Bewegung in der Schuldenkrise Griechenlands

Griechische Euromünzen.

70 Prozent der auslaufenden Schulden Griechenlands bei französischen Banken sollen entschärft werden: Griechische Euromünzen.

Endlich: Zum ersten Mal seit Ausbruch der griechischen Schuldenkrise vor gut einem Jahr scheint die EU einen Schritt vorwärts zu machen. Der Plan ist noch nicht fertig ausgearbeitet, und auch wenn er gelingt, bleibt noch viel zu tun. Dennoch ist der gestrige Tag denkwürdig.

Worum geht’s? In Rom trafen sich eine Reihe von Grossbanken, die griechische Staatsanleihen in ihren Büchern haben und an einer geordneten Lösung der griechischen Schuldenkrise interessiert sind. Die französischen Banken, die besonders exponiert sind, haben sich bereit erklärt, einen Grossteil ihrer griechischen Staatsanleihen, die 2011 bis 2014 auslaufen, zu verlängern. Dafür sind zwei Teile vorgesehen.

  1. 50 Prozent dieser auslaufenden Anleihen würden in neue Anleihen umgewandelt, die eine Laufzeit von 30 Jahren und einen Zins von ungefähr 5 Prozent haben. Diese Anleihen dürfen die Banken in eine spezielle Anlagegesellschaft verlegen, um ihre Bilanz zu entlasten.
  2. 20 Prozent würden in Anleihen umgewandelt, die keinen Zins abwerfen, aber mit einem AAA versehen sind, das vom European Financial Stability Facility (EFSF) garantiert werden soll. Die EFSF ist der von den Eurozone-Ländern geschaffene Rettungsschirm, der erst kürzlich aufgestockt worden ist.

Insgesamt werden also 70 Prozent der bald auslaufenden griechischen Schulden, die von französischen Banken gehalten werden, entschärft. Entscheidend sind aber die 20 Prozent, die von der EFSF garantiert werden soll. Es bedeutet nämlich nichts anderes, als die Verwandlung von griechischen Schulden in Eurobonds – was nach Ansicht der meisten Ökonomen eine unabdingbare Voraussetzung für eine funktionierende Währungsunion ist. Die deutschen Banken haben bereits Interesse an diesem Modell gezeigt. (Es ist nichts anderes als eine angepasste Variante der Brady-Bonds, die Ende der 1980er Jahre mithalfen, die lateinamerikanische Schuldenkrise zu beenden.)

Um die europäische Schuldenkrise ganz zu entschärfen, müsste man vermutlich auch einen Teil der spanischen und italienischen Schulden in die EFSF überführen. Denn die Marktzinsen für spanische und italienische Anleihen sind seit einem Jahr kontinuierlich am Steigen. Wenn man zu lange wartet, könnten diese Zinsen plötzlich zu hoch sein, so dass wieder eine neue Feuerwehrübung nötig wäre.

Klar, man ist noch längst nicht so weit, wie man sein sollte. Griechenland braucht bald einen Schuldenschnitt, und es bleibt nach wie vor unklar, wie Griechenland innerhalb der Eurozone ein befriedigendes Wachstum erzielen soll. Entsprechend haben die Märkte äusserst verhalten reagiert. Aber immerhin: Es geht vorwärts.

Keine Kommentare zu «Bewegung in der Schuldenkrise Griechenlands»

  • Baer sagt:

    Vorschlag an Straumann oder Diem Meier: Ein Artikel über „Weshalb die Hyperinflation nicht eintrat“. Man erinnere sich: Seit 2008 warnen rechtskonservative „Ökonomen“ vor den Folgen der „lockeren Geldpolitik“. Bis jetzt ist nichts dergleichen passiert. Warum nicht? Was stimmte an ihren Modellen nicht?

  • Rolf Schumacher sagt:

    Seit Monaten besprechen wir (Sie) heir das Thema, wie man Greichenland helfen könnte.
    Wann besprechen wir endlich das Strafmass für Banker wie Joe Ackermann, welche das Greichenland Fiasko erst möglich gemacht haben? Eine rethorische Frage, nicht? Nichts wird geschehen, Joe Ackermann wird von seiner Gilde weitergefeiert werden, nehme ich an.
    Kleiner Exkurs. Spanien hat 2000-2006 hundsmiserabel gewirtschaftet. Der damalige Nationalbankchef Jaime Caruana ist heute Chef des BIS in Basel. Statt Caruana und die Wirtschaftspolitiker Spaniens ins Gebet zu nehmen spielt man ihnen den Vorsitz über die BIS zu. Der Italiener Mario Draghi (Lehman Brothers und Harvard) wird zum Chef der EZB. Ein Italiener mit US-Verbindung will den Euro retten? Und Mme. Lagarde, welche null Ahnung von Realwirtschaft hat und beim CSIS in den USA für die Osterweiterung der EU geweibelt hat wird IWF Chefin. Und auf dem Präsidenten Stuhl der Weltbank sitzt sowieso ein Wallstreetbanker?
    Sorry an den Schalthebeln der Weltfinanz sitzen ausgerechnet schwache Repräsentanten der grössten Schuldnernationen der Welt.
    Was will man da überhaupt noch diskutieren? Weltwirtschaft hat nichts mit Intelligenz zu tun sondern mit billigster Machtpolitik.

    • Urs sagt:

      Hr. Schumacher, Danke für einen Blick „auf die andere Seite“…

      Es wird hier viel zu viel geflickt, man bewegt sich mit etwaigen Lüsungen, Zielen, Vorschlägen, Ideen etc. stets innerhalb eines Systems, mit dem wir gerade an die Wand gefahren werden, ohne dieses auch nur mal Gedanklich über Bord zu werfen…

      Noch wird getanzt, um’s Goldene Kalb….

    • Anh Toan sagt:

      @Rolf Schumacher und Urs Brock: Tom Waits, Mr Siegel:

      You got to tell me brave captain,
      Why are the wicked so strong?
      How do the angels go to sleep,
      when the devil leaves the porchlight on?

      Beim hoeren dieser Zeile gestern musste ich an Sie beide denken!

  • Hampi sagt:

    Würde der „Deal“ schliesslich so wie beschrieben durchgezogen, wäre das spitze! Vor allem die Schaffung eines de facto „Euro-Bonds“ wäre ein grosser Sprung nach vorne.

    Ich befürchte nämlich immer mehr, dass die einzige praktische Möglichkeit, um dem Desaster (Aufbrechen Euro) zu entkommen, die Einführung eines Euro-Bonds ist. Gleichzeitig müsste ein „europäisches Finanzministerium“ geschaffen werden, das mit grossen Kompetenzen ausgestattet (Sanktionsmöglichkeiten, Ausschluss aus Euro, etc.) wäre. Dieses Super-Euro-Ministerium wäre zuständig für die Zuteilung der Euro-Bonds. Länder, die sich in Zukunft über die Euro-Bonds (AAA) finanzieren könnten, müssten dabei einen vom Ministerium vorgeschriebenen Reformkurs genau befolgen. Würden sie den vorgeschriebenen Plan nicht befolgen, könnte das Ministerium das Land aus dem Euro rauswerfen. Unter diesen Voraussetzungen müsste man keinen „Domino-Effekt“ mehr erwarten. Denn die Finanzierung der anderen Problemländer, die sich an den Reformplan halten, wäre ja durch die „Euro-Bonds“ garantiert.

    Nach fünf Jahren könnte man die ganze Übung abbrechen. Dabei könnte dannzumal neu entschieden werden, ob das Super-Finanzministerium aufgehoben würde oder ob man es vielleicht in einer reduzierten Form weiterführen will.

    Die Einführung von „Euro-Bonds“ wäre für die Deutschen ein Tabu-Bruch. Sie müssten eine 180-Grad-Kehrtwende irgendwie mit so wenig Gesichtsverlust wie möglich bewerkstelligen können. Das wird sicher nicht einfach sein.

    Aber schliesslich, hoffe ich, wird Angela Merkel einsehen, dass ihr nur zwei Möglichkeiten bleiben: Entweder sie geht in die Geschichte ein, als Retter von Europa, oder aber als Hauptverantwortliche für den Zusammenbruch des Europäischen Integrationsprozesses (die letzten 60 Jahre waren für die Füchse).

    Aber zuerst sind ja heute noch die Griechen dran, beim „Geschichte-Schreiben“ …

    • Thomas Ernst sagt:

      @Hampi:
      Es ist reines Wunschdenken, dass ein derart heterogenes wirtschaftliches Konglomerat wie die EURO-Länder über längere Zeit und insbesondere in Rezessionen zusammenhalten kann. Heute zwängt der EURO die Staaten in ein Korsett wie weiland Jugoslawien. Es braucht da wie dort nicht viel, und die Zwangsunion platzt auseinander – mit erheblichen Kollateralschäden.

      Ein föderalistisches Europa „von unten nach oben“ braucht zwar mehr Geduld (und ist daher für Politiker unattraktiv), ist dafür aber stabil, während das heutige Brüsseler Top-Down-Befehlsmodell nur im Aufschwung toleriert wird. Im Abschwung wird die Unfähigkeit der Bürokraten unvermeidlich sicht- und spürbar und das führt zu Reaktionen.

      Man kann den EURO genausowenig halten, wie man die Tektonik vor Japan verbieten kann. Der Druck erhöht sich schleichend aber laufend, und wenn es keine Ventile für den Druck gibt, dann knallts irgendwann heftig. In Japan hatten wir das gerade. In EUROropa schauen wir gerade zu, wie der Druck wächst.

      • Hampi sagt:

        @Thomas Ernst
        Wunschdenken ist es wahrlich. Genauso Wunschdenken, wie kurz nach dem Zweiten Weltkrieg ein „Schengen-Abkommen“.

        Eigentlich bin ich einverstanden mit ihren Aussagen (Brüsseler Top-Down Befehlsmodell, Druckerhöhung in Euroland), aber sie sind trotzdem einseitig, weil sie die ganze Europafrage ausschliesslich aus einem lokalen, wirtschaftlichen Blickpunkt betrachten.

        Einverstanden, der Druck gegen den Euro ist zurzeit stark. Aber, wenn auch vielleicht nicht so intensiv, auch der Druck ZUGUNSTEN des Euros nimmt zu, wenn ich an die stattfindende Globalisierung denke, oder an die Verschiebung des Machtgefüges in Richtung China/Asien. Es kann nicht in unserem Interesse sein, dass Europa entgegen seiner wirtschaftlichen Wichtigkeit, ständig an Macht und Einfluss verliert. Auch das schafft Ungleichgewichte, mit der entsprechenden Druckentwicklung.

        Das Überleben des Euros ist ein enorm schwieriges und kompliziertes Unternehmen. Aber es ist, klar im Gegensatz zu Naturereignissen, wenigstens theoretisch möglich. Theoretisch wäre das Problem sogar sehr einfach zu lösen, indem die Problemländer einfach ihre Löhne senken, Bürokratie abbauen, Monopole aufbrechen, kurz: wieder wettbewerbsfähig würden. Die fast unüberwindbaren Schranken finden wir deshalb nicht in der Theorie, aber dafür umso mehr in der Praxis. Es ist für den Bürger anscheinend einfacher, wenn sein Geld, versteckt durch die Geldentwertung (Inflation, Abwertung der eigenen Währung), an Wert verliert, als wenn sein Geld gleich viel wert bleibt, er aber weniger Lohn verdient. Aber im realen Effekt ist der Unterschied der beiden Varianten nicht sehr gross. Die Opfer bringt in beiden Fällen die Bevölkerung.

        Es ist eine Tatsache, dass der Mensch, wenn er unter Stress steht, vermehrt zu irrationalen Handlungen tendiert.

        Und meiner Meinung nach sind alle Thesen, die ein erneutes Auseinanderbrechen der Europäischen Integration nach sich ziehen, auch wenn sie ökonomisch völlig rational sind, eben doch irrational.

        • Thomas Ernst sagt:

          @Hampi
          Aus meiner Sicht ist genau dieser Faktor der entscheidende Punkt: Verluste durch (gleichmässig für alle wirkende) Geldentwertung ist für den Durchschnittsbürger viel weniger schmerzhaft, als die notwendigerweise selektiven und ungleichmässigen Entlassungen, Lohnsenkungen, Firmenpleiten etc.
          In der Ökonomie ist der Effekt seit langem als die „Geldillusion“ bekannt.

          Zu den irrationalen Handlungen: Eben heute wurde im TA ein Artikel publiziert (S.25 „Das Wesen von Massakern“) wo z.B. die Massaker in Indonesien 1965/66 mit rund 500’000 Ermordeten analysiert wurden. Fazit: Wenn Bevölkerungsteile durch Armut, Inflation, Missernten oder den sozialen Abstieg unter wirtschaftlichen und/oder sozialen Druck kommen, braucht es nicht viel, und ein Massaker kann (wird?) passieren.

          Wie lange braucht es wohl in GR noch, bis a) ein Militärputsch oder b) ein Linksputsch oder c) die Anarchie ausbricht? Wenn genügend viele Leute genügend viel verloren haben oder zu verlieren befürchten, brauchts einen kleinen Funken, und die Wut (und in der Folge Raub, Gier und Mord) bricht sich unkontrolliert Bahn. Demokratien sind NICHT a priori dagegen gefeit.

          Was von knapp 50 Jahren in Indonesion, vor knapp 20 Jahren in Ruanda möglich war, ist auch in Europa keinesfalls ausgeschlossen.

          DAS sind aus meiner Sicht die echten Risiken; das Scheitern des ohnehin politisch überfrachteten EURO-Projektes ist dagegen eine quantite negligable.

          • Anh Toan sagt:

            @Thomas Ernst: Das wichtigste fuer Menschen sind die Zukunftsaussichten, nicht die Gegenwart oder Vergangenheit. Europa bedeutet aus Sicht der Griechen Haerte mit Hoffnung auf Besserung, der Austritt/Pleite bedeutet Haerte ohne Hoffnung, denn worauf sollen die Griechen hoffen, ausser einem Wiedereintritt in die EU?

  • Anh Toan sagt:

    Dass ueberhaupt ernsthaft ueber Eurobonds diskutiert wird, ist tatsaechlich ein Fortschritt. Starke Waehrung und gleichzeitig hohen Zinsen, fuehren auf Dauer unausweichlich in Depression. Also muss das Risiko des Zahlungsausfalls von den Mitgliedsstaaten auf die Waehrungsgemeinschaft verlagert werden. Denn entscheidend ist nicht die Reduktion der Schuldenlast (Bilanz), sondern der Zinsenlast (Erfolgsrechnung). Die „Schuldenfallenformel“, danke Herr Straumann, wird ausgetrickst!

    Der dargelegte Vorschlag zur Reduzierung der Schulden betrachte ich aus folgenden Gruenden entweder als Ablenkungsmanoever, Glauebigerbevorteilung oder widerrechtliche Enteignung, ausser die Zustimmung jedes einzelnen Glauebigers wird eingeholt (Umtauschangebot, kein Automatismus).

    1. Wer deutsch wirklich versteht, sieht den Haken schon an der Wortwahl: Es wird „Freiwilligkeit gefordert“!: Melde Dich freiwillig, dies ist ein Befehl!

    2. Zwingt man Glauebiger zu einem „freiwilligen“ Verzicht, nennt dies aber nicht „default“, verarscht man zumindest diejenigen Glauebiger, welche sich gegen einen Kreditausfall GRs mittels CDS (Kreditausfallversicherung) versichert haben. Nach dem aufgezeichneten Schema bekommen diese eindeutig weniger, der CDS bleibt aber wirkungslos! Die „Versicherer“ kassieren zwar Praemie, muessen aber nicht bezahlen, obwohl der Schuldner seine Verpflichtungen nicht erfuellt. Diese „Versicherer“ sind aber wiederum Banken und Hedgefonds. „Je sois honi, j’y pense mal!

    3. Man versucht schlicht und einfach die Spielregeln waehrend des Spiels einseitig zu aendern. Die Regeln sind klar: Entweder bedient GR seine Anleihen wie im Emmissionsprospekt versprochen, oder es heisst: „default“.

    Der Vorschlag ist nur akzeptel, im Sinne eines jedem Glauebiger zu unterbreitenden Umtauschangebots, aber so ist es wohl nicht gemeint.

    Naja, wenn sich selbst Staaten nicht an Vertraege und Gesetze halten, warum sollten dies Private oder Unternehmen tun?

  • Jens Gloor sagt:

    Schäuble lässt sich das ‚Griechenland-Konzept‘ von Ackermann schreiben und verkauft es als eigene Idee – so überfordert, resp. unfähig, sind die Europapolitiker. DAS HIER ist nichts anderes als reine Konkursverschleppung (damit noch genug Zeit zum ‚Abzügeln‘ der privatisierten Wirtschaft bleibt / schöner Gruss vom IWF, wo ja nun Lagarde (she. WIKIPEDIA-Profil), den Schatzmeister gibt). Die EZB wäre bei einem Ausfall Griechenlands mit nur 80 Mia. Eigenkapitalbasis schlagartig pleite und die EU nur noch Rauch. Politiker taten sich schon immer schwer ihre Fehler einzugestehen. Let the ‚too-big-to-fail‘ endlich FAIL. Bitte. Sonst sind wir alle dran.

    • Thomas Ernst sagt:

      @Jens Gloor
      Der Begriff „Konkursverschleppung“ trifft den Nagel präzise mittig auf den Kopf. Wunderbar!

  • Bruno Waldvogel-Frei sagt:

    Natürlich geht es nur um die Bankenrettungen! Gewinn privatisieren, Verluste verstaatlichen. Frankreich pusht Lagarde, um Deutschland als Zahler weiterhin in Geiselhaft zu halten. Sozusagen Versailles 2.0. War schon im Mai 2010 so. Kommt hinzu, dass wir es hier eigentlich gar nicht mit einer Wirtschafts- oder Finanzkrise zu tun haben. Vielmehr läuft der Zyklus des Zinsgeldsystems aus. Wir haben es also mit einer Papiergeldkrise zu tun, die nur für eine gewisse Zeit funktionieren kann. Irgendwann explodiert oder implodiert das System. Die Mächtigen drücken den Reset-Knopf, steigen rechtzeitig aus, und Heiri Büenzli hat alles verloren. Inflation, Deflation, Depression. Womöglich noch ein Krieg, und dann kann das Spiel von Neuem beginnen (Vorsicht Zynismus). Es sieht nicht so aus, als ob irgendjemand bereit wäre, das System ganz grundlegend einmal zu durchleuchten. Dabei kann sogar ein Primarschüler verstehen, dass das längerfristig so nicht funktionieren kann. Ich rate jedem, sich einmal ganz elementar mit der Zins- und Zinseszins-Geschichte auseinanderzusetzen. Und dann wird sofort klar, was hier jetzt abläuft. Griechenland ist nur die Spitze des Eisbergs. Die meisten Politiker wollen wohl etwas Zeit herausschinden in der Hoffnung, dass sie noch vorher in Pension gehen können und jemand anders den Trigger auslöst (Vorsicht Zynismus). Die Geschichte zeigt nämlich, dass das Volk irgendwann ihre Volksvertreter an den nächsten Laternenpfählen aufhängen wird, wenn es die Sache durchschaut (Vorsicht, kein Zynismus)…

    • Thomas Ernst sagt:

      @Bruno W.
      Ich stimme im Tenor Ihrem Beitrag zu, doch fallen Sie auch wie die meisten in die Falle, dass Sie Zins/Zinseszins für die Misere verantwortlich machen. Das ist ein Irrtum.
      Das Problem ist der Konsumkredit. Wenn heute auf Pump konsumiert wird, muss dieser Konsum morgen vom Mund abgespart werden – mit Zinseszinsen.
      Wenn der Kredit für produktive Investitionen eingesetzt wird, kann man mit der Produktion das Kapital, den Zins, den Zinseszins und erst noch Saläre und einen gehörigen Gewinn bezahlen.

      Leider haben GR und andere Kredite aufgenommen, um staatliche KONSUMausgaben (Renten, Löhne etc.) zu bezahlen, statt Infrastruktur, Fabriken etc. Das heisst, auf Kredit über die Verhältnisse leben.

      Der Zins/Zinseszins an sich ist ein völlig wertneutraler Preis für geliehenes Geld. Daran ist nichts gut oder schlecht.

  • Jörg Müller sagt:

    Mit „Eulen nach Athen“ tragen bezeichnet man eigentlich überflüssige oder gar sinnlose Aktionen.
    Das lag daran, dass früher auf den Griechischen Gledstücken Eulen waren, Athen sehr reich war und daher nicht noch zusätzliches Geld brauchte.
    Heute sind wieder genau diese Eulen auf griechischen Euro-Münzen. Aber wie sieht es mit der Bedeutung dieses Sprichwortes aus?

  • Baer sagt:

    @Pedro: „Griechenland ist zu wenig produktiv. Die Wirtschaft ist viel zu schwach um den Euro zu halten.“ In der VWL ist vieles relativ, so auch die Begriffe „schwach“ und „produktiv“. Hätte Deutschland den Arbeitern höhere Löhne ausbezahlt, wäre der Leistungsbilanzüberschuss weggeschmolzen und die griechische Industrie wäre kompetetiver gewesen, relativ zu Deutschland. Dasselbe gilt für andere Länder in Europa, welche konstant mehr exportieren als importieren weil die Löhne nicht an die Produktivität angepasst werden.

  • Renate sagt:

    Mit der Verlängerung auf 30 Jahre, erreicht man, dass die Inflation die wahre rückzahlbare Schuld vermindert wird., Ob die Zinsen vollumfänglich bezahlt werden können, bleibt fraglich Griechenland muss produktiver werden. Korruption ist zu bekämpfen. Griechenland muss seine Bücher offen legen und eine unabhängige nicht griechische Revision jährlich die Bücher kontrollieren.Den eines ist klar, Griechenland hat bei der Aufnahme in den Euro Raum seine Bücher friesiert.

  • Thomas Ernst sagt:

    Der entscheidende Satz steht am Ende:

    „und es bleibt nach wie vor unklar, wie Griechenland innerhalb der Eurozone ein befriedigendes Wachstum erzielen soll.“ All die Umschulderei nützt ja nichts, wenn die Griechen nach wie vor mehr Geld ausgeben, als sie einnehmen können.

    Mit ist unklar, weshalb hier Straumann einen auf Appeasement macht, wenn – wie er selber schreibt – das KERNproblem der Griechen in keiner Weise adressiert, ja noch nicht einmal diskutiert wird. Diskutiert wird ja nur, wie sich die FR, DE und anderen Banken aus dem Schlamassel ziehen können.

    Würden die Griechen auf ihre eigene Währung wechseln (und dann abwerten), würden zwar die Importe und Altkredite massiv teurer, aber erstens würden die relativen Lohn- und Preisverhältnisse zwischen den Griechen nicht verändert (es verdienen von aussen gesehen alle weniger, aber dafür sinken auch die Preise), und ausserdem würden eigene Produkte im Verhältnis zu den Importen plötzlich sensationelle billig. Da würde es sich wieder lohnen, eigene Orangen, Trauben und Oliven auf den heimischen Markt zu bringen, statt diese aus Tunesien zu importieren…

    Solange die armen Kerle an den Euro gekettet sind, können sie sich nur selber in der Abwärtsspirale zerfleischen – siehe aktuelle Demonstrationen und Kravalle.

    • Anh Toan sagt:

      @Thomas Ernst: Ich habe schwere Zweifel, dass ein Austritt aus dem Euro ohne Austritt aus der EU moeglich ist. Ohne staatlichen Zwang wuerde niemand Drachmen wollen. Kapitalverkehrsrestriktionen gibs nicht nur in der Waehrungsunion nicht, sondern in der gesamten EU. Und es ist was anderes, ob eine langbestehende Waehrung (GPD oder SEK) weitergefuehrt wird, oder ob eine neue/alte Waehrung eingefuehrt wird, welche klarerweise schwach sein wird.

      Fragen Sie mal die Griechen, die wollen nicht nur Tomaten und Oliven, die wollen Autos, Smartphones und all den Kram, den man nur bekommt mit einem Einkommen, dass auch in EUR oder USD umgerechnet ein Einkommen bleibt und nicht ein gutes Trinkgeld wird. Dies gibts aus griechischer Sicht eher in der EU als ausserhalb.

      • Thomas Ernst sagt:

        @Anh Toan:
        Mit der Analyse bin ich grundsätzlich einverstanden. Nur – wenn die Griechen einfach zuwenig selber produzieren UND exportieren, dann können sie sich insgesamt die schönen Autos, Smartphones etc. einfach nicht leisten. Und im Moment ruinieren sie sich mit den Streiks auch noch den Fremdenverkehr (Devisenbringer Nr. 1) und verlieren Gäste an die Türkei.

        Was jetzt läuft ist – wie von Kollege Jens Gloor schön formuliert – Konkursverschleppung. Es wird auf diesem Weg einfach nicht reichen! Und irgendwann reichts den Deutschen. Die Fremdenfeindlichkeit nimmt sowohl in DE wie in GR gerade rapide zu. Das „Friedensprojekt“ Euro könnte leicht zum Pulverfass für den nächsten innereuropäischen Krieg werden. Ein paar Emotionen und ein paar blöde Politiker reichen dazu völlig aus.

        • Anh Toan sagt:

          Die Abgrenzung zwischen Konkursverschleppung und Sanierungsbemuehungen erfolgt hauefig auf Grund des Erfolgs oder eben dessen Ausbleiben.

          Das grosse Problem GRs sind nicht direkt die Hoehe der Schulden, sondern die Hoehe der Zinsen. Die Zinsen haengen ausser von der Hoehe der Schulden vom Kreditausfallrisiko ab. Schafft es die EU, die Maerkte zu ueberzeugen, dass es innerhalb der EU keine Zahlunsausfaelle gibt, verschwinden die Kreditspreads. Schreiben die Glauebiger 50% ihrer Forderung ab (Umwandlung in schwache Drachmen), verdoppelt sich dadurch aber die Zinssaetze auf Grund des hohen Risikozuschlag auf GR Anleihen, ist nichts gewonnen, verloren hat man aber die Unterstuetzung der EU.

          Gelingt es GR, nur die Haelfte der Schattenwirtschaft in die legale Wirtschaftstaetigkeit zu bringen, erhoeht sich das BIP um 20-30%, leider nur einmalig aber immerhin. Griechenland ist deutlich weniger marode, als der griechische Staat, der zu einem Selbstbedienungsladen geworden ist: Es wurden die Politiker gewaehlt, die am meisten versprochen haben.

          So oder so muessen die Griechen den Guertel enger schnallen, in die Haende spucken und was tun fuer ihre Autos und Smartphones. Die Frage ist, welcher Weg der aufwachsenden Generation die besseren Zukunftschancen gibt, und die ist einfach beantwortet: Als Mitglied der EU bleibt GR ein industrialisiertes Land, ausserhalb der EU wird Griechenland zu einem Schwellenland, jedoch mit ueberaltender Bevoelkerung, waehrend der Jugend der Zugang zum europaeischen Bildungs- und Arbeitsmarkt verwehrt bleibt.

          Lese ich Kommentare, komme ich zum Schluss, dass der Durchschnittsdeutsche viel eher bereit sind, den Griechen zu helfen (sofern diese mithelfen), als der Deutschen Bank.

          Stellen Sie sich vor, die Tuerkei wird EU Mitglied, GR ist ausgeschieden. Europa ist ein griechisches Wort, in GR liegen die Wurzeln der europaeischen Kultur. Europa ohne Griechenland ist nicht Europa!

  • Pedro sagt:

    Was soll diese permanente Fokussierung auf die Schulden? Die Ursachen, die zu den Schulden führten sind viel schwerwiegender. Griechenland ist zu wenig produktiv. Die Wirtschaft ist viel zu schwach um den Euro zu halten.

  • Thomas Pfister sagt:

    hallo
    ja das elend nimmt seinen lauf, alles geld wird verloren sein, es dauert nur noch etwas länger………
    was meint ihr denn?

    • ralf.schrader sagt:

      Es geht ja nur Geld verloren, das ist kein Elend. Geld ist kein Wert, es repräsentiert nur Wert. Werte gehen in Finanzkrisen nicht verloren, wohl aber in Kriegen und Naturkatastrophen. Griechenland allerdigs gehen Werte verloren, wenn es, wie gefordert, materiellen Besitz gegen nutzloses Geld privatisiert. Das wertlose Geld landet dann bei den Gläubigerbanken, die damit den nächsten Staat verspekulieren. Das ist ein Spiel mit vorgezeichneten Ende, wie bei jedem Pyramidenspiel gewinnen die ersten und verlieren die letzten. Deshalb sollte man es so früh als möglich unterbrechen.
      Griechenland sollte noch heute ein Schuldenmoratorium beschliessen und den Zinsdienst einstellen. Dann hat es eine positive Bilanz und diie Gläubigerbanken und die Ratingagenturen können ihnen mal. Was schadet es, wenn Grossbanken zusammenbrechen? Wenn die systemrelevant sind, ist das System falsch. Ansonsten kommt der Tag, andem alle wertschöpfende Arbeit nicht ausreicht, um die Zinsen zu bedienen. Banken haben keine Wertschöpfung, Geld ist kein Wert.

    • Anh Toan sagt:

      es dauert noch viel laenger

  • pia minder sagt:

    also doch Bad Bank Prinzip. Man stelle sich vor wie eine konkursite Firma einfach seine finanziellen Problemfälle „auslagert“, also sie sind immer noch da ab er jemand anderer hat jet das Problem mit den Problemfällen, die ünerdies dann noch gegen aussen als „keine Problem“ mit AA Bewertung dargestellt werden. Wo sind wir denn eigentlich gelandet. Das ist ja schlimmer als Lug und Trug. Das ist eine Kriminelle Organisation mit Weltmacht Status. Höchst gefährlich und das meine ich nicht nur finanziell.

  • Alexander der Kleine sagt:

    pardon, aber das ist keineswegs ein „Schritt vorwärts“, sondern dieselbe Inkonsequenz und Arroganz wie die Bankenrettung (damals wie die unweigerlich kommenden), widerspricht jeglicher, auch nur minimalsten, Vernunft, spottet jeder, auch und erst recht, ökonomischen Theorie (diesbezüglich von Erkenntnis oder gar Wissenschaft zu reden entlarvt sich selber als allein ideologisches Glaubensbekenntnis) und dient einzig und allein dem Schutz von ganz banalen materiellen Partikularinteressen des (Geld-) Adels – schon die historische magna carta diente vor allem diesem Zweck und wir scheinen derzeit die Version 2 zu schreiben: Alles beim Alten, nichts gelernt und am Ende dann einen Beitrag mehr auf dem Schrotthaufen der Geschichte.

  • Jorge Lugar sagt:

    Ein kleines Gedankenspiel.

    Die Banken gewähren grosszügig einen Aufschub, indem Griechenland seine Schulden später zurückzahlen kann. Super. Die Politik hat sich einmal mehr zum Wohle des Volkes eingesetzt – Bravo! Und die Privatwirtschaft hilft der unter argem Spardruck stehenden Hellenen gerne und freiwillig aus der Patsche. Ja, was nörgeln denn immer alle rum, dass Politik und Wirtschaft nichts für die einfachen Leute (die Wähler) machen? … undankbares Pack!

    … oder…

    verwedelt man so nur den Umstand, dass hier die Banken mehr Zeit haben, ihr Geld in Sicherheit zu bringen?

    Böswillige Vermutung: Geht Griechenland jetzt zu Boden, gehen die geschuldeten Kredite bei den Banken flöten. Geht Griechenland später zu Grunde, wurde in der Zwischenzeit viel „geliehenes Geld“ durch Überbrückungskredite abbezahlt, sprich, auf die Staaten der EU umgeschuldet. … also zum Steuerzahler. Haha, da sind wir ja nochmals voll drauf reingefallen… aber nächstes Mal!!! … wartets nur ab… blabla

    • Hans sagt:

      Dazu gibt es gar nichts zu sagen, weil es vermutlich leider nichts als die reine Wahrheit ist.

    • Henne Gigu sagt:

      Sehr treffend formuliert. Sehr gut Herr Lugar. Es freut mich immer wieder gute Kommentare zu lesen. Eigentlich müsste der Artikel selbst diese Botschaft vermitteln…… aber na ja. Zum Glück gibt es die Möglichkeit zu kommentieren.

    • Urs sagt:

      Nur mal einen oder auch mehrere Blicke auf die ex. GUS Staaten von Estland bis Rumänien sowie Irland, Portugal, England, Spanien, Deutschland usw. werfen und man könnte feststellen das Sie recht haben… nur mehr gerade 20 Jahre der Kapitalistischen Euphorie über den Sieg zum Fall der Mauer hat ausgereicht eine Nation nach der anderen und die Menschen die dort leben in den Ruin zu treiben wärend sich die Brandstifter stets auf die geschaffenen Steueroasen zurückziehen können… Die Kapitalund Steuerflüchtlinge kommen dann zu den bevorstehenden privatisierungen wieder aus dem Häuschen. Es sind die einzigen die zu diesem Zeitpunkt der bankrotterklärung noch Kapital zur verfügung haben…

      Jede Privatisierung ist auch eine entdemokratiserung und wegen der oftmals nicht transparenten Vertragswerke ein Raub an der Gesellschaft.

      Schäden i.e. Fehlinvestitionen werden mit Vorliebe durch den Griff in die Steuersubstrate geregelt… in der Regel an jeglicher Demokratischer Partizipation und Transparenz vorbei.

      Flat Rate Tax Systeme sind weit entfernt von einem Gerechten Steuersystem und lassen den Reichen Individuen noch genügend Optimierungsmöglichkeiten u.a. durch Holdingstrukturen und das Aktienrecht so das diese sich je länger je weniger zur finanzierung Gesellschaflticher Aspekte verpflichten. Die Nutzung der Infrastruktur ist aber durch den Rechstsstaat jederzeit gewährleistet. Der Rechststaat sichert gleichzeitig auch die Steueroptimierungsmöglichkeiten…

      Durch die Globalisierung des Kapital- und Teile des Warenverkehrs sind alle an den WTO Verträgen teilnehmenden Nationen gezwungen sich einem konstanten Steuerwettbwerb zu stellen. Parallel dazu wurden alel möglichen Einnahmequellen der Nationen wie Zölle zum grössten Teil eliminiert. Damit wird den Nationen, den Verantworltlichen wie u.a. die Politiker, den Menschen die dort leben und arbeiten jeglicher Freiraum „sich etwas leisten zu können“ entzogen.

      Dem Individuum wird Eigenverantwortung (gerne mit dem missbrauchten Freiheitsbegriff und Bevormundung durch den Staat) vorgehalten wärend man im gleichen Atemzug diesen Individuen jede Möglichkeit nimmt Eigenverantworltich zu handlen. Dazu braucht man in der Regel Kapital was meistens durch Arbeit ermöglicht wird, doch die Lohnentwicklung in vielen Ländern hält mit den Preissteigerungen nicht mit. Eine Teilhabe an den Produktivitätsfortschritten ist ebenfalls nirgends zu erkennen und wird heute nur den Aktionären gutgeschrieben.

      Dabei muss man sich stets die langen Zeiträume des Neoliberalen Einflusses vor Augen halten… 20-30 Jahre mit intensiver medialer „Aufklärung“ sowie dem massiven Einfluss gerade auch auf die Bildungssysteme. Es werden uns also nicht mal mehr Alternativen vermittelt…

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