Angst um China

Die Wirtschaftsdaten aus China sorgen für Unruhe: Der chinesische Premier Wen Jiabao während des EU-China-Gipfels am 14. Februar 2012.
Was läuft in China? In der vergangenen Woche ist dort der Volkskongress der Kommunistischen Partei zu Ende gegangen. Die Veranstaltung war gleich von einer Reihe an Meldungen begleitet, die zur Sorge um die Stabilität sowohl der Wirtschaft wie auch der Politik im bevölkerungsreichsten Land der Erde Anlass geben können:
- Am Samstag, 10. März, vermeldete das chinesische Zollamt für den Februar ein aussergeöhnlich hohes Handelsdefizit. Das lag vor allem an geringen Exporten, während die Import höher aufielen. Für das Wachstum Chinas in den vergangenen Jahren haben die Exporte eine herausragende grosse Rolle gespielt und das Land verzeichnete in der Regel hohe Handelsüberschüsse.
- In einer Rede am Ende des Volkskongresses erklärte der chinesische Premier Wen Jiabao, dass die Immobilienpreise selbst nach zwei Jahren mit Kontrollmassnahmen durch die Regierung noch weit von vernünftigen Niveaus entfernt seien.
- Trotzdem kam von der chinesischen Zentralbank letzte Woche auch das Signal, dass sie ihre bisher straffe Geldpolitik lockern wolle. Immhin ging die Inflation von 4,5 Prozent im Februar 2011 auf 3,2 Prozent im letzten Monat zurück.
- Schon zum Auftakt des Volkskongresses hat Wen Jiabao verkündet, dass China im laufenden Jahr nur noch ein Wachstum von 7,5 Prozent gemessen am Bruttoinlandprodukt anstrebe. Das ist für chinesische Verhältnisse nicht viel. Bisher galt ein Wachstum von 8 Prozent als Minimum, um die soziale und politische Stabilität zu wahren.
- Am Mittwoch meldete Bloomberg, dass für Analysten von JPMorgan die Frage, ob in China ein harter konjunktureller Einbruch («Hard Landing») bevorstehe, bereits obsolet sei. Ein «Hard Landing» sei dort bereits Realität.
- Stephen Roach – einst Asien-Chef und Chefökonom von Morgan Stanley und jetzt Professor in Yale – widerprach zwar der Ansicht ein «Hard Landing» habe bereits eingesetzt. Aber auch er wies auf gefährliche Ungleichgewichte in der Entwicklung Chinas hin.
- Einen Hinweis auf Spannungen im chinesischen Politestablishment lieferte am Donnerstag schliesslich die Meldung, dass mit Bo Xilai einer der mächtigsten Funktionäre der kommunistischen Partei von seinen Posten verdrängt wurde – siehe dazu auch das Video im Nachtrag dieses Blogs ganz unten. Auch wenn dieser Rücktritt als Zeichen für die Macht der Reformer in der Partei gewertet wurde, verweist sie doch auf einen möglichen Machtkampf im Vorfeld der grossen Führungserneuerung des Landes, die gegen Ende Jahr einsetzen wird.
Was also läuft in China? Das wollte auch Nouriel Roubini wissen. Der berühmte US-Ökonom mit der unverkennbaren Stimme – gewöhnlich selbst Gast von Journalisten – hat die Rollen getauscht und sich selber in der Rolle als Interviewer versucht. Das allein macht das Video unten schon sehenswert. Aber im Interview mit dem an der Tsinghua University in Peking lehrenden Wirtschaftsprofessor Patrick Chovanec kommen auch die wichtigsten Fragen zur Entwicklung im Reich der Mitte zur Sprache. Das Video stammt zwar noch vom Februar, doch das tut seinem Wert als hochaktuelle und scharfsinnige Analyse zur Entwicklung in diesem wichtigen Land nicht den geringsten Abbruch.
Hier nur kurz einige der wichtigsten Punkte aus dem Gespräch:
- Chinas Wachstum in ist erster Linie durch Investitionen getrieben. Vom Wirtschaftswachstum im Ausmass von 9,5 Prozent gehen rund 4 Prozent allein auf die Investitionen zurück. Die Kapazitäten, die ein solches Investitionswachstum schafft, müssen irgendwie genutzt werden. Die nötige Nachfrage kam bisher aus dem Ausland, das heisst sie wurde durch Exporte generiert. Doch angesichts der Probleme in wichtigen Absatzmärken Chinas – insbesondere in Europa – funktioniert das Modell nicht mehr.
- Der inländische Konsum ist viel zu gering, um diese Nachfrage zu generieren. Das liegt nicht zuletzt daran, dass die chinesische Regierung alles auf die Karte Investitionen gesetzt hat – auf Kosten des inländischenKonsums.
- Selbst wenn im laufenden Jahr die gigantischen Investitionen des Vorjahres erneut im genau gleichen Ausmass getätigt würden, dann wäre das Wachstum dieser Investitionen Null Prozent. Angesichts der Bedeutung des Investitionswachstums in China hätte das einen dramatischen Einbruch des am realen Bruttoinlandprodukt gemessenen Wirtschaftswachstums zur Folge. Ein solcher Einbruch birgt Gefahren für die soziale und politische Stabilität des Riesenlandes.
- Schon jetzt verweisen verschiedene Entwicklungen aus der chinesischen Wirtschaft auf einen deutlichen Einbruch der Wirtschaftsleistung – ein so genanntes «Hard Landing».
- Die Regierung hat grundsätzlich zwei Möglichkeiten, dem zu begegnen: Mit einer expansiven Geldpolitik und mit Fiskalpolitik, das heisst höheren staatlichen Ausgaben.
- Ein Problem für Stimulierungsmassnahmenm in China liegt darin, dass die Banken schon jetzt auf vielen Krediten sitzen, die nicht nach betriebswirtschaftlichen Kriterien vergeben wurden und kaum mehr vollumfänglich zurückgezahlt werden. Wie erwähnt ist die Rentabilität der getätigten Investitionen angesichts einer zu geringen Auslands- und (erst Recht) Inlandsnachfrage überhaupt in Frage gestellt. Es ist daher auch fraglich, ob billiges Geld der Zentralbank über die Banken tatsächlich in eine produktive Kreditversorgung der Wirtschaft fliessen würde.
- Die vom Ausfall gefährdeten Kredite drohen bis zum Sommer das Wirtschaftssystem Chinas einem hohen Stress auszusetzen, da viele davon erneuert werden müssen.
- Findet die Geldpolitik dennoch Wege, die Kredite auszuweiten, besteht das Risiko einer sich erneut verschärfenden Inflation. Auch das kann zur Instabilität des sozialen und politischen Gefüges führen. Immerhin ist die Inflation auch wegen der Abschwächung der Wirtschaft – wie oben erwähnt – im vergangenen Monat leicht zurückgeglitten.
- Ein Problem für die Fiskalpolitik sind hohe implizite Verpflichtungen der Regierung. Bezieht man diese mit ein, kommt man auf eine Verschuldung des Staates in Prozent des BIP von bis zu 200 Prozent. Die offizielle Verschuldungsquote des Staates liegt laut dem Internationalen Währungsfonds (Outlook vom vergangenen September) für 2012 dagegen bloss bei 27 Prozent.
- Ein «Hard Landing» der Wirtschaft könnte China dazu verleiten, erneut die eigene Währung Renminbi gegenüber dem US-Dollar zu schwächen, um so der Nachfrage nach Exporten nachzuhelfen. Das aber würde erneut zu grossen Spannungen mit den USA führen. Denn die Amerikaner verzeichnen gegenüber China nach wie vor hohe Handelsdefizite. Wenn es um Abwehrmassnahmen gegen den «unfairen Wettbewerb» durch die Chinesen geht – wie man in den USA die Währungseingriffe taxiert – dann sind sich sogar die sonst heftig zerstrittenen Demokraten und Republikaner einig. In einem Wahlkampfjahr wird sich hier denn auch niemand mit zu milden Gegenreaktionen eine Blösse geben wollen.
- Eine Lösung hin zu einem ausgeglicheneren Wachstum würde für China in der Förderung des privaten Konsums liegen. Doch das würde einen beträchtlichen Umbau des chinesischen Wirtschaftsmodells bedeuten, das bisher vor allem auf Investitionen und Exporte ausgerichtet ist. Ein solcher Strukturwandel geht erstens nicht von heute auf morgen und erfordert zweitens ein radikal neues Denken und Handeln der Elite.
- Doch letzteres ist angesichts des anstehenden Führungswandels in der obersten Führung des Landes wenig wahrscheinlich. Niemand will sich die Finger verbrennen, bevor nicht klar ist, wer und wessen Seilschaft innerhalb der kommunistischen Partei am Ende obsiegen wird.
- Letztlich kommen im Interview auch die neuen sozialen Medien in China zur Sprache: Allen voran die Weibo genannten Mikroblogs. Sie ermöglichen es den Chinesen zunehmend, trotz der staatlichen Zensur ihrem Frust über Fehlentwicklungen in Staat, Gesellschaft und Wirtschaft Luft zu verschaffen. Dieser Frust könnte sich bei einer deutlich schlechteren wirtschaftlichen Entwicklung rasch in Aufständen entladen, wie sie in China schon jetzt immer wieder auftreten.
Nachtrag:
Hier als Trouvaille ein kleines Gesangsvideo zur Bedeutung des eben entmachteten Bo Xilai. Chinesischkenntnisse sind zum Verständnis der Botschaft nicht nötig…
17 Kommentare zu «Angst um China»
Vor ein paar Wochen im vietnamesischen Fernsehen: Von den in den letzten 3 Jahren in Saigon erstellten Gewerbeflächen sind 25% verkauft oder vermietet. 75% warten auf einen Kunden, der aus dem Ausland kommen soll. Warum oder woher fragt niemand. Bei den Wohnimmobilien ist die Situation nicht ganz so dramatisch, aber auch hier wegen Überangebot wird mit fallenden Preisen gerechnet und Eigentümern geraten, besser schnell als gut zu vermieten.
Vermutlich wurde ein grosser Teil dieser Bauruinen von staatlichen Immobilienentwicklern erstellt. Würden diese billiger verkaufen/vermieten, wären die Verluste und damit die Pleiten offensichtlich. Die Banken schreiben ihre Kredite an diese Immobilienentwickler nicht ab, da diese als staatliche Unternehmen eine implizite Staatsgarantie hätten.
Fährt man durch Saigon, z.B. vom Flughafen ins Zentrum, sieht man dutzende von Neubauten, vor allem Gewerbe, mit Zu Verkaufen / Zu Vermieten Schildern. Wer da noch an einer geplatzten Immobilienblase zweifelt ist blind, denn so dumm kann man doch nicht sein. Nur in den Bilanzen ist das Platzen der Immobilienblase noch nicht angekommen.
Papier ist geduldig, vor allem in Wirtschaftsräumen in welchen in kaum einem Vertrag der tatsächlich vereinbarte Preis steht.
Sollte zu den Immobilienpreisen auch noch die Goldpreise sinken, sind die Einkommensquellen der Asiaten zum Konsum weitgehend versiegt, denn mit Arbeit können nur die wenigsten wirklich Geld verdienen. Der asiatische Boom war nicht nur auf dem Export basiert, sondern in wesentlichem Umfang auf Preissteigerungen für Immobilien und Gold. Dies hat Kaufkraft geschaffen, nicht die Hungerlöhne in den Schuh- oder Shrimpsfabriken. Ich denke, auch ein Grossteil der von ausländischen Investoren in Asien erzielten Gewinne beruhen auf Wertsteigerung ihres Immobilienbesitzes, nicht aus der eigentlichen unternehmerischen Tätigkeit. Im Kern haben die Asiaten das US System kopiert, welches in der Subprime-Krise platzte: Negative Realzinsen blasen Assetpreise auf, damit werden diejenigen reicher, die Assets halten und die Währung shorten, (Vom Reisbauern mit eigenem Land über den Kleinspekulanten in Gold bis zu den Reichen), die Unterschiede zwischen Erwerbseinkommen und Assetpreisen wachsen ins astronomische. Verglichen mit jeweiligen lokalen Erwerbseinkommen sind die Immobilienpreise in Saigon etwa dreimal so hoch wie in Zürich. Wie man da überleben kann? Mit 1-15m2 Wohnraum pro Kopf.
Immer, wenn menschliche Grundrechte, die das Menschsein im eigentlichen Sinne ausmachen, negiert und unterdrückt werden, wird ein Schein gewahrt. Wenn ich jeweils die Gesichter der chinesischen Funktionäre betrachte rechne ich mit dem nächsten Suizid. Diese armen Figuren nehmen schlussendlich das Versagen ihrer Funktion auf sich und wählen dann den Freitod im Sinne der Ehre.
Ich hoffe, dass das Volk von China die Gelegenheit bekommt, sanft aus dieser gigantischen Misere herauszufinden. In meinen Augen baut sich da ein so gewaltiger Druck auf, den auch der Westen in Form einer Intervention zu spüren bekommen wird. Einfach auch deshalb, weil wir mitschuldig sind. Dem Beitrag von Andreas Müller kann ich nur beipflichten. Der Westen setzt auf Druck, anstelle mit besserem Vorbild vorauszugehen. Profitgier wo man hinschaut. Bei uns im Westen hat es viel zu viele selbstgerechte Egomanen, die sich die besten Plätze gesichert haben in Politik, Wirtschaft und Geld. Wer bestimmt beispielsweise die Preise von Rohstoffen? Existiert innerhalb des Geldsystems noch Idealismus in irgendeiner Form? Umdenken ist angesagt, und zwar rasch!
ah endlich habt ihr schöne oder sagen wir schönere bilder von euch autoren eingebaut. jetzt müsste man die nur noch farbkorrigieren, dann wärs perfekt.
Eigentlich hätte China bereits 2009 hart landen müssen, wegen wegbrechenden Exporten. Dank massivster staatlicher Investitionen konnten die Löcher im BSP übermalt werden. Ich finde zwei Bemerkungen im Interview bemerkenswert, erstens wo von der Diskrepanz zwischen offiziellen und tatsächlichen Zahlen die Rede ist, noch besser gefällt mir die Bemerkung: „You won’t expect negative GDP Numbers beeing reported.“
China ist nur noch nicht hart gelandet, weil der freie Fall noch andauert.
naaa, naaa unterschätzen Sie nicht die Chinesen, schlaues Volk. Klar werden sie mit uns die Talfahrt mitmachen, sie investieren aber wenigstens in Werte:
http://www.zerohedge.com/news/spot-difference-between-these-two-gold-holdings-charts
Und nicht wie die SNB in Ramschpapiere:
http://www.treasury.gov/resource-center/data-chart-center/tic/Documents/mfh.txt
Ich denke China ist ähnlich:
Fährt man vom Flughafen ins Zentrum Saigons sieht man die geplatzte Immobilienblase: Überall „zu verkaufen / zu vermieten“ Schilder an neuen Gewerbebauten, an Appartementblocks weniger auffällig aber auch. Gemäss vietnamesischem Fernsehen sind 25% der in den letzten drei Jahren erstellten Gewerbeflächen vermietet oder verkauft, der Rest wartet auf einen Nutzer. Da diese Liegenschaften zu nicht realisierbaren Werten in den Büchern der meistens staatlichen Immobilienentwicklerrn stehen, werden diese einfach in den Büchern gelassen, die Verluste nicht realisiert. Die Banken schreiben die Kredite an die Entwickler nicht ab, da diese eine implizite Staatsgarantie hätten.
Der Boom Vietnams (wie auch Chinas) beruht in erster Linie auf dank negativen Realzinsen expoldierenden Immobilien- und Goldpreisen. Verglichen mit jeweiligen Erwerbseinkommen kostet Wohnraum in Saigon etwa dreimal soviel wie in Zürich. Ein grosser Teil der Gewinne ausländischer Investoren beruht nicht auf deren eigentlicher Geschäftstätigkeit, sondern auf der Wertsteigerung des Immobilienbesitzes. Schon nur, wenn die Immobilienpreise stagnieren, geht der Binnenkonsum massiv zurück, mit dem Erwerbseinkommen aus einer Schuh- oder Shrimpsfabrik kann nicht viel Konsum finanziert werden.
Klar sind Asiaten fleissig und schlau, es sind die besten Protestanten von allen, sie wissen dies nur nicht. Viele Staatskonzerne sind aber pleite (Vinashin, eine staatliche Werft hat „defaulted“ vor ein paar Monaten), gehen diese formell pleite, sind die Banken pleite und wohl auch der Staat, den konsolidiert man die Schulden der Staatsbetriebe mit den Staatsschulden, dürfte selbst GR weniger Schulden haben. Nach dem Kollaps wird sich Asien schnell wieder erholen, der Kollaps (Immobilien, Banken, Währung) erscheint mir nur vermeidbar, wenn die Weltkonjuktur so schnell und stark anzieht, dass es gelingt, das Loch so lange mit Farbe zu übermalen, bis es sich wieder aufgefüllt hat.
In China werden die Populisten quasi duch Hu/Wen repräsentiert, während die sogenannten Princelings/Shanghainese die Elite verkörpern. Zu den Princelings gehörte auch Bo Xilai, eine politisch prominente und charismatische, wenn auch umstrittene, Figur. Er war Anführer der „Neuen Linken“ in China. Seine Absetzung ist daher ein Rückschlag für die Konservativen (links) und ein Sieg für die Reformer (rechts). Doch Bos Fall dreht sich eigentlich mehr um einen Machtkampf als um Ideologien.
Die Reformer haben nun einen Punktsieg errungen, aber „Red Capitalism“ wird sich weiter forsetzen, weshalb eine Beschleunigung der Refomren unwahrscheinlich ist. Letztlich haben beide politische Lager Reformisten und Konservative in ihren Reihen, was mit ein Grund sein mag, weshalb grosse Reformen oft sehr langsam anrollen.
Aus Bos Absetzung lassen sich indes auch positive Rückschlüsse ziehen:
– die Parteiführung gab eine klare Absage an Bos Versuche, maoistische Themen zur Förderung des politischen Images zu nutzen. Es erscheint nun unwahrscheinlich, dass andere Parteifunktionären versuchen werden, Bo-Strategien zu verwenden, die zudem für viele Chinesen den Mantel der politischen Atmosphäre der Kulturrevolution haben.
– Die Partei hat damit auch signalisiert, dass sie bereit ist, selbst ihre ältesten Mitglieder, egal wie gut diese vernetzt sind, zu disziplinieren.
– Drittens spiegelt die Entscheidung, einen stv. Ministerpräsidenten, Zhang Dejiang, vorübergehend nach Chongqing zu senden, einen pragmatischen, geschäftsmässigen Ansatz.
Nun da das sogenannte Chongqing-Modell „tot“ ist, ruhen die Hoffnungen der Reformisten wohl darauf, dass sich das sogenannte Guangdong-Modell in China durchsetzen wird. Chinas weiterer Reformweg scheint dabei mehr oder weniger vorgegeben zu sein und wird im vor kurzem veröffentlichten Weltbank/DRC-Report umrissen, der zudem auch den Support des künftigen Premiers Li Keqian geniesst.
Gebannt schauen wir immer wieder nach China und merken dabei schon gar
nicht mehr wie man uns im Westen gleichzeitig das Fell über die Ohren zieht.
Das ist schon so Herr Gautier, im Hintergrund zieht sich die Schlinge um unsere eigenen Hälse zu, während wir gebannt nach China starren. Während wir billige elektronische Gadgets kaufen made in China, verlieren wir bei jedem Kauf Arbeitsplätze -früher nach China, es folgen nun Vietnam, Indonesien und andere Anbieter von „Sklavenarbeit“. Lange war das nicht aufgefallen, da sich infolge Automatisierung und Rationalisierung ein Wohlstandsgewinn sowohl bei uns als auch in Asien einstellte. Wie nun aber Egon von Greyerz sagte in einem Interview mit CNBC: «In den ersten fünfzig Jahren des 20. Jahrhunderts wurden in den USA mit jedem geschaffenen Dollar ungefähr fünf Dollar an wirtschaftlichem Wachstum generiert. In den letzten elf Jahren präsentiert sich ein anderes Bild: Für jeden Dollar wurden gerade einmal sechs Cents an BIP-Wachstum kreiert». Das heisst eben auch, obwohl die Chinesen nun über die grössten Devisenreserven in US$ verfügen, wäre uns selbst dieses Geld zuwenig um in Europa noch überall Wachstum auszulösen. Auch wenn es China gelingen würde vor allem nach innen zu wachsen -es ist eine Illusion zu glauben dass sich an den weltweiten Handelsungleichgewichten etwas massgeblich ändern würde. Da es offensichtlich ist dass die US$ Liquidität der FED und der Verteiler der EZB so nicht zu Wachstum bei der Realwirtschaft führt, die Sparprogramme kontraproduktiv sind, würde nur ein Umdenken in unserem sozialen Verhalten zu einer Lösung gereichen. Die Umverteilung an die Banken ist keine Lösung, sondern kriminelle Aktivität welche uns sofort mit Inflation bedroht, sobald auch nur ein Euro von der EZB -Liquidität die Normalsterblichen erreicht. Im Hintergrund wird manipuliert um Fluchtgelder aufzuhalten, so etwa drohte Paul Volcker mit Interventionen am Edelmetall -Markt: 7557-ex-fed-chef-paul-volcker-staatseingriffe-beim-gold-moeglich
Egal wie sich die Situation in China entwickelt, so wie die Weichen hier gesetzt sind kommt das immer zu unseren Ungunsten heraus. Ursache dafür ist es, dass wir Westler schon lange nicht mehr an den Gewinnen der Export/Import -Industie angemessen beteiligt werden. Besonders hässlich sieht es für die Deutschen aus, die bereinigten Nettoeinkommen stagnieren dort seit den 90er Jahren. Von der Globalisierung können nur noch wenige Länder wie die Schweiz profitieren, infolge eines grossen Anteils der Finanzwirtschaft am BIP. Wie hier aber auch schon festgestellt ist es fraglich ob Banken auch tatsächlich Werte generieren -oder ob es sich dabei möglicherweise nur um eine Illusion handelt, die wir früher oder später auch in der Schweiz bitter festhalten müssen.
@Andres Müller: Die bereinigten Nettoeinkommen stagnieren im ehemaligen Westen, im Osten Deutschlands sind die Einkommen deutlich gewachsen. Jede Aussage über deutsche Zahlen der letzten 20 Jahre, welche das Wort Wiedervereinigung nicht enthält, ist Humbug.
aha, und es sind alles Ostdeutsche die in die Schweiz „flüchten“ 😉 ?
Ich muss Andreas Müller Kommentar voll beipflichten. Die Welt wird nicht nur vom Geld alleine regiert sondern auch vom Profitdenken.
Seit der Subprime Hypothekenkrise in den USA ist den Chinesen klar geworden dass ihr Wachstumsmodell in eine neue Phase eintreten muss. Das ist mehr ein soziales und ökologisches Problem als ein Wirtschaftliches, denn eine modere funktionierende Binnenwirtschaft benötigt demokratische Mitspracherechte, aber Startkapital zum Wandel wäre vorhanden. Derzeit ist die Bekundung „persönlicher Ansichten“ in China aber noch immer gefährlich, die Meinungsmache unter hirarchischer Regie durch die Partei. Wer seine Meinung äussert, der muss noch immer mit Gefängnis rechnen. In China gibt es Gefangenenlager mit dem Ausmass von Industriestätten -und genau das tun die dort auch -Produktion von Gütern in Gefangenschaft. Doch der Wandel in China wird ausgerechnet von Länder wie den USA aufgehalten -durch wirtschaftlichen Druck. Man ist nämlich nicht bereit in den USA auf die Billigproduktion der Chinesen zu verzichten, es wird sogar gefordert dass die Chinesen Rohstoffe wie seltene Erden exportieren sollen, die dort ganze Landstriche verseuchen und die Arbeiter vergiften. Man ist nicht bereit für Produkte einen angemessenen Preis zu bezahlen, lieber gelangt man an Länder wie Vietnam um zu versuchen das neokolonialistische Spiel zu wiederholen -ein Spiel das man der Bevölkerung im Westen als „freier Wettbewerb“ verkauft -auch wenn die Arbeiter dort alles andere als Freiheit geniessen und die Menschen heit ihren Arbeitsplatz.
Das gilt nicht nur für die USA sondern auch für die EU und auch die Schweiz.
Was jetzt? China ist böse, aber die USA auch? Oder die USA ist Schuld daran, dass China böse ist? Macht keine Sinn für mich. Die Chinesen profitieren von der USA bzw. davon, dass sie ihre Billigprodukte verkaufen können. Darum regen sich die Amis ja über den schwache Renminbi auf. Weil dann Jobs nach China abwandern.
Sollen doch alle Produzieren, wenn möglich noch billiger. Die hocken schon jetzt auf dem ‚Scheiss‘. Wer soll denn das noch kaufen? Etwa Afrika?
Weiss nicht , aber da kommt mir South Park in den Sinn : “ Die klauen unsere Jobs, Yeah , Die klauen unsere Jobs“… *Ironie aus