Italien braucht ein Wunder

NMTM

Die Wirtschaft hat Fahrt aufgenommen: Geschäftshochhäuser in Mailand. Foto: Stefano Rellandini (Reuters)

Italiens Schulden verharren seit mehr als zwei Jahren über der Schwelle von 130 Prozent des BIP. Alle wissen, dass diese Quote zu hoch ist. Italien sollte deshalb bald mit dem Schuldenabbau anfangen, da die Konjunktur im Moment recht gut läuft und die Zinsen tief sind.

Aber ist Italien überhaupt dazu imstande? Die politische Blockade, die in Rom herrscht, wirkt entmutigend. Gleichwohl gibt es Anlass zu Hoffnung, denn Italien hat es schon einmal geschafft, seine Schulden deutlich zu reduzieren, nämlich in den 1990er-Jahren. Die Grafik zeigt die Entwicklung: 1994 war der Schuldenstand etwa so hoch wie heute, zehn Jahre später war er zurück auf 100 Prozent des BIP. Es fand so etwas wie ein italienisches Wunder statt.

Wie war dieser Erfolg beim Schuldenabbau möglich?

Die wichtigste Ursache war die Notsituation zu Beginn der 1990er-Jahre: Rezession, hohe Defizite und eine Währungskrise. Man sieht auf der Grafik, wie die Schulden zwischen 1991 und 1994 sprunghaft anstiegen. Dies erhöhte die Bereitschaft, ausserordentliche Anstrengungen zu unternehmen.

Zweitens gab es die Zwänge des Maastricht-Vertrags. Italien wusste, dass ohne Schuldenreduktion ein Beitritt zur Währungsunion unmöglich sein würde. Der Schuldenstand von 100 Prozent war zwar immer noch weit über den Vorgaben des Maastricht-Vertrags, der 60 Prozent vorschrieb, und es ist klar, dass die Italiener kurzfristige Tricks angewendet haben, um die Situation besser erscheinen zu lassen, als sie tatsächlich war. Trotzdem: Es wurden echte Sanierungsmassnahmen ergriffen, sowohl beim regulären Haushalt wie bei den Sozialversicherungen.

Drittens hat die Abwertung temporär die Konjunktur gestützt, sodass die negative Wirkung von staatlichen Sparmassnahmen und Steuererhöhungen gedämpft werden konnte.

Ist eine Wiederholung möglich?

Was die Krisensituation als Voraussetzung von Reformen anbelangt, so ist eine Wiederholung durchaus möglich. Es kann allerdings noch lange dauern, bis die Zinsen steigen werden. Es besteht kein unmittelbarer Leidensdruck wie zu Beginn der 1990er-Jahre.

Was den zweiten und dritten Faktor anbelangt, so ist eine Wiederholung nicht wahrscheinlich. Es gibt zwar den Fiskalpakt, aber wer schon in der Währungsunion drin ist, hat wenig zu befürchten. Und eine Abwertung der Währung ist kurzfristig nicht im selben Mass wie in der ersten Hälfte der 1990er-Jahre möglich. Dazu kommen die maroden Banken.

So ist es eher unwahrscheinlich, dass wir bald eine Wiederholung des italienischen Wunders erleben. Es gibt nur ein realistisches Szenario: die Fortsetzung der Tiefzinspolitik der EZB.

60 Kommentare zu «Italien braucht ein Wunder»

  • Anh Toàn sagt:

    Hier wurde jahrelang kritisiert, dass die diktatorische EU, angeführt von der schwäbischen Hausfrau, Italien/Spanien/Griechenland mit ihrer Austeritätspolitik ruinieren.

    Und jetzt wird kritisiert, dass die Schulden nicht gesunken seien, hier für Italien, vor ein paar Wochen für Spanien.

    Ob die EU Austeritätspolitik macht oder Defizitspending, ist egal, wichtig ist, es ist falsch. Und da die immer das falsche machen, müssen die untergehen.

    • Anh Toàn sagt:

      „Rezession, hohe Defizite und eine Währungskrise“

      Mit der Lira konnte man eine Rezession nicht mit Schuldenaufbau (Deficitspending) bekämpfen, da damit eine Währungskrise produziert wurde. Hat man eine Reservewährung wie den EUR, was halt die Lira nie war, kann man genau dies.

      Nur mit einer Reservewährung ist unsere Währung deren Problem. (@Maiko Laugun: Der CHF ist „deren problem“ die Reservewährung der Reservewährungen: Macht man sich Sorgen um USD und EUR, kauft man CHF) Bei einer Reservewährung sind die Gläubiger, deren Problem die (schwache, absackende) Währung ist, Ausländer, bei den anderen Währung sind es Inländer, vor allem das Altersparkapital des Mittelstandes)

      • Anh Toàn sagt:

        Zuvor wurde gesagt, dass es Wirtschaftswachstum brauche und neue Schulden notwendig sind. Und jetzt wird kritisiert, dass das Wirtschaftswachstum auf neuen Schulden basiert.

        @Franz Goedl 22.05.2017 um 19:11: Ganz genau!

        • Rolf Zach sagt:

          Die Gretchenfrage ist doch die, wie man eine Wirtschaftspolitik verfolgt die Wachstum, wenig Inflation und möglichst Vollbeschäftigung ermöglicht und hier bin ich ein sturer Keynesianer.
          Aber für eine solche Politik braucht es einen Wirtschaftsraum mit einer starken Reservewährung, die immun ist gegen äußere Einflüsse und dies ist der Euro-Raum. Nie hätte die DM dies für die EU sein können, die wäre nur eine gröbere Ausgabe der Schatzkästli-Währung Schweizerfranken geworden.
          Deutschland zögert bei der Einführung eine Politik à la Keynes für den ganzen Euroraum, da auf der Güter-Seite deutsche Waren im Weltmarkt äußerst beliebt und einzigartig sind. Eine Art England um 1850! Der europäische Markt war um 1914 für Deutschland beinahe wichtiger als heute!

          • Josef Marti sagt:

            Träumen Sie weiter. Sowohl früher die D Bundesbank wie jetzt die EZB haben nur ein einziges Mandat nämlich Preisstabilität, dies im Gegensatz zur Fed die auch Beschäftigungspolitik als Mandat hat. Daneben gibt es in der Fiskalpolitik für D nur die schwarze Null. Folglich njet mit Keynes.

          • Anh Toàn sagt:

            Artikel 127 Absatz 1 des AEU-Vertrags festgelegt:
            „Das vorrangige Ziel des Europäischen Systems der Zentralbanken (im Folgenden ,ESZB‘) ist es, die Preisstabilität zu gewährleisten.“
            Weiter heißt es dort: „Soweit dies ohne Beeinträchtigung des Zieles der Preisstabilität möglich ist, unterstützt das ESZB die allgemeine Wirtschaftspolitik in der Union, um zur Verwirklichung der in Artikel 3 des Vertrags über die Europäische Union festgelegten Ziele der Union beizutragen.“

            Quelle Webseite EZB

          • Anh Toàn sagt:

            Ich denke, Sie verstehen den Unterschied zwischen „einzig“ wie Sie schreiben und „vorrangig“: Vorrangig sagt, es gibt andere, einzig schliesst dies aus.

          • Anh Toàn sagt:

            @Rolf Zach „Deutschland zögert bei der Einführung eine Politik à la Keynes…“

            Sie sagen sehr richtig, Deutschland zögert, also die nationale Politik. Nur die Politik à la Keynes machen. Die Zentralbank kann dies ermöglichen, unterstützen, kann die aus den Defiziten entstehenden Schulden aufkaufen, oder garantieren, wie es die EZB doch macht mit Italien und Spanien, aber machen kann sie Keynsianische Politik nicht.

            In der Schweiz kann die SNB nur Auswirkungen der Spar=Deflationsstrategie der Politik mildern. (Herr Marti kritisiert gerne Deutschlands Schwarze Null, aber selten – wenn überhaupt – die Sparpolitik unseres bürgerlichen Parlamentes und schon gar nicht, die Unterstützung im „Volk“ dafür, das „Volk“ meint, wir müssten sparen)

          • Anh Toàn sagt:

            Das „Volk“ sagt, unsere Sozialkassen seien bald leer, dabei kauft die SNB Euronen und Dolas bald für ein ganzes BIP: Wir hätten auch alle fast ein Jahr Ferien machen können mit der Kohle, aber das Volk will nicht mal sechs Wochen im Jahr. Wir müssen chrampfen und sparen, Gotthelf hat es gesagt.

          • Josef Marti sagt:

            Oha, der AT übt sich wieder mal in Oberspitzfindigkeit. Mit Gotthelf haben Sie recht, es gibt weltweit keine willfährigeren Abstrampler, Konsumentenschweinchen und Schuldenmacher im Interesse von Bankern, Boden und Kapitalbesitzern als das CH Volch. Auf der anderen Seite spurt dieses unbotmässige dumme Volch bei Abstimmungen überhaupt nicht obwohl es ja ganz anders gewählt hat, gopferteckel nochmal.

          • Maiko Laugun sagt:

            „Gotthelf“

            Nebst der generellen Angst vor einem wirtschaftlichen Niedergang und Verlust der eigenen Pfründe (z.B./u.a. befürchteter Missbrauch des Sozialstaates durch Immigranten), glaubt vor allem die Mittelschicht, jemals den Sprung nach oben zur Elite zu schaffen. Dadurch hat die Elite ein leichtes Spiel mit seinem masochistisch anmutendem Volch.

            Das dürfte kein CH-Phänomen sein. Es ist lediglich wegen der halbdirekten Demokratie besser ersichtlich, weil in dieser ein jeder glaubt, sich in der Materie besser auszukennen als in einer parlamentarischen Demokratie.

      • Maiko Laugun sagt:

        @Ahn: Ist es nicht ein wenig zu hoch gegriffen, den CHF als Reservewährung der Reservewährungen (USD/EUR) zu bezeichnen? Falls Ja, wessen Problem ist es, wenn die SNB EUR kauft? Glaube kaum, dass die SNB es mit dem FED oder der EZB aufnehmen kann.

        Austerität versus Deficitspending: Im Falle Griechenlands hat man gesehen, dass französische und deutschte Banken vor Verlusten geschützt wurden. Das ist (theoretisches Beispiel), wie wenn im Heidiland Bundes-Bern einem kleinen Kanton Austerität diktiert, weil dieser Kredite an (Kantonal-)Banken grösserer Kantone nicht zurückbezahlen kann.

        Bei einem so grossen Kanton wie Italien würde sich dies innerhalb der EU wohl niemand trauen.

      • Maiko Laugun sagt:

        Spanien – da Grundvoraussetzung des Systems – durfte als Pleitier sich selbst (mit allen anderen) die Garantie auf Rückzahlung zusprechen. Ist da die Frage ob Austerität oder Deficitspending wirklich noch relevant?

      • Anh Toàn sagt:

        @Maiko Laugun „Im Falle Griechenlands hat man gesehen, dass französische und deutschte Banken vor Verlusten geschützt wurden.“

        Die Banken wurden zu Abschreibern gezwungen.

        CHF „Reservewährung der Reservewährungen“ Wie Sie betonen hat die SNB viele CHF Schulden, deren Gläubiger sind die Banken. Diese wiederum, haben CHF Schulden bei Sparern / Anlegern. Die Banken wurden Gläubiger der SNB, um Deckung zu haben für die Schulden bei den Kontoguthaben. Die Anleger wollen mit den CHF nicht den Konsum in CHF aufschieben, im Unterschied zu Sparern, sondern die CHF eines Tages mit Gewinn (relativ zu ihrer Referenzwährung) verkaufen. Reserven hält man in Währungen, in welchen man was kaufen muss (USD für Öl), vielleicht ist der CHF eher wie Gold, als eine Reservewährung.

        • Maiko Laugun sagt:

          @Ahn: Bin soweit gerne einverstanden:

          „CHF eher wie Gold“: Ja. (Devisenspekulation).

          „Reserven … in welchen man was kaufen muss“: Die SNB hält EUR zur Stützung des CHF-Mindestkurses und USD zusätzlich in US-Aktien.

          • Rolf Zach sagt:

            In aller Bescheidenheit darf ich erwähnen, dass ich bereits früher vom CHF als der Reservewährung der Reservewährung geschrieben habe. Wie die geneigten Leser meiner Kommentare hier vielleicht bemerkt haben, spreche ich in diesem Zusammenhang ständig von Schatzkästli-Währung CHF. Dieser Ausdruck sollte unterstreichen, dass man den Schweizerfranken als allerletzte Zusatz-Sicherheit seines Vermögens hält, so wie Gold. Der letzte Notgroschen, wenn alles schief geht. Diesen Status hat mir nie gefallen, da es unsere Volkswirtschaft knebelt und ich bin unzufrieden mit der SNB, die nicht eine effektive Geldpolitik dagegen macht wie Leutwiler 1978 (Negativzinsen). So wie die SNB im Januar 2015 gehandelt hat, hat sie wohl geglaubt, der Euro werde nicht überleben. Ein folgenschwerer Irrtum!

          • Rolf Zach sagt:

            Selbstverständlich versucht heute die SNB von dieser unseligen Schatzkästli-Währungspolitik wegzukommen, aber im Gegensatz zu Dänemark ist es er ihr eher schlecht gelungen. Damals habe ich 3 Branchen als resistent gegen diese scharfe Aufwertung des CHF geschildert. Natürlich die Pharma, sowie Spezialbetriebe die weltweit tätig sind mit einzigartigen Apparaten, die man unbedingt braucht und die durch langfristige Patente geschützt sind sowie die Uhrenindustrie als Hersteller von Prestige-Markenartikel. Bei der Uhrenindustrie habe ich tüchtig daneben gelangt, wie die Gewinne des Swatch-Konzerns zeigen.
            Was die Devisen-Reserven der SNB betrifft, kann nicht verstehen, dass die SNB nicht CHF-Aktien kauft. Hätte sie dies getan zu den Kursen von 2008 oder 2015, wären ihre Gewinne grösser.

          • Maiko Laugun sagt:

            @Rolf: „So wie die SNB im Januar 2015 gehandelt hat, hat sie wohl geglaubt, der Euro werde nicht überleben. Ein folgenschwerer Irrtum!“

            Unsinn! Die SNB hat endlich gemerkt, auf welch selbstkreierten Pulverfass sie sitzt = schon fast kriminell anmutend aufgeblähte Bilanz.

          • Maiko Laugun sagt:

            @Rolf: Trotz Schatzkästlein-CHF geht es der CH-Wirtschaft – im Vergleich zu anderen – immer noch besser. Dies zeigt die Leistungsbilanz. Jede Aktion der Nati – egal in welche Richtung – stärkt die einen und schwächt gleichzeitig die anderen und umgekehrt.

            Investitionen in CH-Aktien durch die SNB: Klar! Die Nati stärkt aber lieber Grosskonzerne in den USA. Was hat dies mit der Unterstützung der CH-Exportindustrie oder dem Tourismus zu tun?

          • Anh Toàn sagt:

            @Maiko

            Seit 2015 hat sich die Bilanz der SNB weiter aufgebläht. In ähnlichem Tempo.

            Also wenn die Sorge um die aufgeblähte Bilanz der Grund war, war das Mittel nicht nützlich.

            Ich habe schon damals gefragt, warum Jordan nicht mit seiner „Wunderwaffe“ Negativzinsen nicht den Mindestkurs verteidigt. Ich halte die Erklärung von Herrn Zach für die wahrscheinlichste, die SNB betrachtete den Zusammenbruch des Euro zumindest als valables Szenerio für die nähere (eher Monate als Jahre) Zukunft.

          • Anh Toàn sagt:

            „CH Aktien“

            Ist Nestlé eine CHF Aktie?

            Wenn ich mich nicht um ein paar Stellen getäuscht habe, könnte die SNB mit Ihren Aktiven fast die Hälfte des SMI aufkaufen.

          • Maiko Laugun sagt:

            @Anh: „Ist Nestlé eine CHF Aktie?“

            Nein, genauso wenig wie andere Grosskonzerne, inkl. die Grossbanken. Immerhin könnte die Nati als Aktionär etwas Einfluss einnehmen.

            Ich sehe da eine Diskrepanz: Die Nati ist ein Tool zur Stabilisierung einer nationalen Währung/Wirtschaft und dient gleichzeitig eben auch den Interessen der ausländisch dominierten Konzerne, da eben im Heidiland domiziliert (= Problematik Nationalstaaten).

            „Seit 2015 hat sich die Bilanz der SNB weiter aufgebläht.“

            Richtig. Ich kann da aber keine Angst vor einem Untergang des EUR erkennen; bestenfalls die Befürchtung von Verlusten.

            „Also wenn die Sorge um die aufgeblähte Bilanz der Grund war, war das Mittel nicht nützlich.“

            Deshalb wohl (zusätzlich) Umschichtungen in US-Aktien.

  • Nick Schaefer sagt:

    Italien dürfte ruhig forscher die Banken sanieren, und die Gerichtspraxis im Konkursrecht auf ein modernes, marktwirtschaftliches und rechtsstaatliches Niveau heben.
    Sobald das geschieht, und die Weltgemeinschaft einmal an die Glaubwürdigkeit des Rechtsstaates und an Investitionssicherheit in Italien glauben wird – was im Moment niemand tut – dann wird endlos viel Risikokapital ins Land fliessen, die Steuereinnahmen werden sich vervielfältigen, die Wirtschaft wachsen, im Mezzogiorno gibt es Immobilieninflation und Arbeitsplätze.
    Aber eben: Zuerst müsste man den Institutionen trauen können.
    Doch solange bei Konkursen in Italien der Kreditgläubiger nie auf die Konkursmasse zugreifen kann, solange Italien seine Stromkaufsverträge ungestraft brechen kann, ohne sein Rating zu verlieren …

  • Franz Gödl sagt:

    Alle scheinen sich einig, dass Schulden schlecht sind und abgebaut werden müssen. Dabei ist ein Anstieg von Schulden immer mit einem Anstieg an Optimismus der Marktteilnehmer gleichzusetzen. Wer würde schon einen Kredit aufnehmen, wenn er sich nicht dadurch einen finanziellen Vorteil durch Produktivitätszunahme der Firma, Investitionsgewinne, etc. erwartet. Ein Land dazu zu nötigen, seine Schulden zurück zu zahlen kommt der Erwartung gleich, dem Land eine Rezession auf den Hals zu hetzen. Man kann eine „zu hohe“ Schuldenquote mit einem sehr weit fortgeschrittenen Mass an Optimismus gleichsetzen, der bekanntlich am Ende eines Konjunkturzyklusses vorkommt und das könnte per se tatsächlich bedeuten, dass der Peak erreicht ist. Nur sind dies komplett andere Zusammenhänge wie hier erörtert

    • Josef Marti sagt:

      Inflationäre Kreditblasen die Bauruinen, leere Trabantenstädte und leere Flughäfen hinterlassen sind auch Optimismus. Ist ja kein Problem, da Banken immer gerettet werden landen die betreffenden Schulden stets auf dem Konto Staatsschulden. Hauptsache das Erfolgsmodell der Gewinnprivatisierung und Verlustsozialisierung funktioniert, dazu ist der Euro das mit Abstand beste und erfolgreichste Mittel das es je gegeben hat. Solange es den Bankern und Beamten gut geht sind hohe Arbeitslosenraten völlig wurst, Hauptsache Reservewährung, aber das war ja damals auch schon die DM.

      • Linus Huber sagt:

        Das korrupte Modell des legalisierten Diebstahls funktioniert bestens für die vom System Privilegierten, Josef. Es handelt sich um das Resultat kurzfristig orientierter und prinzipienfreier Entscheide pseudointellektueller „Verantwortungsträger“, mit „no skin in the game“ auf persönlicher Ebene.

  • Samuel Reusser sagt:

    Schuldenabbau ist möglich, der italienische Staat muss weiterhin die
    Mafia ausrauben. Das haben sie ja bereits erfolgreich getan- Beute: Supermärkte-Land -Villen etc. etc.- Wenn die Mafia ausgeraubt ist geht beim italo
    Staat endgültig das Licht aus- ende-out-fini-exitus-terminate!

  • Paul Meier sagt:

    Die Italiener können die Schulden genauso wenig je zurückzahlen wie alle anderen südeuropäischen Länder. In den 90er Jahren waren die Italiener nicht besser als heute, sie haben da nur getrickst um Maastricht „zu befolgen“ – jedermann wusste das. Dazu kam, dass sie in jener Zeit die erste von verschiedenen Steuer-amnestien durchführten, da floss auch ungeplantes Geld zu. Das war allerdings rasch verpufft. Norditalien hätte ja noch eine Chance – die sind innovativ und produktiv, doch solang der Klotz Süditalien am Hals hängt geht nichts. Und dass man die Mafia und Konsorten in den Griff kommt ist schier unmöglich. Die sind wie ein Krebs mit vielen Metastasen unheilbar.

    • Josef Marti sagt:

      Dann müsste aber schon bald mal der Exitus kommen, das wäre dann aber schon wieder eine Verletzung der Maastricht Regeln, folglich müsste von Brüssel endlich mal eine Busse gesprochen werden.

      • J.M.Lecoq sagt:

        Ja.. Hr. Marti… da haben Sie auf den ersten Blick natürlich Recht…
        Die Non-Exitus-Klausel ist allerdings stark umstritten. Bestrebungen diese zu kippen sind bekanntlich im Gang.
        Der Exitus ist ein Menschenrecht und sollte doch auch für Staaten gelten.
        Die von Ihnen geforderte Busse ist allerdings zweigleisig. Verletzt diese doch den Generationenvertrag. Gemäss EUGH hat eben dieser Generationenvertrag glücklicherweise Vorrang.
        Sie sehen… Sache ist verzwickt…

        N.B. Die Non-Exitus-Klausel ist übrigens die einzige Richtlinie gemäss Maastricht, welche bis heute auch eingehalten wurde.
        Die Disziplin innerhalb der Eurozone ist doch noch nicht völlig im Eimer.

    • Rolf Zach sagt:

      Immerhin soll es in Palermo immer mehr Geschäftsleute geben, die sich weigern der Mafia Schutzgelder zu zahlen und Palermo gerade deswegen schöner und attraktiver für Touristen geworden ist. Es habe sich einiges geändert in Sizilien seit der grässlichen Ermordung von Staatsanwälte Falcone und Borsellino 1992.

    • will williamson sagt:

      Süditalien hängt nicht am Hals, sondern am Stiefel.

  • Bruni Giordano sagt:

    Der Agritourismus hat in Italien einen starken Verbreitungsgrad erreicht,
    und auch der Qualitätsstandard ist sehr hoch. Es bestehen auch
    Anstrengungen von Seiten der Regierung, verlassene und dahindarbende
    Bauernhöfe arbeitslosen Jugenlichen zu verschenken, mit der Bedingung,
    eine Produktivstätte für Agrikultur und Tourismus zu generieren.
    Meine Erfahrungen in den „agriturismi“ waren sehr positiv, und offensichtlich
    bringen diese „agriturismi“ Wertschöpfung und Arbeitsplätze.

  • Bruni Giordano sagt:

    Habe schon öfters behauptet, dass der „San Gennaro“ immer wieder Wunder
    vollbringt. Tönt wiederholungshalber langweilig, ist aber so.
    In Vietnam, welches ich im Momen bereise, geschehen auch Wunder.
    Tönt lapidar, ist aber reine Wirklichkeit: in den zahlreichen Bombenkratern wird eine intensive Fisch- und Meerfruchtzucht getätigt(die Wände sind abgedichtet!)., und der Export floriert. Damit haben nicht einmal die Amerikaner gerechnet(Gratisinfrastruktur) Kann mir vorstellen, dass Italien mit dem Agritourismus, welcher einen respektablen Qualitätsstandard erreicht hat, dank Agrikultur kombiniert mit Tourismus einen Volltreffer landet.

    • Rolf Rothacher sagt:

      Kennen Sie ein einziges Land, dessen Bevölkerung mit Hilfe des Tourismus wohlhabend geworden ist oder wohlhabend blieb? Ich nicht.
      50 Millionen ausländische Gäste zählt Italien. Lässt jeder von ihnen 1000 Euro liegen, wären das 50 Milliarden, ein Anteil am BIP von 3% am BIP, also völlig unbedeutend. Wenn Italiener in Italien Urlaub machen (oder Essen gehen), dann führt dieser Konsum nicht zu mehr Wohlstand.

      • Maiko Laugun sagt:

        @Rolf: „..ein Anteil am BIP von 3% am BIP, also völlig unbedeutend.“

        Warum soll ein amerikanischer Tourist jemals ein italienisches Produkt kaufen, wenn er sich als Tourist in Italien nicht willkommen gefühlt hat?

  • H.Trickler sagt:

    Es ist Prodi zu verdanken, dass es Italien damals geschafft hat. Und nachdem das Ziel erreicht war durfte er gehen (Der Mohr hatte seine Schuldigkeit getan)…

  • Rolf Zach sagt:

    1. Der Euro ist eine Reserve-Währung, die sich mit den wichtigsten Kennzahlen im gesamten Euro-Raum gegenüber dem Dollar nicht verstecken muss. Es ist absolut richtig die Gesamtheit der Zahlen des Euro-Mitglieder zu betrachten. Schließlich hat die Euro-Zone auch so ein Steuerparadies Luxemburg wie die Schweiz den Kanton Obwalden oder den Kanton Luzern mit einer stärker anschwellenden Verschuldung als Italien und trotzdem ist unsere Schatzkästli-Währung ständig aufgewertet worden gegenüber dem $, dem € und dem Yen.
    2. Italien ist eine viel stärkere Industrienation als Großbritannien (dort kann man sagen es gibt nur noch den Finanzplatz London). Gut, sie haben noch Pharma und etwas Rüstung. Dagegen ist Italien stärker als Frankreich in der Industrie, beim Mittelstand sowie so.

    • Rolf Zach sagt:

      3.Was der Artikel nicht erwähnt, ist die Privat-Verschuldung eines Landes. Zum Beispiel sind es in Deutschland 150% des BIP (Staat 45%), Frankreich sogar 229 % (Staat 96%) und Italien 176% (Staat 133%). Italien hat auch eine höheren Anteil an Eigentum im Wohnbereich (85%) als Deutschland (52%), Frankreich (64%). Für die Schweiz sind die Zahlen 43%(!) und die USA (64%).
      4. Die Gesamtverschuldung eines Landes ist noch wichtiger als die Staatsverschuldung. Bei der Kennzahl der Staatsverschuldung ist noch zu beachten, wie viel Staatsschulden gehören der Zentralbank und wie viel sind bei den Privaten+den Finanz-Intermediären angelegt.
      5. Die allerwichtigste Zahl ist,wie hoch der %Satz am BIP ist von den Zinsen der Gesamtschuld, die von einem Subjekt an das andere zu zahlen sind

      • Rolf Zach sagt:

        6. Ich glaube kaum, dass 15 % Anteil am BIP für die Bezahlung der Schulden bei Industriestaaten mit hohem BIP pro Kopf ein Problem sind. Es fängt an kritisch zu werden, wenn es die 20 % Marke des BIP überschreitet und davon ist Italien wahrscheinlich noch weit entfernt.
        7. Die italienischen Banken sind vor allem wegen ihren Immobilien-Krediten in der Bredouille. Dies ist ein verständliches Phänomen, wenn ein Land ein Übergang bewerkstelligt von einem Land mit Schwund-Währung zu einem solchen mit Reserve-Währung. Frankreich hat den gleichen Prozess durchgemacht. Mit einem leichten Anstieg der Euro-Inflation löst sich das Problem.
        Nach der University of Washington hat Italien eine bessere Gesundheitsversorgung (88,7)als Deutschland (86,4).
        Fazit:Italien ist nicht der kranke Mann Europas!

      • Josef Marti sagt:

        Zwar konnte man vor dem Euro mit einer Schwundwährung schneller die BIP Schuldenquote senken als mit dem Euro, aber da Italien keine nennenswerten Aussenschulden hat und seit 2012 die LB scheinbar wieder positiv verläuft sind die Staatsschulden im Gegensatz zur Privatverschuldung ziemlich wurst.

        • Rolf Rothacher sagt:

          @Rolf Zach: Sie vergessen eines: die Italiener sind nicht bereit, dem Staat noch mehr Geld zu geben. Deshalb ist Ihre Betrachtung der Gesamtschulden im Land irrelevant, wenn es um den Staat Italien geht. Sobald die Zinsen steigen (und sie werden es irgendwann, falls der US-Dollar die Zinssätze immer weiter auf ein Normalmass erhöht), muss auch der Euro nachziehen oder alle Investitionen müssten verstaatlicht werden (weil kein Investor dein Geld in Euro riskieren würde). Die Folgen wären grausamste Misswirtschaft.
          Die USA schrecken nicht zurück, ihren Zinssatz bei Bedarf auch mal auf weit über 10% zu heben. Der italienische Staat müsste dann 15% des BIP für Zinsen aufwenden, die Privatpersonen/Unternehmen noch einmal 15%. Das hält keine Volkswirtschaft aus.

          • Josef Marti sagt:

            So ein Unsinn, bei solchen Zinsen können die Reps ihr ersehntes Schuldenwirtschaftswunder sofort vergessen. Auch die USA kommt aus der Falle des Abwertungskriegs nicht heraus.

          • Rolf Zach sagt:

            Zinslast-Quote (d.h. der Zinsaufwand des Staates gemessen am BIP) ist für 2013 für den Euro-Raum 2,8 %, für Italien 4,8 %, für Deutschland 2% und Frankreich 2,3%. Portugal ist am höchsten mit 5%, Griechenland hat durch Stundungen 4%. Man kann also ruhig sagen bis 5% droht kein Bankrott einer Währung, darüber kann man streiten wo der Schwierigkeiten einer Währung beginnen.
            Im Charakter und den Auswirkung ähnlich sind Staatsschulden und die Schulden der privaten Haushalte inkl. Hypotheken. Steuern und Löhne sind längstens nicht so volatil wie Unternehmensgewinne, aber im Volumen einiges grösser als die der Unternehmungen. Bei Steuerausfällen und Lohn-Reduktionen die Ausgaben dieser beiden Größen zu reduzieren ist schwieriger als bei den Unternehmungen.

          • Rolf Zach sagt:

            Es fehlt mir das Zahlenmaterial für die Zinsausgaben der Privaten prozentual im Vergleich zum BIP Italien/Frankreich, aber ich bin überzeugt, es ist nicht mehr als 5 % des BIP. Also sind die gemeinsamen Zinsausgaben des Staates und privaten Haushalte nirgendwo mehr als 10% des BIP. Korrigierend was ich vorher geschrieben habe, ist etwa 12% die Schmerzgrenze der beiden Größen, dies wird es aber im Euro-Raum als Gesamtheit nie erreichen, im Einzelfall auch nicht in Italien.
            Fazit: Die Euro-Zone ist recht solide, hat eine Zentralbank im Gegensatz zur Lateinischen Münzunion und alle Euro-Länder sind Sozialstaaten. Wo verhungere ich schneller als Obdachloser, in Portugal oder in East St. Louis, Illinois?

  • Anh Toàn sagt:

    Italien braucht tiefe Zinsen, also ist „das Wunder“ welches Italien braucht, das „eine realistische Szenario: Die Fortsetzung der Tiefzinspolitik der EZB.“

    Was jetzt? Wunder oder realistisches Szenario?

    Egal, die EU geht unter, immer wieder Montags bei NMTM, wie die Sonne jeden Abend.

    • Rolf Zach sagt:

      Ich versuche den Euro mit Fakten zu verteidigen, aber werter A.T. Sie bringen dies besser und kurzweiliger auf den Punkt! Bei den Fakten sind die € Gegner und sogar diejenigen der EU ohne € praktisch gehörlos.
      Auch über den EWR von 1992 wird landab stur behauptet, der Vertrag sei ein Unglück für unsere Schweiz und unseren Wohlstand gewesen.
      Hier ist unser B. ihr Prophet, sein Glaube zählt und nicht unsere Interessen!

      • Anh Toàn sagt:

        Ich mag Ihre Fakten.

      • Rolf Rothacher sagt:

        @Rolf Zach: Sie wissen ganz genau, dass eine gemeinsame Währung über derart wirtschaftlich unterschiedlich potente Nationen nur mit einer gemeinsamen Fiskal- und Sozialpolitik (Rentensysteme), sowie einem finanziellen Ausgleich auf Dauer möglich wäre. Alle Währungs-Systeme in der Vergangenheit sind exakt daran gescheitert. Und es gab davon recht viele, denn die politischen Träumer sterben nie aus.

        • Rolf Zach sagt:

          Ich muss mich hier leider wiederholen. Der Euro hat eine Zentralbank und deshalb wird diese Währung bleiben. Ebenfalls ist der Euro bereits jetzt die zweit wichtigste Reservewährung der Welt nach dem Dollar, ideal für eine Konjunkturpolitik à la Keynes. Kommt noch dazu, dass alle Euroländer Sozialstaaten sind. Auch wenn unterschiedlich in ihrer Art, die Differenz dabei ist gar nicht so groß. Wie groß ist die Differenz des BSP pro Kopf in Mississippi und New York und desjenigen zwischen Portugal und Deutschland. So unterschiedlich sind sie gar nicht!

    • Linus Huber sagt:

      „die EU geht unter“

      Wo genau erwähnt der Autor dies?

      Das Wunder besteht nicht in tiefen Zinsen, sondern in der Reduktion der Staatsschulden. Die Aussage ad absurdum mit Unterstellungen zu verändern, muss wohl befriedigend wirken.

      • Anh Toàn sagt:

        „Italien braucht ein Wunder“

        also ohne Wunder geht Italien Pleite Bankrott kaputt tot. Und dann ist die EUR Krise wieder da,bla bla bla

        Und nein Schuldenabbau ist kein Wunder, das sind zahlen, Wunder ermöglichen Schuldenabbau, tiefe Zinsen können das aus.

        „Italien braucht tiefe Zinsen und wird sie bekommen“ ist halt fader als Titel als „Italien braucht ein Wunder“

        • Linus Huber sagt:

          Tiefe Zinsen bestehen dank Draghi seit Jahren; wo genau stellen Sie den Schuldenabbau fest?

          Einen Staatsbankrott dem Tod gleichzusetzen ist totaler Unsinn.

        • Anh Toàn sagt:

          „Tiefe Zinsen bestehen dank Draghi seit Jahren“

          Das Wunder besteht seit Jahren?

        • Anh Toàn sagt:

          „Wo genau stellen Sie den Schuldenabbau fest“

          Hier bei NMTM wurde konstant die Austeritätspolitik kritisiert: Jetzt merkt man, dass gar keine Austeritätspolitik betrieben wurde und kritisiert den ausbleibenden Schuldenabbau. Austeritätspolitik ist Schuldenabbau.

          Also was genau rät man? Schuldenabbau oder Defizitspending?

          • Josef Marti sagt:

            Austeritätspolitik ist nur dann Schuldenabbau wenn das Wachstum darunter nicht leidet, das hat inzwischen auch der IWF festgestellt. Darum rät man immer beides je nach Lust und Laune, Hauptsache Wachstum, deshalb hat seinerzeit Mutti Merkel auch ein Wachstumsbeschleunigungsgesetz beschlossen.

          • Linus Huber sagt:

            @ Josef

            Schulden können auch durch ein Insolvenzverfahren „abgebaut“ werden.

  • Linus Huber sagt:

    Die Hoffnung stirbt zuletzt: Wunder gibt es immer wieder.

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