Warum Bern von Basel und Zürich abgehängt wird

Den Bär an die Kette gelegt: Ein Grund für den Zürcher Erfolg sind die Zünfte, hier am traditionellen Sechseläutenumzug. Foto: Ennio Leanza (Keystone)
Die Schweiz driftet wirtschaftlich immer stärker auseinander. In der Deutschschweiz werden die Wirtschaftszentren Basel und Zürich dominanter, während andere Städte wie zum Beispiel Bern zurückfallen.
Die Zahlen zum Finanzausgleich zeigen dies deutlich. Momentan haben die Kantone Basel-Stadt und Zürich einen Ressourcenindex von 150 und 120, der Kanton Bern einen Ressourcenindex von 75. Der gesamtschweizerische Durchschnitt liegt bei 100.
Entsprechend stark wird umverteilt. Die Grafik zeigt die Zahlen von 2015. Demnach hat Zürich am meisten abgegeben, Bern am meisten bekommen (Quelle).

Woran liegt das? Der eine Faktor ist kurzfristig. Der zunehmende internationale Wettbewerb lässt nur die starken Wirtschaftsstandorte überleben. Basel und Zürich sind gut gelegen, haben vielfältige Bildungsinstitutionen und beherbergen starke Branchen. Bern hingegen hat in all diesen Punkten Nachteile zu gewärtigen und verliert deswegen an Terrain. Globalisierung und regionale Konzentration gehören zusammen.
Auch im Fussball zeigt es sich
Dieser Trend lässt sich nicht nur beim Wettbewerb der Wirtschaftsstandorte beobachten. Auch die europäische Fussballlandschaft verändert sich in diese Richtung. Es sind immer dieselben wenigen Clubs, die in der nationalen Meisterschaft und der Champions League obenaus schwingen. Oft ist die Meisterschaft schon in der Hälfte der Saison entschieden.
Hinzu kommt, dass Basel und Zürich schon immer einen völlig anderen Charakter als Bern hatten. Bereits im 14. Jahrhundert verwandelten sich Basel und Zürich in Zunftstädte, während sich in Bern ab dem 16. Jahrhundert eine Schicht von Patriziern durchsetzte, die sich am französischen Hof orientierte. Ihr Reichtum beruhte auf der Landwirtschaft. Vor allem die seit 1516 besetzten waadtländischen Gebiete wiesen für die damaligen Verhältnisse hohe Erträge auf.
Gewerbe statt Landwirtschaft
In Basel und Zürich setzte die Elite dagegen weniger auf Landwirtschaft als auf das Gewerbe. Einerseits schützte sie das zünftische Handwerk, anderseits förderte sie die sogenannte Hausindustrie, die auf der dezentralen Verarbeitung von Rohstoffen zu Textilgütern beruhte. Die Stadt Basel und ihr Umland wurden zum Zentrum der Seidenbandweberei, Zürich wurde führend in Baumwollverarbeitung und der Seidenweberei.
Die folgende Karte zeigt die Situation am Ende des 18. Jahrhundert, kurz vor dem Beginn der Industrialisierung. Neben Basel und Zürich stechen Genf und St. Gallen als Wirtschaftszentren hervor. Genf beherbergt die Uhrenindustrie, St. Gallen ist das Zentrum der Baumwollverarbeitung. In der Nähe Berns ist einzig die Leinenspinnerei und -weberei verbreitet, das heisst die Herstellung von Textilien auf der Basis der einheimischen Pflanzen Flachs und Hanf. Aber zu jener Zeit ist dieses Gewerbe bereits im Abstieg begriffen.

Die Divergenz zwischen den Schweizer Städten folgt also dem Matthäus-Prinzip: «Wer hat, dem wird gegeben.» Die Städte, die vor gut 200 Jahren gewerbliche Zentren bildeten, sind heute durch die Globalisierung begünstigt. Allerdings gibt es auch Ausnahmen: St. Gallen, noch vor hundert Jahren im Kreis der grossen Schweizer Wirtschaftszentren, hat stark an Bedeutung verloren. Der Kanton gehört heute zu den Empfängern des Finanzausgleichs.
51 Kommentare zu «Warum Bern von Basel und Zürich abgehängt wird»
Die Grundsatzfrage ist doch die, wie generalisiert man am besten in der Schweiz, dass in allen Gegenden das gleiche hohe Volkseinkommen pro Kopf herrscht.
Im Grunde genommen ist dieses Ziel eine Fata Morgana und kann in keinem Flächenstaat verwirklicht werden, am wenigsten mit unserem Verständnis von Föderalismus. Wo eigentlich die politische Verantwortung nach oben delegiert wird und die Rahmenbedingungen nach unten abgegeben werden. Ich nenne dies einen parasitären Föderalismus. Trotz Ressourcen-Berücksichtigung ist unser System keine Lösung dafür. Es schwächt die Starken und schläfert die Schwachen ein. Die Schwachen wollen hohe Subventionen, die nur „Pflästerli-Politik“ sind und nichts bringen. Sie fürchten um ihre Subventionen für ihre Pfründen und um ihren Finanz-Ausgleich.
Sie fürchten sich davor, wenn man sie vom Bund her zwingen würde, einen großen Teil ihrer erhaltenen Gelder nach gleichen rationellen und zielgerichteten Grundsätzen einsetzen würden. Sie wollen weiterhin dieses Chaos in einem Kleinstaat von 41,000 qm.
Folgerichtig fürchten sie die Globalisierung und sind deswegen gegen EU, weil sie weiterhin die städtischen Regionen Genf, Basel und Zürich ausplündern wollen.
Sie verbünden sich mit dem Mann aus Herrliberg. Ein Politiker, der ihre Ängste ausnützt bis zum geht nicht mehr, zugunsten seinen sehr egoistischen Interessen.
Nicht-Mitglied der EU zu sein, ist für die ganze Schweiz ein riesiger Nachteil und schadet unserem Wohlstand. Die Schwachen schwächen die Starken und am Schluss sind wir alle schwach.
Bin nun sogar als SVP Fan bereit, ihre Theorie durch die Realität, das heisst: Der gestrengen Analyse durch Brüssel und EU endlich zuzuführen. Dass Bern so viel mehr als alle anderen Kantone bezieht, ist ein politischer Irrwitz erster Güte. Nur mit diesem legalisiertem Raubrittertum als Einnahmequelle, kann der Kanton Bern nicht gerettet werden!
Der Finanz-Ausgleich erfolgt auf Grund des Ressourcen-Index ( -NFA_Faktenblatt_5_Ressourcenindex.pdf). Eine höchst komplizierte Angelegenheit, aber nach meiner Ansicht ist er unvollkommen, da er zuwenig in die staatliche Organisation der Schweiz eingreift. Das wesentliche: Steuerwettbewerb und Finanzausgleich sind zwei Subjekte, die sich nicht vertragen und die Ressourcen-Index berücksichtigt diesen Zwiespalt zu wenig.
Wenn Finanzausgleich, dann müssen die Steuern in der Schweiz überall gleiche Grundlagen haben und gleiche Sätze. Gilt sogar für solche sehr kantonal gehandhabte Steuern, wie die auf Verkauf von Immobilien. Es geht einfach nicht, dass wir juristische Personen in der Schweiz in den Kantonen mit derart unterschiedlichen Sätzen besteuern.
Der Ressourcen-Index wird nie befriedigend umgesetzt werden, solange unser Steuersystem in vielem derart unterschiedlich ist. Die Elite der EU-Gegner sind ja gerade Befürworter eines solches Steuer-Chaos in den Sätzen (etwas weniger als früher in der Bemessung), weil sie derart ihr eigenes Süppchen kochen können und dann eindeutig zu denjenigen gehören, wo man nach Matthäus sagen kann „Wer hat, dem wird gegeben“. Die EU ist Transparenz. Unsere EU-Gegner sind gegen jegliche Transparenz, man verkauft dann diese Haltung unter der Flagge: „Wir wollen keine fremden Richter haben, frei wie unsere Väter waren“. Wir Schweizer Kinder werden aber von diesen Vätern sehr parteiisch behandelt. Es gibt da Lieblinge und viele Ausgestoßene.
Wie hier andere Kommentatoren zu Recht bemerkten, gibt es da zusätzlich zum Manna des Finanzausgleichs, Bundes-Subventionen in Landwirtschaft, Verkehr und Bildung, die man eigentlich vom Finanzausgleich reduzieren sollte.
Man sollte einmal eine Tabelle erstellen, wie viel die einzelnen Kantone pro Einwohner vom Bund als Subventionen beziehen. Ich bin überzeugt, da sind so Kantone wie Wallis und Uri an der Spitze,
der Kanton Bern würde ich vermuten, ist im Mittelfeld.
Was mich ärgert, dass diese Nehmer-Kantone des Finanzausgleich wenig unternehmen, um ihre Organisation effizienter zu gestalten. Wenig Spital-Planung, fast keine Gemeindefusionen und ein sehr hoher Respekt vor traditionellen Pfründen. Dies kostet enorm viel, mit dieser Absicht wurde der Bundesstaat 1848 nicht gegründet.
Unerträglich ist der Zustand dass BE in seiner Haushaltsrechnung dank der NFA Beiträge einen Überschuss ausweisen darf, dessen Verwendung nicht vorgeschrieben ist. In solchen Fällen müssten die NFA Beiträge an die Bedingung geknüpft werden, dass solche Nehmerkantone zwingend die Steuern senken müssten. Das System ist aber dank Mehrheit der Nettobezüger in der kleinen Kammer so zementiert, dass von vornherein BE und VS die Sieger dieses unsinnigen Pseudosteuerwettbewerbs sind. Die Mitte Links Mehrheit im Ständerat zeigt schonungslos die bürgerliche Inkompetenz in der Steuer und Finanzpolitik auf.
Tja. Da wo konzentriert wird, gibt es anderswo eine Ausdünnung, lässt sich physikalisch nicht verhindern. Ohne grosse Einzugsgebiete gäbe es keine Ballungszentren. Die Idee, dass Letztere sich „nach“ ihrem Erfolg von Ersteren „separieren“ können feiert allenthalben Urständ, ist aber deswegen nicht unbedingt ein Beweis geistiger Überlegenheit.
Um den gegenwärtigen Zustand von Bern zu erklären, braucht man auch nicht unbedingt das Mittelalter oder die Frühmoderne zu bemühen. Der Kanton wird politisch seit *ewig* von der Bauern- und Gewerblerpartei a.k.a. SVP dominiert.
Noch Fragen?
Ein Beispiel für die Wirkmächtigkeit dieser Partei bei der Konfguration der heutigen Schweiz: Die Berner „Grossgrundbesitzer“ (Bauern 😉 verhinderten erfolgreich den Bau des internationalen Flughafens in Utzenstorf BE. Stattdessen baute der Bund halt in Kloten (the rest is, as they say, history*):
https://de.wikipedia.org/wiki/Schweizerischer_Zentralflughafen_Utzenstorf
*Wäre es anders gekommen, wäre uns unter anderem der Fluglärm-Streit mit Deutschland erspart geblieben. Von den potenziellen, wirtschaftlichen Effekten brauchen wir gar nicht erst anzufangen.
In der neusten Edition, spart die „nationalkonservativ“ dominierte Berner Regierung bei Bildung, Sozialwesen und Infrastruktur (hauptsächlich in der Stadt), dafür wird der Zustupf für Schulbuslinien, die die wenigen im Oberland verstreuten Kinderlein einsammelt, beibehalten. („Vehschauen“ werden selbstverständlich auch weiterhin finanziert). Das Ganze mit dem Ziel, die Steuern für Firmen und Reiche zu senken, um im CH-Steuerwettbewerb „mithalten“ zu können.
Das entspricht alles dem Willen der BE Wähler sonst würden sie andere Kantonsparlamentarier und Regierungsräte wählen. Mit Steuersenkungen wollen die BE Einwohner scheinbar mehr Vehschau und dafür weniger Ausbildung, um mehr Ansiedlung von Expats Firmen samt ausländischem Anhang zu fördern und gleichzeitig die MEI umsetzen, das nennt man gleichzeitig Furzen und Klemmen. Dies ist aber traditionell die Strategie bürgerlicher Wirtschafts- und Finanzpolitik. Dass die in BE offensichtlich nicht wissen was sie wollen hat man ja gesehen als sie die USR III von allen Kantonen am Wuchtigsten bachab geschickt haben.
Nichts wirklich Neues wird hier dargeboten, es sind die altbekannten, aus der Geschichte abgeleiteten Ursachen für die „Erfolgslosigkeit“ der Berner im Vergleich zur inländischen Konkurrenz in Basel, Zürich und am Lac Léman. Für den Niedergang des einst grössten Stadtstaates nördlich der Alpen zum Armenhaus der Nation gibt es aber auch andere als historische Gründe. Einer davon ist die Berner Mentalität, man ist viel zu „selbstgenügsam“, gibt sich mit dem was man hat schnell zufrieden. Jeder Berner ist zudem in tiefster Seele ein Bauer, und welcher Bauer ist zu stolz, um nicht zu jammern und lächelnd die Subventionen einzustreichen? Und Weltoffenheit und Risikobereitschaft sind auch nicht gerade Berner Tugenden. In der Summe ist das alles für den Wirtschaftsstandort Bern verheerend.
Kann es sein, dass es bei einer Arbeitsplatz- und nicht nicht Wohnsitzbesteuerung noch viel schlimmer aussehen würde?
In all dem fehlt der Hauptgrund;
Bern ist die Hauptstadt und hat in den letzten 50 Jahren (mit grosser Beschleunigung in den letzten 20) den Verwaltungsapparat auf ein Absurdum aufgeblasen. Diese Armee von Beamten hat die Füsse im trockenen. Wenig bis kein Leistungsdruck, aber vrallem keine Konkurrenz die einem das Feuer unter dem Füdli anheizt. Warum sollte einer in dieser Situation sich anstrengen. Der Lohn ist garantiert, ob er nun schnell, langsam, gut oder schlecht arbeitet. Es fördert auch nicht die Krativität oder den Unternehmerischen Geist. Das ist nicht böse gemeint – das sind Fakten. Beamte sind auch bedeutend öfters krank als andere (Statistik); nicht das sie eine schlechtere Gesundhei hätten oder ein ungesünderes Umfeld, nein, aber sie fehlen nicht wenn sie blau machen.
Der KANTON Bern hat sicher ein Strukturproblem. Dazu gehören m.E. die teure Überregionalisierung (z.B. Spitäler) und die jahrzehntelang praktizierte Strukturerhaltung (insb. Landwirtschaft). Das Problem scheint in gewissen Bereichen erkannt und wird angegangen (z.B. überregionalisierte Spitallandschaft), braucht aber seine Zeit, damit dies politisch umgesetzt wird / mehrheitsfähig ist.
Die AGGLOMERATION Bern hingegen hat eine ähnliche Wirtschaftsleistung pro Kopf wie der Bezirk Meilen am Zürichsee („Goldküste“), siehe letztlich publizierte UBS-Studie zu Wirtschaftsleistung pro Bezirk (nicht pro Kanton). Im innerkantonalen Finanzausgleich zahlt die Agglomeration Bern wahrscheinlich ähnlich viel die Geberkantone im eidgenössischen Finanzausgleich.
Man kann diesen Kommentar nur ergänzen, warum braucht es Akut-Spitäler in Zweisimmen und Frutigen, wenn es ein gute Spitäler in Gstaad und Interlaken hat. Diesen unbedarften Luxus bezahlen die Kantone Genf und Zürich mit dem Finanzausgleich. Eine solche Infrastruktur gehört abgeschafft. Vergessen wir auch nicht der Kanton Bern ist im Abbau der Sozialleistungen um einiges milder als der Kanton Zürich, der ein Bannerträger des Neo-Liberalismus ist. Natürlich hat er recht, wenn er den Finanzausgleich zu seinen Gunsten ausnützt. Immerhin er ist nicht so frech wie der Kanton Luzern, der die Reichen weniger besteuert als der Kanton Zürich und dann Finanzausgleich verlangt. Da gilt „Juhe ich bin ein Innerschwyzer, und Gott sei dank kein Zürcher“. Gilt nicht für Zuger+Schwyzer.
Über die Stadt Bern habe ich schon in meiner Jugend gesagt, es sei keine Stadt, sondern bloss eine Anzahl zusammengewachsener Dörfer. Die Mentalität ist wie in sonst einem Dorf, ausser wenn Parlamentssession ist: Dann kommen die Lobbyisten und Journalisten und Bern fühlt sich fast an wie eine Stadt, aber nur mit nationaler Bedeutung. Zürich ist für mich eine Weltstadt in Kleinformat, downtown switzerland, wie NY, Singapore, London oder Paris, einfach in klein, mit weniger Verkehr, kürzeren Distanzen und schöner Lage. Basel war die Industriestadt, das Liverpool/Manchester/Bochum/Düsseldorf der Schweiz, bis aus der chemischen die pharmazeutische Industrie wurde, mit viel höherer Wertschöpfung. Glück gehabt.
Bern als Kanton ist ländlich-bäuerlich-Kleingewerbe geprägt.
Pro Einwohner bekommen immerhin fünf Kantone mehr aus dem Finanzausgleich als der Kanton Bern. Nachdem ein Teil des Jura weg ist, müssen die Berner noch den Rest davon, das Oberland und das Emmental loswerden, vielleicht wird der (Rest-)Kanton Bern dann zum Netto-Zahler.
und wie steht’s mit Eishockey, Frau Schweizer?
Frau Schweizer versteht vielleicht mehr davon, ich mochte mal Bykov/ Khoumoutov bei Fribourg, und hab‘ mal in Maloja mit Besen und einem Aschenbecher als Puck selber gespielt, aber das ist lange her.
Wallis und Jura sind ohne Zweifel die ganz grossen Profiteure. Vermutlich sind es auch diese Kantone, die am meisten Landwirtschaftssubventionen einheimsen. Interessant wäre in der Tat ein Vergleich der ähnlich strukturierten Berggebiete der Kantone und Hügellandschaften wie Emmental Teil Bern und Teil Luzern, Tösstal usw. Und natürlich dann auch die Wirtschaftskraft der topografisch unproblematischen Gebiete der Schweiz vergleichen, z.B. Zürcher Glatttal mit Berner Aaretal und Gürbetal. Auf diese Weise würden die Strukturprobleme offensichtlich und niemand könnte sich mehr hinter der gewagten Aussage verstecken, Bern müsse halt die Berggebiete und den Jura durchfüttern, ohne diese Last würde man zum Nettozahler! Pro Kopf beziehen die Kantone SO und JU übrigens etwa gleich viel wie BE.
Ich find z.B. Solothurn mit dem bernerischen Mittelland vergleichbar, die Zahlen Solothurns sind auch nicht viel besser. Argau liefert deutlich besser Zahlen als Solothurn, aber liegt nicht ein wesentlicher Grund dafür schlicht in der Nähe zu Zürich? Im Kanton St. Gallen hat aus meiner Sicht nicht in erster Linie die Stadt prosperiert, sondern die Bodenseeregion und das Rheintal. Der Kanton Bern hat einiges an hausgemachten Problemen, aber er hat auch einige z.B. geographische Hürden zu bewältigen. Die Pässe sind höher, die Distanzen grösser in die Moderne, nicht nur nach Bern auch nicht nach Biel, aber bereits nach Thun.
In Vietnam würde man (fast) nichts machen für die da hinten in den Tälern: Sollen doch rauskommen, wenn sie Zeugs wie Strom und Strassen und sogar ÖV und Spitäler und Schulen wollen.
Ich hatte mit einigen kantonalen Verwaltungen zu tun in meinem Leben, insbesondere Steuerverwaltungen: Zuoberst in der Qualität, fachlich und Bürgernähe, Geschwindigkeit steht eindeutig der Kanton Zug. Zürich und Basel, VD und Genf irgendwo im vorderen Mittelfeld. Ziemlich weit hinten der Kanton Bern, als schweizer Stards nicht würdig ganz am Schluss das Wallis: Reine Wiikür.
Zürich und Basel sind schliesslich auch an der Weltspitze und Bundesbern ist sich ja dank YB gewohnt ewiger zweiter oder dritter oder vierter oder noch weiter unten zu sein.
Von den Ende 2014 Metropolitan Aeras ist Zürich vor Oslo und San Jose Aera (Silikon Valley) – dieses mit 77’440 $ GDP pro Capita. Leider sind die Werte für Zürich und Oslo nicht angegeben.
https://www.bizjournals.com/sanjose/news/2015/01/23/
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Nur Basel-Stadt mit einem GDP/Capita von rund Fr. 165’000 stellt sie alle in den Schatten (ist aber scheinbar in Studie nicht separat behandelt worden – oder frecherweise als Züri-West der Metropolitan Aera von Züri untergejubelt worden – 80km Distanz sind nix in Metropolitan-Betrachtungen).
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Wäre Basel-Stadt ein Staat, so hätte der das höchste BIP/Capita der Welt!
Alle Oasen sind im pro capita ranking aller Kennzahlen zwangsweise an der Spitze, die brauchen weder Landwirtschaft noch Armee noch Sozialwerke, dafür aber eine wohlgesinnte Schutzmacht.
Stimmt, man sollte vergleichbare Dinge vergleichen. Wenn man allein die Stadt Bern betrachten würde, wäre das pro capita GDP sicher deutlich höher. Gleiches gilt sicher für die Stadt Zürich, die Stadt Zug oder Lausanne. Für Orte wie Küsnacht oder Wollerau sowieso.
Ich würde Bern aus der Statistik entfernen, weil das garantierte Einkommen des Bundes nicht vom Intellekt und dem Unternehmentum der Bevölkerung generiert wird. Es ist eben garantiert.
Ja, Ihre Auffassung von Bürokratie als ein nutzloses Monstrum ist wohl populär, aber es ist völlig von der Realität entfernt.
Ohne den Beamtenstaat hätte es nie eine Industrialisierung gegeben und auch der Kapitalismus benötigt ihn immer und substanziell. Es geht bei der Bürokratie immer um ihre Qualität für Staat und Volkswirtschaft und nicht, ob sie da ist oder nicht. Alle erfolgreichen Staaten haben einen erfolgreichen Beamtenapparat, ohne ihn geht gar nichts.
Berger: Zug ist dank Rohstoffhandel und tiefen Steuern tatsächlich ex-aequo mit Basel-Stadt (2015)
https://www.nzz.ch/wirtschaft/wirtschaftspolitik/reiche-staedte–und-reiche-schweiz-1.18585322
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Nur Basel-Stadt kann sich im Gegensatz zur Kleinstadt Zug auch noch einen hohen Sozialhilfebezügeranteil und ein Kleinistambul leisten.
Selbst Liechtenstein und Luxembourg haben nicht so ein grosses BIP/Capita wie BS und die sind auch primär in der Vermögensverwaltung tätig und relativ klein.
Paar wichtige Punkte und, ja, der ganze Kt Bern muss sich am Riemen reissen. Ob Zünfte nun besser oder schlechter für die wirtschaftliche Entwicklung und die Struktur der Gesellschaft sind als „Patrizier“ lässt sich wohl streiten. Nur: Das letzte Mal, als ich die Tabelle der Super League angeschaut habe, war Zürich und Basel hinter Bern. Beim vorletztem Mal war ein Zürcher Club sogar noch in der Challenge League. Dieses Argument zielt wohl auf wenig mehr als auf die Provokation von Reaktionen (wie diese hier;-)
Vielleicht sollte das ganze mal auf einen Prozentsatz des Empfängers oder Zahlers begrenzt werden. Für Bern gibt es ja kaum einen Anreiz die Situation zu ändern, da Mehreinnahmen bzw Minderausgaben nur zur Reduktion der Leistungen führen würde.
Lösung: Berner müssen schneller und effizienter arbeiten (Punkt). Habe grad so einen Fall in der Praxis. Berner Dienstleister wird von uns gut bezahlt, liefert aber halb so schnell wie Zürcher und ist fast nie erreichbar. War leider eine Empfehlung aber jetzt müssen wir ihn leider auswechseln. Der Mann hat das Tempo einer „Renn“-Schnecke. Fast unerträglich, sogar die Telefonate dauern doppelt so lange, weil er so langsam redet, wenn er überhaupt mal erreichbar ist.
Ihre Erfahrung in Ehren, aber es tönt schwer nach einer vorgefassten Meinung. Schauen Sie einmal wie ursprüngliche Berner sich im großen Zürcher Haifisch-Becken pudelwohl fühlen und ihre Karrieren sehr effizient zu fördern wissen.
Ich bin seit einigen Jahren im Kanton Bern wohnhaft, früher in Basel und Zürich, und kann ergänzend bestätigen: Der Kanton Bern hat Bauern, Beamte und (Winter-)Tourismus – alles Aktivitäten, wleche mehr kosten als einbringen, während der „Uhren-Gürtel“ rund um Biel vernachlässigt wird. Irgendwie trauern die Berner immer noch der Waadt und dem Aargau nach, welche 1815 verloren gingen, und schämen sich für den Jura, welche damals neu dazugekommen ist.
Ein Umstand, der im Artikel nicht erwähnt wurde: Bern ist seit Mitte des 19. Jahrhunderts Bundeshauptstadt. Ämter und Beamte bringen zwar Stabilität, aber keine Wertschöpfung. Wertschöpfung und Kapitalakkumulation sind Voraussetzungen für eine prosperierende Wirtschaft. Ein Wort noch zum Finanzausgleich: Der hat einen groben, strukturellen Fehler. 1/3 der Kantone bezahlt, 2/3 der Kantone kassieren. Damit sind die Zahler immer in der Minderheit. Würde 1/3 bezahlen, 1/3 kassieren und 1/3 weder noch, wären Korrekturen leichter umzusetzen.
Herr Tobias Straumann, es ist mal wieder enttäuschen, wie der zweitstärksten Wirtschaftsregion (Genferseebogen) quasi null Beachtung geschenkt wird. Die beiden Kantone Waadt und Genf sind Geberkantone und hatten in den vergangenen Jahren ein überdurchschnittliches Wachstum – Basel ist drittstärkste Region und wird hier völlig überbewertet. Zudem wird im Arc Lémanique fast 3/4 des Venture Capitals der Schweiz investiert, die Unis/ETH haben massiv aufgeholt, grosse Infrastrukturprojkete vorangetrieben und neue Wirtschaftszweige erfolgreich aufgebaut (Bildung, Bioscience). Aber viele Zürcher und Basler sehen nicht weiter als bis zur Aare – schade.
Es geht hier um die Deutschschweiz und da gehört der Genferseebogen natürlich nicht dazu. Man kann sich allerdings fragen, weshalb der Autor seinen Fokus so gelegt hat.
Die Darlegung des Autors ist zu kurz gegriffen. Der negative Saldo des Kantons Bern ist nicht nur das Ergebnis fehlender wirtschaftlicher Tätigkeit, sondern auch höherer Kosten, welche wegen der Topografie unvermeidbar sind.
Ausserdem ist es eine kurzsichtige Illusion zu glauben, man könnte in anderen Kantonen nochmals eine ebenso rentable Pharma- oder weltweite Finanzindustrie aufbauen.
Unsinn, das ist lediglich Strukturerhaltung auf Teufel komm raus zulasten der anderen.
Die Kosten sind nicht unvermeidbar, sondern gewollt. Man will trotz Unsummen für nichts den Kanton Bern (wie die gesamte CH) flächendeckend besiedeln.
@H. Trickler: Ein guter Punkt. Lasst uns den Kantönligeist abschaffen; dieser kostet nur. Die Klimaerwärmung sorgt schon jetzt dafür, dass Bergregionen (Erhalt der Infrastruktur) weder auf regionaler, kommunaler, Gemeinde- oder Kantonsebene gelöst werden kann. Dazu ist nicht mal der Bund fähig. Es wäre aber mal ein Anfang. Denn in gefährdeten Regionen werden (nur als Beispiel) Liegenschaften durch ein Heraufsetzen des klimatisch bedingten Risikofaktors an Wert verlieren, ganz abgesehen von den allgemeinen Kosten der Infrastruktur durch den Steuerzahler. Der Finanzausgleich als solches scheint mir nicht viel mehr als einer mathematischen Formel zu gleichen. Ich meine dies nicht abwertend. Er ist gut gemeint, setzt vielleicht aber auch falsche Anreize.
Es werden zwei Dinge verwechselt. Hier geht es ja um den KANTON nicht um die Städte. Und Bern als grosser Kanton hat viele Aufgaben im „Hinterland“ zu erfüllen, Service Public usw. – Zudem kann man den Erfolg nicht nur an der Wirtschaftsleistung messen. Es könnte gut sein, dass in einigen Jahrzehnten, die Altstadt von Bern, das grüne Umland in seiner Schönheit und Intaktheit für Touristen und Bewohner interessanter wird als die urbanen Zentren Zürich und Basel. Und nicht zu vergessen: Was Literatur und Musik betrifft ist Bern prozentual gesehen noch immer führend.
Sind sie Berner? Zitat: „es könnte gut sein, das in einigen Jahrzehnten…“ , jetzt mal ehrlich, wenn dass die Geschäftseinstellung in Bern ist, wundert mich auch garnichts. Und zum Thema Literatur und Musik, von der kann nun mal kaum einer leben, ist schon ganz nett, aber vermutlich bezahlt es eben der Kanton mit dem Geld von Zürich und Basel, dabei hat Basel und Zürich selbst wohl das grössere Kulterangebot als Bern, ist aber nur eine Behauptung.
Wieso kann sich ein Ketchup nicht vorstellen, dass man mit Musik leben kann? Erinnert er sich an seine Ursprünge? Jeder war mal Tomate war, ehe er zum Verkauf vermantscht und abgefüllt wurde! -:)
Der Hauptgrund liegt darin dass va BE in der Vergangenheit alle Hebel in Bewegung gesetzt hat um die Wirtschaft zu vertreiben während man gleichzeitig den Beamten und Bauernstaat von den anderen finanzieren lässt in der arroganten Ansicht der Kanton repräsentiere schliesslich auch noch den Bund.
Anderseits ist es unmöglich dass innerhalb eines Währungsraums resp. Flächenstaates keine strukturschwachen Gebiete existieren sollten. Keine Umverteilungslasten gibt es nur in Flucht- und Öloasen sowie Stadtstaaten wie Hongkong, Singapur etc, diese sind aber immer vollkommen abhängig von Schutzmächten die sie dulden weil sie dort für ihre Eliten für die Steuerhinterziehung zuständig sind.
Nun gut, im 18. Jahrhundert wurde der protestantische Kanton Bern von Adeligen regiert, die ungefähr des gleichen Geistes Kind waren wie die Elite der katholischen Inner-Schweiz und des Kantons Freiburg, eine sehr reaktionäre Welt. Dagegen waren die Berner Politiker, wie Ochsenbein und Stampfli, führend im liberalen Aufbruch nach 1815, der 1848 zur heutigen Schweiz führte. Neben Gottfried Keller unser größter Schweizer Dichter, nämlich Jeremias Gotthelf hat diese liberalen Berner Politiker gehasst und hat sie in seinem Machwerk „Zeitgeist und Berner Geist“ verunglimpft.
Vielleicht war nach 1848 gerade dieser Geist von Gotthelf, der eine weitere Entwicklung im liberalen Sinne in diesem Kanton wie in Zürich mit der Abschaffung des Systems Escher 1868 verhinderte.
Ferner ist zu beachten, dass Biel und der Berner Jura im 19. Jahrhundert eine Boom-Region durch die Uhrenindustrie waren. Diese Industrie setzte sich unter Brandt mit seiner Marke Omega erfolgreich gegen die damalige amerikanische Konkurrenz durch, die war nämlich vor 1900 in der Welt führend. Biel hat einige Tiefst durchgemacht, aber man kann nicht sagen, sie sei in ihrer Branche untergegangen, z.B. ist die Medizinal-Technik als eine Art Erweiterung der Uhrenindustrie erfolgreich. Aber durch die Politik der SNB mit ihrer schwachsinnigen Aufhebung des Mindestkurses gegenüber dem EURO hat sie in jüngster Vergangenheit einiges zu kauen gehabt.
Man kann ruhig sagen, die immer regierende SVP war in ihrer Politik ein verhinderndes Element in der Wirtschafts-Entwicklung des Kantons Bern.
Dies zeigte sich in ihrer Politik im Erziehungswesen. Da war der Kanton Bern bis in die jüngste Vergangenheit, ein Abklatsch wie die katholische Inner-Schweiz oder noch schlimmer, gerade etwas vor dem Kanton Freiburg, die reaktionärste Bastion der Schweiz.
Es ist auch nicht überraschend, dass die Universität Bern ein Hort des Monetarismus ist. Diese Leute sind ja auch nicht gerade bekannt für eine zielgerichtete Wirtschaftsförderung. Wir hatten dagegen bei vielen Berner Banken in den 90er Jahren Beispiele übelster Immobilien-Spekulation.
Der Kanton Bern hat sich mit anderen Kantonen gemütlich eingerichtet, von dem angeblich immerwährenden Honig-Topf des Finanzplatzes von Genf und Zürich sowie vom Basler Pharma-Standort zu leben. Dies definitiv vorbei!
Wie können das Unternehmertum der SVP, die auf Schweizer Werte und Demokratie zielt und die richtige Geldpolitik der SNB, ein Hindernis für die Wirtschaftsentwicklung des Kantons Bern sein? Ist es nicht vielmehr der Finanzausgleich als solches ein falsches Instrument um Innovation oder Entwicklung voranzutreiben, da dieses Instrument eher Abhängigkeit und Trägheit bewirkt. Und ist es nicht vielmehr die sinnlose Aufblähung und Ausweitung des Staates, also die nutzlose Bürokratie als solches, welche die wirtschaftliche Entwicklung des Kantons verhindern?