Wie die Schweiz dank tiefer Löhne reich wurde

Harte Arbeit für wenig Geld: Arbeitende im jahr 1896 in der Lebensmittelfabrik bei Maggi in Kemptthal (ZH): Foto: Maggi-Archiv

In der Schweizer Wirtschaftsgeschichte gibt es zwei Phänomene, die auf den ersten Blick kaum miteinander vereinbar sind. Auf der einen Seite setzte die Industrialisierung sehr früh ein. Auf der anderen Seite waren die Löhne lange Zeit niedrig, wie die Zahlen von Roman Studer zeigen (Quelle).

In Ländern wie Grossbritannien, dem Pionierland der industriellen Revolution, war die Entwicklung anders. Die britischen Löhne waren schon zu Beginn der Industrialisierung relativ hoch und stiegen ab Mitte des 19. Jahrhunderts an, als das höhere Produktivitätswachstum die Gesamtwirtschaft erfasste (Quelle).

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Auch in Amsterdam verlief die Lohnentwicklung anders als in der Schweiz. Bis Mitte des 18. Jahrhunderts war das Entgelt besonders hoch, dann sank es. Diese relative Senkung passt aber gut zum Fahrplan der niederländischen Industrialisierung. Anders als in der Schweiz begann dieser Prozess relativ spät.

Das scheinbare Rätsel der schweizerischen Entwicklung löst sich auf, sobald man den europäischen Kontext verlässt und mit Nordostasien (Japan, Südkorea, Taiwan) vergleicht. Auch dort war das Tempo des technologischen Fortschritts hoch, und dennoch blieben die Löhne lange Zeit tief. Die folgende Grafik zeigt die Entwicklung der japanischen Löhne im Verhältnis zu den US-Löhnen (Quelle).

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Die Ähnlichkeit der schweizerischen und der japanischen Entwicklung ist keineswegs zufällig. Für beide Länder war eine Billiglohnstrategie die einzige Möglichkeit, um erfolgreich exportieren zu können. Und weil das Angebot an Arbeitskräften reichlich vorhanden war, liess sich diese Strategie auch realisieren. Letztlich war es also die Ressourcenausstattung, die über die Art der Industrialisierung entschied. Dicht besiedelte Länder hatten einen kompetitiven Vorteil gegenüber dünn besiedelten Ländern.

Wie sich der Mangel an Arbeitskräften negativ auswirkte, zeigte sich nirgendwo deutlicher als in Afrika südlich der Sahara. Wie neuere Berechnungen zeigen, waren die afrikanischen Löhne in weiten Teilen des British Empire Ende des 19. Jahrhunderts relativ hoch (Ausnahme Nairobi). Entsprechend war es schwierig, eine industrielle Billiglohnstrategie zu verfolgen – im Gegensatz zu Indien, wo zu dieser Zeit der Aufbau der Textilindustrie begann.

Die Schweiz als Billiglohnland im 19. Jahrhundert zu bezeichnen, hat also durchaus seine Berechtigung. War es deshalb ein armes Land? Das wäre übertrieben. Ein Land, das früh und mit grossem Erfolg industrialisiert, gehört zu den wirtschaftlichen Gewinnern.

68 Kommentare zu «Wie die Schweiz dank tiefer Löhne reich wurde»

  • Nadine Binsberger sagt:

    Wir könnten die Schweiz unendlich konkurrenzfähig und somit unendlich reich machen, indem wir gratis arbeiten würden. So geht Kapitalismus. Warum sind wir nicht längst schon dran?

    • Maiko Laugun sagt:

      Ganz einfach, weil wir (Mehrheit der Stimmberechtigten) Mindestlöhne und mehr Ferien (etc.) ablehnen.

      Weil wir glauben, dass wir bald als Individuum auch zu den Reichen gehören werden.

      Dieser Glaube geht soweit, dass die politische Ansicht/Parteizugehörigkeit dabei gar keine Rolle mehr spielt.

      Wir sind Heidiländer!

      Deshalb. 🙂

    • Maiko Laugun sagt:

      Der Klassenkampf hat darin gemündet, dass immer mehr Staatsangestellte/Papierliwender geschaffen wurden. Das bedeutet, dass die Linken sich dem Kapitalismus unterworfen haben, obwohl sie vorgeben, genau diesen zu bekämpfen.

      Schade.

    • Taric Trent sagt:

      1. Logik: Falsch, das würde die Unternehmer reich machen und nicht die Schweiz. (Steuern auf Kapitaleinkommen?) Und auch nur vorübergehend..
      2. Ideologie: Die Leute wollen nicht, dass die Schweiz reich wird, sondern dass sie selbst reich werden. Darum sind sie Nationalisten nur wenn sie denken ihre Interessen seien mit denen vom Staat identisch.
      3. System: Wäre gratis Arbeit von Allen (ich spare hier mal Arbeit Kapital aus) das Ende vom Kapitalismus und nicht seine volle Entfaltung.

  • Rolf Zach sagt:

    Dieser Artikel ist sehr verdienstvoll und es lohnt sich sehr die hochinteressante Studie von Roman Studer zu lesen. Vielleicht sollte man sich fragen, warum eine solche Studie an der Universität Oxford verfasst wurde und nicht an den Universitäten St.Gallen, Zürich oder Freiburg.
    Was lernen wir daraus für die Wirtschaftspolitik von heute und für eine eindrückliche Interpretation daraus.
    1. Lohnniveau und Volkseinkommen pro Kopf (Quelle Wikipedia) entwickeln sich nicht immer parallel. So hatte die Schweiz 1860 (480$) mit Großbritannien (558$) und Belgien (490$) das dritthöchste Pro-Kopf-Einkommen in Europa.
    1913 hat die Schweiz auf Großbritannien aufgeschlossen und Belgien hinter sich gelassen. Folgerichtig hat unsere Industrie überdurchschnittliche Profite im Export erwirtschaftet.

    • Rolf Zach sagt:

      2. Ist diese Divergenz zwischen eher tiefen Löhnen und hohem Pro-Kopf Einkommen des betreffenden Landes vorhanden, gilt eindeutig die Vorherrschaft des Exportes über den inländischen Konsum. Den tiefe Löhne sind in diesem Fall nichts anderes als ein Beweis für einen hohen prozentualen Anteil des Kapitals am Volkseinkommen. Unsere Kapitalisten haben hohe Gewinn-Raten gehabt am Export ihrer Waren und am Verkauf der idyllischen Schweizer Landschaft, deshalb wurden auch damals überall Hotels aufgestellt. Es war ein Muss der Ober- und Mittelschicht von Europa, die Schweiz zu besuchen. Junge Älpler dienten als billige Bergführer und Kellner in Schweizer Hotels. Die zufriedenen Eigentümern waren erfreut über ihre guten Gewinn-Margen. Die Übrigen, nicht benötigten Älpler, sind ausgewandert.

      • Rolf Zach sagt:

        3. Uhren aus dem Jura und Genf sowie St.Galler Stickereien waren weltweit anerkannte Export-Produkte. Wohl waren ungelernte Arbeitskräfte am Schluss der Lohn-Pyramide, aber der Abstand zu dem Lohn von einem gelernten Uhren-Macher war nicht so groß. Überhaupt haben neuartige Produktions-Verfahren (Omega/Brandt) sogar in der Uhrenindustrie für eine stetige Nachfrage von ungelernten Arbeitskräften gesorgt. Was natürlich für die St.Galler Spritzereien noch mehr gilt.
        Interessant ist, wie die Schweizer Wirtschaft mit der Zäsur des 1. Weltkrieges fertig wurde. Diese einschneidende Zäsur hatte ihre Fortsetzung in der Weltwirtschaftskrise nach 1929. Der 2. Weltkrieg war dagegen praktisch ohne einen Einbruch und eine Veränderung der Wirtschaft.

        • Rolf Zach sagt:

          4. Was lernen wir daraus? Die Schweiz hatte wohl eine defizitäre Handelsbilanz, aber eine positive Leistungsbilanz und das förderte ungemein den Kapitalexport. Man kann behaupten, tiefe Löhne und hohes Prokopf-Einkommen verbunden mit einem Ertragsbilanz-Überschuss bedeuten für ein Land mit dem Export von Fertigwaren eine Ansammlung von Vermögen im Ausland. Die Schweiz war vor 1913 ein klassisches Beispiel dafür und Süd-Korea ist es heute. Deshalb wird in der Schweiz noch heute Keynes gehasst, während Marx nur verachtet wird. Es besteht nämlich die Gefahr, dass diese ganze wundervolle Exportwirtschaft in eine Krise geraten kann und dann dieses Exportgewerbe politisch und wirtschaftlich einen desaströsen Einfluss geltend macht.

          • Rolf Zach sagt:

            5. Die Schweizer Textilindustrie nach 1945 ist ein klassisches Beispiel dafür wie eine Industrie ohne Innovationskraft nur noch mit billigen Löhnen sich über Wasser zu halten versuchte.
            Die Reproduktion des Schweizer Volkes war seit dem 1. Weltkrieg rückläufig und die Schweizer waren nicht mehr gewillt zu deren miesen Löhnen zu arbeiten, außer es waren allein stehende Frauen mit Kindern. Diese Fabrikanten wollten natürlich weiterhin so leben wie ihre Väter und sorgten mittels der Politik für eine hohe Einwanderung von billigen ungelernten Arbeitskräften aus Italien.
            Die Ölkrise von 1974 sorgte dafür, dass die schwächere Hälfte unserer Textilindustrie aufgeben musste, da die Schweizer Politik nicht mehr gewillt war im Gleichklang mit dem $ zu inflationieren.

          • Rolf Zach sagt:

            Als sich die Schweizer Konjunktur nach 1980 erholte, erfolgte die massive Einwanderung der Balkanesen und Türken zu Löhnen, die die Italiener nicht mehr gewillt waren zu akzeptieren.
            Daran war die ganze Industrie beteiligt plus das Gewerbe. Zum Beispiel die EMS-Chemie, der grösste einzelne Importeur von türkischen Arbeitskräften im Kanton Graubünden. Später wurden dann diese nicht mehr benötigt und durch Maschinen ersetzt.
            Resultat: Hatten früher bei türkischen Ehepaaren beide eine Arbeitsstelle, ist dies heute nicht mehr der Fall, deshalb automatisch der Zwang auf die Frauen, die nicht mehr arbeiten, das Kopftuch zu tragen und ein anatolisches Leben in der Schweiz zu praktizieren.

          • Maiko Laugun sagt:

            @Rolf Zach: Interessante Inputs von Ihnen. Leider machen Sie mit Ihrem letzten Satz gleich alles wieder kaputt:

            „Resultat: Hatten früher bei türkischen Ehepaaren beide eine Arbeitsstelle, ist dies heute nicht mehr der Fall, deshalb automatisch der Zwang auf die Frauen, die nicht mehr arbeiten, das Kopftuch zu tragen und ein anatolisches Leben in der Schweiz zu praktizieren.“

            Was haben Kopftücher (= Angst vor dem Islam) damit zu tun?

            Sie schreiben das wohl bewusst so, oder?

            Schade.

          • Rolf Zach sagt:

            Die Sache verhält sich nämlich so, viele arme Türken aus Anatolien kamen vor allem nach 1980 in die Schweiz.
            Natürlich hatten sie relativ geringe Löhne, obwohl die Löhne in der direkten Bauwirtschaft einen gewissen Schutz durch die Gewerkschaften hatte. Dies war in der mit Bauwirtschaft verbunden Gewerbe und der Industrie nicht ausgeprägt. Ihre Frauen fanden deshalb Beschäftigung in der Textilindustrie. Dort waren die Löhne derart, dass keine Schweizerin Lust hatte, unter diesen Umständen zu arbeiten, wenn sie nicht durch die eigene Not dazu gezwungen war. Trotz geringem Lohn gab es den Türkinnen Prestige in ihrem Clan und ihre Männer waren froh, um den zusätzlichen Verdienst ihrer Frauen.

          • Rolf Zach sagt:

            Viele dieser Türkinnen arbeiten in Branchen der Schweizer Wirtschaft zwischen 1980 und 1995, die ihren letzten Schnauf taten und die heute total verschwunden sind. Dies war eine bewusste Entscheidung der Schweizer Politik, die Textilindustrie nicht mehr durch Einwanderung für miese Löhne am Leben zu erhalten. Die SNB unter Lusser sorgte damals für hohe Zinsen und war gewillt jede Aufwertung des Schweizerfrankens mitzumachen. Zusätzlich waren wir damals so dumm, den EWR abzulehnen. Es galt nur noch der Finanzplatz.
            Die Türkin wurde entlassen und bekam wieder ihre Rolle, gleich wie in Anatolien. Der Mann kam am Arbeitsplatz unter Druck, wurde vorübergehend arbeitslos, aber daheim war er wieder der Pascha aus Anatolien. Es wurde wieder Mode Kopftuch zu tragen.

          • Maiko Laugun sagt:

            Ausreden, nichts anderes, Herr Zach.

        • Rolf Zach sagt:

          Der Türke und sein Clan loteten ihre Möglichkeiten aus, was übrigens alle Menschen tun.
          Das erste Ziel war, dass Schweizer Bürgerrecht zu erhalten und gleichzeitig das türkische zu behalten. Man schätzte den Schweizer Sozialstaat, trotzdem wollte man kleine Erbschaften und allfällige Rückzüge (Erwerb von Immobilien) in Anatolien nicht verbauen.
          Durch die Politik war es notwendig, sich streng islamistisch zu gebärden. Das beste Signal gegenüber der Umwelt war: Meine Frau trägt Kopftuch!
          Ist es nicht besser, in der Schweiz in einer Parallelgesellschaft zu Leben? Hat dies nicht den Vorteil, dass man dem Zugriff unseres kapitalistischen Systems entgeht und sich damit den Verpflichtungen eines immer härter werdenden Schweizer Sozialstaates entzieht?

  • Maiko Laugun sagt:

    „Ein Land, das früh und mit grossem Erfolg industrialisiert, gehört zu den wirtschaftlichen Gewinnern.“

    Und wird es bei De-Industriealisierung auch bleiben?

    • Sacha Meier sagt:

      Nö, wird es nicht. Zivilisationen, welche die innovative Güterproduktion aufgegeben und sich nur noch um die Verwaltung und Mehrung ihrer Vermögen gekümmert hatten, sind alle untergegangen. Dafür gibt es zwei Gründe: i) Die Konsumverblödung. Daran litten schon die alten Römer. Wenn der Mensch sein Gehirn nicht zur Problemlösung in der Entwicklung und Fertigung seiner Alltagsüter einsetzt, degeneriert es. ii) In einer Konsumwirtschaft werden fast alle Waren des täglichen Gebrauchs importiert. Der Taler, Franken und Rubel zirkuliert nicht mehr, sondern geht ins Ausland. Das Resultat ist eine negative volkswirtschaftliche Wertschöpfung. Dieses Wissen ist nach der grossen ökonomischen Amnesie 1995 (WTO-Globalismusbeschlüsse) vergessen gegangen. So verfolgen wir das altrömische Geschäftsmodell.

      • Maiko Laugun sagt:

        @Sacha Meier: Im Wissen um Ihren persönlichen Fall der *Tinner-Akten* (vom Volksheiligen Blocher aus Herrliberg unterwürfig gegenüber den USA (= fremden Richtern) so angeordnet) – vielleicht besteht die Möglichkeit darin, Bildung und Forschung voranzutreiben; oder?

      • Maiko Laugun sagt:

        @Sacha Meier: In Kenntnis (?) um Ihren persönlichen Fall der Tinner-Akten (vom Volksheiligen Blocher aus Herrliberg unterwürfig gegenüber den USA (= fremden Richtern) so angeordnet) – vielleicht besteht die Möglichkeit darin, Bildung und Forschung voranzutreiben; oder?

      • Maiko Laugun sagt:

        …. von Blocher angeordnet, in den Schredder geworfen, wollte ich noch anfügen.

    • Claude Fontana sagt:

      Danke für das Abschlussprotokoll, diese Verhandlung wird sich nun auflösen. Vielen dank für den Verkauf unserer Industrie an Ausländische Financiers geht an Die SVP, Die FDP und Die SP. Mit freundlicher beihilfe der CVP, und der kleinparteien, die das ganze Theater ohnmächtig mit ansehen mussten. Und mein herzliches Beileid an alle Bürger, die von unabhängigkeit träumten. Sogar die USA müssen einsehen, dass auch Sie das nicht sind.

  • K.A. Barett sagt:

    Man muss sich schon Gedanken darüber machen, weshalb ein Mensch auf die Idee kommt, eine Geschäftsidee Richtung Marktleistung zu entwickeln, die sich gegen Geld verkaufen lässt. Bis so ein „Initiativling“ den ersten Stutz auf seinem Bankkonto verbuchen kann, muss er sich schon in den eigenen Allerwertesten kneifen, Risikokapital zusammentrommeln, Bankkredite organisieren, Personal einstellen, in Betriebsmittel investieren, usw.
    Die Industriellen der Ersten Stunde waren Kinder ihrer Zeit. Sie dachten in den Kategorien des 19. Jahrhunderts und handelten auch so. Aber es waren Pioniere, die etwas bewegen wollten und konnten. Damit schufen sie die Basis für den späteren Wohlstand der Bevölkerung – auch für den eigenen. Aber das war legitim.

    • Rolf Zach sagt:

      Ich möchte Ihnen ein klein wenig widersprechen. Wo bleiben die Konsum-Wünsche der eigenen Arbeitnehmer? Dieses einseitig auf den Export fokussierte Modell funktioniert langfristig nur bei offenen Märkten und den entsprechenden kompetitiven Produkten. Bei kleineren Nationen geht es dann in Richtung Elend.

  • Jürg Brechbühl sagt:

    Der Denkfehler ist unverzeihlich, wenn er von einem Wirtschaftshistoriker vorgetragen wird. Nirgends im Artikel steht etwas über die Lebenshaltungskosten. Viele Arbeiter wohnten in speziell von den Fabrikanten eingerichteten Arbeitersiedlungen in sehr günstigen Wohnungen. Grosse Gärten wurden eingerichtet, um den privaten Gemüseanbau zu ermöglichen.
    Mein Urgrosseltern konnten schon vor dem ersten Weltkrieg ihr eigenes Reiheneinfamilienhaus kaufen im Berner Länggassquartier. Sie waren eine typische Arbeiterfamilie. Das gleiche Haus blieb über hundert Jahre in derselben Familie. Jetzt wurde es verkauft, zu einem Preis, den sich nur ein doppelverdienendes Akademikerpaar leisten kann.

    • Anh Toàn sagt:

      Also die Arbeiterfamilie hat sich verschuldet, den Kredit investiert am richtigen Ort und wurde reich.

      Nur ist der Anteil an diesem Wertzuwachs der auf den Arbeitslohn entfällt, lediglich der Zugang zu Kredit der mit dem Lohn verbunden ist.

    • Rolf Zach sagt:

      Die Studie von Roman Studer geht ausführlich auf die Lebenshaltungskosten ein. Es ist natürlich ein Phänomen, dass Bauland, deren Preis mit Arbeit nichts zu tun, in einem Land mit Bevölkerungszuwachs sich über die allgemeinen Lebenshaltungskosten entwickelt. Eine gute Lage kostet und kann sich so gestalten wie der Preis eines Bildes des weltberühmten Picasso, ohne dass es zu seinen besten Kunstwerke zählt.
      Übrigens ist im armen Indien der Preis für Häuser in Mumbai exorbitant.

    • Anh Toàn sagt:

      „Jetzt wurde es verkauft, zu einem Preis, den sich nur ein doppelverdienendes Akademikerpaar leisten kann.“

      Also verdienen heute Arbeiter weniger als damals: Sie können sich ein Haus nicht mehr leisten, das sich eine Arbeiterfamilie vor 100 Jahren noch leisten konnte.

  • Bebbi Fässler sagt:

    Waren es nicht die Glarner, die die Industriellen daran hinderten, nach einer Landsgemeinde, die Kinder auszubeuten?
    .
    War nicht Glarus der erste Kanton die ArbeiterInnen etwas schützen wollte?

    • Stefan Metzeler sagt:

      Interessanterweise stammte mein Grossvater aus Glarus. Sein Vater war ein armer Schreiner. Sein älterer Bruder musste als Kind schon arbeiten, um mitzuhelfen, die Familie zu ernähren.
      Dank seinem Vater und seinem Bruder konnte mein Grossvater eine Lehre in einer Spinnerei machen – bei Schuler. So mit ca. 30 wurde er dann Direktor der Fabrik.
      Also nur basierend auf Kompetenz, nicht Status oder Herkunft. Das ist Kapitalismus. Das ist die freie Schweiz.
      Kinderarbeit gab es natürlich auch in der Vorindustriellen Zeit. Solange die Menschen arm sind, müssen halt alle soviel und so früh arbeiten wie möglich.
      Dank Kapitalismus konnten wir uns dann erlauben, die Kinderarbeit abzuschaffen.

      • Rolf Zach sagt:

        Sie haben natürlich Recht mit ihrer Aussage wegen der Kinderarbeit. Haben aber nicht auch die Gewerkschaften und die Sozialdemokratie dazu beigetragen, dass Kinderarbeit bei uns nicht mehr akzeptiert wurde?
        Ihr Großvater war bestimmt ein hervorragender Manager und Fachmann. Machte später aber Schuler, trotz dem Import billigster Arbeitskräfte aus Italien und dem Balkan, nicht Bankrott? Es hat auch den Bankverein Mitte der 70er Jahre durch Betrug eines ihrer Filialleiter deswegen eine schöne Stange Geld gekostet.

  • Lukas Baumann sagt:

    Wir waren schon immer reich. Nämlich die Bauern. Nicht viel Geld, aber nicht arm. Nur weil es viele gab, die was anderes wollten, gabs diese Fabriken. Und sie machen auch jetzt nur Geld, indem sie was ganz Billiges einkaufen und verarbeiten. Irgendwo sind die kleinen Löhne geblieben. Einfach in Indien oder China. Dass sie nun nicht mehr da wären ist Augenwischerei. Wer macht die Komponenten für den Computer und unsere Handys? Genau. Noch nie einen davon gesehen.

    • Hannes Walther sagt:

      Die Schweiz war im 19JH ein Armenhaus in Europa!

      • Rolf Zach sagt:

        Die Behauptung, dass die Schweiz im 19JH das Armenhaus in Europa war, ist nach den vorhanden Zahlen definitiv falsch! Aber der Gini-Koeffizient war wahrscheinlich so wie im heutigen Brasilien.

        • Monique Schweizer sagt:

          Herr Zach seien Sie mal nicht so hart mit dem Hannes Walther in seiner Klischeewelt (mich bezeichnet er ab und zu in seinen Kommentaren als „kleine Ex-Tippse“ in seiner Ahnungslosigkeit).
          Vor allem in den katholischen ländlichen Gebieten, die ihr Leben mit dem Jenseits vertrödelt haben und ihr hart verdientes Geld in Ablassbriefe und Kirchen und Klöster verschwendeten, war ein Armutspotential da. Eine wesentliche Einnahmequelle jener Gebiete war die Kriegshurererei (Reisläuferei) im Dienste fremder Herren bis der Bund diesem Treiben dann 1859 einen Riegel schob und dann sind viele als Wirtschaftsflüchtlinge nach Uebersee und auch Europa ausgewandert.
          Aber die reformierten Städte waren damals schon recht potent und prosperierend und darum war das CH BIP PPP EW damals weit vorne

    • Stefan Metzeler sagt:

      Vor 1800 war die Schweiz eines der ärmsten Länder in Europa. Weil fast alle Bauern waren. Oder Söldner.
      Die Lebensdauer war also gering, das Leben war hart. Deshalb wollten vieles etwas besseres.
      Die Löhne hängen von der Produktivität ab.
      Bei uns zahlt heute die Industrie weltweit Spitzenlöhne.
      Sie wissen offensichtlich nicht, dass die Schweiz mehr industrielle Güter nach China exportiert, als wir von dort importieren!
      Die Löhne sind in China und Indien überhaupt nicht mehr so klein – gerade Arbeiter, die Komponenten für die Informatik herstellen, sind sehr gut bezahlt, weil ja die Produktivität ständig steigt.
      Es ist ohne weiteres möglich, die Qualität immer mehr zu steigern, während der Ressourcenverbrauch pro Einheit permanent sinkt.
      Heute verursachen Autos ca. 500x weniger Umweltverschmutzung als 1975. Also auch wenn deren Zahl um 20 gestiegen ist, geht es uns viel besser!

      • Anh Toàn sagt:

        Basel, Zürich, Bern, Genf waren schon lange vor der Industrialisierung reiche Städte. Trotz viel Armut.

        Meines Erachtens liegt genau in den Unterschieden innerhalb der Schweiz der Grund für die erfolgreiche Industrialisierung: Einerseits die reichen, gebildeten, weltoffenen Städte, die auch für ausländische Investoren und Wissenschaftler (oder Religionskriegflüchtende) attraktiv waren, solche die Geld oder Know-How brachten, andererseits ein Reservoir an billigen Arbeitskräften für die Fabriken im Hinterland. Billiges Geld und billige Arbeit gab es in der Schweiz, billige Energie war noch nicht so wichtig.

        • Rolf Zach sagt:

          Ich möchte noch etwas Entscheidendes zu Ihrem bemerkenswerten Beitrag beifügen.
          Vergessen wir nicht, auch die ungelernten Schweizer Arbeiter waren in ihrer überwiegenden Mehrheit keine Analphabeten. Beweis, die Prüfung der Schweizer Rekruten vor dem 1. Weltkrieg. Wir haben nicht die Spitzenwerte der Deutschen damals erreicht, aber wir waren in den vorderen Rängen.
          Interessanterweise war Großbritannien im hinteren Feld der westeuropäischen Nationen platziert.
          Der Artikel verweist zuwenig darauf, dass man bei ungelernten Arbeitskräften die Rate der Analphabeten beachten muss. Eine Nation mit wenig Analphabeten verlangt ein gutes System der Volksschule.
          Ungelernte Arbeitskräfte, die lesen können, sind
          einiges profitabler als solche, die nicht lesen können.

    • Markus Meier sagt:

      Die Löhne in China sind mittlerweile erstaunlich hoch (jedenfalls für qualifiziertes Personal). Dass Apple einen Teil der Produktion wieder in die USA verlegen will, hat auch ganz handfeste wirtschaftliche Gründe.

  • Rolf Heiniger sagt:

    Wer wurde reich, jedenfalls nicht die, die gearbeitet haben. Das ist heute noch genau gleich. Oben wird verdient und unten gearbeitet. Man vergleiche nur, Sterbedaten.

    • Stefan Metzeler sagt:

      Natürlich wurden die Arbeiter reich!
      Vergleichen Sie mal den Lebensstandard eines Arbeiters von heute mit dem 18. Jahrhundert! Nicht mal Aristokraten hatten damals eine vergleichbares Leben. Reisen war extrem mühsam, medizinische Versorgung gab es nur auf ganz tiefem Niveau, die Kindersterblichkeit war auch beim Adel sehr hoch – und sehr oft starben die Mütter schon bei der Geburt.

      • Anh Toàn sagt:

        Die Arbeitnehmer des 18 Jahrhunderts haben aber nichts vom heutigen Lebensstandard.

        • Monique Schweizer sagt:

          Ahn: Zumindest in den katholischen Kantonen wurde die Menschen im 18. Jh mit der hohen Seinsqualität im Jenseits geködert. Mit Glauben und Hoffnung auf das Paradies konnte man sein damals oft kurzes Leben auch irgendwie über die Runden bringen (und ansonsten musste man einfach mit Wein und Bier noch etwas nachhelfen)

      • Taric Trent sagt:

        Vergleichen sie mal den Gesamtoutput mit dem Teil für den Arbeiter. 1. werden die Arbeiter immer ärmer verglichen mit dem was insgesamt zur Verfügung steht. 2. denken sie gerade sehr lokal begrenzt: Andernorts als der Schweiz wird auch Zeug für unseren Markt produziert und dort wird auch gerne mal verhungert neben vollen Supermärkten…

  • Hans J. Rohrer sagt:

    Ich fordere eine Entschädigung für die Ur- und Ururenkel der ausgebeuteten Arbeiterinnen und Arbeiter! Und zwar subito. Was hier ausgegraben wird, passt bestens ins Bild der von Sklavenarbeit im 19. Jh. profitierenden Schweizer!

    • Stefan Metzeler sagt:

      Niemand wurde „ausgebeutet“!

      Das Einkommen in der Industrie war so viel höher als die Alternativen, dass sich die Leute um einen Arbeitsplatz geprügelt hätten.

      Weil das Einkommen aus der Industrie immer weiter investiert wurde, stieg die Kaufkraft der Arbeiter viel, viel schneller, als wenn man Ihnen von Anfang an höhere Löhne bezahlt hätte.

      Das nennt man eben gut wirtschaften.

      Wer nicht planen kann, der verschleudert sein Kapital für Konsum und verringert dadurch seinen zukünftigen Konsum.

  • Karl Fischkopf sagt:

    Das mit den schlechten Löhnen ist eine echte CH-Tradition. Als die Wirtschaft realisierte, dass es mit den Schweizern nicht mehr so einfach funktioniert, hat man angefangen alle zehn Jahre, sich Zuwanderer/und zu Daueraufenthaltern umgewandelte Asylanten (Balkanesen) einzustellen. Natürlich zu Tiefslöhnen. Immer mit lustigen Erklärungen/Weltuntergangsdrohungen. Alle zehn Jahre wieder und wieder. Und das Volk musste dann die Auswirkungen „ausbaden“. Bei den kulturgleichen Ausländer, angefangen von den Italienern, über die kulturfremden Tamilen, war es eine schöne Bereicherung. Dann kamen in den 1990ern die Balkanesen, Türken und andere Moslems. Da wurde es echt Scheisse. Man müsste die Wirtschaft und die mit ihnen verbandelten Politiker auspeitschen, bis die Haut in Fetzen herunterhängt

    • Monique sagt:

      Ja, ja Fischkopf, Sie bedauern vermutlich immer noch, dass Ihnen einer der erwähnten Gruppen eine glänzende Karriere bei der Güselabfuhr versaut hat und Sie jetzt als frustrierter Ue50er keinen Job mehr bekommen, weil niedrigqualifizierte querulierende Fischköpfe zu recht nicht mehr am Arbeitsmarkt gefragt sind.

      • Joseph sagt:

        Ach liebe Monique. Der Hass zwischen ihren Zeilen lässt tief blicken. Ihre Verachtung der Arbeiterklasse gegenüber fast schon unerträglich. Nun ja, die nächste grosse Wirtschaftskriese wird ihren eindimensionalen Mindset gehörig über den Haufen werfen. Eigentlich würd ich sagen : Geniessen sie es, so lange sie es noch können. Bezweifle aber dass sie es jemals konnten.

        • J. Kuehni sagt:

          “ Man müsste die Wirtschaft und die mit ihnen verbandelten Politiker auspeitschen, bis die Haut in Fetzen herunterhängt“

          Ja da muss man freilich den Hass nicht „zwischen den Zeilen“ suchen gehen …

        • Monique sagt:

          Joseph: Was schreiben denn Sie hier für einen unqualifizierten Schwachsinn zusammen? Auch die Arbeiterklasse im Hochwertschöpfungsland Schweiz musste und muss sich immer weiterqualifizieren, ich verachte die keinesweg , hatte früher des öfteren mal beruflich mit der Arbeiterklasse zu und diese und deren Leistungen immer respektiert.
          Aber scheinbar hat sich der Fischkopf nicht gross weiterentwickelt, dass er hier so frustriert seine Hasstiraden vom Stapel lässt.
          Im übrigen habe ich doch einen mehrdimensionalen Mindset und auf die nächste Krise (nicht „Kriese“) bin ich ganz gut vorbereitet, vermutlich im Gegensatz zu Ihnen!
          Im übrigen geniesse ich mein abwechslungsreiches Leben doch ganz gut.

    • Fredi Maier sagt:

      Etwas trastisch formuliert Herr Fischkopf, aber es steckt schon ein bisschen mehr als nur einen Funken Wahrheit dahinter

    • Monique sagt:

      Im übrigen Fischkopf hatte die Schweiz schon um 1910 sehr viele ausländische Gastarbeiter, Zürich einen Ausländeranteil von 34%, Basel 37%, Lugano gar über 50% etc, weil die einheimischen Klein- und Bergbauern zu fein waren in der Fabrik zu arbeiten und damals noch ohne sozialistische Landwirtschaftssubventionen massenweise als Wirtschaftsflüchtlingen nach Europa, Nord- und Südamerika emmigrierten. Rund 400’000 zw. 1850 und 1930!
      .
      Tja Fischkopf es kommt auf diesem Planeten alles irgendwann zurück und ohne Einwanderung wären wir bei unseren gebärschwachen Eidgenossinnen sowieso auf die Dauer ein zum Aussterben verdammtes VolCH! Aber soweit zu denken, das überfordert Sie vermutlich…

  • Anh Toàn sagt:

    „Der Ausbau des industriellen und tertiären Sektors führte allerdings lange Zeit erst einmal nicht zu einer Verbesserung der Lebensbedingungen. Nach […] 1848 dauerte es weitere 30 Jahre bis das damalige Reallohnnivaeu wieder erreicht wurde. Erst nach Überwindung der grossen Depression Mitte der 1870er Jahre stiegen die Reallöhne mehr oder weniger konstant bis zum Ausbruch des ersten Weltkrieges; sie haben sich über diesen Zeitraum mehr als verdoppelt.“

    Aus „Wer, was, wo ist der Mittelstand? Eine Spurensuche“ Eidg Finanzdep“

    Gestiegen ist in dieser Zeit vor allem die Anzahl der Beamten und Angestellten (Papierliwender). Aus diesen enstand der Mittelstand. auch daraus: „Die Ende des 19. JH schnell wachsende [..] Schar der Beamten und Angestellten“…führte zum Mittelstand.

  • Anh Toàn sagt:

    „In Ländern wie Grossbritannien,“ „Auch in Amsterdam „, war die Entwicklung anders.“

    Aber wenn wir nach Japan und Südkorea und Taiwan gehen, rund hundert Jahre später, war die Entwicklung gleich wie in der Schweiz. Also ist es typisch wie es in der Schweiz war und untypisch wie es in UK oder NL war.

    Im 19 Jahrhundert haben keine Nationen industrialisiert, das hat China in der zweiten Hälfte des zwanzigsten gemacht. Es wurde in Nationen industrialisiert. Reich wurden die Kapitalisten dabei, die Länder blieben arm, voller Schulden bei den Kapitalisten.

    Die Schweiz soll erfolgreich gewesen sein in der Industrialisierung des 19JH, nur hatte kaum jemand etwas davon, bis nach dem 2WK. (Siehe Auswanderung, Generalstreik, etc. etc.)

    • Anh Toàn sagt:

      Aber irgendwie scheint es eine schweizerische Kultur und Tradition und Eigenart, stolz darauf zu sein, dass man sich vom Kapital am besten ausbeuten lässt: Schweizer stimmen nein, wenn sie gefragt werden, ob sie mehr Ferien wollen, sie wollen keine Mindestlöhne, nur minimalen Mutterschaftsurlaub, befreien das Kapital von allen Steuern.

      Niemand lässt sich vom Kapital besser ausbeuten als wir Schweizer: Und darum sind wir ein reiches Land, und stolz. Besser unser Land ist reich als wir.

      • Peter Huonker sagt:

        Sehr treffend formuliert

      • Beat Fisch sagt:

        Na ja – zugewanderte Unternehmer habens bis zum Milliardär gebracht.
        Und wenn dieser sagt, er habe das ‚verdient‘, dann glauben es die meisten!

      • Hans Hödli sagt:

        Es entwickelte sich ein win win Team aus bäuerlicher Planwirtschafts- und Armeebürokratie zusammen mit der Hochfinanz. Diese Güllenfass-, Waffenfett- und Papierliwender haben sich um die aufstrebende CH Exportindustrie gekümmert indem sie die dort nachgefragten Renditesklaven erfolgreich in Schach gehalten haben.

      • K.A. Barett sagt:

        Die Schweizer sind keine Idioten mit hochfliegenden, surrealen sozialen Utopien. Deshalb legen sie immer dann ein Nein in die Urne, wenn sie nicht an die Heilsversprechen bestimmter Akteure glauben. Das nennt man „Gesunder Menschenverstand“, oder „Augenmass, oder „Bodenhaftung“,

        • J. Kuehni sagt:

          „Augenmass“ war das Gebot der Stunde während der Ära der Sozialpartnerschaft (ca. 1950–1990): Dem Kapitalisten wurde sein (aus heutiger Sicht) mässiger Profit gegönnt, weil er Arbeitsplätze schaffte und die Entwicklung anfeuerte, während der Arbeiterschaft anständige Löhne mit Aussicht auf sozialen Aufstieg zugestanden wurde, weil sich die Arbeiter die produzierten Güter und Dienstleistungen aus ihrer Erwerbsarbeit heraus auch leisten können mussten.

          Die ganze Harmonie existierte auf der Basis der globalen Vorherrschaft der damaligen Industrienationen, unter dem Eindruck der Weltkriegskatastrophe und der Bedrohung durch den real existierenden Sozialismus mitsamt Angst vor „populistischer“ Machtübernahme à la Lenin, Stalin & Hitler Co.: Als Ausnahmeperiode in der Weltgeschichte.

        • J. Kuehni sagt:

          Enter: Shareholder Value, als Symptom des Kontrollverlustes der Nationalstaaten Europas über den Kapitalfluss (und damit das Steuersubstrat), den Warenverkehr und die „Deutungshoheit“ bezüglich kollektiv geglaubter „Wahrheit“.

          Seither ist der Anteil der Shareholder am Firmengewinn von ehemals 20% auf 50% (vermutlich mehr) angewachsen. Schwierig, das mit dem Augenmass…

          https://www.nzz.ch/finanzen/die-maximierung-des-shareholder-value-in-der-kritik-1.18440027

        • J. Kuehni sagt:

          Wenn wir schon auf ein selbstregulierendes System von „Augenmass“ und „Selbstverantwortung“ setzten wollen, müsste ein solches zumindest einigermassen universal durchgesetzt werden können. Sonst predigen hier die Weintrinker den Wasserkonsum, auf Gier folgt der Neid und die Angst frisst die Seele auf.

          Kann ja gegenwärtig überall beobachtet werden.

        • J. Kuehni sagt:

          Nachtrag: Den Schweizern geht es—bislang, objektiv & relativ—immer noch sehr gut. Als stabiles politisches Konstrukt, als Besetzerin eines geostrategischen Vakuums, als Importeurin von Kapital und Exporteurin von Währung und hochspezialisierten Investitionsgütern und als ewige Trittbrettfahrerin von der Kolonialisierung bis zum EU-Binnenmarkt stehen wir zuoberst auf dem Treppchen der internationalen ökonomischen Hackordnung.

          Ein Status, der nur über eine streng limitierte, universale Anwendbarkeit verfügt und reziprok auch nur innerhalb gewisser Limiten etwas mit „besserer Moral“ oder „Augenmass“ zu tun hat. Die „Bodenhaftung“ allenfalls, wird uns oft unfreiwillig von aussen aufgezwungen (z.b. Bankgeheimnis)

          • Linus Josef Anton Huber sagt:

            „Auffallend ist auch ein Vergleich mit Firmen, deren Aktien nicht an der Börse gehandelt werden. Ihre Investitionsrate ist fast doppelt so hoch.“

            Offensichtlich sind diese Firmen in ihrer Geschäftspolitik weniger kurzfristig orientiert. Vielleicht liegt es daran, dass die Gesellschafter und das Management in diesem Fall enger mit der Firma verbunden sind.

            Die fehlende persönliche Haftung bei Kapitalgesellschaften sowie die inflationäre Geldpolitik dürfte u.a. mit eine Rolle spielen.

          • Maiko Laugun sagt:

            @Huber: „…dass die Gesellschafter und das Management in diesem Fall enger mit der Firma verbunden sind.“

            Guck Dir mal die Raiffeisen und den sich in U-Haft befindlichen PV an. Idiot!

  • Roli Heinzer sagt:

    Der gute Artikel müsste ergänzt werden: weil das Angebot an Arbeitskräften MIT SCHULBILDUNG reichlich vorhanden war.
    Die Schweiz hatte bereits früh eine allgemeine (GRATIS)Schulpflicht, die dank unserer Demokratie eingeführt wurde. So war es für ausländische Investoren interessant in der Schweiz zu investieren.

    • Thesven7 sagt:

      Eine Gratisachulbildung wegen unserer Demokratie? War es nicht vielmehr so, dass Napoleon uns die Schulpflicht für alle „aufgezwungen“ hat? Dass hat dann natürlich herzlich wenig mit Demokratie zu tun, aber ich schätze ihre blindmachende Liebe für unsere Gesellschaftsform..

    • Anh Toàn sagt:

      Die Schweiz hat auch noch heute keine Schulpflicht. Sie hat eine Bildungs- oder Unterrichtspflicht: man kann zu Hause seine Kinder unterrichten, oder in einem privaten Institut.

      Im 19. Jahrhundert war in einzelnen Kantonen die Bildung allgemein im europäischen Vergleich vermutlich recht gut, in anderen war das Bildungsangebot bis weit ins 20 Jahrhundert weit unter europäischen Standards. Noch imme rliegt das Bildungswesen vornehmlich in der Hand der Kantone, „die Schweiz“ der Bund hat nicht viel ausser der ETH.

      „Die Ergebnisse der 1875 eingeführten eidg. Rekrutenprüfungen zeigen Kt. mit hohem Urbanisierungsgrad (Basel, Genf, Zürich) im Prozess der A. rangmässig an der Spitze, ländl. Kt. (Appenzell Innerrhoden, Wallis, Uri) dagegen am Ende.“

      Habe ich irgendwo gefunden.

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