Die EZB ist gefangen in einer geldpolitischen Fiktion

NMTM

Nur das Inflationsziel vor Augen: EZB-Chef Mario Draghi informiert am 25. Juli 2019 über die aktuelle Zinspolitik. Foto: Ronald Wittek (Keystone)

Wie Mario Draghi Ende Juli angekündigt hat, spielt die EZB mit dem Gedanken, die Zinsen in naher Zukunft nochmals zu senken. Doch welche Überlegungen stecken eigentlich hinter der aggressiven Zinssenkungspolitik der EZB? Eine genauere Analyse des Verhaltens der EZB zeigt, dass Draghi und Konsorten sich seit Jahren eine Fiktion zurechtgezimmert haben und diese als Ausgangspunkt für ihre geldpolitischen Entscheide nehmen. Diese Fiktion geht von der Doktrin aus, dass die Wirtschaft im Euroraum nur dann gut funktioniert, wenn die Inflationsrate nahe bei 2 Prozent liegt. Deshalb muss die EZB dafür sorgen, dass die Inflationsrate nicht zu stark unterhalb oder oberhalb dieses Wertes liegt.

Liegt die Höhe der Inflation deutlich unter 2 Prozent, wie das gegenwärtig mit 1,3 Prozent der Fall ist, dann droht, so wird behauptet, das Schreckgespenst einer Deflation: Schwach wachsende oder gar sinkende Preise könnten Unternehmen und Verbraucher dazu bringen, Investitionen beziehungsweise den Konsum aufzuschieben in der Erwartung, Güter und Dienstleistungen würden in Zukunft billiger werden. Eine solche Erwartungshaltung sorge deshalb für einen Rückgang der Nachfrage und führe zu einer Rezession.

Erst wenn die Inflationsrate sich der Marke von 2 Prozent annähere, könne garantiert werden, dass solche unheilvollen Deflationserwartungen gar nicht erst aufkommen. Also müssen die Zinsen weiter gesenkt werden, damit Deflationserwartungen wieder in Inflationserwartungen umschlagen.

Inflation ist kein Garant für Wachstum

Diese Argumentation ist aber in der Realität vollkommen irrelevant. Kaum jemand ausserhalb der EZB wird ernsthaft annehmen, dass Unternehmen mehr investieren, wenn die Inflationsrate statt bei 1 Prozent bei 2 Prozent liegt. Ob Unternehmen viel oder wenig investieren, hängt in erster Linie von den Erwartungen über den zukünftigen Gang der Wirtschaft ab. Inflations- oder Deflationserwartungen spielen hingegen eine unbedeutende Nebenrolle.

Die Kausalität ist vielmehr umgekehrt. Wenn die Wirtschaft boomt, dann beginnen oftmals auch die Preise zu steigen. Aber mit erwarteten Preisanstiegen Wachstum erzeugen zu wollen, setzt eine gehörige Portion an geldpolitischer Naivität voraus.

Die seit 2014 geltenden negativen Zinsen für Einlagefazilitäten bei der EZB haben deshalb auch nicht zu mehr Krediten an Unternehmen zur Finanzierung von Investitionen geführt. Die negativen Zinsen führten stattdessen zu einer Zunahme der Hypothekarkredite. Dort spielen kleine Zinssatzänderungen tatsächlich eine wichtige Rolle. Ob ein Haushalt ein Prozent oder zwei Prozent Hypothekarzins bezahlt, hat auf seine monatlichen Ausgaben entscheidenden Einfluss. Aus diesem Grund hat die Negativzinspolitik in der Eurozone statt zu einer Belebung der realen Wirtschaft zu einer erhöhten Nachfrage nach Hypothekarkrediten geführt. Hypothekarkredite machen inzwischen in den meisten Euroländern deutlich mehr als 50 Prozent aller von Banken vergebenen Kredite aus, und dieser Anteil steigt ständig weiter an.

Die Schweizerische Nationalbank muss mitziehen

Fliesst neu geschaffenes Geld aber vor allem auf den Immobilienmarkt, dann beginnen dort und nicht in der Realwirtschaft die Preise zu steigen. Es besteht heute ein enger Zusammenhang zwischen der Vergabe von Hypothekarkrediten und dem Anstieg der Immobilienpreise, den wir in der Schweiz seit dem Jahr 2000 besonders deutlich sehen. Doch auch in der Eurozone wird dieser Zusammenhang immer offensichtlicher. So sind die Hauspreise im Euroraum in den letzten Jahren stark gewachsen. Der Europäische Ausschuss für Systemrisiken (ESRB) warnte denn auch Ende Juli vor einer Überhitzung auf dem Europäischen Immobilienmarkt.

Mit andern Worten: Der EZB ist es mit ihrer Tiefzinspolitik gelungen, die unerwünschte Inflation bei Immobilienpreisen zu steigern, aber nicht die erwünschte Inflation bei Gütern und Dienstleistungen.

Nicht viel Spielraum: SNB-Präsident Thomas Jordan. Foto: Keystone

Als Fazit lässt sich somit festhalten: Weder ist die EZB in der Lage, den angestrebten Zielwert von zwei Prozent Inflation bei Gütern und Dienstleistungen zu erreichen, noch besitzt dieser Zielwert irgendeine tatsächliche Relevanz für die längerfristige Entwicklung der Wirtschaft. Die super-expansive Geldpolitik basiert vielmehr auf einer Fiktion, von der sich die EZB nicht mehr lösen kann. Zu sehr hat sie sich bereits in das von ihr selbst geschaffene Narrativ verstrickt.

Dumm nur, dass die Schweizerische Nationalbank (SNB) de facto gezwungen ist, diesem Narrativ ebenfalls zu folgen. Denn sie hat keine andere Wahl, als den geldpolitischen Entscheiden der EZB zu folgen. Wenn die EZB deshalb wie befürchtet die Zinsen bald nochmals senken wird, muss die SNB die Zinsen noch weiter in den negativen Bereich verschieben oder auf dem Devisenmarkt weitere Euros und Dollars kaufen. Nur so kann eine Aufwertung des Schweizer Frankens verhindert werden. Da bei den Zinsen aber kaum mehr Spielraum nach unten besteht, bleibt de facto nur die zweite Variante übrig. Weitere Devisenkäufe werden deshalb kaum auf sich warten lassen!

54 Kommentare zu «Die EZB ist gefangen in einer geldpolitischen Fiktion»

  • Rolf Zach sagt:

    Wir dürfen nicht vergessen zwischen dem € und $ Raum besteht einer freier Zahlungsverkehr inkl. im Verschieben von Kapital. In China ist dies nicht der Fall, dort herrscht eine Binnenwährung und bezahlt gegenüber dem Ausland wird in $. Weder in Lateinamerika, noch in Afrika und Asien wird niemand, der bei Sinnen ist, seine Liquidität für seine Geschäfte im Ausland in seiner Landeswährung anlegen. Wirklich konvertible Währung in Asien gibt es nur in Südkorea und Japan, vielleicht noch Taiwan, Hongkong und Singapur. Das Geld-Universum der Welt ist eindeutig der Dollar und die Handlungen der FED und die US-Fiskalpolitik beeinflussen alle anderen Reservewährungen, vor allem die No. 2, den Euro.

    • Rolf Zach sagt:

      Der Dollar ist gefragt, nicht nur als sicherer Hafen mit einer beeindruckenden politischen Macht dahinter, sondern auch, weil er der interessanteste und offenste Kapitalmarkt der Welt darstellt mit Rechtssicherheit.
      Soll ich Huawei und Lenovo Aktien kaufen oder Apple und HP Aktien? Japan hat einen offenen Kapitalmarkt, China hat den nicht oder er ist für uns Europäer nicht durchschaubar. Hauptsächlich aus Gründen der gewaltigen Börsengewinne der letzten Jahre ist die USA attraktiv und der $ sehr gut bewertet. Ein Drittel der gesamten US-Börsenkapitalisierung gehört dem Ausland. Rein von der US-Leistungsbilanz her, ist die $ Bewertung zum € übertrieben. Der Trump Administration ist das Budgetdefizit von 5 % des Volkseinkommens völlig egal, Hauptsache die Zinsen sind sehr niedrig.

      • Rolf Zach sagt:

        Die Trump Administration ist überzeugt, am besten erhält man den Reservestatus des $ mit dem Anzetteln von Handelskriegen. Nicht die Reichen sollen mit höheren Steuern bezahlen, sondern die Armen mit weniger Kaufkraft.
        Für die Inflation der Güter und Dienstleistungen des täglichen Gebrauchs kann man ruhig die berühmte Formel von Irving Fisher verwenden, aber für die Asset Inflation ist sie nicht brauchbar.
        Deren Ursachen sind weitreichender.
        Die EZB antwortet auf die FED und das Verhalten der $ Gläubiger. Im Gegensatz zu früher, haben die Gläubiger in € mehr Vertrauen als in den $. Dies jetzt die große Kehrtwende, aber die EZB will die Wirtschaftsentwicklung im EU-Raum nicht abwürgen mit einer Aufwertung gegenüber dem $, sie kauft weiterhin Staatspapiere, wenn auch weniger.

  • Claire Deneuve sagt:

    Eigentlich nichts neues unter der Sonne!
    Am 30. Januar 1933 übernahm ein gewisser Herr Hitler in einem desolaten Reich mit gegen 25% Arbeitslosen die Macht und der hatte einen teuflisch genialen Reichsbankpräsident und später auch gleichzeitig Wirtschaftsminister namens Hjalmar Schacht. Der Herr Hitler hatte grosse Pläne, aber zu wenig Geld. So kam der Herr Schacht, ähnlich wie die US Banken ab 2000 auf die Idee mit Verbriefungen von Rüstungsgütern in sog. MEFO Wechseln mit 5 Jahren Laufzeit (ab 1934 und 1939 war dann „Zahltag) dem Herrn Hitler Mittel zur Verfügung zu stellen. Ab 1936 nahm dann die Reichsbank das Zeug massenweise in die Aktiven auf analog wie heute und 1939 war dann fertig lustig mit den Tricksereien und der Herr Hitler wählte eine Raubzugstrategie.

    • Claire Deneuve sagt:

      Hier noch der ganze Betrug in seinen Einzelheiten, Zeitnah aus einem ZEIT-Artikel aus der Stunde Null plus 2 (1947)
      https://www.zeit.de/1947/14/hintergruende-eines-wirtschaftswunders/komplettansicht
      .
      Man könnte fast meinen die Herren Bernanke, Draghi & Co hätten sich vom teuflisch genialistischen Herrn Schacht inspirieren lassen.

      • Claire Deneuve sagt:

        Und hier kann man auch noch schön graphisch dargestellt sehen, wie sich die Reichsbankbilanz vor allem ab 1936 dann in etwa ähnlich wie FED, EZB, BOJ explosionsartig entwickelt hat.
        https://newworldeconomics.com/the-reichsbank-1924-1941/

        • Rolf Zach sagt:

          Zu Hitler, Schacht und ihre Politik möchte ich nur auf das ausgezeichnete Buch von Adam Tooze hinweisen „Die Ökonomie der Zerstörung“. Ich finde Ihren Vergleich der EZB mit diesen genannten Herren gelinde gesagt hanebüchen.
          Der Euro wurde gegründet, um die Integration der europäischen Binnenwirtschaft zu fördern und den Austausch zu erleichtern. Wenn Stieglitz und auch weniger Krugman gegen den Euro angeschrieben haben und immer wieder betonen, die Unterschiede innerhalb der EU seien zu groß, erlauben sie sich zu unterschlagen, welche Reservewährung dann an die Stelle des Euros treten sollte. Natürlich ihr $, der nur dank seiner Stellung als Reservewährung elegant aus der Krise von 2008 herauskam.

          • Rolf Zach sagt:

            Ohne den Status der Reservewährung hätte der $ das gleiche traurige Schicksal erlitten wie die türkische Lira. Die meisten Währungen in unserer Welt sind Schwund-Währungen und ihr Ziel ist es, in der Austausch-Relation zum $
            ständig abzuwerten. Die intelligenteren Währungsbehörden unter ihnen sorgen dafür, dass dies verhalten durchgeführt wird, um das volkswirtschaftliche Wachstum ihrer Länder nicht zu gefährden. Dies gilt sogar für den Singarpur $ und erst recht für den Yuan.
            Unsere SNB war im Januar 2015 überzeugt, der Euro werde untergehen und hat deshalb den Mindestkurs aufgehoben.
            Ohne die Verteidigung des Euros als Status einer Reservewährung von 2010 bis 2015 wären wir viel schwieriger aus der Depression von 2008 in Europa herausgekommen.

          • Rolf Zach sagt:

            Die Gretchenfrage im EZB Rat ist nicht die Frage, ob der € als Reservewährung bestehen kann. Diese Frage stellt sich nicht mehr, der € ist eine Reservewährung. Trotz Italien können gewisse Schweizer Besserwisser kläffen wie sie wollen, die Karawane € zieht weiter.
            Die Frage ist im EZB Rat, ob sie gegenüber dem $ eine Aufwertung des € zulassen wollen oder nicht. Bis jetzt ist die Leitung der EZB der Meinung, eine Aufwertung gegenüber dem $ kommt unter keinen Umständen in Frage. Die Konsequenz daraus sind die Negativzinsen der EZB oder wenigstens keine Zinsen. Wer wieder rechte Zinsen im Euroraum will, muss sich damit abfinden, dass der Euro sich gegenüber dem $ aufwertet. Es ist also nicht nur die Frage der Inflation, noch mehr ist es die Frage des Verhältnisses von € zu $.

  • Hansueli Wermelinger sagt:

    Bravo Herr Binswanger – endlich wird ausgesprochen, was man als „Laie“ schon von Anbeginn des Sackgassen-Kurses der EZB hätte annehmen können. Damals meinte die Mittelschicht, sie sei auch Profiteur von dieser Doktrin und liess jede Kritik an der offensichtlich realitätsfremden Modell-Strategie ins Leere laufen. Ich glaube auch nicht, dass die EZB so naiv und einfältig ist, dass sie nicht gewusst hätte, wohin es führt, aber der Druck der Kapitaleliten war und ist gross, denn es gilt viel zu verlieren. Wen kümmert es schon, wenn die Wirtschaft nicht läuft? Doch eh nur den Pöbel. Aber wenn das ach so hart erarbeitete Vermögen dahinschmilzt? Da muss die EZB unter Druck einen rosafarbenen Karnickel aus dem Hut zaubern. Nach mir die Sinnflut, denkt der Notenbanker – bei Draghi wirds eng.

    • Rolf Zach sagt:

      Glauben Sie wirklich, was Sie schreiben? Beginnen wir mit den Fakten. Entscheidend ist, wie groß der Zinsanteil von Staat und Konsumenten (Hypotheken auf Wohnraum ist Konsum) am Volkseinkommen ausmacht. Im Euroraum hatten wir eine schlimme Immobilien-Blasen in Irland, Portugal und Spanien. Sind diese noch heute vorhanden? Die Immobilien-Preise galoppieren heute in Deutschland, zum Teil auch in Österreich und Holland, weniger in Frankreich und Italien. Also nicht im ganzen Euro-Raum haben wir eine Immobilien-Blase wie zum Beispiel 2007 in den USA und die sich zu wiederholen scheint.
      Das Problem des €-Raums ist das Wirtschaftswachstum in Frankreich und Italien und die daraus entstehenden Defizite im Staatshaushalt.

      • Hansueli Wermelinger sagt:

        Ich glaube nicht, was ich schreibe, ich weiss von was ich schreibe. Die Fakten, die Sie aufzählen in Ehren, aber was möchten Sie damit aussagen? Am ehesten kann ich mich mit der Aussage „Hypotheken auf Wohnraum ist Konsum“ anfreunden. Hypotheken sind Konsumkredit, das sehe ich auch so. Die Blasen sind bei Assets wie Aktien, Immobilien, Kunst, Wein, Staatsanleihen, Unternehmensanleihen überall auf der Welt, mal mehr mal weniger vorhanden. Es gibt Fachleute, die sagen, dass es dazu kommen wird, dass Hausbesitzer wie damals in der US-Immo-Krise einfach den Schlüssel der Bank schicken und das Haus verlassen werden. Bei uns nicht so einfach. da zahlt man vielleicht noch, dass man das Betongold weg hat. Oje PK, wo 15% in Immobilien und ebensoviel in Aktien investiert sind ……

      • Anh Toàn sagt:

        „Die Immobilien-Preise galoppieren heute in Deutschland, zum Teil auch in Österreich und Holland, weniger in Frankreich und Italien. “

        Die (Wohn-)Immobilienpreise galoppieren in den Wirtschaftszentren, in Frankfurt, Berlin, München, Paris, Mailand, Turin, Barcelona, Madrid, Zürich, ich glaube inzwischen sogar in Athen. Die Immobilienpreise sinken in der Pampa, der Deutschen im Osten, der italienischen im Süden, der spanischen in der Mitte, vielleicht sogar im Toggenburg und den Walliser Tälern ohne Tourismus.

      • Claire Deneuve sagt:

        Zach: Auf US Debtclock.org werden für die USA (alle Marktteilnehmer inkl. Finanzinstitute) mittlerweile 3.176 Bio $ bei 21.3 Bio $ GDP und 74 Bio Schulden angegeben.
        Das wären also 14.9% des GDP oder 4.29% der Gesamtschulden – und dies bei relativ tiefen Zinsen notabene – die Student Loan Zinssklaven zahlen immer noch 4-6%, die Kreditkartenzombies noch viel mehr, ebenso die Car Loans Loser, bevor der Repo-Man kommt und einem das Auto wieder wegnimmt, wenn man in Verzug ist. Von den Wucherzinsen bei Glücksspielschulden, Drogenschulden und ähnlichem wollen wir mal gar nicht reden (gut weiss nicht wiefern die auch in die FED Statistiken eingeflossen sind).
        .
        Aber eigentlich kann schon ein Sekundarschüler merken, dass dies mit diesem Zinseszinssystem langfristig nicht aufgehen kann.

  • Linus Huber sagt:

    Es handelt sich wohl um einen der besten Artikel, welcher in diesem Blog publiziert wurde. Die Idee anhand von Inflation Konsum und Investitionen zu befeuern, folgte einer fragwürdigen Doktrin. Das Problem liegt in der undifferenzierten Betrachtungsweise von Deflation, denn nicht jede Form von Deflation erzeugt volkswirtschaftliche Probleme.

    Die gutmütige Deflation basiert auf Produktivitätssteigerungen und ist als Ausdruck hoher Innovationskraft zu begrüßen; Deflation, welche sich als Konsequenz von geplatzten Asset-Blasen einstellt, kann zerstörerisch wirken und sollte insofern verhindert werden, indem die Ausweitung von Ungleichgewichten und Übertreibungen zumindest nicht anhand einer kurzfristig orientierten Geldpolitik im Sinne von „primum non nocere“ befeuert wird.

  • Claire Deneuve sagt:

    Eine praktisch zinsfreie Welt scheint nun mal das unausweichliche Schicksal des Finanzspätkapitalismus zu sein. Nieder mit der Zinsknechtschaft für alle Zeit, verbannt dieses elende abdiskontierte Barwertdenken endlich, mit denen seit Jahrzehnten das Denken der Oekonomiestudenten zugemüllt wurde.
    .
    Kapital soll sich nur noch partizipativ am Wirtschaftsgeschehen beteiligen können, mit allen Chancen und Risiken und eben nicht mehr über den Weg der Zinslipickerei, die im Grunde genommen nur ein widernatürliches Schmarotzerkonzept ist.
    .
    Die extreme Zunahme der Kredite resp. Schulden in den letzten Jahrzehnten und die Financialisation haben Geld zu einem beliebigen Produkt in abundanten Mengen gemacht & jetzt wundern sich alle, dass es kaum mehr einen Preis (Zins) hat.
    Nei aber au 😉

    • Rolf Zach sagt:

      Wissen Sie, Frau Deneuve, ich bin ein Fürsprecher des Sozialstaates und zum Beispiel kein Freund der Rente beruhend auf Kapital-Sicherung, sondern ein vehementer Anhänger der Umlage-Rente wie unsere AHV.
      Aber Ihre Aussagen betreffend Zinsli-Pickerei und Kapitalismus ist meiner unbedarften Meinung nach Unsinn. Der Kapitalismus ist im Grunde richtig, hat aber die Tendenz seine eigenen Kinder zu fressen, deshalb muss er nicht abgeschafft, sondern intelligent reguliert werden und zwar im Sinne aller Einkommensschichten, nicht nur der Reichen, wie es in den USA total der Fall ist und im €-Raum es viele gibt, die die USA auf diesem Gebiet kopieren möchten. Eine Zentralbank ist nun einmal nicht der Ersatz für eine Politik in einem kapitalistischen Umfeld. Dies ist die Aufgabe der Politik!

      • Claire Deneuve sagt:

        Werter Herr Zach Es gibt auch unter Nicht Mainstream Oekonomen Diskussionen was der Zins überhaupt für eine Daseinsberechtigung habe.
        Ich finde die Entwicklung sehr spannend dass wir mittlerweile Nullzinsen und noch extremer Negativzinsen haben.
        Bislang ist eigentlich noch jedes Wirtschaftssystem über kurz oder lang vom Krebsgeschwür Zins erstickt worden, wieso soll es uns diesmal denn anders gehen?
        In kapitalintensiven Produkten zahlt man bis zu 40% alleine nur für Zinskosten – ist das nicht krank? Als Steuerungsinstrument (ein beliebtes 0815 Oekonomenargument) taugt es inzwischen auch kaum noch, und eben dieses verfluchte Barwertdenken in der Finanzbranche macht unsere Hirne so krank und dement wie Fast Food oder Zigaretten.
        Nutzen wir die Chance für den System Change!

        • Claire Deneuve sagt:

          Zach: Die Weltweiten Schuldner zahlen aktuell schon bei Tiefstzinsen um die 10 bis 11 Bio $ Zinsen, also um die 12-14% des Welt-BIP. Jetzt stellen Sie sich mal vor wieviel das sein würde bei „normalen Zinsen“ die wir gemäss 0815 Oekonomen wieder erreichen müssten.
          Und dann wundern die sich auch noch, dass die ZB immer mehr Geld ins System zuführen müssen, denn der Homo Sapiens Proletiarensis inkl. Staaten und Zombiefirmen schaffen es einfach nicht mehr die Kosten für all die Zinsen zu stemmen und darum wird jedes Jahr ein Teil davon auf den grossen Schuldenhaufen dazugeschlagen, was das Problem nur verschlimmert & verzögert.
          Ohne Zinsen wäre die Inflation auch bedeutend tiefer. Gut etwas an Inflation gäbe es immer noch, aber die könnte man z.b. mit indexierten Units abfedern.

          • Claire Deneuve sagt:

            Das Problem ist primär, dass wir in unseren Köpfen so versaut wurden, dass es ohne Zinsen gar nicht gehen könnte. Das ist in etwa ähnlich wie die Raucherin (bin selbst eine), die meint ohne Zigaretten würde nichts gehen.
            Dabei gibt es eine ganz Reihe von Möglichkeiten diese scheinbar unverzichtbaren Angewohnheiten zu substituieren.
            Darum finde ich es eigentlich auch sehr erfrischend, dass unser spätkapitalistisches financialiasiertes System jetzt wirklich langsam aber sicher an den ultimativen Anschlag kommt und sich was neues einfallen lassen muss. Die Zentralbanken waren in den letzten 10 Jahren schon sehr kreativ, aber das war mehr aus der Not und nicht wirklich was epochal neues.
            Neue Anreizsysteme braucht der Mensch — Zinslipicken ist krebserregend und was für Loser!

        • Linus Huber sagt:

          Sie verstehen die Funktion des Zinses offensichtlich nicht, Claire; es handelt sich um den Preis für Kapital, welcher in der freien Marktwirtschaft das Verhältnis zwischen Konsum, Sparen und Investitionen regelt. Die Zentralbanken erzeugen mit dem Drucken von Geld kein Kapital, sondern umverteilen einzig.

          • Claire Deneuve sagt:

            Huber: Den Zins hat schon Aristoteles nicht verstanden.
            Es gibt eine ganze Palette von anderen Anreiz-& Bremssystemen als leistungsfreien Profit primär durch Zeitwert!
            Klar hat das Kapital alle Hirne & Lehrstühle so gehirngewaschen, dass die meinen es würde nicht ohne Zinsen gehen, alle sind auf den abdiskontierten Barwert fixiert. Eine finanzmathematische Geisteskrankheit!
            Aber bald ist das System am Ende, Schulden wie nie zuvor, Tiefstzinsen fast überall, die aber trotzdem 12-14% des Welt-BIPs wegfressen & tw. einfach dem Schuldenhaufen dazugeschlagen werden.
            An „normale“ Zustände ist doch gar nicht mehr zu denken, Goldstandard hat auch nie richtig funktioniert.
            Die Welt ist reif für was völlig neues, wird eine hässliche Transformationsphase geben, aber könnt alles besser werden!

          • Claire Deneuve sagt:

            Huber: Seit der Financialisation der Wirtschaft der letzten 35-45 J stimmt doch so manches nicht mehr von den alten ökonomischen Grundsätzen, die Geldinstitute sind zu viel zu grosse Zockerbuden geworden die eine permanente Bedrohung für das System sind. Sie wären doch dafür gewesen 2008/09 alles hopps gehen zu lassen, nur wären Sie dann drauf fokussiert gewesen, wieder Zustände vor 1971 einzurichten, aber das hat damals auch nur funktioniert, weil die Wirtschaften um 4, 6 oder tw. gar über 10% gewachsen sind. Jene Zeiten sind vorbei, soviel Wachstum wäre widernatürlich für eine Gesellschaft die das meiste schon hat. Immer mehr zu raffen kann nicht der Zweck unseres Daseins sein, ökologisch ist es eh letal.
            Ev bald haben Sie Ihren langersehnten Kollaps, aber das Leben geht weiter…

          • Linus Huber sagt:

            „Seit der Financialisation der Wirtschaft der letzten 35-45 J stimmt doch so manches nicht mehr“

            Ich weiss nicht wer dies bestreiten soll. Ich weise ja dauernd darauf hin, dass das Wachstum des Finanzsektors (Financialisation) weit über demjenigen der Wirtschaft eben genau dafür verantwortlich für die geschaffenen hohen Ungleichgewichte und Blasen und in der Konsequenz der heutigen Problematik im Zinsbereich ist. Diese Entwicklung fand nicht in einem luftleeren Raum statt, sondern innerhalb eines Anreizsystems, welches von den Zentralbanken entscheidend mit bestimmt wurden. Es handelt sich nicht um ein unvorhersehbares Resultat, sondern beruht auf einer fehlerhaften ökonomischen Doktrin.

  • Anh Toàn sagt:

    Ja was sollte die EZB denn sonst tun? Die Zinsen erhöhen? Auf wieviel meinen Sie, Herr Binswanger? 5%? Gibt es dann Wachstum der Unternehmen der Investitionen? Nach welcher Theorie ist das so oder wo zeigte sich dies in der Praxis?

    Die Superexpansive Geldpolitik der EZB ist doof. Bringt kein Wachstum und steigert nur die Immobilienpreise. Dann soll die doch die Zinsen erhöhen, damit die Immobilienpreise krachen, dann geben die Banken bestimmt Kredite an Unternehmen, welche dann belendende Wachstumschancen sehen!

    Oder wie oder wo oder was?

    • Hansueli Wermelinger sagt:

      Na toll, zuerst fährt man den Karren in den Sumpf und dann will man Ratschläge haben und fragt zynisch, ob man denn noch weiter in den Sumpf fahren will. Die Notenbanken dieser Welt haben sich selbst in diese Situation begeben und dann müssen Sie Kritik vertragen, aber verlangen Sie nicht, dass der Kritiker auch noch für die richtige Lösung, die es aus dieser Sackgasse ohnehin nicht gibt, auf dem Silbertablett präsentiert. Wichtig ist doch die Erkenntnis, dass solche Zielvorgaben, die nicht den geringsten Zusammenhang zum erwünschten Ziel aufweisen und um jeden Preis (whatever it takes) erreicht werden wollen, nicht nur schädlich sondern auch als fahrlässige Handlung angesehen werden können.

      • Hansueli Wermelinger sagt:

        Nicht nur im Bereich der Notenbanken, auch sonst überall erkennbar, ist Risiko falsch verteilt oder die Verantwortlichkeiten nicht vorhanden. Vor langer langer Zeit war es üblich, dass der Architekt einer Brücke mit seiner Familie einige Wochen lang darunter leben und schlafen musste. Wie motiviert war der Architekt wohl, diese tragfähig und ohne „Pfusch“ (siehe Italien) zu bauen? Hätte man eine solche Verantwortlichkeit und Haftung bei unseren Politikern, hätten wir komplett andere Entscheide: „Zinsen runter, wird schon gut kommen, ich bin ja nur noch ein paar Monate im Amt“ – Modell geht nicht auf, na Pech, kann jedem passieren. Der nächste Lapsus ist, an 2 Grad Deckelung der Klimaerwärumung in soundsoviel Jahren festzuhalten, aber da hat man ja auch gute Gründe.

        • Anh Toàn sagt:

          Der Beitrag sagt zu recht, die Notenbanken können nicht, aber deswegen die Notenbanken zu rügen, ist Nonsense: Wenn die nicht können, können die nichts dafür. Die können nicht, weil das Problem nicht auf der Angebotsseite liegt (da könnten die Notenbanken) sondern auf der Nachfrageseite: Die Nachfrage könnten Notenbanken nur fördern mit Helikoptergeld, aber das ist, so meine ich verboten: Gegenbuchen kann man das mit dem Helikopter abgeworfene Bargeld nur ins Eigenkapital, das ist aber eine Gewinnausschüttung, und darüber entscheidet die Politik und nicht die Notenbanker.

          Die Nachfrageseite kann nur die Fiskalpolitik fördern.

          • Anh Toàn sagt:

            Nach 2008 hat nicht nur die FED „Geld gedruckt“ sondern Obama (und Geitner) haben mit den Defiziten die Nachfrage gefördert.

            In EU-Land hat die EZB „Geld gedruckt“, aber insbesondere dem deutschen Staat war die schwarze Null heilig. Nicht die Griechen hätten noch grössere Defizite von der EZB finanziert bekommen sollen, wie es Varoufakis verlangte, volkswirtschaftlich korrekt das Nachfrage stimuliert werden soll aber national orientiert, mit mehr Konsum in Griechenland wären die griechischen Defizite nur gewachsen, insbesondere der deutsche Konsum hätte stimuliert werden müssen.

            Die Notenbanken tun nur, was sie müssen, wegen der verfehlten Fiskalpolitik.

          • Anh Toàn sagt:

            Am perversten ist es in der Schweiz: Wir müssen den Gürtel enger schnallen, unsere Renten kürzen, wir müssen sparen, sparen, sparen, auf dass der CHF strahle und den reichen Ausländern einen sicheren Hafen sei, und liefern diese CHF und investieren dafür Euronen und Dolas und sogar Pfund. Viel lieber als in unsere Hochschulen. Wir sparen uns lieber die KK Prämien vom Bund ab und investieren im Ausland. Wir fressen Staub, auf dass der CHF leuchte wie ein Stern.

          • Rolf Zach sagt:

            Was Sie, Anh Toàn, über den SFr und auch den € schreiben ist nach mir vollkommen richtig.
            Ich habe Leserbriefe verfasst, dass die SNB eine einmalige Ausschüttung an die öffentliche Hand von 30 Milliarden SFr machen sollte aus ihren Gewinn-Reserven, bevor der $ zusammenbricht und der € zurückkrebst. Von den Milliarden an £, die die SNB hortet, wollen wir gar nicht reden. Die 2 Milliarden, die die SNB jetzt ausschüttet ist eine bodenlose Frechheit.
            Die Mehrheit der Kommentare auf meine Leserbriefe war, dass ich völligen Unsinn verzapfe.
            Der SNB ist es völlig gleichgültig auf ihren Devisenbestand 150 Milliarden SFr zu verlieren. Wir Schweizer lieben Trump und die wenigen, die es nicht tun, verstehen gar nichts von Volkswirtschaft. Sie lesen Krugman, diesen linken Radikalinski.

          • Hansueli Wermelinger sagt:

            @Ahn Toàn: „die Notenbanken können nicht, … können die nichts dafür“. So einfach dürfen wir die Notenbanken nicht vom Haken lassen. Sie hätten dieses Experiment ohne der vorhandenen empirischen Beweislage, dass es funktioniert, nie starten dürfen. 1998 fing es an mit der Asienkrise. Da hätte man halt die Weltwirtschaft in eine Krise laufen lassen sollen. Klar, einige Firmen gäbe es heute nicht mehr, aber schon längst wären wir wieder in einem gesunden (nachfrageabhängigen) Aufschwung. Das ewige Auffangen von Problemen an der falschen Stelle führt nur noch zu grösseren und umfangreicheren Problemen. Das hätte vermieden werden können. Vermutlich ist sogar Soziale Unruhe und bürgerkriegsähnliche Zustände die Folge dieser verfehlten Notenbankpolitik. Wer zahlt die Zeche? Der Bürger.

          • Anh Toàn sagt:

            „Da hätte man halt die Weltwirtschaft in eine Krise laufen lassen sollen. “ Je genau, die Weltwirtschaft soll bezahlen, solange der Bürger nicht bezahlen muss, ist es demokratisch.

          • Claire Deneuve sagt:

            Zach: Sicher können Sie 30 Mrd für die ETH oder AHV von der SNB fordern, aber was Sie scheinbar einfach nicht begreifen wollen, die SNB hat keine CHF, sondern eben nur €, $, £ usw.
            Und sobald die SNB diese dann in CHF umtauschen will, dann wertet der Franken innert kürze massiv auf, das EK schmilzt weg und dann gibts nicht mehr zum verteilen und die CH Wirtschaft hat wieder einen (zu) starken Franken am Hals wie ein Mühlstein!
            Und sobald der CHF beginnt stärker zu werden, werden die internationalen Finanzhaie kommen und noch mehr CHF kaufen, weil dort Währungsgewinne locken und der CHF sicher erscheint und die SNB muss noch mehr Negativzinsen und FX Käufe machen um den nicht überborden zu lassen.
            Na Herr Zach ist das denn wirklich soooo schwer zum begreifen???

          • Anh Toàn sagt:

            „die SNB hat keine CHF, “

            Braucht Sie nicht: Die SNB geht zur UBS und sagt, überweise 30 Milliarden an die ETH und belaste unser Konto: Die UBS gibt der SNB Kredit und schreibt es der ETH gut: UBS bucht: Guthaben bei der SNB an Schuld bei der ETH: Dann gibt es 30 Milliarden CHF mehr auf der Welt, auf dem Konto der ETH bei der UBS, welche die SNB vorher nicht hatte, entstanden aus der Kreditgewährung der UBS an die SNB.

            (Die aktuellen Überschussreserven der Banken sind auch so entstanden, nur wurde das Geld von der UBS nicht an die ETH überwiesen, sondern es wurden Devisen gekauft.)

            Geld entsteht in den Bilanzen von Geschäftsbanken durch Kreditgewährung. Geld hat, wer kreditfähig ist. Die SNB ist sowas von kreditfähig, die haben Geld ohne Ende.

          • Rolf Zach sagt:

            Wegen den 30 Milliarden SFr von der SNB zugunsten der ETH wegen dem Transfer dieser Summe. Anh Toàn hat dies in wenigen Worten einleuchtend und logisch beschrieben. Mein Respekt!

      • Anh Toàn sagt:

        „Within our mandate“ beginnt das „whatever it takes“ Zitat, und hat damit eine ganz andere Aussage als was man gerne unterstellt.

        Lustig finde ich, dass Schweizer Kommentatoren sagen, die EZB hätte illegal gehandelt („Fahrlässigkeit“). Es gab diverse gerichtliche Verfahren deswegen, aber ich weiss von keinem Urteil, welches sagt, die EZB hätte ihre Befugnisse überschritten. Weder in EUR Mitgliedsstaaten noch bei den europäischen Gerichtsinstanzen.

        Und dann setzt man sich den Aluhut auf und sagt, die Gerichte in den EU Staaten und die EU Gerichte sowieso, seien halt auch diktiert. Und negiert, dass diese Handlungen von unabhängigen Gerichten in rechtsstaatlich korrekten Verfahren ernsthaft geprüft wurden.

        • Hansueli Wermelinger sagt:

          Seit wann wird Gerechtigkeit an Gerichten gesprochen? In welcher Kinderwelt leben Sie? Es geht immer nur um die besseren Argumente der besseren Rechtsgelerhrten – im besten Fall. Im schlechtesten Fall sind die Richter gekauft, aber das wollen wir jetzt mal nicht unterstellen, das würde ja die schöne Kinderwelt zerstören.

          • Anh Toàn sagt:

            „Gerechtigkeit“ gibt’s im Himmel, von Gerichten wird im Idealfall Recht gesprochen.

            Sie meinen also die Kläger gegen die Anleihenkäufe der EZB hätten schlechte Anwälte gehabt? Das waren aber keine Pflichtverteidiger, die haben sich die ausgesucht, am freien Markt.

          • Anh Toàn sagt:

            Es ist also naiv, wenn man ohne konkrete Anhaltspunkte nicht glaubt, dass die Richter (in Deutschland und der EU) gekauft wurden? Von wem wurden die denn bezahlt? Von der EZB? Von Draghi, von seinem eigenen Geld? Warum vermute ich nur, dass jetzt Soros ins Spiel kommt?

          • Anh Toàn sagt:

            „Im schlechtesten Fall sind die Richter gekauft, aber das wollen wir jetzt mal nicht unterstellen, das würde ja die schöne Kinderwelt zerstören.“

            Mit dem letzten Nebensatz widersprechen Sie dem zweiten: Ausser in einer schönen Kinderwelt, also in der Reaslität, sind natürlich alle Richter bezahlt, von den Bösen natürlich.

            Man, mir ist das zu doof mit Leuten zu diskutieren, die nicht mal eine gerade Aussage hinbekommen, aber glauben, sie seien der Checker der Welt.

          • Anh Toàn sagt:

            Die besseren rechtsgelehrten haben die besseren Argumente: Ich hatte mal einen Prozess, die Vertreterin der Gegenpartei hat „argumentiert“ ihre Meinung stünde in einem Lehrbuch, sie hat es kopiert und mitgebracht. War ein schlechtes Argument, der Richter hat gemeint, es interessiere ihn nicht, was im Lehrbuch steht, sondern was im Gesetz steht.

          • Hansueli Wermelinger sagt:

            Nur weil ich Ihnen einfache Sachverhalte aufzeige, fühle ich mich nicht wie von Ihnen unterstellt „der Checker der Welt“, aber wenn Sie mir dafür halten – ihre Sache. Ich bin auch nicht daran interessiert, jeden Satz zu zerpflücken, bis aus dem Kontext genommen, alles falsch erscheint. Sie fallen wieder in Ihr altes Verhaltensmuster, indem Sie Systemkritiker als unsachlich darstellen und lächerlich machen wollen. Dabei haben gerade Sie in den letzten Beiträgen anderer Artikel die Notenbanken zu kritisieren begonnen. War wohl zuviel? Na, nehmen Sie noch einen Schluck aus der Pulle, wird schon gut kommen.

          • Hansueli Wermelinger sagt:

            Cui prodest scelus, is fecit. Dieser Ansatz ist schon mal nicht so weit von der Wahrheit entfernt, jedenfalls sollte man in die Richtung recherieren. Und „Soros“, dass ich nicht lache.

          • Anh Toàn sagt:

            „…indem Sie Systemkritiker als unsachlich darstellen und lächerlich machen wollen. “

            Die Frau Deneuve kritisiert das Zinssystem, das ist nicht unsachlich. Einfach zu sagen, die Zentralbanker seien entweder doof oder gar kriminell, ist das Niveau von Trump: der Powell sei „crazy“, dabei hat er ihn auf den Posten gehoben und damals gesagt, der sei der Beste.

          • Hansueli Wermelinger sagt:

            Es bringt nichts, wenn wir uns gegenseitig zerfleischen. Das lenkt vom eigentlichen Thema ab. Fakt ist, wie im Artikel beschrieben und wie übrigens auch in der NZZ heute ein Artikel darüber erschien, dass man langsam erkennt, dass das rein theoretische Modell, das jeden Praxisbezug entbehrt, versagt hat, was zur Frage führt, weshalb man Menschen ohne Erfahrung in der Privatwirtschaft an die Spitze von höchst machtvollen Gebilden setzt. Ich kann das nur so verstehen, dass theoretisches Wissen der praktischen Erfahrung übergeordnet wird. Was für eine verkehrte Welt mit verkehrten Werten.

          • Linus Huber sagt:

            @ Hansueli

            Nassem Taleb nennt diese Funktionäre IYIs (intellectual yet idiot) in seinem Buch „Skin in the game“

            Frédéric Bastiat differenzierte zwischen einem guten und schlechten Ökonomen: Der eine klebt an der sichtbaren Wirkung, der andere berücksichtigt sowohl die Wirkung, die man sieht, als auch diejenige, die man vorhersehen muss.

            Es dürfte sich um eine Form Gruppendenken im Bereiche der ökonomischen Wissenschaften handeln und wer nicht die vorherrschende Einheitsmeinung vertrat/vertritt, wird nicht in Entscheidungspositionen berufen.

  • Theo Camenzind sagt:

    Also ist die Analyse von Herrr Binswanger Fiktion? Der Zusammenhang zwischen Billiggeld und Immopreisen auch?

  • Thomas Zwicky sagt:

    Danke – sehr treffend. Das Inflationsziel ist mE ein reines Feigenblatt, um die defacto bankrotten südeurop. Staaten zu stützen. Zus. kauft die EZB Staatsobl. über das gesamte Laufzeitenspektrum – monetäre Staazsfinanzierung. Dabei gibt es immer weniger Anreize, Strukturreformen anzupacken. – ein Teufelskreis! Von Target 2 sprechen wir gar nicht – ein Skandal. Nur eine grosse Inflation kann helfen, die gigantischen Staatsschulden zu „tilgen“. Das ist der Masterplan, mE. Die Unabhängigkeit der Zentralbanken, einst als grosse zivilisatorische Errungenschaft betrachtet, ist vorbei. Ironie, dass die Schweiz, der Musterknabe, dafür noch bestraft wird über den Zwang zur geldpol. Anpassung. Daraus befreien könnte sich die CH, indem sie massiv! Schulden aufnimmt, und sich dafür bezahlen lässt.

  • Markus Moreno sagt:

    Einmal mehr soll die EU bzw. die EZB für die hohen Immobilienpreise in der Schweiz verantwortlich sein? Ach woher! Seit jeher waren diese in der Schweiz imk Vergleich zum EU-Ausland astronomisch teuer. Seit jeher ist die Schweiz ein Volk von Mieter/innen, die sich Eigentum nicht leisten kann. Aber klar, man kann die EU für alles verantwortlich machen. Vor allem, wenn man zum Schweizer Mainstream gehört.

  • S. Beimer sagt:

    Tatsächlich steht hinter all den Aktionen allein der Plan, einen Bankrott der Südländer durch steigende Zinsen zu vermeiden oder Deutschland all dieses bezahlen zu lassen.
    Die Südländer nutzen die erkaufte Zeit aber nicht und nun ist die EZB tatsächlich gefangen. Die Begründungen für die Zinssenkungen sind einfach ‚an den Haaren herbeigezogen‘.

  • Josef Marti sagt:

    In einem globalisierten Umfeld sind die Reallöhne logischerweise unter permanentem Druck, es ist kaum möglich das Lohnniveau über die Produktivität zu heben, ausser man macht wieder lokal eine Bau und Immobilienblase wie gehabt in Spanien, Irland.

    Draghi und Konsorten wissen um diese Problematik, das Inflations Narrativ ist nur vorgeschoben, denn es geht darum das im Koma befindliche Finanzsystem samt Zombi Banken und Zombi Firmen bis zum St. Nimmerleinstag im Wachkoma zu halten. Andernfalls droht eine massive Diskreditierung nicht nur des Finanz- sondern auch des ganzen Polit Establishments. Nach einer Pleitewelle ergäbe sich nämlich ein deflationärer Schock, aus diesem kommt man nur wieder raus mit einer Extremlösung wie zB massenweise Helikoptergeld, darauf folgt eine Hyperinflation.

  • Zufferey Marcel sagt:

    Hidden Agenda, mehr gibt es zur gegenwärtigen Geldpolitik von EZB, FED und SNB gar nicht mehr zu sagen. Auch die BOJ führt dieses Programm schon seit geraumer Zeit in ihrem Angebot- mit welcher Wirkung wissen wir ja alle gut genug…

  • Hofstetter Christian sagt:

    Eine sehr gute Analyse über die expansive Geldpolitik der EZB. Draghi scheint in der Tat nicht über die Weitsicht zu verfügen, die es bräuchte, um nicht nur eine Immobilienblase zu produzieren, sondern um die Realwirtschaft insgesamt anzukurbeln. Wobei es in vielen Branchen nicht einfach ein Wachstum zu jedem Preis bräuchte, sondern intelligente, klimaneutrale Produktionen. Und da ist das aufgeblähte Wirtschaftssystem in etwa soweit entfernt, wie der Normalbürger von einer Reise auf den Mond.

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