Der Meinungswechsel des Hedgefonds-Managers

Ray Dalio am WEF 2017. Der Gründer des Hedgefonds-Unternehmens Bridgewater Associates gehört mit einem geschätzten Vermögen von 15,6 Milliarden US-Dollar zu den reichsten Menschen der Welt. Foto: AP Photo/Michel Euler

Vor knapp fünf Jahren hat der Hedgefonds-Manager Ray Dalio, der Gründer von Bridgewater, ein Video veröffentlicht, das die Funktionsweise der modernen Wirtschaft in dreissig Minuten zu erklären versuchte. Der halbstündige Lehrgang «How the Economic Machine Works» war extrem erfolgreich. Bis heute haben etwa 4,5 Millionen Menschen das Video angeklickt.

Kernpunkt des Lehrgangs ist die Lehre vom «beautiful deleveraging», dem schönen Schuldenabbau, der auf einer idealen Kombination von drei Massnahmen beruhe:

  • ein gewisses Mass an Austerität
  • ein gewisses Mass an Umschuldung
  • ein gewisses Mass an Gelddrucken

Wenn die Mischung stimme, dann sinke die Schuldenquote. In den Worten Dalios:

…, there is a certain amount of austerity, there is a certain amount of debt restructuring, and there is a certain amount of printing of money. When done in the right mix, it isn’t dramatic. It doesn’t produce too much deflation or too much depression. There is slow growth, but it is positive slow growth. At the same time, ratios of debt-to-incomes go down. That’s a beautiful deleveraging.

Das Vorbild des «beautiful deleveraging» für die USA ist die Phase von 1933 bis 1937, also die Jahre der Erholung nach dem Tiefpunkt der Grossen Depression. Damals fand tatsächlich ein schneller Schuldenabbau statt, wie folgende Grafik von Morgan Stanley zeigt. Die Gesamtschulden der USA sanken von 300 auf 200 Prozent des BIP.

Image result for morgan stanley debt historical

Aus heutiger Sicht war aber Dalio damals eindeutig zu optimistisch. Seit 2009 haben sich die Schulden in den USA zwar reduziert, aber niemals im selben Mass wie in den 1930er-Jahren. Die Staatsschulden sind auf rund 100 Prozent des BIP angestiegen, während die privaten Schulden nur von 175 auf 150 Prozent des BIP zurückgingen. Einen ähnlich hohen privaten Schuldenstand haben Frankreich, Japan und Grossbritannien, wie die folgende Grafik (Quelle) zeigt. China ist sogar deutlich stärker verschuldet.

vague-charts2

Mittlerweile ist der Entschuldungsprozess in den USA ganz zum Stillstand gekommen. Die Phase des «beautiful deleveraging» ist bereits wieder am Ende. Entsprechend spricht Ray Dalio nun vom «Big Squeeze». Die folgende Grafik stammt aus einem Bericht, den er im Mai 2017 publiziert hat (Quelle). Die Daten bilden die gesamte Weltwirtschaft ab. Es ist sehr deutlich, dass die Periode der Entschuldung (blaue Linie) ganz kurz und bescheiden war. Die Last des Schuldendienstes (rote Linie) ist nur wegen der tiefen Zinsen gesunken.

Die Schuldenberge sind also nach wie vor vorhanden und werden die Wirtschaftspolitik noch Jahrzehnte bestimmen. Eine schnelle Bereinigung ist nicht in Sicht.

51 Kommentare zu «Der Meinungswechsel des Hedgefonds-Managers»

  • Anh Toàn sagt:

    Zwei Wege führen zu geordnetem Schuldenabbau: Wegbesteuern der Guthaben oder Inflation: Beide Wege sind für die Reichen sozialistisches Teufelszeug.

    • Linus Huber sagt:

      Unsinn, Deflation und die damit verbundenen Abschreibungen und Neubewertungen werden von den 1% gefürchtet, was man gut in 2008 erkennen konnte, als die Reichsten massive Verluste einfuhren. Steuern und die negativen Konsequenzen der Inflation sind hingegen leicht zu umgehen und daher das sie begünstigende Verfahren. Ein grosser Anteil der schweizerischen Bevoelkerung inkl. Sie und ich sind Teil der 1% der Reichsten der Weltbevoelkerung und sie verteidigen mit Ihrer verstaendlich und zugleich egoistischen Einstellung Ihre eigene Position.

      • Anh Toàn sagt:

        Ja, wer nichts hat, verliert bei Deflation kein Geld wegen Neubewertungen und Abschreibungen, sondern sein Einkommen.

        Sie langweilen mich mit immer dem gleichem Scheiss, immer wieder und wieder,

        • Anh Toàn sagt:

          Ich gehöre übrigens kaum zu den 1% der Reichsten global: Vermutlich ist selbst 1% der Vietnamesen so reich wie ich.

        • Anh Toàn sagt:

          Für die einfacheren Köpfe:

          In der Deflation wird alles billiger:

          Der Preis eines Produktes bestimmt sich langfristig aus den Arbeitskosten die notwendig sind, um es her zu stellen. Wird alles billiger, müssen die Arbeitskosten sinken.

          Also sinkende Löhne.

          Die Vemögenden haben zwar nominal weniger Vermögen (Huch Verlust!) aber können sich gleich viel damit kaufen, es wird ja allen entsprechend billiger, weil die Arbeiter billiger arbeiten.

  • Linus Huber sagt:

    Wer je an ein «beautiful deleveraging» glaubte, muss an Naivitaet leiden. Niemand will die Problematik wirklich loesen, da es mit kurzfristigen Schmerzen verbunden ist, sondern man zieht es vor, im gleichen Rahmen die geldpolitische Ponzi-Scheme voranzutreiben bis es wieder kracht. Und zu jenem Zeitpunkt kann man aehnlich wie in 2008, die beliebigen Zwangsmassnahmen, welche unvermeidlich zu sein scheinen, durchboxen und den immer diktatorischer handelnden Ueberwachungsstaat weiter ausbauen.

    • Anh Toàn sagt:

      „kurzfristigen Schmerzen“ Sie heulen doch über die Geldentwertung durch die schrankenlose Geldpolitik, sogar schon bevor die Geldentwertung eintritt:

      Ertragen Sie die kurzfristigen Schmerzen hoher Steuern und Inflation, es hilft beim Schuldenabbau, dann geht es Ihnen endlich wieder gut.

      • Linus Huber sagt:

        „es hilft beim Schuldenabbau“

        Zum lachen

        1. geht es nicht um mich
        2. werden die schulden ja nicht abgebaut, sondern es herrscht einfach Umverteilung vom risikoscheuen zum risikotraeger.
        3. allerdings handelt es sich heute nicht mehr um risikotraeger, sondern um durch die vetternwirtschaft privilegierten.

  • Hans Hödli sagt:

    Im private debt to GDP Vergleich ist offenbar einer der absoluten Spitzenreiter nämlich die CH mit chronisch über 200% vergessen gegangen.

  • Rolf Zach sagt:

    1. Wie ist ein Land verschuldet, in eigener Währung oder in fremder Währung?
    2. Wie setzen sich die Schulden dieses Landes zusammen? Eigentlich ist gleichgültig, ob es der Staat ist oder private Haushalte und Unternehmungen. Der Staat sollte es bei den Steuern holen, der private Haushalt aus seinem Lohneinkommen, die Unternehmungen aus dem Betriebsgewinn. Für Staat und Private kommen noch die Dividenden dazu.
    3. Für diejenigen, die diese Einkünfte an Kapitaleinkommen erhalten, ist es eigentlich das gleiche wie die Transfer-Zahlungen des Sozialstaates. Man transferiert einen Teil der Löhne und Steuern zu diejenigen, die aus der Vergangenheit dazu berechtigt sind und nicht aus der Gegenwart.
    4. Entscheidend ist, wie viel die Transfer-Zahlungen von Kapital und Sozialleistungen ausmachen.

    • Monique Schweizer sagt:

      Zach: ad 1. Bei den Big Playern USA, Eurozone, UK, China, Japan spielt das eine sekundäre Rolle, denn die sind primär in ihrer Heimwährung verschuldet. Anders sieht es bei den Schwelleländern aus, die zumeist in $, aber auch € in den Miesen sind.
      ad 2) Unternehmen müssen Sie unterscheiden in Non-Fin Corp und Fin Corp. Dass 2008/09 ein Teil dieser Schulden dann den Staaten untergejubelt wurde, damit das Finanzsystem nicht kollabiert, hat doch weitreichende Folgen gehabt, für die US Staatsverschuldung, aber auch die €-Zonenverschuldung, die ohne diese „sozialistischen Aktionen“ 2008/09 einiges weniger hoch sein dürfte. Non-Fin Corps werden in der Regel abgewickelt, Ausnahme die US Autoindustrie – die Reps hätten z.B. GM pleite gehen lassen, Obama hat sie (zum Glück) gerettet

      • Hans Hödli sagt:

        Wenn man Marktwirtschaft ernst nehmen will dürfen Pleiten unter gar keinen Umständen verhindert werden, alles andere ist kommunistische Planwirtschaft.

        • Monique Schweizer sagt:

          Hödli: Nur hätte es volkswirtschaftlich Sinn gemacht wenn man General Motors mit über 200’000 Mitarbeitern und einigen zehntausend aus den Zulieferern damals dicht gemacht hätte?
          Käufer waren damals in der Finanzkrise kaum welche rum.
          Klar muss eine fundierte Aussicht bestehen, dass ein Turnaround in Aussicht ist, sonst ist es dann wirklich wie im Kommunismus.
          Oder auch die UBS Rettung, die ja finanziell glimpflich ausging. Wenn die Pleite gegangen wäre, wäre der volkswirtschaftliche Schaden für die CH grösser gewesen.
          Anstatt dogmatisch zu entscheiden ist es besser situative Entscheide zu treffen, selbst wenn die sich ex-post als falsch erweisen.

          • Rolf Zach sagt:

            Im möchte nur ein Beispiel aus unserer Industriegeschichte in den 1930er Jahre erwähnen. Damals hat Stadtpräsident Klöti dafür gesorgt, dass die Escher Wyss mit ihren mehr als 1000 Arbeitsplätzen in Zürich erhalten blieb und die Firma gedieh bis in die 1970er Jahre. Dann kam sie ins das miese Management des Sulzer Konzerns.

      • Maiko Laugun sagt:

        @Monique Schweizer: „Non-Fin Corps werden in der Regel abgewickelt,..“

        In Bezug auf die Finanzindustrie sieht meine Wenigkeit zu diesem Punkt auch eine Mitschuld der Finanzmarktaufsicht (im Heidiland die FINMA), welche die die grossen Finanzinstitute, wenn überhaupt, so bestenfalls mit Samthandschuhen anfasst und nur die Kleinen aufhängt. Viel mehr als Brot und Spiele für das Volk scheint mir da nicht dahinter zu stecken.

      • Rolf Zach sagt:

        Was wichtig ist, ist das Verhältnis zwischen Arbeits- und Kapitaleinkommen innerhalb einer Volkswirtschaft. Kapitaleinkommen neigen immer zu mehr Instabilität als Arbeitseinkommen. Sie sind auch bei den Transfer-Zahlungen diejenigen, die nicht stabil eingesetzt werden können. Die Transfer-Zahlungen der AHV sind im Ertrag stabiler, berechenbarer und billiger als diejenigen der Zweiten Säule. Meiner Meinung nach dürfen die Kapitaleinkommen nie mehr als 25 % einer Volkswirtschaft übersteigen. Ensteht dann eine Finanzkrise, wackelt das ganze Gebäude der Volkswirtschaft. Eine strenge Regulierung der Finanzwirtschaft ist unbedingte Voraussetzung, was jetzt passiert, ist das Gegenteil davon.

        • Rolf Zach sagt:

          Übrigens hohe Manager-Gehälter sind die Transfer-Zahlungen des kapitalistischen System an diese für ihre Loyalität und das sie nicht den ganzen Gewinn für sich beanspruchen. Die Macht-Elite berappt die Funktions-Elite, die sie zur Sicherung ihrer Einkünfte braucht. Früher was dies der König, der seine Feudalherren belohnte.
          Was mir am Marxismus überhaupt nicht gefällt, ist das Märchen der klassenlosen Gesellschaft.
          Es wird immer Klassen geben, unabhängig davon wie die Gesellschaft sich organisiert. Das einzige was zählt, was leisten die Eliten für das allgemeine Wohl und wie viel wollen sie bei den unteren Klassen abholen. Darüber kann man sich trefflich streiten. Der Islam, die Konfuzianer in China und die göttliche Kim Dynastie behaupten, bei ihnen sei es am besten.

          • Rolf Zach sagt:

            In England vertrat ich in der multikulturellen Welt, die ich dort antraf, immer das westliche Modell, als das am wenigsten schreckliche aller schrecklichen Modelle. Man nannte mich dann eingebildet.

  • Anh Toàn sagt:

    Wenn der Herr Dalio 15.6 Milliarden schwer ist, könnte er einen Beitrag von sagen wir mal 14.6 Milliarden an den Schuldenabbau leisten, indem er auf Forderungen in dieser Höhe verzichtet. 1 Milliarde dürften auch genug sein für ihn und seine Familie.

    Hat ein Herr Dalio tatsächlich ein Interesse an Schuldenabbau?

    • Anh Toàn sagt:

      Der Donnie mit den Reps macht jetzt „deficit Spending“ in eine, wie er sich selbst rühmt, boomende Wirtschaft: Die Steuern der Reichen sollen gesenkt werden, damit es später mehr Steuereinnahmen gibt. Vorerst aber gibt es Staatsdefizite, also mehr Staatsschulden, und die Reichen werden, da sie weniger Steuern zahlen, reicher.

      Dann jammert man, wie schlimm die Schulden sind, und kürzt die Zuschüsse an die Armen. Damit man die Zinsen auf mehr Schulden an die Reichen zahlen kann.

      • Anh Toàn sagt:

        Warum sollte der Staat den Reichen das Geld mit Steuern wegnehmen, wenn er es sich von denen leihen kann und ihnen Zinsen zahlen? Nur so werden die Reichen reicher, macht der Staat Überschüsse, wurden die Reichen ärmer, er hat zu viel Steuern kassiert und konnte Schulden abbauen.

        Die Reichen wollen nicht die Armen als Schuldner, die können ja nicht zahlen. Die wollen den Staat als Schuldner und risikolose positive Realzinsen auf ihre Guthaben.

        • Hans Hödli sagt:

          Sie haben natürlich recht, auch wenn es nicht um Rückzahlung der absoluten realen Werte geht sondern nur der Quoten.
          Varoufakis schreibt:
          In reality, states never repay their debt. They roll it over, meaning they defer repayment endlessly, paying only the interest on the loans. As long as they can keep doing this, they remain solvent. To illustrate the point, in 2015 the British Treasury repaid a bond issued during the South Sea Bubble crisis of the 1720’s.
          Dies trifft insbes. auf Multis genau gleich zu.

          • Anh Toàn sagt:

            Dies trifft auch auf Kleinbetriebe oder Private zu, solange Vermögen/Einkommen/Umsätze wachsen, zahlt man keine Schulden zurück, bzw. ersetzt diese durch neue. Man kauft sich ein grösseres Haus, macht eine Werbekampagne irgend etwas, aber man zahlt keine Schulden zurück.
            Sinken Vermögen/Einkommen/Umsätze kann man keine Schulden zurückzahlen, dann hat man meistens keine freien Mittel dazu. Entweder man übersteht die Ebbe und macht weiter, oder man geht pleite.

            Aber, keine Schulden aufs Eigenheim. Natürlich utopisch für die meisten beim Erwerb. Man zahlt ohnehin ans Kapital, ob Miete oder Zinsen fürs Heim. Die Schulden aufs Eigenheim sollte man zurückzahlen. Schon alleine, weil man sich reich fühlt in der kleinsten eigenen Hütte ohne Hypo.

          • Linus Huber sagt:

            Ob und zu welchem Ausmass man mit Fremd- oder Eigenkapital arbeitet, haengt stark mit der Hoehe der Zinsen und damit mit der Geldpolitik zusammen. Nur weil durch eine entsprechende Geldpolitik ueber die vergangenen Jahrzehnte eine als heute normal empfundene Kreditblase erzeugt wurde, heisst dies nicht, dass es sich in Tat und Wahrheit um eine normale Situation des kapitalistischen Systems handelt, sondern eher um das Resultat der zentralplanerischen Geldpolitik.

          • Anh Toàn sagt:

            „Ob und zu welchem Ausmass man mit Fremd- oder Eigenkapital arbeitet, haengt stark mit der Hoehe der Zinsen und damit mit der Geldpolitik zusammen.“

            Warum? Eigenkapital ist immer teurer als Fremdkapital, es trägt mehr Risiko. Kennen Sie ein Buch, eine Abhandlung, ob und wie der Risikoaufschlag verlangen vom genrellen Zinsniveau abhängt? Also dass tiefere Zinsen (nominelle oder reale) zu kleineren Risikoaufschlägen führen?

            Was ich vermute: Steigende Zinsen führen zu Risikoaufschlägen.

            Aber Sie labern einfach nur Behauptungen nach.

          • Linus Huber sagt:

            Sind die Kapitalkosten unabhängig davon ob Eigen- oder Fremdkapital höher, lohnen sich gewisse Investitionen eben nicht und das aufgrund des rein auf Kredit beruhende und damit künstlich erzeugte Wachstum fällt ein wenig schwächer aus, was sich mässigend auf die Umverteilung von „unten nach oben“ sowie die Geschwindigkeit der Globalisierung ausgewirkt hätte. Die Problematik heute liegt im Umstand, dass die Bereinigung der aufgrund künstlich tiefgehaltener Zinsen Fehlinvestitionen und die damit zusammenhängenden Ungleichgewichten schwierig sozialverträglich zu organisieren ist. Bis anhin hat man das Problem nicht wirklich angegangen, sondern mit noch höheren Dosen an billigem „Geld“ vergrössert.

            Sie labern Unsinn.

          • Anh Toàn sagt:

            Sie haben gesagt, tiefe Zinsen würden Fremdkapital zu Lasten von Eigenkapital bevorzugen. Meine Entgegnung darauf erwidern Sie mit, dass tiefe Zinsen die Investitionen und die Globalisierung fördern.

            Aber zu der von Ihnen angeführten und von mir bezweifelten Behauptung, der Förderung von Fremdkapital zu Lasten von Eigenkapital, schweigen Sie sich aus, indem Sie viele Worte über etwas anderes verlieren.

            Das ist mir Antwort genug.

          • Linus Huber sagt:

            Nun, Sie erkennen die Zusammenhänge nicht. Wenn man sich aufgrund der signalisierten Geldpolitik darauf verlassen kann, dass Zinsen bei sich schwächendem Wachstum zentralplanerisch gesenkt werden, erzeugt dies den Anreiz, mit höherem Hebel zu arbeiten. Ein höherer Hebel bedeutet in diesem Fall eine höhere Fremdkapitalquote. Bei der Zinspolitik handelt es sich um einen, wenn auch bedeutenden Faktor, mit welcher die Geldpolitik Einfluss auf das Verhalten der Akteure nimmt.

          • Hans Hödli sagt:

            Steigende Zinsen sind ein Produkt von höherer Inflation resp. Inflationserwartungen in der langen Frist. Mit Risikoaufschlag hat das nichts zu tun. Eine Nullzins Geldpolitik heisst noch lange nicht dass ein KMU billig Kredit bekommt oder dass es überhaupt einen bekommt. Und wenn es einen bekommt dann zahlt es locker über 7% trotz Nullzinsen.
            Dieser Unsinn von teurem EK wird immer wieder verzapft und kommt von den Bänklern weil diese infolge Geldmonopolstellung gewohnt sind, ihre Wunsch EK Rendite problemlos einzupreisen. Ein höheres Risiko von EK im Vergleich zu FK ergibt sich lediglich für nicht liquide EK-Beteiligungsformen, also somit sicher nicht für handelbare und kotierte Titel.

          • Anh Toàn sagt:

            @Hans Hoedli:

            „Ein höheres Risiko von EK im Vergleich zu FK ergibt sich lediglich für nicht liquide EK-Beteiligungsformen, also somit sicher nicht für handelbare und kotierte Titel.“

            Warum sind den die Renditen der Aktienmärkte langfristig höher als die der Unternehmensanleihenmärkte? Gibt es am Aktienmarkt einen Gratislunch?

          • Anh Toàn sagt:

            Steigen die Zinsen, sinken die Aktienmärkte, aber nicht primär wegen den höheren Fremdkapitalkosten der Unternehmen, sondern wegen der höheren Renditeerwartung der Aktionäre. EK wird auch teurer wenn die Zinsen steigen.

          • Linus Josef Anton Huber sagt:

            @ Hans

            „Steigende Zinsen sind ein Produkt von höherer Inflation“

            Im Grundsatz trifft dies meistens zu, sofern die Inflation korrekt gemessen werden könnte und der Preis des Kapitals (Zinsen) frei fluktuierte. In solch einem Umfeld würde der Preis des Kapitals zu einem Ausbalancieren zwischen Investitionen, Sparen und Konsum führen. In einem Umfeld schleichender Geldentwertung, fragwürdiger Inflationsberechnung, zentralplanerischen festgelegten Leitzinsen ist dieser Grundsatz stark tangiert.

            Im Falle antizipiertem höherem Risiko (Ausfall des Kapitals) steigen die Zinsen auch im Falle von Deflation. Die Geldpolitik verhindert dieses notwendige Szenario zur Vermeidung von Fehlentwicklungen und Systemerneuerung durch die Entwertung der Währung seit Jahrzehnten.

  • Christian Müller sagt:

    Falls Debt Services sowohl Interest als auch Prinicipal-Repayment beinhaltet und gleichzeitig der Schuldenberg steigt, also auslaufende Kredite durch neue Kredite ersetzt werden, ist die Zahl ohne jeglichen Erkenntniswert.

  • ROLAND BONT sagt:

    banken sind produkteverkäufer. dazu bescheren sie uns eine tolle geschichten über den markt. je nachdem baisse oder hausse, gibt es eine positive oder negative geschichtsvariante. so einfach ist es. ich arbeitete lange selbst in dieser ecke von investmentabteilungen einer bank….die lange zeit historisch tiefe vola hat die anleger in einer wohlfühlblase schweben lassen. diese ist geplatzt. vola gehört zum markt. kaufen sie die nächsten 1-3 tage vor allem us-werte und japan-aktien. das steht in derkursstimmt auf.ch. vom grossen marktbild her stehen wir in der vertikalen abschlussphase des bullenmarktes, welcher am performanceträchtigsten ist. dieser erläuft rund 4-6 monate und hat anfang 2018 gestartet. sehr ausgeprägt ist der us-markt und japan.

    • Claire Deneuve sagt:

      Bont, Benz oder wie auch immer:
      Wenn Ihr Produkt, diese kostenpflichtige Internetseite wirklich so gut ist wie Sie in hunderten Kommentaren daherbehaupten, wieso müssen Sie dann immer noch in kleinkrämerischer Manier Ihre oft gleichen Textbausteine in den Blogs und Foren so dermassen streuen! Ein echtes Erfolgsprodukt hätte sowas nicht nötig

  • Hans Bon sagt:

    Ist doch so was von egal. Seit die Nationalbanken im Namen der gesunden Wirtschaft Schulden kaufen dürfen, ist es doch völlig egal wieviel Schulden es gibt. Und ich glaube die Nationalbanken werden auch in Zukunft einfach weiters Schulden kaufen, weil es sonst gar nicht geht. Wieso soll irgend jemand Schulden abbauen wenn er weiss die Nationalbanken kaufen sie ja so oder so?

    • Monique Schweizer sagt:

      Die weltweiten Zentralbanken haben in mit rund 25 Bio $ (ohne Gold, aber das sind nur ca. 1.5 Bio) aktuell ca 10-11% des globalen Schuldenstandes.
      Vor der Finanzkrise waren es etwas über 4% der damaligen Gesamtschulden aller Akteure.
      .
      Hätten die Zentralbanken so gehandelt wie die FED während der grossen Depression – nämlich mit einer substanziellen Geldmengenverknappung – dann hätten wir jetzt vermutlich auch schon 10 Jahre lange eine schwere Depression, Volksaufstände, rechtspopulistische Führer etc.
      .
      PS Ob jetzt eine Zentralbank oder ein Privater die Schulden hält ist sekundär, die Schulden inkl. Zinsverpflichtungen bestehen nämlich auch so weiter.

      • ROLAND BONT sagt:

        die notenbanken stehen im blindflug. was wissen die notenbanken schon, wie die weltwirtschaft in 1 jahr steht. niemand hat die finanzkrise vorausgesehen. niemand ging von solch einer aktienhausse aus. niemand ging von solch einer korrektur aus. niemand ging ab frühling 2017 nach der macron-wahl von solch einer abschwächung des chf aus. lesen sie mal derkurstimmt. aus .ch. vergessen sie echte zinserhöhungen. auch die us-notenbank versucht nur vorzugaukeln, dass sie alles unter kontrolle hat. nein, die notenbanken stehen in einem noch nie gesehenen experiment. ein erstes resultat daraus ist der exzess am krypto-markt. wie kann ein anstieg des bitcoin von usd 1000 anfang 2017 auf 20.000 gerechtfertigt werden. wir bleiben im blindflug.

        • lukas sagt:

          löscht doch bitte diese werbebeiträge. danke

        • Linus Huber sagt:

          Na ja, Roland, die Pyromanen werden als Helden in Form der Feuerwehr gefeiert und bejubelt. Verantwortung für die Krise wie in 2002 und 2008 wollen diese nicht tragen (es handelt sich um eine von Gottes Hand erzeugte Naturkatastrophe), jedoch für die „Rettung“ beanspruchen sie die Lorbeeren. Lächerlich diese mit Kapitalismus nichts am Hut habende Vetternwirtschaft, welche über Gewinner und Verlierer entscheidet (der risikoscheue wird zugunsten des Risikoträgers abgestraft). Die nächste Verwerfung ist bereits „baked into the cake“.

          • Anh Toàn sagt:

            @Linus Huber: “ (der risikoscheue wird zugunsten des Risikoträgers abgestraft).“

            Oder: „Dem Mutigen gehört die Welt.“

          • Anh Toàn sagt:

            „Der Risikoträger“ ist natürlich ein Unverantwortlicher Egoist, der sich zu Lasten Anderer bereichert, ganz anders der Mutige, das ist ein Held, der bringt die Volchswirtschaft voran und macht uns alle reich:

            Mehr Mut, weniger Risiko tut not, genau so ist es, nämlig!

          • Linus Huber sagt:

            Es handelt sich nicht wie vermeintlicherweise vermutet um etwelche „mutigen“, sondern um die durch die Vetternwirtschaft Privilegierten, welche das wirkliche Risiko wie der Teufel das Weihwasser scheut.

          • Anh Toàn sagt:

            Also gar nicht zu Gunsten der Risikoträger sondern zu Gunsten der Risikoscheuen: Also gerade umgekehrt, als wie Sie zweimal postulieren. Oder wird umverteilt von den einen Risikoscheuen zu den anderen Risikoscheuen? Möchten Sie sich entscheiden, was Sie sagen wollen, oder einfach labern?

          • Linus Huber sagt:

            Wenn Onkel Draghi, Tante Yellen etc. dazu gebracht werden können, die eigenen Fehlinvestitionen und damit verbundenen Verluste straffrei zu übernehmen, handelt es sich eben nicht einzig um unbedeutenden „moral hazard“ sondern stellt das Anreizsystem auf den Kopf. Sie wissen eh nicht um was es geht, sondern schauen mit Ihrer beschränkten Nabelsicht einfach einzig darauf, was Ihnen persönlich nützt.

  • Monique Schweizer sagt:

    Gemäss den letzten IFF Schuldenzahlen von Q3 2017 betrug der Schuldensumpf 233 Billionen (gemäss meinen Erhebungen dürften es eher gegen 250 Bio sein, da auch das IFF nicht alles erfasst)
    68 Bio davon sind Non-Fin Corporate – also rund 29% vs. 51% 1933. Der Anstieg derselben von 22% 2008 dürfte dabei primär in China zustande gekommen sein, wo sich Corps massivst verschulden.
    Der Governement Anteil mit 63 Bio $ ist vom Gesamtschuldenberg vs. 2008 sogar von 33% auf 27% gefallen (aber in absoluten Terms natürlich gestiegen)
    .
    https://www.zerohedge.com/news/2018-01-07/global-debt-hits-record-233-trillion-16-trillion-9-months
    .
    Es kommt auch sehr auf den Schuldenmix an, ob ein „beautiful deleveraging“ gelingt oder nicht und da sind wir nicht mehr ceteris paribus mit 1933!

  • Monique Schweizer sagt:

    Dalio ist auch nur ein typischer abgezockter Hedge Fundler.
    In Davos am WEF noch gross rumplagören, „Cash zu halten, wäre der größte Fehler“, aber selber hat Bridgewater beachtliche Shortpositionen aufgebaut und in den letzten Tagen die Ernte eingefahren beim historischen Flash Crash vom Montag

    http://www.handelsblatt.com/my/finanzen/anlagestrategie/trends/bridgewater-wie-der-weltgroesste-hedgefonds-auf-den-dax-absturz-wettet/20932048.html?ticket=ST-794127-fVJKJ0fSR5zXSC6FzvXH-ap1

  • Monique Schweizer sagt:

    Ist ja auch kein Wunder dass man die hohen 51% der Corporate Schulden ab 1933 „beautiful deleveragen“ konnte.
    Juristische Personen kann man wie Jesus einfach ans Kreuz nageln und ausbluten lassen und dann ist die Schuld vergeben, resp. die Corporate einfach bankrott und die Schulden existieren nicht mehr.
    Während der Great Depression gabs nun mal sehr viele Corporate Bankrotte und so ist auch die Schuld(en) vergeben worden und verschwunden…
    .
    Staaten hingegen kann man nicht so einfach pleite gehen lassen, die muss man am Tropf halten und für eine Revitalisierung beten wie z.b. in Griechenland und Banken haben, wie wir seit 2008/09 wissen auch eine too big to fail Absolution in der spätkapitalistischen Glaubensgemeinschaft!
    .

  • Christian Müller sagt:

    Die letzte Graphik kann nicht stimmen: der Schuldendienst kann unmöglich 60% des Bruttosozialproduktes verschlingen.

    • Monique Schweizer sagt:

      Müller: Debt Services gemäss Definition beinhaltet Interest und Prinicipal-Repayment und bei Gesamtschuldenlevels aller Akteure von gegen 300% des GDP ist doch 60% nichts wirklich aussergewöhnliches vor allem wenn kurzfristige Schulden dominieren, die dann regelmässig zurückgezahlt, verlängert oder gar noch aufgestockt werden!
      Hätten wir jetzt noch „normale“ Zinsen, dann wäre dieser Wert Debt Service Wert/GDP schon locker über 80%!

    • Nick Schaefer sagt:

      Wenn ein Drittel des Einkommens an die Hypozinsen(Miete) geht, ein Drittel an die Steuern, wovon grosser Teil zum Schuldendienst verwendet wird, und dazu Leasingzahlungen für Auto und Kleinkredite, dann sind wir schon recht nahe.
      Und damit haben wir erst die Zahlungen der Haushalte berücksichtigt.
      Die Regierung hat neben den privaten Steuern durchaus noch andere Einkünfte (Unternehmenssteuern, Zölle, Gebühren, Anlagengewinne, etc) wovon sie Schulden bedient.
      Und auch die Unternehmen müssen Schulden bedienen.
      Die absolute Höhe kann beunruhigend sein; viel wichtiger ist aber die Fähigkeit zur Schuldenbedienung, und deren Schockanfälligkeit.
      Das Beispiel der privaten Haushalte zeigt: Für normales Leben ist nötig geworden, hohe Schulden zu bedienen.
      Wer da raus ist, ist sozial tot.

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