Schwarz-Peter-Spiel an den Devisenmärkten

Dass der Yen ebenfalls zu einer Fluchtwährung geworden ist, erstaunt: Geschäftsleute eilen an der Tokioter Börse vorbei.
Die Entwicklung an den Devisenmärkten gleich immer mehr einem Schwarz-Peter-Spiel. Bis zur SNB-Intervention vom 3. August befand sich der Schweizer Franken im Aufwärtstrend. Jetzt ist es der japanische Yen. Am 9. August lag der Kurs bei 108 Yen pro Franken, heute liegt er zwischen 95 und 100 Yen pro Franken. Gegenüber dem US-Dollar erreichte der Yen den höchsten Stand seit dem Zweiten Weltkrieg. Dafür ist der Franken einstweilen stabil gegenüber dem Euro und dem Dollar.
Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die japanische Zentralbank wieder aktiv wird. Bereits Anfang August hatte sie am Devisenmarkt interveniert, was den Höhenflug des Frankens beschleunigte, und so den Schwarzen Peter an die SNB weitergegeben. Es kann gut sein, dass die SNB nach einer erneuten Intervention der Bank of Japan wieder gegen die Aufwertung kämpfen muss.
Dass nicht nur der Schweizer Franken, sondern auch der Yen zu einer Fluchtwährung geworden ist, erstaunt ziemlich. Japan hat eine Verschuldungsquote von rund 200 Prozent des Bruttoinlandsprodukts, die Wirtschaft ist geschwächt vom Erdbeben, und die Politik seit längerem blockiert. Ausserdem hat die Ratingagentur S&P das Kreditrating von Japan im Januar 2011 von AA auf AA- reduziert, was kurzfristig einen Einbruch des Yen gegenüber dem Dollar verursachte. Die Begründung: Die Regierungspartei (Demokratische Partei Japans) habe «keine kohärente Strategie, um die negative Schuldendynamik anzugehen». Klingt irgendwie vertraut, oder?
Das Schwarz-Peter-Spiel zwischen Yen und Schweizerfranken ist ein weiteres Zeichen dafür, dass die Anleger zurzeit von allen guten Geistern verlassen sind. Allzu lange kann das nicht mehr anhalten. Die Situation am Interbankenmarkt hat sich weiter verschlechtert, die Kurse der italienischen und spanischen Anleihen sind trotz Käufen durch die Europäische Zentralbank (EZB) wieder am Fallen, in Griechenland brechen die Staatseinnahmen erneut ein. Im September, wenn die Ferien vorbei sind und alle Händler wieder an ihren Pulten sitzen, wird sich vieles klären – zum Guten oder zum Schlechten.
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Der Anstieg des EUR und Zerfall des Franken seit letzten Freitag, kann nur durch die heimliche Intervention der SNB erklärt werden. Es gibt keinen Grund, warum der EUR so schnell, heftig und so kurze Zeit den Wert zulegt. Die Schuldkrise wird in baldiger Zukunft verschlimmert werden, das ist alle Banken und Hedgefond Manager klar, deshalb ist es ausgeschlossen, dass sie jetzt in EUR umschichtet.
Das Thema des starken Frankens wird zu Diskussionen des Trittbrettfahrer, weil alle auf die 2 Mrd. Subvention des Bundes scharf sind. Die Diskussion zum Thema des starken Frankens benötig ein makroökonomisches Hochschulstudium, was die Meisten nicht haben, denn frage ich mich wie sollten sie über dieses Thema sachlich und objektiv diskutieren. Über das Thema der Währung muss sogar die Doktorand den Kopf zerbrechen.
Der Frankenstärke wird jetzt zum politischen Thema, was ich von Grund aus dagegen bin. Die Politiker müssen in seinen Bereichen der Aufgaben bleiben, anstatt in Geschäften einzumischen, die sie nicht verstehen. Das ist ein gutes Beispiel, dass die moderne Politik zu einem wichtigsten Wirtschaftsfaktor geworden ist. Dies kann in Zukunft in Struktur zu massiven Problemen und Konflikten führen, die Unabhängigkeit der Zentralbank könnte dadurch gefährdet werden. Die Trennung zwischen den Politiker und Zentralbank ist zwingend notwendig, womit der Missbrauch der Geldpolitik für eine politische Wahl verhindert. Die Politiker schlachtet dieses Thema des starken Frankens zur Förderung eigner politischen Karriere aus. Das ist kein adäquates Verhalten der Schweizer Politiker, deshalb darf die SNB den Angriff der Politiker nicht tolerieren.
Vielleicht sollte die Schweiz einfach eine zeitweilige Waehrungsunion mit Japan und Brazilien eingehen. Die Laender koennten ihre Waehrungen verkoppeln und zusammen intervenieren. Engere Wirtschaftsbeziehungen mit Brazilien waeren sowieso nicht schlecht.
Eine Währungsunion? Das würde die Aufgabe des Schweizer Frankens bedeuten. Sie meinen wohl einfach ein System fixer Wechselkurse. Sowas wie eine !geplant! „zeitweilige“ Währungsunion gibt es nicht. Das würde nicht lange währen, gegeben der arg unterschiedlichen Fundamentaldaten. Zudem wurden solche Systeme bereits für tot erklärt (siehe Währungskrisen in den neunzigern und im letzten Jahrzehnt) … dank liberalisierung des Kapitalmarktes und neuer IT-Technologie. Jaja .. soviel zu der „moderating“ force of floating exchange rates. Nur Volitlität hats gebracht…
Stimmt Japan hat geringe externe Schulden. Das aber auch nicht mehr lange. Die Sparquote der Bevölkerung sinkt schon seit längerem.
bis ende oktober 2011 soll eur-chf 1.38 steigen. kauf SNB auch eur um kurs gewinn machen?
Ihr Yen-Beispiel, was ich mich seit langem mit der gleichen Fragestellung des Zusammenhanges zwischen dem Verschuldungsgrad eines Landes und Wechselkurs beschäftige, stellt ich fest, dass kein direkter Zusammenhang zwischen beiden besteht, dies widerspricht alle makroökonomischen Modelle. Eine kurze Zusammenfassung Japans: seit der 90er ist Japan in der Liquiditätsfalle, Zins ist in Japan fast auf null, die Wirtschaft wächst in Japan seit langem nicht mehr, Japan ist in einem Zustand der dauerhaften Stagnation. Der Verschuldungsgrad liegt bei 200%, es sollte keine Rolle spielen, bei wem die Regierung verschuldet ist, die Fakten bleiben gleich. Trotzdem die alle negative Fakten wird der Yen aufgewertet, die Aufwertung des Franken kann man begründen, bei Yen aber nicht. Obwohl alle Zentralbank gegen der Aufwertung des Yen interveniert haben, steigt der Yen weiter an.
Die verbale Intervention der Zentralbank Japans ist absolut bedeutungslos, wie ich in vorherigen Beiträgen bereits erklärt habe, die Zentralbank haben die Aufgabe der Bewertung eigner Währung in Händen der Spekulanten und Banken 100% überlassen, wir haben ein 100% free Flowrating System, welches von August von Hayek in der 30er von Zentralbanken gefördert hatte. Diese Experiment muss als gescheitet angesehen werden, weil in dieser Welt gibt zu viele Betrüger, Hochstapler und Blender, sie wollen ohne Aufwand, Risiken oder Arbeit reich werden – dies gilt insbesondere für viele Elite Uni-Absolventen in Fach Wirt. Wiss. Das sind die Gründe warum die Finanzmärkte die Regulierung benötigen, weil der Mensch nicht aus seiner evolutionären Entwicklung hinaus gekommen ist, deshalb werden sie alles daran setzen, obwohl die Gemeinschaft schadet, an dem Reichtum und Macht zu erlangen.
Das Fazit: Die Aufwertung des Yen und Franken zeigt ein Bild der Machtkonzentration des internationalen Kapitals, die für die Weltgemeinschaft immer gefährlich werden. Die Absprache und Kooperationen zwischen den grössen Hedgfund-Manager, heute sind sie soweit, dass sie in der Lage sind, ein Land oder eine Wirtschaftsgemeinschaft zum Absturz zu bringen. Das ist das Ergebnis der zügellosen Liberalisierung letzten 20 Jahren. Wer hat für die zügellose Liberalisierung propagiert, diese Frage sollten alle heute stellen. Selbstverständlich sind die Nobelpreisträger in Wirt.Wiss. der vergangenen Zeit und die dummen, karrieregeile machtgierige Politiker, die haben nicht verstand, was sie tat, vor allem was für die Generation danach bedeutete. Sie verschmutzt die gesellschaftliche Umwelt. Ein gutes Beispiel ist Bernanke, er ist ein Dinosaurier der 60er und 70er, genau seine Geldpolitik.
Angenehm wäre, keine wirren Artikel in teilweise unverständlichem, fehlerhaftem Deutsch lesen zu müssen. Inhaltlich wäre mehr Fachwissen auch wertvoll.
@Walter:
Was für Sie unverständlich ist, liegt zum grössten Teil bei mangelnden Hintergrundinformationen. Selbstverständlich solche Information müssen Sie voraus erworben haben, womit Sie die Fakten zusammensetzen können. Die Krise von 2008 ist eine Krise der Struktur, dieses Problem haben die Politiker gar nicht angefasst. Die Bankrettung oder Finanzspritze sind Massnahme, die man das Symptom der Krankheit, nicht aber die Ursacht bekämpft wird. Der Zusammenbruch der EU und Verschuldungsproblematik in den USA weist viele Gemeinsamkeit auf. Die Ursacht liegt in der Machtkonzentration bzw. die Konzentration des Kapitals. In einem Kapitalismus gibt keine Demokratie, d.h. wir leben in einer Gesellschaft, die in sich ein Widerspruch ist, dies verstärkt das Ungleichgewicht in der Gesellschaft zusätzlich.
Danke für Ihre Kritik.
@Walter, ich danke für Ihre Antwort, sehr angenehm und auf de Punkt.
Brasilien müsste wahrscheinlich mitmachen da der REAL ja jetzt schon „Fluchtwährung“ ist.
Ironie beiseite, was kann Bernanke den noch grossartiges machen? Noch mehr Dollar auf den Markt werfen, QE-xy ungelöst?
Zurzeit haben die Inflationsängste Oberhand und deshalb kann Bernanke konkret nur ein paar kleine Schritte machen, also QE-Mini (z.B. Fälligkeiten vom 600-Mia-QE2 werden verlängert).
Aber auf was es ankommt ist, wie er dem Markt glaubwürdig und überzeugt vermitteln kann, dass wenn es hart-auf-hart kommt, er auch vor QE3 nicht zurückschrecken würde. Wenn Politiker kein Vertrauen mehr geniessen, schauen alle zur FED und zur EZB.
Der Aufwärtstrend des Frankens gegenüber dem Yen ist auf der obigen Grafik klar ersichtlich. Aus der Uebertreibung vom 9.8. ein Story zu erfinden, verdiente schon fast einen Orden für Tobias Straumann. Dieser Artikel beruht auf Fakten, die allesamt bekannt sind, die Schlüsse, die gezogen werden „von allen guten Geistern verlassen“, passen besser in den Boulevardbereich. Kenner der Materie können sich nur wundern, dass sowas gedruckt wird. Und begreift es endlich: Es sind nicht die Händler, die die Kurse machen.
@Hampi, ein interessanter Ansatz ! Schweiz und Japan zusammen. Erzählen sie uns bitte was nach ihrer Meinung geschehen würde. Wer ist nachher im Zugzwang ?
Vielleicht Brasilien, aber die würden an einer koordinierten Aktion möglicherweise auch mitmachen.
Aber wer weiss. Zurzeit ist alles in der Schwebe. Vielleicht neutralisiert morgen Bernanke zum voraus alle drei zusammen, somit wäre der „Schwarz-Peter“ wieder beim Absender 😉
Es ist tatsächlich erstaunlich, dass der Yen auch in der gegenwärtigen Krise als Fluchtwährung gebraucht wird. Wie kann man eine Währung, dessen Land eine Verschuldungsquote von über 200 % aufweist, mitten in einer Staatsschuldenkrise als Hort der Sicherheit betrachten?
Für die Stärke des Yens sprechen vor allem die relativ tiefe Verschuldung der Haushalte , die hohe Produktivität, die geographische Lage (gleich neben China) und die grosse Liquidität der japanischen „Government-Bonds“ (ja, Euro-Bonds-Negativisten, so ist es!).
Aber der zurzeit wichtigste Punkt ist die Unabhängigkeit Japans vom internationalen Finanzmarkt. Während sich das „internationale Geld“ wie ein aufgescheuchtes, amokrennendes Reh verhält, ist der „Japanische Sparer“ stoisch ruhig und gelassen. Und diese Ruhe wirkt wie ein gewaltiger Schutzwall, wo sich eine irrgeleitete Kurzfrist-Spekulanten-Phantasie vergebens die Zähne ausbeissen würde.
Über das Thema „Schutzwall“ sollten sich die Deutschen Politiker gelegentlich auch einmal Gedanken machen. Solange sie aber im „Wie-man-es-nicht-machen-darf“-Modus verharren, werden sie kaum über eine Lösung stolpern.
Die Idee, dass nach einer japanischen Devisenintervention der „Schwarz-Peter“ wieder beim Schweizer Franken liegen könnte, finde ich gut. Zudem frage ich mich, wer ihn wohl bekommen würde, wenn die Schweizer und Japaner gleichzeitig und koordiniert intervenieren würden?
@Matthias, das ist schon klar. Genau diese späten Folgen sind beunruhigend. Ich glaube das System ist mittlerweile so komplex geworden das keiner mehr in der Lage ist die genaue Reaktion aufgrund einer Aktion zu beurteilen.
Wenigstens sollten wir keine Politiker daran rumbasteln lassen. Die sind schlicht zu blöd um selber zu Denken und hören nur auf ihre Einflüsterer von linker Lobby bis rechter Lobby.
Ich glaube das keine Nationalbank dieser Erde noch genügend Pulver im Keller hat um noch nachhaltig einzugreiffen.
Man sollte das ganze vielleicht trotz allem dem freien Markt überlassen. Vielleicht müssen ein paar Banken hopps gehen bevor eine Genessung eintritt ?
Die SNB können theoretisch kein Pulver verschiessen da sie unendlich Gelder generieren könnten. Das Problem ist eher das sie einen Gesetzesbedingten Auftrag haben die Währung stabil zu halten und wenn sie unendlich Geld drucken könnte das später Fatale Folgen haben.
Herr Straumann, Sie schreiben „Dass nicht nur der Schweizer Franken, sondern auch der Yen zu einer Fluchtwährung geworden ist, erstaunt ziemlich“. Mich nicht, denn Japans Staat ist nicht im Ausland verschuldet, sondern bei der eigenen Bevölkerung. Trotzdem wird Japan natürlich wiederholt intervenieren gegen den hohen Yen. Übrigens ein Spezialeffekt der heute den Schweizer Franken wieder anhebt gegenüber Euro und US$ ist der Steuervertrag mit Grossbritannien. Dies bewirkt für reiche Briten den Vorteil in der Schweiz sicherer anlegen zu können als zuvor und mindert die Gefahr einer Bankenkrise in der Schweiz. Auch andere Staaten werden England folgen, denn die Reichen jener Länder werden Druck auf ihre Regierungen ausüben den Tresor Schweiz zu verschonen (weil sie selbst hier angelegt haben). Eine Parität des Franken zum Euro rückt wieder näher, weitere Interventionen der SNB werden vermutlich sehr verlustreich.
@Herr Müller, ich finde Ihre Überlegungen sehr interessant und schlüssig.
Wer steht am Ursprung dieses Schwarzpeterspiels? Die Chinesen generieren mit ihrer unterbewerteten Waehrung die Blasen, denn ihre Trillionen an damit generierten Devisenreserven muessen irgendwo hin (Treasuries, Gold, CHF,), andrerseits fehlen die Trillionen den Chinesen zum Konsum importierter Produkte oder zu einer Ferienreise nach Europa oder USA.
@Anh Toan:
Chinesen – warum nicht? Aber…glauben Sie wirklich, das sei der einzige Faktor? Angesichts der Riesenbeträge die heute überall im Spiel sind – da suchen doch alle irgendeinen sicheren Hafen, nicht nur die chinesischen Zahlungsbilanzüberschüsse?
Die Waehrungsreserven der Chinesen sind mit Abstand das groesste liquide Vermoegen auf dieser Welt, (auch wenns auf Deutsch nur Billionen und nicht Trillionen sind). Diese Summen generieren ungesunden Schwell in allen andern Haefen, die mal als zuverlaessig galten: Immobilien, Gold, Treasuries werden/wurden zu Risktrades.
Vielleicht ist es Absicht , so“kleine“ Währungen wie der YEN und der CHF zu einem JOJO-Effekt zu bringen.
Stelle hier mal die Frage, was die Finanzexperten über solche Gedanken erzählen. Hr Straumann tönt dies zwischen den Zeilen für mich an.
Was mich interessieren würde, wäre, wann die Leute merken, dass ihre ETF’s wertlos sind. – Im September? ….. :/