Im Aussenhandel droht ein Chaos

Jeder schaut für sich – was heisst das für die Welt? Donald Trump an seinem Schreibtisch im Oval Office. Foto: Jonathan Ernst (Reuters)
Bisher dominiert mit Aussicht auf die Administration Trump bei US-Unternehmen vor allem der Optimismus: Es winken Steuersenkungen und fette Aufträge durch Regierungsgelder für die Infrastruktur sowie Deregulierungen. Und ja: Eine bessere Infrastruktur würde natürlich auch das Wachstumspotenzial erhöhen, weil sie die Effizienz der gesamten Wirtschaft erhöht.
Dabei bleibt weiterhin das allergrösste Risiko für die Wirtschaft ein scharfer protektionistischer Schub, zum Beispiel deutliche Steuererhöhungen auf Importen. Sollte Präsident Trump diese Pläne tatsächlich umsetzen, dann hat das eine derart schlimme Wirkung, dass sich kein Optimismus mehr rechtfertigen lässt.
Importierende Unternehmen bestrafen?
Auch zur Gefahr vor dem Protektionismus aber herrscht ein schwer verständlicher Optimismus vor, der an die Tage nach dem Wahlsieg von Donald Trump erinnert. Schon damals wurde Trump praktisch ent-trumpt und es wurde behauptet oder vermutet, der Mann werde seine Drohungen schon nicht wahrmachen. Mittlerweile wissen wir, dass er es genauso meint, wie er es angedroht hat. Für den Bau der Mauer zu Mexiko hat er bereits den Startschuss gegeben, und ganze Volksgruppen liess er praktisch über Nacht nicht mehr einreisen.
Eine zu den Protektionismusplänen vernehmbare Ansicht lautet, Trump wolle bloss Druck auf die Handelsschranken der anderen ausüben, dass also andere ihre Zölle reduzieren. Wenn er damit Erfolg hätte, wäre dem Freihandel sogar geholfen, so die These. Eine andere These geht davon aus, dass er ohnehin nur droht. Die ersten Anzeichen sprechen auch hier gegen eine solche optimistische Auslegung. Dazu gehören die Pläne für ein Steuersystem, das importierende Unternehmen bestraft und exportierende belohnt. Im Handelsverkehr mit Mexiko hätte eine solche Steuer sogar die Mauer bezahlen sollen, die die Trump Regierung bauen will. Wobei allerdings dann nicht hauptsächlich die Mexikaner, sondern die amerikanischen Konsumenten letztlich zur Kasse gebeten werden.
Das Welthandelssystem ist nicht fair
Die grösste Wahrscheinlichkeit und Gefahr für die baldige Einführung von protektionistischen Massnahmen (nicht nur in den USA) stammen aber wohl daher, dass die Globalisierung mit dem real existierenden Freihandel (der nicht dem theoretischen Ideal entspricht) und der Personenfreizügigkeit in breiten Massen nicht mehr viele Freunde hat. Darin liegt auch ein wichtiger Grund für Trumps Erfolg. In diesem Artikel bin ich summarisch auf sechs gute Gründe für die Unbeliebtheit der Globalisierung eingetreten. Zusammenfassend kann man sagen: Das Welthandelssystem ist nicht fair, es schafft und zementiert Ungleichgewichte und Ungleichheiten. Und es gibt keine Instanz, die für einen Ausgleich sorgt. Eine jenem Artikel angehängte Umfrage unter Lesern bestätigt die Skepsis. Hier das Ergebnis:

Die berechtigte Kritik an den realen Mängeln des aktuellen Welthandelssystems bedeutet dennoch umgekehrt nicht, dass ein scharfer Protektionismus der USA irgendwie eine bessere Ausgangslage schaffen oder die Mängel beseitigen würde: Das Gegenteil ist der Fall. Alles würde nur noch viel schlimmer.
Die Macht einer zentralen Macht
Ein Grund dafür ist die Bedeutung der USA im Zentrum des Welthandelssystems. Das drückt sich allein schon in der grossen Rolle des US-Dollars aus. In einer oberflächlichen Betrachtung der Wirtschaftstheorie spielen zentrale Mächte keine Rolle: Verändern sich die Produktions- und Kostenverhältnisse in irgendeinem Land, das Teil des Welthandelssystems ist, sind Anpassungen in allen Märkten die Folge. Das gilt natürlich für jeden Markt: Kann ein Produzent ein Produkt aus irgendeinem Grund plötzlich günstiger herstellen, führt das über die Zeit zu Veränderungen der Produktionsstruktur und Position bei allen Mit-Wettbewerbern.
Das Problem aber ist, dass solche Anpassungen in einem Welthandelssystem nicht über Nacht vonstattengehen. Und wenn ein einzelnes Land, wie jetzt die USA, das Welthandelssystem stark dominieren und die Handelsverhältnisse direkt und indirekt auf dieses Land ausgerichtet sind, ist der Wandel zu einem neuem System ein besonders langer und schwieriger Prozess, der alles andere als konfliktfrei und harmonisch verläuft. Davon zeugen frühere solche Prozesse, wie etwa der Übergang vom spanisch dominierten Welthandelssystem zum britischen und dann vom britischen zum amerikanischen. Ein auf eine zentrale Macht fokussiertes Welthandelssystem ist immer auch stark verwoben mit entsprechenden politischen Verbindungen und Abhängigkeiten, und die weltweiten Wertschöpfungsketten bauen stark darauf auf.
Solche zentralen Mächte haben das System immer auch für ihre eigenen Interessen ausgenützt. So liessen sich die USA zum Beispiel über die Verpflichtung der übrigen westlichen Welt, den Dollarkurs zu stützen, praktisch von den anderen den Vietnamkrieg in den 60er-Jahren finanzieren. Aber eine zentrale Macht im Welthandelssystem setzt dessen Standards und sorgt auch für deren Durchsetzung. Das stabilisiert ein solches System.
US-Konsumenten generieren die Nachfrage für andere Länder
Die theoretisch bessere Alternative wäre ein Welthandelssystem, das auf Regeln basiert, an die sich alle halten und von allen getragen wird. Das war ursprünglich die Idee der Konferenz von Bretton Woods im US-Bundesstaat New Hampshire, als im dortigen Mount Washington Hotel 1944 Vertreter aus 44 Ländern noch vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs eine neue Welthandelsordnung auf die Beine stellen wollten. Am Ende setzten dem System dann die USA ihren Stempel auf und booteten den Briten John Maynard Keynes aus, der fairere Regeln einführen wollte – zum Beispiel mit einer eigenen Weltwährung, ohne die dominierende Rolle des Dollars. Das Resultat war aber wenig überraschend. Divergierende Interessen in Schach halten und Regeln durchsetzen kann nur ein Land mit entsprechendem Weltmachtstatus.
Wenn nun die zentrale Macht selbst das System fallen lässt, droht tatsächlich Schlimmes. Dabei ist durchaus verständlich, dass die USA mit dem auf sie fokussierten Welthandel nicht zufrieden sind. Eine zentrale Eigenschaft dieses Systems sind US-Netto-Aussenhandelsdefizite. Anders gesagt generieren die US-Konsumenten die Nachfrage für viele andere Länder der Welt, etwa von China oder Deutschland, indirekt aber auch für alle Länder, die wiederum von diesen Regionalmächten abhängen. Das entzieht den Amerikanern nicht nur Nachfrage nach den eigenen Produkten, das führt auch zu einer ständig steigenden Verschuldung der Amerikaner. Denn dank der zentralen Rolle des Dollars und der USA als Wirtschaftsmacht finanzieren die übrigen Länder die Defizite der Amerikaner andauernd. Auf die Dauer kann das nicht nachhaltig sein.
Warum China nicht nachrückt
Doch aus dem gleichen Grund ist es ausgeschlossen, dass eine andere Macht rasch in die Rolle der Amerikaner schlüpfen könnte. Oft genannt wird hier China. Der Chinakenner Michael Pettis hat in einem Interview mit mir in diesem Beitrag ausführlich klargemacht, warum das aus rein ökonomischen Gründen ausgeschlossen ist. Hier die entscheidende Passage aus dem Interview:
«Das Handelssystem der USA baut auf US-Aussenhandelsdefiziten auf, das chinesische Handelssystem dagegen auf chinesischen Exportüberschüssen. Kein Land wird bereit und in der Lage sein, fortlaufend die Überschüsse Chinas aufzunehmen und Defizite zu verzeichnen, denn das würde ein deutlich geringeres Wirtschaftswachstum zur Folge haben. Deshalb wird ein Rückzug der USA auf keinen Fall dazu führen, dass China nachrückt. Ein Rückzug der USA würde daher zu einem höchst instabilen Handelsumfeld führen.»
Das gilt grundsätzlich auch für Europa und Japan, nur dass diese Länder auch sonst schon keinen Einfluss mehr ausüben, der sie überhaupt zu Kandidaten für eine solche Rolle machen würde.
Um die weltweiten Ungleichgewichte und die weiteren Mängel des Welthandelssystems zu korrigieren, müsste ein Prozess beginnen, der einerseits auf einer zentralen Macht im Handelssystem beruht, die solche Korrekturen durchsetzen und garantieren kann und will, und andererseits in einem ausreichenden Vertrauen der anderen in diese Möglichkeit. Am besten wäre dafür eine neue Art von Bretton-Woods-System. Doch genau das wird unmöglich, wenn die USA unter ihrem neuen Präsidenten mit scharfen protektionistischen Massnahmen auf Konfrontationskurs gehen – mit der Botschaft: Jeder schaut für sich. Im Welthandelssystem würde das zu einer Katastrophe führen und nicht zu einer gerechteren Welt.
65 Kommentare zu «Im Aussenhandel droht ein Chaos»
Reden wir doch Tacheles. Die US Industrie ist vielen Bereichen unfähig, die Produkte herzustellen, die der Weltmarkt wünscht. Sicher man kann die US-Rüstungsexporte heranziehen, aber dies ist wirklich ein vollkommen politischer Markt. Natürlich gibt es Silicon Valley, aber dort ist der Design, nicht die Herstellung der Produkte und dies kann nicht einfach innerhalb eines Jahres verändert werden. Was gibt es noch: Natürlich gibt es Caterpillar und Deere, aber Agco lässt ihre Premium Brand „Fendt Traktoren“ in Deutschland herstellen., Deere ebenfalls. Gibt es noch irgendeinen US-Hersteller von Rasierapparaten. Wer Sunbeam gehabt hat, wird sich mit grausen daran erinnern.
Wenn die Wirtschaft eines Staates keinen Absatzmarkt mehr hat, kann sie sich nicht weiterentwickeln und geht immer mehr ein. Nicht die fehlenden Exporte sind in den USA das Problem, sondern die vielen Importe. Daher machen protektionistische Massnahmen durchaus Sinn. Wenn die Defizite zurück gehen und die Wirtschaft für den Binnenmarkt wieder fit ist, kann man sukzessive die Massnahmen wieder abbauen. Aber hier sprechen wir warscheinlich von mindestens 10 Jahren.
„Kein Land wird bereit und in der Lage sein, fortlaufend die Überschüsse Chinas aufzunehmen und Defizite zu verzeichnen, denn das würde ein deutlich geringeres Wirtschaftswachstum zur Folge haben“
Man ersetze China durch Deutschland….
Solange die meine Defizite finanzieren, also mir Smartphones, Klamotten und Schuhe (China) und Porsches und Mercedes (Deutschland) liefern und ich Ihnen Anh Toàns liefere: Ich verspreche, X Anh Toàn zu bezahlen, also Anh Toàns immer in Anh Toàns zu tauschen, würde ich mich opfern, die Überschüsse Chinas und Deutschlands aufzunehmen. Und die würden dann ganz reich, ich würde denen ganz viele Anh Toàns schulden, die hätten die ganzen Guthaben, ich die Schulden, aber das fände ich nicht schlimm, wenn ich dafür Porsche fahren und Hummer fressen kann.
Ich geben Ihnen A.T. als einer dieser windigen Finanzberater noch zusätzlichen Rat für den noch höheren Absatz von Anh Toàn’s. Wir wäre es mit Derivaten auf die Untreue von First Lady M. mit ihrem in der Regel schlafenden veralteten und nicht mehr fürs Geschäft brauchbaren Stier T. verbunden mit dem Zustand aller Rindviecher in den USA aufgeladen mit surfen an allen Küsten von Nordamerika inklusive Kuba und dem goldenen Zeiten des US Bildungssystem mit dem unweigerlichen Abstieg diesbezüglich von Europa und Ostasien. Mit solchen Derivaten über Derivate können Sie ewig im Luxus schwelgen und haben in der hiesigen Wirtschaftspresse und den Schweizer Banken absolut die fanatischsten Gläubigen.
Guter Vergleich. Es zeigt, dass die Gläubiger (Überschussländer) zuletzt auf leeren Forderung sitzen bleiben. Das fatale daran ist, dass Deutschland die Überschusspolitik damit rechtfertigt, so ihre Altervorsorge zu sichern (Problem der immer älter werdenden Menschen). Diese Rechnung wird aber nicht aufgehen, weil die Forderungen niemals eingetrieben werden können. China hat das erkannt und tauscht ihre enormen Währungsreserven nun gegen echte Firmen (Direktinvestitionen). Auch die SNB kauft zunehmend, anstatt Anleihen, ausländische Aktien. Das ist zwar etwas klüger, aber auch hier wird die Welt nicht ewig beide Augen zudrücken. Auch der freie Kapitalverkehr hat seinen Preis.
Sind Sie derart potent, so viele Anh Toans zu produzieren? 🙂
Oder man ersetze China durch Schweiz… Pro Kopf ist die Schweiz weltweit die grösste Sünderin. Aber bis eine Mehrheit der Schweizer versteht, dass das auf lange Sicht nicht gut kommen kann, wird’s wohl noch lange dauern.
Es gibt natürlich in Deutschland eine sehr starke Lobby für einen hohen Leistungsbilanzüberschuss, in der Schweiz ist diese Lobby auch da, nämlich die Firmen die als Multinationale in den USA expandieren wollen. Die ganze US Automobilzulieferer-Industrie kommt immer mehr unter deutsche Fittiche. Ein gutes Beispiel ist ZF Friederichshafen mit der Übernahme von TRW. Weiteres Beispiel ist Siemens mit Westinghouse, Continental mit General Tire etc.
In der Schweiz waren die meisten Einkäufe unserer mittelgroßen Konzerne in den US zum Fenster herausgeworfenes Geld. Nur Nestle, Roche und Novartis haben Erfolge aufzuweisen. ABB hat sich durch diese Einkäufe beinahe das Grab geschaufelt. Über die Schweizer Banken schweigt des Sängers Höflichkeit.
Ich bin überzeugt, dass die Tochtergesellschaften von deutschen, französischen und Schweizer Multinationalen eine stärkere Export-Kraft aus Amerika haben, als die ureigenen amerikanischen.
Eine Umkehrung zum Buch von Servan-Schreiber von 1970, der behauptete in Europa gebe es nur noch die amerikanischen Töchter, die Europäer selbst würden nur noch hoffnungslos hinten anstehen. Das Buch hieß übrigens „Le défi americaine“
Die Lobby der Multis sehe ich auch als grosses Problem an. Wohl deshalb wurde unsere Wirtschaftspolitik in den letzten Jahrzehnten derart auf Leistungsbilanzüberschüsse ausgerichtet. PFZ, Negativzinsen und Interventionen der SNB sind die Instrumente um die Leistungsbilanzüberschüsse aufrecht zu erhalten. Die USRIII hätte das Problem noch zusätzlich verschärt. Das alles geht zu Lasten der KMUs, der Arbeitnehmer und der Steuerzahler. Aufgrund dieser Lasten kann der Binnenmarkt nicht mehr wachsen. Mit Trump schlägt das Pendel nun zurück. Das bedeutet aber, dass unsere ganze Wirtschaftspolitik grossen Gefahren ausgesetzt ist, weil die überige Welt solche Überschüsse nicht mehr akzeptiert. Die Politik muss sich wieder mehr auf den Binnenmarkt ausrichten mittels höheren Löhnen und ohne PFZ.
M. Stadelmann “ mittels höheren Löhnen und ohne PFZ.“
Ähm, wir haben schon die höchsten Löhne auf der Welt. Auch haben wir nahezu Vollbeschäftigung, wir brauchen die PFZ’ler.
Ähm, die Politik ist auf den Binnemarkt ausgerichtet, mittels Zuwanderung: In Verbier kaufen reiche Schweden und Engländer Häuser, welche Portugiesen gebaut haben, in welchen englische girls putzen und kochen. Und gehen die auswärts essen, kocht ein Franzose und es bedient eine Polin. Und die Dame des Hauses und die Töchter machen täglich die Boutiquen, es ist wegen dem Binnenkonsum. Den Schnee räumt ein Australier weg, gegen Bares. In Zug, in Zürich, im Tessin in Graubünden im Berner Oberland: Reiche konsumieren mehr.
@Toàn: Das Lohnniveau eines Staates ist relativ zu betrachten nicht absolut.
Vollbeschäftigung ist eine statistische Lüge.
„Reiche konsumieren mehr“: Im Umkehrschluss müsste man die Reichen im Abzocken also noch mehr unterstützen, damit sie noch mehr konsumieren können, nicht? Ihre Argumentation ist sowas von absurd. Zudem bringt quantitatives Wachstum dem Inländer nichts. Im Gegenteil, die bestehenden Gemeinschaftgüter müssen mit zusätzlichen Leuten geteilt werden. Der Wert nimmt also anteilsmässig ab. Es ist ein Geschenk an die neu Zugewanderten, denn sie müssen sich nicht einkaufen.
Und schon liefert Trump das nächste Paper zum Thema:
US-Gesetze hätten Vorrang vor jeglichen WTO-Regeln.
Die US-Regierung unter Donald Trump will Regeln der Welthandelsorganisation (WTO) in Frage stellen, wenn sie die amerikanische Souveränität beschränken. Das geht aus einem Strategiepapier der Regierung zur künftigen Handelspolitik hervor, das im US-Kongress kursiert und aus dem mehrere Medien zitieren. „Die Regierung Trump wird die amerikanische Souveränität in der Handelspolitik aggressiv verteidigen“, heißt es demnach in dem Papier.
http://www.zeit.de/politik/ausland/2017-03/donald-trump-welthandelsorganisation-wto-konfrontation-strategiepapier
Aus Ihrem Hinweis ersieht man klar, dass Freihandelsabkommen nicht immer das gleiche sind.
Beginnen wir mit der NAFTA. Dieses Freihandelsabkommen ist für Nordamerika so wichtig für Europa wie die EU und wär dies bestreitet ist mit Verlaub ein elendiglicher Dummkopf. Nun man sollte eine Diskussion nicht solchen Worten führen, sondern mit rationaler Argumentation.
Die NAFTA hat für alle Beteiligten einen enormen Multiplikator-Effekt, obwohl die US Textilindustrie keine Freunde daran gehabt hat und das Abkommen verflucht. Es zeigt aber auch den schlechten langfristigen Geschäftssinn der Amerikaner. Warum nicht mit billigen Krediten die Textilindustrie der USA aufrüsten, deren Produktion für die Konfektion nach Mexiko exportieren und auf der ganzen Welt als beste Qualität verkaufen.
Die Chinesen und Inder würden mit ihren Billig- Lumpen in Nordamerika total in den Boden gestampft und die Leute in Mexiko wären nicht über die Trump Mauer besorgt. Aber nein, Wall Street will solche Sachen nicht. Das US System baut auf einer gigantischen Abzocke der obersten Management Elite in all den Bereichen, die sich auf den weltweiten Märkten nicht bewähren müssen. Vergleicht mal die Gebäudeversicherung hier und in den USA. Dies wird solange gut gehen, wie die Defizit-Dollar den Welthandel schmieren und es geht noch länger mit der Zerstörung des Euros. Ebenfalls darf China unter keinen Umständen ein Rechtsstaat werden, den seine Überschüsse sind da, damit die dortige Macht-Elite eine Notfall-Nest im Ausland hat. Deutschland ist ein Spezialfall, das China von 1500 bis 1800.
Zwei Aspekte, werden nicht angesprochen, dürften allerdings eine Rolle in der Betrachtung der Situation spielen.
1. Mit dem Ersetzen des Goldstandards durch den PhD-Standard wurde die Grundlage geschaffen, dass sich derart hohe und die Finanzindustrie begünstigende Ungleichgewichte bilden konnten.
2. Grossunternehmen üben den grössten Einfluss auf die durch massive Regelwerke gekennzeichneten „Freihandelsabkommen“ aus. Die Schwierigkeiten sich als Einzelperson oder Kleinfirma in diesem Dickicht an Regeln zurechtzufinden, wirkt wettbewerbsverzerrend und zwar zugunsten der Grossfirmen.
„Das Bretton-Woods-System litt von Anfang an unter einem als Triffin-Dilemma bezeichneten Konstruktionsfehler. Der wachsende Welthandel führte zu einem steigenden Bedarf an Dollar-Währungs-Reserven. Diese Währungs-Reserven konnten aber nur durch konstante Leistungsbilanzüberschüsse gegenüber den USA erwirtschaftet werden. Die USA als Reservewährungsland unterlagen dabei nicht dem Leistungsbilanzanpassungszwang anderer Länder, weil die Verschuldung in eigener Währung vom Ausland finanziert wurde, solange ausländische Staaten ein Interesse daran hatten, Währungs-Reserven anzulegen. Ständige US-Leistungsbilanzdefizite mussten jedoch irgendwann das Vertrauen in den Dollar untergraben und die Gold-Reserven reichten nicht mehr aus!“ (Wiki)
Wie unten schon erwähnt unterliegen die USA der grössenwahnsinnigen Idee des amerikanischen Exzeptionalismus – sie seien schon gottgegeben die „wesenhaft Guten“ und darum hat Nixon damals als POTUS der „wesenhaft Guten“ sich einen Deut um Bretton Woods resp. die Goldanbindung geschert, denn sie sind ja „fehlerfrei“ und wenn sie schon von der Restwelt ihre Handelsbilanzdefizite durch deren Dollarnachfrage finanziert bekommen, so what.
Ist doch viel einfacher als irgendwelche Goldbarren zu lagern und bewirtschaften und der Rest der Welt musste notgedrungen das US Spiel mitmachen und mit Trump wird eine noch mehr „America First“ Wirtschaftspolitik Einhalt gebieten.
Ihre bejammerten KMU’s und Einzelpersonen werden es dann noch schwieriger haben zumindest für die US Im-& Exporte
Und? Was ändert dies an meinem Kommentar?
Sie reiten ein totes Pferd Herr Linus!
War ja vielleicht mal sogar ein richtig toller Gaul zwischen 1944-73 bis er dann lahmte und man ihm den Gnadenschuss geben musste…
Die Amis sind in solchen Dingen nicht so sentimental wie Sie anscheinend, welcher der Vergangenheit schon 44 Jahre nachtrauert…
Das hat nicht nur schlechte Seiten. Irgend jemand muss ja die Chinesen und Deutschen zwingen endlich ihre Konsumquote zu erhöhen. Die USA waren und sind immer noch Weltmacht Nr. 1, deshalb betreiben sie das Recht des Stärkeren. Das war aber vor 3000 Jahren auch nicht anders.
Dieser Artikel holt weit aus und es besteht kein Grund, diese Aspekte in dieser Gesamtschau zu ignorieren, ausser man ist auf einem Auge blind. Ihre Unterstellung „man ihm den Gnadenschuss geben musste…“ bezeugt das gleiche Gedankenmuster.
Musste man? Erstens handelt es sich beim „man“ um die US-Regierung und zweitens beruht dieser unilaterale Entscheid auf kurzfristig orientierter und prinzipienfreien Sicht.
Wechselwirkungen, welche nicht innerhalb von ein paar kurzen Jahren die negativen Konsequenzen aufzeigen, sind tatsächlich im Gedankengut der heutigen Ökonomen so wenig zu finden, wie eine Nadel in einem Heuhaufen. Das ändert nichts am Umstand, dass diese beiden bedeutsamen Aspekte in der Analyse unerwähnt bleiben.
@Huber: Beim zweiten Aspekt haben Sie natürlich völlig recht. Der Erste aber, hat es in sich. Ein Zweizeiler der geradezu Gold wert ist. Kürzer kann man den Schlamsel, indem die Weltwirtschaft steckt, wohl nicht zusammenfassen. Allerdings musste ich erst den folgenden Artikel lesen, um den tieferen Sinn dieser Worte zu verstehen: https://www.forbes.com/sites/nathanlewis/2016/12/07/the-gold-standard-vs-the-phd-standard/#134f695f5e26
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Ich bin allerdings ein Verfechter von freien Wechselkursen auch gegenüber der „Währung“ Gold. Für den Binnenmarkt halte ich die Vollgeld-Initiative am zielführendsten. Sie ist quasi das Gegenteil eines Goldstandards. Um das globale Finanzsystem zu stabilisieren, müsste man den negativen Saldo auf der Kapitalbilanz eines Staates sanktionieren (besteuern).
Die Idee dieser Sanktionierung auf einer negativen Kapitalbilanz ist, dass Währungsmanipulationen erschwert werden bzw. etwas kosten. Damit führen Leistungsbilanzüberschüsse automatisch zu einer stärkeren Währung, was letztlich wiederum Druck auf die Leistungsbilanz ausübt.
Ich hätte hierzu folgende Theorie anzubieten, die sich wohl an den bisher mir nicht bekannten Gedanken von Keynes orientiert: Das Land, welches die Leitwährung (heute den US$) stellt, hat in einer liberalen Wirtschaftsordnung immer ein Problem – die Konsumentenkosten für Rohstoffbeschaffung und auch einen guten Teil von Fertigwaren richten sich nicht nach der Stärke oder Schwäche der eigenen Währung. Das lädt dazu ein, einfach mehr von den beliebten Dollars zu drucken und harte ausländische Ware gegen grünes Papier zu beschaffen, statt selber zu produzieren.
Daraus ergibt sich der Schluss, dass nur die Aufgabe des US$ als Leitwährung die amerikanische Wirtschaft zu mehr unverfälschtem Wettbewerb zwingen und letztlich den Importüberschuss beheben würde. Kommentare ?
Sie dürften richtig liegen. Das Problem liegt darin, dass in der Reduktion der Ungleichgewichte und des damit verlinkten Welthandels die Gefahr von schwachem oder sogar negativem nominellen Wachstum gesehen wird. Dies widerspricht den Interessen der wichtigsten und einflussreichsten Akteure: Grossunternehmen und Finanzindustrie. Die gleichförmige Entwicklung der letzten Jahrzehnte wurde nie korrigiert, sondern alle Anstrengungen auf deren Fortsetzung ausgerichtet.
Fazit: firmen mit Produktion in USA sind imVorteil
„Um die weltweiten Ungleichgewichte […] des Welthandelssystems zu korrigieren, müsste ein Prozess beginnen, der […] auf einer zentralen Macht im Handelssystem beruht, die solche Korrekturen durchsetzen […] kann […]“: Genau das versucht Trump. Er macht dies indem er einerseits mit warnendem Finger auf die Überschussländer zeigt und andererseits protektionistische Massnahmen androht.
Protektionistische Massnahmen schaden den USA nicht. Beziehungsweise schaden sie den Defizitländer weniger als den Überschussländer. Und genau darum geht es, denn so kann das Leistungsbilanzdefizit der USA verringert werden. Volkswirtschaftliche Effizienz ist relativ zu betrachten. Fürs Gleichgewicht sorgen u.a. der freie Wechselkurs und das Lohnniveau. Schädlich sind Währungsmanipulationen und PFZ.
Nur Herr Stadelmann – es handelt sich hierbei um einen Serientäter in Sachen Handelsbilanzdefizit – so um 1977 also vor mittlerweile 40 Jahren hat die USA das letzte mal einen Handelsbilanzüberschuss erzielt.
Siehe link — MAX anklicken.
http://www.tradingeconomics.com/united-states/balance-of-trade
Dazu gehörig verschuldet, die Infrastruktur baufällig (auch wenn er das ja jetzt mittels PPP (public-private-partnership) fixen will – aber meistens gehen PPP’s für den Steuerzahler in die Hosen).
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Und wenn die anderen Länder dann auch beginnen Importzölle auf US Produkte zu erheben, dann verlieren fast alle.
Mal schauen ob sich so notorische Serientäte wie die USA wirklich mit Importsteuern wie auch immer „kurieren“ können.
Von etwa 1987 bis 1992 hat sich das Handelsbilanzdefizit der USA stetig verbessert und war zuletzt praktisch null. Wohl die Auswirkung Reagan’s Präsidentschaft.
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Überschussländer werden keine Importzölle erlassen, weil das ihre Überschüsse noch ausweiten würde und ihre Währung nochmehr stärken würde. Dann müssten sie nochmehr ihre Währung manipulieren und noch mehr Kapital ins Ausland schaffen und Firmen im Ausland kaufen wie China es im Moment macht.
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Das einzig vernünftige ist, sowohl die Defizite als auch die Überschüsse weltweit auf null zu stellen. Und klar das wird einigen Geschäftsfeldern sehr weh tun. Die Schweiz muss sich diesbezüglich fragen, ob Firmen wie Glencore volkswirtschaftlich nicht mehr schaden als nützen, schliesslich beschäftigen sie nur wenige Leute in der CH.
Stadelmann: Vielleicht wars 1992 auch der Wegfall des eisernen Vorhanges der nochmals einen Exportschub gab und zu einer mehr oder weniger ausgeglichenen Handelsbilanz führte.
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Bezüglich Glencore & Co als Rohstoffhandelsfirmen tauchen diese Produkte gar nie in der CH Import/Export Bilanzen auf (ausser diejenigen für den CH Markt), da das Oel, Gas, Stahl, Kohle und was auch immer pyhsisch gar nie in die CH ein/ausgeführt werden.
Nur beim Gold sieht es anders aus, da wir ja ein paar der bedeutendsten Goldschmelzen der Welt haben. So wird z.B. aus UK viel Gold importiert – Es gibt zwei CH-Aussenhandelsstatistiken – eine mit Gold und Schmuck und eine ohne
http://www.srf.ch/news/wirtschaft/druck-auf-schweizer-goldraffinerien-waechst
Kleine Korrigenda: Gold, Silber und Münzen werden separat ausgewiesen (nicht Schmuck), da die Aussenhandelsbilanz jeweils um 60-80 Mrd (oder 30-40%) aufblähen würde, da oft nur eingeführt, geschmolzen und zu Barren gegossen und dann wieder ausgeführt werden und der Wertschöpfungsanteil in der CH im Vergleich zum Wert zu lächerlich gering ist.
https://www.ezv.admin.ch/ezv/de/home/themen/schweizerische-aussenhandelsstatistik/aussenhandelsergebnisse-nach-themen/aussenhandel-nach-waren/aussenhandel-mit-gold–silber-und-muenzen.html
Massgebend ist nicht die Aussenhandelsbilanz sondern die Leistungsbilanz (Waren, Dienste, Primär- und Sekundäreinkommen zusammen). Die Waren setzen sich hauptsächlich aus dem Aussenhandel Total 1 und dem Transithandel zusammen. Auch Gold wird hier aufgeführt, ist aber vernachlässigbar (Link Seite 9+10). Der Transithandel trägt etwa gleich viel wie der gesamte Aussenhandel zu den Überschüssen bei. Es sind wohl Firmen wie Glencore, welche diese enormen Überschüsse produzieren und damit massgeblich zur Frankenstärke beitragen. Wie stehen hier Kosten/Nutzen zueinander?
http://www.snb.ch/de/mmr/reference/bopiip_2015/source/bopiip_2015.de.pdf
Stadelmann: 2011 und 2012 spielte der Unterschied zw. Einnahmen und Ausgaben noch eine grosse Rolle – bis 20 Mrd — siehe Seite 6, aber seither wird das statistisch irgendwie anders gehandhabt.
Wieviel Mrd von Glencore, Trimedia und Co wirklich in die CH Leistungsbilanz fliessen ist leider nicht ersichtlich, aber ich würde meinen nur ein kleiner Teil (Mark-up oder so), sonst müsste die Leistungsbilanz brutto einiges höher sein.
Der Beitrag an die Leistungsbilanzüberschüsse aus dem Transithandel betrug in Mrd.: 27.6 (2011), 26.9 (2012), 23.3 (2013), 25.1 (2014), 25.0 (2015). Aus dem Aussenhandel (ohne Gold) betrug er: 23.5 (2011), 23.8 (2012), 23.6 (2013), 29.8 (2014), 36.6 (2015).
In den Jahren 2011-2012 hat der Transithandel mehr Überschüsse als der Aussenhandel erzielt. Das ist alarmierend, weil am Aussenhandel sehr viel mehr Arbeitsplätze hängen als am Transithandel. Ich würde allzu gerne wissen, was uns der Transithandel mit den wenigen Arbeitsplätzen volkswirtschaftlich tatsächlich bringt. Ein paar Steuermiliarden? Die Lasten tragen wir aber alle in Form von Negativzinsen, KMUs die wegen dem starken Franken Konkurs gehen und den Risiken die in den Büchern der SNB stehen. Hier muss man genauer hinschauen.
„Am Ende setzten dem System dann die USA ihren Stempel auf und booteten den Briten John Maynard Keynes aus, der fairere Regeln einführen wollte – zum Beispiel mit einer eigenen Weltwährung, ohne die dominierende Rolle des Dollars.“
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Der bedauernswerte Keynes wurde schon 1919 nach dem ersten Weltkrieg einfach übergangen als man Deutschland völlig überdimensionierte Goldzahlungen auferlegte und er vehement gewarnt hat, das käme nie gut und es kam dann auch nicht gut.
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Und mit der Dollerdominanz ist es eben auch nicht wirklich gut gekommen, auch wenn die sich mit der Zeit aufweichen dürfte & andere Währungsräume den U$ als Zahlungsmittel vermehrt substituieren könnten.
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Als Oekonome hat Keynes damit eigentlich die zwei Weltkriege verloren, auch wenn der Keynsianismus weiterlebt(e)
Der falsch verstandene Keynianismus lebte weiter. Ich bin 100% überzeugt, dass Keynes angesichts der Entwicklung gegen Ende des 20. Jh. das Ruder herumgerissen hätte. Man darf nicht vernachlässigen, dass Keynes‘ Theorien im Rahmen des Goldstandards betrachtet werden müssen.
Solange die Überschussökonomien liefern im Austausch für schnellen Konsumschrott, Hollywood Soaps und US Bonds ist das sehr wohl nachhaltig, was darüber hinaus übrig bleibt geht ins Wall Street Casino, das ist ja das gewünschte Geschäftsmodell. Und das war auch unter Bretton Woods nicht anders; ob dieses Schema nun mit vertraglich verordneter Währungsmanipulation oder dann in einem permanenten Währungsabwertungskrieg abläuft spielt dabei keine Rolle. Vor 1971 machten D und F nichts anderes als jetzt China und Japan.
Fürs Finanzsystem mag es noch lange nachhaltig sein. Nicht aber für die Menschen. Auf lange Sicht gehen die Arbeitsplätze in den Defizitländern verloren und damit die Existenzgrundlage sehr vieler Menschen.
Nachtrag: was für Japan gilt (mehr Gas Importe aus den USA um Handelüberschuss zu verringern), wäre auch für China eine elegante Lösung. Diese setzen bekanntlich vermehrt auf Gaswerke und AKW, um von den Kohlekraftwerken wegzukommen (und die CO2 Ziele zu erreichen)…. auch hier: win-win ohne grosse „Handelskriege“ heraufzubeschwören.
Trump hat seinen Gläubigen in West Virginia versprochen, er werde alle Regulierungen betreffend Umweltschutz aushebeln und man könne wieder Kohle fördern wie vor 30 Jahren. Wer soll diese Kohle abnehmen, wahrscheinlich Kalifornien, der Staat der erneuerbaren Energie, oder sogar China mit seinen gewaltigen Kohlenvorräten und Japan muss anstatt Gas solche Kohle importieren, es kann sie ja verflüssigen. Ein Verfahren, dass sich weltweit nur in Südafrika und Nazi-Deutschland Support einholen konnte. Gas aus den USA ist für China eine Schnaps-Idee, denken wir an die riesigen Lieferverträge der Chinesen aus Sibirien mit Putin. Das Handelsbilanzdefizit der USA kann man nur verkleinern im Bereich Fertigwaren und Halbfabrikate, Rohstoffe sind dafür ungeeignet.
Jedenfalls ist China der weltweit grösste Kohleimporteur, trotz eigenen Vorräten.
Wie auch immer: der Trend weltweit geht schon von Kohle zu Gas wegen den Umweltproblemen bzw. CO2 Zielen.
Ob neue Jobs in den USA im Kohleabbau oder Gasförderung entstehen, spielt letztendlich keine grosse Rolle. Wenn das die Virginiawähler anders sehen, können sie Trump in 4 Jahren die Wiederwahl verweigern.
Wenn ein Politiker mehr als 50% seiner Wahlversprechen einlöst, wäre das schon ein Erfolg.
Die Hillbillys in West Virginia haben kein Problem, sie können sich notfalls wieder zurückziehen in ihre backwoods und dort wieder als Selbstversorger und Kannibalen überleben.
Ich vermute eher, Trump wird bzgl. Importsteuern vereinzelte Exempel statuieren (relativ unbedeutende für die US Wirtschaft), sodass andere Länder dann „freiwillig“ Zugeständnisse machen. Wie bei NATO: die USA steht zwar zur Nato, verlangt dafür aber ganz klar höhere finanz. Beteiligungen der Partner.
Desweiteren gibts ja auch win-win Situationen: wieso soll Japan nicht mehr Gas aus den USA kaufen, um den Handelsbilanzüberschuss gegenüber den USA zu verringern?
Worst case für die USA wäre: hohe Importsteuern, Inflation höher als „gewünscht“, Wettbewerbsfähigkeit der USA sinkt (höhere Löhne, höhere Beschaffungskosten aus Ausland), höhere Zinsen welche die US Wirtschaft drosselt usw. Aber das ist wohl nicht im Sinne Trumps und der Republikaner.
Die immer lesenswerten „Never mind the markets“-Beitraege von MDM koennten/sollten/muessten evt. laenger und allenfalls aufdringlicher auf der Frontseite der Newsnetz-Medien praesent sein, damit sich immer mehr Leser ein Bild der so unheimlich wichtigen wirtschaftlichen Zusammenhaenge innerhalb des Weltgeschehens machen koennen und nicht einfach blindlings jedem neuen herbeigelaufenen Messias huldigen.
Andererseits fahren wir die Welt auch mit den schon bestehenden Regelwerken an die Wand – da gibts wohl so oder so kein Entkommen…
Danke MDM, lese Ihre wertvollen Beitraege immer wieder gerne.
Ein faires Welthandelssystem? Bei Trump dürfte das vorerst lauten müssen: ‚Jeder schaut für sich.‘
– Im Welthandelssystem würde das zwar zu einer Katastrophe führen. Aber als Erstes werden die USA tatsächlich dafür sorgen müssen, dass sie ihr Aussenhandelsdefizit los werden.
– Denn die USA sind pleite. Und mit einer USA, welche pleite ist, lässt sich der Welt-Handel nicht neu organisieren.
Wie wir beides unter einen Hut bringen, die Gesundung der US-Staatsfinanzen + die Exportüberschüsse in Schlüsselstaaten wir China oder Deutschland, das ist vorerst die grosse Frage im Trump’schen Zeitalter.
Wie haben die Europäer ihren riesigen Appetit für asiatische Waren zwischen 1500 und 1800 bezahlt.
Die Spanier haben ihre indianischen Untertanen in den Bergwerken in Mexiko, Peru und Bolivien bis zum Tod ausgebeutet und dann das Silber nach Europa gebracht und es für Kriege und Luxuswaren verpulvert. Die anderen Westeuropäer haben das Silber nach Indien und China gebraucht für heiß begehrten Waren dieser Länder. Indien und China haben das Silber als Reserve vergraben.
Was will ich damit sagen, solange das Vertrauen in den Dollar besteht und sie überall Waren und Immobilien damit einkaufen können, ist das Defizit für die USA kein Problem. Der Dollar muss auch nicht in die USA zurück fließen, wie auch nicht das Silber nach Südamerika. Die Araber können ihre Paläste in London finanzieren.
Tja ich denke man hat den Bogen einfach mal wieder überspannt. Genau gleich wie die gloriose EU den Bogen überspannt hat. Dann müssen sich die Schaltzentralen der Welt halt nicht wundern, wenn eine Gegenreaktion einsetzt. Actio=Reactio. Auch in der CH können z.B. gewisse Profiteure nicht genug sogenannte Fachkräfte ins Land schaufeln, auch hier sei gewarnt Actio=Reactio. ich finds amüsant zu sehen, wie keine Bäume in den Himmel wachsen. Ein Korrektiv kommt IMMER. Eine weise Landesführung würde also schon früh auf den Unmut in der Bevölkerung hören, eine dumme hingegen ihre Macht ausspielen bis zum Auessersten. Und danach der Katzenjammer
Lieber Herr Ley, verkennen Sie womoeglich die natuerliche Veranlagung des Menschen, die grundsaetzlichen wirtschaftlichen Systemeigenschaften sowie die mit einhergehende ‚Notwendigkeit‘, jeweils national interessenbedingt zu handeln? Schliesslich wirds logischerweise immer zu einigen Gewinnern und viel mehr Verlierern fuehren – nur sind die Gewichtungen anders…
Sicher Gin, es führt immer zu einigen Gewinnern und viel mehr Verlierern. Das heisst jedoch nicht, dass aufgrund der Gleichförmigkeit der Entwicklung es dauerhaft die gleichen Gewinner (z.B. Finanzindustrie, Grossunternehmen, 0,1%) sein müssen, sondern eben, dass auf diese Gleichförmigkeit eine Reaktion folgt, welche die Karten neu mischt. Die Gesellschaft gleicht einem Eintopf; wenn man nicht gelegentlich umrührt, setzt sich der Abschaum oben fest.
America first heisst eben nicht Swiss first. All die Trumpisten werden noch auf die Welt kommen. Was kümmert den Präsident der USA seine Fans hier in der Schweiz? Und dass Swiss first niemals funktionieren wird ist hoffentlich allen klar.
Herr Diem Meier, wir hoffen Sie haben Unrecht. Ihr aufgezeigtes Szenario lässt nicht viel Hoffnung für die Zukunft übrig.
Im 21. Jahrhundert bezeichnet der AMERIKANISCHE EXZEPTIONALISMUS die politische Kernideologie der USA. Er drückt sich darin aus, dass die USA die einzigen in der Geschichte der Neuzeit sind, die überzeugt sind, dass sie Gottes Werk verrichten, indem sie ihr politisches und wirtschaftliches System anderen bringen. Wegen ihrer Einzigartigkeit seien die USA an völkerrechtliche Vereinbarungen grundsätzlich nur insoweit gebunden, wie ihnen dies nützt. Auch ließen sich ihre Taten grundsätzlich nicht nach den moralischen Normen bewerten, nach denen die USA die Taten anderer Nationen bewerten. Denn es könne grundsätzliche keine „moralische Äquivalenz“ zwischen den USA und anderen Staaten in der Bewertung ihrer Taten geben, da sich Verbrechen von ‚wesenhaft Guten‘ nicht…
…mit Maßstäben bewerten ließen, die man an Verbrechen von ‚wesenhaft Schlechten‘ anlegt. Folglich mögen die USA zwar gelegentlich ‚Fehler‘ machen, können jedoch aus grundsätzlichen Gründen keine Kriegsverbrechen begehen – weder in Vietnam, noch im Irak oder in Syrien. Und aus ebenso grundsätzlichen Gründen können sie auch keine Zivilisten ermorden, sondern Zivilisten sterben einfach als ‚kollaterale‘ Folge bester Intentionen. Da die USA wesenhaft gut seien, entzögen sich ihre Taten auch grundsätzlich einer Bewertung nach völkerrechtlichen Normen. (Wikipedia amerik. Exzeptionalismus)
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Und nach diesem Rezept werden die selbsternannten „wesenhaft Guten“ in Zukunft ohne Rücksicht auf Verluste vermutlich auch ihre Wirtschaftspolitik betreiben — WTO etc. gilt für die nicht!
Interessante Gedanken, welche, ohne mit dem Finger auf eine bestimmte Macht zeigen zu wollen, die Systemschwaechen darlegen. Alternative Modelle sind selbst nach Milliarden von Evolutionsjahren in der Natur von ausgesuchter Rarheit.
Um aber (da Sie das Feld schon auf die Politik ausgeweitet haben) eine diesbezueglich besondere Besorgnis zu erwaehnen: mit dem angekuendigten finanziellen ‚NATO-Moratorium‘ der USA muesste ja auch eine strukturelle Gewaltenverschiebung einhergehen, was ja aber ueberhaupt nicht mehr moeglich ist (‚General Dynamics‘ – weshalb die USA diesbezueglich bisher auch immer bereitwillig die finanzielle Hauptlast getrageb haben).
ginpippolino: „eine strukturelle Gewaltenverschiebung“ sehe ich jetzt angesichts der angekündigten Verteidigungsbudgeterhöhungen von 600 auf rund 650 Mrd $ noch lange nicht. Die USA werden immer noch einiges mächtiger sein als die Restnato zusammen und auch als Russland oder China.
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Dieses „America First“ ist nichts anderes als gelebter amerikanischer Exzeptionalismus & diesen werden sie jetzt eben auch in den aussenwirtschaftlichen Aktivitäten wieder verstärkt einsetzen, so wie sie das auch früher während des kalten Krieges immer wieder mal gemacht haben z.B. in den 60er und 70er Jahren in vielen lateinamerikanischen Ländern, wo z.B. Friedman & seine Chicago-Boyz ihre ersten neoliberalen Experimente durchgeführt haben.
Allerdings in Diktaturen, was sich als suboptimal erwies.
Was heisst „zu einer Katastrophe führen“? Weiss man denn was wirklich passiert? Oder ist „Katastrophe“ einfach Synonym für das Unbekannte, ist es für uns unerträgich nicht zu wissen, was wikrlich passiert? Am wichtigsten scheint mir zu hinterfragen, für wen der Protektionismus zur Katastrophe wird. Für die unteren Schichten eher nicht, da gibt es nicht mehr viel zu verlieren. Und wenn die Absahner der letzten Jahre ein, zwei Ligen absteigen, treibt es mir auch keine Tränen in die Augen.
Ihre Gedanken in Ehren, doch wenn weltweit ganze Volkswirtschaften aechzen, haben die Armen weniger Atem als diejenigen, die (in weiser Voraussicht) schon mal abgesahnt haben. Sie koennen noch die Hauptsache verlieren – hoffen wir, dass es nicht soweit kommt.
Na ja, Gin; dann müssen die Probleme wirklich wieder angesprochen werden und nicht einfach deren Lösung in die Zukunft verschoben. Die gesellschaftliche Auseinandersetzung wird so oder so kommen, die Frage liegt eher darin, ob dies einigermassen geordnet ablaufen kann, oder ob aufgrund des kurzfristig orientierten Verhaltens der Entscheidungsträger ein paar Jahre später ein unkontrollierbarer Kollaps ins Haus schneit.
Der Freihandel ist an sich unproblematisch – wenn alle ungefähr gleich viel importieren wie exportieren. Die USA können sich nicht permanent weiter verschulden, damit andere Länder ihre Fabriken mit Aufträgen füllen können. Trump weiss dies. Die sogenannten Gelehrten offenbar nicht.
Das Ganze hatten wir schon mal in der „langen Depression“ ab ca. 1875. Die zunehmende Industrialisierung erzeugte ein schnelles Wachstum der Stadtbevölkerung. Diese benötigte Brot und das Getreide dazu wurde in Ungarn erzeugt. Das machte die ungarischen Grossbauern interessant für Investoren, vor allem aus Wien. Die stiegen mit Fremdkapital ein und zwar in sehr grossem Umfang. Nur hatte man die USA übersehen. Die waren wegen des Bürgerkriegs als Getreideexporteur ausgefallen und nachher, Sklavenarbeit gab es nicht mehr, wurde dort die Landwirtschaft mechanisiert. Das führte ab 1870 zu einem immer grösseren Getreideexport nach Europa, die Preise kollabierten, Kredite platzten, Banken brachen zusammen. Dadurch wurde Freihandel zum bösen Synonym und alle Staaten wurden protektionistisch.
Danke Herr Grieshaber für diesen Hinweis.
Wie ging es dann weiter, z.B. bis 1914 bzw. bis zum Niedergang der diversen Imperien?
(NB: 1874 kam es in der Schweiz zur Verfassungsrevision mit Volksrechten)
Wegen den Getreideimporten in den 70er Jahren des 19. Jahrhunderts war der Einfluss von Russland und Rumänien noch grösser, auch Indien spielte eine Rolle.
Russland war um 1910 der grösste Getreide-Exporteur der Welt. Die Krise nach 1873 wurde nicht hauptsächlich wegen diesen Getreide-Exporten verursacht. Die Spekulation wegen den Kriegs-Entschädigungen von Frankreich an Deutschland spielten ein viel grössere Rolle.