Bernanke vs. Bernanke

An der Pressekonferenz, die US-Notenbankchef Ben Bernanke letzte Woche nach dem offiziellen «Zinsentscheid» gehalten hat, war es vor allem eine Stellungnahme von ihm, die in angelsächsischen Ökonomenblogs auf besondere Beachtung stiess. Unten das Video der gesamten Pressekonferenz. Der hier interessierende Ausschnitt beginnt mit der 13. Minute. Man schiebe also den Regler im Video auf 13.00 und höre den zweiten Teil einer Journalistenfrage und Bernankes Antwort darauf:

Bernankes Aussagen sind eine direkte Antwort auf einen Artikel von Paul Krugman in einem längeren Beitrag im Wochenendmagazin der New York Times (gratis Anmeldung erforderlich). Der Wirtschaftsnobelpreisträger erklärt dort, Bernanke breche als Zentralbankchef mit seinen eigenen Ansichten, die er noch als Professor vertreten habe. Dabei bezieht sich Krugman auf den Aufsatz «Japanese Monetary Policy: A Case of Self-Induced Paralysis?» (PDF) aus dem Jahr 2000, den Bernanke noch vor seiner Zeit bei der Notenbank zur Liquiditätsfalle in Japan verfasst hat. So ganz nebenbei kennt Krugman Bernanke auch persönlich. Der heutige Notenbankchef hat Krugman einst an die Elite-Uni Princeton geholt.

Wem das im Video zu schnell ging. hier nochmals in schriftlicher Form, was Bernanke zu diesem Vorwurf gesagt hat. Quelle ist Business Intelligence – eine ohnehin empfehlenswerte Website:

So  there’s this view circulating that the views I expressed about 15 years ago on the Bank of Japan are somehow inconsistent with our current policies. That is absolutely incorrect. My views and our policies today are completely consistent with the views that I held at that time. I made two points at that time. To the Bank of Japan, the first was that I believe a determined central bank could, and should, work to eliminate deflation, that is it’s falling prices.

The second point that I made was that when short-term interest rates hit zero, the tools of a central bank are not exhausted, there are  still other things that the central bank can do to create additional accommodation.

Now looking at the current situation in the United States, we are not in deflation. When deflation became a significant risk in late 2010 or at least a moderate risk in late 2010, we used additional balance sheet tools to help return inflation close to the 2% target. Likewise, we’ve been aggressive and creative in using nonfederal funds rate centered tools to achieve additional accommodation for the U.S. economy. So the very critical difference between the Japanese situation 15 years ago and the U.S. situation today is that, Japan was in deflation and clearly, when you’re in deflation and in recession, then both sides of your mandate, so to speak, are demanding additional accommodation.

Why don’t we do more? I would reiterate, we’re doing a great deal of policies extraordinarily accommodative. You know all the things we’ve done to try to provide support to the economy. I guess the question is, does it make sense to actively seek a higher inflation rate in order to achieve a slightly increased pace of reduction in the unemployment rate? The view of the committee is that that would be very reckless. We the Federal Reserve have spent 30 years building up credibility for low and stable inflation, which has proved extremely valuable, in that we’ve been able to take strong accommodative actions in the last four or five years to support the economy without leading to an un-anchoring of inflation expectations or destabilization of inflation. To risk that asset, for, what I think would be quite tentative and perhaps doubtful gains on the real side would be an unwise thing to do.

Ben Bernanke am Schluss einer Sitzung der Fed in Washington, 25. April 2012.

Ben Bernanke nach der Pressekonferenz in Washington, 25. April 2012. (Bild: Reuters)

Was also stimmt jetzt? Hat Bernanke seine eigenen alten Erkenntnisse über Bord geworfen oder gings damals in Japan um etwas ganz anderes? Die Auseinandersetzung ist deshalb von Bedeutung, weil sie sich um den Kern von Zentralbankpolitik überhaupt dreht und um die Frage, ob eingespielte Dogmen einer notwendigen Politik jetzt im Wege stehen. Genau das war der Vorwurf, den Bernanke im erwähnten, sehr lesenswerten Papier im Jahr 1999 der Bank of Japan gegenüber gemacht hat.

Vier mögliche Interpretationen dieser Meinungsverschiedenheit scheinen mir prüfenswert zu sein:

  • Interpretation 1: Bernanke hat Recht und die Auseinandersetzung in seinem Paper hat nichts mit seinen Ansichten und seiner Politik jetzt zu tun. Der Notenbankchef begründet den Unterschied vor allem damit, in Japan hätte Deflation geherrscht, was in den USA heute nicht der Fall sei. Daher seien die Politikempfehlungen in seinem damaligen Papier ohne Relevanz für heute. Der Inhalt des Japan-Papiers von Bernanke scheint mir diese Interpretation zu widerlegen. Dem damaligen Professor ging es nicht in erster Linie um die Deflation, sondern vor allem um die fehlende Gesamtnachfrage und die Liquiditätsfalle, die eben in Deflation münden kann. Was die Liquiditätsfalle und die fehlende Gesamtnachfrage betrifft, herrscht die gleiche Situation heute auch in den USA vor. Kommt dazu, dass die Arbeitslosigkeit in Japan nicht besonders hoch war, meist lag sie sogar unterhalb der US-Quote. Mit nach wie vor mehr als 8 Prozent (seit 2009) ist sie dagegen für ein Land wie die USA extrem hoch. Wenn man eine hohe Arbeitslosigkeit genau wie eine Deflation als gefährliches Zeichen eines Nachfragemangels taxiert, dann drängen sich durchaus die von Professor Bernanke im Jahr 1999 verlangten Massnahmen für eine Zentralbank auf. Um welche Massnahmen handelt es sich denn da? Damit gleich zur nächsten Interpretation.
  • Interpretation 2: Eine der Massnahmen, die Bernanke 1999 vorgeschlagen hat, war ein höheres Inflationsziel. Wenn die Inflationserwartungen höher sind, dann sinken die Realzinsen, was die Schuldenlast erträglicher macht und die Kosten für Investitionen senkt. Die Nominalzinsen können bei einem Leitzins von Null Prozent nicht mehr sinken. An der Pressekonferenz hat Bernanke nun einen interessanten Hinweis zum Thema Inflation geliefert: «I guess the question is, does it make sense to actively seek a higher inflation rate in order to achieve a slightly increased pace of reduction in the unemployment rate? The view of the committee is that that would be very reckless.» Die Inflation müsste also entweder deutlich erhöht werden oder für längere Zeit etwas höher liegen, um die Arbeitslosigkeit deutlich zu senken. Bernanke stellt sich gleich nach dieser Bemerkung hinter das Zentralbankerdogma der strikten Inflationsverankerung (hier mehr dazu) und betont, wie gefährlich es wäre, diese über Jahrzehnte erkämpfte Stabilität zu riskieren. Das steht allerdings im klaren Widerspruch zu seiner eigenen früheren Haltung, dieses Dogma eben gerade nicht für sakrosankt zu halten. Und Bernanke betont auch, dass das «Committee» (seiner  Kollegen im Entscheidungsgremium) eine höhere Inflation für «reckless» halten würden. Das führt zu Interpretation 3.
  • Interpretation 3: Bernanke ist ein überaus schlauer Fuchs, der genau weiss, dass ihm in der US-Öffentlichkeit und selbst im eigenen Gremium der obersten Geldpolitiker (Federal Open Market Committee FOMC) ein scharfer Wind ins Gesicht blasen würde, wenn er sich offen zu einem höheren Inflationsziel bekennen würde. Viel besser passen würde es daher, ohne ein solches Bekenntnis die Inflationserwartungen zu schüren. Tatsächlich wird er dort wie in der Öffentlichkeit schon jetzt dafür kritisiert, mit seiner Politik tatsächlich eine höhere Inflation zu risikieren. Die konkreten Massnahmen der Notenbank würden jedenfalls zu dieser Interpretation besser passen als die offiziellen Bekenntnisse. Das gilt vor allem für die Festlegung, die Zinsen bis 2014 bei Null Prozent zu belassen. Das war hier schon mal Thema. Kommt dazu, dass neben Krugman sich auch schon eine Reihe anderer nahmhafter Ökonomen für ein höheres Inflationsziel ausgesprochen haben, so etwa der IWF-Chefökonom Olivier Blanchard, einer seiner Vorgänger Kenneth Rogoff oder der einstige George W. Bush-Chefökonom und aktuelle Wirtschaftsberater Mitt Romneys Gregory N. Mankiw. Die Beispiele zeigen auch, dass die Idee keiner spezifischen Ideologie zugeordnet werden kann.
  • Interpretation 4: Sie setzt ebenfalls beim Druck von aussen an, der sich Bernanke anpasst. Nur erscheint er hier nicht mehr als schlauer Fuchs, sondern eher als Feigling. In diese Richtung argumentiert der Ökonom Lawrence Ball (hier). Aus einer Untersuchung der Fed-Verlautbarungen seit mehr als  einem Jahrzehnt glaubt er herauslesen zu können, dass Bernanke tatsächlich seine eigenen früheren Ansichten nicht mehr zu vertreten wagt. Dies darum, weil er sonst mit seinen Ansichten zu weit vom Mainstream entfernt gewesen wäre, weil er vom Wesen her ohnehin eher scheu sei und weil in den entscheidenden Gremien der US-Notenbank der Gruppendruck besonders gross gewesen sei. Ball datiert allerdings seinen behaupteten intellektuellen Kniefall Bernankes bereits auf das Jahr 2003 zurück. Sollte er Recht haben, dann wäre es wenig überraschend, wenn sich Bernanke aktuell noch sehr viel stärker an die gängigen Dogmen klammert. Immerhin ist er im letzten Jahr in einem Ausmass in der öffentlichen Kritik gestanden –  bis zu jener berühmten Drohung des einstigen republikanischen Präsidentschaftskanditaten Rick Perry – wie es schon lange keinem Notenbankchef mehr widerfahren ist.

Für ein abschliessendes Urteil ist es wohl zu früh und die Entwicklung bleibt spannend. Das untenstehende Zitat aus dem Japan-Paper (mit Verweis auf Roosevelt während der Depression) macht jedenfalls klar, was Ben Bernanke einst von geldpolitischen Dogmen mitten in einer aussergewöhnlichen Krise hielt:

But Roosevelt’s specific policy actions were, I think, less important than his willingness to be aggressive and to experiment—-in short, to do whatever was necessary to get the country moving again. Many of his policies did not work as intended, but in the end FDR deserves great credit for having the courage to abandon failed paradigms and to do what needed to be done…. Why isn’t more happening? To this outsider, at least, Japanese monetary policy seems paralyzed, with a paralysis that is largely self-induced. Most striking is the apparent unwillingness of the monetary authorities to experiment, to try anything that isn’t absolutely guaranteed to work. Perhaps it’s time for some Rooseveltian resolve in Japan.

119 Kommentare zu «Bernanke vs. Bernanke»

  • Andres Müller sagt:

    Geldflüsse halten sich nicht an nationale Grenzen (besonders nicht der US$ und danach der Euro), weshalb zum Beispiel die Rettungspakete nicht in UNSERER Relwirtschaft ankommen, sondern zum Beispiel in Brasilien, wo der Real deshalb unter Auwertungsdruck steht. Man braucht hier also nicht über Inflation zu unterhalten, sondern dort wo das „billige“ Geld tatsächlich ankommt (oder auch abgezogen wird).
    In Europa kaufen die Banken mit dem Geld vor allem ihre eigenen Anleihen auf, während die Kreditvergabe an die Realwirtschaft sogar noch restriktiver geführt wird, vor allem in den PIIGS -Ländern.

    Diskutiert man Inflationsziele, so müsste man in den USA und Europa auch die durchschnittliche globale Inflation miteinbeziehen, die beträgt derzeit zur Bevölkerungszahl gewichtet etwa 3,5 %.
    Ebenfalls Einfluss auf die Inflation haben der Zustand der Börsen, bei Panikverkäufen von Spekulanten können zum Beispiel Rohstoffe und Lebensmittel massiv im Wert einbüssen. So gesehen aus der Persprektive des börsenhandels müsste die Inflation dann zunehmen, wenn die Volatilität sinkt und die Investoren aus dem Panikmodus herauskommen, wovo wir noch sehr weit weg sind.

    • Oliver sagt:

      Ich glaube man muss Bewegungen innerhalb der abstrakten Welt der Finanzen, und dazu gehören neben Krediten und Staatsanleihen auch Firmenpapiere, Devisen, Rohstoff futures etc. von Bewegungen innerhalb der realen Wirtschaft, also reale Investition und Konsum, trennen. Der Übertragungsmechanismus läuft, eigneltich nur von der zweiten Welt in die erste, und zwar über Einkommen durch Arbeit, das zu mehr Nachfrage nach Konsumgütern und darauf folgend zu mehr realen Investitionen führt. Die ist die ‚damend side‘ Logik der Keynesianischen Ökonomie. Bei tiefen und sogar sinkenden Löhnen, ist ein solcher Funkenübersprung kaum zu erwarten. Man kann noch so viel Geld oder Liquidität oder tiefe Zinsen haben, um ein paar geläufige Begriffe zu missbrauchen, es wird nicht zu Wachstum führen. Mit dieser supply-side Logik, ergänzt durch immer steigenden Kredite an Privathaushalte, wurde aber seit Reagan und Thatcher die Inflation erfolgreich tief und der Einfluss der Zinspolitik auf das Konsumverhalten griffig gehalten. Demnach würde ich auch in Brasilien nicht von Inflation reden, sondern von Spekulation in Finanzprodukten. Bei ersterer besteht die Gefahr, dass aus einer linearen Aufwärtsbewegung (Inflation) eine Aufwärtsspirale entsteht, spekulative Gewinne hingegen können über kurz oder lang nicht permanent über dem Wachstum der Realwirtschaft liegen und neigen daher zu boom und bust Zyklen. Dies sind zwei komplett veschiedene Paar Schuhe, weshalb ich auch das Geschrei über eine bevorstehende Hyperinflation für komplett falsch halte.

      • Anh Toan sagt:

        @Oliver: Ich frage mich, ob in entwickelten Volkswirtschaften nicht auch das Einkommen aus Anlagen zu mehr Nachfrage nach Konsumgütern folgt. Am meisten wird doch von der oberen Mittelklasse konsumiert, die einen Teil ihres Einkommens aus Arbeit, einen wesentlichen Teil jedoch auch aus Kapitaleinkommen generiert. Beim Platzen von Blasen fällt dieser Einkommensteil weg, was den Konsum reduziert….

        • Oliver sagt:

          Ja, meine Abgrenzung ist wohl nicht ganz sauber. Aber, wie du selber sagst, nachhaltig ist ein solches System nicht, sondern prozyklisch und das erst noch unbesteurt. Wenn das keine sinnlose Umverteilung zu Lasten der Lohnempfänger ist…

        • Oliver sagt:

          Ich denke, der ganze Streit zwischen demand und supply side ist ein wenig wie den Anfangspunkt eines Kreises finden zu wollen. Trotzdem finde ich das Nachfragemodell einleuchtender

  • Baer sagt:

    Einverstanden. „Inflation und Geldfälschung sind nicht das gleiche. Mit der Fälschung erzeugen Sie ein ‘financial asset’, aber ohne Gegenbuchung als Schuld.“ Sehr richtig. Der Staat kann und darf keine Guthaben aus dem Nichts hervorzaubern, auch nicht via Zentralbank. Wenn diese kleine, einfache Wahrheit doch nur von mehr Menschen verstanden würde.

    • Andres Müller sagt:

      Aber die UBS kann das, Geld aus dem Hut zaubern ohne Gegenbuchung in Form von geleisteter Arbeit:

      Axel Weber: Der neue UBS-Präsident erhält für seinen Einstand vier Millionen Schweizer Franken!

      Ich mag ihre technoiden Beschreibungen über das real existierende monetarische System, allerdings dient die Technokratie des Systems das nur dem dummen Volk, während Oben einfach der nächste Geld-Topf in Griffweite geöffnet und für nichts geleert wird. Hinterher kann man dann kommen und die Buchungen auf das Konto von Axel Weber zu erklären, aber die Erklärung selbst ist keine sozial erträgliche Erklärung, sondern raffinierter Diebstahl.

      • Baer sagt:

        @ Andres Müller: Ich bin natürlich einverstanden, dass es stossende Auswüchse gibt, und ich denke auch, dass Geld gewisse schlechte Aspekte des Menschen fördert. Distanzierung der Menschen voneinander und Gier beispielsweise. Aber wie Sie schon sagen, es geht mir persönlich um die Zahlungsvorgänge. Die ethische Komponente ist auch sehr wichtig, aber weniger im Fokus bei mir.

        • Andres Müller sagt:

          Herr Baer, sicher haben Sie schon bemerkt das ich kein Ökonom bin, aber ich bin auch kein Soziologe. Bei mir dreht es sich um Prarameter, zu denen eben auch das menschliche Verhalten gehört. Das menscliche Verhalten, so habe ich aus meinem eigenen Fachbereich gelernt, spielt dann am meisten seine Rolle -wenn in Grenzregionen operiert wird. Wir haben in der Volkswirtschaft solche Grenzregionen in Form von Schulden/Vermögensbergen aufgetürmt. Während zu Zeiten von Wachstum und Bomphasen die Nüchterneit regiert -vielleicht noch etwas überhitzter Machbarkeitsglaube, so herrscht heute allgegenärtiges Misstrauen in der Ökonomie. Bei Computerprogrammen stehen aber meistens die Parameter fest, man kann dann nicht nur riechen dass das System abstürzt -es stürzt sofort ab. Nun glaube ich dass die Zahlungsvorgänge von denen sie sprechen derzeit dynamisch schnell neuen Bedingungen angepasst werden, man such zum Beispiel Ort wo man noch mehr Schulden hinschieben kann oder wie man die Hebel zwischen Kredit und Eigenkapital erhöhen könnte, und vor allem werden Schulden auf die Zukuftsgenerationen hin verschoben und also in die ferne Zukunft entsorgt. Ich habe bei der EZB einen Kredit als Sicherheit gesehen dessen Fälligkeit (kein Witz!) im Jahr 9999 fällig wird. Ich muss ihnen also mitteilen dass ich ziemlich am schwitzen bin um da in diesem Finanzsystem nocht irgendwelche plausiblen Zahlungsvorgänge zu erkennen.

          • Baer sagt:

            @ Müller: Ich teile Ihre Sorge, es ist wirklich sehr gefährlich, was momentan abgeht. Sie sprechen am Schluss von ewigen Anleihen, die nie zurückbezahlt werden. Meines Wissens gibt es mehrere Institutionen, welche solche herausgeben. Das ist eigentlich gar nicht so speziell. Aktien sind auch eine Art ewige Anleihe, wenn man keine Mitspracherechte hätte. Man erhält einfach immer ein bisschen Dividende, wie man bei der ewigen Anleihe immer ein bisschen Zins erhält

            Ich bin Rationalist und versuche das Zahlungs- und Bankensystem nach wissenschaftlichen Standards zu erforschen, um eines Tages zu verstehen, wie man ein besseres Geldsystem entwerfen könnte – wenn die Gesellschaft denn ein solches verlangt. Das Prinzip der Funktionsweise von Transaktionen ist ein ehernes Prinzip, welches eine robuste Ausgangslage für Analysen bietet. Es ist aber sehr anspruchsvoll, und es wäre vermessen, zu behaupten, dass das Forschungsprogramm am Ende seiner Reise ist (es sind mittlerweile einige Professoren der Geldtheorie, die dieses Forschungsprogramm mittragen – gegründet wurde es von Bernard Schmitt).

          • Andres Müller sagt:

            Herr Baer die End Open Staatsanleihen der Portugiesen sind als Sicherheit bei der EZB hinterlegt.
            http://www.ecb.int/paym/coll/assets/html/dla/EA/ea_pt_120427.txt
            Staatsanleihen gelten aber als „unbesicherte Anleihen“, sind also nicht gegen Ausfall geschützt. Um das nachzuholen müsste jener welcher das als Sicherheit hinterlegt auch eine entsprechende CDS-Versicherung abschliessen. Da dies die Erträge der Zinsausschüttung drastisch reduziert, sank deshalb der Wert der Anleihe seit 2009 von ca. 60 Euro auf derzeit 23 Euro.

            Die Wertentwicklung dieser Anleihe kann hier eingesehen werden:
            http://www.onvista.de/anleihen/snapshot.html?ID_INSTRUMENT=3572078&PERIOD=7&ID_NOTATION=6040228#chart

            Wenn solche Anleihen als Sicherheit hinterlegt werden, dann muss man wissen das bei einem Default -Ereignis der Portugiesen diese Anleihen infolge der dann hohen CDS keine Sicherheit mehr bieten können, auch nicht die Coupon Auszahlung von 3,5% die alle drei Monate erfolgt, das Zins-Geld würde durch die Bezahlung der CDS völlig aufgefressen. Gerade bei einem drohenden default bieten diese Anleihen also überhaupt keine Sicherheit mehr. Doch die Anleihen wurden bei der EZB genau zu diesem Zweck der Sicherheit eingetragen, einer Sicherheit die nicht mehr vorhanden ist sobald sie als Sicherheit zu dienen hätte.

            Soviel ich weiss gelten nur in Europa Staatsanleihen als Sicherheiten, warum das so ist entzieht sich mir anhand der Fakten die bei einem defaul auftreten völlig. Vielleicht können Sie mir einen Grund angeben warum in Europa Staatsanleihen als Sicherheiten bei der EZB verwendet werden dürfen, um dafür Geld zu erhalten.Die EZB führt und veröffentlicht ein Verzeichnis der zugelassenen marktfähigen Sicherheiten:
            http://www.ecb.int/paym/coll/assets/html/index.en.html

  • Linus Huber sagt:

    Ich erkenne in Pauls Position keine Gefahr für mich, im Gegenteil, die Verletzung von grundsätzlich erforderlichen Regeln werden wieder gestärkt und die Manipulation und Korruption wird reduziert. Wir sind grosse Schritte vom Zustand entfernt, dass der Staat sich wirklich weniger ins Leben der Menschen einmischt und ich sehe überhaupt keinen Grund, eine Reduktion von staatlicher Einmischung zu fürchten zur heutigen Zeit.

    Wie Sie es darstellen, müsste das Establishment oder die Elite sich ja massiv für einen Erfolg Pauls einsetzen, tut sie aber nicht, im Gegenteil, jeder seiner politischen Erfolge wird in den Medien unterdrückt. Dies alleine zeigt schon, dass es vor allem gegen den Strich der Grossfirmen und Banken ginge, wenn Paul Präsident wäre, da sie wohl dann nicht mehr ihre Interessen so gut vertreten könnten.

    Natürlich ist die Entwertung von Währungen Diebstahl. Wenn dies nicht so wäre, dürfte ich ja auch ein paar Banknoten drucken. Es handelt sich um korrupte Geldpolitik, wenn Ehrliches Geld, wie z.B. Gold mit steuerlichen Hindernissen verhindert wird, nicht wie Sie dies wiedergeben hier.

    Natürlich werden Vermögen vernichtet, wenn wir die Kreditmenge reduzieren. Niemand widerspricht diesen buchhalterischen Grundsätzen hier. Dies ist ja auch nicht die Frage, sondern die Frage besteht eher darin, wie lange wir noch wirtschaftlich in der Lage sein werden, diese Kreditvolumen zu bedienen ohne dass wir uns der Gefahr der Hyperinflation aussetzen. Grundsätzlich gibt es mittelfristig nur diese 2 Möglichkeiten in meinen Augen, entweder Reduzieren wir das Kreditvolumen (und am besten zulasten jener, welche die Kredite gesprochen haben) oder wir unterziehen uns einer massiven Inflation und Zerstören im Prozess die Währungen.

    Krugman’s Philosophy ist wohl bekannt. In seinen Augen hat Geld einzig die Funktion als Manipulationsinstrument für das Fed zu dienen.

    Seine Unkenntnis der römischen Geschichte bezüglich seiner Geldpolitik ist erschreckend. Ich nehme allerdings an, dass er kein Gegenargument zur Verfügung hatte und aus diesem Grund sich unkenntlich zeigte. Oh, wie kann einer der sein Leben lang nichts tut und denkt als Wirtschaftswissenschaft kein Argument finden?

    Seit diesem Face-Off hat Krugman sich schon 3x in seinem Blog gerechtfertigt, ein klares Zeichen, dass er seine Niederlage verdauen muss. Für Ron Paul war dies Alltag und schon wieder vergessen.

    Also kommen Sie mir nicht mit Darstellungen, dass Paul’s Politik Korruption und Ähnliches foerdert; nein, das jetzige System ist voll davon.

    • Baer sagt:

      @ Huber: Wir sind gar nicht soweit auseinander, wie Sie denken. Der Liberalismus und der Sozialismus waren in ihrer Urform Befreiungstheorien. Deshalb waren sie bei der breiten Bevölkerung so beliebt. Es geht bei beiden Theorien in ihrer Urform um Befreiung von Unterdrückung. Die erste Theorie befreit vom obrigeitlichen Staat, die zweite Theorie befreit vom obrigkeitlichen Eigentümer. Beide sind anti-autoritär. Beide Theorien dienen heute jedoch nur noch als Referenzpunkte in sehr unsachlichen Debatten, von Leuten geführt. Machen wir ein Beispiel: Sozialismus hatte genauso nichts mit der Sowjetunion zu tun, wie die USA heute mit Liberalismus zu tun hat. Sozialismus bedeutet (und bedeutete übrigens immer) im Kern Selbst- und Mitbestimmung am Arbeitsplatz (Werner Sombart hat dazu sehr viel geschrieben). In der Sowietunion gab es aber nun null Mitbestimmung, es war das exakte Gegenteil von Sozialismus. Mit dem Liberalismus ist es heute ähnlich, nur nicht so extrem. Ron Paul vertritt den Liberalismus von John Locke, würde ich sagen. Kurzformel: Eigentum ist der wichtigste Wert, dann das Individuum. Man soll nur soviele Freiheiten haben, bis man durch die Ausübung seiner Freiheit die Freiheit anderer beschneidet. Dieses liberale Prinzip ist ihm scheinbar wichtig – ausser beim Eigentum, da findet er scheinbar es unbedenklich, dass die Ausübung der Eigentumsrechte einiger die Freiheiten anderer beschneiden. Jedenfalls ist die USA sehr interventionistisch: Hohe Zölle und hoches Staatswachstum (vor allem unter Reagan, Ron Pauls Liebling), Patentrechte zum Schutz der grossen Konzerne, riesige Subventionen für den Technologiesektor (getarnt als Militärausgaben), die meisten grossen Konzerne wurden schon einmal vom Staat gerettet, beschränkte Haftung von Unternehmen, etc. etc. Alles Eingriffe in den sogenannt „freien Markt“, die ein echter Liberaler wie Ron Paul verabscheut. Und deswegen hasst ihn die Elite. Die Elite hat die Rhetorik der Österreichischen Schule schon immer bloss als das verstanden, was sie ist: ein rhetorisches Mittel, keine ernstzunehmende Politik. Ron Paul hat das nicht verstanden, dass man liberale Ideen nur rhetorisch verwenden soll, nicht umsetzen.

      • Linus Huber sagt:

        Eigentum ist der wichtigste Wert, dann das Individuum

        Oh, und diesen Grundsatz verfolgen wir wohl nicht in Europa? Darum haben wir ja die unrueckzahlbaren Schulden von z.B. Griechenland nett einfach abgeschrieben und der massive Abbau der Sozialleistungen sind nur eine Fiktion.

        • Baer sagt:

          @ Huber: Ich sagte nicht, dass wir diese Ideologie in Europa nicht verfolgen. Mit Griechenland haben Sie völlig recht. Aber man kann es auch auf die Spitze treiben, und in diese Richtung gehen die sogenannten Libertären in den USA. Man könnte z.B. das Mietrecht und das Arbeitsrecht abschaffen, da diese die Verfügungsgewalt der Eigentümer schwächt. Oder man könnte es Unternehmen erlauben, bei der Job-Anstellung nach belieben zu diskriminieren oder gewisse Kunden aus rassistischen Gründen nicht zu bedienen. Das liegt alles in der Macht der Eigentümer, wenn diese Macht (welche nicht mehr ist als ein staatliches Privileg) nicht beschränkt würde. Wir haben in Europa viele Einschränkungen des Eigentums, und ich persönlich sehe das als Fortschritt an.

          • Linus Huber sagt:

            Es ist ja genau dieser Aspekt, welchen ich kritisiere mit der gegenwärtigen Politik, welche schrittweise Demokratie durch die Herrschaft des Kapitals ersetzt. Anstelle 90% des griechischen Schuldenberges vor 2 Jahren abzuschreiben und somit hauptsächlich jene zu treffen, welche sich seit Jahren an den Zinsdifferenzen bereicherten, wurde durch die Massnahmen Zeit geschaffen, diese Verluste der Allgemeinheit unterzujubeln. Die Elite hat die Politik voll im Griff und wenn man dies ein wenig näher betrachtet, liegen wir nicht fern vom Begriff „Faschismus“.

            Unter Paul würden diese Machtmonopole schrittweise zerstört, da die Politik sich distanzieren würde von der Unterstützung von Interessengruppen.

          • Baer sagt:

            @ Huber: Ron Paul versteht und benutzt den Liberalismus als das, was sie ursprünglich war: eine Befreiungstheorie. Die Menschen mögen das natürlich. Und das schockiert die „liberalen“ Eliten, die den Liberalismus nur als rhetorisches Feigenblatt benutzen. Das ist etwa so, als hätte in der Sowjetunion jemand den Sozialismus ernst genommen. Die Partei hätte böse reagiert. Das Problem ist, dass der Liberalismus ein grosses Defizit hat: die Eigentumstheorie. Im Liberalismus kennt das Eigentum nämlich keine Beschränkungen (siehe z.B. Locke, Zweite Abhandlung über die Regierung). Somit legitimiert der Liberalismus alle Macht aus dieser rechtlichen Institution, und das finde ich einen groben Schnitzer in dieser Theorie. Aber ich muss sagen, Ron Paul wäre wahrscheinlich trotzdem besser als die anderen Kandidaten, wenn er seine Aussenpolitik und Drogenpolitik so umsetzt. Seine Bildungspolitik finde ich katastrophal.

          • Baer sagt:

            @ Huber: Es gibt übrigens einen guten Test, wie Sie schauen können, was unter Ron Paul geschehen könnte. Paul ist ein grosser Fan von Ronald Reagan und seiner Wirtschaftspolitik, nicht wahr? Nun, was hat Ronald Reagan wirtschaftspolitisch erreicht? Lassen wir dabei seine Aussenpolitik (z.B. Unterstützung des Apartheid-Regimes) beiseite, welche mehrere illegale Kriege (Nicaragua, El Salvador, Guatemala) und tausende von zivilen Opfern involviert im sogenannten Kampf gegen den Kommunismus. Wie war seine Wirtschaftspolitik? Die Lohnschere hat sich massiv vergrössert, die Staats- und Fiskalquote ist unter ihm gestiegen, die Staatsverschuldung ist durch die Decke, die Importzölle haben sich ca. verdreifacht. Er war, gemäss S. Richman vom Mises Institut (!!) der protektionistischste Präsident seit Herbert Hoover. Gleichzeitig hat Reagan die existierenden Gewerkschaftgesetze (Wagner Act) konsequent missachtet und so den Rechtsstaat explizit aus den Angeln gehoben, mit der Konsequenz, dass Unternehmen zehntausende von Arbeitern illegal entlassen konnten, welche sich organisieren wollten wegen schlechter Arbeitsbedingungen – der Staat sah einfach weg, illegalerweise. Dazu gab es einen guten Artikel in der Business Week. Reagan war der feuchte Traum jedes Konzerns. Wenn das das Vorbild Ron Pauls ist, sieht es schlecht aus.

    • Oliver sagt:

      Sie sind auf keines meiner Argumente eingegangen. Ein echter Politiker steckt in Ihnen…

      Sie begehen einen fundamentalen logischen Fehler, wenn Sie aus der Tatsache, dass der Staat den ihm zugewiesenen Aufgaben (vermeintlich) nicht genügend nachkommt, schliessen, dass diese Aufgaben in Abwesenheit eines Staatsapparates besser gemacht würden. Benützen Sie mal in England ÖV, dann wissen Sie was ich meine. Zu den Aufgaben des Staates gehört es normalerweise, die Güter und Leistungen der Allgemeinheit bereitzustellen, der sich die Privatwirtschaft nicht annehmen würde, natürliche Monopole zu betreiben, Gesetze zu schreiben und zu implementieren (d.h. alle Gesetze, nicht nur die, die privates Eigentum schützen), die nationalen Grenzen zu schützen etc.. Über den genauen Umfang dieser Aufgaben muss letztlich das Volk entscheiden, aber wenn der Staat unter einem Grundverdacht steht, wird er die ihm zugeteilten Aufgaben kaum zufriedenstellend meistern können. Meines Erachtens sollten die Tätigkeit aller Menschen der gleichen Prüfung standhalten – nämlich, ob Sie dem Allgemeinwohl dienlich oder zumindest nicht abträglich sind. Dies ist unter Pauls Ideologie ganz eindeutig nicht der Fall.

      Ja, Herr Pauls Meinungen sind teils so weit vom Konsens entfernt, dass er nicht viel Anklang im Republikanischen Establishment findet. Aber er stellt auch unangenehme Fragen, was man ihm eigentlich anrechnen sollte. Libertäres Gedankengut ist allerdings fester Bestandteil der Amerikanischen Seele. Pauls Sohn kandidiert erfolgreich damit. Paul Ryan auch. Die Koch Brüder haben gerade das Cato Institut aufgekauft und wollen das ganze Land Ayn Randisieren. Etc… Dies ist ein Phänomen neben vielen in Amerika, die ich als Konsensbedachter Europäer nicht recht nachvollziehen kann. Religiöser Fanatismus oder die Kriegsbesessenheit sind andere, die keinesfalls besser sind.

      Inflation und Geldfälschung sind nicht das gleiche. Mit der Fälschung erzeugen Sie ein ‚financial asset‘, aber ohne Gegenbuchung als Schuld. Sie können aber sehr wohl ihrem Nachbar einen Schuldschein über Fr. 100.- ausstellen sofern er sich auf den Deal einlässt. Z.B. dafür, dass er Ihren Rasen mäht. Auf diese Weise kann jeder eine Art Geld kreieren. Die Chance, dass man mit solchem Geld dann in der Migros einkaufen gehen kann, ist jedoch eher gering. WIR oder Rekachecks haben eine gewisse Akzeptanz erlangt. Ausserdem ist nicht gesagt, dass durch einen Akt der Fälschung die Kaufkraft einer Währung abnehmen würde. Dies ist eine Funktion der bezahlten Preise, bzw. dem Vermögen der Produzenten, der erhöhten Nachfrage nachzukommen. Inflation ist übrigens definiert als kontinuierlich steigendes, allgemeines Preisniveau. Und das Wort ‚Debasement‘ stammt aus Zeiten des Goldstandard, den es bekanntlich nicht mehr gibt.

      Im gleichen Sinne wird auch kein Vermögen vernichtet, wenn Kredite zurückbezahlt oder neu verhandelt werden. In beiden Fällen reduziert sich die Bilanzsumme des Schuldners und des Kreditors um je die gleiche Menge an assets und liabilities. Netto Vermögen über alle Beteiligten Einheiten ist hierdurch nicht tangiert. Echtes Vermögen im Sinne einer Anlage oder eines Hauses schon gar nicht.

      • Linus Huber sagt:

        „Abwesenheit eines Staatsapparates“

        Warum Unterstellen Sie mir diese Idee. Nicht abwesend soll der Staat sein, sondern klare Regeln (Regelwerke von x-hundert Seiten sind zum Beispiel ebenfalls wettbewerbsverzerrend, da dies Grossfirmen begünstigt) für sämtliche Akteure und nicht einmischen in die dadurch entstehende Situation, sondern strikte Verfolgung der Regelbrecher (Missstände muessen bestraft werden, wie z.B. MF Global, wo der Verantwortliche anscheinend mit Unwissenheit als Verteidigung straffrei bleibt) wird . Ebenfalls keine inflationäre Geldpolitik, da dies ebenfalls Ungleichheit schafft, indem die einen dadurch begünstigt werden und andere benachteiligt.

        Ich negiere nicht, dass gewisse Grundgedanken Ron Pauls evtl. ein wenig zu weit gehen mögen, jedoch muss man dies im Zusammenhang der heutigen Politik sehen, wo der Staat sich gefährlich in die persönlichen Belange einmischt und Richtung Ueberwachungsstaat schreitet, welchen ich grundsätzlich ablehne, da dadurch die Freiheit des einzelnen immer stärker beschnitten werden kann. Wenn solch ein Apparat ausgereift und in Stellung ist, braucht es wenig, um eine vollständige Diktatur zu kreieren.

        Über die Aufgaben und den Umfang der staatlich zur Verfügung gestellten Leistungen wird es immer eine Diskussion geben, speziell in Bereichen, wo kein wirtschaftlicher Nutzen entsteht. Jedoch zu glauben, dass wir uns alles leisten können, was „nice to have“ und nicht „required to have“ ist, muessen wir wohl als Idee besser vergessen, in Anbetracht der über die letzten Jahrzehnte geschaffenen Kreditvolumen, welche wir jetzt versuchen sollten, gesellschaftsvertraeglich abzubauen.

        Natürlich werden durch den Abbau des Kreditvolumens vermeintliche „Vermoegen“ reduziert, da durch die Abschreibung von nicht rueckzahlbaren Krediten automatisch, wie Sie dauernd erwaehnen, entsprechende Guthaben reduziert werden bei diesem Vorgang. Nicht rueckzahlbare Kredite muessen nicht verhandelt sondern abgeschrieben werden. Es ist jedoch richtig, dass das gesamte Nettovermoegen sich nicht verändert, da der Schuldner dadurch schuldfrei gemacht wird.

        Da grundsätzlich kein realer Wert hinter einem Geldschein steht und die Regeln zugunsten einer Begrenzung der Ausweitung des Kreditvolumens mehr oder weniger abgeschafft wurden, sind wir am heutigen Punkt angelangt. Anstatt die vergangenen Fehler anzuerkennen, werden diese mit der heutigen Geldpolitik nicht nur nicht anerkannt, sondern noch verstärkt.

        Wenn ich mir die ganze Angelegenheit ein wenig mit Distanz betrachte, erkenne ich in Ihnen ein Verfechter des Status Quo, der getrimmt wurde, das bestehende korrupte System zugunsten der Elite zu verteidigen und jedem echten Argument entweder ausweicht oder durch Theorien verteidigt, welche jedoch am Ziel vorbeischiessen. Trotzdem bin ich natuerlich dankbar, dass Sie sich die Zeit nehmen (übrigens gibt es noch eine freie Position, wo Sie arbeiten, ich würde auch liebend gerne soviel Zeit zur Verfügung in einer bezahlten Beschäftigung) mir Ihre Ideen darzulegen.

        • Oliver sagt:

          Ich bin kein Verfechter des Status Quo, ich denke das bezeugen meine wutbürgerlichen Tiraden auf diesem Blog gut :-). Ich meine aber, dass Herr Paul zwar einen guten Kampf führt, jedoch dank einer simplisitschen Ideologie und einem falschen Verständnis des Finanzsystems zu falschen Schlüssen kommt.

          Dahinter steckt meiner Ansicht nach eine Grundsatzfrage nach dem Bausteinen unserer sozialen und wirtschaftlichen Umwelt. Auf der einen Seite stehen die Individualisten, die die Meinung vertreten, dass die Gesellschaft nichts als die Summe seiner Einzelteile ist. Die Konsequenz solchen Denkens führt unweigerlich zu anarchistischem Gedankengut, dem ich weder von links noch von rechts viel abgewinnen kann (Murray Rothbard z.B. ist ein Anarcho Kapitalist).

          Auf der anderen Seite, bzw. politisch zwischen diesen zwei Extremen, liegt die Erkenntnis, dass es Gewinne durch organisierte Koordination zwischen Menschen gibt und dass sich diese Koordniation unter anderem in Hierarchien und Institutionen manifestiert. Danach folgt die Frage, in welcher Weise solche Organisationen am besten gehandhabt werden und hierbei stimme ich Baer zu, dass es im Grunde um Mitspracherecht und andere Mechanismen zur Eindämmung und Kontrolle von Macht geht. Der Macht nämlich, die unweigerlich mit der den Organisationen und ihren Mitgliedern zugeteilten Verantwortung kommt.

          Vieles in der Ökonomie, insbesondere der Österreichisch geprägten Ökonomie, würde ich dem ersten Lager zuteilen, da es Zuständigkeiten für Menschliche Probleme ins Reich der Götter bzw. der Naturgesetze abschiebt, was ich für verantwortunglos halte. Die Zentralbank abzuschaffen löst noch keine Probleme sondern schafft höchstens neue.

          Ich hoffe das war vage genug formuliert, dass du dich einigermassen damit anfreunden kannst :-).

          • Linus Huber sagt:

            Der Pendel schwingt hin und her. Ich denke, dass er lange genug Richtung Faschismus, finanzielle Repression sowie einer auseinanderklaffenden Vermögens- und Einkommensschere ausgeschlagen hat und eine Richtungsänderung angemessen ist.

            Wenn Sie die Lage ehrlich beurteilen, werden Sie zu einem ähnlichen Schluss kommen.

          • Oliver sagt:

            ich weiss nicht, was du mit finanzieller Repression meinst, normalerweise wird das Wort z.B. bei Chinas Währungsmanipulation verwendet. Aber ansonsten stimme ich dem ungefähr zu. Wo wir scheinbar nicht gleicher Meinung sind, ist bei den Ursachen der Missstände. Hier ein Artikel interessanter, der eine gemeinsame Herkunft von Liberalismus und Repression postuliert:

            http://www.guardian.co.uk/commentisfree/cifamerica/2012/apr/30/laissez-faire-with-strip-searches-liberalism

          • Baer sagt:

            @ Oliver: Obzwar ich mit dir zu weiten Teilen einverstanden bin, muss ich doch in die Bresche springen für den linken Anarchismus. Dieser ist – so wie ich ihn gelesen und verstanden habe – alles andere als eine Vereinzelungstheorie à la Thatcher („there is no such thing as society“), sondern vielmehr versteht er den Menschen von Beginn weg als ein empathisches, kreatives, invividuelles, soziales Tier, welches immer eingebettet ist in eine Gesellschaft. Exemplarisch ist eines der Urwerke des theoretischen Anarchismus, Kropotkins „Gegenseitige Hilfe“. Wie der Titel schon sagt, geht es in diesem Buch des Biologen Kropotkin darum, dass Tiere allgemein und der Mensch insbesondere erfolgreich sind, wenn sie solidarisch miteinander umgehen, sich helfen und unterstützen. Solidarität ist also ein Grundgedanke. Was die linken Anarchisten kategorisch ablehnen, ist die Herrschaftsbeziehung untereinander, sprich ungewählte Macht. Dies im Unterschied zu „autoritären Anarchisten“ der Österreichischen Schule (eigentlich ein Oxymoron), welche finden, das Verhältnis unter Menschen soll durch Herrschaft (durch Eigentum) geprägt sein. Ghandi, George Orwell und Albert Camus waren z.B. bekennende Anarchisten, und diese würdest du wohl kaum als asoziale Spinner bezeichnen?

          • Linus Huber sagt:

            Finanzielle Repression ist (so wie ich dies verstehe) die Idee, den Zinslevel unter der Teuerung anzusetzen, wobei jener, welcher seine Mittel in verhaeltnismaessig sicheren Anlagen investiert, Verluste einzustecken hat.

            Der Artikel im guardian beschreibt die heutige Situation gut. Ob unter Obama oder Romney, diese Situation wird sich fortsetzen oder noch verstärken. Nur Paul würde den Einfluss der Wirtschaftselite auf die Politik massiv reduzieren und den Faschismus beenden. Ebenfalls ist er klar gegen solche persönlichen Stripsearches, wie z.B. an Flughäfen durchgeführt werden.

            Die Ursache liegt in meinen Augen im enorm hohen Einfluss der wirtschaftlichen Elite auf politische Entscheidungen, wo Prinzipien durch das Interesse dieser Firmen ersetzt wurde.

          • Oliver sagt:

            @ Baer

            Ich denke, du bist um einiges belesener als ich, also nehme ich deine Verteidigung gerne zur Kenntnis. Und nein, ich würde keine der genannten Personen als Spinner abtun.

            Ich habe wie du Mühe mit dem Ansatz, inheränte Machtgefüge einfach zur Tugend zu definieren, wie dies die Libertären tun. Und auch mit der Aussage, dass ein Eingreifen per Definition zu einem schlechteren Ergebnis führt als irgendein ’naturbelassene‘ Zustand des ‚freien Marktes‘. Eine solche Theorie hält keiner Empirik stand und ist somit zu verwerfen.

            Anderseits habe ich auch ein Problem damit, wenn man aus dem Vorhandensein eines starken empathischen Moments im Menschen schliesst, dass es einen gesellschaftlichen Zustand geben kann, der ohne Hierarchiene und Machtstrukturen auskommt. Dies höre ich aus vielen selbst ernannten Anarchisten wie z.B. Chomsky oder Graeber heraus und mein Hang zum Fassbaren und Verwertbaren wehrt sich dagegen. Aber vielleicht ist dies nur eine oberflächliche Lesart.

            Beides sind Idealzustände, insofern als sie nie erreicht werden. Meine Behauptung ist, dass eine Gesellschaft gezwungenermassen den Weg über unperfekte Institutionen und Kontrollmechanismen wie z.B. der Demoktratie gehen muss und es daher sinnvoll ist, sich mit deren Funktionsweise auseinanderzusetzen. So wie dud dich mit der Funktionsweise des Geldsystems auseinandersetzt. Demoktratie wird immer bedeuten, dass einzelnen Menschen explizit Macht/Verantwortung anvertraut wird und dies, wie das Wort anvertrauen andeutet, immer eine grossen Spielraum für Missbrauch mit sich bringen wird. Und bleibt nicht anderes übrig, als Schritt für Schritt, Gesetzt für Gesetzt, Institution für Institution daran zu schrauben.

            Ich gebe allerdings zu, dass alle Kollektive wie z.B. Firmen oder Regierungen im Grunde genommen leere Gefässe sind, deren Inhalt ständig neu definiert weden muss. Insofern bedarf es auch utopischer Ideen, um die Richtung zu weisen. Und in diesen Idealen stehe ich eindeutig eher hinter den von dir genannten Personen als den Vorbildern unseres Herrn Huber.

            Hier noch eine interesante Rezension eines Buches namens ‚Free Market Fairness‘ von John Tomasi. Ich habe das Buch nicht gelesen, aber Tomasi probiert darin, den Free Market Libertarianism mit sozialem Gedankengut zu vereinbaren. Laut der Rezension scheitert er an den unvereinbaren Widersprüchen der beiden Prinzipien.

            http://ndpr.nd.edu/news/30638-free-market-fairness/

          • Oliver sagt:

            @ Linus Huber

            Ich verstehe das Anliegen, dem Normalverdiener ein Vehikel zur Verfügung zu stellen zu wollen, mit dem er sein Erspartes bis zur Pension retten kann. Man muss hierbei aber Einiges im Auge bahalten:

            1. die totale Sicherheit gibt es nicht. Und irgen jemand muss die Unsicherheit ausbaden. Wenn nicht die Sparer, dann die anderen.

            2. Die Zusicherung einer Inflationsgeschützten Sparmöglichkeit ist ein gesellschaftlich ausgehandeltes Privileg und kein Naturgesetz. Siehe hierzu auch Punkt 1

            3. Die Vorteile eines solchen Sparvehikels müssen gegen die Nachteile, bzw. gegen andere Interessen abgewogen werden und diese sind, je nach Konjunkturlage, sehr unterschiedlich gelagert.

            Grundsätzlich halte ich es für komplett hanebüchen zu meinen, dass man mit einem autistischen Blick auf ’sound money‘ auch irgendeine sound Gesellschaft herbeibringen kann. Das Leben ist komplizierter als das.

          • Baer sagt:

            @ Oliver: Wie du richtig sagst, braucht es eine Utopie als Richtschnur, welche der Gesellschaft dazu dienen kann, Fortschritt zu definieren. Der Anarchismus definiert keinen Zustand, wie es „am Ende“ aussehen soll. Eher ist er eine Grundeinstellung des Hinterfragens von alten Ideen und autoritären Strukturen. Ich mag viele Elemente von Sozialismus, Liberalismus und Anarchismus – namentlich alle diejenigen Elemente, die den Menschen in seiner Individualität unterstreichen und die Freiheit von Herrschaft fordern. Das findest du in all diesen Theorien, es ist sogar ihre gemeinsame Schnittmenge, würde ich argumentieren. Z.B. scheinst du dich, wie ich auch, gegen alteingessessene wirtschaftliche Ideen zu sträuben, und mangels besserer Plattformen gehst du auf Blogs und verbreitest dort deine konstruktiven Kritiken, um hoffentlich bald einen Paradigmenwechsel zu erwirken. Das ist anarchistisch, sprich „herrschaftsfeindlich“. Ein Wissenschaftlicher muss überhaupt anarchistisch sein – ohne den Begriff jetzt überstrapazieren zu wollen. Sobald er aber einfach glaubt, ohne zu hinterfragen, ist er nicht mehr Wissenschaftler. Sobald er eine Theorie aufstellt, sollte er sich darauf freuen, wenn jemand anderer diese Theorie ersetzt durch eine neue Theorie. Was genau dabei herauskommt, kann dir kein Anarchist sagen, denn das Definieren eines genauen Zustandes in der Zukunft wäre ja bereits ein herrschaftlicher Akt. Hierarchien gäbe es aber bestimmt immer noch, nur wären diese Hierarchien wahrscheinlich eher demokratisch abgestützt. Es gäbe auch sehr viele Regeln, wie es immer Regeln gibt und gegeben hat, sobald Menschen zusammen kamen. Nun hoffe ich, wir sind nicht gleicher Meinung, sonst gäbe es bald nichts mehr zu diskutieren.

          • Linus Huber sagt:

            Ich fühle, dass wir uns hier ein wenig im Kreis bewegen. Ich bin von Natur aus gegen autoritäre Institutionen, in gewissem Sinne, könnte ich meine Einstellung zur gegenwärtigen Zeit anarchistisch nennen, mit dem Zweck, die gegenwärtigen Machtstrukturen zu ändern. Dies ist mit ein Grund, dass ich gegen eine undemokratische Institution, wie z.B. das Fed opponiere, da die Funktion einer Zentralbank eine monopolistische und willkürliche Macht darstellt, welche über Gewinner und Verlierer im System entscheidet. Ebenfalls ist es nicht richtig mir zu unterstellen, dass Ron Paul mein Vorbild ist, sondern in meinen Augen offeriert er gegenwärtig die beste Chance unter Anwendung seiner Überzeugungen, die korrupte Elite zu schwächen. Dass Pauls Ideen (welche übrigens enorm an Popularität gewinnen zur Zeit) je in vollem Umfang umsetzbar sind, bezweifle ich eh, jedoch bringen sie die notwendige Kraft, die gegenwärtige Verkrustung aufzubrechen.

            In Bezug auf die Idee, dass wir in jedem System jemanden wählen muessen, dem wir vertrauen. Leider ist das System doch so korrupt (in den USA), dass eine 3. Partei fast keine Chance hat aufgrund des massiven finanziellen Einflusses vor allem der Finanzindustrie. Die Medien verhalten sich auch eher fragwürdig und dienen in vielen Bereichen hauptsächlich den Interessen der 1%, in der Art und Weise und Auswahl der Themenpresentation.

            Ihr scheint hingegen diese Machtstruktur zu verteidigen und seit Euren Grundideen damit nicht treu. Es scheint, dass Ihr sehr wählerisch in der Anwendung Eurer Grundgedanken seid.

            Welche empirische Studie besteht, welche überzeugend beweist, dass durch weniger Manipulation durch entsprechende Geldpolitik es schlechter laufen würde?

            Ich weiss nicht, ob Ron Paul ein Fan von Reagan ist, jedoch bin überzeugt, dass wenn er in diese Richtung je eine Aussage machte, dies sicherlich in den Medien in einem negativen Licht berichtet wurde. Mein Interesse Ron Paul fokussiert sich auf eine Schwächung der gegenwärtigen Korruption innerhalb des Systems zugunsten der Elite.

            Vielleicht, wenn Ihr Ron Paul eher als Instrument als ein Endziel erkennen würdet, wären wir gar nicht so weit von einander entfernt.

          • Linus Huber sagt:

            Aussagen von Dr. Jeffrey M. Herbener, Chairman, Economics Department, Grove City College anlaesslich der Anhoerung am Subcommittee on monetary policy. (Es gibt auch Oekonomen, welche noch logisch denken koennen)

            An elastic currency breaks the integration of production on the market by being an element foreign to the test of profit and loss. An elastic currency has two characteristics: a central bank empowered to issue fiat paper money and commercial banks empowered to issue fiduciary media.The production of fiat paper money cannot be regulated by profit and loss. It is always profitable to produce more. In 2011, the average cost of the 5.8 billion Federal Reserve Notes produced was $0.091. So a profit of around $4.90 is made by printing and spending a $5 bill. If the Fed continued order the printing of FRNs as long as it was profitable, then eventually
            prices of inputs would rise so that it cost more than $5 to print a $5 bill. Then the Fed could order the printing of $50 bills instead and so on indefinitely as we have witnessed in hyperinflations like Zimbabwe’s…

            There is no social benefit from keeping the price level stable. The alleged benefit is that
            price stability prevents wealth transfers between creditors and debtors and between workers and capitalists. But such transfers assume that entrepreneurs fail to anticipate changes in money’s purchasing power. Entrepreneurs can earn profits and avoid losses by anticipating these changes just as well as changes in prices of other goods. If they anticipate rising prices for goods overall, then they will increase their demands for resources today bidding up wages today. Likewise, lenders will insist on higher interest rates today. An elastic currency adds another dimension of uncertainty to changes in money’s purchasing power. It makes the task of entrepreneurs more, not less, difficult. In extreme cases, an elastic currency can result in wildly unstable prices that paralyze entrepreneurial decision making and destroy production on the market… two of the periods of most rapid economic growth in U.S. history were from 1820-1850 and 1865-1900. In each of these periods, the purchasing power of the dollar roughly doubled…

            .Monetary inflation and credit expansion generate the boom bust cycle, however, not economic growth…
            No one can describe today the configuration of commodity money and money certificates that entrepreneurs would bring about if permitted to operate private enterprises in their production any more than one could have predicted in 1900 the development of the 21st century automobile industry or predicted in 1950 the 21st century consumer electronics industry.

            What we do know is that their production would be regulated by profit and loss and therefore,
            would result in the satisfaction of people’s preferences. The monetary inflation and credit
            expansion of our elastic currency system would be eliminated and with it the booms and busts
            that have plagued our history.

          • Oliver sagt:

            @ Baer

            Das Thema scheint umstritten, um es milde auszudrücken. Aus Wikipedia:

            Der eigentliche Begriff „Anarchie“ entstand erst im 19. Jahrhundert als Gegenbewegung und politisches Gegenkonzept zur Monarchie und zur Demokratie.

            Ich geselle mich zu den Demokraten.

            Anarchie bedeutet somit für Anarchisten, dass jeder Mensch sich ohne unterdrückende Autorität und in freier Assoziation mit anderen Menschen entfalten kann. Eine solche Organisationsstruktur wird hierarchie-, zwangs- und gewaltfrei gedacht[13][14] und sollte nicht mit einer herkömmlichen Verwaltung verwechselt werden. Eine anarchistische Gesellschaft ist eine Gesellschaft, in der jeder Mensch selbst beziehungsweise in Kooperation mit anderen für die eigenen Lebensumstände Verantwortung übernimmt. Es gibt keinerlei lenkende Zentralgewalt. Sanktionen gehen nicht von einer Führungsschicht aus, sondern sind nur möglich, wenn vorher vereinbarte Regeln verletzt wurden.[15] Als weitestgehende Konsequenz wird dabei der Ausschluss aus der kommunalen Gemeinschaft angeführt.[13] Die Anarchisten wollen die Gesellschaft sich selbst regeln lassen, etwa über Räte, freie Übereinkunft oder rein funktionale Entscheidungen, mit den Worten von Pierre Joseph Proudhon: „Anarchie ist Ordnung ohne Herrschaft.“

            Und wenn sich keine Ordnung einstellt? Der permanenten Revolution kann ich jedenfalls nicht viel abgewinnen.

            Während des spanischen Bürgerkriegs 1936–1939 waren weite Teile des Nordens anarchistisch organisiert. Die anarchistisch verwalteten Gebiete wurden nach dem Grundprinzip des „Jedermann nach seinen Fähigkeiten, jedermann nach seinen Bedürfnissen“ betrieben. An einigen Stellen war Geld völlig eliminiert oder durch Gutscheine ersetzt worden. Unter diesem System hatte Ware oft nur ein Viertel ihrer vorigen Kosten. Trotz der Kritik hinsichtlich maximaler Effizienz produzierten anarchistische Kommunen oft mehr als vor der Kollektivierung. Die kürzlich befreiten Zonen arbeiteten nach völlig freiheitlichen Prinzipien; Entscheidungen trafen Räte und Versammlungen ohne irgendeine Art von Bürokratie. Zusätzlich zur ökonomischen Revolution gab es einen Geist der kulturellen Revolution. Die als unterdrückend empfundenen Traditionen waren verschwunden. Frauen waren Abtreibungen erlaubt und die Idee der freien Liebe wurde populär.

            Also gut, überzeugt ;-).

          • Oliver sagt:

            @ Linus Huber

            Dies ist mit ein Grund, dass ich gegen eine undemokratische Institution, wie z.B. das Fed opponiere, da die Funktion einer Zentralbank eine monopolistische und willkürliche Macht darstellt, welche über Gewinner und Verlierer im System entscheidet.

            Einverstanden. Siehe hierzu meine Wutausbrüche im Beitrag ‚Hände Weg von der Nationalbank‘.

            Leider ist das System doch so korrupt

            Ich würde sagen, leider sind die Menschen so korrupt. Denn in einer Demokratie sind wir alle Teil des Systems. Meiner Meinung nach lassen wir uns, und Amerikaner vielleicht besonders, von Menschen blenden, die neben Qualitäten wie Charisma oder Mut leider auch zu Korruption neigen. Die Amerikaner hätten nie jemanden wie Angela Merkel ins Amt gewählt. Sicherlich animiert die Struktur der Präsidialen Republik eher zu Personenentscheiden als eine repräsentative Demokratie wie Deutschland.

            An elastic currency has two characteristics: a central bank empowered to issue fiat paper money and commercial banks empowered to issue fiduciary media.

            Schon mal falsch. Banken kreieren Kredit und tun nicht bloss bestehendes Zentralbankgeld zwischen geduldigen und ungeduldigen Menschen verteilen. Und Papiergeld ist vernachlässigbar.

            Then the Fed could order the printing of $50 bills instead and so on indefinitely as we have witnessed in hyperinflations like Zimbabwe’s…

            Zimbabwe oder Weimar herbeizuziehen folgt Godwin’s Law der Internet Ökonomie:

            „As an online economic discussion grows longer, the probability of a comparison involving Zimbabwe or the Weimar Republic approaches one.“

            http://www.3spoken.co.uk/2010/09/godwins-law-economic-collary.html

          • Baer sagt:

            @ Oliver:Soweit ich weiss, nannten im 17. Jahrhundert die Monarchie-Sympathisanten die Liberalen Anarchisten – als Beleidigung für ihre herrschaftsfeindliche Gesinnung. Der erste, der sich öffentlich Anarchist im positiven Sinne bezeichnete, war Proudhon. Aber der Anarchismus entstand aus dem Liberalismus und teilt viele seiner Ideen.

          • Baer sagt:

            @ Oliver: Es empfiehlt sich übrigens das Buch „Mein Katalonien“ von George Orwell. Ein fantastischer Bericht Orwells Erlebnisse im spanischen Bürgerkrieg. Die Kommunisten und Faschisten machten dem Anarchismus in Spanien ein blutiges Ende. Ein Auszug:

            „Ich war nach Spanien gekommen, um Zeitungsartikel zu schreiben. Aber ich war fast sofort in die Miliz eingetreten, denn bei der damaligen Lage schien es das einzig Denkbare zu sein, was man tun konnte. Die Anarchisten besaßen im Grunde genommen noch immer die Kontrolle über Katalonien, und die Revolution war weiter in vollem Gange. Wer von Anfang an dort gewesen war, mochte vielleicht schon im Dezember oder Januar annehmen, dass sich die Revolutionsperiode ihrem Ende näherte. Wenn man aber gerade aus England kam, hatte der Anblick von Barcelona etwas Überraschendes und Überwältigendes. Zum ersten Mal war ich in einer Stadt, in der die arbeitende Klasse im Sattel saß. Die Arbeiter hatten sich praktisch jedes größeren Gebäudes bemächtigt und es mit roten Fahnen oder der rot und schwarzen Fahne der Anarchisten behängt. Auf jede Wand hatte man Hammer und Sichel oder die Anfangsbuchstaben der Revolutionsparteien gekritzelt. Fast jede Kirche hatte man ausgeräumt und ihre Bilder verbrannt. Hier und dort zerstörten Arbeitstrupps systematisch die Kirchen. Jeder Laden und jedes Cafe trugen eine Inschrift, dass sie kollektiviert worden seien. Man hatte sogar die Schuhputzer kollektiviert und ihre Kästen rot und schwarz gestrichen. Kellner und Ladenaufseher schauten jedem aufrecht ins Gesicht und behandelten ihn als ebenbürtig. Unterwürfige, ja auch förmliche Redewendungen waren vorübergehend verschwunden. Niemand sagte »Senor« oder »Don« oder sogar »Usted«. Man sprach einander mit »Kamerad« und »du« an und sagte »Salud!« statt »Buenos dias«. Trinkgelder waren schon seit Primo de Riveras Zeiten verboten. Eins meiner allerersten Erlebnisse war eine Strafpredigt, die mir ein Hotelmanager hielt, als ich versuchte, dem Liftboy ein Trinkgeld zu geben. Private Autos gab es nicht mehr, sie waren alle requiriert worden. Sämtliche Straßenbahnen, Taxis und die meisten anderen Transportmittel hatte man rot und schwarz angestrichen. Überall leuchteten revolutionäre Plakate in hellem Rot und Blau von den Wänden, so dass die vereinzelt übrig gebliebenen Reklamen daneben wie Lehmkleckse aussahen. Auf der Rambla, der breiten Hauptstraße der Stadt, in der große Menschenmengen ständig auf und ab strömten, röhrten tagsüber und bis spät in die Nacht Lautsprecher revolutionäre Lieder. Das Seltsamste von allem aber war das Aussehen der Menge. Nach dem äußeren Bild zu urteilen, hatten die wohlhabenden Klassen in dieser Stadt praktisch aufgehört zu existieren. Außer wenigen Frauen und Ausländern gab es überhaupt keine »gutangezogenen« Leute. Praktisch trug jeder grobe Arbeiterkleidung, blaue Overalls oder irgendein der Milizuniform ähnliches Kleidungsstück. All das war seltsam und rührend. Es gab vieles, was ich nicht verstand. In gewisser Hinsicht gefiel es mir sogar nicht. Aber ich erkannte sofort die Situation, für die zu kämpfen sich lohnte. Außerdem glaubte ich, dass wirklich alles so sei, wie es aussah, dass dies tatsächlich ein Arbeiterstaat wäre und dass die ganze Bourgeoisie entweder geflohen, getötet worden oder freiwillig auf die Seite der Arbeiter übergetreten sei.“

          • Oliver sagt:

            @ Linus Huber

            Ich sehe der Begriff ‚fiduciary media‘ ist eine Wortschöpfung der Österreicher, der auch Bankkredit beinhaltet. Ich glaube trotzdem, dass dieser Begriff den Tatbestand nicht richtig darstellt.

          • Oliver sagt:

            @Baer

            Ich wünschte ich hätte die Zeit all diese Bücher in Ruhe zu lesen. Die Musse, die das Studium bot hab ich leider verschlafen und zurzeit obsiegt die private und berufliche Fremdbestimmung, die nur noch Platz lässt für einige Brösel Blogwissen. Aber danke für die Tipps!

          • Baer sagt:

            @ Oliver. Verstehe ich nur zu gut. Dr. Fausts Problem. Mir geht es auch so. Es ist wichtig, Vorbilder zu haben in der Ökonomik und zu lesen, was sie dir sagen, sonst ist es ein Dschungel (bis man besser wird als die alten Vorbilder und sich neue Vorbilder suchen muss). Ich hoffe, du kannst ein ökonomisches Fachwissen immerhin weiterreichen in deinem Beruf…?

          • Oliver sagt:

            In meinem Beruf leider gar nicht. Ich bin Architekt, und das im profansten Umfeld. Aber meine private Umwelt tu ich gerne damit belästigen. Und natürlich online goldbugs und Ron Paul Verehrer.

          • Baer sagt:

            @ Oliver: Erstaunlich. Ich habe täglich mit Ökonomen zu tun, und das erste Mal, dass jemand Leute wie Keen, Lavoie, Wray, Chomsky und Graeber kennt, ist es ein Architekt. Das müssen gute Häuser sein, die du baust.

    • Linus Huber sagt:

      Dies sind eher unwichtige Aspekte in Bezug auf Geldentwertung, welche in dieser Darstellung aufgeführt werden. Der Autor untersucht nicht einmal, welche gesellschaftlichen Schichten von Inflation profitieren und wenn jemand profitiert, muss es auch Verlierer geben, da es sich in diesem Zusammenhang um ein Null-Summen-Spiel handelt.

      • Oliver sagt:

        Wir wissen, dass Geld das Gegenstück zu einer finanziellen Schuld darstellt. Inflation begünstigt Schuldner und benachteiligt Gläubiger. Gläubiger sind generell die, die ‚zu viel‘ Geld haben und Schuldner die, die ‚zu wenig‘ davon besitzen. Bei einem hohen Schuldenniveau wie zur Zeit (und auch generell um zum Schulden machen, d.h. zum wirtschaften, zu animieren) macht es Sinn, Schuldner tendenziell zu bevorzugen. Die Tatsache, dass die Lohnschere auseinander geht, hat jedenfalls nichts mit Inflation zu tun. Diese ist seit Anfang der ’80er, also seit die Lohnschere wirklich auseinander driftet, auf historisch tiefem Nieveau. Die hohe Inflation der ’70er Jahre korrespondiert übrigens mit der niedrigsten Lohnungleichheit in der OECD.

        Hier ein Paper zu der Frage, was wirklich hinter dem Inlflation targeting der modernen Zentralbanken stecken könnte – nämlich bloss nicht zu niedrige Arbeitslosigkeit…

        http://utip.gov.utexas.edu/papers/utip_42.pdf

        • Linus Huber sagt:

          Schuldner muss man nicht tendenziell bevorzugen sondern sie Bankrott gehen lassen. Nur diese Strategie bewirkt entsprechende Disziplin der Gläubiger. Es ist ja nicht, dass man Schuldner bevorzugt, wenn man sie einfach noch stärker verschuldet, sondern man treibt sie quasi in eine unendliche Schuldenversklavung. Wenn man endlich die normale Lösung anstrebt, indem unrueckzahlbare Schulden abgeschrieben werden, wird das entsprechende Risiko auch endlich wieder im Zinssatz enthalten sein und nicht auf die Allgemeinheit abgewälzt.

          Wenn man marktwirtschaftliche Regeln verletzt, kreiert man schlussendlich nur noch mehr Probleme. Gewisse Leute scheinen dies nie zu lernen.

          • Oliver sagt:

            Die beiden Pinzipien schliessen sich nicht gegenseitig aus. Im übrigen ist Liquidation ein sehr langwieriger, unsauberer, Ruf und damit Vermögens schädigender juristischer Prozess, bei dem Gläubiger massiv am längeren Hebel sitzen und kein Allheilmittel. Vor allem nicht bei einem systemischen Versagen. Schuldenversklavung entsteht dann, wenn bei hoher Verschuldung Löhne sinken, Zinsen steigen und/oder Geld an Wert zunimmt, also bei Deflation (siehe ‚debt deflation‘ von Irving Fischer – er müsste es wissen, er hat all sein Geld in den ’30ern verloren…).

          • Linus Huber sagt:

            Warum so weit zurückschauen? Was läuft in Staaten wie Griechenland ab? Ich denke natürlich nicht, dass solange die Demokratie funktioniert, dass nicht in ein paar Jahren die Leute entsprechend reagieren und sich der Schulden entledigen, jedoch was prinzipiell verfolgt wird von den Eliten ist grundsätzlich eine Schudenversklavung eines ganzen Staates. Es handelt sich um nie rückzahlbare Schulden.

  • Linus Huber sagt:

    Ein anderer Leckerbissen ist das „Face off between Paul and Paul“, wo Krugman im 2. Teil total verstummte.

    http://www.bloomberg.com/video/91689761/

    • Oliver sagt:

      …ab dem kompletten Hafenkäse, den Herr Paul von sich lässt. Paul mag durch seine Aufrichtigkeit in Sachen ‚civil liberties‘ (und Rassismus) ein gewisses Mass an Fassbarkeit haben, die seinen Widersachern komplett abgeht, aber seine inkohärenten, dem ökonomischen Kreationismus gleichen Aussagen zur Funktionsweise des Finanzsystems sind nur noch gefährlich.

      • Baer sagt:

        @ Oliver: Genau meine Meinung. Ich werde nicht gerne politisch, aber es ist doch sehr beunruhigend, wenn selbst auf diesem Forum kluge Menschen ultrakapitalistische Lehren von Priestern wie Ron Paul runterbeten (wobei ich Ron Pauls aussenpolitische Haltung plausibel erachte). Leute, die glauben, unbeschränktes Eigentum und die Macht, die daraus fliesst, sei ein Naturrecht, kein staatliches Privileg, und die kein Problem darin sehen, dass Grosseigentümer das Monopol auf den Lebensgrundlagen anderer Menschen besitzen, ohne das letztere Mitspracherechte hätten, solche Leute machen einem Angst. Diese Leute behaupten sogar, sie seien libertär, obwohl der Kerngedanke des LIbertarismus historisch gesehen immer die Kritik der Macht der Eigentümer war.

        • Oliver sagt:

          Amen!

          • Linus Huber sagt:

            Ich denke, dass ihr Ron Paul Sachen unterstellt, welche er nie aussagte und auch nicht repräsentiert. Er ist definitiv kein Rassist z.B. Er verurteilt die goldpolitischen Manipulationen, die hauptsächlich den 1% dienen. Er verurteilt die dauernden Kriege.

            Was ihn auszeichnet, sind sein gradliniger und ehrlicher Charakter, welcher bei 99% von Politikern nicht vorhanden ist.

            Natürlich wird massiv gegen ihn geredet (ich denke ihr habt zuviel der Berieselung der Massenmedien abgekriegt) und ihm viel Unsinn unterstellt, da das Establishment sich vor ihm fürchtet.

            Wenn man die allgemeine politische Tendenz betrachtet, muss jeder erkennen, dass wir schrittweise Richtung Ueberwachungsstaat manövrieren.

        • Linus Huber sagt:

          Ich kann nicht erkennen, dass Krugman glaubwürdige Argumente offeriert gegen die Ron’s grundsätzlichen Ideen bezüglich der Wirtschaft und dem Fed. Krugman hat wirklich keine guten Argumente. Natürlich verliert sich Paul in Nebensächlichkeiten und versteht zu wenig die Hauptsache hervor zu heben.

          Auch die Ausrede, dass er Rom’s Situation zuwenig kennt ist fragwürdig für einen Professor, welcher sein Leben darauf aufbaute, auf diesem Gebiet sachkundig zu sein.

        • Alois Krieger sagt:

          @Baer: Sie verstecken sich lieber hinter ihren pseudo-intellektuellen Floskeln und behaupten, es geht nicht um Politik. Wir sprechen über Geldpolitik, was ist denn das?

          Ron Paul geht es darum, dass die Staatsfinanzen wieder in Ordnung gebracht werden (als Rechter will er das mit weniger Steuern erreichen, das ist nicht verwunderlich). Den Linken ist das nicht so wichtig, sie wollen vor allem Geld für ihre Klientel, die vom Staat lebt. Leider ist das US-Politsystem heute so durch Spezialinteressen korrumpiert, dass auch die Republikaner nicht mehr für einen seriösen Haushalt einstehen (deshalb die Tea-Party-Bewegung). Die Demokraten unter Bill Clinton waren eine rühmliche Ausnahme, Obama hat grosse Versprechen gemacht, war aber eine Enttäuschung. Einmal im Office hat er kaum etwas geändert, er will Steuern erhöhen, aber die Lücken (von welchen die Finanzindustrie lebt) nicht schliessen. Er redet von einer anderen Aussenpolitik, aber er führt die der Republikaner weiter (ohne die Folterknechte, zugegeben), aber vor der Wahl will auch er es nicht mit der mächtigen Israel-Lobby verscherzen.

          Ich habe etwas Sympathie mit der SVP in der Schweiz, weil sie Probleme anspricht, die die anderen Parteien ignorieren. Der Stil ist eine andere Sache. Aber wir sollten uns auch hier etwas Gedanken machen, ob das Geld der Interessenvertreter in der Politik nicht bald mal zu ähnlichen Verhältnissen wie in den USA führt. Momentan sind es vor allem die Bauern (und zeitweise die Banken), welche sich Politiker über Posten bei Verbänden, Spenden an „Konsumentenschützer“ etc. kaufen. Aber jetzt nehmen schon SP-Bundesräte gleich nach dem Amt Jobs bei Firmen an, wo sie vorher Auftraggeber waren. Zum Glück sind die Schweizer Bürger nicht so leicht zu manipulieren.

          • Alois Krieger sagt:

            .. und können noch über Sachfragen abstimmen

          • Baer sagt:

            @ Krieger. Verstehen Sie mich nicht falsch, ich finde in vielen Belangen ist Ron Paul sehr realistisch und aufrichtig, z.B. bei seiner Aussenpolitik. Er ist auch konsistent und fährt eine gerade Linie. Mein Problem mit ihm ist, dass er kein Problem darin sieht, dass einzelne Personen im Staat beinahe unbeschränktes Eigentum (Land, Konzerne, etc.) besitzen und dadurch riesige wirtschaftliche und politische Macht besitzen. Er kämpft gegen die politische Macht eines grossen Staates, und das finde ich persönlich toll, aber was bringt es, wenn er gleichzeitig Macht aus Eigentum verharmlost. Denn was passiert in einem Land, wenn man einzelne Wirtschaftsmächte hat, welche die Ressourcen kontrollieren? Sie kaufen den Staat, sie kaufen Gesetze, sie kaufen die Polizei. Soweit denkt Ron Paul scheinbar nicht. Das macht mir ein wenig Angst. Adam Smith wusste es da schon besser:

            „It cannot be very difficult to determine who have been the contrivers of this whole mercantile system; not the consumers, we may believe, whose interest has been entirely neglected; but the producers, whose interests has been so carefully attended to; and among this later class our merchants and manufactures have been by far the principal architects. In the mercantile regulations, which have been taken notice of in this chapter, the interest of our manufacturers has been most peculiarly attended to;and the interest, not so much of the consumers, as that of some other sets of producers, has been sacrificed to it.“

            „The government of an exclusive company of merchants is, perhaps, the worst of all governments for any country whatever.“

          • Linus Huber sagt:

            @ Baer

            Sie beschreiben eigentlich die jetzige Situation in den USA, welche Sie Ron Paul unterstellen. Zur Zeit sind die Umstände genau wie Sie sie beschreiben als nicht erwuenschenswert. Zur Zeit kontrollieren die Grossen Firmen und Wall Street die Regierung und nicht umgekehrt.

            Die Grossfirmen haben die gesetzlichen Rahmenbedingungen zu ihren Gunsten beeinflusst und die 1% geniessen fast Immunität, wenn man näher hinsieht. Schauen Sie nur als Beispiel auf den Fall MF Global. Dass ein CEO sich hinter Unwissenheit verbergen kann und nicht zur Rechenschaft gezogen wird ist im Grunde nichts als klare Korruption. Wenn Ron Paul die Interessen dieser 1% (oder 0,1%) vertreten würde, wäre der Widerstand gegen ihn nie so gross. Das Gegenteil ist hingegen der Fall, nämlich, dass jene, welche massiven Einfluss auf die Politik geniessen, erkennen, dass Ron Paul sich nicht mit Strategien abgeben würde, welche diese fast-Monopole schützen würden.

      • Linus Huber sagt:

        „Aussagen zur Funktionsweise des Finanzsystems sind nur noch gefährlich“

        Gefährlich für wen?

        • Oliver sagt:

          …gefährlich für uns alle.

          Baer hat in seinem Kommentar oben den politischen Fehlschluss, der sich hinter der Grundformel ‚weniger Staat = weniger konzentrierte Macht‘ verbirgt, angesprochen. Ausgerüstet mit dieser ideologisch motivierten Grundhaltung nach weniger Staat, wird dann auch ‚ökonomisch‘ argumentiert. Mal abgesehen davon, dass Herr Paul ein ausgebildeter Arzt ist, ihm aber in Sachen Ökonomie gleich viel mediales Gewicht eingeräumt wird wie dem Nobelpreisträger Krugman (beide werden als ‚pillars of economic thought‘ gerühmt…) , bauen seine ökonomischen Argumente auf dem gleichen simplen Schwarz-Weiss Schema auf wie seine politischen – und dies im Widerspruch zu einigen wichtigen Fakten. Dies zeigt sich in seinen Aussagen zur ‚Manipulation der Geldmenge‘, ‚inflation is theft‘, ‚debasement of the currency‘ etc.. Krugman kontert mit ein paar sehr guten Argumenten. Leider sind sie offensichtlich so differenziert, dass sie an so Manchem unbemerkt vorbeigehen.

          So z.B. das Argument, dass es mehr Wettbewerb im ‚Geldmarkt‘ braucht, da das Fed scheinbar ein Monopol auf die Geldmenge hat und diese künstlich aufbläst und damit Inflation erzeugt, die den Sparern ihr Erspartes klaut. Abgesehen von dem Gefasel über ein vermeintliches Verbot Gold zu besitzen und dem absurden Vorschlag die Gelddruckerei im wörtlichen Sinn zu liberalisieren, geht er nicht auf das Argument von Krugman ein. Je nach Definition des Wortes ‚Geld‘, gibt es sehr wohl Konkurrenz bei der Kreation von Finanzgeschäften. Genau hier sind ja viele der Ursachen der Krise zu suchen. Wenn man aber die Existenz eines Phänomens nicht wahrhaben will, wird man auch keine gescheiten Lösungen finden. Bzw. seine Lösung, nämlich einfach wegzuschauen und den Markt machen zu lassen, ist uns gerade zum Verhängnis geworden…

          Baer hat auch angesprochen, dass die ‚Österreichische‘ Analyse die buchhalterischer Natur des Geldes nicht beachtet. Man muss sich bei jeder Aussage zu Schuldenabbau und dergleichen immer bewusst sein, dass Schuldenabbau gleich zu setzen ist mit Geldabbau! Weniger financial liabilities (Schulden in der Umgangssprache) bedeutet auch weniger financial assets (Geld in der Umgangssprache). Und Baer würde wohl hinzufügen, dass der Akt der Finanzierung nie von dem materiellen Akt der Produktion durch Arbeit getrennt betrachtet werden solte. Zwei Daumenregeln scheinen mit hierbei sinnvoll. 1: Credit is what credit does. Kredit sollte also nach seiner Qualität beurteilt werden und dies muss keineswegs eine möglichst hohe und unmittelbare Geldrendite sein. und 2: Eine Verringerung der netto Staatsausgaben (Schuldenabbau) muss ziemlich zwangsläufig mit einer Erhöhung der Privatverschuldung oder der Exporte einhergehen, wenn man Wachstum erzeugen will. Eine hohe Privatverschuldung war es jedoch, die die Probleme erst ausgelöst hat und es können nicht alle Länder gleichzeitig mehr exportieren als sie importieren.

          Ein weiterer Fehler liegt in der Behauptung, eine Zentralbank könne die Geldmenge steuern. In ihrer normalen Tätigkeit tut eine Zentralbank nicht mal die Menge ihres eigenen Geldes (Reserven) steuern, sondern legt einen Zinssatz fest zu dem sich die Geschäftsbanken Reserven in der für den Clearingprozess nötigen Menge ausleihen können. Die Menge an Bankkrediten oder gar anderen Sorten von Schuldscheinen wie z.B. default swaps kann hiermit aller höchstens sanft beeinflusst werden, nie und nimmer aber kontrolliert werden. Allein der Versuch käme einem ökonomischen Selbstmord gleich. Volcker und Thatcher haben dies Anfang der ’80er probiert, aber schon mit dem zaghaften Versuch der Durchsetzung einer Geldmengenregel ging es gründlich schief. Es folgte eine tiefe Rezession. Von einem Monopol im Sinne wie dies Herr Paul braucht, kann hier also nicht die Rede sein.

          Dann begeht er noch die klassische Inflation fallacy. Du kannst hier mehr dazu nachlesen, wenn es dich interessiert:
          Jedenfalls ist die Präokkupation mit Inflation der eigentliche grosse Coup, den die Monetaristen mit Friedman und im Hintergrund die Österreicher mit ihrem ‚hard money‘ gelabere, gelandet haben. Inflation = evil!

          In einem Punkt muss ich Hrn. Paul aber sehr Recht geben. Er fragt, warum denn die Rettungspakete vor allem an die Finanzbranche gingen und nicht direkt an die verschuldeten Bürger. Ich unterstütze ihn auch in seinem Begehren ‚Audit the Fed‘. Es macht dabei aber wenig Sinn, das Augenmark auf die Staatsverschuldung zu richten. Diese hat mit den Rettungsaktionen des Finanzsektors wenig zu tun, sondern ist zum grossen Teil das endogene Ergebnis von tieferen Steuereinnahmen und höheren Sozialausgaben und damit eine Folge und nicht etwa die Ursache der Amerikanischen Krise. Das viel grössere Interesse sollten den extraordinären ‚lending facilities‘ gelten, die das Fed eingerichtet hat, um über die letzten vier Jahre den Finanzsektor mit billigen Krediten mit Ramschpapieren als ‚Sicherheit‘ über Wasser zu halten. Da es sich hierbei aber um lending und nicht um spending handelt, werden nur die definitiven Verluste verbucht, nicht aber die aneinandergereihten Risiken, die die Zentralbank und damit das Volk eingeht. Die Verhältnismässigkeit und der Sinn dieser Aktionen im Vergleich mit den nahezu stiefmütterlichen Bemühungen um die Rettung der dahinserbelnden Realwirtschaft muss unbedingt hinterfragt werden.

          Zusammenfassend würde ich sagen, dass der tiefere Grund für die gewählte Rhetorik eines Hrn. Paul auf der simplistischen und der Empirik nicht standhaltenden Illusion aufbaut, dass die Gesellschaft, wenn man sie nur von bösen Regierungen befreien würde,ganz von allein zu einem stabilen und stetigen Endzustand finden würde. Selbst wenn man die Kritik von Baer ausräumen könnte, nämlich, dass die Macht von privaten Entitäten kein bisschen besser ist als die, die der Staat ausübt, liesse dies meines Erachtens immer noch die Frage offen, durch welchen Mechanismus ein solcher Zustand über längere Zeit erhalten werden kann. Es gibt keinen natürlichen Zustand eines Marktes, kein natürlichen Zinssatz, genau so wie es kein Nirvana gibt. Jede erdenkliche Realität und jeder Markt ist das Produkt der Handlungen einzelner Menschen und Institutionen, die durch implizite (Kultur) und explizite Regeln (Gesetzte) herbeigebracht wird. Ich würde meinen, dass eine genaue Auseinandersetzung mit privaten und öffentlichen Institutionen und deren Funktionsweisen einen realistischeren Ansatzpunkt für konstruktive Reformvorschläge böte als irgendein Donnerwetter gegen den bösen Staat.

          • Linus Huber sagt:

            Wie ich Ihren Ausführungen entnehmen kann, begruessen Sie anscheinend die zunehmende faschistische Entwicklung, welcher wir heute ausgesetzt sind.

            Sie befürworten sicherlich auch die Anstrengungen, welche unternommen werden, um einen totalitären Ueberwachungsstaat zu ermöglichen.

            Gegen Personen mit solchem Gedankengut habe ich meine Schwierigkeiten zu argumentieren.

  • Linus Huber sagt:

    Speech Delivered at the New York Federal Reserve Bank by Robert Wenzel on April 25, 2012

    At the invitation of the New York Federal Reserve Bank, I spoke and had lunch in the bank’s Liberty Room. Below are my prepared remarks.

    Thank you very much for inviting me to speak here at the New York Federal Reserve Bank.

    Intellectual discourse is, of course, extraordinarily valuable in reaching truth. In this sense, I welcome the opportunity to discuss my views on the economy and monetary policy and how they may differ with those of you here at the Fed.

    That said, I suspect my views are so different from those of you here today that my comments will be a complete failure in convincing you to do what I believe should be done, which is to close down the entire Federal Reserve System

    My views, I suspect, differ from beginning to end. From the proper methodology to be used in the science of economics, to the manner in which the macro-economy functions, to the role of the Federal Reserve, and to the accomplishments of the Federal Reserve, I stand here confused as to how you see the world so differently than I do.

    I simply do not understand most of the thinking that goes on here at the Fed and I do not understand how this thinking can go on when in my view it smacks up against reality.

    Please allow me to begin with methodology, I hold the view developed by such great economic thinkers as Ludwig von Mises, Friedrich Hayek and Murray Rothbard that there are no constants in the science of economics similar to those in the physical sciences.

    In the science of physics, we know that water freezes at 32 degrees. We can predict with immense accuracy exactly how far a rocket ship will travel filled with 500 gallons of fuel. There is preciseness because there are constants, which do not change and upon which equations can be constructed..

    There are no such constants in the field of economics since the science of economics deals with human action, which can change at any time. If potato prices remain the same for 10 weeks, it does not mean they will be the same the following day. I defy anyone in this room to provide me with a constant in the field of economics that has the same unchanging constancy that exists in the fields of physics or chemistry.

    And yet, in paper after paper here at the Federal Reserve, I see equations built as though constants do exist. It is as if one were to assume a constant relationship existed between interest rates here and in Russia and throughout the world, and create equations based on this belief and then attempt to trade based on these equations. That was tried and the result was the blow up of the fund Long Term Capital Management, a blow up that resulted in high level meetings in this very building.

    It is as if traders assumed a given default rate was constant for subprime mortgage paper and traded on that belief. Only to see it blow up in their faces, as it did, again, with intense meetings being held in this very building.

    Yet, the equations, assuming constants, continue to be published in papers throughout the Fed system. I scratch my head.

    I also find curious the general belief in the Keynesian model of the economy that somehow results in the belief that demand drives the economy, rather than production. I look out at the world and see iPhones, iPads, microwave ovens, flat screen televisions, which suggest to me that it is production that boosts an economy. Without production of these things and millions of other items, where would we be? Yet, the Keynesians in this room will reply, “But you need demand to buy these products.” And I will reply, “Do you not believe in supply and demand? Do you not believe that products once made will adjust to a market clearing price?”

    Further , I will argue that the price of the factors of production will adjust to prices at the consumer level and that thus the markets at all levels will clear. Again do you believe in supply and demand or not?

    I scratch my head that somehow most of you on some academic level believe in the theory of supply and demand and how market setting prices result, but yet you deny them in your macro thinking about the economy.

    You will argue with me that prices are sticky on the downside, especially labor prices and therefore that you must pump money to get the economy going. And, I will look on in amazement as your fellow Keynesian brethren in the government create an environment of sticky non-downward bending wages.

    The economist Robert Murphy reports that President Herbert Hoover continually pressured businessmen to not lower wages.[1]

    He quoted Hoover in a speech delivered to a group of businessmen:

    In this country there has been a concerted and determined effort on the part of government and business… to prevent any reduction in wages.

    He then reports that FDR actually outdid Hoover by seeking to “raise wages rates rather than merely put a floor under them.”

    I ask you, with presidents actively conducting policies that attempt to defy supply and demand and prop up wages, are you really surprised that wages were sticky downward during the Great Depression?

    In present day America, the government focus has changed a bit. In the new focus, the government attempts much more to prop up the unemployed by extended payments for not working. Is it really a surprise that unemployment is so high when you pay people not to work.? The 2010 Nobel Prize was awarded to economists for their studies which showed that, and I quote from the Nobel press release announcing the award:

    One conclusion is that more generous unemployment benefits give rise to higher unemployment and longer search times.[2]

    Don’t you think it would make more sense to stop these policies which are a direct factor in causing unemployment, than to add to the mess and devalue the currency by printing more money?

    I scratch my head that somehow your conclusions about unemployment are so different than mine and that you call for the printing of money to boost “demand”. A call, I add, that since the founding of the Federal Reserve has resulted in an increase of the money supply by 12,230%.

    I also must scratch my head at the view that the Federal Reserve should maintain a stable price level. What is wrong with having falling prices across the economy, like we now have in the computer sector, the flat screen television sector and the cell phone sector? Why, I ask, do you want stable prices? And, oh by the way, how’s that stable price thing going for you here at the Fed?

    Since the start of the Fed, prices have increased at the consumer level by 2,241% [3]. that’s not me misspeaking, I will repeat, since the start of the Fed, prices have increased at the consumer level by 2,241%.

    So you then might tell me that stable prices are only a secondary goal of the Federal Reserve and that your real goal is to prevent serious declines in the economy but, since the start of the Fed, there have been 18 recessions including the Great Depression and the most recent Great Recession. These downturns have resulted in stock market crashes, tens of millions of unemployed and untold business bankruptcies.

    I scratch my head and wonder how you think the Fed is any type of success when all this has occurred.

    I am especially confused, since Austrian business cycle theory (ABCT), developed by Mises, Hayek and Rothbard, has warned about all these things. According to ABCT, it is central bank money printing that causes the business cycle and, again you here at the Fed have certainly done that by increasing the money supply. Can you imagine the distortions in the economy caused by the Fed by this massive money printing?

    According to ABCT, if you print money those sectors where the money goes will boom, stop printing and those sectors will crash. Fed printing tends to find its way to Wall Street and other capital goods sectors first, thus it is no surprise to Austrian school economists that the crashes are most dramatic in these sectors, such as the stock market and real estate sectors. The economist Murray Rothbard in his book America’s Great Depression [4] went into painstaking detail outlining how the changes in money supply growth resulted in the Great Depression.

    On a more personal level, as the recent crisis was developing here, I warned throughout the summer of 2008 of the impending crisis. On July 11, 2008 at EconomicPolicyJournal.com, I wrote[5]:

    SUPER ALERT: Dramatic Slowdown In Money Supply Growth

    After growing at near double digit rates for months, money growth has slowed dramatically. Annualized money growth over the last 3 months is only 5.2%. Over the last two months, there has been zero growth in the M2NSA money measure.

    This is something that must be watched carefully. If such a dramatic slowdown continues, a severe recession is inevitable.

    We have never seen such a dramatic change in money supply growth from a double digit climb to 5% growth. Does Bernanke have any clue as to what the hell he is doing?

    On July 20, 2008, I wrote [6]:

    I have previously noted that over the last two months money supply has been collapsing. M2NSA has gone from double digit growth to nearly zero growth .

    A review of the credit situation appears worse. According to recent Fed data, for the 13 weeks ended June 25, bank credit (securities and loans) contracted at an annual rate of 7.9%.

    There has been a minor blip up since June 25 in both credit growth and M2NSA, but the growth rates remain extremely slow.

    If a dramatic turnaround in these numbers doesn’t happen within the next few weeks, we are going to have to warn of a possible Great Depression style downturn.

    Yet, just weeks before these warnings from me, Chairman Bernanke, while the money supply growth was crashing, had a decidedly much more optimistic outlook, In a speech on June 9, 2008, At the Federal Reserve Bank of Boston’s 53rd Annual Economic Conference [7], he said:

    I would like to provide a brief update on the outlook for the economy and policy, beginning with the prospects for growth. Despite the unwelcome rise in the unemployment rate that was reported last week, the recent incoming data, taken as a whole, have affected the outlook for economic activity and employment only modestly. Indeed, although activity during the current quarter is likely to be weak, the risk that the economy has entered a substantial downturn appears to have diminished over the past month or so. Over the remainder of 2008, the effects of monetary and fiscal stimulus, a gradual ebbing of the drag from residential construction, further progress in the repair of financial and credit markets, and still-solid demand from abroad should provide some offset to the headwinds that still face the economy.

    I believe the Great Recession that followed is still fresh enough in our minds so it is not necessary to recount in detail as to whose forecast, mine or the chairman’s, was more accurate.

    I am also confused by many other policy making steps here at the Federal Reserve. There have been more changes in monetary policy direction during the Bernanke era then at any other time in the modern era of the Fed. Not under Arthur Burns, not under G. William Miller, not under Paul Volcker, not under Alan Greenspan have there been so many dramatically shifting Fed monetary policy moves. Under Chairman Bernanke there have been significant changes in direction of the money supply growth FIVE different times. Thus, for me, I am not at all surprised at the current stop and go economy. The current erratic monetary policy makes it exceedingly difficult for businessmen to make any long term plans. Indeed, in my own Daily Alert on the economy [8] I find it extremely difficult to give long term advice, when in short periods I have seen three month annualized M2 money growth go from near 20% to near zero, and then in another period see it go from 25% to 6% . [9]

    I am also confused by many of the monetary programs instituted by Chairman Bernanke. For example, Operation Twist.

    This is not the first time an Operation Twist was tried. an Operation Twist was tried in 1961, at the start of the Kennedy Administration [10] A paper [11] was written by three Federal Reserve economists in 2004 that, in part, examined the 1960’s Operation Twist

    Their conclusion (My bold):

    A second well-known historical episode involving the attempted manipulation of the term structure was so-called Operation Twist. Launched in early 1961 by the incoming Kennedy Administration, Operation Twist was intended to raise short-term rates (thereby promoting capital inflows and supporting the dollar) while lowering, or at least not raising, long-term rates. (Modigliani and Sutch 1966)…. The two main actions of Operation Twist were the use of Federal Reserve open market operations and Treasury debt management operations..Operation Twist is widely viewed today as having been a failure, largely due to classic work by Modigliani and Sutch….

    However, Modigliani and Sutch also noted that Operation Twist was a relatively small operation, and, indeed, that over a slightly longer period the maturity of outstanding government debt rose significantly, rather than falling…Thus, Operation Twist does not seem to provide strong evidence in either direction as to the possible effects of changes in the composition of the central bank’s balance sheet….

    We believe that our findings go some way to refuting the strong hypothesis that nonstandard policy actions, including quantitative easing and targeted asset purchases, cannot be successful in a modern industrial economy. However, the effects of such policies remain quantitatively quite uncertain.

    One of the authors of this 2004 paper was Federal Reserve Chairman Bernanke. Thus, I have to ask, what the hell is Chairman Bernanke doing implementing such a program, since it is his paper that states it was a failure according to Modigliani, and his paper implies that a larger test would be required to determine true performance.

    I ask, is the Chairman using the United States economy as a lab with Americans as the lab rats to test his intellectual curiosity about such things as Operation Twist?

    Further, I am very confused by the response of Chairman Bernanke to questioning by Congressman Ron Paul. To a seemingly near off the cuff question by Congressman Paul on Federal Reserve money provided to the Watergate burglars, Chairman Bernanke contacted the Inspector General’s Office of the Federal Reserve and requested an investigation [12]. Yet, the congressman has regularly asked about the gold certificates held by the Federal Reserve [13] and whether the gold at Fort Knox backing up the certificates will be audited. Yet there have been no requests by the Chairman to the Treasury for an audit of the gold.This I find very odd. The Chairman calls for a major investigation of what can only be an historical point of interest but fails to seek out any confirmation on a point that would be of vital interest to many present day Americans.

    In this very building, deep in the underground vaults, sits billions of dollars of gold, held by the Federal Reserve for foreign governments. The Federal Reserve gives regular tours of these vaults, even to school children. [14] Yet, America’s gold is off limits to seemingly everyone and has never been properly audited. Doesn’t that seem odd to you? If nothing else, does anyone at the Fed know the quality and fineness of the gold at Fort Knox?

    In conclusion, it is my belief that from start to finish the Fed is a failure. I believe faulty methodology is used, I believe that the justification for the Fed, to bring price and economic stability, has never been a success. I repeat, prices since the start of the Fed have climbed by 2,241% and there have been over the same period 18 recessions. No one seems to care at the Fed about the gold supposedly backing up the gold certificates on the Fed balance sheet. The emperor has no clothes. Austrian Business cycle theorists are regularly ignored by the Fed, yet they have the best records with regard to spotting overall downturns, and further they specifically recognized the developing housing bubble. Let it not be forgotten that in 2004, two economists here at the New York Fed wrote a paper [15] denying there was a housing bubble. I responded to the paper [16] and wrote:

    The faulty analysis by [these] Federal Reserve economists… may go down in financial history as the greatest forecasting error since Irving Fisher declared in 1929, just prior to the stock market crash, that stocks prices looked to be at a permanently high plateau.

    Data released just yesterday, now show housing prices have crashed to 2002 levels. [17]

    I will now give you more warnings about the economy.

    The noose is tightening on your organization, vast amounts of money printing are now required to keep your manipulated economy afloat. It will ultimately result in huge price inflation, or, if you stop printing, another massive economic crash will occur. There is no other way out.

    Again, thank you for inviting me. You have prepared food, so I will not be rude, I will stay and eat.

    Let’s have one good meal here. Let’s make it a feast. Then I ask you, I plead with you, I beg you all, walk out of here with me, never to come back. It’s the moral and ethical thing to do. Nothing good goes on in this place. Let’s lock the doors and leave the building to the spiders, moths and four-legged rats.

    • Linus Huber sagt:

      Dies war wohl die letzte Einladung!

      • Baer sagt:

        @ Linus Huber: Es gibt ein Prinzip in der VWL, das sich generalisieren lässt und immer gilt: Die Gleichheit von Gutschrift und Lastschrift innerhalb jeder Transaktion. Unheimlich wichtiges Prinzip: es ist die Grundlage der Geldtheorie. Mises, Hayek und Rothbard waren sich dessen nicht bewusst. Schumpeter bemerkte es, übrigens, deswegen war seine Geldtheorie ein bisschen klüger.

        • Oliver sagt:

          Ich frage mich, warum die Österreicher à la Mises und deren fanatische Jünger wie Rothbard so erfolgreich sind. Ich fürchte es liegt nicht an der Überzeugungskraft ihrer ökonomischen Argumente…

          • Baer sagt:

            Nein, denke ich auch nicht. Eher ist es wohl ein Bedürfnis der Menschen nach einfachen Antworten für komplex Fragen, das diese Denkschule erfolgreich stillt. Ein Verlangen nach einem Urprinzip, mit dem man alle gesellschaftlichen Veränderungen erklären kann, und das unser Leben lenkt. Die Östereicher haben diese geheimnisvolle Kraft gefunden, denken Sie – die „Marktkraft“, die unser Leben bestimmt. In den Worten von MIses: “the system is steered by the market” und “the market directs the individual’s activities” [Human Action, (1949), p.257]. Es sind also nicht die Menschen, die den Lauf der Gesellschaft bestimmen, sondern „der Markt“. Dieses Argument ist natürlich religiös und völlig absurd, denn Märkte können nicht handeln. Das Argument ist gleichzeitig typisch für totalitäre Theorien. In Hannah Arendts Buch über Totalitarismus hat sie das Grundelement der totalitären Ideologie – sie bezog sich auf Stalin und Hitler – wie folgt festgemacht: “Nowhere does the ideological origin […] show more clearly than when their spokesmen pretend that they have discovered the hidden forces that will bring them good fortune in the chain of fatality”. Bei Stalin war diese Kraft die historische Notwendigkeit des Kommunismus, welche das den Fortgang der Gesellschaft bestimmt. Bei Hitler war es das Dritte Reich und die Rassentheorie, welche das Handeln der Menschen in genaue Bahnen lenken sollten. Ich möchte jetzt nicht sagen, Österreichische Ökonomen seien Faschisten, es geht nur um den Vergleich eines rhetorischen Elements. Typisch argumentieren Österreicher, dass der Kapitalismus in der langen Frist die besten Resultate hervorbringt, wenn man die „Marktkräfte“ nur spielen lasse. Dazu bemerkte Arendt: „There is hardly a better way to avoid discussion than by releasing an argument from the control of the present and by saying that only the future can reveal its merits“. Zu guter letzt wird die Theorie von vermögenden Schichten massiv subventioniert, da sie zu 90% deckungsgleich ist mit den Interessen der mächtigsten Männer im Staat.

          • Linus Huber sagt:

            Ich denke eher, dass jene, welche Zentralplanung befürworten und im Prozess sämtliche Eigentumsrechte vernichten fanatisch sind. Die ganze Welt ist zum Bernanke’s Lab geworden, um seine fragwürdigen Theorien zu testen. Heute gibt es langsam nur noch einen Markt und er ist das Fed (mit den andern Zentralbanken im Gefolge).

            Die Idee, dass ein Boom, welcher auf einer Kreditblase basierte, einem nachfolgenden Bust ausweichen kann, bezweifle ich und es scheint sich immer deutlicher anzudeuten, dass ich damit wohl richtiger liege als jene, welche sich an komplizierten Modellen erfreuen, welche jedoch jede meist dynamische Aspekte und tiefgreifende Verhaltensveraenderungen nicht antizipieren. Mathematische Modelle ersetzen oft den gesunden Menschenverstand.

          • Linus Huber sagt:

            Die Gesetze und Regeln innerhalb eines Rechtsstaates bezwecken, dass man Verhalten, welches positiv ist für die Gesellschaft foerdert und unethisches oder die Gesellschaft schädigendes Verhalten bestraft. Die meisten gegenwärtigen Massnahmen der Zentralbanken und Regierungen verletzen diesen Grundsatz, welcher die ein wichtiger Teil der Basis des Erfolges der westlichen Gesellschaft war. Um das gegenwärtige System aufrecht zu erhalten und damit die gegenwärtigen Machtverhältnisse zu wahren, wird jegliches Prinzip über Board geworfen.

            Es geht nicht nur rein um ökonomische Modelle, sondern um einen gesellschaftlichen Umbruch, welcher sich schrittweise anbahnt. Jeder Mensch kann heute erkennen (oder zumindest spüren), dass hier falsche Anreize geschaffen werden und der einzelne Mensch fühlt sich immer stärker machtlos und ausgeliefert. Geld darf nicht nur existieren als Manipuliermasse, sondern muss einen werterhaltenden Aspekt beinhalten, ansonsten wir uns der Gefahr aussetzen, dass ein kleiner Fehler zu irgend einem Zeitpunkt das Vertrauen in die Währung blitzartig zerstört. Immer stärkere Dosen der verabreichten Medizin sind notwendig um den Status Quo aufrecht zu erhalten. Dies alleine deutet schon klar auf den Ponzi-Charakter all dieser Massnahmen

    • Thomas ernst sagt:

      @Linus
      Herzlichen Dank für diesen Beitrag. Ein Leckerbissen!

      „Herr, vergib ihnen nicht, denn sie wissen, was sie tun!“

  • Jens Gloor sagt:

    Die USA setzen derzeit den Fokus gerne auf Europa, obschon die US-Probleme verhältnismässig Übergewichtiger sind. Was Greenspan und Barnanke angerichtet haben, ist in ‚gefühlter Realität‘ vorerst noch nicht erlebbar. Die Geldmenge M3 wurde seit der Installation – der PRIVAT kontrollierten FED – 1913, dermassen ausgeweitet, dass der Dollar dank ‚kontrollierter Inflation‘ über 95% seines Wertes verloren hat, Inflation wird uns als ’normal‘ verkauft – ist jedoch ein unnötiges ‚Kunstprodukt der Finanzmafia‘, die das Volk schleichend enteignet. Die Modelle von KEYNES haben auf ganzer Linie versagt, da der Missbrauch unkontrolliert von Statten ging und immer noch geht. Die mit billigem Geld angeheizten Spekulationen – z.B. mit ’nuklear-gefährlichen‘ Derivaten – haben ein Riesenloch in die Erde gebrannt, durch das man bald durch den Planeten hindurch sehen kann. Während wir ‚Nachrichten‘ konsumieren, gehen die Pläne zur Etablierung der Zwei-Klassen-Gesellschaft (Master & Servant) erfolgreich und unvermindet – mit staatlicher Unterstützung – weiter.

    Dieses ganze FED-Monopoly ist ein einzigartiges Verbrechen an der Menschheit. Und wie Henry Ford schon sagte: „Würden die Menschen das Geldsystem verstehen, käme es zu einer Revolution, noch vor morgen früh.“ Das hatte er vor langen Jahren völlig richtig erkannt. Leider sind auch unsere VolksvertreterInnen dumm genug, nichts zu erkennen oder erkennen wollen – „Nach mir die Sintflut.“ Und sie wird kommen.

    • Alois Krieger sagt:

      Die USA können so viel Geld drucken, wie sie wollen. Der Dollar würde einbrechen, aber die USA sind vom Öl abgesehen relativ autark. Und die Bevölkerung dort ist verschuldet, es zahlt das Ausland für Inflation. Und die Inflation, die es in den USA wohl geben wird, ist wahrscheinlich schon im Dollar-Preis enthalten. Das Fed hat alles getan, um die Banken zu retten, die Amerikaner werden aber nicht ihre Währung opfern, damit es kurzfristig ein paar Prozent weniger Arbeitslose gibt. Das würden die Franzosen tun, wenn sie Hollande wählen. Aber diese haben keine eigene Zentralbank mehr, das ist das Dilemma in Europa.

      Mit höherer Inflation verlieren vor allem die Deutschen, die netto Sparer sind. Ohne höhere Inflation gehen die Südstaaten wohl bankrott, es zahlen dann die Banken und die Privaten, welche noch solche Anlagen halten (einen grossen Teil hat ja schon die EZB gekauft). Die französischen Banken wären wohl am stärksten betroffen, ob es den Südstaaten nach einem Konkurs schlechter geht, ist zu bezweifeln. Allerdings würden dann wohl die Reformen gestoppt, was langfristig sicher nicht von Vorteil ist. Aber bei einem Verlassen des Euroraumes würden sie wieder konkurrenzfähig, die Ersparnisse wären wohl zu einem grossen Teil weg, aber es gäbe wieder Jobs.

      • Thomas ernst sagt:

        Ich vermute, Leidtragende der Abwertung des USD wären nicht zuletzt die Chinesen, die hocken ja auf Himalaya-hohen Beständen der US-Währung und werden sie nicht wieder los.

        Ob die Gelben Apparatschicks sich das gefallen lassen würden, ist m.E. Sehr sehr offen.

        Wuerden die Chinesen beginnen ihre Reserven an USD als Waffe in einem Währungskrieg einzusetzen, dann Gute Nacht …

        • Alois Krieger sagt:

          Ja, die lassen sich das gerne gefallen. Den Apparatschicks bzw. deren Sprösslinge gehören die Exportunternehmen, die profitieren davon, dass die Währung günstig bleibt. Die Verluste werden vom Staat getragen, das wird irgendwann in der Zukunft bezahlt, China hat ja noch keine hohe Verschuldung im Vergleich zum Westen.

          Die Chinesen werden deshalb die Reserven auch nicht gegen die USA einsetzen, die USA sind der wichtigste Absatzmarkt für die Exporte der Chinesen. Etwas Rhetorik gegen die USA hört man schon, schliesslich will man dem Volk nicht sagen, dass man deren Geld lieber für Exportsubventionen als im Inland ausgibt.

          Da die Europäer genau so schlecht dastehen wie die USA (zumindest, wenn man die Schulden der seriösen und den Südstaaten in einen Top wirft – was sich allmählich abzeichnet), werden diese wohl mit dem Abwälzen der Inflation auf das Ausland wieder mal durchkommen (das letzte Mal bezahlten die Europäischen Notenbanken einen Teil des Vietnamkrieges, die Amerikaner hätten bei einem schwachen Dollar ihre Militärbasen in Europa sonst kaum halten können).

  • Felix Meier sagt:

    Mr Bernake ist das Sprachrohr des FED, eigentlich des US-BankenKartells und als solches macht er seine Aufgabe recht erfolgreich. Die Rechnung jedenfals ist stet’s fuer’s FED aufgegangen, frei nach dem Moto: We have the Dollar and you the problem .

  • H. Trickler sagt:

    Was Mr. Bernanke wirklich denkt und dachte wird man nie erfahren und es ist ebenso irrelevant wie das was er öffentlich verkündet, weil nur Dumme nicht zur Kenntnis nehmen dass er damit bestimmte Ziele verfolgt.

    • Bob Baumeister sagt:

      Richtig!

      „I know that you believe you understand what you think I said, but I am not sure you realize that what you heard is not what I meant.“ R. Nixon

      Nichtsdestotrotz „entschlüpft“ auch dem besten „Meister der verwedelnden Rhetorik“ immer mal wieder ein „wahres Wort“….gerade bei Vorträgen/ Lesungen für Studenten – insbesondere an alter Wirkungsstätte, so sagt man…. – soll so mancher Notenbankchef urplötzlich wieder ungeschminkt drauflos geplaudert haben…..

      Oder –

  • Anh Toan sagt:

    An alle, die gerne von Dogmen reden: Was ist der Unterschied zwischen einem Dogma und einem Paradigma?

    • Linus Huber sagt:

      Deine Dogmen basieren auf einem falschen Paradigma.

      • Anh Toan sagt:

        Paradigma und Dogma sind beide griechischen Ursprungs: Da die Griechen alle Philosophen waren (Aristoteles, Sokrates) ist es logisch, dass sie viele Worte hatten, die eigentlich das Gleiche bedeuten: Etwa wie die Inuit für Schnee oder die Engländer für Nebel.

        Bernanke redet von Paradigma, MDM übersetzt mit Dogma. Es mag pedantische Wortklauberei sein, es ärgert mich, wenn Wissenschaftler von Dogmen reden. Wissenschaft definiert sich seit Descartes durch Dogmenfreiheit, Alles kann in Frage gestellt werden. Die Wissenschaft kennt Paradigmen, Dogmen gehören in die Religion, wer den Unterschied nicht kennt, nehme ich nicht ernst als Wissenschaftler.

        Linus Huber: Dogmen basieren auf Behauptungen, weder auf richtigen noch falschen Paradigmen.

      • Anh Toan sagt:

        @Linus Huber: Man könnte noch weiter gehen und sagen, Dogmen basieren meistens auf abstrusen Behauptungen: Gerade weil die Behauptung so unglaubwürdig ist, muss sie zum Dogma erhoben werden, darf nicht in Frage gestellt werden. Patradebeispiel ist die jungfräulichkeit Marias!

        Pradigmen beruhen auf wissenschaftlichen Erkenntnissen, Methoden und können sich als „falsch“, meistens besser als nur in Teilen oder unter gewissen Voraussetzungen richtig erweisen. Wer diesen Beweis erbringt, wird nicht einen Kopf kürzer gemacht, sondern erhält einen Nobelpreis.

      • Thomas ernst sagt:

        @ Anh Toan

        Ja, wer Begriffe unscharf verwendet, kann auch nicht präzise denken.

        Ein Paradigma ist eine Denkrichtung, eine groessere Modell-Landschaft, eine Theoriefamilie. Z.B. Kann man die Evolution(stheorien) als Paradigma auffassen, im Gegensatz etwa zum Kreationismus, ein anderes Paradigma.

        Jede Auffassung kann zu einem Dogma werden (z.B. Die unbefleckte Empfängnis, oder die päpstliche Unfehlbarkeit), wenn es verboten ist, die Auffassung in Frage zu stellen. Dogmen kommen demzufolge nur in religiösen oder pseudo-religiösen Kontexten vor.

        Heute sind aber die materialistisch orientierten Wissenschaften in vielen Bereichen selbst zu dogmatischen Glaubensgemeinschaften degeneriert. So ist z.B. die These von der anthropogenen CO2-basierten Erderwärmung ein Dogma der Klimawissenschaftler. Wer die These in Frage stellt wird gnadenlos diskriminiert, unterdrückt, wissenschaftlich lächerlich gemacht und finanziell ruiniert. Ähnliches z.B. In der Physik, wo die Stringtheoretiker ihr Paradigma ebenfalls zum Dogma gemacht haben und damit über 80% der Forschungsgelder für sich monopolisieren.

        In der EU ist der EUR zum Dogma geworden. Hohenpriestern Merkel wird jeden politisch zu ruinieren Trachten, der das Dogma in Frage stellt.

        Wissenschaft ist eine Neugierige und offene Geisteshaltung, die manchem Wissenschafter abgeht.

        • Alois Krieger sagt:

          Die Deutschen hatten schon 500 Mrd. an Staatsanleihen von fragwürdigen Schuldnern in der Bundesbank, als die Politiker sich des Problems bewusst geworden sind. Jetzt stopfen sie die Löcher, damit die Bürger während ihrer Amtszeit das Ausmass des Problems nicht wahrnehmen. Denn die deutschen Bürger wollten den Euro nicht, die Politiker haben über deren Köpfe entschieden. Jetzt merken sie, dass die Euro keine Fortsetzung der D-Mark ist sondern ein Gemisch aus Lira, Peseten, Francs etc.

        • Andreas Dombek sagt:

          @Thomas Ernst

          Würde man Ihre Feststellung bezüglich der Unschärfe mit einem gut geschliffenen und fein abgezogenen Richtschwert tranchieren, so könnte man feststellen, dass in Ihr Beispiel eventuell sich doch eine gewisse Unschärfe eingeschlichen haben könnte.

          Nun, in der Technik gibt’s den Begriff der sog. „Scheinschärfe“. Wenn man Ihrer Beschreibung des Paradigmas als „…..eine Denkrichtung, eine groessere Modell-Landschaft…..“ akzeptieren kann und auch soll, kann man jedoch beim Beispiel der „…..Evolution(stheorien) als Paradigma auffassen, im Gegensatz etwa zum Kreationismus, ein anderes Paradigma……“ dieses so nicht stehen lassen.

          Denn die Kreationisten lassen offensichtlich die Betrachtungsweise für die Paradigmen nach Ihrem Gusto diese so nicht zu. Da kann man bei diesen Betobköpfen nur das knallharte und betonfeste Beharren auf die eine Meinung bzw. „Wissen“ des „göttlichen und gottbewiesenen“ Dogmas erkennen, dass daneben es keine weiteren Varianten wie im Paradigma gibt. Aus und Amen!

          Denn dieses Dogma ist ja die Offenbarung der göttlichen Schriften. Versuchen Sie mit einem ersttestamentarischen Juden, Altrömischen und anglikanischen oder wiedererweckten nordamerikanischen (leider auch europäischen) Hardlinern über das mögliche Paradigma der naturwissenschaftlichen Weltenentwicklung zu diskutieren. Da sind Sie ruckzuck bei den ca. 6.000 Jahren mit der bibelwörtlichen Genese von Adam, Eva, den Dinos und den gleichzeitig lebenden Neandertalern. Und nochmals: Aus und Amen!

          Manchmal könnte man jedochl meinen, solch ein himmlisches Dogma könnte die Gleichzeitigkeit von Neandertalern und uns heutigen Blogschreibern einfach, logisch und nachvollziehbar erklären.

  • Markus Bucher sagt:

    Im Gegensatz zu Japan hat das Fed schon viel unkonventionelles getan. Das „quantitative easing“ in Japan war nicht erfolgreich, weil nur Staatsanleihen und solche mit relativ kurzer Laufzeit gekauft wurden. In einer Krise halten die Anleger aber lieber Geld zu 0%, wenn sie glauben, dass die Notenbank nachher keine Inflation aufkommen lässt.

    In den USA wurden Obligationen von privaten Schuldnern in grossem Ausmass gekauft. Das Fed kann nun bei allfälliger Inflation diese nicht bekämpfen, bis die Anlagen verkauft sind. Ansonsten würden das Fed massive Verluste machen. Deshalb war die Politik relativ erfolgreich. Aber das Fed sitzt immer noch auf riesigen Beständen an Wertschriften, die ein grosses Risiko darstellen. Das Fed hat zwar nicht Inflation generiert, jedoch das Risiko von hoher Inflation oder grossen Verlusten.

    Jetzt noch höhere Risiken einzugehen wäre wohl wirklich unvorsichtig, aber es wird immer Leute geben, die das fordern. Und in einem Land von Schuldnern wie den USA ist das auch populär.

  • Linus Huber sagt:

    Grundsätzlich ist zu sagen, dass wenn die Politik der Notenbank Schlagzeilen produziert, sie ihre Aufgabe nicht erfüllt. Die Idee Deflation mit allen Mitteln zu verhindern birgt in sich die Gefahr einer viel zu starken Beeinflussung der Eigentumsrechte, wobei dadurch

    – über Gewinner und Verlierer entschieden wird
    – die notwendige Disziplin der Finanzwirtschaft vernichtet wird
    – die notwendigen Abschreibungen auf Fehlinvestitionen verhindert werden
    – die Stabilität des Finanzsystems schrittweise erodiert wird

    Die gegenwärtige Geldpolitik der meisten Zentralbanken ist destruktiv. Die Geldpolitik kann die offiziell gemessene Inflationsrate nur sehr beschränkt beeinflussen und damit treffen die meisten Prognosen des FED auch nicht so ein, wie vorgesehen. Wenn man nicht in der Lage ist, die Zukunft einigermassen gut voraussagen zu können, wozu sind in solch einem Fall diese Manipulationen überhaupt sinnvoll.

    Natürlich fühlen sich diese Leute massiv wichtig und glauben wirklich daran, dass die Planwirtschaft erfolgreich sein wird.

  • Martin Holzherr sagt:

    Die wahren Ziele der US-Notenbank decken sich kaum mit dem Bild, das das Fed, von sich selbst gern in der Öffentlichkeit sieht. Das ist aber nicht erst seit der Krise so, sondern schon seit Jahrzehnten. Man erinnere sich an wiederholte Bekenntnisse zu einem stabilen, ja sogar hoch bewerteten, starken Dollar. Und zwar wurden diese Bekenntnisse genau dann abgegeben als der Dollar deutlich abwertete.
    Analysiert man das Verhalten der US-Notenbank kommt man zum Schluss, dass sie in Wirklichkeit mit dem schleichenden Wertverlust der US-Währung gut leben kann, ja sogar fest damit rechnet.

    Warum dann diese Täuschung der Öffentlichkeit? Dafür gibt es mehrere, vor allem aber psychologische Gründe. Der wohl wichtigste Grund. Das Vertrauen von Anlegern in den Dollar soll gestärkt werden: Dabei ist es offensichtlich, dass langfristige Anlagen in den Dollar ein hohes Verlustrisiko bergen. Doch genau dieser Fakt soll durch Lippenbekenntnisse der Notenbank überdeckt werden.

    • Alois Krieger sagt:

      Wenn man Geld druckt und nicht gleichzeitig behauptet, keine Inflation aufkommen lassen zu wollen, dann funktioniert das nicht. Dann hat man die Inflation sofort. Eine Täuschung ist also erforderlich.

      Die privaten Anleger lassen sich übrigens nicht so täuschen, es sind fremde Notenbanken, welche die US-Dollars halten. Vor allem China, dort werden riesige Verluste mit den US-Dollars eingefahren, zugute kommt es den Söhnen und Enkeln der Parteifunktionäre, die Exportfirmen haben.

      • Linus Huber sagt:

        @ Alois

        Es gibt verschiedene Auslegungen, was „Inflation“ bedeutet. Die heute gängigste Verwendung des Begriffs beruft sich auf den CPI (Consumer Price Index). Bernanke beruft sich auf darauf, wenn er Inflation anspricht. Die offiziell deklarierten Angaben des CPI sind allerdings sehr umstritten und viele Beobachter denken, dass sich die effektive Inflationsrate vielleicht etwa 5% über der offiziell erklärten liegt.

        Andere Ökonomen verwenden den Ausdruck ausschliesslich auf die ersichtlichen Massnahmen der Zentralbanken (und nicht wie oben, wo die Änderung des Kreditvolumens innerhalb des Systems mit eine Rolle spielt) und reden eben dann von inflationärer Geldpolitik, wenn die FED wie z.B. über die letzten Jahre den „Broad True Money Supply“ im Rahmen von über 10% seit mehr als 40 Monaten ausweitet.

        Ich glaube nicht daran, dass diese inflationäre Geldpolitik erfolgreich sein wird mittel- bis längerfristig sondern ich stelle mir langsam die Frage, was Geld überhaupt noch ist ausser ein Werkzeug zur Manipulation.

        • Alois Krieger sagt:

          Wenn die EZB weiter die Schulden der Südstaaten druckt, erübrigt es sich bald einmal, die technischen Details zu studieren, was als Inflation gelten soll. Das macht dann 1-2% aus, auf Inflationsraten die schnell mal 5-10% sein können.

          • Linus Huber sagt:

            Richtig Herr Krieger

            Wenn die momentane Geldpolitik sich nicht ändert, laufen wir Gefahr, eine Hyperinflation anzuzetteln. Dies kann sehr schnell gehen, den das Vertrauen in Währungen ist ein zartes Pflänzchen, welches man schon stark strapazierte in den vergangenen 4 Jahren.

  • Alois Krieger sagt:

    Die Leute, die jetzt nach mehr Inflation schreien, sollten sich auch bewusst sein, dass dies schnell ausser Kontrolle geraten kann. In den 70er und 80er Jahren war dies der Fall. Um die Inflation wieder unter Kontrolle zu bringen, mussten die Zinsen damals auf bis fast 20% erhöht werden. Dies führte zu den höchsten Arbeitslosenzahlen in den USA seit der Depression.

    Es ist also verständlich, dass das Fed für etwas kleinere Arbeitslosenzahlen in der kurzen Frist nicht viel höhere Arbeitslosenzahlen in der Zukunft riskieren will. Im Gegensatz zu Politikern haben Notenbanker eine längere Amtszeit und sie lieben es auch nicht, wenn sie nach ihrer Amtszeit als schlechte Ökonomen dargestellt werden (Greenspan).

    Wenn man den Aussenwert des US-Dollars anschaut, dann sieht man, dass das Fed schon sehr viel getan hat, um die verschuldete Wirtschaft und die Hausbesitzer mit Hypotheken zu entlasten. Würden in den USA die Bürger ihre Ersparnisse wie in Deutschland oder der Schweiz (meist zwangsweise über die Pensionskasse) in den Schuldpapieren des eigenen Staates halten, dann wäre es schon gar nicht so weit gekommen, denn die Entlastung der verschuldeten Unternehmen und Hausbesitzer geht zulasten der Leute, die Geld nominal in USD angelegt haben.

    Da die amerikanischen Staatsschulden jedoch mehrheitlich im Ausland gehalten werden, konnte das Fed die ausserordentlichen Massnahmen ohne grossen politischen Druck überhaupt durchführen.

    Kippt jedoch die Stimmung bei den Anlegern im Ausland oder die Alternativen (Euro) werden weniger unsicher (z.B. nach einem Austritt von Spanien, Italien etc. von der Eurozone), dann flüchten die Anleger aus dem US-Dollar. Das hätte dann hohe Inflation wegen der Rohstoffpreise zur Folge ohne dass die Arbeitslosenzahlen in den USA wegen der Inflation sinken. Man spricht von einer Verschiebung der Phillips-Kurve.

    Würde z.B. nur China seine US Dollar Bestände rasant reduzieren, so würde in den USA wohl bald Hyperinflation herrschen.

    • Alois Krieger sagt:

      Übrigens, ich frage mich, wieso die Tagi-Journis und generell die Linken in der Schweiz so für mehr Inflation sind. Längerfristig kommt die Inflation den Reichen zugute. Diese haben in ihren Firmen und auf ihren Liegenschaften Kredite, sie profitieren von Inflation.

      Die normalen Arbeiter (und wohl auch die Mehrheit der Tagi-Journalisten) haben den Grossteil ihrer Ersparnisse über die Pensionskasse in Nominalanlagen. Dazu sind die Renten der Beamten (die Haupt-Klientel der Linken) nominell festgelegt. Die Politik eines schwachen Frankens bewirkt längerfristig eine Lohnreduktion und eine Reduktion ihrer Ersparnisse auf Kosten von Immobilienspekulanten und Finanzjongleuren.

      Ich verstehe also wirklich nicht, weshalb die Leute so für das Gelddrucken sind. Etwa weil damit das Vertrauen in das kapitalistische System in der Bevölkerung verloren geht? Das letzte Mal, als die passiert ist, ging das aber nicht so, wie sich die Sozialisten gewünscht haben. Ausser sie sind stolz auf das „sozialisten“ in Nationalsozialist!

      • Linus Huber sagt:

        Sie sehen dies richtig Alois. Inflation dient den 1% zulasten der 99%. Eine leichte Deflation ist bedeutend sinnvoller in der gegenwärtigen Situation, da dadurch die Kaufkraft gesteigert würde.

        • Alois Krieger sagt:

          Eigentlich hätten wir in den letzen 10 Jahren eine leichte Deflation haben sollen, weil ein grosser Teil unserer Konsumgüter billig in Asien produziert wird.

          In der momentanen Situation, mit stark verschuldeten Haushalten und Staaten, wäre Deflation natürlich sehr gefährlich. Aber die Frage ist, wie stark die Notenbanken dagegen ankämpfen sollen. Es gilt die negativen Auswirkungen von kurzfristiger Deflation gegenüber längerfristiger Inflation abzuwägen. Wie man in der Schweiz sieht, war der Aktionismus von Hildebrand bei einem Franken von 1.40 zum Euro verfrüht. Die Exportindustrie läuft auch jetzt noch gut. Es gibt nicht nur Europa als Absatzmarkt, die Schwellenländer holen auf, Europa wird weiter hinterherhinken, wenn die gleichen Rezepte weiter verfolgt werden. Und jetzt wählt Frankreich noch einen Sozialisten, das wird uns weitere Milliarden kosten über die SNB.

      • Baer sagt:

        @ Alois Krieger: Sie machen in Ihren Aussagen einige Annahmen, welche darauf hindeuten, dass Sie VWL studiert haben. In der modernen Literatur über Geldtheorie sind diese Annahmen jedoch wieder sehr umstritten und bisweilen schon widerlegt worden. Explizit:

        1. „Die Leute, die jetzt nach mehr Inflation schreien, sollten sich auch bewusst sein, dass dies schnell ausser Kontrolle geraten kann.“ Sie sprechen die Lohn-Preis-Spirale an, auch genannt „cost-push inflation“. Diese ist theoretisch nicht haltbar. Inflation ist eine Geldentwertung, sprich eine Störung des Verhältnisses von Geld zu Produkten. Wenn jedoch höhere Löhne ausbezahlt werden und aus diesem Grund die Preise ansteigen, hat das keine Störung zur Folge, sondern es handelt sich um eine Kaufkraftverschiebung innerhalb der Bevölkerung. Das Verhältnis von Geld zu Output bleibt gewahrt. Cost-Push-Inflationstheorien sind deshalb zu verwerfen. Wenn Sie theoretische Literatur dazu wollen, kann ich Ihnen diese anbieten (denn es handelt sich hierbei um eine theoretische, keine empirische Frage).

        2. „Um die Inflation wieder unter Kontrolle zu bringen, mussten die Zinsen damals auf bis fast 20% erhöht werden.“ Hier machen Sie die Annahme, dass die Inflation der 70er- und 80er-Jahre durch hohe Zinsen in den Griff gekriegt wurden. Das ist sehr fragwürdig, sowohl theoretisch als auch empirisch. Betrachten Sie die Entwicklung der Ölpreise in dieser Zeit, und Sie werden sehen, dass die Teuerung sich im Gleichschritt bewegte – und Sie werden wohl nicht behaupten, dass die höheren Ölpreise mit den Zinsen in den USA kontrolliert werden konnten. Als die Ölpreise sich stabilisierten, stabilisierte sich die Teuerung.

        3. Ökonomen haben seit kurzem bemerkt, dass ein Anstieg des CPI nicht gleichgesetzt werden kann mit Inflation. Inflation ist eine Geldentwertung. Ein Anstieg des CPI kann auch geschehen, ohne dass es eine Störung des Verhältnisses Geld-Output gibt. Z.B. eine höhere Mehrwertsteuer würde das allg. Preisniveau erhöhen, ist aber nicht „inflationär“, wie z.B. Mervyn King (Zentralbank UK) zugibt. Es handelt sich hier um die Frage, wie man Inflation überhaupt definieren soll, eine Frage, die selbst unter renommierten Geldtheoretikern und Notenbankpräsidenten noch immer umstritten ist.

        4. Sie gehen scheinbar davon aus, dass es einen relativ stabilen Zusammenhang zw. Arbeitslosigkeit und Inflation gibt (Phillips-Kurve). Wird diese heute überhaupt noch an Unis unterrichtet. Die ist weder theoretisch noch empirisch haltbar.

        5. Sie sollten vielleicht ein wenig ausführen, was Sie mit Gelddrucken meinen. Helikopter-Geld à la Friedman? Das existiert nur in den Köpfen akademischer Ökonomen, nicht aber in der Realität. Die Realität ist zum Glück komplexer, und Noten werden nicht einfach gedruckt und im Volk verteilt – das wäre illegal. Die genauen Buchungen sind gefragt, wenn man etwas beitragen möchte.

        6. Kennen Sie eine Studie, die belegt, dass der Tagi links ist? Ich kenne keine einzige politische Position, wo der Tagi eine linkere Meinung hat als die Mehrheit der Schweizer Bevölkerung (und das ist der einzige relevante Massstab). Wenn Sie finden, Tagi-Journis seien eher Keynesianer: Keynes war ganz bestimmt kein Linker, er war polit-philosophisch sehr nahe bei Hayek, und zwar explizit.

        • Alois Krieger sagt:

          zu 1: Die USA haben jetzt schon wieder normale Inflation, trotz hoher Arbeitslosigkeit. Die Preise für Importe steigen einfach, wenn das Ausland das Vertrauen in die Währung verliert.

          zu 2: Ich weiss nicht, wo Sie VWL studiert haben, aber ich kenne niemanden, der behauptet, der Inflation zum Zeitpunkt, wo Volcker das Fed übernahm sank wegen des Ölpreises. Der Ölpreis kam 1973 zu der hohen Staatsverschuldung dazu, das Problem nachher waren jedoch die Inflationserwartungen. Das Fed unter Volcker hat erst versucht, die Erwartungen für Inflation zu dämpfen. Das nützte aber nichts, erst als die Arbeitslosigkeit so hoch war, dass kaum ein Arbeitnehmer sich mehr nach einer Lohnerhöhung zu fragen traute, gerät die Inflaiton unter Kontrolle.

          Die Phillips-Kurve gibt es immer noch, sie beschreibt den Zusammenhang zwischen Arbeitslosigkeit und Inflation. Man glaubt heute jedoch nicht mehr, dass man einfach die Inflation erhöhen kann, um nachhaltig die Arbeitslosenquote zu senken. Das hatte man in der 70er Jahren probiert. Kurzfristig nützt keyenesianische Geldpolitik, aber nur solange, wie die Leute glauben, dass die Notenbank höhere Inflation verhindern wird. Werden diese Erwartungen verändert, so verschiebt sich die Phillips-Kurve (im besten Fall) oder der Zusammnenhang gilt überhaupt nicht mehr, dann gibt es akzelerierende Inflation.

          Normalerweise spricht man von Gelddrucken, wenn ein Staat seine Schulden nicht mehr privat platziert, sonder wenn die Notenbank die Staatsschulden kauft. In einem kleinen Staat würde das schnell zu Hyperinflation führen. Das Fed hat einen guten Ruf, man rechnet nicht damit, dass die Notenbank dies tut, um den Staatshaushalt zu finanzieren. Die EZB und das Fed haben zwar nicht direkt Staatsanleihen vom Staat gekauft, aber so viele Staatsanleihen auf dem Sekundärmarkt erworben, dass der Effekt derselbe ist. Das Vertrauen in diese Notenbanken wurde arg strapaziert, wie man z.B. am Frankenkurs sehen konnte.

          Wenn die Notenbanken nur kurzfristig die Zinsen stabilisieren, so spricht würde ich nicht von Gelddrucken sprechen. Das Fed hat diese Grenze aber klar überschritten, die EZB fing im letzten Herbst damit an, indem sie den Banken in den Krisenstaaten fast gratis Geld zur Verfügung stellte, die diese dann in eigenen Staatsanleihen angelegt haben. Da die Banken bei einem Staatsbankrott sowieso Konkurs gingen, lohnt sich für diese diese Wette. Effektiv finanzierte die EZB die Staatssschulden der Spanier etc.

          Wenn das Geld, das gedruckt wurde tatsächlich an die Leute verteilt worden wäre, so hätten unsere Währungen noch ein paar Prozent des ursprünglichen Wertes. Die monetäre Basis z.B. in der Schweiz ist um das 20-50fache gestiegen. Man erwartet, dass die Notenbanken das Geld wieder zurücknehmen, wenn die Wirtschaft sich erholt. Gehen jedoch einzelne Staaten Konkurs, so ist dies fraglich. Jemand müsste Geld in die EZB einschiessen.

          Vielleicht sind die Leute in diesem Blog weniger links, aber schauen Sie sich mal die Artikel von Leopfe an. Klassenkampf pur…

          • Taric Trent sagt:

            Erstens heisst der Loepfe und zweitens hat kein einziger seiner Artikel etwas mit Klassenkampf zu tun, und wenn doch, dann nicht mit dem von Unten, also dem „linken“.

            Das ist Klassenkampf von unten, vertritt die Arbeitnehmer:
            http://www.workzeitung.ch/

            Das ist Klassenkampf von oben, vertritt die Arbeitgeber:
            http://www.economiesuisse.ch/

          • Baer sagt:

            Die SNB darf dem Bund keine Kredite geben, das ist gesetzlich untersagt. Gelddrucken ist eine Analogie, die wissenschaftlich bedeutungslos ist, da sie nicht erklärt, wie die konkreten Buchungsprozesse von statten gehen. Früher glaubte man natürlich an die Phillipskurve, die man ausnutzen konnte, heute glaubt man an die Phillipskurve, die man nur kurzfristig ausnutzen kann, und in der Zukunft wird wieder ein anderes Dogma vorherrschen. Irgendwann werden sich Ökonomen nicht mehr zufrieden geben mit den mechanischen Modellen und hydraulischen Metaphern (Geldpumpen, Gelddrucken etc.) und werden die konkreten Zahlungsvorgänge und -systeme studieren. Vielleicht geht das noch 10 Jahre, vielleicht 20 – ich glaube noch an wissenschaftlichen Fortschritt. Ich habe an der UZH, der Uni Pompeu Fabra in Barcelona und der Uni Fribourg monetäre Makroökonomie studiert.

            Übrigens hat sich die „monetäre Basis“ in der Schweiz in den letzten 10 Jahren viel schwächer ausgeweitet, knapp eine Vervierfachung (Wobei man in den letzten Jahrzehnten immer wieder die Definition änderte, was darauf zurückzuführen ist, dass man eigentlich gar nicht so genau weiss, was die Notenbankgeldmenge genau für eine Bedeutung hat, und wie man sie messen soll. Ursache dafür ist eine inkonsistente Geldtheorie, und deshalb nützt es nicht viel, mit Zahlen um sich zu schmeissen, solange wir keine gute Theorie haben.).

            Ökonomischer Sachverstand hat nichts mit politischer Ausrichtung zu tun. Nehmen Sie Léon Walras und Alfred Marshall, zwei Ökonomen, deren Theorien Sie bestimmt studieren mussten und auf deren Gedanken ein grosser Teil der Neoklassik beruht. Walras wollte Boden „sozialisieren“, sprich verstaatlichen, und Marshall war Präsident der Genossenschaftsbewegung, unter anderem, weil er Privatunternehmen für die „Degradierung der menschlichen Rasse“ (Principles of Economics, Vorwort) verantwortlich machte. Aber ich gebe Ihnen recht, Löpfe ist ein bisschen linker als die anderen Journalisten des Tagi, wobei man das wiederum an der Meinung der Bevölkerung messen müsste, und da gilt wiederum: mir wäre keine Meinung von ihm bekannt, die linker ist als die der Mehrheit der Bevölkerung.

          • Thomas ernst sagt:

            @ Baer

            Woher wollen Sie wissen, wie weit rechts oder links „die Schweizer Bevölkerung“ steht? Sie kennen bestenfalls die veröffentlichte Meinung, und was von der zu halten ist, kann jeder wissen.

          • Baer sagt:

            @ Ernst: Genau, ich beziehe mich auf Meinungsumfragen, und von denen gibt es nicht genug. Was ich schrieb, ist eine geläufige Erkenntnis von Medienwissenschaftlern. Wenn man evaluieren will, wo eine Zeitung politisch steht, muss man Meinungsumfragen als Massstab nehmen. Das ist die beste Möglichkeit, um der Sache wissenschaftlich nachzukommen. Ich meine nicht Abstimmungsresultate, das wäre wieder etwas anderes.

          • Baer sagt:

            Ein Beispiel: Wäre der Tagi links, wenn er vehement gegen den Kauf der Gripen protestieren würde (was er nicht tut)? Nein, er wiederspiegelte bloss die Meinung einer grossen Mehrheit der Bevölkerung (2/3 bis 4/5). So meine ich das.

        • Oliver sagt:

          @ Baer, die Literatur zur cost push inflation würde mich interessieren. Ich war bisher der Meinung, dass die Messgrösse ‚Inflation‘ selber den von dir angetönten bias in sich trägt, in dem sie einkommensabhängige im Gegensatz zu vermögensabhängige Preisänderungen misst. Mit anderen Worten, es gibt cost push inflation in dem Sinne, dass sie eine Umverteilung und nicht einen Wertverlust darstellt. Aber vielleicht ist das ja das Gleiche was du sagst?

          • Baer sagt:

            @ Oliver: Z.B.: Inflation and Unemployment: Contributions to a New Macroeconomic Approach, von Cencini und Baranzini, ab S. 29 zu Cost-Push-Inflation. Dort findest du eine gute Übersicht über die verschiedenen Inflationstheorien. Ein verwandtes Papier von Rochon und Rossi, auf dem Internet verfügbar: Inflation Targeting, Economic Performance, and Income Distribution: A Monetary Macroeconomics Analysis.

          • Alois Krieger sagt:

            @Baer: Ich habe das Paper von Rochon und Rossi gelesen. Es ist interessant. Es ist aber aus dem Jahr 2005 und es geht darum, ob striktes „inflation-targeting“ die Einkommensverteilung zum Nachteil von Lohnbezügern verschiebt, vielleicht stimmt das. Und in normalen Zeiten kann man sich durchaus darüber streiten.

            Aber auf die Verhältnisse seit 2008 denke ich, ist das nicht relevant. Es geht hier nicht darum, ob wir die Zinsen für Rentner ein halbes Prozent tiefer lassen, dafür gibt es weniger Arbeitslose und der Lohn ist eventuell 1% höher. Den Franken an den Euro zu binden rettet vielleicht ein paar Stellen im Export, dafür können die Ersparnisse schnell mal 20-30% weniger Wert sein. Ich frage mich, für wen sich das rentiert, schliesslich haben wir noch eine Arbeitslosenversicherung. Es kann auch anders kommen, klar. Aber mir wäre es wohler, wenn der Franken an einen Korb von Währungen gebunden ist. Dann sind wir nicht auf Gedeih und Verderb vom Euro abhängig.

        • Alois Krieger sagt:

          Baer: Ob man das nun Geld drucken nennen will oder nicht, auf jeden Fall hat die SNB die Geldmenge massiv ausgeweitet. Die Monetäre Basis ist von etwa 40 Mrd. CHF auf zeitweise 260 Mrd. gestiegen, das sind immerhin 650% seit 2008. Hier der Link zur Statistik der SNB: http://www.snb.ch/de/iabout/stat/statpub/statmon/stats/statmon Die monetäre Basis ist die Notenbankgeldmenge B1.

          Die anderen Aggregate M1,M2 etc. sind weniger gestiegen, diese können auch nicht direkt von der Nationalbank beeinflusst werden.

          Diese neu geschaffenen Schweizer Franken werden von den Banken als Reserven gehalten. Die Banken halten jetzt 16 Mal soviel Reserven, wie sie halten müssten. Sie könnten theoretisch 16 mal mehr Kredite vergeben als heute. Sie machen das nicht, solange die Wirtschaft sich nicht erholt hat. Aber wenn sich die Wirtschaft mal erholt, dann muss die Notenbank erst diese Anlagen zurückkaufen, bevor sie die Zinsen erhöht.

          Natürlich kann sie die Zinsen auch so erhöhen, dann macht sie aber riesige Verluste. Sie muss dann die höheren Zinsen auf die Reserven bezahlen und verdient die tiefen Zinsen der Fremdwährungsobligationen, die sie in der Krise gekauft hat.

          Zu Löpfe und links/rechts. Tatsächlich macht der Begriff heute nicht mehr so viel Sinn. Aber Löpfe glaubt daran, dass der Staat stark in die Wirtschaft eingreifen soll (nicht nur zum Regulieren) und er ist wohl auch für höhere Steuern. Und wenn es um die EU geht, dann setzt sein ökonomischer Sachverstand aus. Anstatt das Problem mit der Euro einzugestehen denkt er, dass die Probleme gelöst werden können, wenn die Deutschen die Schulden mit den Südstaaten teilen, aber nicht reinreden sollen bei den Ausgaben.

          • Linus Huber sagt:

            Während Herr Baer durch die Erklärungen von wirtschaftlichen Modellen, welche zu viele Komponenten vernachlässigen, glänzt, kommen Sie, Herr Krieger, jeweils zum Punkt. Ich denke, dass jene, welche sich zu vieler Modelle bedienen, die Fähigkeit verloren haben, eine Materie objektiv und unvoreingenommen richtig zu analysieren und auch zu einer Konklusion zu kommen.

            Ich kritisiere die gegenwärtigen Massnahmen der Zentralbanken und Regierungen scharf, aus dem ganz einfachen Grund, dass ihre Politik falsche Anreize schafft. Dazu braucht man keine Modelle sondern einfachen Menschenverstand. Die negativen Auswirkungen dieser falsch gewählten Geldpolitik werden wir in den nächsten 10 Jahren bestimmt zu spüren bekommen.

            Das Problem des zu hohen Kreditvolumens im System (zu hoch, weil die damit verbundene Unterhaltung/Bedienung des Schuldendienstes immer stärker die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit übersteigt) ändert sich keineswegs, wenn diese Kredite/Schulden einfach hin- und her geschoben werden, sondern verschieben das Problem nur zeitlich und in Bezug, wo das Problem schlussendlich auftritt.

            Es muessen Wege gefunden werden, dieses Kreditvolumen gesellschaftsvertraeglich zu reduzieren ansonsten wir uns der Gefahr aussetzen, unsere Währungen zu vernichten.

          • Baer sagt:

            @ Linus Huber: Auch Krieger argumentiert mit Modellen, die Dinge vernachlässigen, nur sind diese Modelle Ihnen besser bekannt, sie sind mechanischer, mit Metaphern gespickt, und deshalb intuitiver. Jedoch ist Geld nichts mechanisches, sondern etwas buchhalterisches, und ich versuche das zu respektieren. Ich verwende andere Theorien, und ich versuche, dabei so transparent wie möglich zu sein. Wenn Krieger sagt, die Nationalbank druckt einfach Geld und wirft es in die Wirtschaft, dann basiert diese Aussage auf einem Modell, das ganz eindeutig falsch ist. Denn das tut die SNB nicht, es wäre illegal, auch wenn die Metapher noch so lustig ist. Man muss genau sein.

            @ Krieger: Danke für die Korrektur, es war nicht Faktor 4, sondern ca. Faktor 5. Ich habe gewiss nicht immer alle Zahlen im Kopf. Beim letzten Beitrag von Ihnen verstand ich nicht, was Sie genau meinten. Wenn die Nationalbank die Zinsen für die Repo-Kredite erhöht, dann VERDIENT die SNB mehr Geld, nicht umgekehrt. Die Girokonten der Banken bei der SNB werden in der Schweiz nicht verzinst, anders als in der EU, soviel ich weiss. Das ist mir nicht sehr schlüssig.

          • Alois Krieger sagt:

            @Linus: In normalen Zeiten steuern die Notenbanken über die Repo-Kredite. Nachdem diese jedoch so massiv in die Märkte eingegriffen haben und diese Massnahmen nicht sterilisiert haben (d.h. das Geld wieder vom Markt genommen, um die monetäre Basis konstant zu halten -> deshalb „Geld drucken“) haben die Banken jetzt Guthaben bei der SNB anstatt Schulden. Das ist wichtig zu verstehen. Will die SNB die Zinsen anheben, so muss sie diese verzinsen oder das Geld wieder vom Markt nehmen. Niemand würde der SNB hohe Zinsen zahlen, wenn die Banken noch unverzinste Reserven herumliegen haben, die sie nicht brauchen.

            Die Notenbanken haben momentan 16 mal so viel Reserven wie notwendig (ich hatte diese Zahl im Kopf anstatt die monetäre Basis). Momentan hat die SNB etwa 260 Mrd. Fremdwährungsanlagen und dafür haben die Banken etwa 200 Mrd. bei der SNB deponiert. Will die SNB jetzt die Zinsen erhöhen, um Inflation zu bekämpfen, so macht sie Verluste, sobald die bezahlten Zinsen die Erträge aus diesen Anlagen übersteigt. Es ist anzunehmen, dass die SNB keine spanischen und portugiesischen Anleihen gekauft hat, deutsche kurzfristige Obligationen rentieren kaum noch ein halbes Prozent.

            Muss die SNB jetzt z.B. nochmals 200 Mrd. an Euro kaufen, um die Untergrenze zu halten, dann wird es praktisch unmöglich, die Zinsen bei Aufkommen von Inflation zu bekämpfen. Die SNB ist zu einem riesigen Hedge-Fund geworden. Wenn der Euro sich wieder erholt, dann läuft alles gut, wenn nicht, dann kann die SNB wählen zwischen grossen Verlusten oder Inflation.

          • Baer sagt:

            @ Alois Krieger: Ich denke, wir haben semantische Probleme und müssen deshalb präziser sein. „In die Märkte eingreifen“ ist ein leerer, politisch gefärbter Ausdruck, und kann alles mögliche bedeuten. Beschränkte Haftung und Patentrechte sind auch Markteingriffe, je nachdem, wo politisch Sie stehen. Sterilisiert habe ich meine Katze, aber Liquidität zu sterilisieren scheint mir sehr kurios. Ich möchte die exakten Buchungen hören, denn es handelt sich hier um Buchungen, auch wenn sie immer wieder von der ominösen Gelddruckmaschine reden. Schön, wenn es so einfach wäre. Beschreiben Sie, was genau auf den Büchern von Banken geschieht, wenn die ZB die „monetäre Basis“ erhöht. Tipp: drei Banken sind involviert, und es gibt mehrere Bucheinträge. Es ist nicht einfach, aber so ist das in der realen Welt. Sobald wir das haben, müssen wir feststellen, ob diese Emission inflationär ist, und wenn ja, warum. Die Guthaben, welche Banken bei der ZB haben (bei der ZB auf der Passiv-, bei den Banken auf der Aktivseite) werden in der CH nicht verzinst.

          • Alois Krieger sagt:

            @Baer: Die Notenbanken steuern normalerweise den kurzfristigen Zins, indem sie kurzfristige Staatsobligationen kaufen oder verkaufen und die Diskontsätze für Repo-Darlehen der Banken festlegen.

            Zum Thema Sterilisation lesen Sie am besten den Blog von Willem Buiter auf der Financial Times Website:

            http://blogs.ft.com/maverecon/

            Willem Buiter war Berater der Bank of England und während dieser Zeit Professor. Bis 2009 hat er auf diesem Blog fast täglich erläutert, welche Massnahmen die Bank of England, das Fed, die EZB und auch die SNB getroffen haben. Willem Buiter arbeitet übrigens jetzt bei der Citicorp, deshalb hat er den Blog nicht weitergeführt.

            Die Notenbanken haben erst den Banken Liquidität zur Verfügung gestellt, ohne die Geldmenge zu erhöhen. Die Massnahmen waren sterilisiert, das ist ein Ausdruck der verwendet wird, wenn die Notenbank Liquidität zur Verfügung stellt, aber die Geldmenge nicht erhöht. In den früheren Krisen z.B. 1998 und beim Platzen der dotcom-Bubble hat man dies so gemacht.

            Diese Liqquidität hat die Märkte nur bedingt beruhigt, weil, wie wir jetzt wissen, viele Banken nicht illiquide sondern insolvent waren. Irgendwann in 2008 hat dann das Fed aufgehört, die Geldmenge zu kontrollieren, diese ist dann förmlich explodiert. Hier eine Grafik: http://research.stlouisfed.org/fred2/series/BASE

            Die monetäre Basis ist das Geld, das die Notenbank „druckt“. Es ist das Geld, das die Notenbank kreiert, nicht das Bankensystem. Kauft sie damit Staatsanleihen, so kann sich der Staat damit finanzieren, wenigstens eine Weile lang. Zimbabwe hat dies getan.

            Die USA sind aber kreditwürdiger als Zimbabwe und die Banken haben das Geld nicht zum Kredite vergeben verwendet, sonder haben damit Staatsanleihen gekauft und die Zinsdifferenz kassiert. Das waren Geschenke der Notenbank an die Investment- und Geschäftsbanken. Relativ schnell sind dann aber auch die Renditen der Staatsanleihen auf fast null gesunken. Auch in der Schweiz hat die Notenbank den Banken in der Krise fast gratis Geld zur Verfügung gestellt, mit einem Zinssatz der tiefer war als die Rendite von Schweizer Staatsobligationen. Ein Grund, wieso die Raiffaisen-Kasse so gute Resultate machte. Die anderen Banken brauchten die Geschenke der SNB zum Verluste decken, Vinzenz konnte sich bei der Bevölkerung als guter Bankmanager darstellen. Die Raiffeisen war einfach eine langweilige Bank, das ist gut so, aber kein Leistungsausweis von Vinzenz (Sie merken, der Typ nervt mich gewaltig…)

            Ich denke, man kann also in Hinblick dieser Geschenke der Notenbanken an Banken und später auch an private Unternehmen (deren Obligationen z.B. des Fed gekauft hat, um deren Zinsen zu drücken) durchaus den Begriff „in die Märkte eingreifen“ verwenden, ohne dass man über die genaue Definition feilschen muss…

            Der Punkt mit den Guthaben der Banken bei der SNB ist eben, dass die SNB diese nicht verzinsen kann, ohne Verluste zu machen. Damit kann sie die Zinsen bei aufkommender Inflation nicht bekämpfen.

            Die Notenbanker beteuern immer, dass die Inflation kein Problem sei, kurzfristig eher Deflation. Dass die Inflation aber später ein Problem sein kann, das geben sie zwar zu, aber sie betonen es nicht gerade. Hier die Rede von Bernanke zur „Exit Strategie“ des Feds:

            http://www.federalreserve.gov/newsevents/testimony/bernanke20100210a.htm

            Übrigen, ich glaube es ist schon allgemein bekannt, wie die Geldmenge, von der Sie reden, geschaffen wird. Die Notenbank kann aber nur ihre Geldmenge kontrollieren und in normalen Fällen den Zins. Tatsächlich ist man in den 90ere Jahren davon abgekommen, die Geldmenge zu kontrollieren, weil die Kreditvergabe der Banken schwierig zu schätzen ist. Was jedoch seit 2008 passiert ist, hat nichts mit dieser Verschiebung zu tun, das ist ein riesiges Experiment mit sehr ungewissem Ausgang.

          • Linus Huber sagt:

            @ Bear

            Warum reden wir hier um die Art der einzelnen Bäume und übersehen dabei den Wald. Auch dieser dauernde Hinweis, dass es sich um buchhalterische Aspekte handelt ist lächerlich. Natürlich steht einem Schuldner ein Gläubiger gegenüber, dies bestreitet ja niemand nur hilft dies dem Schuldner eher wenig. Er muss die Schulden verzinsen und amortisieren können, ansonsten es eben zu einer Abschreibung in den Büchern des Gläubigers kommen muss. Die Situation heute zeigt doch klar, dass viele dieser Schulden nicht mehr bedienbar sind. Die gegenwärtigen Massnahmen wollen diesen Zustand nicht anerkennen und verlagern das Problem auf Menschen, welche mit dieser Angelegenheit nichts zu tun hatten (mit zeitlichem Abstand um es nicht allzu offensichtlich erscheinen zu lassen).

            Besteht ein Zweifel daran, dass wir eine historische Kreditblase hinter uns haben?
            Besteht ein Zweifel daran, wer zuständig war, dies zu Überwachen?
            Besteht ein Zweifel daran, dass die Zentralbanken während der Aufblähung dieser Blase, diese nicht nur nicht unterbunden hat, sondern durch ihre Geldpolitik sogar gefördert hat.
            Besteht ein Zweifel daran, dass das Kreditvolumen nicht ewig steigen kann, da die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit die Bedienung dieses Schuldenbergs irgendwann nicht mehr meistern mag?
            Besteht ein Zweifel daran, dass

          • Baer sagt:

            @ Huber @ Krieger: Wie Schumpeter einst sagte „There is no denying that views on money are as difficult to describe as are shifting clouds“. Notenbankpräsidenten zanken sich noch immer um die Definition von Inflation. Professoren der VWL, die schon Jahrzehnte auf dem Gebiet forschen, kratzen sich noch immer die Köpfe (lesen Sie mal ein modernes Buch über Geldtheorie, z.B. Modern Theories of Money). Peter Bofinger von den Wirtschaftsweisen in Deutschland schrieb letzthin „the definition of money can still be regarded as an almost unresolved issue“. Der Zusammenhang zwischen Zahlungen und Output ist noch praktisch unerforscht. Ich weiss, wie schön das Gefühl ist, eine Meinung zu etwas zu haben, man fühlt sich gleich sicherer und kompetenter in einer komplexen Welt. Aber hüten Sie sich vor der Selbstüberschätzung, dass Sie alles verstanden haben. Die Geldtheorie ist seit Beginn der VWL das schwierigste Thema. Wenn man Probleme lösen will, muss man sich lange damit befassen und seine Meinung ständig hinterfragen (ja, das tue ich auch). Solange ich nicht jede Transaktionsart verstehe, nicht verstehe, wie sie verbucht wird, werde ich mich nicht als kompetenter Ökonom betrachten, und dies tue ich auch nicht. Aber es ist mein Ziel. Sie haben meine Fragen nicht beantwortet, Herr Krieger. Was Sie erzählen, kann ich in jedem VWL Buch nachschlagen. Ich wollte die konkreten Buchungen hören.

          • Baer sagt:

            @ Krieger: „Die monetäre Basis ist das Geld, das die Notenbank “druckt”. Es ist das Geld, das die Notenbank kreiert, nicht das Bankensystem.“

            Falsch. Wenn eine Bank bei der ZB ein Girokonto eröffnet und dort eine Geldsumme einzahlt, dann erhöht sich das Girokonto und somit die Notenbankgeldmenge. Sie würden wohl nicht sagen, dass die Notenbank dieses Geld kreiert hat? Für jede Gutschrift eine Lastschrift, vergessen Sie das nicht – Creatio ex nihilo gibt es im Bankenwesen nicht (solange die Gesetze eingehalten werden).

          • Linus Huber sagt:

            @ Baer

            Ich gehe mit Ihnen einig, dass die Geldtheorie sehr schwierig sein dürfte. Ich denke jedoch, dass das Vertrauen in Bezug auf Geld wie auf Kredite mit eine Rolle spielen dürfte. Leider sind dies eher nicht messbare Werte und sind dadurch schwierig zu modellieren. Wenn das Vertrauen schwindet, lösen sich Kredite auf einmal in Luft auf und es kann zu gefährlichen Verwerfungen führen. Aber noch wichtiger ist das Vertrauen in eine Währung, denn wenn dieses Vertrauen dahinschmilzt bricht alles zusammen.

            Die dauernden Schlagzeilen über die Aktionen der Zentralbanken verheissen nichts Gutes sondern sind Anzeichen dafür, dass die Fragen immer essentieller werden. Ebenfalls nagt diese Medien-Praesenz an der Vertrauenswürdigkeit der Geldpolitik und schlussendlich am Vertrauen in die Währung. Teilweise wird dieser Vertrauensschwund ja fast gefördert um Menschen zu zwingen, in Sachwerte zu investieren. Ebenfalls ist zu erwähnen, dass wenn solche Theorien, welche Sie oben ansprechen, keine Schlussfolgerungen zulassen, sich die Zentralbanken dazu erkoren fühlen, Währungen schrittweise zu entwerten, was grundsätzlich einem Diebstahl gleichkommt. Warum fokussieren wir uns nicht einfach darauf, ehrlich zu sein und den Wert des Geldes (der Währungen) zu erhalten und wenn wir davon abweichen, dies nicht über den Umweg von Staatsverschuldung machen sondern direkt und für alle Welt erkennbar.

            Im moment nimmt die Gefahr willkürlicher Massnahmen dauernd zu. Dies schafft definitiv kein Vertrauen. Da muessen wir uns nicht wundern, dass Menschen vorsichtiger werden und anfangen sich vor der Zukunft zu fürchten. Eines Tages werden wir erkennen, dass Vertrauen längerfristig nur durch Integrität und Ehrlichkeit erreicht werden und nicht durch Manipulationen und managen von Erwartungen sowie der Manipulation der öffentlichen Meinung.

          • Alois Krieger sagt:

            @Baer: Wenn eine Bank Bargeld einzahlt auf ein Girokonto, dann passiert überhaupt nichts mit der Geldmenge, weder der Notenbankgeldmenge noch mit M2,M3. Die Banknote ist eine Verpflichtung der Notenbank (bei Golddeckung konnte man von der Notenbank den Wert der Banknote in Gold zurückverlangen, mit Fiat Geld bekommen Sie eine andere Banknote oder sie können beim Staat die Steuern bezahlen) und das Guthaben der Bank ist genau so eine Verpflichtung der Notenbank, sie steht nur auf einem anderen Papier bzw. heute irgendwo in einem Computer.

            Um die Geldmenge auszuweiten (die Notenbankgeldmenge bzw. monetäre Basis) muss die Notenbank den Banken Wertschriften abkaufen, dafür bucht sie das Guthaben auf deren Konto oder druckt Banknoten und gibt diese der Bank.

            Die Geldmenge (allgemeiner gefasst M2 oder M3 aber nicht die monetäre Basis) kann aber auch durch die Geschäftsbanken erhöht werden, wenn diese Kredite vergeben. Der Prozess ist theoretisch beschränkt, da die Banken immer für einen Teil der Kredite Reserven bei der Notenbank halten müssen.

            Die Notenbanken konnten so die maximale Geldmenge kontrollieren. Da die Notenbanken aber bei dieser Übung von zentraler Planung in den 90er Jahren nicht sehr erfolgreich waren, haben sie die Geldmengensteuerung aufgegeben und haben die Reserveanforderungen stark reduziert. Die Notenbanken haben die direkte Kontrolle über die Geldmenge aufgegeben und sind dazu übergegeangen, die Zinsen zu erhöhen, wenn Inflation drohte und die Zinsen zu senken, wenn die Wirtschaft in eine Rezession gelangt.

            Die schien recht lange gut zu funktionieren, aber im Nachhinein hat man gemerkt, dass man in Krisen wohl etwas zu lasch gewesen ist. Zusammen mit der Deregulierung der Finanzmärkte und den Entlöhnungssystemen der Banken konnte eine Riesen-Bubble entstehen.

            Die Notenbanken haben die Bubble nicht vorausgesehen, aber die Lösungen, die ihre „modernen Geldtheoretiker“ vorschlagen gehen davon aus, dass die Notenbank den „richtigen Zins“, der zum „potentiellen Output“ passt, bestimmt werden kann. Sie müssen verstehen, dass ich hier etwas skeptisch bin. Ich glaube auch nicht an eine Rückkehr zum Goldstandard, aber dass man langfristig Krisen vermeiden kann, indem man immer genug Geld zur Verfügung stellt, das bezweifle ich. Das führt zu falschen Anreizen, es führt zu noch mehr Leverage. Dazu subventionieren wir Kredite noch steuerlich.

          • Linus Huber sagt:

            Ich muss mich korrigieren, Vertrauen ist teilweise sicherlich messbar, z.B. im Zinssatz für Kredite und im Preis von Gold für Währungen.

          • Baer sagt:

            @ Krieger: Dem widerspreche ich nicht, aber die Banknote besitzt die Bank nur, wenn sie zuvor einen Geldbetrag bei der ZB einbezahlt hat, und das erhöht die sogenannte Notenbankgeldmenge. Sie können die Analyse nicht einfach irgendwo beginnen. Eine Banknote gibt ein Anrecht auf eine Zahlung, darin liegt ihr Hauptnutzen. Gold ist kein Geld, Gold ist eine Ware, etwas produziertes mit physischer Dimension, und wird in Geldeinheiten ausgedrückt. Ihr Bankdepot hingegen ist immateriell und stellt ein Guthaben dar, es ist sozusagen eine Art Wertschrift. Keine Ware also.

            Ausweitung der Notenbankgeldmenge geht über zwei Möglichkeiten. Die erste (übliche): Banken zahlen einen Geldbetrag auf das Girokonto der ZB ein. Diese Girokonten werden für das Settlement zwischen Banken benötigt. Zweite Möglichkeit: ZB vergibt einen Kredit. Erhöht die Notenbankgeldmenge ebenfalls. Diese zwei Fälle gilt es konzeptuell zu unterscheiden, denn sie werden anders verbucht.

            Die sogenannten Publikumsgeldmengen werden durch Kredittätigkeit von Banken, und nur so, richtig.

            Dieser Prozess der Kreditvergabe ist theoretisch unbeschränkt, denn Banken können die Giroguthaben (Reserven), die sie bei der Zentralbank halten, am Tagesende erhöhen, FALLS sie genügend liquide sind (das ist die Restriktion). Reserven sind also eine endogene Grösse, und hindern Banken nicht daran, mehr Kredite zu vergeben.

            Notenbanken können also die Kreditvergabe sehr schlecht kontrollieren, denn Banken können die Reserven am Tagesende erhöhen und so die Mindestreservevorschriften wieder einhalten.

            Ich behaupte nicht, dass es einen „richtigen Zins“ gibt, oder einen „natürlichen Zinssatz“. Wo haben Sie das gelesen? Ein Goldstandard wäre unnütz und hätte wohl schreckliche Auswirkungen auf die armen Länder Afrikas, die unter schlechtesten Bedingungen Gold schürfen müssten im Auftrag irgendwelcher afrikanischer Warlords, nur damit wir im Westen irgendeine abstruse, uralte Geldtheorie, die noch nie richtig funktionierte, umsetzen können.

          • Baer sagt:

            * Die sogenannten Publikumsgeldmengen werden ERHÖHT durch Kredittätigkeit von Banken, und nur so, richtig.

          • Linus Huber sagt:

            „Gold ist kein Geld, Gold ist eine Ware“

            Ich würde eher sagen, dass Währungen, da manipulierbar, kein Geld sind während Gold aufgrund des beschränkten Angebotes und der edlen Charakteristik über Jahrtausende Wertbestaendigkeit geniesst, welches das oberste Prinzip von Geld sein sollte. Während noch keine einzige Währung längerfristig überlebt hat, ist Gold heute so wertvoll wie vor 2000 Jahren.

            Die gepredigte Theorie, dass man einen Massstab, wie eine Währung dies darstellen sollte, längerfristig manipulieren kann (jedesmal wenn man misst ist die Wert kleiner) ohne längerfristig negative Nebenwirkungen zu erzeugen, wird einer tieferen Untersuchung nicht standhalten.

Die Redaktion behält sich vor, Kommentare nicht zu publizieren. Dies gilt insbesondere für ehrverletzende, rassistische, unsachliche, themenfremde Kommentare oder solche in Mundart oder Fremdsprachen. Kommentare mit Fantasienamen oder mit ganz offensichtlich falschen Namen werden ebenfalls nicht veröffentlicht. Über die Entscheide der Redaktion wird keine Korrespondenz geführt.