Die «Masters of the Universe» sind zurück

Im März schloss die EZB aus, die Minuszinspolitik vor 2020 zu beenden: Präsident Mario Draghi tritt in Frankfurt vor die Medien. Foto: Armando Babani (Keystone)

Es ist wie ein Déjà-vu: Zentralbanken haben sich wieder einmal aufgemacht, die Weltwirtschaft zu retten. Als 2008 die globale Finanzkrise ausbrach, wurden die Zentralbanken zu den Protagonisten der Wirtschaftspolitik. Sie streiften ihre traditionelle Rolle als Schiedsrichter ab, der möglichst neutrale Rahmenbedingungen garantiert.

Fortan spielten sie selbst aktiv mit. Dort, wo Regierungen, Banken und Unternehmen nicht den gewünschten Einsatz zeigten oder glücklos blieben, übernahmen die Zentralbanken. Sie zogen alle Register, brachen Tabus und manchmal auch die Regeln, nur um dem Spiel die erhoffte Wendung zu geben. Null- und Minuszinsen, Währungskriege, Aktienkäufe, Anleihenkäufe: Sie steuerten die Kreditpolitik der Banken und beschafften ihnen subventionierte Geldkredite – es gibt kaum etwas, was die ehemals Neutralen unversucht liessen. Zu Recht wurden sie bald als «Master of the Universe» bezeichnet.

Damit sollte eigentlich Schluss sein. Denn die Krise war spätestens 2016 überall überwunden, und die Politik der Extreme verursachte auch Kollateralschäden, wie die Fehlallokation von Kapital, überhöhte Aktien-, Anleihen- und Immobilienpreise. Notenbanker fassten die Normalisierung ins Auge, mal mehr, mal weniger.

Die Normalisierung beendet

Und nun haben die Zentralbanken diese Absicht zu normalisieren ausgesetzt. Das Fed verfügte im Januar de facto, dass es die Zinsen nicht weiter erhöht und auch bald nicht weiter Liquidität abschöpfen wird respektive sein enormes Anleihenportefeuille nicht mehr verringert. Im März schloss die EZB aus, dass sie vor 2020 die Minuszinspolitik beenden will. Fast alle Notenbanken äussern sich seither ähnlich.

Was genau sie dazu getrieben hat, ist nicht restlos geklärt. Der Schock über den scharfen Kurseinbruch an den Aktienbörsen im Herbst 2018 und die rasche Konjunkturabkühlung trugen sicherlich dazu bei. Wie auch die Erwartung, dass die Inflation niedrig bleiben wird.

Auf jeden Fall haben die Notenbanken mit ihrem Strategiewechsel eine grosse Wirkung erzielt. Die Aktienkurse steigen, die Kapitalmarktzinsen fallen. In den USA kehrte die Zinskurve und verläuft invers, in Deutschland und der Schweiz liegen die Renditen überwiegend erneut unter null.

Zu abhängig von möglichst tiefen Zinsen

Ob die Rückkehr der «Masters of the Universe» wirklich opportun war, ist allerdings zu bezweifeln. Denn die Erwartungen der Marktteilnehmer hängen von der Tiefzinspolitik der Notenbanken ab wie lange nicht mehr. Mit ihrem offensiven Auftreten haben die Notenbanken erst die Sorge geschürt, dass eine Rezession droht, denn sonst hätten sie wohl kaum die Normalisierungsstrategie aufgegeben, überlegen sich viele Menschen. Die Aussicht auf eine Rezession sorgt dafür, dass noch weniger Inflation und folglich niedrigere Zinsen erwartet werden. Es ist wie in einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung.

Die Terminmärkte preisen bereits Leitzinssenkungen in den USA ein. Und es wird darüber debattiert, welche Instrumente den Notenbanken im Euroraum und in Japan noch zur Verfügung stehen, um die Geldpolitik zu lockern, nachdem dort praktisch alles Pulver verschossen wurde.

Dabei gerät fast in Vergessenheit, was in der sogenannten Realwirtschaft wirklich passiert. Die USA wachsen weiterhin kräftig. In China und Deutschland fallen nicht alle Konjunkturindikatoren immer schwächer aus. Einige deuten auf eine Stabilisierung oder gar eine Beschleunigung hin.

Die Wette auf weltweit immer tiefere Zinsen, die von den Notenbanken ausgelöst wurde, wird diesen Entwicklungen nicht gerecht. Die Weltwirtschaft verläuft nicht synchron abwärts. Die einzelnen Wirtschaftsräume befinden sich auf unterschiedlichen Positionen im Konjunkturzyklus. Das Risiko, dass in einzelnen Ländern die tiefen Marktsätze nach oben springen, ist beachtlich. Man darf gespannt sein, wie die Zentralbanken dann darauf reagieren werden, sollte es dazu kommen.

78 Kommentare zu «Die «Masters of the Universe» sind zurück»

  • Zufferey Marcel sagt:

    Die „Masters of the Universe“ sind eine Metapher für Börsenbroker im 1987 erschienenen Roman „The Bonefire of the Vanities“ von Tom Wolfe. Der Roman war eine literarische Reaktion auf die Savings-and-Loan-Krise in den USA während der 1980er Jahre. Insofern ist der Titel dieses Blogbeitrages etwas unglücklich gewählt. Ausser man vertauscht die Rolle der Zentral- und Notenbanken (der alten Industrienationen) im globalen Geldsystem mit derjenigen der Geschäftsbanken und anderer Finanzdienstleister. Das macht durchaus Sinn: Die Herren des Geldes haben heute zweifellos eine schier unbegrenzte Macht! Die Notenbanken bestimmen heute schliesslich, was die ehem. „Masters of the Universe“ alles tun können und was nicht. Ob Erstere dabei besser sind, als Zweitere, darf allerdings bezweifelt werden.

    • Marcel Senn sagt:

      „The Bonefire of the Vanities“ erschien zuerst von Juli 1984 bis August 1985 als Fortsetzungsroman in der Zeitschrift Rolling Stone.
      Stimmt der erste Bankenzusammenbrüch der S&L Crisis war im März 1985, als schon ein Grossteil des Romans geschrieben war, der Zenith der S&L Crisis war dann aber erst ab 1986-90, also nach dem Erscheinen im Rolling Stone. Auch die Junk-Bond Heroes Boesky, Milken etc kamen erst ab 1985 gross ins Spiel, die dann mehr im Film Wall Street gezeigt wurden, aber auch als Masters of the Universe betitelt wurden.

  • Claire Deneuve sagt:

    Rund 28 Billionen $ sind die Central Bank Assets to GDP oder 35% weltweit.
    Spitzenreiter ist Hongkong mit rund 150% vor der Schweiz mit ca 125% und Japan mittlerweile auch 102%, die Eurozone 40.4%, das UK 27.6% (2017) und die USA 19%.
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    Da hats doch schon noch etwas Luft nach oben für die nächste Krise – gut bei der SNB könnte es kritisch werden, die würden dann vermutlich eher die Negativzinsen weiter nach unten senken.

    https://graphics.wsj.com/CentralBanks/

  • Claude Fontana sagt:

    Man kann die Rückkehr zur Trickle down economics auch gutheissen obwohl die seit 30 Jahren nicht funktioniert. Reagan war Schauspieler, kein Ökonom, wissen sie?

    • Claire Deneuve sagt:

      Fontana: Trickle Down würde schon funktionieren, wenn es etwa 10-15% Millionäre in der Bevölkerung gäbe. Die brauchen alle Pool-Boys, Gärtner, Nannies, Autoputzer etc. Und wenn sich die gelangweilten Millionärsgattinnen dann um die attraktivsten Poolboys streiten, dann steigen deren Löhne und das Trickle Down Wunder tritt ein.
      .
      Also nur viel mehr Millionäre brauchts, dann klappts dann auch mit dem Trickle Down Effekt

  • Thomas Kraus sagt:

    Der Einzige ware „Master of the Universe“ war He Man mit seiner Freundin Tela gegen Skeletor….;-) Aber im Ernst…Die Fed hat sich schlauerweise etwas Zinsfett angefressen..Sie kann gegen die sich am Horizont abzeichnende Rezessionsgefahr mit Zinssenkungen wehren…Was kann die EZB? (Brot kann zum Beispiel schimmeln)..Negativzinsen? Zinslose Langzeitdarlehen (um die Assetinflation weiter anzuheizen und auf den trickledown Effekt warten? Gähn…Helikoptergeld? Verteilung z.B. via der staatlichen Lotterie um den Homo Oeconomicus endlich zum Konsum zu bringen?)

    • Marcel Senn sagt:

      Kraus: Ja ein bisschen Zinsfett hat von 2.5% mehr als die EZB hat die FED zwar, nur wird dieses meines Erachtens dadurch neutralisiert, dass die EU inkl. Local Schulden mit 86% Verschuldung zum GDP doch einiges besser dastehen als die USA mit gut 120% öffentliche Gesamtschulden (inkl. State & Local Debt – total akt. rund 25.3 Bio $) und Trump schafft es sogar bei Hochkonjunktur und Vollbeschäftigung >5% Neuschulden macht, was passiert mit Donalds Kartenhaus wohl in einer Rezession?
      Unter dem Strich glaube ich nicht, dass die USA so dermassen viel besser dastehen als die EU wenns dann wieder mal zu einem heftigeren „Stresstest“ kommen sollte. 2020 oder 2021 könnte es in den USA schon wieder mal etwas rezessiv werden – wer kauft denn all die US Schulden in Zukunft noch?

      • Marcel Senn sagt:

        Die foreign Holding of US Treasuries sind schon seit längerem ziemlich stabil auf akt 6.3 Bio $, gerade mal für 120 Mrd US Schuldpapiere wurden von Ausländern verkauft, die Chinesen bauen langsam, aber sukzessive ab noch 1’126 Mrd – 42 Mrd innert jahresfrist.
        Irgendwann muss Powell dann die Zinsen anheben, wenn die Schulden zu gross werden damit der $ nicht zu schwach wird und in einer Rezession gleichzeitig senken. Ein schwacher $ wird sich noch negativer aufs Handelsbilanzdefizit auswirken.
        Oder es gibt einen Währungskrieg – US$ vs € vs Yuan und unsere SNB bekäme wieder grössere Probleme

  • Schmutzli sagt:

    „Sie steuerten die Kreditpolitik der Banken und beschafften ihnen subventionierte Geldkredite“
    Die Steuerung der Kreditpolitik der kommerziellen Banken ist nachgerade Kernaufgabe der Zentralbanken, zumindest der SNB. Entsprechend macht sie das nicht erst seit der Finanzkrise sondern seit „ewig“.

  • Josef Marti sagt:

    Die BIP Schuldenquote aller Akteure beträgt weit über 300%, soll diese nicht weiter wachsen muss das Zinsniveau zwingend unter der Wachstumsrate bleiben. Bei einer Zinsnormalisierung müssten folglich Wachstumsraten von weit über 5% erreicht werden, das schafft momentan höchstens China. Nimmt mich schon wunder wie die Klimahysteriker das machen wollen mit exponentiell wachsendem Ressourcen- und damit Energieverbrauch und Bevölkerungswachstum.

    • Claire Deneuve sagt:

      Marti: 318% beträgt die globale Schuldenquote inkl. 50% aus financial Corps.
      Wo ist denn das Problem, wenn der Klimawandel bald mal richtig gut an Fahrt aufnimmt, dann werden die Schadensereignisse durch Extremwetterereignisse 10% bis 20% oder noch viel mehr pa zunehmen und das gibt wieder viel, viel Arbeit.
      Und irgendwann wird das der grösste Wirtschaftszweig der Welt sein, die Klimaschadensindustrie mit all den Reparaturen und allenfalls noch etwas Prävention von Klimaereignisschäden.
      Von dem her kann man doch hoffnungsvoll in eine düstere Zukunft schauen, die Arbeit wird uns nicht ausgehen, es wird auch viel mehr die Wohlhabenden treffen und so werden wir wieder eine egalitärere Gesellschaft bekommen.
      Alles wird gut, indem es immer schlimmer wird.

  • Martin Pfarrer sagt:

    Mit Verlaub, den Spitznamen „Masters of the Universe“ hatten doch nicht die Zentralbanker, sondern eben die „normalen“ Banker, allen voran die Investmentbanker, die den ganzen Salat erst angerichtet hatten. Die Verteufelung der Zentralbanken in diesem Artikel kommt denn auch als irgendwie absurd wirkende Umkehr der Kausalität rüber.

    • Rolf Rothacher sagt:

      Sie verkennen die Fakten. Es war Bill Clinton, der versprach, jeder US-Amerikaner soll sein Häuschen oder seine Wohnung haben. Daraufhin mussten Freddy Mac und Fannie Mae so viele Hypotheken übernehmen, dass sie neue Re-Finanzierungs-Möglichkeiten suchen mussten, worauf die Investment-Banker zuerst die Verschachtelung der Hypotheken und danach die Subprime-Papiere erfanden, alles gedeckt durch die Rating-Agenturen, welche Höchstnoten vergaben. Auch das eine Fehlleistung des Staates, denn diese Macht, aufgrund der Bewertung die Eigenkapitalquote der Banken zu steuern, erhielten die Ratingagenturen ebenfalls von den Staaten, mittels Basel II.
      Was Sie anklagen, sind die Soldaten. Sie sollten eher auf die befehlshabenden Generäle losgehen!

      • Claire Deneuve sagt:

        Gerade mal bescheidene 12% oder 168 Mrd $ hatten Fanny Mae und Freddy Mac an Subprime Papieren.
        Ein Raiffeisenbank in der CH hat auch 8-10% eher dubiose Hypotheken in ihrem Portfolio.
        Es war sicher nicht Clintons Schuld, dass ist nur die rechtsbürgerliche Mär, die sich in Ihren umnachteten Kreisen der permanenten Realitätsverleugnung breitmacht!
        Der Commodity Futures Act von 2000 von den Reps durchgeboxt war einiges verheerender für die ganze Entwicklung als der gute Bill Clinton!
        .
        PS Die SP in Ihrem BL wieder vor der SVP — Sie haben sich sicher mächtig geärgert Herr Rothacher!

        • Schmutzli sagt:

          12% bei nur wenig über Null Eigenkapital, wenn ich mich richtig erinnere.

          • Claire Deneuve sagt:

            Schmutzli: Um die 4% der Assets war um 2006/07 das Kapital.
            Da die 12% Subprime Loans ja auch nicht Null wert waren, hätte das eigentlich sogar fast noch langen können, wäre eben nicht der ganze Markt abgeschmiert.
            Den Agencies wurden die auch zumeist untergejubelt mit einem fake AAA drauf.

    • Linus Huber sagt:

      Nun, Martin, die Akteure (in diesem Fall die Banken) verhalten sich entsprechend den Anreizen, welche von der Politik inkl. Zentralbanken gesetzt werden.
      Wenn sich die Banken z.B. sicher sein können, dass bei einem im Kreditwesen auftretenden Problem die Zentralbank sofort entschärfend reagiert, erzeugt dies den Anreiz mit höherem Risiko und weniger Eigenkapital zu arbeiten. Das Anreizsystem wird aufgrund vermeintlicher fachlicher Kompetenz federführend von den Zentralbanken bestimmt.
      Es ist offensichtlich, dass die Zentralbanken der Finanzindustrie und nicht der Gesellschaft dienen.

      Daher ist die Kritik gerechtfertigt.

      • Anh Toàn sagt:

        Das Anreizsystem im Kapitalismus ist: Reich werden oder Verlierer bleiben.

        „Die Banken“ sind sich gar nichts sicher, die denken nicht, die fühlen nicht, die haben keine Wünsche und keine ÄNGSTE: Wenn der Manager z.B. weiss oder glaubt, dass er sich bevor es kracht aus dem Staub machen kann und seine Boni mitnehmen, macht er und ob der Staat oder die Aktionäre die Verluste haben ist ihm egal dabei.

        Dient die Finanzindustrie nicht der Gesellschaft? Dann muss man die doch verbieten, abschaffen, verstaatlichen, Sozialismus einführen. Sie sind auf dem Werg zum Sozialist, Herr Huber passen Sie auf, das ist ansteckend.

        • Linus Huber sagt:

          „Sozialismus einführen“

          Sozialismus für die Reichen wird genau durch die Zentralbanken bewerkstelligt, indem die Risiken auf die Allgemeinheit umverteilt werden. Man nannte diesen Umstand auch Greenspan-Put.

          Die seit Jahrzehnten laufende Financialization und das weit über der Wirtschaft liegende Wachstum der Finanzbranche dient tatsächlich nicht der Gesellschaft. TBTF hätte man beseitigt, wenn man der Gesellschaft dienen wollte.

          • Anh Toàn sagt:

            Wie beseitigt man TBTF?

            Mit Regulation. Mit Verboten. Mit dem Gegenteil von freiem Markt.

          • Linus Huber sagt:

            Z.B. indem man die Liquiditätsrückversicherung nicht gratis zur Verfügung stellt. Es gibt unzählige Möglichkeiten, den Schutz der Banken zu reduzieren.

          • Linus Huber sagt:

            Nein, indem der Sozialismus, welche die Banken geniessen, abgebaut wird und der Markt wieder stärker spielen darf.

          • Anh Toàn sagt:

            Weil die Trennung zwischen Investmentbanken und Geschäftsbanken abgeschafft wurde, mussten die Banken gerettet werden. Abgetrennte Investmentbanken kann man pleite gehen lassen, dann läge das Risiko da, wo die Gewinne sind. Wenn aber die Geschäftsbanken durch die Verluste der Investmentbanken pleite gehen, trägt das Risiko der Einleger bei der Geschäftsbank, der Sparer, der keinerlei Anteil am Gewinn der Investmentbank hat.

            Die Abschaffung notwendiger Regulierung war die Ursache, alles andere war Reaktion, um den Schaden zu begrenzen.

            Sie sagen, man hätte zusammenbrechen lassen müssen: Aber dann hätte sich das Risiko auf die gesamte Volkswirtschaft verteilt, nicht auf die, welche vorher die Gewinne hatten.

          • Anh Toàn sagt:

            Die Pleite ist der Inbegriff des Verteilens des Risikos auf die Allgemeinheit: Donnie Trump ist Weltmeister darin, mittels Pleiten seine Schulden auf die Allgemeinheit zu übertragen:

            Sind die Banken Kreditgeber des Pleitiers, haben die im ersten Schritt einen Verlust. Aber insgesamt über alle Kredite können die Banken nicht Verluste machen: Die Verluste müssen bezahlt werden von denen, die ihre Kredite bedienen.

          • Linus Huber sagt:

            „Sie sagen, man hätte zusammenbrechen lassen müssen“

            Unsinn, das sage ich nicht, sondern ich sage, dass das Anreizsystem nicht derart gestaltet sein durfte, dass es zu solchen Verwerfungen kommen kann. Das Anreizsystem hätte man z.B. anstatt mit der Ausstattung des „Greenspan-Put“ auch dahingehend festlegen können, dass das Eigenkapital bei 25% der Bilanzsumme liegen muss, wenn eine Bank die kostenlose Liquiditätsrückversicherung wünscht.
            Nein, eine Pleite die Risikoträger treffen; die Umverteilung auf die Allgemeinheit bezeichnet man als „moral hazard“ und ist legalisierter Diebstahl.

          • Marcel Senn sagt:

            Huber: Realitätsfremd wie immer!
            Die Bilanzsumme aller Geschäftsbanken betrug Ende gemäss FSB 2017 150 Bio $.
            25% wären 37.5 Bio $, das ist mehr als die weltweite Narrow Money Geldmenge.
            Wie sich die Banken 37.5 Bio $ als EK zusammensparen resp erarbeiten sollen, das weiss auch nur der Huber!

          • Linus Huber sagt:

            Wer redet vom heutigen Zustand? Ich erläutere Fehler im Anreizsystem, welche über die letzten 30 Jahre genau zu diesem heutigen Zustand führten.

            Weltfremd ist die Idee, dass diese Entwicklung ein unvermeidbares Naturereignis darstellen soll; nein, es existieren/ten Entscheidungsträger, welche versagten und das weit über der Wirtschaft liegende Wachstum des Finanzsektors und Financialization durch entsprechende Anreize (z.B. Greenspan-Put) erzeugten.

  • Hans Hasler sagt:

    Und jetzt? Was sind denn die Alternativen? Allen Unkenrufen zu trotz hat die Politik der diversen Zentralbanken/Nationalbanken nicht zu einer Hyperinflation geführt. Die Wirtschaftskriese wurde dank dieser Zentralbanken ganz passabel gemeistert.
    Klar ist: Einfach dem Markt das Zepter überlassen funktioniert nicht. Da können Autoren noch lange von einer nicht opportunen Rückkehr der Interventionen durch die Zentralbanken schreiben. Solange kein anderer gangbarer Weg aufgezeichnet wird ist das reines blabla.

    • Michael sagt:

      Das nennt sich Geldillusion… Die Leute denken, ihnen gehe es gut, weil sie meinen, mehr Geld zu haben (Aktienmärkte steigen, Häuserpreise steigen etc.). Das Problem ist, dass es mit enormen Staatsschulden finanziert wird (z.B. Spanien von 50% des BIP auf 98%), welche nur mit ultraniedrigen Zinsen zu stemmen sind (was das Geld wieder entwertet).
      Man kann das tatsächlich jahrelang durchhalten wie Japan zeigt, indem das Kapital entwertet wird.
      Das nennt sich dann wohl Post-Kapitalismus – das Problem ist aber, dass es kaum mehr Wachstum und Investitionen gibt (denn man kriegt ja nichts für sein Kapital) – aber vielleicht ist das bei vergreisenden Gesellschaften einfach so.

    • Rolf Rothacher sagt:

      Die Liegenschaftspreise sind an vielen Orten explodiert. Aktien sind sehr hoch bewertet, Anleihen noch höher, obwohl die Schulden weltweit stark gestiegen sind! Immer mehr Geld fliesst in Junk-Bonds. Das alles sind Folgen des Geldpumpens der Zentralbanken. Ja, die Inflation, so wie sie gemessen wird, hat nicht stark zugenommen. Doch wer sagt Ihnen, das dieser Warenkorb sinnvoll für die Wirtschaft ist? Sie ist bloss sinnvoll für Konsumenten.
      Das Nullzins-Geld hat Zombie-Unternehmen am Leben erhalten, verhindert deshalb Investitionen und lässt die Wirtschaft (ohne Schuldenmacherei) zunehmend einfrieren. Man hat Zeit für sehr viel Geld gekauft, doch ungenutzt verstreichen lassen, weil die notwendigen Reformen von den Staaten nicht eingeleitet wurden. Die Aussichten sind mehr als düster.

      • Linus Huber sagt:

        Beim vermeintlichen Lösen von Problemen, indem man sie auf eine höhere hierarchische Ebene hebt, handelt es sich einzig um eine zeitliche Verschiebung (nach der „kick the can“ Regel). Dieses kurzorientierte prinzipienfrei Verhalten ist heute offensichtlich gesellschaftlich erwünscht und die Zentralbanken haben sich seit 30 Jahren bereits darin geübt. Wirkliche Reformen sind nicht erwünscht, denn dies würde u.a. beinhalten, dass Risiken ohne strafrechtliche Verfolgung nicht auf die Allgemeinheit umverteilt werden dürfen. Die Elite schützt sich gegenseitig, denn es geht ihnen blendend.

    • Pius Tschirky sagt:

      Hä? Wirtschaftskrise ganz passabel gemeistert? Träumen Sie weiter, Herr Hasler!

      • Claire Deneuve sagt:

        Tschirky: Wieso hätten Sie es lieber so gehabt wie in den USA der 30er Jahre?

        • Pius Tschirky sagt:

          Wir sind noch längstens nicht durch, Frau Deneuve. Der grosse Krach könnte erst noch kommen, denke ich. Es wird aber wohl eine Japanisierung geben mit 0 Zinsen für Jahrzehnte. Anderes wird das nicht gehen. Masters of the universe hat sicherlich keiner von denen verdient, wiel das hätte sogar ein Laie tun können, was diese Notenbankpräsidenten taten.

          • Claire Deneuve sagt:

            Tschirky: Nun die grosse Depression der 30er Jahre war nicht wegen dem Börsencrash 1929, sondern weil verschiedene grosse Akteure in der Finanzindustrie wie 2008/09 vor allem 1931 in massiver Schieflage waren, aber die FED noch den Goldstandard hatte und ihre Notenbankgold gegen starke Nachfrage nach Gold auch aus Europa verteidigen musste.
            Darum hat die FED ab Nov 1931 mitten in einer schon schwelenden deflationären Krise die Zinsen innert kurzer Zeit um 2% angehoben und dazu noch die Geldmenge M1 signifikant verkürzt, was eben erst 1932 im Tiefpunkt des Dow Jones mündete (-89% vs. Sept 1929)!
            .
            Börsencrashes sind nicht wirklich das bedrohliche, sondern Liquiditätskrisen bei den Finanzakteuren und ohne die Notenbanken damals wäre jetzt alles ziemlich am A…

        • Claire Deneuve sagt:

          Tschirky: „Viel das hätte sogar ein Laie tun können, was diese Notenbankpräsidenten taten.“
          .
          Nun ich glaube nicht, dass z.B. ein Laie wie Sie auch nur ansatzweise auf die Ideen gekommen wären, das zu tun was die Zentralbanker damals alles getan haben. Ich wette Sie hätten die Weltwirtschaft einfach an die Wand gefahren Herr Tschirky, wenn Sie das sagen gehabt hätten!
          Ja jetzt im Nachhinein kritisieren über Tiefzinsen, Geldschwemme etc, das ist immer einfach, denn es gibt schlichtweg keine optimale Lösung um eine Situation wie 2008/09 schnell und schadlos zu bereinigen.
          Das einzige wäre mit Prävention versuchen, dass es gar nie mehr soweit kommt, aber auch das ist schwierig, die Lobbyisten der Finanzindustrie sind sehr mächtig und einflussreich!

          • Pius Tschirky sagt:

            Nein, es gibt keine Lösung, aber diejenigen, die alles verurursacht haben, sind breits wieder auf dem Weg, ein neues Schlamassel zu kreieren und ich glaube das ist schon sehr fotgeschritten. Dann gute Nacht allen! Clarire, aber vielen Dank. ich denke mir, es ist nicht alles unrichtig, was Sie schreiben.

          • Claire Deneuve sagt:

            Tschirky: Es war einfach die beste aller schlechten Lösungen. Ja und es stimmt der Finanzwirtschaft hat man zwar ein paar (Placebo)-Massnahmen auferlegt, aber die haben nach wie vor die Möglichkeiten grossen Schaden anzurichten.
            Gut den grossen Crash reden einige schon seit ca. 2011 andauernd herbei, vielleicht kommt er und vielleicht können wir auch noch ein paar Jahre durchschleppen.
            Ich bin auf jeden Fall froh, dass ich die letzen 10 Jahre nicht in einer grossen Wirtschaftsdepression leben musste. Gut die Griechen mussten und müssen hart untendurch, wenn solche Zustände im gesamten Westen einkehren würden, dann wirds wirklich nicht mehr lustig.

          • Linus Huber sagt:

            Pius, Sie liegen nicht falsch aber vielleicht sollten Sie Ihren Fokus ein wenig erweitern. Die politischen Konsequenzen dieses faschistoiden , linksorientierten Trends der zunehmenden Machtkonzentration zeigt politische Reaktionen. Die gesellschaftlich Transmisionsmechanismen sind oft nicht offensichtlich, sondern arbeiten auf mysteriöse Weise.

  • Josef Marti sagt:

    Die Boni mussten gerettet werden; wie reagiert das System? Indem Grossbanken fusioniert werden (siehe in D) um die Systemrelevanz noch weiter zu erhöhen um jedes künftige Risiko resp. Verluste auf die grosse Masse abladen zu können. Der Preis ist die Abschaffung des Zinses als elementarer Antrieb einer Marktwirtschaft, diese ist definitiv abgeschafft worden, es besteht kein Unterschied mehr zum Sozialismus wenn Risiko und Haftung voneinander getrennt sind. Das passt aber dafür zu einer kommunistisch dirigierten Kommandowirtschaft und Überwachungsdiktatur welche uns künftig begleiten wird.

    • Anh Toàn sagt:

      Es ist eine alte Mär, dass im Kapitalismus Gewinn und Risiko am gleichen Ort liegen. Kapitalismus basiert immer auf Externalisierung, Sozialisierung von Kosten und Privatisierung von Gewinnen.

      Das Kapital verlangt einen risikolosen real positiven Zinssatz. Wird das Recht des Kapitals, sich risikolos zu vermehren, in Frage gestellt, rufen die Kapitalisten: Sozialismus!

      • Rolf Rothacher sagt:

        Was für ein sozialistischer Unsinn Sie hier verbreiten. Unglaublich. Einzig der Kapitalismus hat einen wohlhabenden Mittelstand geschaffen, der sich etwas leisten kann. Der Sozialismus behindert hingegen die Wirtschaft derart, dass KEIN Wohlstand für eine breite Masse entstehen kann.
        Der Mensch ist auch kein Herdentier und keine Ameise oder Biene. Der Sozialismus verlangt jedoch nach Kadavergehorsam und Aufopferung. Beides passt nicht zum Menschen, ist nicht nachhaltig. Der Sozialismis ist für den Menschen unnatürlich und funktioniert deshalb nicht.
        Und die alte Mär von der „Sozialisierung von Kosten…“ ist längst durch den im Kapitalismus geschaffenen Mittelstand als bösartige Lüge entlarvt. Marx, der im Leben gescheiterte Mann, lag in vielen seiner Annahmen völlig falsch.

        • Anh Toàn sagt:

          Danke Herr Rothacher: Sie sind doch ein Kapitalist und rufen, genau was ich behauptete: Sozialismus!

          Wenn das Kapital einen risikolosen realen Zins bekommt, wird es immer mehr Kapital, das ist Anfängermathe. Und wenn immer mehr Kapital einen risikolosen realen Zins verlangt, muss immer mehr Zins bezahlt werden. Die Produktivität basiert auf Kapital und Arbeit. Wenn das Kapital mehr bekommen soll, muss die Arbeit weniger bekommen. Auch das ist Anfängermathe.

          • Linus Huber sagt:

            Der Einsatz von Kapital ist einzig unter dem seit 30 Jahren betriebenen Regime der Zentralbanken „risikolos“. Im wirklich Kapitalismus sind Bankrotte und Abschreibungen an der Tagesordnung. Wieviele Neufirmen schaffen es z.B. auf einen grünen Zweit zu kommen? Bei jedem Fehlstart wird Kapital zerstört.

          • Anh Toàn sagt:

            “ Bei jedem Fehlstart wird Kapital zerstört.“

            Nonsense, oder zumindest weitgehend Nonsense: Bei Startups wird Geld einbezahlt, ging mehr Geld raus aus reinkam, geht das Start-Up pleite: Das Geld ist aber immer noch bei Vermietern, Arbeitnehmern oder Lieferanten des Start-up’s.

            Kapital wird dann zerstört, wenn es aus zukünftigen Erträge besteht, die sich dann nicht konkretisieren oder in geringerem Umfang: Der Wert eines Grundstückes an der Bahnhofstrasse sinkt, weil immer mehr Online eingekauft wird.

            Aber Sie wissen halt nicht, was Kapital ist, also können Sie auch nicht wissen, wie es zerstört wird und wie es entsteht.

          • Linus Huber sagt:

            Sie reden von Geld und nicht von Kapital.

          • Anh Toàn sagt:

            Sie Herr Huber, wenn Sie schreiben „bei jedem Fehlstart wird Kapital zerstört“

          • Linus Huber sagt:

            Wenn Sie ein Loch graben und Öl suchen, haben Sie im Falle des Misserfolgs Kapital zerstört. Ein wirtschaftlicher Misserfolg stellt eine Zerstörung von Kapital dar.

          • Anh Toàn sagt:

            Wenn ich im Garten ein Loch grabe, muss ich dazu eine Schaufel kaufen. Finde ich kein Öl, habe ich noch immer eine Schaufel und der Verkäufer hat das Geld. Lasse ich schaufeln, muss ich Löhne bezahlen. Dann ist meine Kohle bei den Arbeitnehmern. Wo wurde Kapital zerstört?

          • Linus Huber sagt:

            Es geht nicht darum, wo das Geld ist, sondern darum, dass Sie Ihr Kapital zerstört haben. Kapital erarbeitet man, indem man mehr erzeugt als konsumiert.

          • Anh Toàn sagt:

            Welches Kapital habe ich zerstört?

          • Anh Toàn sagt:

            „Kapital erarbeitet man, indem man mehr erzeugt als konsumiert.“

            Wenn alle mehr erzeugen als konsumieren, sind irgendwann die Lager voll und das Zeugs verrottet.

            Kapital entsteht, wenn sich ein Teil verschuldet um das zu konsumieren, was die welche mehr erzeugen nicht konsumieren. Kapital=Schulden.

          • Anh Toàn sagt:

            Kapital entsteht, wenn ich auf ein Grundstück ein Mehrfamilienhaus baue, und weil die Grundstücke begrenzt sind, viele keines haben und dennoch wohnen müssen und mir Miete bezahlen. Kapital ist diskontierte zukünftige Erträge. Das Grundstück ist nur soweit Kapital, wie es Erträge generiert, generiert es keine Erträge mehr, ist das Grundstück noch da, aber das Kapital weg.

          • Linus Huber sagt:

            Eben, keine Ahnung.

          • Anh Toàn sagt:

            Sie haben keine Antwort, also habe ich, der die Fragen stellt, keine Ahnung.

            Welches Kapital habe ich vernichtet, wenn ich grabe und kein Öl finde?

            Ich habe dann Kapital vernichtet, wenn der Markt meine zukünftigen Erträge aus der Ölforderung als Wert meines Grundstückes abdiskontiert (…und einen Abzug dafür macht, dass es vielleicht kein Öl gibt). Grabe ich und finde kein Öl, gibt es keine Erwartung mehr an zukünftige Erträge und das Kapital ist vernichtet.

          • Linus Huber sagt:

            Schön, dass wir eine neue Episode von „dumb and dumber“ erfahren durften.

          • Anh Toàn sagt:

            Diskussion? Fehlanzeige.

          • Linus Huber sagt:

            Sie betreiben keine Diskussion, sondern sinnlose semantische Spielchen, weil Sie zu allem zwar eine Meinung aber von wenig bis nichts eine Ahnung haben.

          • Anh Toàn sagt:

            „Welches Kapital habe ich vernichtet, wenn ich grabe und kein Öl finde?“

            Sie haben gesagt, ich vernichte so Kapital, aber ich sehe nicht, welches:

            Hilf mir oh erhabener Weiser der Du bist über allem stehend mit Deinem umfassenden Wissen.

          • Linus Huber sagt:

            Warum argumentieren Sie nach dem Prinzip „dumb and dumber‘?

            Übersteigt es Ihre Vorstellungskraft, dass die Realisation eines Projektes, ob es sich um ein Loch graben oder eine Fabrik erstellen, Kapital benötigt. Oder gräbt sich das Loch oder erstellt sich eine Fabrik von selbst? Ihre unsinnigen Argumente sind zum gähnen langweilig.

          • Anh Toàn sagt:

            Keine Antwort ist auch eine Antwort.

          • Anh Toàn sagt:

            Die Realisation eines Projektes erfordert Geld, das ist nicht Kapital, sagen Sie:

            „Sie reden von Geld und nicht von Kapital.“

            Das Geld aber lässt sich nicht vernichten, es geht zu einem anderen. Wird damit eine Gewinnmaschine geschaffen, entsteht Kapital, nämlich zukünftige, diskontierbare Erträge. Bleibt es bei Verlusten, wurde kein Kapital vernichtet, es war ja vorher auch keines da, nur Geld.

            Also, Du Hocherhabener Weiser, sag‘ mir Supertrottel, was denn Kapital ist. Auf dass ich an Deinem umfassenden Wissen teilhaben kann.

          • Linus Huber sagt:

            Sie scheinen keine Ahnung zu haben, worin sich Geld z.B. in der Form von Fiat-Währungen und Kapital unterscheiden. Das ist auch nicht notwendig für einen Erbsenzähler.

        • Josef Marti sagt:

          Marx hat am Ende recht behalten und würde sich heute totlachen. Ihr Mittelstand ist eine Anomalie in der Geschichtsschreibung und wird bestenfalls genau durch die beschriebenen Ameisen chinesischer Prägung in einer Diktatur der Feudalherren ersetzt.

    • Schmutzli sagt:

      Es ist doch nachgerade der Sinn einer AG/GmbH, das persönliche Haftungsrisiko für die Besitzer zu eliminieren bei gleichzeitiger Maximierung des Nutzens, und es auf die Vermögenswerte der AG/GmbH zu limitieren. In diesem Sinn Nutzen einerseit, Risiko und Haftung andererseits schon seit ewig getrennt.

      • Linus Huber sagt:

        Ja, es handelt sich um ein Problem, dass die AG/GmbH vor dem Gesetz einer natürlichen Person gleichgestellt wird.

    • Linus Huber sagt:

      Kurz und bündig, Josef – Gratulation!

  • Anton Schneider sagt:

    Geld, das nichts kostet und das mit dem Handeln der Zentralbanker auch kein knappes Gut mehr ist, verliert an Wert und mit einem frei scheinenden Gut, wird auch nicht haushälterisch umgegangen.
    Dieses Handeln hat bereits in vielen Bereichen zu Verwertungen geführt und mit immer mehr Gesetzen wird versucht, die Verwertungen zu korrigieren, statt das Grundproblem zu lösen.
    Es gibt keine Alternative als Erspartes in Realwerte zu investieren mit dem Problem, dass die Realwerte mittlerweile einen hohen Preis haben, da Alternativen fehlen. Wie dieser Kreislauf durchbrochen wird, ist unklar. Auch der Auslöser ist nicht zu erkennen. Es wird aber etwas ändern und es wird fatale Auswirkungen haben.

    • Anh Toàn sagt:

      „Realwert“ ist eine contradictio in adjecto, Wert ist nicht real.

      • Michael sagt:

        Naja, dann schauen sie sich mal die Hyperinflation im Zwischenkriegsdeutschland oder Venezuela an.
        Es ist sehr wohl real, wieviele Waren man mit seinem Lohn (wovon 90% der Leute in der Schweiz immer noch leben) kaufen kann oder eben nicht.
        Die lockere Zinspolitik hat ja gerade dazu geführt, dass der kleine Mann auf der Strasse merkt, dass er nichts hat, weil er sich z.B. kein Haus kaufen kann, aber die Mieten kontinuierlich steigen. Entsprechend widerspreche ich auch dem Autor. Die vielen Demos in Spanien und Frankreich, aber auch Trump in den USA zeigen sehr wohl, dass die Konjunktur nicht richtig läuft, denn der Wohlstand kommt bei den kleinen Leuten nicht an…

        • Anh Toàn sagt:

          „….dass der kleine Mann auf der Strasse merkt, dass er nichts hat, weil er sich z.B. kein Haus kaufen kann, aber die Mieten kontinuierlich steigen. “

          Dem widerspricht der Fakt, dass der Anteil der Eigenheimbesitzer seit 1970 kontinuierlich gestiegen ist.

          Ich sehe in den Massnahmen den Zugang zu Hypotheken zu begrenzen, schlicht den Versuch, diese Entwicklung zu stoppen: Wo beliebt den die Kapitalrendite der Grundeigentümer, wenn sich jeder sein Wohneigentum kaufen könnte?

          Übrigens, einen Picasso konnte sich der „der kleine Mann“ auch 1970 nicht leisten.

          • Michael sagt:

            Kommen Sie bitte nicht mit 1970. Wir reden hier von der Finanzkrise Post-2008 und ob die Zentralbankmassnahmen sinnvoll waren oder nicht.
            Die Zahlen indizieren, dass es ein solides Wirtschaftswachstum gibt, die Realität erlaubt trotzdem den Leuten keinen Eigenheimbesitz, weil das Wachstum nicht durch reale Nachfrage, sondern nur durch billiges Geld getrieben ist (wie ein Junkie, der einfach immer höhere Dosen braucht, um sich gut zu fühlen).
            Das ist ja übrigens auch bei den Immobilien so: Die Leute kaufen ja nicht Immobilien, weil es so tolle Anlagen sind (Mieten ist zur Zeit häufig billiger, weil sie an den Hyposatz gebunden sind), sondern weil sie schlichtweg keine Alternative sehen.

          • Anh Toàn sagt:

            Auch Post 2006 stieg die Wohneigentumsquote in der Schweiz, 2017 (38%) war sie höher als 2008 (37%).

        • Claire Deneuve sagt:

          Michael: Die Hyperinflation bis Ende 1923 fand nur statt, weil die Weimarer Republik infolge der Reparationszahlungen in Goldmark verschuldet war, die Alltagswährung aber die Papiermark war. (aber 8.1924 dann die Reichsmark, aber die war ziemlich stabil)
          In Venezuela ähnlich Heimwährung Bolivares, Verschuldung in US$ und Yuan – und die können die eben nicht selber drucken, genausowenig wie Deutschland Gold herstellen konnte zur Deckung der Goldmark.
          USA sind in $ verschuldet, die EU in €, die Briten £, die CH in CHF, daher wird es in diesen Ländern auch keine Hyperinflation geben, ja nicht mal eine galoppierende Inflation.

    • Linus Huber sagt:

      @ Anton & Michael

      Sie erläutern berechtigte Bedenken in Bezug auf den Umstand, dass die inflationäre Geldpolitik sehr wohl nicht einzig vermeintlich positive sondern auch negative Konsequenzen in sich trägt. Es handelt sich hierbei um eine zeitliche Verschiebung von wirklichen Problemlösungen in die Zukunft (kicking the can), ähnlich einer Ponzi-Scheme. Michael deutet an, dass die Reaktion sich auch in anderer Form als einzig einer Hyperinflation ausdrücken mag. Wer nicht an Obrigkeitsgläubigkeit leidet, hat mit dieser berechtigten Kritik gegenüber den Zentralbanken kein Problem.

  • Anh Toàn sagt:

    „Sie streiften ihre traditionelle Rolle als Schiedsrichter ab, der möglichst neutrale Rahmenbedingungen garantiert.“

    Ich kenne keine Verfassung auf dieser Welt, die der Notenbank eine Rolle als Schiedsrichter zuweist, oder gar Neutralität verlangt. Immer steht da etwas von Schutz der eigenen Währung vor Inflation und Förderung der eigenen Konjunktur.

    Zwischen welchen Streitenden sollte denn die Notenbank Schiedsrichter spielen? Streitende im Inland (Bären gegen Bullen oder Arbeitnehmer gegen das Kapital?) oder nicht doch eher gegen das Ausland (Beggar thy neighbour?) Und wenn es gegen das Ausland geht, warum sollte eine nationale Notenbank da neutraler Schiedsrichter sein? Das wäre Landesverrat, wenn die Interessen des Ausland gleich berücksichtigt würden.

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