Warum ärmere Länder immer weniger investieren

Ein Teil der Transnordestina-Strecke in Brasilien (26. Januar 2014). Foto: Ueslei Marcelino (Reuters)
Die Weltbank schlägt diese Woche Alarm. In ihrem Weltwirtschaftsausblick sagt sie zwar voraus, dass sich das globale Wachstum dieses Jahr endlich wieder etwas beschleunigt und sich somit das Gesamtbild entspannt. Allerdings weist sie auf ein Phänomen hin, das sich als hartnäckiges Problem erweist: In den Schwellen- und Entwicklungsländern wird seit Jahren immer weniger investiert.
Das Wachstum der privaten und staatlichen Investitionsausgaben für Maschinen, Infrastruktur, Bauten, Bildung usw. in diesen Ländern ist in den vergangenen sechs Jahren eingebrochen: von +10%, die noch im Jahr 2010 gemessen wurden, auf 3,5% im Jahr 2015. Vergangenes Jahr hat sich das Wachstum nochmals verlangsamt – auf etwa 3%, schätzen die Ökonomen der in Washington angesiedelten internationalen Behörde.
Langsames Wirtschaftswachstum
Das Phänomen betrifft mehr Länder denn je, wie der folgende Chart belegt. Die Zahl der Schwellen- und Entwicklungsländer – von der Weltbank als EMDEs, Emerging Markets and Developing Economies, abgekürzt –, deren Investitionswachstum unter dem langfristigen Durchschnitt der vergangenen 25 Jahre liegt, ist rasch gestiegen. Sie lag nur in Rezessionsphasen (im Chart grau markiert) so hoch wie derzeit.
Betroffen sind 71% der Weltbevölkerung und 73% der Armen sowie 35% des Welt-Sozialprodukts. Welches sind die Ursachen dieser besorgniserregenden Entwicklung? In erster Linie natürlich der Umstand, dass sich das Wirtschaftswachstum stark verlangsamt hat. Das Bruttoinlandprodukt der EMDEs wächst heute nur noch halb so stark wie vor fünf Jahren. Schuld ist nicht zuletzt die Wachstumsflaute in Europa, Japan, Amerika und die Rezessionen in einzelnen grossen Brics-Ländern wie Brasilien und Russland. Aber auch der Preiszerfall der Rohstoffe.
Mehr Dienstleistungen in China
Rund ein Drittel des Rückgangs sei zudem struktureller Natur und nicht konjunkturell bedingt, sagt die Weltbank. Zum Beispiel China: Die dortige Wirtschaft wandelt sich von einem einseitig auf industrielle Fabrikation ausgerichteten System zu einer Gesellschaft, in der Dienstleistungen ein grösseres Gewicht ausmachen. Ökonomen begrüssen das. Aber als unmittelbare Folge benötigt die Volksrepublik weniger Rohstoffe, was Ländern, die auf Rohstoffexporte angewiesen sind, wirtschaftlich schadet.
Interessant ist allerdings die Rolle der Finanzierungskosten. Denn der Investititonsschwund fällt in einen Zeitraum, in dem die Zinsen weltweit sinken. Sie befinden sich inzwischen auf rekordtiefen Niveaus. Die globale Liquidität ist grösser denn je. Anleger aus dem Dollar-, Euro- und Yen-Raum sind wegen der heimischen Null-Renditen bereit, ihr Kapital in Schwellenländern zu investieren, wo es höhere Erträge abwirft. Es steht also ausreichend günstiges Kapital zur Verfügung. Warum hat das den Investitionsrückgang vor Ort nicht verhindert oder ihn zumindest gedämpft?
Keine zusätzlichen Produktionsanlagen
Schaut man sich den Kapitalzufluss an, fällt auf, dass das Volumen zwar zunahm, aber das Geld nicht in langfristig ausgerichtete Unternehmensansiedlungen respektive -beteiligungen floss. Denn diese – die sogenannten ausländischen Direktinvestitionen – strömten immer langsamer. Vor allem wegen des schwachen Wirtschaftswachstums in den westlichen Industrieländern, das dazu führte, dass Unternehmen nicht mehr zusätzlich Produktionsanlagen in die Schwellen- und Entwicklungsländer auslagerten.
Trotzdem floss beständig ausländisches Kapital in diese Länder. Aber es handelte sich nicht um Direktinvestitionen und auch immer weniger um Bankenkredite. Sondern es handelt sich um volatile Anlagegelder auf der Suche nach Rendite, die jedoch genauso rasch wieder abgezogen werden, wie sie eintreffen, wenn die Börsenstimmung dreht. Analysten sprechen von «hot money». So konnte es dazu kommen, dass viele Schwellenländer und manches Entwicklungsland Kreditbooms erlebten, aber deshalb trotzdem kaum zusätzlich in die wirtschaftliche Zukunft investiert wurde. Die Kredite wurden vor allem für Konsumausgaben verwendet. Die Weltbank beschreibt das Phänomen nüchtern als «investment-less credit booms».
Höhere Verschuldung
Wir haben es also mit einer doppelt ungünstigen Entwicklung zu tun: Die private Verschuldung nimmt deutlich zu. Die Anzahl der Schwellen- und Entwicklungsländer, in denen die privaten Schulden 60% und mehr am Bruttoinlandprodukt ausmachen, ist so hoch wie zuletzt 1990. Gleichzeitig nimmt die Investitionsbereitschaft dort ab, wo die Verschuldung höher liegt. Die folgende Grafik fasst das zusammen.
Es ist die schlechteste aller Welten. Das Problem lässt sich nur lösen, wenn die betroffenen Länder konsequenter als bisher Wirtschaftspolitiken verfolgen, die Investitionen forcieren, und wenn die Wirtschaft in den wohlhabenderen Ländern deutlich an Fahrt gewinnt. Nach beidem sieht es gegenwärtig leider nicht aus.
26 Kommentare zu «Warum ärmere Länder immer weniger investieren»
Das Problem löst sich vieleicht eher indem die Notenbanken damit aufhören die Märkte zu Gunsten des „reinen Kapitals“ quantitativ zu manipulieren. Damit meine ich das man damit aufhören muss quantitativ zu fördern anstelle „qualitative easing“.
Apropos Fake News und zurechtbiegen der Fakten zugunsten kapitaler Interessen. Das qualitative Easing wurde von der Presse mit dem quantitative Easing gleichgesetzt, wo es aber grosse Unterschiede gibt.
http://acemaxx-analytics-dispinar.blogspot.ch/2010/05/ezb-und-begriffsverwirrung-quantitative.html
Man muss im Westen die Vermögen der Mittelschicht zurückbringen und nicht durch Sozialdumping und Steuergeschenke und „Helikoptergeld nur für Reiche“ die Kaufkraft der breiten Masse kappen.
Interessant, dass das Bild aus Brasilien stammt. Und dass im Artikel das Wort „Korruption“ nicht einmal vorkommt. Die „Transnordestina“ ist seit vielen Jahren im Bau und Milliarden sind dort versickert wie in Hunderten von anderen Regierungsprojekten. Waehrend des Commodities-Boom konnte man sich solche Verschleuderung von Investitionsgeldern leisten. Nun sind die Kassen leer und der groesste Teil der Steuergelder wird fuer die Lohnliste der Staatsangestellten verwendet. Geld fuer Infrastrukturprojekte bleibt keines mehr uebrig. An den auslaendischen Direktinvestitionen (mindestens in Brasilien) kann es nicht liegen: 78 Milliarden Dollars in 2016!
Die „Wirtschaftspolitiken“ die da von Tagi, FuW und anderen neoliberalen Konsorten gefordert werden sind immer dieselben, nämlich Strategie des zuwandernden Konsums: Migrationsschneeballsystem anheizen damit Steuern für Firmen und leistungslose Besitzeinkünfte laufend gesenkt werden können. Solange die Bevölkerungsexplosion sich nicht abbremst kann man nämlich problemlos alle direkten Steuern abschaffen (bis auf die Lohnsteuer), den Haushalt finanziert man über endlos mehr und neue Konsumsteuern und Abgaben.
@Marti
Wir reden hier über Schwellenländer / Entwicklungsländer, Investitionen und die Rolle von Institutionen wie der Weltbank….- Migration ist an dieser Stelle nicht das „Stichwort“.
Es gibt auf youtube einen etwas älteren Film von John Pilger über die „Worldbank“ – sehr empfehlenswert. Mit Schulden kann man eine Nation teilweise noch tiefer in die Knie zwingen als mit Flächenbombardements.
Das ist nichts neues, zumindest nicht hier im Blog da schon mehrfach thematisiert. Weshalb wohl kam seinerzeit Mitterand auf den Begriff „force de frappe“ im Zusammenhang mit der D Bundesbank? Jedes Land das sich in Fremdwährung verschuldet hat die Rechtsstellung eines KZ Zwangsarbeiters. Damit verschafft man sich die Ausbeutungsgewalt über die Ressourcen und Bodenschätze und damit über die Einwohner, ganz einfach.
@Josef Marti
Da muss man schon differenzieren. Verschuldung ist nicht gleich Verschuldung. – Für Industriegiganten (Japan, China, Deutschland z.B.) gelten andere Regeln als für sogenannte „Entwicklungsländer“. Die USA ist mit ihrem Dollar-Imperium sowieso ein Fall für sich.
Ähnliche Machtverhältnisse herrschen in der EU: Als D-Land der „kranke Mann“ von Europa war, konnte man ohne Probleme den „Stabilitäts- und Wachstumspakt“ ohne Konsequenzen missachten. Sobald aber so ein Land wie Griechenland nach jahrelanger verfehlter Politik, die nicht nur selbstverschuldet war, um die Existenz kämpft und sich nicht jede Schweinerei gefallen lassen will – wird es umgehend mit erhobenem Zeigefinger gemassregelt und neokolonialistisch abgewickelt.
Sag ich ja; die Griechen dürfen ihre Häfen und Infrastruktur verscherbeln und privatisieren für ausländische Gläubiger. Diesen Weg haben sie aber selbst gewählt weil sie partout nicht den Euro verlieren wollten. Dabei haben sie noch Glück, denn Schäuble wollte sie aus dem Euro rauswerfen, ohne die Franzosen wären sie jetzt draussen. Und dann hätten sie plötzlich unüberwindbare Fremdwährungsschulden, die man nicht mehr Jahr für Jahr bis zum St. Nimmerleinstag strecken, neuverhandeln und zinssubventionieren könnte. Zwar würden diese irgendwann gestrichen, jedoch wäre GR dann am internationalen Kapitalmarkt weg vom Tisch und die Zinsen / Inflation gingen durch die Decke.
@Josef Marti
O.K. – Es ist ziemlich einfach eine grosse Klappe zu riskieren und zu behaupten, dass die Griechen einfach mal so aus dem Euro hätten austreten können. Fakt ist: So „easy“ wäre das nicht abgelaufen. Die EU, die USA und auch andere haben zu dem Zeitpunkt klargemacht, dass sie sogar bereit gewesen wären an den Griechen ein Exempel zu statuieren, dass selbst von 3. Weltweltländern als „hardcore“ empfunden worden wäre. Die Drachme wäre für eine verdammt lange Zeit nicht das Papier wert gewesen auf dem sie gedruckt worden wäre, gewaltige Kapitalabflüsse waren schon vorher zu verzeichnen, die Regierung hätte bereit sein müssen „Selbstmord“ zu begehen, die Staatsordnung stand mittelfristig auf dem Spiel.
Desweiteren behaupten Sie noch zynisch, dass die Griechen mit dem jetzigen „Deal“ schon fast etwas „gewonnen“ hätten. Dies ist freilich Bullshit. „Neuverhandlungen“ und „Strecken der Schulden“ bedeutet in diesem Fall nix anderes als bis in alle Ewigkeiten am Arsch zu sein und jegliche Souveränität what so ever auf Eis zu legen.
Die sogenannte „Welt“-bank stellt also fest, dass…
Und spätestens dann sollte der aufgeklärte Bürger erst mal nachschauen WAS genau die „Welt“-Bank seit dem 2. Weltkrieg darstellt und für WEN sie seit ihrem Bestehen operiert.
Es ist schon erstaunlich wie der heutige „Journalismus“ funktioniert. Manchmal beschleicht mich das komische Gefühl, dass da einfach nur voneinander abgeschrieben wird – ohne die Quelle zu checken – geschweige denn selber tiefer zu graben. Einen ähnlichen Fall hatte der Tagi heute schon zur Causa „Rex Tillerson“ (dem bald ehemaligen Exxon Mobile CEO und voraussichtlichen Secretary of State) dem doch tatsächlich „Ideologiefreiheit“ attestiert wurde, da er anscheinend den Klimawandel nicht von a-z abstreitet.
Um der absehbaren Kritik vorzubeugen:
Mit meinem posting wollte ich nicht behaupten, dass die Schwellenländer KEINE Investitionsprobleme aufweisen. Nur – wie soll man dieses Ereignis interpretieren und inwiefern war es für die Schwellenländer überhaupt möglich unter den vorherrsschenden weltwirtschaftlichen Bedingungen dem entgegenzuwirken u.s.w.? Die Weltbank stellt einfach mal fest – aber sobald Lösungsansätze von dieser Seite formuliert werden sollte man, nur schon historisch bedingt, skeptisch sein.
„Das Problem lässt sich nur lösen, wenn die betroffenen Länder konsequenter als bisher Wirtschaftspolitiken verfolgen, die Investitionen forcieren“
1. Könnte es sich um eine Fehlentwicklung handeln, dass Regierungen sich über die letzten 100 Jahre zunehmend als verantwortlich für wirtschaftliche Belange positionierten?
2. Vielleicht liegt die Problematik darin, dass die Globalisierung mit unzähligen Massnahmen künstlich beschleunigt wurde, wodurch den daraus bildenden negativen Nebeneffekte nicht genügend Zeit zur Verfügung stand, angemessen verarbeitet zu werden.
3. Die zunehmende Anzahl an zentralplanerischen Organisationen, welche unzählige IYIs (Intellectual Yet Idiot – Nassim Taleb) beschäftigen, sind sich der 2./3. Runden Effekte nicht bewusst.
4. Ponzi-Schemes enden.
Turbo Ponzi Year 2016:
World GDP + ca 2.5 Trillion $
World Debt + ca 14 Trl $
World Assets + ca 17-22 Trl $
Konsumkredite und die oft noch zu horrend hohen Zinsen sind wirklich die schlechteste aller Welten!
Vor allem in Schwellenländern werden Konsumkredite für allerlei Konsumschrott ausgereizt bis zum geht nicht mehr. Viele der Mittel- und Unterschichten wollen sich ja mit dem Kauf von solchen (und auch Dienstleistungen wie Ferien in der „ersten Welt“) der Illusion hingeben, dass sie jetzt auch zumindest ein bisschen der ersten Welt angehören. Der Kater kommt dann meist erst etwas später, wenn sich die monatlichen Ratenzahlen auftürmen und die Zinsen meist im höheren zweistelligen Bereich den Rest dazu geben, dass der Schuldenberg kaum je mehr kleiner wird!
1953 war Südkorea eines der ärmsten Länder der Welt, dort zu investieren war für die Bankenwelt gleich wie ein Selbstmord. Es floss Geld nach Südkorea durch die USA, nur wegen dem Kalten Krieg. Die Türkei dagegen war als „Take-Off“ Kandidat prädestiniert. Sonst hätte Duttweiler sich dort sicher nicht engagiert. Die Türkei war neutral im 2. Weltkrieg und hatte die Reformen von Atatürk hinter sich. Die arabische Schrift war durch das lateinische Alphabet ersetzt worden, was zum Beispiel dem Iran nicht gelang. Die Türkei war während des 2. Weltkriegs eines der Länder, welches privat und staatlich viel Gold einführen konnte. Zudem kam die absolute Schutzgarantie der Weltmacht USA, was das Militärbudget entlastete. Korea wurde ein angesehener OECD-Staat, die Türkei ist ihr Hintersasse.
Dies als Ergänzung zum Fall-Beispiel Südkorea-Türkei.
Ich finde es als Beispiel hervorragend, um die bekannten Aussagen zu präzisieren, wie dies zu Recht Herr Stadelmann bemerkt, dass diese oft zu allgemein daherkommen.
Wenn die private Verschuldung stark zu nimmt, und dies der Grund für die fehlende Investitionsbereitschaft ist, dann stellt sich natürlich die Frage, in welchen Händen sich das Kapital befindet, welches diesen Schulden entspricht. Lässt sich überhaupt ein System denken, in dem gewaltige Reichtümer angehäuft werden, ohne dass sich auf der anderen Seite riesige Schulden aufbauen? Und kann das aktuelle System langfristig stabil bleiben, ohne den Reset, den in früheren Jahrhunderten Kriege und Revolutionen ausgelöst haben?
Ein nicht unwesentlicher Grund scheint mir hier ausgenommen. Massenwanderungen in die Industriestaaten. Die Politik der industrialisierten Staaten führt, auch wenn es die SP nicht gerne hört, zu einer Ausblutung dieser Länder und Kontinente. Der Anreiz sein eigenes Land aufzubauen ist bescheiden – lieber nach Europa oder anderswo übersiedeln wo man sich vielleicht irgendwo im Arbeitsmarkt integrieren kann. Für uns ist das natürlich super wir finden so immer wieder billige Arbeitnehmer die nicht viel lamentieren aber die Entwicklung ist bedenklich und es wird Jahrzehnte dauern bis diese Situation überwinden kann.
Das ist bereits innerhalb der EU/Eurozone zu beobachten, Länder wie Portugal, Spanien, Griechenland (früher auch Irland) erleiden einen braindrain und hinterlassen ganz nach dem ostdeutschen Muster der Wiedervereinigung wirtschaftliches Brachland, wo sich nur noch Hartz IV-ler, Rentner und Neonazis wohl fühlen.
Südkorea war 1953 eines der ärmsten Länder der Welt, dort zu investieren war für die Bankenwelt gleich wie ein Selbstmord. Es floss Geld nach Südkorea durch die USA, nur wegen dem Kalten Krieg. Die Türkei dagegen war als „Take-Off“ Kandidat prädestiniert. Sonst hätte Duttweiler sich dort sicher nicht engagiert. Die Türkei war neutral im 2. Weltkrieg und hatte die Reformen von Atatürk hinter sich. Die arabische Schrift war durch das lateinische Alphabet ersetzt worden, was zum Beispiel dem Iran nicht gelang. Die Türkei war während des 2. Weltkriegs eines der Länder, welches privat und staatlich viel Gold einführen konnte. Zudem kam die absolute Schutzgarantie der Weltmacht USA, was das Militärbudget entlastete. Korea wurde ein angesehener OECD-Staat, die Türkei ist ihr Hintersasse.
Was kann man dagegen tun, dass sich vor allem die großen Schwellenländer wie Brasilien, Südafrika+Russland wieder Fahrt gewinnen und auch Länder wie Nigeria, die Türkei, Pakistan und Ägypten wieder beginnen tief zu schnaufen?
In erster Linie ist es ein Problem der Zivilisation, die in diesen Ländern herrscht +hat nichts mit exogenen Faktoren wie Klimawandel oder nachteilige geographische Gegebenheiten zu tun. Man muss die Räume Lateinamerika, Tropisch-Afrika, die islamischen Länder und Ostasien vergleichen. Tut man dies, wird einiges verständlicher. Nachteilig für die Entwicklung dieser Länder sind folgende Phänomene. In erster Linie eine Elite, denen der Konsum wichtiger ist als Investitionen und die die Religion benützt, um jegliche Initiative innerhalb der Gesellschaft zu behindern.
In der ganzen Sache lässt Max Weber grüssen. Ist der Rechtsstaat vorhanden, ist wohl Korruption da, aber sie behindert die Entwicklung nicht, sondern ist eher Schmierstoff diese zu beschleunigen, geht es vorwärts.
Ein hoher Bildungsstand ist absolut notwendig mit dazugehöriger Bürokratie, die nicht als gefräßige „Papierli-Schieber“ Bürokratie walten, sondern die Geschäftswelt aktiv unterstützen und begleiten in ihrer Ausweitung des Geschäfts und damit zwangläufig deren Investitionen. Diese Bürokratie ist verantwortlich für die Infrastruktur eines Staates und ein Steuersystem, dass nicht den Konsum der Super-Reichen und Mächtigen fördert, sondern etwas tut für die breite Bevölkerung. Mein Liebling als Fallbeispiel ist der Vergleich zwischen der Türkei und Südkorea.
Umfassend zusammengefasst, dem gibt es nicht mehr viel beizufügen. Als Beispiel könnte man auch Griechenland nennen.
Piketty:
the principal mechanism for convergence at the international as well as the domestic level is the diffusion of knowledge. In other words, the poor catch up with the rich to the extent that they achieve the same level of technological know-how, skill and education, not by becoming the property of the wealthy. The diffusion of knowledge is not like manna from heaven: it is often hastened by international openness and trade. Above all, knowledge diffusion depends on a country’s ability to mobilize financing as well as institutions that encourage large-scale investment in education and training of the population while guaranteeing a stable legal framework that various economic actors can reliably count on. It is associated with the achievement of legitimate and efficient government.
„Above all, knowledge diffusion depends on a country’s ability to mobilize financing as well as institutions that encourage large-scale investment in education and training of the population while guaranteeing a stable legal framework that various economic actors can reliably count on. It is associated with the achievement of legitimate and efficient government.“
Das sind doch lehre Worte. Ich habe so was schon so oft gelesen. Aber was das genau bedeutet und warum das vielen nicht gelingt, obwohl es scheinbar jeder weiss, zeigt doch, dass es scheinbar doch niemand verstanden hat.
Bitte verstehen sie das nicht als Kritik an ihnen. Es ist eher eine gewisse Frustration die sich hier zeigt. Alle reden davon „das Richtige zu tun“ und dennoch schaffen es scheinbar nur Wenige…
Ohne Kritik wärs ja langweilig. Immerhin besagt das, dass man es weder von aussen noch von oben verordnen kann und schon gar nicht mit Entwicklungshilfe.
@ Reto
Ich kann Ihnen nur beipflichten. Es reicht langsam mit all den idiotischen Rezepten aus der Küche der privilegierten IYIs, welche uns die Suppe ja selbst eingebrockt haben. 90% dieser von der Allgemeinheit finanzierten Pseudointellektuellen sind nicht nur überflüssig, sondern erzeugen aufgrund der zunehmend kurzfristig orientierten prinzipienfreien Rezepten mehr Schaden als Nutzen. Es werden einzig die Bäume erkannt und der Wald als Ganzes nicht wahrgenommen.