Die Liebesaffäre der Börsen mit Mario Draghi

«Never Mind The Markets» baut aus und erhält Verstärkung. Ab heute schreibt auch Mark Dittli, Chefredaktor der Zeitung «Finanz und Wirtschaft», regelmässig für den Blog. Seit längerem ist er für uns bereits ein spannender Gesprächspartner, umso mehr freuen wir uns, dass er mit an Bord gekommen ist. Dank seiner Mitarbeit wird ausserdem auch die Frequenz unserer Beiträge deutlich erhöht. Markus Diem Meier und Tobias Straumann

EZB-Präsident Mario Draghi am WEF in Davos, Januar 2012. (Bild: Keystone)

Mit dem LTRO-Programm (Longer Term Refinancing Operation) ist dem EZB-Präsidenten ein Geniestreich gelungen: Mario Draghi am WEF in Davos, Januar 2012. (Bild: Keystone)

Die Börsen zeigen sich momentan in Glanzverfassung. Seit zwei Monaten haben alle namhaften Aktien-Indizes weltweit jede Woche mit Gewinn abgeschlossen. Eine derart lang anhaltende Aufwärtsbewegung war letztmals im Frühjahr 2009 zu beobachten. Seit Anfang Jahr hat der Swiss Performance Index 4,5 Prozent zugelegt. Der Dax in Deutschland gewann 14,5 Prozent. Die grössten Avancen werden im europäischen Bankensektor gemessen – der Branche, die im vergangenen Jahr die meisten Federn lassen musste. Der UBS-Aktienkurs beispielsweise ist seit Ende November um 33 Prozent gestiegen. Was steckt hinter dieser Rally?

Eine erstarkende Wirtschaft ist es leider nicht. Im Gegenteil: Der Eurozone droht gegenwärtig ein Rückfall in die Rezession. Aus Italien beispielsweise drangen am Mittwoch Gerüchte aus dem statistischen Amt, wonach die Wirtschaft – immerhin die drittgrösste in der Europäischen Währungsunion – im vierten Quartal noch stärker geschrumpft ist als im dritten Quartal. In den USA zeigen sich die Konjunkturdaten seit drei Monaten von der robusteren Seite, aber von einem Wirtschaftsboom ist auch dort längst nicht zu sprechen. Nein, wenn der aktuellen Börsenrally ein Auslöser zugeordnet werden kann, dann befindet sich dieser Auslöser in Frankfurt, am Hauptsitz der Europäischen Zentralbank, und trägt den klingenden Namen LTRO.

LTRO steht für Longer Term Refinancing Operation und ist ein Geniestreich, der dem erst seit Anfang November amtierenden EZB-Präsidenten Mario Draghi gelungen ist. Schauen wir uns die LTRO-Aktion etwas genauer an: Am 8. Dezember 2011 kündigte Draghi das Programm an. Er erklärte, die europäischen Banken dürften zur Linderung ihrer Liquiditätsnot – diese hatte in den Herbstmonaten einige Grossbanken gefährlich nahe an den Kollaps getrieben – Geld von der EZB mit einer Laufzeit von drei Jahren zu einem Zinssatz von 1 Prozent ausleihen. Das war ein Paradigmenwechsel für die Zentralbank, denn bis anhin hatte sie den Geschäftsbanken Geld nur für jeweils maximal drei Monate ausgeliehen. Die Banken liessen sich nicht zweimal bitten: In der ersten LTRO-Aktion vom 21. Dezember gewährte die EZB Kredite in der Höhe von 489 Milliarden Euro.

Schon wenige Tage später begann sich das Stressniveau an den Finanzmärkten Europas zu senken. Die Kurse der Obligationen der Problemstaaten Italien und Spanien begannen zu steigen und die Zinsen, die die beiden Länder auf neu ausgegebenen Anleihen bezahlen mussten, sanken. Am 9. Januar erreichten die Zehnjahreszinsen Italiens mit 7,2 Prozent im laufenden Jahr ihren Höchststand und sinken seither stetig (Quelle: Bloomberg):

Die Renditedifferenz zwischen den Staatsanleihen Deutschlands und Frankreichs – also dem «harten» und dem «weichen» Kern der Währungsunion – begann zu schrumpfen (Quelle: Bloomberg):

Und auch der Interbankenmarkt entspannte sich, abzulesen etwa am so genannten Euribor-OIS-Spread, der die Zinsdifferenz zwischen unbesicherten und besicherten Ausleihungen zwischen Banken zeigt. Hier ist besonders schön zu sehen, wie das Stressniveau exakt am 8. Dezember, dem Tag der LTRO-Ankündigung von Mario Draghi, zu sinken begann (vgl. weisse, vertikale Linie im Chart; Quelle: Bloomberg):

Alle diese Entspannungssignale begannen mit dem Start des LTRO-Programms im Dezember. Die Aktienmärkte wiederum nahmen die abnehmende Absturzgefahr in der Eurozone dankend zum Anlass, zu ihrer Rally anzusetzen. Der 9. Januar war hier der Scheidepunkt: Exakt am selben Tag, als die Zinsen der Problemstaaten Italien und Spanien nachhaltig zu sinken begannen, gab es für die Aktienkurse der Grossbanken kein Halten mehr. Der Stoxx-Bankenindex hat seit jenem 9. Januar bereits 37 Prozent zugelegt (Quelle: Stoxx):

Unter näherer Betrachtung wird klar, was genau die Banken mit einem Grossteil der erhaltenen 489 Milliarden Euro gemacht haben: Sie haben Anleihen der Problemstaaten, insbesondere Italiens, Spaniens und Frankreichs, gekauft. Wieso das? Nun, angenommen, Sie sind der Direktor einer italienischen Grossbank. Sie erhalten von Ihrer Zentralbank Geld für drei Jahre zu einem Zinssatz von 1 Prozent. Gleichzeitig rentieren dreijährige Anleihen ihres Heimatstaates mehr als 6 Prozent. Man braucht kein Genie zu sein, um in dieser Zinsdifferenz eine Einladung zu einem nahezu risikofreien Geschäft zu sehen. Ich borge mir eine Milliarde von der EZB zu 1 Prozent, kaufe damit italienische Staatsanleihen zu 6 Prozent und streiche fünfzig Millionen Euro Gewinn ein. Die Banken konnten die gekauften Staatsanleihen zudem gleich an die EZB weiterreichen – als Pfand (Collateral) für weitere Kredite.

Das Geld der EZB kommt so übrigens gar nie wirklich in der realen Wirtschaft an: Gemäss jüngsten Zahlen der Zentralbank ist die Geldmenge M3 in der Eurozone seit mehr als drei Monaten im Sinken begriffen.

Nun fragen sich Investoren freilich, ob das alles gut gehen kann. Die kurze Antwort: Ja, für eine Weile. Draghi hat womöglich genau den richtigen Zeitpunkt erwischt, um eine Katastrophe im europäischen Bankensektor abzuwenden. Mark Carney, der Gouverneur der Bank of Canada, sagte Ende Januar in Davos gar, die EZB habe mit ihren Handlungen die Gefahr eines zweiten «Lehman-Schocks» in Europa «dramatisch gesenkt». Zwar nützt das LTRO-Programm der realen Wirtschaft nichts – und auch die kranken Banken werden dadurch nicht gesünder -, aber es hat das Stressniveau in der Eurozone spürbar gesenkt. Am 28./29. Februar ist bereits die nächste LTRO-Auktion, und die «Financial Times» spekuliert, dass die europäischen Banken dann satte 1000 Milliarden Euro von der EZB beziehen werden – wonach das heitere Spiel seine Fortsetzung finden kann. Nichts treibt die Börsen effektiver an als billige Liquidität im Bankensystem. Die Frage, was genau Ende 2014 und Anfang 2015 geschehen soll, wenn die Banken ihr LTRO-Geld zurückzahlen müssen, bereitet heute noch niemandem schlaflose Nächte.

45 Kommentare zu «Die Liebesaffäre der Börsen mit Mario Draghi»

  • Bob Baumeister sagt:

    Klasse Artikel!
    Unbedingt dranbleiben wie sich dieses finanztechnische „beinahe Perpetuum Mobile“ weiter entwickelt! – Da öffnen sich ja im Zeitalter unseres Fiat Money, ein bisschen strechiiiiiiiing der Laufzeiten und kreativer Umgehungen rechtlicher Hindernisse noch wahrlich ungeahnte Möglichkeiten….
    Mögen die Geschichtsschreiber eines Tages gnädig sein!

  • Andreas Dombek sagt:

    @ Der Linke …..

    Bei einer „freien Liebesaffäre“ zwischen einem Drachen und einen Geldbeutel kann, nein muss man „feinfühlig“ antworten. Ob dieser Liaison etwa ein „neoliberaler Balg“ entspringt? Zum zarten Glück das folgende Gedichtelin. Nach JWvG, Die Frösche

    Von liberalen Neonen und freien Fröschen

    Die ganze Welt war sozial wie zugefroren,
    Die Menschen, in der Tiefe arg verloren;
    Konnten nicht zu ihrem Glücke spekulieren.

    Versprachen sich jedoch, in vielen Träumen,
    Fänden sie ihr Glück doch in oberen Räumen;
    Den Spekulanten gleich wollten sie dort jubilieren.

    Der liberalistische Tauwind kam, der Panzer schmolz,
    Dann stiegen sie auf und landeten arg stolz;
    Etliche jedoch in neoliberalen Storchenschnäbeln.

    Andere an der golden Küste und sind breit,
    Auf die ach so neuartig gute neoliberale Zeit;
    Seid vorsichtig vor neoliberalen blendend Nebeln.

    Unterschätzet nicht dies gefräßig Monstertier,
    denn es frisst alles weg, und ohne groß Manier;
    Dich Neon, die Frösche und sogar Dein Quartier.

    C

  • Der Linke ohne Staatsallüren sagt:

    „Thauwind“ und „freie Gesellschaft“….

  • Andreas Dombek sagt:

    Bei der „Dragonade“ in der griechisch-katharsischen Blutnacht vom 12. auf den 13. Februar 2012 gibt es bei den Brüdern Grimm eine erschröcklich gut passende und sinngemäße Erklärung: „Dragonade“ ist eine Bekehrung durch Zwangsmittel, wobei „Dragoner“ eingesetzt werden, vergleichbar wie bei den Verfolgungen 1685 der franz. Protestanten durch den allerkatholischen franz. König Ludwig XIV.

    Meist ist es besser in die Vergangenheit sehend zu blicken als blind in der Zukunft herumzustochern.

    • Der Linke ohne Staatsallüren sagt:

      @Andres Dombeck
      Wir sind allen Idealen abgünstig, auf welche hin Einer sich sogar in dieser zerbrechlichen zerbrochenen Übergangszeit noch heimlich fühlen könnte; was aber deren „Realitäten“ betrifft, so glauben wir nicht daran, dass sie Dauer haben. Das Eis, das heute noch trägt, ist schon sehr dünn geworden: der Thrauwind weht, wir selbst, wir Heimatlosen, sind Etwas, das Eis und andre allzudünne „Realitäten“ aufbricht…Wir „conservieren“ Nichts, wir wollen auch in keine Vergangenheit zurück, wir sind durchaus nicht „liberal“, wir arbeiten nicht für den „Fortschritt“, wir brauchen unser Ohr nicht erst gegen die Zukunfts-Sirenen des Marktes zu verstopfen – das, was sie singen, „gleiche Rechte“, „freie Gesellschascht“, „keine Herren mehr und keine Knechte“, das lockt uns nicht! – wir halten es schlechterdings nicht für wünschenswert, dass das Reich der Gerechtigkeit und Eintracht auf Erden gegründet werde (weil es unter allen Umständen das Reich der tiefsten Vermittelmässigung und Chineserei sein würde), wir freuen uns an Allen, die gleich uns die Gefahr, den Krieg, das Abenteuer lieben, die sich nicht abfinden, einfangen, versöhnen und verschneiden lassen, wir rechnen uns selbst unter die Eroberer, wir denken über die Notwendigkeit neuer Ordnungen nach, auch neuer Sklaverei – denn zu jeder Verstärkung und Erhöhung des Typus „Mensch“ gehört auch eine neue Art Versklavung hinzu micht wahr?

  • Andres Müller sagt:

    Die Liebesaffäre des Bösen mit dem goldenen Drachen. Bei den Chinesen gelten Drachen als positiv für die Wirtschaftsentwicklung und das Wachstum. Warum? Weil die Chinesen zu einer Zeit wo sie dem Westen noch weit voraus waren, dem Drachen seine Symbolkraft vergaben. damals sehr wohl wissend um die Beziehung zwischen Zerstörung, Chaos und Schöpfung, wählten sie den Feuerspeier zu einem ihrer Favoriten.
    Das Böse als Wachstumsmotor, das Gute als Wachstumskiller. Wer weiss schon dass es die Chinesen waren welche Fiat Money (das Papiergeld) erfunden haben, lange bevor angeblich König Krösus damit in Mittelasien das erste mal die Zivilisation ins Unglück stürzte. Die Chinesen erfanden das Fey-thsian „fliegendes Geld“, das zuerst als Grabbeigabe Verwendung fand, dann in der Song-Dynastie kamen Notenpapiere in Umlauf. Unglücklicherweise wurden diese Noten fortlaufend ausgegeben, ohne die alten aus dem Verkehr zu ziehen (etwas Ähnliches nennt sich heute Zinsensystem). Diese Vorgehensweise führte zu einer Inflationsspirale: Zu Beginn 1380, hatte ein Guan den Wert von 1000 Kupfermünzen. 1535 war ein Guan nur noch 0,28 Kupfermünzen wert. Der Drache war ein Lieblingsmotiv im Notendruck. http://www.nbbmuseum.be/de/2007/09/chinese-invention.htm

  • Michael Schwarz sagt:

    Die Ökonomen müssen sich nach fast drei Jahren fragen stellen, ob die Weltwirtschaft sich verbessert hat. Diese Frage müssen wir heute mit Nein beantworten. Die massiven Überschuldungen der Industrieländer hemmen die direkte Investition, die Zinsen sind beim Null angelangt. Die Wirtschaftspolitiker sind genauso machtlos wie die Geldpolitiker der Zentralbank.

    Die Situation in EURO-Zone sieht nicht besser aus als in den USA, das Problem in den USA ist die Glaubwürdigkeit der Fed durch der massive Expansion der Geldmenge auf unkonventionelle Weise Komplete zerstört wurde, auf diese Weise versucht den Fed das Export anheizen, aber wie wir gesehen haben, es gelingt dem Fed nicht die Handelsbilanzdefizite mit Schwellenländer abzubauen, im Gegenteil sie steigt weiter an, weil in dieser Preiskrieg um billigeren Produkten die USA nicht gewinnen kann.

    Die Situation in den USA ist mit Griechenland vergleichbar, die Sparmassnahme in Griechenland führt zum Deleveraging, wodurch zur Deflation führt. Eine leichte Deflation ist notwendig womit das Delevaging auch richtig umgesetzt wird. Die Geldpolitik Bernankes ist in sich ein Widerspruch, es ist nicht möglich zwei widersprüchliche Ziele umzusetzen, nämlich einerseits unkonventionelle expansive Geldpolitik, anderseits versucht Ben Bernanke Deleveraging umzusetzen. Das ist auch der Grund warum seine Geldpolitik in letzten zwei Jahren nie funktioniert hat, obwohl die Märkte längste sich stabilisiert haben – die widersprüchliche Signale und Ziele in seiner Geldpolitik, hat dazu geführt, dass die Glaubwürdigkeit der Fed unter Ben Bernanke total verspielt hat, somit auch die Glaubwürdigkeit des Dollars. Das Ergebnis sehen wir jetzt, explodierte Rohstoffpreise und Ölpreise, das bremst die Erholung der Wirtschaft, verursacht noch höhere Verschuldung.

    Ob in EURO-Zone besser ist als in den USA, das bezweifele ich, die Schuldkrise in EU ist noch längst nicht überwunden, Griechenland oder Portugal könnte in diesem Jahr aus der EU austreten. Die EU kann Griechenland nicht ewig unterstützen, frühe oder später müssen die Griechen selbst helfen. Die massive Sparmassnahme Griechenlands führt zum massiven Rückgang der Wirtschaft – man muss zwar Spar, aber so man auf ein langsameres Tempo einstellen. Die Geldpolitik Ben Bernanke ist wieder ein anderer Extreme, die beiden Konzepte führen nicht zum Ziel.

    • Anh Toan sagt:

      @Michael Schwarz: Sie schreiben von den widersprüchlichen Zielen (Deleveraging and expansive Geldpolitik). Ich frage mich, ob nicht das von den Notenbanken gedruckte Geld, dass durch das Deleveraging verschwundene Geld (teilweise) ersetzt. Gerade der Abbau der Hebel führt dazu, dass die Notenbanken Geld drucken müssen.

      • Michael Schwarz sagt:

        @Anh Toan:

        Wie Komplex das Thema der Geldpolitik, bzw. deren Auswirkung ist. Dies zeigt auch, dass die meisten Ökonomen die Auswikrung bzw. die Zusammenhänge auch vollständig begreift. Deshalb ist der Begriff „Deleveraging“ seit über zwei Jahren im Umlauf. Es ist teilweise berechtigt, dass dieser Begriff in der Welt zu setzen, obwohl das nur die Halbwahrheit ist. Daraus schafft in Märkten Unsicherheit, weil die Widersprüche in der Geldpolitik und Zielsetzung Ben Bernankes kaum noch ein Ökonom verstehen kann.

        Das ist auch die Hauptursache für die hemmenden Investitionen. Ben Bernanke hat nicht verstanden, dass seine Geldpolitik transparent zu machen. Erst nach zwei Jahren hat er gemerkt, dass er die Unterstützung der Öffentlichkeit brauchte für seine Geldpolitik, lender of last ressort. Der US-Staat ist nicht in der Lage, die Kredite an den Fed zurückzuzahlen. D.h. Ben Bernankes Geldpolitik ist bereits gescheitert, bevor die es begannen hat. Die Zentralbanken der wichtigen Industrieländer haben in letzten zwei Jahren das Ziel vor Augen verloren. Es kann keine Lösung sein, dass eigne Zentralbank den Staat finanziert, das ist nur Kosmetik, die ernsthafte Probleme wird dadurch verdeckt.

        Durch lender of ressort blockiert die Zentralbank die mittel- und langfristigen Investitionen, und die Marktmechanismen werden ausser Kraft gesetzt. Der US-Staat und Fed diktieren wie die Märkte und Privatwirtschaft funktionieren sollen. Was zur Zeit in den USA geschieht, ist kein Kapitalismus, sondern eine Art des Staatskapitalismus. Das Vertrauensverlust in letzten zwei Jahren an Fed ist daher nicht überraschend.

  • Linus Huber sagt:

    Und alles dauert viel zu lange und lässt einen fast verzweifeln!

  • Der Linke ohne Staatsallüren sagt:

    @Linus Huber
    Ihre Vorstellung von einem „gesunden kapitalistischen System“ ist genauso nahe an der Realität wie eine Disneylandproduktion.
    „Ehrliche Arbeit“ soll sich auszahlen, der kleine Sparer soll belohnt werden, die Banken sollten wie Tanteemmaläden funktionieren (man kennt sich und sorgt dafür, dass niemand zu viel in der Kreide steht). „Spekulation“ ist „böse“, geradezu ein Eingriff in die heiligen Eigentumsrechte (meine Zahnbürste, mein Fernseher, mein Auto, mein Hund,…) und deswegen eine Untergrabung der Rechtsstaatlichkeit! Goldman Sachs muss natürlich auch noch erwähnt werden…Mario Draghi (ist das die Kurzform von Dracula?) als geheimer Agent in einer geheimen Mission (Illumaniti, Bilderberger, Angloamerikanische Investoren).

    • Linus Huber sagt:

      Ich habe mir Ihre erste Antwort noch einmal angesehen und glaube jetzt die Differenz zwischen Ihren Ideen und meiner Ansicht besser zu erkennen. Sie stellen den Kapitalismus als System in Frage und glauben, dass es andere Wege gibt während ich nur den Crony Capitalism (welcher nicht zu verwechseln ist mit dem ursprünglichen Kapitalismus) in Frage.

      Ihre Ansicht ist sicherlich berechtigt und es dürfte auch stärker diskutiert werden in den kommenden Jahren. Allerdings wird oft diese jetzige Crony Kapitalismus verwendet als Argument, dass Kapitalismus ein schlechtes System ist. Das Problem in meinen Augen liegt eher in der Tatsache, dass das gegenwärtige Verhindern von Abschreibungen auf Fehlinvestitionen die ansonsten erfolgreichen Aspekte des Kapitalismus verhindert (Schumpeters Creative Destruction), und dies eben auf der Tatsache fundiert, dass diejenigen gegenwärtig an der Macht (finanziell und politisch) versuchen ihre eigene Position zu halten mit allen Mitteln und sich wenig um die Rechtmäßigkeit ihrer Aktivitäten kümmern.

      • Der Linke ohne Staatsallüren sagt:

        @Linus Huber
        „…und dies eben auf der Tatsache fundiert, dass diejenigen gegenwärtig an der Macht (finanziell und politisch) versuchen ihre eigene Position zu halten mit allen Mitteln und sich wenig um die Rechtmässigkeit (!) ihrer Aktivitäten kümmern.“
        Ich glaube Sie verlangen von den Mächtigen da „ein Kunststück“, welches diese Herrschaften weder eingeübt haben, noch jemals einüben werden. Ein Tiger hat nun mal keine Lust auf Salat…

        • Linus Huber sagt:

          Richtig, der Druck muss von unten kommen und hoffentlich auf demokratischer Basis, indem Politiker, welche diese Situation erkennen und kommunizieren gewählt werden. Ron Paul in den USA ist dieses Jahr erfolgreicher denn je zuvor (er würde richtige Veränderungen anstreben; Absage an die Banken, das FED, den Industrial-Military Komplex etc.). Leider erkennt die Masse noch immer nicht, worum es geht und fällt noch immer auf die Scheingefechte der durch die Elite finanzierten Kandidaten rein.

  • Linus Huber sagt:

    Marcel Zufferey sagt: sitzen in Europa z. Z. alle im selben Boot, die Staaten, die Banken und die EZB.

    Wirklich? Ich gebe Ihnen insofern recht, dass wir keine Auseinandersetzung zwischen den gegenwärtigen Politikern, den Banken und der EZB haben, jedoch alles zulasten der 99%. Draghi’s Aktion verlagert das Problem erneut von jenen, welche sich verantwortlich schreiben sollten auf die Allgemeinheit und den einfachen Sparer. Es ist im Prinzip ein Eingriff in die Eigentumsrechte (und als Konsequenz eine Untergrabung des Geistes der Rechtsstaatlichkeit), fördert die Spekulation, verzerrt die Marktmechanismen, verhindert, dass der Markt Risiken korrekt bewertet und transferiert Geld von unten nach oben sowie vom Sparer zum Schuldner. Es stellt ein weiterer Versuch einer Zentralbank dar, wirtschaftliche Entwicklungen durch monetäre Manipulation zu beeinflussen (anscheinend zum Guten), wobei es fraglich ist, ob dies längerfristig so sein wird. Die Ausweitung der Bilanzsummen der Zentralbanken begann 2008 als eine temporäre Massnahme, aber wie man erkennt, gibt es kein Zurück mehr. Mit allen Mitteln wird versucht, den gegenwärtigen Status Quo beizubehalten, ohne jede Rücksicht auf die damit in Gang gesetzten Nebenwirkungen.

    Wir scheinen alle vergessen zu haben, dass die Kernfunktion einer Bank darin besteht, Sorgfalt bei der Vergabe von Krediten in Bezug auf des Schuldners wirtschaftliche Fähigkeit, diese Schulden zu verzinsen und innerhalb einer vernünftigen Zeitperiode zurückzuzahlen. Wenn man dauernd die Banken rettet (zuerst direkt durch Staaten und jetzt indirekt durch massive Erhöhung der Geldmenge) und hingegen zurückschrickt diejenigen, welche verantwortungslos handelten zur Rechenschaft zu ziehen, und ihnen erlaubt weiterhin sich zu bereichern, während das Risiko und allfällige und notwendige Abschreibungen auf Fehlinvestitionen bei der Allgemeinheit landen, nähern wir uns immer mehr einer Kleptokratie.

    Noch zur Person Mario Draghi ein kurzer Beitrag: Hr. Draghi war in der Zeitperiode als Griechenland sich um die Aufnahme in die EU bemühte, als Chef von Goldman Sachs Europa tätig. Es ist ein offenes Geheimnis, dass Goldman Sachs Griechenland den Weg zeigte, wie man durch entsprechende Finanz-Instrumente die EU-Fuehrung täuschen konnte. Eine höchst fragwürdige Person in meinen Augen.

    • Marcel Zufferey sagt:

      Wissen Sie, Herr Huber, bis zu einem gewissen Grad ist mein obiger Kommentar ironisch gemeint, wenn ich ehrlich sein will. Deshalb auch der Schlusssatz. Sie haben natürlich recht: Im Endeffekt läuft alles auf eine Fortsetzung des bestehenden Systemes hinaus: Schulden machen ohne Ende. Daneben werden den Banken neue Eigenmittelvorschriften gemacht, das Bauernopfer also erbracht, doch am System selber ändert sich überhaupt nichts. Der beste Beweis ist diese sog. Finanztransaktionssteuer: Wäre der Politik wirklich etwas an einer Eindämmung der Spekulation gelegen, würde sie ganz andere Massnahmen ins Auge fassen. Statt dessen will sie einfach mit kassieren, ohne am bestehenden System etwas zu verändern. Nehmen wir das Beispiel Warentermingeschäfte (Futures): Hier wäre es ein Leichtes, den rein spekulativen Anteil an allen Transaktionen aus dem Handel zu verbannen. Man erhöht einfach die Initial Margin, die bei den Clearingstellen jeweils hinterlegt werden muss, auf eine mittlere, zweistellige Summe (20 bis 40 Prozent)- und es wäre auf einen Schlag Schluss mit der Spekulation! Statt dessen will man eine Finanztransaktionssteuer nach Tobin einführen: Lachhaft! Nein, mein obiger Kommentar bezieht sich lediglich auf die für mich ganz offensichtliche Absicht der Entscheidungsträger aus Finanzwirtschaft und Politik, am bestehenden System möglichst gar nichts verändern zu müssen- obwohl sie in der Öffentlichkeit Kreide gefressen zu haben scheinen und genau das Gegenteil geloben. Diese ganze kapitalismuskritische Rethorik ist doch nur eine Maske, der wachsende Volkszorn ja schliesslich irgendwie beruhigt werden.

      • Linus Huber sagt:

        @ Marcel

        Ich bin mit Ihnen in den Grundsätzen wohl mehr oder weniger auf ähnlicher Ebene. Übrigens sind die 700 plus Billionen Derivate nicht zu vergessen bei der ganzen Angelegenheit, sowie die Tatsache, dass es den Banken noch immer großenteils erlaubt ist, ihre Assets nach Modellen anstelle nach Marktwert zu bewerten und wir haben eine eher fragwürdige und unstabile Situation.

        @ Linker

        Ich glaube, dass es sinnlos ist auf ihre mit vielen Unterstellungen arbeitenden Argumente einzugehen und lass es dabei, dass wir wohl ein anderes Verständnis von wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Zusammenhängen empfinden. Nur kurz als ein Beispiel, in der S&L Krise in den USA in den 80-iger Jahren wurden etwa 10,000 Leute rechtlich belangt und dies war eine Krise, die ein Bruchteil dessen war, was sich heute abspielt.

        • Der Linke ohne Staatsallüren sagt:

          @Linus Huber
          Entschuldigen Sie meinen morgendlichen Sarkasmus-Anfall – lag wohl an der Müdigkeit und einer zu hastigen Kaffeeinjektion. Das Thema Wirtschaftsverbrechen ist recht delikat, da viele erfolgreiche Banker / Manager z.B. nur dann erfolgreich agieren können wenn sie die Grenze Legalität-Illegalität permanent anritzen – siehe die „Steueraffäre“ der schweizer Grossbanken oder die komplizierten Finanzprodukte wie die CDS, welche mit mathematischen „Tricks“ enorme Risiken kaschieren sollen und gleichzeitig Sicherheit suggerieren. Hätte Kweku Adoboli der UBS einen Gewinn mit (halb-)legalen Geschäften beschert wäre er sicherlich jetzt nicht im Gefängnis. Bernard Madoff war 2008 der ideale Sündenbock einer ganzen Branche (dies brauchte man unbedingt nach der Lehman-Pleite und dem Zusammenbruch des Immomarktes in den USA). Dies sehe ich sehr kritisch, da der Kapitalismus als System an den Pranger gestellt gehört und nicht einzelne Personen, die eigentlich nur nach der Systemlogik handeln und zufälligerweise genug Beweise für eine Verurteilung hinterlassen. Die Rede von den giereigen Bankern soll doch nur kaschieren, dass es im Kapitalismus per se nur um den blanken Profit geht und dass die Menschen doch schon längstens zu Anhängseln der Maschinerie degradiert wurden. Hin und wieder soll (auch nach dem Willen der Mächtigen) ein Sündenbock geschlachtet werden – damit die Bürger wieder gut schlafen können. Die Scheiterhaufen der Inquisition waren ja eine ähnliche „Institution“….

  • Marcel Zufferey sagt:

    Die Rechnung der EZB scheint aufzugehen: Zum einen muss sie jetzt keine weiteren Staatsanleihen von Krisenländern mehr selber aufkaufen- dafür hat sie ja jetzt die Banken vor ihren Karren gespannt (und gleichzeitig die Ausfallrisiken privatisiert)- und zum anderen dürfte sie mit LTRO eine langfristige Strategie verfolgen: Mit viel Glück werden die Banken u. a. wegen Basel II & III und dem in den Monaten vor dem EZB-Entscheid erfolgten Deleveraging infolge der bis dahin bestandenen Liquiditätsprobleme wieder aktiver an den internationalen Finanz- und Kapitalmärkten agieren. Bis 2014 und 2015 fahren sie dann, so das (berechtigte) Kalkül der EZB, wahrscheinlich wieder dermassen hohe Gewinne ein, dass der Absatz weiterer Staatanleihen auf Jahre hinaus gesichert ist, was wiederum die Risikoaufschläge der Problemstaaten bei der Aufnahme von neuem Geld auf ein dauerhaft tiefes Niveau drücken dürfte und die Krise im Endeffekt (wieder) finanzierbar macht. Was hier abläuft, ist ein klassischer Tauschhandel; so eine Art von eine Hand wäscht die andere. Letztendlich sitzen in Europa z. Z. alle im selben Boot, die Staaten, die Banken und die EZB. Ich finde den von Draghi zwar nicht laut ausgesprochenen- aber wohl heimlich still und leise gedachten Lösungsplan gar nicht so schlecht. Zumindest aus dieser Perspektive.

  • Benedikt Merker sagt:

    Super Artikel, super Performance der Finanztitel..
    Zwei Beispiele UBS 1 Jahr – 29.32% 5 Jahre -83.63 CS 1 Jahr -45-53% 5 Jahre -72.50%

  • Martin Hauser sagt:

    Super Artikel.

  • Dr. D sagt:

    ein unter-durchschnittlicher artikel. Libor-ois definition ist komplett falsch. wenn diese ltro alles ändern, wieso haben 1-jährige LTROs die vorher schon angeboten wurden nichts gebracht? das missverständniss einiger journalisten wie märkte wirklich funktionieren ist frappant. Ex-post kann immer sehr leicht argumentiert werden.

    • Anh Toan sagt:

      Der Autor erweckt in diesem Artikel den Eindruck, Börsen werden von Fakten getrieben: Zuerst der Fakt (LTRO) dann steigen die Finanzwerte und sinken die Zinsen der riskanten Staatsanleihen. An Börsen werden jedoch nicht Fakten, sondern Erwartungen gehandelt. Die steigenden Kurse bedeuten die Erwartung der Marktteilnehmer, dass die Situation in ein paar Monaten deutlich besser aussehen wird. Ob diese Erwartungen durch zukünftige Fakten bestätigt oder enttäuscht werden, können wir erst in der Zukunft wissen, wer einen Bezug zwischen aktuellen Fakten und Börsen macht, hat nicht begriffen (oder vergessen), wie Börsen funktionieren.

      • Anh Toan sagt:

        Wäre LTRO als nicht eingepreiste neue Tatsache verantwortlich für die Börsenbewegung, wäre diese Bewegungen mit der Verkündung innert weniger Minuten, allenfalls Stunden, bestenfalls Tage eingetreten, die Neuigkeit wäre „eingepreist“ worden. Die Kurven wären steil nach unten gesaust, hätten dabei rasch ein paar Zacken gemacht, und wären dann wieder weitgehend horizontal weitergelaufen.

        • Der Linke ohne Staatsallüren sagt:

          @Anh Toan
          Der „Aufwärtstrend“ an den Börsen lag wohl eher an der massiven Liquidität gewisser Investoren und den Schnäppchenpreisen für Finanztitel (UBS war wieder auf 10 CHF, Zurich Financial war für 140 CHF zu haben u.s.w.) und Industriewerten wie Swatch (die waren im Dezember fast hundert Franken unter dem jetzigen Kurs). Anfang Dezember kamen ja dann auch noch die Signale von der EU, dass man auf jeden Fall alle Mitglieder retten wird und dies nicht aus Gutmenschentum, sondern zum Schutze der eigenen Banken und Investitionen in Staatsanleihen. Dass dann Herr Draghi noch den Banken eine schöne Geldspritze verpasst ist dann einfach noch das Pünktchen auf dem i für den liquiden Investor…wann soll er denn sonst investieren?

          • Anh Toan sagt:

            Der Aufwärtstrend an den Börsen lag daran, dass es weniger Aktien / hochverzinsliche Anleihen als Idioten gab, während es in Bärenmärkten mehr Aktien als Idioten gibt.

            Die Liquidität war schon lange vorhanden (Geldmarkt, quasi unverzinste Staatsanleihen von USA, D, CH), ob etwas ein „Schnäppchenpreis“ hat, ist kein Grund zu kaufen: Der Kaufentscheid hängt davon ab, ob der Anleger glaubt, morgen ist das „Schnäppchen“ ein „Schnapp“ oder morgen ist es kein „Schnäppchen“ mehr. „Schnäppchen bringen nur dann einen Gewinn, wenn auch die Anderen das „Schnäppchen“ erkennen, vielleicht geschieht dies aber so lange nicht, bis sich die Situation des „schnäppchens verschlechert hat, und dieses nun kein „Schnäppchen“ mehr ist. Bankaktien handelten über 1 Jahr unter Buchwert, trotzdem wollte niemand kaufen.

            Fraglich ist allenfalls, ob die Börsen wirklich optimistisch, oder nur etwas weniger pessimistisch geworden sind: Haben tatsächlich mittel- und langfristig orientierte Anleger (Kostolanis „ruhige Hände)“ gekauft, oder wurden lediglich Shortpositionen abgebaut, und allenfalls kurzfristige Longpositionen eingagengen (Kostolanis „zittrige Hände“)?

            Weder ein Voljkswirtschaftsstudium, noch ein Betriebswirtschaftsstudium helfen beim Verständnis von Börsen, im Gegenteil verwehrt der Blick auf Bilanzen oder volkswirtschaftliche Entwicklungen Erkenntnisse zu Märkten. Gerade Wirtschaftswissenschaftler sind miserable Investoren, sie orientieren sich an Fakten und scheitern, weil sich die anderen Marktteilnehmer nicht an Fakten orientieren. Allenfalls hilft ein Psychologiestudium: Menschen kaufen, was andere kaufen, nicht mal, weil sie sicher sind, damit einen Gewinn zu erzielen, sondern weil sie sicher sind, dass zum Verlust nicht auch noch der Spott der Anderen kommt. Wer gegen den Trend investiert, leidet alleine und freut sich alleine, dies widerspricht der menschlichen Natur als soziales Wesen, es macht einsam.

          • Der Linke ohne Staatsallüren sagt:

            @Anh Toan
            Ob`s ein Schnäppchen ist liegt tatsächlich lediglich im Auge des Betrachters, welcher darauf baut, dass die anderen es in etwa ähnlich sehen. Aber wenn man jetzt nicht gerade daytrading betreiben will gibt es ja schon gewisse historische Marksteine an denen man sich orientieren kann. Wenn z.B. ein Index wie der SMI von 10`000 Punkten auf ein Allzeittief runterrauscht und der potentielle Investor zufälligerweise ein paar Millionen Cash unter seinem Kopfkissen aufbewahrte (mir leider noch nicht passiert) kann er ja sogar fast auf Nummer Sicher gehen (nur Blue Chips kaufen) und herrlich von den Dividenden leben…Mit Hexerei hat das höchstens am Rande zu tun. Was die Lemminge veranstalten muss dann doch niemanden mehr interessieren.

          • Anh Toan sagt:

            @Linker: Als ich noch jünger war, habe ich auch gemeint, es sei so einfach.

          • Der Linke ohne Staatsallüren sagt:

            anh Toan
            Diese „Anlagestrategie“ ist doch eher was für konservative Opis mit einer maximalen Risikoaversion. Den einzigen Fehler, den dieser Investor begehen könnte wäre die Aktientipps seines Taxifahrers nicht als Anlass zum Verkaufen zu nehmen…

    • Marcel Zufferey sagt:

      Warum die 1-jährigen nichts gebracht haben? Ganz einfach: Zu kurze Laufzeit! Zahlreiche Beobachter gehen noch dieses Jahr von einem griechischen Staatsbankrott aus- da käme die Rückzahlung soeben aufgenommenen Geldes zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt!

      • Der Linke ohne Staatsallüren sagt:

        Entscheidend ist auch, dass sich die institutionellen Anleger, welche Milliarden bewegen nur Tripple A Staatsanleihen ins Portfolio nehmen dürfen. Bei den wenigen soliden Staaten kriegen Anleger aber keine attraktiven Renditen mehr – da ist der Realzins (Zinssatz abzüglich Inflation) sogar negativ. Bei grossen Blue Chip-Werten bekommen Investoren inzwischen extrem attraktive Dividendenrenditen, die Staatsanleihen weit, weit outperformen. Und diese Werte sind liquide genug für institutionelle Investore, um grosse Positionen einzugehen. Dazu kommt der Fakt, dassWeltkonzerne wie Siemens, Nestle, Coca-Cola sogar Weltkriege überlebt haben und damit sicherer als jede Staatsanleihe sind.

        • Anh Toan sagt:

          OMG, labern Sie dummes Zeugs: Dann dürften diese institutionellen Anleger keine US Bonds mehr haben, bitte wehr genau soll nur Tripple A Staatsanleihen kaufen dürfen? Ich kenne niemanden der so restriktive Anlagevorschriften hat.

          • Der Linke ohne Staatsallüren sagt:

            @anh Toan
            US Bonds und auch Staatsanleihen von Japan sind doch ein Spezialfall für sich. Nicht umsonst besitzen die Amerikaner knapp 800 Militärbasen weltweit und bekämpfen jeden Staat, welcher nicht mehr willig ist sich ihrem Dollarimperium zu unterwerfen. Die Japaner horten Ihre Papiere gleich selber und die Engländer sind wegen dem britischen Pfund und ihrer (noch) funktionierenden Vormachtstellung im Finanzsektor nicht auf Ramschstatus abgestuft worden.

          • Anh Toan sagt:

            @Linker: Wer (nicht „wehr“, so konnten Sie meine Frage natürlich nicht verstehen, mein Fehler) darf nur AAA „geratete“ Bonds kaufen? (Übrigens hat Siemens ein Rating von A+, Nestle AA, Coca A+)

            Übrigens, was ist ein „Linker ohne Staatsallüren“? Die Linken wollen doch die Produktionsmittel (Boden, Liegenschaften, Kapital) vergemeinschaften. Wie soll diese Gemeinschaft denn die Produktionsmittel verwalten, wenn nicht mit Hilfe eines Staates? Für mich ist „Linker ohne Staatsallüren“ eine „contradictio adjecto“. Sie können mich schlauer machen, indem Sie antworten oder nicht.

          • Der Linke ohne Staatsallüren sagt:

            @Anh Toan
            Ich habe mich wohl da ein wenig ungenau geäussert. Ich meinte nicht tripple A, sondern investment grade (da können Sie auch noch tripple B dazurechnen). Ttrotzdem würde ich als Pensionskassenverwalter wohl lieber Papiere von Nestle ins Portfolio nehmen als 10 jährige spanische oder italienische Staatsanleihen. –
            Der Name (der Linke ohne Staatsallüren) fiel mir ein als wieder mal die alte Leier vom linken Pack (welches ja eh nur am Staatstropf hängt und ansonsten unproduktiv die Zeit totschlägt) ausgepackt wurde. Zweitens: Die „Tragikomödie“ des real existierenden Sozialismus war ja gerade, dass er das Kapital einfach durch den Staat substituierte und somit seinem „Klassenfeind“ überhaupt nicht mehr so unähnlich war wie immer behauptet. Drittens: Soll dieses kleine Wortspielchen auf meine „Bescheidenheit“ aufmerksam machen.

          • Andreas Dombek sagt:

            @ Der Linke ohne Staatsallüren

            Nun, mit dem linken Pack sind Sie noch gut weggekommen, denn selber bin ich mehrmals als heimatloses Gesindel tituliert worden.

            Da taucht eine interessante Frage auf. Könnte Ihr ungenannter vierter Punkt, bedingt durch Ihre grandiose Bescheidenheit, nicht etwa invers so lauten: Ein Linker ohne Staats- aber mit Persönlichkeitsallüren.

            Zu Ihrer Frage bezüglich Mario Draghi eventuell als vom Dracula abstammend ein Kompliment. Da schimmert tatsächlich der Dracula / Draculea durch, als Sohn des Drachen. Die Dragoner sind Drachenreiter genannt und verkörpern die schwere Kavallerie. Nun, da passt auch die Betrachtung des französischen Vorgängers dieses jetzigen Drachenreiters gut hinein. Der damalige nette Franzose war somit der Vertreter der Husaren, also der leichtfüßigen Corsaren / Räuber und verkörperte eindeutig politisch und fiskalisch die leichte Kavallerie.

            So gesehen sollte man die unterstellte Schlagkraft des Dragoners Mario Draghi ja nicht unterschätzen, dieses Dragone tedesco.

  • Bruni Giordano sagt:

    Die Unkenrufer sind auf dem Rückzug, ihre Stimme schwächelt. Der Supermario, ein italienisches Bankengenie, rettet nicht nur Italien, sondern die gesamte EU. Wenn schwer nachvollziehbar, bitte Nachhilfestunden nehmen, am Besten an der BOCCONI-Universität. Es ist halt öfters so, dass Vorurteile durch Kompetenz neuralisiert t werden. Weiter so, Mario, auf die Dilettanten braucht man nicht zu hören.So, und jetzt basta commento, ran an die Börse…

  • Andreas von Wartburg sagt:

    Ein Geniestreich ist das nicht, sondern das, was zu erwarten war von einem Goldman-Sachs-Mann: Die Rettung der Banken auf Kosten der Steuerzahler.

  • Johnny sagt:

    Stimme grundsätzlich mit Ihnen überein, Herr Dittli.
    Dass sich aber die Geldmenge M3 in den letzten Monaten verringert haben soll und dadurch kein Effekt in der realen Wirtschaft festgestellt werden kann, stimmt so nicht. Im Gegenteil: M3 wächst noch immer, allerdings nicht mehr ganz stark wie in früheren Monaten. Das wird übrigens auch vom durch Sie zitierten EZB-Paper bestätigt (jährliche Wachstumsrate im Dez 2011 = 1.6%).

  • lucius mayer sagt:

    Ein Ponzi-Spiel der EZB! Die Zeche werden die braven, bürgerlich wählenden Mittelständler zahlen, die seriös gewirtschaftet und gespart haben: durch Hyperinflation. Das erste Ziel des bevorstehend Raubzugs: die auf Geldwerte lautenden Altersersparnisse und Rentensansprüche der Babyboomer.

  • H.Trickler sagt:

    Wenn Griechenland demnächst zahlungsunfähig ist, wird die Liquidität bei den Banken dringend benötigt.

    Und wenn anschliessend längerfristig solch astronomische Kredite weiterhin ausgegeben werden, so wird sich der Euro gegenüber den anderen Währungen abwerten und Inflation einsetzen, welche zur Freude der Politiker die Staatsschulden zu Lasten der vorsichtigen Sparer schmelzen lässt.

    • Sacha Meier sagt:

      @H. Trickler Eben weil eine Pleite Griechenlands zu extremen Verwerfungen in der Finanzindustrie führen würde – man denke nur an die riesige Mengen an hochradioaktiven CDS – kann es sich die EU gar nicht leisten, Griechenland Konkurs gehen zu lassen. Stattdessen wird auf einen Mix gesetzt aus Schuldenreduktion (Teil-Entschuldung durch Verzicht), Minimierung des Geldverbrauchs auf Kosten der Realwirtschaft (rigide Austeritätsprogramme), sowie eine Strategie des Durchfütterns aus dem ESFS/ESM (Rettungspakete). Bei kluger Umsetzung dieser Taktik kann man Griechenland nach jahrzehntelang als untotes Euro-Mitglied mitschleppen (Euro-Zombie) – ohne, dass für die übrigen Mitglieder untragbare Kosten entstehen würden. Das gleiche Verfahren würde bei bei anderen notleidenden PIIGS-Staaten angewendet.
      Fazit: Auch im Jahre 2037 werden wir vermutlich noch etwa das Rettungspaket Nr. 15 für Griechenland erleben – während die Hauptbeschäftigung der Griechen aus Protestieren und Streiken bestehen dürfte. Schon jetzt ist das der wichtigste Wirtschaftsfaktor.

      • H.Trickler sagt:

        @Sacha Meier
        Ohne Konkurs Griechenlands dauert die Sanierung ewig und ist dermassen teuer, dass Deutschland und Frankreich doch lieber die Kosten des Zahlungsausfalls schlucken. Ausserdem setzt dies ein unübersehbares Signal für die anderen Länder mit zu grossem Defizit.

        Es gibt genügend Beispiele wo von aussen gesteuerte Austeritätsprogramme nach schmerzhaften Jahren dennoch gescheitert sind.

        Das einzige nicht zu übersehende Risiko eines Konkurses liegt in einem Bürgerkrieg, falls die politischen Gegner sich lieber die Köpfe blutig schlagen als einen neuen Weg zu finden.

  • Urs sagt:

    Eben, sag ich doch immer… keinerlei Anzeichen von schwäche.

    Im Gegenteil… aber warum blos werden weiterhin Sparmassnahmen durchgesetzt, Mitarbeiter entlassen, Löhne gekürzt, prekäre Beschäftigungsverhältnisse und Arbeit auf Abruf als neue Zukunft deklariert, Renten gekürzt, indirekte Steuern erhöht, Milliarden in Dividenen ausbezahlt, die Steuern und Abgaben für Finanzvehikel weiter gesenkt…

    Da wird dauern von Liberalisierung geredet… was aber haben die Massnahmen von Draghi und der EZB damit zu tun? Für mich sieht das ganze eher aus wie Subventionen für die die nach wie vor genug haben und nun ein bischen verlieren könnten… wo sitzen dese Individuen überhaupt? Warum hört man von denen kein Wort, keine Meinung…?

    Die Indikatatoren sind wohl wie üblich die Massstäbe der Investoren aber nicht der restlichen Gesellschaftsanteile… all die anderen die Ihr Leben mit ihrer Hände und Kopfes Arbeit bestreiten. Was ist mit denen? Wo genau geht es da um deren Lebensumstände?

    • Urs sagt:

      …hinter dem freudigen Gesicht des Hr. Draghi verbirgt sich u.a das hier…

      Aus der FTD von heute…

      „…Die Athener Regierung mutet der Bevölkerung und der Wirtschaft drastische Einschnitte zu. Die damit erzielten Einsparungen sind das Eine. Das Andere sind die Folgen der Auflagen. Ein Beispiel aus der griechischen Provinz…“

      http://www.ftd.de/politik/europa/:folgen-des-sparkurses-niedergang-einer-griechischen-stadt/60166851.html

      …und das ganze eben nicht nur für die Menschen in Griechenland… Spanien, Portugal, Ungarn, Rumänien, Bulgarien usw. usw. sind ebenfalls auf dem Weg zum Galgen…

      Erinnert sich noch jemand über welchen Zeitraum und mit welcher Intensität die Propaganda pro Liberalisierungen war und ist…? Wieviele Ueberzeugungstäter aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft es gberaucht hat um die Menschen, wenn auch nicht immer einverstanden so doch stumm, dazu zu brnigen das alles mitzumachen…?

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