Das «Dirty Little Secret» der Eurokrise

Angela Merkel referiert während eines Italienbesuchs, 11. Januar 2012. (Foto: Wolfgang Kumm/Keystone)

Gewisse Ursachen der Eurokrise verdrängen die Deutschen ganz gerne: Angela Merkel referiert während eines Italienbesuchs, 11. Januar 2012. (Foto: Wolfgang Kumm/Keystone)

Die Spanier sind alle faul.

Die Portugiesen und Italiener sowieso. Und die Iren trinken hauptsächlich. Ihrem eigenen Schlendrian haben sie es zu verdanken, dass ihre Staatsschulden heute untragbar hoch sind, sie ihre Wettbewerbsfähigkeit verloren haben und sie in der Krise stecken.

Die Deutschen dagegen sind die Exportweltmeister. Global wettbewerbsfähig wie keine andere Nation. Diesen Status haben sie sich selbst erschaffen, mit harten Strukturreformen im eigenen Arbeitsmarkt.

Wenn die Welt doch bloss so einfach wäre.

Leider ist alles etwas komplizierter. Die heutige Stärke Deutschlands und die Schwäche Spaniens, Irlands, Portugals und Italiens ist eine direkte Folge der Einführung der Gemeinschaftswährung im Jahr 1999 respektive der Politik der Europäischen Zentralbank nach der Jahrtausendwende (Griechenland wird in der Aufzählung bewusst nicht aufgeführt, denn dort ist die Lage tatsächlich verbockt).

Blenden wir also zurück, ins Jahr 2000. Deutschland war damals der kranke Mann Europas, der es kaum mehr zu schaffen schien, Wachstumsraten von mehr als 2 Prozent zu erreichen. Das Platzen der Technologieblase im Frühjahr 2000 traf Deutschland hart: Der zuvor hochgejubelte Neue Markt in Frankfurt brach um 96 Prozent ein.

Als Folge dieses Schocks fiel die deutsche Wirtschaft 2002 und 2003 in eine Kontraktion. Es handelte sich dabei aber nicht um eine normale, harmlose Abkühlung, sondern um eine Bilanzrezession. In diesem Artikel, der am Mittwoch in der «Finanz und Wirtschaft» erschienen ist, wird die Funktionsweise einer Bilanzrezession genauer erklärt, daher hier nur kurz zusammengefasst: Ein Land kann in eine Bilanzrezession fallen, wenn es zuvor einen exzessiven privaten Schuldenaufbau durchlebt hat. Kippt dann die Stimmung und kühlt sich die Wirtschaft des Landes ab, setzt das «Sparparadox» ein: Die privaten Haushalte und/oder Unternehmen sind plötzlich mit zu hohen Schulden belastet und versuchen, sie abzubauen. Jeder agiert für sich rational; er erhöht seine Sparquote und zahlt Schulden zurück. Wenn das aber alle gleichzeitig tun, sackt die aggregierte Nachfrage in der Volkswirtschaft zusammen.

Diese Grafik, aufbereitet von Richard Koo, dem Leiter des Nomura Research Institute in Tokio und Autor des sehr lesenswerten Buches über Bilanzrezessionen, «The Holy Grail of Macroeconomics», illustriert schön, was damals in Deutschland geschah:

Die Kurven zeigen die Finanzierungssaldi der vier Nachfragesektoren in einer Volkswirtschaft (Haushalte, Unternehmen, Staat, Ausland). Speziell zu beachten sind die rote und die blaue Kurve. Sie zeigen, wie die privaten Haushalte (rot) und die Unternehmen (blau) nach dem Schock von 2000 ihre Sparquote deutlich erhöhten – im Fall der Unternehmen von minus 5 Prozent auf plus 4 Prozent des BIP. Diese Bewegung entzog der deutschen Volkswirtschaft nach Berechnungen Koos zwischen 2000 und 2005 eine aggregierte Nachfrage von 12,6 Prozent des BIP.

Deutschlands Inflationsrate fiel damals auf deutlich unter 1 Prozent, das Land drohte in die Deflation abzugleiten.

Was tat die EZB dagegen? Sie riss die geldpolitischen Schleusen auf. Zwischen 2001 und 2003 senkte die Zentralbank den Leitzins von 4.75 Prozent auf ein Nachkriegstief von 2 Prozent und beliess den Satz dort.

Diese Massnahme rettete Deutschland. Und sie stürzte die Peripherieländer der Währungsunion ins Verderben.

Deren Volkswirtschaften nämlich steckten nicht in einer Bilanzrezession, und die Niedrigzinspolitik der EZB liess sie überhitzen. Wie Richard Koo in einer aktuellen Studie nachweist, stiegen die Immobilienpreise in Spanien zwischen 2000 und 2005 um 107 Prozent, in Irland schossen sie 76 Prozent in die Höhe. In Deutschland fielen sie dagegen um 8 Prozent.

Die Inflationsraten in der Eurozone divergierten nach 2000 markant, wie diese Grafik von Koo zeigt (Konsumpreisinflation, ohne Immobilien, indexiert 2000=100):

Und als direkte Konsequenz der divergierenden Inflationsraten begannen auch die Arbeitskosten auseinanderzuklaffen (indexiert, 2000=100, Quelle: Nomura Research Institute. Zu beachten: Im Fall von Spanien ist die Legende falsch; der Indexstand müsste 154.4 sein, nicht 1154,4):

Es war in diesen verhängnisvollen Jahren zwischen 2000 und 2005, als die internationale Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Peripheriestaaten, ganz besonders Spaniens und Irlands, ruiniert wurde.

Sie wurde geopfert, um Deutschland zu retten.

Bezeichnenderweise argumentierten deutsche Ökonomen wie Hans-Werner Sinn (hier in einem Papier aus dem Jahr 2000) und Axel Weber (hier ein Papier aus dem Jahr 2005, mit Dank an Kollege Daniel Binswanger für den Hinweis) damals, einige Länder in Europa müssten höhere Inflationsraten erdulden, damit die EZB sicherstellen könne, dass kein Land – also Deutschland – in eine Deflation abgleite. Weber kam in seinem Papier zudem zum Schluss, dass Inflationsdivergenz innerhalb der Eurozone kein Problem darstelle.

Deutsche Politiker argumentieren heute oft und gerne, ihre Wirtschaft sei so wettbewerbsfähig, weil zwischen 2003 und 2005 (u. a. Hartz I bis IV) harte Reformen am Arbeits- und Dienstleistungsmarkt durchgesetzt wurden.

Diese waren gewiss nötig, und Deutschland hat allen Grund, Stolz darauf zu sein. Bloss, ist das wirklich die einzige Erklärung?

Diese Grafik spricht dagegen (Quelle: Nomura Research Institute):

Sie zeigt den Saldo in der deutschen Handelsbilanz mit den Ländern der Eurozone (blau), den USA (rot) und Asien (grün). Nach der Einführung des Euro (1999) und der extrem lockeren Geldpolitik der EZB (2001-2004) schwollen vor allem Deutschlands Handelsüberschüsse mit den anderen Euroländern an. Das Verhältnis zu den USA und Asien blieb weitgehend unverändert.

Wäre Deutschland nach den eigenen Marktreformen tatsächlich weltweit wettbewerbsfähiger geworden, hätten auch die Überschüsse im Handel mit den USA und Asien steigen müssen. Das taten sie aber nicht (erst ab 2010/2011 scheint das der Fall zu sein).

Nein, die Sache ist profaner: Deutschland fand zu neuer Stärke, weil die Ausfuhren in die anderen Euro-Länder massiv erhöht werden konnten. Deutschland wurde in Europa wettbewerbsfähiger, weil die Peripheriestaaten als Folge der EZB-Politik wettbewerbs-unfähiger wurden.

Das ist das «Dirty Little Secret» der heutigen Eurokrise.

124 Kommentare zu «Das «Dirty Little Secret» der Eurokrise»

  • Zoe Declaux sagt:

    Ich bedanke mich bei Monsieur Mark Dittli!

  • Deutsches Denkmal sagt:

    ein schlechter Artikel!

  • Marina sagt:

    Jezt ist wieder mal Deutschland schuld, ja die bösen Deutschen!
    Mein eben zwei jähriger Enkel Leo und meine 12 jährige Enkelin Erika sind schuld und werden ewig schuld sein am Elend, das Deutschland Ihrer Ansicht nach über die Welt bringt.
    Basta!
    Wo waren damals Sarkosy, Berlusconi u. co. ? Warum haben sie nicht laut „halt“ gerufen?

  • leonardi MASSIMO sagt:

    hoffentlich wird dieser Bericht auch mal in Deutschen Zeitungen und Medien gezeigt, um die allgemein Herrschende Meinung etwas zu relativieren.

  • Michael Schwarz sagt:

    Wenn die Zentralbank die Märkte nicht reguliert, obwohl die Märkte versagt haben, dann ist es laises faire. Dies wird in einer Situation führen, dass die Stärkste den Märkte dominieren. Die sozial Markt Wirtschaft fördert die Demokratie, nicht das Kapital selbst. Ohne staatliche Regulierung funktioniert die Märkten nicht effizient, der Wiederaufbau der Organisation, Regulatoren und Verfolgungsbehörde in Finanzdelikten sind entscheidend für dem Markteffizienz. In dieser Hinsicht spielt die Zentralbank eine wichtige Rolle, die jetzige Mandate der Zentralbank ist weitergehen überholt und veraltet. Die Zentralbanken müssen den Banken regulieren – die Banken können nur reguliert werden, wenn deren Geldfluss reguliert werden, das kann nur eine Zentralbank.

    • Thomas ernst sagt:

      @ Michael

      Es ist ein Zeichen von Intellektueller Ehrlichkeit, nur Fremdwörter zu verwenden, die man auch korrekt schreiben kann. z.B. laissez faire …

  • Karl-Heinz Drux sagt:

    Die Handelsbilanzüberschüsse per se in EURO verfälschen die Vergleichbarkeit der Handelsbilanzsalden zwischen Deutschland und den EURO Staaten einerseits und USA/Asien in Wechselkursschwankungen angepassten Zahlen andererseits. Sie führen daher im Vergleich zu Fehlinterpretationen. So ist vorstellbar, dass die Handelsbilanzsalden des EURO Raums ohne Deutschland den gleichen Verlauf gegenüber Asien/USA aufzeigen, wie es gegenüber Deutschland im Chart zu sehen ist.
    Auch verfälscht die Betrachtung der Salden alleine das Bild gegenüber einer Darstellung, die die absoluten Werte der EX-/Importe in EURO aufzeigt. Es ist zu vermuten, dass die Importe der EURO Länder wegen der dort anziehenden Preise nach Deutschland ebenfalls mit dem Anstieg der Exporte aus Deutschland zurückgegangen sind, und so zum Anstieg der Salden beigetragen haben.
    Die Wettbewerbsfähigkeit ist relative Grösse, die sehr stark von den Währungsrelationen im Aussenhandel beeinflusst wird, wie man gerade bei den Peripheriestaaten der EURO Zone unschwer erkennen kann. Daher hinkt die Aussage, dass Deutschland die Wettbewerbsfähigkeit gegenüber Asien/USA im Unterschied zu der in der EURO Zone nicht gesteigert hat, da die Währungsrelationen gegenüber dem EURO einen sehr stark schwankenden Verlauf in der berücksichtigten Zeitperiode auswies. Ebenso nicht berücksichtigt sind die relativ hohen Rohstoffimporte mit im betrachteten Zeitverlauf stark ansteigenden Preisen, die den Handelsbilanzsaldo ebenfalls beeinflusst haben sollte.
    Sicher haben die hohen Inflationswerte der Südperipherie dazu geführt, dass die Importe in diesen Ländern gestiegen sind. Ob letztlich nur der EZB Zinssatz dafür verantwortlich ist, würde ich bezweifeln, da in diesen Staaten auch bei höheren Zinsen vor der EURO Einführung immer schon Lohn-/Preisspiralen die Inflation angetrieben haben.
    Der gesamte Beitrag zeigt sicherlich, wie Währungsunionen unter eigenständigen Volkswirtschaften verlaufen. Letztlich ist aber die Entwicklung ein Nullsummenspiel, wobei die einzelnen Volkswirtschaften in bestimmten Perioden Vorteile aus der gemeinsamen Währung samt Zins ziehen und in anderen Perioden Nachteile erleiden.

  • Michael Schwarz sagt:

    Die Krise in EU-Zone kann nicht durch Kreditexpansion gelöst werden, wenn die Banken gewillt sind, den Strafzins zu zahlen. Die Banken haben ausreichendes Kapital, das Problem ist es die Unsicherheit, dies wieder zur Rückhaltung bei Investitionen führte. Die dringste Aufgabe der EZB ist die Unsicherheit zu verringen, indem sie Staatsanleihe von Italien und Spanien kauft und das Vorzugsrecht bei der Rückzahlung verzichtet, bzw. die Gleichstellung zwischen der EZB und den Privatinvestoren wiederherstellt.

    Mit dem Vorzugsrecht verschaft die EZB einen asymetrischen Anleihmarkt, das ist Grund warum der Anleihkauf in der Vergangenheit wirkunglos blieb. Draghi muss dafür sorgen, dass unten den Anleihkäufer die gleiche Bedinung herrscht, und niemand bevorzugt wird, auch die EZB.

    • Rolf Meierhans sagt:

      Was Sie propagieren ist nix anderes als die Aushebelung der Marktkräfte. Es soll wieder Investiert werden. Dem Investor soll suggeriert werden, egal ob die Investition gut ist oder nicht, am Ende kommt die EZB dafür auf. Investoren werden in dem Fall nur Kapital für Spekulationen sprechen. Das ist Blasenwirtschaftspolitik vom feinsten!

      • Linus Huber sagt:

        Genau!

        Ökonomen rechnen immer nur in Aggregat dies Aggregat jenes.

        Dabei spielen die Prinzipien der Marktwirtschaft und Eigentumsrechte eine anscheinend untergeordnete Rolle. Es wird vergessen, dass alles nur funktioniert, wenn nicht der Staat (wie auch nicht die Zentralbanken) den Markt in dieser überwältigenden Weise und so bestimmend beeinflusst und wenn nicht die Eigentumsrechte und somit die Rechtsstaatlichkeit mit Füssen getreten werden.

        All die zur Zeit getroffenen Massnahmen produzieren die genau entgegengesetzten Anreize, welche nötig sind, um die Situation einer wirklichen Lösung zuzuführen.

        • ast sagt:

          „die Prinzipien der Marktwirtschaft und Eigentumsrechte eine anscheinend untergeordnete Rolle.“

          …das will ich bestätigen.

          Aus einem eben gelesenen Artikel entnommen: „Um 14.000 Milliarden Dollar Volkseinkommen zu generieren, erwirtschafteten die USA mehr als 50.000 Milliarden Gesamtschulden, deren Verzinsung allein jährlich 4.000 Milliarden Dollar kostet.“

          Wenn man Euro und US$ direkt vergeicht, so ist der technische Bankrott des US$ bereits Tatsache, während man auf dem Finanzmarkt nur über den Euro spricht derzeit. Ich vermute die Marktbeobachter habe Mühe sich damit abzufinden dass die USA ihre dominante Rolle über die Welt ökonomisch verlieren wird. Wenn der Vertrauensvorschuss der USA einmal durchbrochen ist, dann stehen Obama und Co. wahrlich vor dem grösseren Scherbenhaufen als die Europäer. Allerdings …die Europäer holen schnell auf, denn im Gegensatz zu den USA will man hier jede Bank auf Teufel komm raus retten. Die neuen Bankengesetze welche Insolvenzen besser ermöglichen sollen in Europa gar erst 2015 kommen, viel zu spät. Aber egal wer zuerst auseinanderbricht, der US$ oder der Euro -es wird im Bumerang beide treffen.

  • Anh Toan sagt:

    Weltweit haben wir ein Umfeld rekordtiefer Realzinsen und rekordhoher Risikoaufschläge. Investitionen in neue Unternehmen, in neue Produkte, in neue Märkte und damit neue Arbeitsplätze sind riskante Investitionen. Dahiin will das Kapital nicht, weil die Menschen verunsichert sind. Zinssätze unter der Inflation, teilweise gar nominell negativ, QE’s als Dauerzustand, fördern kein Vertrauen. Es geht um Emotionen, nicht Mathematik.

    • Linus Huber sagt:

      Das Resultat der Tiefzinspolitik der Zentralbanken der vergangenen vielen Jahre. Risikoaufschlaege sind heute hoch, weil die massiven Fehlinvestitionen nie liquidiert wurden aufgrund eben dieser manipulativen und ankerlosen Geldpolitik. Seit zu vielen Jahren wurde das „creative destruction“ Modell gemaess Schumpeter verhindert.

      Eine ganz natürliche Evolution dauernder manipulativer Eingriffe, welche schlussendlich diese Krise verursachte.

      • Michael Schwarz sagt:

        Die Emotion der Investoren wird bei Zentralbank als unwichtigen Variable aussortiert, d.h. in denen Modelle kommt die Emotion überhaupt nicht vor, weil sie reine Akademiker sind, es ist vergleichbar mit theoretischer Physik. Die Physiker fängen erst in letzten 40 Jahren langsam an der Welt zu verstehen. In der Wirtschaftswissenschaft ist lange noch nicht so weit wie in der Physik.

        Der Mensch macht Fehler, aber wenn man von Fehlern nicht lernt, ist man verdammt sie standig zu wiederholen. In dieser Situation stecken die Zentralbank zur Zeit, weil sie in der Vergangenheit nicht nach ausgewogene Geldpolitik danach gestrebt haben, die struktuellen Bereinigungen nicht zuliess, die falsche Kapitalallokation bewusst im Kauf genommen haben, zur Gunst des kurzfristigen Wachstums. Jetzt stecken Sie in einer Falle, die sie nicht entkommmen können, die Geldpolitik stiess an ihrer Grenze der Machbarkeit. Man kann sagen, dass die Zentralbank haben Ihre Profite maximiert, auf Kosten des zukünftigen Wachstums. Wie ich zuvor sagte, es gibt nur wenige Menschen, die den Kaptialmarkt verstehen, Draghi und Bernanke gehören sicherlich nicht dazu.

  • Markus H. sagt:

    Der Witz fängt ja schon damit an, dass Spanien weitaus mehr Zinsen zahlt als Deutschland, obwohl Spanien weniger (in Euro, pro Kopf, pro m2, in % am BIP, etc.) verschuldet ist als eben Deutschland. Und: spanische Staatsanleihen sind drei- bis vierfach überzeichnet, d.h. es gibt eine enorme Nachfrage, jedoch werden gerade immer dann Krisengerüchte eingestreut, wenn bevor diese auf den Markt geworfen werden und die an der Börse gehandelte Risikoprämie steigt. Das ist doch ein glatter Betrug. Wie kann es sein, dass Spanien weitaus mehr Zinsen bezahlt als Griechenland? Wie kann es sein, dass Gerüchte einer Staatspleite Spaniens von der Deutschen Bank jahrelang gestreut wurden, die auch gleichzeitig die Leerverkaufswetten darauf verwaltete? Wie kann es sein, dass Staaten davon abhängen, wie groß die Spekulationslust an der Börse ist? Wie kann es sein, dass man in Deutschland vergisst, dass auch Spanien gem. seines BIP genauso für Portugal und Griechenland Millardensummen zahlt? Wie kann es sein, dass sich so etwas EU nennt?

  • Michael Schwarz sagt:

    Die Zinssenkung Draghis dient dem Stimulus der EU, aber das Problem innerhalb der EU ist dadurch nicht gelöst, die Unsicherheit wurde durch der Zinssenkung Draghis kurzfristig erhöhert, somit erreicht er genau die gegenteilige Wirkung als er gehoft hat. In jetzigem Zeitpunkt ist die Stabilität des EUR besonders wichtig, weil die die Unsicherheit bei der Investition verringt. Der Interbankmarkt kann nur wieder belebt werden, wenn der Zinsspread zwischen Banken und EZB vergrösst würde, deshalb ist die Zinssenkung Draghis eine fehlerhaft geldpolitische Entscheidung.

    Bis heute richtet Draghis Geldpolitik nach Deutscher Wirtschaft, anscheint hat Draghi von den Fehler seiner Vorgänger nicht gelernt zu haben. Die Unsicherheit kann nur verringen, wenn die EZB auf Stabilität der Preise, Verringung der Inflation und das Anleihkaufprogramm setzen. Dies würde die Stabilität im europäischen Banksystem bringen, und die Verzinsung der Staatsanleihe verringen. Es wäre eine fatale Entscheidung Draghis wenn er das Anleihkaufprogramm nicht wieder aufnehmen würde.

  • stefan dambach sagt:

    Man sieht ja schon an den vielen feierlichen Danksagungen in den Kommentaren, worum es hier wirklich geht (wie eigentlich bei jedem 2. Artikel über Deutschland): um die Bedienung von Ressentiments, wirtschaftstheoretisch verbrämt. Das klappt immer: Einfach den innig geliebten „großen Bruder“ runtermachen, damit man sich daran aufrichten kann. Kernaussage ist ja: D ist an allem schuld. Und dann wird mit allerlei Grafiken nachgewiesen, wie objektiv man doch ist. Geben Sie mir 2 Stunden, und ich liefere Grafiken, die das exakte Gegenteil sagen. Und mal ehrlich, verehrte Herren Ökonomen: Es macht Ihnen doch einfach diebische Freude, den Deutschen Versagen nachzuweisen. Hätten Sie sich ähnlich akribisch in die Materie vertieft, wenn es, sagen wir mal, um Frankreich gegangen wäre?

    • Ueli der Knecht sagt:

      Ach Stefan! Es geht doch nicht darum einen Sündenbock ausfindig zu machen, sondern einfach nur die Karten auf den Tisch zu legen und nicht so zu tun als wären die Deutschen das auserwählte Volk, welches alles richtig gemacht hat – während die anderen mal wieder faul eine Siesta eingeschoben haben. Das „deutsche Volk“ und „die deutschen Kapitalinteressen“ sind nicht kompatibel – also muss man den Leuten irgendwelche Ammenmärchen von faulen Südländern auftischen, damit sie ihre armselige Suppe plötzlich als schmackhaft empfinden.

    • Anh Toan sagt:

      @stefan dambach: Der Beitrag Herrn Dittlis sagt keineswegs, die Deutschen seien an allem schuld, auch wenn dies von vielen Kommentatoren verstanden wird, er sagt die Einheitswährung mit den einheitlichen Zinsen hätten Deutschland gegenüber Europas Süden bevorteilt, was auch durchaus richtig ist. Falsch erscheint mir, wenn der Artikel die Sache so dargstellt, als hätte dies unausweichlich zum Ruin für Europas Süden führen müssen („Diese Massnahme rettete Deutschland. Und sie stürzte die Peripherieländer der Währungsunion ins Verderben.“). Der Euro hat Europas Süden aber auch wesentliche Vorteile gebracht, erstens sind sie Nettoempfänger im EU Haushalt, zweitens hätten die tiefen Zinsen auch Vorteile bringen können, wenn man diese für Investitionen in Bildung, Infrastruktur, Abfederung von Massnahmen zur Entkrustung des Arbeitsmarktes genutzt hätte, statt um Autos zu kaufen, und Immobilien und Strassen in die Pampa zu bauen. Es wäre aus eigenem Interesse vor allem Aufgabe der noch souveränen Staaten im Süden Europas gewesen, die von den Oekonomen geäusserten Warnungen zu einer Einheitswährung ernst zu nehmen, und die negativen Konsequenzen zu mildern. Sie hätten selbst erkennen müssen, dass sie keine Möglichkeit mehr haben, ihre Wirtschaft mittels Abwertung konkurrenzfähig zu halten, und hätten andere Möglichkeiten finden müssen, damit umzugehen. Für die Griechen war die Aufnahme in den Euro das Ziel, ab jetzt zahlen die Trottel in Brüssel und Berlin für uns, statt es als Beginn des Weges zu sehen, die weltmarktfähigkeit ihrer Wirtschaft zu fördern. „Europa ist unser Hirte, uns wird nicht mangeln“ haben sie sich gesagt, aber da haben sie die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Ich wehre mich auch dagegen, dass Volkswirte die Bedeutung von Zinsen auf Investition und Inflation und Konjukturüberhaupt überbewerten, gar quasi als exklusive Kausalität darstellen: Können lukrative Absatzmärkte erschlossen werden, lassen sich aus den Erträgen auch hohe Zinsen finanzieren, der Kapitalbedarf von Unternehmen ist viel kleiner geworden im Verhältnis zum Personalaufwand über die letzten 30 oder 200 Jahre, die Maschinen sind billiger, die Lager mit „just in time“ viel kleiner, was den Kapitalbedarf und damit den Zinsaufwand deutlich reduziert. (Stimmt für Vietnam nicht, der PC des Mitarbeiters kostet einen Monatslohn, der Strom für AC, Licht und PC 10% eines Monatslohnes). Als Beispiel habe ich mir die Jahresrechnung der Kudelski Group angesehen, Personalaufwand / Zinsaufwand 376 / 16. Ich glaube nicht, dass Zinsen wichtig sind, sicher nicht exklusiv kausal für Konjukturschwankungen wie von den Monetaristen dargestellt, da mir die Realität etwas anderes zeigt (Japan seit 20 Jahren Tiefstzinsen und Deflation), dass die Modelle der Oekonomen die Realität nur unzureichend wiedergeben.

    • Anh Toan sagt:

      @stefan dambach: (Hab den Namen des Autors als viertes Wort geschrieben, dann kommt Warteschlaufe, tut mir leid wenn ich alles doppelt poste, ich möchte, dass mein Beitrag am Sonntag zu lesen ist.)

      Der Beitrag Herrn sagt keineswegs, die Deutschen seien an allem schuld, auch wenn dies von vielen Kommentatoren verstanden wird, er sagt die Einheitswährung mit den einheitlichen Zinsen hätten Deutschland gegenüber Europas Süden bevorteilt, was auch durchaus richtig ist. Falsch erscheint mir, wenn der Artikel die Sache so dargstellt, als hätte dies unausweichlich zum Ruin für Europas Süden führen müssen (“Diese Massnahme rettete Deutschland. Und sie stürzte die Peripherieländer der Währungsunion ins Verderben.”). Der Euro hat Europas Süden aber auch wesentliche Vorteile gebracht, erstens sind sie Nettoempfänger im EU Haushalt, zweitens hätten die tiefen Zinsen auch Vorteile bringen können, wenn man diese für Investitionen in Bildung, Infrastruktur, Abfederung von Massnahmen zur Entkrustung des Arbeitsmarktes genutzt hätte, statt um Autos zu kaufen, und Immobilien und Strassen in die Pampa zu bauen. Es wäre aus eigenem Interesse vor allem Aufgabe der noch souveränen Staaten im Süden Europas gewesen, die von den Oekonomen geäusserten Warnungen zu einer Einheitswährung ernst zu nehmen, und die negativen Konsequenzen zu mildern. Sie hätten selbst erkennen müssen, dass sie keine Möglichkeit mehr haben, ihre Wirtschaft mittels Abwertung konkurrenzfähig zu halten, und hätten andere Möglichkeiten finden müssen, damit umzugehen. Für die Griechen war die Aufnahme in den Euro das Ziel, ab jetzt zahlen die Trottel in Brüssel und Berlin für uns, statt es als Beginn des Weges zu sehen, die weltmarktfähigkeit ihrer Wirtschaft zu fördern. “Europa ist unser Hirte, uns wird nicht mangeln” haben sie sich gesagt, aber da haben sie die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Ich wehre mich auch dagegen, dass Volkswirte die Bedeutung von Zinsen auf Investition und Inflation und Konjukturüberhaupt überbewerten, gar quasi als exklusive Kausalität darstellen: Können lukrative Absatzmärkte erschlossen werden, lassen sich aus den Erträgen auch hohe Zinsen finanzieren, der Kapitalbedarf von Unternehmen ist viel kleiner geworden im Verhältnis zum Personalaufwand über die letzten 30 oder 200 Jahre, die Maschinen sind billiger, die Lager mit “just in time” viel kleiner, was den Kapitalbedarf und damit den Zinsaufwand deutlich reduziert. (Stimmt für Vietnam nicht, der PC des Mitarbeiters kostet einen Monatslohn, der Strom für AC, Licht und PC 10% eines Monatslohnes). Als Beispiel habe ich mir die Jahresrechnung der Kudelski Group angesehen, Personalaufwand / Zinsaufwand 376 / 16. Ich glaube nicht, dass Zinsen wichtig sind, sicher nicht exklusiv kausal für Konjukturschwankungen wie von den Monetaristen dargestellt, da mir die Realität etwas anderes zeigt (Japan seit 20 Jahren Tiefstzinsen und Deflation), dass die Modelle der Oekonomen die Realität nur unzureichend wiedergeben.

    • Thomas ernst sagt:

      @ Anh

      Die Transferzahlungen fuer die Suedlaender waren/sind nicht an den EUR gekoppelt. Sie faerben da grad mal wieder die EURidiotie schön. Man nennt das Geschichtsklitterung.

  • Martin Holzherr sagt:

    Der Artikel behauptet : Der Zinssatz der EZB war und ist(?) für die Entwicklung der Volkswirtschaften in der Eurozone wichtiger als alles andere.
    Teilweise stimmt es, dass der tiefe Zinssatz Automatismen in Gang gesetzt hat und dazu geführt hat, dass viele Kredite in die PIIGS-Länder vergeben wurden – und eben nicht mehr nur von nationalen Kreditgebern, sondern von Bankinstituten aus ganz Europa. Ich würde als wichtigen Grund für die Kreditblase die fehlende Kompetenz der Gläubiger und überhaupt der meisten Wirtschaftssubjekte sehen, welche nicht antizipierten, was für Auswirkungen eine gemeinsame Währung hat und wie man damit umgeht.
    Würde die These des Autors stimmen, dass nicht Menschen und ihr Wissen, sondern Zinssätze allesbestimmend sind, wäre in der Tat eine gemeinsame Währung in Europa mit seinen stark voneinander divergierenden Volkswirtschaften zum Scheitern verurteilt.

  • Davon ausgehend, dass die Grafiken stimmen – die Erklärungen tönen plausibel – könnte man das ganze kurz und bündig wie folgt zusammenfassen. Diesmal in 2 Fragen:

    1. Warum darf etwas nicht den Preis haben, den es verdient?

    2. Warum gestatten die Menschen immer wieder „Zauberlehrlingen“, in die Märkte einzugreifen (EUR-Einführung u.v.a)

    Vielfalt + Transparenz würden permanent mit Check und Balances die Anreize zur vernünftigen Korrektur bringen. Die Ausschaltung des Währungsmarktes innerhalb Europas……..eine Wahnsinnstat. Hat das jemand gesagt, wurde er vom Mainstream ausgegrenzt. Dort liegt letzlich das Haupt-Problem, dass sich das ganze derart in die Länge zog und sich zu einer Superblase entwickelt hat.
    Zu allem Uebel gibts noch eine grössere Blase – die globale Superblase – mit ähnlichen Krankheitskeimen, die wechselseitig mit der Euro-Blase ihr Unheil trieben. Dazu mehr beim nächsten Mal.

    Für heute nur so viel:

    Des Slogan einmal mehr bestätigt: OHNE MARKTEINGRIFF, KEIN MACHTMISSBRAUCH

    Schöne Grüsse
    Markus Ehrler

  • ralph kocher sagt:

    Ich danke vorallem D. Binswanger, wie er reflektierend von sich gibt, dass sich das Land Schweiz Dank dieser SVP und deren Mündel FDP (oder ist’s umgedreht…?) den ureigenen Ast absägt.

  • Michael Schwarz sagt:

    @Hr. Dittli

    Die Deutscher Wirtschaft hat von der Einführung des EUR an meisten profitiert, das ist auch der Grund warum die Deutscher jetzt auch an meisten zur Rettung der EU beitragen muss. Um die Divergenz zwischen Euroländern zu verringen muss die Euroländer zusammen rücken in der Wirtschaftspolitik, Fiskalpolitik und Aussenhandelspolitik. D.h. Eurobonds, gemeinsame Fiskal- und Wirtschaftspolitik, usw.

    Es gibt einen anderen Grund waurm die Inflation zwischen Euroländern divergiert, nämlich der Aufstieg Chinas und der Schwellenländer, und deren künstliche unterbewertete Währung. Also die Länder wie Italien, Spanie, Irland, Portugual werden aus zwei Richtung Unterdruck gesetzt. Das war der Grund warum deren Wettbewerbsfähigkeit in letzten 10 Jahren verlor, und das Wirtschaftssystem und Kapitalmarkt werden durch der Aufblähung der Fremdfinanzierung nachhaltig destabilisiert, weil die Investoren das Kapital wieder rasch zurückzog, als die Situation sich verschlechtet wurde – Boom kommt danach Burst.

    • Anh Toan sagt:

      @Michael Schwarz: Etwas Ähnliches habe ich auch gedacht:

      Die Konkurrenz von Deutschland & Co auf den Weltmärkten sind vor allem USA, Japan, Israel und die anderen starken Länder Europas.

      Die Konkurrenz von Europas schwächeren Ländern ist China, Südostasien, Südamerika, Türkei, Osteuropa etc.

      Das ist nicht präzis, zeigt jedoch, dass die Schwäche von Europas Süden nichts nur mit Deutschlands Stärke zu tun hat, sondern auch mit der globalen Konkurrenz.

      Sind Zinsen, ausser für die Finanzindustrie, tatsächlich so wichtig? Hab immer gemeint, die Wirtschaft beruht auf den KMU, da ist das Ergebnis der finanziellen Tätigkeit meistens ziemlich irrelevant.

      • Thomas ernst sagt:

        @ Anh Toan

        Für die Realwirtschaft und die Bevoelkerung sind die KMU entscheidend. Für die Politiker die Bankster. Daher spielt es für Ihre geliebte und bewunderte Merkel eine grosse Rolle, ob die Deutsche Bank griechische Schrottpapiere hat (=unbedingt retten), während ihr das Schicksal der deutschen Hartz IV – Empfänger am Ar… vorbei geht.

  • Lidija Jametti sagt:

    IGraphische Darstellung spricht Bände und ich möchte an dieser Stelle dem Autor des Artikels herzlichst danken. Excellente Arbeit. Es verführt auch zum Nachdenken und erklärt vieles auch ohne Worte und ohne grosse Vorwürfe. Hoffentlich lesen das deutsche Politiker. Dann vergeht diesen Werbern von Beruf die Lust alle anderen und uns zu bashen.

    • Die Graphik zeigt vorallem, das Irland offenbar in der Lage ist aus Fehlern zu lernen. Interessant wäre zudem zu sehen weshalb das von Krieg und Sowjetbesatzung völlig zerstörte Polen im Gegensatz zu einigen Ländern Südeuropas in der Lage war seine Wirtschaft so vorbildlich aufzubauen.

  • ted sagt:

    total einverstanden…lebe in Irland wo das billige geld alle vernunft und vorsicht vernichtet hat….Europa hat das glück der diversität von völkern, tradition, kultur…..unsere zukunft wäre besser ohne den versuch alle in einem selben system zu beherrschen….deshalb weg von dem Euro….ein europäischer gemeinsamer markt ist ganz geignet….und jeder kann sich besser um sein eigenes haus sorgen

    • Linus Huber sagt:

      Gut erkannt!

    • Ueli der Knecht sagt:

      @Ted
      Der Kapitalismus hat Ihren geliebten Nationalstaat erzwungen und genauso wird er den Supranationalstaat erzwingen.
      Ihre „Nation“ von der Sie schwärmen hätte Ihre Vorfahren vor nicht allzu langer Zeit noch angeekelt…Aber eben: Geschichtsbewusstsein ist auch nicht jedermans Sache.

  • Helga Hanson sagt:

    Vieles, was der Autor anführt, kann ich nachvollziehen. Schade aber, dass er in der Schlagzeile Deutsch und Englisch vermischt hat – soll das das Thema interessanter machen? Wenn diese ‚Das kleine schmutzige Geheimnis der Eurokrise‘ gelautet hätte (mit dem Bild von Frau Merkel darunter), dann hätte doch jeder gleich gewusst, um was es hier wirklich geht. Es wäre sehr interessant gewesen, wenn in den Grafiken auch Großbritannien erschienen wäre – ein Land, das hoch verschuldet ist und der Eurozone nicht angehört. Man sollte sich doch einmal die Frage stellen, warum ein ehemals hoch industrialisiertes Land mit großen Einnahmen aus Ölvorkommen sich in eine solche Lage manövriert hat – hohe Staatsverschuldung und über eine Billion Pfund Privatverschuldung, verbunden mit einem Konjunkturrückgang (double dip recession). Sicher würde man dann ein paar Antworten zu den Fragen bekommen, die die derzeitigen Eurokrise aufwirft, die nichts mit Deutschland zu tun haben, sondern mit den großen, internationalen Banken und Finanzinstitutionen und ausgehend von den USA.

    Außerdem kann man diese Wirtschaftskrise nicht wirklich verstehen, wenn man ein Argument nur auf Daten und Statistiken stützt. Politische Gründe sind ebenso wichtig, wie zum Beispiel die Wiedervereinigung Deutschlands und Herrn Mitterands Forderung (im Einklang mit anderen Staatschef der Siegermächte), dass Deutschland die DM aufgeben müsse, wenn es eine Wiedervereinigung wolle. Man wollte damit Deutschlands wirtschaftliche Vormacht verhindern; ein Irrtum, wie man heute weiß.

  • Weder Deutschland, noch Holland wollten Italien ursprünglich in einen gemeinsamen Euroraum aufnehmen, geschweige denn wurden Italien et al. dazu genötigt dem Euroraum beizutreten. Der Spiegel hat vor einigen Wochen Dokumente publiziert die darauf hinweisen, dass Frankreich Deutschland dazu gedrängt hatte, der Aufnahme zuzustimmen. Bis auf den Norden Europas inklusive Polen und den Baltischen Republiken sind alle Länder Südeuropas inklusive Balkan für eine gemeinsame Währungsunion mit Nordeuropa völlig ungeignet.

  • Lidija Jametti sagt:

    @Ulrich Schweizer
    Ei st keine Theorie. Deutschlands Export Industrie nahm in der kürzsten Phase seit der Euro-Einführung sage und schreibe Euro 1700.–Eintausendsiebenhundert Milliarden ein.
    Es ist nicht umsonst, rief doch Frau Lagarde der Deutschland entgegen: “ Reduziert endlich eure Exporte, die die EU ruiniert haben.“
    Deutschland, allen Statistiken zufolge nahm nicht nur an beinahe 2 Tausend Milliarden Euro ein, sondern sie vergab in der Höhe von Euro 1400.–Milliarden- Eintausendvierhundertmilliarden Euro Kredite an diese „miese Länder“ damit sie das deutsche Produkt einkaufte.
    Das Deutschland nach dem 2 Weltkrieg und das bis zum Jahr 2000 keine Bilanzbelastung erfahren habe, nämlich wurde sie nie dazu verpflichtet an jemandem, weder an Russland noch an Frankreich, Griechenland oder gar England die Schulden aus dem 2-ten Weltkrieg zu bezahlen, es hiess im Abkommen der Alliierten England, Russland, Frankreich und den USA, dass Deutschland erst nach der Vereinigung die Schulden zahlen sollte. Seitdem sind 22 Jahre vergangen.
    Deutschland hat die Pflicht die Schulden – sprich die Rreparationsschulden zu tilgen anstaat sich immer nur auszureden.
    Es genügt nämlich nicht an allen politischen Konferenzen immer wieder herauszuposaunen, dass Deutsche keinen Krieg wollen. Viel haben sie zum Frieden auch nicht beigesteuert. Den Krieg will niemand. Das kostbare Frieden nämlich wurde Deutshland erst von diesen „faulen Griechen, Italienern, Franzosen“ ermöglicht. Wenn ich vor einem Tag in Welt online mit Erstaunen las, dass Hr. Monti sich auf eine Merkels Rache einstellen müsse, wegen seiner emotionalen Äusserung zum Euro, dann ist doch nichts mehr zu sagen da dazu: “ das Fass ist voll.“ Auch mediale Krieg, den die deutsche Presse und Politik in alle Himmelsrichtungen versstreut, dass an alle Länder der Welt wird die Sympathien Deutschland gegenüber nicht steigern.
    In einer Währungszone, die schon mit vielen politischen Tricks zusammengebastelt wurde gilt es nicht den Nachbarn ihr Unvermögen zu sparen vorzuwerfen. Mit dem Sparen ruiniert man diese Europa und diese Währung mit Sicherheit. Dann ist es auch gut so. Die USA wollten die Währung auch schon lange nicht mehr haben. Kontrolliert aus dem Euro heraus.
    Deutschland steuert die ganze Welt in ein Desaster hinein, das ohne zu wissen wohin denn eigentlich soll die Reise gehen.
    Die arme Länder in der EU sitzen in einer Falle und Deutschland schaut von ihrem Reichtumberg nun zu und befiehlt wie auch schon?

    • Frau Jametti, was Reparationszahlungen anbelangt müsste man ebenso Italien (!), Rumänien (!), Österreich, teilweise sogar Finnland und Spanien zur Kasse bitten. Wohin direkte Hilfen im Falle von Griechenland führten hat man die letzten Jahre erlebt. Das Land welches vermutlich die mit Abstand grössten Ansprüche an Deutschland anmelden könnte, nämlich Polen, steht derzeit allerdings völlig hinter der Politik Deutschlands und ein Ruin Deutschlands wäre fast zwangsweise auch ein erneuerter Ruin Polens.

    • Andreas Dombek sagt:

      @Lidija Jametti

      Vielleicht haben Sie vergessen, dass das wiedervereinigte Deutschland mit den Alliierten auch noch einen Friedensvertrag schließen müsste. Der von Ihnen beschriebene Vorgang beinhaltet zwar die Wiedervereinig, aber im juristischen und faktischen Sinne keinen Friedensvertrag!

      Dies wird mit 100 %-iger Sicherheit nie mehr erfolgen. Deshalb wird es mit Gewissheit mit den Siegermächten keine von Ihnen und vielen anderen Hoffern erträumten zusätzlichen und auch in Wirklichkeit nicht zahlbaren Reparationen geben, denn dabei würden die vom Deutschen Reich abgenommenen Ostgebiete, welche Polen und Russland zugeschlagen wurden, die bisherigen Gelder, Patente uam. von deutscher Seite mit Recht gefordert und im normativen Fall verrechnet werden. Also sollte man diese unrealistische Sache lieber und sinnvoller weise zu den Akten legen.

      Ein größeres Problem würde für einige Siegermächte auftauchen, wenn dann die ehem. Sowjetunion auch gleichartige Zahlungen an das am 17. September 1939 gemeinsam mit Hitler-Deutschland überfallene Polen zahlen müsste. Natürlich auch diese weiteren Länder nicht vergessen, die von der Sowjetunion überfallen wurden: Finnland, Estland, Lettland und Litauen. Da tut sich eine gigantische Lawine auf!. Natürlich darf Italien mit seinem Überfall in Griechenland nicht vergessen werden, obwohl sich es zu den alliierten Siegern zählt.
      Da gibt es noch sehr viele politische und historische Leckerbissen, die da einigen Siegern, Kriegsgewinnlern und Geldgierigen im Hals stecken bleiben könnten!

      Deutschland hat in vielfältiger Art und Weise einen gewissen Teil beglichen. Das kann natürlich die deutsche Schuld nicht tilgen, aber Ihr nicht nachvollziehbares und unberechtigtes Vordern bringt auch keine Lösung, sondern kann nur die Zukunft belasten. Was solch eine sinnlose Eintreibung von Reparationen bringen kann, haben die westlichen Alliierten und die meisten Siegerländer mit Vehemenz nach dem 1. Weltkrieg gesehen.

      Vielleicht könnte es sinnvoll sein, sich in diese recht verworrene Sache von Schuld und Sühne einmal tief hereinzuarbeiten und dabei die Vorurteile beiseite zu legen und historische Fakten aufzunehmen.

      Und wer dann frei von jeglicher „Schuld“ ist, der schreibe die erste „berechtigte“ Forderung.

      Geschrieben im Jahr des Herrn, 2012, am Freitag den 06. Juli.

    • Linus Huber sagt:

      @ Jametti

      Das Problem liegt nicht grundsätzlich bei einem einzelnen Land, sondern in der inflationären Geldpolitik der Zentralbanken. Die Zinsen sind weltweit seit mindestens 1995 eindeutig zu tief und haben dadurch eine massive Ausweitung des Kreditvolumens verursacht, welches gezwungenermassen zu diesen diversen Fehlinvestitionen führte. Die Vernachlässigung der Zentralbanken das Kreditvolumen in ihren Zinsentscheiden mit zu berücksichtigen basiert auf fehlerhafter Theorien. Das sogenannte „Conundrum“, welches Greenspan Ende der 90iger Jahre die Situation von schwacher Inflation trotz enormer Ausweitung der Kreditvolumen beschrieb, führte zu der heutigen Situation. Man erkannte nicht, dass aufgrund der enormen Produktivitätssteigerungen eine leichte Deflation (ich rede hier von den Konsumentenpreisen) angemessen gewesen wäre.

  • Thomas Kretz sagt:

    Ich wundere mich ehrlich gesagt über die Auffassung, dass Deutschland an dieser Krise der Hauptschuldige sein soll. Wenn ein Land in eine Rezession fällt, was macht eine Notenbank dann? Die Zinsen senken. Und daß die Zinsen für Länder wie Spanien und Irland dann ebenfalls sinken, ist der Tatsache geschuldet, daß diese Länder sich nicht mit Deutschland synchron bewegen. Ein Währungsraum funktioniert doch dann am besten, wenn das Wirtschaftsgeschehen in den Gebieten, die diesem Währungsraum angehören, möglichst synchron läuft. Dazu gehören vergleichbare Wirtschaftsstrukturen, vergleichbare wirtschafts- und finanzpolitische Grundüberzeugungen, vergleichbare Makrobedingungen. Ist das nicht der Fall, muss es zwangsläufig einen Anpassungsmechanismus geben. Fällt der Wechselkurs als Mechanismus weg, sind interne Anpassungen vonnöten, d.h. über Löhne, Preise, Staatsbudget. Erschwerend kommt noch hinzu, daß die Wirtschaftsstruktur des Südens sich zu dessen Ungunsten verändert hat(insbesondere Spanien mit seinem Bausektor). Ausgewogen kann man diese Wirtschaftsstruktur auf keinen Fall nennen.

    Es ist klar, daß Deutschland seinen Beitrag leisten muß, aber es ist ebenso klar, daß auch die „Süd-Staaten“ etwas tun müssen. Mit dem Finger nur auf die Deutschen zu zeigen, damit ist niemandem geholfen. Und von dem Aufschwung der BRIC-Staaten hat Deutschland sehr stark profitiert, nicht jedoch der Süden. Von der Ähnlichkeit der Strukturen her gesehen müssten Deutschland und die Schweiz sich viel eher in einer Währungsunion befinden als Deutschland und die südlichen Länder. De facto ist das bereits der Fall, da die Nationalbank den Frankenkurs zum Euro stabil hält.

    • Linus Huber sagt:

      „Wenn ein Land in eine Rezession fällt, was macht eine Notenbank dann? Die Zinsen senken.“

      Sie erklären hier die Geldpolitik der letzten 30 Jahren. Man glaubte, dass die Manipulation von Zinsen längere oder ernsthaftere Rezessionen verhindern können in alle Zukunft. Was diese Geldpolitik im Endeffekt jedoch produzierte, sind massive weltweite Ungleichgewichte und eine massive Ausweitung des Kreditvolumens, wodurch ein immer groesserer Teil dieses Kreditvolumens in marginal rentable Investitionen sowie in zeitlich vorgezogenen Konsum flossen, welche sich schrittweise als Fehlinvestitionen entpuppen. Das Verhindern von regelmäßiger Reinigung der Wirtschaft, indem Fehlinvestitionen anerkannt und abgeschrieben werden, sind das Produkt verfehlter Geldpolitik. Schumpeter bezeichnete dies als „creative destruction“.

  • A. Kienzle sagt:

    Dittli repetiert einfach Koo – und dessen DE-Geschichte ist eben leider auch zu simpel.
    Vor zwei Tagen hat der Economist die Einwände dagegen publiziert:
    http://www.economist.com/blogs/freeexchange/2012/07/euro-crisis-0

  • Ulrich Schweizer sagt:

    Eine nette Theorie, die da verbreitet wird ! Man versucht ja natürlich den Deutschen vorzuhalten, sie täten ja von von der Krise profitieren. Man will ja damit erreichen, dass die Deutschen zahlen ohne Ende. Dass die EZB die Märkte mit Geld geflutet hat und
    die Zinsen so stark sanken, hat man ja nicht nur wegen Deutschland gemacht. Man wollte dem Euro zum Sieg verhelfen und die EU sollte florieren.
    Die Krisenländer hatten ja immer eine eine höhere Inflation.Das sieht man ja gut aus den Kurven, welche die Inflation der verschiedenen Länder auch etwas vor der Einführung des Euro zeigen. Dies inklusive Frankreich, wo der Franc von 1965 bis zur Einführung des Euro gegenüber des Schweizerfrankens auf einen Viertel des Wertes abgesackt ist. Die Kurven zeigen auch, dass sich die Inflation nach der drastischen Zinssenkung eher etwas abgeflacht hat.
    Wenn Deutschland die Löhne beliebig erhöht, dazu einen Bauboom entfacht, viele zusätzliche Jobs der öffentlichen Hand kreiert und einen rigorosen Kündigungsschutz eingeführt hätte, so stünden die nicht besser da, als die anderen.

  • Beobachter sagt:

    Die Geschichte des Euro hat deutlich früher begonnen nämlich mit der Festsetzung der Wechselkurse. Dieser Wechselkurs DM/Euro wurde für Deutschland zu ungünstig angesetzt , das heist der Kurs wurde im Verhältnis zu Frankreich/Spanien/Italien zu hoch angesetzt und die Wettbewersfähigkeit war ohne Zinsmassnahmen der EZB nicht mehr gegeben.
    Die Sonderkonjunktur der Jahre 2001 und 2001 war tatsächlich von dem Aufwand der Umstellung des Jahrtausendwechsel in der Industrie und dem Zusammenbruch des neuen Markte bestimmt.
    Das Hauptproblem war, daß die Finanzmärkte Deutschland nicht mehr als zukünftigen Markt ansahen und bis zu 100 Mrd€ pro Jahr der Ersparnisse aus Deutschland speziell nach Spanien,Portugal und Griechenland schleissten und dieses „billige Geld“
    , ohne das die Banken eine Marktanalyse machten, jedem gegeben wurden obwohl Kreditnehmer (Staaten und Private) nicht die nötigen Sicherheiten boten.
    Was jetzt zu tun ist diese Länder müssen die Strukturprobleme in ihre Länder lösen und die Privatvermögen in den Länder benutzen die Schulden zu bezahlen.

  • Olivier Steger sagt:

    Sehr schön aufgezeigt, vielen Dank.

  • Martin Rüedi sagt:

    Die Handelsbilanz für die USA (rot) steigt prozentual aber deutlich mehr an als als diejenige der Eurozone (blau).
    Also: schaut die Kurven doch genau an (und erzählt keinen Käse)!

  • alirobertson sagt:

    „Germany was more competitive in Europe, because the peripheral countries were competitive as a result of incompetent bank’s policy.“ It is indeed true. It can stand alone among the EU and can still be globally competitive.

  • ast sagt:

    „Deutsche Politiker argumentieren heute oft und gerne, ihre Wirtschaft sei so wettbewerbsfähig, weil zwischen 2003 und 2005 (u. a. Hartz I bis IV) harte Reformen am Arbeits- und Dienstleistungsmarkt durchgesetzt wurden. Diese waren gewiss nötig, und Deutschland hat allen Grund, Stolz darauf zu sein..“

    Ihr Beitrag Herr Dittli ist widersprüchlich. Schröders Hartz IV führte zur übermässigen Hinwendung der deutschen Produktion auf den Exportmarkt, weil der Binnenmark in Deutschland zu stagnieren begann. Die Einzelhandelsumsätze stagnieren in DE seit Jahren. Hartz IV ist mit ein Grund warum in Deutschand Dumping-Löhne weit verbreitet sind. Diese tiefen Lohnkosten brachten gemäss einer EU-Studie Frankreich und andere Länder der EU in Schwierigkeiten, da dort die Nettolöhne der Arbeitskräfte angemessen honoriert wurde. Ich gaube nicht dass jemand der Hartz IV benötigt ihren Stolz teilen würde Herr Dittli, ich glaube auch kaum dass Sie mit diesen Sozialgeldern (sollte sie das Schicksal reffen) auch nur entfernt zufrieden wären. Zusätzlich verursachten die stagnierende Nettolohn- Entwicklung bei den Arbeitnehmern die Auswanderung von gut ausgebildeten Fachkräften (wie zum Beispiel Ärzte in die Schweiz). Diese wiederum führte in der Schweiz zum Problem das heute zu wenig Schweizer Ärzte ausgebildet werden können.

    Ich verstehe nicht wiso man Stolz darauf sein kann sozial schwache Menschen via Hartz IV zu marginalisieren, Dumpinglöhne zu provozieren und Menschen in die Auswanderung zu treiben.

    • Peppercorn sagt:

      Es ist hier anzumerken, dass Schröder sein Harzt IV schnell durchgepeitscht hat im Bundestag , aber klar mit der Aussicht, dass im selben Jahr auch die Mindestlöhne nach dem Beispiel von Frankreich eingeführt werden sollten.

      Dazu kam es aber nicht nach der gekünstelden Vertrauensfrage. Prompt verlor er die Wahl.
      Frau Merkel machte dann mit ihrer CDU CSU in der grossen Koalition nicht mit bei den Mindestlöhnen. Dadurch konnten die Lohnkosten gesenkt werden, aber zu welchem Preis.
      Heute arbeiten viele Angestellt in einem Zeitarbeitsvertrag die teils massiv unter den Löhnen der Gewerkschaften sind. In der DE-Autoindustrie bis zu 1000€ weniger im Monat. Da das Geld hinten und vorne nicht reicht, muss der Staat behilflich sein mit Zuschüssen. Das ist eine klare indirekte staatlich Subventon für die DE-Industrie, was eigentlich kar nicht erlaubt ist nach der EU.
      Glaube auch, wenn der EURO fällt im Wert ist das auch nach dem Wunsch von Merkel. ( Ihre 2000 Milliarden Schulden fallen dann auch) Hauptsache deutsche Produkte sind billiger in der Welt. So muss nun auch die schweizerische Industrie irgend wie 25% billger werden, da je bekanntlich der CHF im Wert gestiegen ist.
      Frau Merkel spielt sich wichtig auf in EU und wer nicht auf ihrer Seite ist, hat verloren und muss betteln , wenn er irgend wie noch gerettet werden sollte. Wenns für Deutschland stimmt ist alles wunderbar. Die anderen können den Bach runter gehen.

      • Anh Toan sagt:

        @Peppercorn: Danke für den Hinweis auf die beabsichtigten Mindestlöhne.

        „Frau Merkel spielt sich wichtig….“

        Frau Merkel ist wichtig. Sie ist die Regierungschefin des grössten Zahlers, des grössten Gläubigers und der grössten Volkswirtschaft in der Eurozone und EU. Angesicht ihrer realen Macht tritt sie äusserst zurückhaltend auf, überlässt die „bad cop“ Rolle Schäuble, liess Sarkotzy sich wichtig machen und rückte sich in den Hintergrund. Sie tut dies m.E., weil sie, vermutlich auch dank ihrer Berater, erkennt, dass ein bestimmendendes, wichtigtuerisches Auftreten die Ressentiments gegen die „arroganten, besserwisserischen Deutschen“ jeden Erfolg verunmöglichen würden. Genauso wie die Regierungen in der Peripherie Europas die Kosten für die Vorteile der Einheitswährung verkaufen müssen, muss sie dies auch. Sobald sie einen Schritt in Richtung „zahlen für Europa“ macht, kommt sie zu Hause unter Druck, denn auch sie tritt deutsche Souveränität an Europa ab, obwohl sie dem deutschen Grundgesetz verpflichtet ist. Sie muss den Deutschen erklären, was der Artikel sehr gut tut, dass es im Interesse der Deutschen ist, aus Europa eine politische Union zu machen und dafür Souveränität abzutreten. Es ist aber in Deutschland viel schwieriger zu erklären, was die Deutschen im Gegenzug zur Abtretung von Souveränität erhalten, bei den Nettoempfämgern an der Peripherie der Eurozone ist dies einfach. Falls Sie schafft, was alle anderen Politiker der Eurozone nicht geschafft haben, nämlich ihre Wiederwahl, ist sie eine ganz ganz grosse Politikerin.

        • ast sagt:

          „Sie ist die Regierungschefin des grössten Zahlers, des grössten Gläubigers und der grössten Volkswirtschaft in der Eurozone und EU“

          http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/bild-677689-57832.html

          Im Fall von Griechenland sieht das so aus (2010, Bank für Internationalen Zahlungsausgleich)

          Grösster Gläubiger der Griechen (Banken) ist Frankreich mit 75,7% gefolgt von der ……

          Schweiz mit 64% Schuldenanteil. Deutschlands Banken trugen 2010 nur 43,2% der griechischen Last.

          Gemäss Auskunft Schäuble rechnet dieser die Target-2 Ungleichgewichtung nicht als *reale Schuld“, erst in diesem Fall wäre die Deutsche Bundesbank der grösste Gläubiger der Griechen inzwischen.

          • ast sagt:

            Anmerkung: Wie ich erfahren habe befindet sich die grösste Gläubigerbank inzwischen nicht mehr auf Schweizer Hoheitsgebiet, die Schuldenträger sindvon Genf nach Luxemburg weggezogen ( Bank EFG von Spirios Latsis ).

          • Thomas ernst sagt:

            …also imsgesamt sind offenbar mehr als 100% der Schulden im Ausland… Traue keiner Statistik, usw…

  • Rolf Meierhans sagt:

    @Moderation: Gibt es eigentlich einen Grund weshalb meine Kommentare nicht freigeschalten werden, bzw erst nach 3-4 Tagen? Danke für die Rückmeldung.

  • Alain de la France sagt:

    Ich moechte nur noch anfuegen, dass Deutschland auch die ex-DDR integrieren musste (Solidaritaets-Steuern).
    Und, wenn ich hier (F) mit Leuten diskutiere, die sowohl in D-Firmen als auch in F-Firmen gearbeitet haben;
    ist der Tenor im Allgemeinen so: D-Firmen sind besser organisiert, besseres Arbeitsklima; beides foerdert
    gute Leistungen bei der Arbeit.

    • hans nötig sagt:

      Sie meinen den Ausverkauf Ost (oder auch Beutezug Ost)?

      Interessantes Detail am Rande: Bei den Einzelhandelsumsätzen in den PIIGS + Deutschland und Frankreich sind alle unter dem Niveau von 1995. Einzig und alleine welches Land hat um über 56% zugelegT?

      • andreas muesel sagt:

        Klar, Hans. Aber woran liegt das denn.

        Dies ist das Resultat aus ziemlich langwierigen, schmerzlichen Eingriffen, zu denen viele, andere Länder nicht bereit waren. Es geht nun mal nicht, dass Sie Ihre Arbeitszeit massiv verkürzen, früher in den Ruhestand gehen, mehr Sozialleistungen fordern, aber nicht auf Bezüge verzichten wollen. Das Geld muss doch irgendwo herkommen. Auch ist industriell einer der Vorteile D’s der, dass im Gegensatz zu einigen anderen Ländern der Mittelstand wesentlich stärker ist, weil die Tendenz von „Industriegroßtankern“ zu „hochspezialisierten Kleinschiffen“ geht, die viel wendiger sind und schneller auf Änderungen reagieren können.

        Abgesehen davon, möchte ich daran erinnern, dass kurz nachdem seinerzeit H. Kohl zum Eintritt in die Währungsunion „blühende Landschaften“ versprochen hat, die gesamte ostdeutsche Wirtschaft weggebrochen ist. Und das zahlt niemand mal eben aus der Portokasse.

        • hans nötig sagt:

          Da ist nicht die gesamte ostdeutsche Wirtschaft weggebrochen, die wurde weggebrochen und einige haben dabei mehr als nur ein wenig profitiert. Sehr zu empfehlen dazu die Frontal 21 Doku „Beutezug Ost“.

          Das Land, von dem ich hier sprach, ist übrigens Frankreich 😉

          • Rolf Meierhans sagt:

            Interessanter Videobeitrag! Irgendwie erinnert mich der Umgang mit der DDR bzw. deren Integrierung in die BRD an das Schicksal von Griechenland in der Eurowelt.

          • Anh Toan sagt:

            Die Verwendung des Begriffe Schicksal oder Beutezug im Zusammenhang mit Griechenland oder den neuen Bundesländern ist falsch: Die Griechen wollten in den Euro, die neuen Bundesländer wollten die DM, denn sie wollten nicht zweitklassige Deutsche oder Europäer sein. Den Emotionen der Bevölkerung gehen die mathematischen Modelle der Volkswirte am A.. vorbei, wofür man entweder die zu theoretischen Wissenschaftler oder die Ignoranz der Bevölkerung verantwortlich machen kann, jedoch weder das Schicksal noch einen Beutezug der bösen Westdeutschen / Bankster / Kapitalisten. Die EU oder der Euro brauchen Griechenland (&Co) nicht, diese wollten und wollen den Euro, ob dies aus ihrer Sicht rational ist, ist irrelevant.

          • Rolf Meierhans sagt:

            @Schicksal ist ja an und für sich ein wertungsneutraler Begriff Herr Kollege. Ich möchte grundsätzlich auch weder das eine noch das andere werten. Auch ist es richtig, dass wenn die Ostdeutschen und die Griechen eine harte Währung wollen sollen sie diese auch haben. Nichtdestotrotz erkenne ich Parallelen und ich wage zu behaupten, bleibt Griechenland im Euro, wird es auch die nächsten 30 Jahre auf EU-Hilfen angewiesen sein. Wieso sollte die von aussen aufgezwungene Privatisierung in Griechenland erfolgreich sein? Die Muster werden die selben sein wie so oft schon gesehen. Staatseigentum zum Ramschpreis, Massenentlassungen, Filetierung etc.

          • Rolf Meierhans sagt:

            Zu Ihrem letzten Satz den hab ich vergessen. Klar wollten die Griechen den Euro, mir läuft auch das Wasser im Mund zusammen wenn ein Vertreter einer Versicherung mir eine Lebensversicherung schmackhaft machen will. Oft zu schön um wahr zu sein. Und die Euro-Kapitalisten wollten natürlich das Gr&Co ins Euroland kommen. Dann kann VW dank VW-Bank tiefzins Kredite vergeben damit den Auto Absatz steigern. Um die Bonität braucht sich VW auch nicht zu kümmern, man kann ja CDS von AIG und Co kaufen und für die TBTF haften ja die Steuerzahler. Weiter, Mechanismen welche diese ungeprüften Kreditvergaben gebremst hätten wie etwa Kursrisiken bei Devisen fallen leider weg.

          • Anh Toan sagt:

            Schicksal ist eine äussere Macht, Bestimmung, die dem Unterworfenen keine Möglichkeit zur Selbstbestimmung lässt, und darum ist der Begriff falsch. Ob die Euro Kapitalisten die Griechen im Euro wollten, weiss ich nicht, gedrängt zu einem Euro Beitritt wurde Griechenland von niemandem, genausowenig wie den Ostdeutschen die DM aufgedrängt wurde. Die Griechen liess man nach langem Zögern trotz gefälschter Zahlen mitmachen, weil ihnen dies als Gründungsmitglied und Wiege europäischer Kultur niemand verweigern wollte.

  • Urs Maurer sagt:

    Mir fehlt bei all diesen „Rückblicken“ und Schuldzuweisungen an Deutschland die – sagen wir mal – historische Dimension. Wenn schon Griechenland ausgeklammert wird, weil dort angeblich alles verbockt ist, warum fehlt dann, und das dick unterstrichen, dass Deutschland die marode DDR übernehmen musste (und trotzdem heute wirtschaftlich oben steht). Stellen wir uns vor, im Euroraum hätte Frankreich beispielsweise Ungarn übernehmen müssen und Spanien villeicht Albanien. Wo wären wir heute? Die Transfers Deutschlands in die neuen Bundesländer und die Auswirkungen auf die Geldpolitik werden nie gesondert ausgewiesen. Wenn schon Deutschland an allem schuld sein soll und nicht die halt doch andere Mentalität des Südens, dann ist das schlicht Finanz-Geschichtsfälschung.

    • Linus Huber sagt:

      Guter Kommentar.

      Die Mentalität der suedlichen Länder war bekannt und Kreditgeber, welche einem Schlendrian Geld ausleihen, sollen wohl in erster Linie selbst für ihr unvorsichtiges Handeln verantwortlich gemacht werden.

      Bei solchen Fehlleistungen ist es schwierig zu verstehen, dass die entsprechenden Bankmanager nicht unter Hartz 4 Konditionen leben muessen.

  • Kommt doch endlich zur Sache und erfüllt unsere 12 Forderungen und Massnahmen !
    – Dann lösen sich die meisten Probleme von selbst, unter denen die Menschheit leiden muss:
    http://www.7stern.info/Forderungen_Massnahmen.htm

  • Albert Muri sagt:

    Ist die Theorie, dass Inflation und Lohnzuwachs dasselbe sei, der letzte Versuch der neoklassischen Monetaristen, ihre gescheiterte Theorie zu retten?

    Deutschland hat wegen Hartz4 zum ersten Mal in der Geschichte nach 1945 jahrelang real sinkende(!) Lohnstückkosten gehabt, während die anderen EU-Länder ihre Arbeiter wie gewohnt am Produktivitätszuwachs teilhaben liessen.

    Der deutsche Exportüberschuss in der EU ist das Resultat der deutschen Lohndrückerei zu Lasten der sozialeren Nachbarländer.

    • R.Michel sagt:

      Das stimmt teilweise. Aber auf der anderen Seite muß die Frage erlaubt sein warum ALLE ClubMed Länder unbedingt Mitglied in der Eurozone werden wollten (und auch bleiben wollen).
      Könnte es sein daß es auch auf deren Seite Hintergedanken gibt ?

      Es ist eben „gute Tradition“ Deutschland die Rolle des Bösewichts zuzuweisen. Damit kann eigenes Versagen leicht überdeckt werden. NIEMAND hat die ClubMed Staaten GEZWUNGEN Kredite aufzunehmen, niemand hat die Spanier gewzwungen wie wild Eigentumswohnungen zu kaufen oder die Griechen jeden Depp als Beamten einzustellen.

      Die Strukturprobleme Südeuropas sind Resultat einer schlechten Politik der betreffenden Staaten. Und die werden nicht dadurch gelöst daß jetzt besser florierende Staaten für diese Versäumnisse zahlen sollen. Das übertüncht nur die Probleme und löst nichts.

      Der Euro ist gescheitert, er muß möglichst schnell abgewickelt werden. Nur so bekommen die GIPS Zeit ihre Wirtschaft wieder wettbewerbsfähig zu machen – und in Deutschland selbst muß der neoliberale Sparwahn beendet werden.
      Zurück zu WENIGER Europa, und dann in einigen Jahren einen neuern Anlauf wagen. Aber mit Ratio und weniger politischen Träumen. Dann profitieren vielleicht ALLE.

  • mascha sagt:

    Länder mit derart starken strukturellen Unterschieden können nicht über eine gemeinsame Geldpolitik gesteuert werden, ich denke, das hat die Geschichte jetzt zur Genüge bewiesen. Und das hat nichts mit der Rolle von DE innerhalb der EU zu tun. Negative Folgen einer zu lockeren Geldpolitk kann man auch innerhalb einer Währungsuion über andere Instrumente ein Stück weit steuern (z.B. Immobilienblase über höhere down-payments bzw. Restriktionen für den Erwerb von Zweitwohungen).
    Sicher profitiert DE zur Zeit von einer für seine volkswirtschaft wohl unterbewerteten Währung, aber man darf nicht vergessen, DE hat (wie die CH) ein duales Bildungssystem (absolut entscheidender Wettbewerbsvorteil!) & starke Institutionen – Kernfaktoren für den wirtschaftlichen Erfolg und unabhängig von der Geldpolitik.

  • H&H sagt:

    Was hat Ihre Frage mit dem von Ihnen scheinbar unverstandenen u. tendenziösen Anti-DE- Artikel zu tun?

  • Kalle Praktikus sagt:

    Die Deutsche Arbeitsmarktreform hat lediglich die Unternehmen zulasten des Staates entlastet. Statt für effektivere Rahmenbedingungen zu sorgen, hat der Staat einfach einen Anteil an den Lohnkosten übernommen. Die Hartz-Programme sorgen auch heute noch dafür, dass in Deutschland mit ordentlicher Arbeit nicht wirklich über dem Existenzminimum gelebt werden kann. Dies ist eine Schade für einen sogenannten Industriestaat. Solange Deutschland Arbeitskosten bezuschusst, wird der Rest der EURO-Zone keine reelle Chance haben seine Basiswirtschaft auf Vordermann zu bringen.

    Im Falle Spaniens, Irlands und bis zu einem gewissen Grad Italiens liegen die Ursachen für das derzeitige Fiasko ausserhalb der Handelsbilanz. Es gab zu keiner Zeit irgendwelche konkreten Hinweise, dass diese Standorte soviel neue Immobilien brauchen. Man bekam ohne weiteres billiges Geld, keiner hat nachgefragt, keiner wills gewesen sein. Schuldig sind die Geldgeber. Wer so leichtfertig mit seinem Geld umgeht, verdient keinen Schutz. Es gilt die Investoren und Gläubiger zur Kasse zu beten und nicht den Staat. Dass dann womöglich auch andere darunter zu leiden haben, ist hinzunehmen. Schliesslich wird sich die Sache nicht unendlich wiederholen. Die Lektion wird in diesem Fall schon das Erste mal sitzen, im Gegensatz zu den wiederholenden staatlichen Rettungsversuchen, die im Endergebnis nur noch zu noch höheren Schulden führen.

    Ich hoffe, dass die europäischen Regierungen inskünftig den Markt in Frieden lassen und endlich dafür sorgen, dass wenigstens in der EU mit redlichen Mitteln gearbeitet wird.

    • andreas muesel sagt:

      Lieber Kalle Praktikus, werfen Sie bitte mal einen Blick auf bfs.admin.ch, schauen Sie sich dort die Einkommensstatistik 2010 im Vergleich CH und D an (beide in EUR) und die pro Kopf Kaufkraft, dann werden Sie merken, dass sich einige Ihrer Existenzminimum-Theorien in Luft auflösen. Selbstverständlich existiert ein Umverteilungskampf, der derzeit tendentiell dafür sorgt, dass diejenigen die haben, mehr bekommen und es denen die vorher schon nahe der Existenzgrenze gelebt habe schlechter geht als vorher (vermeintlich). Dies ist aber kein deutschlandspezifisches Problem, sondern eher ein global-kapitalistisches. Vgl. Sie hierzu mal die USA, in denen Sie Luxusgüter (im europ. Vergleich) nachgeschmissen bekommen und existentielle Güter (wie Nahrungsmittel) unverhältnismässig teuer sind. Hiervon profitiert ausschliesslich der Wohlhabende. Das ist auch in anderen Ländern nicht anders.

      • Kalle Praktikus sagt:

        Ich habe keine Existenzminimum-Theorien entworfen. Tatsache ist, dass in Deutschland mehr als 4 Mil. Vollzeitbeschäftigte auf staatliche Stütze angewiesen sind. In Tat und Wahrheit werden es wohl doppel so viele sein, die trotz 100%-Pensum nicht von ihrem Lohn leben können. Kaufkraft ist eben nicht gleich Nettolohn.

    • Linus Huber sagt:

      Sie erkennen dies gut. Der Kreditgeber ist verantwortlich zu prüfen, dass der Kreditnehmer in der Lage sein wird, seinen Schulden zurück zu zahlen. Dies ist eine der Kernaufgaben der Banken. Die Banken haben wiederholt kläglich versagt und es ist unverständlich, dass diesem Tun nicht endlich der Riegel vorgeschoben wird.

      Die gegenwärtige Politik produziert weiterhin genau die schädlichen Anreize, welche uns in diese Misere brachten. Banker muessen persönlich mitverantwortlich gemacht werden und der Staat darf einzig dem Sparer unterstützend beistehen, aber in keinem Fall den Bondholders und Aktionären der Banken. Das Abschreiben von nicht nachhaltigen Krediten (Fehlinvestitionen) muss Teil einer Lösung bilden, ansonsten wir die Krise einzig verschleppen.

  • H&H sagt:

    Treffendes Zitat von @R. Schumacher:

    „Draghi und Lagarde arbeiten nicht fuer Europa, sondern fuer die Wallstreet. Auf Kosten des Euro werden der Dollar und das Pfund kuenstlich aufgewertet. Dass ausgerechnet die groessten Schuldner der Welt (USA und UK) der Restwelt derart dreist den Marsch blasen können funktioniert nur, weil die BIZ, IWF, Weltbank, systemrelev. Banken, Ratingagenturen) von London und NYC aus mafiagesteuert sind.“

    Richtig erkannt – BRAVO !

    • mascha sagt:

      Genau das ist es H&H…Es geht um Pflästerchen-Kleben für „die Märkte“ anstelle von mutigen, notwendigen und ja (auch für die CH!) schmerzhaften Folgen und Einschnitten…
      Das angelsächsische Fingerpointing stört mich ohnehin zunehmend…insbesondere für ein Land wie UK das praktisch keine industrielle Basis mehr hat oder US wo Millionen Haushalte mit Lebensmittelmarken versorgt werden…

  • Tim Weser sagt:

    Was hat ihr Kommentar mit dem Artikel zu tun?

  • Max Hübeldübi sagt:

    Zwar stimme ich einigen Aspekten des Schreibers durchaus zu; letzten Endes bedient dieser Artikel aber nur die bekannten Ressentments gegenüber Deutschland (wie sehr viele Schweizer Zeitungen) und zieht dazu willkürlich die kausalen Schlüsse die notwendig sind um zu dem gewünschten Schluss der Headline zu kommen (= Deutschland ist grundsätzlich an allem schuld).

    Man sollte sich vielleicht einmal fragen, warum man als Schweizer jeden Tag solche Artikel braucht nur um sich besser zu fühlen, wenn es einem doch angeblich schon so hervorragend geht.

    Was erwarten Schweizer eigentlich von Deutschland? Vielleicht dass von dort, vorauseilend für die nächsten hundert Jahre, hellseherisch Entscheidungen zum Wohle der Menschheit getroffen werden, die in allgemeiner Glückseligkeit und Wohlstand enden?

    • mascha sagt:

      Vielen Dank Max, ich gehe völlig einig mit Ihnen! Diese Polemik (gerade an dieser Stelle) ist eigentlich nur eines: kleinkarriert und beschämend. Vielleicht sind einige Mit-Eidgenossen einfach neidisch, dass es keinen UMW (Unterwaldnder Motoren Werke) gibt :-))?

    • Ich denke nicht, dass dieser Artikel in die – in der Tat total nervige – Deutschland-Bashing-Kategorie gehört. imho sind die deutschen Arbeitsmarktreformen ein wirklich ein Schuss ins eigene, deutsche Knie. Die ganze Dynamik um den Euro und der Umstand, dass Deutschland heute eine Exportnation ist ohne relevante Binnennachfrage, tut auf eine soziophsychologischen Ebene den Deutschen nicht gut: In Deutschland werden heute – wie Ueli der Knecht richtig sagt „kryptorassistischen “Schlendriantheorien”“ herumgereicht. Das ist wirklich beschämend und beängstigend.
      Trotzdem: Der helvetische Ueberlegenheitskomplex ist auch zum kotzen.
      Jean E. Assé (CH) in Köln (D)

      • mascha sagt:

        Gut, vielleicht etwas weniger als andere Artikel, da gebe ich Ihnen gerne recht….aber…was genau ist die soziopsychologische Ebene…:-)? Das kollektive Unterbewusste des „sich etwas nicht leisten könnens“ :-)? Und Kryptorassistische Schlendriantheorien werden hierzulande übrigens auch zur Genüge herumgereicht, s. peinliche Asyldebatte…nur, dass es hier um viel viel kleinere Beträge geht, ich möchte mal Herr und Frau CHler sehen, wenn Milliarden und Milliarden an Notkrediten gezahlt werden müssten….
        PS: Lustigerweise habe ich soeben Ihren Kommentar im Blog Mag kommentiert – so klein ist die Welt :-))))! Auf jeden Fall: Ein wunderschönes Wochenende und auf hoffenlich viele weitere lebendige Debatten :-)!!

  • Guido Setzer sagt:

    Ich finde Deutschland und insbesondere Frau Merkel machen ihre Sache hervorragend. Das erste mal seit fast 140 Jahren kann Deutschland wirtschaftlich so auftrumpfen wie es diese Nation verdient hat.Das Beste daran ist, dass diesmal Grossbritannien Deutschland nicht zum dritten mal in eine Weltkrieg ziehen kann um seine eigene Vormachtstellung zu retten. Dazu ein passendes Zitat des ehemaligen britischen Premierministers Winston Churchill: „Das unverzeihliche Verbrechen Deutschlands vor dem Zweiten Weltkrieg war der Versuch, seine Wirtschaftskraft aus dem Welthandelssystem herauszulösen und ein eigenes Austauschsystem zu schaffen, bei dem die Weltfinanz nicht mehr mitverdienen konnte.“

  • H. Trickler sagt:

    Im Blog wird so getan als ob die PIGS gezwungen worden wären, sich dermassen zu verschulden.
    .
    Dass sie unsinnige Kreditfinanzierungen machten war freiwillig, und auch die Geldgeber haben die Kredite freiwillig gegeben. Das eigentliche Problem liegt somit im Verhalten des Finanzhaie, welche sich längstens daran gewöhnt haben, fette Gewinne einzustreichen und die Verluste durch die Allgemeinheit bezahlen zu lassen. Dies ist sogar der UBS in der heilen? Schweiz gelungen!

    • hans nötig sagt:

      Der Zwang der eine hohe Verschuldung nach sich zieht darf man nicht vergessen.

      Ein Grossteil der heutigen Schulden werden ja nicht gemacht um irgendetwas zu finanzieren, sondern um andere Schulden zurückzuzahlen und die Zinsen bedienen zu können.

      Die Griechen, die ja in ganz Europa so verteufelt werden, haben in den letzten 2-3 Jahren keinen Penny der Rettungsgelder gesehen. Die wurden für die Umschuldung verwendet (oder für neue U-Boote, und ein wenig wird wohl auch noch von der Korruption aufgesaugt worden sein).

    • Linus Huber sagt:

      Genau und richtig erkannt. Dies produziert die genau falschen Anreize, indem Handeln, welches für die Gesellschaft insgesamt negative Auswirkungen zeigt, belohnt wird, hingegen der vorsichtige, risikoscheue und verantwortungsvolle Bürger die Kosten von Fehlinvestitionen zu tragen hat.

      Die Banker sollten persönlich verantwortlich gemacht werden, da jede Regulierung immer wieder Schlupflöcher aufweist, welche die juristischen Abteilungen orten und zur Nutzung offerieren.

  • hans nötig sagt:

    Inwiefern hat Deutschland Grund Stolz auf Hartz IV und stagnierende Einkommen zu sein?! Es gibt glaub in ganz Europa kein asozialeres System als Hartz IV. Stichwort Aufstocker zb, da arbeiten 1 Euro Jobber irgendwo, und weil das ganze nicht zum leben reicht kriegen sie vom Staat den Rest des Geldes das sie dafür benötigen. Das einzige was noch schlimmer ist in Sachen schmarotzende Unternehmen wäre, wenn sie Sklaven beschäftigen würden und dafür vom Staat noch Geld erhielten.

    Zudem finde ich es ein wenig „gewagt“ alles auf die EZB Aktionen runterzubrechen, es waren noch diverse andere Faktoren daran beteiligt. Trotzdem, sehr guter Artikel. Und man merkt man wieder wie vergesslich Mensch eigentlich ist, wir hatten die Dotcom Blase und ihre Folgen sogar noch in der Schule damals (na gut das erklärt das vergessen).

    • hans nötig sagt:

      Korrektur zu den Schmarotzern: Noch schlimmer in Sachen schmarotzende Unternehmen wäre, günstig Geld leihen zu können das man dann zu teils horrenden Zinsen weiterverleiht und noch von der Institution bei der man das Geld geliehen hat abgesichert wird, während die, die einem die Absicherung sowie die Zinsen zahlen selbstverständlich zurückstecken müssen.

      • will williamson sagt:

        Wieso „noch schlimmer wäre“? Das ist doch schon so. Also: „Noch schlimmer ist“! Oder meinen Sie mit den schmarotzenden Unternehmen nicht die Banken?

        • hans nötig sagt:

          Noch schlimmer im Sinne von schlimmer als 1 Euro Jobber anstellen und den Rest des Lohnes vom Staat bezahlen zu lassen meinte ich.

          Wobei sie natürlich völlig Rech haben, man kann keine Übel gegeneinander aufrechnen. Man sollte sie beseitigen.

  • Peter sagt:

    Nichts stimmt von alledem! Oder anders ausgedrückt: das ist nur ein sehr kleiner Teilaspekt. Was D wirklich stark macht, ist, dass es eine optimale Mischung aus Groß- und vor allem einer breitgefächerten Mittel- und Kleinunternehmen aufweist. Das haben andere Länder so nicht. Entweder Monowirtschaftskulturen, die extrem auf gewisse Entwicklungen reagieren, oder unterentwickelte, die nicht wetbewerbsfähig sind. Und vergessen wir nicht: D hat die Wiedervereinigung hinter sich. Es hat sie nicht nur gepackt, sondern ist daraus nun stärker geworden.

  • John Peer sagt:

    Ein bisschen vereinfachend, oder? Die Politiker in Südeuropa und die Banken haben sich sicher nicht gewehrt gegen das billige Geld. Zwei dt. Ökonomen, die nach Inflation riefen, belegen nicht, dass das die vorherrschende Meinung der Bundesbank oder der Ökonomenzunft war.

    Ich finde zudem, man muss endlich aufhören, von Ländern als echten Akteuren mit idiosynkratischen Interessen zu sprechen – das ist einfach grobfahrlässig. Das gilt für Deutschlandfans genauso wie für Deutschlandkritiker.
    Es gibt keine „deutschen“ oder „südeuropäischen“ Interessen. Es gibt die Interessen der Politiker, der Banken, der Rentner und Sparer, der Exportindustrie, etc. etc. – und das sind oft länderübergreifend die gleichen Interessen! Eine deutsche Bank hat NICHT die gleichen Interessen wie ein deutscher Rentner, ein spanischer Importeur und ein spanischer Poliker genausowenig. Diese Kategorisierung Deutschland gegen Südeuropa ist undifferenziert, fehlleitend und führt genau zu den gefährlichen nationalistischen Ressentiments, die überall am brodeln sind.

    • Elenora sagt:

      Mein lieber Jon, das Ganze hat doch nichts mit nationalistischen Ueberlegungen zu tun, sondern schlicht und ergreifend mit der Tatsache, dass die optimale Geldpolitik fuer unterschiedliche geografische Regionen mit unterschiedlichen Wirtschaftszweigen und weiteren Faktoren ebenfalls unterschiedlich ist.

      Der Euro ist, so wie er umgesetzt wurde eine Fehlkonstruktion. Dass es schwierig werden wuerde wusste man bereits bei seiner Einfuehrung, dass er so grandios scheitern wird, haette man wohl nicht gedacht. Nun brauchts einen Grundsatzentscheid: Will man den Euro oder will man ihn nicht, wenn man ihn will, dann muss Europa naeher zusammenwachsen in Richtung einer Transferunion. Meiner Meinung nach ist es aufgrund der Tatsache, dass man sich in Europa die wesentlichen Werte teilt sehr sinnvoll, dass die westlichen Staaten naeher zusammenruecken. Insbesondere, wenn man an die nicht mehr allzu ferne Zukunft denkt, in der die BRICs eine immer groessere Bedeutung und Wirtschaftsmacht erreichen werden. Es ist wichtig, dass ein starker Spieler die europaeischen Interessen international vertritt. Die einzelnen europaeischen Staaten sind fuer sich genommen schlicht zu klein.

  • will williamson sagt:

    „Diesen Status haben sie sich selbst erschaffen, mit harten Strukturreformen im eigenen Arbeitsmarkt.“
    Es hat sich seit längerer Zeit eingebürgert, dass soziale Verschlechterungen oder eigentliche „Verarmungsprogramme“ als Reformen oder Strukturreformen bezeichnet werden. Nicht nur in D, auch bei uns und anderswo ist das festzustellen.

  • Michael Berger sagt:

    Hier wird ein interessanter Aspekt der Krise aufgezeigt. Man muss jedoch aufpassen eine zu einfache Erklärung durch eine andere zu einfache Erklärung zu ersetzen. Die Probleme der Länder allein oder hauptsächlich mit der Kreditschwemme zu begründen, macht diese zu Opfern, die angesichts günstiger Kredite gar nichts anderes tun konnten als ihre Länder und Wirtschaft an die Wand zu fahren. Das ist aber unsinnig. Das billige Geld hätte zukunftsträchtig investiert werden können, statt es nur für Immobilien und einen aufgeblasenen Beamtenstaat zu verwenden. Dass dies nicht geschehen ist, kann nicht der EZB angelastet werden. Natürlich besteht die Verlockung billiges Geld falsch zu verwenden, doch das entbindet einem nicht von einer gewissen Eigenverantwortung. Die Länder und ihre Banken haben diese nicht oder nur sehr mangelhaft wahrgenommen.

    • Linus Huber sagt:

      Billiges Geld hat schon immer und wird auch immer zu Fehlinvestitionen führen.

      Jedoch wollen die Ökonomen und Zentralbanker einfach nicht lernen und verfolgen die verfehlte Geldpolitik mit noch stärkerer Vehemenz anstatt ihre Theorien zu hinterfragen. Kläglich, wie sich diese Akteure weigern, ihre eigenen Verfehlungen anerkennen zu muessen.

  • Wolfgang sagt:

    Prof. Hans-Werner Sinn: Staatsverschuldung und Generationengerechtigkeit

    http://goo.gl/bcyGw

    • Linus Huber sagt:

      Guter Link, danke.

      Professor Sinn macht definitiv Sinn. Er erkennt auch die verschiedenen marktwirtschaftlichen Prinzipien, welche wir durch die dauernd wiederkehrende Rettung der Kreditgeber zerstören.

  • Ueli der Knecht sagt:

    Sehr guter Artikel, der den kryptorassistischen „Schlendriantheorien“ einen Riegel schiebt. Was der Artikel nicht beleuchtet ist der fact, dass die Deindustrialisierung im Süden, als auch im Osten Europas schon lange voranschreitet. Nach dem Zusammenbruch des Ostblocks in den 90er Jahren konnte vor allem die deutsche Industrie profitieren, in dem sukzessive die wehrlosen Konkurrenten aufgekauft und zerlegt wurden. Das Ergebnis: Ein Netzwerk von Zuliefererbetrieben, welches total abhängig von den „Grossen“ in D-Land ist nennt sich heute die „Industrie“ von Polen, Tschechien und co.
    Im Süden sollte es genau gleich ablaufen – zuerst die Schocktherapie – dann die Bonanza für die Geier.

  • A. Meier sagt:

    Insgesamt gute Analyse! Nur: Glauben Sie wirklich, dass die Arbeitsmarktreformen (Hartz IV etc.) sinnvoll gewesen sind?
    Wegen den ‚bösen‘ Japanern, Koreanern, Chinesen, Indern? – An dieser Stelle wäre Vorsicht im Know-How Transfer, im Transfer ganzer Fabriken wohl sinnvoller gewesen..
    Zurück zum deutschen Arbeitsnehmer (oder auch Arbeitslosen). Vergleicht man im angegebenen Zeitraum den Zuwachs der Unternehmensgewinne mit den (fast nicht vorhandenen) Reallohnsteigerungen, geht hier ab ca. 2005 die Schere massiv auseinander. Was sich wiederum in der Vermögensverteilung widerspiegelt, ist ja klar. Dazu kommt: Lohnsteigerungen (oder auch die Steigerung von Arbeitslosengeld) wäre ein ausgezeichnetes Mittel gewesen, die Inflationsrate Deutschlands auf das 2 Prozent-Ziel der EZB ‚einzumitten‘.
    Rückblickend schaut es doch viel eher so aus, dass unter dem neoliberalen Dogma der ‚globalen Wettbewerbsfähigkeit‘ (dem auch der Autor erliegt?) die Errungenschaften der Sozialen Marktwirtschaft zum Vorteil Weniger (Schleckers, Mohn, Schickedanz und wie sie alle heissen) rückgängig gemacht wurden, und der Arbeitnehmer in D um die Früchte seiner Arbeit gebracht wurde.

    • A. Meier sagt:

      Dazu auch Prof. Dr. H. Flassbeck:

      http://www.youtube.com/watch?v=mfKuosvO6Ac

      • Rolf Meierhans sagt:

        Bin kürzlich auch über diesen Videobeitrag gestolpert. Es vermittelt gute Denkansätze. Ob eine Erhöhung der deutschen „Sklavenlöhnen“ alleine tatsächlich des Rätsels Lösung ist weiss ich nicht. Auf jedenfall muss der deutsche Arbeitnehmer (das gilt in kleinerem Umfang auch für den Schweizer Arbeitsnehmer) an der höheren Produktivität partizipieren (ob über höhere Löhne oder sinkende Preise wie in der Schweiz spielt keine Rolle). Das ewige Export Argument ist sowieso der grösste Witz!!! Tiefere Exportquoten können nämlich dank stärkerer Binnennachfrage ausgeglichen werden. Bei den momentanen Sklavenlöhnen kauft der Arbeitnehmer nämlich nur Chinaschrott! In the long run müssen sich Importe Exporte sowieso ausgleichen sonst knallts eben.
        Und noch etwas: ich weiss nicht ob das an der Personenfreizügigkeit liegt, aber ohne diese würde das überschüssige CHF Kapital nicht in unproduktive bzw. überteuerte Immobilien investiert sondern in höhere Löhne. Ich bin überzeugt, für diese Fehlallokation werden wir in ferner Zukunft noch bitter büssen.

        • Anh Toan sagt:

          @Rolf Meierhans: Sind Märkte globalisiert, ist jede erfolgreiche Industrie eine Exportindustrie: Was im Ausland nicht konkurrenzfähig ist. lässt sich auch im Inland nicht verkaufen, ausser es wird subventioniert oder mit Zöllen / Importverboten geschützt. Einzig die Subventionsindustrie kommt ohne Export aus.

          Verteidigung der Exportindustrie bedeutet schlicht, Verteidigung der inländischen Industrie an sich.

          • Rolf Meierhans sagt:

            @Anh Toan, versuche mich präziser Auszudrücken: Würden die deutschen Löhne steigen, würden deutsche Produkte teurer, dh. Deutschland würde zumindest einen geringeren Exportüberschuss, mit Betonung auf „Überschuss“ aufweisen. Dank den hohen löhnen würde aber auch die Binnennachfrage steigen und das nicht nur auf Importe sondern auch auf „teurere“ deutsche Produkte welche sich der deutsche Arbeitnehmer plötzlich leisten kann (Trotz weniger Export würden die Unternehmen gleichviel absetzen). Die Bilanzdifferenzen zwischen den EU-Ländern würde abnehmen was den Druck auf Staatsanleihen mindern würde (Bilanzrezession).

          • Anh Toan sagt:

            @Rolf Meierhans: Es bleibt aber die Frage, ob die Deutschen mit Ihren höheren Löhnen teuere deutsche Produkte oder nicht doch lieber die billigeren Produkte aus Asien kaufen würden. Sie denken, als würden die Produktionskosten die Verkaufspreise definieren, die Verkaufspreise werden aber von Angebot und Nachfrage definiert. In der Schweiz sind die Löhne hoch, trotzdem geht man ins Ausland billig einkaufen. Wären die Löhne höher, würde wohl mengenmässig mehr konsumiert werden, bestimmt nicht gleichviel deutsche Produkte zu höheren Preisen, es sei denn, die billigeren ausländischen Produkte werden künstlich vom Markt fern gehalten und damit der Konsument gezwungen, diese zu kaufen. Es ist auch nicht so, dass mit höheren Löhnen teurere Produkte hergestellt werden können, werden die Produktionskosten höher als der erzielbare Verkaufspreis (bestimmt anhand globaler Konkurrenz), wird die Produktion verlagert und es gibt weder hohe noch tiefe, sondern keine Löhne. Die Spanier haben mit ihren hohen Löhnen nicht teure spanische, sondern die billigen Weltmarktprodukte gekauft (Wein aus Chile etc.).

            Vielleicht wäre es besser, es würde so funktionieren wie Sie es darstellen, die Globalisierung kam mit Internet und Flugzeugen, sie lässt sich allenfalls mit Protektionismus stoppen, was ich mittel- und langfristig als höchst schädlich für die Weltwirtschaft betrachte. Deutschland hat erkannt, dass es auf Grund der hohen Lebenshaltungskosten tiefe Löhne staatlich ergänzen muss, denn die industrielle Produktion findet dort statt, wo die Löhne und die anderen Kosten konkurrenzfähig sind. Und soweit ich da durchblicke ist Hartz 4 eigentlich ein bedingungsloses Grundeinkommen, nur deutlich tiefer und viel komplizierter (Grundbedarf + Miete + Krankheitskosten + + +) als in der Schweiz angestrebt. Für die Länder mit hohen Lebenshaltungskosten erscheint mir dieser Weg der einzig mögliche, eine industrielle Fertigung solange zu erhalten, bis die Löhne in den Schwellenländer sich zumindest annähern.

          • Anh Toan sagt:

            @schon wieder Warteschleife: @Rolf Meierhans: Es bleibt aber die Frage, ob die Deutschen mit Ihren höheren Löhnen teuere deutsche Produkte oder nicht doch lieber die billigeren Produkte aus Asien kaufen würden. Sie denken, als würden die Produktionskosten die Verkaufspreise definieren, die Verkaufspreise werden aber von Angebot und Nachfrage definiert. In der Schweiz sind die Löhne hoch, trotzdem geht man ins Ausland billig einkaufen. Wären die Löhne höher, würde wohl mengenmässig mehr konsumiert werden, bestimmt nicht gleichviel deutsche Produkte zu höheren Preisen, es sei denn, die billigeren ausländischen Produkte werden künstlich vom Markt fern gehalten und damit der Konsument gezwungen, diese zu kaufen. Es ist auch nicht so, dass mit höheren Löhnen teurere Produkte hergestellt werden können, werden die Produktionskosten höher als der erzielbare Verkaufspreis (bestimmt anhand globaler Konkurrenz), wird die Produktion verlagert und es gibt weder hohe noch tiefe, sondern keine Löhne. Die Spanier haben mit ihren hohen Löhnen nicht teure spanische, sondern die billigen Weltmarktprodukte gekauft (Wein aus Chile etc.).

            Vielleicht wäre es besser, es würde so funktionieren wie Sie es darstellen, die Globalisierung kam mit Internet und Flugzeugen, sie lässt sich allenfalls mit Protektionismus stoppen, was ich mittel- und langfristig als höchst schädlich für die Weltwirtschaft betrachte. Deutschland hat erkannt, dass es auf Grund der hohen Lebenshaltungskosten tiefe Löhne staatlich ergänzen muss, denn die industrielle Produktion findet dort statt, wo die Löhne und die anderen Kosten konkurrenzfähig sind. Und soweit ich da durchblicke ist Hartz 4 eigentlich ein bedingungsloses Grundeinkommen, nur deutlich tiefer und viel komplizierter (Grundbedarf + Miete + Krankheitskosten + + +) als in der Schweiz angestrebt. Für die Länder mit hohen Lebenshaltungskosten erscheint mir dieser Weg der einzig mögliche, eine industrielle Fertigung solange zu erhalten, bis die Löhne in den Schwellenländer sich zumindest annähern.

          • Anh Toan sagt:

            @schon wieder Warteschleife: Nehmt endlich diesen Vornamen aus der Sperre!

            Es bleibt aber die Frage, ob die Deutschen mit Ihren höheren Löhnen teuere deutsche Produkte oder nicht doch lieber die billigeren Produkte aus Asien kaufen würden. Sie denken, als würden die Produktionskosten die Verkaufspreise definieren, die Verkaufspreise werden aber von Angebot und Nachfrage definiert. In der Schweiz sind die Löhne hoch, trotzdem geht man ins Ausland billig einkaufen. Wären die Löhne höher, würde wohl mengenmässig mehr konsumiert werden, bestimmt nicht gleichviel deutsche Produkte zu höheren Preisen, es sei denn, die billigeren ausländischen Produkte werden künstlich vom Markt fern gehalten und damit der Konsument gezwungen, diese zu kaufen. Es ist auch nicht so, dass mit höheren Löhnen teurere Produkte hergestellt werden können, werden die Produktionskosten höher als der erzielbare Verkaufspreis (bestimmt anhand globaler Konkurrenz), wird die Produktion verlagert und es gibt weder hohe noch tiefe, sondern keine Löhne. Die Spanier haben mit ihren hohen Löhnen nicht teure spanische, sondern die billigen Weltmarktprodukte gekauft (Wein aus Chile etc.).

            Vielleicht wäre es besser, es würde so funktionieren wie Sie es darstellen, die Globalisierung kam mit Internet und Flugzeugen, sie lässt sich allenfalls mit Protektionismus stoppen, was ich mittel- und langfristig als höchst schädlich für die Weltwirtschaft betrachte. Deutschland hat erkannt, dass es auf Grund der hohen Lebenshaltungskosten tiefe Löhne staatlich ergänzen muss, denn die industrielle Produktion findet dort statt, wo die Löhne und die anderen Kosten konkurrenzfähig sind. Und soweit ich da durchblicke ist Hartz 4 eigentlich ein bedingungsloses Grundeinkommen, nur deutlich tiefer und viel komplizierter (Grundbedarf + Miete + Krankheitskosten + + +) als in der Schweiz angestrebt. Für die Länder mit hohen Lebenshaltungskosten erscheint mir dieser Weg der einzig mögliche, eine industrielle Fertigung solange zu erhalten, bis die Löhne in den Schwellenländer sich zumindest annähern.

        • Anh Toan sagt:

          @ „der Name des Kommentators der anscheinend aus unerfindlichen Gründen in der Warteschleife landet, und zum ausprobieren, ob dies tatsächlich so ist“: Sind Märkte globalisiert, ist jede erfolgreiche Industrie eine Exportindustrie: Was im Ausland nicht konkurrenzfähig ist. lässt sich auch im Inland nicht verkaufen, ausser es wird subventioniert oder mit Zöllen / Importverboten geschützt. Einzig die Subventionsindustrie kommt ohne Export aus.

          Verteidigung der Exportindustrie bedeutet schlicht, Verteidigung der inländischen Industrie an sich.

        • Anh Toan sagt:

          @ Ihr Name landet in der Warteschleife, ich frage mich, ob das ist, weil Sie den gleichen Vornamen wie ein anderer Kommentator haben, der mir zumindest ein wenig paranoid erscheint. Versuchen Sie mal ohne Vornamen.

  • Dan sagt:

    Es ist an der Zeit, dass in Deutschland die Löhne steigen. Das hätte auch positiven Einfluss auf den Brain-Drain.

  • Daniel Wigger sagt:

    Sehr guter Beitrag, herzlichen Dank.

    Wenn wir das ganze gedanklich durchspielen, kann man nicht von einem Opfer der Südeuropäer für den Erfolg von Deutschland sprechen. Die Länder hatten eine goldene Zeit – oder zumindest was sie dafür hielten. Auch Südeuropa hat einen enormen Sprung gemacht, nur um natürlich wieder fast auf den Ursprung zu fallen.

    Der Hauptfehler war jedoch nicht, dass die schlechten Schuldner im Süden mit billigen Krediten geflutet wurden, sondern dass keiner realisierte, dass man Kredite halt mit Risiken bewerten muss. Die Schuld trifft also nicht nur die EZB, sondern die Kreditgebenden Institute, also mehrheitlich die Banken. Sie müssten in ihrem eigenen Interesse die tiefen Zinsen mit entsprechenden Risikoaufschlägen verkaufen. Dass dies niemand tut ist nicht verwunderlich, wenn man sieht, wie fachlich und moralisch schlecht die meisten Geldmanager agierten.

    Erst nach der Krise wurden die Zinsen den Realitäten angepasst: Obwohl die EZB knapp über 0% tendiert, müssen schlechte Schuldner in Südeuropa 5-7% bezahlen. Der Unterschied ist der korrekte Einschluss des Risikos. Hätten wir diese Spanne seit der Einführung des Euros gehabt, wäre uns eventuell die jetzige Krise erspart geblieben.

    • Linus Huber sagt:

      Sie erkennen richtig, dass die Sorgfaltspflicht bei Kreditvergabe vernachlässigt wurde. Dies wiederum ist im Endeffekt das Resultat verganger Fehler der Zentralbanken (und Politik), indem Banken dauernd gerettet wurden und nicht liquidiert, wie dies eben nach kapitalistischem Muster notwendig ist, um entsprechende Disziplin zu generieren. All diese verfehlten Massnahmen schaffen und schufen die falschen Anreize, welche spekulatives Verhalten zulasten nachhaltigem Wirtschaften belohnt.

      • will williamson sagt:

        MORAL HAZARD: vor allem die Grossbanken weltweit gingen und gehen wahrscheinlich immer noch von der Annahme aus, dass sie „too big to fail“ sind und scheren sich daher wenig um die eingegangenen Risiken, weil sie ja sowieso gerettet werden müssen. Im Übrigen hatte schon Karl Marx geschrieben:

        1. Staatsschulden kapitalisieren (privatisieren) Steuergelder

        Über die Staatsanleihen werden Steuereinnahmen benutzt, um Zinsen und Leihkapital an die Geldkapitalisten zu zahlen. Öffentliche Gelder werden über Staatsanleihen reprivatisiert und kapitalisiert.

        So ganz unrecht scheint er nicht gehabt zu haben.

        • John Peer sagt:

          Das Problem ist, dass sich die Politiker heutzutage verschulden MÜSSEN, denn wenn die Bevölkerung alle Staatsausgaben aus laufenden Steuereinnahmen bezahlen müsste, würde eine Revolution ausbrechen.

          • Linus Huber sagt:

            In einer Demokratie gibt es kein MUESSEN. Schulden koennen abgeschrieben werden, wenn diese nicht rueckzahlbar sind und die nachlaessigen Kreditgeber muessen in solch einem Fall mit dem entsprechenden Resultat leben oder eben sterben. Bevor auch nur 1 Rappen Staatsgelder fliesst, muessen Aktionäre und Bondholder (wenn moeglich ebenfalls das Vermögen der Banker) der Banken 100% verloren haben. Dies ist die normalste Sache in der Welt, wie ein Bankrott abgewickelt wird. Einzig der Sparer mag vom Staat gerettet werden.

  • Dieter Bachmann sagt:

    Auch ich danke, ich glaube, ich habe hier etwas gelernt.
    Die Schlussfolgerung bleibt hingegen für mich erst recht dieselbe: Es ist haarsträubend, dass so etwas überhaupt möglich ist, dass die EZB an einem Schalthebel sitzt, der ihr die Macht gibt, nach Lust und Laune mal Südeuropa zugunsten Deutschlands zu opfern. Das bestätigt nur, dass der Euro eine Fehlkonstruktion war. Eine Währungsunion ohne politische Union war ein Sündenfall, man muss sich fragen, was die politische Agenda war, die so etwas möglich gemacht hat, im Rückblick sieht das fast nach Hochverrat an Europas Demokratien aus.
    Aus heutiger Sicht kann es nichts anderes geben, als dieses Unding so sanft es geht sterben zu lassen, jeder Tag mit „Rettungs“-Aktionen macht die Sache nur schlimmer.

    • will williamson sagt:

      Dass eine Währungsunion ohne politische Union nicht funktionieren könne, haben seinerzeit die Prof. Schachtschneider, Hankel e.a. festgestellt und erfolglos gegen die Einführung geklagt. Ein Herr Kohl hat diese Warnungen beiseite gefegt und die Einführung durchgesetzt (soll der Preis für die Zustimmung zur Wiedervereinigung durch Frankreich gewesen sein). Vermutlich hat man auch gemeint, die Gemeinschaftswährung werde die politische Einigung vorantreiben, was aber aus heutiger Sicht in die Hose gegangen ist.

    • Alois Krieger sagt:

      Die Frage ist doch jetzt: Was ist gescheiter? Ein Auseinanderbrechen der Eurozone oder ein Festhalten am Euro. Die Wirtschaft kann zweifelsfrei noch eine Weile am Laufen gehalten werden, wenn Deutschland bereit ist, für die Schulden der anderen EU-Mitglieder zu übernehmen. Ob diese dann jedoch bald konkurrenzfähiger werden, ist wohl zu bezweifeln.

      • ast sagt:

        Nun ist Europa zur elitären Bankenrettungsunion verkommen, auf Kosten der Staatshaushalte und leider auch mit keinem besseren Ausblick in die Zukunft. In Zukunft drohen hohe Steuern, ein Raubbau an den Sozialhaushalten und hohe (jugend-alters) -Arbeitslosigkeit. Dieser Weg wurde von den Politikern gewählt um weiterhin von den maroden Banken Ausschüttungen zu erhalten, die Eliten machen die hohle Hand.

        Europa als Banken -Zitronensozialimus, wer hätte das vor einigen Jahren vorausgeahnt? Am Besten man wandelt nun die gelben Sterne der Europa-Flagge in Zitronen um, es würde nun besser passen. Es wurde damit nur Zeit gewonnen, doch die Schudenzeiger tickern immer schneller -denn wenn man die diversen Insolvenzen verhindert steigt natürlich die totale Schuldensumme mit Zins und Zinseszins ungehindert weiter.

  • Frank Maezenas sagt:

    Vielen Dank für den lesenswerten Artikel. Nichtsdesto trotz scheinen mir die Argumente des vorangeganenen Kommentars korrekt. Die EZB hat doch damals primär die Niedrigzinspolitik der FED imitiert, weil man keine Inflationsgefahr erkannte (Asset-Price fliessen ja nicht in die Berechnung der Inflation ein! Vielleicht mal ein Thema für einen Blog-Beitrag?)

    Zudem stimmt es, dass die stabilen Handelsbilanzen Deutschlands gegenüber Asien und den USA als ein klares Indiz für den Erfolg makroökonomischer Reformen gewertet werden muss. Man bedenke, dass China in all den Jahren eine Politik tiefer Wechselkurse verfolgt hat und wie sich der Wechselkurs Euro/Dollar in dieser Zeit entwickelt hat, braucht man nicht extra zu erwähnen.

    @Achim Haase: Man liest nur selten solch qualifizierte Kommentare. Sie scheinen mir ein fähiger Ökonom zu sein!

    • Linus Huber sagt:

      @ Frank

      Sie sprechen einen wichtigen Aspekt an, indem sie erklären, dass die Zentralbanken sich auf die Inflation der Konsumentenpreise fokussierten. Leider wurde vernachlässigt, der massive Ausweitung des Kreditvolumens im Verhältnis zum Wirtschaftswachstum die gebührende Aufmerksamkeit zu schenken. Solch eine Geldpolitik führt automatisch zu Fehlinvestitionen, welche heute abzuschreiben sind. Und wieder widersetzen sich die Zentralbanken diesem Trend mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln.

      Der Glaube, dass man längerfristig Rezessionen durch die Manipulation von Zinsen verhindern kann, führte zu immer groesseren Ungleichgewichten und Fehlinvestitionen.

  • Achim Hase sagt:

    Danke für den schönen Einblick, das ist sicherlich korrekt argumentiert. Der Einheitszins der EZB kann niemals der korrekte Zins für alle Euroländer sein bei solchen Unterschieden in den Volkswirtschaften. Dass der EZB-Zins nach 2000 nur wegen Deutschland so niedrig war, ist etwas zu eindimensional argumentiert.

    Etwas unsauber ist die Argumentation mit den Handelsüberschüssen, die gegenüber der Eurozone stark gestiegen, gegenüber den USA fast gleich geblieben und gegenüber Asien ins Defizit gerutscht sind. Dies unterstellt, dass sich in den USA und Asien nichts getan hat und die Entwicklung rein auf Deutschlands Entwicklung zurückzuführen ist. Das ist natürlich falsch. China hat in diesem Zeitraum ökonomisch abgehoben.

    Was auch nicht betrachtet wird in Ihrer Argumentation ist die Verwendung der von Deutschland erzielten Handelsüberschüsse. Diese gingen massiv als Investitionen ins Ausland, so dass Deutschland in den Jahren der Krise vor allem Investitionen gefehlt haben. Momentan sehen wir, dass das Kapital aus der ganzen Welt mit Hochdruck nach Deutschland strömt (Schweiz ebenso) und das führt zu einer hohen Investitionsquote in Deutschland, was die Wirtschaft am Laufen hält. Bisher hat sich Deutschland von der Eurokrise fast vollständig abkoppeln können, was vor allem daran liegt, dass erstmals nach Jahrzehnten netto Kapital nach Deutschland strömt.

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