«Politik kann alles»

Wirtschaftspolitik war nicht sein Thema: Bundeskanzler Helmut Kohl 1998. Foto: Keystone

Das «Zeit-Magazin» publizierte kürzlich ein interessantes Interview mit Walter Kohl, dem älteren Sohn des ehemaligen Bundeskanzlers Helmut Kohl. Der Titel des Interviews stellt seine Kritik an Merkels Verhalten gegenüber seiner Familie ins Zentrum. Für die ökonomische Diskussion sind hingegen seine Bemerkungen zu Kanzler Kohls Wirtschaftskompetenz von grösserem Interesse.

Die Interviewer von der «Zeit» fragen zunächst, warum sich Kanzler Kohl bei der Einführung des Euro über alle Bedenken von Ökonomen hinweggesetzt habe. Walter Kohl antwortet ohne Umschweife:

«Ich glaube, dahinter steckte schlicht ökonomische Inkompetenz. Ich habe damals mehrere Topberater meines Vaters als inkompetent erlebt, einer von ihnen konnte nicht mal den Unterschied zwischen einer Investmentbank und einer Geschäftsbank erklären. Auch der damalige Kanzleramtschef Friedrich Bohl war wohl ein gewiefter Strippenzieher, aber in ökonomischen Fragen völlig überfordert. Damals hat mein Vater oft mit meinem Bruder Peter und mir diskutiert, wir sind beide Volkswirte. Vor allem Peter wies auf viele Risiken beim Euro hin, wir haben leidenschaftlich mit dem Vater gestritten. Das war aber nicht leicht.»

Auf die Frage, warum die Diskussion über ökonomische Themen nicht leicht gewesen sei, erwidert Walter Kohl:

«Wirtschaftspolitik war leider nie sein Thema. Er sah wirtschaftliche Themen vor allem durch die politische Brille, und störende Fakten wurden dann schnell mal weggewischt, frei nach dem Motto: Politik kann alles. Themen wie die Globalisierung, der Big Bang auf den Finanzmärkten oder Rating-Agenturen haben damals einfach nicht interessiert.»

Diese Aussagen bestätigen, was man schon immer vermuten musste. Die Euro-Architekten glaubten ernsthaft, dass die Problemlösungskapazität der Politik nahezu unbegrenzt sei. Sie wussten von den ökonomischen Schwierigkeiten, aber waren felsenfest davon überzeugt, dass sie überwunden werden könnten.

Walter Kohls Aussagen decken sich mit dem Bericht des englischen Journalisten David Marsh, der in den 1990er-Jahren für die «Financial Times» in Frankfurt arbeitete. In seinem Buch «The Euro» erwähnt er einleitend eine Anekdote, die höchst aufschlussreich für den damaligen Zeitgeist ist:

«Helmut Kohl sagte in einer spätabendlichen Pressekonferenz im Dezember 1991 auf grossmännische Art, Grossbritannien werde bis 1997 beitreten, denn die City werde die britische Regierung zum Euro drängen. Ich behauptete, dazu werde es nicht kommen, und nach einem kurzen Rededuell über die, wie Kohl es nannte, ‹Wettfreudigkeit der Engländer› einigten wir uns auf den Wetteinsatz: sechs Flaschen englischen gegen sechs Flaschen deutschen Wein. Der Kanzler beglich seine Schuld 1997 mit sechs Flaschen Gimmeldinger und lud mich, nach einem diskreten Wink, sogar in sein Amt ein, um mit ihm ein Gläschen zu trinken.»

Heute, zwanzig Jahre später nach der Begleichung der Wettschuld, schickt sich Grossbritannien an, die EU zu verlassen. Da wären nochmals sechs Flaschen Gimmeldinger fällig.

96 Kommentare zu ««Politik kann alles»»

  • Rolf Zach sagt:

    Wenn die geschätzten Kommentatoren hier von Totgeburt des Euros sprechen, von der Verarmung Europas durch den miesen Herr Draghi., sollte man als Laie zustimmen. Es ist nicht recht, wenn er die Wirtschaft ankurbelt, aber die gleichen Leute haben etwas dagegen, wenn er eine Deflationspolitik fährt. Die Deutschen finden, er sollte unbedingt mehr machen, dass die Boomstadt München noch mehr gefördert wird und finden es eine Schande, dass ihn auch die kleinen Handwerker in Portugal interessieren. Sie sagen ja alle Europa mit den Ländern der Eurozone ist zu verschieden, dass diese Währungsunion Bestand haben könnte. So verschieden sind diese Länder auch nicht, wie immer behauptet wird. Alle sind Sozialstaaten und Demokratien. Die Migration ist auch nicht mehr das Problem wie früher.

    • Rolf Zach sagt:

      Brutal gesagt: Wer gegen den Euro ist, ist dafür, dass die Dollar-Noten-Druckerei in Washington das grösste Goldbergwerk der Welt bleibt und wir mit Kotau dieses Papier-Gold untertänigst entgegennehmen und ihnen unsere Waren liefern, die sie mit einer gigantischen Verschuldung bezahlen, wo sie genau wissen, dass sie uns nie etwas zurückzahlen. Dafür dürfen wir dann unseren Sozialstaat abbauen und unsere Alten nicht länger leben lassen. Schöne, neue Welt, aber nicht für uns Europäer!
      Die Euro-Gegner sind strikte dagegen, dass wir das gleiche wie die USA machen, auch wenn es nur eine kleine Goldwäscherei in einem Bach ist. Wir liefern immerhin ein wenig Kieselsteine und nicht Berge von Papier-Gold!
      Geschrei wegen 1929 ist laut, aber falsch. Fließt das Kapital 2017 von USA nach Europa?

      • Josef Marti sagt:

        Das ist aber mit oder ohne Euro unverändert der Fall, mit Euro sind die LB Überschüsse gegenüber USA sogar noch grösser.

        • Anh Toàn sagt:

          Der Euro ist also unterbewertet. Ich bin mir nicht sicher, ob Sie diese, meine Ansicht teilen. Aber LB Überschüsse weisen doch auf Unterbewertung der Währung hin?

          Ach nein, gegen die Amis müssen alle Leistungsbilanzüberschüsse haben, je mehr, umso besser, weil die Amis haben ja dafür die Dollars: Made in the USA.

  • Rolf Zach sagt:

    Vier Punkte zugunsten des Euros:
    1. Der Euro ist eine Reservewährung und dies bedeutet automatisch niedrigere Zinsen, weil eine Reservewährung Vertrauen hat.
    2. Es ist leichter für eine Zentralbank einer Reservewährung, eine Geldpolitik zu steuern und die Inflation zu bekämpfen ohne grössere Vernichtung der Sparguthaben, denn die Zentralbank einer Reservewährung wird in ihren Maßnahmen ernst genommen.
    3. Ein Land oder Ländergruppe, die über eine Reservewährung verfügt, kann sich durchaus eine Leistungsbilanz-Defizit erlauben und ihr Wirtschaftswachstum ankurbeln, ohne auf diese äußeren Auswirkungen Rücksicht zu nehmen.
    4. Ein Land oder ein Gebiet mit einer Reservewährung kann deshalb mit Erfolg eine Konjunktur-Politik à la Keynes unternehmen und trotzdem noch demokratisch bleiben.

    • Anh Toàn sagt:

      Aber ein Land, das nicht in einer Ländergruppe ist, kann seine Rüstungsausgaben erhöhen und dann die anderen Länder frei und souverän auf den Kopf hauen Ein Land, in einer Währungsunion mit Binnenmarkt kann das nicht, ohne seine Kunden/Lieferanten/Mitarbeiter/Investitionen zu beschiessen, was ja auch etwas dumm wäre. Und darum kann nur ein freies unabhängiges Land mal 1st, d’abord oder über allem sein.

      Unionen sind etwas für totale Verlierer, der Grossartige ist am Mächtigsten allein.

    • Rolf Zach sagt:

      Zwei weitere Punkte zugunsten des Euros.
      1. Überall auf der Welt müssen Länder mit Leistungsbilanz-Defiziten ohne den Status einer Reservewährung ihr Haus mit Hilfe des IWF mit seiner gewohnten Rosskur, mit vielen Opfer der breiten Bevölkerung, wieder in Ordnung bringen. Lateinamerika ist ein klassisches Beispiel seit 40 Jahren. Auch in Europa hat der IWF seine Spuren sehr deutlich hinterlassen.
      2. Nur Griechenland, sonst in keinem anderen Land mit Schwierigkeiten während der Euro-Krise wurde irgendwie nach dem IWF nachgefragt, dessen Rezepte übrigens durchaus härter sein können als die verteufelten Maastricht Kriterien. Irland, Spanien, auch nicht Portugal und in Zukunft Italien brauchen den IWF, sie haben etwas besseres, die EZB unter Leitung von Draghi!

    • M. Stadelmann sagt:

      Der Euro ist aus volkswirtschaftlicher Sicht völliger Stumpfsinn, er dient in erster Linie als politisches Symbol. Aber weil das Währungssystem auf Sand gebaut ist, überlebt es nicht einmal den ersten Sturm.
      Sie können nicht unterschiedlich starke Volkswirtschaften mit einer einzigen Währung ausstatten. Dann kann man keine vernünftige Geldpolitik mehr betreiben, weil man sich am Schächsten oder am Durchschnitt orientieren muss. Das führt letztlich zu noch grösseren Verwerfungen mit riesigen Leistungsbilanzüberschüssen bei den Starken und Defiziten bei den Schwachen. Der Dollar ist die Weltreservewährung, und was hat das den USA genutzt? Nichts. Die Wirtschaft liegt in grossen Teilen der USA am Boden. Ihre Argumentation mit Reservewährung schiesst völlig am Ziel vorbei und zudem falsch.

      • Josef Marti sagt:

        Doch man kann trotzdem eine Einheitswährung machen, entscheidend ist dass ein Überschussausgleichsmechanismus eingebaut ist. Auch eine DM oder ein CHF war nur möglich mit Ausgleichsmechanismen zwischen den Bundesländern und Kantonen, dasselbe gilt für die USA. Verboten bleibt aber ein bailout durch den Bund (siehe CH und USA, Gliedstaaten könne pleite gehen, wobei in der CH erst wenn auch die Geberkantone pleite sind). Deshalb geht es niemals ohne Transferunion, diese wiederum ist ohne Bundesstaat schwierig. Im Falle des Euro wird die Transferunion einfach sukzessive langsam aber sicher erzwungen, siehe Bankenunion, Euro Bonds und schleichende Vergemeinschaftung über das grenzüberschreitende Zahlungsausgleichssystem.

        • M. Stadelmann sagt:

          Sie haben theoretisch schon Recht. Und für die USA und die CH war die Einführung einer Einheitswährung mit dem Errichten des Bundesstaates ja auch sinnvoll. Aber ist es auch sinnvoll für Europa? Ist es sinnvoll wenn Deutschland’s Arbeiter bei tiefen Löhnen halb Europa subventionieren muss, nur damit die EU eine Einheitswährung hat? Wären nicht alle Völker Europas viel besser dran, wenn sie wieder ihre eigene Währung hätten, die auch ihrer volkswirtschaftlichen Kraft entspricht?

      • Anh Toàn sagt:

        @M. Stadelmann „Sie können nicht unterschiedlich starke Volkswirtschaften“

        Man kann unterschiedlich starke nationale Volkswirtschaften sehen, oder man kann eine europäische Volkswirtschaft sehen: Der europäischen Volkswirtschaft geht es recht gut. Die Unterschiede, wo es innerhalb dieser Volkswirtschaft eher gut geht, und wo es nicht gut geht, lassen sich nicht an nationalen Grenzen festmachen. Ostdeutschland müsste in den Südeuro, noch vor Teilen Frankreichs, während Teile von Spanien oder Italien in den Nordeuro müssten, um es mal anhand dieser hahnebüchenen Idee von zwei Euros (erste Liga und La grande nation in der 2ten) zu erklären.

        Mit einem Binnenmarkt und einer Währung gibt es eine Volkswirtschaft.

        • M. Stadelmann sagt:

          @Toàn: Recherchieren Sie was eine Volkswirtschaft ist. Wenn der Wortteil „Volk“ Sie stört, ersetzen Sie Volkswirtschaft durch Wirtschaftsraum. Es gibt selbst in der Schweiz wohl eine beinahe unüberschaubare Anzahl an enger oder weniger eng verknüpften Wirtschaftsräumen. Die kleinste Einheit ist wohl der Haushalt einer Familie. Wirtschaftsräume in zu grosse Einheiten zusammenzufassen ist genauso falsch wie in zu kleine. Die helvetische Republik führte 1798–1803 erstmals eine schweizerische Einheitswährung ein. Danach ging die Münzhoheit bis zur Schaffung des modernen schweizerischen Bundesstaates 1848 wieder an die Kantone zurück. Geben Sie mir ein Beispiel eines funktionierenden Währungsraumes der nicht an den Nationalstaat und dessen Recht geknüpft ist.

          • Anh Toàn sagt:

            @M Stadelmann: Dann sehe Sie sich den Mailänder oder den Turiner Wirtschaftsraum an, was soll denn das? Sie definieren Volkswirtschaft an der Nation, was macht denn die Nation zu einem Wirtschaftsraum?
            Die Schweiz hatte von 1953 einen Währungsunion mit Einheitswährung und Personenfreizügigkeit. 1947, fast hundert Jahre später, wurde die AHV eingeführt, der wichtigste Ausgleichsmechanismus der Schweiz. Auch den Finanzausgleich gab es erst nach dem 2. WK. Immer lese ich, ist wegen Bundesstaat, aber was denn an diesem Bundesstaat volkswirtschaftlich so wichtig sei, lese ich nicht. Aber ich lese immer wieder von Finanzausgleich und AHV, aber das war hundert Jahre später. Vorher gab es einen „Subventionsdjungel“, wie in der EU.

      • Anh Toàn sagt:

        „Im Falle des Euro wird die Transferunion einfach sukzessive langsam aber sicher erzwungen, siehe Bankenunion, Euro Bonds und schleichende Vergemeinschaftung über das grenzüberschreitende Zahlungsausgleichssystem.“

        Also hatten „die“ Recht bei der Euroeinführung: Ist mal die Währung da, entstehen die Ausgleichsmechanismen. Politik kann alles.

        • Josef Marti sagt:

          Selbstverständlich. Politik kann nicht nur Frieden stiften sondern auch Kriege und Bürgerkriege lostreten, wie das schon Von Clausewitz vor langer Zeit richtig erkannt hat: Krieg ist die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln.
          Das Establishment hat das aber auch geschnallt, es verfolgt deshalb die Politik der Streckung und Aussitzung aller Probleme über die Amtszeit hinaus auf künftige Generationen, um sich rechtzeitig aus dem Staub zu machen und den wohlverdienten Ruhestand zu geniessen. Jeder der abstimmen und wählen geht sollte sich im Klaren sein, dass niemand dieser Verbrecher auf der persönlichen Ebene zur Verantwortung gezogen wird wenn brav alles abgenickt wird, was einem da vorgesetzt wird.

      • Rolf Zach sagt:

        Soso, eine Reservewährung ist also eine Belastung für einen Staat und denn dazugehörigen Wirtschaftsraum. Ist mir völlig neu! Ich erlaube mir in der Geschichte zu grübeln! Der Solidus der Byzantiner war die Weltreservewährung bei uns in Eurasien zwischen 400 und 1100 und die hatten noch keine Zentralbank, aber Wechsel und konnten damit ihren Kredit absichern. Mit dem Zerfall des Solidus verloren sie ihren Kredit und dies erschwerte die Aufrechterhaltung ihres Staates. Das Ende ist bekannt. Jede Reservewährung ist eine Unterstützung einer staatlichen Macht. Napoleon konnte wohl den Franc stabil halten, aber die Engländer hatten mit dem Pfund und ihrer Zentralbank trotz Verbot der Gold-Einlösung den besseren Kredit-Apparat. Wer gewann, ist bekannt.

        • Rolf Zach sagt:

          Wir sprechen doch immer von einer Willensnation, ist die Schweiz ein Nationalstaat? Gerade wir in der Schweiz haben Kredit und Währung immer den direkten volkswirtschaftlichen Vorteilen einer Währung mit Abwertungen vorgezogen. Sonst hätten wir unsere Dollaranleihen anfangs der 20er Jahre nicht derart genau nach den strengsten Bedingungen den US Gläubigern zurückbezahlt.
          Das war wahrscheinlich eines der besten Geschäfte für Obligationen-Gläubiger, die es jemals gab. Rothschild im 19. Jahrhundert hätte es nicht besser gekonnt.
          Übrigens die Schweiz hat sehr für ihre Franken im 2. Weltkrieg gesorgt. Wenn es etwas gab, was damals absolut verlässlich war, war die Wochen-Bilanz der SNB in der NZZ.

          • Anh Toàn sagt:

            Es ist Gottes Wille: Die Verfassung startet mit „Im Namen Gottes, dem Allmächtigen!“ Mit Ausrufezeichen.
            Und die Natioinalhymne ist ein Psalm, eine Hymne auf Gott.

            Die Nation ist eine Lüge, sie beruft sich auf einen Gott, dabei ist sie nur, weil Nationalstaat ist.

  • Monique Schweizer sagt:

    „Politik kann alles?“ Donald Trump kann alles!
    Neben seinem Chefstrategen Bannon spielt vermutlich Alex Jones (43 Jahre jung) von Infowars, PrisonTV die wichtigste Rolle in Trumps Regierung – der Mann hat einen direkten einflussreichen Draht zu Trump. Auch wenn man ihn nicht direkt offiziell hört, er ist quasi der Propagandaminister in seinen Shows.
    Ironischerweise sieht Pressesprecher Spicer sehr ähnlich aus wie Jones.
    Der unbestrittene König der Conspiracy bezeichnet sich als libertär und „paläokonservativ“
    https://de.wikipedia.org/wiki/Pal%C3%A4okonservatismus
    Und so hat er und Bannon einen grossen Einfluss auf die ganze „Fake News“ Verunglimpfungen, die knallhart ohne Rücksicht auf Peinlichkeiten durchgezogen werden.
    >30 „Dokpropfilme“ hat AJ gemacht, meist sehr düstere

  • Albert Muri sagt:

    Das ist doch das grösste Kompliment für Kohls Urteilskraft, dass er nicht einmal zu dessen Hochzeiten und auch nicht unter dem internen familiären Beschuss etwas auf die neoliberale Heilslehre gegeben hat: la istoria le salvarà! Die Deutschen haben sich und Europa 1998 fies ins Bein geschossen, als sie auf Schröder hereingefallen sind, der sie per Hartz4 in die kollektive Verarmung geschickt hat. Ohne das deutsche Lohndumping wären per Saldo von 2000 bis heute unglaubliche 1,5 Billionen (echte, nicht amerikanische) Euro zusätzlich für den deutschen Binnenkonsum zur Verfügung gestanden – und das restliche Europa, Kohls schönes, demokratisches und prosperierendes Europa, gäbe es danke diesem Riesenmarkt für Importgüter immer noch.

  • Simone Bonvivant sagt:

    Die EU hat sich auf eine einheitliche Währung geeinigt ohne eine einheitliche Finanz- und Wirtschaftspolitik. Um die sogenannten Maastricht-Kriterien einer Obergrenze der Verschuldung von nicht mehr als 60 Prozent der Wirtschaftskraft schert sich schon lange keiner mehr. Es genügt nicht, Regeln aufzustellen und zu glauben, alle würden sich daran halten. Die viel zu hohen Schuldenstände sind auch eine Folge der selbstverschuldeten Finanz- und Wirtschaftskrise. Geldpolitische Entscheidungen haben nicht nur Wirkungen, die intendiert sind, sondern auch unbeabsichtigte Nebenwirkungen. Die politische Unsicherheit spiegelte sich nicht im gleichen Maße an den Finanzmärkten oder in der Konjunktur wider. Nicht jede medial verstärkte Aufregung schlägt sich gleich auf die Wirtschaftsentwicklung durch.

  • Rolando sagt:

    Politik kann alles…. ich lach mich schief! Politiker sind alles krankhafte Narzisten deren Bestreben es ist, ihre Macht entweder zu festigen oder zu vergrössern. Dazu greifen Sie zu allen Methoden. Von Bestechung, Geschenke, aus freundlicher Geste das Bezahlen aller Rechnungen, drohen, weibliches Umschwärmen bis hin zum bezahlten Aufträgen an Prostituierte. Alles schon gesehen und es gibt nichts mehr was mich überrascht.

    • Rolf Zach sagt:

      Nehmen Sie ihre demokratischen Rechte wahr? Wahrscheinlich nicht, da Sie ja finden die Herren Politiker oder auch Frauen sind immer eine Gruppe von Versagern. Natürlich gibt es in diesem Beruf Versager, aber auch solche, die etwas können. Das gleiche gilt für jede andere Berufsgattung. Wie ist es mit den Bossen der Großbanken, die ihre Konzerne in beinahe in den Bankrott geführt haben? Nur die Politiker haben diese hochnäsigen und arroganten Herren gerettet! Wenn dieses Pack wegen ihrer Unfähigkeit endlich hinausbefördert wurde, ließen sie sich mit Millionen abfinden. Es graut mir vor einer Regierung von Geschäftsleuten, die mit dümmlicher Unerfahrenheit uns regieren wollen. Politik ist nicht Geschäft, es ist viel komplizierter und anspruchsvoller!

  • Lara Küenzi sagt:

    Die Einschätzung von Kohls Sohn zum Oekonomieverständnis seines Vaters ist völlig irrelevant: Was für oekonomische und fiskalische Probleme vor zwanzig Jahren diskutiert wurden und wie Helmut Kohl sich beraten liess, hat höchstens anekdotischen Wert. Und trotzdem muss diese Unsäglichkeit als Grund für die heutige Kohl-Schelte und CDU-Häme unseres klassenkämpferischen Tagi-Schreibers herhalten. Die Einführung des EUR war ausschliesslich politisch bedingt und entbehrte jeglicher oekonomischen Grundlage. Das wusste man damals – auch die Politiker -, das weiss man heute, und die wirren Folgen dieser fiskalischen Unbedachtsamkeit sind heute evident und extrem teuer.
    Disaströs aber ist das Oekonomieverständnis der Sozialisten: Der Berliner Mauerfall und Griechenland heute sind Zeugen dafür.

    • J. Kuehni sagt:

      „Die Einführung des EUR war ausschliesslich politisch bedingt und entbehrte jeglicher ökonomischen Grundlage“

      Eine absurde Behauptung, die vom absurden „Abteilungsdenken“ zeugt, von dem ich weiter unten schreibe (Politik vs. Ökonomie). Zeigen Sie uns eine einzige Währung der Weltgeschichte, deren Existenzberechtigung ausschliesslich „ökonomisch“ begründet war oder ist und keinerlei politische Dimension aufweist.

  • Marcel Senn sagt:

    Dass hinter den Kulissen einiges abgeht, zeigen die wöchentlichen SNB Sichtverpflichtungen: die sind innert Wochenfrist erneut um rund 4.8 Mrd gestiegen und seit Trump zum Imperator POTUS Maximus Americanus perpetuus (?) gewählt wurde sogar um gut 15 Mrd in gut einem Monat – wären dann hochgerechnet gegen 180 Mrd oder rund 28% vom CH-BIP pro Jahr!!
    .
    Da sind wir ja fast schon wieder in Gefilden wie damals als die Fluchtgeldrussen die CH überschwemmten und die SNB am 15.1.15 die Mindestkursübung abbrechen musste.
    .
    „SNB kann alles“ ???

    • Stefan Wiesendanger sagt:

      Spielte „Fluchtgeld“ wirklich eine Rolle? m.E. nicht, denn die SNB-Reserven steigen schon lange /- wie die kumulierte Leistungsbilanz (=Ersparnis im Verkehr mit dem Ausland). D.h. die Kapitalbilanz ist ansonsten /- ausgeglichen, d.h. keine Flucht der Ausländer, kein Rückzug der Schweizer, Personen wie Unternehmen. Was es gab: einen Rückzug der Schweizer ab 2007 sowie ein Erliegen der traditionellen Wiederanlage durch die Banken.

    • Stefan Wiesendanger sagt:

      PS: die Entwicklung in der Schweiz verlief parallel zu Deutschland: 2007 sind die Banken aus der Finanzierung der EU-Peripherie und der USA ausgestiegen. Die ursprünglich privaten Guthaben landeten auf der Bilanz der SNB (bzw. auf dem Target2-Aktivum der Bundesbank). Die Schweiz und Deutschland sind sich da sehr ähnlich. Nur hat die SNB die besseren Pfänder…
      PPS: („/-“ sollte heissen „plus/minus“)

      • Marcel Senn sagt:

        Wiesendanger: Das Fluchtgeldthema vor allem Ende 2014 haben wir doch schon mal ergebnislos diskutiert – ich glaube schon, dass damals grosse Mengen aus Russland gekommen sind und die SNB danach das Handtuch werfen musst.
        Sie können ja gerne mal die NIIP der Schweiz im Detail pro Aktiv und Passivpositionen im Zeitverlauf studieren – habe den Link in einem der letzten NMTM ja mal geschickt.
        .
        Dass sie schon lange steigen weiss ich schon – aber vorher ca. um ein Millärdli pro Woche – jetzt schon gegen 5 – sind doch schon etwas andere Quantitäten, da ist was im tun…
        Was für Gelder die SNB jetzt kauft? Aber der Trump wird auch gewisse Leute verunsichern….

  • Pierre Zinggeler sagt:

    Die Euro-Architekten waren schon damals die schlechtesten Baustatiker überhaupt. Warnende Stimmen von wirklich kompetenten Ökonomen wollte man einfach nicht hören. Heute fällt die Fehlkonstruktion langsam aber sicher in sich zusammen. Etwas spät, aber genau wie vorausgesagt. Mit dem Zerfall der Währungsunion einhergehen wird jener der Europäischen Union.

    • Rolf Zach sagt:

      Ich bin beeindruckt von solchen Kommentaren, die den endgültigen Untergang des Euros und der EU mit einer päpstlichen Gewissheit ankündigen. Ist so sicher wie die unbefleckte Empfängnis von Maria, Punkt!
      Nur verstehe ich nicht, dass der Außenhandel der EU und dies vor allem auf der Export-Seite bei der Rechnungsstellung und in den Akkreditiven in € abgewickelt wird. Nur die Rohstoff-Importe mit Ausnahme von Russland sind in $ fakturiert. Beim baldigen Untergang des € müssten ja alle Kaufleute diese Währung meiden. Warum ist der € die zweit-wichtigste Reservewährung nach dem $ und nicht der Yen, der Yuan, die türkische Lira oder der Rubel?

      • Lara Küenzi sagt:

        Ihr Kommentar offenbart Ihr oekonomisches Unverständnis. Dies kaschieren Sie mit falschen Vergleichen falschen Schlüssen. o si tacuisses.

      • Marcel Senn sagt:

        Zach: Matchentscheidend werden die Wahlen NL,F,D 2017 sein, ob der € in die Verlängerung geht oder nicht.
        Falls die Rechtspopulisten nicht gewinnen, wird uns der € vermutlich noch für einige Jahre oder gar Jahrzehnte erhalten bleiben, ansonsten wirds sehr schwierig bis unmöglich schätze ich mal.
        Aber ein allfälliges Auseinanderbeineln könnte dann doch eher hässlich werden und einige Verwerfungen nach sich ziehen – auch für die Schweiz!

        • Rolf Zach sagt:

          Nun, die Leute sind verwirrt durch das ständige Trommelfeuer auch der hiesigen Neo-Liberalen gegen den Euro, denn sie mit primitiven Schlagwörtern tot machen wollen. Man kann noch so logische Argumente für den Euro bringen, es wirkt einfach nicht, da diese € Untergangs-Propheten überhaupt nicht darauf eingehen. Man sieht es in den USA mit Trump in seinem Konflikt mit Mexiko und der NAFTA. Ein klassischer Selbstschuss ins eigene Knie der USA. Die Anhänger von Madame sollen dann mal berechnen, wie viel der Zinsaufwand gemessen am BSP mit dem Franc zunimmt. Die Griechen haben gemotzt wegen den Auflagen der Troika und der EZB. Aber sie sind demokratisch in ihrer Mehrheit nicht Varoufakis gefolgt! Lieber den Spatz € Sparguthaben in der Hand als Arbeitsplatz Taube auf dem Dach.

    • Marcel Senn sagt:

      Zinggeler: Dass die Baustatik des € eher von einer minderen Qualität war (Zinsniveaugleichmacherei z.B.) da gehe ich mit Ihnen einig, nur wäre das Haus unter normalen Bedingungen stehen geblieben, man hätte da und dort was flicken oder ersetzen müssen (viel früher als bei nach „Swiss-Finish“ Normen gebautem Haus), aber das Haus wäre nicht zusammengefallen.
      .
      Nur fegte 2008/09 mit der Finanzkrise ein Orkan über dieses Haus und mit jenen Nachfolgeschäden resp. Trägerverschiebungen kämpft die € Zone bis heute.
      Es konnte damals mit viel Staatsgeld- und ZB-Verbauungen zwar vor dem Kollaps gerettet werden, aber dennoch ist die Statik noch schlechter geworden, doch die Menschen müssen weiterhin drin wohnen bleiben.

      • K.A. Barett sagt:

        @Marcel
        Gute Metapher vom Haus mit der schlechten Statik, in welchem die Menschen trotzdem weiterhin drin wohnen müssen.

        • Marcel Senn sagt:

          Barett: …und da bald der Frühling kommt, ziehen die Holländer und die Franzosen eventuell bald mal aus aus jener Wohngemeinschaft. Dann werden die Mittel definitiv fehlen um die notwendigen Reparaturarbeiten am Haus vorzunehmen und das Gebäude verkommt irgendwann zu einem verlotterten Geisterhaus…
          .
          Aber noch ist es nicht soweit…auch wenn die Blondinengeister schon bedrohlich nah ums Haus schwirren…

      • Josef Marti sagt:

        Das Haus ist ja gar nicht zusammengebrochen, auch in den USA nicht, die sind auch eine Währungsunion. Und alles ist jetzt business as usual wie wenn nichts passiert wäre, ist doch alles bestens gelaufen solange Gewinne wie üblich privatisiert und Verluste sozialisiert werden können, weil andernfalls von den Profiteuren nicht in neue Arbeitsplätze investiert würde; so ähnlich glaub ich lautet doch die vorherrschende Theorie, die man im Katechismus herunterbetet.

  • Cybot sagt:

    Business as usual. Auch heute sind die Politiker fachlich oft wenig kompetent und verlassen sich auf irgendwelche Berater oder Lobbyisten, wahrscheinlich auf diejenige, die das beste Essen spendieren. Und ich habe das Gefühl, in Wirtschaftsdingen sind zumindest manche Politiker durchaus noch einigermassen kompetent, wenn es hingegen um IT-Fragen geht, ist die Situation noch wesentlich trostloser.

    • Rolf Zach sagt:

      Ich liebe solche Kommentare, die zeigen so richtig was für eine Sache Politik ist im Gegensatz zum Geschäftsleben. Natürlich kann jeder in die Politik einsteigen und Geschäftsleute sind die wahren Meister. Die kommen dann immer mit ihrem Blocher, sie vergessen aber hinzuzufügen, dass Blocher niemals durch die Bankgesellschaft die EMS Chemie hätte kaufen können, wenn er nicht bereits Nationalrat gewesen wäre. Den die Bankgesellschaft brauchte ihn, wegen ihrer besten Geschäftseinheit Südafrika und die Schweiz wegen ihrer Politik gegenüber Südafrika unter Druck geriet. Und natürlich unser genialer ehemaliger Appenzeller Bundesrat mit seiner hervorragenden Politik zur Verteidigung des Schweizer Finanzplatzes, hervorgegangen als Unternehmer in Sachen Versicherung und Südafrika.

  • Jens sagt:

    Gegen Ende meines VWL Studiums habe ich die pro/contra Euro Debatte innerhalb der VWL noch live miterlebt. Inflation durch ausgabenwütige Ex-Schwachwährungsländer -und wie man sie verhindert(Maastricht-Kriterien)- waren das große Thema. Extreme Leistungsbilanzunterschiede und die damit einhergehend private Verschuldung in den Defizitländern hatte niemand auf dem Schirm. Schlimmer noch: Man glaubte, daß ein einheitlicher Währungsraum auch zur Angleichung der Wirtschaftsleistung führen würde. Das hat noch nicht einmal in der alten Bundesrepublik funktioniert.
    Nicht Kohl war blind, die Wissenschaft war´s. (Ich nehme mich da nicht aus….)
    Gruß, Jens

    • Josef Marti sagt:

      War wohl weniger Wissenschaft als ein neues erleuchtendes Dogma: Man verpasse allen unterschiedlichen Regionen und Mentalitäten eine Einheitswährung und schwups, alle beginnen sich abzustrampeln wie die Idioten, und es braucht keinen Überschussausgleichsmechanismus, weil dann ja alle gleichzeitig Überschuss machen.

    • M. Stadelmann sagt:

      Heute scheinen die Wissenschaftler und Politiker immer noch nicht’s gelernt zu haben, denn unsere Wirtschaftspolitik zielt weiterhin darauf die heute schon enormen Leistungsbilanzüberschüsse noch weiter auszubauen. Weder die Wissenschaft noch die Medien zeigen die damit verbundenen Gefahren auf. Man beklagt zwar die negativen Begleiterscheinungen dieser Politik wie der starke Franken, die Negativzinsen und die grosse Arbeitsmigration. Selten wird aber aufgezeigt, dass die primäre Ursache für all diese Begleiterscheinungen in den viel zu grossen Leistungsbilanzüberschüssen steckt.

      • Josef Marti sagt:

        Im Gegenteil, bei den neoliberalen Schwachköpfen gelten dann die LB Überschüsse als Zeichen marktwirtschaftlicher Stärke resp. gesundem Wettbewerb. Dabei sind langanhaltende LB Überschüsse ohne zentralplanerische Währungsmanipulation gar nicht möglich.

        • M. Stadelmann sagt:

          Völlig richtig, langanhaltende Leistungsbilanzüberschüsse wären ohne zentralplanerische Währungsmanipulation gar nicht möglich. Aber es gibt noch zwei weitere Probleme, die im Wiederspruch zu fairem und nachhaltigem Freihandel stehen. 1. Die offene Arbeitsmigration mittels PFZ, die lohnsenkend wirkt und damit das natürliche Gleichgewicht von Angebot und Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt einer Volkswirtschaft stört. 2. Der freie Kapitalverkehr, der die Leistungsbilanzüberschüsse mittels Investitionen in den Defizitländern kompensiert und so ein Aufwerten der eigenen Währung verhindert. China macht das im Moment im Ganz grossen Stil.

          • Rolf Zach sagt:

            Mehr noch mit einer enormen Kapitalflucht, wo sich jeder adelige Mandarin der Kommunisten und jeder Geschäftsmann im Export-Business sich ein weiches Nest in der westlichen Welt sucht, bevorzugt in Kalifornien oder auch Vancouver. Es sind alles solche Super-Patrioten,
            sie kaufen keine Rolex mehr, könnte Zeichen der Korruption sein, aber anstatt westliche Luxusgüter bevorzugen sie hier Häuser. Ist mir nicht sympathisch.

        • Monique Schweizer sagt:

          Ein paar hundert Mrd € deutschter Leistungsbilanzüberschüsse wurden damals bei der US-Subprime und Bankenkrise wieder „erfolgreich“ vernichtet. Die seit dem kumulierten LB-Ueberschüsse wurden seither zinsbringend in den T2 Salden „angelegt“!
          Die Deutschen haben mit 1.6 Billionen € nach wie vor die zweithöchste Net international investment Position der Welt – etwa 60% von dem was die Japaner haben und die USA auf der anderen Seite hat mit minus 7.8 Bio $ die weitaus geringste NIIP der Welt.

  • K.A. Barett sagt:

    Für Kohl hatte die Wiedervereinigung, die ihm eine erneute Wiederwahl sicherte, aber auch die Einführung des EURO eine autotherapeutische Funktion. Man übersieht heute auch geflissentlich die Widerstände, mit denen Kohl in der Wendezeit von Seiten des Vereinigten Königreiches, Frankreichs und Italiens zu kämpfen hatte. Man sprach vom neu erwachenden Pan-Germanismus, vor dem sich viele fürchteten.
    Der damalige französische Präsident François Mitterand, hatte in der damaligen Zeit das gleiche Problem wie der heutige. Es fehlte Geld in der Staatskasse. Er nahm seinem Freund Helmut das Versprechen ab, sich für die Einheitswährung stark zu machen. Im Gegenzug sicherte Mitterand Kohl volle Unterstützung bei der Wiedervereinigung zu. Der in allen Teil politische Deal kam zu Stande.

  • J. Kuehni sagt:

    „Politik kann alles“

    Kohl war damit immerhin ein willkommener Antipode zu Ronnie und St.Thatcher, die behaupteten, der „Markt“ könne alles und die Politik nichts. Von diesem philosophischen Gegensatz inspiriert, anerkannte Paul Krugman Ende der 90iger-Jahre einmal die ungeheure „politische“ Leistung Deutschlands bei der Wiedervereinigung, ein logistischer, organisatorischer und ökonomischer Kraftakt, wovon die „angelsächsischen“ Länder bloss träumen könnten. Zur Erinnerung: Dies war die Zeit, als britische und amerikanische Ökonomen die BRD als „kranken Mann Europas“ verhöhnten und ihre eigene „Dynamik“ beweihräucherten.

    • J. Kuehni sagt:

      Heute, im Jahr 2017 und bald 10 Jahre nach der Casino-Finanzblasenkrise made in USA, erscheint mir dieser Pseudo-Antagonismus zwischen Ökonomie und Politik als *sehr* absurd: Die Politik kann die Ökonomie offensichtlich nicht ignorieren, die Frage ist aber viel eher, ob die Ökonomen auch begriffen haben, dass sie die Politik nicht ignorieren können. Alles ist politisch. Auch der Markt, ganz sicher die real angewandte Ökonomie und im speziellen die Auseinandersetzung darüber, ob einzelstaatliche oder eine kontinentale Währung den Interessen der auf dem europäischen Halbkontinent lebenden Leuten (hier und jetzt im 21. Jahrhundert) am besten dienen würde. Und es ist keineswegs so, dass sich hierbei eine ökonomisch rationale und eine politisch irrationale Seite gegenüberstehen würde.

    • J. Kuehni sagt:

      Die „Väter“ des Euro (Mütter waren weniger) haben aus politischen Gründen die möglichen Risiken und Nachteile einer Gemeinschaftswährung verschwiegen, unterdrückt und ignoriert (je nachdem), genauso wie heute die Advokaten einer Auflösung des Euro die möglichen Nachteile und Risiken von nationalen Währungen ebenfalls verschweigen, unterdrücken und ignorieren. Und dabei hat sich in den (erst) 17 Jahren seit Einführung des Euro-Bargeldes die politische Plattentektonik des Globus enorm verschoben: Im Jahr 2000, da wählten wir uns noch mit seltsamen Geräuschen ins Internet ein, Chinas Wirtschaft war noch kleiner als diejenige Frankreichs und die Welt dachte noch, amerikanische Präsidenten seien mehr oder weniger einer aufgeklärten Vernunft verpflichtet (Jahr 1 vor G.W.B.).

    • J. Kuehni sagt:

      Soweit ich das beurteilen kann, haben wir heute keinen Mangel an „Marktverstehern“, sondern an „Politikverstehern“: Draghi wartet immer noch verzweifelt auf das politische Gegenstück seiner Zentralbankpolitik, Merkel und Schäuble warten immer noch auf die unsichtbare Hand des „Wachstums-trotz-Austerität“ zur Lösung des Griechenlandproblems und in Europa und den USA wimmelt es von blonden Nationalegoisten, die scheinbar alles über Protektionismus wissen, aber noch nie etwas von Retorsionsmassnahmen gehört haben, weil sie meinen, ihre eigene Unvernunft sei vernünftig, währenddem sie davon überzeugt sind, dass es vernünftig ist bei den anderen mit Vernunft zu rechnen, diese Dummköpfe.

      • K.A. Barett sagt:

        @J. Huehni
        Ihrer Argumentation kann ich grösstenteils folgen. Die Frage nach dem Primat stellt sich unablässig. Also die Frage nach der Rolle der Politik und der Bedeutung der Ökonomie. Klar ist, dass, sofern man die Bedürfnispyramide von Maslow zum Massstab nimmt, und das muss man, die Ökonomie eindeutig wichtiger ist, als die Politik. Karl Marx hatte das erkannt und wollte deshalb die Produktionsmittel „vergesellschaften“, also „verpolitisieren“. Dadurch wollte er das Primat der Ökonomie final auflösen. Das Ergebnis dieses Experiments ist bekannt.

      • Linus Huber sagt:

        Ein interessanter Abriss. Es mag sicherlich auch eine Kontroverse zwischen Ökonomie und Politik bestehen, jedoch weniger zwischen Ökonomen und Politik. Die ökonomischen Dogmen wurden in den vergangenen Jahrzehnten durch Ökonomen den Wünschen der Politik angepasst und grundsätzliche Prinzipien immer stärker ignoriert. Es ist nun einmal einfach nicht möglich, dass man fuer ewig ueber seinen Verhältnissen lebt. Es entspricht einfach der Tatsache, dass kurzfristige Vorteile meistens mit langfristigen Nachteilen behaftet sind (there simply is no free lunch). Das Ausmass an Manipulation und Interventionismus der heutigen Staaten/Zentralbanken ist immens und die meisten heutigen Zwangsmassnahmen sind die Konsequenz vergangener kurzfristig orientierter prinzipienfreier Entscheide.

        • Monique Schweizer sagt:

          Die Finanzindustrie resp. deren Executives und Employees mit Boni und Salärzahlungen seit 2008 nie unter 400 Mrd $ pro Jahr – 2015 gemäss Weltbank 552 Mrd $ und auch vorher oft meist über 500 Mrd hatten auf jeden Fall free lunches en masse!
          Und falls dann wieder mal eine Rechnung kommt, dann können Sie sicher sein, die müssen die Rechung nie zahlen — von dem her ist der „free lunches Spruch“ höchstens für Normalsterbliche und Steuerzahler gültig!

          • Linus Huber sagt:

            Sicher doch, die Regierungen mit ihren Zentralbanken kollaborieren heute ja mit der Finanzindustrie in zentralplanerischer Art und Weise, sodass man sie unter dem Strich als Teil der Regierung einstufen muss, welcher heute in erster Linie der Funktion der persönlichen Bereicherung dient. Die Gleichgültigkeit gegenüber „moral hazard“ entspricht nichts anderem als legalisiertem Diebstahl. Ob man Diebstahl nun als „free lunch“ bezeichnen will, liegt wohl im Auge des Betrachters.

          • Monique Schweizer sagt:

            Linus: Das liegt sicher nicht im Auge des Betrachter Sie Sozialromantiker – solange die ihre 550 Mrd und vermutlich bald noch mehr jedes Jahr rauswirtschaften können (dies natürlich neben den Ansprüchen die die Aktionäre auch noch haben) müssen die zwar ein staatliche Arbeitsstundenleistung bringen, werden aber mit Null Verlustrisiko eigenen Einsatzes gut bis exorbitant entlöhnt – vor allem die oberen Chargen versteht sich und wenn die nicht in den Knast müssen oder hohe Bussen zahlen sind das free Lunch ähnliche Vergütungen und sonst nix anderes.
            Es sind nicht primär die Zentralbanken die versagen sondern die Politik die die Banken so regulieren müssten (wie z.B CH mit 5% Belastungstest für Hypos), dass Sub-Prime gar nie entstehen könnte in dem Ausmass.

          • Monique Schweizer sagt:

            Immobilien aller Art (Residential, Commercial, Public) und (inkl. potentielles) Kulturland machen zw. 55-60% aller Weltassets aus: um die 230-250 Bio $ und die Menschen brauchen Häuser, Wohnungen, Land um zu leben.
            Die weltweiten öffentlichen Aktien machen mit 70 Bio weniger als ein Drittel aus und Aktien brauchen Menschen nicht zwingend zu leben.
            .
            Darum müsste der Staat beim Immohandel resp. den Immobelehnungen und auch Kaufabsichten durch ausländische Kapitalien stringente Regulierungen machen, damit Immoassetblasen möglichst verhindert werden können, denn die gehen echt voll krass mitten ans „Volk“!
            .
            Und Sie sind doch ein Volksfreund (wenn auch nicht ein besonders nachhaltiger) wenn ich Sie recht verstanden haben – an „unnudged citizen“…oder wären zumindest gerne einer

          • Monique Schweizer sagt:

            Korrigenda: das sollte natürlich eine „stattliche Arbeitsleistung“ und nicht eine „staatliche“ Arbeitsleistung heissen, die kommt dann erst zum Zuge wenn die Top-Banker sich vor den staatlichen Untersuchungsausschüssen wieder wie kleine Schulbuben rausreden können, weil sie einmal mehr die halbe Volkswirtschaft ins Elend getrieben haben.

          • Linus Huber sagt:

            Sie verwechseln hier etwas grundlegend. „Free lunch“ ist nicht die Idee der Umverteilung, welche mit diesem Mechanismus stattfindet, sondern die Idee, dass mit Manipulation und Interventionismus z.B. geldpolitischer Art ein positives Ergebnis fuer die Gesellschaft erzeugt werden kann. Hierbei handelt es sich oft einzig um Massnahmen, welche einzig die Resolution von Problemen in die Zukunft verschieben. Diese Boni etc. sind nicht „free“ im ökonomischen Sinne, sondern gehen zulasten der Allgemeinheit. Nur merken dies die wenigsten.

            Das Anreizsystem, welches dieses Verhalten zulässt oder sogar ermuntert, liegt klar im Verantwortungsbereich der Regierungen und deren Zentralbanken.

        • Monique Schweizer sagt:

          Huber: Kommt immer drauf an wie sich der Gesamtkuchen entwickelt: Wird er kleiner, stagniert er oder wird er grösser.
          Problematisch wird solches Verhalten vor allem in den ersten zwei Fällen, aber mal ehrlich gesagt, welchen Banker interessiert denn schon das gesamtökonomische System resp. das interessiert die nur um noch mehr Opportunities zu finden – man kann ja auch auf den Abschwung wetten.
          Die Politik sollte sich wirklich fragen, ob wir so ein grosses finanzielles Paralleluniversum wirklich brauchen, nur die meisten Politiker verstehen davon wenig bis nichts und die mächtige Finanzlobby „nudged“ all die unwissenden Politiker dann noch auf die „richtige“ Seite!
          Aber solange die Finanzindustrie zu wenig reguliert ist (obwohl sie andauernd klönen betr. compliance)…

          • Monique Schweizer sagt:

            …weil nach 2009 in vielen Bereichen mit tausendseitigen Regulierungen und Compliance Handbooks versucht worden ist diese in den Griff zu bekommen und jetzt stöhnen die Banker.
            .
            Richtig wäre gewesen gewisse systemgefährdende Finanzaktivitiäten einfach vollkommen zu verbieten – dafür hätten Dekrete auf 1-2 A4 Seiten ausgereicht und auch die Bankervergütungen wären wieder auf mehr oder weniger normales Werktätigenniveau (zugegeben im oberen Bereich) zurückgekehrt!
            Da hat die Politik versagt oder die Finanzlobby war einfach viel zu potent beim „nudging“!

          • Linus Huber sagt:

            „Gesamtkuchen“

            Sicher, doch erstens ist es nicht einfach eine No. wie das BIP, welche darüber Auskunft gibt und zweitens muss man unterscheiden, ob der Kuchen einzig künstlich aufgrund der Kreditausweitung wächst oder es sich um organischen Wachstum handelt.

            „welchen Banker interessiert denn schon das gesamtökonomische System“

            Das ist normal; das Anreizsystem entscheidet ueber das Verhalten.

            „Finanzlobby „nudged““

            Genau; es handelt sich unter dem Strich um die Korrumpierung des gesellschaftlichen Systems.

            „solange die Finanzindustrie zu wenig reguliert“

            Vielleicht sollte man diesbezüglich die indirekten Subventionen in Frage stellen, z.B. quasi Gratis Liquiditaetsrueckversicherung, Einlagenversicherung etc.. Aber vorzugsweise werden dicke Manuals kreiert.

          • Monique Schweizer sagt:

            Huber: Es gibt keine „künstliche“ Kreditausweitung – es gibt einfach „gute“ Kredite (die nachhaltig und mit Risikomodellen überprüft wurden) und „schlechte“ Kredite, die ziemlich fahrlässig vergeben werden (bestes Beispiel die sog. NINJA Loans „no income, no job and no assets“, die vor 2007 in der Endphase auch noch massenhaft vergeben wurde um das Spiel noch etwas länger zu strecken).
            Hochrisikokredite sollten einfach nur noch von Private Equity Firmen (gibt ja mittlerweile genug von denen) vergeben werden, die damit entweder eine fette Performance erzielen können oder sich sonst auch einen 100% Abschreiber leisten können ohne mit der Wimper zu zucken oder gar irgendwelche Steuergelder für ihr bewusstes Risiko einzufordern!

          • Linus Huber sagt:

            „Es gibt keine „künstliche“ Kreditausweitung – es gibt einfach „gute“ Kredite und „schlechte“ Kredite, …“

            Ich habe nicht erklärt, dass die Kreditausweitung künstlich sei, sondern das einzig auf Kreditausweitung beruhende „Wachstum“. D.h. übrigens nicht, dass ich negativ eingestellt bin gegenüber Kredite per se, sondern gegen die zentralplanerische Idee, die Kreditausweitung weit ueber dem Wirtschaftswachstum zu fördern.

          • Monique Schweizer sagt:

            Na ja ist eine Huhn Ei Frage: Was war zuerst da – die Kreditausweitung oder das Wirtschaftswachstum und zentralplanerisch sind in der Regel meist öffentliche Kredite.
            .
            Entscheidend ist meines Erachtens die Qualität des Schuldners, der Return resp. Businessplan des Kreditgrundes und noch eine Beurteilung des mikro/makroökonomischen Umfeldes und vernünftige Risikopuffer (wie z.B. bei CH Hypos mit 5% Stresstest)

          • Josef Marti sagt:

            @Linus Huber: Sie sind wirklich nicht zu beneiden, da scheint jemand wahnsinnig auf Sie abzufahren und einen Narren an Ihnen gefressen zu haben; die werden Sie scheinbar nicht so schnell wieder los.

          • Linus Huber sagt:

            Danke fuer die Empathie. Man ist manchmal Opfer der eigenen Attraktivität. 🙂

  • Roland K. Moser sagt:

    ich staune nicht, dass die „Topberater“ nichts wissen.
    Bei der Gründung und der Ausdehnung der EU ist man übrigens genau gleich vorgegangen.

    • Linus Huber sagt:

      Die vermeintliche Ahnungslosigkeit von Entscheidungsträgern ist wohl eine Mittel um die eigene Verantwortungslosigkeit zu vertuschen 🙂

      Sie lieben Krisen, denn dann können sie aufgrund des Zeitdruckes etwelche Entscheide, welche ansonsten nie Zuspruch der Bevölkerung finden würden, fällen.

      • Monique Schweizer sagt:

        Huber: Na ja die Angie hat nie wirklich so glücklich ausgesehen wenn sie unter Zeitdruck irgendwelche Entscheide treffen musste.
        Die hätte vermutlich lieber die meisten Krisen floskelbrabbelnd und mit einer demonstrativen Raute ausgesessen…

  • Anh Toàn sagt:

    Politik kann auch nichts tun. Versuchen die Veränderungen mit dicken, hohen Mauern zu verhindern, den Status Quo bewahren, welcher als Stabilität natürlich Herr Huber die Instabilität nährt. Jetzt hat der Kohl, der doch sonst immer alles ausgesessen hat, plötzlich etwas gemacht. Er hätte nichts machen sollen, das ist schliesslich der Job der Politik: Nichts machen und einen Schuldigen suchen für den Mist.

    Der Euro war die Bedingung für die Wiedervereinigung, und zwar der Franzosen und Engländer und Amerikaner in erster Linie. Kohl hatte die Wahl, das Grundgesetz verletzend auf die Wiedervereinigung zu verzichten oder den Euro zu akzeptieren: Hier wird es dargestellt, als sei Kohl darauf gekommen und hätte den Euro dem Rest aufgezwängt.

    • Anh Toàn sagt:

      Also der Kohl, frei von volkswirtschaftlichem Sachverstand kann ja sein, aber auch frei von jedem politischen Instinkt, in keinem an der Währungsunion teilnehmenden Land war der Euro schwerer zu verkaufen als in D. Also er beschliesst, dass es ihm so fad ist mit der ganzen Wiedervereinigung, den Landschaften, die nicht (so schnell) blühen wollen, und denkt sich, ich zwing mal den Deutschen und Europa eine neue Währung auf.

      Der His-story-ker erzählt seine Geschichte von der Euroeinführung.

      • Anh Toàn sagt:

        Die Volkswirtschaftler kritisieren, weil bei den politischen Entscheiden nicht einfach nur die volkswirtschaftlichen Kriterien berücksichtigt werden. Es braucht kein Volkswirtschaftsstudium um zu verstehen, dass die grundlegendste Voraussetzung für dauerhaften breiten Wohlstand Frieden ist.
        Wie kann Politik Frieden machen?
        Wow many times must the cannonballs fly
        Before they are forever band

  • Anh Toàn sagt:

    UK verlässt die EU, aber was hat das mit dem Euro zu tun?

    Also hätten die anderen EU Staaten nicht den Euro eingeführt, würde GB bleiben, weil es dann gut wäre in der EU?

  • Josef Marti sagt:

    Politik wird für die Interessen der Vermögenden betrieben, alles andere ist Beilage und Feigenblatt. Im Falle der Eurozone ist aber auch die Politik im Morast stecken geblieben, das zeigt sich darin dass bedeutende EU Länder wie GB, S, DK, PL nicht den Euro haben und auch nicht so bald beitreten werden, sie sind die profitierenden Trittbrettfahrer. Wären diese Staaten mit im Boot hätte die Krise der GIPSIZ Länder deutlich weniger Schlagzeilen gemacht.

    • Rolf Zach sagt:

      Diese Erklärung ist zu relativieren.
      Erstens wegen der Soziologie. Seit wir aufgehört haben, unser Leben als Jäger und Sammler zu fristen und Bauern wurden, ist menschliche Gesellschaft eine Gesellschaft der Eliten geworden. Dafür sind wir auch heute auf über 7 Milliarden Menschen gewachsen, ohne Elite-Herrschaft mit den Jägern wäre es nie über 100 Millionen geworden.
      Wenn Sie schreiben, das System ist für die Reichen da, stimmt dies schon, aber in diesem Systemen gibt es auch Eliten, die sich auch noch für Unteren interessieren, obwohl die Eliten immer ihr Wohl zuerst kommt. Es frägt sich einfach, wie viel Verantwortung sie für das Ganze auch übernehmen wollen. Wenn die Eliten einigermaßen gut sind, haben wir die ideale Demokratie. Alles andere ist eine Herrschaft des Pöbels.

      • Rolf Zach sagt:

        Wie reagieren die nordischen Länder auf den Euro?
        Hier ist vor allem Dänemark mit der Krone der Vorreiter. Es wird alles unternommen, damit die Krone gegenüber dem Euro nicht aufwertet und hier ist die Dänische Nationalbank ein leuchtendes Beispiel, nicht so wie die unsere, wo wir als einziges Land der Welt ständige Aufwertungen gegenüber dem Euro haben und viele Kommentatoren in diesem Blog meinen, unsere Volkswirtschaft würde dies schon ertragen. Schlimmer ist, wenn dies bekannte Volkswirtschaftler vertreten. Wenn diese nordischen Ländern die Parität zum Euro aufrecht erhalten, sollten sie eigentlich nach Euro-Untergangs-Propheten eine daniederliegende Volkswirtschaft haben. Die Zahlen sagen etwas anderes.

        • Rolf Zach sagt:

          Nun zu Polen. Wenn man den €/Zloty Kurs verfolgt, war die Abwertung des Zloty gar nicht so spektakulär. Mehr geholfen hat die deutsche Konjunktur, wo Polen immer mehr eine erweiterte Werkstatt dieser Wirtschaft ist (gilt auch übrigens auch für die Schweiz).
          London ist der EURO-Finanzplatz, alle anderen kann man vergessen! Auch mit den ständigen Abwertungen wurde die britische Industrie in ihrem Gesamtbild nicht stärker. Ohne EU wird das Vereinigte Königreich von ihrem Wohlstand einiges abgeben und dies wegen ein paar fleißigen Polen als Erntehelfer auf dem Lande. Ohne EU ist Großbritannien der Wurmfortsatz der Amerikaner. Wenn sie es wollen, sollen sie es sein. Ein gutes Beispiel, wie eine Elite hochnäsig und selbstsüchtig ihr Land ins Verderben stürzt.

          • Johannes sagt:

            Herr Zach, ich bin mir jetzt nicht sicher, ob Sie mit Erntehelfer die Polen meinen, welche in England thematisiert wurden, vor und nach der Abstimmung zum Brexit. Falls ja, darf ich Ihnen hier widersprechen. Um Erntehelfer ging es hier weniger. Aus eigenem Augenschein würde ich die Situation so beschreiben. Ich habe im englischen Süden eine polnische Bevölkerungsgruppe wahrgenommen, welche sich darangemacht hat, sich wirtschaftlich in der Gesellschaft zu verankern und hochzuarbeiten. Dies mit Ausdauer und Kreativität. Dabei haben sie versucht, sich von anderen Zuwanderungsgruppen, beispielsweise Rumänen, abzugrenzen, indem sie ihre Belange selbst in der Hand behalten und sind nicht den Gang über staatliche Unterstützung jedweder Art gegangen. Nur genau dieser wirtschaftliche Erfolg wurde ihnen dann von den sozial abrutschenden einheimischen Gesellschaftsschichten zum Vorwurf gemacht. Also pauschal gesagt. Diesen Effekt kann man immer wieder finden, sowohl geschichtlich gesehen, etwa in Deutschland während 1919 bis 1938/39 etwa . Da wurde auch die wirtschaftlich oftmals erfolgreiche Verwurzelung von Deutschen, jüdischen Glaubens, thematisiert und ausgespielt gegen die abrutschenden Gesellschaftsschichten welche nichtjüdisch waren. Und in Thailand habe ich Ende der Neunzigerjahre die Geschäfte der Chinesen verwüstet und teils brennen gesehen. Auch die hatten sich etabliert, jedoch nie integriert. Es könnte also durchaus sein, dass diejenigen Zuwanderer, welche etwas erreichen wollen und sich integrieren, stärker ins Visier geraten, als diejenigen, welche sich vornehmlich in soziale Hängematten legen wollen. Da wären wir wieder in der Gegenwart angekommen und könnten hier auch über eine Diskussion sprechen, welche sich in der Schweiz allmählich ausdehnt und zunehmend, meiner Meinung nach, von sachlich, hin zu emotional und kognitiv verzerrt entwickelt. Aber gut, dass Thema ist ja: Politik kann Alles. Da haben die Schweizer, als eines der wenigen, oder vielleicht als einziges Land in Europa, mehrheitlich ja eine gesunde Distanz zu diesem Slogan. Wenn ich meine Landsleute ansehe, sieht es da schon düsterer aus. Da ist der Glaube an Politik und Staat doch grundsätzlich noch sehr ausgeprägt. Nein, ich muss mich korrigieren, Glaube trifft es nicht, besser könnte man Zutrauen zu Politik und Staat sagen.

          • Josef Marti sagt:

            So was von zurückgeblieben und ewiggestrig wie die Briten gibt’s nirgends, die träumen ständig von den guten alten Kriegszeiten als man mit grossem Zusammenhalt den Deutschen noch die Stirn geboten hat, der moderne Friedensalltag ist ihnen ein Gräuel, da sie immer weiter abgehängt werden. Es bleibt ihnen gar nichts anderes übrig als sich dem grossen Onkel um den Hals zu werfen.

        • Josef Marti sagt:

          Nein, entscheidend ist dass diese Länder wie DK ihre eigene Geldpolitik behalten und betreiben resp. diese nicht zugunsten einer EZB abgeschafft haben. Deshalb haben sie Figge und Mühle, insbesondere können sie sich und insbes. die eigenen Steuerzahler bequem aus dem GR Theater raushalten. Der schwarze Peter liegt zum überwiegenden Teil beim D Steuerzahler. Kohl hat also dafür gesorgt, dass die EU zu einem unberechenbaren Konglomerat und Flickenteppich mutiert ist. Ihm selber ging es nur um sein Ego resp. im Geschichtsbuch posthum als grosser Führer verewigt zu werden.

          • Anh Toàn sagt:

            Ja Kohl hätte besser die Mauer stehen lassen, die Ungaren aus seinen Botschaften ferngehalten. Dann wären die Polen jetzt noch in Polen und nicht in GB und Dunkeldeutschland Teil der UDSSR. Und dass die Wiedervereinigung zuoberst im Grundgesetz stand, hätte Kohl besser überlesen, dieser linke Zentralist.

            Da sieht man, was passiert, wenn die Mauern nicht hoch und dick genug sind.

          • Rolf Zach sagt:

            Was ist eigene Geldpolitik? Ist dies eigene Geldpolitik, wenn die Dänischen Nationalbank immer dafür sorgt, dass die Kronen/Euro-Parität gleich bleibt und die Zinsen in Dänemark ein Abbild von denen in Deutschland sind. Kann sein, dass hier noch etwas von unabhängiger Geldpolitik da ist, wie im Bretton Woods System, wo sich die Welt nach dem Dollar richtet und dahinter ein Goldpreis von 35$ pro Unze, wo aber die US ab 1971 nicht mehr bereit waren zu diesem Preis Gold abzugeben. Von 1971 haben wir Schweizer wohl eine unabhängige Geldpolitik gemacht und immer gegen den Dollar aufgewertet. Später kam der EURO dazu und wir sind heute endgültig die Schatzkästli-Währung. Das mag viele erfreuen, ich sehe aber eine Schweizer Volkswirtschaft mit einer tiefen Gewinn-Rate, dies wird sich rächen.

          • K.A. Barett sagt:

            @Johannes
            Ich kann den Inhalt Ihres Kommentars nur bestätigen. Ich kenne UK, die Republik Irland, Polen, die Slowakei und Bulgarien aus eigener geschäftlicher Tätigkeit. Die Polen sind überdurchschnittlich zielstrebig, tüchtig, arbeitsam und flexibel. Das macht sie für die einheimischen Untüchtigen in allen Ländern zu einem Roten Tuch. Man hasst sie, weil sie gut sind und etwas erreichen wollen, aber auch können.

        • Markus Meier sagt:

          Als ob die nördlichen Länder unter dem Euro leiden würden 😉 D, NL, etc. profitieren sehr stark vom Euro. Und genauso auch DK, S.

          • Josef Marti sagt:

            Nur die Exporteure und Banker profitieren was die Eurozone anbelangt, sie machen eine Riesen Reibach. Das sieht man zB daran, dass die beiden Haupterben von BMW über 900 Mio Euro Dividenden kassiert haben. Das Fussvolk hingegen wird in einem langandauernden Prozess langsam aber sicher und qualvoll stranguliert.

  • magerius sagt:

    Politik kann alles- zerstören -Ja das stimmt!

    • Linus Huber sagt:

      🙂 Darin ist sie sicherlich Weltmeister; vor allem wenn die Amtsinhaber unter Druck sind, steigt die Kriegsgefahr.

  • Marcel Senn sagt:

    Nun wie würde der €uro wohl aussehen, wenn alles etwas mehr nach Plan gelaufen wäre und diese US-Subprime und Bankenkrisenereignis inklusive den europäischen Geschäftsbanken, die all diese Toxix massenweise eingekauft haben, den Euro und die Staatsschulden der €-Länder weniger havariert hätte?
    .
    Die griechische Staatsverschuldung war zw 2002 bis 2008 immer +/- 100% 2008 dann 103%, die spanische 2008 knapp 40%, Irland 42%, Portugal 72% und auch Italien war mit 102% noch nicht so hoch.
    .
    Und just im Jahre 2008 stieg der €uro zum USD dann auch auf bis fast 1.58, was die €U im Aussenhandel (dazu noch mitten in der grössten Finanzkrise seit 1929) extrem inkompetitiv machte und blieb dann zwar mit Schwankungen aber dennoch auf hohem Niveau im Vergleich zum USD.
    .

    • Marcel Senn sagt:

      Das € und die Eurozonen Schuldenkrise begann sich erst ab 2009 richtig auszuweiten.
      Die Housing Bubbles in Spanien und Irland wären zwar auch geplatzt, aber vermutlich doch einiges sanfter ohne die US-Finanzkrise sowie die dümmlichen Investments in US Toxix bis hin zu biederen deutschen Landesbanken, die auch mal im grossen Casino an den grossen Tischen mitspielen wollten. Griechenland hätte auch so vermutlich Probleme bekommen, aber vielleicht nicht ganz so dramatisch wie jetzt.
      .
      Auch wenn es jetzt irgendwie obsolet erscheint, wäre es doch interessant, wenn man die ganzen Effekte aus der Bankenkrise rausrechnen könnte um den wahren Wert oder eben Nichtwert des € zu erkennen.
      Bei Firmenzahlen werden die „extraordinairies“ von den Analysten ja auch rausgerechnetl

      • Rolf Zach sagt:

        Wie immer bei M.S., er kommt mit Fakten und nicht wie andere mit Allgemeinplätzen, die nicht zur Aufklärung dienen und nichts logisch beschreiben. Früher hieß es, wenn die USA ein Schnupfen hat, hat Europa eine Lungenentzündung.
        Die USA mit der Hoover-Administration haben auf ihre Krise 1929 (!) sehr dumm reagiert. 2008 hat FED mit Geithner und 2009 die Obama-Administration auf die gleich schreckliche Krise um einiges besser gehandelt. Die Politik hat diese eingebildeten und überbezahlten Wall Street Laffen gerettet, dafür können sie nun unter Trump als Milliardäre in seinem Kabinett die USA in die nächste Krise führen und inkompetente Leute in die FED berufen, die ihnen geflissentlich gehorchen. Die Krise in Europa wäre grösser gewesen ohne Obama-Administration und ohne Euro.

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