Weshalb Deflation gefährlich ist

Irving Fisher.

Riet der US-Notenbank nach der Depression, spekulativen Exzess und den Aufbau eines Schuldenberges in Boomjahren gar nicht erst zuzulassen: Ökonom Irving Fisher.

Nehmen wir’s vorweg: Dieser Eintrag wird Sie frustrieren.

Vergangene Woche behandelten wir hier das Thema Inflation, respektive das Dilemma, wenn ein Land – wie Japan – in einer hartnäckigen Deflation sitzt und es seiner Notenbank nicht gelingt, Inflation bewusst herbeizuführen.

Was ist eigentlich so schlimm an der Deflation? Nichts, würde man auf den ersten Blick denken. Konsumsegmente wie IT-Hardware, Unterhaltungselektronik oder Handys sind seit Jahren von Deflation geprägt; die Preise sinken stetig, die Produkte werden immer besser und leistungsfähiger. Gegen diese Art von Deflation, die von Produktivitätssteigerungen auf der Angebotsseite getrieben ist, ist in der Tat nichts einzuwenden. Ein gänzlich anderes, weitaus gefährlicheres Biest ist die Deflation, wenn sie von der Nachfrageseite ausgeht – konkreter: von einer mangelhaften aggregierten Nachfrage – und wenn sie eine Volkswirtschaft trifft, die bereits mit hohen Schulden belastet ist.

Keiner hat dieses Phänomen besser beschrieben als der Mann, den Milton Friedman einst als «grössten Ökonomen, den Amerika je hervorgebracht hat» bezeichnet hatte und der heute trotzdem fast in Vergessenheit geraten ist: Irving Fisher.

Ganz kurz, einige Punkte zu Fishers Vita: Geboren 1867 im US-Bundesstaat New York, gestorben 1947. Studium in Yale, Berlin und Paris. Von 1898 bis 1935 Professor für politische Ökonomie in Yale. Fisher galt zunächst als Vertreter der neoklassischen Schule und zählte zu den ersten Ökonomen, die makroökonomische Daten statistisch analysierten. Bekannt ist sein Name heute unter anderem durch die Fisher-Gleichung, die – vereinfacht gesagt – festhält, dass der nominale Zinssatz aus dem realen Zinssatz plus der erwarteten Inflationsrate besteht. In den Zwanzigerjahren hatte Irving Fisher beträchtlichen Reichtum angehäuft, und er spekulierte aktiv an den damals boomenden Finanzmärkten.

Am 21. Oktober 1929 äusserte er einen Satz, der seinem Ruf und Ansehen einen fatalen Bruch zufügen sollte: «Die Aktienkurse haben, so sieht es aus, ein permanent hohes Niveau erreicht.» Drei Tage später begann mit dem Black Thursday der grosse Crash von 1929. Fisher verlor einen Grossteil seines Vermögens und wurde danach in der Ökonomenzunft während Jahren nicht mehr ernst genommen.

Dabei war es in den Depressionsjahren 1932 und 1933, als er seine grössten Arbeiten schrieb. Die schmerzliche Erfahrung des Börsenbooms und des Crashs von 1929 liessen ihn zur Überzeugung kommen, dass das neoklassische Modell des rationalen Verhaltens der Marktteilnehmer nicht funktionierte. Insbesondere an den Finanzmärkten seien es Irrationalität und Instabilität, die das Geschehen definierten, schrieb Fisher 1932 in «Booms and Depressions». Ein Jahr später, auf dem Höhepunkt der Grossen Depression, legte er mit einem ausgedehnten Aufsatz mit dem Titel «The Debt-Deflation Theory of Great Depressions» nach. Genau wie später Keynes identifizierte Fisher den Einbruch der aggregierten Nachfrage als Grundübel der Depression. Ganz spezifisch nannte er die beiden «Big Bad Actors», die aus einer normalen Rezession eine Depression machten: eine hoch verschuldete Volkswirtschaft und eine einsetzende Deflation.

Mit der Grossen Depression hatte er das perfekte Anschauungsbeispiel. In den boomenden Zwanzigerjahren, die an den Aktien- und Immobilienmärkten von spekulativen Exzessen getrieben waren, hatte sich in der US-Volkswirtschaft ein riesiger Schuldenberg aufgebaut. Nicht auf der Bilanz des Staates, sondern im privaten Sektor der Unternehmen und Haushalte. Die privaten Schulden entsprachen Anfang der Dreissigerjahre rund 260 Prozent des amerikanischen BIP.

Schulden erscheinen nie als Problem, solange die Preise an den Vermögensmärkten laufend steigen. Der Schuldenaufbau im Privatsektor treibt sogar das Wirtschaftswachstum an, was die Boomstimmung anheizt. Problematisch wird es erst, wenn die Aufwärtsbewegung an den Börsen und/oder Immobilienmärkten endet und die Preise zu sinken beginnen. Dann nämlich bleiben die Schulden gestrandet zurück. Das ist der Punkt, der, benannt nach dem US-Ökonomen Hyman Minsky (1919-1996), heute manchmal als «Minsky-Moment» bezeichnet wird und an dem im schlimmsten Fall die von Fisher beschriebene deflationäre Schuldenspirale beginnt. Konkret beschrieb Fisher das Muster in seinem Papier von 1933 in neun Punkten:

  1. Schuldner müssen Vermögenswerte (Aktien, Immobilien) liquidieren, um ihre Schulden zurückzuzahlen.
  2. Die Geldmenge in der Wirtschaft schrumpft, weil Bankschulden beglichen werden.
  3. Als Resultat der Vermögensverkäufe erodieren deren Preise weiter, und das allgemeine Preisniveau beginnt zu sinken (Deflation setzt ein).
  4. Die sinkenden Vermögenswerte schwächen die Unternehmen, eine Häufung von Konkursen im Unternehmenssektor ist die Folge.
  5. Die Gewinne der Unternehmen schrumpfen.
  6. Um den Gewinnrückgang zu kontern, reduzieren die Unternehmen ihren Ausstoss und entlassen Personal, worauf die Arbeitslosigkeit steigt.
  7. Vertrauensverlust macht sich in der Volkswirtschaft breit.
  8. Als Folge davon horten Haushalte und Unternehmen ihr Geld, was die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes weiter zusammenbrechen lässt.
  9. Als Folge davon erhöht sich die Deflationsrate, was das reale Zinsniveau und den realen Wert der Schulden weiter steigen lässt.

Das ist das Dilemma, wenn Deflation eine Volkswirtschaft trifft, die bereits mit einem zu hohen Schuldenstand belastet ist: Alle Marktteilnehmer sparen und versuchen, ihre Schulden abzubauen, als Resultat davon schrumpft die Nachfrage und die Wirtschaft, was die Deflation weiter verschärft. Im schlimmsten Fall ist die Deflationsrate höher als die Rate, mit der die Schulden abgebaut werden. Dann nämlich würde der reale Wert des Schuldenberges immer weiter steigen. Genau das geschah in den USA zwischen 1931 und 1933.

Ein Wirtschaftssystem, das in dieser Spirale gefangen ist, findet nach Ansicht Fishers nicht von selbst in ein neues Gleichgewicht. Er benutzte in seinem Papier die Metapher eines Schiffes, das sich in einer Schräglage nicht mehr von selbst aufrichten kann, sondern immer weiter kippt, bis es schliesslich kentert.

Fisher machte eine wichtige Unterscheidung: Er hielt fest, dass Deflation an sich für ein Land kein grosses Problem darstelle – sofern die Volkswirtschaft nicht überschuldet ist. Sei das aber der Fall, wirke Deflation tödlich.

Es fällt nicht schwer, den Bogen zur heutigen Situation zu spannen. Länder wie die USA, Grossbritannien, Irland und Spanien, die bis 2007 von Exzessen im Immobilienmarkt geprägt waren, haben einen gewaltigen privaten Schuldenberg aufgehäuft. Genauso wie übrigens Japan in den Achtzigerjahren. So sieht die Evolution des kumulierten Schuldenberges der USA aus (in Prozent des BIP, Quelle: McKinsey Global Institute):

Hier Grossbritannien (Quelle: McKinsey Global Institute):

Und Spanien (Quelle: McKinsey Global Institute):

Nach dem Crash von 2007/08 durchliefen alle diese Länder die ersten drei bis vier Punkte des von Fisher beschriebenen Prozesses. Fiskal- und geldpolitische Massnahmen haben die Abwärtsspirale gestoppt, und seither ist das Muster in allen Ländern identisch: Der private Sektor baut Schulden ab, doch um die Wirtschaft zu stützen, baut der öffentliche Sektor Schulden auf. Das ist auch das Muster, das sich in Japan seit zwanzig Jahren abspielt. Der Gesamt-Schuldenberg, der auf der Wirtschaft lastet, ist dadurch aber nicht kleiner geworden – er hat sich nur vom privaten auf den öffentlichen Sektor verlagert. Der Blogeintrag hier hat diesen zähen Deleveraging-Prozess ausgiebig beschrieben.

Um zum Abschluss zu kommen: Irving Fisher riet 1933, Staat und Zentralbank müssten alles unternehmen, um die Wirtschaft zu reflationieren. Vor allem aber gab er den dringenden Ratschlag an die Notenbank, den spekulativen Exzess und den Aufbau des Schuldenberges in den Boomjahren gar nicht erst zuzulassen. Der beste Ausweg aus einer Falle ist es, gar nicht erst in die Falle zu treten.

Genau diesen Ratschlag schlug Ben Bernanke, der heutige Vorsitzende der US-Notenbank, in den Wind, als er im Jahr 2000 – damals als Ökonomieprofessor in Princeton – in seinen «Essays on the Great Depression» schrieb, ein exzessiver Schuldenaufbau in einer freien Volkswirtschaft sei gar nicht möglich, weil das irrationales Handeln seitens der Marktteilnehmer voraussetzen würde. Und das sei kaum vorstellbar. Dieser Mann leitet heute die mächtigste Notenbank der Welt.

Frustrierend, nicht wahr?

Bleibt zu hoffen, dass die Führungsleute der Schweizerischen Nationalbank die Gedanken von Irving Fisher präsent haben, wenn sie aktuell den heimischen Immobilien- und Hypothekenmarkt betrachten.

69 Kommentare zu «Weshalb Deflation gefährlich ist»

  • Andres Müller sagt:

    Apropo Deflation, eben hat Bernanke die Rohstoffmärkte zum deflationären Sinkflug verholfen, innert weniger Minuten sackten die Rohstoffe um Milliarden von US$ in die Tiefe. Grund ist, Bernanke gab bekannt dass in den USA lediglich mit etwa 1% Inflation zu rechnen sei, wenn nicht sogar gar keine -und das für die nächsten Monate. Das zeigt wiederum deutlich dass die Geldfluten der Notenbanken nicht in der Realwirtschaft ankommen und dass eben keine Inflation sondern eine agressive Deflation die Weltwirtschaft zusammen brechen lassen dürfte. Die Liquidität wird von den Banken aufgesogen ohne je einen Bürger zu erreichen, sei es zum Konsum oder um Schulden abzubauen. So wie es aussieht -die Hoffnung auf Schulden tilgende Inflation ist früher aus als gedacht. In diesem Fall sind soziale Unruhen zu erwarten und wohl nicht mehr fern.

    • Anh Toan sagt:

      Gestern ist vor Gold und Silber eingebrochen. Bei den übrigen Rohstoffen war wenig Veränderung zu sehen, Crude ist gestiegen, auch US Aktien haben nur gering verloren.

      Die Rohstoffmärkte haben wieder einmal ihre extreme Volatilität gezeigt. Meines Erachtens auch, wieviele zittrige Hände ihr Geld in Gold und Silber haben, die Preise in Gold und Silber werden getrieben von Spekulanten, nicht von Sicherheit suchenden, langfristig orientierten Anlegern. Es wird gekauft um mit Gewinn zu verkaufen, nicht weil man langfristig besitzen will, z.B 10% des Vermögens als Reserve für die ganz grosse Katastrophe. Es wird auf Gold mit Hebel gewettet, mit fünfhundert oder noch mehr Prozent des Vermögens. Darum muss man schnell raus, wenn es ein wenig abwärts geht.

      Ich sehe im gestrigen Einbruch noch keine Trendumkehr, jedoch die Bestätigung, dass Gold oder Silber long auf diesem Preisniveau hochriskante Spekulation ist. Auf Grund der hohen Volatilität wagen zur Zeit auch die Bären nicht, Gold oder Silber zu shorten. Dies erlaubt der Blase, weiter Luft aufzunehmen.

      • Andres Müller sagt:

        @Toan, es gibt bereits den Vorwurf von Kursmanipulation -gut möglich dass die stimmen…

        an eine generelle Trendumkehr glaube ich zwar auch nicht, aber man muss wohl damit rechnen dass die Währungshüter noch einige Rezepte haben um Fiat Money zu schützen. Wie lange das gelingt kann man nicht wissen, denn am Wert von Geld hängt keine physikalische Grösse -sondern nur Vertrauen.

        „Der Chef der US-Notenbank, Ben Bernanke, hat jüngst geäußert, dass sich die Konjunkturaussichten in den USA verbessert haben und weitere quantitative Maßnahmen vorerst nicht geplant sind. Zugleich sprach er die hohen Rohstoffpreise an, welche die Kaufkraft der US-Bürger verringern.

        Die Autoren interpretieren dies als Angst vor einer größeren Inflation, nachdem die Fed seit dem Jahr 2008 große Mengen Geld in den Wirtschaftskreislauf gepumpt hat. Durch den gedrückten Goldpreis soll vermieden werden, dass Investoren ihre US-Dollar verstärkt in Edelmetalle umtauschen, so die Meinung.

        An der Comex wurden gestern 331.943 Silberkontrakte verkauft. Dies entspricht 1,65 Milliarden Unzen und damit der 2,3-fachen Jahresproduktion von Silber. Man glaubt daher, dass dies ein Nachweis für einen „manipulativen Eingriff“ ist.“

  • Ada Lovelace sagt:

    Das Zinsverbot

    Hast Du gewusst, dass es in der Bibel (sowohl im Alten.- wie im Neuen Testament) immer wieder verboten wurde Geld auf Zinsen zu verleihen? Auch fast alle Kirchenväter der letzten 2000 Jahre stimmen mit ihren zum Teil sehr scharfen Aussagen zum Zins mit der ablehnenden Haltung der Bibel überein. Wie kann es da sein, dass die meisten Christen heute so unkritisch und unreflektiert mit diesem Thema umgehen?

    Unser Pastor stellte eine sehr scharfe These auf: „… wir leben in einem System, einem antigöttlichem Herrschaftsgefüge, indem nicht unser Schöpfer, sondern unser Geschöpf das Geld – der Mammon – zu unserem Gott aufgestiegen ist!“

  • Sam sagt:

    Im Zusammenhang mit dem Thema Deflation, bin ich immer wieder auf die selben/gleichen Lösungen gekommen:

    ZINSABSCHAFFUNG!

  • Andres Müller sagt:

    „Volkswirtschaftslehre sei Mathematik“ Theoretisch möglich, aber nicht mit diesem Fiat Money das auf reinem Glauben an seine Existenz beruht und dieser Glaube alleine durch die miltärische Macht der Gelddrucker gestützt ist. Würde man direkt Arbeitszeit als Währungseinheit einführen, sofort könnte man mit relativ simpler Mathematik arbeiten.

  • Kim West sagt:

    Alles Geschichte! Wir leben in einem sich immer wiederholdenden Zyklus, wo sich eine kleine Randgruppe sich die Taschen mit den gerade wertvollen dingen der Welt füllt, und die andere Gruppe 99% – alle Schichten – Spielen dere Spiel (1%) und arbeiten sich um den Verstand!
    Man müsste es aufgleisen wie damals in Holland – Tulpenzwiebelspekulation – im Moment, wo die ganze Blase geplatzt ist rannten die Aktuere zum Staat und argumentierte analog zu heute „Wir sind Systemrelevant, Arbeitsplätze gehen verloren etc.“ …
    Die Holländische Regierung zog sich für 1 Woche zurück und verlautete am ende folgendes Statement:
    „Die Tulpenzwiebelspekulation konnten nur in einem Zustand des Fiebers und Krankheit zustande kommen und für solche Ursachen ist der Arzt zuständig und nicht der Staat!“

    Das Grundproblem ist der Zins und die möglichkeit Privater Leute Geld zu drucken, welches keinen Gegenwert hat!
    Die Fed ist nur die Spitze des Eisbergs! Im Grunde Sitzt jede Zentralbank und Grossbank in deren Boot, egal welches Logo vorne augeklebt ist!

    Aber wiederstand regt sich selbst in der USA. Kuckt euch das MAterial „Ron Paul on FED“ an.

    „Those who not learn from history are condemned to repeat it“ george santayana

    Freunde wir sind wieder soweit, aufwachen jetzt!

  • CrisisMaven sagt:

    Ja und? Ich verstehe nicht – jetzt leitet Bernanke die Fed, und er hat frueher mal geschrieben wie schlimm all das ist, was er aber nie wollte, er aber bei seinem Amtsantritt schon vorfand. Ergibt irgendwie keinen plausiblen Vorwurf, ausser der Dummheit, so ein Amt dann -aus Eitelkeit?- dennoch anzutreten, nachdem der Vorgaenger „bereits in die Falle getappt ist“ und alles „aussichtslos“ wurde. Wer sich als Chirurg im Bestattungsinstitut bewirbt, kann schwerlich Medizin-Nobelpreise erwarten.
    Aber was ganz anderes: der durchgeknallte Irving Fisher, der meinte, Volkswirtschaftslehre sei Mathematik (zum Glueck war er nicht Endokrinologe!) schlaegt – wie spaeter Keynes – vor, man muesse den Ausgaben-Rueckgang der Privaten durch Ausgabenausweitung der „Oeffentlichen“ (Staat, Notenbank etc.) kompensieren. Das ist doch hanebuechener Bloedsinnb -wenn die Privaten keine Wuerstchen, Minroecke oder Flachbildschirme mehr kaufen (oder Haeuser, Autos etc.), dann kauft sie solange der Staat und legt sie auf Halde? Alle, die der Reinflationierung das Wort reden, haben nie begriffen, dass man private Nachfrage nicht durch oeffentliche, kuenstliche, ersetzen kann. Das funktioniert nur auf dem Papier. Zum Glueck wurde Fisher nicht Endokrinologe – denn er haette messerscharf erkannt, dass die Fruchtbarkeit eines Ehepaares am durchschnittlichen Testosteronspiegel der Kombination aus Mann und Frau liegt und der Frau dann Anabolika gespritzt.

  • Thomas sagt:

    Irving Fisher schrieb auch ein anderes Buch: 100% Money. Hier ein Auszug daraus, der vielleicht aufschlussreicher ist als das was hier im Blog beschrieben wird.

    Fisher: „So hängen unsere Umlaufmittel heute von der Gnade der Kredittransaktionen der Banken ab. Und deshalb sind unsere unzähligen „Geschäftsbanken“ in Wahrheit unzählige private „Gelddruckereien“. Die Verwirrung wird durch die Tatsache ausgelöst, dass die Banken kein Geld ausleihen sondern nur ein Versprechen, Geld auf Verlangen zu liefern – ein Geld, das sie nicht haben. Die Banken können auf ihren mageren Barreserven eine auf dem Kopf stehende Pyramide von „Krediten“ aufbauen, also „Scheckbuchgeld“ schöpfen, dessen Volumen auf diese Weise aufgebläht oder verkleinert werden kann. Es ist leicht ersichtlich, dass ein solch kopflastiges System gefährlich ist, gefährlich für die Banken und vor allem gefährlich für Millionen von „unschuldigen Passanten“, also für das allgemeine Publikum……..Wenn den Banken erlaubt wird, diese Buchkredite als Geldservice anzubieten, bedeutet das praktisch kaum etwas anderes als die Erlaubnis zur Schaffung einer eigenen Papierwährung. Grundsätzlich ist das dasselbe unseriöse Vorgehen, wie es die Banken in der „Wild cat bank note – Periode praktizierten.“

  • Michael Schwarz sagt:

    @Mark Dittli

    Die Mainstream Ökonomie propagiert seit über 50 Jahren, das Konsum sei der treibende Kraft der Wirtschaft. Diese Vorstellung des Wirtschaftswachstums hat in den USA bis heute nichts geändert. Wie die US-Ökonomen in den Medien Mist erzählen, ohne klar zu werden, was in denen Logik nicht stimmt.

    Die Deflation ist ein notwendiges übel, womit die Übertreibungen des Investments korrigiert werden. Natürlich wenn ein Land wie USA relativ stark verschuldet ist, dass die Deflation besonders schmerzhaft sein wird, aber der Schmerz diszipliniert den Menschen zu sparen. Es ist einfach eine absurde Vorstellung, das Konsum der Wirtschaft fördert, weil das Konsum die Investition vernichtet, Das ist der Grund warum die USA auf die Chinese angewiesen ist – der Sparquote in China beträgt fast 40%, deshalb können die Chinesen von der Krise kräftig profitieren. Der Wettbewerb mit China beinhaltet nicht nur die Preise und Qualität der Produkte, vor allem um dem Wettbewerb des Sparquotes – wer hat mehr Kapital und Ressource zur Verfügung.

    Die Deflation diszipliniert den US-Politiker, US-Regierung und Privathalte zu sparen, gleichzeitig erlaubt die Deflation die Normalisierung, Liquidation und Bereinigung der gesamten Volkswirtschaft, Bsp. Banken durch Bankrun pleite gehen lassen, somit werden die Banker diszipliniert.

    Die Liquiditätszufuhr der Fed hat dazu geführt, dass der Kapitalmarkt und Investment ineffizient wird, weil das Kapital zu billig ist, das ist wie vor Immobilienkrise 2007 – das Kapital war im Überfluss vorhanden, die Banken wussten nicht mehr wohin mit dem Geld. Das erzeugt Unsicherheit, Instabilität im Finanzsystem und treibt die Inflationserwartung in die Höhe, obwohl die Inflation rückläufig ist. Ben Bernanke’s macro economics model, welches er in seinem Buch publiziert hat, zeigt deutlich wie wichtig das Sparen ist, aber in der Praxis macht er genau das Gegenteil. Seit Greenspan und Bernanke die Führung der Fed übernahm, haben sie die Märkte mit Liquidität überflutet, auch wenn die Wirtschaft im Phase des Wachstums sich befand, sie halten die Zinsen tiefer als Taylor-rule zu lies.

    Weder die US-Politiker noch US-Ökonomen verstanden, dass die Stabilität des Finanzsystems mit der Stabilität der Währung zusammenhängt. Der Wertverlust des Dollars impliziert die Instabilität im Finanzsystem und reduziert die Investition. Nach der Krise ist fast vier Jahre vergangen, gelernt haben weder die US-Politiker noch der Fed. Ben Bernanke muss endlich seinen sinnlosen Experiment beenden, sein expansiv geldpolitischer Kurs verlassen und Geldmenge wieder normalisieren. Womit das Vertrauen und Investition wieder in die USA Zurückkehrt.

    • Michael Schwarz sagt:

      @Mark Dittli

      Die Stimulus der Fed ist keine Garantie dafür, dass die US-Wirtschaft nicht in einer Balance Sheet Recession absackt. Vor allem das Hauptproblem der USA ist die Produktivität, weil die Keynesianer in letzten 50 Jahren die US-Eite Unis beherrscht hat – Pure Nachfragestimulus. Dies hat dazu geführt, dass der Absolvent der elitären Uni nicht mehr anderes vorstellen kann als Keynes. Ben Bernanke ist ein gutes Beispiel der einseitigen Betrachtung der ökonomischen Theorie.

      Die BoJ unternahm seit 90er alles um die Wirtschaft zu stimulieren, genutzt hat es nicht. Bis heute verstehen viele Ökonomen nicht, mich inklusiv warum Japan in einer langen Deflation steckt, ohne eine winzige Chance daraus zu kommen, eine konkret makroökonomische Analyse Japans gab es nicht, man sprach lediglich von Liquiditätsfalle und Balance Sheet Recession, aber warum stecken die Japaner eigentlich fest?

      Japan ist ein Musterbeispiel, dass die Korrelation zwischen der Staatsverschuldung und nachhaltigem Wachstum negativ ist. Die USA ist auf dem guten Weg in einer Balance Sheet Recession zu fallen, weil sie seit 2008 die Staatsverschuldung massiv ausgeweitet hat, was die Abgleitung ins Balance Sheet Recession nochmals begünstigt. Die Stimulus Bernankes beschleunigt die Abgleitung ins Balance Sheet Recession, weil die Verschuldung des Staates und der Privathalte massiv zunahm. D.h. Ben Bernanke hat genau die falsche Massnahme umgesetzt, nämlich die Förderung der Verschuldung des Staates und der Privathalte, anstatt zu sparen und Investition in Produktivität umzusetzen.

  • nachdenker sagt:

    Irving Fisher schrieb auch ein anderes Buch: 100% Money. Hier ein Auszug daraus, der vielleicht aufschlussreicher ist als das was hier im Blog beschrieben wird…

    Fisher: „So hängen unsere Umlaufmittel heute von der Gnade der Kredittransaktionen der Banken ab. Und deshalb sind unsere unzähligen „Geschäftsbanken“ in Wahrheit unzählige private „Gelddruckereien“. Die Verwirrung wird durch die Tatsache ausgelöst, dass die Banken kein Geld ausleihen sondern nur ein Versprechen, Geld auf Verlangen zu liefern – ein Geld, das sie nicht haben. Die Banken können auf ihren mageren Barreserven eine auf dem Kopf stehende Pyramide von „Krediten“ aufbauen, also „Scheckbuchgeld“ schöpfen, dessen Volumen auf diese Weise aufgebläht oder verkleinert werden kann. Es ist leicht ersichtlich, dass ein solch kopflastiges System gefährlich ist, gefährlich für die Banken und vor allem gefährlich für Millionen von „unschuldigen Passanten“, also für das allgemeine Publikum……..Wenn den Banken erlaubt wird, diese Buchkredite als Geldservice anzubieten, bedeutet das praktisch kaum etwas anderes als die Erlaubnis zur Schaffung einer eigenen Papierwährung. Grundsätzlich ist das dasselbe unseriöse Vorgehen, wie es die Banken in der „Wild cat bank note – Periode praktizierten.“

  • Hans Schlauri sagt:

    Hans Schlauri: Deflation im Schuldenbabylon Schweiz?
    Im sehr aufschlussreichen Artikel fehlt eine wichtige Tatsache: die Schweiz ist bezogen auf das BIP oder erst recht in Fr. pro Kopf eines der hoch verschuldeten Länder. Zwar ist sie Musterschüler bezüglich der staatlichen Verschuldung. Aber die im weltweiten Vergleich exzessive private Verschuldung der Haushalte führt dazu, dass wir schon 2008 insgesamt höher verschuldet waren als z. B. Italien oder die USA. Wer Bernankes Fed kritisiert, darf unsere Nationalbank nicht vergessen. Seit den Neunzigerjahren betreibt sie eine zu lockere Geldpolitik. Das führt zwar, u.a. wegen Billigprodukten aus Fernost, nicht zu einer Inflation der Konsumgüterpreise, aber umso mehr zu einer Inflation der Vermögensgüter, wie z. B. Immobilien. Das heizt auf lange Sicht die Mieten an. Die Preise der Eigentumswohnungen in Zürich stiegen von 2005 bis 2010 um über 50%, so viel wie in Amerika vor dem Crash 2007. Die tatsächliche Inflation ist wesentlich höher als die offiziell ausgewiesene. Trotzdem verbreitet die SNB seit Jahren eine panische Angst vor Deflation und verdoppelte die tolerierbare Inflationsrate kurzerhand von 1% auf 2%. Als billiger Jakob unter den Zentralbanken senkte sie die Leitzinsen auf ein weltweit einmalig tiefes Niveau. Mit dem Zins den sie von einer Bank erhält, kann sie nicht einmal die Herstellkosten einer neuen Zehnernote bezahlen. Sie stützt mit diesem billigen Geld zusammen mit den Banken unser Schuldenbabylon. In diesem Schuldenbabylon machen die Kleinen die kleinen Schulden , die Grossen aber die grossen, weil Reiche genug Eigenkapital für eine Kreditaufnahme haben. Es ist das heimliche Ziel von SNB und Banken, die Schulden der Reichen auf ihren Vermögensgütern weg zu inflationieren. Diese Bedrohung unseres Geldsystems wird böse Fernwirkungen haben, z. B. reale Verluste auf Löhnen, Renten und Ersparnissen und eine Umverteilung von unten nach oben. Die OECD kritisiert denn auch, dass die Schweizer Schuldenblase durch den Abzug der Schuldzinsen von den Steuern immer grösser wird.

    • Linus Huber sagt:

      @ Herrn Hans Schlauri

      Sie haben die Situation sehr gut erkannt und analysiert.

      • Hans Schlauri sagt:

        @ Herrn Linus Huber
        Danke für Ihre Bemerkung. Ergänzung aus „Finanz und Wirtschaft“ vom 25.2.2012: Die Bilanzen der Notenbanken wurden seit 2007 aufgebläht auf auf folgendes Niveau (in % des BIP): Fed 20%, Bank of England 20%, EZB 28%, SNB 65% des BIP !!!!

  • Benno Kaelin sagt:

    Viele Immobilienbesitzer in der Schweiz sprechen sich zur Zeit Mut zu und sagen, dass die Zinsen nie mehr steigen werden. Ich neige auch zu dieser Meinung doch zur Erinnerung fühle ich mich verpflichtet darauf hinzuweisen, dass die starke Immobilienkrise in den USA nicht wegen steigenden Zinsen verursacht wurde, sondern wegen steigender Arbeitslosigkeit, sprich persönlicher Deflation. Wir sollten also alles unternehmen, damit wir unsere Arbeitsplätze schützen um sie langfristig zu erhalten. Deshalb war die Inflationäre Anbindung des CHF an den EURO wohl richti.g

    • Anh Toan sagt:

      Die US Arbeitslosigkeit in den USA nahm von Mitte 2004 bis Ende 2007 konstant ab. Erst ab Mitte 2008 erfolgte ein steiler Anstieg. Es hätte so sein können, wie sie schreiben, es war aber nicht so.

  • Hampi sagt:

    Bestimmt ist der Aufbau von Schulden in Boomjahren eine absolut törichte Sache.

    Und mir leuchten die 9 zitierten Punkte von Fischer völlig ein.

    Was ich mich aber frage, ist, wo passt die Tatsache hinein, dass in den USA die Arbeitslosigkeit in den letzten Monaten von 10 % auf 8,3 % gesunken ist? Könnte es sein, dass wir zu sehr in den nationalen Dimensionen denken, wie dies in den 30er Jahren sicherlich noch berechtigt war?

    Wenn wir eine sich überhitzende Wirtschaft in China mit der deflationären Situation in den USA und Europa überdecken, könnte es nicht sein, dass sich das in der Schieflage befindliche Schiff wieder aufrichtet ?

    • Hampi sagt:

      Die Chinesen kühlen ihre Wirtschaft ab und erkennen, dass eine verstärkte Aktivierung des Inlandkonsums notwendig wird. Dies wiederum wird die bestehenden weltweiten Ungleichgewichte etwas entspannen lassen.

      Der Startschuss wäre, wenn China mit einem Hilfspaket für Europa endlich konkret würde.

      In der Akustik wäre es die Überlagerung von Cosinus und Sinus, die die Stille hervorruft. Und im angewandten Fall die fragile Stabilität, die zumindest im Moment versucht, Fuss zu fassen.

  • Karl Kowski sagt:

    Die grössten Rationalitätsdefizite und somit Risikoquellen für eine marktwirtschaftlich verfasste Volkswirtschaft liegen bei Entscheidungszentren mit grösster Breitenwirkung, also beim Staat, in der Eigenschaft als Zentralbnk und als Finanzpolitik.
    Alle anderen Akteure, auch die des Finanzmarktes, unterliegen normalerweise dem Selektionsdruck der Märkte, ausser der Staat streckt selektiv, wie z.B. bei Banken unter den Bedingungen einer Finanzkrise, eine schütznde Hand über sie und entzieht sie der Fehlerkorrektur durch die Märkte, die bekanntlich nach dem Prinzip des Versuchs und Fehlerkorrektur arbeiten.
    Der Staat erzeugt so eine Sicherheitsillusion, die bisweilen zur Inkongruenz zwischen der Risikoneigung und dem Risikoprofil jeweiliger Entscheidungssituation der Akteure führt, wie auch bei dem Wohlfahrtsstaat selbst, was die eigentliche Ursache von Wirtschaftskrisen ist.
    Das Geld als Medium der wirtschaftlichen Kommunikation verliert dabei inflationär an Schärfe, wie Sprache deren Worte ihrer ursprünglicher Bedeutung beraubt werden.

  • Beda Düggelin sagt:

    Was kommt nach der Privat- und der Staatsschuldenkrise? Bleibt zu hoffen, dass Ben Bernanke die Lösung gefunden hat, andernfalls kann er ja nach der Katastrophe seine „Essays on the Great Depression – the Years after 2012“ als zweiten Band veröffentlichen. Irrationales Handeln, das ist doch Elixir der Finanzmärkte, erstaunlich, dass Ben Bernanke zu einem anderen Schluss kommt! Bezüglich Schweizer Immobilienmarkt wäre ich nicht so negativ, abgesehen von gewissen klar überhitzten Regionen. Die Schweizer Banken agieren äusserst vorsichtig. – Doch nun zurück zum Kernthema: Wer baut denn eigentlich die Staatsschulden ab? Sie können nur durch starkes Wirtschaftswachstum oder eine Währungsreform beseitigt werden. – Die Lösung liegt leider auf der Hand!

  • Paul sagt:

    Ihre Glaube besteht aus einer „Informationseinheit“ die aus Zahlen besteht und viel, viel Hoffnung…… ! – Information „weg“ – > und dann?

  • H. Trickler sagt:

    „Vor allem aber gab er den dringenden Ratschlag an die Notenbank, den spekulativen Exzess und den Aufbau des Schuldenberges in den Boomjahren gar nicht erst zuzulassen. Der beste Ausweg aus einer Falle ist es, gar nicht erst in die Falle zu treten.“
    .
    Die Schweiz hat mit der Schuldenbremse gerade noch rechtzeitig diese Falle vermieden, sofern auch noch die Finanzierung der Altersvorsorge und Gesundheitskosten stabil gelingt.
    .
    Im Euro-Raum wollen die Staaten die Verschuldungsproblematik angehen und wenn später einmal die Weltwirtschaft das Defizit der USA nicht mehr finanzieren will, wird deren frustrierende Geldpolitik nicht mehr fortgesetzt werden können.
    .
    Wenn aber das Banken-Kasino weiterhin irrationale Instabilitäten verursacht, bin ich trotzdem eher pessimistisch…

    • Linus Huber sagt:

      Grundsätzlich bin ich mit Ihren Ausführungen einverstanden, möchte jedoch auf einen Aspekt hinweisen, welche der Schweiz trotz guter Haushaltsführung enormen Schaden verursachen könnte. Die SNB verfolgt „Strategien“, welche uns einem sehr hohen Risiko aussetzen und all unsere Anstrengungen im Fiskalbereich könnten durch die ankerlose Geldpolitik zunichte gemacht werden innerhalb von ein paar Jahren. Die Aufblähung der Bilanzsumme der SNB ist eine gefährliche Entwicklung, deren Auswirkung auf den Wohlstand der Schweizer noch nicht abgeschätzt werden kann. Vielleicht können Sie sich erinnern, wurden diese Erhöhungen der Bilanzen der Zentralbanken als eine temporäre Notwendigkeit dargestellt in 2008 und dabei erklärt, dass diese Massnahmen wieder aufgehoben würden, sobald sich die Lage wieder normalisiert. Jedoch erscheint es immer unwahrscheinlicher, dass diese Ausweitung der Bilanzen je aufgehoben werden kann, sondern im Gegenteil, bei jeder kleinen negativen Bewegung der Märkte wird noch mehr Geld in das System gepumpt. Eine sehr fragwürdige Geldpolitik, welche definitiv nicht nachhaltig sein wird.

  • ralph kocher sagt:

    …was hiesse, dass der heutige Schuldenberg auf Bilanz des Staates z.B. USA viel schlimmer wiegt als in den Dreissigern. 1 Ausweg: Amerikaner, beginnt Schienen zu legen. schafft Euch das engmaschigste Hochgeschwindigkeits-Bahnnetz, welches die Welt je nur gesehen hat. Die Russen ziehen dann mit Europa nach. China ist hierin bereits gestartet. Überdies: Irrational ist, auf „Pump“ zu leben; also weder vernünftig noch rational…!

    • Andres Müller sagt:

      „Irrational ist, auf “Pump” zu leben“

      Sie haben nicht verstanden dass Fiat Money immer auch Schuld ist. Würden alle Schulden beglichen, dann würde Geld völlig abgebaut = Null Geldmenge. Da Fiat Money nicht (mehr) an Edelmetall gebunden ist, können Schulden beliebig ausgeweitet werden. Das ist der Motor auf dem unser Wachstum beruht. Damit das aber funktiniert müssen die Schulden durch Konsum wieder abgebaut werden. Was viele nicht verstehen ist, jeder Konsum wirkt als Infaltion auf die gesamte Geldmenge. Wenn nun die Konsumenten weniger von der Geldmenge erhalten als die Investoren -die Geld wiederum nur ausborgen- dann erhöhen sich die Gesamtschulden. Wenn der Realwirtschaft die gedruckte Geldmenge der Notenbank zu wenig zufliesst, dann entsteht Deflation. Nur Entitäten wie Menschen die als Verbraucher mit Fiat Money Produkte kaufen sind in der Lage die Gesamtschulden zu reduzieren. Das tun sie indem sie durch den Kauf eines Produktes infaltionär auf die Gesamtgeldmenge einwirken. Wenn die Arbeitnehmer zu wenig Anteil gegenüber den Investoren erhalten, dann entsteht Deflation, so einfach ist das. Politik müsste es sein ein Gleichgewicht zwischen Konsum und Investition zu erzeugen, dabei ist jedes Handelsungleichgewicht schädigend und jeder Anreiz weniger Geld in die Realwirtschaft zu stecken als in Wertanlagen wie Derivate -Gift. Genau das geschieht nun aber mit der Sparpolitik, da bringt es nichts mehr Geld zu drucken wenn es nicht in der Realwirtschaft ankommt -im Gegenteil, die Schulden steigen so insgesamt an das die Geldmenge nicht mehr durch Konsum inflationiert werden kann.

      • Andres Müller sagt:

        Eine kurze Exkursion. Japan wird gerne als Studienbjekt genommen um die Gefahr von Deflation aufzuzeigen. Leider ist zu beobachten dass die japanische Deflation vielfach nicht als das erkannt wird worauf sie beruht. Japan zeichnet sich nämlich dadurch aus dass die Bürger sehr viel sparen, so ist der Staat vor allem bei der eigenen Bevölkerung verschuldet -und zwar gigantisch. Wenn Bürger vermehrt sparen, dann wirkt dies deflationär auf die Gesamtgeldmenge, denn nur der Kauf von Produkten kann Inflation generieren (und somit infolge Inflation Schulden abbauen). Der Kollaps der Japaner kam hier für einmal nicht davon dass die Arbeiter zu wenig Anteil von der Gesamtgeldmenge erhielten, sondern weil sie mit dem erhaltenen Geld in grossen Mengen japanische Staatsanleihen kauften. Das dauert bis heute an, und deshalb kann Japan nicht aus der Deflation entkommen. Nun hat die japanische Notenbank Geld gedruckt um den Yen zu drücken, aber wie zu erkennen ist fliesst das Geld praktisch nur an Banken und von dort an die Börsen. Das heisst -die Schulden werden weiter steigen, der Yen wird sich von seiner Abwertung wieder erholen. Nur dann wenn die Japaner zur Einsicht kommen einen höheren Anteil ihres gesparten zu verkonsumieren, kann der Abbau der Schulden stattfinden -indem dann die Gesamtgeldmenge inflationiert. Leider scheint eine Vielzahl Ökonomen keinen Dunst davon zu haben was derzeit wirklich auf der Welt geschieht. Das tun sie nicht, weil die Eliten nicht daran ineressiert sind wenn Arbeiter sowohl genügend Geld erhalten und dieses dann auch noch ausgeben können. Die Finanzlobby ist an der Wahrheit nicht interessiert, weil sie sonst eine geringere Wertschöpfung hinnehmen müsste.

        • Andres Müller sagt:

          Noch ein weiterer Aspekt die durch die sogenannte Privatisierung der Sozialversicherungen entsteht. Es liegt glasklar auf der Hand, dass eine genügende staatliche Sozialversicherung das kollektive Sicherheitsgefühl erhöht. Ein Abbau der Sozialversicherung provoziert hingegen zum individuellen Sparen, zum Beispiel in die Säule 3. Privates sparen benötigt mehr Geld als kollektives sparen, sonst gäbe es keine Kollektivversicherungen die günstigere Konditionen anbieten können. Privates sparen bindet Geld und erhöht somit die Gesamtschulden, weil es gebunden ist und nicht mehr für den Konsum verwendet werden kann. Würde es für den Konsum verwendet, so entstünde eine Inflationierung der Gesamtgeldmenge. Dadurch dass wir in der Schweiz seit einigen Jahren massiv an den Sozialversicherungen abbauen und dort die Sicherheit reduzieren hat sich der Aufwertungsdruck auf den Schweizer Franken erhöht und wir haben nun eine deflationäre Tendenz sowie Schwierigkeiten zu exportieren. Die Mechanismen sind klar und eindeutig und von erbarmungsloser Logik, genauso wie mein Urteil über Leute die behaupten dass die soziale Marktwirtschaft amerkanisiert werden müsse.

          • Anton Keller sagt:

            Das 3a Geld landet nicht unter die Matrazze, sondern wird über die Banken an firmen und Private investiert. In der VWL haben wir mal gelernt, dass Konsum und Investition nicht die gleichen Volkswirtschaftlichen Effekte haben.

          • Andres Müller sagt:

            Wenn Sie 3a anlegen werden sie zu diesem Teil zum Investor. Das erzeugt Schulden im System weil jemand anders nun Zinsen für das Geld das sparen muss. Je direkter Geld von der Notenbank zum Konsumenten ankommt, desto eher kommt es zu Inflation, je mehr Zwischenstationen durchlaufen werden bevor für Geld etwas gekauft wird, desto eher Deflation.

            Jeder Mensch in der modernen Gesellschaft ist gleichzeitig Konsument und Investor, bei jedem Einzelnen kann ein Ungleichgewicht zwischen Ausgabe und Einnahme entstehen. Wenn alle Konsumenten weniger haben als alle Investoren, dann gibt es Deflation, sonst Inflation. Im Westen haben wir zu viel Investoren 😉 und zu wenig Konsumenten.

          • Linus Huber sagt:

            @ Andres Müller

            Ich denke, dass Ihre Idee von Konsum gleicht Inflation nicht ganz dicht ist. Im Endeffekt geht es um die gesamte Waehrungs- und Kreditmenge im System, welche eine Rolle spielt. Solange sich dieses Volumen erhöht kann man von einer inflationären Phase sprechen, sobald dieses Volumen jedoch einbricht, oder sich reduziert, heisst dies im Grunde Deflation. Das Problem mit immer währender Ausdehnung der Kreditmenge besteht in der Tatsache, dass Kredit (wie die damit verbundenen Schulden) erstens verzinst werden müssen, und zweitens nicht an Wert verlieren darf, welcher aufgrund einer möglichen Fragwürdigkeit ob des Schuldners Fähigkeit zur Rückzahlung eintreten könnte. In meisten ökonomischen Modellen wird dieser letzte Aspekt nicht berücksichtigt, obwohl er enorm wichtig ist, damit Fehlinvestitionen abgeschrieben werden und somit sowas wie ein wirtschaftlicher „reboot“ ermöglicht wird. Über die vergangenen vielen Jahre wurde jedoch dieses Prinzip immer wieder verletzt, indem man notwendige Abschreibungen verhinderte (und damit deren Kosten auf die Allgemeinheit abwälzte) und dadurch die Risikobereitschaft bei Banken massiv erhöhte, wodurch auch zu dieser Boni-Kultur sich entfaltete.

            Zur Zeit wurde diese Strategie verstärkt, indem Zentralbanken ihre Bilanzen massiv aufblähen. Das ganze fällt jedoch in sich zusammen, sobald das Vertrauen in die Rueckzahlbarkeit dieser Kredite dahinschmilzt. Es handelt sich grundsätzlich um eine Vertrauensfrage inwiefern bestehende Kredite eigentlichem Geld (Währungen in diesem Fall) gleichgesetzt werden.

            Sie haben insofern recht, dass Konsum auf Kredit inflationär wirkt, während die Amortisation von Krediten deflationär wirkt. Aber wie erklärt, der Wert von Krediten (Schulden) kann auch durch andere Aspekte als Rückzahlung reduziert werden.

          • Andres Müller sagt:

            Herr Huber, als Nixon damals den US$ von der Goldbindung löste (wikipedia > Nixon Schock), erst seit dieser Zeit stellt sich bei unseren Währungen die Vertrauensfrage. An Edelmetall gebundene Währungen kann man nämlich nicht endlos aufblähen, ansonsten wäre Nixon nicht zur Tat geschritten. Ebenfalls im Wikipedia -Artikel ist zu lesen dass das Finanzsystem zur Gewährleistung von Ausfällen die credit defaul swaps eingeführt hat. Damit kann man nämlich Kreditausfälle versichern und somit das Vertrauen in die Gesamtmenge einer Währung herstellen. Eine reale Abschreibung irgendwelchen in Verkehr gebrachten Fiat Money kann es seither nicht mehr geben, sondern nur noch virtuelle Abschreibungen. Wenn man das trotzdem versucht, wie nun möglicherweise in Griechenland geschieht, dann steht das ganze Finanzsystem auf der Kippe. Man verhinderte Abschreibungen, weil das eben zum Verlust des Vertrauens in die einzige Sicherheit des Finanzsystems führt, dem System der Kredtausfallversicherung CDS.

            Was glauben Sie warum der IWF seinen Mitgliedern seit den verheerenden Folgen des Nixon Schock verbietet Golddeckung wieder einzuführen? Der Grund ist, dass die Geldmenge bei Edelmetallbindung nur begrenzt möglich ist, weil der Besitzer der Währung jederzeit den Umtausch von Währung in Edelmetall erlauben muss. Da der US$ stark gegenüber Gold inflationierte, weil die FED zur Kriegsfinanzierung wie verrückt US$ produzierte, hatte Nixon die Konvertierung veboten, was im Prinzip staatlicher Bankraub war. Seither steigen Schulden und Vermögen stetig weiter an und der US$ hat gegenüber Gold extrem stark weiter abgewertet. Um auch diese Sache zu vertuschen hat man Papiergold eingeführt, was den realen Wert von Edelmetallen gegen unten verschleiert. Das ganze Finanzsystem funktoniert nur noch aus einem Grund, weil zu einer gegebenen Zeit nur eine begrenzte Anzahl von Menschen Fiat Money in reale Werte umtauschen will. Aus diesem Grund versuchen die Politiker nun alles um zu verhindern dass die Menschen mehr Geld erhalten als sie zum Leben sofort benötigen, der Rest wird in Versicherungen aller Art einbezahlt die aber alle wiederum auf Krediten in Fiat Money beruhen. Interessant ist, die USA haben im Hintergrund die weltweit grösste Goldreserve, sie sind in der Lage jederzeit Golddeckung wieder einzuführen. Zwar würde das auch in den USA zu enormen Verlusten führen, aber realtiv zu anderen Ländern stünden sie doch wiederum viel besser da.

            Das aktuelle Fiat Money Geldsystem ist nichts anderes als ein betrügerisches System, dessen Erhalt Massnahmen notwendig macht die krimineller Natur sind. Die CDS Ausfallversicherung ist eine Illusion, sie kann nicht einmal den Bankrott der Griechen verkraften, geschweige denn von Staaten wie Spanien, Italien. Die USA erhalten seit diesem Nixon Schock zudem auch noch die günstigsten Zinsen auf Staatsanleihen, weil die CDS Ausfallversicherung für US Bonds die tiefsten sind Weltweit. Sie sind am tiefsten weil das Finanzsystem die USA ist, bzw. der US$. Ebenfalls werden sich die Rentenversicherungen als Illusionen entpuppen und noch viele andere Dinge die ihren Wert aus dem Glauben an den Wert von Fiat Money ziehen. Noch einmal, die Aufblähung des Fiat Money System kann nur durch ein neues Welt -Währungssystem gestoppt werden, Abschreibungen von Schulden sind nur virtuell möglich, real existieren sie weiter durch die Backup Versicherungen. Ich glaube ich muss nicht noch extra erwähnen dass hier eine Unterversicherhung existiert, ansonsten ja alles kein Problem wäre.

          • Linus Huber sagt:

            @ Andreas Müller

            Grundsätzlich gehe ich mit Ihnen einig und erkenne in Ihren Ausführungen auch weiter keine wirklichen Differenzen zu meiner obigen Aussage. Sie erklären, dass das Kreditvolumen weiter zu steigen hat und dass die Kredite durch Derivate (Versicherungen) abgesichert sind und dadurch unbegrenzt wachsen werden, wenn ich Sie richtig verstehe.

            Ich möchte hier nur einen Faktor mit einbringen, welcher von enormer Bedeutung ist, nämlich das Vertrauen. Solange die bestehende Kredite vertrauenswürdig angesehen werden, geht alles ok, sobald aber das Vertrauen, dass diese Kredite wirklich dem dargestellten Wert entsprechen, dahinschmilzt, haben wir die nächste Krise. Ob dieser Vertrauensverlust eintreten wird, ist nicht die Frage, sondern wann er eintreten wird und wie schnell und in welcher Form die Zentralbanken darauf reagieren werden ist die zweite Frage. Zur Zeit haben sich die Märkte daran gewöhnt, dass Zentralbanken mit sofortiger massiver Liquidität reagieren, wobei langsam die Nebenwirkungen dieser Geldpolitik zum Vorschein kommen. Somit sind wir heute auf viel instabilerem Terrain als noch in 2008.

      • Anh Toan sagt:

        „Wenn die Arbeitnehmer zu wenig Anteil gegenüber den Investoren erhalten, dann entsteht Deflation, so einfach ist das.“

        Fanta 4: „Es könnte alles so einfach sein, ist es aber nicht“: In China, Vietnam und Co beträgt die Inflation weit über 10%. Erhalten dort die Arbeitnehmer also zuviel im Vergleich mit den Investoren?

        Übrigens: Ist eine Rohstoffgedeckte Währung (die Sie immer verlangen) nicht ein Derivat (was Sie immer verteufeln) auf diese Rohstoffe: Ist Rohstoff gedecktes Geld nicht im Kern ein von der Notenbank herausgegebener ETF auf Rohstoffe? Sie benutzen „Papiergold“ und behaupten, damit werden die Rohstoffpreise manipuliert. Wäre dies mit rohstoffgedecktem Geld nicht genauso möglich?

        Gibt eine Notenbank eine Rohstoffgedeckte Währung heraus, entsteht auch eine Schuld (in der Bilanz der Notenbank), der Unterschied ist einzig, dass diese verspricht, eine dieser Schuld entsprechende Rohstoffmenge zu halten.

        Gewöhnen Sie sich daran, die Welt ist ziemlich komplex, oder unser Gehirn zu deren korrekter Wahrnehmung ziemlich untauglich. Weder Sie, ich, Baer oder Oliver, weder Meier, Dittli noch Straumann, weder Bernanke, Hildebrand oder Draghi, weder Keynes, Marx oder Friedmann verstehen die volkswirtschaftlichen Zusammenhänge vollumfänglich, ausser Ihnen sind aber alle Genannten überzeugt, dass es eben gerade nicht einfach ist.

        • Andres Müller sagt:

          @ Anh Toan, wenn Sie China betrachten, hier haben wir es nicht mit einem westlichen Marktkapitalismus zu tun. Chinas Inflation können sie nur im Kontext seiner mit künstlich gedrückter Währung und Exportindustrie aufschlüsseln, noch mehr trifft dies auf Vietnam zu. Die Inflation entsteht dort dadurch dass der Staat die Einnahmen seiner Exportindustrie die in US$ reinkommen in den gedrückten Renminbi umwandelt. Dadurch steigen die Devisenreserven Chinas an während der Renminbi inflatoniert. Viele Investoren sind wiederum Ausländer, das gilt besonders für Vietnam. Wenn sich Investoren und Arbeitnehmer nicht im selben Staat befinden müssen sie das was ich gesagt habe im globalen Kontext sehen. In diesem Fall entsteht in gewissen Warenkorbsegmenten des Westens seit Jahrzehnten Deflation, während in China auf denselben Segmenten (zum Beispiel Mobiltelefone) Inflation besteht.

          • Anh Toan sagt:

            Der grösste Investor in China und Vietnam ist inländisch, es ist der Staat. Mobiltelefone werden auch in China und Vietnam billiger. Sie sollten die Tatsachen wahrnehmen und sich dann Erklärungen ausdenken.

          • Andres Müller sagt:

            Der grosse Investor in China waren die Exporteinnahmen, daraus bezogen der chinesische Staat seine Investitionskraft. Da gab es keine investierende Kraft aus dem inneren.

          • Anh Toan sagt:

            @Andres Müller: Exporteinnahmen sind Umsatz, nicht Investition, und resultieren in China und Vietnam zu einem grossen Teil aus staatlichen also inländischen Investitionen.

            Aus googlen nach grösster chinesischer Staatskonzern:

            „Haier, der chinesische Staatskonzern aus Qingdao, der als weltweit größter Markenanbieter von Elektrohaushaltsgeräten gilt….“

            Der chinesische Staat investiert in Kautschuk, Kohle, Haushaltgeräte, Fluggesellschaften und Flugzeugbau, Tourismus, eigentlich in alles, wovon er sich Gewinn verspricht. Die in den Staatskonzernen produzierten Produkte werden zu einem mehr oder weniger grossen Teil exportiert. Dazu tritt der Staat als Investor in Infrastruktur auf (Strassen, Energie und Wasser etc.), diese Investitionen werden nicht exportiert.

            Tut mir leid, ich nehme Sie als faktenresistent wahr. Sie haben Ihre Meinung und suchen die zu dieser Meinung passenden Fakten, andere Fakten ignorieren Sie. „Ich mach mir meine Welt, wie sie mir gefällt“.

        • Linus Huber sagt:

          @ Ahn Toan
          “Wenn die Arbeitnehmer zu wenig Anteil gegenüber den Investoren erhalten, dann entsteht Deflation, so einfach ist das.” dies ist Ihre Aussage. Dies ist keine falsche Aussage. Die Frage ist jedoch, warum Arbeitnehmer zuwenig Anteil erhalten und zweitens, wird dies nachhaltig so bleiben. Was ich andeuten will, ist der Umstand, dass wenn Arbeitnehmer allgemein zuwenig vom Kuchen abkriegen (ob in Form von soziales Staatsleistungen oder ganz einfach normale Entlohnung) bricht irgendwann der Konsum ein (spätestens wenn die Kreditmenge im System nicht mehr nachhaltig unterhalten werden kann).
          Der Grund liegt darin, dass Investoren zwar Geld für Konsum haben, aber eben einen minimalen Teil davon für Konsum ausgeben. Ich persönlich rechne, dass in den nächsten Monaten/Jahren der Konsum allen Prognosen einen Strich durch die Rechnung machen wird, indem er einfach einbricht in anscheinend unvorhersehbarem Ausmass.

          Dies ist nur meine Meinung und ich mag falsch liegen, wie ich schon oft falsch lag.

          • Anh Toan sagt:

            Ja, Sie liegen falsch, es ist die Aussage von @Andres Müller, die ich zitiere (darum die Anführungszeichen).

            Sie liegen auch falsch, weil die Investoren durchaus konsumieren: Die Amis, nicht nur aber verschärft, haben ihr Haus als Bancomat benutzt, sie haben die Wertsteigerung ihres Hauses verkonsumiert. Und das waren nicht nur 1% der Bevölkerung. Die meisten von uns sind sowohl Erwerbstätige oder Rentner, als auch Investoren (Liegenschaft, PK, Ersparnisse). Es ist eben komplex, viel komplexer als die Modelle der Volkswirte, welche darauf basieren, möglichst viele Unbekannte vorgängig festzulegen, obwohl dies keineswegs der Realtität entspricht, und zu abstrahieren (Investoren gegen Arbeitnehmer), um theoretische Kausalitäten sichtbar zu machen. Durchaus nützlich zum Verständnis, jedoch sind diese vereinfachten Modelle nicht direkt auf die Realität anwendbar, da diese eben viel komplexer ist als das Modell. Kausalitäten sind nur selten exklusiv und eindeutig, eine Ursache war letztlich immer Adam und Eva. Meistens gibts für eine Tatsache (z.B. hier Depression) eine Vielzahl von Ursachen, deren Kombination zum entsprechenden Ergebnis geführt hat.

            Ich lege nur dar, dass es keine einfachen Wahrheiten gibt, schon gar nicht in den Volkswirtschaften.

          • Linus Huber sagt:

            Es geht hier darum zu erklären, wer mehr konsumiert, ein Arbeitnehmer oder ein Investor. Natürlich sind fast alle Leute Arbeitnehmer und Investor in einer Person, jedoch verneint dies nicht die Richtigkeit der Aussage in sich. Diese Aussage beansprucht auch nicht die Idee der exklusiven Kausalität.

            Die Propensität zu konsumieren liegt bei einem von der Arbeit abhängigen Menschen höher als bei einem Menschen, welcher seinen Reichtum verwaltet. Ich denke, wenn die Aussage so gemacht wird, dürfte sie vertretbar sein und dies war wohl auch so gemeint.

            Ansonsten hat Hr. Müller eher ein wenig schwierig vertretbare Meinungen, auf welche ich mich hier nicht weiter eingehen will.

        • Baer sagt:

          @ Anh Toan: Einverstanden. (Was wir wissen) geteilt durch (was wir wissen wollen) wird immer annähernd = 0 sein, traurigerweise.

  • Josef Nemecek sagt:

    Deflation kann auch entstehen, wenn Werte, auf die man sich verlassen hat, sich „plötzlich“ als wertlos erweisen. Das Haus, welches man sich für 1 Mio. gekauft hat, das Aktienpaket, das man für 2 Mio. gesichert hat, die Kunstgegenstände, welche man sich für 5 Mio. ersteigert hat: Alle Werte gelten zum Zeitpunkt des Kaufs. Sobald man diese wieder loswerden will, sie handeln will, sie abwickeln will, dann gilt der Wert zum Zeitpunkt des Verkaufs. Das Haus findet keinen Käufer für 1 Mio., sondern muss für 500k weg. Das Aktienpaket wird zu 10% gehandelt oder ist völlig wertlos, für die Kunstgegenstände findet sich kein Käufer. So wird aus 8 Mio. über Nacht 1 Mio. – und das ist die Deflation, in welche wir uns bewegen.

    Geld ist letztlich auch nur ein Handelsgut mit relativem Wert. Es als absoluten Wert ansehen zu wollen ist wohl das Grundübel jeglicher ökonomischen und volkswirtschaftlichen Modellrechnung, und ein Relikt aus der Golddeckung.

    • Martin Kuster sagt:

      Das hat mit Deflation nichts zu tun. Wenn Sie einen überteuerten Gegenstand kaufen und nachher zu einem tieferen Preis verkaufen (müssen), dann schreiben sie einfach ihren „Goodwill“ ab.

      • Josef Nemecek sagt:

        Wenn nur ich meine überteuerten Gegenstände verkaufen muss, so ist das abzuschreibender Goodwill. Wenn eine grosse Bevölkerungsgruppe einen Wertverlust hinnehmen muss (Reduktion der Freizügigkeitsleistung, Verlust der Pension, Wertverlust auf Immobilien nach Platzen einer Blase, Stellenwechsel mit niedrigerem Lohn), so ist das keine Abschreibung von Goodwill.

        Man kann eine Blase abkühlen durch Inflation (Wert des Geldes passt sich an den Wert der Objekte an, steigende Löhne und Preise bei gleichbleibenden Preisen der „aufgeblasenen Objekte“). Oder man kann sie platzen lassen, womit der Innere Wert des Geldes steigt und die Preise und Objektwerte fallen. Wenn Löhne und Werte fallen, spricht man von einer Deflation, was aber gleichzeitig auch eine Steigerung des inneren Wertes von Geld bedeutet.

  • Ein sog. Wirtschaftsweise sagte kürzlich: «Wenn Politiker den Mund aufmachen, dann lügen sie oder sie wissen nicht wovon sie sprechen.» Oft habe ich den Eindruck, dass dies auch für die Guru-Ökonomen stimmt.

  • Greg sagt:

    Geld = Schuld

    „Fiat – Money“ => Es werde Geld = Es werde Schuld

    Sind wir der Erbsünde auf der Spur? War vom Baum der Erkenntnis „Essen“ die Einführung des SCHULDgeldes? Die Vertreibung aus dem Paradies ….

    Jeder besitzt „Schuldgeld“, egal welcher Währung. Der Preis ist das lebenslange „Schuften“ für den Zins. Der Einstig in das Hamsterrad…

    Das Schuldgeld wird „Verkauft“ als Zahlungsmittel, welches per Gesetz alle „Lebewesen“ auf der Welt obligatorisch versündigt.

    Nach langem Überlegen ist mir bewusst geworden, dass herausradende Menschen schon in früheren Zeiten diesen „Missbrauch“ verhindern wollten. Doch in ihrer Zeit noch nicht die Mittel und Kommunikationsmöglichkeiten hatten, Menschen aufzuklären. Die Auseinandersetzung wurde in Form von Religion ausgetragen und wie in der Geschichte, durch „Mächtig“ bewirtschaftet.

    Die Quintesenz ist das kollektive Ausblenden einfachster Zusammenhänge, das Ausblenden – Verschleiern – Schönreden …. um alternativlos zu scheinen. Durch Aussteigen aus dem Hamsterrad ist es erst möglich, sich zu besinnen. Insofern ist die „Krise“ – Defaltion die grosse Chance sich zu orientieren, was denn wirklich im Leben wichtig ist.

    Es ist NICHT das neue Handy – die „beste“ Schönheitsoperation – das virtelle „Schuldgeldansparen“ … Es ist das tägliche Leben mit all seinen Grundbedürfnissen. „Schuldgeld“ allein macht NICHT glücklich. Insofern ist der Weg ins „Paradies“ per „Geldvermehrung (Inflation)“ eben ein IRRWEG!

    Weiter kann man eben nicht erklären, den „nun“ beginnt der Glaube…

    Zweck des Debitismus ist die Verteilung der Ressourcen von unten nach oben. Gesteuert von einer „gemischten Gruppe“ aus Politik und Privaten.

    Solange jeder glaubt, das müsse so sein, glaubt man eben…. zu ändern ist als erster Schritt einmal die Verteilung „gerechtigkeit“… Die Initiative 1:12 geht in die richtige Richtung.

    Endziel wäre aber eine „erbsündenfreie“ Welt.

    („Debitismus kommt von Debil oder nicht? Insofern macht es eben Sinn, wenn man die alten Schulden „Jahre“ vergisst, Zinszahlungen leistet, und später, weil man die alten Schulden VERGISST zu tilgen sich einfach noch mehr verschuldet.“

  • Robert Franz Reichmuth sagt:

    Die Ökonomie ist nicht nur „schön“, nein, sie ist zu jeder Zeit faszinierend! Besonders erheiternd (ohne jede Schadenfreude – sic!) ist zurzeit das Studium der verblichenen, „genialen Börsenbriefe“ des Herrn Konrad Hummler.

    Halten wir uns nicht allzulange bei der Vergangenheit auf. Bald sind wieder die „Vordenker“ gefragt.

  • Greg sagt:

    Masslosigkeit ist das Schlimmste, das es gibt. Wer glaubt, sein Leben lang Vollgas geben zu können und am „Schluss“ seines Lebens sogar in Lichtgeschwindikeitssphäre sich katapultieren soll (+darüber!!) , ist schlicht ein Träumer! Oder besser gesagt, Lügner!?

    Die Volkswissenschaft ist wie eine „Hure“ oder das Feigenblatt der „Finanzlobbysten“ deren Alternativlosigkeit weltweit konditioniert wurde, so dass Gewinnstreben zum Selbstzweck wurde! Wir wirtschaften um den „Gewinn (virtuelle-Forderungen)“ zu mehren, anstatt zu leben. Das ist sogar schon so „dämlich“, dass wir wie eine Horde Lemminge unsere Ressourcen langfristig zerstören.

    => Solange Inflation herrscht, ist die Verteilgerechtigkeit von unten nach oben gesichert und es lässt sich via „Geldpresse“ herrlich alles von „oben“ korrumpieren – Goldmann Draghi+… Die private (+90%) „Geldschöpfung“ steuert ihre Beitrag dazu und nützt, wie es heisst, vor allem PRIVATEN Gruppen, via „Aufkauf“ andere Völker zu plündern.

    Die Liquiditätsfalle ist aber das „Endspiel“ – was sich durch das Aufblasen ändert ist nur die Höhe des Aufpralls, welche neue Eigentumsverhältnisse schafft, deren Neuverteilung meist mit Rechtsstreitigkeiten oder handfesten Argumenten entgegnet wird.

    Letztlich ist die Deflation die „Dunkle Seite“ des Kapitalismus, der eben zu ihm gehört (Gewinn=Verlust). Bei einem Gewinn : Verlustverhältnis von 1% zu 99%+ glaubt die Mehrheit zwanghaft zu partizipieren. Das stimmt vielleicht auch kurzfristig (Inflation klaut…) , doch der Gesamtnutzen ist negativ.

    Empört euch! 99% leidet nur …. & es gibt Alternativen!

  • Baer sagt:

    @Dittli: Vielleicht müsste man noch sagen, wie eine Nationalbank denn spekulative Exzesse und Schuldenberge verhindern kann. Heute gibt es sehr wenig Mittel dazu. Der Leitzins ist bekanntlich ein schlechtes Instrument, da der Leitzins das Kreditvolumen von Banken nur sehr beschränkt begrenzt und – wenn Bankkredite überhaupt abnehmen – auch „erwünschte“ Kredite, wie Lohnzahlungen, abnehmen.

    • Oliver sagt:

      Genau! Die breite Keule der Zinserhöhungen hält bei vollem Boom die wenigsten vor ‚Dummheiten‘ ab, trifft im Bust alle umso härter und funktioniert auch dann nur wenn sie so brutasl ist, dass sie eine tiefe Rezession herbeiführt. Spekulation ist relativ…

      Soweit ich weiss, wurde in der Schweiz kürzlich der Pflicht-Eigenkapitalanteil für Hypotheken wieder angehoben. Das ist ein sinnvollerer Hebel (sofern überhaupt ein Boom herrscht > siehe Kommentar Hans Meyer oben), da es Neuverschuldung verlangsamt ohne bestehende Schuldner zu belasten. Es gibt sicher noch andere. Ich denke, bei Zinsänderungen ist eine ruhige Hand der Nationalbank gefragt. Und sie müssen immer mit griffigeren Einzelmassnahmen für spezifische Märkte kombiniert sein. Der Traum, das Boot mit Zinsen allein steuern zu können ist ausgeträumt!

      Für den Wohnungsmarkt stellt sich auch die Frage, welches Ziel gesellschaftlich verfolgt wird. In England z.B. stützt sich der gesamte Wohlstand der Privathaushalte auf den Eigenheimbesitz als Kapitalanlage. Löhne sind aber, Neoliberalismus sei Dank, niedrig – Tendenz sinkend (hier die Zahlen der USA: http://research.stlouisfed.org/fred2/graph/?g=3BD). Die Differenz kann also nur via Privatverschuldung überbrückt werden. Mit anderen Worten, es ist ein systemischer Fehler und keiner von einzelnen Bürgern, die über ihre Verhältnisse leben. Dasselbe gilt wohl für Spanien, USA, Irland etc.. Diskussion hierzu beispielsweise hier: http://www.interfluidity.com/posts/1256656346.shtml
      http://www.interfluidity.com/v2/2942.html

      Die Schweiz muss sich also in diesem Zusammenhang Fragen stellen wie: wie sieht die Lohnpolitik aus? Nach welchem Prinzip werden Pensionen berechnet (Kapitaldeckung oder Umlage)? Wann und wie greift die Nationalbank gegen Inflation ein, die ja Schuldner entlastet? All diese müssen Teil eines Gesamtkonzeptes sein und dürfen nicht einfach ad hoc zu Lasten des Einzelbürgers (und zu Gunsten des (gross)Kapitals) angepasst werden, wenns gerade mal wieder brennt.

      • Baer sagt:

        @ Oliver: Auch hier geteilte Meinungen. Eine sinnvolle Massnahme wäre Asset Backet Reserve Requirements, vorgeschlagen von Thomas Palley. Hierbei müssten Reserven bei der Zentralbank in Abhängigkeit von der Aktivseite zurückgelegt werden, anstatt als Prozentsatz der Passiven wie heute. Damit könnte eine Zentralbank die Reservesätze für boomende Sektoren chirurgisch erhöhen, ohne andere Wirtschaftssektoren negativ zu beeinflussen.

        http://www.thomaspalley.com/?p=161

        • Oliver sagt:

          Danke, den Palley kenn ich. Seine Asset backed reserve requirements werde ich mir aber mal genauer anschauen. Bist du frankophon? Ich glaube nämlich du meintest wir ‚teilen eine Meinung‘, nicht wir sind geteilter Meinung? Teilen = sowohl diviser als auch partager… Es hörte sich jedenfalls so an.

          • Baer sagt:

            @ Oliver: Wenn wir die Meinung teilen, sind dann schlussendlich unsere Meinungen nicht geteilt? 🙂 Jedefalls teile ich deine Meinung bezüglich beidem. Ich bin übrigens auch immer froh um Lektüretipps. Frankophon würde ich mich nicht bezeichnen, frankophil vielleicht eher.

          • Oliver sagt:

            Da habe ich wohl wieder zu viel hineininterpretiert. Lesetipps? Hmm, ich denke das sitzt du eher an der Quelle. Ich kenne vor allem die Sachen, die online zur Verfügung stehen und ein paar Klassiker und neueres. Gute Bücher, die ich zuletzt gelesen habe waren Duncan Foleys ‚Adam’s Fallacy‘, Charles Karelis‘ ‚The Persistence of Poverty‘, Minskys ‚Stabilizing an Unstable Economy‘ und zurzeit steht David Graebers ‚Debt, the First 5’000 Years‘ an. Ein paar andere sind noch in der pipeline wobei die hoch technischen Bücher noch warten müssen :-). Blogs, die dich intressieren könnten, falls du sie nicht sowieso kennst:
            http://www.interfluidity.com
            http://www.multiplier-effect.org
            http://fictionalbarking.blogspot.com/
            http://heteconomist.com
            http://www.concertedaction.com/
            http://windyanabasis.wordpress.com/

          • Baer sagt:

            Interessante Links, du du mir da angibst, danke, das gibt Lesestoff. Du scheinst dich bei den endogenen Geldtheoretikern der Post-Keynesianer-Art recht wohl zu fühlen. Die haben mich auch dazu bewogen weiterzudenken vor einigen Jahren, angefangen bei Paul Davidson über Sheila Dow zu James Galbraith, dann Godley, Wray, Lavoie und schliesslich Bernard Schmitt, Rossi und Cencini.. Kann sehr strapaziös sein, gute Theorien zu suchen.

    • Linus Huber sagt:

      1. Das wichtigste Prinzip muss darin bestehen, dass man Banken nie zu gross werden lassen darf, sodass sie das System bedrohen können und dadurch ein Erpressungspotential besitzen.
      2. Es müssen marktwirtschaftliche Grundsätze in keinem Fall gebrochen werden, in anderen Worten, es darf nie vorkommen, dass eine Bank je gerettet wird, wenn sie sich in einen finanziellen Engpass hineinmanövriert.
      3. Die Zentralbanken dürfen nicht schlafen sondern sollten das Total von Krediten (im System) dauernd überwachen und eine massive Ausweitung von Krediten sofort und nachhaltig verhindern. Dazu stehen viele Mittel zur Verfügung, wie z.B. die Erhöhung der Eigenkapitalquote bei Immobilienbesitz oder Eigenkapitalquoten bei Banken.
      4. Sämtliche Assets von Banken müssen jederzeit Marktwerten entsprechen. Undurchsichtige oder schwer zu verstehende Modelle sollten nicht erlaubt sein zur Bewertung von Assets.
      5. Es dürfen auf einer Bankbilanz keine Werte figurieren, welche nicht auf einem öffentlichen Markt kotiert sind und dadurch der Marktwert unabhängig bestätigt wird.

      Es bestehen genügend Mittel eine Blase zu verhindre, jedoch während der Aufbauphase der Blase glauben sämtliche Funktionäre des Systems, dass es sich um eine nachhaltige Entwicklung handelt und wollen die Party nicht stören. Es sollte ebenfalls langsam klar sein, dass die Selbstregulierung, welche sich die Banken über die letzten 20 Jahre erkämpften, eindeutig falsch ist, sondern dass Banken innerhalb eines fixen Korsetts operieren sollten.

      Wie richtig beschrieben, ist eine Kreditblase das Problem und nicht die darauf folgende Deflation. Die gegenwärtige Politik der Zentralbanken verzögert und verschlimmert die Situation nur, indem sie die Risikofreudigkeit weiter schürt und die Risikonehmer glauben, dass bei evtl. Verlusten, sie die Konsequenzen nicht zu tragen haben. Es verletzt die Idee der freien Marktwirtschaft und aufgrund der Verlagerung von Verlusten auf die Allgemeinheit, ebenfalls die Eigentumsrechte im weitesten Sinn und damit die Rechtsstaatlichkeit.

      Wir leben in der Zeit des Crony Capitalism, welche über kurz oder lang wohl nur durch eine politische Veränderung zu lösen sein wird, mit evtl. schweren persönlichen Folgen für die Verfechter und Nutzniesser der gegenwärtigen Situation.

  • Alfred Ritter sagt:

    gut beschrieben – Kopie an Ben Bernanke und Goldman Sachs senden.

  • Hans Meyer sagt:

    Ich halte die Schweizer Immobilien im grossen Ganzen nicht für überbewertet. An den meisten Orten entsprechen die Preise etwa dem Niveau von Anfang der 90er Jahre vor dem grossen Immobilieneinbruch. Unsere Löhne haben sich aber in der Zwischenzeit fast verdoppelt. Und durch die Zuwanderung ist die Nachfrage enorm. Die Zinsen werden erst steigen, wenn die Konjunktur sich in Europa verbessert. Und bei guter Konjunktur werden wir noch mehr Zuwanderung haben. Flüchtlingsströme nehmen kaum ab. Also bleibt die Nachfrage nach Wohnraum hoch! Es wäre sinnvoll Schuldzinsen nicht mehr steuerlich abzugsfähig zu machen. Dann würden Schulden abbezahlt. Im Gegenzug müsste auf den Eigenmietwert verzichtet werden, dann sind abbezahlte Häuser auch in schlechten Zeiten tragbar.

    • Rudolf Mühlemann sagt:

      Absolut logisch und einleuchtend, aber kaum realisierbar, nicht umsetzbar. Wenigstens aus heutiger Sicht. Die im Zusammenhang mit den Schulden, bzw. den Zinsen, real existierenden Interessen sind zu relevant. Ich glaube, dass ein Hinunterfahren der öffentlichen und privaten Schulden und der dadurch verminderte Schuldendienst Mittel für die Schaffung eines soliden Wachstumsfundaments freisetzen würde. Allerdings führen Zinserträge (auch) zu Arbeigsplätzen und in der ganzen Kette zu Steuererträgen. Diese ganzen wirtschaftlichen Prozesse, die sehr stark von Interdependenzen geprägt sind, entziehen sich einer vordergründigen Beurteilung. Obwohl die „Grundmechanik“ eigentlich recht simpel ist, sind die Hintergründe äusserst komplex.

    • Rene Wetter sagt:

      @Meyer: Woher haben Sie den Blödsinn dass sich unsere Löhne seit den 90er fast verdoppelt haben. Die Löhne des Normalverbrauchers haben gerade etwa die Teuerung kompensiert. Mag sein dass gewisse Preise jetzt wieder dort sind wo sie Anfangs 90er waren aber damals lagen die Zinsen beim 2-3 fachen! Kaum auszudenken was mit den Mieten geschieht, wenn die Zinsen steigen! Die Preise sind vorallem so hoch weil die Zinsen so niedrig sind und sich jeder mehr verschulden kann. Der Zuwanderung die Schuld zu geben ist einseitig, ich muss Sie daran erinnern, dass in den 70ern in Zürich mehr Leute wohnten als heute. Übrigens ist des nicht der Nachfrager der sagt: Darf ich etwas mehr bezahlen? Sonder der gierige schweizer Vermieter bzw. Verkäufer der das Maximum rauspressen will

  • Alex Zatelli sagt:

    Zitat:
    „… dass das neoklassische Modell des rationalen Verhaltens der Marktteilnehmer nicht funktionierte. Insbesondere an den Finanzmärkten seien es Irrationalität und Instabilität, die das Geschehen definierten, schrieb Fisher 1932 in «Booms and Depressions».“

    Das ist das Schöne an der Ökonomie und unterscheidet sie von den Wissenschaften: sie kann elementare Einsichten alle paar Jahrzehnte wieder verwerfen und dann wieder hervorholen. Also das gleiche Loch ausbuddeln und wieder zuschaufeln. Nur mit immer grösseren Werkzeugen. Gibt es eigentlich eine ökonomisch-rationale Erklärung, warum für es für sowas eine Nachfrage gibt?

    Ansonsten: sehr interessanter Artikel. In Krisenzeiten scheinen Ökonomen zum Nachdenken motiviert, in Boomzeiten eher zu belanglosem Geplauder.

    • walter frei sagt:

      genau so ist es. was das gedächtnis dieser ökonomen gurus angeht ist es schlimmer als ein alzheimer: sie haben weder ein kurz- noch ein langzeit gedächtnis. ihr simples model von angebot und nachfrage ist einfach zu simpel.

      • Simone Lenz sagt:

        Nur weil sie das simpelste und einfachste Gebot von Angebot und Nachfrage verstanden haben, ist es nicht das einzige Modell das die Wirtschaftswissenschaften kennen. Aber um tiefer zu graben, braucht es ein hervorragendes Verständnis von mathematischen und statistischen Werkzeugen, die in der medienwelt keine Platz haben da Erklärungen die Leser nicht interessieren.
        Also, nur weil ihr das erste Kapitel der Einführung in die Wirtschaftswissenschaften kapiert habt, und merkt dass dieses Modell kaum anwendbar ist, heisst es nicht, dass die Ökonomie keine anderen Modelle kennt. Eigentlich ist die Ökonomie seit A. Smith daran, theoretisch den freien Markt zu begründen. Also die Stärken u. Schwächen zu identifizieren, wann ein Markt spielt u. wann nicht, ob überhaupt dieses GG theoretisch möglich ist. Aber eben, diese Texte bestehen praktisch nur aus Formeln, u. wer versteht die schon?
        ich möchte einfach allen mal empfehlen, das Journal of Economics zu lesen, das ist Wirtschaftswissenschaften – nicht „die Volkswirtschaft“ des Secos.

        • AL sagt:

          Es stimmt natürlich, dass das Standardmodell der Ökonomie aus weit mehr als Angebot und Nachfrage besteht und dass es verschiedene Modelle gibt. Und ja, fortgeschrittenere Lektüre zum Standardmodell besteht oft zu einem nennenswerten Teil aus Formeln, die Otto Normalbürger nicht versteht. Aber z.B. ich beschäftige mich nicht mit diesen Formeln, obwohl ich mich sehr für Ökonomie interessiere. Warum? Weil Formeln nutzlos sind, wenn sie auf falsche Annahmen gebaut sind. Und das sind sie meines Erachtens.
          Hier ein paar Punkte, die ich an den üblichen Modellen abstrus finde:
          – Ausgehen von einem statischen Gleichgewichtszustand: Komplexe Systeme befinden sich in einem dynamischen Gleichgewicht, d.h. nur extrem selten ist ein Zustand erreicht, der den Anforderungen eines statischen Gleichgewichts genügt. Vielmehr befinden sich alle Faktoren ständig in Bewegung und verändern sich dauernd, reagieren aber aufeinander und verhindern dadurch einen Kollaps des komplexen Systems.
          – Betonung von Grenzkosten, Grenznutzen etc.: Die im Modell propagierte Kostenkurve findet sich laut Unternehmensbefragungen nicht im realen Unternehmensbetrieb wieder. Die Idee des Grenznutzens hat Sraffa schon Mitte der 1920er widerlegt.
          – Ausgehen von aggregierten mikroökonomischen Modellen, obwohl nachgewiesen ist, dass man mikroökonomische Modelle nur dann aggregieren kann, wenn man von einem einzelnen Nachfrager ausgeht (oder ihn in lauter identische Kleinnachfrager aufteilt und das dann „represantative agent“ nennt).
          – Ausgehen von Sparen als notwendiger Voraussetzung für Investition: Unser System der Geldschöpfung und Kreditvergabe funktioniert völlig anders. Interessanterweise habe ich Leute getroffen, die VWL im Nebenfach studiert haben und keine Ahnung davon hatten, wie unser Geldsystem funktioniert – das zu lehren wurde als überflüssig empfunden.

          Und das sind nur einige Punkte von vielen. Deswegen vergeude ich meine Zeit auch nicht mit dem Lesen des Journal of Economics (vorausgesetzt wir meinen das gleiche, es gibt ja viele Journals of [something] Economics oder [something] Journal of Economics). Ökonomie, die sich nicht primär auf empirische Daten, sondern auf rein theoretische Modell stützt, ähnelt in meinen Augen der Theologie: Ein in sich konsistentes Gedankengebäude, an dem man fröhlich weiterbasteln kann, das aber den Kontakt mit der empirischen Realität nicht übersteht. Eine ökonomische Variante der evidence based medicine ist dringend nötig.
          Sie empfehlen das Jornal of Economics. Meine Empfehlungen wären für den Einstieg „Debunking Economics“ von Steve Keen und ansonsten die Veröffentlichungen von z.B. Heiner Flassbeck.

      • Michael Gisler sagt:

        Sind halt Menschen wie Sie und ich. Menschen vergessen nach gewisser Zeit immer was in der Vergangenheit passiert ist. Wenn sie es nicht vergessen dann ignorieren sie es. Siehe Geschichte der Menschheit.
        Oder sind Sie anders????

        • Alex Zatelli sagt:

          „Oder sind Sie anders????“

          Es geht ja nicht um mich, nein? In den Wissenschaften werden fundamentale Erkenntnisse normalerweise im Gedächtnis behalten.

  • peter sagt:

    Ja, äusserst frustrierend – und beängstigend. HOffen wir, dass die schweizer Nati-Bank den Kopf nicht verliert!!

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