Die seltsame Verwandlung des Sandy Weill

Der Mann bei CNBC war nicht Sandy Weill (rechts) sondern Sacha Baron Cohen (links als Borat) - behauptet Allan C. Greenberg.

Sandy Weill – einst der wohl mächtigste Banker der Welt – hat per TV ein Aufbrechen der Grossbanken gefordert. Für andere Grössen aus der Bankenszene ist das so unfassbar, dass sie kaum fassen können, dass er das wirklich gesagt hat. Einer behauptet sogar, der Mann im Studio sei nicht Weill, sondern der Komiker und Borat-Darsteller Sacha Baron Cohen gewesen.

Beginnen wir diese verrückte Geschichte mit ihrem letzten Akt und gehen danach an ihren Anfang zurück:

  • Dieser vorläufig letzte Akt ist ein Bloomberg-Interview mit Alan C. Greenberg. Er ist es, der die erwähnte Behauptung aufstellt: Nicht Sandy Weill, sondern Sacha Baron Cohen sei es gewesen, der eine Aufspaltung der US-Grossbanken gefordert habe. Hier der Originalauftritt auf Bloomberg-TV:

  • Alan C. (Ace) Greenberg ist nicht irgendein Banker. Er gehörte im Gegenteil einst zu den ganz Grossen: Von 1978 bis 1993 war er CEO der Investmentbank Bear Stearns und von 1985 bis 2001 ihr Chairman. Die Bank war übrigens das erste grosse Opfer der jüngsten Finanzkrise. Im März 2008 konnte der Bankrott von Bear Stearns nur dadurch verhindert werden, dass die Grossbank J.P. Morgan sie unter Vermittlung der US-Notenbank günstig übernommen hat. Auch den grössten Teil der Risiken hat die Notenbank bei dem Deal auf sich genommen. Einen ungeordneten Zusammenbruch einer grossen Investmentbank wollte man damals noch unbedingt verhindern – bis dann im Herbst Lehman Brothers an der Reihe war. Zurück zu unserer Geschichte und zwar ganz an ihren Anfang.
  • Dieser Anfang liegt im Jahr 1933. Die Welt und insbesondere die USA leidet unter der Grossen Depression. Auch hier haben massive Fehlinvestitionen von Banken eine wichtige Rolle gespielt. Um die Bankeinleger besser vor Bankenzusammenbrüchen zu schützen und den Bankern weniger Anreize zu bieten, mit dem Geld von Kleinanlegern zu riskante Spiele zu treiben, unterschrieb der damalige Präsident Franklin Delano Roosevelt in diesem Jahr den «Banking Act», besser bekannt unter dem Namen seiner Förderer im US-Parlament als «Glass-Steagal Act». Im Kern schrieb das Gesetz vor, dass Banken mit Einlagen von Kleinkunden nicht gleichzeitig das riskantere Investmentbanking-Geschäft ausüben dürfen  (mit dem Wertpapiergeschäft im weitesten Sinn). Weiter wurde ein Einlagesicherungsfonds mit einem limitierten Schutz der Einlagen geschaffen und die entsprechenden Einlagebanken – anders als die Investmentbanken – einer strikten Regulierung unterworfen.
  • Das nächste zentrale Datum unserer Geschichte ist das Jahr 1999. Wieder unterschreibt mit Bill Clinton ein US-Präsident ein für die Bankenindustrie wichtiges Gesetz: den «Financial Services Modernization Act», besser bekannt unter dem Namen «Gramm-Leach-Bliley Act». Kerninhalt ist dieses Mal nichts weniger als die Aufhebung des oben erwähnten «Glass-Steagal Acts» von 1933 und die Wiederzulassung von Bankenkonglomeraten, die gleichzeitig das Investmentbanking und das Einlagegeschäft tätigen.
  • Für unsere Thema noch wichtiger als das Gesetz selbst ist seine Vorgeschichte und hier kommt erstmals Sandy Weill ins Spiel. Im Jahr 1998 war dieser CEO der Versicherungsgesellschaft Travelers Group, die mit der Grossbank Citigroup eine Fusion vollzog. Ärgerlicherweise (für die Banker) war diese Fusion aber illegal, da sie gegen den «Glass-Steagal-Act» verstiess.  Nun hätte man befürchten können, dass die Regierung die Fusion verbieten würden, doch dem war nicht so. Der Zeitgeist damals war so, dass Regulierungen von Banken generell als lästig und wirtschaftsfeindlich taxiert wurden. Das Finanzministerium unter Clinton (wie später auch unter Bush und Obama) war ohnehin von Vertretern der Finanzbranche durchsetzt. Der ehemalige Goldman Sachs-Chef Robert Rubin war zur Zeit der Citigroup-Travelers-Fusion Finanzminister des Landes.
  • Unser Protagonist Sandy Weill hatte allerdings nicht im Sinn, das bestehende Gesetz zu ignorieren. Er wollte es gleich ganz abschaffen. Mit seinem Lobbying und jenem der gesamten Bankbrache schon in den Jahren vor der Grossfusion, ist er 1999 zum Ziel gekommen. Und Sandy Weill war stolz auf seine Leistung. Davon zeugt ein Artikel aus der «New York Times» aus dem Jahr 2010 – ausgegraben hat ihn FT Alphaville. Die Autorin hat bei einem Besuch bei Weill an der Wand ein Potrait von ihm entdeckt, das mit folgenden Worten überschrieben war:

The Shatterer of Glass-Steagall

  • Und hier die mittlerweile bekannte Aussage des «Zerstörers von Glass-Steagal» – dem Gesetz, das die Auftrennung der Banken vorschreibt – im O-Ton gegenüber dem Fernsehsender CNBC Ende Juli? Voilà:

Nachdem wir nun die Geschichte kennen, können wir besser verstehen, warum Ace Greenberg partout nicht glauben will, dass ausgerechnet Sandy Weill die Aufspaltung der Grossbanken, faktisch also eine Wiedereinführung von Glass Steagal fordert.

…oder sollte Greenberg etwa doch Recht haben, und es war tatsächlich Sacha Baron Cohen im Studio und nicht Sandy Weill? Alphaville hat sich den Spass erlaubt, ein Wenig ins Bild zu malen und das Ergebnis dann mit einem Filmplakat des Komikers zu vergleichen:

Sacha Baron Cohen auf dem Plakat zu seinem Film «The Dicator» (links), Sandy Weill-Auftritt bei CNBC nach der Bearbeitung durch FT Alphaville (rechts)

Spass beiseite, und noch was zur Substanz: Der späte Weill hat natürlich recht. Wenn die Grossbanken wegen ihrer Grösse gerettet werden müssen, sind sie zu gross. Mehr dazu, weshalb ihre Beschränkung (durch eine Aufspaltung oder wesentlich höhere Eigenkapitalanforderungen) deshalb im Sinne einer funktionierenden Marktwirtschaft ist: hier, hier, hier oder hier.

46 Kommentare zu «Die seltsame Verwandlung des Sandy Weill»

  • Linus Huber sagt:

    Another interesting read:

    September 2007
    The Ropespinner Conspiracy

    The Ropespinner Conspiracy is a novel by Michael M. Thomas, a former investment banker who writes enjoyable novels about high finance.

    The title relates to Lenin’s observation the „Capitalism will sell us the rope with which we hang it“. Published in 1987 the story is about a brilliant but insidious Soviet conspiracy to infiltrate the U.S. banking system and corrupt it to its own destruction.
    The attempt starts in the late 1930s with a brilliant young economist who fell for Keynes‘ persuasions in more ways than one. Waldo Chamberlain becomes a Harvard economics professor and rises to pre-eminence. He is also KGB controlled. The plan is implemented through his bright and presentable nephew, Mallory, whose successful career takes him to the top of a big New York bank. Altogether, the trio introduce a number of „new“ concepts to banking.

    The KGB controller is knowledgeable and quotes Bagehot in describing the scheme –

    „But error is far more formidable than fraud: the mistakes of a sanguine manager are far more to be dreaded than theft by a dishonest manager.“

    The young protégé, Mallory, rises with his bank until –

    „There was no question that he and CertBank had been the pathfinders. Man and institution had combined to transform the face and nature of banking and, with it, the face and nature of whole economies, of nations. Mallory and CertBank had perceived markets and opportunities . . . and had grasped the business of banking might be redirected, its nature irrevocably, irresistibly altered.“

    The Ropespinner plan was to take the banks, then set midway between Main Street and Wall Street, and return them to Wall Street.

    The Glass-Steagall Act of 1933 separated commercial banking from investment banking. Beyond that, it was another example of post-bubble recriminatory legislation. The anti-bubble act (England) with the South Sea disaster of 1720 was taken off the books just in time for the bubble that blew out in 1772.

    Glass-Steagall was passed in 1933 and repealed in 1999, which belatedly acknowledged that commercial banking had already embraced Wall Street.

    „The problems were to legally find a way around the Fed’s grip: How to „dehabituate“ the relationship between banks and their depositors: how to engineer a massive increase in money supply (almost impossible to have a financial cataclysm otherwise); how to destabilize exchange rates, perhaps eliminate the gold standard; how to ignite a commodity-driven inflation, each was so rich in possibility.“

    This was to be implemented by Certbank’s rising star, Mallory, who would –

    „Then set the Cert’s shoulder to the shiny new wheel and proclaim and propagate the new gospel from the podium of the bank’s eminence, other banks would follow the lead, frequently hasty, since reflection and competitiveness were ill-matched bedfellows, and within weeks the new gimmick would be as accepted and widespread in American banking as if it had been proven over the years and certified from heaven by Morgan himself.“

    Preston marveled, ‚The lad’s the best talker of claptrap I ever heard, better than FDR!‘ “

    The novelist develops the „new“ banking ideas in a readable manner. Starting with negotiable CDs, EuroDollars, banks as a „growth“ industry leading to the struggle for „market share“, and total commitment to „total return“, all the major changes in banking are placed in perspective.

    Waldo plants the idea of negotiable CDs and, as the market for them developed, a traditional banker wonders:
    „If a short-term obligation could successfully be renewed time after time, should it not be viewed as truly long-term capital and as a legitimate source for funding longer-term loans?

    Waldo listened to these arguments and nodded sagely, and smiled inwardly. If ever there was a surefire recipe for banking disaster, it was to borrow short and lend long.“

    A book reviewer at the New York Times described „Ropespinner“ as „a sophisticated piece of work – the story generates plenty of tension, and it is anchored in a series of well-documented and well-described settings.“

    It is a parable of our era and a more timely read now than in 1987. As far as plausibility goes, it’s not too far off the mark.
    Innovative banking always seems to go with experiments in currency. It’s fascinating that there are two different views on arbitrary expansion of currency. Orthodoxy claims that it is an essential tool of policy making but military intelligence has used it for destructive purposes.

    The Brits have been masters of „war by other than gentlemanly means“. In order to destabilize the colonial economy, the British, during the American War of Independence, invidiously introduced huge amounts of counterfeit colonial currency. American inflation was sufficient to raise short interest rates to 10,000%.

    At other times inordinate amounts of currency were clandestinely introduced into an enemy’s country with hopes of destabilizing their economy and ability to fund their war effort.

    It was done during World War II as well as to Argentina during the Falklands War in 1982.

    In the post-bubble contraction of the early 1980’s two Wall Street economists, nicknamed by the street as „Dr. Death“ and „Dr. Doom“, were pleading that the Fed should „open the taps“ or something worse would happen.

    Obviously the understanding of credit/currency expansion by spooks in intelligence is vastly different to that of academics and Wall Street economists.

    The fictional Waldo, Mallory, and the KGB controller would be pleased with today’s „new“ banking practices.

  • Linus Huber sagt:

    Ein kleiner Ausschnitt Bob Hoye’s Publikation, welche Weill’s Einsicht in einen historischen Zusammenhang stellt.

    „Sandy Weill, whose creation of Citigroup ushered in the era of U.S. banking conglomerates a decade before the financial crisis, said it is time to dismantle the nation’s largest lenders.“
    This is Bloomberg’s July 25th article, and the Wall Street Journal had the headline: „Sandy Weill Regrets Breaking Glass“.
    Weill is quoted „What we should do is go and split up investment banking from banking.“

    He was instrumental in the 1998 merger of Citicorp and Travelers Group, which was the deal that required the repeal of Glass-Steagall. And, as the saying goes „The rest was history“, as Citi stock collapsed from 515 in 2007 to 9.70, repeat 9.70, in 2009. The best on the rebound was 51.50 in January 2011.

    It is always fascinating to see examples of how the culture of finance changes from the habits of probity learned in the previous depression to „anything goes“ in a new financial era. And, eventually, back to probity, for which Weill seems to be an agent.
    It should be emphasized that in the early 1930s most in the establishment understood that the depression was caused by the financial collapse inevitable to a bubble. Since the 1950s too many academics believe that the post-1929 crash was due to the policy error of raising the discount rate from 5 percent to 6 percent in early August of that fateful year.

    On the certain knowledge that the boom caused the bust, Glass-Steagall split ordinary banking from Wall Street banking. It made sense, as did the formation of the SEC with the mandate to prevent a repeat of the „Roaring Twenties“. Well, with 2007 recording most of the features of a great bubble the SEC failed on its mandate. Also, one of the promoters of the SEC Act boasted that it „would put a cop on the corner of Wall and Broad Streets“.

    The Madoff fraud had a number of whistle-blowers and the SEC did not act on the biggest Pozni Scheme in history.
    Glass-Steagall was thrown out in 1998 as part of another cultural change to reckless financial speculation. Now one of the key agents of change is exploring remorse and repentance.

    Perhaps, the SEC will try to assume the mantle of responsibility and accountability that it was originally charged with.

  • H.Trickler sagt:

    @Markus Diem Meier

    Der Titel „Die seltsame Verwandlung des Sandy Weill“ ist schändlich, denn schliesslich gebührt dem Mann Respekt, dass er bereit ist öffentlich zu bestätigen, dass sich die Finanz-Welt in einer Weise geändert hat wie er es nicht vorhersah.

    • Martin Holzherr sagt:

      Richtig. Und wer von den Herren Ökonomen hat die Finanzkrise in dieser Form vorausgesehen aufgrund seines Wissen um die richtigen oder falschen Regulierungen und die richtigen oder falschen Anreize und die richtigen oder falschen Finanzinstrumente.
      Greenspan hat sich zu Derviaten 2003 so geäussert: “What we have found over the years in the marketplace is that
      derivatives have been an extraordinarily useful vehicle to transfer risk from those who shouldn’t be taking it to those who are willing to and are capable of doing so,”
      und 2004 so zu den komplexen Geldveikeln: “Not only have individual financial institutions become less vulnerable to shocks from underlying risk factors, but also the financial system as a whole has become more resilient.”

      Später – nach der Krise – sagte er dann:
      “I made a mistake in presuming that the self-interests of organizations, specifically banks and others, were such as that they were best capable of protecting their own shareholders and their equity in the firms,” Mr. Greenspan said.“

      Referring to his free-market ideology, Mr. Greenspan added: “I have found a flaw. I don’t know how significant or permanent it is. But I have been very distressed by that fact.”
      Mr. Waxman pressed the former Fed chair to clarify his words. “In other words, you found that your view of the world, your ideology, was not right, it was not working,” Mr. Waxman said.
      “Absolutely, precisely,” Mr. Greenspan replied. “You know, that’s precisely the reason I was shocked, because I have been going for 40 years or more with very considerable evidence that it was working exceptionally well.”

      • Linus Huber sagt:

        In short: Debt levels do not matter, … until they do.

      • Linus Huber sagt:

        Während seiner ganzen Karriere bewies Greenspan eine bemerkenswerte Fähigkeit, für jede Problemstellung eine „fundierte“ Lösung zu finden, welche den Wünschen und Vorstellungen des Auftraggebers (im weitesten Sinne des Wortes) entsprach.

        • ast sagt:

          Herr Huber, das lässt sich auch über die Deutschen sagen, deren Medizin (Zitat von Steinbrück) „um wieder ganz Oben mitspielen zu können“, die hat Europa ruiniert und spaltet die Union in Habenichtse und Gläubiger -ohne aber deren Fähigkeit die Schuldner noch viel länger mit hohen Zinsen ausbeuten zu können.

          Europa wurde gespalten durch das elitäre süsse Gift der überlegenen Wettbewerbsfähigkeit durch internes Lohndumping und Sozialschrumpfung.

          Die Europäer haben noch weniger als die Amerikaner von den Chinesen gelernt -die sind im Gegensatz zu USA/EUropa seit einiger Zeit dabei Sozialleistungen und Löhne auszubauen. Die Chinesen haben begriffen dass ein Wetbbewerbsvorteil langfristig ohne Sozialausgleich nicht durchzuhalten ist -der Marktwettbwerb zerstört nämlich nicht nur die Konkurrenz, sondern auch letztendlich die Abnehmer der Produkte in den durch diesen irren Wettbwerbseifer kaputt geschliffenen Konsumenten in Spanien, Portugal, Griechenland usw.

          In der kurzen Zeit wo ich diesen Beitrag geschrieben hat, haben sich die Schulden der tief im Negativum liegenden Südeuropäischn Gesellschaft um Abertausende von Euros vermehrt. Umgekehrt werden Deutschland und andere Wettbwerbseiferer durch eine niederkreichende Mittelschicht ausgelaugt und die Gläubiger werden alsbald gezwungen sein sich plötzlich selbst in der Rolle als Schuldenleichen zsehen zu müssen -dann nämlich wenn der ganze Ponzi -Schuldenberg der Banken in einem Kollaps des angeblich nur virtuellen Target-2 Mechanismus platzt.

      • H.Trickler sagt:

        Auch Greenspan hat sich dazu bekannt, dass frühere Entscheide fatale Wirkungen zeitigten. Journalisten wie der Blogautor legen solches dann gerne als lächerliche Schwäche aus, insbesondere wenn sie das Kasino-Banking gerne fortgeführt sehen.

  • Thomas ernst sagt:

    Nach der Tat hält der Banker Rat…

    Ein gutes Beispiel dafür, die Glass-Steagal-Geschichte mit Sandy Weill.

    Anthropologisch lässt sich das wie folgt erklären: Im US-gepraegten Management wie in der Finanzbranche werden gerne testosterongesteuerte aggressive Figuren ( m/w ) befördert. Diese sind auf kurzfristige Zielerreichung und rücksichtslose Beseitigung jedes Hindernisses fokussiert. „Glass-Steagall? Ein Hindernis! Beseitigen!!!“ Kollateralschaeden, sofern sie von solchen Managern überhaupt wahrgenommen werden, gehen achselzuckend unter „Wo gehobelt wird…“.

    Solches habe ich in US-kulturgesteuerten Firmen mehrfach hautnah erlebt.

    Wenn bei den Managern mit dem Alter der Testosteronspiegel sinkt, reduziert sich die blinde Agressivitaet und manchmal beginnen die Leute auch nachzudenken – siehe Sandy Weill. Andere leiden auch im Alter noch unter zuviel Testosteron; die werden dann von einem Zimmermädchen in New York wegen sexueller Übergriffe abgeschossen…

  • Taric Trent sagt:

    Es ist eine falsche Auffassung, dass die Rettung der Banken an ihrer Grösse läge, die Verzweigung ihrer Risiken ist die Ursache. Tatsächlich kann eine kleine Bank jederzeit wieder Kreditketten reissen lassen und die Guthaben der Grossbanken lösen sich noch am gleichen Tag in Luft auf, der ganze Bank Sektor fällt um. Dass man nur die grossen rettet muss gar nicht daran liegen, dass die die Ursache sind, es handelt sich um Schadensbegrenzung wenn man deren Kredit aufkauft. Es fehlt an Wissen über das Kreditgeschäft. Diese Tage wird jede Bank gerettet, die im grossen Stil mit Kreditversicherungen handelt, denn der ganze Derivate-Sektor ist höchst instabil geworden und es und die Kettenreaktionen sind immer noch am laufen, sie füllen geraden den grossen Ballon namens Staatshaushalt mit den faulen Krediten der Banken auf. Richtigerweise riechen die Finanzheinis hier Risiken und machen die Ratingagenturen zu Richtern über Leben und Tod von Staatshaushalten, die sich übrigens diese Finanzheinis mal erfunden haben als Mittel ihre Macht zu steigern und dazu ein Bankengesetz erschaffen haben. So ermorden die Kinder ihre Eltern, nämlich der Finanzsektor den Staatshaushalt.

    • Thomas ernst sagt:

      @ Taric

      Es waren m. W. urspruenglich die Staaten, die auf Ratings gedrängt haben, nicht die Banken. Natürlich hat zu Beginn keiner gesehen, welcher Macht- und Manipulationsmechanismus damit geschaffen wurde. Nun haben wir den Schlamassel. Ziemlich ähnlich wie der LIBOR, der ursprünglich als harmlose statistische Grösse konzipiert war, und heute hängt die halbe Wirtschaft daran und Manipulationen sind unwiderstehlich.

      PS: Gemäss katholischer Morallehre ist die LIBOR-Manipulation keine Sünde. Wer einer unwiderstehlichen Versuchung erliegt, so die Offizielle Doktrin, begeht keine Sünde. Und ich denke, für einen Banker sind ein paar Milliarden immer unwiderstehlich…

      • Taric Trent sagt:

        Das war sehr schlecht formuliert von mir.. Ich meinte die Staaten haben sich die Finanzer erschaffen mittels Bankgesetz und haben nun den Salat / rein fiktive Werte..was diese natürlich nicht so sehen. Die Ratingagenturen beurteile ich als ausgelagerte Tätigkeit der Investoren selbst, deren Urteile über Bonität haben sich die Ratingagenturen als Kerngeschäft angenommen, also die sind von den Investoren selbst kaum zu trennen.

  • Linus Huber sagt:

    Eigentlich beschreibt dieser Artikel einzig die erfolgreiche Lobby-Arbeit der Banken, was uns wirklich allen langsam bekannt sein dürfte.

    Wir sind jetzt schon über 4 Jahre in dieser Krise und die Politik ist weltweit noch immer nicht fähig, wirksame Massnahmen gegen dieses korrupte Banken-System zu erlassen, welches einerseits das Risiko der Allgemeinheit unterjubelt, während sich andererseits die entsprechenden Manager wie in einem Selbstbedienungsladen ungerechtfertigt und risikolos bereichern.

    Die gesellschaftlichen Nebenwirkungen, welches solch ein System den marktwirtschaftlichen Akteuren vermittelt, sind nicht zu unterschätzen. Es werden Anreize für Handlungen produziert, welche zwar elegant als „moral hazard“ hingestellt werden, jedoch viel tiefgreifendere Veränderungen hervorrufen und uns schrittweise zu einer Kleptokratie führen. Es ist eine Unterhoehlung marktwirtschaftlicher, rechtsstaatlicher sowie demokratischer Prinzipien.

    Der groesste Diebstahl der Weltgeschichte läuft am helllichten Tag vor all unseren Augen ab und die meisten Leute scheinen es nicht zu erkennen. Zum Zeitpunkt, an welchem die Menschen es spüren, ist es bereits zu spät und es scheint keinen Ausweg mehr zu geben.

    • markus roth sagt:

      warum niemand diesen groessten diebstahl der weltgeschichte am hellichten tag erkennen kann, hat damit zu tun, dass er medial nicht aufbereitet wird und die leute nicht informiert werden. die zuständigen institutionen versagen, was auch immer die ursachen dafür sind.

      • Thomas ernst sagt:

        … Die zuständigen Instanzen haben nicht versagt, sondern sind Komplizen der Abzocker geworden. In den Medien werden irrelevante Dramen aufgeführt, um die Breite Bevölkerung von den tatsächlichen Vorgängen abzulenken. Die 1% hätten gegen die 99% keine Chance, wenn diese bloss realisieren würden, was tatsächlich abgeht.

        Egal ob Blocher gegen EWS, US-Wahlkampf, Steuerstreit oder DSDS – alles blosses Theater für die Kulisse.

  • Husi sagt:

    Also ihr Ökonomieprofessor Martin Hellwig sagt: Grundsätzlich sollte das Eigenkapital der Banken deutlich höher sein, in der Grössenordnung von 20 bis 30% der unge­wichteten Aktiva. War das ein Versprecher/Tippfehler oder ist er schlicht unqualifiziert? Wie soll ein Wholesaler auf so eine EK-Quote kommen. Zb. die Migros hat eine EK-quote von 10% und die Assets in der Bilanz einer Bank sind in der Regel viel liquider als bei einem Lebensmittelunternehmen.

    • Husi sagt:

      Eine ungewichtete Kapitalquote von minimal 3-5% sprich ein Leverage vom maximal 20-30 scheint schon plausibler.

    • Linus Huber sagt:

      Vor 50 Jahren hatten die Banken auch viel höhere Eigenkapitalquoten und es funktionierte ebenfalls.

      Natürlich bewirkt dies, dass der EPS tiefer ausfällt und damit die Boni ebenfalls eine massive Reduktion erfahren. Solange wir nicht in der Lage sind, Banker persönlich verantwortlich zu machen, muss viel höheres Eigenkapital gefordert werden um einen Buffer für das Versagen in der Sorgfalt bei der Kreditvergabe zu haben, damit nicht Steuerzahler sondern Aktionäre, welche das entsprechende Risiko bewusst eingehen, zur Kasse gebeten werden, resp. Verluste erfahren.

      Alles ginge ja auch ohne jede Regulierung, wobei natürlich auch 100% klar sein muss, dass keine einzige Bank gerettet wird und dass keine Einlage versichert ist. Innert kürzester Zeit müssten Banken massiv höhere Zinsen zahlen auf ihre vermarkteten Bonds, insbesondere jene mit tiefen Eigenkapitalquoten und einem risikoreichen Geschaeftsmodell.

  • markus roth sagt:

    wegen der mannipulationen der finanzbranche wurde die weltwirtschaftskriese 1929 mit schlimmsten auswirkungen ausgelöst und in der folge der glass- steagul act verfügt um zukünftige wiederholungen zu vermeiden. Dieser wurde ende der neunziger jahre auf drängen der finanzbranche durch clinton abgeschafft, mit der konsequenz, dass die finanzbranche wieder ausser kontrolle geriet und wir in der folge die heutige miserable finanzsituation haben. Sandy Weil ist kein kommiker-gag sondern ein saulus zu paulus der weiss von was er redet und sehr zu recht die aufteilung der banken in spekulative investment banken und normale geschäftsbanken verlangt, also die wiedereinführung des glass-steagul acts. Nur so wird sich das weltweite finanzdebakel wieder kontrollieren können und grossbanken die sich verzocken können bankrott gehen und müssen nicht durch steuergelder gerettet werden, mit dem arrgument „to big to fail“.

  • Rolf Schumacher sagt:

    Guter Artikel, gute Recherche. Späte Einsicht ist auch Einsicht. UBS-Molochmitgründer Blocher spricht heute auch von Aufteilung der Grossbank??

    • Thomas ernst sagt:

      Faktisch falsch. Blocher war an der Gründung der UBS ebensowenig beteiligt, wie an der Gründung der SBG. Die Wiederholung macht die Lüge nicht wahr, sonden diskreditiert den Lügner.

  • Nadine Binsberger sagt:

    „Bankbrache“ – ein sehr schöner Verschreiber. Aber bald wird es wohl tatsächlich viele Bankbrachen geben. Das sind dann diejenigen Orte und Räumlichkeiten, an denen viel neues und wirklich wertvolles entstehen kann.

    • Thomas ernst sagt:

      @ Nadine

      Ihre ansprechende Petapher gefällt mir. Ich fürchte aber, dass wir nach dem unvermeidlichen Crash nicht eine Brache (= umbestelltes Feld), sondern eine Trümmerlandschaft haben werden, etwa wie Berlin nach dem 2. Weltkrieg. Man wird wohl erst aufräumen müssen.

  • Martin Holzherr sagt:

    Ist die Trennung in Geschäfts-und Investmentbanken eine Massnahme gegen „too big to fail“? Dies könnte folgender Satzteil nahelegen: „die Aufspaltung der Grossbanken, faktisch also eine Wiedereinführung von Glass Steagal“.

    Nein, der Sinn für eine Trennung von Investment- und Geschäftsbanken liegt nicht darin, zu grosse Banken zu verhindern, sondern darin, Risiken auf ein Teilsystem des Finanzsektors zu beschränken.

    Der sich mit Risikoforschung befassende ETH-Professor D. Sornette (kommend von der Physik) hat mehrmals darauf aumerksam gemacht, dass sich in jeder Finanzordnung eine Dynamik entwickeln kann, die ins Chaos führt und dass deshalb ein funktionierendes Finanzsystem in gegeneinander abgegrenzte Teilsysteme aufgeteilt werden muss. In Systemic risk in banking: It is complex but not that complicated schreibt er: „The ongoing financial crises since 2007 painfully reminded us that systems can develop socalled “emergent” dynamics that are fundamentally different to what can be expected by studying their parts. The assumption that the economy as a whole can be understood by solely
    focusing on the equilibria resulting from utility optimization of its economic agents
    constitutes one of the major shortcomings of economics. … Rather than putting our hope in tackling the
    super complexity with super high tech solutions, we should remember simple truths that demonstrated their value in the past but have been by and large forgotten. Academic and institutional memory loss includes the role of banks in credit creation, the benefits of certain (lost) forms of regulations, and the crucial role of central banks as fighters (rather than
    promoters) of bubbles.“

    Und zum Glass-Steagull Act schreibt er im gleichen Papier (von mir übersetzt und etwas gekürzt)
    Die 50 Jahre nach dem zweiten Weltkrieg waren die stabilste ökonomische Periode in der Geschichte der USA und von Europa. Eine Schlüsselrolle dabei spielte der Glass-Steagall Act von 1932, welcher auf erfolgreiche Weise „Super-Sperader“-Instabilitäten verhinderte indem er Investment Banking, Geschäfts-Banking, Privatkunden-Banking und Versicherungswesen trennte.“

    • Thomas ernst sagt:

      Danke! Hochinteressanter Input. Leider hat das Systemdenken (wie auch von Sornette angesprochen) keinen grossen Stellenwert. Selbst die HSG, die vor 30 Jahren mit ihrem Systemansatz in der BWL weltweit bekannt war, ist heute nur noch eine gewöhnliche 08/15-Uni und das Sytemdenken hat einer „Gier ist Geil“-Mentalität Platz gemacht.

    • Anh Toan sagt:

      Bezugnehmend auf meine Kommentare oben:

      Danke @Martin Holzherr, Sie bringen ein Argument.

      Nicht überzeugend erscheint die Quantifizierung dieses Argumentes, es ist doch schon fast Sarkasmus, die Stagflation der 70er als „stabilste ökonomische Periode der Geschichte“ zu bezeichnen. (stabil waren hohe Arbneitslosigkeit, kein Wachstum und Inflation, geil!)

  • Anh Toan sagt:

    Ich habe grosse Zweifel, dass eine Trennung von Investment- und Einlagenbanken viel bringt. Die Einlagebanken hätten soviele Forderungen bei den Investmentbanken, die sie nicht mit ihren Schulden verrechnen könnten, dass man die Investmentbanken auch retten müsste, um die Pleite der Einlagebanken zu verhindern, sebst wenn diese organisatorisch getrennt werden. Sehe aber noch weniger einen grossen Nachteil, ausser für die Investmentbanken, daraus entstehen, also mein ich, trennt sie, mal sehen ob es etwa hilft, schaden tut es kaum viel, und jetzt kommt der wichtige Punkt, solange man es einigermassen global macht. Andernfalls kann ich mir gut vorstellen, dass die nationalen Investmentbanken sich komplett aus dem Bankgeschäft zurückziehen, sich z.B. als Hedge Fonds neu positionieren, und das Investmentbanking der ausländischen Konkurrenz überlässt. Wer als US Bürger Zugang zu IPO Aktien sucht, eröffnet dann am besten ein Depot bei einer Bank in Japan oder HK.

    Ich habe im Beitrag auf mehr Argumente für oder gegen „Glass-Steagal“ gehofft (statt Borat). Nun schreibe ich halt einen unbedarften Kommentar, in der Hoffnung auf erhellende Berichtigung.

    • H.Trickler sagt:

      Einlagebanken dürfen definitionsgemäss keine solchen eigenen Forderungen bei Investmenbanken haben. Entweder finden sie Kunden, welche diese übernehmen oder sie müssen sie abstossen.

      • Anh Toan sagt:

        Eine Schnittstelle zwischen den unterschiedlichen Teilnehmern im Finanzsystem muss es doch geben.

        Soweit ich weiss, war dies in Europa (London, Frankfurt, Zürich, Paris, Mailand kein Thema, auch nicht in Singapore oder HK. Warum ging es da die ganze Zeit ohne Glass-Steagal nicht schief?

        • Oliver sagt:

          Wieso muss es das?

          Aus Singapur meine ich vom Hörensagen zu wissen, dass einheimischer Geschäfte strikt vom internationalen Finanzmarkt getrennt werden. D.h. Finanzinstitute dürfen zwar bspw. nach Lust und Laune im US Markt mitpokern, aber die heimischen Tätigkeiten sind hochgradig reguliert. Die Realwirtschaft ist also nicht direkt durch die Finanzbranche gefährdet. Singapur hat übrigens eine der hchsten Staatsdefizite der Welt nach Japan. Der Staat spielt also selber in grossem Stil Bank.

          Bez. HK: zu den grössten Banken in HK gehören HSBC und Standard Chartered (ehemals, neben Bank of China die designierten Notenbanken unter den Briten. Weiss nicht, wie das heute ist). Kannst jedenfalls mal Googlen, ob die in den Schlagzeilen sind… Allerdings sind auch hier die lokalen Geschäfte von den internationalen zu trennen. HK Finanzen reiten zZt noch auf der Welle des eigenen und des Chinesischen Immobilienmarkts. Mal schauen, wie lange das gut geht.

          Beide Länder profitieren jedenfalls, ähnlich wie die Schweiz, von ihrem ‚offshore‘ Status.

        • Anh Toan sagt:

          @Oliver: Ich war nie im Bankgeschäft, kenne es nicht wirklich, am skeptischsten macht mich, dass die aktuelle Krise nicht vom Investmentbanking ausging.

          Eine Schnittstelle muss es geben, weil die Retailbanken für ihre Kunden die von den Investmentbanken auf den Markt gebrachten Produkte kaufen.

          Ich denke, es gehört zum Geschäft einer Investmentbank, CDS und Optionen herauszugeben. Werden diese von Geschäftsbanken zur Absicherung von Positionen gekauft, und die Investmentbank geht bankrott, ist die Absicherung weg, die Geschäftsbank zu sehr exponiert, und geht pleite. (Eine spanische Bank hinterlegt spanische Staatsanleihen bei der spanischen Notenbank zur Erfüllung ihrer Reserveanforderungen. Sie kauft ausserdem CDS auf dese hinterlegten Staatsanleihen. Geht nun Spanien und GS pleite, geht doch auch die spanische Geschäftsbank pleite, ihre Reserven sind weg.)

          Im Moment läuft für mich was folgt ab: Wir haben7hatten ein grosses Problem sagt die Politik/Notenbanken/IMF und Co. Das Volk erwartet, dass wir etwas tun. Wir wissen nicht was, oder wir können nicht tun, was wir eigentlich wollten, vor allem aber können wir nicht Nichts machen. Also verlangen wir die Abtrennung der gemeinhin als böse betrachteten Investmentbanken, das wird gern genommen vom Volk. Das Volk schreit hurra, die Politiker werden wiedergewählt, und nichts wurde besser. Es macht doch gar keinen Sinn, die Abtrennung von Investmentbanken in der breiten Bevölkerung zu diskutieren. Ich zähle mich zu den 10%, die noch am meisten davon verstehen, aber auch ich habe keinen blassen Schimmer. Die ganze Diskussion um Glass-Steagal, erscheint mir schlicht als Ablenkungsmanöver,.weil sie von der Politik in die Öffentlichkeit getragen wird statt in einem Sachverständigengremium.

          • Oliver sagt:

            ?? Bear Stearns & Lehman waren beides Investment Banken. Und ich denke ein Durchbrechen der ‚Ketten‘ von Absicherungsgeschäften ist genau der Sinn und Zweck hinter einer Aufteilung der Finanzbranche à la Glass Steagall. Ob das genau nach den gleichen Kriterien wie damals geschehen muss bzw. kann, ist eine Frage, die ich nicht beantworten kann. Vielleicht ist eine generelle Atomisierung in kleinere, notfalls abtrennbare Einheiten auch entlang anderer Grenzen möglich. Ich kenn mich zu wenig aus. Aber eine Antwort auf die TBTF problematik und damit verbundene Gespräche um Glass Steagall sind m.E. sehr wohl zumindest Anfangspunkte für echte Reformen. Nur ist die Branche selber natürlich wenig begeistert. Vor allem dann, wenn klar zu werden droht, mit welch strengen Benimm-Regeln der Zugang zu staatlichen Garantien eigentlich verbunden sein müsste. Finanz ist die Kunst, über Risiken hinwegzutäuschen. Die Frage ist: muss das so sein? Falls du an einer pessimistischen Analyse interessiert bist:

            Finance has always been complex. More precisely it has always been opaque, and complexity is a means of rationalizing opacity in societies that pretend to transparency. Opacity is absolutely essential to modern finance. It is a feature not a bug until we radically change the way we mobilize economic risk-bearing. The core purpose of status quo finance is to coax people into accepting risks that they would not, if fully informed, consent to bear.

            http://www.interfluidity.com/v2/2669.html

          • Anh Toan sagt:

            @Oliver: Die aktuelle Krise ging von der geplatzten Immobilienblase aus. Die ganze folgende Kettenreaktion wäre auch eingetreten, wenn die Investmentbanken abgetrennt gewesen wäre. Selbst wenn die Verantwortung für die Immobilienblase bei den Investmentbanken lege, was ich bestreite (Fannie Mae und Freddie Mac bzw US Treasury und FED, kurz Politik), ist damit noch keineswegs geklärt, dass sich Investmentbanken anders verhalten, wenn sie abgetrennt sind.

            Gerade Bear Stearns & Lehmann, waren zusammen mit GS und MS doch die „reinen“ Investmentbanken, so habe ich es wahrgenommen. Obwohl die organisatorisch von den Geschäfts- und Investmentbanken (Citi, JP Morgan Chase etc, ) abgetrennt waren, bestand dennoch das akute Risiko der Kettenreaktion. Hätte anders gehandelt werden können, wenn das Investmentbanking der Citi vom Rest getrennt gewesen wäre? Bei der UBS?. Die Frage betreffend Trennung von Investment- und Geschäftsbanken ist nicht, warum Bear Stearns und Lehmann zusammenbrachen, sondern warum sie gerettet werden mussten, bzw warum der Effekt dies nicht zu tun, so schlimm war. Ich bezweifle, dass es bei einer Trennung anders abgelaufen wäre: Die Guthaben (Hypotheken) haben sich in Luft aufgelöst, wurden uneinbringlich und es entstanden Löcher in den Bilanzen. Die Löcher entstanden aber nicht nur in den Bilanzen der Investmentbanken, sie entstanden z.B. auch in den Ersparnissen der Bürger, und darum hat man sie zu Lasten des Staatshaushaltes bzw. der zukünftigen Kaufkraft des Geldes, gefüllt. Hätte man die Banken nicht gerettet, wären die Einbussen in den Ersparnissen der Bürger viel grösser gewesen (noch viel tiefere Immobilienpreise, Aktienverluste, Unternehmensanleihen usw.)

            Danke für Deinen Input

          • Oliver sagt:

            Das glaube ich nicht. Ja, es gab eine Immobilienblase. Aber erstens: wie kam sie zustande? Ich denke, die Finanzinnovationen waren ein grosser Bestandteil davon und zwar indem sie Fahrlässige Geschäftspraktiken erst ermöglichten. Eine Bank, die gezwungen ist, Hypotheken auf den eigenen Papieren zu halten, wird viel vorsichtiger vorgehen.

            Ausserdem muss man sich vor Augen halten, dass die Bautätigkeit in Amerika, gemessen an der Produktivität der Wirtschaft, nicht übermässig hoch war. Nur gemessen an den Löhnen war die Privatverschuldung einmalig. Aber wirft vor allem die Frage auf, warum die Löhne nicht mit der Produktivität mitgehalten haben?

            Und zweitens: warum hat eine Immobilienkrise in Amerika zuerst die eigene Finanz-, dann die in Europa und schliesslich die Realwirtschaft der gesamten westlichen Welt in den Abgrund gezogen? Ohne Querbeteiligungen und den Verkauf von vordergründig risikoarmen Ramschpapieren an Pensionskassen und Gemeinden auf der ganzen Welt, hätte sich eine amerikanische Immobilienkrise nie so ausgewirkt (und auch nie so gross werden können).

            Ich gebe zu, dass dies auch ein Symptom der Globalisierung ist und nicht einfach wieder weggedacht werden kann. Aber die Finanzinstitute an sich, bzw. zumindest diejenigen, die Einlagen bieten und Hypthekarkredite vergeben (also langweilige Alltagsgeschäfte), könnten gut von den Geldmärkten abgetrennt und vertikal über den Staat finanziert werden. Aus systemischer Sicht scheint es mir sehr Nachteilhaft, wenn die Masse der Alltagsgeschäfte als Risikoträger für die Machenschaften der Kreativen herhalten muss. Die Hoffnung dabei ist natürlich, dass durch so eine Trennung die meisten obskuren Finanzvehikel von alleine wegfallen, oder zumindest nur von denen gehandhabt werden, die etwas davon verstehen. Keep It Simple ist eine goldene Regel des Systemdesigns.

            Aber ich bin einverstanden, dass gemachte Fehler nicht so einfach ungemacht werden können, da schlussendlich das Vermögen vonsehr vielen Pensionären und Sparern auf dem Spiel steht. Darum ist es ja so wichtig, solche Probleme gar nicht erst so gross werden zu lassen, denn am Ende haftet sowieso die Gemeinschaft. UNd das ist auch ein Argument dafür, gewisse Geschäfte, die im Allgemeininteresse sind, eben z.B. Spareinlagen und Hypoketarkredite, von vornherein als service public und nicht als Tummelfeld für Innovationen behandelt werden sollten.

          • Anh Toan sagt:

            @Oliver: „Ohne Querbeteiligungen und den Verkauf von vordergründig risikoarmen Ramschpapieren…“

            Die Querbeteiligungen waren nicht wichtig, die Ramschpapiere hätte es genauso gegeben, wenn Investmentbanking nicht unter dem gleichen Holdingdach hätte btrieben werden dürfen.

            Ob die Geschäftsbanken ihre Forderderungen (Hypotheken) über die Investmentbank des Konzerns oder eine unabhängige Investmentbank an den Markt bringen, ist doch irrelevant.

            Bläst man den ganzen Immobilienmarkt eines Landes mit Tiefstzinspolitik und staatlichen Subventionen zum Eigenheimerwerb auf, hat man den Salat, wenn die Blase platzt. Daran ändert doch die organisatorische Trennung von Investment und Geschäftsbanken (um mehr geht es nicht) nichts, bestenfalls sehr wenig. Alles, was Du als schädliches Beitragen der Investmentbanken beschreibst, hätte genauso stattgefunden, wenn die Investmentbanken abgetrennt wären, Du lieferst Argumente gegen die Investbanken, jedoch nicht für deren organisatorische Trennung von den Geschäftsbanken. Nicht einmal sagst Du, was anders gewesen wäre, wenn Investmentbanking vom Geschäftsbanking getrennt gewesen wäre. Genau wie die Politik: Emotionen nicht relevante Fakten zur Beurteilung der gestellten Frage.

          • Oliver sagt:

            Ob die Geschäftsbanken ihre Forderderungen (Hypotheken) über die Investmentbank des Konzerns oder eine unabhängige Investmentbank an den Markt bringen, ist doch irrelevant.

            Es geht darum, dass diese nicht ‚auf den Markt gebracht‘ werden sollen. Zerscheibelte Hypotheken dienen niemandem ausserhalb der Finanzbranche und kreieren stattdessen grosse Anreize um unnötige Risiken einzugehen. Wer was zum sparen braucht, kann er sich z.B. Bankaktien oder Staatsanleihen, oder, wenn ihm nach mehr Risiko zumute ist, andere Aktienfonds kaufen.

            Etwas so simples wie eine Hypothek braucht nicht mehr als eine gute Abklärung der Bonität des Kunden und einen entsprechenden Risikozuschlag. Dies hat jahrzehntelang, und zwar bei niedrigen Zinsen, wunderbar funktioniert. Alle weiteren Absicherungsgeschäfte dienen nur der Verschleierung, bzw, der kurzfristigen Gewinnmaximierung der Finanzbranche und wodurch spekulative Blasen überhaupt erst zustande kommen. Ich wehre mich dagegen, dass es die niedrigen Zinsen der Zentralbanken waren, die zur Blasenbildung geführt haben. Sie waren höchstens eine von vielen Gründen dafür.

            Anders sieht es vielleicht bei der Finanzierung von Grossprojekten oder bei Firmenübernahmen aus. Hier mögen die Innovationen der Branche durchaus ihre Berechtigung haben.

          • Anh Toan sagt:

            @Oliver: „Es geht darum, dass diese nicht ‘auf den Markt gebracht’ werden sollen.“

            Das mag eine gute oder eine schlechte Idee sein. Mich interessiert hier die Trennung vom Investmantbanking.

            Es geht darum, wer diese auf den Markt bringt, wenn von „Glass-Seagall“ geschwafelt wird, nicht dass diese auf den Markt gebracht werden, auch nicht welche davon oder wieviele, auch nicht wer diese dort kauf und hält und wieviele von welchen brutto oder netto, sondern ausschliesslich darum, wer diese auf den Markt bringen darf..

            Da ich dies so sehe, halte ich das ganze für ein polemisches Ablenkungsmanöver.

          • Anh Toan sagt:

            @Oliver: So passt dann auch die Meinungsänderung des Sandy Weill, und erscheint nicht mehr als seltsame Verhandlung.

          • Oliver sagt:

            Mich interessiert hier die Trennung vom Investmantbanking.

            Dadurch, dass Forderungen von Geschäftsbanken Ihren Kunden gegenüber nicht zu weiteren Invesitionszwecken vermarktet werden können, ensteht erst die Trennung. Dies ist die Trennung – wenigstens in meinem Verständnis (mein Gebrauch des Wortes ‚Querbeteiligungen‘ weiter oben war in dieser Hinsicht wohl unpräzis).

            Das mag eine simplistische, weil extreme Ausgangslage sein, aber ich sehe nicht, wo sie grundsätzlich falsch sein soll. Und sie wird sehr wohl von ‚Sachverständigen‘ vertreten. Einfach nicht von solchen, die selber noch in der Branche ihr Geld verdienen. Die wundersame Wandlung des Hrn. W. ist wahrscheinlich auch auf seine Pension zurückzuführen. Mann kann erst getrost am Ast sägen, wenn man nicht mehr darauf sitzt.

          • Anh Toan sagt:

            @Oliver: Irgendwie reden wir aneinander vorbei: Das was hier unter „Glass Steagall“ diskutiert wird, verhindert nicht, dass Geschäftsbanken ihre Kundenforderungen über Investmentbanken am Markt verkaufen. Es verhindert lediglich, dass sie dies über eine Investmentbank, die dem gleichen Konzern angehört tun. Über

          • Oliver sagt:

            OK. In dem Fall sehe ich den Inhalt ebenfalls nicht.

        • Anh Toan sagt:

          Standard Chartered hatten einen hervorragenden Ruf, kamen gerade jetzt massiv in die Schlagzeilen: Gegen sie wurde in den USA Verfahren eröffnet, weils sie für den Iran hunderte von Milliarden USD gewaschen hätten. Sie sollen ihre US Banklizenz verlieren, auch von Bussen ist glaub die Rede. Die haben ein riesen Problem. Es gibt aber einige ernst zu nehmende Stimmen, die sagen, das wäre nur mit dem Egotrip, etwas konkreter den politischen Ambitionen eines Staatsanwaltes zu erklären. Vielleicht werden wir sehen, ob Standard Chartered ihr Asiengeschäft oder was auch immer, vor dem Zugriff von Uncle Sam schützen können.

        • Anh Toan sagt:

          @Oliver: Ich glaube, bei „Glass-Steagal“ ging es insbesondere um Vermeidung von einen Marktvorteil verschaffenden Informationen zwischen Investmentbank und Geschäfts- und Einlagenbanken. Es wurde doch immer diese „chinese walls“ dsiskutiert, als es darum ging „Glass-Steagal“ abzuschaffen. Diese würden ausreichen. Das damalös ein grösseres Kollapsrisiko diskutiert wurde, kann ich mich nicht erinnern.

  • Baer sagt:

    Die Pensionierung scheint eine geradezu aufklärerische Wirkung auf Bankiers zu haben.

    • Hans Huber sagt:

      Das ist liegt daran, dass vor dem Abtritt der Ablass erfolgt. Durch die Beichte soll das Gewissen beruhigt und die Schulden bereinigt werden. Nur die ganz harten sprechen während Ihrer Amtszeit von der NewWorldOrder („Out of these troubled times, our fifth objective—a new world order—can emerge: a new era—freer from the threat of terror, stronger in the pursuit of justice, and more secure in the quest for peace.“ G. Bush). Oder diejenigen die aufgrund Ihrer Macht jenseits von allem stehen («Wir stehen am Beginn eines weltweiten Umbruchs. Alles, was wir brauchen, ist die eine richtig große Krise und die Nationen werden die Neue Weltordnung akzeptieren.» D. Rockefeller)

    • H.Trickler sagt:

      Leider nicht auf DIE Bankiers im Allgemeinen.

      Aber S. Weil sagt es mehrmals ganz deutlich: „The world has changed in the last 10 years“ und ich finde es beachtlich, dass er soviel Rückgrat zeigt, zuzugeben dass die Abschaffung der Einschränkungen sich als Fehler erwiesen hat.

      Bleibt zu hoffen, dass die Politik endlich eine Gesetzgebung schafft, welche die Aufteilung in stabile Banken und Finanzkasinos bewirkt. Für die Allgemeinheit sind stabile Banken äusserst wichtig und wer Zocken will kann dies in den Finanzkasinos auf eigene Rechnung ohne Gefährdung der Allgemeinheit.

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