Negativzinsen, unser notwendiges Übel

Warum die Schweizer Negativzinspolitik trotz aller leidigen Nebenwirkungen bis auf weiteres unumgänglich ist.

Muss sich der EZB und deren zementierten Negativpolitik anpassen: SNB-Präsident Thomas Jordan. Foto: Keystone/Anthony Anex

Negativzinsen in der Schweiz sind ein Sonderfall. Denn die Schweiz hat keine Negativzinsen, um das Wirtschaftswachstum anzukurbeln oder um bedrohte Schuldner vor dem Zusammenbruch zu retten. Die Negativzinsen hierzulande haben nur einen einzigen Grund: Ein weiteres Erstarken des Schweizer Frankens soll verhindert werden. Dazu müssen Geldanlagen in der Schweiz genügend unattraktiv gemacht werden. Der Zins muss geringer sein als im Ausland und vor allem geringer als in der Eurozone. Und weil die Eurozone im Moment ebenfalls negative Zinsen hat und nicht daran denkt, diese in nächster Zeit anzuheben, müssen wir noch stärker negative Zinsen haben. Das ist grob zusammengefasst die Logik der momentanen Geldpolitik der Schweiz.

In Wirklichkeit sind die negativen Zinsen aber nicht ausreichend, um die Aufwertung des Schweizer Frankens zu verhindern. Zusätzlich hat die SNB seit 2015, als die Negativzinsen eingeführt wurden, Devisen im Wert von rund 300 Milliarden Franken gekauft. Man kann sich deshalb vorstellen, was die Konsequenz einer Aufhebung der Negativzinsen wäre. Entweder der Schweizer Franken gewinnt noch einmal deutlich an Wert, oder die SNB muss massiv weitere Devisen kaufen, um das zu verhindern. Da sind Negativzinsen das kleinere Übel.

Eine klassische Falschmeldung

Allerdings wurde diese auch von der SNB vertretene Auffassung vor kurzem infrage gestellt. Diverse Zeitungen und Internetportale berichteten von einer UBS-Studie, welche gezeigt habe, dass die Kosten gesamtwirtschaftlich höher seien als der Nutzen. Eine langfristige Fortführung der Negativzinsen könne deshalb nicht mehr im Gesamtinteresse der Schweiz liegen. In Wirklichkeit ist das eine klassische Falschmeldung. Die UBS und ihr Chefökonom Daniel Kalt haben keine Studie zu Kosten und Nutzen von Negativzinsen erstellt. Was sie in Wirklichkeit gemacht haben, ist eine Umfrage unter 2500 Unternehmen in der Schweiz. Und von diesen Unternehmen gibt eine Mehrheit an, dass für sie weder Kosten noch Nutzen der Negativzinsen überwiegen.

Warum dann also die ganze Aufregung in den Medien? Die Unternehmen sollten auch noch die Auswirkung auf die gesamte Volkswirtschaft beurteilen. Und da waren zwei Drittel der befragten Unternehmen der Ansicht, die Kosten der aktuellen Geldpolitik überwiegten den Nutzen. Dieses Ergebnis ist allerdings kaum der Rede wert. Aber offenbar wollten Journalisten aus einer Mücke einen Elefanten machen.

Die Nebenwirkungen der Negativzinspolitik

Trotzdem ist es legitim, sich Gedanken über die Nebenwirkungen der gegenwärtigen Negativzinspolitik zu machen. Dabei ist es wichtig festzuhalten, dass die von Privaten bezahlten Zinsen nach wie vor positiv sind. Wir können uns vorstellen, dass Zinsen aus zwei Komponenten bestehen: einem risikolosen Zinssatz und einer Risikoprämie. Und während der risikofreie Zins für kurzfristige Staatsanleihen heute tatsächlich negativ ist, trifft dies für von Privaten bezahlte Zinsen nicht zu. Die Negativzinspolitik ist somit für die meisten Haushalte und Unternehmen als eine Niedrigzinspolitik spürbar. Diese betrifft vor allem die folgenden Akteure:

  • Pensionskassen und zukünftige Rentner und Rentnerinnen: Diesen werden aufgrund der geringen Zinsen in Zukunft ihre Pensionen gekürzt.
  • Kreditnehmer und Sparer: Die geringen Zinsen führen zu einer Bevorzugung von Kreditnehmern gegenüber den
    Sparern. Da in der Schweiz etwa 85 Prozent aller Kredite Hypothekarkredite sind, führen die Niedrigzinsen vor allem zur Vergabe von mehr Krediten zur Finanzierung von Immobilienkäufen. Dadurch kommt es zu steigenden Immobilienpreisen.
  • Banken und ihre Kunden: Finanzinstitutionen verdienen ihr Geld nicht mehr durch die Zinsdifferenz zwischen Habenzinsen und Sollzinsen, sondern sie leben von immer höheren Gebühren. Auf diese Weise haben sich Finanzdienstleistungen für die Kunden verteuert.

Das alles sind nicht wirklich wünschenswerte Entwicklungen. Doch die SNB können wir dafür letztlich nicht verantwortlich machen. Wirklich kritisieren muss man stattdessen die EZB, welche es für richtig hält, ihre Negativzinspolitik weiter zu zementieren. Die SNB muss sich dieser Politik nolens volens anpassen. In einer zunehmend globalisierten Welt kann die Geldpolitik eines kleinen Landes nie wirklich unabhängig sein.

46 Kommentare zu «Negativzinsen, unser notwendiges Übel»

  • Josef Marti sagt:

    Was hier beschrieben wird ist die logische Entwicklung in einem allgemeinen umfassenden Währungsabwertungskrieg. Dieser muss zwangsläufig geführt werden wenn man die bestehenden europäischen und asiatischen LB Überschüsse verteidigen will.

    • Claire Deneuve sagt:

      Nein das ist primär die Folge, dass es viel zu viel marodierendes renditesuchendes Kapital gibt und viel zu wenig Anlagemöglichkeiten!
      Irgendwann vor ein bis zwei Jahrzehnten ist das Verhältnis zwischen Realassets und dem Papierliuniversum gekippt und wo es ein grosses Angebot an Kapital hat, aber eine geringere Nachfrage nach demselben, da sinken nun mal die Preise resp der Zinssatz als Preis für Kapital.
      Und der Rest ist noch spätkapitalistische Pflästlerlipolitik um die überschuldeten Banken, Staaten und Firmen nicht auch noch in den Konkurs zu treiben.
      .
      Im Prinzip wäre ein Sabbatjahr wie bei den alten Juden längs wie mehr unumgänglich, dass nämlich ein Grossteil der Schulden jedes 7. Jahr erlassen wurden, aber dafür konnte man danach auch wieder Zinsen heuschen.

      • Josef Marti sagt:

        Kommt aufs selbe raus, ohne zementierte LB Überschüsse und entsprechende aufgetürmte Nettoauslandspositionen gibt’s kein marodierendes Kapital.

        • Claire Deneuve sagt:

          Marti: Haben Sie denn die letzten 33 Jahre verschlafen, dass Sie so argumentieren?
          Seit der Finacialistation der Wirtschaft hat die Finanzindustrie immer mehr geldähnliche Produkte erschaffen wie ETF, Verbriefungen, CDS, strukturierte Produkte, dazu natürlich auch das sonstige Derivate-& Optionenuniversum, von denen die meisten handelbar sind & sich zunehmend die Renditen gegenseitig abluchsen wollen mit immer weniger Bezug zur Realwirtschaft. Die dient in vielen Fällen nur noch als der Preisgeber für all die gehebelten Wetten!
          Die guten alten Zeiten als Leistungsbilanzüberschüsse & NIIP fast alleine auschlaggebend waren, die sind leider schon lange vorbei!
          Die meisten Oekonomen tun sich etwas schwer mit der Einordnung der immer dominanteren Rolle der Finanz- & Schuldenwirtschaft!

        • Josef Marti sagt:

          Sie machen es sich zu einfach. Es ist nicht möglich empirisch nachzuweisen wieviel Kreditgeld Neuschöpfung über das lizenzierte Bankensystem ausschliesslich zwecks Eingehung von Wetten und Spekulation geschaffen wurde, deshalb behilft man sich des nichtssagenden Modebegriffs Finanzialisierung. Dabei wird jede Umbewertung und neue Blase gleichgesetzt mit Kreditgeldschöpfung, das verhebt allerdings hinten und vorne nicht.

          • Claire Deneuve sagt:

            Marti: Sorry aber es gibt Daten z.B. vom FSB zumindest seit 2002 detailliert wieviel die jeweiligen Institutionen jeweils an Assets haben. Von Geschäftbanken, über ZB bis PK, Vers., OFI (MM Funds, HF, Broker et)
            Siehe Excel Tabelle oben rechts im Links für 21 +EA Aggregats, bei denen die fast ausschliesslich Papierwerte von 129 auf 383 Bio gestiegen sind im Total innert 15 Jahren!
            .
            Ich kann den „nichtsagenden Modebegriff Financialisation“ schon mit konkreten Zahlen und Inhalten füllen, Sie halt scheinbar nicht Herr Marti!
            https://www.fsb.org/2019/02/global-monitoring-report-on-non-bank-financial-intermediation-2018/

            Auch die Broad Money Geldmengen sind bekannt, die Zunahme der Verschuldung, der Leverage bei Derivaten usw usw

          • Claire Deneuve sagt:

            Und selbstverständlich müssen dann auch jene Werte noch bereinigt werden um Doppelzählungen wie z.B. die 20+ Bio Guthaben der Geschäftsbanken bei den Zentralbanken, die 1.7 Bio Goldbestände der Zentralbanken, Real Estate und sonstige nichtfinanzielle Assets usw usw.
            Und mit Zuhilfenahme anderer Statistiken und Studien z.B. über die Asset Klassen kann man dann einen ungefähren Effekt der Financialisation schon eruieren.
            Es ist zwar sicher zugegebenermassen komplex, aber auch keine völlige Black Box!
            Frei nach Schopenhauer: Die Finanzwelt als Wille und Vorstellung!

    • Linus Huber sagt:

      Richtig, Josef, die sogenannte „Financialization“ ist nicht die Ursache der bestehenden Ungleichgewichte, sondern die Geldentwertung, welche diese Financialization durch die verdeckte Umverteilung vom Risikoträger auf die Allgemeinheit ermöglichte und schlussendlich masslos beförderte. Es steht heute ausser Frage, dass dauerhaftes Wachstum des Finanzsektors weit über demjenigen der Wirtschaft die heutigen Probleme erzeugten.

      • Claire Deneuve sagt:

        Ach Huber, immer noch die gleiche Leier am erzählen und sich dann noch gleich selber widersprechen – Chapeau wieder mal eine „Meisterleistung“ von Ihnen!
        Was anderes war denn die Verbriefungsorgie der Hypotheken, Einbau von Derivatzeitbömbeli in dieselben und dazu noch CDS Pseudoversicherungen, kaschierte toxische Ratings usw usw.
        Das war vor allem kriminelles Gebahren aufgrund von unreflektierten Regulierungserleichterungen wie z.B. dem Comodity Futures Act 2000 etc!
        Das war ein Auswuchs von Financialisation gepaart mit zutiefst unseriöser Kreditvergabe!
        Von was für einer Geldentwertung reden denn Sie? In der CH hatten wir CPI anfangs der 90er Jahre zuletzt in gröberem Ausmasse, in den USA Anfangs 80er und 70er Jahre.

        • Anh Toàn sagt:

          Ach der Huber, der hat sich doch jahrelang hier über Immunität von Politikern empört und jetzt sagt er unverfroren: Dem Donnie kann das Gesetz nichts, der ist jetzt Potus! Es ist nämlich undemokratisch, wenn versucht wird, dem Straftaten nachzuweisen. Er ist doch Präsi! Die Justiz ist der „Deep state“.Die Justizorgane sind
          antidemokratisch, nur der gewählte Cheffe steht über dem Recht.

          Komm Huber, lass mal wieder einen über die verdammte Immunität der Politiker ab. Und erwähne den Donnie noch in dem Kommentar. Das kannst Du doch, Widersprüche in Deinen eigenen Aussagen fechten Dich nicht an: Was interessiert mich mein Geschwätz, Hauptsache ich habe eine demokratische Institution mit Schmutz beworfen.

          • Anh Toàn sagt:

            Beim Donnie stört sich der Huber nicht an der Umverteilung des Risikos (für den Profit des Donnie) auf die Bevölkerung. Der Donnie darf das. der darf Schulden mache wie noch keiner vor ihm, der darf Diktatoren hofieren und Banken befreien auf dass die wieder zocken dürfen wie unter Maggie einst, der darf Geldmengenausweiten, der darf den ausländischen Diktatoren mehr glauben, als den heimischen Geheimdiensten. Der darf seine persönlichen Interessen vertreten, seine Geldgeber Botschafterposten verschaffen auch wenn die keinen Schimmer von Diplomatie haben, der darf an den demokratischen Institutionen vorbei mit seinem Privatanwaltr Aussenpolitik machen und die eigene Aussenpolitik ins Leere laufen lassen, weil ER ist der auserwählte, die anderen sind „Deep state“.

          • Anh Toàn sagt:

            Wiki: „In the American experience, increased financialization occurred concomitant with the rise of neoliberalism and the free-market doctrines of Milton Friedman and the Chicago School of Economics in the late Twentieth Century. Various academic economists of that period worked out ideological and theoretical rationalizations and analytical approaches to facilitate the increased deregulation of financial systems and banking. “

            Also Finanzilisation ist das Ergebnis von allem, wofür Huber fant.

          • Anh Toàn sagt:

            Huber, du bist so inkonsistent wie ein durchschnittlicher Pflegheimbewohner inkontinent! Es kommt laufend unkontrolliert aus dir.

          • Anh Toàn sagt:

            „… deshalb erfolgte die Zahlung ohne dass auch nur eine der vermeintlich einverlangten Forderungen erfüllt worden war. Rationaler gehts nicht.“

            So verteidigt Huber seinen Donnie, dass der doch nicht gesprochene staatliche Mittel zurück behalten hat, um persönlichen Interessen zu dienen, nämlich eine Untersuchung gegen seinen potentiellen Gegner, die logischerweise Schmutz auf den wirft und etwas davon wird hängen bleiben. Er hat die Mittel in seinem Interesse verwendet, zwar nur für eine Zeit , weil länger konnte er gar nicht, ohne dass das Parlament dies bemerkt und Fragen gestellt hätte, aber er hat das Geld eigentlich in seinem eigenen Interesse verwendet.

            Aber Sie verteidigen ihn, ich zweifle je länger je weniger daran, dass du bezahlt bist.

          • Bernhard Piller sagt:

            Anh Toàn: Wie kommen Sie denn plötzlich auf Donnie? Weder Linus Huber noch sonst jemand hat von Trump gesprochen. Und warum so heftig werden?

          • Claire Deneuve sagt:

            Piller: JedeR der regelmässig in NMTM oder auch sonst im Tagi in den Kommentarspalten unterwegs ist, weiss dass Huber ein grosser Donnie-Versteher ist und ihm alles verzeiht, solange es der nationalistischen Sache dient.
            Beim Brexit dito!
            Das geht hier im Blog schon seit x-Jahren so!

          • Anh Toàn sagt:

            Und wie kann es nun sein, dass der Huber jahrelang Zeugs anprangert, dass nun Donnie in extremis macht, und dennoch für ihn fanen? Wie kann er nicht merken, dass sich der Donnie auf seine Immunität beruft, immer wieder: Die Widersprüchlichkeiten sind derart offenbar, dass man Dummheit ausschliessen muss, Schizophrenie wäre allenfalls eine Erklärung, ansonsten bleibt nur, dass er dafür bezahlt wird. Und dann wird er bezahlt, um unsere demokratischen Institutionen schlecht zu machen, dafür zahlt Putin. Sowas sollte man denunzieren, insbesondere wenn es unter dem Deckmantel von Patriotismus an der Diskreditierung unserer Institutionen mitgewirkt wird. Und wird er nicht bezahlt, leistet er dennoch seinen Beitrag, indem er abschreibt bei entsprechenden Quellen, da sind die gleichen Widersprüche

          • Anh Toàn sagt:

            „Mir ist nicht klar, ob der Kommentar den Verfasser selbst als dumm entlarvt oder ob er andere für dumm verkaufen soll.“

            sagt ein Tom Scott woanders zu einem Fanpost Linus Hubers:

            Mir ist klar, so dumm kann der Huber nicht sein, der ist durchschnittlich, zumindest knapp durchschnittlich intelligent, also verkauft er andere als dumm! Der ist nicht zu doof zu wissen, was er tut.

          • Anh Toàn sagt:

            Huber fant für alles, wofür Putin Trolle fanen. (Trump, Brexit, Le Pen, AfD) Huber verdammt alles, was Putin Trolle verdammen. èber Putin kommt kein böses Wort aus seiner Tastatur, aber über die Diktatorin Merkel, die das Grundgesetz gebrochen hätte. Huber verwendet exakt die Worte, die Textbausteine der Putin Trolle: Wenn es tönt in den Kommentarspalten wie ein Putin Troll, ist es entweder ein abschreibender Volltrottel oder, wahrscheinlicher, ein Putin Stricher.

          • Anh Toàn sagt:

            Ich habe keine Zweifel, dass Donnie stürzen wird: 3 Nationen profitieren von seiner Aussenpolitik: Saudi-Arabien, Israel und Russland insbesondere 3 Nationen von seiner Aussenpoltik: Aus diesen 3 Nationen kommen die Gelder, die ihn flüssig halten, das werden seine Steuererklärungen zeigen, das Loch wird nach dem Zusammenbruch seines Firmenkonglomerates grösser sein, als das Loch das Madoff hinterlassen hat. Noch grösser wird das Loch für die USA sein, die Allgemeinheit auf deren Kosten er seine Pleite verzögert hat, indem er sein land verkaufte. Aber ich werde mich nicht freuen, weil der Gewinner ist: Putin! Er hat gezeigt, wie sich die aus globaler Sicht Musterdemokratie der USA an der Nase herumführen lässt, die Demokratie an sich ist schwer diskreditiert. Mit Brexit genauso.

          • Anh Toàn sagt:

            Und darum werde ich heftig, sehr geehrter Herr Piller.

        • Claire Deneuve sagt:

          Thanx Ahn: Wer die Financialisation mit all diesen hochkomplexen Finanzinstrumenten von irgendwelchen Mathe- und Physiknerdies entwickelt, dazu immer mehr Leverage nur als „nichtssagenden Modebegriff“ betrachtet, der hat jetzt rein gar nichts vom Spätkapitalismus und all seinen Folgen bis hin zu den noch vor einem Jahrzehnt fast undenkbaren Negativzinsen ausserhalb des Sonderfalls CH (wir hatten das ja kurz schon mal 1978).
          .
          Man muss die gesamte Finanzindustrie soweit schrumpfen und vor allem auch bis hin zur Unschädlichkeit entflechten, damit man sie in einer Badewanne ertränken kann, respektiv in Zukunft konkurs gehen lassen kann.
          Es braucht all diese komplexen Finanzinstrumente, die Politiker grossenteils kaum verstehen, gar nicht wirklich.
          Keep it easy, transparent & simple!

  • Mike Maloney sagt:

    Ich frage mich, ob es wirklich wert ist, für die Export-Wirtschaft und den Tourismus unsere Renten kaputtzuwirtschaften und auch der Import-Wirtschaft zu schaden. Die Flucht in den vermeindlich sicheren Hafen CHF kommt in den nächsten zwei Jahren so oder so und dann knallt’s in der Export-Wirtschaft (nicht nur bei Zulieferern der deutschen Autoindustrie). Dann stehen wir da und bei der PK vor einem Scherbenhaufen und sitzen auch auf 300Mrd. Euro, die dann vermutlich wertlos sind. Die pro Kopf Verschuldung ist in der Schweiz am höchsten und das wird durch Negativzinsen noch mehr angeheizt. -> Immobilienblase.
    Die SNB müsste die Euros in Sachwerte umwandeln, u.a. wieder mehr Gold, wie Russland+China. Aber auch Land, etc. Kaufen wir uns endlich den Meeranstoss! 🙂

    • Claire Deneuve sagt:

      Maloney: Der Export von Gütern und Dienstleistungen macht gemäss der BIP Verwendungsrechnung inkl. Gold mit 456 Mrd aber satte 66% des BIP aus und auch ohne Gold, Antiquitäten und Schmuck immer noch 58% oder gut 400 Mrd.
      Die Formel: G+C+I+(X-Imp) ist eben etwas tricky und die Importe werden nur zu einem bescheidenen Teil auch wieder für die Exporte verwendet, ein Grossteil der Importe ist Konsum oder Mobilien wie Autos.
      .
      Die Mär, dass die Euros irgendwann „wertlos“ würden hält sich hartnäckig, aber das ist einfach Schwachsinn. Selbst wenn der € mal rückabgewickelt würde, würden die nicht wertlos, sondern einfach neu gewichtet und selbst wenn es zu einer Abwertung von 20-25% käme, das kann die SNB locker aus der Portokasse resp. EK ausgleichen!

      • Claire Deneuve sagt:

        Hätte die SNB nichts gemacht, so hätten wir sicher 50’000 bis 100’000+ Arbeitslose mehr hierzulande, viele Unternehmen wäre pleite gegangen oder abgewandert. Wir sind nun mal zu stark von der Exportindustrie inkl Tourismus abhängig. Die Jungs von der SNB haben all diese Planspiele sicher schon x mal durchgespielt und sich für die beste aller schlechten Lösungsmöglichkeiten entschieden.

        • Mike Maloney sagt:

          Ich weiss nicht, ob es gut ist, wenn man Zombies am leben erhält. Der Knall wird umso grösser bei der nächsten Rezession – nicht nur für die Zombies sondern in allen Sektoren (ripple Effekt). Mir wären lieber kleinere aber dafür häufigere Korrekturen. Mit den „gratis“ Hypotheken überleben viele, die unter normalen Umständen schon lange pleite wären (Firmen und Private). So gibt’s eine grosse und schmerzhafte anstatt viele kleine Korrekturen.
          Ich rechne nicht mit einer Entwertung vom Euro um 20%, sondern um 90-95%. Aber sicher wäre es schlau, nicht nur auf den 300Mrd zu sitzen, sondern sie unauffällig in Sachwerte zu investieren, welche ihren Wert auch in einer Krise erhalten. Mit starkem Franken könnte man auch mehr Gold kaufen.
          Aktuelles Spiel: Welches Land hat den längeren Atem?

          • Anh Toàn sagt:

            „Ich rechne nicht mit einer Entwertung vom Euro um 20%, sondern um 90-95%.“ Bis wann und gegenüber was? Und seit wann sie mit einer Abwertung des Euro um 90-95% rechnen würde mich auch noch interessieren, ich vermute seit über 10 Jahren schon. Und wie haben Sie gerechnet um auf 90-95% zu kommen?

            Investieren Sie mal 300 Mrd „unauffällig“, das geht allenfalls im Devisenmarkt, aber selbst da ist es eben nicht unauffällig, sonst wäre ja nutzlos, was die Nati macht.

          • Mike Maloney sagt:

            Logischerweise meine ich Entwertung der Kaufkraft – das ist was für den Normalbürger zählt. Wann? In den nächsten 1-2 Jahren, wenn z.B. die Deutsche Bank endgültig kollabiert und das ganze System mitreisst. Oder ein anderer BlackSwan.
            Und trotz der schnippischen Frage: nein, nicht schon seit 10 Jahren, sondern in den letzten 2 Jahren, in denen immer klarer wurde, dass es knallen muss. Oder können Sie mir erklären, wie wir aus der Negativ-Zins- und Überschuldungs-Falle je wieder rauskommen ohne eine Korrektur der gängigen Währungen? In der Schweiz haben wir die höchste pro-kopf Verschuldung.
            Wenn man die 300Mrd nicht unauffällig investieren kann, was machen wir dann auch im besten Fall damit? Nichts? Warten bis die Inflation alles auffrisst? Oder die bald leeren PK’s damit auffüllen?

    • Anh Toàn sagt:

      „für die Export-Wirtschaft und Tourismus leben“ Nennen Sie mir Wirtschaftszweige, die ohne Export und ohne Tourismus leben könnten.

      Die Importeure bringen keine Arbeitsplätze: Habe vor rund 30 Jahren einen Importeur revidiert, die verkauften Textilien aus China an Migros und Co, 10 Mitarbeiter (inkl Lehrende), Gewinn pro Mitarbeiter 1 Mio, das schaffen Exporteure nicht: Wir brauchen mehr Importeure, die billig im Ausland Arbeit einkaufen und die teuer in der Schweiz verkaufen, dann wird es gut. Wer braucht denn diese Exportwirtschaft, die Pharma und die Uhren, die Autozulieferer und die Waffenindustrie, die Kudelski, ABB, die Synthes, Straumann und Nobel, alles unnötig, mehr Emil Freys braucht das Land!

  • Claire Deneuve sagt:

    Na ja ist doch einfach nur Angebot und Nachfrage in einer spätkapitalistischen finanzialisierten Schuldenumgebung!
    Zuviel marodierendes Kapital sucht Anlagemöglichkeiten. In der realen Welt wird immer mehr in Spekulationsblasen investiert, wer Zinsen einheischen will, bekommt keine mehr sondern muss zahlen!
    Dies noch die letzten Zuckungen eines abundanzdegenerierten Spätkapitalismus im Jahre 33 nach Big Bang bevor auch der bald mal ans Kreuz genagelt wird um uns von unseren Schulden zu erlösen, seit die Welt durch die hohe Schuld, die sie auf sich genommen hat auf Abwege geriet & dadurch mehr als einen Zehntel an Zinsen des BIP’s im Rahmen der Zinsknechtschaft bezahlen muss. Trotz Minuszinsen bei der EZB, SNB & BOJ liegt die Zinslast immer noch wie ein Fluch über manchen Völkern!

  • Anh Toàn sagt:

    „Wirklich kritisieren muss man stattdessen die EZB, welche es für richtig hält, ihre Negativzinspolitik weiter zu zementieren.“ Auch die EZB agiert nicht im Vakuum: Kritisieren muss man die Geldruckerei Donald dem Ersten himself, der in eine laufende Wirtschaft gigantische Budgetdefizite macht, mit seinen Zöllen die Weltwirtschaft bremst und die Inflation anheizt, dazu massive Zinssenkungen von der FED fordert: Donnie ist DER Währungsmanipulator, seine privaten und Unternehmensschulden wurde er immer los, indem er noch mehr Schulden machte, sich unter ein Chapter flüchtete und die Gläubiger bluten liess. Bei Staatschulden (im Ausland in eigener Währung) heisst das Chapter Inflation, Abwertung. Nur wehren sich anscheinend EZB, BoJ und PBoC recht erfolgreich: Ist dies zu kritisieren?

    • Anh Toàn sagt:

      Die Realzinsen in USD sind so negativ wie die Realzinsen in EUR, oder gar in CHF.

      Wir erleben das Ende der Vorherrschaft des USD, Donald hat den Zerfall beschleunigt, nichts mit „great again“: Donald will nicht mehr den US Konsum vom Ausland finanziert bekommen, er will nicht mehr die US Währung der Welt aufdrücken, er will die alleine für die Amerikaner haben und damit ist die Sache mit „unserer Währung, euer Problem“ gegessen, der USD wird wieder das Problem der Amis: Wenn die Abwerten wollen um ihre Schulden los zu werden, senken EZB und Co ihre Zinsen auch, drucken genauso viel Geld.

      Der USD als einzige Weltreservewährung ist tot, geistert noch als Zombie rum. Tot ist das Prinzip, sich mit starkem USS zu verschulden und mit schwachem USD die Schulden wieder los zu werden.

      • Anh Toàn sagt:

        Genau so wie niemand Donnie in den USAA mehr Kredit geben wollte, er sich dann bei zwielichtigen wie russischen Oligarchen und saudischen Terroristen-Diktatoren finanzieren musste, will die Welt die Amis, den USD nicht mehr als Schuldner: Man kann eben die Gläubiger nicht immer wieder bluten lassen, „you can’t fool all your creditors all the times!“.

        • Anh Toàn sagt:

          Tiefe Realzinsen, bis Null oder gar negativ, sind nicht Schuld der Zentralbanken: Letztlich geht es beim Zins um den Preis, den Schuldner (Investoren) den Gläubigern (Sparern) zahlen. es gibt also einen Markt mit Anbietern und Nachfragern. Überalterung zunehmender Wohlstand führen dazu, dass immer mehr Spargelder angeboten werden. Die Nachfrager brauchen aber weniger Investitionskapital, da ein Internet Start-Up weniger Kapital braucht, als früher ein Industriebetrieb. Man braucht heute für vieles nicht mehr, als einen Computer und ein Internetanschluss, der Rest ist Arbeit. Insgesamt hat sich Angebot und Nachfrage zu Lasten der Anbieter verschoben, der Preis ist gesunken. Und nun verlangen die Sparer nach Unterstützung durch den Staat. Weil sie doch die Guten sind.

      • Anh Toàn sagt:

        „Tot ist das Prinzip, sich mit starkem USS zu verschulden und mit schwachem USD die Schulden wieder los zu werden.“

        Das funktioniert folgendermassen: In der Krise rennen alle in den sicheren Hafen, das war der USD, damit wird er stark. Gleichzeitig muss in der Krise Defizitspending gemacht werden. Man holt sich also das Geld (macht Schulden) zur Bekämpfung der Krise, wenn der USD stark ist. Läuft es dann wieder, fliesst das Geld wieder aus dem sicher Hafen USD in gefährlichere Gewässer, der USD wird verkauft, er schwächt sich ab, US Schulden werden abgebaut.

        Das will der Donnie nicht mehr haben für die USA, er findet das doof, warum weiss bestenfalls er allein.

      • Claire Deneuve sagt:

        Anh: „Tot ist das Prinzip, sich mit starkem USS zu verschulden und mit schwachem USD die Schulden wieder los zu werden.“
        .
        Na ja der Grossteil der US-Schulden seit 2008 nämlich 13 von heute 23 Bio Schulden wurden aber bei einem relativ schwachen US$ gemacht und für die Amis ist ein Dollar ein Dollar, ob stark oder schwach, die Gläubiger müssen zuerst mal an die US$ kommen.
        Immerhin die Welt kauft die US Schulden wieder. Nachdem die Foreign Treasury Holdings einige Jahre bei +/- 6.2 Bio $ stabil waren, haben sich die Foreign Treasury Holdings innert Jahresfrist um 600 Mrd erhöht auf 6.85 Bio, nur die Chinesen bauen langsam, aber sukzessive ab: akt noch 1.103 Bio (-60 Mrd innert Jahresfrist) und damit No 2 hinter Japan mit 1.17 Bio.

        • Claire Deneuve sagt:

          Im übrigen war auch das Bretton Woods Konstrukt mit fixen Wechselkursbandbreiten und einem Halbgoldstandard auf den US$ zu planwirtschaftlich festgelegten 35 $/Unze nur ein imperialistisches Krüppelkonstrukt, dessen Mängen nur wegen der hohen Zuwachsraten in den 50/60er Jahren übertüncht wurden. Unser strammer Kamerad Huber trauert heute noch diesen Zeiten nach, als angeblich noch Disziplin und Ordnung herrschte in der Finanzwelt!
          .
          „Das Bretton-Woods-System litt von Anfang an unter einem als Triffin-Dilemma bezeichneten Konstruktionsfehler. Der wachsende Welthandel führte zu einem steigenden Bedarf an Dollar-Währungsreserven. Diese Währungsreserven konnten aber nur durch konstante Leistungsbilanzüberschüsse gegenüber den USA erwirtschaftet werden.“

        • Anh Toàn sagt:

          „Na ja der Grossteil der US-Schulden seit 2008 nämlich 13 von heute 23 Bio Schulden wurden aber bei einem relativ schwachen US$ gemacht…“, …und jetzt gelingt es den Amis nicht mehr, den Dollar abzuwerten, wegen der bösen EZB und PBoC, diesen Währungsmanipulatoren!

          • Claire Deneuve sagt:

            Donald hat doch neulich mal gemeint sie müssten doch die tiefsten Zinsen weltweit haben, sie seien schliesslich auch die „allerbesten“!
            Das würde ihm so passen, dass er seine Verschuldungsorgie noch beschleunigen könnte und dafür auch noch Negativzinsen einheimsen….
            Die tiefsten Negativzinsen weltweit haben immer noch wir Schweizer – gemäss Donalds „Logik“ sind wir demnach die Allerbesten!
            In vielen Teilen der Welt haben die auch die Vorstellung, dass wir in der Schweiz quasi im Vorhof des Paradieses leben würden! Nur gewisse Dauerstänkerer hierzulande scheinen das noch nicht ganz gecheckt zu haben.

          • Claire Deneuve sagt:

            Im übrigen: Der Referenzzinsatz der PBOC ist immer noch bei 4.2% (gut die chin. Interbank Rate ist aktuell mit 3.4% etwas tiefer)!
            Im Gegensatz zur SNB und EZB haben die Chinesen also immer noch ein paar Zinssenkungspfeile im Köcher!

    • Josef Marti sagt:

      Wo ist Inflation? Die Weltwirtschaft bremsen ist vollkommen richtig, nur eine drastische BIP Schrumpfung hilft dem Klima.

      • Anh Toàn sagt:

        10-Year Breakeven Inflation Rate (Wie hoch muss die Inflation sein, um den Aufpreis inflationsgeschützer Anleihen gegenüber ungeschützten zu rechtfertigen), stieg bis Ende 2018 auf 2.2%: Mit den schlechteren Aussichten für die Weltwirtschaft kamen logischerweise auch die Inflationsaussichten dann 2019 deutlich zurück. Viel mehr, als für ein „soft landing“ notwendig ist, auch hier ist ein vorauseilender Indikator, der nicht wahrgenommen wird. Dies war, genauso wenig wie Umweltschutz dank Rezession, Donnies Ziel.

        • Claire Deneuve sagt:

          Dass wir kaum mehr Inflation haben liegt doch primär an der schier unendlichen Abundanz der Güter und Dienstleistungen und den zu grossen Produktionskapazitäten, vor allem seit China auch noch gross mitmischt im Welthandel!
          Mit Alibaba und Co geht nun mal die Inflation immer weiter zurück, bei vielen Gütern haben wir schon Deflation – die werden immer besser und günstiger.
          Allerdings basiert diese Rechnung zu einem grossen Teil auf Kosten der Natur, der Rohstoffreserven und des Klimas. Also auch ein Wirtschaftsmodell mit Ablaufdatum!
          Die hemmungslose Abundanz ist noch die letzte auch zunehmend morsche Stütze des Spätkapitalismus!
          Wir erinnern uns, der Osten implodierte unter anderem auch deswegen weil eine permanente Mangelwirtschaft vorherrschte, also das pure Gegenteil von Abundanz!

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