Der grösste Schweizer Technologie-Schock

Schweizer «Baumwollgürtel»: 1787 arbeitete ein Drittel aller Beschäftigten im Textilgewerbe. (Bild: Getty Images)
Wie disruptiv wird die Digitalisierung sein? Diese Frage taucht früher oder später bei jedem Vortrag oder Podium auf, wenn es im weitesten Sinne um das Thema Wirtschaft geht. In der Regel lautet die Antwort: Es wird ganz heftig werden.
Dabei wird auch öfter historisch argumentiert. Bisher sei nur Muskelkraft durch Maschinen ersetzt worden, nun aber könne man die Funktionen des Hirns simulieren. Fast alle Berufe stünden nun zur Disposition.
Kann gut sein, aber die historische Betrachtung führt einen eher zu gegenteiligen Schlüssen. Das Ersetzen von Hirnfunktionen durch Maschinen ist überhaupt nicht neu. So gibt es zum Beispiel schon lange Rechenmaschinen.
Zweitens ist der Prozess der Digitalisierung bereits seit Jahrzehnten im Gang, ohne dass Massenarbeitslosigkeit entstanden wäre. Der Strukturwandel ist heftig, aber nicht disruptiv. Die meisten Leute, die wegen der Digitalisierung ihre Stelle verloren haben, kamen woanders unter, und die Lehrlingsausbildung wird fortlaufend angepasst.
Drittens gab es bisher nur einmal einen wirklich disruptiven Technologie-Schock in der Schweizer Wirtschaftsgeschichte, und dieser ist in seiner Art nicht wiederholbar. Die Rede ist von der industriellen Revolution, die Ende des 18. Jahrhunderts die bestehende Wirtschaftsstruktur der Deutschschweiz regelrecht durchschüttelte.
Die Ausgangslage war folgendermassen: In der Nord- und Ostschweiz waren viele ländliche Haushalte im 18. Jahrhundert in der Baumwollverarbeitung beschäftigt. Sie spannen, woben und druckten zu Hause im Keller oder in der Stube, um ihr Einkommen aus der Landwirtschaft zu verbessern oder um überhaupt überleben zu können.
Auf der Karte sieht man die Ausdehnung des «Baumwollgürtels»:

Gemäss einer Gewerbezählung von 1787 waren im Kanton Zürich etwa 35’000 Personen in der Baumwollspinnerei beschäftigt, 6500 in der Baumwollweberei und 4000 in der Seidenproduktion. Zusammengerechnet arbeitete etwa ein Drittel aller Arbeitskräfte in der Textilbranche. Das war für die damaligen Verhältnisse in Europa ein hoher Wert. In den meisten Regionen des Kontinents machte die gewerbliche Produktion weniger als 10 Prozent aus. Die Landwirtschaft dominierte.
Zur selben Zeit, als die Gewerbezählung durchgeführt wurde, nahm in England die industrielle Revolution in der Baumwollspinnerei allmählich Tempo auf. Innerhalb kürzester Zeit kam es zu gewaltigen Einsparungen des Personaleinsatzes. Man schätzt, dass die ersten Spinnmaschinen auf einen Schlag 30 Personen durch eine Person ersetzten. Das war ein Produktivitätsfortschritt, der wirklich als disruptiv zu bezeichnen ist.
Die Preise für englisches Garn purzelten in die Tiefe, wie folgende Tabelle zeigt.

Die Folgen für die Schweizer Haushalte, die noch das Spinnrad benutzten, um die Rohbaumwolle zu Garn zu verarbeiten, waren entsprechend verheerend. Man schätzt, dass ungefähr 100’000 Spinnerinnen und Spinner in den 1790er-Jahren die Arbeit verloren – bei einer Gesamtbevölkerung der damaligen Eidgenossenschaft von rund 1,6 Millionen Personen.
Seither hat es keine vergleichbare Disruption mehr gegeben. Es kam zwar regional immer wieder zu äusserst schmerzhaften Episoden von schnellem Strukturwandel. Beispiele sind die Textilindustrie in Glarus, die Stickerei in der Ostschweiz oder die Uhrenindustrie am Jüra-Südfuss. Aber ein solches Ausmass an prozentualem Arbeitsplatzverlust in so kurzer Zeit kam nie mehr vor. Es war der grösste Technologie-Schock der Schweizer Geschichte.
Er trat nur deswegen auf, weil er den Beginn des industriellen Zeitalters begründete. Die Welt veränderte sich komplett. Seither sind wir die schnelle Veränderungsrate des technologischen Wandels gewöhnt und wissen, dass wir sie mit Bildung und Sozialversicherungen gut bewältigen können. Eine Wiederholung ist deshalb äusserst unwahrscheinlich, Digitalisierung hin oder her.
127 Kommentare zu «Der grösste Schweizer Technologie-Schock»
Das sehe ich nicht so. Zum ersten Mal in der Geschichte, ist die KI so weit fortgeschritten, dass sie real menschliche Gehirnleistung ersetzen kann.
Siehe nur die Bildersuche bei Google. Niemand muss mehr Bilder kategorisieren, das übernimmt die KI. Mit dem Einsatz von KI bisher nur bei Grosskonzernen stehen wir damit lediglich am Anfang einer Entwicklung in die Breite. Die nächsten werden wohl die einfachen Sachbearbeiter sein, welche von der KI ersetzt werden. Mit der weiteren Entwicklung werden immer komplexere Gehirnleistungen von der KI bewältigbar so dass am Ende nur noch die Top-Forschung übrig bleiben wird. Die einzige Frage die sich stellt ist, wie schnell die Entwicklung voranschreiten wird.
Oh je .Corporate IT ist jetzt schon ein „pain in the ass..“. Immerhin kann ich als Anwender Kritik äußern. Digitalisiert tuts der Kunde. Und ist weg.
Es wird immer mühsamer die Kommentare zu lesen. Eine BITTE an ALLE: haltet euch an die Sache und weicht nicht mit Rundumschlägen und persönlichen Anschuldigungen vom Thema ab. Konstruktive Vorschläge sind gefragt. KAUSALITÄT – Ursache – Wirkung.
Danke
Die Suppe wird nicht so heiss gegessen, wie sie gekocht wird. Im Moment herrscht zwar wiedereinmal viel Enthusiasmus, weil einige meinen, viel neues Land zu entdecken. M. E. ist das jedoch nur eine lineare Fortsetzung der bisherigen Automatisierung und Digitalisierung. Es errinnert mich ein bisschen an die Dotcom Blase im Jahre 2000. Schon damals hat das Schlagwort der künstlichen Inteligenz (KI) Schlagzeilen gemacht. In vielen Bereichen des alltäglichen Wirtschaftsleben ist die Digitalisierung und KI jedoch aus praktischen Gründen noch immer sinnlos. Einverstanden, die selbstfahrenden Autos werden kommen. Aber: der Automobilmarkt ist ein Riesenmarkt und die Verkehrsregeln relativ einfach zu erlernen (programmieren). Dieses Beispiel ist also geradezu prädestiniert für KI Anwendungen.
@M. Stadelmann
Schon in den 80er Jahren war KI ein grosses Thema. Nur kann man 30 Jahre danach feststellen, dass alle vollmundigen Behauptungen der Forscher, bald das menschliche Gehirn simulieren zu können oder gar zu übertreffen, sich als völliger Quatsch herausgestellt haben. Der entscheidende Punkt ist: Unser Hirn muss nicht alles von a-z durchrechnen, sondern benutzt völlig andere Strategien um Gesichter zu erkennen, Emotionen zu generieren, zu lernen und mit dem Körper über zig Botenstoffe, Nerven u.s.w. zu kommunizieren.
Aber die Roboter müssen auch überhaupt nicht so intelligent werden wie wir um künftig bis zu 80% der Jobs zu ersetzen. Eine Software oder ein Roboter muss sich nur in seinem Spezialgebiet „auskennen“ aka programmiert werden und sich nicht noch für Kochen, die alten Griechen und Geographie interessieren.
Bei der Digitalisierung oder früher auch Automatisierung genannt, ist vor allem eine Größe zu beachten. Die Frage des Input in ein solches System. Man kann durchaus in der Digitalisierung sehr weit gehen, aber rechnen sich auch deren Investitionen. Ich rede hier nicht von den asiatischen Löhnen von Ungelernten, sondern von europäischen Löhnen der Facharbeiter. Wenn ich zum Beispiel eine Mio. CHF in eine 100 % Digitalisierung setze, anstatt in eine 80 % für eine halbe Mio. CHF mit manuellen Zusatzkosten von 200,000 CHF habe ich definitiv Geld gespart.
Digitalisierung ist nicht Rationalisierung, dies ist ein sehr wichtiger Grundsatz, wer dies nicht beachtet, kann in Konkurs geraten.
@Rolf Zach
Technologischer Fortschritt ist im Kapitalismus ausschliesslich durch die Konkurrenz bedingt. Desweiteren wird ja auch massiv mit Kredit gearbeitet. Wer heute nicht die modernsten Maschinen, Software, Roboter benutzt, ist einfach ganz schnell weg vom Fenster, da das Tempo des global agierenden Kapitals es überhaupt nicht anders erlaubt.
Heute sind aus diesem Grund schon ganze Regionen, Länder und gar Kontinente weg vom Fenster.
Schaut man sich auf der Welkarte die prosperierenden Zentren an – wirken diese geradezu mickrig gegenüber der sich ausdehnenden Peripherie aka Industriewüste.
Dass man hier in Europa diesen Prozess mit politischen Entscheidungen ab den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts auch noch vorangetrieben hat ist nicht ohne Ironie, da man ja sich ein „einiges Europa“ wünschte.
Disruptive Zweige sind nicht elektrische Fortbewegungsmittel, Geld, Verbrennungsprodukte fossil, massiv alle Arten von Chauffeur/Lokfūhrer/Taxi und ÖV Jobs, vieles in Vorsorge, Diagnose, Medizin, Teile der Jurisprudenz, Versicherungen und – ein bisl später – das Ausbildungswesen. Zeit den Leuten – die Dank unserer Vorfahren geleisteten bzw. nun ermöglichten Errungenschaften – mit viel freier Zeit geniessen zu lassen. Alle Grundversorgungen können mit sehr wenig Manpower sichergestellt werden. Daher sollte lt. Elon Musk (siehe/höre Dubai Gespräch auf youtube) die Gesellschaft sich weltweit demnächst ein schlaueres Verrechnungssystem mit Grundeinkommen überlegen und bestehende klassische Geldsysteme ersetzen. Elon Musk ist kein Politiker, sondern sehr erfolgreicher Entrepeneur, tech,physi
Grundeinkommen kann man eigentlich auch durch den Terminus Grundversorgung ersetzen. Unsere Versorgung mit Lebensmittel unterliegt natürlich auch dem technischen Fortschritt, aber ist an sich ein mühsames Geschäft weltweit. Allein die Vorstellung, dass die äthiopieschen Bauern auf die notwendige ostasiatische Technik der Errichtung von Terrassen umrüsten, ist eine gigantische Vorstellung von Arbeitsstunden und dabei kann die Digitalisierung wenig eingesetzt werden.
Eine vierköpfige Familie weltweit, möchte eine Wohnung von 200 qm und nicht eine solche von 40 qm. Allein diese Nachfrage zu befriedigen ist gigantisch. Und diese Nachfrage braucht mehr Menschen als Maschinen, obwohl die Technisierung dafür sorgt, dass die ganze Sache in überschaubare Reichweiten kommt.
„Bisher sei nur Muskelkraft durch Maschinen ersetzt worden, nun aber könne man die Funktionen des Hirns simulieren.“
Geändert hat nur die (relative) Geschwindigkeit. Man ersetze Simulation durch Manipulation.
Die Veränderung der Geschwindigkeit mit „nur“ zu bezeichnen zeigt für mich ein fundamentales Unverständnis der Auswirkungen aktueller technischer Entwicklungen. Wenn etwa ein Fahrplanauskunft technisch möglich ist, aber 3 Tage Rechen- und Übertragungszeit benötigt, ist sie nutzlos. Wenn sie 3 Sekunden braucht, ist sie höchst wertvoll. Gleiches gilt für die Kosten. Ein wunderschönes Beispiel für den Umschlag von Quantität (Antwortzeit, Kosten) in Qualität: von der technischen Spielerei zur massentauglichen Nutzbarkeit mit gesellschaftlichen Auswirkungen. Es ist fatal, das Manche immer noch die Erfahrungen der Vergangenheit einfach linear extrapolieren. Es wird zu immer mehr abrupten Brüchen kommen. Positiv oder negativ, wie man es sieht.
Desweiteren simuliert der Computer nicht die Funktionen unseres Gehirns.
Vielleicht liegt ein Kern Wahrheit in der Überzeugung, dass das Problem darin liegt, dass im Bereiche der Technologie die Schumpeter’sche schöpferische Zerstörung zugelassen jedoch im Bereich der Finanzwirtschaft verhindert wurde und dies zu diesen Verzerrungen, welche oft fälschlicherweise dem Kapitalismus angekreidet werden, führte.
@Linus Huber
Es liegt vor allem ein Kern Wahrheit in der Behauptung, dass Herr Huber gerne alle negativen Folgen des Kapitalismus der „Finanzwirtschaft“ in die Schuhe schieben möchte – auch wenn die Beweislage noch so dürftig ist.
Sie sprechen den Aspekt an, dass 2./3. Runden-Effekte nicht leicht erkennbar sind, da dies oft die Fähigkeit des vernetzten Denkens überfordert. Die Ausführungen dazu übersteigen natürlich den Rahmen eines Blogs, sodass ich nicht gross widersprechen kann. Aber machen Sie sich einmal Überlegungen zu diesem Beispiel und inwiefern ein Zusammenhang bestehen könnte.
1. Nachdem sich die Zentralbanker an den PhD-Standard gewöhnt hatten, begann das Kreditvolumen linear stärker als die Wirtschaft zu wachsen. (Resultat: financialization?)
2. Im gleichen Zeitrahmen hat sich die Zahl erfolgreicher Neugründungen von Unternehmen schrittweise reduziert (Resultat: Verzerrung des Wettbewerbs? Ausbau wirtschaftlicher Machtkonzentration?)
PS. Es besteht sicherlich die Tendenz, dass Menschen nicht erkennen, dass sich unabhängig vom Gesellschaftssystem, jedes sich ueber Zeit korrumpieren dürfte, wenn nicht regelmäßig eine Bereinigung stattfindet. Oder in anderen Worten: „stability breeds instability“ und je länger und verkrampfter an einer Stabilität (gleichförmige, lineare Entwicklung) festgehalten wird, desto unangenehmer die nachfolgende Instabilität sein dürfte.
Vielleicht finden Sie Zeit eine kurze Abhandlung in Bezug auf die fallende Produktivität, welche mit in diesen Zusammenhang spielt, zu lesen.
https://mishtalk.com/2017/04/05/productivity-myths-shattered-is-productivity-rising-or-falling-why/
Bastiats Zitat ist heute bedeutungsvoller denn je:
There is only one difference between a bad economist and a good one: the bad economist confines himself to the visible effect; the good economist takes into account both the effect that can be seen and those effects that must be foreseen.
„There is only one difference between a bad economist and a good one: the bad economist confines himself to the visible effect; the good economist takes into account both the effect that can be seen and those effects that must be foreseen.“
Es geht um die Vereinigung von Theorien – und nicht um die gegenseitige Ausspielung. Ist das so schwer zu verstehen?
Maiko
Nein, einzig der Debatte führt zu neuen Erkenntnissen.
„Debatte“ über Theorien führt also zu keinen Erkenntnissen?
Aber sicher doch, Maiko, wobei das abstrakte Denkvermögen eine wichtige Rolle spielt.
„Textilbranche“
Immerhin können die Konsumenten-Schweinchen in der CH heute T-Shirts, Made in China, 100% Baumwolle, gute Qualität, günstiger kaufen als ich es hier in China kann. Gruss ins Heidiland.
Bösartig kann man es auch so benennen. Unsere geschätzten chinesischen Mitmenschen erlauben uns bei ihnen Waren zu kaufen, die eigentlich mindestens zu einem Viertel des Wertes des T-Shrits ein Geschenk ist. Ein Geschenk übrigens, dass oft ein unwillkommenes ist, wie die Sprüche von Präsident Trump beweisen. Sogar ein überzeugter Freihändler wie Krugman verlangt eine Aufwertung des Yuan. China ist riesig, diese Geschenke müssen nicht sein.
Seine inländische Nachfrage ist gigantisch, sie muss nur richtig kanalisiert werden.
„Timeo „Sina“ et dona ferentes“? 😉
Die Fragen sind doch: Wie gehen wir mit den Verlierern um? Wie werden diese finanziert? Wie kompensieren wir deren Ausfälle für Sozialwerke, Steuern, usw.? Welche Leitplanken werden der Wirtschaft gesetzt? Was darf künstliche Intelligenz wirklich nicht? Wenn man bereits heute die Entscheidungswege ganz einfacher KIs z.T. nicht mehr nachvollziehen kann. Wie wird dann auf fragwürdige Aktionen bei hochkomplexen System reagiert? Was machen wir z.B. mit all den Menschen, welche im Transportgewerbe arbeiten, wenn sie durch selbstfahrende Fahrzeuge ersetzt werden? Diese sind Leute nicht blöd aber ich glaube nicht, dass diese Menschen dann Roboter programmieren werden, wenn man heute schon immer mehr Softwareentwickler in die Wüste schickt. Nicht verhindern aber richtig begleiten ist angesagt.
Sicher doch, nachdem aufgrund des kollektivistischen Gedankengutes die natürlich geschaffenen Sozialnetze (Familie, Verwandtschaft, Freundeskreis) seit dem 2.WK zerstört oder zumindest marginalisiert wurden, muss natürlich der Staat in seiner gewohnten Effizienz diese Aufgabe übernehmen. Blöd daran ist nur, dass die Staaten sich bereits derart hoch verschuldet und derart viele Benefits versprochen haben, dass aufgrund der immer offensichtlicher werdenden fehlenden Nachhaltigkeit diverser Programme sie schwerlich in der Lage sein dürften, die versprochenen Leistungen im gewünschten Rahmen liefern zu können.
Huber: „Sicher doch, nachdem aufgrund des kollektivistischen Gedankengutes die natürlich geschaffenen Sozialnetze (Familie, Verwandtschaft, Freundeskreis) seit dem 2.WK zerstört oder zumindest marginalisiert wurden“
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Dass Sie vermutlich nur noch einen marginalisierten Freundeskreis haben, verwundert nun nicht wirklich. Aber dass Sie meinen Ihr doch etwas kleingeistiges Weltbild auf uns alle projezieren zu müssen ist doch ziemlich störend & ein Teufelskreislauf für Sie, denn dadurch wird sich Ihr Freundeskreis vermutlich noch weiter „marginalisieren“.
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Vielleicht sollten Sie die Ursachen bei sich suchen & nicht immer beim pöhsen Staat oder irgendwelchem „kollektivistischen Gedankengut“!
Kaufen Sie sich doch auf den Philippinen für ein paar Pesos ein paar (falsche) Freunde!
Sie arbeiten derart gerne mit Unterstellungen, dass ich geradezu lachen muss. Machen Sie sich um mich keine Sorgen, ich bin auf persönlicher Ebene sozial gut eingebettet.
Es geht nie um meine Person, wenn ich Entwicklungen beschreibe.
Ja denn isch jo guet.
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Aber wieso unterstellen Sie dann so undifferenziert & pauschalisierend ganzen Gesellschaften, dass die „natürlich gewachsenen Sozialnetze“ seit dem WK II zerstört oder marginalisiert wurden?
Etwa weil Muttern vor WKII sich noch vermehrt dem Gebären & der Aufzucht widmete und das Geldverdienen dem „Hausherren“ überliess?
Im Club Med ist das „Hotel Mama“ wieder hoch im Kurs teilweise bis ins höhere Alter. Das ist doch die „Mutter“ aller Sozialnetze.
Dass sich die Art der sozialen Netze und Kontaktformen z.B. über die Kommunikationstechnologien in gewissen Bereichen verändert haben ist klar, aber das Zusammensein bei Speis, Sport und Trank gibt es nach wie vor, viele Väter sind sanfter & aufmerksamer geworden.
Ihren „Trend“ kann ich so nicht erkennen
Huber: Oder anderes Beispiel. Früher gabs aus ökonomischen Gründen sehr oft generationenübergreifende Grossfamilien von der (Ur)-Grossmutter bis zu den Enkeln die oft dicht zusammengedrängt wohnten.
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Heute gibt es v.a. in Ballungsgebieten dafür Wohngemeinsschaften. Entweder auch aus finanziellen Gründen, aber auch weil Leute gerne zusammen wohnen. Gibt ja auch schon Alters-WG’s oder Generationenübergreifende WG’s.
Andererseits gibts auch viele Einzelhaushalte – ebenfalls aus den verschiedensten Gründen.
Die Lebensgestaltungsmöglichkeiten sind doch wesentlich gestiegen. Sie konnten sich auch Ihren Ausstiegstraum an Palmenstränden verwirklichen.
Ihre „kollektivistischen“ Sozialsystemschädigungen sind doch sehr erklärungs- und auch beweisdürftig. Primär eine Behauptung von Ihnen
Wie erkennen Sie darin eine Unterstellung? Die finanziellen Abhängigkeiten im privaten Bereich wurden offensichtlich reduziert und durch staatliche Leistungen ersetzt. Die Frage ist vielmehr, inwiefern diese Entwicklung respektive deren Ausmass als gesellschaftlich positiv eingestuft wird und inwiefern man sich der 2./3. Runden-Effekte bewusst ist.
@Linus Huber: Dann kommen Sie zu mir nach China. Aber bitte beeilen, denn hier wurde auch auch schon eine AHV eingeführt und das 3-Säulen-Vorsorgesystem im Heidiland begutachtet. Es sprengt die möglichen Kommentarzeilen hier, um detailliert darauf (und andere) Massnahmen einzugehen.
Sie sollten dringend mal, Ihr offensichtlich rückwärts gerichtetes stures Gedankengut überdenken.
@ Maiko
Vielleicht haben Sie das Wort „Ausmass“ nicht verstanden. Ich bezweifle, dass das chinesische Gedankengut (welches z.B. in Singapore spielt und ich daher gut kenne) ein System einer rechtlich einforderbaren Vollversorgung „a la Wohlfahrtsstaat“ verspricht.
„…einer rechtlich einforderbaren Vollversorgung „a la Wohlfahrtsstaat“ verspricht.“
Was Ihrer persönlichen Hoffnung entspricht, dass der Staat immer versagt. Klar.
„Was Ihrer persönlichen Hoffnung entspricht, dass der Staat immer versagt“
Es handelt sich nicht um meine Hoffnung, sondern um den Umstand, dass dies leider viel zu oft der Fall ist. Haben wir uns schon an den Umstand gewöhnt, dass Unterstellungen als Argumente aufgeführt werden?
Na ja Huberchen: Sie unterstellen uns ja andauernd irgendwelche Obrigkeitsgläubigkeiten, zentralplanerisches Gedankengut, Prinzipienfreiheit undsoweiterundsoweiterundsoweiter….
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Aber selber immer einen auf ätepetete und Schiedsrichterlis mit „roten Karten“ machen — das ergibt keine spannenden Diskussionen – müssen Sie wohl selber eingestehen, oder?
@ Monique
„Huberchen“
Das Verwenden dieses Diminutivs ist definitiv kein Argument, aber scheint Ihre Diskussionskultur gut zu spiegeln.
„Huberchen“ passt scho!
@Linus Huber „Es handelt sich nicht um meine Hoffnung, sondern um den Umstand, dass dies [der Staat versagt] leider viel zu oft der Fall ist.“
Also sagt der Huber, und der Bannon und ein paar andere, ist der einzig vernünftige Schluss, möglichst wenig Staat.
Warum nicht ein besserer Staat?
Weil, dies erklärt uns Huber in Endlosschleifen, jedes System korrumpiert, jede Ordnung strebt nach Chaos, wozu also ordnen, regeln und damit Freiheit beschränken? Diese „Argumente“ bringen Teenies gegen Zimmer aufräumen.
Darum passt „Huberchen“, so süss!
Anh Toan
Dass Sie solch Verhalten, welches auf die Minderung des Ansehens einer Person abzielt, schein auch gut zu Ihrem Charakter zu passen.
Nein, damit ist noch nicht genug, gleich müssen noch Vergleiche zu anderen Personen herangezogen werden. Irgendwie ist diese Besessenheit mich auf persönlicher Ebene zu denunzieren fast schon wieder schmeichelhaft, denn meine Aussagen scheinen an den Grundpfeilern der eingefleischten Grundeinstellung nagen.
„möglichst wenig Staat“
Unsinn, läge die Staatsquote z.B. unter 10%, würde ich definitiv nicht solch einen Standpunkt vertreten.
„jedes System korrumpiert“
Ja, jedes Gesellschaftssystem dürfte sich ueber Zeit korrumpieren, sofern nicht regelmäßig grundlegende Reformen stattfinden.
„jede Ordnung strebt nach Chaos“
Nein, da haben Sie eine Aussage in Anwendung des Wortes „streben“ nach Ihrem Belieben verfälscht.
„Warum nicht ein besserer Staat?“
Wie kommen Sie auf die Idee, dass ich keinen besseren Staat will?
„wozu also ordnen, regeln und damit Freiheit beschränken“
Vieles ordnet und regelt sich aufgrund der selbstorganisierenden Kräfte der Gesellschaft auch ohne staatlichen Zwang. Es ist ein grundlegendes menschliches Bedürfnis zu planen, sich zu organisieren; je stärker dieser Vorgang zentralisiert wird, desto stärker schränkt dies diesen Vorgang auf persönlicher Ebene ein, was sich je nach Ausmass!!!! negativ auf die wirtschaftliche Dynamik auswirken mag.
Die Komplexität der Gesellschaft entspricht dem Aufräumen eines Zimmers????
Also die Gesellschaft soll dezentral regeln, nicht der Staat zentral, der sollte auf 10 Prozent reduziert werden, das wäre dann noch Armee, Polizei, Gefängnisse und Grundbuchämter und Handelsregister und Patentämter, nehme ich an: Schutz des Eigentums.
Wie komme ich auf die Idee, dass Sie keinen besseren Staat wollen: Weil Sie, selbst wenn Sie widersprechen, genau dies bestätigen, wenn Sie schreiben:
„Unsinn, läge die Staatsquote z.B. unter 10%, würde ich definitiv nicht solch einen Standpunkt vertreten.“
Das ist Unsinn, frei von Logik oder Argumenten und feige sind Sie auch: Schreiben Sie endlich was Sie wollen mit 10 Prozent Staat: Abschaffung der AHV, Abschaffung der Arbeitslosenversicherung, Abschaffung der obligatorischen Krankenversicherung..
..mit der Prämiensubvention für die, welche es sich nicht leisten können, Abschaffung der staatlichen Schulen, die Kinder deren Eltern kein Geld haben, hätten sich halt eigenverantwortlich bessere Eltern (verantwortliche) aussuchen sollen.
Los erzählen Sie dem Volk, für dessen Freiheit vor zentralistischen Bürokraten Sie kämpfen, was ihre realen und tatsächlichen Ziele sind: Abbau des Staates um 90 Prozent, was bedeutet es?
Erzählen Sie es der alten Renterin mit Ergänzungsleistungen, der geschiedenen Frau mit zwei Kinder, dass sie ja nicht hätte weglaufen müssen, dem Arbeitslosen, dass er sich einen wirtschaftlich stabilen Arbeitgeber hätte aussuchen sollen, erzählen Sie das alles, schreiben es in die Kommentarspalten, dann hängen Sie am Freiheitsbaum.
Nein Huber, es geht nicht um grundlegende Prinzipien, Freiheit ist besser, korrupüte zentralistische Bürokraten, es geht nicht um 2. und Drittrunden Effekte, bei dem, was die ganze Stadt betrifft (Poilitik, inkl Geldpolitik), es geht darum, ob die KInder von Alkohilkern Plastikrosen verkaufen am Rotlicht, ob die Alten, deren Erwerbsleben nicht so geklappt hat, die keinen Partner fanden zum Kinder zeugen oder sich mit den Kindern verchrachten, nicht mit einem klapprigen Fahrrad Altstoffe sammeln. Es geht darum, dass die Penner und Junkies und Chrystalkonsumenten nicht Hepatitis und Aids und Tuberkulose verbreiten.
Politik ist, wenn sich die grösste Tochter prostituieren muss, um Medikamente für die Eltern zu kaufen.
Ihr Demagogen seit zum kotzen: redet in schönen Worten von Freiheits(baum) und Patrioten, von korrupten, Mikado spielenden, zentralistischen und infantilisierenden Bürokraten und versagendem Staat, aber über die ganz konkreten Auswirkungen Euer erwünschten Politik auf Hinz und Kunz schweigt Ihr in vornehmer Zurückhaltung.
1. Offensichtlich bedeutet für Sie ein „besserer“ Staat ein grösserer Staat. Allerdings sind dies 2 Paar Schuhe.
2. Nein, ich sage nicht, dass man die Staatsquote auf 10% senken soll, sondern dass ich bei einer Staatsquote von ZUM BEISPIEL 10% ich einen anderen Standpunkt vertreten würde. Wenn ich auf die Gefahren des Kollektivismus hinweise, welcher jede Demokratie ausgesetzt sein dürfte, soll dies als Denkansporn dienen, indem man sich der 2./3. Runden-Effekte stärker bewusst sei und nicht als Forderung die AHV oder sonst was abzuschaffen. Die Bewusstseinsänderung wird eh kommen, allerdings dürften die Umstände, welche dazu führen, wohl als Überraschung für manch ahnungslosen Mitmenschen auftreten.
Ja Sie sagen nicht, wie weit Sie die Staatsquote senken wollen, noch immer nicht, was Sie an Sozialleistungen streichen wollen, noch immer nicht, Sie werden es nie sagen, Sie verheimlichen Ihre Absichten hinter euphemistischen Platitüden.
Das Huberchen hält, wie jeder Teenie, die Erwachsenen für „ahnungslos“.
Sie scheinen ein derart negatives Menschenbild in sich zu tragen, wofür ich Sie nicht beneide. Es dürfte ein kleiner Anteil der Bevölkerung tatsächlich an soziopathischen Störungen leiden, jedoch sind es genau diese Menschen, welche oft am motiviertesten und damit erfolgreichsten sein dürften, sich in Machtpositionen zu manövrieren. Daher dürfte eine gewisse Vorsicht vor zu hoher Machtkonzentration positiv gewertet werden.
eine gewisse Vorsicht vor zu hoher oder zu viel oder zu braun oder zu was-auch-immer dürfte immer positiv gewertet werden.
Um zu hohe Machtkonzentration zu vermeiden, gibt es Kontrollmechanismen, „checks and balances“ von Kollektivunterschriften in der Verwaltung, Kollegialitätsprinzip in Regierungen, Gewaltentrennung inkl der Kontrolle durch Medien usw. usw.
Ihre „Soziopathen“ finden Sie genauso in der Privatwirtschaft, manchmal wechseln sie auch von der Privatwirtschaft in die Politik, meistens verbinden sie beides, wie Trump oder Putin: Der entscheidende Unterschied liegt nicht zwischen Trump und Putin, sondern zwischen dem US System mit seinen Checks und Balances (Trump kann nicht wie er will, wegen der Justiz die seine Dekrete stoppt…
wegen seiner eigenen Partei, bzw deren scher zerstrittenen Flügel, die seine Gesetzesvorlagen stoppt, und wegen den Medien,) zum russischen System. Putin kann machen was er will, formell wechselt er den Hut den er trägt, mal Präsident, mal Ministerpräsident, materiell bleibt er immer Cheffe.
Es geht darum die Systeme so zu bauen, dass die Machtkonzentration bei den „Soziopathen“ eben nicht ZU hoch ist.
„eine gewisse Vorsicht vor zu hoher Machtkonzentration positiv gewertet werden.“
aber gemäss Ihnen an anderen orten nicht vor der Volksmehrheit: Alle Mascht der Volksmehrheit ist supi, die Volksmehrheit steht über den Menschenrechten, die Volksmehrheit kann definieren, wer ein Mensch ist und was der für Rechte hat, wer gegenüber der Volksmehrheit eine gewisse Vorsicht anmahnt, ist ein demokratiefeindlicher Weltregierungsfanatiker.
„Alle Mascht der Volksmehrheit ist supi“
Nein, hierbei besteht die Gefahr der Diktatur der Mehrheit und des überbordenden Kollektivismus. Allerdings dürfte heute die Bedrohung der demokratischen Werte grösser sein, als die Bedrohung durch eine Diktatur der Mehrheit. Die Bevölkerung ist meist nicht derart „böse“ und berücksichtigt Minderheiten sehr wohl in ihren Entscheiden.
Sollte die Demokratie heute an etwas leiden, dürfte es sich um ein zu hohes Mass an Kollektivismus handeln, welches durch Regierungen vehement vorangetrieben wird. Gesellschaftssysteme sind nie Schwarz-Weiss Modelle.
@AT. Menschenrechte kommen überhaupt nicht in Frage, die sind nämlich gar nicht Scharia konform.
Huber: Na ja erklären Sie doch das mal einem deutschen Hartz IV Empfänger oder einem griechischen Arbeitslosen.
Ihre Aussagen dürften allenfalls noch für die Schweiz mit den vermutlich höchsten Sozialhilfeleistungen der Welt für ein paar wenige zutreffen. Aber was Sie vermutlich nicht wissen, da Sie vermutlich nie in der CH arbeitslos war oder auf Sozialhilfe angewiesen – man wird in der Schweiz von vielen fast schon behandelt als hätte man eine ansteckende Krankheit wenn man vom Staat unterstützt wird und entsprechend gemieden.
Mal von ein paar Ausnahmen abgesehen (den wirklich systematischen Systemschmarotzern aber das sind max 5-10% der Sozialfälle) sehnen sich die meisten nach einer Unabhängigkeit von staatlichen Hilfen.
@Monique Schweizer
Ich glaube die meisten sehnen sich überhaupt nach Unabhängigkeit und zwar nicht nur vom Staat. Es gibt so viele Hamsterräder, dass man sie kaum noch zählen kann. Ich finde es höchst problematisch, dass der Mensch in unserer Gesellschaft hauptsächlich über seinen Job und seine Geldbörse definiert wird. Die Folge sind auch zig 1000 verschämte Arme, die sich nicht helfen lassen wollen aus lauter falschem Stolz.
@Monique Schweizer
Aber ich gebe Ihnen Recht, dass ein gut ausgebautes staatlich organisiertes soziales Auffangnetz sich um einiges besser bewährt hat als die alten, meist auf ekelhaft herabschauender Gönnerschaft basierenden Strukturen.
Man lese mal wieder „den Gehülfen“ von Robert Walser um sich dies vor Augen zu führen.
Man sollte nicht vergessen, dass eine soziale Marktwirtschaft zumindest „theoretisch“ nicht nur aus einer staatlichen Krücke und Zwangsvorsorgeeinrichtungen besteht, sondern auch aus Interventionen am anderen Ende des ökonomischen Spektrums: Der Staat soll dafür sorgen, dass der Teufel nicht dauernd auf denselben Haufen sch***t und damit der Monopolisierung der Gewinne durch die Rentiersklasse einen nachhaltigen Riegel schieben.
Da liege ich auf der Linie von Herrn Kuehni. Es ist bedeutend sinnvoller, direkte wie indirekte Subventionierung von Privilegierten des Systems zu reduzieren, als das Ausmass eines Auffangnetzes zu stark zu erhöhen. Aber wie schon oft erläutert, dürfte sich wohl jedes Gesellschaftssystem ueber Zeit korrumpieren.
„Mal von ein paar Ausnahmen abgesehen (den wirklich systematischen Systemschmarotzern aber das sind max 5-10% der Sozialfälle) sehnen sich die meisten nach einer Unabhängigkeit von staatlichen Hilfen.“
Dies hat wohl damit zu tun, dass traditionelle Werte stark verankert sind und Zeit brauchen sich zu verändern (ich könnte mir vorstellen, dass z.B. die jüngere Generation dies ein wenig lockerer sieht). Die „Verachtung“ des „Schmarotzertums“ mag dadurch schrittweise verdunsten, wenn das Individuum aufgrund des korrumpierten Systems es als gerechtfertigt betrachtet, sich zu übervorteilen.
„Die „Verachtung“ des „Schmarotzertums“ mag dadurch schrittweise verdunsten, wenn das Individuum aufgrund des korrumpierten Systems es als gerechtfertigt betrachtet, sich zu übervorteilen.“
Dann begrüssen Sie also ausnützende Immigration. Das führt dann schneller zum von Ihnen gewünschten Knall?
Maiko
„Dann begrüssen Sie also ausnützende Immigration.“
Ich kann keine Bewertung dieser Handlung (Schmarotzertum) in meiner Aussage erkennen, sondern erläutere einzig einen gewissen Zusammenhang. Diese zu bewerten bedingt eine bedeutend volumenreichere Analyse als dies ein Blog ermöglicht.
„Das führt dann schneller zum von Ihnen gewünschten Knall?“
Und gleich folgt die nächste Unterstellung, welches mir einzig ein Lächeln anlässlich solcher naiver Argumentsmethodik entlockt.
Immerhin hatte dafür die Schweiz so um 1830 die zweihöchste mechanische Webstuhldichte der Welt nach England und so einen ersten Grundstein für die Industrialisierung der Schweiz gelegt. Schon um 1880 hatte die CH dann das zweithöchste PPP Pro Kopf Einkommen der Welt.
Wäre dieser disruptive Wandel hin zur Technologisierung und Automatisierung damals nicht passiert, so wären wir vielleicht auch als europäisches Armenhaus wie z.B. Irland geendet.
Es sind dann in Folge zw. 1830 und 1930 auch um die 400’000 Schweizer ausgewandert oder ausgewandert worden von Gemeinden die ihre Armengenössigen loshaben wollten und ihnen ein Ticket Uebersee einfach und ein Aufnimmerwiedersehen spendierten.
Immerhin die St. Galler-Spitzenstickerei ist nach wie vor Weltspitze und weltweit sehr begehrt.
Es ist sehr begrüssenswert, Herr Senn, dass Sie darauf hinweisen. Unsere Handweber haben ja die neuen Textil-Fabriken gehasst, sonst wäre es nicht zum Maschinen-Brand von Uster 1832 gekommen. Wobei 75 Männer als Verursacher zu langjährigen Kettenstrafen verurteilt wurden, notabene durch eine liberale Regierung. Der mechanische Fortschritt in der Schweizer Textilindustrie war aber nicht aufzuhalten. Wir hatten um 1900 die qualitativ beste Textilindustrie der Welt, besser als England. Aber trotz Sulzer und BBC waren wir eher schwach in den neuen Industrien, im Gegensatz zu Deutschland. Wir können irgendwie froh sein, dass die Deutschen den 1. Weltkrieg verloren, sonst wäre unsere Industrie der Moderne ein Wurmfortsatz deutscher Unternehmer geworden.
Mit den 400,000 Auswanderer haben wir uns hauptsächlich von den Armen der Voralpen entsorgt. Diese Auswanderung betraf mehr Katholiken als Protestanten, aus dem ganz einfachen Grund, dass diese Gegenden aus historischen Gründen mehr katholisch als protestantisch sind.
Interessant ist auch, dass bei den reichsten Schweizer heute, die traditionellen mächtigen Familien der Textilindustrie vor 100 Jahren fehlen, wie zum Beispiel die Familie Schwarzenbach (um 1920 das viert grösste Unternehmen der Schweiz) oder die Gugelmann aus Langenthal.
Wie Vieles zuvor ist nun auch die Automatisierung, Computerisierung und Roboterisierung vom Nützling zum – teilweisen – Schädling verkommen. Wie bei den Abwasser- und Abgasvorschriften wird es wohl in Zukunft auch staatliche, ja sogar internationale Vorschriften bzw. Verbote bei der IT brauchen, d.h. der freie Markt wird zwar nicht ganz beseitigt, aber eingeschränkt werden müssen.
Die Digitalisierung und den Einsatz von Robotern gesetzlich einschränken? Ich bin eher dagegen. Besser ist es auf die Rationalisierung zu setzen, das heißt auf die Input-Output Analyse.
Überspitzt gesagt, bin ich für die genussreiche menschliche Faulheit. Es ist doch schön, wenn man sich der Kultur widmen kann oder ganz einfach den Sommer in der Badeanstalt des Dorfes verbringt oder auf Reisen.
Die Verharmlosung von Autor Straumann überzeugt mich ganz und gar nicht.
Digitalisierung, Automatisierung und Globalisierung werden alles umkrempeln!
Der Unterschied zwischen Ihrer Sicht und derjenigen des Autors dürfte darin liegen, dass Sie die Angelegenheit als potentielles Opfer bewerten, während der Autor die historische Sicht verwendet. Die schweizerischen Spinner um 1800 hätten die historische Perspektive sicherlich auch als Verharmlosung deklariert.
Nein Hr. Huber, ich bin nicht Opfer sondern Nutzniesser der Entwicklung 😉
Die historische Sicht taugt aber imho nicht, weil die Kombination der genannten Effekte eine bisher nie dagewesene Qualität erreicht.
Vielleicht liegen Sie mit Ihrer Ansicht richtig. Die weltweit gleichgeschaltete zentralplanerische Funktion der Geldpolitik, welche ein derart hohes Ausmass an Ungleichgewichten erzeugte (was nichts weiter als eine zeitliche Verschiebung wirklicher Problemlösungen darstellt) und damit das Gesellschaftssystem immer stärker belastet, dürfte wohl in seiner Gesamtheit auch aus historischer Sicht ein Präzedenzfall darstellen.
Es ist doch interessant, dass die ersten Arbeiter des Kapitalismus meist „Heimarbeiter“ waren und somit noch für die Infrastruktur zuständig waren. Heute geht es wieder in dieselbe Richtung – viele haben schon überhaupt keinen „festen“ Arbeitsplatz mehr, sondern Arbeiten wieder vermehrt zu Hause oder im Cafe um die Ecke. Man gibt Englischunterricht per Skype oder Arbeitet ohne Sozialversicherung und Krankenkasse als Softwareentwickler oder Marketingfuzzi, der sich mit tausenden anderen um Projekte rangeln darf und nebenbei dem Nachbar die Hecke stutzt und am Abend noch Pizza austragen hilft. So kommen Millionen Amerikaner und Europäer überhapt noch über die Runden. Vom Rest der Welt (immerhin 6 Milliarden Menschen) ganz zu schweigen, der sich teilweise noch in Verhältnissen befindet, die in Europa im 19. Jahrhundert herrschten…
Ganz bestimmt sogar 10 Millionen, oder 30 Millionen von 800 Millionen Europäern und Amerikanern.
Tut mir leid, aber dieses Gejammer darüber, wie wir doch alle vom Kapitalismus ausgebeutet werden, beruht auf selektiver Wahrnehmung. Dabei ist viel normaler als was Sie beschreiben, dass der Mittelstand ein Leben führt, dass von 50 Jahren noch dem „Jet Set“ vorbehalten war. Nicht nur jetten alle in den Urlaub und zwei Kurzurlaube, man kann sich Scheidung wie Schönheits-OP’s leisten, die Coiffeuse fliegt nach Ungarn und kauft sich Nase Model 3. Im Migros kauft kaum jemand Budget, sondern Bio und fussgebissenes Fleisch, vom Filet selbstverständlich. Der Coop ist schon nahezu ein Delikatessengeschäft.
Ja, eine richtige Verluderung der Sitten. Vor 50 Jahren blieb die Coiffeuse noch zuhause und führte den Haushalt, und überhaupt, eine anständige Frau fährt nicht allein nach Paris oder Ungarn oder sonst wo hin.
Heute dagegen setzt man auf das Migrationsschneeballsystem und den zuwandernden Konsum. Solange die Nasen und Titten OP inkl. Flug in der Sardinenbüchse im Existenzminimum berücksichtigt und von der EMRK vorgeschrieben ist funktioniert auch ein Hartz IV System hervorragend für die Profitoptimierung.
Ich bin über zwei Dinge gottenfroh, Herr Marti. Dass ich erstens ein Mann bin und zweitens nicht mit Ihnen verheiratet sein muss. So wie Sie argumentieren, ist es nicht mal bei meinem Grossvater selig (Jg. 1902) und notabene Bergbauer zu und her gegangen. Ihr Weltbild lässt erschaudern, wie es früher und zu- und her gegangen ist sein muss…
@Steve
Haben sie schon mal was von Sarkasmus gehört? 😉
Josef Marti und Anh Toàn sind i.d.R nicht gleicher Meinung. Wenn Josef Marti also „die Coiffeuse die zuhause blieb“ aufgreift, dann tut er das um Anh Toàn sanft eines auszuwischen.
Allfällige Falschinterpretationen von mir mal aussen vor gelassen.
@Anh Toàn
Letzten Endes geht es nicht um die Lebensqualität (wobei ich klar sagen muss: Ich bin keiner der von ihnen beschriebenen Konsumenten mit Kurzurlauben und Bio Fleisch etc.), sondern darum WER die Macht hat. Und diese konzentriert sich wieder bei ein paar wenigen. Der Gedanke Sklave im goldenen Käfig zu sein, hat etwas Beunruhigendes an sich, finden Sie nicht?
Stadelmann: „Sklave im goldenen Käfig“ – das ist doch schon ein eher wohlstandsverwahrloste Sicht der Dinge.
Wer die Macht hat, spielt doch eher in autokratischen Ländern wie akt. Türkei, Syrien oder vielleicht neuerdings auch wieder in der USA eine Rolle.
Ob in Deutschland jetzt die schwarzen oder die roten oder die Groko an der Macht ist, macht für den Normalo meist keinen so grossen Unterschied im Alltag.
Wieso soll man sich in einem Land wie der Schweiz überhaupt mit Syrien oder sonstigen Höllenlöchern vergleichen? Freilich gehts immer noch ein bisschen schlimmer, blutiger und sinnloser. Aber das erinnert an billigste Durchhalteparolen a la „falls dir hier nicht passt geh doch nach Russland“.
„…das ist doch schon ein eher wohlstandsverwahrloste Sicht der Dinge.“
Das leuchtet mir jetzt nicht ganz ein. Warum soll das eine wohlstandsverwarloste Sicht der Dinge sein?
„Wer die Macht hat, spielt [keine echte] Rolle.“
Vielleicht sollte ich „Macht“ etwas klarer definieren. Macht bedeutet Handlungsspielraum. Möglichkeiten die Dinge zu beeinflussen. Und das spielt sehr wohl auch eine Rolle in der Schweiz. Ich habe nicht das Gefühl, irgendwie auf die anstehenden Veränderungen gross reagieren zu können. Ich bin gezwungen zu agieren. Damit sind wir bei einem alten Sprichwort: Die Starken tun was sie können, die Schwachen erdulden was sie müssen. Und ich habe nicht das Gefühl, das Sie Marcel Senn oder ich zu den Starken gehören, auch wenn sie das wohl so sehen.
Eigentlich meinte ich es genau umgekehrt. Ich REAGIERE nur, ich AGIERE NICHT. Mein Fehler…
@Reto Stadelman
Für die meisten hat es offensichtlich nicht etwas beunruhigendes an sich in einem Käfig zu vegetieren (ob er nun tatsächlich golden ist oder nur golden angemalt) – ich versuche immer noch herauszufinden wieso.
Für die meisten hat es etwas Beruhigendes. Ja. Macht und Schutz gehören zusammen. Macht rechtfertigt sich immer mit Schutz, falls sie es für notwendig erachtet, sich zu rechtfertigen. Von der mafiösen Schutzgelderpressung bis zur Macht der Eltern über die Kinder oder der religiösen Macht, der Herr ist mein Hirte und mein Hirte ist mein Herr und ich bin ein Schaf das Schutz braucht. Schutz durch Gott der mich führt durchs dunkle Tal, Schutz durch Trump der Mauern gehen Mexikaner baut und Muslime nicht reinlässt, Schutz durch die nationalen Grenzen vor dem Ausland.
Weil Schutz Macht braucht – und die meisten Menschen ein Bedürfnis nach Schutz haben, sind sie bereit, Macht zu akzeptieren. They are followers, not leaders.
@ Carlo
Sie sind nicht der einzige, welcher sich wundert. Vielleicht glauben sie die Mär, dass der Grund, dass es uns besser geht als vor 50 Jahren, dem heutigen System zu verdanken sei. Das Ausmass an Technologischem Fortschritt mag zwar von der Gesellschaftsordnung beeinflusst werden, aber basiert sicherlich nicht auf einer zunehmenden Zentralisation. Vielleicht handelt es sich um eine egozentrische Weltsicht, welche einzig das heutige und momentane eigene Wohlbefinden beruecksichtigt und sich keinen Deut am Wohlergehen der nächsten Generation interessiert. Aber wie Sie feststellen, weiss ich es auch nicht.
Tja die damals experimentierfreudigen 68er haben gegenüber den Bünzli Spiessern den Spiess umgekehrt und sorgen jetzt dafür dass die nachfolgenden Generationen ausreichend mit schnelllebigem Konsumschrott wie Hollywood Soaps und Smartphones etc. eingedeckt und infantilisiert werden, mehr wollen die nämlich gar nicht. Deshalb wird irgendwann einmal ein BGE unumgänglich um diesen gigantischen zoologischen Garten in artgerechter EMRK konformer Tierhaltung bei Laune zu halten.
Huber: Und was wären denn die Alternativen zum aktuellen System? Wieder mal eine wie die Thatcher (ist doch eine Ihrer Ikonen)? May?
Der Frau haben wir unter anderem zu verdanken, dass der € eben eine Krüppelwährung wurde, weil sie aus irgendwelchen paranoiden Gründen gegen die deutsche Wiedervereinigung war & damit Mitterand den Freipass gab Kohl zu erpressen und so wurde der € nicht aus ökonomischen Parametern austariert sondern war eine rein machtpolitische Kreation unter massivem Druck, damit der Kohl sein Werk – die Wiedervereinigung durchziehen konnte – eben ein Pfusch der seinen Ursprung bei dieser unseligen Thatcher hatte. Das andere Erbe dieser Hexe aus Anglia sind die deregulierten Finanzmärkte, die seither eine Krise und Crashes nach der anderen nach sich ziehen.
@ Monique
Sie geben mit Ihrem Beispiel gut zu erkennen, dass es eben gerade die machtbesessenen Politiker und damit die Regierungen sind, welche die Probleme oft selbst erzeugen. Die Alternative wird sich schrittweise eröffnen, dürfte jedoch schwerlich mit der Idee der weiteren zunehmenden Machtkonzentration vereinbar sein.
Huber: Warten Sie eigentlich auf den Tag des jüngsten Gerichts oder was? Habe bei Ihnen immer ein bisschen das Gefühl, dass Sie glauben der „Messias“ würde bald zurückkommen und dann all die Machtpolitiker aus dem Tempel jagen und dann werde alles gut…
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Ueber der Geburt des € lag tatsächlich aufgrund dieser historischen Machtkonstellation ein dunkler Stern und den ökonomischen Gegebenheiten wurde kaum Rechnung getragen, was sich spätestens seit 2010 offensichtlich gezeigt hat.
Darum soll auch eine Theresa May beim Brexit mal aufhören die Macha rauszuhängen, zudem sie noch schluddrig arbeitet und diese Gibraltargeschichte hätte vermeiden können.
Wenn die Brexitverhandlungen auf dem Kindergartenniveau weitergehen, dann verlieren am Ende alle.
@ Monique
Es kommt bestimmt kein Messiah, aber sich angesichts der Umstände in Obrigkeitsgläubigkeit zu üben, indem man das Narrativ der pseudointellektuellen Entscheidungsträger adoptiert und sie damit entschuldigt, ist schwerlich der Weg, welche erfolgreich sein dürfte. Steckt der Karren in der Scheisse, kommt gleich immer die Frage zu Alternativlösungen, wobei die Frage, wer genau hauptverantwortlich die Karre in die Scheisse fuhr, einfach ignoriert wurde, respektive den gleichen, welche diese Glanzleistung vollbrachten, vollstes Vertrauen geschenkt wird. Der Grund mag vielleicht darin liegen, dass man sich mit diesen meist machthungrigen Individuen aufgrund von Indoktrination und Konditionierung zu identifizieren scheint und daher die Kritikfähigkeit verloren hat.
Huber: Den Karren immer wieder mal in den Morast zu fahren gehört nun mal zur Menschheits-Geschichte. Obs jetzt Kriegsherren, Kaiser, Könige, Machtpolitiker oder Revolutionäre waren. Immer wieder mal wurde der Karren in den Morast gefahren & das wird auch in Zukunft so bleiben.
Die menschliche Entwicklung wird immer eine „Try and Error“ Geschichte sein. Dass nicht alle Verantwortlichen wie damals Louis XVI & Marie Antoinette Bekanntschaft mit Dr. Guillotines Erfindung machen scheint Sie dabei echt zu stören. (gut heute wärs dann eher der Kuschelknast).
Sie kritisieren andauernd Obrigkeitsgläubigkeit & Narrative, aber wenn ich Ihre Kommentare zu Frau May so lese, dann erkenne ich bei Ihnen fast schon eine teenagerhafte Obrigkeitsgläubigkeit – vom UK-Narrativ ganz zu schweigen
Jeder politische Akteur dient einer Funktion. In Trump wie May erkenne ich deren Funktion das bestehende System in Frage zu stellen. Während Trump dies eher stümperhaft angeht, erkenne ich bei May die Chance, dass sie dies mit einer gewissen Raffinesse anstellt. Ja, ich habe eine Schwäche für die diplomatische Kunst der englischen Elite (Hart in der Sache, extrem angenehm im Umgang).
@Reto Stadelmann: „Wer die Macht hat“ „Sklave im goldenen Käfig“
Wir sind die Sklaven unserer Wünsche, unserer Begierden. Luft und Nahrung, sauberes Wasser, Medizin, aber wir wollen mehr, Sex. (die Bücher sagen, alle Lebewesen wollen Fortpflanzung, aber ich sage, die wollen Sex, Fortflanzung passiert ihnen), wir wollen soziale Anerkennung. Dabei sein, mithalten können, mindestens. Oder halt in Manhatten oben bei den Adlern wohnen, wo man den Himmel sehen kann, und nicht unten bei den Ratten, wo man nur Mauern sieht. Aber ich weiss, die oben kämpfen auch jeden Tag dagegen, nicht runter zu fallen. Die sind mehr Sklaven ihrer Begierden, als ich der meinen, und noch viel mehr, als ich deren Sklave wäre.
Dem stimme ich zu. Gut auf den Punkt gebraucht.
Typisch AT, denkt die ganze Zeit nur ans Pimpern.
Das mit der „Fortpflanzung passiert ihnen“ wär ich mir auch nicht so sicher. Nehmen Sie nur die 40 jährigen Weiber mit Torschlusspanik, die würden notfalls jedes Verbrechen begehen um endlich geschwängert zu werden. Und bei den Männern ist es nicht wirklich anders, bekanntlich stammen wir in Mitteleuropa alle von Karl dem Grossen ab; der hatte sich nämlich damals im 8. Jh. von seinen Untertanen das Recht der ersten Nacht über den gesamten geschlechtsreifen weiblichen Nachwuchs ausbedungen.
@Anh Toan
„aber wir wollen mehr, Sex.“
Freudscher Verschreiber? Da war wohl der Wunsch Vater des Gedankens.
Ich glaub kaum, dass man „Sklave seiner Wünsche“ ist, da sauberes Wasser, Nahrung, Luft und Fortpflanzung begehrt wird. Man muss einfach nur ein einigermassen gesundes Säugetier sein. Es gibt anno 2017 keinen Nahrungsmangel mehr und auch keinen Mangel an Luft und Wasser – nur sind die Güter äusserst schlecht verteilt und der Saldo unseres Konsums wird meist irgendwo anders ausgeglichen. Während in den Wohlstandsoasen dieser Welt 50% der Nahrungsmittel weggeworfen werden, da man für „den Markt“ produziert, sind fast 1 Milliarde Menschen permanent unterernährt. Tatsächlich könnte man aber schon nach Schätzungen der UNO 12 Milliarden Menschen gut und ausreichend ernähren.
Soziale Anerkennung ist freilich wichtig – aber auch hier sollte man unterscheiden zwischen gesunden Formen und ungesunden Formen. Das Bedürfnis nach sozialer Anerkennung sollte nicht mit dem Erwerb von Statussymbolen seinen „Höhepunkt“ erreichen.
@ Carlo
Immaterielle Aspekte, zu welchen wohl auch Anerkennung gehört, dürfte ein Sammelsurium an weiteren Bereichen beinhalten, welche über das Wohlbefinden des Individuums bestimmen. Dabei darf die Bedeutung der mentalen Hygiene, wofür jeder für sich verantwortlich ist, nicht unterschätzt werden.
@carlo „„aber wir wollen mehr, Sex.“
Freudscher Verschreiber? “
nein, die Umsetzung von: „no money, no honey“
@marti: Ja, die Menschen wollen Fortpflanzung, früher (noch heute in breiten Teilen der Welt, keineswegs nur im Nahen Osten) brauchten die Männer Söhne. Die Frauen hatten ohnehin nur Daseinsberechtigung, um Söhne zu gebären (Luther: Die grösste Ehre, welches die Weiber haben, ist allemal, dass die Männer durch sie geboren werden). Aber früher wie heute, wollen die Menschen gerade keine Fortpflanzung und dennoch Sex, sonst wäre Verhütung ja kein Thema.
Ich beziehe mich damit aber nicht nur auf Menschen: Zu behaupten, der Löwe, der auf die Löwin steigt, denke an die Weitergabe seiner Gene, halte ich für absurd.
@AT. Mit den Löwen liegen sie falsch. Jeder Löwe der sich im Rudel durchsetzt tötet die Jungen von anderen Löwen.
Ja, weil die Löwin ihn nicht lässt, solange sie andere Junge säugt.
Viele männliche Säugetiere sehen auch in eigenem männlichem Nachwuchs Konkurrenten um die Weibchen und versuchen diese zu töten, bevor diese sie töten, um die Weibchen zu bekommen. Dieses Verhalten würden keinen Sinn machen, wenn das Ziel des Männchens die Weitergabe der eigenen Gene wäre.
@Anh Toan
„No money, no honey.“
Falls die Frau vorwiegend aufs Geld aus ist, ist sie entweder eine Prostituierte oder will den Macker einfach nur abziehen. In beiden Fällen muss der Mann eine gesunde Portion Selbstverachtung mitbringen.
Ausser bei sehr jungen Männern gilt, ein Mann ohne Geld ist ein Verlierer, und Verlierer sind nicht attraktiv, nicht mal bei anderen Verlierern.
Werfen Sie eigentlich Gorillaweibchen Prostitution vor, wenn sie sich vom Silberrücken effen lassen?
Frauen, auch starke, wollen starke Männer, Männer ohne Geld sind schwach.
Warum liess sich Heidi Klumm von Briatore schwängern, und nicht von einem der knackigen F1 Fahrer? Die konnte aussuchen und hatte selber Geld, aber wer will schon den Chauffeur?
@Anh Toan
1. Heidi Klumm geht mir völlig am Arsch vorbei und zwar nicht nur desweigen weil ich nicht reich genug bin um sie „zu erwerben“.
2. Ich bin kein Gorilla und will auch mit keinem verwechselt werden.
3. Ihre plumpen Beispiele zeigen doch schön wessen Geistes Kind man sein muss, um Liebe mit Macht zu verwechseln.
@Carlo:
Wenn ich meiner Frau sage: „Ich liebe Dich“, antwortet sie mit: „Scharf oder was?“
Soviel zu „Liebe“ und unterscheiden.
@Anh: „Warum liess sich Heidi Klum von Briatore schwängern, und nicht von einem der knackigen F1 Fahrer?“
Kann mich zufällig (vor dem zitierten Ereignis der Scheangerschaft) an TV-Bilder erinnern: Die Eltern standen damals Freude strahlend in der F1-Box und himmelten ihr Heidilein und Flavio an. Da müsste das Herz von Linus Huber doch eigentlich gleich höher schlagen, denn es geht (und ging) um die familiäre Vorsorge und nichts anderes 🙂
Solange die Angelegenheit auf Freiwilligkeit und frei von Gewalt zwischen erwachsenen Menschen beruht, ist jedes Modell einer Beziehung in Ordnung. Die Vielfalt unterschiedlichster Modelle betrachte ich als positiv.
@Anh Toan
Ich hoffe ja schwer, dass sie ihre Frau nicht wie den pawlowschen Hund konditioniert haben. Falls nicht – sollten Sie der Dame mal den Unterschied zwischen Liebe und Sex (im abendländischen Verständnis) erklären.
@Carlo: Sie verstehen nicht:
Meine Frau weist mich und ich Sie darauf hin, wie inhaltsleer „ich liebe Dich“ oder eben „Liebe“ als Wort an sich ist, solange dieses grosse Wort nicht mit kleineren konkretisiert wird, ist es nicht als eine Worthülse.
„Ich liebe Dich“ ist nichtssagend. Aber auch nichtssagende Aussagen werden gemacht, um etwas zu erreichen, die richtige gegenfrage auf eine nichtssagende Aussage ist nicht, was gesagt wird, sondern warum es gesagt wird. Das ist wie bei Propaganda: Was mir erzählt wird, ist dann und nur dann informativ, wenn ich frage, warum es erzählt wird.
Wie jung sind Sie? 18-20? (Meine Frau hat das mit vier Jahren Schulbildung im Alter von 25 schon verstanden, falls Sie für Ihre Bildung bezahlt haben, war es wohl an der „Trump Univercity“.)
Ich wurde mal begrüsst mit: „I speak true, I don’t want your money“ Habe geantwortet, Danke für Deine Ehrlichkeit, jetzt weiss ich, was ich vorher nur vermutete, nämlich, dass Du mein Geld willst:
Denn was erzählt mir, was er gesagt hat: Mein Geld ist in seinem Kopf (er denkt an, redet über mein Geld) und er glaubt selber nicht, und darum auch nicht, dass ich ihm glaube, dass er es nicht will. Darum bekräftigt er es mit „Ich sage die Wahrheit“.
Ich schreibe über Attraktivität, Sie kommen dann mit Liebe, der Huber mit Beziehung: Von mir beschriebene Attraktivität (oder sagar Unattraktivität von Verlierern) ist zweifellos oberflächlich, auf den ersten Blick, ABER, es gibt nie eine zweite Chance auf einen ersten Eindruck. Und nur selten darauf, einen ersten Eindruck zu korrigieren.
@Anh Toan
Ich bin nicht der Meinung, dass man bei jedem „ich liebe dich“ auch noch eine Fussnote anbringen muss.
Auf der Trumpuniversität wurde uns gelehrt, dass man sich als reicher Macker alles bei den „bitches“ erlauben kann, sogar sie einfach mal bei der Pussy zu grabben. Ansonsten haben wir noch gelernt wie man Businesspartner so richtig verarscht und immer gute Miene zum bösen Spiel macht.
@Anh Toan
Vor 50 Jahren war etwa 1968 – da konnte meine Mutter schon für n Appel und n Ei nach Indien, Afghanistan, Marokko, Ibizza reisen und dort mit ein paar hundert Fränklis ein Jahr lang leben (freilich nicht im Luxus – aber immerhin). Die Coiffeuse fliegt nacht Ungarn (!) heute und leistet sich ne Schönheits-OP? Was ist denn das für ein beknackter „Luxus“?
@Anh Toan
Ich bin übrigens eines der lebendigen Produkte der Reisetätigkeit meiner Mutter in den 60 und 70er Jahren. Wurde weder in einem Spital, welches über Ultraschall verfügte auf die Welt gebracht, noch „träumte“ meine Mutter je von Schönheitsoperationen und anderem Plastikmüll – da sie und gewichtige Teile ihrer Generation nicht total bescheuert waren.
@Anh Toan
Damit will ich nicht sagen, dass alles geil war 50 Jahren. Es sind sicher noch paar Altnazis rumgelaufen, der Vietnamkrieg tobte, der bescheuerte Ost-West-Konflikt war immer noch aktuell, Spiessigkeit und Engstirnigkeit noch und nöcher (obwohl, hat sich das wirklich grossartig geändert?) – aber immerhin Aufbruchstimmung und ein bisschen mehr Experimentierfreudigkeit als heute.
Aufbruchsstimmung. Dabei können wir es eigentlich belassen. Das ist der grosse Unterschied zu heute. Obwohl vieles faktisch gesehen schlechter war, waren die Leute zuversichtlich. Heute ist es genau umgekehrt…
@Reto Stadelman
Nun, ich würde diese Aufbruchsstimmung nicht unterschätzen. Man weiss aus seinem eigenen Leben, dass vieles anders und mit mehr Power angegangen wird wenn man sich in einer Aufbruchsstimmung befindet.
Meine Theorie: Diese Aufbruchsstimmung hat sich mit der Zeit in eine Manie gewandelt. Und wir wissen ja, dass die Manie die Zwillingsschwester der Depression ist.
Ach ja, noch zu Aufbruchstimmung und 68 und so, street fighting man endet mit
what can a poor boy do
‚cept to sing for a Rock’n’Roll
‚cause in sleepy london town
there is no place for a street fighting man.
@Reto Stadelmann „Obwohl vieles faktisch gesehen schlechter war, waren die Leute zuversichtlich. Heute ist es genau umgekehrt…“
Nicht obwohl, sondern weil
Weil es mir früher schlechter ging, hatte ich Hoffnung und arbeitete daran, dass es besser wird. Alternativ hätte ich mich erschiessen können, aber eine Option zu haben, ist immer besser. Weil es mir heute gut geht, habe ich Angst und verteidige mich dagegen, wehre ab, dass es schlechter wird, also gegen jede Veränderung, weil das es besser werden könnte, ist nicht mein Ziel.
Oder: Die Jugend liebt mehr den Kampf, das Alter eher den Frieden, die einen die Bewegung, die … Die Jugend will verändern, das Alter will sein Leben bewahren.
„Wir“ werden alt und es geht uns gut. Wozu aufbrechen?
@ Reto
Es ging ja nicht schlechter, wenn man in 1960 auf die letzten 10 Jahre zurückblickte, sondern zunehmend besser. Der Krieg erzeugte ebenfalls eine Stimmung der Schicksalsgemeinschaft, was die gesellschaftliche Kohäsion stärkte. Heute hingegen geht es einer zunehmenden Schicht und auch den jungen Menschen schlicht immer weniger gut, die Mittelschicht wird graduell reduziert und die Zukunftsaussichten verdunkeln sich, während sich in den 50er und 60er Jahren sich diese aufhellten. Sich als Babyboomer einzig auf die persönliche Situation zu fokussieren, stellt eine eher egoistische Weltanschauung dar. Normalerweise versuchen Menschen der nächsten Generation ein besseres Leben zu ermöglichen, während heute viele sich einzig auf ihr eigenes heutiges Wohlbefinden fokussieren.
Der ohnehin schon geschrumpfte industrielle Sektor ist weniger betroffen von dieser Digitalisierung, vielmehr trifft es die automatisierbaren Dienstleistungen in der Administration welche wegrationalisiert werden. Da müssen sich die Politiker einiges einfallen lassen, denn die ALV wird die Lohnnebenkosten massiv verteuern infolge Massenarbeitslosigkeit. Der Druck auf die Löhne wird steigen und der Konsum wird einbrechen.
Wieso müssen sich das die Politiker? Es wollen doch alle mündig sein – die Mehrheit kann aber nicht mehr als nur konsumieren … Die Politiker können das doch nicht! Seit Jahrzehnten zum ersten Mal muss jetzt Otto-Normalverbraucher selber denken und handeln, weil er sonst absäuft.
Maschinenstürmerei hat noch nie genutzt.
Ich komme auch eher zum Eindruck, dass sich in den letzten 20 Jahren administrative und verwandte Stellen explosionsartig vermehrt haben. Wenn ich mich richtig an eine Studie erinnere, haben sich Stellen in PR, Web-Auftritt, Logo-Malen, Texten, Hauszeitungen usw. in den letzten 15 Jahren verfünffacht(!), während die Qualität und sogar auch die Menge des Outputs abgenommen hat.
«Digitalisierung» ist ein groteskes modisches Schlagwort. Ich habe im Jahr 1969 mit Informatik angefangen – und diese keineswegs erfunden. Die Prinzipien waren damals schon seit langem bekannt und angewendet.
Was Sie schreiben ist grundsätzlich korrekt. Aber: erst in jüngster Zeit sind a) ausreichend leistungsfähige Hard- und Softwaresysteme überhaupt verfügbar b) leistungsfähige Netzwerke etabliert c) dies alles so preiswert dass viele technisch mögliche Anwendungen wirtschaftlich tragbar werden und d) die Kenntnisse der Nutzung der Systeme in weiten Kreisen der Bevölkerung verbreitet. Erst dadurch wurde es möglich, viele arbeitsparende Anwendungen flächendeckend einzuführen (E-Banking und andere Self-Service Anwendungen, etc.). Die Skalierbarkeit der Systeme bei gleichzeitig weit unterproportionaler Zunahme des Arbeitskräftebedarfs wird m.E. von Vielen immer noch nicht ausreichend verstanden oder gar von der (Wirtschafts)Politik berücksichtigt.
Dem kann ich nur zustimmen. Und es sind v.a. diejenigen die glauben, seit 1969 hat sich eigentlich gar nicht so viel verändert, die massgeblich dazu beitragen, dass wir von der Digitalisierung überrollt werden. Nicht nur was den Arbeitsmarkt angeht, sondern überhaupt in der gesamten gesellschaftlichen Diskussion, hinken wir der immer schneller werdenden digitalen Transformation hinterher.