Donald Trumps Denkfehler

Donald Trump zeigt den unterschriebenen Erlass, demzufolge die USA aus der Transpazifischen Freihandelspartnerschaft aussteigen werden. Foto: Kevin Lamarque (Reuters)
Nun ist es also so weit. Seit wenigen Tagen ist Donald Trump der 45. Präsident der USA.
Diese Woche hat er bereits erste Wahlversprechen umgesetzt – und dabei besonders in der Handelspolitik radikale Töne angeschlagen: Per präsidialem Erlass hat Trump den Ausstieg der USA aus der Transpazifischen Freihandelspartnerschaft TPP (Trans-Pacific Partnership) angeordnet. Zudem hat er angekündigt, das Abkommen zur Nordamerikanischen Freihandelszone (Nafta) neu zu verhandeln.
Beschlüsse wie die Abkehr von TPP oder auch die scharfe Rhetorik Trumps gegen China haben weitreichende geostrategische Konsequenzen, was wir in diesem und in diesem Kommentar beleuchtet haben – und worauf wir in diesem Blog in den kommenden Monaten sicher noch zurückkommen werden.
In diesem Beitrag soll es jedoch nicht um die Geopolitik gehen, sondern um eine engere Betrachtung der Ideen, von denen sich Trump beim Thema Handel leiten lässt. Denn diese Ideen unterliegen einem groben Denkfehler.
Die wichtigsten Berater Donald Trumps in Handelsfragen sind Wilbur Ross, ein schwerreicher Investor, den Trump als Handelssekretär vorgeschlagen hat, und Peter Navarro, der den neu geschaffenen Posten des Vorsitzenden des Nationalen Handelsrats besetzen soll.
Einblick in das Denken der Berater
Trump ist im gesamten Wahlkampf – und auch in den gut zwei Monaten seit seinem Wahlsieg – nie mit besonders intelligenten Aussagen zu Wirtschafts-, Finanz- und Handelsfragen aufgefallen. Es muss daher angenommen werden, dass seine Berater ein grosses Gewicht haben werden.
Ross und Navarro haben Ende September 2016 in einem auf der Website von Trump publizierten, 30-seitigen Papier einen Einblick in ihr Denken gegeben.
Im Kern lautet ihr Befund wie folgt:
- Eine Reihe von Freihandelsabkommen – besonders das Nafta-Abkommen von 1993, die Aufnahme von China in die Welthandelsorganisation WTO, das Abkommen mit Südkorea von 2012 und das von Barack Obama aufgegleiste TPP – haben im Verlauf der vergangenen zwei Jahrzehnte den US-Industriestandort unterminiert.
- Die Handelspartner der USA – namentlich erwähnt sind im Papier unter anderen China, Deutschland, Japan und Kanada – manipulieren ihre Währung und halten sie künstlich niedrig. Dadurch erlangen diese Staaten einen unlauteren Wettbewerbsvorteil und können mehr Güter in die USA exportieren.
- Als Folge schlecht verhandelter Handelsabkommen und der Währungsmanipulation anderer Staaten sei das Handelsdefizit der USA stetig gestiegen.
- Das sei schlecht, denn ein Handelsdefizit stelle eine Bremse für das Wachstum des Bruttoinlandproduktes (BIP) der USA dar.
So weit der Befund. Um den vierten Punkt zu verdeutlichen, führen Ross und Navarro die Tatsache ins Feld, dass in der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung die Exporte zum BIP hinzugezählt, die Importe jedoch vom BIP subtrahiert werden.
Ihr Rezept für die Zukunft: Mehr Exporte, weniger Importe bedeuten automatisch höheres BIP-Wachstum. Oder in ihren eigenen Worten:
«Trump’s goal is not to reduce overall trade flows but rather increase them. Through tough, smart negotiations, he will improve our trade deals, increase our exports, and displace some goods we now currently import with products made in America.»
Klingt gut, nicht wahr?
Nun kommen wir zu den Denkfehlern: Zunächst schreiben Navarro und Ross, die chinesische Zentralbank würde den Wert der heimischen Währung, des Yuan, künstlich niedrig halten. Würden der Yuan und der Dollar frei «floaten», würde sich Chinas Währung deutlich aufwerten.
Das mag in der Zeit zwischen 2009 und 2014 richtig gewesen sein, aber seit bald zwei Jahren hat sich das Blatt komplett gewendet: Der Yuan steht heute unter grossem Abwertungsdruck. Würde die People’s Bank of China nicht mit dem Einsatz ihrer Devisenreserven intervenieren, um den Aussenwert ihrer Währung zu stützen, würde sich der Yuan zum Dollar stark abwerten.
Der zweite Denkfehler betrifft die behauptete Kausalität zwischen den erwähnten Freihandelsabkommen seit 1993 und dem Niedergang des US-Industriestandorts. Wir wollen hier nicht in die Details gehen, aber wer sich dafür interessiert: Der an der University of California in Berkeley lehrende Wirtschaftshistoriker Brad DeLong zeigt in diesem Beitrag auf Vox überzeugend auf, dass der Verlust von Industriearbeitsplätzen in den USA ein deutlich langfristigeres Phänomen ist und weder mit Nafta noch mit China noch mit TPP viel zu tun hat.
Zu simple Logik
Den grössten Denkfehler erlauben sich Ross und Navarro jedoch mit ihrer arithmetischen Herleitung, wonach weniger Importe automatisch ein höheres BIP-Wachstum bedeuten.
Sie bedienen sich dabei der Gleichung für die volkswirtschaftliche Gesamtrechnung:
Y = G + C + I + NX
Dabei steht Y für das BIP; G für die Ausgaben des Staates; C für den Konsum; I für die Investitionen und NX für die Nettoexporte (Exporte minus Importe).
Sie stellen fest, dass NX im Fall der USA stark negativ ist, da die Exporte rund 500 Milliarden Dollar niedriger sind als die Importe.
In ihrer simplen Logik folgern Ross und Navarro nun, dass mit Importbeschränkungen das Volumen der Einfuhren gesenkt und mit «besser ausgehandelten» Handelsabkommen das Volumen der Exporte erhöht werden kann. Dadurch werde das Handelsdefizit eliminiert und das BIP der USA sei dadurch automatisch um 500 Milliarden Dollar höher. Diese BIP-Steigerung wiederum schaffe neue Arbeitsplätze und führe zu erheblich höheren Steuereinnahmen für den Staat.
Um zu diesem Resultat zu kommen, brauche man keine komplizierten ökonomischen Formeln, sondern es sei simple Arithmetik, schreiben Ross und Navarro. Das ist kompletter Schwachsinn.
Der Zweck der BIP-Gleichung ist bloss, den Wert der im Inland produzierten Güter und Dienstleistungen zu bestimmen und ihren Nachfragekomponenten zuzuordnen.
Die Gleichung ist nichts anderes als eine buchhalterische Feststellung der BIP-Komponenten: Die Tatsache, dass Importe in der BIP-Gleichung abgezogen werden, vermeidet eine Doppelzählung, da diese Güter zwar im Inland konsumiert, aber im Ausland produziert wurden. Aus demselben Grund müssen die Exporte hinzugezählt werden, da sie im Inland produziert, aber im Ausland konsumiert werden.
Importe führen nicht automatisch zu einem höheren BIP
Der wichtige Punkt ist: Weniger Importe bedeutet nicht automatisch ein höheres BIP. Denn diese Importe ermöglichen es den inländischen Konsumenten, Güter zu tieferen Preisen zu kaufen, als wenn diese im Inland produziert worden wären. Die Substitution von Importen – oder deren Verteuerung durch Zölle – erhöht bloss die Preise der fraglichen Güter und führt dazu, dass die Konsumenten weniger Mittel für den Kauf anderer Güter zur Verfügung haben.
Besonders anschaulich wird dieses Konzept, wenn man bedenkt, dass rund ein Drittel des Handelsdefizits der USA, etwa 180 Milliarden Dollar, auf Importe von fossilen Brennstoffen entfällt. Würde Trump den Import von Öl verbieten, würden die Preise für Benzin, Kerosin und Heizöl im Inland deutlich steigen, was wiederum die anderweitigen Ausgaben der Konsumenten schmälern würde.
Zwei weitere Effekte haben Ross und Navarro in ihrem Papier übersehen: Erstens steht einem Defizit in der Handelsbilanz (genauer gesagt: der Leistungsbilanz) immer zwangsläufig ein Überschuss in der Kapitalbilanz gegenüber. Das bedeutet: Als Folge des Handelsdefizits fliesst Kapital in die USA.
Diese Kapitalzuflüsse entfallen primär auf den Kauf von US-Staatsanleihen durch ausländische Zentralbanken, doch auch das ist für die USA von Vorteil: Die Kapitalzuflüsse halten das Zinsniveau in den USA tief.
Würde der Plan von Ross und Navarro umgesetzt, wären höhere Zinsen und ein stärkerer Dollar die Folge. Beides würde die heimische Wirtschaft schwächen.
Vergeltungseffekte ignoriert
Zweitens haben es die Autoren unterlassen, mögliche Vergeltungseffekte zu berücksichtigen. Sie gehen schlicht davon aus, durch Zölle könnten die Importe in die USA beschränkt und durch harte, clevere Verhandlungen («tough, smart negotiations») die Exporte aus den USA erhöht werden.
Welcher Handelspartner soll auf einen derart einseitigen Deal einstiegen? China? Good Luck! Wahrscheinlicher ist es, dass die Gegenseiten auch Importzölle auf amerikanische Güter erheben und es zu einem Handelskrieg kommt. China könnte beispielsweise seine Getreideimporte aus den USA kürzen und stattdessen auf Kanada, Brasilien und Argentinien ausweichen, um seinen Bedarf an Soja, Weizen und Mais zu decken.
Das ist die Tragik der noch kurzen Amtsdauer von Donald Trump als Präsident. Er lässt sich in Handelsfragen von Leuten beraten, deren «Programm» sich bislang auf ein 30-seitiges Papier voller Denkfehler beschränkt. Wir können uns auf vier ereignisreiche Jahre gefasst machen.
60 Kommentare zu «Donald Trumps Denkfehler»
Mhh, vielleicht könnte man den angekündigten Protektionismus der US-Administration auch als Weckruf, als Chance verstehen: Es sind sich im Grunde doch alle einig, dass man Protektionismus eigentlich nicht will und dass wir auch aufgrund von frei floatenden Währungen im Zusammenspiel mit enormen Währungsspekulationen ein vollkommen disfunktionales System kreiert haben. Will man also ein Abgleiten in die „alten Zeiten“ verhindern, muss man sich zwangsläufig darauf verständigen, dass ein neues globales, optimiertes „Bretton Woods“ not-wendig wird. Wer sonst außer die USA wären in der Lage, das auf die Tagesordnung zu setzen (wir wissen z.B., dass gerade Deutschland seit Jahren international wegen seiner absurd hohen Überschüsse zu recht kritisiert wird)? Ich sehe da eine Chance … LG
Da gehe ich mit Ihnen einig. Das Problem der zunehmenden Ungleichgewichte (nicht einzig im Bereiche der Handelsbilanzen, sondern z.B. auch im Bereiche der sich weiter öffnenden Schere zwischen Reich und Arm) kann mit den bestehenden Mechanismen nicht wirklich korrigiert werden. Protektionismus stellt hierbei einen möglichen Weg dar, wobei aus meiner Sicht Trump nicht Protektionismus in sich anstrebt, sondern neue Regeln, welche die Einbahnstrasse aufhebt. Natürlich sind die aufgezählten Sorgen begründet; denn die Gefahr in Bastiats Zitat steigt: “when goods don’t cross borders, soldiers will”. Andererseits offerieren die Entscheidungsträger und meisten Ökonomen nicht einmal einen Ansatz einer Lösung dieses Dilemmas.
Nun, der Autor ist auf dem Holzweg und sollte keine darartigen Thesen publizieren wenn er die Materie nicht genügend durchschaut.
„ein Handelsdefizit stelle eine Bremse für das Wachstum des Bruttoinlandproduktes (BIP) der USA dar.“ Der Satz ist falsch, denn eine gesteigerte Nachfrage kann durchaus auch einen gesteigerten Import und Wachstum sogar im BIP bedeuten.
Der Satz, den Sie zitieren, ist ja genau das Fazit aus dem Paper von Navarro/Ross. Ich widerlege ihn.
Gebe Herrn Dittli recht. Dieses 30-seitige Papier ist schon ein ziemlich schludrig zusammengeschustertes Ponyhof-Wunschkonzert.
Aber freuen wir uns doch auf die US-Wirtschaftszahlen der nächsten Jahre und wenn die Chinesen grosse Teile der restlichen Bio US Staatsanleihen auch noch auf den Markt werfen und dazu viele Staaten Vergeltungsmassnahmen einleiten, dann können ja in Zukunft all die US-Milliardäre ihren noch weiter wachsenden Schuldenmoloch selber „subventionieren“ oder die FED kann dann noch etwas mehr aufstocken mit Treasuriekäufen!
Tja Herr Dittli, da können wir uns auf ein paar spannende Jahre Experimentalökonomie erfreuen.
Schon die Tax Kompensationsrechnung für die 2.6 Bio entgangenen Steuern sind ziemlich abenteuerlich. Da wird mit Zinssätzen von 5% gerechnet, gut der Teuerungszuschlag ist ja noch akzeptabel und dann wird auf die Einnahmen einfach noch ein 100% NAM Zuschlag gemacht, damit man dann irgendwie auf die 2.6 Bio $ alternative Steuereinnahmen kommen.
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Sind ja richtige Zahlenwizards diese Jungs – nur ob die Rechnung dann aufgeht oder den grössten „Job Creater God has ever seen“ dann doch überraschen und enttäuschen werden mit einer alternativen Realität…
Fortsetzung folgt demnächst in diesem Lichtspieltheater…
Für die USA sehen die Formelwerte für 2016 in etwa so aus (CIA World Factbook)
household consumption: 68.6%
government consumption: 17.7%
investment in fixed capital: 15.9%
investment in inventories: 0.5%
exports of goods and services: 12%
imports of goods and services: -14.7% (2016 est.)
Und für Mexico so
household consumption: 69.6%
government consumption: 12.3%
investment in fixed capital: 22.6%
investment in inventories: -1.8%
exports of goods and services: 36.1%
imports of goods and services: -38.8% (2016 est.)
Die Geldmenge M3 beträgt aktuell um die 123 % des Welt-GDP. Von 2000 bis 2007 war dies +/-1.5% bei 100% des Welt-GDP, dann begann es anzusteigen vor allem aufgrund der Zentralbank- und Staatsinterventionen in Folge der Banken- und dann der Schuldenkrise.
Nur haben die USA z.B. nach wie vor eine Geldmenge (M3 simuliert von MZM) von gut 90% (MZM akt 78%), in der Euro Zone bei rund 98%.
Länder wie Hongkong mit 362%, Japan 252%, China 205%, SCHWEIZ 189.5% sind von einer Geldüberflutung eher gefährdet.
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Das ist sekundär. Die aktuelle US Geldmenge MZM beträgt 14.6 Bio$, die Financial Net Position aller US Akteure (Assets abzgl. Schulden) aber 128 Bio $.
Das sind gerade mal 15%. Von Geldschwemme kann man da eigentlich gar nicht wirklich reden und von „Ponzi Scheme“ noch viel weniger.
Die grössten Denkfehler macht der Autor selbst. Der hier ist der Gipfel: „…einem Defizit in der Handelsbilanz (genauer gesagt: der Leistungsbilanz) [steht] immer zwangsläufig ein Überschuss in der Kapitalbilanz gegenüber.“ Das ist völlig falsch. Es handelt sich um zwei vollkommen unabhängige Bilanzen einer Volkswirtschaft. Das beste Beispiel liefert ja gerade die Schweiz: Die Investoren wollen das Kapital nicht mehr abführen, trotz des Negativzinses. Damit die Zahlungsbilanz (Summe aus Kapital- und Leistungsbilanz) einigermassen ausgeglichen bleibt, muss die SNB 70 Mrd./a schöpfen und damit Fremdwährungspositionen kaufen. Sie tut dies, damit der CHF nicht noch mehr steigt und die Überschüsse in der Leistungsbilanz erhalten bleiben. Fazit: Das Kapital folgt eigenen Gesetzmässigkeiten.
Die Chinesische Währung ist schwach, weil die Chinesen Unmengen an Kapital abführen (das Gegenteil der Schweiz) und damit die halbe Welt zusammenkaufen. Das spielt den chinesischen Exporteuren in die Hände, denn jetzt muss diesen Job nicht mehr die Zentralbank erledigen (wieder das Gegenteil der Schweiz). Dass nicht einmal der Chefredaktor der Finanz und Wirtschaft dieses Spiel durchschaut, stimmt mich mehr als nur bedenklich. Journalisten, macht endlich eure Hausaufgaben und informiert die Leute richtig, statt immer gegen Trump und die Populisten zu schreiben. Dann fällt vielleicht der eine oder andere Politiker auch sinnvollere Entscheidungen und lässt sich nicht mehr so leicht zum Steigbügelhalter der neoliberalen Agenda der FDP Politik machen.
Die Leistungbilanz und die Kapitalbilanz sind zwei Seiten derselben Medaille. Zusammen ergeben sie die Zahlungsbilanz. Ein Defizit in der Leistungsbilanz bedeutet einen Überschuss in der Kapitalbilanz, sodass die Zahlungsbilanz ausgeglichen ist. Es stimmmt, dass Leistungs- und Kapitalbilanz beide gleichzeitig einen positiven oder negativen Saldo haben können, sodass die Zahlungsbilanz nicht ausgeglichen ist. Das Gleichgewicht in der Zahlungsbilanz wird dann aber entweder über den Wechselkurs oder durch Interventionen der Zentralbank mit dem Auf- oder Abbau von Devisenreserven wiederhergestellt. Das trifft momentan auf die SNB und auch auf die PBoC zu, nicht aber auf das U.S. Federal Reserve. In den USA gleichen sich Leistungs- und Kapitalbilanz annähernd aus.
Leistungs- und Kapitalbilanz sind nicht aneinander gekoppelt. Sie summieren sich nur im Idealfall auf Null, nicht zwangsläufig. Es ist im Wesentlichen das Resultat der Geldpolitik. Die Kapitalbilanz wird u.a. beeinflusst durch den Leitzins. Eine negative Zahlungsbilanz kann durchaus gewollt sein um abzuwerten und so wieder konkurenzfähig zu werden. Dann dürfen die Überschussländer aber nicht zu Gegenmassnahmen greifen (wie die Schweiz), sonst haben wir einen Abwertungskrieg. Auf lange Sicht führen fortwährende Leistungsbilanzdefizite immer zu Massenarbeitslosigkeit und in den Staatskonkurs, weil andere Staaten die Arbeit machen und der Konsum auf Pump finanziert wird. Und hier MUSS die Politik eingreifen, notfalls mit Handelsschranken, alles andere ist Mumpitz. Trump macht kein Denkfehler.
Eine Wirtschaftspolitik, die auf Leistungsbilanzüberschüssen basiert, ist kein nachhaltiges Erfolgsmodell, weil die Erfolge immer auf Kosten von anderen Staaten erfolgen. Das führt auf lange Sicht zu Streit bis hin zum Krieg oder zu Schuldenschnitten. Die Überschussländer müssen ihre Währungen und Löhne ansteigen lassen, damit Freihandel funktionieren kann. In diesem Zusammenhang ist es auch absurd über Steuerprivilegien noch mehr ausländische Konzerne in die Schweiz zu hohlen, weil es die Überschüsse nochmals steigert und noch mehr Aufwertungsdruck auf den CHF und auf die Löhne bewirkt. Letztendlich leiden darunter die heimischen Exportunternehmungen, auch viele KMUs. Deshalb braucht es ein bürgerliches Nein zur USRIII.
Bei Kapitalflucht in die CH kann die SNB rein gar nichts machen ohne Kapitalverkehrskontrollen und -beschränkungen für Ausländer. Der Aufbau der FW Devisenreserven ergibt sich zwingend rein buchungstechnisch; nachzulesen bei H.W. Sinn, dort sind es innerhalb derselben Währung einfach Targetsalden sobald der Zahlungsverkehr grenzüberschreitend ist.
Sicherlich kann man solche Zahlenspiele wie in diesem Artikel vornehmen, sollte jedoch nicht in Unterlassung unterschiedlicher Aspekte das grosse Bild vernachlässigen.
1. Die zunehmenden Ungleichgewichte (z.B. Verschuldung aufgrund dauerhafter Handelsbilanzdefizite) werden zu einem nicht vorbestimmten Zeitpunkt bereinigt, genauso wie jede Ponzi-Scheme ebenfalls ein Ende nimmt. Die Frage, wie dies zu bewerkstelligen sei, wird von den Ökonomen nicht geliefert. Andererseits sind sie schnell darin, Trump, welcher eben dies versucht, zu kritisieren.
2. Der Ausdruck „Freihandelsabkommen“ ist ein Etikettenschwindel. Es handelt sich nicht um freien Handel, sondern um stark und zugunsten der Grossunternehmen regulierten Handel. Es duerfte keineswegs ein Zufall sein, dass …
… die Anzahl an erfolgreichen Firmengründungen in den USA seit über 30 Jahren sinkt. Wirklich freier Handel wurde und wird gar nicht angestrebt, sondern der Ausbau der Macht der Grossunternehmen. Trump versucht die Spielregeln zugunsten der amerikanischen Bevölkerung zu ändern.
3. Der Ausbau der weltweiten Ungleichgewichte wie die Geschwindigkeit der Globalisierung sind stark verlinkt mit der weltweit unter Wegweisung des FED angewandten Geldpolitik. Das Ersetzen des Goldstandards mit dem PhD-Standard ermöglichte diese Entwicklung. Das Geldmengenwachstum weit ueber dem Wirtschaftswachstum wurde als irrelevant betrachtet, sondern einzig die immer kurzfristigere prinzipienfreie Orientierung auf vermeintliche Vorteile diktierte die Geldpolitik.
@Huber: Danke für Ihre Kommentare, sie sind sehr wertvoll. Freihandel ist grundsätzlich zu begrüssen, aber nur wenn die Leistungsbilanzen der daran teilnehmenden Staaten einigermassen ausgeglichen sind, sonst wird der Freihandel unterwandert. Genau das ist in den letzten beiden Jahrzehnten passiert. Trump versucht das zu korrigieren. Erst wirklich freie Wechselkurse (ohne Währungsmanipulationen), eingeschränkte Arbeitsmigration über Staatsgrenzen hinweg und eingeschränkter Kapitalverkehr (nur Direktinvestitionen) ermöglichen einen fairen Freihandel.
„Freihandel ist grundsätzlich zu begrüssen“
Richtig Herr Stadelmann, wobei eben andere Faktoren mit eine Rolle spielen. Es muss ein Mechanismus bestehen, welche Ungleichgewichte auflöst. Dieser Vorgang findet normalerweise durch die schöpferische Zerstörung (a la Schumpeter) statt, indem Fehlinvestitionen liquidiert werden, Abschreibungen von nicht rückzahlbaren Schulden vorgenommen werden etc. Solch eine Phase mag von einer kurzfristigen Rezession begleitet sein, wobei dies jedoch notwendig ist um einerseits die langfristige Nachhaltigkeit zu gewährleisten indem die gesellschaftliche und wirtschaftliche Dynamik sich erneuert. Während den letzten 30 Jahren wurde dieser teilweise unangenehme aber notwendige Prozess durch die ankerlose Geldpolitik zugunsten der Banken verhindert.
Und das ganze mündet dann „globalbilanzmässig“ in der Net International Investment Position NIIP, die aktuell in den USA beim Weltrekordminus von – 7’781 Milliarden U$ steht ( 24’861 Mrd US Assets im Ausland und 32’642 Mrd US Liabilities gegenüber dem Ausland z.B. durch ausländische Investitionen in den USA oder die fast 6 Bio Treasuries die PBOC, BOJ, Singapore ZB, Korea, Schweiz und viele andere (auch PK’s, Private etc etc halten))
Vergleich Schweiz NIIP Q3 16 798.8 Mrd CHF im plus
Details im Link unten
https://www.bea.gov/newsreleases/international/intinv/2016/intinv316.htm
Denken ist nicht jedermann Sache.
Ich bitte um Entschuldigung für die Tippfehler. Meine Tastatur vergrössert und verkleinert das Fenster automatisch, was mich grausam nervt.
Was man zum BIP hinzuzählt oder abzählt, ist letzten Endes eine Definitionsfrage. Tatsache ist jedoch, dass der Export von Gütern und Leistungen die Nachfrage nach Arbeit im eigenen Land erhöhen und Importe die Nachfrage nach Arbeit verringern. Das war auch das Problem des Allierten Länder nach dem ersten Weltkrieg, als Deutschland hohe Reparationszahlungen leisten musste (in Form von Gütern), die es Deutschland ermöglichte, eine effiziente Produktion aufzubauen, wären die Alliierten Länder faul wurden, weil sie die Güter „gratis“ erhielten (Importe).
Die USA haben eine grosses Handerlsdefizite und China hat hohe Ueberschüsse, mit denen China in Europa ganze Wirtschaftszweige aufkauft.
Das kann nicht im Interesse der USA und von Europa sein sein.
Es geht nicht allein um den Import von Konsumgütern, sondern auch um den Import von Gütern für die Industrie. Kann man diese nicht ausreichend durch Eigenproduktion ersetzen, fehlen sie der eigenen Industrie (Erdöl). Können sie aktuell in den USA nicht konkurrenzfähig hergestellt werden (z.B. Stahl, Aluminium), könnten Zölle sie zwar künstlich konkurrenzfähig werden, sie werden aber auch teurer. Dadurch wiederum wird die Produktion der Güter teurer, welche auf diesen Ausgangsprodukten basiert (z.B. Autos).
Man schadet also der eigenen Industrie durch die Zölle ebenfalls, wenn diese Produkte für den Export herstellt. Dazu kommen wie im Artikel steht auch Zölle auf der anderen Seite, welche die eigenen Produkte noch weniger konkurrenzfähig machen.
nun, das ist an und für sich richtig, nur wenn die Preise steigen können auch die Löhne steigen dann haben wir eine Inflation. Aktuell haben wir eine Stagflation weil wir an die Grenzen des Wachstums stossen. Dies kann nur mit den Massnahmen die Trump eingeleitet hat überwunden werden, den
die Wertschöpfung im eigenen Land ist ausschlaggebend.
Was für „Grenzen des Wachstums“ bitte?
Die Kapazitätsauslastung in den USA liegt bei gerade mal 75.5%…da hats doch schon noch etwas Luft nach oben…
https://de.investing.com/economic-calendar/capacity-utilization-rate-31
@Piller:“Das war auch das Problem des Allierten Länder nach dem ersten Weltkrieg, als Deutschland hohe Reparationszahlungen leisten musste (in Form von Gütern), die es Deutschland ermöglichte, eine effiziente Produktion aufzubauen, wären die Alliierten Länder faul wurden, weil sie die Güter „gratis“ erhielten (Importe).“ In welcher Welt leben Sie denn? Durch die Reparationszahlungen, ging Deutschland den Bach runter! Die Deutschen hatten vor dem WWII eine riesen Währungsinflation deswegen. Diese Zahlungen erfolgten in der damaligen Währung und nicht in Form von Gütern. Was meinen Sie, weshalb F, GB und Russland von den Deutschen angegriffen wurden? Sie wollten ihr Geld zurück.
Ich habe beobachtet, dass es in der Wirtschaft selten um Logik geht. Die Wirtschaft ist für nicht wenige Manager schlicht eine Möglichkeit, innerhalb zivilisierter Grenzen Krieg gegen andere zu führen. Trump scheint diese Tatsache wohl zu spüren, so wie er wohl vieles eher instinktiv tut als darüber nachzudenken. Nicht umsonst waren Wirtschaft und Politik mal zusammengehörende Bereiche, auch wenn man sie zunehmend trennt oder zu trennen versucht.
Smiths unsichtbare Hand oder die komparativen Kostenvorteile sind wunderbare Dinge. Aber diese müssen in unserer Welt der Menschen verstanden werden. Und da zählt Logik nur, wenn die Entscheidungsträger Vorteile daraus ziehen. Sonst kommt Konkurrenzdenken zum Zug. Und in diesem Fall sind die Entscheidungsträger indirekt Trumps Wähler…
Ich glaube ebenfalls, dass diese Thematik nicht unter Ausschluss der Geopolitik diskutiert werden kann, wie von Herrn Dittli vorgeschlagen. Wir leben trotz dem Aufstieg Chinas immer noch in der Endphase der „Pax“ Americana (evtl. in Kürze umzurennen in „Tyrannis“ Americana). Die USA bleiben vorläufig der „Schlussstein“ und einzige Nationalstaat, der unilateral in der Lage ist, das gesamte System der Globalisierung (zumindest initial) ohne kriegerischen Akt umzustürzen. Vielleicht kann man ja Europäer, die keine minderwertigen amerikanischen Autos kaufen wollen, mit vorgehaltener Knarre von deren „Vorzügen“ überzeugen, ganz in der Tradition des britischen Empires und ähnlichen Entitäten?
Die nationalistisch/separatistisch gestimmten Claqueure, die den Brexit ebenso wie die Wahl Trumps begeistert bejubelt haben, tun jedenfalls gut daran, schon jetzt genau hinzuschauen und zu überlegen, auf wessen Kosten Trump die USA wieder „Great Again“ zu machen gedenkt; Theresa May’s gegenwärtige Stiefellecker-Wallfahrt nach D.C. zum „Leader Of The Free World“ – der erst grad gestern noch über die Vorzüge der Folter schwadroniert hat – bietet aktuelles Anschauungsmaterial über die komparative „Souveränität“ eines mittelgrossen europäischen Staates, aus eigener Wahl auf sich alleine gestellt. „Taking back Control“, haha.
Wir sind an einem Punkt angekommen, an dem Wachstum eine schwierige Sache geworden ist. Die Folge davon ist, dass die Menschen rund um den Globus um die Produktion kämpfen werden. Man benötigt einen Platz in der Produktion um von der Wirtschaft profitieren zu können. Das bietet ungeahnte Möglichkeiten für Populisten aller Art. Mit Logik hat das nichts mehr zu tun. Rein gar nichts. Und berechenbar ist so eine Wirtschaft natürlich auch nicht…
Smiths unsichtbare Hand als Ding, das man verstehen muss zu bezeichnen, ist ein Widerspruch in sich selbst (zumal die Idee einer unsichtbaren Hand, die den Markt reguliert gar nicht von Smith kommt, ihm aber erfolgreich in den Mund gelegt wurde).
Denn das Konzept der unsichtbaren Hand haben wir nie abschliessend erklären können. Weshalb ich auch überzeugt bin, dass es sie so nicht gibt.
–
Was wir aber von der unsichtbaren Hand verstehen, ist, dass es das Schlechte ist, das uns zum Guten führen kann. Und daran, so die aktuelle Meinung im Mainstream, arbeiten Trump und sein Gefolge trotz (oder wegen?) ihrem Unwissen mit Hochtouren.
Unlogik führt zum Wohlstand (?)
Allein diesem Thema könnte man mindestens einen Blogeintrag mittlerer Grösse widmen…
Stadelmann, die Politik war einmal der Dienstleister der Bevölkerung, und ist zusehends zum Dienstleister der Multis geworden. Genau das will Trump ändern Gewinnmaximierung kann nicht das wichigste Ziel sein und damit fallen die Freihandelsverträge ins Wasser. Sie dienen nicht den Menschen, sondern nur dem Kapital.
Dem würde ich grundsätzlich zustimmen. Das ist auch ungefähr das, was ich versucht habe zu schreiben, einfach mit ganz anderen Worten.
Ich bin mir jetzt nicht mehr ganz sicher aber, ist Ihre BIP Rechnung nicht falsch? So weit ich weiss berechnet man das so: BSP (Bruttosozialprodukt): BSP – (In- und Exporte)= BIP. Somit hätten Sie einen Denkfehler gemacht, da sich die In- und Exporte überhaupt nicht auf das Bruttoinlandprodukt beziehen, sondern auf das Bruttosozialprodukt.
Nein, der Zusammenhang sieht wie folgt aus:
BIP
+/- Saldo Primäreinkommen übrige Welt
=BNE (Bruttonationaleinkommen =BSP)
– Abschreibungen
=NNE (Primäreinkommen)
– Indirekte Steuern
+ Subventionen
=Volkseinkommen
(= NNE zu Faktorkosten = Löhne / Zinsen / Mieten / Pachten / Gewinne)
-Bruttoeinkommen Staat aus Vermögen und Unternehmertätigkeit
+ Zinsen auf Staatsschulden
– unverteilte Gewinne der Kapitalgesellschaften
=Primäreinkommen private Haushalte
+ erhaltene Sozialleistungen
empfangene Transfers
+ erhaltene sonstige Transfers
– direkte Steuern
– Sozialversicherungsbeiträge / weitere Sozialleistungen u. Transfers
=Verfügbares Einkommen der privaten Haushalte
(für Konsum und Sparen)
Quelle: Zimmermann, Henke, Broer 2012 Finanzwissenschaften
So ist es richtig! Alles Andere ist mit Fehler behaftet.
@Marti: Danke für die Antwort. Sie haben soeben meine Vermutung bestätigt. „Nein, der Zusammenhang sieht wie folgt aus:
BIP
+/- Saldo Primäreinkommen übrige Welt
=BNE (Bruttonationaleinkommen =BSP)“
In Ihrem Fall werden sind In- und Exporte als „Primäreinkommen übrige Welt“ definiert.
Die grösste Kennzahl ist das BSP. Ich bin in meinem Beispiel vom BSP ausgegangen und haben von da aus nach unten auf das BIP gerechnet. BSP – (In- und Exporte) = BIP – … = … usw.
Ihre Antwort sollte also „Ja“ heissen und die anschliessend Begründung. Trotzdem danke.
BIP ist Verwendungsansatz, während BSP Verteilungsansatz ist. BIP misst die Verwendung aller im Inland produzierten Endprodukte (nach Abzug der Vorleistungen) durch alle Akteure (Private, Firmen, Staat, Ausland).
Das BSP dagegen misst das Primäreinkommen (vor Transfers) aller INLÄNDISCHEN Akteure aus dem Einsatz von Boden Arbeit und Kapital. Deshalb sind Zinsen Dividenden Mieterträge des Inländers aus Auslandsinvestitionen sowie ausländisches Arbeitseinkommen der inländischen Grenzgänger im BSP und in der Leistungsbilanz enthalten aber nicht im BIP.
„Y = G + C + I + NX
Dabei steht Y für das BIP; G für die Ausgaben des Staates; C für den Konsum; I für die Investitionen und NX für die Nettoexporte (Exporte minus Importe).“
So steht es oben im Text. Aber in der Berechnung des BIP tauchen In- und Exporte gar nicht auf, sondern erst in der Berechnung des BSP. Deswegen ist es eben falsch, wie es im Text steht.
Man darf die beiden Ansätze nicht vermischen. BSP zeigt die Entschädigung der eingesetzten Faktoren, BIP die Verwendung der Güter. Als einfaches Beispiel stelle man sich eine Volkswirtschaft vor die alles was sie konsumiert importiert; sowohl BIP wie BSP sind dann Null weil alles im Ausland produziert und verdient wird, somit bestehen entsprechende Aussenschulden infolge LB Defizit.
Spätestens seit den 90er Jahren ist das Handelsdefizit der USA massiv angewachsen und dies fällt schon in den Zeitraum mit Abkommen wie NAFTA. China hat jahrelang die Währung manipuliert und nur weil dies seit kurzem nicht mehr der Fall ist, ist die US-Industrie schon zu einem grossen Teil daran zu Grunde gegangen. Dass Deutschland ein krasser Währungsmanipulator ist, steht ausser Frage.
Dass das Handelsdefizit reduziert werden muss, ist keine Frage. Wie erklärt Herr Dittli denn, dass dieses krasse Defizit entstanden ist?
Man darf nicht vergessen, dass die USA einen riesigen Binnenmarkt haben. Darum kann man sie nicht mit Ländern wie der Schweiz vergleichen, wo die komparativen Handelsvorteile viel stärker ins Gewicht fallen.
Der Autor übersieht einiges. Die USA war bis 1980 praktisch eine geschlossene Volkswirtschaft. Kein Land auf der Welt kann notfalls als geschlossene Volkswirtschaft funktionieren als die USA. Und kein Land der Welt ist so auf Gedeih und Verderb auf den US Konsum resp. Import angewiesen wie China. Dazu kommen noch Japan, Korea, Deutschland usw. Im Falle eines Handelskriegs sehen alle diese Beteiligten uralt aus.
Geschlossene Volkswirtschaft? Ja klar. Im Zeitalter der Informatik möcht ich ja mal sehen, wie die USA ohne die ganzen fernöstlichen Chip-Hersteller auskommen. Die USA haben für viele wichtige Produkte überhaupt keine Industrie und hatten sie auch nie. Diese mal eben neu aufzubauen ist schon sehr weltfremd. Klar, sie können überleben, weil sie genug Nahrungsmittel produzieren können, aber Essen allein ist den Menschen schon lange nicht mehr genug.
In einem Handelskrieg kommt es immer darauf an wer die grösseren Schmerzen zu ertragen hat. Das trifft vorliegend ganz klar die Überschussökonomien resp. Exportjunkies, diese laufen Gefahr den totalen Kollaps zu erleiden, da eine zu tiefe Konsumquote bei Exporteinbruch zu Massenarbeitslosigkeit führt. Wo wollen die denn hin mit ihrer Überproduktion, auf den Mars? Der riesige Binnenmarkt der USA und die tiefe Arbeitslosigkeit ist eindeutig ein Trumpf.
Die CH hat wieder mal Glück, da ihr Exportanteil hoch spezialisierte Chemie und Pharma betrifft, was nicht so leicht zu substituieren ist, auch wenn jetzt Novartis Angst um die Preise hat.
„In einem Handelskrieg kommt es immer darauf an wer die grösseren Schmerzen zu ertragen hat.“
Nehme an, diese Logik gilt auch für das Verhältnis CH-EU, gell… 😉
Selbstverständlich. Wir müssen aber keine Angst haben, da wir ja sogar vorauseilend mit der UStR freiwillig fremdes EU Recht übernehmen. Das durchschnittliche CH Konsumentenschweinchen würde auch seine Grossmutter verkaufen wenn es sonst weniger Hollywood Soaps und Smartphones konsumieren könnte.
Fremdes Recht übernehmen wir schon viiiiel länger und zwar durchs Band weg, man nennt das „autonomer Nachvollzug“ und die Frage ist bloss, ob wir künftig lieber Ex Brüssel, Washington, Moskau oder Peking (meinetwegen auch vorauseilend) autonom nachvollziehen wollen. Meine Präferenz ist klar, wie hätten Sie’s denn gerne, Herr Marti?
Hervorragender Artikel von MD. Ich möchte nur auf die NAFTA zurückkommen. Natürlich kann man Mexiko und übrigens damit zwangsläufig auch Kanada als drittes Mitglied bestrafen und hoffen, dass sie auf lauter Angst auf alle Wünsche von Trump eingehen. Die Aufkündigung der NAFTA wird Mexiko schwächen und auch Kanada beeinträchtigen. Aber die US-Wirtschaft wird dabei schwere Rückschläge erleiden. Sie verliert nicht nur auf dem Markt für Agrarprodukte, wo auch die mexikanischen Kleinbauern wegen dem Verfall der einheimischen Preise für Mais wegen der US-Konkurrenz ein Klage-Geheul losgelassen haben, welches alle linken Gegner der Globalisierung das Herz erweichen ließ. Dies gilt auch für US-Industrieprodukte, wo Mexiko noch das Land ist, wo diese auch noch kauft, aber nicht in Europa und Asien.
Mexiko, Zentralamerika und die Karibik sind ja diese Gruppe von Ländern, wo den hässlichen Amerikaner in seinem ganzen Tun am empfindlichsten erlebt haben. Die meisten Präsidenten erlaubten mit Hilfe des Kongresses speziellen Interessen-Gruppen, wie z.B. der Mafia in Kuba oder United Fruit in Zentralamerika als Private dort zu bestechen und zu morden, wie sie es wollten. Es wurde bewusst gezielt eine verantwortungsvolle Elite vernichtet. Resultat: Ein Castro in Kuba, ein Trujillo in der Dominikanischen Republik, Duvalier aus Haiti und Somaza in Nicaragua seien nur am Rande erwähnt. Woher kommen die meisten illegalen Einwanderer in die USA? Von diesen durch die US-Politik verdorbenen Länder aus Zentralamerika. Eine verantwortungsvollere US-Politik hätte diese Emigration verhindert.
Die NAFTA ist das beste, was die USA mit ihren unmittelbaren Nachbarn hat und jeder Wachstum des Wohlstandes dieser Länder ist ein unmittelbarer Gewinn für die USA, nicht nur wirtschaftlich, auch humanitär. Wir in Europa wissen nicht, dass die USA vor 160 Jahren Mexiko durch Krieg die Hälfte seiner Landfläche annektiert hat, wohlverstanden die USA hatte noch die Sklaverei, Mexiko nicht mehr. Mexiko hat in den letzen 30 Jahren schwerwiegende wirtschaftliche Dummheiten begangen, aber die US-Großbanken haben sich daran gemästet und kein US Bürger hat an ihren US$ Schulden Geld verloren. Mexiko hat zurückgezahlt, dass ihre Ohren wackelten. Castro war 1959 ein kubanischer Patriot, aber kein Kommunist. Die USA aber sorgten durch ihre Komplotte dafür, dies war weder für Kuba noch die USA gut.
Anfügen könnte man noch: eine wirtschaftliche Schwächung und Destabilisierung Mexikos würden genau die Probleme verstärken, mit denen beide Länder bereits heute zu kämpfen haben. Arbeitsplatz- und Einkommensverluste sind eine direkte Förderung der Emigration und der organisierten Kriminalität, was beides insbesondere auch die USA betrifft. Die USA haben zwangsweise ein Interesse an einem funktionierenden und stabilen Mexiko haben. Man muss als US-Präsident darum schon sehr dumm sein, wenn man absichtlich Mexiko schwächen will. Oder dann ist es reiner Vorsatz, weil man genau die Probleme politisch bewirtscharften will. Vorstellbar ist bei Trump beides..
@ Christoph
Ich will nicht widersprechen, jedoch befürchte, dass Sie das Gedankengut der Globalisten zu stark verinnerlichten. In erster Linie ist Trump für die amerikanische Bevölkerung verantwortlich und nicht für die mexikanischen Probleme, für welche die mexikanische Regierung verantwortlich ist, zuständig. Der Versuch mit unterschiedlichsten Mechanismen eine Art Weltregierung zu etablieren, ist fehlgeschlagen. Die Menschen wollen nicht zu anonymen Nummern degradiert werden, sondern wünschen sich aufgrund des Wahlverhaltens verstärkt nationale Identität und Selbstbestimmung.
Asien ist kein Problem die können mithalten solange sie abwerten können. Europa und vor allem Deutschland hat ein Riesenproblem, denn einer der Hauptabnehmer der D Fahrzeugindustrie war die USA, wenn diese durch Beschränkungen oder Zölle minimiert werden, so fällt Produktion und Export zusammen. Dann könnte Deutschland andererseits auch Zölle für importierte US Fahrzeuge verlangen, dann sind wir wieder bei WTO angelangt.
„Die Substitution von Importen – oder deren Verteuerung durch Zölle – erhöht bloss die Preise der fraglichen Güter und führt dazu, dass die Konsumenten weniger Mittel für den Kauf anderer Güter zur Verfügung haben.“
Gesamthaft betrachtet mag das so sein. Aber die „Substitution von Importen“ durch „heimisches Schaffen“ generiert bei bisher nicht oder unterbeschäftigten Inländern Umsatz bzw. Lohneinnahmen. Und erhöht damit deren Kaufkraft. Es wäre interessant, mehr über diese Effekte zu lesen, qualitativ und quantitativ. Genau hier liegt ja vermutlich auch ein – wenn nicht der – Schlüssel zu Trump´s Erfolg.
Meine Sie der Fabrikarbeiter aus Illinois lässt sich so einfach und vor allem zu gleichem Lohn (!) wie in Asien an ein Fliessband zur Smartphone- oder TV-Montage transferieren?
Dem Strukturwandel kann man nicht mit der Brechstange begegnen, das ist verschwendete Zeit und Energie. Die klassischen, sicher und komfortabel ausgestalteten Angestelltenverhältnisse der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts sind zudem ein Auslaufmodell. Nur sträuben sich die Meisten noch, sich diesem Szenario in seiner Gänze zu stellen und echte Lösungen für die Zukunft anzudenken und aufzugleisen. Lieber beschwört man nochmal alte Geister und macht den Leuten vor, diese gloriosen Zeiten mit all den tollen Fabriken und lebenslang sicheren Arbeitsplätzen kämen mit ihnen zurück. Blender sind sie alle! Auch hier!
Ich antworte Ihnen mit der Bemerkung von Paul Samuelson „What men can do, can men undo“. Nichts in der Zivilisation der Menschen ist ein zwangsläufiger Prozess, man kann nur sagen, wird eine respektable Mehrheit einer Bevölkerung langfristig mit einem Vorgehen zufriedener oder nicht. Es gibt keinen Automatismus. Es gibt nie eine einzige Richtung betreffend Globalisierung, sondern mehrere.
Ich bin ein EU und sogar ein €-Anhänger und für die Mitgliedschaft der Schweiz in diesen Gremien. Gleichzeitig bin ich gegen die Erweiterung der EU (Türkei!) und befürworte den Brexit. Ebenfalls bin ich gegen die Immigration von Wirtschaftsflüchtlingen, besonders aus uns fremden Kulturen, dass nützt weder uns noch ihnen. Europa mit sozialer Marktwirtschaft ist der Garant eines stabilen Wohlstandes!
Tut mir leid, Herr Dittli, aber hier liegen Sie mehrfach falsch: Konsumenten-Ausgaben und BIP haben miteinander nichts (direkt) zu tun. Erhält ein Staat aber durch Zölle Einnahmen, kann er sie in Form sinkender Steuern an die Konsumenten zurückgeben.
Auch stimmt die Aussage nicht, dass höhere Zinsen automatisch zu einem stärkeren Dollar führen. Die Vergangenheit beweist eher das Gegenteil, denn höhere Zinsen = höhere Inflation = tiefere Aktienkurse = weniger attraktiver Dollar.
Sie werfen den Trump-Beratern ein Milchbüchlein-Denken vor, machen jedoch ähnliche Vereinfachungen.
Die USA exportieren nach China für 120 Milliarden $ im Jahr, importieren aus China aber für fast 500 Milliarden $. Da ist sehr, sehr viel Platz für Verhandlungen.
Es ist wirklich viel Luft nach oben. Die EU erhebt auf den Import von US Autos bis zu 30% Zölle und mehrfache Import MWST, da jedes einzelne EU Land noch seine nationale Import MWST erhebt. Auf der Gegenseite exportiert D seine Autos fast ohne nennenswerte Belastungen in die USA. Wenn’s hart auf hart geht kann Trump Deutschland wieder in die Massenarbeitslosigkeit zurück schicken.
Herr Rothacher. Ich verstehe den Artikel von Herr Dittli wie folgt: Die USA importiert ein Container Computer und Exportiert ein Container Getreide. Der Wert der Compi ist nun einmal höher als derjenige des Getreides. Daher entsteht das Handelsbilanzdefizit. Und da die USA nicht husch husch eigene Compis bauen können wird das noch eine weile so bleiben. Daher finde ich die Analyse von Herr Dittli wesentlich überzeugender als Ihre Kritik daran.
Es ist bei diesem Handel zwischen den USA und China folgendes zu beachten. China ist weltweit der grösste Exporteur von elektronischen Konsumgütern, die wir alle kennen und benützen. Aber die Marke ist überwiegend amerikanisch aufgrund ihres Design, d.h. der Designer hat den grössten Gewinnanteil, sonst würde Apple nicht 46 Mrd. $ Gewinn machen. In den USA wird praktisch nichts mehr dabei hergestellt, außer Komponenten, die man dabei unbedingt benötigt, damit die Chinesen schwer haben die Dinge vollständig zu kopieren. Die riesigen Fabriken von China in die USA zu transferieren, ist ein Ding der Unmöglichkeit und wäre für Apple und Konsorten den wahrscheinlichen Weg in den Konkurs. Etwas daran zu ändern, wagt Trump nicht. Trump wäre seriös, wenn er US-Facharbeiter besser ausbilden würde.