Europas Déjà-vu-Erlebnis

Was zurzeit in Spanien geschieht, erinnert leider an den Kollaps der Banken in Irland: Vor einer Filiale der Bankia in Madrid, 18. Mai 2012. (Bild: AP Photo/Daniel Ochoa de Olza)
Die Finanzwelt blickt derzeit nach Spanien. Natürlich, sie schaut auch gebannt nach Griechenland und Irland, aber wie wir im März in diesem Blogbeitrag schon dargelegt haben, ist Spanien wegen seiner Grösse und Komplexität der Probleme der wichtigste und gefährlichste Brandherd für die Eurozone.
Hier ein kurzer Blick auf das Zinsniveau in Spanien seit Anfang Jahr. Die Rendite zehnjähriger Staatsanleihen ist in den vergangenen Tagen zeitweise auf über 6,5 Prozent gestiegen (Quelle: Bloomberg):

Griechenland, Portugal und Irland mussten sich im Jahr 2010 alle in den Schutz des europäischen EFSF-Schirms stellen, als ihre Zehnjahreszinsen am freien Markt 7 Prozent überschritten hatten.
Davon ist Spanien nicht mehr weit entfernt.
Mit der staatlichen Rettung von Bankia, der je nach Messgrösse dritt- oder viertgrössten Bank des Landes, hat die Krise eine neue Dynamik angenommen. Noch vor weniger als drei Wochen war von 4 Milliarden Euro die Rede, die der Staat in Bankia einschiessen muss. Nun sind es bereits 19 Milliarden Euro – eine Summe, deren Finanzierung dem spanischen Staat erhebliche Mühe bereitet.
An diesem Punkt, mit der Verstaatlichung von Bankia, erleben wir in Europa ein Déjà-vu. Genau das, was heute in Spanien geschieht, spielte sich nämlich in Irland vor drei Jahren ab. Und es endete nicht gut für die Iren.
Diese Parallele ist wichtig, denn Irland und Spanien sind die beiden am besten miteinander vergleichbaren Staaten der PIIGS:
- Beide erlebten eine kolossale Immobilienblase, die von einem wild gewordenen lokalen Bankensektor angefacht worden war.
- Beide waren zur Finanzierung ihres inländischen Booms auf Kapitalzuflüsse aus dem Ausland angewiesen, ihre externe Verschuldung war im europäischen Vergleich enorm hoch.
- Beide waren bis und mit 2008 finanzpolitische Musterländer in Europa, die die Maastricht-Kriterien immer eingehalten hatten; ihr Problem waren nicht öffentlicher Schlendrian und zu hohe Staatsschulden, sondern ein zu grosser Schuldenaufbau im Privatsektor.
Hier eine sehr schöne Darstellung über die Staatsschulden (erste Grafik) und das jährliche Budgetdefizit (zweite Grafik) der 17 Euroländer seit Beginn der Währungsunion (Quelle: Macrobusiness). Spanien und Irland standen bis 2007 makellos da:


Mit dem Kollaps von Lehman Brothers im September 2008 begann das irische Bankensystem zu wackeln. Kunden begannen, ihre Bankeinlagen abzuziehen, ein Bank Run drohte. Im Oktober 2008 sah sich die irische Regierung gezwungen, eine verbale Garantie für alle Verbindlichkeiten der irischen Banken abzugeben. Dann, im Zeitraffer, die wichtigsten Ereignisse:
- 21. Dezember 2008: Der Staat schiesst 5,5 Milliarden Euro in die drei wichtigsten Banken, Anglo Irish Bank, Bank of Ireland und Allied Irish Banks ein.
- 15. Januar 2009: Weil ein Kollaps droht, muss Anglo Irish Bank verstaatlicht werden.
- 11. Februar 2009: Bank of Ireland und Allied Irish Banks erhalten eine weitere staatliche Kapitalspritze von 7 Milliarden Euro.
- 7. April 2009: Eine Bad Bank wird gegründet, die den Banken die faulen Hypothekarkredite abnehmen soll. Die Bad Bank wird vom Staat mit 77 Milliarden Euro bestückt.
- 29. Mai 2009: Anglo Irish Bank benötigt weitere 4 Milliarden Euro vom Staat.
- 30. März 2010: Anglo Irish Bank benötigt weitere 8,3 Milliarden Euro vom Staat.
- 9. Juni 2010: Teilverstaatlichung (36 Prozent) von Bank of Ireland, mit einem weiteren Kapitaleinschuss von 3 Milliarden Euro.
- 23. Dezember 2010: Allied Irish Banks wird verstaatlicht, weitere 3,7 Milliarden Euro werden eingeschossen.
Als Folge der Verstaatlichung wanderten die Verbindlichkeiten der drei wichtisten Banken auf die Bilanz des irischen Staates, und die Verschuldung Irlands schoss von gut 24 Prozent auf knapp 100 Prozent des Bruttoinlandproduktes. Und das innerhalb von zwei Jahren. Damit hiess es Game Over für den einstigen keltischen Tiger; Irland musste sich am 28. November 2010 unter den Schutzschirm der EU und des IWF retten.
Bei der oben beschriebenen Chronik geht es weniger und die genauen Daten und Beträge, sondern vielmehr um das allgemeine Muster. Irland ist das perfekte Beispiel dafür, was geschieht, wenn sich nach dem Platzen einer Immobilienblase die faulen Schulden langsam durch das Bankensystem fressen und schliesslich via Bankenrettungen auf der Bilanz des Staates landen.
Genau das geschieht jetzt in Spanien. Wetten, dass Bankia erst der Beginn einer langen Reihe von Rettungsaktionen sein wird?
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Einige CH-Ökonomen propagieren in Medien, dass die SNB die Untergrenze von 1.20 aufgeben sollten. Ich frage mich wie sie die Ökonomie während ihres Studiums studiert haben, ob sie überhaupt Ahnung haben vom Wechselkurs. Die Schweiz ist zur Zeit massiv unter den Druck, weil die SNB in letzten 8 Monate seit der ersten Festlegung der Untergrenze von 1.20 nichts mehr entscheidende geldpolitische Massnahme eingeleitet wurde – es reicht nicht aus M2 zu erhöhen, die Naivität der SNB-Führung enstaune mich immer wieder.
Wie ich sagte, wir befinden uns im einen Handels- und Währungskrieg, Aufgeben ist eine Option, sonders gilt für die Schweiz, weil wir vom Export leben.
Korrektur: Wie ich sagte, wir befinden uns (…), Aufgeben ist keine Option, (…)
Das Geldsystem ist am Ende, ganz einfach weil es kein funktionierendes System ist. Es ist ein System das in mehrfacher Hinsicht nicht aufgeht.
1.) Einerseits sollte man nicht mehr Geld ausgeben, als man hat und gleichzeitig gibt es ohne Kredite keine Kapitalrendite und ohne Kapitalrendite gibt es sofort eine Finanzkrise.
2.) Zudem verzerrt die Profitorientiertheit den Wirtschaftszweck. Zweck der Wirtschaft sollte sein, die nachgefragten Güter dorthin zu bringen, wo sie benötigt werden (effiziente Güterallokation). Nur so entsteht Wohlstand. Aber das Geldsystem bringt die Güter dorthin, wo es Geld hat. Wenn jemand ein Gut stark nachfragt, aber wenig Geld hat, dann ist er im Nachteil gegenüber demjenigen, der das gut nur wenig nachfragt, aber viel Geld hat. Das führt dazu, dass hungernde Menschen kein Essen und überernährte Menschen noch mehr Essen bekommen (das sie dann zu einem grossen Teil auch noch wegwerfen). Das ist einfach keine effiziente Güterallokation. Der Markt bekommt das offensichtlich nicht hin.
3.) Zinsen und Zinseszinsen sind etwas unmögliches. Denn Zinsforderungen können höher sein, als es überhaupt Geld gibt. Das KÖNNEN sie nicht nur, sondern sie entwickeln sich unweigerlich in die Richtung, denn Zinsen und Zinseszinsen vermehren sich andauernd. Im Grunde ist die Finanzkrise nur die Manifestation des Giga-Gaps zwischen real existierenden Werten und offenen Forderungen. Das ist genau der Grund, weshalb Geld „gedruckt“ wird (auf div. Weisen). Dieses Loch kann nur mit Geld-Drucken gestopft werden. Eine andere Möglichkeit wäre, die – ungerechtfertigten – Zins- und Zinseszinsforderungen einfach zu streichen. Wobei schlussendlich kommt es fast auf dasselbe hinaus: Geld ist eine Blase und wird bald keinen Wert mehr haben.
PS: das ist kein Votum für Gold etc., denn auch der Wert, der in Edelmetalle hineininterpretiert wird, hat mit der Realität nichts zu tun. Wirklich wertvoll sind nur die Dinge, die wir im Leben real brauchen und wollen.
Kann ich nur unterstreichen. Gut formuliert.
Ich verstehe Ihre Verdrossenheit mit dem „Geldsystem“, wie Sie dies erklären. Trotzdem, Sie scheinen hier etwas zu verurteilen, was in sich unschuldig ist, sondern rein durch Manipulation durch Zentralbanken in seiner Funktion missbraucht wurde zwecks Versuch, die wirtschaftlichen Gegebenheiten zu beeinflussen. Ich rede von Geld oder besser gesagt von Währungen.
Der Mensch wird immer nach Möglichkeiten suchen, in dieser oder jener Form eine Art Vorsorge anzulegen um in Zeiten der Not, sich auf einen Vorrat verlassen zu können. Wenn es nicht Währungen sind, wird man andere Medien zwecks Abdeckung dieses Bedürfnisses finden.
Ebenfalls hat Geld die Funktion, den Handel zu vereinfachen, ansonsten wir uns mit einem Bartersystem abfinden muessen.
Allerdings, wie ich oben erklärte, wurden diese Funktionen des Geldes immer unwichtiger, da man aufgrund von Geldpolitik versuchte, die Konjunktur zu beeinflussen was unter anderem bewirkte, dass z.B. der $ etwa 95% seines Wertes in 100 Jahren verlor. Diese Geldpolitik stellt eine verdeckte Steuer dar, da damit Schuldner dauernd bevorteilt werden und da Regierungen meist Schuldner sind, eben auch den Staatshaushalt bevorteilte zulasten der Sparer. Dies produzierte die entsprechenden massiven Fehlinvestitionen, welche man verzweifelt versucht, nicht abschreiben zu muessen.
Es ist eine sehr komplexe Angelegenheit, welche nicht innerhalb eines Blogs kurz erklärt werden kann. Ich möchte hier nur darauf hinweisen, dass das Problem nicht das Geldsystem in sich ist, sondern die Manipulation des Geldes.
Als US/CH Doppelbuerger lasse ich einmal diese beiden Staaten aus dem Spiel, GR geht Bachab, Spanien wird folgen und dann kommt vielleicht ein Franken fuer die starken Laender mit der CH und die Skandies dabei. Der Euro ist nicht zu retten, EWS, SNB und EURO TURBOS begreifen nichts und schinden auf unsere Kosten Zeit. Ospel + Co haben die UBS fast in den Sand gesetzt, die UBS ist erstarkt aus diesem Dilemma hervorgegangen, den Rest werden wir in einigen Monaten wissen. Wir muessen dringenst ein Freihandels Abkommen mit Russland eingehen und unsere Maerkte noch mehr nach Osten ausrichten, sowie die Americas. Finger weg von USA, GBR, Sp, Gr und Co. Ball flach halten und vorwaerts machen. Migration beobachten und Grenzen schliessen!!
@Saurenmann 00:33: Naja, was passiert, wenn wir uns nach Asien orientieren, sehen wir bereits seit zwei Jahrzehnten. Unsere Industrien und damit Knowhow und Arbeitsplätze verschwinden. Die einzigen, die sich kurzfristig darüber freuen könnten, sich nach Asien zu orientieren, ist die Finanz-„Industrie“. Aber auch deren „Knowhow“ wird in Asien rasch kopiert werden und somit aus der Schweiz ausgelagert.
Wenn die CH eine eigene Zukunft haben will, dann muss sie sich auf die lebenswichtigen realen Gebrauchswerte konzentrieren, das entsprechende Knowhow wieder aufbauen und mit gesundem Menschenverstand anstatt mit Markt ihre Güterallokation effizient gestalten. Die globale Konkurrenzwirtschaft ist ein brutales Catch-as-catch-Can, ein Faustrecht, aus dem kaum ein Sieger hervorgehen wird. Und wenn doch, dann wird es eine ökonomische Welt-Diktatur sein. Wenn wir weder Diktatur noch Faustrecht wollen, müssen wir die Demokratie weiterentwickeln – endlich auch im wichtigsten Bereich der menschlichen Existenz: die Wirtschaft.
Leider sind wir noch immer in der Phase, wo wir glauben, die Banken zulasten der Allgemeinheit retten zu muessen und damit massive Staatsschulden aufbauen. Heute befindet wir uns sozusagen in der Blase der Staatsverschuldung, welche jedoch auch platzen wird. Sollte Griechenland Bankrott erklären und sämtliche Schulden aberkennen, wäre dies das erste Anzeichen, dass wir in die nächste Phase übertreten, in welcher schlussendlich nicht rückzahlbare Schulden abgeschrieben werden.
Natürlich besteht keine Gewähr, dass die Griechen entsprechend stimmen werden, da jetzt (wie gerade vor Tagen in Irland) eine massive Angst-Kampagne der Entscheidungsträger in Gang kommt um den Status Quo weiter zu verteidigen. Die gegenwärtige und nicht nachhaltige Situation dient einzig den 1%, welche sich weiter bereichern können. Je länger wir warten mit einer Kursänderung umso härter wird sie ausfallen. Schlussendlich bleibt nur noch die „Lösung“ Hyperinflation oder Deflation.
Es handelt sich um das Resultat von verfehlter Geldpolitik über die letzten 20 Jahre, indem die Zinsen viel zu tief gehalten wurden von den Zentralbanken was grosse Fehlinvestitionen produzierte. Die Fehler werden jedoch nicht erkannt, sondern man verstärkt die Medizin mit immer fragwürdigeren Massnahmen.
Wenn die Gesetze nicht so korrumpiert worden wären über die letzten 20 Jahre, wären bestimmt eine grosse Anzahl von Bankern hinter Gittern gelandet 2008, was wirkliche Veränderungen herbeigeführt hätte. Aufgrund der massiven finanziellen Möglichkeiten ist die Banken-Lobby noch immer in der Lage, jeden Angriff auf ihre unhaltbare Stellung zu verteidigen. Dies wird als groesster Diebstahl seit Menschengedenken in die Geschichte eingehen.
@Linus Huber:
Die verfehlte Geldpolitik in letzten 10 Jahren ist auf makroökonomische Dogmatismen und politische Interessen zurückzuführen. Für Greenspan und Bernanke ist es durchaus klar was passieren würde, wenn der Fed nur das Wachstum im Blickfeld hat, ohne Rücksicht auf Preisstabilität und nachhaltige Wirkung der geldpolitischen Massnahmen.
Die Ökonomen wie Greenspan und Beranke tun es schwer, sich eignen Fehler zu zugeben, weil dadurch eignen Status als Wirtschaftswissenschaft und Professure an Uni in Fragen gestellt werden.
Die USA ist seit WW2 permanent in Kriegen verwickelt, sie versucht der Welt mit militärische Macht zu dominieren. Aber sie verkennt die Verschwendung der Ressouce durch Kriege entsteht. Die USA betrachtet dem Krieg als Geschäft, obwohl der keinen Wert für die gesellschaftliche Entwicklung und Menschen generiert. Das erklärt auch warum die US-Staatsverschuldung permant stieg, weil das politische System in den USA bereits seit Langem privatisiert wurde.
Die US-Staatsverschuldung steigt wohl vor allem deshalb, weil die Steuern zu tief sind. Und die Steuern sind zu tief, weil tiefe Steuern inzwischen zur Ideologie der Republikaner gehören und Steuererhöhungen auch bei den Demokraten verpönt sind.
Obama’s Gesundheitsreform kann unter diesen Umständen niemals finanziert werden und müsste eigentlich nur schon aus finanziellen Gründen beerdigt werden. Dass auch Obama die Steuern nicht erhöht hat, bedeutet letztlich, dass Steuern erhöhen inzwischen ein Tabu ist in den USA. In einem gewissen Sinn stimmt die Aussage, dass das politische System der USA privatisiert ist. Der wichtigste staatliche Anteil, der noch übrig geblieben ist, ist inzwischen das Miltiär.
Es ist doch ein wunderbares System, welches die Privatverschuldung verstaatlich und der Gewinn privatisiert wird. Man verdienen ohne Risiko und Verlust, wenn man falsche Investmententscheidung getroffen hat, wird der Staat die falsche Investments abfangen, verstaatlichen.
Das ist Kapitalimus, sondern die Sozialisierung des Kapitals, was zum Ineffiziez und falsche Allokation des Kapitals führte. Am Ende wird der Kollaps des Währungs-, Banken- und Wirtschafssystems. Das schreibe vor ca. 4 Jahren, heute sage ich das Gleiche, nämlich Ben Bernanke muss weg, seine Geldpolitik ist nicht nur abhängig von der US-Regierung, vor allem die destabiliserend auf nachhaltiges Wirtschaftswachstum bewirkt.
Fazit: man will einfach von Fehler der Vergangenheit nicht lernt, weil eine nachhaltige Geldpolitik und Wirtschaftspolitik viel zu anstrengend und die kurzfristig unbeliebt ist.
@Michael Schwarz: Gewinne erzielt hat nicht das Kapital, der Aktienkurs der vielleicht „erfolgreichsten“ Bank ohne Schwellenländer der letzten 10 Jahre, der Deutschen Bank, steht halb so hoch wie vor 10 Jahren. Andere Bankaktien haben noch viel mehr verloren. Die Bankanleihen notieren deutlich unter pari, selbst die Anleihen der solidesten Banken haben ähnliche Risikozuschläge wie spanische oder italienische Staatsanleihen. Gewinne erzielt haben die Arbeitnehmer der Banken, nicht das Kapital. Die aus den Banken abgeflossenen Mittel wurden als Arbeitsentgelte bezahlt, in der Schweiz besteuert mit der Hocheinkommens- oder Bonisteuer genannt AHV (10% auf Gehalt über jährlich TCHF 80 ohne Gegenleistung). Ausserdem wurden die sich 2008 als nicht realisierbar abzeichnenden, in den Vorjahren ausgewiesenen Gewinne besteuert. Warum finden „ausrangierte Banker keinen anderen (zumutbaren) Job? Weil sie vorher überbezahlt waren.
Kurz: Profitiert haben Arbeitnehmer und der Staat, die Verluste gingen zu Lasten des Kapitals.
Darum hat sich wohl die Schere zwischen den reichsten 1% und den 99% weiter vergrößert. Sie verkennen die Situation in dieser Hinsicht.
Das wunderbare System wird sich weiter drehen, bis die Gesellschaft und Staatsfinanz ruiniert wird. Die heutige Komplexität der Welt und des Finanzsystems überfordert den Politikern und Wirtschaftsprofessoren. Die Chance der Bereinigung in 2001 und 2008 geboten wurde, wurde von Wirtschaftspolitikern und Ökonomen überhaupt nicht wahrgenommen. Wir riskieren einen Supergaul der Finanzgeschichte.
Die Belastung des Kapitals führt zum Rückgang der Investition, was auch in den USA geschieht. Das sagte ich bereits vor 2 Jahren, das Gleiche sage ich heute wieder. Die Geldpolitik und Wirtschaftpolitik, die auf Subvention des Staates aufgebaut haben, werden nicht nachhaltig sein, und nachhaltigen Mehrwert für die Gesellschaft generieren.
Die Politiker und Ökonomen sind heute zum Teil so spezialisiert, dass sie andere Bereiche nicht verstehen bzw. verstehen wollen. Dies führt zum Tunnelblick und eingeschränkte Wahrnehmung.
Sie erkennen die Situation gut, Michael. Je mehr manipuliert wird um eine wirkliche Lösung des Problems in Angriff zu nehmen, desto groesser wird im Endeffekt der Schaden fur die Gesellschaft ausfallen.
Diese Perversität basiert auf der Tatsache, dass die Entscheidungsträger ebenfalls gut von der gegenwärtigen Situation profitieren und eine richtige Lösung ihre Unzulänglichkeit aufzeigt, womit natürlich auch ihre finanzielle und soziale Position gefährdet würde.
Die Polarisation in der Politik wird noch massiv zunehmen in nächster Zeit. Leider auch ein integrer Politiker kann in dieser Situation keine positiven Aussichten bieten, da das Resultat der Beschlüsse der Vergangenheit nicht mehr rückgängig gemacht werden können. Einzig aufgrund von Aufrichtigkeit, Gradlinigkeit und Bescheidenheit kann sich eine neue Politikergarde entwickeln, sofern das Volk entsprechend aufgeklärt wird.
Es rumort zur Zeit mächtig im Europäischen Gebälk. Gerüchte besagen, dass die Drachme bereits schon beim weltweit größten privaten Gelddrucker De La Rue gedruckt wird: http://tinyurl.com/76c3d4y Bei Bloomberg sei heute morgen für kurze Zeit im Wortlaut tatsächlich „Greek Drachma (POST EUR) Spot“ erschienen..! Auch und vor allem angesichts der enttäuschenden US-Arbeitsmarktdaten hat Gold bereits reagiert…
Wenn der Staat am Schluss zahlen muss, dann sollte er den Banken besser auf die Finger schauen, besonders was Hypothekenvergabe betrifft. Weil die Kreditvolumen hier sehr gross sind und die Risiken alle in die selbe Richtung gehen, können die Verluste enorm werden.
Leider beschleicht einen aktuell in der Schweiz ein ungutes Gefühle, wenn von Banken Hypotheken für 8-10 Jahren zu sehr günstigen Konditionen vergeben werden. Wie werden diese finanziert? Wer möchte sein Geld 8-10 Jahren zu den aktuell tiefen Zinsen bei den Banken anlegen? Fliesst hier nicht kurzfristiges Geld (Geld aus Sparkonton und kurzfristigen Anleihen) in langfristige Hypotheken? Falls ja, ist die Krise vorprogrammiert, wenn die Zinsen steigen. Dann müssen die Banken mehr Zins zahlen für das Geld, das sie aufnehmen müssen, als sie Zins aus den vergebenen Hypotheken erhalten.
Es wäre wohl sinnvoll, wenn aktuell der Staat vorschreiben würde, dass langfristige Hypotheken zu tiefen Zinsen nur noch vergeben werden dürfen, wenn sie auch mit langfristigem Geld unterlegt sind.
@Hans Ernst: Soweit mir bekannt, gehört es zu den grundsätzlichen Regeln des Bankgeschäftes, Ausleihungen fristkongruent zu refinanzieren, da sonst das Geschäft nicht kalkulierbar ist. Kapital fürchtet Unkalkulierbarkeit, wie der Teufel das Weihwasser.
@ Anh
Vor etwa 20 Jahren bei meinem ersten IT-Auftrag in der SBG war die Fristentransformation eine der wichtigen Säulen des Ertrags. Man hat dabei theoretisch kurzfristig kündbare Einlagen wie Sparhefte für langfristige Kredite (Hypotheken etc) verwendet, da man aus der statistischen Erfahrung abschätzen konnte, wie hoch der Liquiditätsbedarf für die Abhebungen von Sparheften sein würden. Damals hat sich die Bank aber primär intern refinanziert.
Das macht man heute nicht mehr, sondern geht auf beiden Seiten über die Märkte, und dies, wie Sie zu Recht schreiben, fristenkongruent.
In den USA waren frueher 10-30 Jahre die Norm. Probleme sind erst erstanden, als Hypotheken an Leute ohne Kapital fuer nur wenige Jahre vergeben wurden. Das war damals interessant, da die Zinsen zu Beginn niedrig waren und die Hauspreise wie wild nach oben geschossen sind. Haus kaufen, etwas warten und fuer viel mehr Geld verkaufen war ein Spiel, das alle gespielt haben. Nur brauchte dieses Spiel immer noch einen duemmeren.
Estland – Ein Vorbild für die ganze EU!!! 20 Jahre nach dem Zusammenbruch machen sie EU weit am wenigsten Schulden. Eigentlich sollten wir Schweizer Estland besuchen und dort unser Geld ausgeben. Dagegen sollte man Schuldenstaaten boykottieren.
Dass der Staat eines Landes die Schulden seiner Banken übernimmt, diese Schulden also sozialisiert, ist grund falsch. Die Banken sind ja Privatbanken, keine Staatsbanken und müssen ihr Geschäftsrisiko selber tragen. Die Folgen der Übernahme der Bankschulden waren für Irland katastrophal und sie werden für Spanien katastrophal sein. Nur Island hat diesen Fehler (die Übernahme der isländischen Bankschulden als Staatsschulden) nicht gemacht und ist jetzt schon besser dran als Irland.
Wenn schon Bankenrettung, dann gesamteuropäisch. Doch selbst dies sollte wenn immer möglich vermieden werden.
Das Problem ist doch, dass die Geldschöpfung – eine für die Gesellschaft lebenswichtige Funktion, privaten Institutionen (Banken) überlassen wird. Somit wird der Staat verletzlich und muss sich den Bankeninteressen im Krisenfall fügen…
Die Geldschöpfung sollte, wenn schon, kontrolliertes Staatsmonopol sein. Dann müsste keine einzige Bank mehr gerettet werden.
Ja, die Geldschöpfung über eine Vollgeldreform ( http://vollgeld.ch ) wieder in die öffentliche Hand zurückgegeben, oder eine Liberalisierung des Währungsmonopols und die Einführung von Komplementärwährungen.
@Martin Holzherr: Geht eine Bank pleite, werden all ihren Schuldnern (KMU, Hypotheken) die Kredite gekündigt: Die Aktiven der Bank müssen flüssig gemacht werden, um sie auf die Gläubiger zu verteilen. Wurde lediglich eine Bank durch falsche Unternehmensentscheide an die Wand gefahren, haben ihre Schuldner kein Problem, sich woanders zu verschulden. Sind aber die meisten Banken in einer ähnlichen Situation, müssen sie gerettet werden, sonst kann kaum ein KMU noch Löhne bezahlen, ja nicht mal produzieren, da die Produktionsmittel vom Konkursverwalter der Bank gepfändet werden. Der komplette volkswirtschaftliche Stillstand ist die Folge.
Bemerkenswert an der spanischen Bankenproblematik finde ich, dass sie nichts mit Investmentbanking, Derivaten, CDS oder Hochfrequenztrading und anderem Teufelszeug zu tun hat, sonderm dem ganz klassischen Hypothekengeschäft, wie es in der Schweiz vor allem von Raiffeisen, Migros, Coop und den Kantonalbanken betrieben wird. Fallen die Immobilienpreise in der Schweiz um 40%, also grob aufs Niveau der umliegenden starken EUR Länder wie D oder A, hat die Schweiz ein ähnliches Problem. Lässt man dann Raiffeisen, Coop und die Hälfte der Kantonalbanken pleite gehen, brauchts in den meisten KMU nicht mal mehr jemanden der das Licht löscht, da der Strom bereits abgestellt wurde. Ende Schicht!
@Martin Holzherr: Zu verurteilen ist einzig, dass einzelne Banken so gross sind, dass bereits die Pleite einer einzigen oder von zwei Banken die gesamte Volkswirtschaft zusammenbrechen lassen kann. Dass die Banken an sich systemrelevant sind, liegt im kapitalistischen System, eine staatliche Regelung hat aber, um unnötige Risiken zu vermeiden, dafür zu sorgen, dass nicht einzelne Banken auf Grund ihrer Grösse systemrelevant werden können.
„Dass die Banken an sich systemrelevant sind, liegt im kapitalistischen System“
Nicht ganz richtig. Die Banken wären gar nie systemrelevant geworden, wenn nicht eine implizierte Staatsgarantie bestände. Ebenfalls wären die Banken nicht in der Lage gewesen, in diesem Ausmasse Kredite zu kreieren, wenn Zentralbanken die Bedeutung des Kreditvolumens für ihre Geldpolitik richtig bewertet hätten und eben das Bilden von Blasen gar nie zugelassen hätten in diesem Ausmasse.
In vielen ökonomischen Theorien wird das Kreditvolumen (Kredite entsprechen Guthaben wird als Grund genommen, aber die Moeglichkeit eines Kreditbusts, welche massive Abschreibungen nach sich zieht, wird nicht erwogen) wird als nicht relevant oder eher unwichtig bewertet, wodurch dieses massive Wachstum der Kreditmenge gar nie den notwendigen Stellenwert erlangte in den letzten vielen Jahren.
@Linus Huber: Nennen Sie mir eine Erfahrung, wo Banken reihenweise Pleite gingen, ohne dass die gesamte Volkswirtschaft kollabierte. Ich kann mich an nichts derartiges erinnern.
S$L Krise in den USA in den 80iger Jahren z.B.
Ich erkläre ja gerade oben, dass es eben gar nie wo weit gekommen waere, wenn nicht eine implizierte Staatsgarantie bestände, da die Banken massiv höhere Zinsen hätten zahlen muessen fur ihr Fremdkapital.
Wikepedia erste 2 Zeilen: „Über 1.000 Savings and Loans in den USA brachen im Rahmen der Krise zusammen. Der Gesamtschaden betrug über 150 Milliarden US-Dollar, von denen an die 125 Milliarden durch die Öffentliche Hand aufgebracht wurden. Der Schaden trug dadurch zu den hohen Budgetdefiziten der USA in den 1980er-Jahren sowie der Rezession Anfang der 90er Jahre bei.“ 125 von 150 Mia Verluste hat der Staat getragen, weil sonst die Volkswirtschaft kollabiert hätte. Lediglich 25 Mia. knapp 17% soll nicht die öffentliche Hand getragen haben: Wenn die Einleger vieler Banken ihr Geld nicht zurückerhalten, und andrerseits die Kreditnehmer dieser Banken ihre Kredite umgehend zurückzahlen sollten, machts heftig bumm!
Eben darum kritisiere ich ja die Zentralbanken und Politiker, welche uns in diese Misere führten aufgrund falscher ökonomischer Modelle.
@Linus Huber: Wie refinanzieren Sie Ihre wegen Konkurs Ihrer Bank gekündigte Hypo, wenn ihr Arbeitgeber Ihren letzten Monatslohn nicht bezahlt hat, weil die Bank, wo er das Geld für die Löhne beiseite gelegt hat, pleite ist?
Begriffen?
Beiläufig wurden damals viele hunderte von sogenannten Bankern strafrechtlich verfolgt. Dies zeigt, wie sich das Rechtssystem veränderte seit damals.
ja, Sie zeigen genau das Problem auf, welches kreiert wurde. Alles ist miteinander verbunden und die vermeintliche Stabilität erzeugte eine Situation grosser Unsicherheit und Instabilität. Es handelt sich sozusagen um das Ende einer Ponzi Scheme.
Alles wird enden, sobald das Wort Kredit mit sehr negativen Assoziationen verbunden wird im menschlichen Verständnis oder in andern Worten, wenn Kredit verpönt ist und niemand sich mehr verschulden will. In jenem Zeitpunkt ist die Wende geschafft.
Mit der S+L Krise haben Sie mich auf eine Unpräzision hingewiesen: Der Staat kann die Banken pleite gehen lassen, wenn er die Einlagenausfälle garantiert, nicht unbedingt zu 100%, vielleicht sind Abstufungen möglich. Zahlen muss er auf alle Fälle. Bei einer Rettung profitieren Aktionäre, deren Verluste im Fall der Pleite aber nicht zu mehr Geld für die Gläubiger führen: Dem Aktienwert stand keine Schuld gegenüber, die damit vernichtet wurde. Am meisten zu Lasten der Allgemeinheit profitieren die Anleihensgläubiger, die bei einer Pleite nur einen kleinen Teil ihrer Forderung erhielten, bei einer (erfolgreichen) Rettung (ohne Schuldenschnitt) 100% bei einer ordentlichen Abwicklung deutlich mehr als bei einem unkontrollierten Konkurs. Anleihensgläubiger sind vor allem Pensionskassen, Lebens- und andere Versicherungen, auch z.B. die Reserven der staatlichen Umlageversicherungen, kurz die Ersparnisse des Mittelstandes. Die Superreichen haben Immobilien, Unternehmensanteile und Schulden, die halten kaum Anleihen. Ausserdem andere Banken, für deren Verluste der Staat einstehen müsste, wenn sie durch die Pleite vieler Banken in die gleiche Situation kämen. Also grob profitiert der Mittelstand von der Rettung, jedoch nur, wenn diese erfolgreich in dem Sinne verläuft, dass die Bank wieder zukünftigen wirtschaftlichen Erfolg hat. Ist dies nicht wahrscheinlich, lässt der Staat besser die Bank Pleite gehen, er muss aber zumindest die Einlagen zu einem grossen Teil garantieren.
@Linus Huber
„…Die Banken wären gar nie systemrelevant geworden.“ Die Zentralbanken und die Politiker sind die Herlfershelfer des Kapitals – da gibt es keine „eigenständigen Entscheidungen“, die dann zu einer massiven globalen Finanzblasenbildung führen. Die Geschichte ist viel komplizierter und hat mit der sinkenden Profitrate des Kapitals vor gut 40 Jahren zu tun. Die Konsumenten brauchten dann ab den 80er Jahren einen astronomischen Kredit-Stimulus um weiterhin ihrer Rolle als „Kapitalverwerter“ gerecht zu werden, währenddessen musste die Politik auf breiter Front gegen zu hohe Löhne (Lohnstückkosten!), zu hohe Sozialleistungen (Lohnstückkosten!) und sonstigen „Privilegien“ (Lohnstückkosten!) vorgehen….
Dieses System überlebt nur durch die Sicherstellung der Profitabilität des Kapitals – ist diese nicht mehr gewährleistet -ist es fertig und muss weichen. Die Banken sind mehr als systemrelevant geworden – sie sind in dieser historischen Phase des Kapitalismus „der Systemgarant“.
Ich will Ihnen nicht widersprechen in Ihrer Auslegung. Jedoch bin ich dagegen, dass man sämtliche Akteure dauernd nur als quasi unter Zugzwang stehendes Unschuldslamm qualifiziert. Es ist langsam an der Zeit, dass man fur seine Entscheide Verantwortung übernimmt und nicht dauernd widrige Umstände als Entschuldigung aufführt.
Die Elite wird bald auch leiden, da mit dem Einbruch des Konsums die Aktienmärkte ebenfalls wieder reagieren werden. Wann dies allerdings konkret eintreffen wird, ist natürlich schwierig vorauszusagen, da fast alles unternommen wird, um den Status Quo zu erhalten. Das System wird sich massiv verändern, da stimme ich Ihnen zu. Die Kernfrage besteht darin, abzuschätzen welche der 2 Hauptszenarien und in welcher Folge eintreffen werden. Insider werden da wohl besser wissen, inwiefern und in welchem Umfang die Zentralbanken bei der nächsten Krise reagieren werden. Die Abhängigkeit von solchen Entscheiden ist die Abhängigkeit von Willkür, was allen Prinzipien einer normal funktionierenden Marktwirtschaft widerspricht. Wir bewegen uns in die Phase der Planwirtschaft um den Kapitalismus zu „retten“, ein Blödsinn in sich.
Ich verstehe Ihre Argumentation, aber wie schon erwaehnt, akzeptiere ich nicht die Idee, dass die Akteure nicht in der Lage waren, sich dem Einsatz der Bankenlobby zu widersetzen, wenn sie entsprechende Integrität besessen hätten. Ebenfalls verstehe ich, dass es sehr schwierig ist, gegen den Strom zu schwimmen.
@Linus Huber
Die „Akteure“ wollten sich überhaupt nicht gegen „die Bankenlobby“ wehren – wieso auch? Wenns ums Überleben des Systems geht – schliesst man sogar einen Pakt mit dem Teufel. Der Kapitalismus ist eine hochkomplexe Maschine, welche zwar nach logischen Regeln funktioniert aber eben auch ein höchst irrationales „perpetuum mobile“ darstellt. Der Witz an der Sache ist, dass Krisen in diesem System eben nicht einen Punkt markieren an dem nun endlich diese Höllenmaschine auseinanderbricht, sondern perverserweise gerade das Überleben des Ganzen gesichert wird. Die Krise ist Ausdruck der Widersprüche des Systems und gleichzeitig deren kurzfristige Lösung.
Nichts passiert zufällig, denn der Gott namens Mammon beschenkt in seiner Gnade immer nur seine „Gläubiger“ -die „Schuldner“ hingegen dürfen zur Hölle fahren. Max Weber hat ja auch darauf hingewiesen, dass der Calvinismus der Vater des Kapitalismus war.
Wir Schweizer mussten die UBS finanzieren, weil sie Misswirtschaft betrieben hatte, sodass der Kreis um die UBS von den Steuergeldern der Gesamtbevölkerung Sozialhilfe erhielt, weil er sich zuvor als kriminell und unfähig erwiesen hatte. Das ist doch dasselbe Phänomen wie es jetzt mit Bankia passiert oder vor 2 Jahren in Irland geschehen ist, oder?!
Das war sehr ähnlich, aber der Unterschied bestand darin, dass die UBS breiter aufgestellt war und sich dadurch rascher erholen konnte. Wieviel es die Eidgenossenschaft tatsächlich gekostet hat wird man erst erfahren, wenn irgend wann die Schlussabrechnung erfolgt.
Die Politik hat es extra so eingerichtet, dass es erst so spät erfolgt dass kein Hahn mehr danach kräht…
Sehr geehrter Herr Trickler, ich krähe danach. Und zwar häufig.
Der Artikelautor streicht hier besonders heraus, dass in Irland und Spanien das inländische Bankensystem in Schwierigkeiten geraten ist, obwohl die Staatsbudgets solide aussahen und der Grund für die Probleme bei inländischer Blasenbildung lag. Das ist insofern sehr bemerkenswert, als man aufgrund der vielen Bereichte über Staatsschulden irgendwie schon fast glauben könnte, die Staatsfinanzen seinen das Mass für eine gesunde Wirtschaft. Aber man sieht: Die Wirtschaft eines Landes kann auch bei gesunden Staatsfinanzen in die Wand gefahren werden…
Bei den USA und Griechenland trägt der Staat mit Dauerdefiziten zur Finanzproblematik erheblich bei. Die UBS wurde ziemlich direkt Opfer der US-Immobilienblase, wobei der UBS zur Krisenüberwindung die Statiblität im Heinmarkt half, insofern die Unterschiede zu Spanien und Griechenland.
Ich vermute es wird aber auch beim Überstehen der Krise dann Unterschiede geben zwischen Spanien und Irland. In Spanien ist die Gefahr viel grösser, dass die Banken durch Spageinlagenrückzug/Bankenrun kollabieren, was ja auch in Griechenland droht, und es dann zum GAU kommt.
Hi Karin
Irland hat die Kosten der Fehler der Banken dem Staat aufgeladen. Richtigerweise hätten die Aktionäre und Bondholder jener Banken den groessten Teil der Kosten tragen muessen, womit Irland gar nie in diese Verschuldung geschlittert wäre.
Iceland hat z.B. die Kosten von Fehlinvestitionen der Banken nicht akzeptiert und sind auf dem Weg der Besserung. Der eingeschlagene Weg in diesen andern europäischen Länder ist eine reine Verschiebung der Problemlösung, da es diesen Staaten gar nie möglich sein wird, diese Schulden je reduzieren zu können. Es ist nicht eine Frage von OB, sondern WANN diese Ponzi Scheme zu Ende gehen wird. Nicht rückzahlbare Schulden MUESSEN abgeschrieben werden. Je laenger man wartet damit, desto groesser wird der volkswirtschaftliche Schaden ausfallen (vor 2 Jahren haetten fur Griechenland 40 Mia. gereicht, heute reden wir von hunderten von Mia.).
Wer sonst als der irische Staat hätte denn auch die wirtschaftliche Fehlentwicklung auffangen sollen? Der Staat (bzw in einer Demokratie das Volk als Ganzes) haben die Rahmenbedingungen geschaffen innerhalb derer es die Fehlentwicklung gab. Die schizophrene Haltung von Griechen und Isländern, dass man profitiert solange man persönlich profitiert und wenn alles den Bach ab geht, dann sind einfach irgendwelche Politiker und Eliten schuld, kann ja wohl nicht die Lösung sein. Wenn das Volk keine Eigenverantwortung will, kann man das natürlich an eine sozialistisch-kommunistische Einheitspartei delegieren, dann hat man immer „da oben“ irgendwelche Funktionäre über die man herziehen kann, weil man es selber besser machen würde, wenn man dürfte…
Warum muss irgend etwas aufgefangen werden?
Wenn jemand einen Fehler begeht in der Kreditvergabe, muss dieser die Kosten dafür tragen. Dies ist ein ganz einfaches Prinzip. Die Aktionäre der entsprechenden Banken hätten ihr Kapital verloren, ebenso die Besitzer von Junior Bonds dieser Banken. Wenn dies noch nicht ausgereicht hätte, wären eben die Senior Bonds noch zur Stelle gewesen. Dies ist der normalste Vorgang.
Natürlich wirkt dies nicht mehr normal, wenn suggeriert wird, dass der Staat und die Zentralbanken quasi in Wartungstellung stehen, bei solchen Problemen einzugreifen. Aber gerade diese Erwartungshaltung verführte die Banken zu erhöhter Risikobereitschaft. Weiter wurde dies natürlich auch durch die Boni-Kultur gefördert, welche sich aufgrund der implizierten Staatsgarantie straflos bereichern konnte aufgrund der massiven Risikoerweiterung.
Jede Handlung ist nie in Isolation zu betrachten sondern immer mit den damit verbundenen Rahmenbedingungen. Dieser erwähnte Aspekt ist einer meiner groessten Vorwuerfe an die Zentralbanken, welche durch ihre Geldpolitik die dadurch die Verletzung der Sorgfaltspflicht der Banken förderte.
„dann hat man immer “da oben” irgendwelche Funktionäre über die man herziehen kann“
Wir sind näher im Systems Kommunismus als des Kapitalismus heute. Natürlich ist die Gesellschaft auf die Integrität ihrer Vertreter angewiesen, da es dem Durchschnittsbürger unmöglich ist, sich mit allen Details der Gesetzgebung sowie von Unmengen von Vereinbarungen vertraut zu machen. Leider spielen im Wahlkampf die finanziellen Möglichkeiten der Kandidaten eine grosse Rolle, wodurch die z.B. die Finanzindustrie massiven Einfluss ausüben kann, wer gewählt wird. Ebenfalls wird ein neuer Politiker massiven Lobby-Aktivitaeten ausgesetzt und es braucht schon enorme persönliche Stärke, sich diesem Einfluss fern zu halten.
Verstehen Sie mich nicht falsch, wir sind grundsätzlich alle mit Schuld, da wir persönlich nach ähnlichen Prinzipien handeln wie diese Politiker. Allerdings handeln wir im Allgemeinen nur in unserem eigenen Namen und nicht im Namen des Volkes, was in meinen Augen einen wichtigen Unterschied darstellen sollte.
Grossmannssucht, Realitätsfremdheit sind die Antriebskräfte der spanischen Politiker. Und der Wähler kann und will die Unterschiede zwischen den Erfolgen in der Sportwelt und der wirtschaftlichen Situation nicht erkennen. Das Land steht vor der Pleite aber Madrid bewirbt sich um die Olympischen Sommerspiele 2020. Am 31.5. wird in Madrid in Ferrari-Shop eröffnet und in den Müllcontainern der Supermärkte suchen völlig mittellose Menschen nach Lebensmitteln. Das Militär verpulvert weiter Millliarden für sinnlose Auslandseinsätze in Afganistan, im Libanon und vor der Küste von Somalia und gleichzeitig werden Operationssäle, Schulen und Ausblidungsstellen für das Hotelgewerbe geschlossen. Der einzig wirklich noch funktioniernde Wirtschaftszweig ist der Tourismus, doch die Sprachkenntnisse der Bevölkerung sind dermassen schlecht, dass man weiter Ausländer einstellen muss, obwohl 1/4 der Bevölkerung arbeitslos ist. Der iberische Stolz verbietet es weiter, die Wahrheit über die wahren Ausmasse des Finanzdesasters zu veröffentlichen. Doch das Ausland hat dies nun erkannt und mangels Vertrauen fliessen jetzt Milliarden ab. Aber egal, Hauptsache Spanien verteidigt den Fussball-EM Titel.
Die Bürger dieser Länder werden immer als unschuldige Opfer hingestellt, aber man sollte sich eben auch in normalen Zeiten etwas Gedanken über Politik machen, sonst wird man von den Politikern übers Ohr gehauen. In der Schweiz ist der Trend leider auch nicht vielversprechend, ein Glück vielleicht, dass die grössten Profiteure des Staates (die Bauern in der SVP) daran interessiert sind, dass ihre Geldquelle auch langfristig nicht versiegt. Deshalb kämpfen sie für tiefe Staatsausgaben (mit der Ausahme der Landwirtschaft natürlich…)
> „Wetten, dass Bankia erst der Beginn einer langen Reihe von Rettungsaktionen sein wird?“
Kaum jemand wird dagegen wetten wollen. Was mich aber verwundert: Dass trotz all der darüber verfügbaren Informationen die Politiker in Westeuropa (incl. Schweiz) keine Beschlüsse gefasst haben, welche das Finanzsystem in vertrauenswürdige Banken (ohne Handel auf eigene Rechnung und „sicheren“ Hypotheken) und Casinobanken (mit beliebigem Eigenhandel und Ramschhypotheken) aufteilt.
@ H.Trickler
Das ist nicht weiter verwunderlich: Die Banker in den „sicheren“ Banken würden nur noch normal viel Geld verdienen können, und die Casinobanken würden nicht mehr gerettet, d.h. man hätte vielleicht ein paar Jahre fette Boni, aber früher oder später machen diese alle Pleite, dann wäre der Job weg.
CS hat mit Russland und die UBS mit USA im Casino-Teil NUR Verluste gemacht, jeweils mehrere Dutzend Milliarden. Wären das eigenständige Firmen gewesen, wären die bereits nach 2 Jahren abgeraucht und die Bänker hätten auf der Strasse gestanden.
Da die Politiker völlig gekauft sind von den Banken/Bilderbergern wurndert es nicht, dass das System, das alle Verluste auf die Steuerzahler überwälzt, unbedingt beibehalten wird.
Das ist kaum zu bewerkstelligen, sollen die 20 oder so Leute bei der Finma darüber entscheiden?
Die Banken sollten genügend Eigenkapital halten und man sollte sich ernsthaft überlegen, ob man die Führung von Banken nicht bei einem Konkurs persönlich haftbar machen sollte. Die AG mit der beschränkten Haftung ist ideal um industrielle Vorhaben zu finanzieren (sie wurde zum Bau von Eisenbahnen kreiert) aber für die Finanzbranche ist sie eine Einladung zum Missbrauch.
@Alois Krieger: Habe auch schon darüber nachgedacht, ab einem Einkommen von 1 Mio oder so Auftragsrecht statt Arbeitsvertragsrecht anzuwenden. Wer 1 Mio im Jahr verdient, braucht keinen Schutz vor einem stärkeren, ihn ausbeutenden Arbeitgeber. Während ein Arbeitnehmer „nur“ seine Arbeitskraft zur Verfügung stellen muss, haftet der Beauftragte für die sorgfältige Ausführung, wenn auch nicht den Arbeitserfolg. Das Arbeitsrecht betrachtet den Arbeitnehmer als schwach, ihm darf nicht viel Verantwortung aufgetragen werden, ist er unsorgfältig und entsteht ein Schaden, muss er diesen nicht tragen. Der Beauftragte wird als Fachmann gesehen, als Spezialist, der sorgfältig entsprechen den allgemein geltenden Standards arbeiten muss, ansonsten er Schadenersatzpflichtig wird. Salopp könnte man sagen, der Arbeitnehmer haftet nur für Vorsatz und (sehr) grobe Fahrlässigkeit, während Beauftragte für jede Fahrlässigkeit haften. So wie die Verträge von Führungskräften ausgestaltet sind (Feste Vertragsdauer mit Zielvorgaben und erfolgsabhängigen Lohnbestandteilen, welche die feste Vergütung weit übersteigen können), liegen sie ohnehin näher bei einem Auftrag als einem Arbeitsvertrag. In der Schweiz verhindert das Sozialversicherungsrecht und dessen von den Gerichten meistens geschützte Auslegung durch die Ausgleichskassen, die Gestaltung des Verhältnisses als Auftrag. Das Gesellschaftsrecht hätte damit kein Problem.
@ Trickier
Sie sprechen die sogenannte Volcker Rule an, welche in Amerika diskutiert wird. Aufgrund der kuerzlichen Blamage (2 Mia. in den Sand gesetzt) von Jamie Dimon (JP Morgan Chase), welcher sich am lautstärksten dagegen wehrte, erhöht sich die Chance zur Zeit wieder, dass die Politik trotz Bankenwiderstand diese Regel evtl. doch noch einführt.
@H Tickler: „Ramschhypotheken“ waren, als sie abgeschlossen wurden, „sichere“ Hypotheken, wären also nicht dem Investment-, sondern dem klassischen Bankgeschäft zuzuordnen. Futurum incertum.
Anders der Handel mit verbrieften Hypotheken oder Ausfallversicherungen. Dann kann sich aber eine klassische Bank nicht gegen den Ausfall ihrer Hypotheken versichern, doch doch, kann sie schon, sie darf nur nicht „nackt“ Ausfallversicherungen kaufen, Eigenhandel ist einer klassischen Bank verboten, also darf sie ihre Hypotheken nicht am Markt verkaufen, doch doch, darf sie schon, aber nur wenn sie muss, um ihr Exposure zu mildern usw.usw. So entstehen dann mehrtausendseitige Regelwerke, was eine klassische Bank darf, und was nicht. Was bei mir zur Annahme führt, dass die Trennung nicht wirklich möglich ist.
Übrigens: Wenn sich das klassische Banking vom Investmentbanking trennen liesse, und letzeres lediglich Casinogeschäfte betreiben, warum brauchen wir es dann? Sollte man es dann nicht besser gleich verbieten?
Die Bankster, zusammen mit PolitikerInnen die VerursacherInnen der heutigen Finanzkrise, bestätigen täglich vielerorts das bekannte Sprichwort: «Gewinne privat, Verluste dem Staat.» Der brave, um seine Existenz bangende Mittelstand knickt, zahlt und stützt nach wie vor die bestehende Ordnung zu Gunsten des Geldadels. Vielleicht werden trotz äußerst geringer Wahrscheinlichkeit seine Kinder oder Enkel dereinst in ihn aufgenommen.
Was wirklich erstaunlich ist, ist dass jetzt jedem letzten Politiker klar sein sollte, dass man die Banken offenbar nicht Konkurs gehen lassen kann, weil dies eine Kettenreaktion auslösen kann. Wenn dem wirklich so ist, dann haben aber die Banken noch immer viel zu wenig Eigenkapital.
Die Banken dürfen dazu das geforderte Eigenkapital immer noch selbst berechnen, was oft zu höchst fragwürdigen Einschätzungen der Risiken führen kann. Basel III erhöht nur die Prozentsätze, worauf diese gelten können die Banken noch immer selbst bestimmen und manipulieren.
Und was macht die Politik? Sie freut sich an den Parteispenden der UBS?
Warum soll man Banken nicht Konkurs laufen lassen können ? Jeder Kleinunternehmer würde dieses Privileg auch gerne von Nutzen haben – aber die Geschichte spielt sich im politischen Kreis ab – man wird nicht zum Multimillionär, wenn man faire Abkommen mit dem Gegenüber gemacht hat oder ?
Übrigens – was haben eigentlich die Griechen mit den Milliarden gemacht ? Jeder Steuerzahler der EU hat ein Anrecht – ausführlich die Verwendung des Geldes zu erfahren !!!
Auch ein anderes beispiel zeigt, dass die Gleichheit nicht stimmt – der jetzige Fall Blocher ist eine Frechheit gegenüber diejenigen, welche nur einen kleinen Verstoss gemacht haben und von der Staatsanwaltschaft verfolgt werden.
Fazit: Die Gesetze sind nicht gleich für jeden Bürger !!!
Banken sind in unserem Geldsystem leider keine „normalen“ Unternehmen, sondern sie sind die Institutionen, welche in unserem System das Geld erschaffen. Damit meine ich nicht „erwirtschaften“, sondern buchstäblich „aus dem Nichts erschaffen“. Das ist zwar der breiten Öffentlichkeit nicht bewusst – die meisten Leute denken, nur die Zentralbank würde Geld „drucken“. Das tut sie allerdings nur zu einem sehr kleinen Teil (Bargeld). Banken erschaffen bei der Kreditvergabe Geld aus dem Nichts. Deshalb kann man grosse Banken nicht hopps gehen lassen… Unmengen an Kapital würde dadurch vernichtet.
@Al Grenzer: Und ich kann Gold machen aus nichts….! Es sind nicht die Banken, die Geld machen aus nichts, es sind, was der breiten Öffentlichkeit hier, im Unterschied zu vielen Gegenden in Asien, nicht bewusst ist, die herumirrenden Geister der Verstorbenen.
Ich denke, bei Hugo Stamm im Religionsblog wären Sie gut aufgehoben.
Sie scheinen die Fähigkeit des Banken-Systems nicht vollständig zu erkennen. Natürlich kreieren Banken Kreditvolumen und erhöhen damit die „Geldmenge“ im System, indem auf einen immer groesseren „Gueterkorb“ Kredite vergeben wurden.
Nur als Beispiel.
Vor 50 Jahren kam niemand auf die Idee ein Auto auf Kredit zu kaufen.
Als ich z.B. vor 12 Jahren in Singapur ein Auto kaufte (und dort kosten diese vielleicht das 3-fache, was in der Schweiz verlangt wird) und ich bar zahlen wollte und natürlich auch für einen Skonto nachfragte, fiel der Verkäufer fast vom Stuhl. Ich stellte eine Ausnahme dar und Skonto konnte ich gleich vergessen und der Verkäufer liebte meine Barzahlung gar nicht, weil er dadurch die Kredit-Kommission verpasste. Dies ist genau der Weg, wie die Banken Kredite auf immer mehr Konsumgüter ausweitete und dadurch das gesamte weltweite Kreditvolumen massiv wuchs.
@Linus Huber: Vor ein paar Monaten haben wir dies hier ausführlich diskutiert, @Baer mit mehr Ahnung davon hat alles erläutert, ganz kurz ist Soll = Haben in der Buchhaltung, und Kredite sind nun mal buchhalterische Vorgänge, gerade wenn es nicht Bargeld ist, wobei eigentlich auch Bargeld ein rein buchhalterischer Vorgang ist, der sich nur in der Verbriefung in einem Inhaberpapier von einem Kredit unterscheidet, in welchem die Forderungen auf den Namen lauten und nicht verbrieft werden.
@Al Grenzer hat, so wie er seine Behauptung formuliert, meine Antwort verdient. Er kann mir was er behauptet nicht begründen, hat es irgendwo gelesen, und glaubt!
Ich ging leider mit Baer gar nicht einig und er konnte mich überhaupt nicht überzeugen.
Das kreieren von Krediten erzeugt automatisch eine Ausweitung des Kreditvolumens (und somit des Geldvolumens), welches auf die Preisstruktur Einfluss nimmt. Die Tatsache, dass es sich um eine buchhalterische Gleichung handelt, ist nebensächlich in diesem Zusammenhang, sondern einzig das Geldvolumen im System ist relevant.
Je höher das Kreditvolumen, desto höher die Asset-Preise. Dies funktioniert solange bis man am Punkt ankommt, wo die Bedienung (Zinsen und Amortisation) aufgrund der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit nicht mehr tragfähig ist. An jenem Zeitpunkt implodiert das Asset-Bubble, womit auch das Kollateral beeinträchtigt wird.
Diese Erkenntnis kann man erlangen, auch ohne dass man Wirtschaftswissenschaft studierte, sondern indem man ganz einfach den gesunden Menschenverstand anwendet. Es ist gar nicht so kompliziert, wenn man sich damit eingehend beschäftigt; wobei es natürlich sehr gut möglich ist, es kompliziert darzustellen, damit möglichst niemand es versteht.
@Linus Huber: Sie beginnen mit: „das kreieren von Krediten erzeugt…“ jetzt sage ich halt: Es erzeugt eine Sollbuchung, eine Forderung bei der Bank. Nun reden Sie von den Konsequenzen dieser Sollbuchung (erhöhtes Kreditvolumen, Assetpreise, Blase). Neben der Sollbuchung brauchts aber auch eine Habenbuchung bei der Bank. Es entsehen auch Haben- und Sollbuchungen bei anderen Banken, immer ist Soll = Haben. Diese unterschlagen Sie. Buchhaltung ist wichtig wenn Geld ein buchhalterischer Vorgang ist, und was bitte soll es sonst sein? Materie? Beim physischen drucken von Geld wird nicht Geld hergestellt, sondern dessen Verbriefung als Inhaberpapier.
Denken Sie nach über den Unterschied zwischen Kapital und Geld.
Natürlich ist auch wird auch eine Haben Buchung durchgeführt. Was jeder dieser Ausweitung der Kreditmenge zugrunde liegt, ist ein Kollateral. Je mehr Kollaterale man kreiert und sie mit Kredit belegt, desto höher wird das Kreditvolumen (Schulden sowie Guthaben). Und je höher das weltweite Kreditvolumen, desto mehr möglichen Profits steht den Banken zur Verfügung. Es ist nicht verwunderlich, dass sich der Anteil der Bankentitel in manchen Aktienmaerkten der Welt bis zu einem Drittel des Index ausmachten in den besten Zeiten. Dies war ein noch nie dagewesener Zustand und basierte auf diesen enormen Kreditvolumen.
Wenn die bestehenden Kreditvolumina nicht mehr bedient werden können (aufgrund des Ausmasses im Verhältnis zur wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit der Kreditnehmer) entstehen Kreditausfälle, welche die während des Booms entstandene Kreditblase einbrechen laesst.
Man muss sich auch vorstellen, dass Konsumerkredit eigentlich Verbrauch von noch nicht ausgefuehrter Arbeit darstellt, welcher nur durch zukünftigen Konsumverzicht bei gleichbleibender Arbeitsleistung kompensiert werden kann. Wenn jedoch jeder dies gleichzeitig versucht, entsteht das von Keynes erklärte Paradox of thrift, welches eigentlich nichts anderes heisst, dass der vorgezogene Konsum eben nur möglich ist abzuarbeiten, wenn andere sich gleichzeitig verschulden, ansonsten es an der nötigen Arbeit zwecks Schuldenabbau mangelt. Es ist alles interrelated und keine Funktion kann unabhängig von den andern betrachtet werden, ansonsten falsche Modelle entstehen.
Ich bin mir bewusst, dass meine Erklärungen sicherlich nicht immer ausreichen um die Logik darin zu vermitteln, jedoch verwenden Leute wie zum Beispiel Greenspan die menschliche Natur als Grund, wenn etwelche Zusammenhänge nicht mehr basierend auf der wirtschaftswissenschaftlichen Ebene zu erklären ist. Dies ist natürlich Unsinn, sondern zeigt nur die Unzulänglichkeit des Wissenschaftlers.
Übrigens ist Greenspan einer der besten „contrary indicators“, den es gibt. Als er empfahl, dass man sich umschulden soll und dabei auch noch ein wenig höhere Hypotheken sich zulegen, hätte man am besten die Hypothek abgezahlt oder noch besser die Immobilie verkauft. Am kuerzlichen 1. Mai erklärte Greenspan, dass Aktien sehr günstig sind.
@ Linus Huber: Auch müssen Sie noch unterscheiden, was genau der Unterschied zwischen Geld und Kredit ist. Sie haben richtig festgehalten, dass Kreditvergaben zur Ausweitung der Bankbilanzen führt (so habe ich das verstanden). Das Resultat einer Kreditvergabe ist eine neue Schuld und ein neues Guthaben ggü. dem Bankensystem. Das Verhältnis zw. Schuld und Guthaben ist keine Gleichgewichtsbedingung, sondern eine Identität, und sie wird garantiert durch die buchhalterische Logik, wie Anh Toan es sagt.
Nun führt aber nicht jede Kreditvergabe gezwungenermassen zu einem Anstieg von Wertpapierpreisen. Ich gebe Ihnen zwei Beispiele:
1. Ich nehme einen Kredit auf bei der ZKB, um Facebook-Aktien zu kaufen zu einem TIEFEREN Preis als zum letzten gehandelten Preis.
2. Ein Unternehmer nimmt einen Kredit auf, um seine Angestellten auszubezahlen. In diesem Fall ist das Objekt der Transaktion nicht ein Wertpapier, sondern das Produkt des Angestellten, und es entsteht keinerlei aufwärtsdruck auf Wertpapierpreise.
Übrigens möchte ich niemanden überzeugen. Ich denke mittlerweile, dass es unmöglich ist, andere Menschen von seinen Meinungen zu überzeugen. Man muss sich selbst überzeugen. Es kann gut sein, dass ich nicht recht habe – ich gehe sogar davon aus, nur habe ich den Fehler in meiner Argumentation noch nicht entdeckt.
@ Baer
In meinen Augen argumentieren Sie am Ziel vorbei. All Ihre Beispiele mögen ja richtig sein, aber ich spüre, dass Sie vor allem Bäume beschreiben und den Wald nicht erkennen. Je mehr Assets „kollateraisiert“ werden, desto hoeher das totale Kreditvolumen. Als Rückkopplung steigert dies die Asset-Preise und damit die Möglichkeit noch mehr Kredit auf das Kollateral zu erhalten. Es ist sozusagen ein Zusammenspiel zwischen dem Wert des Kollaterales und der Kreditausweitung.
Das Problem liegt in der Tatsache, dass ein Kredit verzinst und zurückgezahlt werden sollte. Dies benötigt eine wirtschaftliche Leistungsfähigkeit, welche jedoch im Verhältnis zum Kreditvolumen schrittweise reduziert wird. Dieser Prozess wird noch weiter gefördert durch die Tiefzinspolitik der Zentralbanken, sodass es über eine anscheinend unendlich lange Periode (z.B. 20 Jahre) nie zur Abschreibung von Fehlinvestitionen kommt, welche jedoch notwendig sind um die Wirtschaft immer wieder zu verjüngen und zu stärken. Irgendwann kommen wir an jenem Punkt an, an welchem die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit einfach nicht mehr fähig ist, das gesamte Kreditvolumen zu bedienen. Jetzt ist der Staat eingesprungen um die notwendigen Abschreibungen zu verhindern. Jedoch auch diese Aufblähung der Staatsschulden wird ein Ende finden.
Die Idee, dass man eine Wirtschaft sozusagen planmäßig manipulieren kann, und man damit über länger als einen Kreditboom-Zyklus erfolgreich sein wird, wird vor unseren Augen vernichtet werden in den kommenden Jahren. Die Wirtschaft wie sämtliche gesellschaftlichen Systeme unterliegen gewissen Zyklen, welche wir nicht grundsätzlich ändern können, sondern die Lage sich durch entsprechende Manipulationen der Entscheidungsträger eher verschlechtert im Endeffekt.
Diese Überzeugung beruht auf dem täglichen Studium von ökonomischen Erklärungen, Analysen und Daten über die letzten 10 Jahre. Ebenfalls investiere ich entsprechend meiner Überzeugung, womit ich persönlich massiv leide, wenn immer ich über Perioden von vielleicht 1-2 Jahren falsch liege, bevor es sich endlich entsprechend meiner Erwartung wendet. Ich will damit nur ausdrücken, dass ich in Phasen, in welchem ich leide, mich extrem intensiv mit verschiedenen Theorien und Aspekten befasse, oder anders ausgedrückt, ich die Sache sehr seriös angehe.
@ Huber: Ich denke auch, dass eine Erhöhung der Wertschriftenpreise durch eine Erhöhung des Kreditvolumens geschehen kann; dies muss aber nicht gezwungenermassen so sein. Ebenfalls kann die „Geldmenge“ innerhalb einer Zeitperiode konstant bleiben, aber die Wertpapierpreise steigen an. Wenn alle Schweizer mit ihren bestehenden Einkommen an die Börse gehen, dann wechselt bei jedem Wertpapierkauf (/-verkauf) lediglich der Besitzer, die Menge an Einkommen bleibt konstant, aber die Preise steigen. Gleichzeitig ist es theoretisch möglich, dass das Kreditvolumen zunimmt und die Wertpapierpreise abnehmen.
Ich bin 100% mit einverstanden, dass die momentane Funktionsweise des Geldsystems nicht gesund ist, dass es Reformen braucht. Nur ist meine Analyse anders, und demnach auch die Lösungen. Nationalbanken können aber in Theorie und Praxis das Kreditvolumen nur sehr schlecht beschränken. Schliesslich gab es vor der Existenz von Zentralbanken auch schon integrierte Bankensysteme und Kreditexpansionen. Theorie und Realität klaffen heute weit auseinander, wenn angenommen wird, dass die Zentralbank durch ihre Zinspolitik die Geldmenge oder die Inflation steuern kann. Wie Sie vielleicht wissen, haben sich Zentralbanker in der Praxis noch nicht einmal einigen können, wie man die Geldmenge und Inflation überhaupt definieren soll. Solange man diese Konzepte noch nicht einmal defnieren kann, sollte man nicht von Lösungen sprechen. Viel Arbeit liegt noch vor uns.
@Sven Laufenberg: Man kann Banken wieder Konkurs gehen lassen, wenn das ganze Bankensystem genügend Eigenkapital hält, um die Verluste zu tragen.
Die Banken haben immer noch viel zu wenig Eigenkapital. Nur wegen der Staatsgarantie können sie solche Gewinne machen. Wenn sie keine solche implizite Garantie hätten, dann würde sie mit so wenig Eigankapital am Markt viel höhere Zinsen bezahlen. Hier z.B. eine Schätzung, wieviel das englische Bankensystem durch diese Garantien subventioniert wird:
http://ftalphaville.ft.com/blog/2012/05/28/1018781/how-much-an-implicit-banking-subsidy/
Die 120 Mrd sind wohl mehr als Doppelte der Profite des englischen Banksektors. In der Schweiz ist das EK der Banken etwas höher, aber die Rechnung würde wohl ähnlich ausfallen.
Die Mrd. für Griechenland wurden dazu gebraucht, die auslaufenden Schulden zu bezahlen. Es profitieren vor allem französische Banken, aber auch deutsche und schweizer Banken (diese haben aber sehr wenig Guthaben in Griechenland).
Mit Blocher hat das aber nicht viel zu tun, wenn sie über ihn fluchen wollen, dann gibt es auf dem Tagi etwa 1 Beitrag pro Tag in dieser Richtung. (Nicht die intelligentesten Beiträge, aber Hauptsache man ist sich einig in etwas)
Es ist schon erstaunlich, wie leicht sich die BügerInnen demokratischer Staaten wie Irland oder Spanien dazu verführen lassen, mit einem Leben auf Pump den „schnellen Weg zu Gück“ zu versuchen. Während der kurzen Glücksphase sahnen ein paar Wenige kräftig ab – und dann folgt die lange Katzenjammer-Phase an der das ganze Land jahrelang leidet…
Die externe Verschuldung schlägt nach dem bitteren Ende des „schnellen Wegs zu Gück“ gleich dreifach zurück: Erstens muss den Gläubigern Zins bezahlt werden, denen zweitens irgendwann das geliehene Geld zurück zu zahlen ist und drittens ist ein Teil des einst geliehenen Geldes nutzlos vergeudet worden oder in den Taschen von Profiteuren gelandet.
Ja, die Fehler der Zentralbanken und Politiker, welche den Banken bei der Deregulierung halfen, kommen immer deutlicher zum Vorschein. Es geht wohl noch ein Weilchen, bis die Bevölkerung dieser Staaten begreift, dass einzig der Staatsbankrott diesem Treiben ein Ende setzt.
Da haben wir Schweizer es gut. Wir geben das Geld aus um alte Häuser zu verschieben…
…tja richtig, schon beneidenswert. Das ist sogar schon ein Schritt vorausgedacht, denn wenn der „Sturm los geht“ können wir Schweiz uns nicht raushalten und auf unsere Regierung hoffen (nicht Krisen erprobt, schon gar nicht auf internationalem Parkett). Dann bezahlen alle das „Hausverschieben“, ist vielleicht noch nicht bei allen angekommen. Hervorragender Kommentar Herr Meier.