Die Notwendigkeit von Schulden

Ist überzeugt, dass die Option zur Verschuldung ökonomisch Sinn macht: SNB-Präsident Thomas Jordan. (Foto: Stefan Wermuth/Getty Images)

Eine extrem hohe private Verschuldung war eine wichtige Ursache für die Finanzkrise, die vor rund zehn Jahren ihren Ausgang nahm. Und eine sehr hohe öffentliche Verschuldung hat die Eurokrise mitverursacht. Verschiedene Untersuchungen zeigen, dass eine zu hohe Verschuldung – ob durch den Staat oder durch Private – eine volkswirtschaftliche Zeitbombe darstellt.

Aus dieser Erfahrung heraus hat sich der Eindruck festgesetzt, dass Verschuldung ganz generell etwas Übles ist, das es auf jeden Fall und immer zu verhindern gilt. Schon das Wort Schuld allein hat einen moralisch negativen Unterton. Und Schulden zu machen bzw. Zinsen darauf zu kassieren, galt lange auch als eine Sünde.

Schulden ermöglichen wirtschaftliche Entwicklung

In Wahrheit ist die Möglichkeit zur Verschuldung eine gute Sache! Denn ohne sie wären moderne Volkswirtschaften in ihrem Wachstum massiv eingeschränkt. Diese Aussage hat dem Sinn nach Thomas Jordan, der Präsident der Schweizerischen Nationalbank, am vergangenen Donnerstag an einer öffentlichen Veranstaltung gemacht. Und er hat recht.

Gemacht hat er die Aussage im Zusammenhang mit der Forderung der Vollgeldinitiative, das heutige Finanzsystem komplett umzukrempeln und den Banken die Möglichkeit zu nehmen, über Kredite Buchgeld zu schaffen. Kritiker des modernen Geldsystems, zu denen die Initianten zählen, haben recht. Unser Geldsystem baut zum grössten Teil auf Schulden auf. Wenn Geschäftsbanken Kredite vergeben, landen diese als Einlagen wiederum auf Bankkonten: als Einlagen der Kreditnehmer oder noch wahrscheinlicher als Einlagen der Verkäufer von Häusern oder anderer Dinge, für die der Kredit (bzw. die Hypothek) aufgenommen wurde. In jedem Fall basieren unsere Einlagen auf Schulden.

Doch das ist für sich gesehen kein Übel: Im Gegenteil, es ist eine historische Errungenschaft, die eine moderne Volkswirtschaft sehr viel flexibler und reicher macht. Es muss nicht erst das Geld dazu bereitstehen, damit investiert werden kann. Man kann es sich sozusagen aus der Zukunft borgen. Vielversprechende Investitionen mit einem hohen ökonomischen und sozialen Nutzen wären sonst meist nicht möglich. Dies würde das Fortkommen einer Volkswirtschaft massiv einschränken. Ganz, wie es auch Thomas Jordan festgehalten hat.

Wenn die Verschuldung zum Warnsignal wird

Das bedeutet aber umgekehrt nicht, dass jedes Ausmass von Verschuldung und jede Art von Investition einen hohen ökonomischen und gesellschaftlichen Nutzen haben. Und entscheidend ist tatsächlich der Zusammenhang zwischen der Verschuldung und dem erwarteten Nutzen der damit getätigten Investition: Leiht man sich per Kredit aus der Zukunft Mittel für Investitionen aus, die einen hohen Ertrag abwerfen, dann ist die Aufnahme von Schulden ökonomisch sinnvoll. Letztlich werden sie dann ja auch durch entsprechend werthaltiges Kapital gedeckt.

Ganz anders sieht es aus, wenn Investitionen keinen nachhaltigen Nutzen und Ertrag generieren. Schulden zur Finanzierung der Spekulation auf steigende Immobilienpreise, wie im Vorfeld der Immobilienkrise, haben keinen sozialen Nutzen und gefährden eine Volkswirtschaft. Falsche Anreize wie eine ungenügende Regulierung der Banken, ein zu geringes Eigenkapital und die sichere Aussicht, von den Steuerzahlern gerettet zu werden, befördern ein solches Fehlverhalten. Steigt die Verschuldung sehr rasch an, ist das meist auch ein deutliches Warnsignal, denn die Möglichkeit für sozial und ökonomisch sinnvolle Investitionen kann damit in der Regel nicht mithalten.

Gute Regulierungen sind gefragt

Doch statt jede Art von Schulden zu verteufeln, ist eine gute Regulierung notwendig; das gilt ganz besonders für die Finanzbranche, die ihr Geschäft mit der Verschuldung betreibt. Denn angemessen reguliert, hat sie für die Volkswirtschaft eine enorm wichtige und positive Funktion. Nicht nur durch ihre Möglichkeit, Kredite zu vergeben, sondern auch durch ihre Aufgabe, die Chancen von Investitionen zu evaluieren und die Mittel gut diversifiziert in solche mit Aussicht auf Erfolg zur Verfügung zu stellen.

Doch ohne angemessene Regulierung wird die Finanzbranche zur Gefahr, wie das nicht nur die Finanzkrise gezeigt hat. Denn dann hat sie weder einen Anreiz zur Vorsicht bei der Kreditvergabe noch zur Prüfung der Erfolgschancen der Projekte, in die das geliehene Geld fliesst, noch zur Diversifizierung der Kredite.

86 Kommentare zu «Die Notwendigkeit von Schulden»

  • Michael Stöcker sagt:

    @ Zinsen: Der Zins ist ein Gewinnbestandteil (Umverteilungsmechanismus zwischen Arbeit und Kapital) und hat selbstverständlich auch Verluste abzufedern. Aber die Bildung von Rückstellungen geht ja zu Lasten der Rendite und somit der Boni etc. Einfach mal nach „Zinsmythen“ googeln.

    LG Michael Stöcker

  • Michael Stöcker sagt:

    @ Vollgeld: Ein monetaristisch induzierter Irrtum, der auf einem falschen Geldverständnis beruht (Stichwort Umlaufgeschwindigkeit, Multiplikatortheorie und ähnliche Fantasieprodukte der Rummelökonomie). Besser ist hier der Vorschlag von Neel Kashkari (https://www.minneapolisfed.org/publications/special-studies/endingtbtf) und Martin Hellwig (http://www.zeit.de/2017/17/martin-hellwig-oekonomie-geld-finanzindustrie-bankenkrise).

    LG Michael Stöcker

  • Michael Stöcker sagt:

    @ Schuldgeld: Itˈs not a bug, itˈs a feature. Es ist der Schuldendruck der Schuldner, der dem Geld letztlich eine Art Wert verleiht. Banken ökonomisieren solche Schuldverhältnisse und konkurrieren im Wettbewerb um die besten Schuldner. Das Zinsniveau ist auch deshalb so niedrig, weil wir overbanked und overcredited sind.

    LG Michael Stöcker

  • Markus Ursprung sagt:

    Jedes unendliche Wachstum auf einem endlichen Planeten muss zu einem Zusammenbruch führen! – Wann beginnen wir in Kreisläufen zu denken: Wachsen, Früchte tragen und vergehen? Wenn wir die Menschenzahl und die Konsumrate pro Mensch senken, braucht es auch weniger Geld (bei gleicher Umlaufgeschwindigkeit). Wachstum auf Kosten der Enkel ist einfacher und ‚erstrebenswerter‘ wie Mässigung und Verzicht! – Vollgeld bietet eine faire Chance für mehr Mässigung und weniger Gier, weil die Geldschöpfung stärker von den gewinnorientierten Geschäftsbanken (Managerboni) entkoppelt wird. Wann wählen die Schweizerinnen und Schweizer ein System das ihr Geld vom heutigen ‚Casino'(Sicherung durch Staat/Steuerzahler und Gewinne an Aktionäre) entkoppelt?

  • Martina sagt:

    Ich war an Jordans Vortrag. Er hat das Thema schlicht zur politisch motivierten Anti-Vollgeld Propaganda misbraucht.
    Die Frage vom Publikum war, was er, Jordan denn für eine Änderung vorschlage, damit die Geldschöpfung nicht mehr zu weiterem Schuldenwachstum führt. Er beantwortete die Frage aber nicht, sondern sang ein Loblied auf die generelle Notwendigkeit des Schuldenmachens.
    Das wahre Thema ist nämlich Geld von Kredit systemisch zu trennen (Vollgeld will das), und nicht etwa generell Schulden zu verteufeln. In Jordans Denkwelt hat das aber keinen Platz, zu sehr ist er dem starren Status Quo verhaftet. Die Welt verändert sich, die SNB aber keinesfalls. Jordan nennt das Standhaftigkeit, andere sture Verteidigung von Partikularinteressen.

    • Anh Toàn sagt:

      Statt Vollgeld könnte man auch Murmeln sagen:

      „Der Bund allein schafft Murmeln und Buchmrmeln als gesetzliche Zahlungsmittel.“

      „Sie [SNB] bringt im Rahmen ihres gesetzlichen Auftrages neu geschaffene Murmeln in Umlauf, und zwar über den Bund oder über die Kantone oder, indem sie Murmeln direkt den Bürgerinnen und Bürgern zuteilt. Sie kann den Banken befristet Murmeln leihen.“

      Bekommen alle Bürger gleich viele Murmeln, oder Erwachsene doppelt so viele wie Kinder? Oder wer viele Murmeln hat, bekommt mehr oder wer weniger Murmeln hat bekommt mehr?

      Kompletter Schwachsinn! Die Initiative gehörte verboten: Es gibt ein „Verbot unmöglicher
      Verfassungsbestimmungen“.

      • Anh Toàn sagt:

        „Sie kann den Banken befristet Murmeln leihen.“

        Bereits dieser Satz zeigt, wie unsorgfältig die Initiative ausgearbeitet ist:

        „Leihe“ (die gleichen Murmeln müssen zurück gegeben werden) und Darlehen (andere Murmeln gleicher Sorte müssen zurückgegeben werden) sind per Definition befristet oder kündbar. Die SNB darf keine Murmeln auf Sicht an die Banken verleihen, die Laufzeit muss befristet sein, sagt die vorgesehene Verfassungsbestimmung.

        Können Sie mir sagen, warum die SNB keine Murmeln auf Sicht an die Banken verleihen darf? Das haben die doch da hingeschrieben, nachdem sie entsprechend nachgedacht haben? Oder haben die da gar nicht nachgedacht?

        Und wann, wenn es zuwenig Murmeln gibt, soll die SNB welche an die Banken leihen und wann an die Bürger verteilen?

        • Anh Toàn sagt:

          Bereits die Bezeichnung „Vollgeld“ ist reine Polemik, Veräppelung der Massen:

          Wird aus Geld genommen, was drinn ist, nämlich eine Forderung / Schuld entsteht kein Vollgeld, sondern Leergeld oder Hohlgeld, aber das würden nicht mal Idioten wollen, also sagt man denen, dieses Geld sei voll.

          • Martina sagt:

            Sie murmeln etwas gar viel, und immer zu Ihnen selber. Da ist wenigstens kein Wiederspruch zu befürchten…
            Ich habe den Verfassungstext nicht formuliert, Sie fragen hier die Falsche. Jedenfalls wäre er ein würdiger Verfassungsartikel, denn er beschränkt sich auf das allgemeine Prinzip und überlasst die von Ihnen angesprochenen , sorry: angemurmelten Details bewusst der Ausführungsgesetzgebung, dabei entsteht ein Interessenausgleich.

      • Samu sagt:

        Die Initiative will doch gerade die heute ungerechte Verteilung von Murmeln/Geld/Kredit bekämpfen. Die bevorzugten Banken erhalten heute durch ihr Geldschöpfungsmonopol einen Grossteil des Geldes und können darauf Zinsen verlangen. Für die Verteilung von Nationalbankgewinnen konnte auch heute schon ein Lösung gefunden werden. Eine faire Verteilung ist möglich und deswegen die Initiative verbieten zu wollen ist Schwachsinn.

  • Alain Surlemur sagt:

    Was mir in dieser ganzen Schuldendiskusion fehlt ist die unterscheidung zwischen „guten“ und „schlechten“ Schulden. Es macht einen Unterschied ob sich der Staat verschuldet um eine Starsse zu bauen die 50 Jahre ihren Dienst tut oder ob er sich verschuldet um irgendwelche Konsumausgaben ( Löhne, Sozialleistungen, Arbeitbeschaffungsmassnamen ) zu finanzieren. Auch bei Privatpersonen ist es ein unterschied ob Handwerker Müller mit einem Kredit einen neuen Lieferwagen kauft oder ob er auf Pump Urlaub auf dem Malediven macht….

    • Anh Toàn sagt:

      „Es macht einen Unterschied ob sich der Staat verschuldet um eine Starsse zu bauen die 50 Jahre ihren Dienst tut oder ob er sich verschuldet um irgendwelche Konsumausgaben ( Löhne, Sozialleistungen, Arbeitbeschaffungsmassnamen ) zu finanzieren.“

      Der Bau der Strasse kostet vor allem Löhne.
      Nach dem Bau, muss man die Strasse unterhalten, sonst tut die keine 50 Jahre Dienst. Der Unterhalt sind dann Ihre bösen Konsumausgaben. Also lässt man die Strassen zerfallen und baut neue, das ist Investition.

      Wenn der Staat jedem Penner ein Smartphone gibt, investiert die Telefongesellschaft in den Netzausbau.

      Wenn Handwerker Müller auf den Malediven Urlaub macht und einen neuen Lieferwagen kauft, kann keiner sagen, welches Geld für den Urlaub und welches für den Lieferwagen war.

  • N. Grichting sagt:

    Dass eine Wirtschaft überhaupt stetig wachsen muss, ist menschen-gemacht und ist die direkte Folge aus den auf die Schuld erhobenen Zins. Es hat überhaupt nichts mit irgendwelchen Naturgesetzen überein. Jegliche Form, sei es Tier, Mensch oder Pflanze, hat irgendwann einmal seine optimale Grösse erreicht. Nur ein Krebsgeschwür wächst unendlich, bis der befallene Körper schliesslich stirbt. So sehe ich auch unser Geldsystem, welches alle 50-70 Jahre „stirbt“. Gäbe es eine Alternative, ich würde sofort dafür sein. Ich bin für die Vollgeld-Initiative. Sie ist der Schritt in die richtige Richtung.

    • M. Stadelmann sagt:

      Die Zinskritik ist völlig fehl am Platz und soll nicht als Argument für Vollgeld dienen. Damit tun Sie der Vollgeldinitative einen Bärendienst.

      Wieso ist die Zinskritik falsch? Jede Investition muss mindestens so viel Ertrag generieren, damit die Investition über die Zeit amortisiert werden kann. Erst der darüber hinhaus gehende Ertrag schafft Mehrwert (realen Gewinn). Bei Fremdkapital ist dieser Gewinn selbstverständlich mit dem Kapitalgeber zu teilen, weil er die Investition ermöglicht hat und zudem das Risiko trägt. Dieser Zusammenhang gilt unabhängig vom zugrundeliegenden Geldsystem. Wenn Sie Kartoffeln pflanzen, muss Ernte grösser sein, als die Anzahl eingepflanzter Kartoffeln, ansonsten hätten Sie sie besser gleich gegessen.

      • N. Grichting sagt:

        Das sollte auch nicht als Argument für die Vollgeldinitiative dienen. Ich wollte lediglich am Schluss meine Zustimmung zur Initiative kundtun.

        Jedoch finde ich die Zinskritik richtig. Bei Ihren Argumenten blenden Sie nähmlich aus, dass wenn eine Investition nicht den erhoften Mehrwert bring, der Zins dennoch an den Kapitalgeber gezahlt werden muss. Das heisst also, dass der Kreditnehmer von Anfang an einen Mehrwert schaffen muss (oder er verschuldet sich weiter), um zumindest den Kredit bedienen zu können. Das Risiko trägt von Anfang an der Kreditnehmer.
        Es ginge auch ohne Zins, indem sich der Kapitalgeber bspw. an einem Unternehmen beteiligt. Bei Gewinn in einem Jahr kriegt der Kapitalgeber seinen Teil; bei Verlust kriegt er nichts.

  • M. Rückschloß sagt:

    Wer mehr Geld verleiht, als er hat, ist dumm oder eine Bank. Wer nur Geld verleiht, das er hat, muss nicht kontrolliert werden. Das wird doch auch einer Bank einleuchten.

  • Bernhard Piller sagt:

    Seit dem Jahr 1800 war Venezuela zehn, das Kaiserreich Österreich-Ungarn mit seinen Nachfolgestaaten neun, Spanien und Brasilien je acht, Argentinien und Deutschland je sieben, Portugal sechs und Griechenland fünf Mal insolvent.[1] .
    Wenn man dies liest, dann kommt man zur Erkenntnis, das Schulden notwendig vor allem für den Staatbankrott sind. Jordans Theorie ist gerade für 20-50 Jahre gültig, dann kommt das, was zu erwarten ist

    • Markus Ursprung sagt:

      Genau – es wird kommen, was immer kam. Seit 5000 Jahren fast nichts gelernt. Dabei gibt es Alternativen: Vollgeld ist eine wesentliche Verbesserung zum heutigen ‚Casino‘-System. – Erstaunlich ist, dass das Vertrauen noch da ist. Ich vermute die Ursache dazu liegt bei der ungleichen Verteilung: Die Habenden wollen?/können? nicht mehr konsumieren und die andern haben kein Geld!

  • will williamson sagt:

    Wenn eine Wirtschaft wachsen soll, muss irgendwo Geld herkommen. Ob es von den Geschäftsbanken oder von den Notenbanken kommen soll, ist eine andere Frage. Ohne wachsende Geldmenge kann die Wirtschaft nicht wachsen. Letztlich schaffen die Kreditnehmer das neue Geld, nicht die Banken, denn ohne Kreditnehmer kein neues Geld. Die Ausgliederung des Giralgelds aus der Bankbilanz, wie es die Vollgeldinitiative vorsieht, hat den Vorteil, dass es wie die Wertschriftendepots im Fall eines Konkurses der Bank nicht gefährdet ist.

    • Maiko Laugun sagt:

      @will williamson: Aus der Buchhaltung einer Nationalbank kann man klar erkennen, dass es die Geschäftsbanken sind, welche den Nationalbanken Kredite gewähren und nicht umgekehrt. An ein Perpetuum Mobile – im Sinne von Geld schöpfen aus dem Nichts – glaube ich nicht.

      Es spielt keine Rolle, ob Geschäftsbanken oder Nationalbanken gerettet werden müssen. Es haftet so oder so der Bürger und Steuerzahler.

      • will williamson sagt:

        Ich behandle hier nicht die Frage, ob die Nationalbank den Geschäftsbanken Kredite gewährt oder umgekehrt die Geschäftsbanken der Nationalbank, sondern stelle fest, dass letztlich die Kreditnehmer das neue Geld schaffen. Geld ist ein vorübergehender Ersatz für einen realen Anspruch auf das volkswirtschaftliche Produkt. Es wird benötigt, weil ein Tausch im Verhältnis 1:1 meistens nicht möglich ist.

    • Martina sagt:

      Sie machen den Bock zum Gärtner, genau wie Economiesuisse!
      Kann ich mir denn den Kredit von der Bank nehmen, oder muss er mir von der Bank gegeben werden? Im ersteren Fall würde ich Geld schöpfen, im letzteren die Bank!
      Man denke nach…

  • will williamson sagt:

    Letztlich stellt sich die Frage, welche Assets den Schulden gegenüber stehen. Dieser Aspekt geht in den Diskussionen immer verloren. Wenn ich eine Million Schulden, aber Assets im Wert von 2 Mio habe und in der Lage bin, die Zinsen zu bezahlen, ist die Situation ja nicht besorgniserregend.

    • Maiko Laugun sagt:

      @will williamson: Was für ein Unsinn!

      Durch die Klimaerwärmung müssen im Heidiland Berggebiete zu Gefahrenzonen deklariert werden. Als Folge davon werden „Assets“ (Liegenschaften) tiefer bewertet. Die Schulden (z.B. Hypozinsen) als solches bleiben aber bestehen.

      Wenn dereinst New York City infolge des steigenden Meerespiegels überschwemmt wird, dann gute Nacht.

      Ich hege Zweifel, ob das nur schon buchhalterisch realistisch so als Risiko verbucht wird.

      „Assets“ – auf das ich nicht lache!

    • Maiko Laugun sagt:

      @will williamson: Kann mich zufällig erinnern, dass Sie vor Jahren unter Ihrem mutmasslichen Nick-Name (?) geschrieben haben, dass Sie in der Buchhaltung (?) der damaligen Swissair tätig waren.

      Wo sind denn nun die „Assets“ (z.B. Flugzeuge in Form von Rohstoffen als Gegenwert)?

      Es gibt keine freien Märkte.

      Weder Oekonomie noch Buchhaltung sind eine Illusion. Die Interpretation von beiden hingen schon. Vor allem dann, wenn indoktriniert.

      • will williamson sagt:

        Sie erinnern sich falsch. Ich hatte bei der Swissair im Check-In, nicht in der Buchhaltung gearbeitet. Aber auch so muss man Ihnen ein gutes Erinnerungsvermögen zugestehen.

    • Alain Surlemur sagt:

      Fallsch, Herr Williamson!

      Wenn sie 2 Mio in „Assets“ haben und 1 Mio Schulden haben Sie kein Vermögen sondern nur einen Saldo. Sollten die Banken nämlich ihrer Schulden fällig stellen und Sie müssen ihre „Assets“ _schnell_ verkaufen werden Sie sehen was sie wert sind.

      Stellen Sie sich vor ein neues Gesetz würde per 01.01.2019 die maximale Beleihung voin Immobilien auf 50% des Markt-, Steuer- oder Brandversicherungswerts begrenzen. Können Sie sich vorstellen was passieren würde? Alle Schuldenakrobaten müssten verkaufen. Und wer würde kaufen? Diejenigen altmodischen Typen die nicht nur einen Saldo oder „Kreditwürdigkeit“ haben sonden Geld….

      • will williamson sagt:

        Lieber Herr AufderMauer, wir orientieren uns an den Realitäten, nicht an den Ausnahmefällen. Es gibt am 01.01.2019 kein Gesetz, das die Belehnung der Immobilien auf 50% festsetzt. Auch die nächste Eiszeit kommt nicht am genannten Datum, sondern erst in etwa zehntausend Jahren.

        • Alain Surlemur sagt:

          Stimmt. Aber ich habe leider keine Kristallkugel in der ich die Art und das genaue Datum des nächsten „Schwarzen Schwans“ sehen kann. ich weiss nur dass er sicher kommt…

          Aber jeder nach seinem Geschmack.

          • J. Kuehni sagt:

            „ich weiss nur dass er sicher kommt…“ So wie alle anderen Untergangspropheten (von denen es wirklich im Überfluss hat) auch.

            Kaputte Uhren zeigern auch 2 x am Tag die richtige Zeit, der Erkenntnissgewinn davon ist aber äusserst begrenzt (Sie wissen dann bloss, dass Uhren auch kaputtgehen können).

            „Wertvoll“ wird ihre Schwarzseherei nur dann, wenn sie aufgrund von falsifizierbaren Daten einigermassen exakte Termine vorhersagen könnten. Alles übrige ist Wichtigtuerei auf Vorrat, um dann im gegebenen Fall sagen zu können: „Told you so“.

  • Markus Meyer sagt:

    Es sollten die richtigen Fragen gestellt werden durch unsere Presse. Zum Beispiel die Frage: Warum muss der Kreditnehmer der Bank während der gesamten Laufzeit des Kredits einen Zins bezahlen, wenn die Bank den Betrag, den sie auf das Konto des Kreidtnehmers bucht, doch gar nicht besitzt und auch nicht refinanzieren muss und der Kreditnehmer selbst, die Sicherheiten für den Kredit beibringen muss? Oder eine weitere Frage wäre: Auf welche Summe belaufen sich sämtliche Zinszahlungen von Kreditnehmer an Banken in den letzten 100 Jahren? Hätten wir darüber Statistiken, könnten wir besser verstehen warum die einen immer reicher und die anderen bleiben, was sie sind. Und eine letzte: Warum stellen die Schweizer Medien, Radio, TV, Zeitungen diese Fragen nicht?

    • Marco Marazzi sagt:

      Weil ohne diesen Kredit, kann der Schuldiger das nicht machen, was er machen möchte. Beispiel: ich möchte das Jahr ein Haus bauen . Wenn ich ein Kredit bekomme (natürlich entscheidet die Bank!) so fange ich an bauen. Müsste ich das Geld zuerst verdienen resp. sparen, dann könnte ich das Haus erst , wenn’s gut geht, in 30 Jahre bauen. Und wenn in dieser Zeit die Land-und Baukosten schneller steigen als was ich sparen kann, dann baue ich nie.
      Die Privatisierung des Geldes ist also die Antwort auf Ihrer Frage.

      • Maiko Laugun sagt:

        @Marco Marazzzi: „Die Privatisierung des Geldes ist also die Antwort auf Ihrer Frage.“

        Noch so eine Illusion. Glauben Sie ernsthaft, dass Ihr Haus (Asset) seinen Wert behält, in Anlehnung an meinen Kommentar/Antwort an will williamson weiter oben?

        Es geht nicht um „die Privatisierung des Geldes“ als solches. Es geht um das Verständnis dieses als Grundsatz.

      • Alain Surlemur sagt:

        Nicht ganz, Herr Marazzi. Gäbe es keine immobilienkredite wären auch die Immobilienpreise viel tiefer. Der Durchschnittsbürger sieht immer nur die monatlichen Kosten, in diesem Fall die Hypozahlungen…

    • M. Stadelmann sagt:

      @Meyer: Ihre Bemerkungen und Fragen treffen ins Schwarze. Am besten gefällt mir die letzte Frage. Sie zielt darauf ab, wie stark wir manipuliert und sogar absichtlich desinformiert werden, um das herrschende System nicht in Frage zu stellen. Darum Ja zu No-Billag und Ja zu Vollgeld.

  • will williamson sagt:

    Warum sollte es nicht möglich sein ein Schluckproblem vom Rektum her zu therapieren? Man müsste einfach das richtige Zäpflein haben. Für die Regulierung der Finanzbranche hingegen reicht ein Zäpflein nicht. Die Profiteure wollen ein solches auch nicht, auch wenn es eines gäbe.

  • Monique Schweizer sagt:

    Was in all den offiziellen Reports meist untergeht, ist das klammheimlich wachsende Shadow Banking System, welches längst wie mehr klammheimlich die (desaströse) Rolle der windigen Hypothekenverkäufer und verbrieften toxischen Mixes der Nuller Jahre übernimmt.
    Von den 321 Bio $ Assets (2015) der Finanzindustrie machen Banken nur noch 133 Bio aus, Zentralbanken 24 Bio, Versichererer 28 Bio, Pension Funds 29 Bio, Public Financial Instutions 13 und ein grosser Bulk von 92 Bio sind OFI (other Financial Institutions) und von denselben dürften 34 Bio Schattenbanken in der engeren Definition sein. Black Rock mit „Starbanker“ Hildebrand hält schon 6 Bio Assets.

    http://www.fsb.org/2017/05/global-shadow-banking-monitoring-report-2016/
    .
    Nachtschattengewächse sind bekanntlich toxisch…

  • Gerhard Gfeller sagt:

    Die Notwendigkeit von Schulden ergibt sich daraus, dass bei der Geldschöpfung durch Kredit die Geldmenge zur Bedienung der Zinsen nicht vorhanden ist. Diese muss erneut durch Kreditvergabe Geschöpft werden worauf wiederum Zinsen erhoben werden. Ein Schneeballsystem dessen endgültige Gewinner die Gläubiger sind. Die Rechtfertigung der Kreditvergabe durch Thomas Jordan ist nicht falsch, sondern verschleiert die zugrundeliegenden Mechanismen. Hierzu wäre mehr journalistische Transparenz wünschenswert.

    • Monique Schweizer sagt:

      Gfeller: Nur vergessen Sie den Einfluss der Inflation! Nur wenn die Realzinsen positiv d.h. höher als die Inflationsrate sind, sind die Gläubiger die Gewinner. Und wenn dieses Spiel übertrieben wird, dann gibt es irgendwann zwangsläufig Schuldenschnitte oder Massenbankrotte, da ja alle mehr oder weniger miteinander verbandelt sind.

      • Peter Schneider sagt:

        Ich sehe das so: Sobald Firmen die Kredite nicht mehr bedienen können, müssen sie bankrott gehen. Es ist aber tatsächlich so, dass mit den lange Zeit sinkenden Zinsen ein paar „Zombiefirmen“ entstanden sind, die bereits früher hätten bankrott gehen müssen. Aber sobald die Zinsen steigen, muss sich jede Bank genauer überlegen, wem sie überhaupt Kredite vergibt. Deren Regeln sind ja auch restriktiver. Die Gefahr für die Notenbanken ist insofern, den Zinsanstieg so zu gestalten, dass nicht zuviele Firmen implodieren…
        Ergo: „Gewinner sind die Gläubiger“ stimmt nicht immer. Das hängt mehrheitlich vom (Verlust)Risiko ab, welches der Gläubiger eingeht. Bei einem Null-Risiko (Eidgenoss + Firmen wie Roche) ist die Rendite zur Zeit übrigens 0%.

      • Gerhard Gfeller sagt:

        Die Inflation löst das Dilemma der Geldschöpfung durch Kredit nicht, dass die Summe der Forderungen schneller steigt als die Geldmenge, welche zu deren Tilgung notwendig ist. Es würde mich interessieren, wie unsere Politiker uns aus diesem Dilemma zu führen gedenken (Welcher Journalist ist patriotrisch genug, die wichtigen Fragen zu stellen?).
        Im konkreten Fall, wenn eine Hypothekarschuld nicht mehr beglichen werden kann, muss die Bank das aus dem nichts geschöpfte Geld + 2.5% davon an Eigenmitteln + die Zinsforderungen des geschöpften Geldes abschreiben und erhält dafür die Immobilie. Dem Schuldner bleibt nichts. Die Bank ist vielleicht nicht in jedem Fall der Gewinner, der Schuldner ist jedoch in jedem Fall der Verlierer.

  • Monique Schweizer sagt:

    Wenn ich mir die nackten Zahlen so anschaue, bin ich nicht so sicher, ob Schulden in dem Ausmasse wirklich was gutes sind!
    Gemäss IIF sind die gobalen Totalschulden innert Jahresfrist um 16 Bio $ gestiegen, das globale GDP aber nur um rund 2.5 Bio $ und auf die mindestens 233 Bio $ Schulden (es dürften in Wirklichkeit schon eine Viertelbilliarde sein, da auch das IIF nicht alles erfasst) müssen pro Jahr noch um die 9-10 Bio $ Zinsen bezahlt werden, tendenz steigend – es schreien ja alle nach höheren Zinsen.
    http://www.businessinsider.com/global-debt-his-record-233-trillion-debt-to-gdp-falling-2018-1
    .

    • Monique Schweizer sagt:

      Fazit: Die Neuverschuldung dient vor allem dem Bedienen der Zinsen und führt noch zu etwas an Wachstum, etwas an Investionen und etwas an Inflation – und schon sind wieder 16 Billionen $ im grossen Schuldenschlund mehr oder weniger im Halbnichts verpufft!
      .
      Logisch müssen die Hohepriester des Spätkapitalismus wie Jordan dies verteidigen, es hat ja auch ein paar positive Effekte, neben zunehmend immer mehr negativen Effekten, die dann zu Tage treten, wenn das Schuldendomino wieder mal beginnt zu kippen.
      .
      Schulden kann man auch nicht einfach wegreden, die sind einfach da und bleiben, auch wenn das real Asset Investment plötzlich nur noch die Hälfte wert ist! Darum steigen und steigen auch die Real Estate Preise – sie können gar nicht anders ohne sich desaströs auszuwirken.

      • Rolf Rothacher sagt:

        Sie schreiben wie üblich nur die Hälfte der Wahrheit:
        1.) Durch Inflation reduzieren sich Schulden kaufkraftmässig. Nur deshalb ist es in normalen Zinsphasen interessant, eigenes Wohneigentum zu erwerben.
        2.) Sie disqualifizieren sich ständig selber mit Ihren reisserischen Worten („Hohepriester“, „Spätkapitalismus“), als wenn es eine Alternative zum Kapitalismus gäbe, die Menschen wohlhabend und zufrieden macht. Schreiben Sie doch mal, wie Sie sich die Wirtschaftswelt denken? Wie sie besser funktionieren würde?
        3.) Und nein, die Neuverschuldung dient keineswegs zur Deckung der Zinsen. Alle Privatschuldner müssen die Zinsen verdienen, können sie nicht über ständig höhere Schulden begleichen. Ihre Milchbüchlein-Rechnung ist infantil.

        • Monique Schweizer sagt:

          Rothacher: Was massen Sie sich einmal mehr an mir zu unterstellen in Ihrer üblichen impertinenten Oberflächlichkeit!
          Ich habe die Inflation explizit erwähnt! Gemäss CIA World Factbook betrug die 2016 global 4.6% also auch nur läppische 3.5 Billionen – langt hinten und vorne nicht um 16 Billionen Schuldenzuwachs zu kompensieren.
          .
          Dann schaun wir doch mal ob Sie immer noch so eine grosse Gosche auf den Spätkapitalismus schwingen, wenn uns mal alles um die Ohren fliegt & wir Zustände wie während der great Depression haben.
          Sie werden dann ja erleben was passiert wenn die Zinsen steigen sollten, irgendwann können die Schuldner nicht mehr soviel verdienen um die Zinsen zu bedienen. In der CH hatten wir 1991/92 schon so ein Müsterli, als viele die Hypozinsen nicht mehr zahlen konnten

        • Monique Schweizer sagt:

          Rothacher: Dass ein Teil dieser rund 10 Bio Zinsen pro Jahr noch real erarbeitet wird, da gebe ich Ihnen sogar recht, aber gleichzeitig wird ein zunehmender Teil derselben nur noch den Schulden hinzugeschlagen.
          .
          Und irgendwann wird das in einem Minsky Moment enden, dann wenn die ersten die Zinsen nicht mehr bedienen können und keine weiteren Kredite mehr bekommen um die Zinsausstände auf den Schuldenberg draufzuschlagen. Vermutlich in China werden schon bald mal die ersten grossen Schuldner soweit sein, ausser das ZK trickst wieder was, aber das geht auch nicht auf ewig.

          https://en.wikipedia.org/wiki/Minsky_moment

  • Nadine Binsberger sagt:

    Der Kapitalismus kann nur mit Schulden existieren. Je weniger Schulden desto weniger Kapitalismus. Von daher müssten nicht die Kreditgeber Zinsen bekommen sondern die Kreditnehmer – zumindest eine Zeit lang. Bis man sich daran gewöhnt hat, dass es beide Seiten braucht und deshalb niemand vom anderen Geld verlangen kann fürs Geld-Aus- bzw. -Verleihen. Auf diesen Aspekt geht der Artikel nicht ein, obwohl er ihn im Lid anschneidet. Wenn schon, dann das Zinsthema ganz weglassen.

    • Jan Svoboda sagt:

      @nadine
      Unsinn gerade weil wir nur das Schuldgeldsystem haben, haben wir weltweit seit 1913 weder Kapitalismus, noch freie Märkte, aber erzähl es mal den Ahnungslosen.

    • Rolf Rothacher sagt:

      Sie verstehen beide nichts von Wirtschaft. Aber vielleicht etwas von Geschichte?
      Im Mittelalter ging es Europa ziemlich schlecht. Denn es gab ein Zinsverbot durch die Kirche. Dieses Zinsverbot wurde erst nach dem 30-jährigen Krieg, gegen Ende des 17. Jahrhunderts, vollständig beseitigt. Seitdem prosperiert die Wirtschaft in Europa und die Aufklärung begann.
      Die arabischen Länder führten ums Jahr 1200 das (faktische) Zinsverbot ein und verloren seither nur an Einfluss und Wohlstand. Das Islamic Banking umgeht zwar das Zinsverbot im Islam. Doch dies ist derart umständlich und teuer, dass viele Investitionen und Projekte nicht umgesetzt werden.
      Das ist nämlich der Clou bei den Zinsen: sie ermöglichen es den Tüchtigen, Ideen umzusetzen und die Menschheit so voran zu bringen.

      • Monique Schweizer sagt:

        Rothacher: „Das ist nämlich der Clou bei den Zinsen: sie ermöglichen es den Tüchtigen, Ideen umzusetzen und die Menschheit so voran zu bringen.“
        .
        Eine schöne Laudatio auf die Zinsknechtschaft sondern Sie da wieder mal ab. Nur sehen das glaub 80-90% der Menschheit doch etwas anders und die Geldverleiher wollen auch nicht die Menschheit voran bringen, sondern primär sich selber!
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        Prof Binswanger: „Die Frage, warum es Zinsen gibt, hat die Ökonomie bis heute nicht gelöst. Dies ist eine moralische Frage, die der Ökonom nicht los wird.“
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        http://www.zeit.de/2003/06/Zinsgeschichte/komplettansicht
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        Nur weil Sie Rothacher unreflektiert Paradigmen übernehmen, heisst das noch lange nicht, dass diese den einzigen richtigen Weg weisen! Sie wurden einfach etwas zu lange gehirngewaschen!

      • Nadine Binsberger sagt:

        @Rothacher: „Sie verstehen beide nichts von…“. Ich möchte nicht mit derselben Keule zurückschlagen. Vermutlich wissen Sie ja nämlich selber ganz genau, dass zeitliche Koinzidenz und Kausalität nicht dasselbe sind. Zudem: der Tüchtige ist derjenige, der die Zinsen zahlt, nicht kassiert. Denken Sie wirklich, der Tüchtige wäre weniger tüchtig, wenn er keine Zinsen mehr zahlen müsste?

      • Jan Svoboda sagt:

        @Rolf
        ich warte seit Jahren bis mir ein halbfertiger möchtegern Oekonom die Wirtschaft erklärt. Jemanden was unterstellen um es dann widerlegen ist ziemlich infantile Argumentation. Ich habe mit keinem Wort den Zins erwähnt.Was manche Unterbelichteten nicht verstehen, Zins bei einer goldgedeckten Währung ist ein unentberlicher Regulator der Kreditmärkte, vorausgesetzt, die Zinssätze werden vom Markt bestimmt. Beim Schuldgeld und gleichzeitiger Zins und Geldmengemanipulation durch die ahnungslosen Zentralbanken ist es der direkte Weg in den Kollaps.

  • Mark Müller sagt:

    Es geht noch viel weiter.
    Wir wollen alle Vorsorge für einen langen Ruhestand. Das sind Guthaben von mehreren hunderttausend Franken pro Person. Allen diesen Guthaben müssen auch Ansprüche (aka Schulden) gegenüberstehen.
    Zuerst kaufen wir die Grundstücke auf – und treiben damit die Preise in die Höhe. Dann kaufen wir Firmenanteile und sorgen damit für ein Blase. Schliesslich sind es dann eben noch Ansprüche an gute Schuldner, beispielsweise Staaten.
    Vernünftige Staaten werden und dürfen künftig Schulden in der Höhe von mehreren Jahren Bruttosozialprodukt haben. Am Schluss kommt es nämlich fast auf das gleiche raus, ob der Staat eine AHV-Rente verspricht oder ob er gegenüber einer Vorsorge Schulden macht. Am Schluss zahlt es immer der künftige Steuerzahler.

    • Rolf Rothacher sagt:

      Sie blenden völlig aus, dass Investitionen (der Pensionskassen) zu Innovationen und zu Wohlstand führen, während blosses Rentenversprechen der Staaten überhaupt nichts neues schaffen, sondern vor allem Alles auf die Schultern der nächsten Generationen laden, frei nach dem Motto: heute lebt sich’s wunderbar, wir zahlen keine Steuern, leisten uns trotzdem alles und die nächste Generation darf dann nicht nur Zinsen zahlen, sondern auch alle Schulden begleichen, und muss zusätzlich auch noch alles am Laufen halten.
      Was Sie wollen, ist reiner Sozialismus, der ja wunderbar in Venezuela oder Kuba funktioniert und dort die Menschen glücklich macht, der genauso in der UDSSR und China zu Prosperität und Wohlstand führte. (ha, ha)
      Wo leben Sie eigentlich? Sie können nicht von dieser Welt sein.

      • Monique Schweizer sagt:

        „Sie blenden völlig aus, dass Investitionen (der Pensionskassen) zu Innovationen und zu Wohlstand führen“
        .
        Na von bestehende Aktiengesellschaftengesellschaften Aktien zu kaufen führt nicht wirklich zu Innovation. Ebensowenig in Geistersiedlungen zu investieren oder in Staatsanleihen.
        .
        Allenfalls noch ein paar Anlangen in private Equity kann man als innovationsfördernd bezeichnen. Gut die einen werden Hits und die anderen Rohrkepierer – darum investieren die PK auch nur relativ wenig in solche Instrumente!
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        Sie scheinen mir wieder mal ein etwas romantisch-verklärtes Bild von PK Anlagen zu haben. Das sind nach wie vor primär Zinsli- und Dividendenpicker und keine Innovationsauslöser!

  • Simon H. sagt:

    Dass Schulden notwendig sind um Kapitalengpässe zu vermeiden ist ja schön und gut (ist nach Vollgeld auch weiterhin möglich). Wenn neues Geld aber (fast) ausschliesslich durch Schulden in Umlauf gebracht werden kann, hat dies doch gewaltige Nachteile:
    1). Müssen diese Schulden + Zinsen zurückbezahlt werden. Der Zins wird aber bei der Geldschöpfung durch Kredit nicht erschaffen. Dies bedeutet wiederum, dass die zu bezahlenden Zinsen im Kreislauf fehlen. – Vollgeld ermöglicht die Schöpfung von Schludfreiem Geld!
    2). Ausserdem würde das Geld im Kreislauf fehlen, wenn die Schuld zurückgezahlt wird. In einer gesamtwirtschaftlichen Betrachtung sollte somit jedem klar sein, dass sich Schulden über die Zeit nur anhäufen können und somit zwangsläufig zur Überschuldung führen können.

    • Rolf Rothacher sagt:

      Die Schweiz funktioniert nun seit 170 Jahren mit dem jetzigen System. Wo sehen Sie Überschuldungen? Wo sehen Sie das grosse Problem?
      Die Erfahrung zeigt, dass die heutige Geldschöpfung uns alle zu grossem Wohlstand verholfen hat. Während die Vollgeld-Initiative letztendlich nichts anderes ist, als ein Zurückfall ins Mittelalter, wo man Gold und Silber erst irgendwo beschaffen musste, bevor man es investieren konnte.
      Eine vom Staat (SNB) gelenkte Wirtschaft funktioniert nicht. Das hat die UDSSR oder China wohl zu genüge bewiesen. Träumen Sie ruhig weiter von Ihrem Vollgeld. In dem Moment, wo der Stimmbürger so idiotisch ist und dem mittelalterlichen Irrsinn zustimmt, wird die Schweiz über 30 Jahre ihren gesamten bisherigen Wohlstand verspielen.
      Doch was kümmern Sie Ihre Enkel.

      • Monique Schweizer sagt:

        Rothacher: Wäre die Schweiz nicht schon seit dem ersten Weltkrieg der sichere Hafen für Fluchtgelder aller Art gewesen, so wäre es mit unserem Wohlstand auch nicht ganz soweit her!
        .
        Wieso wohl sind auch Luxembourg, Liechtenstein, Singapore und eine paar andere Anlegeroasen so wohlhabend — sicher nicht nur wegen harter Arbeit alleine!
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        Die CH hat sicherlich qualitativ hochstehende Produkte und ist ein fleissiges Volk, aber ohne die ganzen Extrazustüpfe von aussen wären wir auch nicht dort wo wir jetzt sind. Gut in den letzten Jahren wurde es sogar etwas zuviel des „Guten“, sodass die SNB zentralplanerisch eingreifen musste um den CHF zu senken, damit die Fluchtgelder unser Land und Wirken nicht völlig kaputtmachen.

        • Martin O sagt:

          Vielleicht müssen Sie halt mal einsehen, das auch denken harte Arbeit ist. All die von Ihnen erwähnten Länder haben keine Rohstoffe, keine ungebildete und billige Arbeitskraft, daher waren Sie gezwungen an Dienstleistung zu fokussieren und dazu gehört auch Finanz.

      • Simon H. sagt:

        Nun Herr Rothacher, wenn man ein globales Konstrukt beurteilen will, sollte man sich nicht auf einen kleinen Ausschnitt beschränken. Wo die verschuldung ist, und wo die Probleme, wird dann sehr schnell klar.
        Dass die SNB die Wirtschaft lenkt halte ich für irreführend, sie führt Währungspolitik mit Einfluss auf die Wirtschaft.
        Das aufs Mittelalter bezogene Problem sehe ich mit Vollgeld nicht, Banken könnten jederzeit bei der SNB einen Kredit aufnehmen, falls dies nötig ist für die Wirtschaft.

  • Gregor Dietrich sagt:

    Die Vollgeld-Initiative ist nicht gegen Kredite / Schulden!
    Wir wollen, dass die Geldherstellung von der Kreditvergabe getrennt wird! – Wer Kredite vergibt darf nicht gleichzeitig Geldhersteller sein!

  • M. Degiacomi sagt:

    Es ist doch völlig abstrus, wenn eine Gesellschaft um Zahlungen machen zu können, sich das Geld zuerst bei einer Bank leihen muss. Das Recht Geld zu schöpfen steht seit jeher dem Souverän zu und so steht es auch noch heute in der Bundesverfassung. In der Praxis stellen aber die Banken 90% des umlaufenden Geldes zur Verfügung und verlangen für die Benutzung einen Obulus. Erst kürzlich zeigte eine Studie der New Economics Foundation (Titel: MAKING MONEY FROM MAKING MONEY – SEIGNIORAGE IN THE MODERN ECONOMY) welche Dimensionen dieses Geschäft bis heute angenommen hat. Es ist richtig und wichtig, dass wir über diese Tatsachen diskutieren und dass der Stimmbürger Bescheid weiss. Genau das will die Vollgeld-Initiative.

  • Gregor Dietrich sagt:

    Bei der Vollgeld-Initiative geht es grundsätzlich darum, wer das Recht haben soll, unser aller Geld herzustellen. Private Geschäftsbanken oder die Nationalbank.
    Heute sind die Geschäftsbanken Wirtschaftsteilnehmer und gleichzeitig Geldproduzenten!
    Vollgeld: Staatliche Geldherstellung und private Kreditvergabe!

    • Jan Svoboda sagt:

      Vollgeld ist eine völlige Schnapsidee von möchtegern Oekonomen die zwar keine Ahnung haben aber dafür eine Menge davon. Es spielt überhaupt keine Rolle wer das „Geld“ aus der warmen Luft Produziert, beides ist nur legalisierte Geldfälschung. Ergo macht man nur den Bock zu Gärtner. Die Zentralbanken haben wissentlich die Kreditblase zugelassen und Vollgeld würde überhaupt nichts ändern.

      • Simbor Tul sagt:

        Form na ja, Inhalt absolut korrekt.

      • Gregor Dietrich sagt:

        Heute diktieren die Geschäftsbanken den Takt bei der Geldherstellung. Übrigens kommt das Zentralbankengeld gar nicht im Publikumskreislauf an!

      • M. Stadelmann sagt:

        @Svoboda: Sie denken in einem zu engen Frame. Die Seigniorage soll dem Souverän zufliessen und nicht den Geschäftsbanken. Wie dieses neu geschaffene Geld letzlich verwendet wird, lässt die Vollgeldinitiative sinnvollerweise offen. Falls die Initiative angenommen wird, muss jedoch darüber als nächstes diskutiert werden. Beispielsweise wäre eine Bürgerdividende denkbar, was in Richtung eines bedingungslosen Grundeinkommens gehen würde.

        • M. Rückschloß sagt:

          Eine Möglichkeit das zu schaffen, wäre die konfiskatorische (100%) der Tilgung. Nur der Zinsertrag steht den Banken zu.

      • Simon H. sagt:

        Es spielt sehr wohl eine Rolle wer das Geld herstellt, denn nur wer die Geldschöpfung kontrolliert kann auch anständig Währungspolitik betreiben.
        Ausserdem wird durch Vollgeld unser elektronisches Geld auch zu echtem Franken, also Kriesensicher (und die Kriese kommt). Dass dieses Geld dann „aus Luft“ ist, spielt keine Rolle, denn der Wert wird von der SNB garantiert.
        Zudem wird durch Vollgeld die schöpfung von Schuldfreiem Geld ermöglicht.

  • Jan Svoboda sagt:

    Wieder einmal eine Vernebelung der Tatsachen, seblstverständlich ist der Kreditmarkt enorm wichtig für die Wirtschaft, man verggisst aber zu sagen, dass der überwiegende Teil der heutigen Schulden in den Konsum fliesst statt in die Investitionen, was erst die legalisierte Geldfälschung der ungedeckten Währungen ermöglicht hat. Also versuchen die keynesianischen Clowns die durch sie verursachte Kreditblasen zu rechtfertigen und labern über Regulierung die gar nicht existiert, die einzige Regulierung die sich die Politik vorstellen kann sind neue Steuern. Sie haben immer noch nicht begriffen, dass das Zentralbanksystem am Ende ist und wird eines Tages vom Markt weggefegt.

    • Anh Toàn sagt:

      kaufe ich ein billiges Smartphone, ist das Konsum. Kaufe ich ein teures, eine Investition. Bezahlt der Staat Lehrer ist das Konsum, bezahlt er eine Autobahn ins nirgendwo, ist das Investition.

      Trennung von Konsum und Investition ist nicht möglich.

      • Jan Svoboda sagt:

        war wieder Lacher
        eine Investition ist nur die, die den aufgenommenen Kredit aus dem Verkauf eigener Produkte zurückzahlt, dementsprechend kann Smartphone keine Investition sein und auch die Autobahn ist nur Konsum der später theoretisch neue Investitionen einleiten kann, muss aber nicht.

        • Monique Schweizer sagt:

          Svoboda: Logisch kann ein teures Smartphone auch eine kleine Investition sein – kommt immer drauf an was man damit macht — mit Smartphones als Hilfsmittel kann man auch viel Geld durch Geschäfte verdienen oder aber auch sinnbefreit auf den sozialen Medien rumsurfen.

          • Jan Svoboda sagt:

            @Monique
            ein Hilfsmittel ohne eine produktive Haupttätigkeit mit anschleissendem Profit aus dem Verkauf kann keine Kredite zurückzahlen, ergo kann ein Kauf eines Hammers auch keine Investition sein solange man damit keine Produkte herstellt und nur damit Bilder an die Wand hängt, sollte aber auch den Unterbelichteten klar sein.

        • Anh Toàn sagt:

          Dann nennen Sie mir doch eine Definition, welche erlaubt, Konsum von Investition zu trennen.

          Es ist zumindest fraglich, ob es überhaupt Sinn macht, Konsum von Investition zu trennen. Wozu überhaupt, volkswirtschaflich ist einfach Investition, was „übrig bleibt“, eine Differenz. Viele glauben ganz tief, Konsum ist schlecht Investition ist gut: Teures wird gerne damit gerechtfertigt, es sei eine Investition. Ein neuer anständiger Anzug und ein paar Schuhe sind eine Investition, sicher, wenn ein Vorstellungsgepräch ansteht. Fragen Sie mal Aschenbrödel über den dauerhaften Ertrag den sogar Schuhe bringen können.

        • Anh Toàn sagt:

          „eine Investition ist nur die, die den aufgenommenen Kredit aus dem Verkauf eigener Produkte zurückzahlt,…“

          Wenn ich nicht esse, kann ich nicht arbeiten.

          Eine Fehlinvestition ist bei Ihre Definition keine Investition.

          Wie sichtbar muss der Zusammenhang zwischen Investition und Verkaufserlös sein? Wie zeitnah? Grundlagenforschung ist also keine Investition?

          Es gibt nützlichere und weniger nützlichere Ausgaben.

  • J. Kuehni sagt:

    Wenn 82% des Vermögenszuwachses an 1% der Weltbevölkerung gehen (und innerhalb dieses 1% wiederum zum grössten Teil an das oberste Promille, etc.), kann der Zustand der Gesamtwirtschaft gar nichts anderes sein, als derjenige eines staatlichen und privaten Schuldenüberhangs.

    https://www.theguardian.com/inequality/2018/jan/22/inequality-gap-widens-as-42-people-hold-same-wealth-as-37bn-poorest

    • J. Kuehni sagt:

      Solange unser rechtsbürgerlich neoliberales Wirtschaftsdoma der Marktgläubigkeit, dem Supply-side und Austeritätsdenken verhaftet bleibt, kann daran auch die Regulierung der Finanzbranche nichts wesentliches ändern. Das wäre, wie wenn man ein Schluckproblem vom Rektum her therapieren wollte.

      • J. Kuehni sagt:

        *Wirtschaftsdogma…

      • Annina Leibacher sagt:

        Die Nicht-Rechtsbürgerlichen täten gut daran, endlich zu erkennen, dass ein grosser Teil der aktuellen Regulierung und Vorschriften unbeabsichtigt (!) zu einem wesentlichen Teil die Vermögenskonzentration fördert: Rechnungslegungs- und Steuerregeln, Mietvorschriften, Lebensmittel“sicherheit“, Arbeitsgesetze, Quoten, usw. Vieles davon ist gut und richtig, oft wird aber weit übers Ziel hinaus geschossen; KMU ächzen unter der Last der Vorschriften, Grossbetriebe ärgern sich zwar, können aber kraft ihrer personellen Ressourcen die Umsetzung stemmen und damit die kleinen im Extremfall verdrängen.

        • J. Kuehni sagt:

          Danke für ihre Antwort, Frau Leibacher. Regulierungen und Vorschriften sind wie Regierungen und… ähm meinetwegen Äpfel oder sonstirgendetwas: Es gibt gute und schlechte, weswegen man normalerweise davon absieht, die ganze Kategorie zu verteufeln. Da die rechtsbürgerliche Dominanz in der CH (und in grossen Teilen der westlichen Welt) seit eh und je ausser Frage steht, gibt es eigentlich keinerlei Widerspruch zwischen der Kritik an der neoliberalen Ideologie und dem von der erwähnten politischen Mehrheit installierten Regulierungsapparat.

          Das Gegenteil von schlechten Regulierungen sind nicht keine, sondern gute. Andernfalls müsste Somalia ein Paradies sein.

      • M. Stadelmann sagt:

        @Kuehni: Richtig. Nur, dass die linksgrüne Politik weit mehr als die konservative Rechte zur heutigen neoliberalen Wirtschaftsordnung beigetragen habt. Der lachende Dritte ist die FDP.

        • J. Kuehni sagt:

          In der Schweiz gab es nie etwas anderes als eine satte bürgerliche Mehrheit rechts der Mitte. Darum können Sie sich ihre Verantwortungsdeflektion sonstwohin schieben.

          Letzten Endes tun Sie genau das, was den Kernpunkt des real existierenden Neoliberalismus ausmacht: Internalisierung der Gewinne, Externalisierung der Kosten. Sie fröhnen ihrer Ideologie und schieben die Schuld an den Konsequenzen auf andere ab. Erbärmlich.

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