Konvergenz im Schneckentempo

Angela Merkel und der griechische Premierminister Alexis Tsipras bei einem EU-Gipfel in Brüssel. Foto: Francois Lenoir (Reuters)

Gute Nachricht aus der Eurozone: Die Kerninflation (ohne Energiepreise) hat sich auf knapp einem Prozent stabilisiert. EZB-Chef Draghi verkündete deshalb das Ende der Deflationsgefahr, das heisst einer verhängnisvollen Dynamik von sinkenden Preisen, rückgängigen Investitionen, zunehmender Verschuldung und steigender Arbeitslosigkeit.

Kritiker haben immer bemängelt, dass diese Deflationsgefahr ohnehin nie bestanden habe. Wie auch immer, das Thema ist jetzt vom Tisch.

Nicht vom Tisch ist aber die Frage, wie die schwächeren Länder in der Währungsunion ihre preisliche Wettbewerbsfähigkeit verbessern können. Das erfordert nämliche tiefere Inflationsraten als in Deutschland, weil das Instrument der Abwertung nicht mehr zur Verfügung steht. Wie sieht es in dieser Hinsicht aus?

Die Anpassung geht nur langsam vonstatten. Die Tabelle zeigt es klar:

  • Griechenland ist nach wie vor das grösste Sorgenkind der Währungsunion. Die jährliche Inflation ist nur 0,4 Prozent tiefer als in Deutschland. Wie soll dieses Land dereinst wieder preislich wettbewerbsfähig werden?
  • Portugal ist wieder aus den Schlagzeilen verschwunden, aber kommt wirtschaftlich kaum vom Fleck und ist hoch überschuldet. Die Inflationsdifferenz zu Deutschland beträgt nur 0,6 Prozent.
  • Italien ist bezüglich Inflationsdifferenz zu Deutschland besser aufgestellt. Sie beträgt immerhin 1 Prozent. Aber auch das wird kaum reichen, um in absehbarer Zeit wieder beim Export zulegen zu können.
  • Spanien (2,9 Prozent) hat sogar eine deutlich höhere Inflationsrate als Deutschland (1,9 Prozent).

Die höhere spanische Inflationsrate könnte man natürlich auch als Ausdruck einer bereits vollzogenen Anpassung interpretieren. Spanien hat ja in der Tat höhere BIP-Wachstumsraten gehabt als alle anderen südeuropäischen Länder. Aber selbst bei Spanien wäre es falsch, das Ende des Anpassungsprozesses auszurufen.

  • Spaniens Wachstum beruhte bisher hauptsächlich auf dem Aufholeffekt. Erst jetzt ist das BIP wieder auf dem Niveau von 2008. Das Pro-Kopf-Einkommen ist immer noch tiefer als 2008.
  • Spanien wächst vor allem wegen des Privatkonsums, des staatlichen Budgetdefizits und der Erholung des Bausektors.
  • Die Staatsverschuldung bleibt unvermindert hoch bei etwa 100 Prozent.

So ist es weiterhin unrealistisch, dass sich Südeuropa dank Senkung der Löhne und Preise aus der Stagnation befreien kann. Tiefe Zinsen, schwacher Euro und die immer noch relativ niedrigen Energiekosten machen es möglich, die Situation für eine Weile zu stabilisieren oder ein wenig zu verbessern. Aber die Grundprobleme bleiben ungelöst.

37 Kommentare zu «Konvergenz im Schneckentempo»

  • Ulich Konrad Schweizer sagt:

    Man sieht, an was für Hoffnungen die EU/Euro-Politiker knüpfen. Inflationsdifferenz kann nie die Lösung sein. Es kann auch wieder so kommen, dass in einem der Krisenländer die Inflation über dem EU-Durchschnitt zu legen kommt.

  • Peter Müller sagt:

    Warum müssen die Schwächsten dermassen hart leiden, es wäre doch einfacher wenn die Deutschen die Früchte von dem wohlverdienten Erfolg endlich auch geniessen durch die Anhebung von Löhnen und Investitionen in die Marode Infrastruktur tätigen. Das Europroblem ist Deutschland.

    • Rolf Zach sagt:

      In Deutschland herrscht einfach in den führenden Köpfen zuviel Hayek und Röpke und zuwenig Keynes. Niemals in der deutschen Geschichte gab es eine so starke Währung wie den EURO. Der Euro ist eine stabilere Reservewährung auf besserem wirtschaftlichem Fundament aufgebaut als der Dollar, der sich gegenwärtig mit der Zerstörung der Nafta enorm schwächt.
      Deutschland hat früher wie die Schweiz immer über den Außenhandel seine Wirtschaft angekurbelt. Lief es nicht, war es keine Reservewährung. Dies muss heute kein Land in der Euro-Zone, sie können die Konjunktur ankurbeln ohne die Außenbeziehungen zu beachten.
      Stieglitz und Flassbeck sind kritisch gegenüber dem Euro, weil sie den Euro nicht als Konjunktur treibend anschauen. Dabei ist er das beste Mittel zum Zweck!

  • Jürg Brechbühl sagt:

    Ich nehme an, der Titel sei rethorisch gemeint. Die Südländer, inklusive Frankreich kranken alle am selben: Korrupte Eliten, Schattenwirtschaft, kommunistische Gewerkschaften, fehlende Arbeitsmoral der Bevölkerung, mangehalfte Berufsausbildungen (sprich keine Lehre sondern nur lauter Guguus-Studiengänge an den Universitäten).

    • Josef Marti sagt:

      Bei den Franzosen ist u.a. der übermässige Kündigungsschutz ein Problem, das macht die Renditesklaven aufsässig und frech. Anstatt gehorsam und fleissig zu arbeiten denken die den ganzen Tag nur ans Pimpern, da sind sie ähnlich wie die Afrikaner.

      • Monique Schweizer sagt:

        Marti: Nur sind die Franzosen produktiver als die Deutschen und pimpern tun sie auch besser!
        .
        googeln Sie doch einfach mal
        Produktivität Franzosen — sie werden noch über Ihre eigenen Klischees stolpern….

  • Josef Marti sagt:

    Portugal und GR müssten 30 bis 40% intern abwerten resp. Preis und Lohnniveau senken um wieder wettbewerbsfähig zu werden. Die andere Variante dass D die nächsten Jahre massiv intern aufwertet mit hoher Inflation ist unrealistisch.
    Den Euro lässt man sicher nicht untergehen, er ist das mit Abstand effizienteste System der Privatisierung von Gewinnen und Sozialisierung von Verlusten. Das Establishment wird diese eierlegende Wollmilchsau für die Exportindustrie und die Banker sicher nicht fallen lassen.

    • Markus Ackermann sagt:

      Ja, Herr Marti.
      Sie haben vollständig recht … und trotzdem ist Ihre Prognose falsch.
      Was wir aktuell mit dem € haben, ist ein Versailles 2.0 … einfach mit umgekehrten Vorzeichen:
      -> In D kann man eine Aufgabe des € nicht zulassen, weil die nominalen Vermögenswerte (zB Guthaben, Lebensversicherungs-Policen, sonstige Forderungen) auf € lauten. Beim Platzen des € müssten diese abgeschrieben werden … auf limes 0. Da werden sich die dt. Untertanen bei ihren Autoritären bedanken …
      -> In F (und vielen anderen Schuldner-Territorien) kann man Schulden in € kaum noch bedienen und ganz sicher nicht amortisieren: too much debt.
      Und weil man in F etc. die Währung (€) der Schulden nicht abwerten kann im Vergleich zur Währung der Gläubiger (€) … wird man sie per Gesetz in eine andere Währung umwandeln, zB neue Francs, die man dann abwerten kann. Gilt auch für neue Escudos, neue Liren, neue you name it.
      Also wird der Konflikt zw. den Gläubigern und den Schuldnern zu entscheiden sein (wie wir es bei Versailles 1.0 schon hatten).
      Die Gläubiger heissen so, weil sie glauben
      … sie werden diesen Glauben (an den €) verlieren
      … und in eine bessere Währung wechseln
      … mit erheblichen Wechselverlusten.

      • Markus Ackermann sagt:

        … oder die €ZB nimmt alle diese nicht verzins- und amortisierbaren Forderugen/Schulden auf ihre Bilanz. Dafür braucht es eine weitere Ausweitung der €-Geldmenge.
        Das wäre dann die Lösung, die wir von Venezuela oder Zimbawe kennen.

        • Jens sagt:

          Das hat die EZB schon. Inflationärer Impuls: Null.
          Gruß,
          Jens

          • Markus Ackermann sagt:

            @Jens
            1. Richtig, Sie beziehen sich auf die Inflationsrate, die vom Staat gemessen wird (und auch Grundlage des obigen Artikels bildet).
            -> Das kommt mir vor, wie die „underlying“ Zahlen in den Geschäftsberichten, die von den Firmen so geschönt (gelogen) werden, dass „es passt“
            2. Aber Venezuela hatte (ich glaube 2015, evt. 2016) die weltweit beste Börse … gemessen in Bolivares.
            -> Die asset inflation wird eben bei der offiziellen Inflationsrate nicht gemessen.
            -> Schauen Sie sich die Entwicklung der Indexstände der Börsen in den USA und Europa an und vergleichen Sie dies mit der Entwicklung der Bilanzsummen der FED und EZB als Indikator für die Geldmengen.
            -> Für mich ist Geld ein Bezugsschein auf den Output der Realwirtschaft
            … und die Bewertungen dieser Bezugsscheine ist viel leichter manipulierbar als die Output-Mengen der Realwirtschaft.
            … Aber wir brauchen den Output der Realwirtschaft, nicht Bezugsscheine auf nicht existierenden Output.

          • Marcel Senn sagt:

            Ackermann: Und unproduktiv herumliegendes Gold in unterirdischen Tresoren ist in Ihrer Logik demnach das Bezugsmetall auf den Output der Realwirtschaft.
            Und beim Goldpreis behaupten Sie ja auch der sei viel leichter manipulierbarer als die Output Mengen in der Realwirtschaft
            „Aber wir brauchen den Output der Realwirtschaft, nicht „Bezugsgold“ auf nicht existierenden Output.“
            .
            Vetrauen sind die Basis allen Wirtschaftens – sei es per Vertrag oder manchmal auch nur per Handschlag! In Papiergeld kann eigentlich nur Inflation das Vertrauen erschüttern, nur die stellt sich bei Konsumprodukten kaum ein, weil wir mittlerweile einen abundanten Ueberfluss derselben auf den Märkten haben.
            Gold wird nicht teurer, dafür Real Estate & Aktien — die Bondblase ist mittlerweile am Luft ablassen.

          • Markus Ackermann sagt:

            Ja und Nein, Herr Senn.
            Sie haben auch weiter unten den Puck nicht gesehen.
            1. Gold ist der Bezugspunkt aus 2 Gründen:
            – Gold ist historisch als Aufbewahrer von Werten bestätigt und
            – die gesamte physische Goldförderung erhöht die Menge nicht mehr als ~1.5% pro Jahr.
            Mit Gold kann man „eichen“, eine Referenz herstellen.
            Gold ist insofern „sicher“: Beim physischen Gold kann man kaum manipulieren, man kann es nur enteignen, nicht durch Manipulationen ertrügen.
            2. Manipuliert wird Papergold, also dasjenige Gold, das nicht physisch unterlegt ist … und den Goldpreis an der Börse bestimmt:
            -> Man kauft ein Papierli oder genauer einen Eintrag in einer Buchhaltung, das einen Anspruch auf Lieferung verschaffen soll, ein Versprechen. Strukturell gehen die Käufer „long“
            – Ein Pool von Banken bildet die Gegenpartei und kann UNBEGRENZT short-Positionen aufbauen (oder long gehen, was für deren Zwecke weniger interessant ist), die am Monatsende immer wieder verlängert werden.
            -> Unbegrenzt deshalb, weil sie physisch nicht unterlegt werden müssen (und auch nicht werden)
            -> Der Käufer des Papergold sitzt also als „dude“ am Spieltisch mit den Berufsspielern (Comex, London), die unbegrenzt weiter Papergold produzieren können, bis dem „Freierli“ die Luft ausgeht (er Liquidität braucht, Kredite zu bezahlen sind etc.)
            -> DAS ist aber ein Nullsummenspiel, bei dem es einfach einen schrittweisen Vermögens-Transfer vom Kunden zu den Berufsspielern gibt.
            -> Die Menge des physischen Goldes ändert dadurch nicht. Auch die Werterhaltungsfunktion ändert sich dadurch nicht, weil es über die Zeit hinweg ein reverse to the mean gibt (auch wenn die Ausschläge des $-Unzenpreises in beide Richtungen hoch sein mögen).
            3. Aktien und Real Estate können genauso manipuliert werden. Nur: wieviele Aktien der 1930iger Jahre haben überlebt?
            – Gold hat keinen inneren Wert, weil es keinen Ertrag schöpft, nicht produktiv ist. Wo es künftige cash flows gibt, kann man diskontieren.
            – Produktiv ist die Realwirtschaft (repräsentiert in Aktien), aber eben nicht dauernd (über Jahre) und nicht alle Aktien repräsentieren produktive Firmen, sondern mittel- und langfristig nur ein kleiner Teil der Aktien, der noch dazu permanent wechselt.
            … bleibt also noch das Land: aber das Land ist nicht produktiv, sondern die Arbeit schöpft Werte (DAS ist ja das zentrale Argument von Adam Smith, des Kapitalismus, vis-à-vis dem Feudalismus!).
            -> Wären Land / Immobilien nicht abhängig von der Bewertung (in Bezugsscheinen) hätte es keine Immobilienkrisen (zB 2008) geben können.
            Bref:
            Ich muss entscheiden, ob ich
            – die Bezugsscheine in unproduktive Wertaufbewahrungsmittel umtausche (unsicher und bewertet in Bezugsscheinen!) oder
            – in produktives Kapital (unsicher und bewertet in Bezugsscheinen … aber wenigstens produktiv … sofern Unproduktive den Wert nicht wegfressen)

      • Markus Ackermann sagt:

        Tippfehler, gemeint ist:
        Da werden sich die dt. Untertanen bei ihren Autoritäten bedanken …

        • Jens sagt:

          @Herr Ackermann
          Entscheidend für eine inflationäre Entwicklung sind nicht die Zentralbankbilanzsummen bzw der Bestand an Zentralbankgeld, sondern die Kontostände der Marktakteure. Und auch dann nur, wenn sie konsumtiv verausgabt werden.
          Asset price inflation ist dagegen ein Indiz für eine xtrem schiefe Vermögensverteilung. Wer die nicht will(und auch nicht umverteilen möchte)handelt sich zwangsläufig durch Zinserhöhungen eine gepflegte Deflation ein-das relative Preisverhälnis zwischen Assets und Konsumgüten bleibt zunächst gewahrt weil letztere sich verbilligen…Aber zu welchem Kosten…

          • Markus Ackermann sagt:

            @Jens
            1. Meines Wissens wird die Inflationsrate, von der die Rede war, über einen Warenkorb bzw. einen Preisindex gemessen.
            2. Sie nennen jetzt Kontostände der Marktakteure. Gibt es einen nachvollziehbaren, messbaren Bezug zw. den „Kontoständen der Marktakteure“ und der Umlaufgeschwindigkeit. Und falls ja: wie haben sich die Umlaufgeschwindigkeiten verändert?

          • Jens sagt:

            @ Herr Ackermann
            Wie „die“ Inflationsrate gemessen wird, ist mir bekannt. Ich halte nur die Bekämpfung von asset-price-inflations nicht für die Aufgabe der Zentralbank. Das endet sonst mit „Operation gelungen-Patient tot“
            Kontostände lassen sich mit den Geldmengenaggregaten M1-M3 messen. Da hat die Eurokrise übrigens keine Spuren hinterlassen. Socialism for the rich- kein Wunder,daß da die Inlation nicht wirklich anziehen will. Bis auf die Sorte importierte Inflation, die natürlich wieder nur die Ärmeren trifft……
            Gruß, Jens
            Gruß,
            Jens

      • Marcel Senn sagt:

        Ackermann: In was für eine „bessere“ Währung sollen die denn wechseln? In US$ mit 3-4% Budgetdefizit und einer Verschuldung von mind 108% des GDP (noch ohne Bundesstaaten und Locals – dann wärens es dann schon um die 125-130%), oder in den chinesischen Yuan mit seinen eher intransaprenten Schuldenbergen, Yen dito.
        .
        Immerhin ist die Eurozone mittlerweile die Wirtschaftszone mit den höchsten Leistungsbilanzüberschüssen noch vor den Giganten China und Japan. Selbst das marode Italien hat 2016 52 Mrd € Handelsbilanzüberschuss gemacht.
        .
        Und der Franken mit seiner aufgeblähnten SNB Bilanz (voller €, £, Yen und $ Anleihen) und den neg. Zinsen wird auch längs wie mehr zu einem Unsicherheitsfaktor als Währung!
        .
        Wohin denn nun mit dem Angsthasenkapital??

        • Markus Ackermann sagt:

          @Senn
          Richtig.
          1. Und too much debts ist auch nicht nur ein Problem des €
          … aber dort ganz besonders, weil das €U-Konstrukt so schrecklich falsch ist
          … und genauso wie die überschuldeten Bauern in den Bauernkriegen die Klöster brandschatzten, genauso werden die Überschuldeten die Profiteure bedrängen.
          2. Ich erwarte, dass es ein Währungs-„caroussel“ geben wird, weil jede Währung gegen andere Währungen abwerten wird (und alle Länder ihre eigene Währung abwerten wollen)
          … was mathematisch schon nicht geht
          3. Bref:
          Eine Reise nach Jerusalem, bei der jeder Gläubiger in jeder Währung verlieren wird (einfach zu unterschiedlichen Zeitpunkten)
          … aber alle Währungen werden gegen Gold abwerten
          … und zwar relativ konstant
          (Ich weiss, das hören Sie nicht gerne.)
          Und richtig, Gold wird nicht die Weltwährung sein können (schon rein vom Volumen her)
          … aber es wird die einzige Währung sein, die bei jeder Abwertungsrunde, bei jedem Abwertungswettlauf gewinnen wird
          …. und bei jeder Abwertungsrunde werden Gläubiger Geld verlieren, bis sie per Saldo 2/3 ihres Vermögens verloren haben (denn weniger Schulden bedeutet auch weniger Guthaben der Gläubiger und umgekehrt)
          … und die Gläubiger, die grosse Teile ihres Vermögens verlieren, werden dies nicht ohne heftige Reaktionen und Gegenwehr zulassen: Die Klöster im Mittelalter hatten keine Armeen (sie liessen andere für sich kriegen), aber die Netto-Gläubiger-Länder schon.
          … und so wird aus Versailles 2.0 wieder ein Versailles 1.0 (nach dem Vermögensverfall)
          …. und die Regierungen der Netto-Gläubiger-Länder werden von den Gläubigern in ihrem Land (zB den dt. BürgerINNEN, die ihre Lebensversicherungspolicen verloren haben / entwertet sehen) sehr klar dazu getrieben werden „etwas zu unternehmen“: was wohl?
          -> Keynes, The Economic Consequences of Peace, chapter VI:“As … the currency fluctuates wildly from month to month, all permanent relations between debtors and creditors, which form the ultimate foundation of capitalism, become so utterly disordered as to be almost meaningless; and the process of wealth-getting degenerates into a gamble and a lottery.
          Lenin was certainly right. There is no subtler, no surer means of overturning the existing basis of society than to debauch the currency.“

        • Marcel Senn sagt:

          Ackermann: Der € ist doch schon gut in Pole Position in Sachen Abwertung.
          Das grössere Problem wird der $ haben mit den angekündigten steigenden Zinsen und einer vorläufigen Aufwertung – gut andererseits werden die US-Schulden vermutlich auch weiterhin im mind. halbbillionentakt pa zunehmen und so mit der Zeit den $ wieder schwächen.
          .
          „Gegen Gold abwerten“ – Gold ist ein 15m hoher Schönwetterleuchtturm, aber wenn dann mal die 20m Monsterwellen sich türmen sollten, sieht man den auch kaum mehr, als Orientierungshilfe nicht wirklich sehr tauglich und wie Sie selber schreiben quantitativ viel zu geringfügig. Ausserdem was soll dieser Glaube an kaltes totes glänzendes Metall welches in Tresoren unproduktiv rumliegt. Das hilft weder der Weltwirtschaft noch den Goldgläubigen wirklich was.

          • Markus Ackermann sagt:

            @Senn
            Claro, man kann Versailles 1.0 nicht 1:1 auf heute (Versailles 2.0) übertragen.
            Trotzdem interessant, bei Keynes weiter zu lesen, um einen Eindruck zu erhalten zu den Grössenordnungen (im Vergleich zum Gold) der damaligen und m.E. uns noch bevorstehenden (noch nicht eingetretenen) Verwerfungen:
            „The note circulation of Germany is about TEN TIMES what it was before the war.
            -> The value of the mark in terms of gold is about ONE-EIGTH of its former value.
            -> As world-prices in terms of gold are more than DOUBLE what they were, it follows that mark-prices inside Germany ought to be from SIXTEEN to TWENTY TIMES their pre-war level if they are to be in adjustment and proper conformity with prices outside Germany.
            -> But this is not the case. In spite of a very great rise in German prices, they probably do not yet average much more than FIVE times their former level, so far as staple commodities are concerned; and it is impossible that they should rise further except with a simultaneous and not less violent adjustment of the level of money wages (…)
            -> The note circulation of France is more than SIX TIMES its pre-war level.
            -> The exchange value of the franc in terms of gold is a little less than TWO-THIRDS its former value; that is to say, the value of the franc has not fallen in proportion to the increased volume of the currency.
            -> This apparently superior situation of France is due to the fact that until recently a very great part of her imports have not been paid for, but have been covered by loans from the Governments of Great Britain and the United States. (…)
            -> The situation of Italy is not very different. There the note circulation is FIVE or SIX TIMES its pre-war level,
            -> and the exchange value of the lira in terms of gold about HALF its former value.“
            Keynes, The Economic Consequences of Peace, chapter VI

            Für Versailles 1.0 schlug Keynes in seinem Buch folgende Abhilfemassnahmen vor:
            1. The Revision of the Treaty.
            2. The settlement of inter-Ally indebtedness.
            3. An international loan and the reform of the currency.
            4. The relations of Central Europe to Russia.
            Die €U (als Teil von Versailles 2.0) täte vielleicht gut daran, darüber nachzudenken.

          • Marcel Senn sagt:

            Ackermann: Ich habs selber mal nachgerechnet: Die ersten Reparationsforderungen 1919 an D waren rund 1/3 des gesamten damaligen Weltgoldbestandes, 1920 wollte man 4.5 mal das gesamte Weltgold (269 Mrd Goldmark) (von damals rund 22’000t inkl. Privatbestände, Kirchengold, Schmuck etc), dann noch etwas mehr als das doppelte mit den 132 resp. 112 Mrd Goldmark….einfach völlig birreweich auf deutsch gesagt!
            .
            Und wissen Sie was: Ich würde genau den gleichen Schritt machen wie Roosevelt 1934 bei einer längeranhaltenden grossen Depression nach z.B. 4 Jahren: Ein Goldverbot für Privatleute (Schmuck bis max Gewicht ausgenommen) und Fixierung eines Preises bei dem das Gold abgeliefert werden muss!
            .
            Aengstliche goldhortende Menschen bringen der Wirtschaft Null und Nichts!

          • Marcel Senn sagt:

            Ackermann: Die € Geldmenge M3 ist seit 2008 von 8.8 auf aktuell rund 11.4 Bio € angestiegen dazu kämen bei M4 noch rund 3.5 Bio Bonds über 2 Jahre…. ist doch gar nicht soviel und M3 ist in $ Terms sogar noch um rund 8% gefallen.
            .
            Also nix von Ihren 5 or 6 Times und so Zeugs. Bevor wie da gross auf der EZB etc. rumhacken, sollten wir besser die SNB etwas genauer beobachten…deren FX-Wertschriften-Akumulationstempo ist wieder mal etwas gar hoch – pro Kopf der Bevölkerung und Jahr doch einiges höher als Draghis Aufkaufprogramme!!
            .
            „Was siehst du aber den Splitter in deines Bruders Auge, und wirst nicht gewahr des Balkens in deinem Auge?“ Matthäus 7:3
            .
            PS Bin zur Zeit die verschiedenen globalen Geld- & Kreditmengen im Verhältnis BIP/Volksvermögen etc .selber am analysieren.

          • Maiko Laugun sagt:

            @Marcel: Der Markus Ackermann hat noch nicht begriffen, dass ein goldiger Ehering nicht automatisch ein juristisch legitimiertes (?) Recht ist, auf ein konstantes Pimpern zu pochen. Gruss aus China nach Uruguay 🙂

          • Marcel Senn sagt:

            PS Ackermann: Hier in Uruguay trudeln immer mehr Hardcore-Europa-Untergangsphobiker ein, zum Teil ganz wirre Typen aus den übelsten Verschwörungstheoretikeruniversen (wo dann praktisch alles False Flag ist und so in dem Stil), meist Deutsche die Null Spanisch sprechen, vom Land, den Menschen und der Kultur auch kaum eine Ahnung haben und die fahren immer nach Montevideo um Gold zu kaufen wie die Irren um es dann irgendwo zu verbuddeln oder sonstwie zu verstecken.
            .
            Nach maximal zwei Begegnungen meide ich diese Leute obwohl wir dieselbe Sprach sprechen, dann tunlichst: einfach zuviel negative dunkle Energie.
            Da hilft auch alles Gold der Welt nix mehr 😉

          • Markus Ackermann sagt:

            @Senn
            Ja, die Bergpredigt gefällt mir auch.
            Mein Lieblingsspruch kommt bald danach
            „Den Baum nach seinen Früchten bewerten“

          • Linus Huber sagt:

            „Und wissen Sie was: Ich würde genau den gleichen Schritt machen wie Roosevelt 1934 bei einer längeranhaltenden grossen Depression nach z.B. 4 Jahren: Ein Goldverbot für Privatleute (Schmuck bis max Gewicht ausgenommen) und Fixierung eines Preises bei dem das Gold abgeliefert werden muss!“

            🙂 Ich dachte Gold sei bedeutungslos …

            Das Gedankengut, welches zentralplanerische Zwangsmassnahmen als positiv betrachtet, ist heute weit verbreitet. Auf die Idee, dass beim Missbrauch von Währungen zur kurzfristig orientierten Manipulation der Wirtschaft vielleicht ein Überlegungsfehler vorliegt, wie dies Keynes selbst erläutert (There is no subtler, no surer means of overturning the existing basis of society than to debauch the currency.), kommt heute wohl niemand mehr.

          • Marcel Senn sagt:

            Huber: Gold ist ja auch bedeutungslos (mal abgesehen von den Leuten die wirklich mit Gold arbeiten im Schmuckbereich, Industrie etc) darum muss es als Spekulationsobjekt der Masse durch zentralplanerische Anordnungen strikt entzogen werden.
            Und für die Goldsoteriker unter uns hätten ja dann die Zentralbanken wieder einiges an Gold und die könnten wieder etwas ruhiger schlafen…
            Menschen die irgendwo Goldbarren horten bringen der Volkswirtschaft rein gar nichts.

          • Linus Huber sagt:

            Was stört Sie daran, wenn einige Idioten sich an Gold erfreuen. Vieles, woran sich Menschen erfreuen, ist wirtschaftlich betrachtet bedeutungslos. Vielleicht sollten wir auch das Sammeln von Briefmarken oder den übermäßigen Konsum an Softdrinks, das Rauchen, den Alkohol etc. etc. strikt verbieten. In Anbetracht, dass ein Anteil des menschlichen Verhaltens nicht nur bedeutungslos sondern oft offensichtlich schädlich für den Beteiligten und die Gesellschaft ist, besteht diesbezüglich eine höhere Rechtfertigung. Wer allerdings dem Wohl der Gesellschaft am meisten schaden dürfte, sind diejenigen, welche Ihre Sicht der Dinge zwangsmässig durchsetzen wollen. Leider haben wir einen Überfluss an solchen Individuen.

        • Marcel Senn sagt:

          Maiko: Goldschmuck gibt immerhin den Goldschmieden, den Juwelieren, den Pfandleiern, den Einschmelzern und bei Eheschmuck den Standesbeamten, Hochzeits-Veranstaltern, Anwälten, Richtern usw usw noch real existierende Arbeit!
          Herumliegendes Gold in unterirdischen Tresoren bringt nun mal null wirtschaftliche Aktivität. Nur beim Abbau bringt Mining ungesunde Arbeit, Umweltbelastung & an jedem Kg Gold klebt Blut.

          „The average cost of producing gold is now approximately $1210. (Nov 2016)!
          Wo ist der Preis akutell: 1202.85 $!
          .
          Der Marktpreis kann nicht mal seine Produktionskosten erreichen.
          Jedes andere Produkt auf der Welt würde man aufhören zu produzieren, wenn so ein Marktpreisniveau längerfristig anhalten sollte.
          Soviel Supergoldgläubige gibt es demnach doch nicht wirklich!

          • Markus Ackermann sagt:

            @Senn
            Sie blenden das Fiat-Gold der Comex aus:
            -> Eine Jahresproduktion wird dort innert Minuten auf den Markt geworfen, ohne je liefern zu müssen
            -> Physische Unterlegung der Comex-Contracts ~1%, oft weniger
            Der Goldmarkt in London ist auch nicht viel durchsichtiger.
            DAS ist ja das Problem beim Papergold: manipulierbar, beliebig vermehrbar … und der physische Markt ist immer noch nicht abgetrennt vom Papergold.

          • Marcel Senn sagt:

            Ackermann: Sie übertreiben – der Gross Market Value aller Goldderivate war per 6/2016 gerade mal 47 Mrd und diese Zahl könnte man nochmals eindampfen auf die Gross Credit Exposure, welcher dann nochmals 10x kleiner sein dürfte – also noch um die 5 Mrd.
            .
            Da wird zwar ein bisschen manipuliert, aber auch nicht wirklich exorbitant.
            Der Goldmarkt ist doch sowas von langweilig — gähnnnnn und Sie fabulieren hier von grossen Manipulationen — dass sich die Jungs vom Handel mal ab zu was abzwacken (via bessere Boni), das gehört nun mal zum Spiel mit dazu, sollte einfach nicht regelmässig und nicht übermässig passieren
            .
            Hier als Bettlektüre noch die BIS Derivatestatistiken — Gold finden Sie auch bei den Commodities Seite 16 oben…

            http://www.bis.org/publ/otc_hy1611.pdf

          • Rolf Zach sagt:

            Herr Senn, Danke für den Hinweis hinsichtlich den Derivaten! So wie ich die Lektüre verstanden habe, ist dieser Markt nicht gewachsen, er hat sogar im Devisenmarkt abgenommen. Kann ich als Devisenhändler meinem Kunden in Europa, der gewillt ist in Euro zu verkaufen, weil sicher 90 % seiner Kosten in Euro anfallen, überhaupt ein Termingeschäft oder ein Swap verkaufen.
            Kann der Abnehmer dem europäischen Exporteur überhaupt eine andere Währung als den € aufzwingen? Höchstens den Dollar, ich zweifle stark, ob er dies in Yuan oder Yen machen kann. Wie reagieren die Schweizer Exporteure mit ihrer Schatzkästli-Währung. Die müssen sich von ihren Kunden Euro oder Dollar als Zahlung gefallen lassen. Ich glaube nicht, dass ein Uhrengeschäft in Montevideo
            ihre Swatch in CHF bezahlt, eher in Dollar.

          • Marcel Senn sagt:

            Zach: Mittels taylormade Derivaten kann man auch Währungen synthetisieren zumindest in einem gewissen Range und so Währungsrisiken in jenem vorgegebenen Range eliminieren.
            Nur wenn es dann zu hohen Volatilitäten kommt und die vordeterminierten Grenzwerte des Derivatekonstrukts überschritten werden, dann kann das ganze Konstrukt für den Kunden zum Rohrkrepierer werden & die emitierende Bank lacht sich dann des öfteren mal ins Fäustchen, wie sie wieder mal einen Kunden mit Derivaten leimen konnten.
            .
            Entweder muss man als Kunde auf der Höhe & sein fähig alle möglichen & eben auch unmöglich erscheinenden Szenarien zu bewerten oder man lässt es besser.
            Welche Währungen akzeptiert werden, ist immer noch Vereinbarungssache. In den Beizen hier kann man mit UYU$, Arg$, US$, Real, € zahlen

      • Tom Meier sagt:

        @Herr Ackermann: Warum kann Deutschland die nominellen Vermögenswerte denn nicht einfach in eine neue eigene Währung (z.B. D-Mark) umwandeln?

  • Anh Toàn sagt:

    Also der Euro wird noch eine ganze Zeit länger untergehen, als er schon untergegangen ist. Denn das Grundproblem ist ja in Ihren Augen der Euro, die Währungsunion, und das bleibt ungelöst, solange sie existiert.

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