Diabetes und Pneumonie

Sieht rot: Der spanische Premier Mariano Rajoy vor einer TV-Kamera. (Bild: Keystone)

«Die Europäische Zentralbank darf den PIIGS-Staaten nicht zu viel helfen. Sonst verlieren sie ihren letzten Rest an Reformwillen.»

Dieses Argument ist im Zusammenhang mit der Eurokrise oft zu hören. So auch wieder am Donnerstag vergangene Woche, als EZB-Präsident Mario Draghi – der wenige Tage zuvor noch gelobt hatte, die EZB werde alles unternehmen, um den Euro zu retten – enttäuschenderweise keine neuen Stützungsmassnahmen für die Anleihen der beiden Kippstaaten Spanien und Italien präsentiert hatte (hier ein schonungsloser Kommentar von Barry Eichengreen in der FuW zum kommunikativen Desaster Draghis).

Das Argument klingt plausibel. Genauso plausibel wie die Aussage, die Südeuropäer hätten mit dem Beitritt zur Europäischen Währungsunion ihre Staatsfinanzen aus dem Ruder laufen lassen, sie hätten über ihre Verhältnisse gelebt und müssten nun halt sparen, um wieder auf den rechten Weg zu kommen.

Wie gesagt: Plausibel. Aber falsch. Auch die hundertfache Wiederholung in der «Bild»-Zeitung macht die Geschichte nicht wahrer.

Die Fehldiagnose beginnt mit der simplen Gruppierung Portugals, Irlands, Italiens, Griechenlands und Spaniens zu den PIIGS. Die oben beschriebene Stammtisch-Wahrnehmung der Eurokrise stimmt nur im Fall von Griechenland und in beschränktem Mass für Portugal. Für Spanien und Irland trifft der Vorwurf, sie hätten mit ihren Staatsfinanzen Schlendrian betrieben, definitiv nicht zu. Von 2000 bis 2007 haben sie die Maastricht-Kriterien stets makellos erfüllt – was wohlgemerkt sonst nur Luxemburg und Finnland geschafft haben. Die irischen Staatsschulden sanken in den ersten acht Jahren der Euro-Mitgliedschaft von 34,5 auf 24,8 Prozent des Bruttoinlandprodukts, in Spanien verringerten sie sich von 59,4 auf 36,2 Prozent des BIP.

Es ist erschreckend, wie oft diese Tatsache in deutschsprachigen Medien negiert wird.

Italien kam schon mit zu hohen Staatsschulden in die EWU (108,5 Prozent des BIP im Jahr 2000), erwirtschaftete aber in den meisten Jahren – auch heute noch – immerhin einen Primärüberschuss im Haushalt (Budgetsaldo unter Ausklammerung der Zinskosten) und konnte die Staatsverschuldung stabil halten. Auch in Bezug auf Italien ist der Vorwurf also falsch, mit dem Beitritt zum Euro sei jegliche Finanzdisziplin verloren gegangen.

Soviel zur Vergangenheit.

Die wahre Tragödie spielt sich jetzt ab, weil die Krankheit, an der die Peripherieländer leiden, falsch diagnostiziert wird. Bestes Beispiel dafür – und deshalb vertreten wir in diesem Blog schon seit Monaten die Meinung, dort werde sich das Schicksal des Euro entscheiden – ist Spanien. Spanien leidet nämlich an zwei Krankheiten gleichzeitig, am besten zu beschreiben mit Diabetes und Lungenentzündung (ein Bild in Anlehnung an Richard Koo, Chef des Nomura Research Institute in Tokio).

Die Diabetes entspricht der mangelnden Wettbewerbsfähigkeit Spaniens, den starren Arbeits- und Dienstleistungsmärkten, dem ineffizienten Staatsapparat. Zweifellos muss dieses Leiden bekämpft werden. Die Regierung von Mariano Rajoy muss harte Strukturreformen vorantreiben, der Staatsapparat muss abgebaut und die Arbeitsmärkte aufgebrochen werden. Um beim Bild zu bleiben: Der Diabetespatient muss sich gesünder ernähren, seinen Lebenswandel anpassen.

Spanien leidet aber gleichzeitig unter einer Lungenentzünung in Form einer brutalen Bilanzrezession. Sie tritt auf, wenn in einem vorhergehenden Boom – oft im Zusammenhang mit einer Immobilienblase – die private Verschuldung im Land zu hoch gestiegen ist. Nach dem Platzen der Blase versuchen Haushalte und Unternehmen krampfhaft, ihre Schulden abzubauen. Wenn das jedoch alle gleichzeitig machen, tritt das «Sparparadox» ein: Haushalte und Unternehmen erhöhen ihre Sparquote, die aggregierte Nachfrage in der Wirtschaft sackt zusammen.

Als Folge dieser Kontraktion sinken die Steuereinnahmen des Staates massiv, während die Ausgaben – etwa für die Arbeitslosenunterstützung – steigen.

Es ist zwecklos, in dieser Situation, während der private Schuldenabbau läuft, von Staat eine massive Senkung seines Haushaltsdefizits zu verlangen. Die aggregierte Nachfrage bricht dann einfach noch mehr zusammen, die Rezession verschärft sich, was die Steuereinnahmen weiter senkt und das Dezifit letztlich vergrössert. Seit zwei Jahren läuft in Spanien genau dieses Spiel ab: Jedes Quartal muss die Regierung melden, die Rezession sei stärker als bisher angenommen, und die Defizitziele würden nicht erreicht.

Als wäre das nicht genug, würgt eine schleichende Kreditklemme in Spanien – genauso wie in Italien – den Unternehmen im Land die Luft ab. Das hohe Zinsniveau – Spanien muss für zehnjährige Staatsanleihen aktuell 6,7 Prozent bezahlen, Italien 6 Prozent – schwächt über das Bankensystem die Realwirtschaft.

Das ist das Dilemma. Für die Regierung Deutschlands sowie für geldpolitische Exponenten wie Jens Weidmann, Chef der Bundesbank, ist die Diabetes das Hauptproblem Spaniens und Italiens. Pausenlos pauken sie den Regierungen der beiden Länder ein, ihre Diabetes endlich in den Griff zu kriegen. Die tödliche Lungenentzündung nimmt derweil ihren Lauf.

Mit Mariano Rajoy und Mario Monti haben Spanien und Italien Ministerpräsidenten, die das Mandat für harte Strukturreformen besitzen. Beide haben – teilweise zwar enttäuschend langsam –  Schritte zur Öffnung der Arbeits- und Binnenmärkte Spaniens und Italiens unternommen. Sie benutzen sogar die Arbeistmarktreformen von Merkels Vorgänger Gerhard Schröder als Plaupause. Der «Economist» hat recht, wenn er Monti als «besten Premier Italiens seit Jahrzehnten» bezeichnet (sein Mandat läuft im März 2013 aus).

Bloss: Strukturreformen benötigen in aller Regel mindestens fünf Jahre, bis sie einen sichtbaren Effekt in den Wachstumsraten des betreffenden Landes zeigen. Das war in Grossbritannien und den USA in den Achtzigerjahren genauso zu beobachten wie in Deutschland im vergangenen Jahrzehnt. Ist diese Tatsache in Berlin und Frankfurt vergessen gegangen?

Diese Zeit haben Spanien und Italien nicht mehr. Wird ihre Pneumonie nicht bald mit einem massiven Antibiotika-Schub – sprich: einer EZB-Intervention, die die Zinsen senkt – behandelt, wird die Eurozone in ihrer heutigen Form nicht überleben.

Keine Kommentare zu «Diabetes und Pneumonie»

  • lucius mayer sagt:

    Die Alternative zu «Diabetes und Lungenentzündung» mit Todesfolgen (Staatsbankrott und Euroaustritt) für Spanien ist der spätere Tod ALLER Eurovolkswirtschaften samt Niederlande und Deutschland. Katzenjammer tun Weh, gehen aber vorüber. Die im Beitrag vorgeschlagenen Scheinlösungen sind wie Schnappsverteilungen an Alkoholkranke.

  • Ueli der Knecht sagt:
    6. August 2012 um 13:11

    „Die Analyse von Herrn Dittli scheint mir noch zu sehr an der Oberfläche zu kratzen.
    (………………)
    ………7. Freilich wäre damit bestenfalls ein gewisser zeitlicher Aufschub erreicht. Denn solche Programme hängen ja genauso am Tropf des fiktiven Kapitals und deshalb ist es auch konsequent, dass ihre Fürsprecher, wie der neue französische Präsident Hollande, keinesfalls die Sparpolitik als solche in Frage stellen, sondern sie nur etwas anders gestalten wollen. Auch sie rennen der Illusion eines ausgeglichenen Haushalts hinterher und sind letztlich bereit, der Bevölkerung für diese Fiktion alle möglichen Opfer abzuverlangen.“

    Danke Ueli für Ihre extrem aufschlussreiche Erklärung dessen, um was sich diese Finanzkrise eigentlich dreht!
    Besser, klarer, stringenter formuliert als Alles, was ich seit mindestens einem Jahr darüber in internationalen Medien lesen durfte…
    Leider haben Sie wahrscheinlich todsicher Recht in jedem Ihrer sieben Punkte! Dass es genau meinen „Bauchgefühlen“ entspricht, soll nicht mal der Grund dieser Annahme sein, denn noch lieber hätte ich eine ebenso masslos intelligente Analyse gelesen, wie die Ihrige, die unsere weltweite Finanzenkrise zum Witz erklärt! Als nur in den Köpfen vorhanden, und die dazu führen würde, dass die Leute wieder – sorry – „normal“ werden! Gerne hätte ich einen solchen „Witzverweis“ gelesen, der ebenso glasklar begründet wäre, wie Ihre, Ueli der Knecht!

    Aber nein, da kommen SIE heute morgen, und sagen in Worten, was als dunkle Wolke am Himmel schwebt, um es indianisch zu sagen. Dass Sie ohne Zeilenabstand geschrieben haben, vermittelt die Logik, dass alles zusammenhängt. Machen Sie doch bitte in Ihrer Aufzählung weiter und überlegen sich, mit was sonst das zusammenhängen könnte, oder gar, was für CHANCEN auch bestehen, ein paar Farben vielleicht, die wie ein Regenbogen von der Wolke zur Erde führen. Sicher fällt Ihnen beim Stall ausmisten immer mal wieder etwas intelligentes dazu ein…

    Danke!

    Gerd der Seefahrer

  • Wolfgang aus Dtl sagt:

    Bei der ganzen Diskussion stehen Staatsdefizite für mich viel zu sehr im Vordergrund.

    Entscheidend sind für mich eher:
    – Braindrain: die intelligente und flexible Jugend geht in die Schweiz, nach West-Deutschland oder gleich nach Amerika/Asien
    – Überalterung
    – und daraus resultierende Rentenprobleme und Immobilienprobleme

    Man kann das schon an Ostdeutschland vs. Schweiz oder München sehen.
    Ostdeutschland: Immobilien verlieren an Wert, Arbeitgeber meiden die Region, die High Potentials verlassen die Region, die Verbliebenen werden verbittert.
    In München nimmt dagegen die Bevölkerung zu, das Durchschnittsalter und Arbeitslosigkeit nimmt ab und die Immopreise explodieren.

    Zusammen mit dem Exportschub durch den schwachen Euro und der extrem billgen Geldbeschaffung durch Staatsanleihen sind Deutschland und die Schweiz also extreme Nutznießer dieser Krise.

    Überspitzt nationalistisch gedacht: warum sollten wir die Krise beenden? Weiterköcheln ist doch prima für uns. Langfristig sind die Risiken sowieso geringer als der Nutzen oder wie wollen wir ohne Zuzug von High Potentials verhindern zu Rentnernationen zu werden?

    @alle: also für einen Blog finde ich das sprachliche Niveau extrem gut

  • Myria sagt:

    Es heißt der Diabetes und nicht die Diabetes https://de.wikipedia.org/wiki/Diabetes_mellitus, wie auch schon unschwer an der männlichen Endung bei Diabetes mellitus ( nicht mellita) zu erkennen.

    • will williamson sagt:

      Wer weiss, ob im Finanzbereich nicht eine grammatikalische Sonderregelung gilt? Da weiss man ja nie!

    • Thomas ernst sagt:

      …es ist wirklich eine Wohlltat, wenn man auf Leute trifft, denen Rechtschreibung noch was wert ist. Besonders in einem Blog geht das den meisten leider am Arxxxx vorbei.

      • Anh Toan sagt:

        @Thomas ernst: Ja ja Rechtschreibung, aber keine bösen Autoritäten, lasst uns doch einfach in Ruhe odeso haben Sie an anderen Orten gschriebn. Lassen Sie mich in Ruhe mit Rechtschreibung.

        Wenn interessiert es, ob der Diabetes männlich oder weiblich ist? Schulmeister aus dem späten Mittelalter, sonst niemanden, nicht mal den Diabetes selbst, der weiss selber nicht, dass er männlich ist.

        Rechtschreibung oder Anarchie, das ist die Frage!.

        • will williamson sagt:

          Myria interessiert das eben schon. Sonst hätte sie ja nicht darauf hingewiesen. Im übrigen ist es teilweise schon unter jeder Kritik, was da in Sachen Rechtschreibung angeboten wird. Thomas ernst ist diesbezüglich beizupflichten.

      • Anh Toan sagt:

        Ich lebe lieber in einer Parteiendiktatur, als in einer Gesellschaft, die sich an Rechtschreibung und ähnlichem kleinbürgerlich reaktionärem Spiesserkram ergötzen kann.

        @Michael Schwarz schreibt hier mindestens weit überdurchschnittliche Kommentare, beurteilt an Inhalt / Gehalt. Sein Umgang mit Grammatik und Worten finde ich eher kreativ, fast immer verständlich, während andere in korrekter Rechtsschreibung und Grammatik auswendig gelernte Propaganda aneinander reihen.

        • will williamson sagt:

          Leben in einer Parteidiktatur? Wie wär’s mit Nordvietnam?

        • Ueli der Knecht sagt:

          @Anh Toan
          Rechtschreibung oder ähnlich kleinbürgerlich reaktionärer Spiesserkram – lol. Und ich habe gedacht, dass gerade die Verachtung der Sprache zum „Erfolgsausweis“ des kleinbürgerlichen Spiessers gehört.

          • Linus Huber sagt:

            @ Ueli

            Ich bin auch kein fehlerloser Schreiber und muss Ihnen trotzdem zustimmen. Es gehoert zum guten Anstand sich möglichst verständlich auszudrücken, wobei ich nicht unbedingt bekannt bin für tadelloses Verhalten.

            (33 Jahre Leben im englischen Sprachraum dürfte wohl auch eine Rolle spielen)

      • Anh Toan sagt:

        @Thomas ernst: Ich schreibe täglich in zwei Sprachen, häufig in einer mehr, gelegentlich in noch zwei, und spreche noch ein wenig ein paar andere Sprachen.

        Deutsche Rechtschreibung und Kommaregeln gehen mir tatsächlich am A… vorbei.

        Mein Deutschlehrer ist schon lange tot!

        • chi trung sagt:

          Ich möchte mit Ihnen mehr darüber (privat) diskutieren.

        • Thomas ernst sagt:

          ..das brauchte keine Bestätigung, das merkt man auch so. Aus meiner Sicht ist Rechtschreibung ähnlich wie Pünktlichkeit in meiner Kulturzone ein Sihnal von Höflichkeit. Aber ich konzediere, dass das natürlich kulturbedingt ist, und keinen objektiven Anspruch darstellen kann.

          • Thomas ernst sagt:

            …kommt hinzu, dass es mit gewissen Arbeitsgeräten wie einem iPad mühsamer ist, als mit einer normalen Tastatur – wie man am Schreibfehler oben leicht erkennen kann (Sihnal statt Signal)…

  • Linus Huber sagt:

    Obige Analyse laesst einiges zu wünschen übrig.

    Das Problem schlechter Bonität wird durch Zuführung von Liquidität nicht gelöst, sondern einzig verschleppt und im Endeffekt verstärkt.

    Viele Ökonomen denken nur im Zusammenhang von Aggregaten und unterlassen es, ihre Vorschläge in Bezug auf Nachhaltigkeit, Schaffung schlechter Anreize, Verletzung marktwirtschaftlicher Regeln und des Geistes der Rechtsstaatlichkeit zu prüfen. Wenn Fehlentscheide im Bereiche der Kreditvergabe nicht durch entsprechende Verluste bestraft werden, ist dies vergleichbar mit dem Christentum ohne Hölle, womit wir wohl allesamt im Fegefeuer landen dürften.

    Es gibt viele Scheinlösungen, welche heute offeriert werden, jedoch jede Lösung ohne die unabdingbaren Abschreibungen von Fehlinvestitionen beinhaltet die willkürliche Verlagerung von Verlusten auf die Allgemeinheit. Langsam muessen wir wohl eine Abteilung für wahrnehmensgestoerte Ökonomen in unseren Kliniken eröffnen.

    • Linus Huber sagt:

      Dieser Kommentar bezieht sich auf die Vorschläge von Barry Eichengreen.

      Dieser Name dürfte Andreas’s Interesse zur Analyse wecken, hey.

    • will williamson sagt:

      Die wahrnehmungsgestörten Ökonomen in Klliniken zu behandeln wird auch wieder teuer. Billiger wäre das Vorgehen nach Peter Lynch, der in einem seiner Bücher meinte, wenn man alle Ökonomen dieser Welt einfach aneinander reihen würde, wäre es nicht das Dümmste, was man mit ihnen machen könne.

      • Thomas ernst sagt:

        Es wäre zu schön, wenn die Ökonomen tatsächlich Schuld hätten am ganzen Schlammassel. Entscheiden tun aber Politiker und Bankmanager.

        In DE sind das meist Politwissenschafter, in CH sind das in der Regel Juristen….

        • Linus Huber sagt:

          Sicherlich sind nicht die Ökonomen an der Misere verantwortlich, sondern jene, welche diese Wissenschaft bewusst zu einer Art Religion verkommen liessen, in welcher nur eine Glaubensrichtung als Massstab aller Dinge gilt, da dieses indoktrinierte Scheinwissen den Eliten erlaubte, die verantwortungslose Geld- und Finanzpolitik über Jahrzehnte durchzusetzen.

          Trotzdem ist es langsam an der Zeit, dass man neue Theorien wenigstens näher betrachtet in Anbetracht der Krise der vergangenen Jahre. Ich erkenne von den ökonomisch gebildeten Meinungsmachern und Entscheidungsträgern jedoch eher wenig in diese Richtung, sondern eher den Versuch, ihre schrittweise als fehlerhaft erkennbaren Modelle auf Teufel komm raus zu testen, ohne Rücksicht auf den produzierten Kollateral-Schaden und ohne Analyse der langfristig zu erwartenden Resultate.

          Es gibt viele Wahrheiten, sodass ich denke, dass Sie dem Kern dieser Aussage schwerlich ernsthaft widersprechen können.

          • Ueli der Knecht sagt:

            @Linus Huber
            „Wessen Brot ich ess – dessen Lied ich sing“. Die katholische Kirche und die Zunft der „Ökonomen“ sind sich über die Sinnvolligkeit dieser fundamentalen „Überlebensstrategie“ mehr als einig. Wen interessiert schon die „blanke Wahrheit“? Damit kann man weder Geld verdienen – noch die „Schäfchen“ beisammen halten.

  • Andreas Dombek sagt:

    Hier meine generelle und auch ernstgemeinte Frage. Scheinbar ist manch einem Schweizer die EU-Großformation augenscheinlich ein grauenhafter Gedanke. Deren Schreiben sind stets auf die demokratische Basis orientiert, wobei vermutlich die der schweizerischen Spielart gemeint ist.
    Die bisherigen Argumente bzw. die etwas schwebend dargestellten einmaligen schweizerischen und überdemokratischen Meinungen überzeugen z. B. mich nicht so sehr!

    Die apostrophierten vielen Darstellungen eines schweizerisch-demokratischen Souverän als ein besonderes Ding gegenüber der übrigen EU-Bürger (EU-Trottel?) hat heute bei mir wieder eine Erschütterung erfahren.
    Denn der Schweizer Souverän ist beim Erwerb von Salz gar nicht so souverän! Da gab’s bei mir fast wieder einen Zwerchfelldurchbruch ob solch eines souveränen Witzes. Und natürlich auch Salz. Salz in den Tränen. Man darf den Erwerb von Salz nicht frei gestallten! Das ist für EU-Europa Salz in die offenen Wunden. Langsam und voller Genuss Körnchen für Körnchen eingerieben.

    Da bleibt sicherlich auch diese Frage offen, warum der schweizerische Souverän sich solch eine diktatorische Maßnahme gefallen lässt.

    Fazit: Solch eine Schweinerei mit den vielen schweizerischen Monopolen, Wirtschaftsbeschränkungen und Kartellen in der heutigen Zeit?
    Das haben die EU-Bürger schon weitestgehend hinter sich. Willkommen im möglichen Paradies!?

    • will williamson sagt:

      Wenn ich das richtig sehe, geht es in diesem Blog um den üblen Zustand diverser EU-Staaten, nicht um das Salz in der Schweiz. Im übrigen haben wir keine Salzkrise, nur weil sich ein paar Händler darüber aufregen, dass da anscheinend ein Monopol besteht. Das hat ausser diesen Händlern noch keiner bemerkt, eben weil wir keine diesbezügliche Krise haben und ein Haushalt alle paar Wochen ein Pfund Salz braucht. Auch die Bananen und Gurken dürfen sich in der Schweiz nach Belieben krümmen. Da herrscht, im Gegensatz zur EU jede Freiheit. Deshalb können wir gut auf Ihr mögliches Paradies verzichten.

    • Thomas ernst sagt:

      @ Andreas

      In DE bekommt man als Einwohner geringere Leistungen des Staates, obwohl die Steuerlast für die Bevölkerung etwa dreimal so gross ist, wie in der Schweiz.

      Und DE ist noch eines der gesuenderen Ländern in der Eurozone.

      Wofür genau wollen Sie hier eigentlich Reklame machen? Für das Stockholm-Syndrom, das zeigt wie sich die Opfer schon bald mit ihren Ausbeutern und mit Kriminellen identifizieren?

      Wie Charles Eisnstein sehr klar geschrieben hat: „Das grösste Elend ist nicht der desolate Zustand der Welt und unserer Kultur, sondern dass wir diesen Zustand für normal halten!“

      Sie, Andreas, sind ein perfektes Beispiel dafür.

  • Rolf Schultheiss sagt:

    Fact ist, dass es Länder wie Griechenland, Italien und Spanien die längste Zeit über die im Artikel richtigerweise erwähnten Probleme nicht ernsthaft angegangen sind – Berlusconi, bis dato dreimal gewählt, lässt grüssen. Eines der Hauptprobleme scheint mir zudem, dass es vor allem die offensichtliche fehlende Konkurrenzfähigkeit der produzierten Güter/Dienstleistungen dieser Länder: Es können noch mehrere Rettungsschirme geschnürt werden, dieses Problem bleibt. Den mündigen Bürgern der EU-Länder wird dies zunehmend klar, die Regierungen der Geber-Länder werden dies zu spüren kriegen. Punkto Glaubwürdigkeit ist die Sache sowieso ein Kommunikationsdesaster erster Güte: Wer dies nun während der letzten 2 Jahre verfolgt, hat heute keinen Glauben mehr in die publizierten Statements.Kein Wunder also wenn die Konsumenten ihre Sparquote erhöhen – im Gegensatz zu den Staaten können sie weder Geld drucken noch unlimitiert Schuldenmachen – sie gehen schlicht und einfach pleite. Die EU muss sich somit darauf einstellen dass einzelne Länder pleite gehen.

  • Auguste sagt:

    hmm…, bei sich abzeichnendem willen und einhergehendem erfolg in der „diabetes-bekämpfung“ beschleunigt sich der genesungsprozess fast automatisch. kapitalgeber sind relativ schnell wieder bereit, kredit zu konditionen zu gewähren, die die patienten nicht mehr unmittelbar auf die intensivstation bringen. dann ist die lungenentzündung auch gleich nicht mehr so lebensbedrohlich, und die eu könnte dann mit etwas besserem gewissen die notwendigen finanzspritzen und die kur absegnen.

    der erste schritt, den aber alle erbringen müssen, ist die nachhaltige umstellung des lebenswandels – auf gut deutsch: den inneren schweinehund überwinden. damit haben „unsere patienten“ aber weiterhin ihre liebe mühe. entzug war noch nie ein zuckerschlecken.

    wäre da nicht auch noch das bösartige geschwür banken, der genesungsplan wäre gar nicht so schrecklich kompliziert. wie die bankenkrise überwunden werden soll, daran scheinen sich die geister aber weltweit noch zu scheiden. darüber hinaus zwingt die lage dieses tumors just am nervenzentrum zu äusserster vorsicht bei eingriffen. und jetzt kommt auch noch herr monti und bringt zusätzlich die angeschlagene psyche ins spiel. wo ist ein dr. house, wenn man dringend einen bräuchte.

    • Thomas ernst sagt:

      … Dr. House reicht leider nicht. sie brauchen wenigstens einen Dr. City, besser einen Dr. Planet. Ein Haus zu retten löst das Problem leider nicht mehr – obwohl: Würde jeder sein eigenes Haus in Ordnung bringen, wäre das Problem bald gelöst.

    • Linus Huber sagt:

      Dr. House’s Empfehlung: Stellt endlich die Maschine ab, der Patient ist schon lange tot.

  • Andreas Dombek sagt:

    Betrachtet man die obige Beschreibung der Krankheitsbilder, sollte man unbedingt ein weiteres Krankheitsbild hinzufügen, welchem jedoch oft gelingt, unter der normalen Wahrnehmungsebene wegzutauchen und sich zu verstecken. Gemeint ist diese dauerhafte, unausrottbare und extrem widerstandsfähige Krankheit der schweizerisch-hochqualitativen Sonder-Extra-Spitzen-Klasse, der „Morbus helveticus“.

    Dieses mitleiderweckende Krankheitsbild taucht garantiert immer und ewig zu allen Gelegenheiten, bei jeder Blase, bei jeder Wetterlage, zu jeder Politikentwicklung, an jedem Stammtisch und leider oft in diesem Blog auf. Diese Krankheit „Morbus helveticus“ erscheint einem wie eine zähe und teils unappetitliche Tunke, welche über jedes Thema beschüttet zu werden kann, manchmal soll oder sogar muss. Ob’s passt oder nicht. Was soll’s? Egal, passt schon!

    Dieses schier unausrottbare Ritual, bei jeder europäischen Verdauungsstörung, bei jedem Rülpser, jeder Flatulenz oder jeder Diarrhö schier zwangsgesteuert wie bei einem pawlowschen Reflex, dieses wunderlich-allzweckheilende Tunke zu vergießen.

    Da bleibt nur noch die Frage offen: Was für ein heilendes Elixier benötigt tatsächlich der gemeinte Schweizer Patient, das vom Doktor Eisenbarth oder doch vom Blaubart?

  • Peter Waldner sagt:

    „Plausibel“ klingt für mich nur eines:
    Wenn ein Staat untergeht, wenn er keine strukturellen Defizite mehr machen darf;
    wenn ein Staat mit seinen Einnahmen die Ausgaben nie decken kannn;
    wenn ein Staat also gar nie, auch in einer Million Jahren nicht, seine Schulden je amortisieren kann…
    Wie blöd muss dann noch einer sein, der diesem Staat Geld leiht?

    • Thomas Ernst sagt:

      …es sind oft die völlig banalen Zusammenhänge, die von den raffinierten Profis übersehen werden…

    • will williamson sagt:

      Wenn ein Staat durch seine Einnahmen die Ausgaben nie decken kann, dann hat er zu tiefe Steuern. Die laufenden Ausgaben müssten ja durch die Steuern gedeckt werden. Schulden machen sollte der Staat nur, um Investitionen zu finanzieren, nicht aber für konsumptive Zwecke. Entweder ist das irgendwann vergessen gegangen oder es wurde absichtlich gegen diese Regel verstossen. Da der heutige Zustand über lange Zeit „aufgebaut“ wurde, wird es auch längere Zeit brauchen, um die Situation zu normalisieren. Die Alternative dazu sind massive Sofortabschreibungen mit entsprechend negativen Auswirkungen. Dass die Deutschen das nicht noch ein drittes Mal erleben wollen, ist verständlich.

      • Thomas ernst sagt:

        …ich gehe davon aus, dass Sie unter „Steuern“ auch Zölle, Gebühren, Abgaben etc subsumieren, die alle vom Staat vereinnahmt werden.

      • Linus Huber sagt:

        @ Will

        Grundsätzlich korrekt.

        Der Grund für die Haushaltsmisere vieler Staaten liegt hauptsächlich in der linearen Denkweise, welcher wir alle zu einem bestimmten Grad unterworfen sind. Oder in anderen Worten, in guten Zeiten basiert die Zukunftsplanung auf der Annahme dieses Zustandes in alle Ewigkeit, was unmittelbar zu Fehlentscheidungen führt.

  • Marc Platt sagt:

    Das Hauptproblem von Italien und Spanien ist, daß die Eliten dieser Länder nicht an das Lnad und die Reformfähigkeit glauben.
    Dies führt dazu, das diese Eliten im Moment Gelder aus den Länder abziehen und eben nicht die Staatsanleihen kaufen.
    Italien und Spanien haben doch die Probleme weil der Tourismus in diesen Länder nicht mehr konkurenzfähig ist (im Vergleich zur Türkei ) und die Waren die Angeboten werden vorranig mit den Importen aus China usw. im Wettberwerb stehen.

  • Ueli der Knecht sagt:

    Die Analyse von Herrn Dittli scheint mir noch zu sehr an der Oberfläche zu kratzen.
    Es wird unterstellt, dass es sich vorwiegend um ein „lösbares Problem“ handelt, welches von den „politischen Eliten“ nicht richtig „angepackt“ wird. Dabei wird aber einiges verschwiegen:
    1. Dummerweise kann ein auf Vorwegnahme künftiger Wertproduktion beruhendes System (der Kapitalismus der 3. industriellen Revolution) nur als Kettenbriefsystem funktionieren. Und als solches kommt es von zwei Seiten in die Klemme: auf der einen Seite wachsen die Altlasten schon verbrauchter kapitalistischer Zukunft umso schneller in den Himmel, je länger diese Form des Kapitalismus schon vor sich hinprozessiert. Die Schulden der Vergangenheit können nicht folgenlos verschwinden. Sie müssen entweder refinanziert werden oder es wird gesellschaftliches Kapital durch die Annulierung des fiktiven Kapitals vernichtet.
    2. Zum anderen kann die Flut immer neuer Eigentumstitel nur dann Absatz finden, wenn es irgendwie plausibel erscheint, dass sich die Zahlungsversprechen und Gewinnaussichten der Kreditnehmer und sonstiger Eigentumstitelverkäufer auch realisieren lassen. Ist das nicht mehr gewährleistet, platzt die Blase und es erscheint dann so, als handele es sich um eine „Finanzkrise“. In Wahrheit aber versagt nur der Mechanismus, der es jahrzentelang erlaubt hat, die Strukturkrise der Verwertung aufzuschieben. Wenn man das versteht, weiss man, dass die aktuelle Krise weitaus dramatischer ist, als sie wahrgenommen wird. Es handelt sich um eine Systemkrise im strengen Sinne des Wortes, um eine Krise, die das System der kapitalistischen Reichtumsproduktion ernsthaft in Frage stellt.
    3. Was die Sparpolitik angeht, muss man zwei Dinge auseinander halten. Sparpolitik in dem Sinne der offiziellen Zwecksetzung, nämlich als Weg hin zur Haushaltkonsolidierung, ist eine Fata Morgana. Die Neuverschuldung wird schon allein deshalb weitergehen müssen, weil den Staaten überhaupt keine andere Wahl bleibt, als immer wieder zig Milliarden in das Banken- und Finanzsystem zu pumpen, um dessen Zusammenbruch so lange wie irgend möglich aufzuschieben, weil sonst katastrophale Folgen drohen. Diese Milliarden können jedoch unmöglich aus der realen Wertschöpfung stammen, sondern lassen sich nur durch den erneuten Vorgriff auf zukünftigen Wert aufbringen.
    4. Also müssen die Staaten alles daran setzen, ihre Kreditwürdigkeit zu wahren und so zu tun, als wären sie zu einer längerfristigen Haushaltskonsolidierung in der Lage. Und genau das demonstrieren sie durch eine knallharte Sparpolitik gegenüber all jenen gesellschaftlichen Bereichen, die vom Standpunkt des fiktiven Kapitals als reiner Ballast gelten: die Sozialsysteme, die öffentlichen Dienste, der Bildungssektor etcetera. Die offizielle Sprachregelung ist in dieser Hinsicht eigentlich sehr offenherzig, wenn sie zwischen „systemrelevanten“ und „nicht-systemrelevanten“ Sektoren unterscheidet. Dass die Fogen für die Mehrheit der Bevölkerung und die stoffliche Reichtumsproduktion verheerend sind, bedarf keiner weiteren Erläuterung. Es genügt ein Blick nach Griechenland und Spanien, wo gerade vorexekutiert wird, was früher oder später auch in den Ländern droht, die bisher noch nicht ganz so stark von den Krisenfolgen betroffen sind.
    5. Die „Verelendungspolitik“ wird nicht etwa deswegen betrieben, um die Gesellschaft „nachhaltig“ zu gestalten und „unseren Kindern“ keine übermässigen Schulden zu hinterlassen, wie es im moralinsauren, pathetisch-verlogenen Politikerjargon heisst, sondern nur um die Akkumulation des fiktiven Kapitals noch eine Zeitlang fortzusetzen. Der Preis dafür wird allerdings immer höher. Denn jetzt geht es nicht mehr nur darum, die Maschine der abstrakten Reichtumsproduktion, die aufgrund der hohen Produktivität ins Stocken geraten ist, durch Ansaugen von zukünftigem Wert in Schwung zu halten. Vielmehr muss in erster Linie verhindert werden, dass das aufgetürmte Gebirge uneinlösbarer Zahlungsversprechen zusammenbricht. Deshalb fliesst der Grossteil des neu geschöpften fiktiven Kapitals wieder direkt in den Finanzsektor zurück und immer weniger davon kommt im realwirtschaftlichen Kreislauf an.
    6. Damit gelangt die demonstrative Sparpolitik allerdings an einen Punkt, wo sie kontraproduktiv selbst noch für den bornierten Zweck der Akkumulation von fiktivem Kapital wird. Wo sie nämlich in Extrem getrieben wird, wie derzeit in Griechenland und Spanien, führt das direkt in die wirtschaftliche Depression – und davon ist dann auch das Banken- und Finanzsystem betroffen. Langsam dämmert das auch den Hardlinern unter den deutschen und europäischen Sparkommissaren. Deshalb und natürlich auch wegen der massiven Proteste werden jetzt neu Wachstums- und Konjunkturprogramme diskutiert. Ob diese jedoch noch rechtzeitig umgesetzt werden, bevor die Lawine abgeht, ist unklar.
    7. Freilich wäre damit bestenfalls ein gewisser zeitlicher Aufschub erreicht. Denn solche Programme hängen ja genauso am Tropf des fiktiven Kapitals und deshalb ist es auch konsequent, dass ihre Fürsprecher, wie der neue französische Präsident Hollande, keinesfalls die Sparpolitik als solche in Frage stellen, sondern sie nur etwas anders gestalten wollen. Auch sie rennen der Illusion eines ausgeglichenen Haushalts hinterher und sind letztlich bereit, der Bevölkerung für diese Fiktion alle möglichen Opfer abzuverlangen.

    • Thomas Ernst sagt:

      …nur ein formaler Hinweis:

      Es würde die Lesbarkeit ungemein erhöhen, wenn Sie nach einem Abschnitt eine banale Leerzeile einfügen würden.

      (Ja, ich weiss, das macht keinen Unterschied auf den Inhalt, aber iPhone und Konkurrenten unterscheiden sich auch nicht in der Leistung, sondern bloss im User Interface. Also seien Sie so nett, und kommen Sie uns Lesern etwas entgegen….)

      • Ueli der Knecht sagt:

        @Thomas Ernst
        Danke für die formale Kritik – ich werde den nächsten comment „leserfreundlicher“ gestalten.

    • Martin Holzherr sagt:

      Die Krise wird von vielen als System- und Vertrauenskrise aufgefasst. Von einigen als Systemkrise des Kapitalismus, von andern als Systemkrise der leichtfertig abgegebenen Zukunftsversprechungen.
      Und die aktuelle Antwort auf die Krise ist tatsächlich im grossen Ganzen das Verhindern des Schlimmsten, nämlich des unkontrollierten Zusammenbruchs des Systems, in dem man jede auftauchende Lücke kurzfristig überbrückt.

      Ausgeglichene Haushalte braucht es sicher irgendwann. Die Frage ist aber, ob nicht vorher Altlasten abgeräumt werden müssen. Ein radikaler Schuldenschnitt wozu auch das Abwickeln von maroden Banken gehört, wäre möglicherweise klüger als das Weiterwursteln in der Hoffnung, dass irgendwann wieder die Sonne scheint. Doch Europa fehlen die Institutionen und fehlt es an der Einigkeit um aufzuräumen und einen Neubeginn selbst zu gestalten. Statt dessen wird den europäischen Regierungen das Handeln durch den Krisenverlauf aufgedrängt.

      • Thomas ernst sagt:

        @ Martin

        Ja. Jeder anständige Arzt weiss, dass er eine Gliedmasse, die von Wundbrand infiziert ist, amputieren muss, um den Rest des Körpers retten zu können. Es ist auch dann noch ein heikles Unterfangen.

        Merkel, Draghi und Co gehen wohl lieber mit der Titanic unter, als Anpassungen zuzulassen.

      • Anh Toan sagt:

        @Martin Holzherr: Europa wird eben nicht regiert (geführt und gelenkt), regiert werden die europäischen Nationalstaaten, Europa geschieht als kleinster gemeinsamer Nenner nationaler Interessen. Wenn es aber nur geschieht, und von niemandem gemacht wird, gibt es auch keine Verantwortlichkeit. Die Politiker, die in Euopa entscheiden, werden von nationalen Wählern gewählt (oder nicht), sie schwören Eide, nationale Interessen zu verfolgen. Würde jemand von ihnen tatsächlich europäische Gesamtinteressen freiwillig vor nationale Interessen stellen, wäre dies Hochverrat.

        Europa braucht einen demokratisch legitimierten Bundesstaat, mit eigenen Mitteln (Eurobonds und Steuern) zur Erfüllung eigener Aufgaben. Dies nicht nur zur Lösung der wirtschaftlichen Ungleichgewichte, es braucht einen Bundesstaat genauso für eine europäische Migrationsproblematik (hier nicht innerhalb Europas), oder eine kohärente europäische Aussenpolitik.

        • Thomas ernst sagt:

          Sie unterstellen ständig und ohne Begründung, Anh Toan, dass ein solcher Bundesstaat nach US-Vorbild etwas Erstrebenswertes sein müsse.

          Es fehlt noch jeder Beweis, dass ein Europaeischer Untertan eines solchen Gebildes davon profitieren würde. Profit wären etwa
          – mehr Freiheit und Selbstbestimmung ( inkl. Tieferer Steuern & Abgaben)
          – mehr wirtschaftliche Prosperität
          – mehr Rechtssicherheit
          – weniger Kriminalität und Ausbeutung, vor allem durch die Politik/er/innen
          – weniger Umweltverschmutzung

          Bisher gibt es keine verlässlichen Daten, die einem Gebilde von der Dimension der EU hier einen Vorteil attestieren würden. Im Gegenteil!

          Alle Untersuchungen zeigen, dass die Grösse einer Organisation (z.B. KMU gegen Grossfirma, oder Landgemeinde gegen Stadt) sich negativ auf die soziale Kontrolle und damit auf die Schmarotzerquote auswirkt.

          Die einzige rational vertretbare Organisationsform ist die Radikale Subsidiaritaet, die kaum noch zu finden ist (Restbestände kann man im Freilichtmuseum Schweiz besichtigen).

          Per Saldo sind Sie, lieber Anh also Anhänger einer Parteidemokratur ala USA, Deutschland oder Vietnam.

          • Anh Toan sagt:

            @Thomas Ernst

            Geltung in der Welt.

            Deutschland ist halb so gross wie Indonesien oder Phillippinen, „La grande Nation“ halb so gross wie die schon lange verlorene Kolonie Vietnam, UK eigentlich kaum mehr wichtiger als die ehemaligen Kolonien HK oder Singapore. Will Europa sich nicht insgesamt von der Weltgeschichte verabschieden, nach der Pfeife der Amis und Chinesen und Russen, der Brasilianer und Inder tanzen, muss es vereinigt sein.

            Was ich nicht verstehe bei Ihnen: Die Schweiz ist ein Bundesstaat. Ist der so schlecht? so diktatorisch? so unzumutbar für die Walliser oder Zürcher, die Banker oder die Bauern, die Rentner oder Arbeitnehmer, die Studenten und die Fixer? Ein europäischer Bundestaat wäre noch subsidiärer als die Schweiz, daran habe ich keine Zweifel. Man wird sich nur auf ein absolutes Minimum an Zentralgewalt einigen können (falls überhaupt)

            Sie können natürlich auch den Chinesen, Amism, Brasis und Indern erklären, dass die gefälligst sich zu teilen hätten, es wäre sonst unfair, wenn sie ihre Macht benutzen würden, um ihre Interessen durchzusetzen (so wie der Gad-Affi mit der Schweiz). Wenn alle klein wären, könnte dies durchaus effizienter sein, die anderen sind aber gross und nutzen das aus, und dann hilft dem kleinen keine Genialität / Innovation / Flexibilität mehr, der wird platt gewalzt, wenn er nicht spurt. (Siehe Microsoft vs. Netscape).

            Ich hasse den Song (erträglich von „me first and the gimme gimmes“)

            Oh. baby baby it’s a wild world, it’s hard to get buy, just upon a smile.

          • Anh Toan sagt:

            Die Schweiz könnte z.B. der Eurozone einen minimalen Verfassungsentwurf ausarbeiten, darüber abstimmen lassen, ob man allenfalls einer solchen europäischen Verfassung sich als Gliedstaat unterordnen würde. Ich sehe, dass Volksabstimmungen in Europa viele Anhänger haben. Dann könnte man sehen, was die Europäer damit machen, was sie daran ändern wollen. Dies wäre ein konstruktiver Approach, dies bedeutet ja sagen zum Leben. Die Schweiz sagt NEIN NEIN NEIN, und glaubt es genügt, NEIN zu sagen, damit alles bleibt wie es ist, weil so wie es ist, ist es nicht schlecht (Schweizer sagen „nicht schlecht“,auf Deutsch ist das „gut“), weil wenn wir etwas ändern in der Schweiz, könnte es ja mühsam werden (Deutsche Leser aufpassen: „mühsam“ mit „schlecht“ ersetzen im Text).

            Wenn mich meinen Eidgenossen als Turbo bezeichnen, betrachte ich dies als Kompliment, wenn auch aus wenig berufenem Mund.

          • Thomas ernst sagt:

            …leider nur faule Ausreden…

          • Ueli der Knecht sagt:

            @anh Toan und Thomas Ernst
            Meine Herren! Ich will ja nicht in Ihr kleines „Schattengefecht“ intervenieren. Aber Sie tun so – als hätten wir Bürger die „Wahl“ zwischen einem grossen Staatengebilde namens EU und der altbekannten „Kleinstaaterei“. Als wäre hier in Europa jemals einer gefragt worden was er denn gerne hätte.
            Im Kapitalismus gibt es keine Wahl – sondern nur vollendete Tatsachen.

          • Anh Toan sagt:

            Man könnte doch ein paar Mio der SNB (oder vom Nationalfonds) in einen Wettbewerb investieren, eine europäische Verfassung zu entwickeln, welcher die Schweiz zustimmen könnte. Alleine, dass dies gemacht würde, garantierte die Aufmerksamkeit auf diesen Prozess aus Europa. Das Ergebnis würde in Europa wahrgenommen, diskutiert, vielleicht nur an Universitäten (Staatsrecht), vielleicht auch in Cafes, was auch immer letztendlich daraus wird, man hätte die Gestaltung Europas beeinflusst in Richtung schweizer Interessen.

            Warum sollte die Schweiz einem vereinigten Europa beitreten?

            Die Erfahrungen der Schweiz mit dem
            – Affen in Lybien,
            – mit den deutschen Anstiftungen zu Diebstahl und Datenschutzverletzungen,
            – den US Erpressungen,
            – dem aufgeblasenen CHF (auch zu USD, zu allen Währungen),

            müsste doch auch den Schweizern zeigen, klein wäre schon gut, aber nicht, wenn die anderen gross und böse sind, und vielleicht hatten wir ja als kleiner nur eine Zeit lang Glück und waren keinem grossen wirklich im Weg. Max Frisch hat geschrieben, die Schweizer hätten 6 Tage die Woche für Nazideutschland gearbeitet, am siebten gingen sie in die Kirche und hätten gebetet, Hitler verliere den Krieg. Und wir kommen möglichst ungeschoren davon, würde ich dem gerne beifügen. Die Schweiz musste feige sein, um als Kleiner zu überleben in der Welt der Grossen, Maul halten und anpassen, Nischen suchen, ducken, lavieren nicht regieren, man kann niemandem auf die Füsse oder gar im Weg stehen, man muss kuschen, sich verstecken, verleugnen. Es bleibt die Scham, das schlechte Gewissen, obwohl unberechtigt, wie sollte ein Kleiner anders überleben? Aber man will sich nicht als klein und schwach sehen (was man eigentlich ist), und darum bleibt die Scham, die mit Überheblichkeit überspielt zu werden sucht.

          • Thomas ernst sagt:

            @ Ueli

            Wieso „im Kapitalsmus“?

            Hatte im Kommunismus, dem Iranischen Mullahismus, dem US-CiAismu, dem DE-Merkelismus oder dem Stalinismus jemals irgendein gewöhnlicher Bürger irgendeine Wahl?

            Auch der AnhToanismus ist letztlich ein Korsett. Hier ist letztlich der Unterschied: im Gegensatz zu all den Nannies und Gutmenschen sage ich: Lässt uns dch einfach in Ruhe!

          • Anh Toan sagt:

            @Ueli der Knecht: Ich definiere Leben als eine Wahl haben – als letze Wahl bleibt sterben, ausser einmal im Leben gibt es immer eine andere Option die besser ist, und zwar ohne dass deswegen die letzte vorher genannte Option aufgegeben werden muss.

            Leben ist Wahl.

            Aber wir sind definitiv off topic,

          • Anh Toan sagt:

            @Ueli: Wahl

            Ich kann eine Verfassung für Europa ausarbeiten, ich kann über eine Webseite Input suchen, in der Schweiz kann ich eine entsprechende Initiative lancieren, in Europa muss ich einen von hunderten Politikern finden, der meine Idee gut findet um sie im Parlament einzubringen. Ich darf diese publizieren, kann Gönner suchen, die mich finanzieren.

            Ich habe die Wahl.

    • George Aengenheister sagt:

      @ Ueli der Knecht. Ihr Nagel ist einen Meter lang und sie haben ihn treffsicher Schlag für Schlag runter gehämmert. Chapeau!

    • Linus Huber sagt:

      @ Ueli

      Dies ist ein wirklich gut fundierter Kommentar. Sie beschreiben sehr ausführlich, wie mit allen Mitteln verhindert wird, Fehlinvestitionen abzuschreiben (indem immer mehr von zukünftiger Wirtschaftsleistung belehnt wird) und erkennen ebenfalls, dass auch Konjunkturprogramme das Problem nur zeitlich verschieben.

      • Ueli der Knecht sagt:

        @Linus Huber
        Die Aufblähung des fiktiven Kapitals ist keine Fehlinvestition, sondern eine Notmassnahme um das immer weniger profitable „reale Kapital“ am Leben zu erhalten. Die basale Krise der Wertverwertung ist, wie gesagt, der beschleunigten Produktivitätsentwicklung geschuldet, die immer mehr Arbeitskraft überflüssig macht. Dabei spielt die dritte industrielle Revolution eine entscheidende Rolle. Zwar gab es auch in früheren Phasen der kapitalistischen Entwicklung gewaltige Rationalisierungsschübe, so etwa als in den 1920er und 30er Jahren die fordistischen Produktionsmethoden eingeführt wurden. Aber gleichzeitig wurden damit auch neue Sektoren für die industrielle Massenproduktion erschlossen, die massenhaft zusätzliche Arbeitskraft benötigten. Diese Expansion der Warenproduktion auf neue Felder kompensierte die Rationalisierungseffekte, so dass letztlich sogar mehr Arbeitskraft vernutzt wurde als zuvor.
        Mit der dritten industriellen Revolution funktioniert dieser Kompensationsmechanismus jedoch nicht mehr und genau deswegen musste das fiktive Kapital in die Lücke springen, damit die Akkumulation des „realen“ Kapitals weitergehen konnte.

        • Linus Huber sagt:

          @ Ueli

          Sie beschreiben wahrscheinlich das gleiche Problem aus einem andern Winkel betrachtet, wobei wir zum gemeinsamen Resultat gelangen.

  • Wilhelm Gell sagt:

    Erschreckend ist die selektiv antideutsche Wahrnehmung der helvetier.

  • Rolf Schumacher sagt:

    Danke für den sehr guten und differenzierten Artikel. Irland und Island sind nordische Staaten, welche viel tiefer in den Finanzsumpf gesunken sind als Spanien und Iitalien. Ich verstehe es auch nicht, dass mit unglaublicher Blindheit nur auf die Südstaaten eingedroschen wird. Es ist offensichtlich, dass in Spanien und Italien einige Clans (Mafia) den Kuchen unter sich aufteilen. Es ist offensichtlich, dass weder Spanien noch Italien Demokratien sind, sondern dass die Clans sowohl Politikposten, als auch die Justiz mit eigenen Personen versehen.
    Ist das aber in UK und USA anders? Wer die Geschichte der Kennedys oder der Bush Familie kennt, merkt sehr schnell, dass die Zusammenarbeit mit der Mafia (Kubakrise) und den US-Tycoons so eng ist, dass vor allem deren Forderungen erfüllt werden müssen, das Volk ist manipulierbare Nebensache. Wenn jemand sagt, dass die US Justiz unabhängig sei, dann soll er sich informieren wer die obersten Richter bestimmen kann und wie lange diese im Amt bleiben. Inzest im Machtapparat gibt es nicht bloss in kriminellen Schurkenstaaten, sondern vor allem in UK und USA.

    Fazit: An der Mafia kommt weder Monti noch Rajo vorbei. Aber wie oft hat sich Obama schon den Waffenlobbyisten und Bankern in seinem Land beugen müssen. Wieviele Versprechen hat Obama gebrochen!!! Wie in Spanien und Italien regieren auc hin den USA und UK einige wenige Clans das Land. Im Gegensatz zu Greichenland-Irland u.a. Staaten sind I und E international optimal vernetzt, vor allem auch diesseits des Atlantik aktiv. Spanien hat zig eigen Kolonien und Italien ist über die Mafia, welche von NYC aus Fäden in die ganze Welt gesponnen hat (bis an die Spitze der UBS z.Beispiel) ebensowenig kleinzukriegen. Ich sehe weder für Italien noch für Spanien schwarz.

    Die europäischeWährungs-UNION ist ein miserables Konstrukt, solange UK nicht Mitglied ist. Ich gehe sogar noch weiter, wenn wir wirklich eine Union wollen, dann müsste man eine Weltunion wollen. Dann dürfte es gar keine Landesdevisen mehr geben, sondern bloss noch eine Weltwährung. Sobald man mehrere Währungen hat, wird damit aufs perverseste gedealt. Inakzeptabel ist aber ganz sicher, dass Länder wie UK und USA, welche in keiner Währungsunion sind die Union kontrollieren. Die EURO braucht keine aus Dollarien gesendete Bluthunde an den Spitzen der Unionskontrollorgane. Die USA und UK haben Draghi, Lagharde, ihre BIZ Direktoren aus dem Einflussgebiet der Union abzuziehen. Ich bin sicher, wenn Europa ohne US/UK Einfluss eine EIGENE (nicht fremdbestimmte) Währungspolitik machen könnte, gabe es KEIN EURO-Krise, sondern wirklich blühende Wiesen in Europa.
    Es gibt keine Region auf der Welt in der so viele grosse Wirtschaftsnationen, so eng zusammen liegen. E-I-F-Benelux-Skandinavien-D-UK wären zusmmen der absolut grösste Wirtschaftsmotor.
    Leider will die alles bestimmtende UK-US Maifa aber keine blühende Wiesen und Frieden in Europa. Die Mafia lebt von Krieg, Schwarzhandel, Rohstoffmonopolen, insiderhandel, schmutzigen Deals, Korruption, Schutzgeldern, Kartellabsprachen. Diese Herren haben nichts rechtes gelernt, haben keine Führungsqualitäten, keine Geduld, kein Durchhaltevermögen, keine Visionen. Es sind Ganoven wie sie im Buche stehen, sie suchen das schnelle Geld und hinterlassen verbrannte Erde, welche das in Geiselhaft genommene Volk in den USA und EU mit Steuergeld wieder fruchtbar machen muss, auf dass die Ganoven erneut nach ihrer Art ernten.

    • Ueli der Knecht sagt:

      USA und UK sind das „Reich des Bösen“ und die „Mafia“ (gehört dazu auch Nestle und der Vatikan?) kontrolliert die Weltwirtschaft – dies ist in etwa Ihre Message.

  • Gene Amdahl sagt:

    Die Analyse mag ja z.T. stimmen nur wird das Pferd am Schwanz aufgezogen damit.

    Hier wird krampfhaft versucht mit geschönten Statistiken die Wahrheit z verdrehen. Ich empfehle jedem mal auf youtube.com unter Nigel Frage zu suchen oder auf EIN EURO, EIN VOLK, EIN REICH.

    Der Euro und die EU sind ein Desaster – ein künstliches Gebilde das gar nie funktionieren kann und je wird. All die Kulturen etc. unter einen Hut zu bringen wollen erinnert eher an den totalen Wahnsinn.

    Wir wollen ein Europa mit dem wir Handel treiben, aber keine Eu und kein Euro.

    • Anh Toan sagt:

      Auch in der Diskussion Basel-Stadt und Baselland wird das Argument von viel zu verschiedenen Kulturen / Mentalitäten verwendet. Mumpitz!

      Lesen Sie: http://www.spd.de/linkableblob/74708/data/20120804_habermas_ruemelin_bofinger_faz.pdf

      Die Philosophen und Wirtschaftswaisen liefern eine gute Analyse der Problematik, einzig die Schuldzuweisung an die aktuelle Bundesregierung ist aus der SPD Ecke zwar zu erwarten, meines Erachtens aber nicht korrekt, solange GR oder Italien nicht mitmachen, den Souveränitätsverlust, den auch Deutschland erleidet, nicht akzeptieren, kann Merkel einer „Transferunion“ nicht zustimmen. (Vielleicht würde sie sich aus innenpolitischen Gründen auch sträuben, wenn Griechenland und Co. die notwendigen Reformen umsetzen, das ist aber bis jetzt rein hypothetisch.)

    • Anh Toan sagt:

      @Gene Amdahl: „Wir wollen ein Europa mit dem wir Handel treiben, aber keine Eu und kein Euro.“ Wir sind wohl die Schweizer, die demokratisch in einer Volksabstimmung entscheiden sollen dürfen, ob sich die anderen Staaten Europas zu einer Union zusammenschliessen und eine einheitliche Währung einführen.

      Frechheit von denen, uns nicht vorher zu fragen.

      • Thomas ernst sagt:

        @ Anh

        Das ist ein blosses Ablenkungsmanöver, und das wissen Sie auch. Haben Sie als Euroturbo das schon nötig, weil keine sachlichen Ueberlegungen mehr zur Verfügung stehen?

        Jedes Gebilde muss sich immer auf Veränderungen einstellen. Die EU/Euro kennt nur das Wachstum. Das führt zu Rigidität, statt Flexibilität – und letztlich zum Bruch. Vielleicht nicht dort, wo Sie und die Draghis das notfalls akzeptieren könnten (GR, SP), sondern dort, wo Sie es zuletzt erwarten.

        Das ist das Schicksal aller Apparatschicks.

        • Anh Toan sagt:

          @thomas ernst: ???

          Was ist ein Ablenkungsmanöver?

          Wie verstehen Sie den von mir zitierten Satz?

          Argumente finden Sie in meinem Link, tut nicht weh, auch wenn der Text auf der Seite der SPD steht.

          In Ihrem (und dem von Gene Amdahl und will williamson kann ich jedoch keine Argumente finden.

          Die Schweiz/CHF kennt nur Wachstum, wird allgemein als einer der unflexibelsten Staaten gesehen, das Volk sagt fast immer „Nein“ zu fast allem, was man es fragt. Sie als langsamer, bedächtiger, vorsichtiger, meistens nein sagender Schweizer (Gegenteil von Euroturbo) fühlen sich da doch wohl und wissen Bescheid: Warum ist die Schweiz noch nicht an ihrer Unflexibilität / Rigidität zerbrochen?

          Richard Branson: „Life is a hell lot more fun if say yes rather than no“

          • will williamson sagt:

            Ich wollte gar nicht argumentieren. Mich hat nur die Bezeichnung „WirtschaftswAise“ amüsiert. Die Typen kommen mir manchmal tatsächlich wie Waise (Wirtschafts-Waisenkinder) vor. Gemeint haben Sie natürlich die WEisen (abgeklärten Obergescheiten). Einige werden so bezeichnet. Fehlt nur noch, dass man die mit „Euer Weisen“ ansprechen muss. So wie man die Richter mit „Euer Ehren“ betitelt hat.

          • will williamson sagt:

            ausführliche Erklärung aus dem Hause Duden:
            Weise und Waise

            Vielleicht ist Ihnen ja auch schon einmal aufgefallen, dass Wörter mit ai fast immer ein Pendant mit ei haben, das etwas völlig anderes bedeutet: Waise – weise, Rain – rein, Saite – Seite. Diese Wörter waren im Mittelhochdeutschen lautlich durchaus unterscheidbar, so hieß die Weise im Mittelhochdeutschen noch „wise“ und die Waise hieß „weise“.

            Doch verschiedene lautliche Prozesse führten dazu, dass sich sogenannte Homofone bildeten, also Wörter, die gleich klingen, aber unterschiedlicher Herkunft sind und daher auch unterschiedliche Bedeutungen tragen. Zum einen wurde bei mittelhochdeutschen Doppellauten wie z. B. dem ei der erste Vokal etwas tiefer, zum anderen entwickelten sich lange Vokale wie das lange i zu Doppellauten wie ei.

            Um diese Wörter zumindest grafisch voneinander zu trennen, schrieb man die aus dem langen i entstandenen Formen mit ei, während für die Formen, die aus der Vokalsenkung entstanden waren, die Schreibung mit ai aufkam. Somit wird im Neuhochdeutschen immer dann mit ai geschrieben, wenn gleich klingende Wörter voneinander unterschieden werden sollen.

          • Anh Toan sagt:

            @will williamson: Sie waren nur der Vollständigkeithalber da, thomas ernst wirft aber mir vor, einen argumentfreien Kommentar ohne Argumente zu kommentieren.

          • Andreas Dombek sagt:

            @will williamson

            Möchte zur Ihrer Info gratulieren, wage aber doch eine kleine Anmerkung, basierend auf dem Werk DWB aus dem Hause der Brüder Grimm.

            Betrachtet man den Fehler von Anh Toan etwas genauer, wird man beim zweiten Blick sich vergewärtigen können, dass er m. E. nur einen „scheinbaren Fehler“ gemacht hat. Denn folgt man dieser These, die da lautet: „Der wahrhaftige Fehler ist meist der existenten Tatsächlichkeit näher als die fehlerhafte Wahrheit“, kann man zu einer verwirrenden, aber erhellenden neuen Einsicht in die Finanzweisen bzw. Finanzwaisen gelangen.

            Denn verfolgt man in äußersten Einfachheit den gemeinten Sinninhalt, kommt man zum Ursprung von „Waise“, der da lautet: Die Person Waise ist ….“vertrieben, entartet, führerlos, mangelhaben“ …. sowie der Mitbedeutung …. „der verlassene, der beraubte“.

            Der heurigen finanziellen Gegebenheiten folgend kann man feststellen, dass der Finanzweise sicher ein Experte auf seinem Gebiet sein kann oder mindestens sein sollte, aber als „entarteter und mangelhabender Wissender“ sicherlich logischerweise iin der Schreibform „Finanzwaiser“ geschrieben der könnte bzw. müsste.
            Denn werden wir Bürger, ob edler Schweizer oder einfacher EU-Bürger, nicht von diesen scheinbaren „Finanzweisen“ tatsächlich zu wirklichen „Finanzwaisen“ gemacht?

            Und somit ist wenigstens diese Frage klar beantwortet: Folgt man den Finanzweisen, wird man ein Finanzwaise. Man ist dann von allen guten Geistern verlassen, auch vom eigenem Geld und der letzten Hoffnung.
            Mich graut es vor dieser Wie(a)se.

          • Linus Huber sagt:

            @ Andreas

            Guter und interessanter Kommentar, welcher ein wenig an seiner Originalität verliert aufgrund der implizierten Bewertung, welche aus dem Ausdruck edler Schweizer und einfacher EU-Buerger vermittelt wird.

    • Linus Huber sagt:

      @ Gene Amdahl

      Ich stimme Ihnen zu. Kleine Korrektur: Der Mann heisst Nigel Farage.

  • Anh Toan sagt:

    Wieso sollte, wenn der Patient nicht mithelfen will, die Diabetes zu behandeln, die Lungenentzündung behandelt werden? Da benutzt man die Ressourcen doch schlauer, um lebens- und genesungswlllge Patienten zu behandeln. Vor allem, wenn wie in diesem Fall die „Diabetes“ eine ansteckende Krankheit ist.

  • Wasser sagt:

    Vielen Dank, sehr überzeugende Zusammenfassung, die vielleicht ein wenig hilft, zu einer ausgewogeneren Diskussion zu kommen.

    Stimme zu, dass z.B. in Deutschland meist nur über den Diabetes gesprochen wird und die Pneumonie erst gar nicht zur Kenntnis genommen wird. In den Schuldnerländer scheint mir allerdings ein gegenteiliger Reflex am Werke zu sein. Dort interessiert vor allem die Pneumonie. Die Diabetes-Behandlung hingegen ist höchst unpopulär und steht unter dem Ruf vor allem ein ungeliebtes Zugeständnis an ein egoistisches und neoimperiales Deutschland zu sein.

    Wenn es den europäischen Politikern gelänge, statt populistischer Extrempositionen einen ernsthaften Interessenausgleich zu suchen, dann wäre viel erreicht. Überhaupt scheint mir das Agieren der Politiker das größte Rätsel dieser Eurokrise zu sein. Wie kommt es, dass selbst ehemals besonnene moderate Politiker zu Volkstribunen mutieren, die nur noch Halbwahrheiten verbreiten und nationalistische Ressentiments bedienen?

    • Linus Huber sagt:

      @ Wasser

      Sie erkennen den schrittweisen Sinneswandel gut.

      Der Grund dafür liegt in der sich breit machenden pessimistischen Stimmung, welche ein normaler Prozess in einer Wirtschaftskrise darstellt. In Zeiten der Krise fokussiert man sich schrittweise immer stärker auf sich selber und die unmittelbare Umgebung. Dies ist nicht weiter verwerflich, sondern es wäre ja auch sinnlos, wenn man seine eigene Handlungsfähigkeit gefährdet, indem man ohne Rücksicht auf seine eigene Sicherheit andern helfen würde.

      Darum dürften Projekte wie die EU oder der EURO, welche in einer Phase der Expansion und Euphorie kreiert wurden, einen eher schweren Stand haben in den kommenden Jahren und sicherlich massive Revisionen erfahren.

  • Martin Holzherr sagt:

    Die Eurozone ist direkt gefährdet, wenn Staaten aus ihr austreten. Sie kann aber auch indirekt gefährdet sein, wenn die wirtschafltichen Rahmenbedingungen der Länder immer weiter auseinanderdriften.
    Es hat bereits ein Vertrauensverlust eingesetzt für Länder wie Spanien und Italien, was sich im Abzug von Sparkonten, der Erschwerung von Kreditvergaben und der Auswirkung auf Geschäftsbeziehungen zeigt. Immer häufiger kalkulieren ausländische Geschäftspartner von Firmen in Spanien oder Italien bereits einen Austritt dieser Länder aus der Eurozone mit ein.
    Um dies zu korrigieren braucht es eine Stärkung des Vertrauens, dass die gefährdeten Länder auf lange Frist in der Eurozone verbleiben. Doch gerade Deutschland und ein paar andere Nordstaaten sind nicht dazu bereit Vertrauen oder Kredite ohne Bedingungen an diese Länder zu vergeben. Am ehesten wäre das noch denkbar, wenn die gefährdeten Länder freiwillig einen Teil ihrerer Souveränität auf- und an die Kreditgeber oder die EU-Behörde abgeben würden und dann im Gegenzug volle Unterstütung erhielten. So etwas erscheint mir aber in der gegenwärtigen Situation unwahrscheinlich. Nationales Denken nimmt zu, nicht ab und das Vertrauen in die EU-Zentrale war schon immer gering und ist in letzter Zeit weiter geschrumpft.

    • Linus Huber sagt:

      Gute Analyse, Martin.

      Ich erlaube mir Ihre Gedanken ein wenig zu ergänzen. Obiger Artikel beschreibt die Symptome der Krankheit, aber geht nicht weit genug in der Analyse der Ursache und des wirklichen Grundes der heutigen Situation. Ebenfalls ist Eichengreens Rezept einzig eine Verzögerungstaktik und stellt in keiner Weise eine langfristige Lösung dar.

      Was immer vergessen wird, ist die Tatsache, dass ein Sinneswandel abläuft zur Zeit und man mit der Verletzung der marktwirtschaftlichen Regeln kein Vertrauen kreieren kann. Nicht rueckzahlbare Schulden muss man nicht noch unrueckzahlbarer machen, indem man diese mit Liquidität bekämpft sondern sie muessen abgeschrieben werden und die unvorsichtigen Kreditgeber muessen leider die Kosten ihrer Fehlentscheidungen tragen. Alles andere sind Scheinlösungen, welche sich längerfristig als erfolglos auszeichnen werden (wir werden dies auch bald in den USA erkennen, wo Eichengreens Rezept angewendet wurde).

      Es ist allgemein bekannt, dass die Rechtsstaatlichkeit zu einem sehr hohen Grad für den wirtschaftlichen Erfolg eines Staates verantwortlich ist. All diese empfohlenen Massnahmen untergraben den Geiste der Rechtsstaatlichkeit und reduzieren damit die Erfolgsaussichten des Patienten. Man verhindert das Bein zu amputieren und erkennt dabei nicht, dass damit das Leben des Patienten aufs Spiel gesetzt wird.

      Ebenfalls unterlässt der Autor die weltwirtschaftlichen Rahmenbedingungen ausser Acht zu lassen in seiner Darstellung. Die Situation ist nicht mehr vergleichbar mit den Jahren vor 2007 und die Idee, sich mit einem exportorientierten Wirtschaftsmodell aus dem Schuldensumpf zu retten, bedingt, dass wir im Gegenzug Staaten zur Verfügung haben, welche bereit sind ihr Handelsbilanzdefizit auszubauen. Eine sehr fragwürdige Proposition in der heutigen Zeit.

  • will williamson sagt:

    Mir scheint es da nur eine Lösung zu geben: Mario Draghi muss durch Barry Eichengreen abgelöst werden. Möglichst sofort!

    • Thomas ernst sagt:

      Ja, und zur Verstärkung sollten sie Ddonald Duck beiziehen. Der versteht sicher mehr von der Sache als Draghi…

      • Thomas ernst sagt:

        …nun, wir haben es auch zugelassen, dass eine aktenkundige Verräterin Finanzchefin der Schweiz geworden ist. Der Sumpf umfasst also auch die Aufsichtsbehörden ( SNB, Finma) und die Politik. Den letzten halbwegs liberalen Chefbeamten im EFD hat unser aller Buendnerstilzchen ja eben exekutieren lassen.

        Was ist der Unterschied zwischen der Finanzwirtschaft und der Mafia? Die Mafia hat einen Ehrenkodex….

      • will williamson sagt:

        Aus Ganovensicht – um Ihre Terminologie beizubehalten – haben die wahrscheinlich nicht versagt, sondern bestens das angestrebte Ziel erreicht.

    • Linus Huber sagt:

      @ Will

      Sie scheinen hier auf die in den Massenmedien publizierte Meinung aufzuspringen. Auch die jetzige Einstellung Draghis geht weit über die Funktion eines Zentralbankers hinaus, indem er nämlich Massnahmen finanzpolitischer Natur in Betracht zieht.

      Zentralbanken sind nicht zuständig für die Bonität von Schuldnern, sondern einzig für genügend Liquidität im System. Betrachtet man die massiven Reserven der Banken, welche sich bei der EZB angehäuft haben, ist es offensichtlich, dass sich das Problem nicht im Bereiche der Liquidität befindet.

      Die Frage von Bonität muss man beantworten, indem micht-rueckzahlbare Schulden eliminiert werden und damit die unvorsichtigen Kreditgeber mitverantwortlich gemacht werden.

    • Franz Mueller sagt:

      Komme soeben aus SP zurück, war unter anderem in Sevilla, Cadiz, Granada und Malaga. Nicht in dieser Reihenfolge. Allen Besserwissern und überheblichen Schnöris die alles eh besser wissen: reist erst einmal nach SP wie ich und studiert dann die dortigen Verhältnisse! Einfach nur noch niederschmetternd, verstehe alle SP, wenn sie eine Depro kriegen.Im Zentrum von GRANADA ist bald einmal jede ZWEITE Wohung zur Miete oder Verkauf ausgeschrieben, Plakate an den Balkone! Viele Junge Leute schlendern tagsüber ziellos umher, sitzen auf Parkbänken und warten auf Arbeit, die es nicht gibt. Neidische Blicke zu mir, wenn sie erfahren, dass ich aus der CH komme. “ La Isla felicidad“ nennen viele in SP mitlerweile unser Land. Offenbar haben noch viele bei uns nicht ganz begriffen, in welchem Schlamassel die EU seit Jahren steckt. Aufgepasst: den letzten beissen die Hunde auch noch, das wäre dann die CH..

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