Wenn Trump selbst zum Währungskrieger wird

Hat er es auf eine Schwächung des Dollars abgesehen? US-Präsident Donald bei einem Besuch in Cleveland, Ohio. Foto: Carlos Barria (Reuters)

Im Herbst 2010 hat der damalige brasilianische Finanzminister Guido Mantega den Begriff des «Währungskriegs» geprägt. Weil die Tiefzinspolitik der US-Notenbank den Dollar ab- und den brasilianischen Real sowie weitere Schwellenwährungen aufwerten liess, verteuerten sich die Exporte dieser Länder und minderte sich ihre Wettbewerbsfähigkeit. Mantega sah darin ein unfaires Verhalten der Amerikaner.

Das war Unsinn. Der Zweck der Tiefzinspolitik des Fed war nicht, anderen zu schaden. Es tat, was es tat, weil die USA damals noch an den Folgen der Finanzkrise litten – mit einer hohen Arbeitslosigkeit und einem schwachen Finanzsektor.

Heute ist die Situation umgekehrt. Die Rolle der US-Notenbank von 2010 spielt jetzt die Europäische Zentralbank (EZB). Auch ihre Geldschleusen sind weit offen und die Zinsen tief, weil sie sich um die Stabilität der europäischen Wirtschaft und den Finanzsektor sorgt. Und als Folge davon schwächt sich der Euro zum Dollar ab. Und wie einst Mantega kann deshalb US-Präsident Donald Trump im Vorgehen der EZB nichts anderes als böse Absicht erkennen – diesmal zum Nachteil der USA.

In den USA sorgen sich Ökonomen deshalb, dass Trump jenen Währungskrieg beginnt, den er anderen vorwirft, und dass er den Dollar gezielt schwächt. Das könnte er, indem das US-Finanzministerium Dollars gegen andere Währungen verkauft. Laut der US-Grossbank Goldman Sachs stehen ihm dafür Anlagen im Wert von 72 Milliarden Dollar zur Verfügung.

Doch ohne Unterstützung des Fed bringt das nicht viel. Jenes könnte die Dollars neu schaffen und mit Zinssenkungen einen viel grösseren Effekt erzielen. Aber das Fed spielt zum grossen Ärger von Trump nicht mit.

Eine Katastrophe für die Schweiz

Ein einseitiges Schwächen der eigenen Währung zum Schaden anderer wäre ohnehin wenig wirksam. Denn die anderen Länder würden dann das Gleiche tun oder – wahrscheinlicher – ihre Leitzinsen senken, weil sich als Folge ihre Wirtschaft abschwächt. Das Ergebnis wäre dasselbe. Das Einzige, was am Ende bliebe, wäre eine noch expansivere Geldversorgung und noch tiefere Zinsen.

Für die Schweiz wäre das eine Katastrophe: Ein globaler Abwertungswettlauf würde die Flucht in den Franken erneut befeuern. Und die Abwehrmöglichkeiten der Nationalbank wären angesichts der hier weltweit bereits tiefsten Negativzinsen und ihrer im Verhältnis zur eigenen Wirtschaft am stärksten aufgeblasenen Bilanz ziemlich beschränkt.

25 Kommentare zu «Wenn Trump selbst zum Währungskrieger wird»

  • Anh Toàn sagt:

    Die vorlaufenden Indikatoren für die US Wirtschaft, wie

    – zuvorderst die inverse Zinskurse,
    – dann den zwar (noch) knapp über 50 liegende, aber sich in freiem Fall befindliche PMI (tradingeconomics com: „Still, the latest reading pointed to weakest pace of expansion in the manufacturing sector since October 2016 as the new order index dropped to the lowest since December 2015 and the prices paid index fell to an over three-year low.“
    – die Statistik zu neu geschaffen Stellen (non farm payrolls) ist auch deutlich schwächer geworden

    erklären, warum Trump Schuldige sucht: Spätestens nächsten Sommer, vor den Wahlen(!) wird die USA in der Rezession sein, spätestens im Herbst dieses Jahres, also rund 6 Monate vorher, werden die Aktienkurse einbrechen.

    „It’s the economy, stupid!“

    • Anh Toàn sagt:

      Die schrankenlose Geldmengenausweitung durch Trump und den republikanischen Kongress durch die Steuersenkungen (Defizite von über 1 Billion (engl. Trillion), mitten in eine bereits gut laufende Wirtschaft, dazu das Bremsen der Weltwirtschaft mit seinem bescheuerten Handelskrieg gegen China (was Chinas Wachstums schwächt, schwächt das Wachstum der Weltwirtschaft und damit auch wieder den USA) ist das perfekte Rezept für eine Stagflation: Wachstum bremsen und gleichzeitig Geld drucken. Stagflation ist die schlimmste aller wirtschaftlichen Welten.

      Ich war sehr optimistisch, dass die Welt sich von der Finanzkrise erholt, dass der EUR nicht untergeht, aber inzwischen bin ich sehr pessimistisch:

      „A hard rain’s a gonna fall“

      • Anh Toàn sagt:

        Mit einer schrumpfenden Wirtschaft wird sich das Haushaltsdefizit 2020 verdoppeln ist meine Schätzung.

        Kein Wunder steigen Bitcoin und Jeff Koons wie blöd, „take the money and run“ ist einfach gesagt, die schwierige Frage ist, wohin!

        • Rolf Zach sagt:

          Der berühmte Ökonom und hervorragend argumentierender Trump-Gegner, nämlich Krugman, ist in vielem der gleichen Ansicht.
          Dies bedeutet aber noch lange nicht, dass reiche Leute ihr Geldvermögen in Dong, Bhat oder sogar in Yuan anlegen. Neben dem $ gibt es den Won, den Yen, den Singapur-$, den SFr., ferner die Nok, die DKK, die SEK, die mit der zweit wichtigsten Reservewährung € verbunden sind. Diese aufgezählten Währungen
          haben das Potenzial gegenüber dem $ aufzuwerten. Alle übrigen, inkl. diejenige von China sind Schwund-Währungen und werden kaum gegenüber dem $ aufwerten lassen. Eher das Gegenteil, was auch der Fall war nach 1971.
          Nun ist die Frage, ab welchen Parametern und ab welchen volkswirtschaftlichen Realitäten der $ abstürzt.

  • Alex sagt:

    Kein Anriss über die Ungleichgewichte in der Leistungsbilanz (die bereits bestehenden/angesammelten) oder die „Dollar-Hegemonie“ als Zahlungsmittel im Handel. Auch die Verschuldung (Privat/Staat) und die unkonventionelle Geldpolitik kam kurz.

    Mantegas Aussage erinnert an den Goldstandard. Wo ist dieses Gedöns über free-floating currencies? Es scheint jeder will ein Währungs-Peg zum Dollar (seit/bis wann interessiert das die USA/FED?). Der letzte Abschnitt sagt das fast aus, dass auf Teufel komm raus Ungleichgewichte erhalten bleiben (notfalls noch aggressiver).

    Übrigens ist der Bezug zum Finanzsektor seltsam (als Aufgabe einer ZB?)- die ECB hat doch die Hauptaufgabe Inflation und die FED hat ihr Mandat niedrige Arbeitslosigkeit vernachlässigt und auf Inflation fokussiert.

  • Claire Deneuve sagt:

    Lächerliche 72 Mrd US$ hat Trump also als „Munition“ für seinen Währungskrieg?
    Wenn man bedenkt, dass die SNB ihre Gelmenge M0 um über 500 Mrd Franken ausweiten musste um unsere Miniwährung in unserem Miniland zu schwächen klingt das wie ein Witz.
    Und einmal verschossen, sind die 72 Mrd $ weg und wie wir bekanntlich wissen interessieren sich FX Märkte nicht wirklich für schon verschossene Munition.
    .
    Aber solange Donald seine Schuldenberge weiterhin um fast 6% des BIP oder rund 1.2 Bio & bald mal mehr erhöht, hat er eine viel bessere Waffe als die läppischen 72 Mrd um den US$ zu schwächen.
    Ein Grossteil des US Beschäftigungswunders und Wachstum ist übrigens rein der Schuldenzunahme zu verdanken. So wirtschaften kann jeder Trottel, aber die Trumpies meinen DT leiste epochales..

    • Luisa Haltner sagt:

      Liebe Claire Deneuve, 1920 sagte der damals schon berühmte US-Satiriker Henry Menchen:
      „Wenn die Demokratie sich fortlaufend perfektioniert, widerspiegelt die Präsidentschaft immer exakter die innere Seele des Volkes. Eines grossen und glorreichen Tages wird sich der Herzenswunsch der einfachen Leute erfüllen und das Weisse Haus mit einem wahren Idioten und narzisstischen Irren besetzt sein.“
      Henry Menschen, 1880-1956 in Baltimore-Evening, Sun 26th July 1920.
      Noch Fragen?! (Wir sind ja grad noch mal davongekommen…)

      • Claire Deneuve sagt:

        Meinen Sie damit die EU habe sich damit die strohblonde Flintenuschi redlich und halbwegs demokratisch gemauschelt verdient??
        In Amiland haben wir auch so einen Blonden, in England vermutlich auch bald…
        Fehlt nur noch die Frau Le Pen, die würd auch noch gut in die neue blonde Welle passen.
        Mir werden die vielen Strohblonden an der Macht langsam etwas gar gschmuch, zumal die auch nicht meine Wertvorstellungen vertreten und sehr viel warme blonde Luft von sich geben…
        .
        Aber eben vielleicht verdienen wir nichts mehr besseres…
        Dass eine von der Leyen wirklich mal EU Präsidentin wird, das kommt mir irgendwie vor wie in einem falschen Film. Von Donald und BoJo schon gar nicht zu reden.

      • Rolf Zach sagt:

        Der Mann heisst H.L. Mencken und war ein begnadeter Kolumnist bei der Baltimore Sun. Gegen den Eintritt der USA in beide Weltkriege und nicht gerade ein Anhänger der repräsentativen Demokratie mit rassistischen und antisemitischen Neigungen.

    • Linus Huber sagt:

      „Ein Grossteil des US Beschäftigungswunders und Wachstum ist übrigens rein der Schuldenzunahme zu verdanken.“

      Der Grossteil des Wirtschaftswachstums sämtlicher Staaten beruht seit Jahrzehnten auf Zunahme von Ungleichgewichten (Schulden).

  • Claude Fontana sagt:

    Den Währungskrieg führt doch die Washingtoner Clearingstelle.

  • Dieter Meier sagt:

    Aber das eine schliesst das andere doch nicht aus. Selbst wenn der CHF nach Kaufkraft massiv unterbewertet ist, kann die SNB immer noch der grösste Währungsmanipulator sein. Teil des Problems ist, dass die Schweiz einer grössten Exporteure von Rohstoffen ist, obwohl hier praktisch nichts gefördert wird. D.h. mengenmässig (Liter Öl, Tonne Kupfer) wird eher importiert. Aber die bekannten Rohstofffirmen importieren zu einem geringen Wert, lassen in der Schweiz eine Wertsteigerung anfallen, die kaum versteuert wird und exportieren zu einem massiv höheren Preis. Das hat die exportlastige Aussenhandelsbilanz zur Folge und die wiederum erzeugt den Druck auf den Wechselkurs. Aber das wird nicht einmal diskutiert. Übrigens sehen die im-/exportierten Rohstoffe üblicherweise nie CH-Territorium…

    • Dieter Meier sagt:

      Sollte eine Antwort auf Anh Toàn 09:18h sein („Wie massiv der CHF unterbewertet ist, …“)

      • Rolf Zach sagt:

        Ich kenne die Antwort von Anh Toàn nicht. Zu Ihrem Beitrag möchte ich nur erwähnen, dass die Rohstoffmärkte nach wie vor den $ als Währung benutzen. Ob die Rohstoff-Firmen ihren Sitz nun in der Schweiz oder der Antarktis haben, ist eigentlich ohne Belang für unsere Leistungsbilanz. Diese wird vornehmlich durch unsere sehr starke Nettovermögens-Position gegenüber dem Ausland gespeist und den Dienstleistungen, dazu kommt seit 20 Jahren ein Überschuss in der Handelsbilanz. Ferner haben wir fast immerwährende Überschüsse hinsichtlich Staatsfinanzen. Diese Grundtatsachen verursachen, dass unser SFr eine Anziehungskraft ausstrahlt wie das Licht die Motten. Eine Reservewährung ohne Defizite ist eine längerfristige Gefahr für ihre eigene Volkswirtschaft. Dies ist die Krux der Dinge!

  • Josef Marti sagt:

    Oberster Währungskrieger und Manipulator ist ganz klar die EZB, und die SNB in deren Schlepptau. Würden nämlich die USA als weitaus grösster Hauptschuldner ausfallen gibt es niemanden mehr welcher die europäischen Pensionssysteme und Finanzämter am Laufen halten könnte. Niemand hat wirklich ein Interesse daran dass die USA ihre Schuldposition abbaut. Ein negative Nettoauslandsposition kann ausschliesslich nur durch eigene Aussenhandelsüberschüsse abgebaut werden. Dies wiederum heisst dass die Gegenseite längere Zeit entsprechende Handelsdefizite fahren müsste.

    • Anh Toàn sagt:

      „Ein negative Nettoauslandsposition kann ausschliesslich nur durch eigene Aussenhandelsüberschüsse abgebaut werden.“ Ausser man hat diese negative Auslandsposition in der eigenen Währung, dann kam man diese mittels Abwertung zwar nicht absolut, aber relativ abbauen.

      Genau dies machen die Amis: Sie verschulden sich im Ausland in ihren Dola’s und werten dann diese (und damit ihre Schulden) ab, indem sie noch mehr im Ausland kaufen auf Kredit:

      Nicht die 70 Milliarden welche das Finanzdep auf den Markt werfen könnten, werten den Dola‘ ab, die rund 700 Milliarden welche die USA mittels Budgetdefizit auf den Markt werfen, werten den Dola‘ ab.

      • Anh Toàn sagt:

        Donald’s Startegie war schon immer, Schulden loszuwerden, indem er noch viel mehr Schulden machte, bis alle Schulden wertlos waren. Die USA gehen nicht pleite, wie Donalds Firmen, Die Schulden werden nicht wertlos, der USD wertet einfach ab und die Schulden werden immer weniger wert (im Sinne von Kaufkraft der Gläubiger)

        • Rolf Zach sagt:

          Wie sagte Finanzminister John Connally 1971 „It’s our currency, but it’s your problem.“ Dies ist das Privileg einer Reservewährung und darum werden Leute weltweit weiterhin in den Dollar investieren, obwohl er an Kaufkraft für sie verliert. Soll ich in Yuan oder Rubel Obligationen investieren? Staaten mit nachgewiesener schwerer politischer Unstabilität und einer Rechtsprechung, die auf jede Bewegung im Gesicht ihrer obersten Regenten sklavisch mit Kotau reagiert. Da bevorzuge ich diese chaotische Trump Administration, die scheint mir trotz allem sicherer. Denn die USA ist nicht nur auf diesem Fundament aufgebaut. Bei Russland ist es Putin und bei China diese sehr kleine Anzahl von übermächtigen Männern mit ihrem neuen Kaiser Xi. Ich weiß nie, was dort wirklich los ist.

      • Josef Marti sagt:

        Würde der Dollar mittelfristig wirklich zu einer Schwundwährung dann bricht der Absatz in den Überschussländern wie ein Kartenhaus in sich zusammen resp. BIP und Wohlstand mindestens 20% minus und folglich Massenarbeitslosigkeit, gleichzeitig würden die Pensionssysteme und öff. Haushalte kollabieren.

        • Anh Toàn sagt:

          Jeder da draussen, ob Cinesen, Japaner, Koreaner oder Europäer inkl. Schweizer, versucht nun zu vermeiden, dass diese Dola Abwertung zu deren Lasten (also zur Aufwertung deren Währungen, Massenarbeitslosigkeit und Wohlstandsverlust) geht: Und darum sind die die Währungsmanipulatoren.

        • Rolf Zach sagt:

          Man sollte sich schon überlegen, ob der seit 1945 gültige Dollar-Standard mit der Möglichkeit Dollar in Gold zu konvertieren oder der reine Dollar-Standard das Wirtschaftswachstum angekurbelt hat. Verfolgte die USA eine Politik der strikten Budget-Disziplin und hatte sie eine geringes Leistungsbilanz-Defizit, hatten Länder wie Mexiko und Brasilien grösste Schwierigkeiten und mussten den IMF zu Hilfe rufen, der ihnen
          ein hartes Spar-Programm aufzwang. Diese Länder mussten oft gleichfalls mit sinkenden Rohstoff-Preisen zu Rande kommen. Mexiko ist ein Muster-Beispiel dafür. Wird hingegen in den USA ein ausgesprochen inflationäre Politik betrieben, können die seriöseren Staaten ohne Reservewährung ihr Wirtschaftswachstum fördern, ohne zu sehr auf ihre Währung zu achten.

  • Bernhard Piller sagt:

    Die Schweizer SNB ist der grösste Währungsmanipulator der Welt. Es gibt kein Land, das mehr Geld im Verhältnis zum BIP eingesetzt hat, um seine Währung zu schwächen. Da ist Trump ein Waisenkind dagegen.

    • Anh Toàn sagt:

      Wie massiv der CHF unterbewertet ist, erkennt man am Samstag am Grenzübergang nach Konstanz, D-Rheinfelden und Weil am Rhein: Die ganzen Deutschen kommen bei uns einkaufen, ist alles so billig hier in der Schweiz wegen der unterbewerteten Währung. Und wqir Schweizer können mit diesem unterbewerteten CHF keine Ferien im Ausland machen, Malle ist teuer für uns, wir müssen nach Gstaad, Zermatt oder St. Moritz oder Ascona.

      • Rolf Zach sagt:

        Ich liebe Ihre Kommentare, die können eine Realität des wirtschaftlichen Alltags auf satirische Weise nicht besser beschreiben.

    • Claire Deneuve sagt:

      Einmal mehr falsch Piller, wie des öfteren bei Ihnen!
      Hongkong hat in % des BIP’s noch einen höheren Wert an Zentralbankassets als die SNB und davon ist auch der grosse Teil in Devisenreserven angelegt!

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