Taleb und der neue Klassenkampf

Das Video funktioniert hier leider nicht mehr und wurde daher gelöscht. Abrufen kann man es aber weiterhin hier per Bloomberg-Seite.

Der Autor des Schwarzen Schwans äusserst sich im obigen «Bloomberg»-Interview zur «Occupy Wall Street»-Bewegung. Im Zentrum seiner Aussagen steht die Entwicklung und der Zustand der Finanzbranche. Trotz der Länge des Videos und der nicht zu überspringenden Werbung am Anfang ein unverzichtbarer Beitrag!

Keine Kommentare zu «Taleb und der neue Klassenkampf»

  • Patrick Widmer sagt:

    @ ueli der knecht
    wohl wahr. Hier und in vielen anderen Foren und Blogs bleibt die Kritik leider an der Oberfläche.

    Das Suchen von Sündenböcken und kritisieren der „Reibungsverluste“ (z.b. politische Fehlentscheidungen, Populismus, Verzögerungen, nicht-marktkonforme Eingriffe, kriminelle Machenschaften, Korruption etc.) greift leider viel zu kurz.
    Ohne die „Reibungsverluste“ würde das System sicherlich besser und stabiler laufen, die Krise und der Zusammenbruch würden aber nur weiter in die Zukunft verschoben. Das aktuelle Problem ist weder von den „faulen Griechen“ noch „Bankstern“ verursacht.
    Es ist fundamentaler Natur.
    (Geld-)Schulden = (Geld-) Vermögen, das System braucht Fässer ohne Boden um wachsen zu können, ohne Wachstum bricht es zusammen. Sparen kann in diesem System auf makro Ebene nicht funktionieren, die Ausgaben des Einen sind immer die Einnahmen eines Anderen.

    Das sich heute vorallem die National-Staaten verschulden hat seine (Haupt-) Ursache darin das es die Unternehmen nicht mehr annähernd im ausreichenden Umfang selber tun. Würden die Unternehmen ausreichend kreditfinanziert investieren, bräuchte es keine Staatsverschuldung. Die Unternehmen investieren zu wenig (in die Real-Wirtschaft) weil kein Absatzmarkt für eine gesteigerte Produktion vorhanden ist. (nur logisch!))
    Die kapitalisitische Wirtschaft funktioniert heute Global, jeder mögliche relevante Absatzmarkt ist längst erschlossen. Leider können wir unsere Produkte nicht in ein anders Sonnensystem exportieren. Ohne auf Pump konsumierende Griechen / USA sind (netto) exportierende Chinesen / Deutsche nicht möglich.
    Leider ist das Ende der Fahnenstange in Sicht, nicht weil die Schuldner offensichtlich ihre Schulden nie zurückzahlen können (würde ja auch nichts bringen, nur Vermögensvernichtung resp. Billanzverkürzung) sondern weil die Investoren zunehmend zu Recht bezweifeln das sie die anfallenden Zinsen bezahlen können. Und das in einer Zeit in der die Notenpresse für billigstes Geld sorgt.
    Die Politik kann mit ihren mittlerweile schon verzweifelten Massnahmen das Unweigerliche nur hinauszögern, das Problem bleibt sich gleich, ja, der Kater wird nur umso übler. Es muss zu einem annähernd weltweiten Bankrott kommen damit das Hamsterad wieder von 0 anfangen und damit (anfänglich) gemächlich Beschleunigen kann. (Geld-)Vermögen und damit Schulden müssen radikal vernichtet werden, erst dann gibt es wieder Möglichkeiten neue Kredite aufzunehmen und damit die Wirtschaft am laufen zu halten.

    Meiner Meinung nach ist die Frage nicht WANN sondern WIE dieser Zusammenbruch von statten gehen wird. Ich habe die Hoffnung das es diesemal ohne allzu grosses Blutvergiessen abgeht. Es werden Köpfe rollen, die Frage ist wessen und wieviele. Dannach könnte eigentlich wieder für ein, zwei Generationen Wirtschaftswunderland sein, technologischer Fortschritt ohne Beispiel. Vielleicht ergibt sich durch den techologischen Fortschritt dann auch die Möglichkeit für ein System ohne Selbstzerstörungszwang zu entwickeln. Oder zumindest könnte dieser in Zukunft geregelter ablaufen.

    p.s.
    Mich nervt das die Leute nicht einsehen wollen, dass für jeden hunni in ihrer Tasche irgend jemand das Risiko einer Verschuldung eingegangen ist. Wir sollten den Schuldner-Ländern dankbar sein, sie ermöglichten uns lange eine tiefe Arbeitslosigkeit und damit relativen sozialen Frieden und zahlen nun als erste und am heftigsten den Preis. Die Griechen haben das Geld nicht geraubt, es wurde ihnen quasi hinterher geworfen, zum Nutzen aller. (die Verteilung des Wohlstandes und der Profite im allgemeinen mal aussen vorgelassen –> andere Baustelle, „Reibungsverluste“)

    • Martin Alder sagt:

      Ich möchte den Gedanken noch präzisieren: Wir sind bereits am Bereinigen der Ertagsbilanzungleichgewichte. Wer bisher auf Pump lebte bekommt das nicht weiter finanziert. Und bereits das scheint unerträglich schmerzhaft zu sein. Beispiel: Welcher EU-Krisenstaat hat denn nur schon Pläne, einen ausgeglichenen Haushalt zu erreichen? Das grosse Zeil ist für alle 3%-Staatsdefizit (gemessen am BIP). Das ist noch immer Leben auf Pump! Von Einnahmen=Ausgaben spricht niemand…

      Das wäre auch alles nicht so dramatisch, wären die Finanzströme ungefähr mit dem Wert der Handelsströme vergleichbar. Mit dem Schaffen von Überliquidität durch die (Noten-)Banken ist allerdings ein Vielfaches mehr an Geld frei herumfliessend. Dies verursacht Störungen, die mit dem Gang der Realwirtschaft kaum noch etwas zu tun haben und darum mit wirtschaftlichen Reaktionen auch nicht beeinflusst werden können. Diese Überliquidität sucht sich eine Verwendung. Lange war es das Finanzieren des Lebens auf Pump von Staaten und Privaten. Wenn das nicht mehr geht, bricht der Sturm auf die Realwerte los. Es kommt zu sehr grosser Inflation. Je länger die Geldpresse läuft, desto schlimmer wird alles. Am Schluss sind Finanz-Vermögen und -Schulden weginflationiert und dann kommt die Währungsreform.

      Neustart bei Null? Nein, die Vermögen stecken ja in den Realwerten geschützt und lösen sich dann mittels wieder neu aufkommender Fremdfinanzierung aus den Realwerten, sie werden wieder lukrativeres Finanzvermögen. Die alten Reichen sind die neuen Reichen. Das Spiel beginnt von Neuem.

      Gesucht sind Systemänderungen, die diesen desaströsen Kreislauf verunmöglichen.

  • Hampi sagt:

    Die Wut auf die Banken ist nachvollziehbar. Die Banken haben sich in den letzten 20 Jahren zu puren „Asset-Gatherers“ (Geldfänger) entwickelt. Die extreme Margen-Optimierung vor allem mittels Derivativen macht die bestehende Kundschaft zu den Zahleseln für die Finanzierung einer aggressiven Akquisitionspolitik. Neues Geld wird an Land gezogen, koste es, was es wolle. „Relationship-Manager“ werden mit grossen Geldangeboten an- und abgeworben. Man bekommt den Eindruck, als ob Kunden zu simplen „Commodities“ degradiert werden.

    Das ist zwar paradox, denn vordergründig werden die guten Kunden recht aufwendig betreut, indem man sie in die besten Restaurants, zu den geilsten und trendigsten „Events“ und was immer nach VIP schmeckt, einlädt. Also auf der einen Seite eine recht persönliche Behandlung des Kunden. Aber auf der anderen, der wichtigen Seite, geschieht genau das Gegenteil: Der Drang des Geldfängers (Bank) zur Margen-Optimierung macht es nötig, dass nicht der finanzielle Erfolg des Kunden im Vordergrund steht, sondern nur dessen „Geldpool“. Kapital, dem die Bank ihre geilen Produkte, mit ihren geilen Namen und ihren geilen Margen, verkaufen kann.

    Und im „Investment-Banking“ sieht es noch trüber aus. Es ist spätestens seit Edwin Lefèvre und André Kostolany allgemein bekannt, dass es ungeheuerlich schwierig ist, als Spekulant nachhaltig reich zu werden. Wie kann man da nur annehmen, dass es aus der Sicht des porschefahrenden „Deal-Makers“, der an einer Überdosis an Selbstvertrauen leidet, plötzlich einfacher werden soll?

    Es gibt wohl in den letzten Jahren kein besseres Parade-Beispiel als die Banken, wenn es darum geht, aufzuzeigen, wo und wie die kapitalistische (auf Leistung gründende) Ideologie absolut nicht zur Anwendung kommt. Die Handlung des Gremiums, das ihrem Chef 50+ Millionen Franken bezahlt, während der Besitzer mehr als die Hälfte verliert, hat viel mehr mit „Politbüro“, als mit Kapitalismus zu tun.

    Das Wutpotential gegenüber den Banken ist allseits enorm. Grosse Klassenkämpfe muss man vielleicht in Zukunft befürchten, aber im Moment dreht sich vorerst noch das meiste um „Besitzstandskämpfe“.

    Um die Krise, nicht das System, zu überwinden, brauchen wir gesunde, funktionierende Banken. Und gesund heisst bei den Banken, dass sie transparent sind und vor allem, dass sie Geld verdienen. Nicht „Fast-Money“, sondern nachhaltige, einigermassen stabile und absehbare Profite!

    • Urs sagt:

      Warum sollen (müssen) Banken Geld verdienen?

      Mir gefällt der Ansatz „banks must be utilities“ wesentlich besser… Profite etwa anstatt an die Aktionäre zu verscherbeln an die Einleger zurückverteilen und mit dem Rest die Leistung/Löhne verbessern oder die Preise senken…

      Banken kann man ohne weiteres auch so betreiben… geht alles.

      • Hampi sagt:

        Urs sagt:
        21. Oktober 2011 um 13:50

        Die Bank muss Geld verdienen, weil niemand jemandem Geld gibt, sei es der Bank, einem Freund oder wem auch immer, wenn er weiss oder wenn er annehmen muss, dass sie (Bank, Freund ….) damit Geld verliert (ausser er will sein Geld verschenken).

        Ob der Eigentümer nun der Aktionär, die Angestellten oder der Staat ist, ändert daran nichts!

      • Thomas Ernst sagt:

        @Urs
        Natürlich müssen Banken Geld verdienen – proportional etwa soviel, wie ein Wasserwerk oder die Müllabfuhr.

  • ueli der knecht sagt:

    @Müller
    Ihre Rettung der „Ur“kapitalistischen Idee erinnert mich an die verzweifelten Versuche gewisser K-Gruppen den Leninismus gegen den Stalinismus abzugrenzen um doch noch mit einem blauen Auge davonzukommen. In beiden Fällen haben wir es aber mit einer logischen Fortsetzung eines unmenschlichen (allzumenschlichen könnte der Zyniker einwenden) Systems zu tun, welches schon im Embrionalzustand eine „katastrophale“ Geschichtsentwicklung voraussahnen liess.
    Die Kreditblase war eine Notwendigkeit in diesem System, da nur dadurch die wegbrechende Kaufkraft der Massen kompensiert werden konnte. Die grandiose Exportentwicklung von China, Deutschland und Japan war nur durch eine unausgeglichene Handelsbilanz der anderen Nationen möglich, welche dadurch ihre exportierende Industrie mehr oder weniger zerstört haben.

  • Andres Müller sagt:

    Wer sein Geld nicht in Sachwerte retten kann, der wird bald keine Werte mehr besitzen. Noch einmal konnten die Eliten den Zusammenbruch des Währungssystems verhindern, indem sie aber die Regeln des wirtschaftlibralen Finanzsystems ausser Kraft gesetzt haben, der Zitronen-Sozialismus für Reiche wurde eingeführt durch Mündstopfung der überfetteten Banken-Gans. In diesem Sinn wundert es auch nicht, dass es nun zum Klassenkampf kommt. Im Prinzip findet nun ein ähnlicher Prozess wie in der guten alten UDSSR statt, welche ebenfalls einen Zitronen-Sozialismus, dort einer der Parteibonzen, aufbaute. So verschieden ist das gar nicht, Perestroika und Glasnost wären auch im Westen fällig. Tatsache ist, die westliche Politik ist unter einer Lobyisten-Schlammmasse der Banken ersoffen, Demokratie in der Wirtschaft wurde abbgesetzt.

    • Thomas Ernst sagt:

      @Müller
      Ich stimme Ihnen sowohl bei der Forderung nach Perestroika/Glasnost, als auch bei den Lobbyisten-Schlammmassen voll zu. Aber eben: Politiker sind billig zu haben….

  • ueli sagt:

    Dieses Interview ist der Gipfel der Idiotie. Die Welt wäre für Herrn Taleb in Ordnung wenn die Banker sich ihre Bonis mit den Vertretern des military-industrial-complex der USA redlich teilen würden. Ansonsten sollte man bitte schön die Demonstranten der occupy-Bewegung also infantile „Retro-Sozialisten“ betrachten, welche schwachsinnige Forderungen stellen würden. Der Interviewer fragt am Anfang des Interviews, ob dieser Klassenkampf ein marxistischer sei…als hätte es vor dem Marxismus keinen Klassenkampf gegeben und nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion auch nicht. Da lobe ich mir doch die Kindersendung Sesamstrasse; die haben jetzt eine neue „Hungerpuppe“ im Programm und sind damit näher an der Realität

  • Anh Toan sagt:

    „The banks have never made money in the history of banking:“ Sowas halte ich für einen eindeutig verzichtbaren Beitrag.

    Per 25.07.2010 gabs in den USA bereits 100 Bankpleiten fürs Kalenderjahr 2010, wie kommt Taleb dazu zu behaupten, die Verluste der Banken würden vom Staat übernommen?

    Wie sollten Soldatenboni berechnet werden? Bodycount oder was?

    Die Quasi-staatlichen Hypogarantierer Fannie Mae und Freddie Mac erwähnt er mit keinem Wort, es waren aber deren Garantien die das Toprating für gebündelte Subprime Hypos erst ermöglichten. Hätte der amerikanische Staat, seine Hypofinanzierer mit den notwendigen Mitteln versehen, damit sie die ausgesprochenen Garantien erfüllen könnten, hätte es nie eine Finanzkrise gegeben, der Anfang war eine Subprimekrise.

    In Griechenland streiken die Staatsangestellten, das heisst weit überdurchschnittlich bezahlte, mit unkündbarer Stellung abgesicherte, versuchen zur Besitzstandswahrung, den Rest der Gesellschaft zu erpressen. Aber an allem sind die Banken und die Boni der Banker schuld.

    „Occupy-Bewegung“ schafft es, etwa gleichviele Teilnehmer zu einer Manifestation zu bewegen, wie der Kaninchenzüchterverein zu seinem jährlichen Grillplausch, und dies auch nur, weil sie geschickt vermeidet zu definieren, wofür sie steht, ja nicht einmal gegen was sie eigentlich steht.

  • Michael Schwarz sagt:

    Die Bewegung „occupy Wallstreet“ ist nicht nur eine Bewegung, die von Marx beschriebenen Klassenkampf. Wir haben den Anfang des Systemzusammenbruches in 2008 erlebt. Die Warnsignale sollten wir in 200, als die Technologie-Blase platzte, bemerken. Viele Startups noch nie einen Gewinn generiert haben, haben Mio. und Mrd. an Börsengängen verdient, ohne eine reale Leistung erbracht zu haben, seitdem ist klar, dass die Gier der Investoren und Finanzkriminelle die Oberhand gewann. Die Systemkrise von 2008, die bis heute nicht überwunden ist, ist nicht anderes als die Fortführung der Krise von 2001.

    Sieben Jahren danach bracht das System teilweise zusammen, was nach zwei Jahren, zusehend zu einem Kollaps des gesamten Systems führen wird. Die fehlerhafte Entwicklung in den letzten 10 Jahren in der Politik und Wirtschaft fehlen Ihre Wirkung nicht. Diese Fehlerentwicklung ist auf die kurzfristiges Denken, bzw. auf die primitive Natur des Menschen zurückzuführen. Die Menschen sind nicht so weit entwickelt wie sie selbst annehmen. Viele primitive Funktion in unserem Gehirn ist weiterhin aktiv.

    Adam Smith versucht die Schwäche und Primitivität des Menschen zum Wohl der Gesellschaft zu nutzen machen, dies ist nur möglich wenn die Ressourcenverteilung und Chancengleichheit im System gewährleistet sind, die aber in heutigem System in völligem Ungleichgewicht sich befinden. Die Erbschaft des Vermögens ist das Hauptproblem, wodurch der Vorteil bei der Ressourcenverteilung von Generation zur Generation steigen lässt. Deshalb ist es eine übermässig höhere Erbschaftsteuer von 50% bis 90% notwendig für die Wiederherstellung des Gleichgewichts der Chancengleichheit.

    • Anh Toan sagt:

      @Michael Schwarz: Wollen Sie Chancengleichheit, müssen Sie die Schlauen und die Fleissigen (kurz: die Starken) zum Dauerkiffen zwingen, das soll dumm und faul machen, erben tun ohnehin nur noch Rentner.

      Britney Spears hat 1000 mal mehr „likes“ auf Facebook als Occupy Wall Street. Klassenkampf 2011 mit weniger als 15’000 „Likes“ auf Facebook?

    • Genau: „Die Systemkrise von 2008, die bis heute nicht überwunden ist, ist nicht anderes als die Fortführung der Krise von 2001.“ Deshalb habe ich 2007 an der ZHAW Winterthur ein neues Zeitalter proklamiert. Nach der Postmoderne („anything goes“) kam die pAstmoderne (www.pastmoderne.ch) – ein Übergangszeitalter, in welchem wir Weichen zu stellen hätten, ob wir ab 2012 in einem ‚fairen new-global-Age‘ leben wollten oder in der ‚feudalistischen new-world-order‘! Darin wurde im Kapitel ‚power structure research‘ die Finanzkrise vorausgesagt, weil „Geldmächtige sich in Kapitalvernichtung zur Verhinderung von Machtkonkurrenz üben“ würden. Die Politik sei unter diesen Umständen nur noch „für die Aufrechterhaltung eines Anscheins von Verteilungsgerechtigkeit“ da. Sie, Herr Schwarz, kommen mit ihrem Text auf ähnliche Konklusionen, auch betreffend der ‚Wiederherstellung des Gleichgewichts der Chancengleichkeit“. Wissen Sie jedoch, worunter unsere heutige Gesellschaft ebenfalls leidet? An ihrer Wissenschaftsgläubigkeit! Meine oben erwähnte Arbeit an der ZHAW wurde zuerst als ‚zuwenig wissenschaftlich‘ abgetan, denn dazu brauche es Quellenangaben! Da fiel mir auf, dass Wissenschaftlichkeit immer rückwärts gewandt ist! Eine Vision kennt keine Quellenangaben und weil Visionäre deshalb nicht ‚wissenschaftlich‘ sein können, werden sie in der heutigen Zeit nicht mehr publiziert! Einer der berühmtesten Männer der Welt sagte 2005 „wir müssen die selbstverfügte Beschränkung unserer Vernunft auf die Wissenschaftlichkeit (er sagte: „auf das im Experiment Falsifizierbare“) überwinden und der Vernunft ihre ganze Weite wieder eröffnen!“ Was für eine wunderbare Aussage! Weil jener visionäre Mann jedoch eine der zur Zeit unbeliebtesten Positionen der Welt innehat, wird/wurde er nicht erhört!

      • Thomas Ernst sagt:

        @Nünlist:
        Sie sind eben auf den elementaren Unterschied zwischen Forschern und Wissenschaftern gestossen. Forscher betreten Neuland, Wissenschafter planieren den bereits ausgetretenen Pfad.

        Die Wissenschaftsgläubigkeit der „aufgeklärten“ Gesellschaft hat groteske Züge und ist von einer beliebigen Religion nicht zu unterscheiden. Die Wissenschaftsreligion hat ihre Päpste (Dawkins), ihre Dogmen (CO2-Schwindel) und ihre Kathedralen (CERN-LHC). Die Realität ist jeweils nicht dort, sondern dort, wo die echten Forscher suchen.

        Viel Glück!

        PS. wer ist „jener visionäre Mann“?

  • Urs sagt:

    Ein Teil der Aussagen von Taleb sind u.a. hier in diesen Artikeln nachzulesen.

    http://www.ratkontrapunkt.ch/artikel/ für einmal nicht nur Oekonomen die uns die Welt erklären wollen. Aufschlussreich und Spannend wenn für einmal nicht Oekonomen uns erklären wie es sein könnte oder noch schlimmer wie es sein soll.

    Die Aussage das „banks should be utilities“ und „banker shall be paid a standard salary“ ist u.a. seit 2010 hier nachzulesen: Von: Philippe Mastronardi, Der Finanzmarkt muss ein Service public werden

    Aber auch dies ist im Hype der Neoliberalen Verblendung und der hystersichen Staatsfeindlichkeit untergegangen…

    Wie einer von zahllosen anderen Mitstreitern ist auch Taleb zu einseitig beeinflusst vom üblichen Neoliberalen Gedankengut der letzten 30 Jahre. Es geht ganz sicher nicht nur um die Bonistrukturen der Bank- und Finanzhäuser und es wird auch nicht ausreichen die Banken zu beschränken und das Risiko können die schon gar nicht übernehmen…das konnten Banken noch nie sobald diese konservative kaufmännische Regeln über Bord geworfen haben und das haben die früher oder später immer…

    Trotzdem, ein Anfang kann gemacht werden in dem die Nationalbank auch für das Giralgeld verantwortlich ist anstatt so wie heute nur für die Münzen und Banknoten. Das Giralgeld mit dem wir heute, ausser wir hantieren mit Münzen und Noten, unseren Zahlungsverkehr erledigen ist noch nicht mal ein gesetzlich legitimiertes Zahlungsmittel. Die Gesetze auf der die SNB ihre Tätigkeit aufbaut stammen aus den Anfängen des letzten Jahrhunderts. Also aus einer Zeit in der die Kantone noch eigene Zahlungsmittel produzierten…

    Das Giralgeld (elektronisches Geld) wurde aber bis heute nicht reguliert und schon gar nicht unter die Verwaltung der SNB, noch irgendeiner anderen Nationalbank, gelegt. Die Geschäftsbanken können soviel Giralgeld aus dem virtuellen Raum der internen Buchhaltung produzieren wie sie wollen. Am Ende bedeutet dies das jedem Kreditwunsch rein aufgrund der Einschätzung der Bank entsprochen wird.

    Wärend also die Geschäftsbanken frisch und fröhlich Giralgeld produzieren soviel die wollen müssen die Nationalbanken mit den Mitteln von vor über 100 Jahren dagegen ankämpfen.

    Banks should be utilities as should be some other entities as well… simply for the greater good of societey instead of a hand full of shareholders.

    Taleb beschwört einen Klassenkampf herbei wo doch dieser bereits längst im Gange ist. Oder als was sonst soll das was sich in den letzten 30 Jahren Zivilgesellschaftlich entwickelt hat noch bezeichnet werden? Eine Erfolgsgeschichte ist es wohl für eine wachsende Zahl von Menschen eh nicht mehr… zumindest in den Oekonomien die nach angelsächsischem Muster aufgebaut sind… aber auch die Rheinischen Sozialen Marktwirtschaften sind seit Jahren nicht mehr das als dass diese noch verkauft werden…

    Ansonsten war für mich das Interview eine ziemlich hastige Angelegenheit…

    • Anh Toan sagt:

      @Urs: Apropos Giralgeld: In der Schweiz läuft der grösste Teil des Zahlungsverkehrs ueber Postfinance.

      • Urs sagt:

        und nun, was soll die Aussage?

        • Anh Toan sagt:

          Wenn in der Schweiz Giralgeld aus dem virtuellen Raum der Buchhaltung gescaffen wird, wie Sie behaupten, geschieht dies durch einen staatlichen Monopolisten und nicht durch die Banken.

          Das soll diese Aussage!

          • Urs sagt:

            Jaja, Zahlungsverkehr und Kreditvergabe sind ja auch genau das gleiche Geschäft…und beides ist fest im Griff eines staatlichen Monopols…

          • Anh Toan sagt:

            @Urs: Hab ich dies geschrieben?

            Sie beklagen die mangelnde staatliche Kontrolle über Giralgeld und erwähnen dabei die SNB, also die Schweiz, und ich weise Sie (und andere Leser) darauf hin, dass der grösste Teil des Zahlunsverkehrs in der Schweiz von einem staatlichen Monopolisten abgewickelt wird. Zahlen Sie eine Rechnung per Bankvergütungsauftrag, geht das Geld vom Postcheckkonto Ihrer Bank auf das Postcheckkonto der Bank Ihres Gläubigers. Darum finden Sie auf allen Einzahlungsscheinen eine Postcheckkonto Nummer. Es ist schlicht falsch, hier mangelnde staatliche Kontrolle zu beklagen.

          • Thomas sagt:

            @Anh Toan:

            „dass der grösste Teil des Zahlunsverkehrs in der Schweiz von einem staatlichen Monopolisten abgewickelt wird. Zahlen Sie eine Rechnung per Bankvergütungsauftrag, geht das Geld vom Postcheckkonto Ihrer Bank auf das Postcheckkonto der Bank Ihres Gläubigers. Darum finden Sie auf allen Einzahlungsscheinen eine Postcheckkonto Nummer. “

            Das ist schlichtweg falsch. Sie scheinen mit den Verhältnissen nicht vertraut.

            Tatsächlich laufen solche Zahlungen über das „Swiss Interbank Clearing“ (SIC). Selbst Zahlungen, die Sie im electronic Banking auf das Postcheckkonto einer anderen Bank zahlen wollen, werden von der Bank automatisch über das SIC geroutet. NUR Zahlungen auf ein Postkonto gehen auch wirklich an die Bank der Post, z.B. eine Einzahlung am Postschalter für ein Bankkonto wird von der Post auf das Postcheckkonto der Bank gebucht. Die Post ist selbstverständlich auch Teilnehmer am SIC (BC 9000).

            Dies alles ist jedoch nicht der Weg, auf dem die SNB den Zahlungsverkehr kontrollieren würde.

  • Tststs sagt:

    Was für ein herrlicher Versprecher bei 5:09
    🙂

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