Fünf Thesen für mehr Staatsausgaben

Alte Theorie aus neuer Sicht: Jason Furman plädiert eindrücklich für eine aktivere Haushaltspolitik. Foto: Jonathan Ernst (Reuters)

Alte Theorie aus neuer Sicht: Jason Furman plädiert eindrücklich für eine aktivere Haushaltspolitik. Foto: Jonathan Ernst (Reuters)

Die Finanzmärkte blicken nach wie vor auf die Notenbanksitzungen in Europa und den USA. Aber das Interesse hat eindeutig nachgelassen. Ein Grund dafür ist die Erkenntnis, dass mit der Geldpolitik so viel gar nicht mehr zu erreichen ist. Die Zinsen sind extrem niedrig, die Notenbankbilanzen aufgebläht. Selbst Notenbankchefs sprechen von den Grenzen ihrer Einflussmöglichkeiten. Als 2008 die US-Bank Lehman kollabierte und 2010 die Eurokrise ausbrach, hörte sich das noch anders an.

Inzwischen lassen sie keine Gelegenheit aus, um die Verantwortung der Fiskalpolitik zu betonen. Es liege an den Regierungen, die Wirtschaft zu stimulieren. Und zwar nicht nur durch Strukturreformen, die im Staatshaushalt keine Spuren hinterlassen, sondern Staaten sollten die Ausgaben erhöhen und die Steuern senken. Defizitmachen ist wieder erwünscht.

Der Chef-Wirtschaftsberater von Präsident Barack Obama, Jason Furman, spricht von einem «bizarren Rollentausch»: Internationale Organisationen wie der IWF und die OECD, die früher am entschiedensten gegen spendable Regierungen wetterten, forderten nun dazu auf, «deficit spending» zu betreiben. Aber sie fänden kaum Gehör, denn in den meisten Hauptstädten seien höhere Defizite politisch weiterhin tabu.

Dagegen argumentiert der 46-jährige US-Ökonom. In einem lesenswerten Referat fasst Furman die theoretischen und praktischen Argumente zusammen, die für eine «neue Sicht der Fiskalpolitik» sprechen, wie er es formuliert. (Er gesteht dabei, dass diese neue Sichtweise im Kern auf die sehr alte Theorie zurückgreift, die John Maynard Keynes bereits vor 80 Jahren vertrat.) Furman führt die vier wichtigsten Argumente auf, die den wirtschaftspolitischen Mainstream der letzten drei Jahrzehnte gegen eine aktive Fiskalpolitik überzeugten, erklärt, warum sie überholt sind, und formuliert sie zu fünf neuen Thesen um.

These 1

Früher hiess es, Geldpolitik sei der Fiskalpolitik überlegen. Sie könne gezielter eingesetzt werden, wirke besser und lasse sich auch leichter wieder zurücknehmen.

Heute sollte es heissen: Fiskalpolitik ermöglicht häufig eine wirksame antizyklische Politik und ergänzt die Geldpolitik.

Besonders in der absehbaren Zukunft, in der die Zinsen niedrig bleiben werden und Notenbanken kaum noch über Zinsspielraum nach unten verfügen. Furson beruft sich auf Untersuchungen, die im Jahr 2000 schätzten, dass ein Nullzinsniveau nur in 5 Prozent der Fälle die Geldpolitik der USA einschränken dürfte. Dieser Schätzung lag allerdings die Annahme zugrunde, dass der reale US-Leitzins im langfristigen Durchschnitt 2,5 Prozent betrage. Das FED selbst rechnet heute mit einem langfristigen realen US-Leitzins von 0,5 bis 1,8 Prozent. Folglich ist die Wahrscheinlichkeit, dass es zu zinspolitischen Engpässen kommt, höher als bisher angenommen.

These 2

Früher hiess es: Selbst wenn der Politik das Timing gelingt, sind fiskalpolitische Massnahmen unwirksam. Denn die Bürger erwarten, dass sie die Massnahmen später durch höhere Steuern bezahlen müssen. Die Defizite sorgen zudem für höhere Zinsen und werfen private Investoren aus dem Markt (Crowding-out).

Heute gilt: Fiskalpolitische Massnahmen können sehr effektiv sein und sogar private Investitionen anlocken (Crowding-in).

Furman stützt sich erneut auf empirische Untersuchungen neueren Datums, die die Wirksamkeit von Steuererleichterungen und Staatsausgaben belegen. Er argumentiert darüber hinaus mit der hartnäckigen Tiefzinssituation. Zum Crowding-in kommt es demnach, wenn dank eines Fiskalimpulses die Gesamtnachfrage anzieht, die Wachstumsaussichten sich verbessern und private Unternehmen wieder bereit sind zu investieren.

These 3

Früher hiess es: Fiskalpolitik darf nur sehr begrenzt eingesetzt werden, denn die oberste fiskalpolitische Priorität gilt einem langfristig ausgeglichenen Staatshaushalt.

Furman entgegnet: Der finanzielle Spielraum ist heute grösser, als allgemein angenommen wird.

Diese These überrascht besonders, gelten doch die Staatshaushalte der Industrieländer weitgehend als überlastet. Furman verweist dagegen auf IWF-Untersuchungen. In fast drei Vierteln der Industrieländer sind gemäss jüngsten Berechnungen die bis ins Jahr 2030 erwarteten Ausgaben für das Pensions- und Gesundheitswesen geringer als in der vorangegangenen Schätzung aus dem Jahr 2011. Vielerorts habe man begonnen, die Weichen zu stellen und die langfristig besonders schwer wiegenden Eventualverbindlichkeiten zu verringern. Eine kurzfristige Stimulierung lasse sich mit einer mittel- oder langfristigen Haushaltskonsolidierung kombinieren, wenn beispielsweise Gesundheitskosten reduziert oder das Rentenalter erhöht werde. Das eine schliesst das andere nicht aus.

These 4

Früher hiess es, wenn denn trotz allem Regierungen defizitfinanzierte Konjunkturprogramme beschliessen, dann müssten diese so kurzfristig wie möglich bleiben, damit sie wirkten, bevor die geldpolitische Lockerung ihrerseits Wirkung zeige, und um die Kollateralschäden auf ein Minimum zu begrenzen.

Auch das stimme nicht mehr, hält Furman dagegen: Eine grosszügige fiskalpolitische Stimulierung ist wünschenswert, besonders wenn es sich um gezielte Investitionen handelt.

Mit einer so gestalteten «anhaltenden Fiskalpolitik» könnten das Gesamtangebot und die Produktivität erhöht werden. Investiere eine Regierung in die Zukunft (Infrastruktur, Forschung usw.), dann schaffe sie über das ausgelöste Mehrwachstum später auch eine grössere Steuerbasis und damit zusätzliche Einnahmen. Und dank des zusätzlichen Wachstums des Bruttoinlandprodukts (BIP) verbessere sich allenfalls die viel beachtete staatliche Schuldenquote. Denn die werde nie absolut gemessen, sondern immer im Verhältnis zum BIP.

Vor allem die Eurozone hat Furman vor Augen, wenn er seine fünfte These für mehr Staatsausgaben formuliert:

These 5

Es lohnt sich, eine expansive Fiskalpolitik international zu koordinieren.

So wie die Austeritätspolitik in einem Land die Konjunktur auch in den Nachbarstaaten abbremst (der sogenannte Spillover-Effekt), verhält es sich umgekehrt bei positiven fiskalpolitischen Impulsen. Erneut werden Ergebnisse der IWF-Forschung herangezogen. Ausgerechnet jener Behörde also, die den Effekt lange unterschätzte und Empfängern von IWF-Krediten wie Griechenland und Portugal eine zu rigorose Sparpolitik aufzwang, die ganz Südeuropa wirtschaftlich in die Knie zwang.

Inzwischen weist der Ökonomenstab des IWF empirisch nach, dass zusätzliche und sinnvoll eingesetzte Staatsausgaben positive Spillover-Effekte auslösen und für alle zu zusätzlichem Mehrwachstum führen. Besonders dann, wenn sie zwischen mehreren Ländern koordiniert werden.

Jason Furman plädiert also eindrücklich für eine aktivere Haushaltspolitik der Regierungen. Nur sie eröffne in den USA und Europa neue Wachstumsperspektiven. Sein Referat fällt einseitig aus. Aber das ist Absicht. Gilt es doch, tief verankerte wirtschaftspolitische Überzeugungen umzuwerfen, die lange Zeit zwar berechtigt waren, aber in der aktuellen wirtschaftlichen Situation fehl am Platz sind.

110 Kommentare zu «Fünf Thesen für mehr Staatsausgaben»

  • Thomas sagt:

    Herr Neinhaus gibt die Argumente von Furman einfach als Tatsache weiter. Da ich daran Zweifel hatte, lies ich im Furman-Bericht Punkt: Principle 1.

    Dabei wird über ein Gleichgewichtzins gesprochen, der wie unter einem Naturgesetz seit 1980 gesunken sei. Die Fakten sind aber, dass die Zentralbanken den Zins gesteuert haben. Warum wurde also der Zins immer tiefer? Weil man durch Zinssenkungen immer wieder das Wachstum forcieren wollte oder eine momentane Arbeitslosigkeit bekämpfen wollte – ohne zu wissen, was eigentlich gut wäre für eine nachhaltige Wirtschaft und Gesellschaft. Furman gibt indirekt selber zu, dass man nicht wirklich wissen konnte, welche Gründe hinter dem geänderten Gleichgewichtzins war und spricht von verschiedenen möglichen Gründen.

    • Thomas sagt:

      Wenn man diese nicht einmal im Nachhinein eindeutig quantifizieren kann, wie dann voraussehend? Man muss doch einfach zugeben, dass man die Wirtschaft nicht durch Politik planen kann.
      Politik muss allerdings einen stabilen Rahmen der Wirtschaft geben, damit möglichst wenig Unsicherheit betreffend Willkürliche Interventionen und Gesetze etc. fehlen. Zudem: Wachstum ist NICHT nachhaltig noch nötig, es wird immer mehr länder geben, wo man einen Wohlstand auch mit weniger als die 8h/Tag Standardarbeit halten oder sogar steigern kann, also ist die genannte Forcierung fehl am Platz. Allerdings ist für jeden möglich sein, mehr zu arbeiten um damit mehr zu leisten – Arbeiten gibt es in dieser Welt ja immer, auch wenn nicht konventionell von einem Arbeitsgeber bezahlt.

      • Thomas sagt:

        Ähnlich wie mit der Zinspolitik ist es mit Fiskalpolitik: Ausgenommen dringende Infrastrukturausgaben geht es in Richtung Planungswirschaft, wo man Suboptimales forciert. Das betrifft sogar Bildung. Eine Studie (Oxford Journals, Social Sciences, World Bank Economic Review, Volume 15, Issue 3, Pp. 367-391) hat gezeigt, dass Ausbildung aus solchen Gründen meistens Geldverschwendung ist, der Nutzen also netto negativ ist.

        Dass Wirtschaftsakademiker, Politiker und offenbar Neinhaus die Unplanbarkeit der Wirschaftlichen Entwicklung nicht dem sich regelndem Markt überlassen wollen, ist verständlich aber aus genannten Gründen leider falsch.

        • Josef Marti sagt:

          Klar ist Bildung aus Sicht Ihrer Lobbystudie für die Boden- und Kapitalbesitzer negativ. Aus dem einfachen Grund dass für diese dann der Anteil am Mehrwert aus der Ausbeutung von Renditesklaven prozentual tiefer ausfällt.

        • Anh Toàn sagt:

          @Thomas „geht es in Richtung Planungswirschaft, wo man Suboptimales forciert. Das betrifft sogar Bildung“

          Da würde ich Ihnen sogar zustimmen, Investitionen weil man gerade Geld ausgeben muss, sind oft suboptimal. Aber man kann ja einfach die tiefsten Renten und Sozialhilfe erhöhen, dieses Geld wird dann ausgegeben, oder man senkt MWST.

          • Thomas sagt:

            Danke, Herr Huber! Ich möchte noch konkret dazufügen, dass Zentralplanung schon aus dem Grund nicht funktioniert, dass es immer wieder Veränderungen z.B. in der Technologie-Entwicklung gibt, die man nicht im voraus sehen kann. Produkte haben oft überraschende Details, die über grossen Markterfolg entscheiden. Es ist eine Art unternehmerischer Experimentation mit dem Markt, der eine enorme Kraft hat. Eine hypotethische „perfekte“ Planung würde voraussetzen, dass man alle Änderungen und den Markt verbieten würde – jenseits der Realität.

          • Anh Toàn sagt:

            @Thomas und Huber: Zentralplanung kann den Bedarf der Wirtschaft an Arbeitnehmern doch nicht berechnen. Es ist also kompletter Humbug, in die BV zu schreiben, es sollen zentralplanerisch Kontingente für Zuwanderung festgelegt werden.

            Ist das Eure Meinung, ich vermute nicht, aber kann mir nicht erklären, wie Ihr Euch erklärt, warum nicht.

          • Thomas sagt:

            Bitte um Entschuldigung, Frau Toan, ich platzierte meine Antwort an Herrn Huber zuerst falsch hier. – Ihre Frage um Kontingente für Zuwanderung kann ich nicht beantworten, denke aber, dass die Schweiz übervölkert ist, wie in anderen Kommentaren hier ersichtlich ist, daher Einschränkung der Personenverkehrs begründet ist.

        • Linus Huber sagt:

          Bravo!

          Die Komplexität ist viel zu hoch um erfolgreich Zentralplanung zu betreiben!

          • Maiko Laugun sagt:

            Ja, wir wissen, dass es für Sie nur eine Lösung gibt, nämlich alles am nächsten Freiheitsbaum aufzuhängen.

            Das Problem ist nicht die Komplexität. Die lässt sich nicht ändern. Es sind die ihrer Klientel (Finanzindustrie) korrumpiert zudienenden Organe innerhalb der Zentralplanung und nicht diese selbst.

          • Linus Huber sagt:

            Zentral beinhaltet Machtkonzentration; die Idee, dass diejenigen welche Macht anstreben zum Wohle der Allgemeinheit handeln, ist in sich widersprüchlich.

          • Maiko Laugun sagt:

            Kann, muss aber nicht in jedem Falle widersprüchlich sein.

          • Thomas sagt:

            Danke, Herr Huber! Ich möchte noch konkret dazufügen, dass Zentralplanung schon aus dem Grund nicht funktioniert, dass es immer wieder Veränderungen z.B. in der Technologie-Entwicklung gibt, die man nicht im voraus sehen kann. Produkte haben oft überraschende Details, die über grossen Markterfolg entscheiden. Es ist eine Art unternehmerischer Experimentation mit dem Markt, der eine enorme Kraft hat. Eine hypotethische „perfekte“ Planung würde voraussetzen, dass man alle Änderungen und den Markt verbieten würde – jenseits der Realität.

          • Rolf Zach sagt:

            Wie ist dies mit der Zentralplanung? Wir haben anscheinend in der heutigen Wirtschaft bei Staat und Unternehmungen Bürokratien aufgebaut, die nur beschäftigt sind Papierli von einem Tisch auf den anderen zu befördern. Welche Zivilisation in den Geschichtsbüchern, von denen wir heute noch sprechen, hatte keine Zentralplanung? Ohne Zentralplanung hätten wir nicht die fürchterlichen Kriege des letzten Jahrhunderts gehabt. Nach ihrer Meinung, Herr Huber und auch von Ihnen, Thomas, ist deshalb in friedlicheren Zeiten keine Zentralplanung möglich, die verschwindet einfach Simsalabim. Nun wer glaubt, wird selig, dass der Staat nichts kann. Roosevelt war ein Gläubiger in Sachen Budget-Gleichgewicht, deshalb hat sich die USA auch schwer aus der Krise herausgefunden. Aber die WPA war ein Erfolg.

          • Maiko Laugun sagt:

            @Thomas: „..dass es immer wieder Veränderungen z.B. in der Technologie-Entwicklung gibt, die man nicht im voraus sehen kann.“

            Muss man auch nicht; hat’s schon immer gegeben.

            „Eine hypotethische „perfekte“ Planung würde voraussetzen, dass man alle Änderungen und den Markt verbieten würde -“

            Wie kommen Sie dazu? Zentralplanung steht für die Rahmenbedingungen und nichts anderes.

          • Maiko Laugun sagt:

            @Rolf: Papierliwender und Bürokratie können – (eine latente Gefahr, die es zu beachten und einzudämmen gilt) – müssen aber nicht nur bei Zentralplanung entstehen. Der Kantönligeist im freien Heidiland zeigt das deutlich, mit einem immer grösser werden Beamtenheer. Fusionen von kleinen Gemeinden (zentralplanerische Rahmenbedinungen durch den Bund) sind die Lösung, also die von Huber so gehasste Anhebung auf eine höhere Hierarchie.

          • Linus Huber sagt:

            Sicher doch Rolf, Sie lieben es von den 30iger Jahren zu reden, ohne deren Ursache auch nur ansatzweise zu analysieren. Bevor man etwelche Zwangsmassnahmen in einer Krise als Erfolg betitelt und zugleich die Wirkung von WW2 und des über Jahre angewöhnten spartanischen Lebensstils der Bevölkerung in diesem Kontext ignoriert, sollte man vielleicht die Ursache, welche zur Krise führte, versuchen zu verstehen. Es handelte sich sicherlich um eine von Gottes Hand verschriebene Krise, für welche keine Regierung und Zentralbank in irgend einer Form Verantwortung oder zumindest Mitverantwortung trägt. Der auf Kredit beruhende Boom der 20iger Jahre hatte natürlich nichts mit der damaligen Geldpolitik zu tun, sondern entfaltete sich im luftleeren Raum.

          • Linus Huber sagt:

            „Zentralplanung steht für die Rahmenbedingungen und nichts anderes.“

            Die Rahmenbedingungen erzeugen im Falle einer linearen Zunahme an Regulierung und Zwangsmassnahmen u.a. folgende Wirkungen:

            1. Schwächung der kreativen Kräfte der Gesellschaft.
            2. Zunahme der Gefahr von Vetternwirtschaft und Korruption, indem die durch das System Privilegierten aufgrund ihrer Finanzkraft und des damit einhergehenden Einflusses ihre Vorteile ausbauen.
            3. Zunahme an Papierliwendern, welche in der wuchernden Bürokratie sich zulasten der Allgemeinheit finanzieren lassen.
            4. Zunahme an Machtkonzentration und somit die zunehmende Gefahr gesellschaftlicher Verwerfungen, welche darauf gründen, dass die Privilegierten ihre Position mit allen Mitteln zu verteidigen versuchen.

          • Maiko Laugun sagt:

            „..im Falle einer linearen Zunahme..“

            Eben, im Falle. Und falls nicht? Sehen Sie nur Nach- und nie Vorteile?

            Ich sehe beides: „..müssen aber nicht nur bei Zentralplanung entstehen.“

            Es ist eine Frage des Ausmasses. Wenn Sie nur die Nachteile sehen, dann können Sie Ihre Liste endlos erweitern.

          • Anh Toàn sagt:

            Es ist nicht eine Frage des Ausmasses (Quantität) der Zentralplanung, sondern eine Frage der Gestaltung (Qualität) dieser Zentralplanung. Sie Herr Huber verschwenden keinen Gedanken daran, wie die negativen Aspekte von Zentralplanung minimiert werden können, ohne die positiven zu hemmen. Für Sie ist Zentralplanung gleich Zentralplanung, nur mehr oder weniger, anders oder besser und schlechter kommt bei Ihnen nicht vor.

          • Linus Huber sagt:

            Wie jemand angesichts der immer stärker zunehmenden Flut an neuen Regulierungen auf nationaler und speziell auf internationaler Ebene einen Zweifel an dieser offensichtlich linearen Entwicklung hegen kann, sprengt mein Vorstellungsvermögen? Qualität erfordert nicht zunehmende Quantität, sondern das Gegenteil. Jede Regel, welche nicht auf grundlegenden Prinzipien beruht, übervorteilt zunehmend die gleiche Interessengruppe zulasten der Allgemeinheit, wodurch sich das System korrumpiert.

          • Anh Toàn sagt:

            @Linus Huber „Wie jemand angesichts der immer stärker zunehmenden Flut an neuen Regulierungen auf nationaler und speziell auf internationaler Ebene einen Zweifel an dieser offensichtlich linearen Entwicklung hegen kann, sprengt mein Vorstellungsvermögen?“

            Se machen eine Behauptung, Prämisse (stärker zunehmende Flut) und die Vorstellung, dass jemand Ihre Prämisse bezweifelt, sprengt Ihr Vorstellungsvermögen. Dieses ist eben begrenzt, Sie halten sich an Ihren einfachen Wahrheiten fest. Gehen Sie in die Kirche.

          • Anh Toàn sagt:

            Kennen Sie eine Untersuchung, ob es nicht vielleicht heute detaillierter in Verordnungen festgelegt wird, was vorher auch schon galt, halt auf Grund einer Gerichtspraxis. Nur früher halt etwas weniger eindeutig und mit weniger Rechtssicherheit. „Reguliert“ wird vielleicht gar nicht mehr, eher werden die Regeln konsequenter ausformuliert und deren Anwendung durchgesetzt. Vieles, was auf hunderten von Gesetzesseiten steht, galt schon vorher, meistens zumindest. (Cannabislegalisierung, 9 Staaten der USA stimmen darüber ab) braucht mehr Gesetzesartikel (wer, wie, was, wo, wem) als ein Verbot.)

          • Anh Toàn sagt:

            Die qualitative Steigerung von Zentralplanung verlangt mehr Regeln, institutionalisierte Kontrollmechanismen, deswegen ist nicht weniger Freiheit, sondern weniger Korruption.

          • Linus Huber sagt:

            Kollektivismus scheint oberflächlich betrachtet fast immer offensichtliche Vorteile zu bieten; die Ignoranz des Gesetzes der unvorhergesehenen Konsequenzen ist frappant. Gerade im Bereiche der Drogen, Naturheilprodukte und Medikamente wurde das Anreizsystem durch extrem hohe wettbewerbsbehindernde Hürden verbunden mit paternalistischer Bevormundung des Individuums zugunsten der Grossunternehmen der Pharmaindustrie mit der Begründung von der Sicherheit dienenden „Kontrollmechanismen“ über die Jahrzehnte massiv korrumpiert. Erkannt werden einzig die primären Vorteile jedoch nicht z.B. die gesellschaftlich bedeutungsvolle Abnahme an persönlicher Verantwortung, die durch fehlenden Wettbewerb erzeugten steigenden Kosten, welche die Nachhaltigkeit des Systems bedrohen etc.

        • J. Kuehni sagt:

          @Thomas
          Der sich „selbst regelnde Markt“ existiert nicht.
          Hat’s nie gegeben, wird’s nie geben.

          „Markt“ existiert auschliesslich auf der Basis der Polis, einem Konglomerat von geschriebenen und ungeschriebenen Gesetzen, mit dem zwischenmenschliche Beziehungen (v.a. sexuelle und kommerzielle) „geregelt“ werden: – Im Idealfall per demokratischem Konsens im Rahmen eines Rechtsstaates, am wahrscheinlichsten in einer mehr oder weniger durchlässigen, hereditären Oligarchie, im schlimmsten Fall in einer Mafia-Gesellschaft: „Bacio la mano“.

          • Thomas sagt:

            Einverstanden, der Markt muss geregelt sein, aber so einfach und sauber wie möglich. Freiheit – immer mit Verantwortung verbunden – schätzen und doch klar regeln, wo nötig ist.

        • J. Kuehni sagt:

          Die zentral diktierte Regulierungsdichte sagt wenig über die im Median vorhandene, individuelle Freiheit oder Unfreiheit einer Gesellschaft aus. Etwas mehr sagt sie über das Niveau der technologischen und wirtschaftlichen Entwicklung aus: Je „primitiver“, desto weniger geschriebene Regeln, (dafür umso mehr ungeschriebene), je grösser dagegen die kommerzielle (und sexuelle) Freiheit, desto mehr geschriebene (Ausbildungs-, Definitions-, Beglaubigungs-, Besitztums-, Haftungs- Garantie-, Konsumentenschutz-, Ehe- & Scheidungsrechts-) Regulierung. Die unfreisten Märkte und Gesellschaften kennen bloss eine einzige Regel: diejenige der Kalaschnikov.

        • J. Kuehni sagt:

          Konstituiert die Regulierung (egal ob durch Demokratie oder Mafia erlassen) gleichzeitig eine „Planung“ eines Marktes? Zweifellos, da die Art der Regeln die künftige Entwicklung des Marktes beeinflussen wird, (sogar wenn gar keine Regeln da sind). Erlässt die Polis keine Regeln z.b. zur Einführung einer CO2-Strafsteuer, „verzerrt“ sie den Markt genauso, wie wenn sie es täte, allerdings zugunsten einer anderen (as it happens bereits „eingefleischten“) Interessengruppe.

        • J. Kuehni sagt:

          Die theoretische Erkenntnis, dass sich die Zukunft schlecht planen lässt, tönt gut und schön, ist aber von geringem, praktischen Nutzen (ausser dahingehend, dass man seine Initiativen und Pläne generell elastisch und flexibel gestalten soll). Der komplette Verzicht auf „Planung“ und entsprechende Regelsetzung kommt jedoch einer Selbstkastration gleich (und das machen Sie ja auch im persönlichen Leben eher ungern).

          Der Default eines „ungeplanten“ Marktes ist die zunehmende Verankerung und Vorherrschaft von Monopolen.

          • Linus Huber sagt:

            Alternative:

            „Der Default eines „überregulierten“ Marktes ist die zunehmende Verankerung und Vorherrschaft von Monopolen.“

            Die Stärke wie auch die Schwäche des Menschen liegt darin, dass er sich den Gegebenheit anpasst, adaptiert und daher leicht und unbemerkt konditionieren lässt. Inwiefern unterscheidet sich die Mafia von der korrumpierte politischen Elite in Washington und Brüssels? Wohl in erster Linie darin, dass im zweiten Fall ethisch hochstehende Ziele als Begründung ihrer Machtanmassung deklariert werden und dass sich diese Leute den Mantel der Legalität und Immunität (= Verantwortungslosigkeit) umhängten. Terror erzeugende Kriege wie andere Verletzungen des „non aggression principles“ werden unter fälschlicher Verwendung dieser hohen moralischen Ziele gerechtfertigt.

          • Linus Huber sagt:

            Planung ist kein Instrument, welches linear zu zentralisieren ist, sondern existiert als charakteristisches Attribut in jedem Individuum. Wenn Planung immer stärker zentralisiert wird, erzeugt dies einen nicht leicht erkennbaren und zeitlich verzögerten Nebeneffekt, indem die Fähigkeit zur persönlichen Planung und die individuelle Freiheit graduell und aufgrund des Charakters einer Einbahnstrasse zunehmend reduziert wird. Es handelt sich um den Trieb in der Gemeinschaft Sicherheit zu finden, wobei fälschlicherweise die Regierung anstatt das unmittelbare soziale Umfeld zunehmend als Ursprung von Sicherheit erkannt wird. Dies führt u.a. zur Entfremdung und Anonymisierung des Individuums, ein Umstand, …

          • Linus Huber sagt:

            … welcher negative Konsequenzen auf das gute Funktionieren der Gesellschaft nach sich zieht. Parallel bildet sich ein zunehmendes Heer an Privilegierten, welche sich dazu erkoren fühlen, das Verhalten und Gedankengut der Gesellschaft nach ihren Vorstellungen zu beeinflussen.

          • Anh Toàn sagt:

            @Linus Huber „Wenn Planung immer stärker zentralisiert wird, erzeugt dies einen nicht leicht erkennbaren und zeitlich verzögerten Nebeneffekt, indem die Fähigkeit zur persönlichen Planung und die individuelle Freiheit graduell und aufgrund des Charakters einer Einbahnstrasse zunehmend reduziert wird.“

            Ohne zentrale Planung ist individuelle Planung unmöglich, weil die Pläne der Individuen („charakteristisches Attribut“) leider sich in die Quere kommen werden.

            Sie planen z.B. ein neues Dach auf Ihr Haus zu bauen, ich plane, statt Ihnen, in genau diesem Haus zu wohnen: Entweder geht Ihr Plan oder meiner nicht auf.

          • Linus Huber sagt:

            Es geht nicht um entweder oder, sondern um das Ausmass.

          • Anh Toàn sagt:

            Nein, es geht primär um das wie (Qualität) der Zentralplanung (demokratische Legitimation, Kontrolle, Rechtssicherheit etc.) als um das Ausmass (Quantität).

          • J. Kuehni sagt:

            „Inwiefern unterscheidet sich die Mafia von der korrumpierte politischen Elite in Washington und Brüssels?“ –– z.B. darin: Verlieben Sie sich in der von Washington und Brüssel gezentralplanten, korrupten Gesellschaft in eine verheiratete Frau und schlafen mit ihr, ist dies das freiheitliche Recht von ihnen und der Frau, allenfalls müssen Sie und ihre Geliebte mit moralischer Verurteilung und mit rechtlichen Konsequenzen rechnen, sofern aus dem Beischlaf ein Kind oder eine Scheidung resultiert. In einer Mafiagesellschaft, die ihre Existenz übrigens genauso euphemisiert, nämlich mit hochstehenden Begriffen von „Familie“ und „Ehre“, schneidet man Ihnen ihre Eier ab, weil Sie den „Besitz“ eines anderen Mannes „gestohlen“ haben. Sie können wählen, was ihnen lieber ist, Herr Huber.

        • Thomas sagt:

          Hier möchte ich mich korrigieren und ergänzen: Mit der Aussage „Eine hypotethische „perfekte“ Planung würde voraussetzen, dass man alle Änderungen und den Markt verbieten würde “ meinte ich, dass man bei einer angestrebten perfekten, d.h. alles umfassenden und alles kontrollierenden Planung Änderungen und den Markt ausschliessen müsste (ungefähr ein System wie ehemalige Sovietunion) Dass der Staat in gewissem Masse planen muss, finde auch ich in Ordnung, nur geht man meist zu weit und ungekonnt ins Detail und verliert den Ueberblick und die gewollte Kontrolle. Beispiel: Folgen der anhaltenden Niedrigzinsen heute: Massive Ueberschuldung fast überall, grosse Spekulationsblasen etc.

  • Linus Huber sagt:

    Wirtschaftswissenschaft unterscheidet sich von Wirtschaftspolitik. Die auf Prinzipien beruhenden ökonomischen Theorien werden zwecks Erreichung kurzfristiger Ziele seit Jahrzehnten nach Lust und Laune verletzt, wobei die dadurch erzeugten negativen Resultate ad absurdum mit immer noch höheren Dosen an staatlichen Zwangsmassnahmen korrigiert werden müssen – Ponzi und John Law waren im Verhältnis zur heutigen Situation dilettantische Amateure.

    • J. Kuehni sagt:

      Nun könnte man einwenden, dass neben den Pflastersteinen der „guten Absicht“ vor allem solche mit „hehren Prinzipien“ den Weg zur Hölle pflastern. In beiden Fällen ist nicht deren „Inhalt“ das Problem, sondern der Grad an verkrustetem Dogmatismus, mit dem an der jeweiligen Absicht (oder dem Prinzip) festgehalten wird, no matter the facts.

      • J. Kuehni sagt:

        Es gibt kein singuläres Ereignis, auf das alle Übel der Welt zurückzuführen sind. Es gibt auch keine goldenen, allseits applikablen Prinzipien, deren Einhaltung immer und überall zum „Guten“ führen („Gut“ für wen?). Es gibt keine einzelnen „Ismen“, mit denen das Paradies auf Erden herbeigeführt werden kann, und demzufolge können all diese Prinzipien und Ismen auch nicht „seit Jahrzehnten nach Lust und Laune verletzt“ werden.

        Es gibt bloss die persistente Widersprüchlichkeit zwischen diversen Anspruchsgruppen, deren selbstdeklariertes „Anrecht“ den anderen Gruppen als angemasste „Pfründe“ gilt und vice versa.

      • J. Kuehni sagt:

        Das „Business“ der Zivilisation ist die Diffusion von Interessenkonflikten unter Verzicht auf Gewalt, mit dem Mittel des Kompromisses. Das gelingt nie perfekt und es gelingt an manchen Orten besser als anderswo, vor allem aber ist die Tatsache, dass es einmal geklappt oder versagt hat, keine Garantie dafür, dass es auch in Zukunft am gleichen Ort immer funktionieren muss und anderswo nie kann.

        Damit können viele nicht leben und halten sich deshalb verzweifelt an ihren „Ismen“ und „Prinzipien“ fest, bis sie von denen in den Abgrund der Barbarei gezogen werden.

        • Linus Huber sagt:

          „unter Verzicht auf Gewalt“

          Na ja, die Idee der Gewaltlosigkeit deckt sich leider vor allem in Scheindemokratien mit verordneter Obrigkeitsgläubigkeit (für dessen Mangel wurde bereits eine Krankheit gefunden); erstens sind die Eliten einzig für Gewaltlosigkeit, wenn es darum geht, ihre eigene Position zu verteidigen, jedoch sind schnell bereit sich mit Gewaltandrohungen durchzusetzen wenn ihre Position gefährdet ist und zweitens sieht man sehr wohl gut, wie sich diese machthungrigen Individuen auf globaler Ebene aufführen, wo Gewalt und respektlose Einmischung in die inneren Angelegenheiten anderer Staaten an der Tagesordnung sind. Ihre Analyse ist grundsätzlich nicht falsch, nur leiden Sie an einem Überschuss an Obrigkeitsgläubigkeit.

          • Anh Toàn sagt:

            @Linus Huber „erstens sind die Eliten einzig für Gewaltlosigkeit, wenn es darum geht, ihre eigene Position zu verteidigen, jedoch sind schnell bereit sich mit Gewaltandrohungen durchzusetzen wenn ihre Position gefährdet ist“

            Also ist die Position der Eliten ungefährdet, verteidigen sie diese gewaltlos? Wenn Dich niemand haut, halte die andere Wange hin, sozusagen?

          • Maiko Laugun sagt:

            „Obrigkeitsgläubigkeit“
            Der Glaube an einen Freiheitsbaum ist das gleiche. Gläubige glauben an eine höhere Macht, egal wie diese sich nennt.

          • Fred Mazinaux sagt:

            @ Maiko
            „Gläubige glauben an eine höhere Macht, egal wie diese sich nennt.“
            Aber dummer weise hilft ihnen diese höhere Macht einen Pfifferling, denn diese sind ja besessen für sich Vorteile zu sichern.

          • Linus Huber sagt:

            Es geht nicht darum, an einen Freiheitsbaum zu „glauben“. Freiheit ist nicht ein Glaube, sondern eine Idee, nicht eine Elite, sondern eine Idee, nicht Menschen mit eigenen Interessen, sondern eine Idee. Die Idee beinhaltet das grundlegende Bedürfnis jedes Menschen, unabhängig, selbstständig, frei zu entscheiden und sein Leben nach seinen Vorstellungen zu gestalten. Zentralplanerische Anstrengungen beinhalten immer auch eine gewisse herablassende Form, das Individuum zu manipulieren, zu regulieren, zu belehren und impliziert dadurch einen vermeintlich höher stehenden moralischen und ethischen Standard der Machtelite; welcher Naivität muss man verfallen sein, solch ein Narrativ zu akzeptieren.

          • Maiko Laugun sagt:

            @Linus: „..welcher Naivität muss man verfallen sein, solch ein Narrativ zu akzeptieren.“

            Ja, wie naiv muss sein, ein zentralplanerisches Gesetz für gut zu befinden, in welchem steht, dass man einen anderen nicht umbringen darf, denn es geschieht ja trotzdem täglich.

            Schaffen wir also die zentralplanerischen Gesetze ab und lassen den freiheitlichen Mord und Totschlag zu. Dann kommt alles gut.

          • Linus Huber sagt:

            Zwischen den allgemein akzeptierten gesellschaftlichen Normen wie z.B. das „non aggression principle“ und Zentralplanung liegen Welten. Es geht um das sich dauernd erweiternde Ausmass an zentralplanerischen Bemühungen und nicht um die extremistische Position der Negierung solcher anerkannten grundlegenden Regeln.

      • Maiko Laugun sagt:

        @J. Kuehni: Danke, gute Erklärungen. Stephen Hawkin forderte in seiner Disziplin (Physik) schon lange eine übergeordnete und vereinte Theorie, um einen Schritt weiter zu kommen.
        Vielleicht kann erst eine allen Disziplinen übergeordnete bzw. beinhaltende Theorie die Schuldzuweisung an singuläre Ereignisse eindämmen, auch wenn sich dies etwas utopisch anhören mag …. ??

      • Linus Huber sagt:

        @ Kuehni

        Unsere Überlegungen in dieser Beziehung dürften nicht weit voneinander liegen; jedes System scheint sich über Zeit korrumpieren. Die Frage liegt darin, wie weit diejenigen, welche vom System zunehmend privilegiert wurden, gehen werden um Ihre Position zu verteidigen. In dieser Verteidigung liegt die wirkliche Gefahr von verheerenden gesellschaftlichen Verwerfungen (Kriege, Revolutionen). Hillary bietet hier und heute guten Anschauungsunterricht, wie sehr sich die privilegierte Klasse selbst angesichts von Umständen, welche man bei vertiefter Betrachtung als Landesverrat bezeichnen mag, verhält.

      • Linus Huber sagt:

        „der Grad an verkrustetem Dogmatismus“

        Vielleicht geht es um den Grad der Verkrustung des gesellschaftlichen Systems und der damit einhergehenden korrumpierenden Erosion, welche die wirkliche Problematik darstellt. Prinzipien sind oft zwar unangenehm, jedoch führen nicht zu Verkrustung, sondern zu immer wiederholenden Auseinandersetzungen, welche damit die zeitliche Verschiebung von Lösungen, indem man Probleme auf eine höhere hierarchische Ebene hebt, verhindert.

        • Maiko Laugun sagt:

          Die Verschiebung auf eine hierarchisch tiefere Ebene ist ebenfalls ein Prinzip.

          • Linus Huber sagt:

            Die zeitliche Verschiebung um Probleme anzugehen und damit grundlegenden Prinzipien temporär aus dem Wege zu gehen heisst „Prokrastination“.

          • Josef Marti sagt:

            @LH. Und ich dachte, das sei die Bezeichnung für Prostatavergrösserung bei den Ü50 und der damit entsprechenden reduzierten Arbeitsmarktfähigkeit.

          • Linus Huber sagt:

            🙂 Na ja, die Prostatavergrösserung führt leider aufgrund des Druckverlustes auch zu einer Art erzwungener Prokrastination, indem die „Lösung“ immer langsamer abläuft.

  • Bernhard Piller sagt:

    Interessant ist, dass gemäss Jason Furman Griechenland ja alles perfekt machen müsste ?? Da investiert der Staat massiv in Bildung ( fast alle Jungen haben ein höhere Schulausbildung als in der CH ) und er gibt viel mehr aus als er einnimmt.
    Der einzige Unterschied zu USA ist, dass Griechenland keine eigene Währung hat. Offenbar funktionieren Furman’s Rezepte nur für Staaten, die die Kontrolle über die Währung nicht abgeben mussten. Was natürlich die Frage über den Sinn eine EU-Mitgliedschaft aufwirft.

    • Marcel Senn sagt:

      Piller: Das Haupthandycap Griechenlands ist wohl der Volkssport Steuerbetrug den man sich (verständlicherweise) während der jahrhundertelangen Okkupation durch die verhassten Türken angewöhnt hat und nun diese Unsitte nicht mehr los wird. Sind immerhin nach Schätzungen um die 20 Mrd € pro Jahr – ohne dieses Manko und noch die Unsitte der Korruption würde Griechenland vermutlich gar nicht so schlecht dastehen.

      • Arthur King sagt:

        Sie vergessen: die 20 MRD sind aber immer noch in den Markt und gehören Private, die damit die Wirtschaft ankurbeln könnten, wenn der Staat sie liesse. Wieso den Umweg über den Staat machen? Es braucht einfach weniger, weniger, weniger Staat, der die einen schützt, und die anderen frustriert. Das darf man von den Demosozis nicht sagen, oder? Bedenken Sie, welche produktive Kraft und Kreativität alle diesen Staatsangestellten an den Tag legen würden, wenn sie mal einen etwas weniger geschützten Job bekommen würden. Oder gar, wenn die mal wirklich für sich selber sorgen sollten. Staatsausgaben runter, meine Ausgaben nach oben !!!

        • Josef Marti sagt:

          Nein, deliktische Gelder gehören eben nicht Privaten. Wenn jemand Steuern hinterzieht und somit demokratisch legitimierte Gesetze verletzt aber trotzdem seine Kinder an staatliche Schulen schickt dann ist er sofort auszuschaffen. Sozialschmarotzer von Rechts werden genau so wenig geduldet wie von Links.

  • Marcel Senn sagt:

    Die USA macht ja praktisch nichts anderes als Deficit spending – der letzte bescheidene Ueberschuss war 2001 und seither nur noch rot rot rot!
    Auch 8 Jahre nach der Finanzkrise haben die immer noch mit 590 Mrd Defizit 2016 ihren ganzen nominalen GDP Zuwachs im Prinzip nur mit Schulden finanziert.
    Aber zur Zeit scheint das in den USA niemanden wirklich zu interessieren…

    • Maiko Laugun sagt:

      Deshalb These Nr. 6: Bei 180°-Wendungen geht es wie immer nur darum, die Verantwortung abzuschieben.

    • Reto Stadelman sagt:

      „Eine grosszügige fiskalpolitische Stimulierung ist wünschenswert, besonders wenn es sich um gezielte Investitionen handelt.“
      Nur handelt es sich bei den USA wohl nicht um solche. Die grössten Ausgabepunkte der USA für 2014 lauten (in aufsteigender Reihenfolge):
      -Health
      -Medicare
      -Income Security
      -National Defense
      -Overseas Contingency Operations*
      -Social Security
      Darin sind meiner Meinung nach keine gezielten Investitionen enthalten. Vor allem keine Infrastrukturprojekte. Das sind einfach die laufenden Kosten, aber keine Ausgabe die der Wirtschaft irgendwelche Impulse geben könnte.

      • Marcel Senn sagt:

        Stadelmann: Die Interest Payments haben Sie noch vergessen – immer noch über 7% der Ausgaben trotz Tiefstzinsen – seit 1980 haben die USA über 10 Billionen Zinsen bezahlt oder über 50% der aktuellen Staatsschulden von rund 19.5 Bio $…

      • Maiko Laugun sagt:

        @Stadelmann: Mit Ausnahme von „Health“ und „Medicare“ (für Kriegsveteranen gibt es nicht viel mehr als Food Stamps) dienen die anderen Punkte dem privaten Profit der Vertreter von (z.B.) der Rüstungs- u. Oelindustrie. Inwiefern sich politische Propaganda in Zahlen ausdrücken lässt, entzieht sich meiner Kenntnis.

  • Marcel Senn sagt:

    Dazu das fast schon slapstickartige Interview von gestern mit Prof Eichenberger zum Budgetüberschuss der Eidgenossenschaft und was tun mit diesem – so nach dem Motto der Bund müsse jetzt eher die Steuern senken, damit der Bürger sich „sinnvollen“ Konsumschrott reinziehen könne, der Staat gebe sein Geld eh nur für unnötigen Unsinn (vermutlich meint er damit Bildung und Uniprof-Gehälter etc) aus.
    http://www.srf.ch/play/tv/10vor10/video/fokus-studiogespraech-mit-reiner-eichenberger?id=778e7829-2a94-4f15-a7d7-e56545c6b328

    Höhepunkt dieses Interviews war dann, dass die Schweiz sich an „Vorbildern“ wie Skandinavien orientieren soll — Finnland mit einer Staatsquote von 58%, Dänemark 56%, Schweden 50% nur Norwegen liegt etwas tiefer, aber immer noch weit höher als die CH mit rund 33%!

    • Josef Marti sagt:

      Dumm nur dass gemäss SVP/FDP Steuersenkungen noch mehr Steuereinnahmen generieren, also muss man deshalb zusätzlich alle anderen Ausgaben ausser für Armee/Bauern streichen, ganz nach Keynes. So kriegen wir die von Eichenberger ersehnte offshore Oase von ausländischen steuerbefreiten Headquarters auf einer schönen gepflegten Güllenwiese.

      • Marcel Senn sagt:

        Marti: Der Interviewer hat ihn dann extra noch drauf angesprochen auf die Lieblingsausgabeposten der SVP wie Armee und Landwirtschaft — da hat Eichenberger nur gemeint, das könne man noch alles viel effizienter und kostengünstiger machen — allerdings wie das vor sich gehen soll, hat uns der Plauderi Eichenberger dann doch nicht im Detail verraten wollen!

        • Marcel Senn sagt:

          Dann hat der Plauderi Eichenberger noch behauptet wir hätten in der CH die höchsten Staatsausgaben pro Kopf in absoluten Zahlen. Zumindest bei den General Governement Spending ist das eine Falschbehauptung — aber was soll man denn von einem der SVP nahe stehenden Oekonomieprofessor anderes erwarten als Falschbehauptungen und unverschämte Realitätsklitterungen!
          https://data.oecd.org/gga/general-government-spending.htm
          Für capita Ausgaben %GDP auf Capita wechseln.

          Dem sein Prof. Gehalt ist wirklich eine Steuergeldverschwendung, die man einsparen könnte!

          • Josef Marti sagt:

            Vielleicht eine bahnbrechende neue Kennziffer mit hohem wissenschaftlichem Gehalt. Staatsausgaben pro Kopf in absoluten Zahlen – ich tippe mal, am wettbewerbsfähigsten steht in dieser Hinsicht Somalia da. Die CH muss deshalb ihre Wirtschaftspolitik wohl von Grund auf reformieren, will sie in der Wettbewerbsfähigkeit nicht weiter zurückfallen.

          • Rolf Zach sagt:

            Aber meine Herren, Ihr habt aber auch gar kein Respekt, ich habe mit dem Herrn Professor einmal diskutiert. So weit ich mich erinnern kann, ging es um das Thema Gesamtverschuldung und Staatsverschuldung. Denn in meiner Wohngemeinde haben wir inklusive jeden Säugling mit Schnuller, eine Hypothekar-Verschuldung von über 0.5 Mio. CHF. Die Schweiz hat ja eine von 125 % des BSP mit einem Eigentümer-Anteil von 45 %, die €-Zone eine solche von 59 % zu 67 %. Es wird nur gebannt, wie in religiöser Trance, auf Staatsquote und Staatsverschuldung geschaut. Die Staatsquote in der Schweiz beinhaltet vieles nicht, was in Frankreich selbstverständlich ist, wie z.B. die Krankenkasse. Generell wird nicht beachtet, wie viel die Zinszahlungen aller Schulden beim BSP ausmachen. Sehr einseitige Betrachtung.

          • Marcel Senn sagt:

            Zach: Dass man nicht alles 1:1 vergleichen kann ist mir schon klar – so machen in der CH gemäss OECD Link die Gesundheitskosten nur etwas über 2% des BIP aus in Frankreich aber gut 8% (die pro Kopf Zahlen hat es da leider nicht), dafür sind in der CH z.B. Unis fast gratis, während viele Unis in anderen Ländern ein Vermögen kosten.
            Dass bei uns fast alles etwas teurer ist auch beim Staat, ist ja logisch, wir ja haben ja auch ein viel höheres Lohnniveau als die meisten Länder, aber die Verwaltung ist trotz allem ziemlich effizient in der CH.
            Unser wichtigster Rohstoff sind ja gut ausgebildete und fleissige Leute um eine Swiss Quality mit hoher Wertschöpfung zu generieren, darum sind zum Bsp Bildungsausgaben nicht einfach Kosten sondern Investitionen in die Zukunft.

  • Maiko Laugun sagt:

    Hab nur eine These, dass das NMTM-System klemmt.

    • Maiko Laugun sagt:

      Na bitte, geht doch 🙂

      Deshalb hier: @Josef Marti (Kommentar weiter unten): „..does not mean business can get access to credit..“

      Das betrifft genau KMU/Start-Ups, welche solche bräuchten. Grosskonzerne dürfen steuer-optimiert im Cash schwimmen und brauchen keine Kredite.

  • Anh Toàn sagt:

    Das Geld der Notenbanken komme nicht in der Realwirtschaft an, lese ich zum zillionsten Mal. Ich sage, das liege an den schrumpfenden Bankbilanzen, das ist der zu enge Flaschenhals, in welchem das Notenbankgeld sich staut.

    Es gibt einen zweiten Weg, Geld in die Realwirtschaft zu bekommen, nicht über die Banken, und das sind Staatsdefizite. Nur die AufRechten schreien da, Gott bewahr‘, wir müssen die AHV kürzen, auf dass unsere Nati im Ausland investiere, weil wir wollen nichts für uns, ausser den CHF als leuchtendes Symbol unserer Härte, Verteidigungsbereitschaft, unser oberster Wert ist Beständigkeit, wir Schweizer trotzen dem Wandel der Zeiten. Am CHF gesundet unsere Seele, da verzichten wir gerne auf die AHV und zahlen mehr MWST.

    • Anh Toàn sagt:

      Mag sein, es stört mich, weil ich betroffen will, dass der Nationalrat die Kinderrente für die AHV abschaffen will: Wenn ich nicht für meine Kinder aufkommen kann, weil ich tot bin, bekommen die Waisenrente, kann ich nicht für die aufkommen, weil ich alt bin, gibt’s nichts, also werde ich wohl auch sterben gehen müssen.

      • Rolf Zach sagt:

        Vollkommen mit Ihnen einverstanden, ich nenne dies den „Schatzkästli-Währungseffekt“. Wir haben ein Leistungsbilanzdefizit und die Ausländer kaufen Schweizerfranken, die sich ständig aufwerteen und dies schneller als Gold. Dadurch können wir unsere Waren und Dienstleistungen wohl noch im Ausland absetzen, aber mit eingeengten Gewinnmargen und Lohn-Reduktionen. Folgerichtig nimmt die AHV und der Staat weniger ein, also müssen wir die Renten kürzen und die staatlichen Investitionen verringern. Wir lassen lieber unsere Kinder schlechter ausbilden und unsere Alten vorzeitig sterben lassen, als den Spekulanten die Freude an der „Schatzkästli-Währung“ zu vergällen. Unsere Nationalbank ist die grösste Entwicklungshilfe-Agentur weltweit.

    • Josef Marti sagt:

      Mit den schrumpfenden Bankbilanzen hat das nichts zu tun. In der Bilanzrezession resp. deleveraging können Bankbilanzen schrumpfen, jedoch in erster Linie nicht weil Kredite zurückgezahlt und nicht erneuert werden sondern weil Depositäre und Bondholder ihre Einlagen abziehen. Das betraf va. die Südeuropäer weil ohne Einlagensicherung auf Bundesebene das Geld im Krisenfall flüchtet. Deshalb verlangen Banker für diesen Fall immer und bei jeder Gelegenheit Gratis Emergency money von der ZB resp. Papa Staat, um ihren Hebel sprich Staatsmonopolrente abzusichern.

      • Anh Toàn sagt:

        „…weil Depositäre und Bondholder ihre Einlagen abziehen“ müssen Banken gewährte Kredite zurückfordern, bzw enthalten gewährte Kredite Amortisationsvereinbarungen, die entsprechenden oder die freiwilligen Amortisationen werden nicht reinvestiert.

        Sie können nicht nur die Passivseite der Bankbilanzen ansehen (Einlagen und Obligationen eigentlich auch das EK), wird die reduziert, muss auch die Aktivseite (gewährte Kredite) schrumpfen.

        • Josef Marti sagt:

          Das ist schon richtig, nur ist das kein Hindernis für Kreditvergabe solange munter Staatspapiere bei der ZB entsorgt werden können und Draghi den Flaschenhals reinigt, der Hebel wird weiterhin garantiert, und trotzdem keine Wirkung.

        • Josef Marti sagt:

          Ich glaube folgender Satz von Stiglitz fasst es gut zusammen:
          Because the central banks‘ control mechanisms are typically very indirect, the economy is often over-or underheated………Part of the reason for this failure is that while central banks can regulate the supply of credit reasonably well, they can’t or more accurately don’t regulate the use to which the credit is put.

        • Anh Toàn sagt:

          @Josef Marti Die Banken haben doch in ihren Assets zur Zeit vorzugsweise risikolose Forderungen, bei der Nati (Sichteinlagen) und bei der EZB sieht es wohl auch so aus. Wer steht in der Bilanz der EZB auf der Passivseite der Bilanz, wenn nicht die Bank, welche ihr die Aktiven verkauft hat. Dass die Banken dies trotz Negativzinsen welche sie darauf bei der Notenbank bezahlen, und es nicht in Spanischen oder griechischen Bonds investieren (diese bei der EZB „entsorgen“), an KMU’s ausleihen, nichts besseres finden als der Nati Negativzinsen abzudrücken, liegt am regulatorischen Umfeld (Eigenkapitalvorschriften), eine andere Erklärung habe ich nicht

          • Anh Toàn sagt:

            In der Schweiz wurde mit Erhöhung der Eigenkapitalunterlegung die Willigkeit der Banken zur Hypothekenvergabe erfolgreich gebremst. (Die Banken mussten die Margen ausdehnen, was Hypotheken künstlich verteuerte und die Nachfrage bremste: Markt funktioniert manchmal)

            Wenn generell mehr Eigenkapital verlangt wird, und zwar risikogewichtet, verteuert dies die riskanten Kredite und bremst damit die Nachfrage danach. Investitionen in Unternehmen sind riskant, die wollen etwas unternehmen, das kann gut rauskommen oder weniger gut oder schlecht.

          • Josef Marti sagt:

            Jaja das nennt man Täubelen: Wenn ich nicht einen Profit von 100 bekomme sondern nur 50 in Aussicht gestellt wird, dann nehme ich zum Trotz halt einen Profit von nur 20. Dann bleibt es auch völlig unerklärlich wie früher vor Jahrzehnten mit deutlich tieferen Hebeln Wirtschaft und Geldversorgung funktionieren konnte. Ihre Erklärung bleibt immer gleich: Ohne staatliche Garantie für ansteigende Hebel/Bankbilanzen, Boni und garantierte EK Rendite inkl. Sicherheitsnetz fürs Zocken wird kein Schmiermittel zur Verfügung gestellt.

          • Anh Toan sagt:

            Sie glauben im Ernst, die Banken nehmen aus Trotz nur 20 wenn die 50 haben könnten?

          • Josef Marti sagt:

            Gemäss Ihnen zahlen die ja lieber Negativzinsen statt Kredite an KMU zu riskieren.

          • Anh Toàn sagt:

            Meine Erklärung sind Vorschriften, risikogewichtetes Eigenkapital, Ihre Erklärung ist Trotz.

          • Josef Marti sagt:

            Ihre Erklärung ist, keine Kreditvergabe wenn ich meine Monopolrente nicht ständig exponentiell steigern kann und dies vom Steuerzahler nicht garantiert wird.

          • Anh Toàn sagt:

            „Monopolrente“

            Machen Sie doch eine Bank auf oder kaufen Aktien der Bank, welche am meisten von diesem Monopol rentiert.

          • Josef Marti sagt:

            Wozu? Dazu braucht es eine Banklizenz welche u.a. auch eine fachlich nachgewiesene Eignung voraussetzt, also keine Sache für krethi und plethi, die auch nicht alle Bonusbanker werden können und wollen. Stellen Sie sich vor, es gelänge allen, Monopolisten zu werden, dann könnte ja gar niemand mehr ausgebeutet werden. Deshalb müssen Monopole so sie denn mal bestehen bis aufs Blut verteidigt werden, auch gegen potentielle Neukonkurrenten. Diese Aufgabe ist den gekauften Politikern vorbehalten. Ansonsten haben Sie schon recht, ein Sozialhilfeempfänger kann ja schliesslich auch Bankaktien kaufen, vielleicht kriegt er sogar noch einen Konsumkredit zu 12% dafür, auf dem freien Markt und Wettbewerb hat jeder gleich lange Spiesse wie ein Katar Staatsfonds.

          • Anh Toàn sagt:

            Ich weise darauf hin, dass zur Zeit niemand Bankaktien haben will, weder Penner noch Könige.

          • Anh Toàn sagt:

            Das regulatorische Umfeld macht es unattraktiv, eine Bank zu besitzen. Man verdient mehr Geld mit anderem. Ausser den Eigenkapitalvorschriften ist dabei bestimmt der Arbeitsaufwand zur Erfüllung all der neuen Vorschriften massgebend. Sie sagen einfach „Banklizenz“, und „fachlich Nachweis“, das kann man kaufen, das sind eben diese „Bonusbanker“, denen geht es aber auch nicht mehr so gut wie vor 2008.

          • Josef Marti sagt:

            Es muss auch gesagt werden, dass skandinavische Banken nach dem Debakel der 90er Jahre und trotz darauffolgenden schlimmen Regulierungen inzwischen robuste Dividendenrenditen von bis 6% abdrücken. Die Skandinavier haben uns sowieso einiges voraus, aber dafür haben sie – was schwerer wiegt – keine Reben.

          • Anh Toàn sagt:

            Dann kaufen Sie skandinavische Banken. Mir sagt eine Dividendenrendite von 6 Prozent, dass der Markt die Dividenden nicht als nachhaltig beurteilt, deren Kürzung oder gar Ausfall (und Kapitalerhöhungen) erwartet. Wer meint, er sei der einzige, welche die Dividende der Vergangenheit in Relation zum aktuellen Kurs setzen kann, der Rest der Marktteilnehmer sei zu doof, dies zu erkennen, würde besser würfeln zum Entscheid, wo investieren.

          • Josef Marti sagt:

            Wenn Sie schon über Überregulierung jammern sollten Sie sich konsequenter Weise mit Linus Huber zusammentun und die Abschaffung von Finma, SNB und Einlagensicherung befürworten, ich wäre sogar auch noch dabei. Keine Negativzinsen mehr, die Aktiven der SNB werden auf alle Banken und das buchmässige EK auf die Bürger verteilt, folglich Problem von Überregulierung, EK Vorschriften etc und bürokratischer Aufwand gelöst.

          • Anh Toan sagt:

            Ich beklage nichts, einzig kritisiere ich, dass die Darstellung von staatlich garantierten Gewinnen (behaupten Sie znd Huber) anscheinend nicht (mehr) sich in Ergebnissen der Banken zeigt, und in den Borsenkursen. Sie sind sich einig mit dem Huber mit Ihrer Elitenkritik. Nur auf Lösungen können Sie sich mit ihm nie einigen.

  • Jean Ackermann sagt:

    Da gibt Jemand vor die Wirtschaftspolitik neu zu erfinden, und versucht dabei zu verwischen wer die Hauptschuldigen am moderaten globalen Wirtschaftsgang und am gigantischen Schuldenberg sind! Es ist Superman Keynes mit seinen Klonen (Notenbänker), die seit etwa 15 Jahren versuchen gezielt die Wirtschaft zu lenken. Und jetzt versucht dieser Jemand, mit einem neuen Keynes, die Auswirkungen der keynesianischen Politik zu kurieren. Mit was für einem Keynes wird er in der Folge die Auswirkungen des zweiten Keynes zu bewältigen versuchen. Die Hauptsache ist, dass Keynes ja das Heft nicht aus der Hand gibt!

    • Rolf Zach sagt:

      Wissen Sie, wenn Großbritannien und die USA keine Politik im Zweiten Weltkrieg à la Keynes unternommen hätten, wäre für diese beiden Nationen der Sieg nicht so schnell gekommen, der Krieg wäre länger und blutiger gewesen. Natürlich hätte man nach 2007 eine Politik gemäß dem berüchtigten US-Finanzminister Mellon von 1929 mit seinem damals entlarvenden Satz betreffend Liquidation befolgen können, aber Sie und ich würden wahrscheinlich heute am Hungertuch nagen.

      • Jean Ackermann sagt:

        Im zweiten Weltkrieg war überall, in Amerika, England, Frankreich, Schweiz, Deutschland , Japan… Kriegs- und Planwirtschaft und nicht in dem Sinn Keynesianissmus. Wenn diese Staaten nach dem zweiten Weltkkrieg eine Politik der Geldmengenausweitung um ca 3 bis 4% (entsprechend dem Wirtschaftswachstum) nach Friedman gelebt hätteen, würde die Welt heute viel vernünftiger aussehen. Aber das wäre nicht im Sinne des Machtwillens der Politik.

        • Rolf Zach sagt:

          Sehr wohl haben die Wirtschaftstheorien von Keynes in der Kriegsplanung von Großbritannien und den USA eine Rolle gespielt, er hat ja auch diesbezüglich einen berühmten Artikel darüber in der Times veröffentlicht. Galbraith hat mit eine Gruppe von später berühmten jüngeren Ökonomen die Kriegswirtschaft der Deutschen untersucht (US Bombing Survey) und seine Gruppe war nicht gerade beeindruckt wie die Nazis ihre Kriegswirtschaft organisierten, trotz Speer, den man zu Unrecht als Genie bezeichnete, dabei war er nur ein gewissenloser Höfling. Nachzulesen bei Tooze „Ökonomie der Zerstörung“. War übrigens Friedman so ein Erfolg in den 70er und 80er Jahren des letzten Jahrhunderts? Den damaligen Guru von Goldman Sachs ging vergessen.

  • Josef Marti sagt:

    Die neoliberalen Schwachköpfe haben eben ihre eigene Geldpolitik ohne es zu merken in den Sand gesetzt weil sie diese selbst nie verstanden haben. Bezüglich EZB schreibt Stiglitz:
    The ECB, with its belief in markets and its misunderstandings of monetary policy, has devoted little attention to the flow of credit. A near-zero interest rate does not mean businesses can get access to credit at such a rate – or at any rate. In spite of the single market, there is not a single lending rate.

  • Roland K. Moser sagt:

    Und das Defizit soll dann immer grösser werden, bis die Steuereinnahmen nur noch ausreichen, um die Zinsen zu zahlen.
    Das auch noch:
    In der Schweiz muss die Wirtschaft schrumpfen, zusammen mit der Bevölkerung. In der Schweiz leben 9 Millionen anstatt nur 5 Millionen. Das Wirtschaftswachstum hätte es also gar nicht geben dürfen.
    Noch kein einziger der Wachstums- und Schuldenprediger hat eine globale Sicht seiner Thesen geliefert!!!
    Ich als Anti-Wachstums- und Anti-Schuldenprediger tue es hier und jetzt bezogen auf das Wachstum: Das Misserfolgsmodell Schweiz auf den Planeten angewandt, bedeutet nichts anderes, als dass 40 % der Lebensmittel von ausserhalb des Planeten importiert werden müssen. (Die Schweiz kann max. 5 Mio Menschen ernähren, bei bio-Landwirtschaft nur 4 Mio.)

    • Josef Marti sagt:

      Gemeint ist natürlich dass mit dem gepredigten Wachstumsschneeballsystem langfristig auch die Steuereinnahmen wachsen. Die Defizitprediger argumentieren im Ergebnis genau gleich wie die neoliberalen Schwachköpfe, bei denen führen Steuersenkungen für Firmen auf Null zu mehr Steuereinnahmen.

    • Anh Toàn sagt:

      @Roland K. Moser

      Machen Sie einen Anfang und gehen Sie sterben, dann ist immerhin einer weniger.

      Warum kann Vietnam eigentlich einer der grössten Lebensmittelexporteure der Welt sein? Vietnam ist im Schnitt so dicht bevölkert wie die Schweiz und hat auch Gegenden, wo keine Lebensmittelproduktion möglich ist.

      Würden wir so dicht siedeln wie Sai Gon, hätten 10 Mio alleine im Kanton Zürich platz, alle anderen Gebiete liessen sich zur Lebensmittelproduktion verwenden.

      • Maiko Laugun sagt:

        @Ahn: Der bekanntlich rechts von der SVP stehende Rolli fordert online wiederholt die Repatriierung aller Ausländer. Er wird Ihren Kommentar nicht verstehen, dazu ist seine Angst zu gross 🙂

        • Marcel Senn sagt:

          Maiko: und wir müssten dann wohl auch wieder zurück nach Heidiland, wenn es nach dem rechten Rolli ginge oder was??

          • Maiko Laugun sagt:

            Ni Hao Marcel: Nein, der sieht uns beide auch als Ausländer bzw. Landesverräter. Dem digitalen Zeitalter sei Dank, können wir auch aus der Ferne das Gedankengut von solch verängstigten Möchtegern-Eidgenossen entlarven 🙂

    • Franz Gödl sagt:

      Die Schweiz kann nicht einmal 2 Mio Menschen ernähren, denn der Selbstversorgungsgrad sinkt auf etwa 25%, wenn wir das importierte Tierfutter für Mast und Milch rechnen. Rechnen wir das importierte Oel ab, dann hat die Schweiz einen Selbstversorgungsgrad von Null.

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