Inflationsängste in Bildern

Das Thema reisst nicht ab: Die Sorge vor einer gewaltigen Inflation, vor allem in den USA selbst. Das auslaufende Quantitative-Easing-Programm (QE2) der US-Notenbank galt als Gefahr dafür (mit Käufen von Staatsanleihen im Umfang von 600 Milliarden Dollar). Aber auch ganz generell die nach wie vor äusserst expansive Geldpolitik des Federal Reserve.

Was droht denn nun wirklich? Hinweise darauf finden sich genau genommen nicht in Bildern, sondern in Grafiken. Sie vermitteln einen Eindruck davon, was sich auf den Märkten abspielt. Hier die langfristige Inflationsentwicklung:

Tatsächlich, die Inflation in den USA hat in jüngster Zeit zugenommen. Das Niveau ist für US-Verhältnisse aber noch nicht beunruhigend. Nun gut, vielleicht liegt das alles nur an den Rohstoffpreisen, die zumindest bis vor kurzem noch drastisch zugelegt haben. Schauen wir uns also dazu die Kerninflation an, die die stark schwankenden Preise von Energie und von Lebensmitteln unberücksichtigt lässt:

Ok, legt auch leicht zu. Aber ebenfalls relativ unbedeutend. Und ein genauerer Blick in die Daten (PDF) lässt vermuten, dass es nur eine vorübergehende Entwicklung ist. Befürchten die Märkte eine baldige Dramatisierung der Inflations-Lage, dann müssten die Langfristzinsen steigen:

Tun sie aber nicht – sie sinken im Gegenteil und befinden sich nahe von historischen Tiefstständen. Das spricht nebenbei auch dagegen, dass man auf den Märkten aktuell ernsthaft mit einem baldigen US-Staatsbankrott rechnet und dass die Zinsen in der jüngsten Zeit nur wegen QE2 tief waren, denn dieses Programm läuft jetzt aus.

Es gibt ausserdem einen direkteren Weg, die Inflationserwartungen der Märkte zu messen: Man subtrahiert von der Rendite der Staatsanleihen die Rendite von Anleihen von inflationsgeschützten Anleihen (so genannte TIPS). Tun wir das, ergibt sich seit 2010 folgendes Bild:

Die Inflationserwartungen sinken ebenfalls! Woher aber dann die Sorge vor einer Inflation? Wie anfangs erwähnt, hat die US-Notenbank ihre Notenbankgeldmenge (Monetary Base) massiv ausgeweitet. Hier die Grafik:

Wenn so viel Geld in der Wirtschaft ankommt, müsste das doch Inflation provozieren. Wenn es ankommt! Eine Grösse für das in der Wirtschaft tatsächlich ankommende Geld ist die Geldmenge M2. Schauen wir uns die Grafik an:

Deren Wachstum ist alles andere als dramatisch, sie wächst mehr oder weniger so, wie sie es seit den letzten 15 Jahren getan hat. Keine Spur vom Geldschub der US-Notenbank über die Notenbankgeldmenge in den Jahren seit der Krise. Anders gesagt, die Durchschlagskraft der Notenbank hat offenbar drastisch abgenommen. Und sie nimmt weiter ab, wie die folgende Grafik mit dem Geldschöpfungsmultiplikator angewandt auf M2 zeigt (M2 wird hierfür durch die Notenbankgeldmenge geteilt):

Wer den Vergleich lieber mit M1 machen will – wo nur das «angekommene» Geld im engeren, «liquideren» Sinn als Bargeld und Sichtguthaben gezählt wird – dem zeigt sich hier dasselbe Muster:

Und was sagt uns das nun alles?

Alle Daten sprechen  dafür, dass sich die USA nach wie vor in einer Liquiditätsfalle befindet. Hier die Details.

37 Kommentare zu «Inflationsängste in Bildern»

  • Sehr schoener und argumentativer Artikel. Alleridngs ist die Schlussfolgerung, die Deflation sei das eigentliche Problem, ein wenig verfrüht. Die Geldmenge ist das Inflations-Potential, das jedoch erst noch umgesetzt werden muss, bis die Inflation richtig entsteht. Die Multiplikatoren von Monetärer Basis über M1, M2 bis hin zu M3 zeigen im Prinzip die Fähigkeit und Willigkeit der Finanzwirtschaft, Geld zu schöpfen. Nachher kommt dann aber die Marktpsychologie: Die Konsumenten brauchen dieses Geld um die produzierten Güter und Dienstleiswtungen (also das GNP) zu bezahlen. Hier gibt es auch einen Indikator (wie viele Male pro Jahr die Geldmenge umgschlagen wird), aber der ist fast unmöglich in real time zu erhalten.
    Hier ligt die Krux bei dieser Krise. Man weiss zwar von der Krise in japan in den 90 er Jahren, dass Geldmengensteuerung alleine nicht hilft und die Regierungen weltweit haben deshalb in dieser Krise mit zusätzlichen fiskalischen Eingriffen (Deficit spending) einen guten Erfolg erreicht, aber heute sind die Defizite weltweit so hoch, dass die Investoren Angst kriegen und man deshalb den Grenzen der fiskalpolitischen Massnahmen ebenfalls schon sehr nahe gekommen ist.

    Die Inflation wird kommen, es ist nur eine Frage wann, weil man die überschüssige Liquiditaet einfach nicht aus dem System herauskriegt, ohne das System mit massiv höheren Zinsen zu bremsen, was im gegenwärtigen Umfeld „abwürgen“ bedeuten würde.
    Uebrigens, das gilt nicht nur fürdie USA und die EU, sondern auch für die CH: Nationalbankinterventionen vor ca 1 Jahr wurden nciht gemacht um den Euro zu stützen, sondern um den Franken über eine Ausdehnung der Geldmenge zu schwächen. Mit den neuesten Aussagen der SNB sowie der Reduktioin der Wachstumsratenvorhersage des SECO, wird genau dasselbe wieder vorbereitet!

    Fazit: Gold kaufen!!!

  • Sebastian Berger sagt:

    Die ganze Inflationsthematik hat doch den Ursprung viel tiefer. Ein Wirtschaftssystem, welches nur funktioniert, wenn es wachst, kommt schon rein von der Logik her irgendwann an eine Grenze. Unsere Erde wachst nicht mit unserer Wirtschaft und Rohstoffe wachsen, wenn überhaupt, nur begrenzt nach und längst nicht so schnell wie unsere Bedürfnisse. Solange wir diesen Missstand nicht korrigieren, wird unser Wirtschaftssystem uns immer wieder in diverse Krisen manövrieren.
    Ich bezweifle auch, dass eine Demokratisierung der Wirtschaft, welche hier bereits schon mehrmals gefordert wurde, dieses Problem lösen könnte. Würde sich da nicht einfach eine Elite durch eine andere ablösen? Dasselbe passierte uns ja auch durch die Demokratisierung der Politik.
    Das Umdenken muss an den Grundfesten der Wirtschaft, nämlich am Wachstumsparadigma, beginnen.

  • thomas forster sagt:

    Sehr geehrter Herr Meier

    Was ich hoere und lese von und ueber die USA gibt es sehr wohl Inflation und zwar wesentlich mehr als ausgewiesen. – Ist es moeglich, dass man mit vielen Statiskischen Tricks versucht die Inflationsrate so klein wie moeglich zu halten (analog der Arbeitslosen Statistiken)? – Gemaess http://www.shadowstats.com/ ist das sehr wohl der Fall, die kommen naemlich zum Schluss, dass die Inflationsrate im Moment eher bei 10% liegt. – Koennte das Ihre Schlussfolgerung aendern?

  • Samuel Staffelbach sagt:

    Mann ist das bescheuert! Glaubt ihr diesen Statistiken der staatlichen, US-amerikanischen Behörden noch? Die sind längst getürkt, um kein Chaos zu provozieren und kein Dollar-Abverkauf zu riskieren. Die tatsächliche Inflation beträgt nicht ca. 3%, sondern ca. 10%. Fragt unabhängige Wirtschaftsinstitute und fragt den Bürger auf der Strasse in Amerika! Mann wie kann man so obrigkeitsgläubig sein ! So dumm!

  • Frank Z. Marg sagt:

    Die eigentliche Gefahr ist Deflation, nicht Inflation. Dabei kann noch soviel Geld „gedruckt“ werden, M3 uferlos weiter wachsen etc. Sobald wieder ein „Grosser“ zahlungsunfähig wird (also die Kredite nicht mehr zurückzahlen kann), könnte das System einbrechen. 2007 wars Lehmann Brothers: knapp den Kopf noch aus der Schlinge gezogen. Mittlerweile sind wir bei europäischen Staaten angelangt, die USA ist auch schon lange hinüber. All das Geld wird durch eine massive Dollarentwertung zum einen Teil (ist seit Jahren schon im Gange und läuft weiter so) und zum andern Teil durch einen massiven Crash an der Börse (Dow Jones unter 3000 Punkte z.B.) vernichtet werden. Und dabei ist diese Dollarentwertung nicht inflationär, sondern deflationär. Das heisst, Cash wird immer wertvoller werden, weil immer „seltener“. Leider und parallel dazu wird es wohl zu grossen Staatspleiten kommen, bei uns ennet dem grossen Teich und auch sonstwo…

  • artie sagt:

    Inflation heisst Erweiterung der Geldmenge, zumindest ursprünglich.

    Preisanstieg kann eine Auswirkung davon sein.

    Das Problem unserer Finanzordnung ist 1) die zentralisierung 2) das teilreservesystem. Ersteres gibt den zentralbanken unglaublich hebel zur vermeintlichen kontrolle und 2) ist nichts anderes als betrug.

    • Baer sagt:

      @ artie: Nein, Inflation bedeutet nicht Ausweitung der Geldmenge, jetzt verwechseln Sie (eine mögliche) Ursache mit der Wirkung.

    • Thomas Ernst sagt:

      @artie
      Inflation („Aufblähung“) ergibt sich, wenn die Geldmenge eines Wirtschaftsraumes STAERKER wächst, als die Produktion. Bei einem Wirtschaftswachstum von 2% darf die Geldmenge im Prinzip um 2% wachsen, damit das Verhältnis zwischen Geld (nominal) und damit bezahlbarem Warenkorb stabild bleibt.
      Wächst die Geldmenge stärker, wird das Geld weniger wert = Inflation. Im anderen Fall ergibt sich Deflation – mit den im Originalbeitrag dargelegten üblen Folgen.

      Inflation wäre für Otto Normalverbraucher nicht so tragisch, wenn sich dadurch nicht a) sein Einkommen und b) seine Ersparnisse (Altersvorsorge!) schleichend vermindern würden. Die Einkommen hinken auch bei regelmässigen Lohnerhöhungen immer hinter der Inflation her – sehen aber wegen der höheren Zahlen natürlich toll aus…

  • Baer sagt:

    @Ferhadi etc.: „Die eigentliche Gefahr heisst immer noch Deflation und nicht Inflation“.

    Die eigentliche Gefahr ist, dass Ökonomen Inflation nicht einmal konsistent definieren können. Heute wird Inflation auf zwei Weisen definiert:

    1. Geldentwertung
    2. Genereller Preisanstieg

    Schauen wir mal, was die SNB auf ihrer Website über Preisstabilität schreibt: „So trägt (die Geldpolitik) der Tatsache Rechnung, dass nicht jeder (generelle) Preisanstieg zwangsläufig inflationär ist.“ Aha. Wenn es Inflation geben kann ohne Preisanstieg und demnach Preisanstieg ohne Inflation, dann haben wir doch ein Problem mit der Definition von Inflation, nicht wahr? Mervyn King, einer der erfahrensten Geldpolitiker, schrieb schon 1997, dass ein genereller Preisanstieg nicht unbedingt Inflation bedeut (King 1997, S. 438). Bevor Sie sich deshalb Ihren monetären Ängsten hingeben, seien sich bewusst, dass die heutige Ökonomie noch nicht einmal in der Lage ist, Inflation zu definieren. Das ist ein theoretisches Problem, kein empirisches. Solange wir keine konsistente Theorie haben, die uns informiert, was wir überhaupt messen sollen (der LIK ist sehr kritikwürdig), können wir auch nichts wertvolles sagen über das, was wir messen.

    • Marco sagt:

      Das Problem ist doch das fast die gesamte Ökonomie auf glaubenssätzen basiert und NICHT auf empirisch beweisbaren/wiederlegbaren Gesetzten wie in jeder anderen Wissenschaft.
      Unser Geld wird von den Banken als Schuld aus dem nichts geschaffen (goldbindung ist ja schon lange her), es hat keinen inheränten Wert und zerstört über die Zins(eszins) Eigenschaft unsere Gesellschaft und welt.
      Es ist nicht die Gier der Banker die unser system zum abstürzen bringt – es ist das system selbst. Schuldgeld ist ein Pyramidenspiel, da alles Geld als zinsbehaftete Schuld geschöpft wird können gar nie alle Kredite zurückgezahlt werden weil die geldmenge der Summe aller Kredite entspircht und das Geld fehlt um die zinsen zu bezahlen. Der zinseszins effekt verschärft diese Situation durch seine exponentielle Natur da exponentielle funktionen schon nach wenigen 10 jahren durch „die decke“ gehen. Die einzige Lösung besteht im Crash, also der entwertung der schuldscheine durch inflation oder Krieg.

      Deshalb führte dieses System die einzelnen Ökonomien in historisch schöner Regelmässigkeit alle ca 80 Jahre in den Abgrund (so lange geht’s bis das organische wachstum der realwirtschaft der zinseszinsfunktion nicht mehr nachkommt). Dank der globalisierung dieses Raubritter Konzepts können wir nun den nächsten crash weltweit alle zusammen erleben.

      Wir, das Volk haben den banken das Recht gegeben unser geld herzustellen und zu verwalten – höchste zeit ihnen diese Rechte wieder wegzunehmen um Demokratisch ein neues System zu beschliessen.

      • Baer sagt:

        @Marco. Danke Marco für diesen Glaubenssatz, der von Binswanger und Konsorte stets runtergebetet wird. Wenn du die Bildung, die du aus Youtube-Filmchen erhältst (Geld als Schuld etc.) mal hinterfragen möchtest: Wie kann es sein, dass jemand eine Schuld eingeht, ohne dass jemand anderes ein Guthaben erhält? Bevor du komplexere Phänomene wie den Zins erklärt willst, welches schwierig ist, solltest du dir einmal exakt überlegen, wie ein Kreditgeschäft exakt abläuft. Geld wird von der Bank immer als Guthaben und als Schuld gleichzeitig emittiert. Bitte, versuch mich zu falsizifieren.

    • Man kann jedes Problem verkomplizieren oder lösen, indem man die Definitionen ändert und Definitionen werden gerne aus politischen Gründen geändert.
      Die Standarddefinition von Inflation lautet:
      The overall general upward price movement of goods and services in an economy (often caused by a increase in the supply of money), usually as measured by the Consumer Price Index and the Producer Price Index. Over time, as the cost of goods and services increase, the value of a dollar is going to fall because a person won’t be able to purchase as much with that dollar as he/she previously could.

      Oder:
      A sustained, rapid increase in prices, as measured by some broad index (such as Consumer Price Index) over months or years, and mirrored in the correspondingly decreasing purchasing power of the currency. It has its worst effect on the fixed-wage earners, and is a disincentive to save.

      Das was hingegen umstritten ist, ist die Ursache von Inflation. Da gehen die Meinungen auseinander. Einige meinen, es liege an der Erhöhung der Geldmenge (davon geht dieser Artikel offenbar aus), andere sagen, es liege für Geschäfte durch Lohnanstiege steigende Kosten, wieder andere meinen Inflation gebe es, wenn Kredite zu leicht verfügbar seien etc.

      • Baer sagt:

        @ Parvaneh. Richtig, diese Definitionen widerspiegeln genau das, was ich oben sagte. Inflation wird definiert als generelle Preiserhöhung und, gleichzeitig, als Geldentwertung. Oder können Sie diesen zwei Definitionen etwas anderes entnehmen? Ändert das etwas an meiner ersten Aussage? Nicht bloss die Ursache von Inflation ist offenbar umstritten, wie Sie richtig sagen, sondern die Definition von Inflation selbst. Sie können mich einen altmodischen Rationalisten schimpfen, aber ich habe die Vorstellung, dass man ein Problem erkennen und definieren muss, bevor man es versucht zu bekämpfen.

      • Thomas Ernst sagt:

        @Marco
        Sie irren in grundlegenden Punkten.
        Geld ist prinzipiell jedes Objekt, das ich gegen ander Güter eintauschen kann. Damit ich das Geld aber so nutzen kann, wie gewohnt, ist es nötig, dass mein Geld im Prinzip überall und von jedem Verkäufer anerkannt und akezptiert wird. Das ist in der Schweiz mit dem CHF der Fall, in Euroland mit dem EUR, in den USA mit dem USD.

        Wer das Geld im ersten Schritt „herstellt“ ist beim Gebrauch eigentlich Wurscht. In unserem aktuellen System stellt nur die Nationalbank das primäre Geld her, die Banken und andere grosse Organisationen können es aber multiplizieren.

        Sie können jederzeit selbst „Geld“ herstellen: Gründen Sie eine AG, sorgen Sie dafür, dass die AG floriert, dann werden Ihre Aktien mehr wert und dann haben Sie Geld hergestellt, wenn Sie die Aktien gegen andere Geldformen (z.B. CHF) eintauschen können.

        Zins und Zinseszins sind nicht per se schlecht. Schlecht ist, wenn Staat und Private ihren Konsum mit Krediten finanzieren. Wer eine Fabrik baut mit Krediten (=Investition), und mit den produzierten Gütern (=Mehrwert) den Kredit, die Zinsen, die Zinseszinsen und auch noch die Löhne und einen Gewinn erwirtschaftet (was in der Wirtschaft normal ist), der schafft Mehrwert. Wenn aber der Staat und die Einzelnen sich Geld leihen, um ihren Konsum zu finanzieren, der nun mal kein Geld abwirft, dann kommen sie in die Todesspirale. Genau das ist heute das Problem mit Ländern wie den PIGS, weil sie mit den Krediten Konsum wie z.B. Renten etc. zahlen, kommt das Geld nie wieder rein. Da ist – ja, Pyramidenspiel – der Absturz ebenso vorprogrammiert, wie bei der AHV.

        • Baer sagt:

          @ Ernst: Das meinen Sie jetzt nicht im Ernst? Wenn ich jemandem eine Aktie verkaufe, stelle ich Geld her?? Uiui, und woher hatte der Käufer der Aktie das Geld? Aus dem Nimmerland von Peter Pan? Indem Sie Aktien kaufen und verkaufen, multipliziert sich Geld innerhalb des Tausches? Faszinierend, da sind wir mit einer göttlichen Schöpfung konfrontiert.

          Zu Ihrem „Geld ist alles, was als Geld akzeptiert wird“. Wenn Sie gerne Logik haben, dann verweise ich darauf, dass ein solcher Zirkelschluss ein logischer Scheinbeweis ist. Ich nehme aber, gemessen an Ihren Aussagen, an, dass Sie bereits einige Wirtschaftskurse besucht haben und Ihnen im Zuge hiervon eine gewisse Immunität gegenüber der radikalen Schönheit logischer Beweisführung eingetrichtert wurde (Denken in Annahmen etc.). Also frage ich sie ganz einfach, wann Sie in ihrem gesamten Leben etwas BEZAHLT haben mit etwas anderem als Bankgeld (sprich Banknoten oder Kredit- oder Debitkarten). Berücksichtigen Sie dabei, dass Reka-Schecks oder Gutscheine kein Geld darstellen, da sie zuvor mit Geld gekauft werden müssen und deshalb der „Kauf“ mit solchen Gutscheinen trotzdem via Bankgeld abgewickelt wird. Wenn Sie dann eingesehen haben, dass man nur mit Bankgeld bezahlen kann, können Sie sich darauf machen, zu studieren, woraus ihr Bankdepot eigentlich besteht und wie es dorthin gelangte. Hat Ihnen die Nationalbank das Depot gegeben? Wohl kaum? Wenn Sie aber wollen, steht es Ihnen frei, weiterhin zu glauben, Geld könne geradesogut aus Muscheln, Zigaretten oder Goldmünzen bestehen, nur schleudern Sie sich damit weit aus der realen Welt.

          • Thomas Ernst sagt:

            @Baer
            Der Gedankengang zu „was ist Geld“ erfordert zugegebenermassen einiges Abstraktionsvermögen, das nicht jedem gegeben ist. „Man“, d.h. die an der Wirtschaft Teilnehmenden, sind eben nicht nur Trivialkonsumenten wie Sie und ich, sondern z.B. auch Unternehmen, welche durchaus schon mal ein anderes Unternehmen kaufen und in eigenen Aktien bezahlen. Auch Dividenden werden gelegentlich in Form von Aktien, statt in Notenbankgeld bezahlt. Der Bauer, der seine Kirschen verkauft, hat diese nicht gekauft, sondern gepflückt, wofür er kein Notenbankgeld benötigte. Wegen der fortlaufenden Wertschöpfung muss ja auch die Notenbank die Geldmenge fortlaufend ausdehnen. Wie gesagt, wer sich ausschliesslich auf Notenbankgeld versteift, hat nicht genügend abstrahiert.

            Nur soviel: In Kriegszeiten sind Zigaretten sehr oft eine gängige Währung.

  • Das Problem mit einem Teil dieser Daten ist, dass sie teilweise frisiert sind. Das gilt insbesondere für die CPI-Messungen, aber auch – und ganz besonders – für die Treasury Zinsen, resp.deren Yield (den man sich eigentlich betrachten müsste). Ziel der Fed Interventionen ist es ja gerade, die Treasury Zinsen/Yield nach unten zu manipulieren. Die Vorhersagekraft der Zahlen ist also begrenzt. Dies insbsondere dann, wenn man weiss, dass ein beträchtlicher Teil der eben erst herausgegeben Treasuries innerhalb Tagen und Wochen gleich wieder zürückgekauft werden.
    Zudem ist zur Zeit Inflation ein erwünschtes Phänomen, denn würde das Fed nicht so viel Geld ins System pumpen würde es in eine deflationäre Depression kippen, die Eintritt wenn zu viele Kredite nicht mehr zurückbezahlt werden können. Die Massnahmen des Fed schieben den Moment aber höchstens auf, sie beseitigen ihn nicht.
    Die eigentliche Gefahr heisst immer noch Deflation und nicht Inflation, mMn.

  • Urs sagt:

    Inflation? Schreckgespenst der Kapitaleigentümer… und sonst? Ab wann wird es für den Standardarbeitnehmer, also mehr als 90% der Bevölkerung, den wirklich unangenehm? Entsprechend räuberisch gibt sich im Vergleich dazu wohl folgende Entwicklung…

    „….But the real story of neo-liberal success is not the extension of assets to all, but the huge and disproportionate share of wealth attained by the very rich. In the United States, between 1979 and 2004 the wealthiest 1 percent saw an increase in their share of national income of 78 percent, whereas 80 percent of the population saw an overall decrease in their income share by 15 percent. That’s a wealth transfer from the large majority to a tiny minority of some $664 billion….“ aus einer Ausgabe der New York Times 2008.

    So und nun, wer wohl muss sich vor Inflation den wirklich fürchten und wer eher nicht?

    …über diese Entwicklung wird auch aus allen anderen Deregulierten (Neoliberalen) Zonen berichtet… also der EU inkl. der Schweiz. Stellt sich mir die Frage von was ich, als Standardlohnempfänger aber auch Produktivitätsfortschrittsmitarbeiter, mehr betroffen bin… von Inflation oder flacher oder sogar sinkender Lohnentwicklung? Abgesehen von ein paar zusätzlichen Abzockersystemen welche jegliche Inflations- und Lohnentwicklung in den Schatten stellen, wie etwa der Wohnungs- und Krankheitsmarkt und dessen Systematik um die Renditen- und Profite zu steigern…

    Die Liberalisierungen und Privatisierungen sowie die weit grassierenden Geschwister Steuerflucht und Steuerwettbewerb haben die Bürger wohl mehr gekostet als jegliche Geldentwertung… die obigen Grafiken deuten wohl eher darauf hin das es nach wie vor ein sicheres Umfeld für Investoren gibt. Angst müssen die sich nicht machen… kein Wunder bei sovielen Fluchtmöglichkeiten für Kapital und Investoren und kräftiger lokalpolitischer Unterstützung beim Griff in des Bürgers Steuersubstrat und Eigentum…

    • Adi sagt:

      Viele Ihrer Aussagen kann ich unterschreiben. Jedoch sehe ich die Verknüfung von Inflation und Kapitaleigentümer sowie die Verbindung von Infaltion und Investoren in Ihren Sinn nicht ganz.

      Wer wirklich Kapital hat, hat so viel dass er es diversifiziert investieren kann: In Immobilien, Gold, Aktien, Rohstoffe etc. Er ist somit inflationsgeschützt („Schreckgespenst der Kapitaleigentümer“ ist somit falsch).

      Die Inflation trifft eigentlich alle Leute mit kleinen und mittleren Ersparnissen ohne Schulden, da sie zuwenig Kapital haben um es ausreichend zu diversifizieren. Auch Löhne sind von Inflation betroffen, da sie der Inflation hinterher hinken und diese oft nur unzureichend ausgleichen.

      Ferner muss die statistische Inflation und die echte, erlebte Inflation unterscheiden werden. Auch wenn die Zahlen von Fed, SNB etc. und immer eine tiefe Inflation bescheinigen…

      Fragen Sie mal jemanden, der sich in den letzten 5-10 Jahren mit einem Wohnungskauf beschäftigt hat und feststellen musste, dass in der Zwischenzeit Landpreise durch die Decke geschossen sind in vielen Lagen. Oder fragen Sie die Leute, die jedes Jahr 10% mehr Krankenkassenprämie bezahlen und am der Tankstelle teures Benzin kaufen.
      Was nützt es da, wenn man Energiepreise und Krankenkasse sowie Mietkosten bei der Inflationsrate ausklammert – kein Wunder ist die Inflation statistisch immer bei tiefen 1-2%.

      • Urs sagt:

        Die Verbindung von Inflation und Kapitaleigentümer ist, je mehr jemand davon hat desto mehr verliert dieser durch Inflation… Die Standardarbeitnehmer halten mit ihren Ersparnissen auch Kapital das durch Inflation entwertet werden kann, die Konsequenzen sind aber nicht so tragisch…. Schlimm wird es für die Kleinsparer erst, wenn das Kapital durch extreme Preissteigerungen im Inland entwertet wird.

        Das eine spürt man beim täglichen Einkauf, das andere wenn man in die Ferien geht oder Importprodukte kauft.

        Beim Investor sind es in der Regel Investitionen in Fremdwährungen die den Einsatz entwerten. Beim Bürger sind es Preissteigerungen welche den Lohn entwerten. Schaut man sich nun den verbissenen Kampf um die EURO Entwicklung an so kann man hier trennen zwischen der Wechselkursentwicklung und den Preissteigerungen der Binnenmärkte.

        So in etwa einfach ausgedrückt sehe ich das…

        Der Kampf um den EURO ist für mich in der Tat ein Kampf um die einzig wirklich Globaliserten dieser Welt, die Investoren die mit Mrd. Vermögen rumspielen…

        • Urs sagt:

          Ich hab hier leider zu schnell auf den Absenden Knopf gedrückt…. ist also nicht so richtig fertig geworden.

  • Dieses Finanzsystem sollte ein unbürokratisches Mittel sein, uns in der Wirtschaft zu organisieren. Dieses System versagt aber auf der ganzen Linie. Spätestens seit den 70er-Jahren wird nur noch experimentiert, wie dieses System aufrecht erhalten werden kann. Es gelingt einfach nicht. Wir müssen grundlegend andere Organisationsformen entwickeln, evaluieren und umsetzen. Ich persönlich bevorzuge die Peer-Ökonomie. Es würde mich aber interessieren, ob noch andere Vorlieben vorhanden sind im Publikum.

    • Baer sagt:

      Wie wärs mit Demokratie? Demokratisierung aller Institutionen der Gesellschaft? Dann könnten die Menschen selbst entscheiden, in welcher Form sie wirtschaften wollen, was und unter welchen Bedingungen. Es wäre doch vermessen, einem Volk eine Wirtschaftsvision in den Hals zu rammen?

    • Urs sagt:

      Fr. Binsberger, schauen Sie sich mal hier bei Monetative um : http://www.monetative.ch/

      Mit den Ideen wird zumindest versucht einen Teil des Geldkreislaufes unter demokratische Kontrolle zu bringen. Interessant auch, das dies eh in der Verfassung festgelegt ist, doch darum kümmert sich aktuell niemand derer die damit Mrd. verdienen… ohne Anstrengung…

      Mein weiteres Interesse gilt dem Thema Demokratisierung der Unternehmen und der Wirtschaft. Was bedeutet, 1 MA = 1 Stimme oder 1 Kopf = Stimme anstatt sich exklusiv den Aktionären und Finanzmärkten und deren Masslosigkeit anzubiedern. Immerhin verbringen die meisten von uns beim täglichen Eintritt in die Firma Nicht-Demokratisches-Gebiet und dies trotz dem konstanten bejubeln von Demokratischer Prinzipen. Aber die gelten offensichtlich nicht für alle…

      • Thomas Ernst sagt:

        @Urs
        Sie können Ihre Demokratie im Unternehmen jederzeit haben: Gründen Sie eine eigene Firma. Wenn Sie (wie ich) sich mit Partnern zusammentun und vereinbaren, 1MA = 1Stimme, dann klappt das wunderbar.

        Wenn Sie sich aber von einer bestehenden, von ANDEREN Leuten aufgebaute Firma anstellen lassen, und dann fordern, man solle Ihnen Mitspracherechte geben, dann ist das banaler sozialistischer Diebstahl und keineswegs „Demokratie“. Auch demokratische Rechte müssen erarbeitet werden. Alles übrige ist bloss Narzissmus. Eine bei Managern, Politikern und Linken verbreitete Geisteskrankheit.

        • Baer sagt:

          @ Ernst: „Eine bei Managern, Politikern und Linken verbreitete Geisteskrankheit.“ Ernste Worte, Herr Ernst. Sie könnten sich ja auch einmal ernsthaft mit dem Thema Eigentumsrechte befassen. Ohne die Analyse zu weit spinnen zu wollen: Wie begann eigentlich das Eigentumsrecht? Jemand muss einmal angefangen haben, und gesagt haben: „Das ist jetzt mein Land, und wenn jemand darauf rumläuft, dann kann ich ihn erschiessen.“ Die anderen fanden das sicher nicht so toll. Anders kann es nicht angefangen haben, und wir sehen es heute immer noch bei Urvölkern in Südamerika, wie das abläuft: Indigene Bevölkerungen werden von Regierungen „enteignet“, denn sie selbst kennen das bizarre Konzept von Eigentum nicht. Deshalb hatte Proudhon nicht unrecht, wenn er sagte, „Eigentum ist Diebstahl“. Eigentum muss notwendigerweise als Diebstahl begonnen haben, anders ist es nicht möglich. Sie sagen zurecht, dass man ja eine Genossenschaft gründen könnte. Ja, kann man. Sie sind aber sicher einverstanden, dass es sehr schwierig ist, eine Unternehmung zu gründen, da der Markt für sehr vieles schon gesättigt ist. Gottlieb Duttweiler war deshalb konsequent und verschenkte seine hochprofitable Migros an Genossenschaftler, da er nach langem Nachdenken die AG selbst als illegitime Machtstruktur verstand. Wenn Sie sich für Geschichte interessieren, könnten Sie die selbstverwalteten Kommunen in Katalonien der 1930 studieren. Dort wurde ein grosser Teil der Wirtschaft in dieser Zeit selbst verwaltet von den Arbeitern. Es war sehr friedlich, sehr gerecht, und die Produktivität nahm sogar zu. Es war so friedlich, dass diese Selbstverwaltung von der faschistischen Regierung zerschlagen wurde, und die alten Eigentumsverhältnisse wurden vom faschistischen Franco wiederhergestellt.

        • @Ernst 23:24: Eine demokratische Wirtschaft besteht nicht nur aus dem Stimmrecht im Unternehmen. Auch demokratische Unternehmen müssen am Markt nach dem Faustrecht-Prinzip gegeneinander kämpfen – mit den genau gleichen negativen Folgen und Problemen, wie sie die heutige Wirtschaft mit sich bringt, aber niemand wirklich will (zB Umweltschäden, Vermögensschere, Wachstumszwang, etc.). Eine wirklich demokratische Wirtschaft bezieht auch den gesellschaftlichen Bedarf mit ein, und zwar nicht via Marktentscheidungen. Denn Marktentscheidungen funktionieren nicht demokratisch. Der Markt „will“ das, was die zahlungskräftigsten Marktteilnehmer wollen. Diejenigen, die kein Geld haben, haben entsprechend kein Stimmrecht – obwohl sie legitimste Bedürfnisse haben; wie zB im Extremsfall hungernde Menschen: diese Menschen haben einen sehr starken Bedarf, aber der Markt ignoriert sie vollkommen, weil sie einfach kein Geld haben. Es gibt verschiedene Ansätze, wie das Faustrechtprinzip des Marktes ersetzt werden könnte – und zwar nicht durch das diktatorische Prinzip der zentralen Planwirtschaft, sondern durch echte demokratische Strukturen.

        • Urs sagt:

          Hr. Ernst, gut das Sie ihr Unternehmen so aufgebaut haben… Ich als Mitdenkender Mitmensch hätte bestimmt Spass an der Sache… Wenn ich von Demokratiserung der Wirtschaft spreche meine ich natürlich nicht das Tagesgeschäft damit zu beeinflussen weil das die GL wohl besser kann.

          Ich meine eher, das die Leitplanken eines Unternehmes von den MA mitbestimmt werden sollte, aber auch Fragen welche die Mitarbeiter direkt beienflussen wie etwa der Aufbau und Unterhalt von Kindertagesstätten deren Infrastruktur ohne Probleme von einem Unternehmen finanziert werden können. Es gibt viele Aspekte die man so festlegen könnte. Alles bereiche welche die MA direkt betreffen, für ein Unternehmen aber nicht relevant sind.. ausser das den Aktionären etwas Butter vom brot genommen wird. Leider ist es aber so, das wir von jung an so erzogen werden das Mitbestimmung, ja teils nicht mal das Infragestellen von Entscheidungen erwünscht ist… Das Bedürfnis der Menschen nach Partizipation wird uns generell aberzogen…

          Kommt noch die jüngste, für mich ausserst pervertierte, Entwicklung hinzu das Konzerne und Individuen mehr Kapital zur Verfügung haben und mehr Menschen nicht Demokratisch kontrollieren als so manche Nationalstaaten…

          Auch finde ich es falsch das die Aktionäre als die alleinigen Anspruchshalter angesehen werden denen alle anderen zudienen müssen… aus dem einfachen Grund, die erwirtschafteten Renditen und Profite sind nie genug hoch…. wo soll das aufhören?

          Weiterhin bin ich der Ansicht das gewisse Systeme in Gemeinschaftseigentum zurückbefördert werden sollen, das also mit dem Privatiserungswahnsinn aufgehört wird da auch in diesem ideologisch blind verfolgten Bereich zuviele Fehlentwicklungen festzustellen sind… kurz, Profite oder Profitables wird privatiert, Verluste oder Verlustbringendes wir sozialisert und eliminiert… Ich kann mit desen Neoliberal basierten konzepten rein gar nicht’s anfangen.

          Werfen Sei mal einen Blick in die Länder in denen Gemeinschaftliche Strukturen geschlossen werden…. weil andere mit ihren Spekulation nicht zurecht gekommen sind. England zum Beispiel… im The Guardian hat’s zum Thema eine ganze Artikelserie…

      • @Urs 17:53: Wunderbar, dass auch die Monetative-Initiative sich für eine Demokratisierung der Wirtschaft einsetzt. Mir scheint, es gibt viele sehr interessante und gute Ansätze, die Ökonomie demokratisch zu strukturieren und somit stabiler, tragfähiger und nachhaltiger zu machen. ZB auch die „Quantum-Ökonomie“ (@Baer 13:29) oder die „Demokratische Bedarfswirtschaft“ oder die „Parecon“ oder „Neustart Schweiz“ oder die „Peer-Ökonomie“ und selbstverständlich und nicht zuletzt natürlich auch die „Monetative“. Ich habe den Verdacht, dass die verschiedenen Ideen und Initiativen leicht zu einer gemeinsamen Basis kommen könnten. Denn sie sind entstanden in innovativen Kleinstgruppen oder sogar in den Köpfen von engagierten Einzelpersonen, jedoch immer aus sehr ähnlichen Motivationen. Vielleicht wäre ein fundierter Austausch zwischen den verschiedenen Stossrichtungen sehr fruchtbar, bevor jede Gruppe einfach definitiv loslegt mit der Umsetzung. Vielleicht würde man ja auf einen gemeinsamen Nenner kommen. Aber vielleicht könnte auch jede „Schule“ von der anderen lernen und trotzdem ihre eigene Schiene fahren. Dadurch könnte der Stimmbevölkerung evtl. auch eine ganze Palette von ökonomischen Alternativen unterbreitet werden. Dies nur so als Idee…

        • Baer sagt:

          @ Nadine. Hiess die Idee von der Demokratisierung der Wirtschaft nicht ursprünglich Anarchosyndikalismus? Ich verstehe noch nicht, wie „Demokratische Bedarfswirtschaft“, „Parecon“, „Peer-Ökonomie“ etc. vom altbekannten Anarchosyndikalismus abweicht. Weichen die voneinander ab? By the way Quantum Ökonomie ist eine reine Theorie von Prokuktion und Tausch – abstrahiert von den Bedingungen. Sie ist somit grundsätzlich wertneutral will bloss das monetäre System in Einklang bringen mit der buchhalterischen Natur von Geld (Natürlich ist es jedoch weiterhin jeder Gesellschaft selbst überlassen, ob sie eine Realtauschwirtschaft oder eine monetäre Produktionswirtschaft sein will.)

          • @Baer 9:31: so wie ich die verschiedenen Theorien verstehe (inkl. Anarchosyndikalismus), geht es allen um partizipative und emanzipative Wirtschaftsformen, also um demokratische Grundprinzipien im wirtschaftlichen Handeln. Dies im Gegensatz zur kapitalistischen Marktwirtschaft (Faustrecht) oder der zentralen Planwirtschaft (Diktatur). Alle sind (soweit ich sie verstehe und überblicke) geeignet, um diesen grundlegenden demokratischen Anspruch zu verwirklichen. Trotzdem sind es verschiedene Umsetzungsformen. Hinzu kommt, dass die Peer-Ökonomie (soweit ich sie verstehe) eindeutig nicht monetär funktionieren „müsste“, da sie den Tausch gänzlich abschafft (ausser, Geld könnte noch einen anderen Zweck haben, als den Tausch zu simulieren). Während in der demokratischen Bedarfswirtschaft, bei Parecon und auch im Anarchosyndikalismus sowohl eine monetäre wie auch eine nichtmonetäre Variante denkbar wäre. Aus dem Fundus der klassischen anarchistischen Theorien liegt zB das Konzept der „Gegenseitigen Hilfe“ des Geographen und Schriftstellers Peter Kropotkin deutlich näher bei der „Peer-Ökonomie“. Zudem: das Thema Gemeingüter spielt in der Diskussion um alle diese ökonomischen Alternativen eine sehr zentrale Rolle. Der Wirtschaftsnobelpreis 2009 wurde aus diesem Grund an Frau Elinor Ostrom vergeben.

          • Baer sagt:

            @ Nadine um 13:01: „Tausch simulieren“, was meinen Sie genau damit? Obwohl ich mich viel mit Geldtheorie beschäftige und persönlich der Meinung bin, dass das monetäre System „gerettet“ werden kann von seinen pathologischen Ausprägungen, ist es schlussendlich dem Volk überlassen, ob sie ein monetäres System haben will oder nicht.

    • Fritz Bühler sagt:

      Ja liebe Nadine Binsberger. Gibt man den Banken 1 Franken so generieren sie damit 100 Franken Schulden und nehmen die Kreditnehmer in die Pflicht. Wenn die nicht mehr zahlen können dann wird’s etwas eng. Das untermauert Ihren post im Griechenland thread (Stichwort „Schneeballsystem). Wenn die Banken ins Wanken geraten dann kommt der Staat. Too big to fail und alle wundern sich. Ändern tut sich aber nichts. Wenn ich ein Haus kaufen will brauche ich 25-30% Eigenkapital, die UBS und CS haben etwa 2%. Gerne möchte ich auch Bank spielen. Gleiche Rechte für alle!

  • Hans Müller sagt:

    Alle Daten sprechen dagegen und dann passiert es doch. Das hatten wir doch schon x-mal. Das einzige was sicher ist, ist dass eine sichere Prognose nicht möglich ist.

  • Thomas Ernst sagt:

    …man kann nur zu Gott beten und hoffen, dass auch unsere Finanzministerin und v.a. die SNB diesen Beitrag lesen!

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