Wie lange wird der neue Optimismus anhalten?

Angela Merkel und Nicolas Sarkozy geben sich optimistisch.

Die depressive Stimmung der letzten Woche scheint verflogen, obwohl sich an den Grundproblemen nichts geändert hat: Angela Merkel und Nicolas Sarkozy geben sich optimistisch, 5. Dezember 2011.

In den letzten Tagen ist ganz unerwartet ein gewisser Optimismus zurückgekehrt. Die Renditen der italienischen und spanischen Staatsanleihen sind innerhalb von zwei Tagen stark gesunken, die Aktienkurse stiegen wieder, und vermehrt haben sich Kommentatoren gemeldet, die sich positiv zu den Bemühungen von Merkel, Monti und Sarkozy äussern. Die depressive Stimmung, die noch zu Beginn der letzten Woche vorherrschte, scheint verflogen.

Diese Wende kommt umso überraschender, als sich an den Grundproblemen überhaupt nichts geändert hat:

  1. Merkel und Sarkozy konzentrieren sich in ihrer Vereinbarung vom Montag immer noch auf strenge fiskalpolitische Regeln. Sie wollen erreichen, dass die Euro-Länder in Zukunft besser haushalten. Das hilft zur Bekämpfung der aktuellen Bankenkrise wenig. Das Bankensystem braucht Liquidität und eine Stützung der Staatsanleihen durch die Europäische Zentralbank (EZB). Das Hauptproblem der Eurozone ist das fehlende Wachstum im nächsten Jahr, das zu einem weiteren Anstieg der Staatsschulden führen wird. Dazu haben Merkel und Sarkozy überhaupt kein Wort verloren.
  2. Die Vertragsänderungen werden viel Zeit erfordern. Es ist auch fraglich, ob sie überhaupt umgesetzt werden können. Einige Beobachter gehen sogar davon aus, dass Sarkozy Merkels Bemühungen um strenge fiskalpolitische Regeln nur deshalb unterstützt hat, weil er weiss, dass sie ohnehin nie kommen.
  3. Mario Montis Sparpaket bremst das Wachstum, denn es sieht hauptsächlich neue Steuererhöhungen vor. Italien hat seit zehn Jahren ein Wachstumsproblem. Montis Pläne werden kurzfristig kontraproduktiv sein. Die Arbeitslosigkeit wird wieder steigen.

Dass die Probleme keineswegs gelöst sind, hat auch die Ragingagentur S & P unmissverständlich klar gemacht. Unmittelbar nach dem Treffen von Merkel und Sarkozy in Paris hat sie zum ersten Mal in ihrer Geschichte damit gedroht, das Rating aller Euro-Länder zu senken, wenn der kommende Gipfel nicht entscheidende Schritte zu einer stärkeren wirtschafts- und fiskalpolitischen Integration beschliesse. Der Euroraum habe weiterhin ein systemisches Problem, das die Aussichten aller Euro-Länder – inklusive Deutschland – trübe (Mitteilung von S & P).

Wenn diese Fakten so klar sind, fragt es sich, warum viele Anleger plötzlich so optimistisch sind. Die einzige überzeugende Antwort ist, dass sie immer noch darauf zählen, dass die EZB bald eingreifen wird. EZB-Präsident Mario Draghi hat letzte Woche vor dem Europäischen Parlament betont, dass die Zentralbank möglicherweise unterstützend eingreifen werde, wenn die Euro-Länder einen Fiskalpakt beschliessen. Offenbar gehen einige Anleger davon aus, dass die von Merkel und Sarkozy beschlossene Vertragsänderung Draghis Vorstellungen erfüllt und somit die Tür öffnen wird für massive Anleihenkäufe durch die EZB. Die entscheiden Passage aus der Rede von Draghi lautete:

We might be asked whether a new fiscal compact would be enough to stabilise markets and how a credible longer-term vision can be helpful in the short term. Our answer is that it is definitely the most important element to start restoring credibility. Other elements might follow, but the sequencing matters. And it is first and foremost important to get a commonly shared fiscal compact right. Confidence works backwards: if there is an anchor in the long term, it is easier to maintain trust in the short term. After all, investors are themselves often taking decisions with a long time horizon, especially with regard to government bonds.

Wie schon Markus Diem Meier am Schluss seines letzten Blog-Eintrags betont hat (hier), ist der Optimismus der Anleger nicht nachvollziehbar. Draghis Worte könnten nicht unverbindlicher sein. Zudem hat die deutsche FDP vor kurzem angekündigt, dass sie sofort aus der Regierung austreten würde, wenn Merkel der EZB grünes Licht geben würde. Die SPD hat gleichzeitig signalisiert, dass sie dann auf Neuwahlen drängen würde, d. h. keine grosse Koalition mit der CDU formieren möchte. Ich halte deshalb eine Intervention der EZB weiterhin für unwahrscheinlich. Die Banken- und Schuldenkrise wird weiter ihren Lauf nehmen.

Keine Kommentare zu «Wie lange wird der neue Optimismus anhalten?»

  • Adrian Nyfeler sagt:

    Welcher Optimismus?!?

  • Anh Toan sagt:

    Gestern auf Facebook gefunden, heute kommt die Bestätigung: Nicht dirket zum Thema, aber weils so gut ist gehört es dennoch hier hin:

    David Cameron said to be heading for Manchester this morning to pick up some last minute tips on how to make an early exit out of europe

  • Theo Wandermann sagt:

    Warum kommt eigentlich niemand auf die Idee eine Mindesthaltezeit für Aktien von 90 Tagen einzuführen? Das würde die Sache ungemein beruhigen. Die Argumente wären schlicht:

    1. Die „Investoren“ (heute: Spekulanten, Robotrader, Schmarozer und sonstige Idioten) würden endlich wieder richtige Investoren. Die müssten sich mal wieder mit Bilanzen und Erfolgsrechnungen auseinander setzen anstelle von billigen, nichtsnutzigen Chartanalysen und sich gut überlegen, ob sie diesem oder jenem Unternehmen Geld in Form von Aktienkapital leihen möchten.

    2. Die Quartalsberichte kommen auch alle 90 Tage raus. Woher sollen denn die Investoren die Informationen für Entscheidungen nehmen, um innerhalb von Sekundenbruchteilen eine Aktie zu kaufen (zu investieren!!) und wieder verkaufen zu können? Das hat doch nichts mit Investition zu tun. Das ist einfach nur dumm.

    3. Das Kapital würde endlich wieder von der fiktiven Finanzwirtschaft der Realwirtschaft zugeführt.

    Ein schlauer Mann hat gesagt: „Banking has to be boring to be safe.“ Ganz meine Meinung.

    • Andres Müller sagt:

      Diese Idee hatte ich hier bereits zur Umsetzung vorgschlagen Herr Wandermann, nämlich um den so genannten Hochfrequenzhandel abzuschalten. Der computergestützte Handel ist aus meiner Sicht per se eine unlautere Vermögens -und Schuldengenerierungs Maschine die auf Kosten von Prozessen geht welche die Realwirtschaft mit Kapital versorgen sollte. Man muss der epileptischen Spekulation den Boden unter den Füssen wegziehen. Allerdings würde dies nur wieder dieses üble im Keim sozialdarwinistische Finanzsystem über weitere Runden retten, es wäre sozusagen Kosmetik die bereits Morgen durch irgend einen Trick der vermögensbildenden Elite ausgehebelt würde. Genau solcherart geschah ja mit den höheren Mindestreserven. Kaum wurden sie erhöht hat die SNB die Zinsen gesenkt um Verstösse dagegen zu bestrafen. Im Moment kann es sogar lohnen für eine Bank die Mindestreserve nicht einzuhalten, etwa durch den Kauf italienischer Staatsanleihen, die Zinsdifferenz zu den 4% Bussgeld an die SNB beträgt etwa 2% -Gewinn!

      • Theo Wandermann sagt:

        Herr Müller, danke für den Hinweis. Ich bin leider (oder zum Glück?) kein Bankfachmann. Aber was Sie da beschreiben ist einfach nur krank. Da könnte man ja resignieren…

        Der Trost an der ganzen Sache: Die Lorenz-Kurve ist wie ein Gummiband. Wenn die Gesellschaft es zulässt, dass am Band zu kräftig in die rechte untere Ecke gezogen wird, haut es einem das Ding plötzlich um die Löffel. Wird es den Habenden nicht selbst in den Sinn kommen, dass sie etwas abgeben sollten, wird es ihnen genommen werden. Nur mal ein bisschen Geschichte studieren (leider auch darin kein Fachmann)…

        • Andres Müller sagt:

          Herr Wandermann, es fällt in der Geschichte des Geldes auf, dass die Geldtheorien stets der Realität hinterher hinken. Die Geldtheorien beeinflussten jeweils zwar die Entwicklung der weiteren Geldpolitik, doch es gibt unter Ökonomen keinen Konsens was die beste Methode zur Wertschöpfung des Geldes wäre. In der Geschichte der Menschheit funktionierten die Märkte unter verschiedenen Geldtheorien. Die Geldtheorien waren manchmal geprägt durch funktionalistisches Design, manchmal durch Theorien welche die sozial gerechte Verteilung des Geldes anstrebten. Gegenwärtig sind stark funktionalistische Geldtheorien welche die Geldpolitik bewegen deren Motor sozialdarwinistischer Wettbewerb in das Zentrum stellt. Es ist ja immer die Frage welcher Motor Geld in Umlauf hält. Das kann alles mögliche sein, angefangen von der Schaffung neuer Bedürfnisse bis zu künstlich herbeigeführten Mangelzuständen (zum Beispiel durch Krieg). Leider kenne ich niemanden unter den Ökonomen welcher versucht die Geldtheorie aus dem Sozialdawinismus heraus zu führen, obwohl dies seit Jahrtausenden Gegenstand der Philosophie ist. Die gegenwärtige Geldtheorie verwendet den Motor des Wettbewerb als Motor, also das Konkurrenzprinzip die jenem Vorteile verschafft der stärker ist. Diese Sicht ist Unerträglich, denn sie besagt dass nur jenes Überlebenswert ist das nach materiellem Gewinn strebt. Es überlebt nicht der Erfinder eines Nutzens, sondern jener der den Nutzen an den Mann bringen kann -also der biedere und geschwätzige Schreier. Es gewinnt der glückliche Spekulant, während tausend unglückliche Spieler verlieren. Es überlebt Bill Gates der Händler und nicht der Erfinder des Betriebssystems.

          Eine Geldtheorie welche nicht den Händler bevorteilt sondern jene die der Gesellschaft tatsächlich Nutzen bringen ist nicht Unmöglich zu schaffen.Der monetäre Sozialdarwinismus welcher einen Soros bevorzugt und den Nobelpreisträger für Literatur daneben als lächerlich erscheinen lässt ist nicht das was die Menschheit anstrebt.
          Das bedingt aber eine völlig andere Ökonomie und Geldpolitik. Es bedingt aber vor allem auch dass die Menschen sich wieder einmal etwas mehr anstrengen um sich mit Geldtheorie zu beschäftigen. Glauben Sie mir, Joe Ackerman hat davon so wenig Ahnung wie die blinde Maus von Licht. Deshalb spielt es keine Rolle ob Sie Bankenexperte sind oder nicht.

          Ich teile zu einem gewissen Teil die Auffassung von Nikolaus von Oresme ( 14. Jahrhundert), nämlich dass das Recht Geld zu schaffen dem Souverän zusteht, also aus heutiger Sicht einem demokratischen Geldschöpfungsprozess. Es wäre durchaus möglich Geld zu schaffen aus demokratischen Erwägungen, das Geld für jene zu schaffen die aus demokratischer Sicht dieses Geld auch verdient haben. Ich habe hier bereits einmal erwähnt, dass man ein Grundeinkommen schaffen könnte das auf der Einheit der Arbeitsstunde basiert, dem dann ein Wettbewerbssystem gegenübersteht ähnlich dem bisherigen -nur eben nicht eines dass nur den schlauen und hintertriebenen Händler und den Spekulanten bevorzugt.

  • Fabian sagt:

    Woher haben Sie denn die Informationen über die Positionen bzw. Ankündigungen der FDP, aus der Regierung auszutreten, wenn die EZB als LoLR einschritte und der SPD, dass diese Neuwahlen initiieren wollen würde?

  • Peter Lutz sagt:

    Ich teile die Meinung des Autors überhaupt nicht und glaube, dass Merkozy genau das Richtige tun. Das Bankensystem braucht eben keine Stützung und Liquidität mehr, sobald die Preise der Bonds wieder steigen. Diese tun das, sobald die Märkte wieder Vertrauen in die Staaten gefunden haben – das wird der Fall sein sobald sich diese zu einer langfristigen Sparpolitik verpflichtet haben, welche die Schuldensituation stabilisieren wird. Es wird ein paar weniger Staaten geben bei denen Hopfen und Malz verloren ist – zB Griechenland – dort braucht es Haircuts oder einen geordneten Default. Einfach Geld drucken à la FED oder Konjunkturprogramme à la Obama bringt überhaupt nichts – das türmt die Schulden nur weiter auf, und die Unternehmen investieren in Erwartung höherer Steuern erst recht nichts mehr. Das hat früher funktioniert als die Schuldenlevels noch nicht so hoch waren, da konnte man eine Krise einfach durch noch mehr Schulden lösen, aber jetzt geht das nicht mehr. Es hilft nur noch Sparen, Gelddrucken, oder Ausfallen.

  • Andres Müller sagt:

    Herr XY, zum Thema Edelmetalle möchte ich folgendes hinzufügen das vor allem für Gold und Silber gilt:

    In Zeiten hoher Unsicherheit und drohender Inflation steigen die Goldpreise, das ist Richtig.
    Wenn das Auge des Hurrican dann aber tatsächlich in den Markt eintritt, dann benötigen viele grösseren Teilnehmer Liquidität, sie müssen die Metalle aus Not verkaufen, besonders die ungedeckten Derivate (Papiergold). Das führt dazu dass im wirklichen Ernstfall die Edelmetallpreise (nachdem sie zuvor gestiegen sind) kurzfristig einbrechen. Wenn die Situation weiter eskaliert, dann stürzen sich alle die noch Erspartes besitzen auf Gold und Silber, mit Einsetzen des banken run beginnen die Preise wieder zu steigen, zuerst langsam, dann aber explosiv. In diesem Moment kommt es dann vermutlich zu Handelsbeschränkungen bei Gold. Interessante Information dazu, per 1.1.2012 muss man sich in Deutschland neuerdings bei einem Goldkauf über 3000 € mit Identitätsausweis registrieren lassen. Das bedeutet, sobald der Euro kollabiert und der Goldpreis stark ansteigen würde, müsste sich praktisch jeder registrieren. Aus diesem Grund würde ich (wenn schon) eher zu Silber als Notreserve greifen.

  • Hampi sagt:

    XY sagt:
    6. Dezember 2011 um 22:57

    Man kann vielleicht verallgemeinernd meinen, dass die Banker gierig sind. Dafür kann man sogar viele Beispiele aus der kürzeren Vergangenheit anführen. Aber dass die Banker das intellektuelle Potenzial hätten, um sich gemeinsam die Welt unter den Nagel zu reissen, ist absurd. Ich weiss wirklich nicht, woher sie soviel Bewunderung für die Intelligenz der Banker aufbringen.

    Haben sie etwa nicht mitbekommen, wie doof und vollidiotisch Ihre berüchtigten Banker in den letzten Jahren gehandelt haben?

    Ich kann das Bedürfnis nach einer übergeordneten Intelligenz verstehen. Aber doch nicht die Banker! (Und Gold ist seit einigen Wochen auch nicht mehr „der letzte Schrei“)

    • Andres Müller sagt:

      @Hampi „(Und Gold ist seit einigen Wochen auch nicht mehr “der letzte Schrei”)“.

      Lesen Sie bitte meinen Kommentar unten, wir haben offenbar gleichzeitig Herrn XY geantwortet. Ich verfolge den Goldhandel intensiv.
      Seit einigen Wochen wurden vor allem Derivate, also Papiergold, verkauft. Bei physischem Gold war es so dass „der Westen“ einiges verkauft hat, das die Asiaten dann gekauft haben 🙂
      Die Goldminen haben nach wie vor Lieferengpässe, auch die ZKB hat ihren physischen Goldbestand in den letzten Monaten stark aufgebaut. In den letzten paar Wochen benötigten grössere Marktteilehmer Liquidität (besonders USA,Europa), deshalb mussten sie Gold verkaufen. Wie können nun also eher eine Umverteilung der Edelmetallreserven beobachten zugunsten der Asiaten, was auch zu deren verbesserten Wirtschaftskraft passend erscheint. Wir können gerade einen wechselnden Besitzstand beobachten, der typisch für diese Zeit des Niedergangs „des alten Roms“ ist.

      Gold war eben doch der „letzte Schrei“ Herr Hampi, denn mit letztem Schrei haben viele grossen Marktteilnehmer infolge Liquiditätsbedarf verkaufen müssen. In diesem Moment steigt Gold natürlich nicht, aber das hält nicht sehr lange an.
      Wir haben zwei mögliche Entwicklungen:

      1. Die Notenbanken begehen mit altbekannter Methode QE, was infolge inflationärer Tendenzen den Goldpreis anheizt, oder
      2. Sie lassen das System kollabieren und durch Insolvenzen „gesund schrumpfen“. In diesem Fall wird Gold zuerst nochmals kräftig einbrechen, um dann aber explosiv mit einsetzendem banken run anzusteigen.

      In beiden Fällen wird Gold gewinnen, soviel steht für mich eindeutig fest. Im ersten Fall noch dieses Jahr massiv, im zweiten Fall so gegen Februar, März 2012, nach vorgängig massiven Verlusten.

      • Hampi sagt:

        Andres Müller sagt:
        7. Dezember 2011 um 12:32

        Es ist nicht, dass ich Ihnen widersprechen möchte. Ich habe keine vorgefasste Meinung/Erwartung, wie sich der Goldpreis in Zukunft entwickelt wird.

        Aber Ihre Ausführungen sind nicht korrekt. Sollte nämlich der Euro kollabieren, schreiben sie ja selbst, dass der Goldpreis bei einem „Gesundschrumpfen“ (Deflation, Anti-Inflation) nochmals kräftig einbrechen könnte.

        Also ist ihre Aussage, „der Goldpreis wird in jedem Fall gewinnen“, falsch.

        Denn, um es mit Mario Draghi´s Worten zu sagen: „The sequencing matters.“

      • Anh Toan sagt:

        @Andres Müller: Alles was Sie behaupten, ist allen Marktteilnehmer schon lange bekannt, und darum schon lange im Goldpreis enthalten. Tritt ein, was Sie prophezeiten, prophezeihe ich einen sinkenden Goldpreis, nach der alten Börsenweisheit: „Buy the rumour, sell the fact“.

        Wollen Sie eine Aussage über die zukünftige Entwicklung des Goldpreises machen, müssen Sie erläutern, warum der Markt welche Tatsachen nicht sehen kann/will und wann/warum sich dies ändert.

        • Andres Müller sagt:

          @Toan, umd die Entwicklung der Edelmetallpreise vorauszusehen benötigt man vor allem Insiderkenntnisse. Man muss wissen wer wann was tut und tun wird und warum. Wie auch an anderem Ort versuchen verschiedene Akteure die Preise zu manipulieren. Ein Beispiel: Die CreditSuisse versucht derzeit den Silberpreis nach Unten zu drücken. Das macht die Bank über Derivate, pünktlich jeden Tag zur Öffnungszeit der Londoner Geschäftswelt.
          Schauen Sie sich dazu folgende Grafik an:
          http://www.kitco.com/charts/livesilver.html
          Sie werden sehen dass die „Fieberkurve praktisch jeden Tag ab London Öffnung denselben Verlauf nimmt, der 5. und 7. Dezember bilden praktisch einen symmetrischen Verlauf. Selbstverständlich ist diese Kurve nur dann Symmetrisch wenn eine dünner Handel vorliegt.

          UBS- Adoboli ist ja nicht der Einzige der sich verschätzt, das geschah der CS bei ihrem Investement in den USA zu einer Zeit wo der Silberpreis noch einiges tiefer war. Man schickte damals Herrn Bryce Lee zu „Silber Lake“ die in nachhaltige Energiekonzerne mit hohem Silberbedarf investiert, übrigens zusammen mit George Soros. Seit der Silberpreis gestiegen ist vergeht kaum ein Tag wo nicht Credit Suisse ihre Put -Empfehlungen von sich gibt. Und so geht es weiter, sie müssen jeden einzelnen Akteur genau kennen lernen bevor sie eine Aussage machen können wohin die Reise tatsächlich gehen könnte. Neben den Akteuren gibt es noch historische Entwicklungen, das Lemminge Verhalten und der Rohstoffbedarf der Industrie und die Schmuckindustrie in Indien.

          Besondere Umstände sind der eben einsetzende Banken run, das Sicherheitsbedürfnis der Notenbanken und die Angst der Industrie. Gerade Letztere sind im Verhalten fast unberechenbar. Wie auch immer, die Edelmetalle werden auf jeden Fall den nächsten Kollaps von Fiat Money überleben.

        • Hampi sagt:

          „Wie auch immer, die Edelmetalle werden auf jeden Fall den nächsten Kollaps von Fiat Money überleben.“

          Wie wahr. Dasselbe gilt für ihre Zahnbürste!

    • Hampi sagt:

      XY sagt:
      7. Dezember 2011 um 12:59

      Noch letztes Jahr benötigte Goldman einen Notkredit von 5 Milliarden USD von Warren Buffett (Verzinsung sage und schreibe 10 %), und nun soll plötzlich dasselbe Finanzinstitut eine „Weltregierung“ auf die Beine gestellt haben.

      Das ist für mich „absurd“.

      • Hampi sagt:

        XY sagt:
        7. Dezember 2011 um 16:45

        „Notkredit/Lohn/Bonus, es ist ja die Elite, und die Lohansprüche der Elite sind sehr hoch.“

        Tatsache ist, dass dieser Kredit die Lohnansprüche der Goldman-Elite um 500 Mio. USD p.a. zwangsmässig gedrosselt hat (10 % von 5 Milliarden). Für einen professionellen Stehler eine eher peinliche Angelegenheit.

        Hoffentlich agieren die Jungs als „Weltregierer“ etwas geschickter !

    • Anh Toan sagt:

      @XY: Stellen Sie sich vor, Sie wären ein ambitionierter junger Wirtschaftsabsolvent mit Topabschluss einer Topuni der Karriere machen will: Dann steht Goldmann Sachs weit oben auf Ihrer Wunschliste potentieller Arbeitgeber. umgekehrt stehen Sie als Talent, das sich noch zu bestätigten hat, zuobertst auf der Wunschliste von Goldmann Sachs als Arbeitnehmer. Für z.B. finnische Verhältnisse müsste man Goldmann Sachs durch Nokia ersetzen, in Italien durch Fiat, weltweit gibts vielleicht fünfzig Unternehmen, die sich als Einstiegschance für ambitionierte Nachwuchskräfte eignen, eine Mittelstandsfirma als Einstieg bedeudet Karriereverzicht. Und selbstverständlich sind alle erfolgreichen Politiker, Notenbanker, Unternehmens- oder auch Gewerkschaftsführer ambitioniert, sonst würden sie nie auf diese Positionen kommen. Es erscheint mir also ziemlich logisch, wenn viele Politiker, vor allem Finanzminister und Notenbanker irgendwann bei Goldmann Sachs gearbeitet haben. Ich kann nicht einmal sehen, was daran irgendwie anstössig oder verwerflich sein soll. daraus aber auf eine Verschwörung zu schliessen, ist kompletter Humbug.

      Ausserdem wird es nie gelingen, ohne strenge hierarchische Organisationsstruktur (Kader à la kommunistische oder faschistische Parteien, katholische Kirche, Gewerkschaften, Armee) eine Weltherrschaft zu errichten. Alle von Ihnen erwähnten Verbindungen (Bilderberger, Trilaterale, CFR) sind sehr lose, informelle Plattformen, welche keinerlei Machtstrukturen nach innen kennen. Es gibt keine „unité de doctrine“ innerhalb dieser Vereinigungen, kaum Mittel (man ist auf Spenden der wohlhabenden Mitglieder angewiesen), keine interne Geheimpolizei, schlicht nichts von all dem was notwendig wäre, um eine Weltherrschaft zu errichten.

      • Anh Toan sagt:

        @XY: „unité de doctrine“ zwischen Joschka Fischer und Lioyd Blamkfein?!? Kaufen Sie informationen von fremden Geheimdiensten, ist die Gefahr gross, dass Sie mit Falschinformationen beliefert werden.

        Die hierarchische Struktur ist unumgänglich zum Beherrschen einer Vielzahl von Menschen, dies galt bis jetzt in allen Jahrhunderten und ich sehe keinen Grund, warum dies sich im 21. Jahrhundert ändern soll, Menschen bleiben Menschen!

        Ich finde viele Entwicklungen insbesondere im US aber auch im CH Recht durchaus totalitär oder faschistisch (z.B. Abschaffung des Bürgergeheimnisses der Kunde bei einer Bank ist, in CH versenden des Lohnausweises an Steuerbehörden statt an den Pflichtigen zu Handen der Steuerbehörden), vermute dahinter aber nicht eine Verschwörung, sondern dass die Bürger heute den Staat viel mehr als Beschützer vor allem Unheil sehen und kaum mehr Bedenken vor einem Orwellschen Staat haben.

        Aber viel unsinniger werden ihre Aussagen, wenn man sich fragt, was diese vermögenden, ohnehin als „Top of the Pops“ als „Bigshots“ als „VIP’s“ geltenden Personen denn zu gewinnen hätten mit ihrer Weltverschwöhrung, die Abläufe sind doch unkalkulierbar, und die stehen zu Unkalkulierbarkeit wie der Teufel zum Weihwasser. Geradezu stupid wirds jedoch, wenn man bedenkt, dass reiche und alte Menschen sich nicht mehr damit beschäftigen, was sie gewinnen können, sondern damit, was sie verlieren können. Sie versuchen ihre Besitzstände zu wahren, sie sind schon „oben“, können gar nichts mehr gewinnen. So bescheuert sind die nicht!

      • Thomas Ernst sagt:

        @Anh Toan:

        Sie scheinen sich nicht wirklich mit den Mächtigen, und auch nicht mit der Funktion menschlicher Hirne auszukennen.

        Macht ist eine Droge, und das Spiel um Macht, Einfluss, Dominanz und die eigene unbedingte Ellbogenfreiheit ist die Beschaffungskriminalität dazu. Gerade wenn man alt wird, ist das „einfach so weiterleben“ viel zu langweilig. Was nützen ihnen all die jungen geilen Girls, wenn Ihre eigene Performance der Engpass ist? Wieviele Supersteaks können Sie essen?

        Macht macht untersättlich. Das treibt schon die kleinen Herrscher in den Verwaltungen und Hierarchien an. Auf dem Top-Level ist es DIE Droge.

        Ihre Hoffnungen auf ein unverdient gutes Ende und Ihre Annahme, das sei alles nur Dummheit und Zufall in Ehren – aber es gibt tatsächlich auch Verschwörungen. Und dass auch die USA nicht vom Präsidenten regiert wird, demonstriert Obama seit seiner Amtseinsetzung. Ich fürchte, die Analyse von XY trifft die wesentlichen Elemente tatsächlich. Ich selbst komme – aus völlig anderen Überlegungen (basierend auf der Kulturanalyse von Ken Wilber) zum im wesentlichen gleichen Schluss.

      • Anh Toan sagt:

        @XY: Droge, unersättlich etc. etc. etc.

        An Ihrer Verschwöhrungstheorie fehlt vor allem das Motiv, Sie brauchen gar keins, die Täter handeln einfach irrational, gelenkt von Ihrer Sucht.

        Tut mir leid, wenn ich Ihre plumpe „Dan Brown Geschichte“ nicht glauben kann, aber ich glaube nicht mal an Gott!

    • Andres Müller sagt:

      @ Toan Pape und Ernst

      Verschwörungstheorien sind dem Wesen nach eher Hypothesen als Theorien. Das Wort enthält bereits per Wort-Definition ein Problem. Natürlich bleibt eine Verschwörungsgeschichte bis zur Möglichkeit der empirischen Verifizierung eine wahrscheinlich ideologisch motivierte Vermutung.

      Anders sieht es aus wenn eine Verschwörungsgeschichte aus einer empirisch wissenschaftlichen Methode nachträglich abgeleitet werden muss, wenn zum Beispiel eine statistische Untersuchung der weltweiten Firmennetzwerken eine massive Vernetzung von 50 Konzernen feststellt deren Firmenbosse sich allesamt innerhalb 5 Denkfabriken repräsentiert vorfinden. Verschwörungsgeschichten die aus einer wissenschaftlichen Untersuchung abgeleitet werden können die es lediglich zum Ziel hatte die Vernetzungsdichte der weltweiten Konzerne zu untersuchen, können keine Verschwörungstheorien sein.

      Die Feststellung, jeder Mensch ist über durchschnittlich 7 Ecken mit allen anderen Menschen bekannt, ist auch keine Verschwörungstheorie. Um es schlicht und einfach auszudrücken, „Verschwörung“ ist der Normalfall in der Geschichte und kein Sonderfall. Parteien etwa können durchaus als Verschwörung gegen den Rest der Gesellschaft interpretiert werden. Verschwörung ist mit einem unlauteren Negativum dotiert -das ist das wirkliche Problem.
      Das kommt daher dass Verschwörungen oftmals von jenen aufgedeckt werden die sich gegen die Verschwörer verschworen haben, man denke zum Beispiel an die Geschichte mit Blocher und dem Staatsanwalt.

      Summa Summarum -jeder Mensch ist auch ein Verschwörer, Verschwörungen gehören zur Menschheitsgeschichte wie das Ei zum Huhn. Bemerkenswert werden Verschwörungen alleine durch die Dimension. Wichtiges Element einer grösseren Verschwörung ist der „Zeitgeist“. Dieses Wort reflektiert, dass der Mensch ein soziales Wesen ist und sich bestimmte „Eingebungen“ aus komplexen neuen Situationen praktisch als höchst Wahrscheinlich ergeben. Um nicht um den Brei herum zu sprechen, die Beatles etwa waren „Nahe am Zeitgeist“, das heisst nahe an einem emotionellen Konstrukt das sich aus der gegebenen Situation damals zwangsläufig als Gemeinsamkeit von Millionen konstruierte.

      Der Erfolg einer „Verschwörung“ hängt massgeblich vom Zeitgeist ab, und dieser Zeitgeist hatte in den Jahren nach dem Zusammenbruch der UDSSR eben den Neoliberalismus und die Kommerzialisierung der Politik bedient.

      Über das Pentagon-Programm „1033“ verschenkt das US -Verteidigungsministerium derzeit Militärausrüstung im grossen Stil. In diesem Jahr wurden Granatwerfer, Hubschrauber, Militärroboter, M-16 Sturmgewehre und gepanzerte Fahrzeuge im Wert von 500 Millionen Dollar an Polizeidienststellen im ganzen Land verteilt. Im nächsten Jahr soll die Aufrüstung dder Polizei mit Militärprodukten noch einmal um 400 Prozent steigen.

      Warum erwähne ich das? Weil solche grossen Unterfangen einen militanten Zeitgeist generieren der es bestimmten Gruppen von Verschwörern erlaubt im Bedarfsfall diese Waffen auch einzusetzen. Man muss nicht einmal fragen wer die betreffenden Verschwörer sind, das ergibt sich aus dem Zeitgeist in Form einer statistischen Wahrscheinlichkeitsrechnung. Auch die Ursache für diese Aufrüstung ergibt sich wie von selbst, nämlich aus den Sozalstatistiken der USA und dem Zustand der Staatsverschuldung. Griechenland kauft von den USA Panzer für 400 Millionen US$. Der Kauf in dieser angespannten Situation kann nur dem Zeitgeist entspringen, dem Konsens der Mächtigen dass sich etwas zusammenbraut.

  • Hampi sagt:

    It´s always darkest before the dawn!

    Hoffentlich 🙂

    • Thomas Ernst sagt:

      @Hampi:

      Mein Motto: Jetzt helfen nur noch Wunder. Also lasst uns eines wirken!

      („Wer nicht an Wunder glaubt, ist kein Realist.“ Albert Einstein)

    • Andres Müller sagt:

      @Hampi, kennen Sie die Geschichte von Gaichtu, dem anatolischen Schreckensherrscher, welcher die chinesische Erfindung Chao (Papiergeld) in Anatolien einführen wollte? Der Roman über Vlad den Vampir deutet auf diesen Fürsten aus dem 13. Jahrhundert hin. Vlad wird als uraltes Geschlecht beschrieben mit unheimlichen Beziehungen in die Hochfinanz, der Roman enthält ohne dass viele dies bemerken ein gehöriges Mass an Kapitalismus Kritik. Gaichatu betrieb Orgien, liebte viele Frauen und betrieb Sodomie, trank Wein dass er rotes Blut nannte (noch heute eine Weinsorte in Anatolien).

      Gaichatus unterstützte die nestorianischen Christen, die gemäss der katholischen Kirche Häresie betrieben hätten. Es wird von einem geheimnissvollen Schatz der Nestorianer gesprochen der mit der Eroberung Tamerlans verschwunden sei und irgendwo gelagert würde. Nun, im Schloss des Dracul geschehen ja merkwürdige Dinge, der blutsaugende Vampir bereitet sich vor sein Vermögen aus der Familiengeschichte in London (damals Finanzmetropole) zu nutzen um dort sein Reich aufzurichten.
      Was hat es nun auf sich mit diesem geheimnissvollen Vermögen? Es steckt das Wissen dahinter aus dem Nichts Geld zu schaffen, so wie dies Gaichatu mit der erstmaligen Einführung von Fiat Money ausserhalb Chinas versucht hatte.

      Gaichatu führte eine ausgesprochen aufwändiges Leben, so dass er in finanzielle Not geriet. Mit der Einführung der Banknote die er seinen Untertanen aufzwang konnte er sich kaufen was er wollte, er war die Bank und die Bürger waren verpflichtet das Geld anzunehmen und ihm alles zu überlassen was er für sein lxuriöses und verwerfliches Dasein benötigte. Bald darauf brachen aber Unruhen aus, die Kaufleute weigerten sich das Geld anzunehmen, es kam zum wirtschaftlichen Kollaps im heutigen Basra.

      Dort in Basra steht noch heute eine Statue des leibhaftigen Satan als Abschreckung zur Erinnerung an diese Zeit. Gaichatu wurde schliesslich nach mehreren Schlachten erdrosselt. Es heisst, dass die Abneigung der Muslime und Juden gegenüber dem Zinswesen auf diese schreckliche Erfahrung mit Papiergeld zurückgeht. Raschid ad-Din, ein jüdischer Finanzberater und Wesir der Ikhane hatte die Geschehnisse festgehalten und Täbris zum damaligen Zentrum der Wissenschaften gemacht. Er beschrieb in seinen Büchern auch das verheerende Wesen von Fiat Money und er ist aus meiner Sicht ein früher Vorlaufer von Karl Marx (wenn man so will).

      Genau das beschrieb Raschid ad-Din, was heute auch noch höchst Aktuell ist:

      Es werden Verträge gebrochen, Statistiken geschönt und juristische Schlupflöcher ausgeweitet, es wird hemmungslos Geld gedruckt und gelogen, dass sich die Balken biegen.

      Der unvermeidliche Zusammenbruch des Fiat Money Systems wird sich dadurch jedoch nicht verhindern lassen, so wie dies seit Gaichatu immer wieder geschah und das auch immer wieder festgehalten wurde. Vlad der Vampir ist der geheime Schatz der Nestorianer die Wertschöpfung aus dem Nichts und verbreitet durch blutigen Vampirismus. Der Unterschied zu damals ist, die Menschen seinerzeit hatten den Braten recht schnell gerochen, da gab es noch nicht diese geheimnissvolle magische Kraft welche die Menschen in ihren Bann zog und Fiat Money zum Gott erhob, etwas das sich später ändern sollte…

      Ich hoffen das hier auch mal Platz für eine solche Anekdote aus unserer Geschichte ist, auch wenn vielleicht einiges davon sich mit Legenden durchmischt 🙂

      • Hampi sagt:

        Andres Müller sagt:
        8. Dezember 2011 um 00:19

        Vielen Dank für Ihre interessante Anekdote!

        Beim Fiat Money gründet die Preisfindung im relativen Verhalten einer Menschengruppe (Habende) gegenüber diesem Fiat Money. Verkoppeln sie aber den Preis des Geldes an ein physisches Produkt (z.B. Gold, Silber), richtet sich der Preis des Geldes nach dem Wert dieses Produktes. Da sich aber der Wert dieses Produktes schliesslich auch wieder nach dem relativen Verhalten einer Menschengruppe (Habende) richtet, sehe ich keine grundsätzliche Verbesserung. Denn das Hauptproblem, die Verzerrung durch menschliche Irrationalität/Willkür, haben sie damit keineswegs überwunden.

        Solange wir nicht fähig sind, den Geldwert von einer übergeordneten Intelligenz (z.B. Gott, „Goldman Sachs“ etc.) bestimmen zu lassen, gibt es keine perfekte Lösung. Sondern vielmehr drei Schritte vorwärts und dann zwei rückwärts. Goldstandard oder Bretton Woods liegen dabei weit hinter uns.

        Deshalb ist die Wahrscheinlichkeit gross, dass, wenn der Euro auseinanderfallen sollte, einfach zwei, drei Fiat-Money-Systeme das alte ersetzen.

        Meine Prognose ist, dass ihr prognostizierter Untergang des Fiat-Money-Systems der Zeit vorauseilt.

        • Andres Müller sagt:

          „Meine Prognose ist, dass ihr prognostizierter Untergang des Fiat-Money-Systems der Zeit vorauseilt.“

          Das ist schon möglich das man es noch einmal mit einem Fiat Money System versuchen wird. Der IWF steht hier schon seit dem Lehman Kollaps Gewehr bei Fuss mit diversen Vorschlägen.

  • Andres Müller sagt:

    Herr Straumann, sie haben ja sicher gehört was Merkozy auch noch gesagt haben, nämlich erstaunlich wenig Ratschläge oder gar Vorwürfe an Herrn Draghi von der EZB. Es ist aber keineswegs so dass die Märkte derzeit am jubilieren sind, das würde anders aussehen (schauen Sie mal die Entwicklung an den Börsen im April 2009, anlässlich der Bankenrettungspakete). Nun bin ich mir ziemlich sicher dass die EZB nächste Woche ein QE einleiten wird, die dann so aussehen dürfte:

    EZB zahlt Euro an den IWF, dieser borgt das Geld Montis neu eingerichteter Staatsbank, die dann Italienische Staatsanleihen kauft. Aus diesem Grund (Insider Wissen) sind die Zinssätze für Italien- Bonds zurückgegangen. Das hat wenig mit Euphorie zu tun, sondern mit dem Kalkül grösserer Marktkräfte. Die EZB darf Geld an den IWF ausleihen, dass verbietet ihr die Politik nicht, und der IWF wird von Frau Lagarde kontrolliert. Die gemeinsame Intervention der Notenbanken vor Kurzem hat aufgezeigt, dass die EZB weiterhin in Absprache mit den anderen Notenbankchefs einschreiten wird. Es würde mich sehr überraschen wenn es nicht zu dem IWF Deal kommen würde.

    Ich schätze dass dies nächste Woche geschehen wird, nachdem Merkozy (das habe ich schon vor Wochen vorausgesagt) den Weg zur Fiskalunion durchgeboxt hat. Die USA würde diesen Weg ohne Zweifel unterstützten zumal ihre eigene Union sich nach einem blutigen Bürgerkrieg mit Millionen von Toten in diese Richtung entwickelt hatte. Der Einsatz des IWF um die Krise bei den Bonds zu beheben steht nur noch wenige Hindernisse gegenüber.

    Selbst der Soros -Flügel wird nun kaum mehr dagegen intervenieren (EU -Ost), denn Merkozy haben bekannt gegeben dass sie die Banken (wieder mal) verschonen wollen.

    Sie haben wohl Recht Herr Straumann, da ist wenig geplant um die Ursachen der Krise direkt anzugehen, man versucht die Lösung wie nicht anders zu erwarten durch den Ausbau der Wachstumsfähigkeit durch organisatorische Massnahmen, also der Bildung einer Fiskalunion die den einzelnen Nationalstaaten Auflagen in der Schuldenwirtschaft bringt.
    Jede andere Lösung würde den Superrich zu viel Geld kosten, daher werden sie die Krise zuerst einmal so lösen wollen.

    Der Demokratie bleibt nur noch übrig hinterher die Aktionen welche durch die Trilateral Lobby aufgegleist werden, nachträglich abzusegnen. Das ist wie wenn die Wölfe den Schafen Mitspracherechte gestatten würden bei der Entscheidung welche Tiere der Herde zuerst gerissen werden. Für mich ist klar wer die nächsten Opfer sein werden, bestimmt nicht die Wölfe. .

    Inzwischen hat sich ja auch die Soros-Fraktion (der Bilderberger) über die S&P Abstufungs -Drohung zu Wort gemeldet um der Politik in den kommenden Tagen Beine zu machen. Der neue Chef der Rating Agentur (ehemals Boss der Citigroup) ist auf politischer Ebene mit Geithner und Clinton befreundet, die wiederum massiv von Soros finanziert werden. Den Rest kann man sich denken. Soros will vor allem die Banken retten (in denen er investiert ist), die Rettung einzelner Nationen hat er bekanntlich für nicht bezahlbar bezeichnet. Warum fallen dann die Zinsen bei den Staatsanleihen trotzdem? Wie ich oben bereits sagte steht der Einsatz des IWF kurz bevor, und die ist mit jenen Auflagen verbunden auf die sich die Märkte bereits jetzt freuen, die Opferung der Schafe steht bereits fest, es müssen nur noch die Schlachttiere für die Zeremonie „demokratisch“ bestimmt werden.

    • Maria Halder sagt:

      Eine gute Analyse Herr Müller. Neben Soros darf man auch Goldman Sachs nicht vergessen. Wir und der Rest vonn Europa duerfen uns dann auf ein Rentenalter 67 mit gekuerzten Renten freuen, denn jemand muss die Zeche ja zahlen.

  • Marcel Zufferey sagt:

    Aha, die Tagi-Redaktion muss bereits scharf zurück rudern- kein Wunder nach all dem Armageddon-Gedöns (bis hin zu brennenden Schalterhallen und noch Schlimmerem!) in den letzten Wochen..! Das wird im Rückblick mindestens ebenso peinlich gewesen sein, wie die berühmt-berüchtigte Ausgabe der Weltwoche (Nr. 42, „La crise n’existe pas“ vom 15. Oktober 2008), die seinerzeit nur wenige Stunden (!) vor der Rettungsaktion für die UBS im ganzen Land ausgeliefert worden- und international zur journalistischen Lachnummer des Jahrhunderts auserkoren worden ist. Ein paar Auszüge:

    „Die Schweiz trotzt der Krise. Mehr Regulierungen sind falsch. Die Schweizer Banken gehören zu den bestkapitalisierten Instituten der Welt.“ Gerold Bührer

    „Die Schweizer Grossbanken gehen aus der Krise trotz Fehlern gestärkt hervor.“ Lukas Hässig

    • Hanspeter Durst sagt:

      versteh ich was falsch, da rudert doch niemand zurück. Im Gegenteil, die legen noch einen drauf: „…ist der Optimismus der Anleger nicht nachvollziehbar…“ und „…Die Banken- und Schuldenkrise wird weiter ihren Lauf nehmen.“

    • Andres Müller sagt:

      @Marcel Zufferey „Die Schweiz trotzt der Krise“

      Darauf würde ich keinen Pfifferling wetten. Ich teile diese Analyse von Kenneth Rogoff zu erheblichem Teil:
      http://www.ftd.de/politik/international/:top-oekonomen-rogoff-zaehlen-sie-nicht-auf-einen-stabilen-euro-dollar-kurs/60126489.html

      „Es gibt also eine Menge vager plausibler Gründe, warum der Euro, trotz seiner sich hinziehenden Krise, gegenüber dem Dollar bisher so fest geblieben ist. Aber zählen Sie im kommenden Jahr nicht auf einen stabilen Wechselkurs des Euro zum Dollar – und schon gar nicht auf einen noch stärkeren Euro“

      Dieser Analyse kann man nur hinzufügen, zählen Sie nicht auf einen anhaltend fallenden Kurs des Schweizer Frankens zum Euro, rechnen Sie eher damit dass Anfang nächstes Jahr die Parität der Währungen erreicht wird (trotz Einsatz der SNB). Die Nationalbank könnte sich fundamentalen Entscheidungen der Marktkräfte die deutlich zugunsten des sFr.sprechen nicht widersetzen. Da die Schweiz vom Export in die EU abhängig ist dürfte damit das Gewerbe gehörig unter Druck geraten. Auf der anderen Seite könnte sich die Sache für die Schweizer Banken zwar kurzfristig sogar lohnen, indem der Wegzug des Kapitals aufgehalten würde, aber langfristig wird die Schweiz damit politisch unter Druck geraten, vor allem wenn im Norden der Herr Steinbrück an die Macht gelangt. In der Schweiz werden wenn überhaupt, vor allem die Superrich an Vermögen zulegen (dank höherem Frankenkurs).

      • Peter Don Kleti sagt:

        @ Hr. Müller: ..vor allem wenn im Norden der Herr Steinbrück an die Macht gelangt.
        Schon, vergessen Sie aber nicht, wir haben bereits vorgesorgt. Stichwort Axel W… 😉

    • Marcel Zufferey sagt:

      *räusper* Herr Müller: Erwähntes Zitat stammt aus der Weltwoche Nr. 42 vom 15. Oktober 2008, dem Datum also, als die UBS gerettet werden musste. Vieleicht lesen Sie ja mal meinen Kommentar noch einmal durch 😉

      Dass jetzt nur Symptombekämpfung betrieben wird, darin sind wir uns ja einig. Ursächliche Dinge lässt man z. Z. offenbar lieber ruhen.

      • Andres Müller sagt:

        Herr Zufferey, das was Sie Symptombekämpfung nennen, das nenne ich Geldregen für „den Markt“ auf Kosten der Allgemeinheit. Die Unterstützung für den „Kampf“, wenn Sie den so nennen wollen, ist Kriegsmateriallieferung für den Stellungskrieg der 1% gegen die 99% , und zwar in Form von risikofreier Liquidität. Die Banken müssen ja hier nicht wie bei Geldaufnahme im Interbankenmarkt befürchten dass das Geld aus einer Quelle kommen könnte wo das geborgte Geld über faulen Kredite generiert wurde. Die Banken wollen sich gegenseitig kein Geld mehr leihen weil die Geschäftspraktiken im Umgang mit Geld fast völlig intransparent geworden sind. Die OTC -Derivate sind wieder auf über 700 Billionen US$ angewachsen, eine Zeitbombe die mit dem QE der Notenbanken weiter gefüttert wird. Es ist ja nicht so dass dieses Geld in der Realwirtschaft ankommt, ansonsten hätten wir ja eine bemerkenswert hohe Inflation und keinen eher deflationären Zustand. Das QE fliesst aussschliesslich an die 1%, weil wir in einer Situation mit Überproduktion sind.
        Da werden also die Mangelsymptome der Markteliten gefüttert, die nirgends mehr Anlagemöglichkeiten finden.

        PS: Die Presse spricht von sich verschärfender Regeln gegen die Banken im Rahmen von Basel II. Doch diese Regeln sind ein Papiertiger, weil sie nur Forderungen und nicht Pflicht sind.

        Im Gegenteil, das „Bussgeld“ wenn eine Bank seine Mindestreserven nicht einhält, wurde von der SNB kürzlich wieder mal gesenkt. Wir haben jetzt noch 4% Zins welche eine Bank zahlen muss wenn sie diese Reserven nicht einhält. Das könnte etwa dazu führen dass eine Bank selbst die Unterschreitung der Mindestreserven zu einem Geschäft werden lässt -man kaufe zum Beispiel jetzt Italienische Staatsanleihen. Das ergibt als „Strafe“ (wenn die Anleihen durch Inkaufnahme über die Unterschreitung der Mindestreserve gekauft werden) dann im Moment 2% Zins, aber in Form von Gewinn und nicht Verlust.

      • Marcel Zufferey sagt:

        Die von Ihnen aufgeführten Zahlen kenne ich auch. Allerdings machen OTC-Geschäfte nur einen Teil der erw. 700 Billionen (Nominalwerte übrigens) aus. Auch der Umfang aller Obligationen liegt bereits schon mehr als 50 Prozent über der weltwirtschaftlichen Leistung von einem Jahr. Nur alleine aufgrund der Grösse der Derivatewolke schliessen zu wollen, dass das System in Kürze zusammenbricht, halte ich für etwas gar vermessen. Das wird vielmehr ein Zusammenbruch in kleinen Schritten, der sich über Jahre oder sogar Jahrzehnte hinaus zieht, ein richtiggehendes Dahinsiechen. Mir geht es lediglich um den zeitlichen Rahmen, nicht um den Kollaps als solches. Wie gesagt. Die Welt wird nicht von heute auf morgen untergehen. Das habe ich gemeint. Ausser man wird in Zukunft nicht nur das Geld der anderen ausgeben, sondern auch Geld, dass es gar nicht gibt (Vgl. Gaupappe). Wenn die Geldpappe selbst zum System wird- das Drucken von Geld also- dann kann es noch lange gehen mit dem Weltuntergang, glauben Sie mir.

        • Andres Müller sagt:

          Herr Zuffrey, der „Weltuntergang“ der Eliten entspricht nicht dem Untergang des kleinen Bürgers und schon gar nicht dem der Ärmsten. Die Welt geht für Letztere jeden Tag hunderttausendfach unter. Auch wenn ich selbst nicht zu den Ärmsten gehöre, so muss ich um meine persönliche Existenz bangen. Das hat damit zu tun dass ich leider unter einer seltenen Autoimmunkrankheit leide und meine Arbeitsfähigkeit daher nicht konstant gegeben ist. Da der Staat im Bereich der Sozialversicherungen leider (passend zu diesem Zustand der Gesellschaft) eine totalitäre Entwicklung eingeschlagen hat, muss ich um meine Rechtssicherheit fürchten und werde NULL von der IV unterstützt. Für mich hat der „Weltuntergang“ bereits stattgefunden, glauben Sie mir. Hätte ich mich nicht zu Zeiten guter Gesundheit persönlich unabhängig von diesem Staat vorgesorgt, ich hätte nächstes Jahr keinen Rappen für meine Existenz. Sollte ich in 2 Jahren vor Gericht doch noch Recht erhalten, wäre das für mich zwar nicht völlig nutzlos, aber doch viel zu spät. Das Porzellan ist längst zerschlagen. Mein Überleben wird derzeit nur durch meine vorsorgliche Intelligenz garantiert und nicht durch diesen Staat oder irgend eine Versicherung (die alle an IV Entscheide gekoppelt sind).
          Für mich existiert die Solidargemeinschaft schon lange nicht mehr. Erwarten Sie von mir also nicht dass ich das QE für die 1% Reichen als „kurzfristige Lösung“ ansehe, für mich ist das nur eine weitere Kriegserklärung.

          • Thomas Ernst sagt:

            @Andres Müller:
            „das QE für die 1% Reichen ist nur eine weitere Kriegserklärung“.
            Ja. Genau. Was soll man da noch sagen? Ich werde mir wohl noch etwas 9mm anschaffen, falls wir Eidgenossen die hiesigen 1% mal wie einst Bruder Willhelm Tell eigenhändig aufräumen müssen…

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