrhundert ziemlich unpräzis.
Aber der Hauptpunkt, den Gerschenkron gemacht hat, ist noch nicht widerlegt, und Chinas Entwicklung passt gut in sein Schema. Chinas starker Staat scheint typisch zu sein für ein Land, das erst spät mit seiner Industrialisierung beginnt. Nachzügler brauchen offenbar Behörden, die den ganzen Prozess anschieben, Kapital besorgen und die Richtung vorgeben. Nur bei den Pionieren, England und der Schweiz, fusste die Industrialisierung ganz auf dem privaten Unternehmertum.
Man sollte deshalb nicht der Illusion verfallen, dass die Kommunistische Partei bald ihr Machtmonopol in Peking verliert. Im Gegenteil, vorübergehend ist sogar mit einer Stärkung ihrer Stellung zu rechnen, weil sie ihr Schicksal so eng mit dem Wirtschaftswachstum verbunden hat.
Keine Kommentare zu «Warum China einen starken Staat braucht»
Mich stört ein wenig die Klassifizierung „starker Staat“. Die Staatsform, die Einstellung der politischen Elite scheinen hier keine Rolle zu spielen.
Wie Michael Schwartz oben erklärte, ist wohl ein diktatorischer Staat besser in der Lage, sich schnell zu entwickeln, da demokratische Funktionen einen hohen Reibungsverlust erzeugen.
Ich denke, dass es ebenfalls wichtig ist, inwieweit sich die politische Führung mit dem Staat identifiziert resp. den Staat als seine persönliche „Firma“ betrachtet und sich aufgrund der kulturellen Vergangenheit sich im Wettbewerb mit anderen Staaten versteht. Diese Betrachtungsweise dürfte zum Beispiel den grossen Erfolg Singapurs erklären, wo aufgrund der Ablösung von Malaysia, sich die politische Elite (welche diese Absplitterung mit verursachte) wohl einen enormen Wettbewerbsdruck gegenüber dem groesseren Nachbarn verspürte. Es erklärt ebenfalls die Schwierigkeiten der afrikanischen Staaten, wo Nepotismus weit höher als gesamtwirtschaftliche Faktoren eingestuft wird und die Identifikation der staatlichen Eliten nicht sehr mit der Idee verbunden ist, sich in einem Wettbewerb mit andern Staaten zu sehen.
Die Chinesen sind clever. Sie trennen Partei/Politik und Wirtschaft. So lange man sich nicht gegenseitig einmischt, läuft alles bestens: Die Wirtschaft brummt, die Partei mach Politik, und allen gehts besser. Das hat zwar mit unserem westlich-verkommenen Verständins von Mehrheitsdemokratie (eigentlich Mehrheitsdiktatur und Vergewaltung von Minderheiten) nicht viel zu tun. Im Endeffekt aber steht das Land als Ganzes besser da, Reformen werden schnell umgesetzt, und enorme Profite erzielt, die wiederum inverstiert werden. Es gibt auch zu-kurz-Gekommene, nur gibt es die auch in Westeurope. Europa richtet seine Pseudoszialpolitik immer nach den angeblich Schwächsten, dh. den Sozialparasiten; China aber fördert diejenigen, die Wirtschaft un d Kultur voranbringen.Welches System ist das Bessere? Das Chinesische ist sicher wirtschafltich erfolgreicher.
Ich schätze ja ihrem Blog. Das war nun aber bisher der unfundierteste und undifferenzierteste Beitrag..
Soo – warum?
Wie wäre es mit einem Hauch von einer Begründung?
Betrachtet man die Entwicklung in China wird man an eine fast vergessene Entwicklung eines anderen Aufsteigers erinnert: England. An dessen Beispiel kann man beobachten, wie die chinesische Entwicklung verlaufen könnte. Ist England aus dem Nichts gekommen? Nein, es hatte auch eine „chinesische“ Entwicklung. Vom Studieren bis zum schamlosen Kopieren!
England hatte ab dem 12. bis ins 16. JH Beobachter und Kopisten auf „Studienreisen“ in technologisch fortschrittliche Länder geschickt. Wegen Papierproduktion, Papier- und Windmühlen sowie der Schmiedekunst in das arabische Hispanien (E / P). Ins Heilige Römische Reich (D) wegen neuartiger Aufbereitungstechniken für Eisen. Auch wegen moderner Montan-Techniken für Erzabbau, Erzförderung auf Wagen (Schienenweg = Railway!) und Schmelz- und Legierungstechnik. Auch die Schießtechnik und Pulverproduktion sowie die Kanonen-Gusstechnik in den alpinen Regionen (A) nicht vergessen. Dabei wurden nach dem „Studium“ oft die besten Könner ihres Faches auf die Insel abgeworben.
Der starke Antrieb hierzu war der Wille des engl. Königtums, bessere Waffen gegen die Waliser, Schotten, Iren und später gegen die Spanier zu besitzen. Ab dem 15./16. JH erfolgten zusätzliche „Studienausflüge“ der englischen Wissensdurstigen nach Portugal und Spanien, um die dortigen hochmodernen Schiffe, nautischen Instrumente und Kenntnisse in Navigation, Stern- und Kartenkunde zu „studieren“.
Man wird mit unwidersprechbarer Leichtigkeit feststellen, dass Papier, Mathematik, Schiffsbau- und Metalltechnik, Druck- und Schießkunst als das damalige „High Tech“ eine unabdingbare Basis für alle Erfolge der englischen Krone waren.
Man kann diesen Effekt auf das heutige China übertragen. Denn durch die Vorgaben der uneingeschränkt herrschenden kommunistischen „Ersatz-Kaiser“ lösen diese vergleichbare Phänomene aus.
Fazit: Die starke chinesische Führung erkannt, dass China zwingend zum Erreichen seiner Ziele eine starke Führung braucht!
Unterschiede:
Die Sowjetunion konnte sich industrialisieren, weil sie im Westen Wirtschaftsspionage trieb und die Baupläne abkupferte. Zudem hatte sie ein enormes Handelsbilanzdefizit dem Westen gegenüber, insbesondere, weil man Werkzeuge und Maschinen, wie auch Nahrungsmittel einführen musste.
China kann sich industrialisieren, weil die hiesigen Firmen so blöd sind, dort zu produzieren und sich die Baupläne, Markennamen etc. freiwillig abkupfern lassen. China hat einen enormen Handelsbilanzüberschuss, kauft Werkzeug ein, muss dafür keine Nahrumgsmittel importieren.
Zudem: China hat zwei Brückenköpfe in den Westen. Hongkong als chinesische Drehscheibe. Taiwanesische Industrielle als grosse Auftraggeber.
Und schliesslich: Kein Land auf der Welt kauft international so viele Waffen ein wie China. Die Sowjets hingegen bauten ihre Waffen selber.
Die Sowjetunion war eine bankrotte Möchtegern-Weltmacht. China wird zur geostrategischen Bedrohung.
@ Tobia Straumann:
Die gleichte Frage haben auch viele Wirtschaftsstudenten gestellt, die eher mit politischer Ökonomie verbindet als reine Frage der Ökonomie. Viele lehrenden Ökonomen sind der Meinung, weil China diktatorisch ist, deshalb kann China schnell wachsen. Es scheint so, dass die Lenkung des Staates den Effizienz maximierte. Im Gegenzug sei die Demokratie ineffiziet, weil sie viele Zeit benötigt, um Konsen zu finden, das sei die vorherrende Überzeugung bei vielen lehrenden Ökonomen. Sie sind Dozent an Unis, solche Argumentation und Erklärung kennen Sie bestimmt.
Wer Geschäftlich mit China zu tun hat, weiss er, dass die Chinese für dieses rasante Wachstum einen schmerzhaften Preis gezahlt haben, wie Sklaverei wie 18/19 Jh. Die Arbeitsbedinungen sind in China katastrophal. Die Umweltverschmutzung kostet die Menschen das Leben, bzw. die Chinese vergiftet sich langsam selbst. Wir finden in der Wirtschaftsgeschichte ähnlichen Zustand in 18/19 Jh. Das war der Springstoff für die gesellschaftliche Revolution und Einführung der soziale Demokratie. Das Reichtum Chinas ist unbedeutend, solange der von wenigen diktatorisch und ideologisch regiert wird.
Die Chinese machten deren neuen Reichtum zu nutzen, um eigenen Einfluss in demokratischen Ländern zu stärken. Das ist was mich sorgen macht, bzw. deren politische Ideologie und Überzeugung durch den Anreiz des Reichtums verbereiten, unsere Demokratie stück für stück zerstört wird.
Sie äußern einen interessanten Aspekt in Ihrem Beitrag.
Ich bin ein Mensch, der an Demokratie, Chancengleichheit, Freiheit und den Vernuft glaubt. Die Chinese verdienen die gleiche Chance, wie wir die verdient haben. Ich schreibe es um Missverständnis zu vermeiden.
Der Schluessel zum Verstaendnis liegt in der Geschichte u. Kultur Chinas. Bis heute dominiert das Staatsverstaendnis Konfuzius die Chinesische Gesellschaft. Es gabe nie so etwas wie Demokratie. Bis zu Beginn im 20 Jahrhundert war der Kaiser (Kaiserin) die Zentrale Macht, welche spaeter von Mao fast nahtlos kopiert wurde. In den letzten 40 Jahren war auch die Rueckkehr von Chinesischen Wissenschaftler aus den USA sehr wichtig fuer den Aufbau, sei es in der Raketentechnik, Atomwissenschaft oder Computerindustrie. In Europa wird aber auch vergessen, dass es in China bereits eine Hochstehende Kultur gab, als Europa noch im tiefsten Mittelalter war.
Wer glaubte, dass ein Faustrecht-System („freier Markt“) einer autoritären Planwirtschaft überlegen sei, lag schon immer falsch. Aber beide Systeme sind nicht attraktiv, weil beide nicht frei sind (Konkurrenz-Faustrecht hat mit Freiheit nichts zu tun, im Gegenteil). Wer ein wirklich freies System umsetzen möchte, steht für eine direktdemokratische Planwirtschaft ein.
Diese hat nur einen ganz kleinen Nachteil: Sie funktioniert nicht.
@williamson 16:39: ein Namensvetter von Ihnen hat herausgefunden, dass weder Staat noch Markt optimale Ergebnisse zu erbringen vermögen. Dafür hat er sogar den Wirtschaftsnobelpreis bekommen (2009). Diesen musste er teilen mit Frau Elinor Ostrom, die die Selbstverwaltung der Allmende Jahrzehnte lang untersucht hat. Mit dem erstaunlichen Ergebnis: sie funktioniert effizient und nachhaltig.
@ Nadine
Ihre Motivation in Ehren, aber Sie verstehen offensichtlich nicht viel von den wirtschaftlichen und psychologischen Zusammenhängen in der Ökonomie.
@ernst 19:06: Studieren Sie den Wirtschaftsnobelpreis 2009, an wen und weshalb er vergeben wurde. Und dann schreiben Sie nochmals einen Kommentar hier. Danke.
Der Nobelpreis wird hauptsächlich an jene verteilt, welche die gängige Lehre vertreten und die indoktrinierten Ideen damit weiter zementieren.
@ Nadine
Ihr Glaube an die Nobelpreise in Ehren – das ist ebenso naiv wie kurzsichtig. Die von Ihnen propagierte „direktdemokratische Planwirtschaft“ führt nicht zu mehr Freiheit, sondern zur Diktatur der politisch manipulierten Mehrheit. Freiheit bedeutet, auch Dinge tun zu können, die von einer grossen Mehrheit für idiotisch, unzweckmässig oder wahnwitzig beurteilt werden – solange dadurch niemand anderer zu Schaden kommt.
Das wesentliche der Marktwirtschaft (das hat nichts mit der heute vorherrschenden Pseudomarktwirtschaft zu tun) ist, dass der einzelne das Risiko trägt und dafür diejenigen Kunden und Lieferanten bedienen kann, die ihm zusagen.
Ihre Planwirtschaft ist und bleibt ein Korsett. Vielleicht nützlich, aber sicher unfrei.
Der Chinesische Staat fördert industrielle Betriebe enorm, deshalb wächst der Industriesektor auch entsprechend stark.
Rein marktwirtschaftlich betrachtet wäre beispielsweise der Finanzsektor lukrativer und weit weniger risikoreich (zumindest für den Betreiber/Banker) als der Technologiesektor.
Aus volkswirtschaftlicher, langfristiger Sicht ist ein starker Technologiesektor allerdings wichtiger, da der Ausbau der Geldverwaltung keinen echten Mehrwert schafft, sondern langfristig insbesondere höhere Kosten verursacht.
Den chinesische Wirtschaftserfolg als Produkt des Staates zu betrachten wie das der Autor macht geht in die Irre.
In Wirklichkeit gibt es in der chinesischen Bevölkerung schon lange ein sehr starkes Bestreben das eigene materielle Schicksal zu verbessern. Das zeigt sich gerade bei den Auslandschinesen – also den Chinesen ausserhalb Festlandchinas, die z.B in Malaysia oder Indonesien lebten. Diese waren schon zu Zeit als noch Kommando- und Plan-wirtschaft auf dem Festland dominierten, wirtschafllich äusserst erfolgreich.
Die chinesische Partei hat irgendwann beschlossen die Kräfte des Volkes zu entfesseln und ihre Kontrolle dosierter auszuüben. Inzwischen spielen Privat- und Staatsinitiative Hand in Hand. Der private macht was er am besten kann, nämlich nach seinem eigenen materellen Glück streben und der Staat sorgt durch clevere Deals und Manipulationen dafür, dass China die benötigten Rohstoffe erhält und sich die Währung nicht aufwertet. Damit kann die Exportwirtschaft ideal unterstützt werden.
Die ausserhalb Chinas lebenden Chinesen als Grundlage zur Beschreibung des chinesischen Charakters zu verwenden, sollte mit Vorsicht vorgenommen werden. Emigrierte Chinesen sind wohl jene, welche am meisten Eigeninitiative aufweisen und vielleicht nicht dem Durchschnittschinesen oder dem als Reisbauer tätigen Chinesen in Bezug auf Fleiss etc. entspricht.
Und mit keinem Wort wird die Abkehr von Mao ab 1978 genannt. Wo doch die Wirtschaftsreformen Deng Xiaopings den grössten Wohlstandsfortschritt der Menschheitsgeschichte ermöglichte. Es ging genau dann darum Privatwirtschaft (wieder) zuzulassen. Oder man betrachte den Gulaschkommunismus in Ungarn. Sobald die Planwirtschaft den Menschen gestattet in gewissen Branchen ihr Glück selber zu machen, sind die Regale wieder voll.
Dafür sind die Geldbörsen wieder leer.
Ja, die der Parteibonzen und der Taric’s
Da übersieht einer wieder mal den ökonomischen Inhalt des Arguments aus lauter Freude an seinen tollen Erwiederungen. Taric und die Parteibonzen.. hihihii. Dass du überhaupt schreiben kannst, Bub, ist schon ein Wunder für sich.
Was China in den letzten 30 Jahren vollzogen hat, hat Japan schon um ca. 1870 bis 1900 vorgemacht und ein zweites Mal nach dem 2-ten Weltkrieg. Das hierarchische Denken und die starke Lenkung durch einen starken Staat reicht um Rückstand aufzuholen, was sicher nicht wenig ist, aber es reicht nicht um zu überholen und die Führung zu übernehmen. Japan ist ein Beispiel dafür. In den 80-er Jahren des letzten Jahrhunderts dachte man in Japan schon am Überholen des Westens. Was nicht eingetreten ist. Diesen Ländern bzw. Kulturen fehlt eine ganz wichtige Essenz, die eigentlich die Errungenschaft der westlichen Kultur ist. Die Freiheit des individuellen Geistes und somit die Freiheit, die der menschliche Geist für seine volle Entfaltung braucht. Neue, massgebende Verrücktheiten werden nicht in diesen Ländern geboren sondern im freien Westen.
Die Achillesferse des Westens sind seine überbezahlten und inkompetenten CEOs und MBAs. Ein Japaner hat es korrekt ausgedrückt: Europa hatte immer gute Ingenieure aber schlechte Manager! In Deutschland wird beim Bau des neuen Berliner Flughafens die Genialität von überbezahlten Managern vorgelebt. Im immer rückständigen Spanien sind es die Bankmanager, obwohl das Land zwei der besten MBA Schulen (EADA und IESE) Europas haben soll. Die unbestrittene Kernkompetenz vieler westlicher CEOs und MBAs ist die Vermögensvernichtung durch Vergrösserung der eigenen Pfründe.
Die Rentenansprüche diese CEOs und MBAs schreien buchstäblich nach einem lohnenden Versagen. Das Leistung- und Risikoprinzip des Kapitalismus wurde für diese erlauchte Elite voll ausser Kraft gesetzt. Königliche Belohnung winkt auch ohne Leistung. In den unteren Klassen der Gesellschaft bezeichnet man so etwas als ein überbordender und unbezahlbares Sozialwesen, was jegliche persönliche Anstrengung abtötet. In den Schalthebeln der Macht ist im Westen der Leistungsgedanke ausgerottet worden.
…hart, aber wahr. Vielleicht sollten wir einfach mal unbesehen die Top-5% aller Grossfirmenmanager in den nächsten See schmeissen. Das würde das durchschnittliche Verantwortungsbewusstsein wohl massiv erhöhen…
Ja
Guten Tag Herr Lopez, das sehe ich genau gleich wie sie. China wird uns noch lange nicht einholen, geschweige denn überholen. Es sei denn, wir schränken unser freies Denken ein, überhäufen Firmen mit bürokratischer Arbeit usw.
Was die schlechten CEO’s betrifft bin ich ebenfalls der Meinung, dass wir öfters in Grossfirmen eine schlechte Unternehmenskultur haben, sprich eben keine Unternehmenskultur mehr. Allerdings würde ich da den Aktionär stärker in die Pflicht nehmen. Es ist ja sein Geld, dass die CEO’s „verprassen“. Daher sollte ein freier Markt, und ich meine ein freier Markt, auch dieses Problem regeln. Solche Firmen inkompotenten CEO’s werden früher oder später abgestraft.
Einen richtig freien Markt kann es nicht geben.
Sobald ein Konzern eine gewisse Grösse/Macht ausweist, wird er die gesetzlichen Rahmenbedingungen in seinem Sinne beeinflussen (sei es durch finanzielle Unterstützung von Politikern, Parteien oder mit PR-Kampagnen etc).
Über die Entlöhnung des Managements kann an einer Generalversammlung typischerweise nicht verbindlich abgestimmt werden – wobei Kleinaktionäre ohnehin kaum Einfluss nehmen könnten und Pensionskassensbesitzer so oder so im Dunkeln sitzen.
Warum muss Japan den Westen überholen damit wir es ernst nehmen? Das BIP pro Kopf ist in Japan gleich hoch wie in Deutschland und Frankreich, etwas grösser als in Grossbritannien und deutlich höher als in Italien. Das genügt doch.
Warum müssen Länder uns überholen und „die Führung übernehmen“. Genügt es nicht auf gleiche Höhe zu kommen. Das hat Japan nämlich getan.
bin schon seit dreissig Jahren in China unterwegs; schon 1981 war es leicht zu beobachten, dass in fast einjeder blauen oder grünen Klamotte (damals die fast einzige Kleidung in China) effektiv ein KAPITALIST steckt, der nach mehr strebt ! der idem Chinesen augezwungene „Sozialismus“ widersprach dem chinesichen Gen; es brauchte nur eine Lockerung der Regeln und die Pflanzen sprossen ! während sich China nun wirtschaftlich öffnet und prosperiert – versinkt der Westen in Ueberreglierung, Sozialismus, Schulden und das Wachstum bricht in den USA und Europa ein. Unsere Politiker sollten endlich begreifen was funktioniert und was nicht! Es ist ganz einfach !
Ihre Beobachtung Chinesen seien ausgeprägte Materialisten und das schon seit langem wird durch Berichte aus meinem Bekanntenkreis unterstützt. Ein Bekannter von mir, der in China in den frühen 1980ern Sinologie studierte hattte genau den gleichen Eindruck: Die Chinesen denken nur ans Geld und den Profit. Es fehlten nur noch die Rahmenbedingungen um diesem „Geist“ zum Durchbruch zu verhelfen.
Markus Grimm schrieb: „Unsere Politiker sollten endlich begreifen was funktioniert und was nicht! Es ist ganz einfach ! “
Das ist genau die Falle in der wir stecken, der Bürger hat das Gefühl das es im interesse der Politik ist das es uns gut geht. Das ist aber aber nicht der Fall! Im Gegenteil geht es um Macht und Kontrolle. Das Konzept der Freiheit ist nur eine Milisekunde lang in der Geschichte der Menschheit und wir sind so naiv anzunehmen das es selbstverständlich ist das es nun bei uns immer so weitergehen würde. Die chancen darauf werden verschindend klein wenn die Leute zuhnehmends für mehr Staat Regulierungen und Steuern stimmen und praktisch das gesamte Volksvermögen in den grössten umverteil Institutionen der Geschichte stecken – der Bank.
Filmtip: Luis Bunuel, „Das Gespenst der Freiheit“
So ist es.. Ich kann mir die wirtschaftliche Überlegenheit der freieren Nationen dadurch erklären das man eben nicht das Gefühl hat das man etwas Verkehrtes oder Verbotenes macht wenn man etwas nicht so macht wie es eben die gesellschaftliche Norm ist. Dies führte zu Erfindungen und Innovation. Heutzutage sind wir bereits auf einem ziemlich schmalen, engen Pfad eingepfercht, aber wie enger er noch werden könnte siehen wir im Osten.
Chinas Erfolg müsste demzufolge eine riesen Blase sein der nur möglich ist weil es uns im Westen so gut ging das wir jegliche nicht innovative Arbeit auslagerten.
Ach bitte,Hr. Autor, heben sie China nicht auf einen Piedestal. Es ist allgemein bekannt, dass Chinas Wirtschaftsmacht auf dem Rücken einer rechtlosen Bevölkerung gemacht wurde und wird. Dieser diktatorische Einparteienstaat ohne soziales Gewissen scheint mir noch schlimmer als zu Zeiten des „reinen“ Kommunismus. Durch die Wirtschaftsreform entledigte sich nicht nur dieser Staat (ich lebe in Vietnam) aller sozialen Verpflichtungen.Von der grassierenden Korruption wollen wir gar nicht erst sprechen. Aber, was wirklich zusätzlich bedenklich ist, ist die Tatsache, dasss es in unseren Breitengraden Unternehmen gibt, die gern „chinesische Verhältnisse“ aus Profitgründen einführen würden.
…nun, in den USA hat man inzwischen die von Ihnen geschilderten „chinesischen Verhältnisse“. Nur die Kulissen sind anders bemalt. Dahinter steckt derselbe Feudalismus des Geldadels wie in China der zu Geld gekommene Parteiadel.
…leider, leider, muss ich ihnen recht geben! Bitte, wo geht’s zur Weltrevolution?
Früher wollte man Japan nacheifern – denn Japan schien unaufhaltsam an die Sptize zu streben. Heute beneidet man China um sein Wachstum. Dieses schnelle Wachstum verändert vieles – vor allem in China selbst, aber inzwischen auch hier, denn welche grossen Ökonomien wachsen schon mit über 5% pro Jahr und treiben damit auch das Weltwirtschaftswachtstum an. Doch ewig wird das Wachstum nicht anhalten. Einmal „ausgewachsen“ wird China einige Probleme gelöst haben aber auch mit vielen neuen Problemen zu kämpfen haben, z.B. mit der schon bald einsetzenden Überalterung der chinesischen Gesellschaft.
„Starker Staat“ mag ja ein Faktor sein, aber der in China praktizierte Staats-Feudalismus kann doch wohl kaum dafür als Vorbild dienen! Im Gegenteil: Er ist im Kern korrupt und ineffizient, sodass ich kaum verstehe was hier an dem Land immer so sehr gelobt wird: Ist der Blick vielleicht zu sehr auf Excel-Tabellen und ökonomische Modellrechnungen gerichtet statt auf die Realität?
Ein starker Staat auch im Sinne von „grosser Staat“ kann natürlich noch etwas anderes (was China zweifellos auch tut): Er kann sich dem Druck der „Welt-Deregulierer“ widersetzen, da seine Binnenwirtschaft gross und stark genug ist um nicht erpressbar zu sein. Dereguliert wird dann immer nur selektiv, nämlich dort wo man selber schon so stark ist dass Deregulierung nicht automatisch Kolonisierung heisst.
Denn das ist doch einer der Gründe warum viele arme Länder wirtschaftlich nie auf die Beine kommen: Sie werden zu Marktöffnungen gezwungen ohne selber schon eine genügend starke Wirtschaft zu haben. Damit verkommen sie einfach zu wirtschaftlichen Kolonien, die gezwungen sind, nur immer für die Interessen anderer zu arbeiten ohne je selber auf seine Rechnung zu kommen. Sie werden dann Teil eines Weltmarkts ohne mit ihren Partnern wirklich auf Augenhöhe verhandeln zu können.
Russland hätte auch das Zeug zu einer starken wirtschaftlichen Entwicklung. Es leidet aber wohl noch immer unter fast einem Jahrhundert Erziehung zu feudaler Passivität – „warten auf bessere Zeiten“ – „weil man ja doch nichts tun kann…“.
Die Situation in Russland ist m.E. erklärbar durch die historische Vergangenheit. Tausend Jahre unter den Zaren und 74 Jahre unter der Nomenklatura gehen wahrscheinlich nicht ohne Spuren an einem Land vorbei. Das mag auch für den neuen Zaren ein gewisser Vorteil sein – noch.
@ Cornelis
Scheint mir eine gute Analyse der Zusammenhänge. Danke.
das einkommen mag in china gewaltig gestiegen sein. doch die schere zwischen arm und reich auch. der reichtum beschränkt sich zu sehr auf ein paar wenige. in den inneren landesgebieten herrscht immer noch armut.
die unrechtmässig besetzten gebiete von tibet, innere mongolei und ostturkestan werden schamlos und ohne rücksicht auf einheimische und natur ausgebeutet. hinterlassen wird eine wüste, wie wenn sie wüssten, dass sie das land in naher zukunft zurückgeben müssen.
die chinesischen kaiser sind noch immer von den bauern gestürzt worden. inzwischen gibt china mehr geld aus um die eigenen leute zu unterdrücken als für die landesverteidigung.
Jetzt wird es ja ganz absurd: Der Autor ist offensichtlich der Meinung, dass die Schweiz ein industrielles Pionierland ist. Davon höre ich zum ersten Mal. Alle gängigen Autoren geben eine Reihenfolge 1. England 2. Belgien 3. Deutschland. Bei den USA ist es schwieriger. Da die industrielle Revolution in Deutschland zwischen 1810 und 1815 datiert wird und in der Schweiz die erste industrielle Produktion erst 1820 begann ist es schwer erkennbar wieso der Schweiz hier ein eine „Pionierrolle“ zukommt. Soll hier ein neuer Gründungsmythos geschaffen werden?
Dass die Schweiz ein Industrieland werden soll wurde schon 1291 auf dem Rütli beschlossen. So viel zum Gründungsmythos!
🙂
Der Beschluss wurde dann bei der Beerdigung von Winkelried ratifiziert. Nachdem die Referendumsfrist unbenutzt abgelaufen war, wurde die Industrialisierung in der Schweiz rechtskräftig. Als erste haben die Wallisser mit ihrer industriellen Wasserverteilung (bekannt als Bissen) den neuen Beschluss umgesetzt. Seither erhalten sie dafür Subventionen.
Für mich ganz klar, warum dies so möglich ist. Die Chinesen waren immer bekannt für Fleiss und auch für Neues von anderen Ländern. Und einige in China konnten mit all dem was heute so abgeht sehr reich werden. Die anderen sehen dann auch, wenn sie eine gute Ausbildung haben, dann geht es auch bei ihnen aufwärts. Einverstanden, dass es dann auch oft zu Reichtum kommt mit Korruption gemeinsam mit der Politik. Nur Hand aufs Herz, wo gibt es das nicht. Bei uns sagt man halt Lobbying. Auch das ist doch nicht viel besser als in China. Nur eben, was die Zukunft uns so bringt, das wissen wir alle nicht.
Ein Beispiel für die Tüchtigkeit und den Fleiss von Chinesen. Vor Jahren fuhr ich in Kuala Lumpur im Hotel am Samstag Morgen mit dem Lift in den Keller zum chinesischen Schneider, um einen Anzug zu bestellen. Er nahm die Masse, seine Frau notierte diese im Bestellbuch. Um 09:00 war das erledigt. Dann wurde ich aufgefordert, morgen um die gleiche Zeit zur Anprobe zu erscheinen. Tatsächlich war der Anzug nach 24 Std. zur Anprobe bereit uns sass tip-top. Da fragte mich die Frau, ob ich nicht noch einen zweiten haben wolle. Auf meine Verneinung meinte sie, ich solle doch noch einen nehmen, ich könne den um 15:00 abholen. Bei uns müsste man wahrscheinlich erst mal drei Wochen auf die Anprobe warten.
Sie haben wohl noch nie von den chin. Sweatshops gehört wo man zu fast sklavenähnlichen Bedingungen einen 24/7 Betrieb hält? Das hat weder mit Fleiss oder Tüchtigkeit zu tun denn rücksichtsloser Ausbeutung der Ressource Mensch! Foxconn und Konsdorten lassen grüssen. Aber selbstverständlich dürfen sie das toll und nachahmenswert finden …
Die übelste Wirtschaftsform ist der Staatskapitalismus à la China und Russland, weil er nichts anderes ist als ein neofeudalistisches System in dem die Parteibonzen sich dumm und dämlich verdienen; die sog. Unternehmer fungieren dabei nicht anders wie Vasallen, während die Bevölkerung sich 15 Stunden täglich unter miserabelsten Bedingungen im Frondienst abrackert. Der grosse Vorteil von China ist dabei natürlich, dass man sich weder um Umwelt- Menschen- oder Arbeiterrechte kümmern muss.
Immerhin üben die die chinesischen Bonzen ein wenig Konsumverzicht und investieren einen Teil „ihres“ Kapitals – sowas wäre auch in Afrika möglich, die afrikanische „Elite“ verprasst jedoch lieber das Nationalvermögen gänzlich.
Sie haben recht; darum ist jegliche Entwicklungshilfe für Afrika etwa gleich wirksam wie wenn man das Geld im Ozean versenken würde.
Man darf denen kein Geld schicken. Sonst bauen sie Lifte in einstöckigen Häusern oder die Kohlen landen in den Privatschatullen der Regierung. Ich meine, mich an einen alten Bericht über den Kongo zu erinnern, in dem geschrieben wurde, die Staatsschulden des Kongo seien gleich gross wie das Privatvermögen des Präsidenten.
Was den Umweltschutz anbelangt, waren wir vor 50 Jahren vermutlich auch nicht viel weiter als die Chinesen heute. Ich erinnere mich daran, dass die Thur etwa alle 14 Tage andersfarbig daher kam, weil ein Textilbetrieb jeweils die Abwässer ungeklärt darein entsorgte. Problematisch finde ich, dass westliche Firmen in China und anderen Entwicklungsländern Niederlassungen errichten oder joint ventures eingehen gerade weil sie dort tiefere Umweltstandards haben. Aber das ist ja zumindest ein Grund, wieso dort günstiger produziert werden kann.
Wie bei uns….