Unsere utopische Klimapolitik

Von Treibhausgasneutralität bis Wachstumsstopp: Warum die formulierten Klimaziele kaum mehr etwas mit der Realität zu tun haben.

Die Welt 2050: Nur noch erneuerbare Energien und keinerlei Wirtschaftswachstum? Foto: iStock

Die wichtigste Botschaft meines 2019 erschienenen Buches «Der Wachstumszwang» lautet, dass heute existierende kapitalistische Wirtschaften ohne Wachstum nicht funktionieren. Und ein Wachstum des BIP wird ja in allen Ländern weiterhin angestrebt. Es stellt sich deshalb die Frage, inwieweit sich dieses Wachstum in grüne Bahnen lenken lässt. Erwünscht ist aus ökologischer Perspektive ein Wachstum, welches möglichst wenig Umweltschäden verursacht und zu keiner Erschöpfung natürlicher Ressourcen führt. Man möchte also eine Entkopplung des Wirtschaftswachstums von Ressourcen- und Energieverbrauch sowie den CO2-Emissionen. Darüber besteht weitgehend Einigkeit. Eine ganz andere Frage ist aber, ob und wie dies überhaupt möglich ist.

Tatsächlich haben sich die Wirtschaften in den Industrieländern gemäss Statistiken zunehmend in diese Richtung entwickelt. In Deutschland und der Schweiz stagniert der Endenergieverbrauch in den letzten Jahren bei weiterem Wirtschaftswachstum. Und die CO2-Emissionen sind seit 1990 rückläufig. Aber das liegt auch daran, dass viele umweltschädliche Prozesse ins Ausland verlagert wurden. Addiert man in der Schweiz die durch Importgüter im Ausland verursachten Emissionen hinzu, belaufen sich die CO2-Emissionen pro Kopf auf mehr als das Doppelte. Wir müssen die Frage der Entkopplung deshalb auf globaler Ebene betrachten. Tun wir das, dann sehen wir, dass die globalen Treibhausgasemissionen weiter angestiegen sind. Allerdings hat sich das Wachstum seit der Finanzkrise 2008/09 verlangsamt, und die Wachstumsrate betrug 2010 bis 2017 noch 1,1 Prozent pro Jahr (IEA).

Aus diesen Zahlen geht somit hervor, dass auch auf globaler Ebene eine relative, aber keine absolute Entkopplung stattgefunden hat (siehe auch OECD, 2017). Um tatsächlich einen absoluten Rückgang von Verbrauch und Emissionen zu erreichen, wären also massive Anstrengungen notwendig.

Optimismus oder Utopie?

So weit ein kurzer Ausflug in die Realität. Die Politik in Deutschland oder der Schweiz scheint sich hingegen von der Realität immer mehr abzukoppeln. Mittlerweile geht es im Zeichen der Klimadebatte nicht mehr um Reduktionsziele, sondern um Treibhausgasneutralität. Bis ins Jahr 2050 streben die Regierungen sowohl in der Schweiz als auch in Deutschland an, netto keine Treibhausgase mehr auszustossen.

Dieses Ziel ist ähnlich realistisch, wie wenn man anstreben würde, die Zahl der bewaffneten Auseinandersetzungen bis 2050 auf null zu reduzieren. Ein nobles und erstrebenswertes Unterfangen, aber utopisch. Um die Utopie der Treibhausgasneutralität trotzdem realistisch erscheinen zu lassen, hat das Umweltbundesamt in Deutschland jetzt in einer über 400 Seiten langen Studie sechs Szenarien formuliert, wie die Treibhausgase bis 2050 gegenüber 1990 um 95 Prozent gesenkt werden können.

Nicht ohne Zauberkräfte…

Allen Szenarien gemein ist der vollständige Verzicht auf die Nutzung fossiler Energieträger bis 2050 und der Verzicht auf die energetische Nutzung von Anbaubiomasse. Das ist an sich schon ziemlich optimistisch. Doch allen Szenarien gemein ist aber vor allem auch das völlige Ignorieren des Wachstumszwangs heutiger Wirtschaften. Je nach Szenario wird angenommen, dass das Wachstum des BIP pro Jahr ab jetzt noch 0,7 Prozent beträgt, oder man sich sogar vollständig vom Wachstum befreit. Damit sind wir endgültig im Reich der ökonomischen Utopie angelangt.

Dass in dem Gutachten Fantasie über die Realität triumphiert, wird dann auf Seite 67 endgültig klar. Dort lesen wir: «Einhergehend mit dem gesellschaftlichen Wandel, veränderten Konsumverhalten und innovativen Produkten und Prozessen erfolgt im Wesentlichen ein qualitatives Wachstum einzelner Branchen und Sektoren. Dieses wird aber durch rückläufige Entwicklungen in anderen Bereichen kompensiert. Das bedeutet, dass ab 2030 in Deutschland wie im heutigen Japan zwar ein durchschnittliches Nullwachstum der Gesamtwirtschaft erfolgt, aber dennoch das Pro-Kopf-Bruttoinlandprodukt im Vergleich zu heute weiter ansteigt.» Erstens sind die Wachstumsraten in Japan im Durchschnitt weiterhin positiv. Und zweitens muss man Zauberkräfte besitzen, um in einem Land mit konstanter Bevölkerung ein höheres Wachstum pro Kopf als absolut hinzubekommen!

77 Kommentare zu «Unsere utopische Klimapolitik»

  • Hannes Lutz sagt:

    Für mich ist vollkommen klar: Grösserer CO2- und vor allem auch CH4-Ausstoss (die Erdgas-Lobby unterdrückt diese Komponente tunlichst) führt zu den vorausgesagten Veränderungen des Klimas. Es gibt aber eine Möglichkeit, die benötigte Energie für weiteres Wachstum bereitzustellen: die Kernenergie!
    Am Thanksgiving-Donnerstag hat die Mehrheit des europäischen Parlaments einer entsprechenden Empfehlung für die Madrider-Konferenz zugestimmt.
    Warum wohl liest man in der Schweizer Presse nichts von diesem doch sehr wichtigen Beschluss?

  • andy sagt:

    Illusion ist zu Glauben die Welt retten zu können. Zumal die Welt als Einheit noch nie wirklich funktioniert hat. So sehr sich die Welt auch dafür stark machte und interessierte. Die Aufgabe scheiterte stets kläglich. Nationalistisch konservative Bewegungen, Regierungen und Denken samt Kapital herrschen in den Köpfen der Entscheidungsträger.

    Finde es aber gut, wenn ihr mit Köpfen durch die Wände wollt und das wahre Sein kennen lernt. Beobachte die willden Kälber gern aus sicherer Distanz.

  • Hansueli Wermelinger sagt:

    Bei dieser Diskussion als auch gestern in der Arena vermisse ich etwas sehr Bedeutendes: nämlich die Hinterfragung, ob es denn stimmt, dass höhere Erdtemperatur vom höheren CO2-Ausstoss verursacht werden. Es ist zwar so, dass beide Werte miteinander in der Vergangenheit gestiegen sind aber gibt es eine eindeutige Abhängigkeit? Es gibt Wissenschafter, die das verneinen. Befürworter dieser Theorie sind meist Mitglieder der IPCC, welche sich zum Ziel gesetzt hat, diese Relation zu beweisen. Man könnte es aber vereinfacht auch so vergleichen: Wenn es regnet, laufen viele Menschen mit Regenschirmen herum. Verursachen die Regenschirme den Regen? Würde man das so sehen, dann könnte man bei zu starkem Regen und Ueberschwemmungen einfach Regenschirme verbieten.

    • Anh Toàn sagt:

      Würde man das so sehen und die Regenschirme verbieten, würde man erkennen, dass es dennoch regnet: Wenn man sich aber weigert, überhaupt zu versuchen, ob der Verzicht auf Regenschirme etwas bringt, und im strömenden Regen unter dem Schirm behaupten: Es regnet doch gar nicht, das sagen nämlich die Badehoseindustrie auch, und machte sich auf den Weg ins Strandbad, hätte man etwa Ihre Wahrnehmungsdefizite, Herr Wermelinger.

    • Claudio sagt:

      Wermelinger: Der Forist Oliver Gröning hat heute im Wissensteil Tagi im Artikel „Klima vor dem Kippen“ eine ganz gute Erklärung dafür geliefert:
      „Der Grund ist, dass die Infrarotstrahlung nicht von Molekülen mit nur 2 Atomen absorbiert werden kann, sondern von solchen mit 3 oder mehr (CO2, H2O oder CH4). D. h. N2, O2 & Argon (ca. 96-99% der Atmosphäre je nach Luftfeuchte) tragen nicht zum Treibhauseffekt bei.
      Hier die Beiträge der einzelnen Gase (Stand 1995):
      H2O: Konzentration 1-4% / +20.6 Grad / 62% des Treibhauseffektes
      CO2: 0.036% / +7.2 Grad / 22 %
      O3 (!): 0.000003% / +2.4 Grad / 7 %
      N2O (!): 0.00003% / +1.4 Grad / 4 %
      CH4: 0.00017% / +0.8 Grad / 2.5 %
      Q: Christian-D. Schönwiese: Anthropogene Verstärkung des Treibhauseffektes, in: Geographie und Schule, Nr. 101, 1996..“

  • Maria sagt:

    Wenn man reduzieren will, muss man die Population begrenzen. 2 Kinder pro Paar sollten genügen. Bei mehr Kindern sollte man besteuern anstatt zu subventionieren. Im Westen braucht es da dann eine Revision der Alterspension. Mehr Geld dem Bürger zum Ansparen, weniger dem Staat. Das GDP wird daher flach bleiben. Aber durch Gesetze und Steuern kann man das CO2 nicht runterbringen, wenn man denn glaubt, dass dies wirklich das Problem ist. Gibt bei der nächsten Krise Deflation und dann rasante Inflation mit Gelddrucken und Helikoptergeld. Dann explodiert/kollabiert unser System, wie vorher schon die Sowjetunion. Das wird dann wohl das CO2 letztlich wirklich begrenzen. Oder ein Krieg. Annehmen, dass China (oder Indien, Indonesien, ganz Afrika) auf Solar umsteigen ist naiv.

    • Hannes H. Müller sagt:

      Wohlstand bewirkt genau diese Reduktion der Geburtenrate. Wohlstand braucht Energie. Viel Energie, für Wasserversorgung, Kühlkette, Spitäler, Fabriken, öV, ..

      • Anh Toàn sagt:

        Energie haben wir genug, unser Problem ist, die da dann dort zu haben, wo sie gebraucht wird, also Speicherung und Transport. In Beidem werden wir für Strom besser, Herstellen können wir Unmengen von Strom.

        „Kühlketten“ als Beispiel: Als es in Vietnam Schlange gab, habe ich gesagt: „Wenn das Essen ein paar Stunden vor dem Essen noch versucht, weg zu kriechen, brauche ich mir keine Gedanken über eine fehlende Kühlkette zu machen.“ (Meine Frau: „Lebt der Fisch noch, wenn ich ihn kaufe, ist er frisch.“) Essen wir lokale Produkte, wenn nicht vegan halt noch nicht lange tot, brauchen wir keine Kühlketten: Solche Produkte kosten mehr bei uns im Supermarkt, als die von weit her transportierten Tiefkühlprodukte. Solche Produkte sind bei uns „Wohlstand“.

        • Anh Toàn sagt:

          „ÖV“ im Sinne von staatlichen Transportangeboten gibt es in wenig entwickelten Ländern wenig, aber in vielen gibt es private Busunternehmen, es werden Lizenzen vergeben, die vielleicht besser funktionieren als unsere SBB und ganz sicher besser als die DB. Fahre ich in Vietnam mit einem Bus in die Provinz, kann ich mir einen Bus aussuchen, in welchem ich liegen kann! Selbstverständlich gibt es eine AC, es ist sauber. Aber Qualität herstellen, im Sinne von, dass es immer so ist, dass keine Fahrer sich als Rennfahrer verstehen, welche versuchen, neue Streckenrekorde aufzustellen, die dann als Reisezeit angepriesen werden und so Druck auf die anderen machen, braucht keine Energie, aber macht, dass wir uns wohler fühlen: Schafft Wohlstand.

  • Bernhard Piller sagt:

    Wer heute seine Wirtschaft und Gesellschaft mit dem Argument des Klimaschutzes verkrüppelt, wird morgen einfach nicht mehr da sein. Ein Ausstoss von Null CO2 (netto Null gibt es nicht) bedeutet: keine Flugreisen mehr, kein Plastik oder Kunststoff mehr, keine Stahlgewinnung mehr, kein Strassenbau mehr etc, etc. Es wäre ein Gang zurück in die Steinzeit.

    • Hansli sagt:

      Ein Ausstoss von null bedeutet Flugreisen, Plastik, Kunstsoff, Stahlgewinnung, Strassenbau und vieles mehr. Wie das geht, kann man googeln.

    • Thomas Hartl sagt:

      Netto Null bedeutet, dass Pflanzen (oder Technologien) gleich viel CO2 aus der Atmosphäre entnehmen, wie ihr zu geführt wird. Spätestens mit dem Ende der fossilen Brennstoffe, wird dieses Gleichgewicht wieder entstehen. Warum also vorher noch den Planeten aufheizen?

      • Bernhard Piller sagt:

        Pflanzen entnehmen keine CO2 aus der Athmosphäre, denn sie vermodern irgend wann mal. Null CO2 bedeutet entweder keine fossile Energieträger oder dann synthetischen Treibstoff mit CO2 aus der Luft.

        • Thomas Hartl sagt:

          Fossile Brennstoffe sind aus vermoderten Pflanzen entstanden. Dasselbe gilt für die Moore, die leider zu oft trocken gelegt wurden. Was spricht dagegen, dass auch in Zukunft Pflanzenresten wieder zu CO2 Speicher werden?

          • Anton Paschke sagt:

            An die Herren Piller und Hartl: Ihr schreibt doch sonst lesenswerte Kommentare, warum funktioniert das heute nicht?
            Die Pflanzen nehmen tagsüber CO2 auf, erzeugen erst mal Zucker. Nachts verbrauchen sie den Zucker teilweise wieder und geben CO2 in die Luft ab, so wie alle anderen Lebewesen, die nicht grün sind. Vermodern bedeutet für Pflanzen und Menschen von Bakterien und Pilzen zersetzt zu werden, aller Kohlenstoff wird CO2 und geht in die Luft. Damit Kohle entsteht müssen die Pflanzenreste vor dem Vermodern durch luft-undurchlässige Sedimente überdeckt und abgeschlossen werden.

  • Hannes H. Müller sagt:

    Klimaneutralität ist durchaus realistisch bis 2050 zu schaffen mit Kernkraft, sogar bis 2040. Wenn man denn will. Es gibt „Die Strategie für CO2-freie Energie der Schweiz“, und man findet sie, wenn man sucht. Kurz, knapp, mit Berechnungen zum Nachvollziehen.

    Und sie ist – deutlich billiger als die Erneuerbaren – ohne Subventionen realisierbar.

    • Hansli sagt:

      Weltweit wird kein einziges AKW ohne Subventionen gebaut. Warum soll das in der Schweiz anders sein?

      • Hannes H. Müller sagt:

        Nein. Weltweit wird kein einzige Kraftwerk mit Subventionen gebaut. Ist auch nicht nötig.

        • Hansli sagt:

          Dann können sie doch sagen welches

          • Hannes H. Müller sagt:

            Keines. Habe ich schon gesagt.

            Amüsant finde ich, dass die Subventionen für Erneuerbare ok sind, aber AKW nicht, auch wenn sie halt keine Subventionen brauchen

          • Hansli sagt:

            Die Kernenergie beansprucht mehr Subventionen und man erhält ein AKW das bei einem Gau die CH vernichtet und dann muss man den Abfall noch Endlagern.

    • Claire sagt:

      Ach unser AKW Hannes ist auch wieder mal mit seinen Atomkraftwerken am hausieren. Dabei haben wir doch jetzt schon die höchste AKW Dichte der Welt im Verhältnis zur Landesfläche.
      Und jetzt wollen Sie uns Eidgenossen noch unter einen AKW Dichtestress setzen!
      Sie wissen aber wie empfindlich unsere Landsmanne und -fraue jeweils reagieren an den Stimmurnen insbesondere wenn sie die AKW’s dann auch noch mit x Mrd finanzieren müssten.
      .
      Aber probieren Sie es doch mal mit Crowdfunding – vielleicht kriegen Sie ja das Geld für ein AKW irgendwann mal zusammen.

      • Hannes H. Müller sagt:

        Da sind sie schlecht informiert. Die Stimmbürger müssen AKW nicht finanzieren, im Gegensatz zu den Erneuerbaren.

        • Hansli sagt:

          Wir finanzieren bereits die bestehenden.

        • Claire Deneuve sagt:

          Müller: Na dann informieren Sie uns doch mal wer die dann finanzieren würde? Inkl. Rückbaukosten und Endlagerung, da Sie scheinbar mehr wissen als wir.
          Die AKW Euphorie hat sich seit den 60er und 70er Jahren doch ziemlich abgekühlt – ausser bei Ihnen und sonst noch ein paar.
          Und das private Grosskapital hat au „käh Luscht meh“.

          • Anton Paschke sagt:

            Die Nationalbank sitzt auf Hunderten von Milliarden EUR meist in Form von Bundsschätzchen. Die Zinsen sind negativ. Eine Anleihe über 100 Milliarfden mit -2% Zins über 50 Jahre würde überzeichnet.

          • Claire Deneuve sagt:

            Lieber Anton: Sie scheinen mir heute wieder mal eine „strahlende“ Phantasie zu haben!
            Mal abgesehen, dass das Volk hier das letzte Wort haben würde, scheint mir diese Bilanzverlängerung der SNB bei manchen Zeitgenossen die wildesten Phantasien zum erblühen zu bringen.
            Der 50-jährige Eidgenoss hat übrigens aktuell nur einen negativen Yield von -0.187%.
            Und selbst wenn die CH eine Frankenanleihe über 100 Mrd ausgeben würde, würde das bei Marktturbulenzen zu einem Run auf CHF führen und dann müsste die SNB noch mehr FX-Zeugs kaufen oder die Zinsen noch weiter ins Negative senken.
            .
            Also keine wirklich gute Idee und das wird auch nicht passieren!
            Und sonst keine alternativen Ideen mit Hand & Fuss?

  • Claire Deneuve sagt:

    Da das EU Parlament gestern den Klimanotstand ausgerufen hat & die EZB auch am Ende der Fahnenstange angelangt ist, wird es wohl nicht mehr lange dauern bis es Infrastrukturhelikoptergeld gibt, welches sicher sinnvoller ist als Konsumhelikoptergeld an die Bürger zu verteilen.
    Der Versuch unsere Welt CO2-Neutral umzutransferieren wird x-Bio kosten, der Steuerzahler wird das gar nie stemmen können, die Staaten sind auch schon meist finanziell angeschlagen. Es wird also nur noch Helikoptergeld möglich sein.
    Die Zentralbanken müssten dann wohl beginnen Energiegewinnungsinfrastruktur zu aktivieren und die Investitionen/Abschreibungen aus den Energieeinnahmen zu begleichen. Die freie Marktwirtschaft wird bei so einem gigantischen Transformationsprozess schlichtweg überfordert sein

    • J. Kuehni sagt:

      Die freie Marktwirtschaft war nie wirklich frei und auch gar nicht so sehr marktorientiert. Die Tatsache, dass es sich bei den grössten wirtschaftlichen Transformationen der Weltgeschichte (Kolonialismus, Industrialisierung, Weltkriege, neuerdings der Aufstieg Chinas) immer um ausgesprochen staatsgelenkte Angelegenheiten gehandelt hat, sollte dem seit Friedman/Hayek & Konsorten dominanten Angloökonomismus schwer zu denken geben. Die neoliberal-/libertäre „Markt-über-alles“-Ideologie ist eben ein reines Schönwetterprogramm, um beim Thema zu bleiben.

      • Claire Deneuve sagt:

        Kuehni: Nur betreiben jene Kreise seit der Gründung der Mont Pèlerin Society 1947, dem Atlas Network ab 1980 und vor allem nach Thatcher eine gigantische globale Gehirnwäsche mit gut 480 global operierenden Think Tanks, die sich fast in allen Lebensbereichen tummeln. Der Zusammenbruch/Versagen des Kommunismus/Sozialismus hats denen auch sehr leicht gemacht.
        .
        Rund 480 Think Tanks gibts aus jener neoliberalen/libertären Ecke mittlerweile und fast allen ist gemein, dass sie die Klimaproblematik als quasi Nichtproblem runterspielen.
        Die sind mit sozialem, ökologisch weitsichtigen Denken schlichtweg überfordert – Eben Kräfte die noch stärker sind als die Marktkräfte!!
        Echt zum gruseln – die Welt von Linus Huber!!
        https://www.atlasnetwork.org/partners/global-directory

        • Anton Paschke sagt:

          Mich erstaunt nur, dass der Allmächtige Ihnen einen Link durchgelassen hat. Mir werden Beiträge mit Links (etwa zu Youtube auf die Hymne der Grünen) grundsätzlich zensiert.

          • Claire Deneuve sagt:

            Ich habe hier schon Hunderte Links gepostet!
            .
            Das liegt aber an was anderem. Bei NMTM hat der Programmierer oder wer auch immer scheinbar eine Liste von Wörtern kreiert, die zensiert werden und daher der Kommentar nicht durchkommt, darum wurden mir auch schon x-mal Kommentare (auch ohne Links) nicht veröffentlicht. Und es sind neben ein paar „dirty words“ teilweise völlig normale Wörter, wenn man die dann mit einem Bindestrich schreibt, geht es plötzlich, aber es ist wirklich sehr mühsam rauszufinden, welches Wort (oder Wörter) im Text hängenbleibt!

  • Claudio sagt:

    Rund 11 Mrd Tonnen Erdöläquivalente (Oel, Gas, Kohle) verbräteln wir pro Jahr, das sind rund 220 Mio Fass in Erdöläquiv pro Tag oder nach wie vor zw. 80-85% aller Energie weltweit.
    Dass wir da in den nächsten 30 Jahren signifikant runter kommen werden, da glaub ich nicht mehr dran. Selbst für nur 10-20% weniger wird es enorme Anstrengungen und Investitionen brauchen und 10-20% bringen dem Klima so gut wie gar nichts. Um das 1.5 Grad Ziel einzuhalten, müssten es bis 2030 schon 7% pa sein und nur schon für das 2 Grad Ziel 2.5% pa!
    Schaut man sich mal all die Outlooks von BP, IEA, der IATA an, gehen die allesamt von steigendem Bedarf an fossilen Energien aus für die nächsten 20 Jahre – Business as usual.
    Who cares about the world?

    • J. Kuehni sagt:

      „Who cares about the world?“

      Ich finde es in diesem Zusammenhang einigermassen wichtig, dass man sich klar ausdrückt: Es geht bei der Klimakrise nicht um die „Rettung der Welt“ oder auch nur des Lebens auf dieser Welt. Es geht vielmehr um die Existenz unserer unmittelbaren Zivilisation und von grossen Teilen der Biosphäre in ihrer gegenwärtigen Ausprägung. Der abrupte Klimawandel auf den wir zusteuern—und das damit verbundene Artensterben—, bedeutet nicht den Weltuntergang. Er bedeutet ganz einfach, dass es in zunehmendem Mass so verdammt ungemütlich wird, dass wir uns am Ende vermutlich selber den Gnadenstoss geben werden. In 10-20 Mio. Jahren hat die Biosphäre dann den „Homo Stupidus Fossiliensis“ ausgeschwitzt, resp. zu den neuerlich abgelagerten Reserven hinzugefügt.

      • Claudio sagt:

        Kuehni: Selbstverständlich meine ich mit World damit UNSERE Lebensgrundlage.

        • Claudio sagt:

          Wie ein gerade im Tagi erschienener Artikel zeigt, könnte alles noch viel viel schneller passieren.
          Um die 1.5 Grad nicht zu überschreiten müssten wir ab SOFORT CO2 & Aequivalente um 7% PRO JAHR reduzieren bis 2030, was schlichtweg unmöglich sein wird – ich wüsste nicht wie. Schon die 2.5% weniger pa bis 2030 um das 2 Grad Ziel zu erreichen werden wir mit 99% Wahrscheinlichkeit global nicht schaffen
          https://www.tagesanzeiger.ch/wissen/natur/klima-vor-dem-kippen/story/18908008
          Unsere selbstgerechten Pappenheimer, die einen anthrop. Einfluss immer noch leugnen, werden das vermutlich auch wieder nur als Panikmache abtun. Das sind meist schon ältere Herren, die panische Angst vor Wohlstandsverlust haben und meinen sie kämen noch ungeschoren davon!

          • Hansli sagt:

            Ich halte eine Reduktion von mehr als 2.5% für realistisch – 7% für sportlich. Gerade in Entwicklungsländer wächst der Solarmarkt exponentiell und ersetzt dort Generatoren. Die Frage ist nur ob die Batterieproduktion für Haushalte/Gewerbe mithalten kann. Weiter steht die Kohleindustrie in den USA vor dem Kollaps und in Indien wird es auch bald soweit sein (Solarstrom günstiger als Kohlestrom). In Europa nimmt in den südlichen Ländern die Solastromproduktion ebenfalls Fahrt auf. Wir in der Schweiz sind einfach die Letzten. Und nicht zu vergessen die E-Mobilität kommt auch noch.

          • Claudio sagt:

            Hansli: Ihren Optimismus in Ehren, aber global ist der politische Wille glaub noch nicht genügend gross verbreitet, dafür wird der Energiehunger immer grösser, das Streben nach Wohlstand in vielen Ländern ebenfalls.
            Und was Sie vielleicht nicht berücksichtigen, in diesen Modellzielvorgaben sind auch Emissionen mit dabei, wie z.B. die Methangasausströmungen durch auftauenden Permafrast und die blubbernden Methanhydratemissionen, die auch am zunehmen sind und die wir als Menschen kaum kontrollieren können.
            Und Sie müssen nur mal die Kommentarspalten lesen wieviele Egoisten da rumprotzen, dass sie jetzt gerade zum Trotz einen Spritfresser gekauft haben oder noch eine Ueberseereise.
            Wir können dann 2030 mal ein Zwischenfazit machen, aber ich bin da doch ziemlich pessimistisch.

  • Köbi Löwe sagt:

    Gute Kommentare auf feinem Niveau.
    Sieht man nicht so oft.
    Da muss nichts Weiteres hinzu gefügt werden.

  • Emil Eugster sagt:

    In seiner ökonomischen Gedankenblase gefangen, erscheint alles andere als Utopie.
    Die Vorstellung, dass alle immer genau gleich weitergehen muss, ist sehr phantasielos und unlogisch. Woher sollen denn in 100 Jahren, 500 Jahren, 1000 Jahren die Rohstoffe für das ewige Wachstum in der heutigen Art herkommen?
    Muss die Menschheit nicht irgendwann notgedrungen vom Wirtschaftswachstum weg kommen? Warum soll das eben nicht 2050 sein? Oder weltweit dann eben 2080 oder so?

  • Josef Marti sagt:

    70% des Energieverbrauchs gehen aufs Konto von Gewerbe, Industrie und Verkehr resp. der Wirtschaft. Folglich ist es sonnenklar dass ohne drastische BIP- resp. Wohlstandsschrumpfung über eine längere Zeitperiode Klimaschutz unmöglich ist. Ausser man schafft es von heute auf morgen vollständig und gleichwertig auf erneuerbare umzustellen.
    Der Westen sprich Europa/USA und Japan müssten in einen regelrechten Konsumstreik treten was einer Kriegserklärung an China Indien und Konsorten gleichkommt.

    • Hansli sagt:

      Klar schrumpft das BIP, wenn man billigere Solar. oder Windenergie einsetzt. Das ist halt so, wenn man weniger ausgeben muss. Der Wohlstand schrumpft auch in vielen Ländern, wenn all die Öl- und Kohleförderer keinen Job mehr haben. Das kann ich verschmerzen.

  • philippe gasser sagt:

    Wie lustig; wir müssen also die Welt ruinieren, weil wir ewig und unendlich weiterwachsen müssen. Selbstzerstörung als realistisches Projekt? Wie wär’s denn, wenn unsere Ökonomen damit anfangen würden, über eine Ökonomie nachzudenken, die eine nachhaltige Zukunft erlaubt? Eine, die auf den Betriebsbedingungen des Planeten basiert? Eine langfristig wirklich machbare?
    Zu viel verlangt?
    «Wir sind nicht dem Untergang geweiht – es sei denn, wir entschieden uns dafür» Kate Marvel, NASA.

    • Emil Eugster sagt:

      Die Frage ist auch noch, was zuerst kommt. Der ökologische Kollaps oder wie beim Spiel Monopoly, die Konzentration alles finanziellen Vermögens bei eine Person, was ja ebenso dem wirtschaftlichen Ende gleich kommt, weil keine mehr etwas einkaufen kann.
      Unser globales Wirtschaftssystem, wie wir es heute haben, ist endlich.
      Zu beantworten ist bloss noch die Frage wann es zu Ende ist.
      Ich empfehle Herrn Mathias Binswanger mal den Film Star Trek First Contact anzusehen. Darin ist das Wirtschaftssystem nach dem unsrigen ein Thema. Die Autoren haben sich da qualifizierte Gedanken dazu gemacht und dass das Streben nach Geldvermehrung kein individuelles Ziel mehr sein wird in der Zukunft stand für sie ausser Frage.

  • Jörg Häfliger sagt:

    Herrn Binswangers Meinung in Ehren. Aber es gibt regalweise „wissenschaftliche Erkenntnisse über die endliche Ressourcenbasis unseres Planeten und die störungsanfällige Ökologie, von der unser Überleben abhängt“.
    Und es gibt einzelne Ökonomen, die eine Gesellschaft ohne Wachstumszwang für möglich halten. So zum Beispiel Tim Jackson. Aus seinem Buch „Wohlstand ohne Wachstum“ stammt auch das obige Zitat.

  • Thomas Hartl sagt:

    Entscheidend ist nicht, wie realistisch Ziele sind, sondern was investiert wird, um sie zu erreichen. Zudem lebt unsere Gesellschaft seit Jahrzehnten in einer Utopie der grenzenlosen Ressourcen. Wir können zwar grob berechnen, wann welcher fossile Brennstoff zuneige geht, und was wir anrichten, wenn wir auch den letzten Rest noch in die Atmosphäre blasen, aber unser kapitalistisches System ist nicht in der Lage auf diese Erkenntnis sinnvoll zu reagieren. Ähnlich dem Frosch, der im kochenden Wasser seinem Ende entgegen sieht, ohne raus zu springen.

  • Arnold Schmidt sagt:

    Es ist schon spannend, dass sich die Menschen eher das Ende der Welt (keine Sorge, spätesten wenn das Grönlandeis am Abschmelzen ist, darf man das so apokalyptisch formulieren) vorstellen können als das Ende des Kapitalismus. Welche kongnitiven Dissonanzen da ausgehalten werden müssen! Die kapitalistische Ökonomie hat noch nie nach Vernunft produziert sondern nach Geldfluss – und so wird es auch bleiben. Wie naiv muss man sein um zu glauben, dass es mit ein bisschen Solarkraft und ein wenig mehr Nachhaltigkeit so weitergehen wird bzw kann. Aber gut, wenn man nicht über das neoliberale Dogma rausdenken kann, dann bleibt einem wohl nichts anderes übrig.

  • Ruedi Ballmer sagt:

    Irgendwie gibt es da doch noch eine conclusio, die uns Herr Binswanger (absichtlich?) schuldig bleibt?

  • Hans Früh sagt:

    Das Wirtschaftswachstum, die heilige Methan rülpsende Kuh. Was leider bis heute keinen Gewinn abwirft, ist der Erkenntnisgewinn der Ökonomen. Deren Innovationsdrang bewegt sich exakt im Bereich von 0%, wenn es um Zukunftsmodelle für einen Planeten. mit begrenzten Ressourcen geht. Dabei hätten sie seit der Veröffentlichung des Berichts, die Grenzen des Wachstums, des Club of Rome, wissen müssen was Sache ist (Eigentlich schon seit der Entdeckung, dass die Erde rund ist). Anstattdessen bleiben Heerscharen von Ökonomen auf Ihren guten Gehältern sitzen und verwalten das Wirtschaftsmodell ihrer Vorfahren, als wären es die Gebeine eines Pharaos. Irr ich mich, oder ist Seit Marx kein ernst zu nehmender Vorschlag für eine zukunftsfähigeres Ökonomiemodell entstanden?

  • Matthias Meier sagt:

    „Null Treibhausgase“ ist NETTO Null. Was man ausstösst, muss man auch wieder einfangen. Im besten Fall stösst man dann keine Treihbausgase aus, aber wenn doch, muss der Grund so wichtig sein, dass er die Kosten für die Rückgewinnung des freigesetzten CO2s aus der Atmosphäre (oder dessen Abscheidung beim Ausstoss) und anschliessender Entsorgung rechtfertigt.

  • Anh Toàn sagt:

    Wenn unser Wirtschaftsmodell Wachstum verlangt, dass unsree Lebensgrundlage zerstört, ist nicht die Klimapolitik utopisch, sondern das Wirtschaftsmodell: Die Mechanismen des Klimas können wir kaum ändern, die haben wir nicht selber gemacht, das Wirtschaftsmodell welches auf ewigem Wachstum basiert, aber schon.

    • Anh Toàn sagt:

      Um zu erkennen, das jedes Modell, welches auf ewigem Wachstum beruht, utopisch ist, braucht es eigentlich nicht viel, ausser die Befreiung vom Dogma. Dogmen sind Lügen, derart absurde Lügen, dass man das In Frage stellen der Lüge verbieten muss: Mc Carthy und Cincera wusste das, die Kommunisten muss man einsperren. Kommunisten sind die „public ennemies“ Nummer 1, der Teufel in der Kirche der Wachstumsgläubigen.

      • Anh Toàn sagt:

        Ich bin aber nicht überzeugt, dass Wirtschaftswachstum zwingend mit mehr Ressourcenverbrauch verbunden ist: Dienstleistungen, z.B. von Seelenklempnern, brauchen kaum Ressourcen, und deren Anteil an der Wirtschaftsleistung steigt. Aber andererseits gibt es einen Lucky Luke Band, mit einer chinesischen Stadt, mit chinesischen Restaurants und chinesischen Wäschereien: Die Wäscher gehen essen und die Restaurants bringen die Wäsche zum waschen, aber irgendwie will das Wirtschafsmodell nicht funktionieren, bis Banditen eingeladen werden, ihre Beute da zu verprassen, Lucky Luke sorgt als Sheriff für Ordnung und wird dann von einem Chinesen abgelöst: Was bei Lucky Luke die Banditen, ist bei den Volkswirten das Ausland.

        Kurz, ich weiss nicht, ob es Wachstum ohne externe Zahler gibt.

    • Emil Eugster sagt:

      Unsere Wirtschaftspolitik ist ein Schneeballsystem.
      Es kann auf Dauer nicht funktionieren, trotz aller wissenschaftlicher Verklärung.

      • Anh Toàn sagt:

        Es gibt unendlich viele Nullen die wir an Zahlen hängen können. Die Wirtschaftsleistung ist Ergebnis einer Addition, deren Summanden nicht naturgegeben sind. Was als Wirtschaftsleistung gilt, was einen Wert schöpft, ist nicht immer und überall gleich.

        In Extremis:

        Wenn wir beginnen, im Internet zu leben, weil die Erlebnisse in der virtuellen Welt viel besser und farbiger und knalliger und was weiss ich sind, kann die Industrie, welche diese Erlebnisse herstellt, vermarktet etc., doch auch mehr Wert generieren, als der Tourismus und dies mit viel geringeren Ressourcen. Wir können dann mehr dafür zahlen, da wir nur noch kleine Zellen brauchen in der realen Welt zum leben, kein Auto, keine Klamotten, keine physischen Konsumprodukte.

        • Anh Toàn sagt:

          Letztlich reichen sogar die alten kapitalistischen Rezepte: Wenn Ressourcenverbrauch, Immissionen genug kosten, werden sie abnehmen, sie müssen auch nicht auf Null zurück in jedem Bereich, sondern „Netto Null“ ist das Ziel: Unwissenschaftlich: Pflanze ich mehr Bäume als ich zum Heizen verbrenne und für Möbel verbaue, habe ich netto sogar einen negativen Co2 Ausstoss. Aber irgendwann ginge der Boden aus, um neue Bäume zu pflanzen.

          Nach 2050 wird eine absehbar auch endlich weltweit schrumpfende Bevölkerung helfen, das Problem zu entschärfen. Aber wenn wir jetzt nicht handeln, ist dies, soweit man dies heute beurteilen kann – zu spät.

  • Daniel Slamanig sagt:

    Und weshalb stellt man sich nicht die offensichtliche Gretchenfrage, weshalb wir an einem fehlerhaften Wirtschaftssystem festhalten, als ob es gottgegeben sei? Weshalb investieren die intelligenten Köpfe dieser Welt ihre Hirnzellen nicht in die Suche nach der Alternative? Das ist doch der Elefant im Raum: Dieses System mit seinem inhärenten Wachstumszwang hat uns erst überhaupt in diese Lage gebracht, dass es jetzt eine Überlebensfrage ist!

    • Claire Deneuve sagt:

      Slamanig: Nun hätte sich der Kommunismus/Sozialismus als System durchgesetzt, dann wäre es höchstwahrscheinlich auch nicht sehr viel besser rausgekommen, da wäre das CO2 vermutlich mehr wegen Ineffizienz denn Warenabundanz genau so in die Atmosphäre gelangt. Und auch die mussten wachsen.
      Der Haupttreiber ist nach wie vor das Bevölkerungswachstum (ohne jetzt mit dem Schuldfinger auf Afrika zu zeigen, wie da viele Leugner eine anthrop. KW tun, was aber ein Denkfehler ist angesichts des noch sehr tiefen CO2 Outputs dort per Capita): Die Menschheit ist in den letzten 100 Jahren von rund 1.75 Mrd auf 7.7 Mrd um fast das 4.5-fache angewachsen und hat gleichzeitig eine noch nie dagewesene industrielle Entwicklung durchgemacht. Da liegt wohl am ehesten der Hase im Pfeffer.

  • Bruno Fässler sagt:

    Was völlig übersehen wird: Der absolute Megatrend zu Solarenergie: Sie ist die mit Abstand billigste Energieform heute. Die installierte Leistung im letzten Jahr betrug ein Fünftel der gesamten installierten Kapazität. In den USA werden Kohlekraftwerke geschlossen in der Schweiz wird weiterhin der Verbrauch von fossilen Energieträgern propagiert. Industrielle Solarstromproduktion ist heute aber billiger als Kohle und Gas.
    Übrigens: Seit wann genau wächst die Bevölkerung in Japan noch? Ein Klick in einer Suchmaschine wäre doch nicht zuviel verlangt.

    • Peter Tschudi sagt:

      Prof. Binswanger schreibt „…sind die Wachstumsraten im Durchsnitt in Japan weiterhin positiv..“ das hat nichts mit Bevölkerungswachstum zu tun. Wie Sie selber schreiben: „ein Klick in die Suchmaschine…“

    • Ludwig Müller sagt:

      Solange keine genügenden Speicherkapazitäten für den überschüssigen „Peak“-Strom existiert, kann man Solarenergie vergessen.

      • Hansli sagt:

        .@Müller Für die Speicherung werden Batterien (Bsp. Haus, ganz Dörfer) eingesetzt und bei genügender Sonneneinstrahlung kommen eine Kombination mit Sonnenwärmekraftwerke zum Einsatz. So wird Bandenergie produziert

        • Ludwig Müller sagt:

          1) Und warum wird es nicht gemacht? Weil es diese Batterien noch nicht gibt, oder das Ganze so teuer werden würde, dass man daran ökonomisch krepiert. Darum macht man heute noch Stauseen in den Bergen.
          2) Sogar hochentwickelte thermische Sonnenkraftwerke haben nach ca 4-6 Stunden ihre Restwärme aufgebraucht und dann muss der Strom anderswo herkommen. Aber diese Option ist für Zentraleuropa sowieso nicht sinnvoll. PS: Ivanpah in Kalifornien braucht 14km2 um ca 350 MW herzustellen – ein Drittel der Leistung vom AKW Gösgen bei hundert mal mehr Fläche.

          • Hansli sagt:

            @Müller
            1. In den USA bauen sie Batterien für Dörfer. In Entwicklungsländer beginnen sie im grossen Massstab Batterien einzusetzen. Die Batterien gibt es und sie werden billiger.
            2. Neuere thermische Solarkraftwerke haben 9-12h Speicher. In Europa ist das keine Option, da zu wenig Sonne und Platz. Bezüglich Welt sieht es anders aus.

  • Nik sagt:

    Dass netto null theoretisch möglich ist kann ja sein, bleibt aber eine Utopie weil das global geschehen müsste. Somit müssten all jene Länder die seit Jahrzehnten auf Kosten anderer Wachstum betrieben haben weit unter Null gehen damit die andern aufholen können. Oder wollen wir es ihnen verwehren? Damit wäre dann wohl Ende mit Wachstum! Darum Utopie

  • Jonas Hostettler sagt:

    Darf ich Herrn Binswanger auch einen kurzen Moment mit der Realität konfrontieren? Es ist wissenschaftlicher Konsens, dass die Treibhausgasemissionen auf Netto 0 müssen, um eine sich selbst verstärkende, ausser Kontrolle geratende Klimaerhitzung zu stoppen.
    Netto 0 bedeutet, dass gleich viele Treibhausgase aus der Luft entfernt werden, wie eingebracht werden.
    Netto 0 ist technisch möglich, das haben unzählige Studien bewiesen – ob mit oder ohne Wirtschaftswachstum ist in Anbetracht dessen, was auf dem Spiel steht, eher zweitrangig.

    • Christian Suter sagt:

      Herr Binswanger ist der Realist – Sie sind der Utopist. Obschon Sie natürlich recht haben, werden die Klimaziele bei weitem verfehlt werden, das ist leider so, wie die Erfahrung zeigt. Die meisten denken doch: einschränken sollen sich die andern!

    • Josef Marti sagt:

      China und Indien werden so oder so den Planeten auf 50 Grad aufheizen völlig unabhängig was der Rest der Welt macht, schliesslich planen die tausende von neuen Kohlekraftwerken.
      Chinesen sind die einzigen die bei 50C in der Wäscherei rund um die Uhr arbeiten können, die sind sich das gewohnt.

      • Hansli sagt:

        In China stagniert der Kohlerverbrauch seit 2013 und es werden weniger Kohlekraftwerke gebaut als stillgelegt. Und es werden auch keine tausend gebaut.

        • Hansli sagt:

          Als Nachtrag: In China werden/wurden in den letzten Jahren alte durch neue effizientere Kohlekraftwerke ersetzt.

    • Halodri sagt:

      Der Autor sagt im Text nicht, dass eine Null-Emissions-Politik nicht nötig sei, um den Klimawandel zu stoppen. Er sagt bloss, eine solche sei im kapitalistischen Wirtschaftssystem nicht möglich. Die Träumer sind jene, die unser Wirtschaftssystem beibehalten und gleichzeitig nachhaltig sein wollen. Leider wird das neue Wirtschaftssystem, das auf einem Planeten mit endlichen Ressourcen funktioniert, wohl nicht auf demokratischem Weg eingeführt werden, sondern es wird im Chaos des Zerfalls unserer Zivilisation entstehen.

  • Hansli sagt:

    Ich sehe keinen Konflikt. Die Solarenergie ist für einen Grossteil der Menschheit die günstigste Energie. Energie wird das Wachstum nicht bremsen. In Afrika legt die Solarenergie sogar die Grundlage für Wachstum, da Energie erstmals bezahlbar.

    • Hansli sagt:

      Wir stehen vor einer Welt mit Solarenergie im Überfluss. Energiemangel gibt es nicht. Davor haben eben die Energiekonzerne angst. Wenn das durchschnittliche Einfamilienhaus bereits in Südeuropa keinen Netzanschluss mehr braucht, verlieren die Monopolisten massiv Kunden. Auch bei uns kann man locker 50-60% des Verbrauchs abdecken. Da ist die Angst der Elektrizitätswerke geradezu zu spüren. Deswegen wird bei uns auch alles behindert.

    • Josef Marti sagt:

      Absoluter Unsinn, wie wollen Sie die chinesische Massenproduktion mit Solarenergie bewerkstelligen?
      Und sogar wenn das möglich wäre müsste die Umstellung von heute auf morgen erfolgen und nicht erst in 20 Jahren, wenn man das weltweite BIP nicht schrumpfen will.

      • Hansli sagt:

        Es gibt auch noch Wasserkraft, Wind und China baut auch noch einige Atomkraftwerke.

      • Emil Eugster sagt:

        Herr Marti, die Umstellung in China hat nicht erst heute begonnen, sondern schon vorgestern.
        Insgesamt wurden in China im Jahr 2017 Solaranlagen mit einer Gesamtkapazität von 53 Gigawatt installiert.
        In einem Jahr also mehr als der Solarpionier und Vorreiter Deutschland mit seinen 46 Gigawatt absolut.

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