Ein Zerfall der Eurozone bleibt möglich

François Hollande winkt seinen Anhängern zu, 7. Mai 2012. (Keystone)

Ob der neue französische Präsident Frankreich aus der Krise führen kann, steht in den Sternen: François Hollande winkt seinen Anhängern zu, 7. Mai 2012. (Keystone)

Nach den Wahlen in Frankreich und Griechenland wird überall beschwichtigt: Hollande sei ein Pragmatiker, Griechenland nur ein kleines Land am Rande der Eurozone, ausserdem könne man die Wahlen ja wiederholen. Die Optimisten sehen gar in der Wahl Hollandes eine grosse Chance. Endlich sei es möglich, eine Wachstumspolitik zu formulieren. Die Zeit der Austerität sei vorbei.

Schön wär’s. Das Wahlergebnis in Griechenland ist nichts anderes als ein Desaster. Es zeigt, dass das ganze Sparprogramm vollends unrealistisch geworden ist. Die Wirtschaft schrumpft seit vier Jahren, ohne jede Aussicht auf Besserung. Die Griechinnen und Griechen haben kein Vertrauen mehr und leeren ihre Konti, viele von ihnen verlassen das Land. Die Krise, die vor zwei Jahren ausgebrochen ist, ist trotz aller Massnahmen immer noch voll im Gang. Das Wahlergebnis beweist, dass die EU mit ihren Sanierungsideen vollkommen gescheitert ist.

Die Wahl Hollandes ist ebenfalls beunruhigend. Sie zeigt, dass auch in Frankreich das Vertrauen in das Krisenmanagement dramatisch abgenommen hat. Hollande ist ein farbloser Karrierepolitiker, der in seinem Wahlkampf alles getan hat, um den Franzosen die bittere Wahrheit zu verheimlichen. Die Wähler wollen, dass er Frankreich aus der Krise führt, ohne ihnen weh zu tun. Es ist unwahrscheinlich, dass er mit diesem schwachen Mandat grosse Schritte unternehmen kann. Dabei stehen Frankreich schwierige Jahre bevor: Die Löhne sind im Vergleich zu Deutschland zu hoch, die Staatsschulden steigen schnell, die Anleihemärkte sind misstrauisch, die Banken sind unterkapitalisiert, die Arbeitslosigkeit hat ein alarmierendes Niveau erreicht, besonders unter den Jungen. Und im Hintergrund lauert der Front National.

Aus diesen Gründen haben die Wahlergebnisse das Krisenmanagement noch schwieriger gemacht. Bis sich Hollande und Merkel auf eine gemeinsame Linie verständigt haben, wird viel Zeit verloren gehen. Am Schluss steht wahrscheinlich eine Art Wachstumspakt, der es beiden Seiten erlauben wird, das Gesicht zu wahren, aber so stark eingemittet ist, dass er irrelevant ist. Ich glaube deshalb, dass sich die Wahrscheinlichkeit eines Zerfalls der Eurozone seit dem vergangenen Wochenende erhöht hat. Sie ist insgesamt immer noch unter 50 Prozent, aber ich würde nie darauf wetten, dass es den Euro in zehn Jahren in der heutigen Form noch gibt.

Warum so pessimistisch? Bis heute sind keinerlei Ansätze für eine gemeinschaftliche Politik sichtbar, welche die Ungleichgewichte innerhalb der Eurozone verringern würde. Wer eine dauerhafte Währungsunion haben möchte, muss umfangreiche institutionelle Veränderungen vornehmen, wie wir sie aus Deutschland, der Schweiz oder den USA kennen. Wenn die UBS in Zürich ins Wanken kommt, muss nicht der Kanton Zürich geradestehen, sondern die Bundesbehörden. Wenn der Kanton Jura eine höhere Arbeitslosigkeit hat als der Kanton Zürich, muss er nicht die Arbeitslosengelder kürzen. Und der Finanzausgleich hilft mit, dass ärmere Gemeinden und Kantone ihre Steuersätze nicht in astronomische Höhen stemmen müssen und sich wegen Auswanderung entleeren. All diese Mechanismen existieren in der Eurozone nicht, weil der Wille zur Integration fehlt.

Stattdessen werden die wettbewerbsschwachen Ländern sich selbst überlassen, worauf eine Spirale aus Rezession und Sparpolitik einsetzt, ohne dass sich die Wettbewerbsfähigkeit verbessern würde. Nur wenn sie ihre Löhne und Preise mittels einer Währungsabwertung massiv reduzieren könnten, hätten sie eine Chance, wieder zu wachsen. Dieser Weg steht ihnen aber nicht offen, weswegen sie nicht mehr vom Fleck kommen und die politische Polarisierung zunimmt. Griechenland mag klein und speziell sein, aber was wir dort bisher beobachten konnten, ist in Ansätzen auch in den anderen südeuropäischen Ländern und neuerdings auch in Frankreich sichtbar. Es bleibt nicht mehr viel Zeit, um die Eurozone mittels einer stärkeren Integration zu stabilisieren.

Bundeskanzlerin Merkel sagte einst: «Scheitert der Euro, scheitert Europa.» Der Satz ist falsch. Er muss genau umgekehrt heissen: «Scheitert Europa, scheitert der Euro.»

102 Kommentare zu «Ein Zerfall der Eurozone bleibt möglich»

  • Andres Müller sagt:

    Das erste Erfolg versprechende Kochrezept des IWF seit Monaten:

    Der IWF fordert von Deutschland eine Angleichung der Löhne an das höhere Niveau in Frankreich und Italien. Dies sei notwendig, um die Eurozone ins Gleichgewicht zu bringen.

    Eine EU interne Untersuchung hatte vor einiger Zeit ergeben, dass die Handelsungleichgewichte in der EU auf das Konto des Deutschen Lohndumping der letzten Jahre zurück geht. Frau Merkel verhinderte die Umsetzung der Reformpläne der Brüsseler Ökonomen, welche die Studie durchgeführt hatten.

    Nun wurde die Bundesregierung vom externen IWF zurechtgewiesen, ein bemerkenswerter Akt. Der Zusammenhang zwischen externen Handelsungleichgewichten und stagnierender Einzelhandelsumsätze kommt damit erstmals deutlich zur Sprache.

    Hier eine grafische Übersicht über den Zustand der einzelnen EU-Staaten was die Einzelhandelsumsätze anbetrifft, und die sind nur ausgewogen wenn die Löhne mit den Exportgewinnen Schritt halten:
    http://www.querschuesse.de/wp-content/uploads/2012/05/1a26.jpg

    Meines Wissens ist es seit Langem das erste mal wo sich der IWF an die Anforderungen der sozialen Globalisierung erinnert, die mit der Entwicklung der politischen und wirtschaftlichen Globalisierung nicht mehr Schritt gehalten hat (überigens auch in der Schweiz nicht gemäss Studien der ETH).

  • Robert Stephani sagt:

    Wie heisst es doch: Geniesse heute und bezahle morgen. Nun ist morgen, aber niemand will zahlen, wenn schon, dann übermorgen

  • Linus Huber sagt:

    Am besten erneuern wir den Ruetlischwur und bereiten uns auf harte Zeiten vor um unsere Freiheit zu verteidigen. Es sind Kraefte am Werk, welche unser Modell, welches sich auf den Dienst zugunsten der 1% fokussierte, massiv unter Beschuss nehmen werden. – Diese Aussage ist nur ein Gedankenspiel meinerseits.

  • Linus Huber sagt:

    Viele kritisieren das scheinbar undemokratische Verhalten der Entscheidungsträger in Brüssels. Diese gute Erklärung der Funktionsweise des ESM zeigt jedoch klar, dass es nicht nur scheinbar der Fall ist sondern die Erweiterung der Machtkonzentration sich in Wirklichkeit weiter unbehindert entfaltet. (Dieser youtube Beitrag macht anscheinend gegenwärtig in Slovenia die Runde)

    http://www.youtube.com/watch?v=93xOTrZeYC8&feature=player_embedded

    • Andres Müller sagt:

      Herr Huber, ich warne bereits seit Februar von diesem ESM Vertragswerk.

      “Der ESM besitzt volle Rechtspersönlichkeit […]” …

      “(3) Der ESM, sein Eigentum, seine Mittelausstattung und seine Vermögenswerte genießen
      unabhängig davon, wo und in wessen Besitz sie sich befinden, Immunität von gerichtlichen
      Verfahren jeder Art, es sei denn, der ESM verzichtet für ein Gerichtsverfahren oder in den Klauseln
      eines Vertrags, etwa in der Dokumentation der Finanzierungsinstrumente, ausdrücklich auf seine
      Immunität.
      (4) Das Eigentum, die Mittelausstattung und die Vermögenswerte des ESM genießen unabhängig
      davon, wo und in wessen Besitz sie sich befinden, Immunität von Durchsuchung, Beschlagnahme,
      Einziehung, Enteignung und jeder sonstigen Form des Zugriffs durch vollziehende, gerichtliche,
      administrative oder gesetzgeberische Maßnahmen.”

      Es ist ein finanzielles Ermächtigungsgesetz zur totalitären monetarischen Regulierung des ESM über Europa. Das genehmigte Stammkapital beträgt 700 Milliarden EUR, was heisst, dieses Geld unterliegt sofort nach Vertragsunterzeichnung (3) und (4). Damit ist dann der ESM die finanziell mächtigste und unabhängigste Instanz der EU.

      Die ESM-Mitglieder verpflichten sich unwiderruflich und uneingeschränkt, ihren Beitrag zum genehmigten Stammkapital gemäß ihrem Beitragsschlüssel in Anhang I zu leisten. Das heisst nichts anderes, als dass die Nationen mit dem Tag der Unterzeichnung mit dem entsprechenden Betrag beim EsM verschuldet sind und dass der ESM nach belieben das Geld ausgeben darf und Verzugszinsen einfordern kann falls nicht innert 7 Tagen bezahlt wird.(Deutschland leistet 27,1464 % der finanziellen Beiträge zum ESM). Kann eine Nation nicht innert 7 Tagen eiinzahlen, dann kann der Gouverneursrat von allen anderen Mitgliedsstaaten sofort eine höhere Einzahlung verlangen um den Kreditausfall zu decken.

      Deutschland muss bei Abforderung den Bestimmungen gemäss binnen 7 Tagen 190 Milliarden Euro an den ESM zahlen, wenn nicht alle zahlen können erhöht sich der Beitrag entsprechend.

      Übrigens haben die ESM Mitgliedsstaaten vom Tage ihres Beitritts zum ESM auch keine Austrittsrechte.

      • Thomas ernst sagt:

        …alles natürlich nur, wenn sich das Volk an die von oben verordneten Regeln hält.

        Das hat Willhelm Tell damals allerdings auch nicht gemacht, und ich sehe keinen Grund, bloss wegen etwas bedrucktem Papier jemanden ungeschoren zu lassen, sollte er/sie sich in die Hohle Gasse wagen…

  • Linus Huber sagt:

    Ich möchte hier ein paar zusätzliche Punkte beifügen, welche mit eine Rolle spielen dürften.

    1. Die Verletzung marktwirtschaftlicher Prinzipien (mit der Rettung von Banken) produziert automatisch neue Probleme, welche jedoch noch groesser sind, als die ursprünglichen. Das Verhindern der notwendigen Abschreibungen (zulasten der Allgemeinheit) stellt keine Lösung dar sondern verschiebt die Kosten einfach zeitlich und auf nicht unschuldige Mitglieder der Gesellschaft. Dieses Vorgehen untergräbt die demokratischen und rechtsstaatlichen Funktionen, wobei die Demokratie fähig ist, sich zu wehren. Die Gegenreaktion macht sich schrittweise (auch in den USA, wo Ron Paul viel erfolgreicher ist, als der Anschein erweckt wird) bemerkbar, wodurch natürlich die Gefahr, dass sich diktatorische Tendenzen entfalten, sich ebenfalls erhöht.

    2. Die Führungsmacht USA hat durch die rasante Entwicklung in „developing countries“ verhaeltnissmaessig an Gewicht und Einfluss verloren, sodass sich eine multipolare Welt entwickelt. Dies macht das erzielen von globalen Lösungen immer schwieriger oder sogar unmöglich. Vor nicht allzu vielen Jahren konnte die USA noch viele Mitgliedstaaten in internationalen Gremien dazu bewegen, sich in ihrem Sinne auf ein geeintes Vorgehen einzutreten, während dies heute mehr oder weniger der Vergangenheit angehört. Dies resultiert in der Tatsache, dass weitgehend nötige globale Massnahmen ausbleiben dürften.

    3. In wirtschaftlichen Boomzeiten erhöht sich die Bereitschaft zur Zusammenarbeit und grosse Ideen werden während solchen Zeitabschnitten ins Leben gerufen (wie z.B. der EURO). Wenn der Boom (kreiert durch massive Ausweitung von Krediten) jedoch zu ende geht, dreht sich die Situation um und schrittweise wird jeder weniger kooperativ und nationalistischer, nach dem Motto, „rette sich wer kann“. Wir laufen in kleinen Schritten in diese Richtung, wobei sich die Geschwindigkeit plötzlich massiv erhöhen kann.

    • Michael Schwarz sagt:

      @Linus Huber:

      Ausgezeichnete Zusammenfassung, das ist auch der Grund warum ich sagte, wenn Ben Bernanke nicht aufpasst, dass das Währungsystem in den USA komplete zusammenbrechen würde, weil Fed die Kontrolle gegenüber seine Währung verliert, was zum Explosion der Rohstoffpreise, massiven Zunahme der Staatsverschuldung und Inflation führen würde. Die Überheblichkeit der Fed seit seiner Gründung bedroht der Stabilität des gesamten Währungssystems, nicht nur im Dollar-Raum.

      • Linus Huber sagt:

        There is an old joke about a central-bank official picking up a pizza. (Perhaps it’s Chairman Bernanke, on his way home after a long day of quantitative easing.) The clerk asks, “Do you want it cut in six slices, or eight?” The central banker responds: “I’m feeling extra hungry today; better make it eight.”

      • Linus Huber sagt:

        Ich bin zwar nicht prinzipiell ein Goldbug, aber die Annahme dass die Manipulation von Geldmenge und Zinsen (Währungen) längerfristig positiv sein dürfte für eine Gesellschaft ist sicherlich fragwürdig.

        Is there a connection between Human Freedom and A Gold Redeemable Money? At first glance it would seem that money belongs to the world of economics and human freedom to the political sphere.

        But when you recall that one of the first moves by Lenin, Mussolini and Hitler was to outlaw individual ownership of gold, you begin to sense that there may be some connection between money, redeemable in gold, and the rare prize known as human liberty.
        Also, when you find that Lenin declared and demonstrated that a sure way to overturn the existing social order and bring about communism was by printing press paper money, then again you are impressed with the possibility of a relationship between a gold-backed money and human freedom.

        … The subject of a Hitler or a Stalin is a serf by the mere fact that his money can be called in and depreciated at the whim of his rulers. That actually happened in Russia a few months ago, when the Russian people, holding cash, had to turn it in — 10 old rubles and receive back one new ruble.

        … Under such conditions the individual citizen is deprived of freedom of movement. He is prevented from laying away purchasing power for the future. He becomes dependent upon the goodwill of the politicians for his daily bread. Unless he lives on land that will sustain him, freedom for him does not exist.

        • Michael Schwarz sagt:

          Der Kommunismus oder Sozialismus sind nicht ohne Grund gescheitert und der Neokapitalismus ist auch gescheitert, weit er das Ungleichgewicht fördert, bis das System in sich implodierte. Reine Marktwirtschaft ohne selbstregulierende Mechanismen wird am Ende auch scheitern. Die ideologische Vorstellung der Ökonomen in Theorien lässt in der Wirklichkeit nicht umsetzen, weil sie einen paradisischen Zustand der Ökonomie darstellen.

          Ein funktioniertes System basiert auf relatives Gleichgewicht, das gilt auch für das Wachstum. Es gibt Phase, die Wachstum möglich ist, aber gibt Phase, die Wachstum vermöglicht wird. Der Wachstumzwung aus poltiischer Motivation hat mit einer soliden Wirtschaftspolitik eigentlich nichts zu tun – das Wirtschaftswachstum als politische Propaganda zerstört zukünftige Wachstumschane und nächste Generation. Eine nachhaltige Wirtschaftspolitik, vor allem die Geldpolitik der Zentralbank ist entscheidend für en Wohlstand einer Nation.

          Ich würde Ben Bernanke das Buch von Adam Smith „Wealth of Nation“ empfehlen, dass er endlich begreift was die Aufgabe einer Zentralbank eigentlich haben muss, nämlich Wohlstand der Nation zu stärken.

          • Linus Huber sagt:

            Ich denke, wir sind uns einig Michael und viele Menschen werden sich langsam zu unserer Einschätzung der Lage durchringen. Langsam aber sicher.

          • Ueli der Knecht sagt:

            @Michael Schwarz
            Der Wachstumszwang des Kapitals ist keine Option, sondern die Lebensbedingung des Systems a.k.a Kapitalismus – mit politischer Propaganda hat das so ziemlich gar nichts zu tun. Die Politiker sind zwangsläufig die willfährigen Lakaien des Kapitals, da ja „der Standort“ gerettet werden muss um ihre nächste Wahl „abzusichern“.
            Sie sehen – die Politik beruht durchaus auf Logik und hat wenig mit Willkühr von Personen wie Ben Bernanke zu tun.
            Übrigens: Die Zeiten des Protokapitalismus – wie ihn A. Smith beschrieben hat – sind ein für allemal vorbei und kommen auch nicht wieder.

          • Linus Huber sagt:

            Hi Ueli

            Kapitalismus in sich ist nicht eine Ponzi Scheme sondern produziert grundsätzlich immer wieder reinigende Gewitter, wo Fehlinvestitionen abgeschrieben werden und Unternehmen, welche kein erfolgreiches Modell aufweisen, verschwinden. Heute jedoch leben wir nicht in einem System des Kapitalismus sondern bestenfalls des Faschismus, wo Staat und Unternehmen sich vereinen und sich gegenseitig unterstützen zulasten der Allgemeinheit.

            Im wirklichen Kapitalismus würden die meisten Banken heute Bankrott sein, die unrueckzahlbaren Schulden waeren abgeschrieben und wir könnten heute schon auf einen baldigen Aufschwung zählen.

          • Thomas ernst sagt:

            @ Linus

            Danke. Sehr klar auf den Punkt gebracht.

            Im sog. Sozialstaat werden die Fehler der wenigen aus den Ersparnissen der Vielen bezahlt.

          • Ueli der Knecht sagt:

            @Linus Huber
            Die Titanic wäre auch nicht untergegangen wenn keine Eisberge im Polarmeer schwimmen würden. Die beste aller Welten, in der der Kapitalismus nicht zum Faschismus mutieren kann – gibt es nicht.
            Die Einsicht in die Unablösbarkeit des Faschismus vom Kapitalismus ist zugleich Fundament und Kriterium einer zu ihrem Gegenstand kritischen Faschismustheorie: einer Theorie nämlich, die sich nicht bei Teilansichten, Erscheinungsweisen oder gar dem Propagandagewölk des geschichtlichen Faschismus beruhigt, sondern der Sache auf den Grund will, um das an ihr Wesentliche, ihren Kern zu erfassen.
            Angelo Tasca bemerkte: „Den Faschismus definieren, heisst für uns vor allem, seine Geschichte schreiben. Eine Faschismustheorie könnte nur aus dem Studium aller Formen des Faschismus, der maskierten oder offenen, der unterdrückten oder siegreichen hervorgehen; denn es gibt mehrere Arten des Faschismus, und jede enthält vielfältige und manchmal sich wiedersprechende Tendenzen, die sich entwickeln und sogar einige ihrer Grundzüge ändern können.“
            In diesem Sinne hätte Faschismustheorie Substanz und wesentliche Züge der geschichtlichen Dimension des Faschismus in seiner Gesammtheit in sich aufzunehmen, um sich des realen Gehalts der Sache zu versichern und abstrakt-spekulativen Operationen zu entgehen. Schon von ihrer Anlage her halten allerdings viele Ansätze diesem Kriterium nicht stand oder erweisen sich letztlich gar als Unternehmeungen zu ganz anderen Zielen.
            Kondensiert, kann im knappen Umriss, das Wesen, die innere Mitte des Faschismus unter seinen zentralen Bezügen in sechs Thesen gefasst werden:
            I. Faschistische Bewegungen sind in ihrer Entstehung kleinbürgerliche Protestbewegungen gegen tiefgreifende Erschütterungen im Zeitalter des monopolbestimmten Kapitalismus. Sie stellen den Versuch dar, gesellschaftlich erzeugte Frustrationen und Aggressionen entsprechend den durch die Sozialisation eingeübten Verhaltensmustern der Unterwerfung und Unterdrückung und nach den Massstäben des subjektiven, ideologischen Weltbildes, das in seinen grundlegenden und zielgebundenen Inhalten objektiv sich dem Herrschaftsverhältnis der bürgerlichen Gesellschaft verdankt, in die Zerstörung der alten und die Herstellung einer neuen Ordnung einzubringen. Real haben faschistische Bewegungen daher gerade keine zu jenem System alternativen Inhalte, auf dessen sozioökonomischer Grundlage sie objektiv und subjektiv selbst stehen und dessen Beseitigung als solche überhaupt nicht in ihr Blickfeld tritt. Das kritische Moment an ihnen ist vielmehr die oft an irrealen, verklärten Vorstellungen von der Vergangenheit orientierte, emotional-diffuse Wendung gegen bestimmte Erscheinungen des Systems wie Banken oder Warenhäuser als Sinnbilder des entpersonalisierten Kapitals.
            Das herzustellende Neue selbst ist demzufolge nichts anderes als das Alte, gemindert um die in ihm angelegte Entwicklungsdynamik, deren notwendige Folgen zunehmende Konzentration und Zentralisation des Kapitals wie zunehmende objektive Proletarisierung einer ständig wachsenden Mehrheit der Gesellschaft sind.
            II. Der Aufstieg faschistischer Bewegungen hat als Bedingung das Andauern der Krisenentwicklung und des Massenzuzugs einerseits, die Protektion durch wachsende Kapitalgruppen andererseits, die in ihnen Notwendigkeit, Risiko oder Chance – oder all dieses zugleich – zukünftiger Entwicklung erkennen und das politisch wie auch finanziell angemessen Erscheinende tun, um die Dynamik dieser Bewegungne, ihr Ambivalenzpotential zuverlässig unter Kontrolle zu halten, zugleich aber ihr fungibles soziales und politisches Potential, insbesondere ihr Drohprotential gegenüber der Arbeitnehmerschaft, zu stärken.
            III. Die endliche Etablierung des Faschismus setzt bei den vorherrschenden Gruppierungen der Grossbourgeoisie eine zuverlässige Abklärung über das mit diesem zu realisierende politische Programm im Negativen wie im Positiven, eine Grundentscheidung über den Abbruch des – trotz aller womöglich schon realisierten Formierungsschritte und Repressionstendenzen – als funktionsunfähig eingeschätzten parlamentarischen Systems und einen konzeptionellen Wechsel von der Integration zur Liquidation des gesellschaftskritischen und -alternativen Potentials insgesammt voraus. Diese Option wird mittels entsprechenden Drucks auf das alte politische System, insbesondere die bürgerlichen Parteien und die Spitze der Exekutive ins Spiel gebracht, wobei weder innerhalb der Grossbourgeoisie selbst, noch in der Auseinandersetzung mit der bisherigen politischen Transmission ein geradliniger, widerspruchs- und konfliktfreier Entscheidungsprozess vor sich geht, sondern sozioökonomische Interessendivergenzen, politisch-operative Differenzen sowie Meinungsverschiedenheiten hinsichtlich der festen Beherrschbarkeit der Entwicklung sich ebenso ausprägen, wie das politische System sein Beharrungs- und Behauptungsvermögen zeigt.
            IV. Der Faschismus an der Macht ist in der Gesamtheit seiner Aktivitäten und Wirkungen die äusserste Systemsicherung in äussersten Krisenlagen des monopolbestimmten Kapitalismus, nachdem die Kapitalverwertung und die Massenloyalität, und damit die konstitutiven Herrschaftsgrundlagen in Gefahr sind und normale politische Mittel der bürgerlichen Gesellschaft zu ihrer Wiederherstellung versagt haben. Mit der defensiven Perspektive verbindet sich aber zugleich eine solche offensiver Art, indem für das monopolistische Kapital die Chance entsteht, grundlegende strategische Interessen zu realisieren, die Arbeiterklasse sozial zu unterdrücken und politisch zu liquidieren, die Konzessionen und Reibungsverluste des parlamentarischen Systems abzubauen, in der Summe dieser Prozesse die Kapitalreproduktion durch verstärkte Ausbeutung der Ware Arbeitskraft und durch ungehinderte Funktionalisierung der Staatstätigkeit zu erhöhen und je nach internationaler Lage womöglich expansionistische Ziele anzusteuern, denn die logisch Perspektive des Faschismus nach innen und aussen ist der Krieg.
            Zu dieser Ultima ratio des Systems, der letzten Möglichkeit nämlich, mit einer Herrschaftsform des systematischen Terrors und der Unterdrückung jeglichen Widerstands der Systemgefährdung Herr zu werden, die Eigentumsverhältnisse zu stabilisieren, Massenloyalität zu erzwingen und in einer neuen Qualität der Verschränkung von Ökonomie und Politik den sozioökonomischen Prozess voranzutreiben, greift die Grossbourgeoisie insgesamt jedoch keineswegs blindlings und in sozusagen spielerischem Mutwillen. Nicht obwohl sie auch anders könnte, sondern weil dem eigenen operativen Kalkül nach sonst nichts mehr geht und die traditionellen Formen des Politischen offensichtlich erschöpft sind, fällt schliesslich die Entscheidung für diese prekäre, in sich mit beträchtlichen Risiken ausgestattete Grenzform bürgerlicher Herrschaft.
            Jedoch kann die mit dem Faschismus angestrebte Generallösung der Systemkrise schwerlich auf Dauer funktionieren, da diese nur – unter beträchtlichen Kosten und Gefahren – verschleiert, verschleppt und verlagert wird und die Probleme nach einer gewissen Zeit potenziert zur Eruption drängen. Hinzu kommt noch, dass auch ein in diesem Sinn nun seinerseits als funktionsunfähig sich erweisendes faschistisches System jedenfalls nicht nach Belieben wieder ausser Dienst zu stellen ist.
            V. Faschismus ist somit in seiner Gesamtheit ein legitimes Produkt des monopolistischen Kapitalismus, das aus dessen Strukturzügen und Entwicklungsbedingungen notwendig zu bestimmen ist; aber er ist nicht dessen selbstläufige, unvermeidliche, quasi naturgesetzliche Perspektive.
            VI. So wenig wie die Epoche des Kapitalismus ist die des Faschismus beendet. Da dieser in seiner Substanz den herrschenden gesellschaftlichen Verhältnissen und Interessen sich verdankt, kann er nur um den Preis der Entmündigung der Nachgeborenen für tot erklärt werden.

          • Linus Huber sagt:

            @ Ueli

            Danke für den Kommentar. Obwohl es teilweise sicherlich auch auf einem Missverständnis von der Bedeutung „Kapitalismus“ beruht, bin ich mir nicht so sicher, ob es zwangsläufig zu den von Ihnen erwähnten Entwicklungen kommen muss. Ebenfalls hat der Kapitalismus immer wieder zu seiner klassischen Form zurückgefunden und aufgrund demokratischer Entscheide, Fehlentwicklungen jeweils wieder korrigiert. Trotzdem finde ich Ihre Ausführungen lehrreich, da sie das gegenwärtige System gut beschreiben und auch Einblicke vermittelt, wie die unmittelbare Zukunft aussehen könnte. Vielleicht erlauben Sie mir, einige Aspekte anzusprechen.

            1. Liege ich richtig in der Annahme, dass die Bevölkerung (zumindest in den westlichen Staaten) schrittweise in die Armut (finanziell gesehen) gedrückt wird und dadurch eine totale Abhängigkeit vom Staat erzielt wird, welche es der Elite erlaubt, mehr oder weniger nach Lust und Laune und unter Anwendung von beängstigenden Szenerien verbunden mit Orientierungslosigkeit des Einzelnen zu regieren und zu entscheiden?

            2. Inwiefern sehen Sie eine Störung dieses obigen Prozesses aufgrund der demokratischen Grundrechte, welche als Gegenreaktion solch eine Entwicklung abwürgt, indem jene, welche sich die damit verbundenen Machtpositionen aneignen, einer Verfolgung aussetzt oder zumindest neutralisiert werden?

            Ich würde mich ebenfalls sehr interessieren, wie Sie die Entwicklung der kommenden 3 bis 5 Jahre einschaetzen.

          • Ueli der Knecht sagt:

            @Linus Huber
            I. Das Monopolkapital kann kein Interess daran haben die Bevölkerung schrittweise in die Armut zu führen – ansonsten würde es ja seine eigene Macht systematisch untergraben. Nein Herr Huber, die Losung des Kapitals lautet: Totale Integration!
            Die Fusion von Staat und Monopolkapital ist eine notwendige Phase der kapitalistischen Entwicklung.
            Während dieser Phase wird die Lehre vom Klassenkampf mit Konzentration und Zentralisation vindiziert. Die Existenz der feindlichen Klassen wird vergessen. Solche Vergessenheit hilft den Monopolen mehr als die Ideologien, die schon so dünn geworden sind, dass sie sich als Lügen bekennen, um denen, die daran glauben müssen, die eigene Ohnmacht um so nachdrücklicher zu demonstrieren. Die totale Organisation der Gesellschaft durchs big business und seine allgegenwärtige Technik hat Welt und Vorstellung so lückenlos besetzt, dass der Gedanke, es könnte überhaupt anders sein, zur fast hoffnungslosen Anstrengung geworden ist. Das teuflische Bild der Harmonie, die Unsichtbarkeit der Klassen in der Versteinerung ihres Verhältnisses gewinnt darum nur jene reale Gewalt übers Bewusstsein, weil die Vorstellung, es möchten die Unterdrückten, die Proletarier aller Länder, als Klasse sich vereinen und dem Grauen das Ende bereiten, angesichts der gegenwärtigen Verteilung von Ohnmacht und Macht aussichtslos erscheint. Die Nivellierung der Massengesellschaft, die von kulturkonservativen und soziologischen Helfershelfern bejammert wird, ist in Wahrheit nichts anderes als die verzweifelte Sanktionierung der Differenz als der Identität, die die Massen, vollends Gefangene des Systems, zu vollbringen trachten, indem sie die verstümmelten Herrscher imitieren, um vielleicht von ihnen das Gnadenbrot zu erhalten, wenn sie sich nur hinlänglich ausweisen. Der Glaube, als organisierte Klasse überhaupt noch Klassenkampf führen zu können, zerfällt den Enteigneten mit den liberalen Illusionen. Der Klassenkampf wird unter die Ideale verbannt und hat sich mit der Toleranz und der Humanität zur Parole in den Reden gewerkschaftlicher Präsidenten zu bescheiden. Die Zeiten, da man noch Barrikaden bauen konnte, sind fast schon so selig wie die, da das Handwerk einen goldenen Boden hatte. Die Allgewalt der Repression und ihre Unsichtbarkeit ist dasselbe. Die klassenlose Gesellschaft der Autofahrer, Kinobesucher und Feriengäste verhöhnt nicht bloss die draussen sondern die eigenen Mitglieder, die Beherrschten, die es weder anderen noch sich selber mehr einzugestehen wagen, weil das blosse Wissen bereits mit qualvoller Angst vorm Verlust der Existenz und des Lebens bestraft wird.
            Der Unterschied von Ausbeutern und Ausgebeuteten tritt nicht so in Erscheinung, dass er den Ausgebeuteten Solidarität als ihre ultima ratio vor Augen stellte: Konformität ist ihnen rationaler. Die Zugehörigkeit zur gleichen Klasse setzt längst nicht in Gleichheit des Interesses und der Aktion sich um. Nicht erst bei der Arbeiteraristokratie sondern im egalitären Charakter der Bürgerklasse selber ist das widersprechende Moment des Klassenbegriffs aufzusuchen, das verhängnisvoll heute hervortritt. Die Interessengleichheit reduziert sich auf die Partizipation an der Beute der Grossen, die gewährt wird, wenn alle Eigentümer den Grossen das Prinzip souveränen Eigentums zugestehen, das jenen ihre Macht und deren erweiterte Reproduktion garantiert: die Klasse als ganze muss zur äussersten Hingabe ans Prinzip des Eigentums bereit sein, das sich real vorab aufs Eigentum der Grossen bezieht.

            II. Die Totalität der Gesellschaft bewährt sich daran, dass sie ihre Mitglieder nicht nur mit Haut und Haaren beschlagnahmt, sonder nach ihrem Ebenbild erschafft. Darauf ist es in letzter Instanz mit der Polarisation der Spannung in Macht und Ohnmacht abgesehen. Nur denen die wie es sind zahlt das Monopol die Zuwendungen, auf denen heute die Stabilität der Gesellschaft beruht. Dies sich Gleichmachen, Zivilisieren, Einfügen verbraucht all die Energie, die es anders machen könnte, bis aus der bedingten Allmenschlichkeit die Barbarei hervortritt, die sie ist. Indem die Herrschenden planvoll das Leben der Gesellschaft reproduzieren, reproduzieren sie eben dadurch die Ohnmacht der Geplanten. Herrschaft wandert in die Menschen ein. Sie müssen nicht, wie Liberale kraft ihrer Marktvorstellungen zu denken geneigt sind, „beeinflusst“ werden. Die Massenkultur macht sie bloss immer nochmals so, wie sie unterm Systemzwang ohnehin schon sind, kontrolliert die Lücken, stellt ihnen Modelle zur Imitation bereit.
            Entmenschlichung ist keine Macht von aussen, keine wie immer geartete Propaganda, kein Ausgeschlossensein von Kultur. Sie ist gerade die Immanenz der Unterdrückten im System, die einmal wenigstens durch Elend herausfielen, währen heute ihr Elend ist, dass sie nicht mehr herauskönnen, dass ihnen die Wahrheit als Propaganda verdächtig ist, während sie die Propagandakultur annehmen, die fetischisiert in den Wahnsinn der unendlichen Spiegelung ihrer selbst sich verkehrt. Damit aber ist die Entmenschlichung zugleich ihr Gegenteil. An den verdinglichten Menschen hat Verdinglichung ihre Grenze. Sie holen die technischen Produktivkräfte ein, in den die Produktionsverhältnisse sich verstecken: so verlieren diese durch die Totalität der Entfremdung, den Schrecken ihrer Fremdheit und bald vielleicht auch ihre Macht. Erst wenn die Opfer die Züge der herrschenden Zivilisation ganz annehmen, sind sie fähig, diese der Herrschaft zu entreissen.

  • Michael Schwarz sagt:

    Wie ich zuvor der Meinung bin, dass die Griechen und weitere Länder aus dem EU-Zone austreten muss, womit das Schuldproblem in der EU ein Ende findet. Die Rettung der Griechen und weitere Länder ist eine Verschwendung der wertvollen Resourcen, wenn solche Länder sich nicht entschlossen sind, den Staatshalt zu sanieren, dann ist die Unterstützung von Seiten IWF und EZB nutzlos.

    Es ist verständlich, dass in überschuldeten EU-Ländern ein Machwechsel stattfinden muss, weil das Sparen schmerzt, aber ohne Sparmassnahmen können solche EU-Länder nie die Vorsetzung erfüllt werden, womit sie weiterhin als EU-Mitglieder gelten, an Ende muss die EU die Finanzunterstützung entziehen, und sie aus der EU auswerfen, das lauft darauf hin – die EU-Politiker träumen von einem Traum, welches bereits von 2 Jahren ausgeträumt ist.

    • Linus Huber sagt:

      Richtig Michael, die Politiker in Brüssel leben in einer separaten Welt und haben jede Bodenhaftung verloren. Solange unsere Demokratien noch funktionieren, dürfte dies wohl bald ein Ende finden. Diese Sesselfurzer gehören eigentlich nicht in 5-star Hotels sondern hinter Gitter für die Verbrechen, welche sie am Europäischen Volk ausübten.

      • Ueli der Knecht sagt:

        @Linus Huber
        „Die Politiker in Brüssel“ sind „ausführendes Organ“ des Kapitals – sie selber haben gar nichts zu melden. Und falls mal einer nicht auf die Lobbyisten hört und sich gegen dessen „Realpolitik“ stellt, verschwindet dieser Kandidat schneller von der Bildfläche als eine Sternschnuppe am Himmel. Sie verwechseln also den Knecht mit dem Meister: Typischer Anfängerfehler!

        • Linus Huber sagt:

          Sie haben nicht grundsätzlich nicht unrecht, wobei jene, welche sich in den Dienst der 0,1% stellten und politische Konsequenzen zu erwarten haben, dies wohl auch verdienen. Erst wenn die Unterstützung der korrupten Elite dahinschmilzt, werden wir echte und realistische Massnahmen ergreifen, wobei die Zentralbanken noch schwieriger sind zu knacken, da diese auf nicht demokratischer Basis funktionieren. Alles zu seiner Zeit.

      • Ueli der Knecht sagt:

        @Linus Huber
        Ich gebe Ihnen mal eine kleine Kostprobe:
        Ein paar Meter nordöstlich vom Hauptsitz der EU-Kommission und vom Ministerrat befinden sich die wahren Spieler der Geschichte.
        Avenue de Cortenberg 60: BASF
        Avenue de Cortenberg 107: Generaldirektion Binnenmarkt / Dienstleistungen
        Avenue de Cortenberg 168: Business Europe, Dachverband der Industrie und Arbeitgeberverbände
        Avenue de Cortenberg 118: Hill & Knowlton (PR- und Lobbyfirma)
        Südlich vom Hauptsitz der EU-Kommission:
        Rue de la loi 155: Transatlantic Business Dialogue (TABD)
        Rue de la loi 155: TechCentralStation (Denkfabrik als PR-Instrument für Unternehmen)
        Rond Point Schumann 6: Airbus, Dow Chemicals, u.a.
        Bibliotheque Solvay: Forum Europe (unternehmensfinanzierte Denkfabriken), Security & Defence Agenda (Denkfabrik der Rüstungsindustrie)
        Rue Wirtz 50: Weber Shandwick (PR- und Lobbyfirma), International Council for Capital Formation (US-Denkfabrik)
        Square de Meeus 37: Burson-Marstaller (PR- und Lobbyfirma), Bromine Science and Environment Forum (Tarnorganisation der Industrie)
        Rue de Luxembourg 23: Centre for the New Europe (marktradikale Denkfabrik), European Seed Association (Pro-Gentech-Lobby)
        Rue de la Charite 33: Bruegel (gemeinsame Denkfabrik von EU-Regierungen und Konzernen

        • Thomas ernst sagt:

          …danke einmal mehr für diese Offenlegung.

          Nur absolute Transparenz alles Öffentlichen kann die Demokratie noch retten!

  • Waltraud Clasen sagt:

    Das Bese, was uns passieren kann, ist das Ende vom EURO. Jeder hat gewusst, dass die Einührung des Euros viel zu früh kam und dass es ein Ding der Unmöglichkeit ist, so viele Länder mit so vielen unterschiedlichen wirtschaftlichen Gegebenheiten unter einen Währungshut zu bringen. Das ist absolute Dummheit. Also, zurück zum Anfang. Wo ist das Problem ?.

    • Thomas ernst sagt:

      …das Problem ist, dass dann die Politiker ihre bodenlose Idiotie zugeben müssten, und dass sie dann jegliche Glaubwuerdigkeit zu verlieren befürchten…..wie wenn sie überhaupt noch welche hätten.

      Wer glaubt denn heute noch den Beteuerungen und Versprechen von staatlichen Stellen und Politikern? Es gibt doch inzwischen wirklich keinen Rechtsstaatlichen Grundsatz mehr, den unsere Politiker nicht verraten und ans Ausland oder die Banken-, Pharma-, Exportindustrrie-, Aerzte- oder Asylindustrie-Lobby verkauft hätten.

      Frauen im Bundesrat und Finanzminister/innen sind hier besonders „flexibel“ … Wohl mit Blick auf zukünftige Poestchen in internationalen Gremien. Honi soit qui Evelyne y pense…

  • Martin Holzherr sagt:

    Was wäre wohl der schlimmst-mögliche Ausgang für den Euro und für Europa?

    Eigentlich klar: Ein Zusammenbruch des Euro-Systems mit toxischem Erbe. Wenn also einige Länder Schulden bis in alle Ewigkeit abtragen müssten, die sie selber gar nicht aufgebaut haben. Würde ein Euro-Crash dieses Gefühlt in einer Nation hinterlassen, wäre die europäische Idee auf viele Jahre hinaus tot.

    • Linus Huber sagt:

      Es ist nicht möglich eine andere Generation für die Fehler der Vorgänger haftbar zu machen. Wir werden bald sehen, dass sich die Jungen nicht versklaven lassen (Schuldenversklavung).

  • Thomas ernst sagt:

    @ Matthias

    Und wie kommen Sie auf die Idee, die aktuelle (Vertrauens-) Krise lasse sich mit der Notenpresse lösen? Die Gelddruckerei ruiniert doch noch das letzte Restvertrauen, das die Leute in das Geld noch haben!

    • Linus Huber sagt:

      Richtig Thomas

      Wir habe die Wahl die Fehlinvestitionen zu retten oder die Waehrung zu retten.
      Aber nicht beides.

      • Thomas ernst sagt:

        …ein bisschen digital formuliert, aber im Kern richtig…

      • Andres Müller sagt:

        Apropos Fehlinvestitionen. Fehlinvestition ist es auf ein Wachtum zu setzen dass direkt in die Mangelwirtschaft führt. Wir haben eine Überproduktion, die durch Automatisierung und Rationalisierung den Ausverkauf der Ökologie betreibt.

        Pro Minute werden Welweit 152 Menschen geboren, aber pro Minute werden nun aber schon 153 Autos verkauft (Quelle: Bloomberg „80 Million Vehicles… and Counting“).

        Die Wachstumsrate der Automobilindustrie hat also begonnen die Wachstumsrate der Erdbevölkerung zu übersteigen.
        Bei diesen Zuwachsraten von 80 Millionen Fahrzeugen pro Jahr stellt sich die Frage, wie lange dauert es bis die Rohstoffressourcen der Erde verbraucht sind? Würde das Spiel weiter so getrieben, so gäbe es in 10 Jahren etwa 1,5 Milliarden Fahrzeuge mehr auf diesem Planeten. 1970 wurden pro Jahr „nur“ 30 Millionen verkauft. Von 1930-2010 kam es zu dem derzeitigen Fahrzeugbestand Weltweit von 1.015.260.827 Fahrzeugen (2010) Wir würden also in 10 Jahren diesen Bestand mehr als verdoppelt haben. Dies ist eine enorme Ressourcenbelastung und leitet eine Umweltbelastung ein welche Teile der Erde unbewohnbar machen wird, der Rest wird unter Klimawandel und politischen und ökologischen Umwälzungen ebenso zu leiden haben.

        • Thomas ernst sagt:

          …das kommt davon, wenn man linear extrapoliert. Kardinalfehler Nr.1 für jeden Prognostiker.

          Es zählen nicht nur die neuen Autos, man muss auch die verschrotteten subtrahieren.Diese sind ihrerseits Ressourcen.

          Lesen Sie mal Wikipedia zum Thema „Logistikfunktion“.

          • Andres Müller sagt:

            Herr Ernst, besten dank für den Hinweis, ich habe die Verschrottung aber bereits „über den Daumen“ abgezogen bei der Angabe von 1 Milliarde mehr Fahrzeugen innert 10 Jahren. Zwischen 2009 und 2010 kam es zum Zuwachs von 35.584000 Millionen Fahrzeugen Weltweit gemäss Wikipedia. Da der Verkauf damals 70 Millionen beträgt kann man annehmen dass man immer etwa 50% vom Zuwachs als Verschrottung wieder abziehen muss. Wenn man letztes Jahr nun 80 Millionen verkauft hatte, so sind dies in einer Kurve ansteigend bis zum Jahr 2022 nicht 800 Millionen verkaufter Fahrzeuge, sondern noch viel mehr, denn es gibt eine exponentiale Entwicklung in den jährlichen Verkaufszahlen. Ich komme auf eine durchschnittliche jährliche Steiergungsrate 2012-2022 von ca. 10%
            also ca. über den Daumen gepeilt 80, 90, 110, 130, 150, 170, 210, 250, 300, 360 im Jahr 2022

            Zusammen sind das 1,8 Milliarden verkaufter Fahrzeuge. Da die Verschrottung umgekehrt der exponentiellen Zunahme aber eher nur linear abnimmt, komme ich auf etwa 2,5 Milliarden Fahrzeugen im Jahr 2022. Das Alter eines Fahrzeugs, bis dass dieses den Geist aufgibt, blieb in den letzten Jahren ungefähr gleich. Wenn also gegenwärtig 50% für Verschrottung abgezogen werden müssen, so reduziert sich dieser Prozentsatz aller Voraussicht nach bis zum Jahr 2022 auf noch etwa 30%.

            Hier eine Tabelle die Ihnen belegt dass die Zunahme des Fahrzeugbestandes recht Exponentiell am zunehmen ist:
            http://www.automotiveonline.co.za/site/files/6860/13_World_VIO_History.htm
            Die letzte Verdoppelung dauerte der Tabelle nach letztes mal 23 Jahre, ich denke es ist nicht Fantasie, die nächste Verdoppelung daure nur noch 10 Jahre.

          • Thomas ernst sagt:

            Oh – ihre Zahlen sind sicher solide. Trotzdem wird ein solches Wachstum nicht lange anhalten können. Werden Rohstoffe knapp, steigen die Preise und reduzieren das Wachstum. Stauen sich die Autos auf den Strassen, nimmt der Nutzen des Vehikels ab und das reduziert das Wachstum etc etc.

            Nur immaterielle Güter (Geld, Wissen etc) kann beliebig wachsen. Auch Dummheit von Politikern ist immateriell… 🙂

  • Matthias Vogelsanger sagt:

    Eine Krise die sich einfach durch Drucken von Geld lösen lässt, wird durch Drucken von Geld gelöst werden. Jeder der was anders glaubt, ist ein Träumer. Die Entschuldigungen, die von Politikern und Notenbankern bemüht werdeb sind dabei weitgehend belanglos.

    • Linus Huber sagt:

      Drucken von Geld bewerkstelligt höchstens eine zeitliche Verzögerung des Problems, jedoch nicht die Loesung dieses Problems. Jedoch werden einige Akteure es gut verstehen, weitere Risiken in der gewonnen Zeit auf die Allgemeinheit abzuwälzen.

  • Thomas ernst sagt:

    @ Andres

    Man muss aber zugeben, der Trick mit dem Target-2 hat bestens funktioniert. Buba und Mutti gaben Milliardenkredite, ohne auch nur eine Parlamentsvorlage dafür schreiben zu müssen.

    Und bevor Hans-Werner Sinn seine Klage eingereicht hat, war das noch nicht mal in den VWL-Blogs ein Thema. Nun, die Ex-Stasi-Aktivistin Merkel weiss eben, wie man seine Mitbürger unauffällig bescheisst und ausnimmt…

    • Andres Müller sagt:

      Die Gefahren die hinter dem Target- 2 System liegen habe ich auch nicht aus irgendwelchen VWL -Literatur entnommen, ich bin kein Ökonom. Mein Beruf ist IT -Systemanalytiker (mit Hang zu Selbstzweifeln). Lassen sie mich das kurz erklären.

      Ein Computerprogramm muss Fehlerfrei laufen, sonst stürzt es irgendwann ab. Je complexer so ein Programm ist, desto eher ist es möglich dass es in einen nicht mehr definirten Zustand gerät. Eine meiner Aufgaben ist es solche Schwachpunkte aufzudecken und dann ein entsprechendes Reengineering des Programms vorzunehmen.

      Aus meiner Sicht kann das Euro Target-2 System nicht mehr lange so laufen. Der Problempunkt ist aber, Target-2 kann operationell noch weiter laufen, auch wenn ein Computerprogramm, abstürzen würde. Das Computerprogramm hätte nämlich einige feste Parameter die dem Target-2 System fehlt. Grund dafür ist die Möglichkeit dass sich Schulden im Fiat Money System beliebig auftürmen können, selbst dann wenn der Hebel zwischen Eigenkapital und Kreditvergabe 1: 5 Millionen wäre und die Rückzahlung so Unwahrscheinlich wäre wie im Lotto zu gewinnen. Wir haben es beim Finanzsystem mit einem Programm zu tun dass seine eigenen Regeln zur Laufzeit (politisch oder durch Betrug wie Bilanzausdehnung) dynamisch verändert, obwohl die Regulierungsgesetze ala Basel II feststehen. Überschreitet eine Bank die Regeln, so stürzt sie nicht unbedingt ab, sie kann etwa Rettungspakete erhalten oder die Regeln werden einfach ignoriert. Die Bank muss dafür Busse bezahlen, aber mehr geschieht (im Moment nicht.

      Das Programm Target-2 stürzt also nicht zu einem vorher klar definierten Parameterzustand ab, es stürzt erst ab wenn ein bestimmtes Marktpotential zwangsläufig ihr Vertrauen in dieses System verlieren muss (zuvor passen die Politiker einfach ständig die Regeln an). Ein solches Potential würde zwangsläufig entstehen wenn das Target-2 System aus dem virtuellen Zustand gerissen würde -sprich wenn eine Nation wie Spanien in den Default geraten würde. Dann würde nämlich die Schulden verrechnet werden müssen -die Verluste würden dann endgültig materialisiert. Bei einem Cutting der Spanier würden die Gelder von keiner Nation in der EU ausreichen um die Target-2 virtualisierten Schulden zu materalisieren.

      Target-2 ist ein Programm bei dem keine einzige Nation jetzt mehr daraus austreten darf, denn nur dann kann es weiter laufen und den Betrug in die nächste Zukunftsgeneration umverteilen. Target-2 ist eine Arrt Schwur bei dessen Bruch (durch Austreten einer Nation aus dem Euro) das gesamte Trugbild einstürzt. Da in den USA der Betrugsmechanismus in einem einzigen Staatsgebilde abläuft, wird wohl zuerst der Euro kollabieren, wobei dann aber der US$ mit in den Abgrund gerissen wird.

      • Thomas ernst sagt:

        @ Andres

        Als Auchinformatiker stimme ich Ihnen in den Systemtechnischen Ausführungen zu. Das Problem mit Target-2 dürfte aber nicht die Software sein, sondern die Interpretation der Ergebnisse, d.h. Ob irgend jemand Konsequenzen zieht aus dem, was Target-2 auf das Papier druckt.

        • Andres Müller sagt:

          Herr Ernst, die Menschen reagieren leider wenig auf festgestellte Parameter , besonders Politiker nicht. Die Konsequenzen die gezogen werden lauten, wie kann man den IST Zustand trotzdem aufrecht erhalten. Dann geht man hin und ändert Gesetze, und die beste Scheuklappe ist die Virtualisierung der Zahlen.

          Target-2 virtualisiert die Ungleichgewichte in der EU. Da die Politiker bemerkt haben dass dieses Spielchen nur funktioniert wenn niemand aus dem Euro austritt, haben sie den ESM beschlossen. Nach Unterschrift unter den Vertrag ist es den Mitgliedern nicht mehr möglich aus dem Euro auszutreten. Man geht nun also gemeinsam unter oder gar nicht. Ich schätze das Risiko für den gemeinsamen Untergang derzeit ziemlich hoch ein. Die Parameter im Target-2 System können nicht ewig virtualisiert gehalten werden, die Wahrscheinlichkeit dass durch Wachstum der PIIGS Staaten das Ungleichgewicht wieder abgebaut wird stehen schlecht. Dazu müssten die Deutschen höher Löhne bezahlen und damit ihre Exportrate runter fahren. Aber eher geht ein Kamel durch das Nadelöhr als Merkel und ihre Leute für höhere Löhne votieren.Die Deutschen werden versuchen die Löhne der Franzosen zu drücken, und ich glaube nicht so ganz an den neuen Präsidenten Hollande, ich befürchte er wird hier nachgeben. Wenn nun aber nicht die Deutschen ihre Lohnkosten erhöhen, sondern die PIIGS-Staaten Lohnkosten verringern müssen, so würden die Target-2 Ungleichgewichte nicht abgebaut, sondern es würden in der gesamten EU zum Kaufkraftverlust kommen. Wachtum entsteht nur wenn irgendwo mehr Geld einfliessen kann, der einzige Ort den ich derzeit sehen kann sind die Deutschen Arbeitnehmer.

          • Thomas ernst sagt:

            Ja. Klingt plausibel. Leider – für die Menschen in Europa.

            Das wird eine bittere Lernerfahrung werden, dass man dem Staat und den Politikern UNTER GAR KEINEN UMSTÄNDEN jemals vertrauen darf.

  • Andres Müller sagt:

    Rückblickend werden es die Bankenrettungspakete mit den „to big to fail“ Regeln der USA FED gewesen sein welche Europa Spaltung eieleitet hat, nebenbei erwähnt. Erster Ausfallskandidat Griechenland wird für gehörigen Sprengstoff sorgen in der Euro-Zone, denn das Target-2 System könnte bereits einen Ausfall der griechischen Target-2 Gelder kaum verkraften.

    Die Griechischen Banken kann vermutlich niemand mehr retten. Ein Blick auf die Statistik: Die grössten griechischen Banken zusammen haben nur noch 5 Milliarden Marktkapitalisierung- praktisch kein Eigenkapital mehr, aber Assets von 500 Milliarden im Buch -wovon etwa 200 Milliarden als faul im Zahlungsrückstand sind. Der Immobilienmarkt der Hellenen ist im Jahr um 6% eingebrochen, 2010 waren es bereits 5% gewesen und 2009 4%.

    Die Deutsche Bundesbank stemmt den latenten Zahlungsausfall des südlich -maroden Bankensystem via des Target-2 Systems zu hohem Anteil, derzeit über 600 Milliarden Euro.

    „Bundeskanzlerin Merkel sagte einst: «Scheitert der Euro, scheitert Europa.» Der Satz ist falsch. Er muss genau umgekehrt heissen: «Scheitert Europa, scheitert der Euro.»

    Ich würde dem so sagen, zerbricht die Kette der gegenseitigen Verpflichtungen über das Target-2 System durch den Austritt auch nur des kleinen Griechenland, dann scheitert Europa, dann spaltet sich auch der Euro.

    In dem Moment wo die Griechen aus dem Euro austreten, sind Zahlungen von 250 Milliarden Euro durch die Griechischen Notenbank fällig, das ist natürlich niemals möglich. Zusammen mit dem Ausfall des griechischen Bankensystems dürfte sich in der Eurozone ca. 1,5 Billionen Euro Schaden materialisieren, die bisher über die Europäischen Schattenbanksysteme noch vor dem Steuerzahler virtualisiert werden.

    Indem man die Europäischen Banken gerettet hat, hat man gleichzeitig ein Zinseszinsen -System von Schulden mit gerettet das natülich ständig neue Kosten verursacht. Ohne Insolvenzverfahren erhöhen sich die laufenden Schulden der Schulder (die ja juristisch am Leben gehalten werden) in immer dramatischerem Ausmass. Ich schätze dass das Target-2 System so in einem Jahr die Umverteilung der Schulden und die Geldflucht in den Norden vollendet hat. Wenn dann auch nur einer der Insolvenzkandidaten ausfällt, dann bewirkt dies den Zusammenbruch des Target-2 Systems über Nacht, da nutzen dann weder ESM noch Monti-Eurobonds.

  • Hans Scheiber sagt:

    Was man schon lange hat kommen sehen, wird nächstens Tatsache. Die Missgeburten EU und EURO haben fertig.Wir stehen im Moment kurz vor Schluss der Verlängerung und die Apparatschicks der EU versuchen mit immer panikatigeren Massnahmen, ihre Pfründe zu retten. Es wird nicht gelingen, zu verschieden sind die Interessen und zu einseitig profitieren die Rädelsführerländer von diesem Konstrukt, währenddem die schon armen Länder noch ärmer werden und die dortige Bevölkerung am Rande von Volksaufständen steht. Diese werden nicht harmlos sein, wiederholt sich die Geschichte doch immer!

    • Thomas ernst sagt:

      Ja!

      • Ueli der Knecht sagt:

        @Hans Scheiber@Thomas Ernst
        Es ist die Ironie der Geschichte, dass gerade der „Nationalstaat“, welcher auch die Grundbedingung des modernen kapitalistischen Systems darstellte (das Kapital brauchte einen festen Rahmen um operieren zu können), nun zu einem hoffnungslosen Anachronismus verkommen ist. Die Kleinstaaterei, welche Europa jahrhundertelang in sinnlose Kriege gestürzt hat – ist nun noch ein letztes Mal im Wege eines „ewigen Friedens“ (frei nach Kant). Entweder schafft Europa einen echten supranationalen Staat oder es versinkt politisch, als auch ökonomisch in der Bedeutungslosigkeit.

      • Thomas ernst sagt:

        @ Ueli

        Die politische Bedeutungslosigkeit wäre ein echter Segen für Europa! Wer, ausser einigen aufgeblasenen Politikerinnen, braucht denn die politische Bedeutung?

        Politik wäre dazu da, einen vernünftigen Rahmen für friedliches Zusammenleben und maximale individuelle Freiheit für alle zu schaffen. Statt dessen Bevormundung, Gängelung, Einschränkungen, und Steuerabzockerei.

        Wir haben 2000 Jahre gebraucht, um zu merken, dass wir keine Könige brauchen. Wie lange wird es wohl noch dauern, bis allen klar wird, dass wir auch keine Politiker als Ersatzfürsten brauchen?

        • Ueli der Knecht sagt:

          @Thomas Ernst
          Der König ist Tod – Es lebe der König!
          Nun sollten Sie nur noch die letzte Konsequenz ziehen und auch die Demokratie als das entlarven was Sie ist:
          Verordnetes Herdenviehverhalten zum Zweck der Aufrechterhaltung der herrschenden Ordnung im Sinne weniger
          Plutokraten, die sich einen Dreck ums Herdenvieh scheren – ausser es kauft bei Ihnen „die Milch“, welche es selber produziert hat.

          • Thomas ernst sagt:

            …der Minister nimmt leise den Journi am Arm: „Halt‘ Du sie dumm, ich halte sie arm“ …

  • Der Westen ist in die grösste Krise geraten vergleichsweise die Sowjetunion vor Jahren. Der Zerfall ist mit jedem Tag sichtbarer. Damit ist auch der sich eingeschlichene amerikanische Kapitalismus mitschuldig. Es ging nicht mehr mit geordneten Bankprinzipien zu wie vor Jahren. Es wurde nur noch spekuliert auf grosse Gewinne ohne Wertschöpfung. Die Banken wurden zu Spielbanken ohne Verantwortung!

  • alfred sagt:

    All diese Mechanismen existieren in der Eurozone nicht, weil der Wille zur Integration fehlt.
    >> falsch > richtig, weil die merkel die gröste, stärkste usw.usf. bleiben will und nicht zum teilen bereit ist
    >> eine Spirale aus Rezession und Sparpolitik einsetzt, ohne dass sich die Wettbewerbsfähigkeit verbessern würde.
    >> durch sparen kann kein wachstum generiert werden >> ausser bei den banken und reichen geldsäcken
    >> eine soziale marktwirtschaft mit existenzsichernden löhnen schafft wachstum >zuerst im binnen konsum > danach weltweit
    >> das wusste sogar schon henry ford der erste > “wenn jeder soviel verdient, dass jeder einen ford kaufen kann, geht es mir und der wirtschaft am besten“
    >> vermutlih haben dies die heutigen arbeitgeber vergessen und horten lieber möglichst viel gewinn
    >> es gibt ja heute auch kaum noch arbeitgeber-pioniere

  • Alois Krieger sagt:

    Herr Straumann, glauben Sie das wirklich, dass die Südstaaten dank “besserer Integration” auf einen Schlag konkurrenzfähiger werden?

    Mit etwas Gelder verschieben wird das nicht funktionieren, das hat man ja bereits gemacht. Die Italiener und Spanier haben an allen Ecken neue Kreisel gebaut, die Bauherren haben sich bedankt. Deswegen wurden die Arbeitsmärkte aber nicht flexibler. Und wie man sieht, wollen diese Länder gar nichts anderes. Sie wählen die Sozialisten, die die verkrusteten Strukturen schützen. Wollen Sie deutsche Beamte in diese Länder schicken? Oder sollen die Parlamente durch EU Technokraten ersetzt werden?

    Man kann einen Mentalitätswechsel nicht erzwingen. Aber der Traum der ehrgeizigen Politiker von einem mächtigen Europa wird weiter geträumt, auf Kosten der Bürger in allen EU-Staaten. (Und dank unserer staatsgläubigen Bundesrätin zahlt auch die Schweiz für den Grossmachtstraum, wohl am meisten pro Kopf in ganz Europa. Der geplante IWF Beitrag von 10 Mrd. ist gleich hoch wie der von Grossbritannien).

    Dass es ohne den Euro keine EU gibt, ist nur Propaganda. Norwegen und Schweden sind prima in die EU integriert, sie werden aber ihre Währungen noch lange nicht aufgeben. Der Euro wurde ohne Zustimmung der Bürger in Deutschland eingeführt, beim Untergang des Euros zahlen die Deutschen, das wollen die Politiker hinausschieben, am besten über die nächsten Wahlen hinaus.

    Scheitert der Euro, bleiben den einzelnen Staaten mehr Souveränität. Doch ist das etwas schlechtes? Die EU wird sich auf das beschränken müssen, was Sinn macht. Themen, die global gelöst werden müssen wie Umweltschutz. Ein kleiner Rückschlag macht die EU vielleicht etwas demokratischer. Das würde dem bürokratischen Moloch gut tun.

    • Tom Plüss sagt:

      @Krieger: Auf Ihre Prophezeiungen möchte ich mich nicht einlassen.
      Jedoch auf den im 2. Abschnitt geäusserten Hinweis, dass die Südländer Sozialisten wählen würden. Das mag von Zeit zu Zeit zutreffen. Aber alleine mit dem Beispiel Italien/Berlusconi sollte ersichtlich sein, dass das politische Lagerdenken im Sinne von Links/Rechts, wie ich finde, bei diesem Thema überflüssig ist. Und wie die Verhältnisse in der EU stehen sollten ja auch klar sein. Vielmehr denke ich, dass ein Ursprung des Problems eher bei den, ich zitiere Sie, „ehrgeizigen Politiker(n)“ als solche vorliegt.

      • Tom Plüss sagt:

        Hier, was anscheinend zensurwürdig erschien um 16.47 bis ich weiss nicht wann:
        „@Krieger: Auf Ihre Prophezeiungen möchte ich mich nicht einlassen.
        Jedoch auf den im 2. Abschnitt geäusserten Hinweis, dass die Südländer Sozialisten wählen würden. Das mag von Zeit zu Zeit zutreffen. Aber alleine mit dem Beispiel Italien/Berlusconi sollte ersichtlich sein, dass das politische Lagerdenken im Sinne von Links/Rechts, wie ich finde, bei diesem Thema überflüssig ist. Und wie die Verhältnisse in der EU stehen sollten ja auch klar sein. Vielmehr denke ich, dass ein Ursprung des Problems eher bei den, ich zitiere Sie, “ehrgeizigen Politiker(n)” als solche vorliegt.“

        • Andres Müller sagt:

          Herr Plüss, ich denke das Schema Rechts/Links wird ständig durch die Realität wieder aufgehoben. In diesem Zusammenhang sei zu erinnern dass der Herr Hollande seine Wahlversprechen vor kurzem bereits wieder zugunsten neoliberaler Gesinnung (heisst bei den Linken dritter Weg“) relativiert hat. Er kündigt Haushaltskürzungen und Geld für die Banken an, das Rentenalter wird offenbar auch nicht nach unten angetastet.

          Herr Hollande ist zwar offizielle Links, aber das heisst heutzutage gar nichts mehr. Ich vermute mal, Herr Hollande wird bestens mit Herrn Monti und Mario Draghi auskommen, ebenso wie mit dem neuen EU Ratspräsidenten Herman Van Rompuy. Alle besuchen regelmässig dieselben Denkfabriken und halten ihr transatlantisches libertäre Beziehungsnetz aufrecht.

          Der Kommentar von Mark Schieritz, einer der es wissen muss warum das Rechts-Links Schema bröselt…

          „Wenn ein deutscher Liberaler einem französischen Sozialisten die Hand reicht, dann zeugt das von politischer Flexibilität in einem Europa, das angesichts der hypernervösen Finanzmärkte zur Zusammenarbeit gezwungen ist. Es zeugt aber auch von der Dehnbarkeit der Begriffe. Für eine Wachstumsinitiative sind alle – aber wie sie aussehen soll, das ist umstritten.“

          Also -die „hypernervösen Märkte“ sind es welche das Rechts/Links -Schema zunehmend zur historischen Makulatur werden lässt -gleichzeit steht ja auch nicht mehr die Aufklärung im politischen Vordergrund, sondern das Geld, ganz im Sinne der Probleme des letzten Französischen Königs und dessen verwöhnten Hofstaates. Der Hofstaat der Finanzlobby ist die Politik und der französische König nun der nervös -gierige international operierende Grossinvestor. Die 1% des französischen Hofstaates ähneln verdächtig den 1% der von Occupy als korrupt verdächtigten Minderheit westlicher Demokratien.

  • Martin Holzherr sagt:

    Der Satz «Scheitert Europa, scheitert der Euro.» trifft zu, wobei es Europa als überzeugende politische Union bis jetzt gar nie gab, sondern höchstens ein Weg dorthin sichtbar wurde. Ein Weg, den aber die meisten EU-Bürger gar nicht gehen wollen, denn die Nation bleibt ihnen wichtiger als Europa. Steuergelder für den Osten in Form des Ost-Soli sind unpopulär in Deutschland aber irgendwie nachvollziehbar, ein EU-Solidaritätszuschlag in der gleichen Höhe wird jedoch nicht vermittelbar sein. Forderungen gewisser EU-Politiker, Deutschland müsse gar seine Exportorientierung auf dem Altar Europas opfern, verlangen sogar unmögliches von Deutschland, hat es doch die Exportorientierung in seinen Genen und betreibt es doch mehr Handel mit China als mit Spanien.
    Nicht nur ist das europäische Haus noch unfertig, es fehlt der EU-Politik Brüssels auch das Fundament um Verwerfungen wegstecken zu können. Ein Euro-Austritt Griechenlands muss für die EU verkraftbar sein, sie muss für einen solchen Fall eben nicht nur finanzielle Schutzschirme hochziehen, sondern auch politische Schutzschirme.

    Was in Europa aber am meisten fehlt ist eine breite, tiefer gehende Diskussion über die wirklichen Probleme Europas und seiner Mitgliedsländer. Dass im französischen Wahlkampf die Probleme Frankreichs negiert wurden, gar nicht zur Sprache kamen, kann man nicht Hollande anlasten, sondern muss es der ganzen französischen Gesellschaft anlasten: die franz. Journalisten haben offensichtlich ihre Berufspflicht vernachlässigt. Ganz ähnlich wie ihre griechischen Kollegen. Die griechische Bevölkerung wurde von der desaströsen finanziellen Situation ihres Landes in der Mehrheit vollkommen überrascht. Die griechischen Politiker haben ihre Bürger also getäuscht. Dasselbe erleben wir nun in Frankreich.
    Im Vergleich dazu muss ich Deutschland ein Kränzchen winden. Schon vor Schröders Reformagenda wurde in D breit draüber diskutiert, was zu tun ist, um D konkurrenzfähiger zu machen. Und es wurden alle Lager und Parteien und auch die Gewerkschaften in diese Diskussion einbezogen. In Frankreich dagegen herrrscht ein Lagerdenken, dass echte Problemlösungen sehr schwierig macht.

    • M.Sold sagt:

      Herr Holzherr, ich gehe mit einem grossen Teil ihres Kommentars einig. Nur eines nicht: Deutschland hat sich nur auf dem Rücken der eigenen Bevölkerung und deren grössten Opfer wieder zu einem Exportschlager gemausert. Die DE Bevölkerung verarmt in breiten Massen und diese Katastrophe ist nur noch mit den USA vergleichbar. Normalverdiener haben riesige Netto-Lohneinbussen und ein Grossteil der Bevölkerung findet keine Festanstellung ist Zeitbareiter auf Gedeih und Verderben. Das hochgelobte Made in Germany geht schwierigen Zeiten entgegen, weil die Qualität nicht mehr stimmt und der Mitarbeiter sich nicht mehr mit seiner Firma identifiziert, weil sich die Manager noch nie mit den Mitarbeitern identifizieren. Nicht jeder Einwohner eines Landes ist so naiv auf seine eigenen Kosten Europa retten zu wollen. Da ist wohl wieder das Fingerzeigende Schuldgefühl Deutschlands, das meint alle retten zu müssen. Es gilt doch die Frage: Können die Politiker Deutschlands mit preussischem Gehabe Europa zeigen wo es lang geht? Und können sie dies noch lange vor der eigenen Bevölkerung vertreten, die genug hat vom Zahlen, egal ob Lasterausgleich nach dem Krieg, oder Osthilfe oder Brüsselhilfe? Solche Verwerfungen in der Politik rufen all zu oft nach dem starken Mann und dann ist die Frage des Euro eine andere. Das ist es was mir wirklich Sorgen macht.

      • Martin Holzherr sagt:

        Ihre Behaputung die deutsche Bevölkerung verarme in breiten Massen stimmt vielleicht (?) im Vergleich zur Schweiz, wo das Lohnniveau mehr als 50% höher liegt. Nicht aber im Vergleich zu den meisten anderen europäischen Ländern, also beispielsweise Italien. Zeitarbeiter, Praktikanten auf unbestimmte Zeit gibt es in Italien wohl sogar mehr als in Deutschland.

        Wenn nur ein Teil von dem stimmt, was sie über Deutschland schreiben, dann gilt wohl auch für Deutschland, dass wichtige Probleme nicht diskutiert werden und in den Medien zu kurz kommen. Etwas verwundert mich das, denn es gibt doch sehr viele Gesprächsrunden im deutschen TV, angefangen von Anne Will über Beckmann, dann noch Hart aber fair (Franz Plasberg) und andere. Vor ein paar Monaten schaute ich viele dieser Sendungen, fand aber ihr Thema dort nicht angesprochen.

        • M.Sold sagt:

          Gebranntes Kind scheut seit 30 Jahren das Feuer. Die Löhne sind in den anderen EU Staaten prozentual gestiegen und in Norditalien und Frankreich geht es den Arbeitern mit Festanstellung im Verhältnis heute wesentlich besser (zumindest was ich bei Aufenthalten erlebt habe) als in DE.
          Aus diesem Grund sind die angeblich so hochgehaltenen TV Runden auch eine Farce für die Bevölkerung. Sie werden still gehalten mit dem Motto: uns geht’s ja gut! Es ist für mich eine Deutsch Europäische Lüge, die der Deutschen Bevölkerung aufgebrummt wird und zum Schluss soll sie auch noch schuld sein. Die Politik, leider seit dem Berlin Hauptstadt ist, ist soweit vom Bürger entfernt, wie Washington zu den Bürgern in Oregon.
          Meinen Verwandten und Bekannte geht es trotz guter Ausbildung seit 20 Jahren immer schlechter. Es will nur niemand wahrhaben. Und in Süddeutschland ist es nun mal nicht üblich auf Kredit zu leben.

          • Markus Bucher sagt:

            Hätten die Deutschen nicht den Euro, so würden die Deutschen jetzt via Aufwertung ihrer Währung automatisch profitieren. Die gemeinsame Währung hat das eine Weile lang verhindert, das kam den Unternehmen zugute. Jetzt soll es via Steuern und Transferzahlungen verhindert werden. Für die Unternehmen funktioniert das noch eine Weile, die deutschen Steuerzahlen bezahlen die Griechen, damit sie weiter Autos kaufen können. Aber wie lange noch?

  • H. Trickler sagt:

    Wenn durch den Machtwechsel in Frankreich tatsächlich ein Ende der Austeritätspolitik im Euroraum kommen sollte, so werden die PIGS incl. Frankreich wohl eigene Währungen einführen müssen.

    Die politische Pattsituation in Griechenland könnte die Handlungsfähigkeit der griechischen Regierung soweit lähmen dass Griechenland doch noch zahlungsunfähig wird, was aber für sich genommen den Bestand des Euros nie wirklich gefährdet.

    Aber selbst ein Wegfall des Euros würde das Fortschreiten der Integration Europas nur verlangsamen aber nicht beenden weil inzwischen bereits eine so starke Durchmischung der Bevölkerungen stattgefunden hat und durch die einfachen Reisemöglichkeiten und Telekommunikation weiterhin bestehen bleibt.

  • Armin Koellner sagt:

    Der Artikel umschreibt das Phänomen „Gratisbürger“ perfekt. Alle wollen Handys und niemand will eine Handyantenne auf seinem Dach. Alle wollen keinen Atomstrom aber mehr bezahlen will keiner. Haben wir in der Schweiz auch schon zu genüge erlebt. Die Frage ist doch nur wo ist die Belastungsgrenze dieses Systems. Zürich analog zu Deutschland füttert auch seit Jahren die halbe Gemeinschaft durch und seine Rechte im Vergleich zu seinen Pflichten sind marginal. Und was macht der Berner Stadtpräsident mit seinem „hart verdienten Geld“? Er erhöht sich in treuer sozialistischer Manier seinen eh schon nicht bescheidenen Lohn. 1Mia Franken Ausgleichszahlungen pro Jahr für Kt. Bern sind offenbar auch hier noch kein Grund sich zu mässigen. Die neolibrealen Feinde, die bösen Reichen und generell jeder der mehr in den Topf einzahlt als rausnimmt sind die Schuldigen aber keinesfalls ein Stimmbürger der auf Kosten anderer lebt. Mann kann es richtigerweise Wohlstandsverwahrlosung oder Gratisbürgertum nennen auf jeden Fall hat es nichts mit Sozial und schon gar nichts mit Fairness zu tun.

    • Thomas ernst sagt:

      Treffer!

      • Margot sagt:

        In Bern ist halt die Bundesverwaltung, die kostet. Bei den Reichen schaue ich schon etwas genauer hin womit die Vermögen gemacht wurden. Vermögen = Leistungsfähigkeit / Verantwortung ist je länger je mehr schon lange nicht mehr automatisch gegeben. Die Wirtschaftskrise wurde von der Finanzkrise mit ihren gierigen Bankstern und Spekulanten ausgelöst. Die Rechnung bezahlt wie immer der kleine Bürger. Wohlstandverwahrlosung der Oligarchie auf Kosten der Allgemeinheit und Natur.

        • Thomas ernst sagt:

          „bei den Reichen schaue ich schon etwas genauer hin…“

          D.h. Bei den Staatsbürokraten schauen sie weg. Genau so ungehemmt bedienen die Politicos, Beamten und staatlichen Sesselfurzer sich ja heute auch selber. Überrissene Löhne, Sitzungsgelder, Kickbacks, Kommissionen, Pfründe, die Parteibosse schanzen sich gegenseitig die Poestchen zu – siehe Billag, siehe SRG, siehe Preisüberwacher, Rassismuskommission, und, und, und….

          Es ist genau dieses Ktive Wegschauen das uns in die Scheisse geritten hat. 80% der Gewalt ist von Links, Asylanten und Ausländer sind überproportional kriminell, aber die Linke Zürcher Justiz verfolgt Blocher, weil er den Linkenliebling Hiltebrand entlarvt hat.

          DAS ist echte Wohlstandsverwahrlosung!

  • markus bucher sagt:

    Der Artikel macht Sinn. Nur der Schluss ist etwas merkwürdig. Jeder Leser mit gesundem ökonomischen Menschenverstand würde denken, es bleibt nicht mehr viel Zeit, um den Euro für die Südstaaten aufzugeben, bevor die Staaten durch die Rettungsmassnahmen alle in den Konkurs gebracht werden.

    • Karin Gut sagt:

      Der Titel des Artikels „Ein Zerfall der Eurozone bleibt möglich“ ist auch zweifelhaft. Wie Sie bin auch ich der Meinung, dass es fast an Sicherheit grenzt, dass in ein paar Jahren nicht mehr alle Staaten beim Euro dabei sind, welche heute dabei sind.

      Den Grund, warum man weit verbreitet gegen den „gesundem ökonomischen Menschenverstand“ die bittere Wahrheit nicht wahrhaben will, sehe ich in der Ratlosigkeit bei der Abwicklung der Austritte. Meines Erachtens muss man zuerst Ländern wie Griechenland wieder eine eigene Währung geben, welche aber immer noch 1:1 mit dem Euro gehandelt wird. Anschliessend wird der Währungskurs nicht völlig frei gegeben, sondern stufenweise 1:1.2, 1:1.4, etc. abgewertet. Um nicht einzelne Staaten „aussätzig“ zu behandeln, führt man am besten gleich für alle Euro Staaten wieder nationale, aber 1:1 gehandelte Währungen ein. So kann man bei allfälligen nationalen Krisen bei Bedarf sofort abwerten.

      Anmerkung: Das entspricht im Pinzip dem ECU-System, dem EURO-Vorläufer. Sprich: Hätte man nicht in übertriebener Euphorie die Dummheit der EURO-Einheitswährung nicht begangen, hätte man heute viele Probleme weniger.

    • Thomas ernst sagt:

      @ markus

      …vielleicht ist ja der Konkurs genau das Ziel der Bilderberger und 1%er. Es wäre dann auch viel einfacher, eine neue Währung einzuführen, wenn das alte Geld eh bereits abgeraucht ist und die Bevölkerung flächendeckend pleite.

      Die USA macht es ja vor, wie man die Menschen zuerst in den Bankrott treibt, sie dann wegen der Schulden verknastet, und dann die Gefangenen als Arbeitssklaven in lukrativen Privatgefängnissen ausbeutet. Das ist heute Realität in den Verunreinigten Staaten von Amerika!

      Wie lange dauert es wohl noch, bis sich in Europa die ersten US-Vasallen (UK, DE, PL etc) auch dieser Taktik bedienen?

  • Don Kleti sagt:

    Et voilà! Nett geschrieben, hoffentlich liest das auch Herr Löpfe. Sehr schön.

  • Anh Toan sagt:

    „Ich glaube deshalb, dass sich die Wahrscheinlichkeit eines Zerfalls der Eurozone seit dem vergangenen Wochenende erhöht hat. Sie ist insgesamt immer noch unter 50 Prozent, aber ich würde nie darauf wetten, dass es den Euro in zehn Jahren in der heutigen Form noch gibt.“

    So wie Sie es schreiben, würden Sie aber auch nicht darauf wetten, dass es den Euro in 10 Jahren in dieser Form nicht mehr gibt, sehen Sie doch die Wahrscheinlichkeit unter 50% dafür.

    Wollen Sie uns mitteilen, dass Sie grundsätzlich nicht wetten?

    Es ist gut, wenn es eine politische Diskussion zu einem Austritt z.B. Griechenlands gibt, die Befürworter müssen dann nämlich aufzeigen, wie das gehen soll (Kapitalverkehrskontrollen, Zölle, Aufhebung der Personenfreizügigkeit: Erhält jeder Grieche in I,D,A,NL,CH eine Aufenthalts- und Arbeitsbewilligung, muss GR den Griechen die Ausreise verbieten, sonst bleibt ausser Rentnern, Staatsangestellten, Partei- und Gewerkschaftsfunktionären keiner zurück. Die Grundstücksprise in GR werden sich so lange nicht einem tieferen Preis- und Lohnniveau anpassen, wie der Rest Europas dort Grundstücke kaufen kann). Austritt aus dem Euro ist Austritt aus dem EU-Binnenmarkt, dem grössten potentiellen Absatzmarkt für eine griechische Schwachwährungs-Exportindustrie.

    • markus bucher sagt:

      @Toan: Wer sagt denn, das der Austritt aus dem Euro ein Austritt aus dem Binnenmarkt bedeutet? Das ist Verhandlungssache. Die Grundstückpreise würden nicht lange sinken, wenn die Währung der Griechen 50% abgewertet ist, sind Investitionen dort sehr lohnend, es werden Arbeitsplätze geschaffen. Die Bürger wird es stören, dass viele der schönsten Grundstücke den Ausländern gehören, aber die haben sie mit dem Schuldenmachen in der Vergangenheit eigentlich schon verkauft. (Und in der Schweiz ist das wohl auch so.) Man könnte sogar den Grundstücksverkauf beschränken, mit einer Abwertung wären schon nur die Unternehmen wieder viel konurrenzfähiger und attraktiver. Wenn dann noch die Arbeitsmärke liberalisiert würden, würde Griechenland schon bald einen Boom erleben.

    • markus bucher sagt:

      @Toan: zu den Kapitalkontrollen: das meiste Geld ist schon abgeflossen. Und die deutsche Bundesbank hat dafür Guthaben bei der griechischen für einige hundert Milliarden Euro. Ein wichtiger Grund, wieso die Deutschen keinen Austritt der Griechen wollen, ist, dass die Politiker beim Euro-Beitritt diese Weichen bereits gestelle haben, das wollen sie ihren Wählern aber liebe noch eine Weile verheimlichen.

      Die Banken könnten ein paar Tage geschlossen werden. Das Bargeld werden weiter Euros sein, da kann man nichts machen. Es trifft die einfachen Sparer, aber wohl mehr noch die ausländischen Gläubiger. Aber da kann man nichts mehr machen, die Fehler wurden in der Vergangenheit gemacht.

    • Anh Toan sagt:

      @markus bucher: Den Grundstückverkauf können Sie im Binnenmarkt nicht beschränken, das allerwichtigste ist jedoch die Personenfreizügigkeit: Würden Sie in Griechenland bleiben, wenn Sie 5 Jahre alt und gesund sind, wenn Sie das Recht hätten, sich in ganz Europa niederzulassen? Ich nicht!

      • markus bucher sagt:

        @Toan Die Griechen haben es nicht so leicht wie die Deutschen, die Sprache ist ein Problem. Wenn die Griechen aus dem Euro ausgetreten sind, die Reformen aber langsam weiterziehen, dann wird es genügen Stellen im Land geben. Die Löhne sind dann tiefer, aber die Kosten auch. Und Griechenland ist ein schönes Land.

        Es ist etwas anderes, irgendwo aus dem Nichts im kalten, nebligen Deutschland in die Schweiz auszuwandern, in den Ferien waren ja die meisten Deutschen schon hier, das Wetter ist nicht schlechter. Die Löhne sind oft mehr als das Doppelte, für Studienabgänger ist die Differenz noch höher. Wir werden noch viel mehr Deutsche Einwanderer hier sehen, die Griechen werden darunter kaum auffallen, auch wenn zehnmal soviele kommen wie jetzt.

        • Anh Toan sagt:

          Die Griechen gehen nach Norditalien, die Norditaliener nach Deutschland und die Deutschen kommen in die Schweiz. Ich bin ein halbes Jahr um Griechenland gesegelt, konnte mich überall problemlos meistens auf Englisch, gelegentlich auch Italienisch oder Deutsch verständigen.

          Warum sind nicht bereits alle abgehauen? Solange die Griechen glauben, morgen noch immer gehen zu können, bleiben viele, in der Hoffnung auf Besserung. Denken sie, morgen können sie vielleicht nicht mehr gehen, sind sie schnell weg.

        • Karin Gut sagt:

          @Markus Bucher: Die Schweden, Finnen und Norweger hätten genau das gleiche Problem mit einer landesspzifischen Sprache wie die Griechen.
          Aber die Schweden, Finnen und Norweger haben kein Problem, weil das dortige Bildungssystem es schafft, dass praktisch alle Schulabgänger (auch jene, welche später nur in einfachen Jobs arbeiten) recht gute Englischkenntnisse aufweisen.

    • Anh Toan sagt:

      25 Jahre alt sind, sollte es heissen.

    • Rene Wetter sagt:

      Was soll da für eine Schwachwährungs Exportindustrie entstehen? Die Preise viele Güter werden auch bei einer Einführung einer neuen Drachme hochschiessen, den die Importpreise lauten in € oder $ und viele Produkte können nicht durch griiechische Substitute ersetzt werden. Alle qualfizierten jungen Leute werden abhauen, die Zurückgebliebenen können dann von den Rimessen leben. GR ist nicht in erster Linie in der Patsche weil sie nicht konkurrenzfähig sind, sonder weil sie Geld verschwenden und vorallem Steuern hinterziehen. Wenn bei uns in gleichem Masse Steuern hinterzogen würden hätten wir auch ein gröberes Problem.
      Es muss erst mal allen klar werden, das es keine einfachen Lösungen gibt. Es gibt auch keine schnelle Lösung und es gibt keine schmerzfreie Lösung. Jeder der was anderes behauptet ist ein Scharlatan.

    • Thomas ernst sagt:

      @ Anh Toan

      Ihre Austrittapokalypse ist völlig überzogen und unbegründet. UK ist auch nicht Teil vom EUR und hat trotzdem all die von Ihnen angedrohten Scheusslichkeiten nicht.

      Sicher wird es eine Schockwelle geben, doch diese verebbt schnell.

  • F.Hollande ist genau zur richtigen Zeit gewählt worden. Endlich ein Politiker der sich getraut gegenüber STARK und EHRLICH aufzutreten und die Wahrheit auszusprechen.
    Mit Sparpolitik schafft man keinen Wachstum.
    Doch ich glaube dass die EU-Spitze einfach nur ihr EGO retten will – ihr Salär und die Genugtuung, dass ein vereinigtes Europa möglich ist. Es ist NICHT möglich.
    Merkel handelt wie eins Honegger: Diktatorisch und Selbstherrlich. Das Mädchen MUSS gestoppt werden. Europa mit den vielen Menthalitäts-Unterschieden war herrlich – laissez faire Politik war die Eigenheit eines jeden Landes! Das muss es wieder geben.
    alexandra weber

    • Alois Krieger sagt:

      Sie werde sehen, dass Hollande keine seiner Versprechen halten kann. Wenn er tatsächlich noch mehr Staatstellen schafft, dann fliehen das Geld (und Arbeitskräfte) noch schneller aus dem Land.

      Wir können dann das PFZ endgültig kündigen, sonst ist die Schweiz bald eine einzige Stadt von Genf bis St. Gallen.

      • Gela sagt:

        Was bei Ihnen alles „muss“ und „nicht möglich“ ist. Sie sollten in die Politik gehen!

    • Thomas ernst sagt:

      @ Alexandra

      „genau zum richtigen Zeitpunkt…“. Ja, um EURoland endgültig über den Jordan zu schicken.

      Man beachte: Die Mehrheit der Franzosen wollten die EU und den EUR gar nie haben, schon gar nicht, die „Grande Nation“ unter der Fuchtel der Boches. Eines der Elemente, das Sarkozy die Wiederwahl gekostet hat, war der Eindruck, er sei der Pudel an der Leine von Mutti Merkel. Das verziehen ihm die stolzen Franzosen nicht.

      Hollande ist nicht pro Europa, sondern pro Hollande!

  • Philipp Rittermann sagt:

    in 5 jahren ist die eurozone in der form geschichte, (zum glück).

    • Thomas ernst sagt:

      …sofern es noch 5 Jahre dauert. Meine Prognose ist, dass GR sich noch in 2012 vom EUR verabschiedet – oder wieder in einer Diktatur landet. Wenn’s den ersten Dominostein geputzt hat, ist alles nur noch eine Frage der Zeit, und Krisen wie Lawinen können unheimliches Tempo erreichen.

      • Reto Derungs sagt:

        Genau. GR wird noch 2012 entweder einen „GR“ (oder, aus Gründen der Oekonomie, bereits den PIGS) -Stempel auf seine Euros geprägt erhalten, evtl. einfach wiederum zur Drachme zurückfinden. Kein Europapolitiker wird seine Amtspfründen mit dem kecken Wagemut aufs Spiel setzen, auch nur noch einen währschaften EUR-Cent zu bewilligen, sollte GR – was nach der jüngsten Wahl unausweichlich ist – die Sparauflagen nicht einhalten.

  • Reto Derungs sagt:

    Wohlstandsverwahrlosung heisst eben auch Unfähigkeit zum Verzicht. Und mit einem Heer von konsumverwöhnten Jungen, deren Zahlungsmittel nicht mehr die klingende Münze aus der Lohntüte ist, sondern ein Fächer von Plastic-Karten als Markenzeichen des Schlendrians auf Pump, kann man weder real wachsen (die Wertschöpfung erhöhen) noch sparen (auf Konsum verzichten). Deshalb fiel die Wahl auf Hollande: Er versprüht das süsse Gift, welches die trügerische Hoffnung auf den „Wechsel“ verheisst, Besserung verspricht ohne zu leiden. Der Wähler nimmt die Schalmeien unkritisch und dankbar auf wie ein trockener Schwamm und träumt von einer Zukunft, die es garantiert nicht geben wird. Mich schaudert, wenn ich an die Gesichter denke, welche diese johlenden linken Ignoranten in wenigen Jahren machen werden.

    • Dani Winter sagt:

      @Reto Derungs
      So klare Worte (und richtige) am frühen Morgen. 😉
      Auch in Griechenland, Spanien, Italien usw. versprechen viele aus der linken Ecke sich dem Diktat der EU nicht mehr unterzuordnen und die Geldschleuse wieder weiter zu öffnen. Nur früher haben sie den Franc, Lira, Drachmen, Peseta etc. einfach abgewertet was nun mit der Einheitswährung nicht mehr funktioniert. Aber das hätten die ach so gescheiten Profis schon viele Jahre früher erkennen sollen. Aber beängstigend ist es schon, die nun weitere Entwicklung in Europa zu beobachten. Ich hoffe nur, das die Schweiz auch weiterhin diese ruhige Insel im stürmischen EU Meer bleiben kann.
      Ein EU Europa mit so vielen verschiedenen historischen Wurzeln und Mentalitäten wird nie auf Dauer bestehen, denn die Länder werden sich niemals zu einem grossen Ganzen verschmelzen lassen.

      • will williamson sagt:

        Es hat ja durchaus Profis gegeben, die vor der Einführung des Euro gewarnt haben. Hankel, Schachtschneider et al. sind ja sogar vor Gericht gegangen und wollten die Einführung verhindern. Das Gericht hat ihnen nicht recht gegeben, sondern den Politikern grünes Licht für die Einführung gegeben. Das Tragische an der Entwicklung ist, dass diese Herren nun doch noch recht bekommen, es aber niemandem mehr etwas nützt. Es genügt halt nicht, etwas gut zu meinen, man muss es auch richtig machen. Wenn meine Söhne ungewollt Mist gebaut haben, entschuldigten sie sich jeweils mit der Bemerkung, sie hätten es doch gut gemeint. Darauf erwiderte ich, das ändere nichts am Resultat, es gebe nur mildernde Umstände. Da die Politiker den Euro trotz der vorhandenen Warnungen eingeführt haben, kann man ihnen nicht einmal mildernde Umstände zubilligen. Sie haben den Karren mutwillig in den Sumpf geritten.

    • M.Sold sagt:

      Herr Derungs, wer hat den eigentlich den „Jungen“ die Wohlstandsverwahlosung beigebracht? Wer hat sie gehütet und gepflegt und herumposaunt, dass es“meinen Kindern“ besser gehen soll? Dabei war dies schon zu Zeiten der 70iger fast nicht mehr möglich und nur durch den Quantensprung der Technik und der Gier nach Material noch möglich. Auch Sie haben genau diesen Verwahlosungsweg geöffnet. Nur sieht man vielleicht jetzt auf einmal ein, dass Sparen und Kredit gleichtzeitg nur schwerlich geht. In Wirklichkeit aber haben unsere Eltern dafür nach dem Krieg schwerst gearbeitet und verzichtet, dass es uns so gut geht und nicht wir selbst. Jetzt, wo wir sehen, dass das angesparte Kapital aus den 50iger und 60igern sich weniger verzinst oder gar aufgebraucht ist, machen wir den „Jungen“ Vorwürfe. Da hat doch wohl eher in der eigenen Egozentrik auch die Erziehung versagt. Und dem Euro, ob Erhalt oder Zerfall, hilft die Wertevorstellung für die Jungen auch nicht weiter. Die Wahrheit ist, dass Brüssel und seine Schar von Mitarbeitern sich nur retten will, und es gar nicht mehr um den Euro geht. Man erhält ihn, um das Volk zu beruhigen und den Deutschen nicht die 3. Währungsreform aufzubürden.

    • Es mag vielleicht im abstraktesten Sinn stimmen, was Herr Derungs schreibt. Aber was mir in seinem Kommentar und mehr noch im allgemeinen Diskurs fehlt, ist der Hinweis darauf, mit welcher Selbstverständlichkeit man vom „Volk“ Remedur in der Form von Austerität für einen Schaden fordert, die andere angerichtet hatten. Wieso wird das nie thematisiert?

      Staatsschulden rühren doch zu einem erheblichen Teil daher, dass der Staat (private) Banken vor deren eigener Verantwortungslosigkeit retten musste. Aber statt die Banken dafür abzustrafen, haut man sie heraus und gibt ihnen sogar weitere Mittel, weil „die Wirtschaft“ Liquidität benötigt. Dass die Kredite, die die Banken z.T. grobfahrlässig vergeben hatten, aus dünner Luft geschöpft worden sind, ihnen damit also auch kein wirklicher Schaden entstanden ist, sei einmal dahingestellt.

      Und sogar wenn der Staat mitschuldig war, wie im Falle des Euro-Beitritts Griechenlands (unter Komplizenschaft von Goldman Sachs, deren eigene kriminelle Aktivitäten in der Finanzkrise bereits Legende sind), dann bezahlt auch das Volk für die Verbrechen anderer, da unmittelbar vom Euro-Beitritt ja vor allem wieder die Finanzwirtschaft profitiert hatte.

      Man kann es drehen und wenden wie man will, aber unser Wirtschaftssystem ist institutionell als Ausbeutersystem konstruiert, in dem „die Reichen“ immer gewinnen und „das Volk“ (Mittelstand) immer bezahlt. Es ist daher etwas billig, die Wähler als „johlende linke Ignoranten“ zu verschreien, wenn sie endlich — aber eben doch viel zu spät — den Betrug erkennen.

      • markus bucher sagt:

        Sommer: sie vergessen wohl, dass die Reichen die meisten Steuern zum Abzahlen der Schulden bezahlen werden. Es sind nicht die Reichen, sondern die politisch gut vernetzten Profiteure des Systems, die die Bürger ausnehmen. Einige davon sind reich, das ist keine Frage. Für diese rentiert sich das Spiel auch, wenn sie später mehr Steuern bezahlen. Aber der Rest der „Reichen“ und vor allem der Gutverdiener wird bezahlen.

        Im Falle von Spanien sind es vor allem die Banken, die die Schulden verursacht haben. Aber in Griechenland sind es die Staatsangestellten, die auf Pump zuviel Geld verschwendet haben. Es sind also nicht nur die Reichen, es sind die Profiteure vom Staat, ob reich der nur mit Staatsstellen priviliegiert.

        • hans nötig sagt:

          Das ist so, vorallem jetzt auf Länder wie Griechenland bezogen, nicht richtig. Die Reichen bezahlen da nicht ein Grossteil der Steuern. Grossfirmen erhalten oft Steuernachlasse oder versteckte/offene Subventionen, die bedrohen sonst auch gern mal ein Land mit dem Wegzug (auch bei uns). Es gibt natürlich auch durchaus Ausnahmen die sich um ihr Land und ihre Mitbürger foutieren.

          Ich vermute (habe da keine Zahlen oderso dazu) das ist nur in einigen wenigen Ländern wie bei uns in der Schweiz so, das die Reichen einen Grossteil der Steuerlast tragen. Hier zahlen schlussendlich auch all die reichen Griechen ihre Pauschalsteuern.

          Was die Profiteure betrifft haben Sie aber durchaus Recht imho, die Demokratie verkommt immer mehr zum Selbstbedienungsladen. Zeit uns zu (demokratisch) zur Wehr zu setzen.

      • Hier eine konkrete Frage zu Herrn Derungs Formulierung „Besserung (…) ohne zu leiden“. Wieso erwarten Sie und ähnlich denkende Kommentarschreiber, dass das Volk für etwas „leiden“ soll, das es nicht verursacht hat? Wieso sollen nicht (ketzetischer Gedanke!!) die „Reichen“ „leiden“, indem sie (Unternehmen/Banken/…) etwa gezwungen werden, höhere Steuern zu bezahlen oder anständige Löhne? Diese haben immerhin die Krise mitverschuldet oder wenigstens fürstlich davon profitiert. Was ist so unerhört daran, ausnahmsweise einmal die Verursacher für den Schaden bezahlen zu lassen?

        • markus bucher sagt:

          Das Volk hat die Politiker gewählt, die es verdient!

        • Reto Derungs sagt:

          Unter „Besserung ohne zu leiden“ verstehe ich die von Hollande und andern Warmduschern geschürte trügerische Hoffnung, dass sich die Schuldenberge und Zinslasten „schmerzlos“ unter den Tisch kehren lassen – mit erhöhter Drehzahl der Notenpresse für ein bisschen Wachstum, zarten Budgetrestriktiönchen zur Beruhigung des Gewissens (und unter grösstmöglicher Schonung des am Staatstropf hängenden Wahlviehs), Erhöhung der Steuerlast, ohne dabei zuviel Druck von der Strasse zu erzeugen.

          Die Generation, zu der ich gehöre, wurde in eine Schweiz mit ausgeglichenem Staatshaushalt und finanziell gesunden privaten Haushalten geboren. Es ist dieselbe Generation, welche es zuliess, dass das Leben auf Pump auf allen Ebenen salonfähig wurde und ein Heer von Gratisbürgern geschaffen wurde, welche den Bezug von staatlichen Leistungen – unter welchem Titel auch immer – zur alternativen Lebensform hochstilisierten. Ich habe volles Verständnis dafür, dass nun ins Erwachsenenalter tretenden Jugendlichen, welche in unsere bereits überschuldete Anspruchsgesellschaft hineingeboren werden, diese Altlasten an jene zurückgeben, welche sie zu verantworten haben: An uns, die wir heute mit einer satten Altersrente hinter dem warmen Ofen sitzen. Obgleich ich mir aufgrund meiner stets rechtsbürgerlich-konservativen politischen Haltung persönlich keine Vorwürfe zu machen brauche, stehe ich halt als bekennender Demokrat und Staatsbürger ebenso in der Verantwortung wie die jene, welche mich jeweils überstimmt haben.

          • Ich bin zwar nicht rechtsbürgerlich-konservativ (wohl eher das Gegenteil), aber ich möchte Sie trotzdem entlasten. Die Generation, zu der Sie gehören, hat „das Leben auf Pump auf allen Ebenen“ eben nur insoweit zu verantworten, als Sie — wohl aus einer konservativen Grundhaltung heraus — Parteien gewählt hatten, die sich dann als neoliberale trickle-down Ideologen herausgestellt hatten. Diese hatten dann aus einem überzogenen und — wie wir heute wissen — empirisch falschen Marktglauben heraus unsere Wirtschaft und Gesellschaft in der von Ihnen beklagten Weise umgebaut, sodass Egoismus und Anspruchsglaube die allein gültigen Masstäbe sind. Natürlich wurde das Volk zu konkreten Massnahmen (etwa den Umbau unserer Schweizer Post in einen Schleckstengel-Krämerladen) nie befragt, bzw. wenn das Volk das Referendum ergriffen und gewonnen hatte, wurde das Ergebnis wie im Falle des Strommarkts kurzerhand ignoriert.

            Daher sind sie lediglich in dem Ausmass „in der Verantwortung“, wie Sie bei einem Einbruch in Ihr Haus „verantwortlich“ sind: sie haben ihn vielleicht nicht mit allen Mitteln verhindert, aber das entschuldigt ja wohl nicht den Einbrecher!

            Wenn sich Ihnen allerdings die Gelegenheit böte, den neoliberalen Unsinn wieder rückgängig zu machen und die Schweizer Wirtschaft wieder in jenen Zustand von „ausgeglichenem Staatshaushalt und finanziell gesunden privaten Haushalten“ zurückzusetzen, und sie würden die Gelegenheit ungenutzt verstreichen lassen, DANN wären Sie in die Verantwortung zu nehmen. Ich sage dies nur, weil sich vielleicht eine solche Gelegenheit schneller bietet, als Sie sich vorstellen….

            Schönen Obich wünsch ich!

    • markus bucher sagt:

      Seit die Leute nicht mehr in der Kirche frömmeln scheint es Mode geworden zu sein, unseren Wohlstand zu verachten. Das Christentum, diese Sklavenmoral, ist immer noch wohlauf. Anstatt in der Kirche zu heucheln sprechen die Leute jetzt lieber davon, wie wenig sie die Umwelt belasten und wie wenig sie den Wohlstand schätzen. Gott ist tot aber die Kriecherei hat überlebt.

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