Mehr Wohlstand dank Mao?
Im Jahr 1820 machte die chinesische Wirtschaft ein Drittel der globalen Wertschöpfung aus, hundert Jahre später nur ein paar Prozentpunkte, heute bereits wieder fünfzehn Prozent. Die alte Ordnung, die vor der industriellen Revolution vorherrschte, wird langsam wiederhergestellt.

Warum wurde China vom Westen überhaupt je abgehängt? Das ist eine alte Debatte. Bereits Adam Smith glaubte feststellen zu können, dass die chinesische Wirtschaft seit längerem an Dynamik verloren hatte. 1776 schrieb er in seinem Buch „The Wealth of Nations“ (Book 1, Chapter 8):
China has been long one of the richest, that is, one of the most fertile, best cultivated, most industrious, and most populous countries in world. It seems, however, to have been long stationary.
In der wirtschaftshistorischen Forschung hat die California School eine Zeit lang die Debatte dominiert. Die Schule heisst so, weil die meisten ihrer Verfechter (Kenneth Pomeranz, Roy Bin Wong, Andre Gunder Frank and Jack Goldstone) an kalifornischen Universitäten lehren und forschen.
Gemäss dieser Schule waren zwei Gründe für Chinas temporären Abstieg ausschlaggebend: Glück und Aggressivität. Glück, weil die Kohlevorkommen in England viel leichter abzubauen waren als in China, und Aggressivität, weil England mit besonderer Konsequenz ein Kolonialreich aufgebaut hatte. Das erlaubte dem imperialen Inselstaat den Import von Rohstoffen und den Export der in Fabriken gefertigten Textilien.
Wenig halten die Kalifornier von Faktoren, die bei uns in der Schule normalerweise gelehrt werden: westliche Wissenschaft und Technik, Aufklärung, Gewaltentrennung, Sicherung der Eigentumsrechte. Aus ihrer Sicht unterschieden sich die wirtschaftlich dynamischen Regionen Chinas, z.B. das Jangtse-Delta, überhaupt nicht von England – eben mit Ausnahme der Kohle und des Kolonialreiches.
Die Erklärung der Kalifornier war eine Zeit lang originell, aber ist mittlerweile nicht mehr populär. Vor allem eine Frage kann sie nicht richtig beantworten: Warum hat China so lange gebraucht, die Europäer aufzuholen, wenn doch die Ausgangslage im 18. Jahrhundert so ähnlich war? Die Chinesen hätten ja nur die Erfindungen der englischen Industrie zu kopieren brauchen, so wie es die Schweizer Unternehmer erfolgreich taten.

Der kommunistische Bruch mit der Vergangenheit räumte Wachstums-hindernisse aus dem Weg: Mao 1967. Foto: Getty Images
Ein neuer Artikel, geschrieben von drei Autoritäten des Feldes, versucht die Gründe der Divergenz und der Konvergenz zwischen Europa und China besser zu erklären. Im Zentrum stehen China und seine Institutionen, nicht die englische Kohle oder das British Empire. Das entspricht einem allgemeinen Trend in den Wirtschaftswissenschaften: Wachstumsblockaden werden eher mit internen Hindernissen als mit äusseren Zwängen erklärt.
Die Erklärung ist unorthodox. Sie zeigt zum einen, wie alte chinesische Institutionen seit langem vorteilhaft wirken, z.B. die Betonung des Leistungsprinzips bei der Rekrutierung der bürokratischen Elite und die auf langfristige Stabilität ausgerichtete Politik. Sie verhalfen China zur starken Stellung in der vorindustriellen Welt.
Zum andern unterstreichen die drei Autoren die Bedeutung der Kommunistischen Partei für den Boom der letzten Jahrzehnte. Mao (1893-1976) sei zweifellos einer der grössten Despoten und Massenmörder des 20. Jahrhunderts gewesen, und die Volksrepublik China sei nach wie vor eine Diktatur, die grobe Menschenrechtsverletzungen sanktioniere. Aber der kommunistische Bruch mit der Vergangenheit habe wichtige Hindernisse aus dem Weg geräumt, die in der Qing-Dynastie (1644 bis 1911) den Übergang zum modernen Wirtschaftswachstum verhindert hätten.
Vier Dinge hätten sich unter den Kommunisten seit 1949 fundamental verändert:
- Begeisterung für industrielles Wachstum
- Verbreiterung der Rekrutierungsbasis der Elite
- Zunahme der staatlichen Leistungsfähigkeit
- Positive Einstellung gegenüber der Globalisierung
Mehr Wohlstand dank Mao? Gegen diese Kurzformel würden sich die Autoren wohl verwehren, aber im Grunde geht es genau darum. Ohne die kommunistische Revolution hätten Chinas Wachstumblockaden weiter bestanden. Vielleicht hätte ein anderes Regime dasselbe Ziel erreicht, aber auch dann wäre der Übergang vermutlich alles anders als friedlich gewesen.
Die These erinnert an die Diskussion um die ostasiatischen Tiger. Auch da gibt es eine unorthodoxe Interpretation, die einem erschauern lässt, aber durchaus plausibel klingt. Demnach sei der Erfolg Südkoreas und Taiwans nur dank dem japanischen Kolonialismus möglich geworden. Die japanischen Besetzer hätten die Grossgrundbesitzer entmachtet und eine Landreform implementiert, womit eine der grössten Wachstumsbarrieren beseitigt worden sei (z.B. Joe Studwell). Katastrophe und Heil liegen in der Geschichte oft nah beieinander.
47 Kommentare zu «Mehr Wohlstand dank Mao?»
„Mehr Wohlstand dank Mao? Gegen diese Kurzformel würden sich die Autoren wohl verwehren“
Genau wegen diesem Satz wollte ich mich eigentlich empören:
Wie kann man bloss den grössten Massenmörder und Sklaventreiber des letzten Jahrhunderts so dermassen huldigen?
Das entspricht einem allgemeinen Trend in den Wirtschaftswissenschaften: Wachstumsblockaden werden eher mit internen Hindernissen als mit äusseren Zwängen erklärt.
Leider wird von den Wissenschaftern die Erkenntnisse aus der Geschichte des Klimas (noch) nicht berücksichtigt. Sehr viele „Brüche“ sind darauf zurück zu führen!
„Ohne die kommunistische Revolution hätten Chinas Wachstumblockaden weiter bestanden.“ Das sind ideologisch bedingte Projektionen, und es ist gleichzeitig ein linksfundamentalistisches Rechtfertigungsnarrativ für die über hundert Millionen Chinesen, welche Mao umbringen liess. Und vor allem: Diese Behauptung ist schlicht nicht wahr, sondern eine reaktionäre und populistische Schönfärberei. Unter Chiang-Khai-shek blühte Taiwan schon ab den 60er Jahren wirtschaftlich auf und gehört seit Jahrzehnten zu den erfolgreichsten und wohlhabensten Ländern. Und das ohne Massenmord und politischen Hinrichtungen wie unter Mao und seiner kommunistischen Partei.
Übrigens: Ohne die nationalsozialistische Revolution hätten auch die deutschen Wachstumblockaden weiter bestanden. Das ist eine Tatsache.
🙂 … und die Atombomben von Hiroshima und Nagasaki legten den Grundstein des japanischen Wirtschaftswunders. Vielleicht liesse sich dieses Rezept andernorts wiederholen, nicht wahr.
Unter Mao erreichte China aber während des „grossen Sprungs nach vorne“ 1958-1961 (hätte eigentlich der 5-Jahresplan 1958-63 sein sollen, wurde aber 1961 nach dem Desaster abgebrochen) einen Tiefpunkt. Bei der grossen Hungersnot damals gepaart mit der Kanonen (resp. Stahl) anstatt Butter (resp. Nahrungsmittel) Politik jener Aera starben je nach Quelle bis zu 45 Mio Chinesen und die Geburtsraten gingen nochmals um 30-40 Mio zurück und verharrten gemäss der Grafik weltanteilmässig auf tiefem Niveau bis weit über Maos Tod hinaus. Gut da der globale Wohlstand zw. 1960-85 gewachsen ist, dürfte auch China etwas zugelegt haben, aber der echte „Sprung nach vorne“ kam dann erst ab Mitte der 80er Jahre.
Ein Schreiberling, der so über den grossen Lenker schreibt, gehört vor Gericht gestellt. Dasselbe könnte er, dürfte er niemals über Hitler schreiben.
Schämen Sie sich. Sie beleidigen Millionen von chinesischen Familien, die während der grausamen Zeit Familienmitglieder verloren haben.
Schämen Sie sich!
Schneider: Wieso sich schämen??? Die Autoren haben in diesem Blog auch schon mehrmals über die verlogene Geld- und Wirtschaftsschaftspolitik (inkl. sklavenähnlicher Zwangsarbeit) des „Führers“ resp. seiner Adlaten geschrieben, die dann infolge ihres Scheiterns zum einem der grössten Raubzüge der Geschichte resp. dem 2. WK führte.
.
Wenn schon sollten Sie sich schämen für Ihren unqualifizierten und saufrechen Kommentar!!
Das ist die Schwäche und die Stärke unserer Demokratie, dass wir das bolschewistische Abfallpack
Nicht hinrichten lassen, sondern mit Ovomaltine füttern. Und es reifen daraus nicht selten Demokraten, welche später als Populisten beschimpft werden..
Die präsentierten Thesen überzeugen wenig. Bei Umwälzungen ist ein Netz von Kausalitäten und Bremsen am Werk, die zudem von den Umständen sowie vom gefolgten Pfad abhängen. Zum Beispiel geht ein Entwicklungs-Sprung auch ohne Rvolution: im UK wurden die Grossgrundesitzer margnialisiert durch die Industrialisierung in den Städten. Und eine ökonomische Weltmacht UK im 19. Jh. ist auch ohne Kolonien denkbar.
Irgendwelche Zahlen zur Wirtschaft Chinas im 19. Jahrhundert sind bestenfalls grobe Schätzungen, und heute sind es nicht überprüfbare vom Staat veröffentlichte Zahlen. Aber wirtschaftlichen und technischen Fortschritt gab es zweifellos.
Nach Maos Tod wurde China zum kapitalistischten Land der Welt, wandelte sich von einer Links- in eine Rechts-Diktatur mit kommunistischer Rhetorik. China betreibt heute Manchester-Kapitalismus mit moderner Technik und erspart sich die Kosten eines Rechts-Staats. Wer dort gewesen ist, wird das rasch feststellen.
Der Nordostenteil Chinas, bei uns bekannt als Mandschurei, wurde bereits vor dem ersten Weltkrieg stark industrialisiert und mit modernem Bildungswesen ausgestattet. Das war unter der Herrschaft der Ex-Generäle des untergegangenen Kaiserreichs. Damals war Mao noch ein Schulbube:-)
Da haben sie recht! Und diese Industrien sind teils heute noch aktiv, man riecht und atmet es.
Wenn Sie , Herr Straumann, Mao als Massenmörder bezeichnen, so möchte ich Ihnen auch noch ein Paar andere Massenmörder erwähnen, ohne Anspruch auf Vollständigkeit.
Zuerst diejenige welche Amerikas entdeckten und ‚eroberten‘ ,
– dann diejenige welche die amerikanische Revolution anführten, welche dann zu der Auslöschung der indigenen Bevölkerung Amerikas führte,
– dann diejenige welche weltweit Kolonialkriege führten,
– dann diejenige welche den ersten Weltkrieg führten,
– dann diejenigen welche den zweiten Weltkrieg führten,
– dann diejenigen welche den kalten Krieg führten,
– dann diejenigen welche den Krieg gegen den Terror führten.
Bei all diesen Kriegen gab es Sieger und Verlierer. Die Sieger sind Helden, die anderen Massenmörder.
Man muss sich darüber klar sein, dass das Vermögen jedes einzelnen US Bürgers gestohlen ist, da auf Raub und Völkermord begründet. Man geht hin, massakriert die Bevölkerung und raubt sich deren Grund und Boden.
Wir können natürlich auch sagen, die Römer haben die Helvetier versklavt und die wiederum wurden das Opfer der Alemannen. Welcher von uns heutigen Schweizer war da der Verlierer und wer der Gewinner. Ich hasse es, bei solchen menschlichen Grausamkeiten noch 100 Jahre nachher aufzurechnen, ja sogar nach 70 Jahren, wenn wir an das ehemalige deutsche Breslau denken, was das heutige Wroclaw ist, wo immerhin normale und friedliche Polen in Häusern leben, wo die ehemaligen deutschen Bewohner noch leben. Oder haben die wenigen Nachkommen ermordeter Juden ihre Häuser Lodz zurückerhalten, dies war ja auch nicht immer in Deutschland der Fall. Solche Aufrechnungen führen zu gar nichts! Lieber das heutige Unrecht bekämpfen, sofern wir dies in unseren begrenzten Möglichkeiten können.
Sie verstehen schon, dass ein Krieg, bei dem sich zwei Seiten gegenüber stehen und Leute sterben eine etwas andere Situation ist, als ein Machthaber, der Leute, die ihm nicht passen durch die staatliche Gewalt liquidiert? Ausserdem haben nach Schätzungen der erste und zweite Weltkrieg zusammen weniger Todesopfer gefordert als Mao Zedong’s Machterhaltungssystem. Das Einzige, was Mao erreicht hat ist Zerstörung, das ist sein Verdienst und erst die Zeit danach hat aus dieser Zerstörung wieder positives Aufgebaut. Alles nichts weiter als die heilsame Wirkung des Chaos.
Aber ihr Kommentar und die darin gezogenen Vergleiche sind unabhängig von den obigen Beanstandungen absolut jenseits des guten Geschmacks. Manchmal frage ich mich ernsthaft was im Kopf gewisser Menschen vorgeht…
Interessant ist eigentlich die Frage, was solche Herren wie Lenin, Stalin und Mao für das nachhaltige Gedeihen ihrer Volkswirtschaften bedeuten, abgesehen vom menschlichen Leid, aber dies ist hier in diesem Blog nicht das zentrale. Sondern wir wollen alle ja darüber diskutieren, warum die russische Volkswirtschaft eine Exportnation der Rohstoffe ist, wie dies Herr Obama maliziös feststellte und China der grösste Fertigwaren-Exporteur neben Deutschland und Japan in der Welt wurde, wo ja eigentlich Exporte mehr zu Deutschland und Japan gehören, weil sie nicht diesen riesigen Binnenmarkt haben wie China. Eine Überschuss-Ökonomie in einer solch riesigen Binnenwirtschaft wie China, ist eigentlich ein abnormaler Zustand, gleich wie im 18. Jahrh. das Silber der neuen Welt in China landete.
Reden wir über die Funktions-Klassen, die in jedem Land die Säule des wirtschaftlichen Fortschritts bedeuten und ihre Nützlichkeit deswegen. Millionen Menschen verloren ihr Leben unter Maos Herrschaft, aber es gelang ihm nie, in seinem Macht-Wahn, die für die Zukunft Chinas entscheidende Klasse auszuschalten, irgendwie wusste er und seine Entourage immer, dass man diese braucht. Auch Deng hat dann sofort mit dem berühmten Katzen-Vergleich dafür gesorgt, dass Resultate zählen und nicht der wahre Glauben, wie jetzt bei Erdogan in der Türkei, wo die Gehirn-Kapazität eines Volkes den Bach runtergeht. Die Stellung der Türkei wird damit zukünftig untergraben.
Seit 1917 waren Lenin und auch Stalin bemüht, die Intelligenz in ihrer ganzen Breite in Russland auszulöschen.
Für Stalin zählte nur wissenschaftliche Intelligenz mit militärischem Nutzen, das übrige konnte ihm gestohlen bleiben. Die Forschung in der Genetik hat er ja bekanntlich zerstört mit diesem Scharlatan Lysenko. Man soll sich nur die Wissenschaft in Russland vor und nach der Revolution von 1917 anschauen, eine Katastrophe. Natürlich gibt es Einwände dagegen, die UdSSr als militärische Supermacht nach 1945 mit Weltraum-Ambitionen. Wie viel holte man davon in Deutschland 1945? Eine Menge! Besser im russischen Fernsehen würden sie über Amalrik diskutieren und nicht über die bösen Amerikaner. Sie würden dabei mehr verstehen, warum Russland nicht mehr die Weltmacht ist, die sie war, obwohl davon viel Theater-Staffage war. Die russische Funktions-Elite wird nach wie vor stiefmütterlich behandelt.
In der Vergangenheit hat sich gezeigt, wer die beste Funktionselite hat und diese nicht willentlich zerstört durch ideologische Verbohrtheit, ist der Sieger gewesen und wird es auch in Zukunft sein. Es gibt Anzeichen in China diesen Grundsatz von Deng, wenn sie dies machen, schaden sie sich selber. Haben Sie nun eine Überschuss-Ökonomie, weil sie stark im Export sind und die Welt nach ihren Waren giert, wie bei Deutschland und Japan oder haben sie einen niedrigen Wechselkurs um dem Exportüberschuss Kapital im Ausland zu äufnen, eine Art Gross-Argentinien mit billigen Fertigwaren anstatt mit Fleisch?
Wie gesagt, Wahlen sind nicht so entscheidend, aber Rechtssicherheit auf ethischer Grundlage aber wohl. Auch Demokratie ist Herrschaft der Elite, aber mit Transparenz.
Gut gesagt. China kann nur deshalb die grösste Überschussökonomie sein solange es seine Konsumquote im Zaum behält, entscheidend ist schlicht und einfach die Grösse einer Volkswirtschaft, size matters. Solange die breite Masse immer noch einen vergleichsweise zum Westen tiefen Lebensstandard hat und eine schmale Schicht von Multimillionären herangezüchtet wird, funktioniert diese Strategie des Merkantilismus resp. Export von Arbeitslosigkeit in den Westen.
«Mehr Wohlstand dank Mao?» – Das geht für mich in die gleiche Kategorie wie «Autobahnen dank Hitler». Positive Aspekte an Massenmördern zu suchen, halte ich für ein grundsätzlich falsch, dann es führt zur Relativierung ihrer Taten. Zudem ist es unmöglich abzuschätzen, welchen Weg China ohne Mao genommen hätte.
Da gebe ich Ihnen Recht, hätte eine Fortführung der Herrschaft von Chiang Kai-shek China vielleicht sogar noch mächtiger gemacht. Immerhin wurde es bereits unter seiner Herrschaft ständiges Mitglied des UN-Sicherheitsrates mit Veto-Recht, Indien bekam dies nicht! Warum dieser auch blutrünstige Diktator das Mandat des Himmels verlor, ist eine umstrittene Frage. Viele sagen wegen seiner Inkompetenz, der Inflation und der Anarchie, die seine Herrschaft am Schluss auswies. Die Chinesen aller Klassen hatten ihn am Schluss einfach satt. Sie suchten nicht die Kommunisten, sondern sie wollten die Verjagung von Chiang. Die Kommunisten wissen dies noch heute und dies macht ihnen nach wie vor Angst.
Sehr gut beobachtet, gelesen, analysiert und verstanden! Dass China aber nie mehr seie grandiose Grösse errecht, das ist auch wegen Mao, selbst, wenn die heutige KP eigentlich vorkommunistsich wieder ist. Rot als Farbe können wir da vergessen, denn rot war immer top! Auch wenn der Drache noch anders angemalt wird.
Eines müssen wir zur Kenntnis nehmen, die chinesischen Kommunisten sind heute dies, was im alten Kaiserreich die Mandarin-Klasse war. Von denen irgend etwas zu erwarten, was den Namen Demokratie verdient, ist eine vergebliche Hoffnung.
Was aber sicher von Vorteil für alle Chinesen und auch für die Welt als ganzes ist, wenn sich die kommunistischen Kader der Herrschaft des Rechts verschreiben würden, was auch der Lehre des Konfuzius entspricht, die der Lehre des guten Herrschers verpflichtet ist. Nun, die Lehre des Konfuzius steht nicht unbedingt für Innovation, sie lernt Respekt von Älteren und deren Erfahrung. Dies und was man bewerkstelligen muss, einen bösen Herrscher abzulösen, sind die Nachteile dieser Lehre trotz Pragmatismus. Der Entzug des Mandat des Himmel war immer gewalttätig.
Diese Gewalttätigkeit des Übergangs von Herrschaft konnte Deng trotz 1989 irgendwie zivilisiert durchführen, aber die ganze Sache ist auf dünnem Eis. China war um 1800 die grösste Volkswirtschaft der Welt und trotzdem gelang ihr damals den Sprung in die Industrielle Revolution nicht.China hatte nie die gleichen harten Herausforderung wie in Europa üblich. Die Barbaren in Innerasien waren gefährliche Feinde, aber trotzdem waren sie nie so etwas wie für die Holländer die Spanier oder für die Engländer die Franzosen. Eigentlich kleine Nationen, die mit der Bevorzugung aller Intellektualität und den dementsprechenden Anwendungen in der Realität diese Mores lernten. Deshalb gewann das kleine England immer die Kriege des 18. Jahrhunderts gegen Frankreich, mit der grössten Bevölkerung in Europa.
Es ist unbedingt zu beachten, die Revolution von Mao war eine Bauernrevolution, überhaupt nichts von der Beschreibung von Marx über die Befreiung der Arbeiter aus den Klauen der Bourgeoisie. Lenin hatte wenigstens die klassenbewussten Arbeiter der Fabriken in St. Petersburg. Mao war die klassische chinesische Geschichte von der Ablösung des Mandats des Himmels. Vom bösen und hinterhältigen Tschiang-Kai-Scheck zum guten und verständigen Onkel Mao. In dieser Mandats-Ablösung wurde Mao von den meisten Klassen begeistert getragen, sogar Großgrundbesitzer und Großindustrielle waren dabei, undenkbar bei Lenin.
Bis zum Ausbruch der Kulturrevolution war trotz dem Grossen Sprung nach Vorne, die Funktionselite voll bei Mao dabei. Dann kamen die auch für die Funktionselite die gefährlichen 10 Jahre.
Die VR China ist, wie die einstige UdSSR, ein Staat an der Schwelle vom Feudalismus zum Kapitalismus. Nordkorea ist ein noch fast reiner Feudalstaat. Sozialistische Staaten gab es bisher noch keine, von Kommunismus gar nicht zu reden.
Sozialismus setzt voraus, dass der Kapitalismus alle Vorzüge bei der Entwicklung der Produktivkräfte ausgereizt hat. Das ist und war weltweit noch nicht der Fall, auch in der DDR nicht. Deshalb stand in deren Verfassung das Ziel des Aufbaus der Grundlagen des Sozialismus. Das ist noch weit vor Sozialismus.
Kommunismus ist eine Gesellschaft ohne Staaten, ohne Parteien, ohne Besitz, usw.. Staaten, Parteien können per definitionem nicht kommunistisch sein. Marx und Engels haben das für Interessierte im Kommunistischen Manifest idiotensicher erklärt.
Dann scheint das ja etwas ähnliches wie das Christentum zu sein.
Bis zur neolithischen Revolution vor ca. 6000 Jahren hat die beginnende Menschheit im Ur- Kommunismus gelebt, ohne Besitz und ohne Staaten. Das Alte Testament nimmt auf diesen Gedanken Bezug und die Evangelien setzen den fort. Man kann die katholische Soziallehre als die kleine Schwester des Kommunismus bezeichnen.
Wieso setzen Sie mit der neolithischen Revolution eine Grenze? Dazu sehe ich keinen Anlass. Vorher war die menschliche Gesellschaft in Stämmen organisiert und nachher war sie es. Der Stammesverband war damit ein Staat in Miniaturformat. Und wieso behaupten Sie, dass es keinen Privatbesitz gab vorher? Um so etwas zu postulieren gibt es keine Anhaltspunkte. Wenn Sie primitive Stammeskulturen in unserer Zeit anschauen, gibt es dort sehr wohl das Konzept des Eigenen. Sie scheinen wie Marx zu argumentieren, mit blossen Annahmen und viel Westentaschenphilosophie.
Absolut richtig! Besitz des Einzelnen gab es sehr wohl, aber er war komplizierter reguliert. Leben sie mal bei einer archaischen Gesellschaft im Busch oder Dschungel, das gibt eine ungefähre Ahnung.
Besitz können nur sesshafte Menschen akkumulieren. Jäger und Sammler hatten nur, was sie tragen konnten. Grundbesitz war unmöglich.
Sesshaftigkeit und Grundbesitz resp. die Bodenrente ist nach wie vor und bis auf weite Zukunft absolut matchentscheidend um Überschüsse zu erzielen. Im Feudalsystem hatte der Leibeigene den Agrarüberschuss abgeliefert. Mit der Umkehr von Produktionsprozess und Verteilung durch das Schuldgeldsystem wird die Verteilung im voraus festgelegt und erst danach produziert. Der zum Pächter mutierte Leibeigene war gezwungen Profit und Rendite zu erzielen um zu überleben nachdem er vorher Pacht, Zins und Lohn an Gläubiger, Grundherrn und Taglöhner abgedrückt hatte.
@Marcel Schwendener, vor dem Neolithikum, vor der Sesshaftigkeit, gab es auch keine Stämme, nur Sippen.
Das halte ich für sehr gut möglich. China war extrem konservativ. Evt. hatte es damit zu tun, dass die herrschende Kaste eben eine Kaste war, und keine Machtverschiebungen wollte.
Und Mao war nicht einer der grössten Massenmörder des 20. Jahrhunderts, sondern der Grösste.
Im übrigen sollte ein Volkswirtschafter der Unterschied zwischen Sozialismus und Kommunismus kennen. Mao war Sozialist und China ist ein sozialistisches Regime. Denn Kommunismus bedingt Demokratie, „Alles wird gemeinsam entschieden“. ich empfehle das Wort „Kommunismus“ im Artikel durch „Soizialismus“ zu ersetzen.
Es hat auch nie ein kommunistisches Regime gegeben, weil Kommunismus und Regime ein Widerspruch sind.
Etwas seltsam die Betrachtung, aber ich kann damit leben. Sozialismus kann sehr wohl demokratisch sein, der Kommunismus auch, geht es dabei ja um die Mehrheit die Modifikation und Verteilung zusammen beschliesst, so wie wir mittels Demokratie auch Diktatur etc. ermöglichen können. Sozialismus ist übrigens nur, wenn man Überschüsse die nicht gebraucht werden jenen zukommen lässt die selber gerne würden, aber nicht können, also eine sehr hohe Entwicklngsstufe einer Gesellschft, der Kommunismus ist eher für kleinere Strukturen gedacht. Und der Leistung nicht abgeneigt, denn sonst hat es kein Überschuss zum Verteilen. Logisch, oder nicht?
Sozialismus kann demokratisch sein, aber das wäre unklug. Letztlich geht es darum, soviel Überschuss produzieren ZU KÖNNEN, dass der Verursacheranteil vernachlässigbar ist. Also nach Bedarf, nicht nach Leistung verteilt werden kann.
Industrie 4.0 wird genau das schaffen, aber Demokratie würde die gerechte Verteilung verhindern, zumindest verzögern. Unter demokratischen Verhältnissen werden immer wieder Gruppen existieren, welche sich einen Vorteil verschaffen wollen, aber genau die muss man ausschalten.
Es dürften sich wohl unter jedem Gesellschaftssystem Gruppen bilden, welche versuchen, sich zu übervorteilen und ihre Macht auszubauen. Die Demokratie mag grundsätzlich noch immer das beste Mittel zu sein, einzelne Gruppeninteressen zurückzubinden, wobei die Gefahr des Ausbaus eines uferlosen Kollektivismus (ob als Sozialismus oder Kommunismus bezeichnet) mit den damit verknüpften negativen Konsequenzen besteht. Das gegenwärtigen System des „crony capitalism“ (Vetternwirtschaft) hat sich ueber die vergangenen Jahrzehnte gebildet und die System-Privilegierten werden ihre via Staat gesicherten Vorteile nie freiwillig aufgeben. Daher Thomas Jeffersons Zitat: The tree of liberty must be refreshed from time to time with the blood of patriots and tyrants.
Bedürfnisse sind grundsätzlich grenzenlos, jeder findet immer neue, wenn die vergangenen befriedigt sind. Die Leistungsbereitschaft hingegen ist stark verlinkt mit dem Umstand, inwieweit man die Früchte der eigenen Leistung geniessen kann.
Der Wohlstand der Gesellschaft erhöht sich am stärksten, wenn Leistung sich lohnt, respektive die Umverteilungsanteile als gerecht empfunden werden. Es bestehen viele Umverteilungsmechanismen, welcher sich die meisten Menschen gar nicht bewusst sind, sondern sie fokussieren sich einzig auf diese, welche im Staatsbudget erscheinen. Z.B. die inflationäre Geldpolitik beinhaltet einen starken Umverteilungsmechanismus von „unten nach oben“, welcher stark fuer die zunehmenden Ungleichgewichte verantwortlich ist und nicht wahrgenommen wird.
Das sind wissenschaftlich nicht haltbare Behauptungen. Fakt ist zwar, dass Mao, ähnlich wie die Kommunisten in Russland, die Bevölkerung zur Moderne prügelten. Doch genauso wie in Russland/der UDSSR führte dieser Staatszwang zuerst zu grossen, wissenschaftlichen/wirtschaftlichen Erfolgen, nach nur einer Generation jedoch unweigerlich zum Untergang. In Russland wurde der Sozialismus/Kommunismus durch Kapitalismus/Despotie abgelöst, in China bislang nur der Kapitalismus, der als einzige Wirtschaftsform zu Wohlstand eines Volkes führen kann. Doch China ist heute eher eine Feudalsystem mit 500 Mio. Gewinnern und 700 Mio. Verlierern (Wanderarbeiter und einkommensschwache Landbevölkerung). In China von „Wohlstand“ zu sprechen ist blanker Hohn.
Ich teile ihre Meinung, ausser dem letzten Satz. 1980 lebten über 50% der chinesischen Bevölkerung unter dem Existenzminimum. Heute sind es noch 8%. Europäer mussten im 19. Jahrhundert auswandern um überhaupt überleben zu können. Armut war bis zum 2. Weltkrieg weit verbreitet. Kinderarbeit, Malocherei in der Industrie und Ausbeuterei waren an der Tagesordnung. Und das über mehr als hundert Jahre. Auch hier in Europa leben heute Millionen Menschen nicht im Wohlstand. Nein, sie kämpfen täglich, damit sie sich und ihre Kinde durchbringen. Übrigens auch in der Schweiz.
Herrlich gefragt : ist der durchschnittliche Wohlstand grösser in die USA als in China ? Und sind die arme Schwarzen besser geschützt als die arme Chinesen ?
Ich bin nicht so sicher. Extrem Kapitalismus führt Amerika in die falsche Richtung.
Na Sie sind mir ein Wissenschaftler. Was ist denn das für ein Kapitalismus und Feudalsystem welche von einer kommunistischen Partei dirigiert werden?
Kapitalismus eben ist nicht die Garantie des Wohlstands! Es ist die Organisation des Gemeinwesens und der richtigen Prioritätensetzung durch eine weise Führungsgesellschaft, die schon sehr früh erkannte, dass es allen möglichst gut gehen soll. Das war schon bei den Sumerer so und erst noch für damalige Verhälnisse mit grosser Bürokratie verbunden, die per se nicht produktiv ist, aber den Gewinn und die Steuern garantierte! Auch in Ägypten begriff man dies schnell.
„weise Führungsgesellschaft“
Na ja, in diesen Dynastien herrschten eine Anzahl an stark Privilegierten, während die anderen Schichten in einer Art von Frondienst versklavt wurden. Inwiefern dies nun weise ist und sich in eine aufgeklärte Gesellschaft übertragen lässt, ist zumindest fragwürdig. Ihr Untergang scheint genau auf einer unkontrollierbaren Machtsucht der System-Privilegierten zulasten der eigenen Bevölkerung zu beruhen. Alles lief natürlich viel langsamer ab, als heute.