Deutschlands Rolle in der Eurokrise

A man passes the artwork "Euro" by artist group Superflex at the art fair in Cologne, Germany, Thursday, April 16, 2015. (AP Photo/Martin Meissner)

Ist alles wieder gut? Ein Mann passiert das Kunstwerk «Euro» in Köln. (Bild: Martin Meissner/Keystone)

Die Eurokrise schreibt keine grossen Schlagzeilen mehr. Die Europäische Zentralbank unter Mario Draghi hat mit ihrer ultraexpansiven Geldpolitik die Finanzmärkte dermassen ruhig gestellt, dass sich diesen Herbst sogar Italien zu Negativzinsen finanzieren konnte.

Gestern Donnerstag hat die EZB wie erwartet ihr Anleihenkaufprogramm (Quantitative Easing) ausgeweitet und damit einmal mehr das Signal gegeben: Wir werden nicht zulassen, dass nochmals etwas passiert.

Ist also alles wieder gut?

Regelmässige Leserinnen und Leser dieses Blogs wissen, dass wir skeptisch bleiben. Die Geldpolitik wirkt zwar palliativ, aber die EZB kann die grundlegenden Konstruktionsfehler der Währungsunion nicht beheben. Doch darum soll es in diesem Beitrag nicht gehen.

Wir wollen nochmals in die Vergangenheit blicken. Und dabei einen Effekt beleuchten, der wichtig für das Verständnis ist, weshalb es überhaupt zu den enormen Ungleichgewichten zwischen den Ländern der Eurozone – und damit zur Eurokrise – gekommen ist.

Es ist ein Effekt, der weder in Griechenland, noch in Irland oder Spanien zu finden ist, sondern: in Deutschland.

Sehr lesenswert aufgearbeitet hat das Thema Professor Peter Bofinger in diesem Beitrag auf Vox. Bofinger lehrt Ökonomie an der Universität Würzburg und Mitglied des Sachverständigenrats zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung Deutschlands. Die nachfolgend präsentierten Charts stammen alle aus Bofingers Vox-Beitrag.

Die Kernaussage liefert dieser Chart:

Um diesen Chart zu verstehen, müssen wir zunächst in die Neunzigerjahre zurückblenden. In eine Zeit, als Deutschland stagnierte, unter den Effekten der Wiedervereinigung ächzte, unter Wachstumsschwäche und hoher Arbeitslosigkeit litt.

1998 kam es unter Kanzler Schröder zwischen den Arbeitgebern und Gewerkschaften zum Bündnis für Arbeit, Ausbildung und Wettbewerbsfähigkeit. Vereinfacht gesagt geschah dabei folgendes: Die Gewerkschaften willigten ein, dass Produktivitätssteigerungen in der Wirtschaft nicht in Form von steigenden Löhnen an die Arbeitnehmer fliessen. Im Gegenzug verpflichteten sich die Arbeitgeber, mehr neue Arbeitsstellen zu schaffen.

Was danach geschah, zeigt der oben abgebildete Chart. Die rote Kurve zeigt die Entwicklung der Lohnstückkosten in Deutschland (indexiert auf 1999 = 100). Sie stagnierten zwischen 1999 und 2008. Die grüne Kurve zeigt die Lohnstückkosten in der verarbeitenden Industrie Deutschlands: Sie sanken zwischen 1999 und Ende 2007 um mehr als 10 Prozent.

Die violette Kurve zeigt derweil die Entwicklung der Lohnstückkosten in den anderen Ländern der Eurozone, ebenfalls indexiert auf 1999, dem Start der Währungsunion: Sie stiegen zwischen 1999 und 2008 um gut 20 Prozent.

Nun könnte man vereinfacht sagen: Deutschland hat Zurückhaltung geübt, während alle anderen Länder ihre Lohnstückkosten ausser Kontrolle geraten liessen.

Doch das ist eine zu vereinfachte Darstellung. Wieso? Der Grund liegt im Inflationsziel, das die EZB offiziell verfolgt. Sie legt ihr Mandat der Preisstabilität nämlich so aus, dass die jährliche Inflationsrate knapp unter 2 Prozent liegen soll.

Das bedeutet, auch die Lohnstückkosten in den Euro-Ländern sollten mit einer Rate von knapp unter 2 Prozent pro Jahr wachsen.

Genau das liessen die anderen Euro-Länder, mit Ausnahme Deutschlands, zu.

Die blaue Kurve in der oben abgebildeten Grafik zeigt sodann, wie sich die Lohnstückkosten Deutschlands entwickelt hätten, wenn sie nach 1999 mit 1,9 Prozent pro Jahr gewachsen wären. Wie unschwer zu erkennen ist: Die Kurve steigt ungefähr im Gleichschritt mit der violetten Kurve, die die anderen Euro-Länder abbildet.

Der Ausreisser der violetten Kurve nach oben vor 2009 erklärt sich mit den überhitzenden Volkswirtschaften Spaniens, Irlands und Portugals, wo die Lohnstückkosten deutlich stärker als 2 Prozent pro Jahr stiegen.

Eine andere Darstellungsform des Problems ist die folgende Grafik:

Sie zeigt die Inflationsrate (Harmonized Index of Consumer Prices, HICP) in Deutschland (rote Kurve) und in den anderen Ländern der Eurozone (gelbe Kurve).

Die grüne, waagrechte Linie zeigt das von der EZB angestrebte Inflationsziel von knapp unter 2 Prozent.

Auch hier ist unschwer zu erkennen: In Deutschland lag die Inflationsrate in allen Jahren vor 2007 meist deutlich unter 2 Prozent. In den anderen Euro-Ländern lag sie dagegen klar über dem Ziel der EZB.

Auch hier liesse sich sagen: Deutschland hielt sich unter Kontrolle, während alle anderen in Saus und Braus lebten.

Doch das ist so nicht korrekt. Deutschland war zwischen 1999 und 2006 latent von Deflation bedroht und zog damit die durchschnittliche Inflationsrate in der Eurozone nach unten. Die EZB verfolgte daher eine überaus lockere Geldpolitik.

Diese Geldpolitik half zwar Deutschland, für Länder wie Spanien und Irland war sie jedoch viel zu expansiv: Sie erlebten einen Immobilienboom und überhitzten. Spanien und Irland waren sozusagen der Kollateralschaden der EZB-Politik, die Deutschland vor einer Deflation bewahrte (diesen Sachverhalt haben wir in diesem Blogbeitrag bereits als das «Dirty Little Secret» der Eurokrise vorgestellt).

Kommen wir zur nächsten Grafik aus Bofingers Arbeit:

Die rote Kure zeigt die Entwicklung der Binnennachfrage in Deutschland, die gelbe Kurve steht wiederum für die restlichen Länder der Eurozone.

In den Neunzigerjahren verlaufen die beiden Kurven weitgehend parallel, doch punktgenau ab der Einführung des Euro und des Bündnisses für Arbeit, Ausbildung und Wettbewerbsfähigkeit zur Jahrtausendwende beginnt die Binnennachfrage in Deutschland zu stagnieren: Zwischen 2000 und 2007 wächst sie überhaupt nicht mehr, während die Binnennachfrage in den anderen Euro-Ländern weiter steigt.

Die Lohnzurückhaltung in Deutschland führt dazu, dass die grösste Volkswirtschaft der Eurozone weniger von ihren Partnerländern in der Währungsunion importiert.

Gleichzeitig werden wegen der gesunkenen Lohnstückkosten deutsche Exportprodukte in den anderen Euro-Staaten günstiger.

Das Resultat ist in der folgenden Grafik dargestellt:

Die blaue Kurve zeigt die deutschen Exporte in die anderen Ländern der Eurozone, in Milliarden Euro pro Jahr. Die rote Kurve zeigt die deutschen Importe aus den anderen Euro-Ländern. Die grüne Kurve zeigt den Differenzbetrag zwischen den beiden Werten.

Es ist unschwer zu erkennen: In den Neunzigerjahren ist die Handelsbilanz Deutschlands mit den späteren Partnerländern der Währungsunion ausgeglichen.

Etwa ab dem Jahr 2002 steigen die Exporte deutlich kräftiger als die Importe. Deutschland erwirtschaftet massive Überschüsse im Handel innerhalb der Eurozone. Diese kommen zustande, weil durch die Lohnzurückhaltung der deutschen Arbeitnehmer einerseits die Binnennachfrage stagniert und die Importe schwächeln, und weil andererseits wegen der gesunkenen Lohnstückkosten die deutschen Exporte steigen.

Hier noch eine etwas andere Betrachtung:

Die blaue Kurve zeigt den Leistungsbilanzsaldo in Prozenten des Bruttoinlandproduktes (BIP). In dieser Betrachtung handelt es sich nicht bloss um den Leistungsbilanzsaldo im Handel mit den anderen Euro-Staaten, sondern mit dem gesamten Rest der Welt.

Auch hier ist eindrücklich der sprunghafte Anstieg ab dem Jahr 2000 zu sehen: Während Deutschland in den Neunzigerjahren meist mit einem leichten Leistungsbilanzdefizit wirtschaftete, steigt der Überschuss bis 2007 auf bis zu 7 Prozent des BIP.

Die rote Kurve zeigt übrigens die Entwicklung der Sparquote der privaten Haushalte in Deutschland. Sie bewegt sich ab 2000 kaum mehr. Leider nicht abgebildet ist die Sparquote der Unternehmen: Diese steigt nach 2000 nämlich deutlich.

Zusammengefasst lässt sich also sagen:

  • Ende der Neunzigerjahre kommt es in Deutschland zu einem Pakt zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern. Dabei verzichten die Gewerkschaften auf Lohnsteigerungen. Im Gegenzug versprechen die Arbeitgeber die Schaffung neuer Arbeitsplätze.
  • Als Folge dieses Paktes sinken respektive stagnieren nach der Einführung des Euro im Jahr 1999 die Lohnstückkosten in Deutschland. Die Produktivitätsfortschritte in der Wirtschaft werden nicht mehr an die Arbeitnehmer weitergegeben.
  • In den anderen Euro-Ländern steigen die Lohnstückkosten dagegen jährlich um knapp 2 Prozent – genau so, wie von der EZB vorgesehen.
  • Zwischen 2000 und 2007 öffnet sich die Schere in den Lohnstückkosten zwischen Deutschland und dem Rest der Eurozone immer weiter.
  • Die EZB verfolgt während dieser Zeit eine äusserst expansive Geldpolitik: Das hilft Deutschland, lässt die Peripherieländer jedoch überhitzen.
  • Deutschlands Binnennachfrage stagniert, die Exporte steigen: Der Leistungsbilanzüberschuss wird immer grösser.
  • Als Spiegelbild dazu steigt auch das Leistungsbilanzdefizit diverser anderer Euro-Länder.

Und irgendwann nach 2008 werden die wirtschaftlichen Ungleichgewichte zwischen den Euro-Ländern so gross, dass die gesamte Währungsunion in eine Zerreissprobe geworfen wird.

Und in dieser Zerreissprobe stehen wir noch heute. Auch wenn die Risse von der EZB mit massenweise Liquidität überdeckt werden.

In eigener Sache:

Hier wieder zwei Links aus unserer FuW-Serie über historische Spekulationsblasen und Finanzkrisen:

45 Kommentare zu «Deutschlands Rolle in der Eurokrise»

  • Beat Hermann sagt:

    Dieser Artikel sollte anlässlich der neusten Entwicklung an der deutschen Migrationsfront nochmals beleuchtet werden. Meines Erachtens hat sich der Effekt des Schröder-Paktes in den letzten Jahren abgeschwächt (siehe die Einführung eines Mindestlohnes). Die massive Zuwanderung nach Deutschland, debattiert aber von Kanzlerin und Industrie gewollt, könnte den für die Exportindustrie essentiellen Tiefstlohnsektor neu befeuern und das deutsche Exportwunder mit allen Kollateralschäden zu neuen Höhen führen. Das Ungleichgewicht dürfte sich wieder vertiefen.

    • Linus Huber sagt:

      „für die Exportindustrie essentiellen Tiefstlohnsektor“

      Ich bezweifle, dass der Tiefstlohnsektor eine grosse Rolle in Bezug auf den Erfolg der wettbewerbsstarken Exportindustrie spielt, sondern wohl einzig indirekt einen bescheidenen Gehaltsdruck auf die in der Exportwirtschaft arbeitenden generell höher qualifizierten Arbeitskräfte erzeugt. Der Konsum innerhalb Deutschland dürfte jedoch ein wenig beflügelt werden, indem die „Flüchtlinge“ als Gruppe über viele Jahre vom Staat teilfinanziert werden, was bedeutet, dass entweder die Bürger mehr steuern zahlen, die sozialen Leistungen nach unten angepasst werden oder die Lösung des Problems via Verschuldung in die Zukunft verschoben wird.

  • B. Müller sagt:

    …das erzählt Flassbeck schon sehr viel länger als Bofinger.

  • Markus Bischof sagt:

    Ohne Schulden kein Geld. Die Darstellungen hier sind komplett falsch. Das Geldsystem funktioniert so: Herr Bauer braucht für seinen neuen Stall Geld. Das kriegt er von der Bauernbank. Die Bauernbank kreiert aus dem Nichts mittels einer Hypothek Geld. Sie gibt dem Herrn Bauer das Geld zu bestimmten Konditionen. Dieser beauftragt Herrn Baumeister, den Stall zu bauen. Herr Baumeister kriegt das Geld von Herrn Bauer. Herr Baumeister bezahlt daraus Löhne, Steuern und ein neues Firmenfahrzeug. Dazu geht Herr Baumeister zu Herrn Händler, der ihm ein neues Auto verkauft. Herr Händler wiederum bezahlt aus dem Geld seine Angestellten, das Auto beim Generalvertrieb und er kauft aus dem Gewinn…….

  • Sven sagt:

    Ist es denn korrekt, die Lohnstückkosten mit der angestrebten Inflationsrate zu vergleichen? Müssten nicht die Löhne statt der Lohnstückkosten steigen, damit das Inflationsziel nicht in Gefahr gerät?

  • Wittenmeier Thomas sagt:

    Das Bündnus für Arbeit ging demnach voll zu Lasten der deutschen Arbeitnehmer ? Während die Gewinne explodieren, stagniert das Einkommen der Arbeitnehmer seit Jahren und die Einkommensschere öffnet sich immer weiter. Hinzu kommt, dass deutsche Arbeitnehmer mit so hohennSteuern und Sozialabgaben wie sonst nirgendwo in Europa belastet werden. Und damit dies so bleibt , hat die Große Koalition auch noch die „Schwarze Null“ eingeführt. Es ist unglaublich, was sich die deutschen Arbeitnehmer bieten llassen. Liege ich falsch mit der Annahme, dass, statt Europa mit Geld zu fluten und damit die Vermögenskonzemtration zu beschleunigen, eine Entlastung der deutschen Arbeitnehmer sinnvoller wäre?

    • Anh Toàn sagt:

      Danke, genau der Punkt. Die Löhne der deutschen Arbeitnehmer müssen steigen. Als Schröders Agenda 2010 umgesetzt wurde, waren die deutschen Lähne zu hoch: Umgerechnet auf Jahresarbeitszeit waren die höher als im Hochlohnland Schweiz. Und die Arbeitslosigkeit war nach der Wiedervereinigung explodiert- Inzwischen ist die Arbeitslosigkeit in D gemäss internationalen Kriterien tiefer als der Schweiz, mit sinkender Tendenz D und steigender in CH.

  • Peter Mueller sagt:

    Der Blog ist interessant und seine Kernaussagen zweifelsohne richtig. Doch er enthält einen grundlegenden Denkfehler: Nur weil Geld billig und in grossem Ausmasse vorhanden ist, wird niemand gezwungen, Immobilien auf Kredit zu aktuell geringen Kosten zu kaufen. Dies ist und bleibt in der Verantwortung der Endkonsumenten. Die Überhitzung ist als einzig und alleine aufgrund von Fehlentscheiden der Kreditnehmer geschehen. Dass die (Zentral-) – Banken die Leute zu diesem unsinnigen Verhalten verführen, soll dadurch nicht gutgeredet werden. Überhaupt ist das Leben auf Pump eines der Kernprobleme unserer Wirtschaftsordnung.

    • J. Kuehni sagt:

      Ich finde – mit Verlaub – dass der Denkfehler eher bei Ihnen liegt. Wie so oft, werden makroökonomische Probleme in Ihrer Argumentation bloss durch eine Moralbrille betrachtet: Der auf individueller Ebene verwerfliche Hang zum „Leben auf Pump“ ist schuld (und damit wird die davon profitierende Angebotsseite schon wieder völlig aus der Verantwortung entlassen). Kein Wort von stagnierenden Mittelschichts-Löhnen (seit 3 Dekaden), kein Wort von zunehmender Vermögenskonzentration und erodierender Steuerbasis bei allen europäischen Staaten (wirklich schade, aber vielleicht auch typisch, dass die steigende Kurve zur Sparquote der Unternehmen bei Figure 7 fehlt).

    • Linus Huber sagt:

      Es geht wohl weniger um die Moral in sich, sondern um das Anreizsystem, welches dieses Verhalten fördert. Die Ausdünnung der Mittelschicht, die Zunahme der Vermögenskonzentration sind die Folgen eines fehlerhaften Anreizsystems, welches zu Fehlinvestitionen verleitet.

  • Bänninger sagt:

    Ist eigentlich Deutschland die EU? Betrachtet Deutschland sich als die EU? Herrscht D schon heute über die EU?
    Die EU insgesamt hat 12 Billionen angehäufter Staatsschulden, das sind 92% des BIP der EU.
    Die Frage ist nicht ob das Kartenhaus zusammenbricht. Die Frage ist wann. Wahrscheinlich erst, wenn die heutigen Eliten der EU und EZB nicht mehr im Amt sind….

    • J. Kuehni sagt:

      Mit 2 Sandwich-Tafeln um den Hals (The End is Neigh) und Gong durch die Gassen laufend, hätten Sie mehr Unterhaltungswert. –– Den 12 Bio. stehen zig Bio. angehäufte Vermögenswerte gegenüber. Die EU-Gesamtwirtschaft verzeichnet einen Aussenhandels-Überschuss. Der durchschnittliche Bildungsstand (und damit die potenzielle Produktivität) ist wahrscheinlich nirgends höher als in der EU. Wir haben zunehmende, politisch und ideologisch induzierte Distributionsprobleme (zusammen mit einem unterfinanzierten Staatswesen) aber sicher nicht zuwenig Reichtum.

      • J. Kuehni sagt:

        O Welch bittere Ironie, sollte sich zeigen, dass ausgerechnet die Flüchtlingskrise und der Terrorakt von Paris dem Austeritätsdogma ein Ende setzen sollten: „Wir können es uns nicht mehr leisten, bei der Sicherheit zu sparen…“ 😛

        http://www.nytimes.com/2015/12/04/opinion/the-tax-europe-cant-afford-not-to-pay.html?action=click&pgtype=Homepage&clickSource=story-heading&module=opinion-c-col-left-region&region=opinion-c-col-left-region&WT.nav=opinion-c-col-left-region

      • Bänninger sagt:

        „…den 12 Billionen stehen zig Bio Vermögenswerte gegenüber…“ Was für eine präzise Angabe der Vermögenswerte.
        Und „Aussenhandelsüberschuss“ heisst rund 220 Milliarden Euro, heisst ganze 7,5% des BIP der EU. (Hauptsächlich stammend von den D Automobilexporte)
        Sie reden von „unterfinanzierten“ Staatswesen. Ich rede von tödlicher Schuldenwirtschaft der EU zu Lasten der Steuerzahler und nicht von privatem Reichtum.
        Soviel zu Ihrem Unterhaltungswert.

        • G. Nardone sagt:

          @Bänninger:
          – “Aussenhandelsüberschuss”
          Aussenhandel-Überschüsse des Einen sind die Import-Defizite (-SCHULDEN) der Anderen!

          – „Ich rede von tödlicher Schuldenwirtschaft der EU zu Lasten der Steuerzahler“
          Es kostet den Steuerzahler überhaupt nichts sofern der Staat sich bei ihrer eigenen Zentralbank verschuldet! Und überhaupt, bei wem verschuldet sich der Staat? Bei den Privaten? Dann kann der Staat ja die Steuern erhöhen und mit diesem Geld zahlt er es den Privaten zurück und Problem gelöst!
          Oder im Falle, dass sich der Staat bei privaten Banken verschuldet hat: Banken sind Intermediäre, die Guthaben-Konti der Privaten sind wiederum der Gegenposten der öffentl. Schulden.

        • J. Kuehni sagt:

          @Bänninger: „Ich rede von tödlicher Schuldenwirtschaft der EU zu Lasten der Steuerzahler und nicht von privatem Reichtum.“ — Ich weiss ja. Und dass sie die Korrelation zwischen den beiden Kategorien nicht erkennen können (oder wollen) weiss ich auch. Eben.

          • Bänninger sagt:

            Ach Herr Kuehni,
            Sie haben recht. Ich kann es nicht verstehen…..
            Zum Denken sind wenige Menschen geneigt, aber alle zum Rechthaben.
            Und wissen Sie was? Zweifeln ist kurzweiliger als Rechthaben…

        • Linus Huber sagt:

          Sie sehen dies schon richtig Herr Bänninger. Der Preis des Kollaterales, welches den Schulden gegenüber steht, ist einerseits stark von der Höhe der „Kollateralisierung“ selbst abhängig und andererseits von dessen Wirtschaftlichkeit (Gewinnpotential) benötigt um die Kredite zu bedienen. Die Vernachlässigung dieses Zusammenhangs in der Geldpolitik führt zu entsprechenden Fehlinvestitionen. Im Falle von Staatsschulden besteht ebenfalls der Fehlschluss, dass durch die Erhöhung des SteuernSubtrates alles geregelt werden kann. Vergessen wird dabei, dass dies genau die Mittelschicht dezimiert, denn die wirklich Reichen finden Wege sich zu dispensieren.

          • Josef Marti sagt:

            Seit über 30 Jahren werden Steuern für die Gewinnquote laufend massivst gesenkt, das betrifft nicht nur direkte Steuern, sondern auch indirekte indem die Verlagerung der Steuerlast auf letztere erfolgt. So sind zB Mieterträge und Finanztransaktionseinnahmen von der MWST ausgenommen, Umsatz- und Emissionsabgaben werden abgeschafft. Endkonsument und Lohnempfänger tragen relativ immer mehr Steuerlasten. Diese Entwicklung mag für die Machtblöcke vorläufig aufgehen, Europa als höchst instabiles unhomogenes Gebilde hingegen dürfte sich durch diesen ruinösen Steuerwettbewerb gegenseitig komplett ruinieren.

          • Anh Toàn sagt:

            @Linus Huber: „..der Fehlschluss, dass durch die Erhöhung des SteuernSubtrates alles geregelt werden kann. Vergessen wird dabei, dass dies genau die Mittelschicht dezimiert, denn die wirklich Reichen finden Wege sich zu dispensieren.“

            Also wenn in einer Volkswirtschaft das Steuersubstrat erhöht wird, werden die Einwohner insgesamt reicher. Das hilft, denken die Meisten.

            Wenn sich die wirklich Reichen dispensieren, wer ausser dem Mittelstand soll dann bezahlen? Die Armen sollen verrecken in den Strassen oder was?

          • Linus Huber sagt:

            Der Wohlfahrtsstaat (Sozialismus oder Kollektivismus) und die immer währende Konsumbefeuerung durch eine entsprechende Geldpolitik erzeugt fehlerhafte Anreize. Wir wurden derart konditioniert, dass der einzelne immer weniger für sein persönliches Schicksal verantwortlich ist, respektive die persönliche Einbindung in seinem sozialen Umfeld mit entsprechenden gegenseitigen Verpflichtungen eliminierte. Parallel dazu haben die Grossfirmen und wirklich Reichen eine Parallel-Welt geschaffen, in welcher sie die Regeln immer stärker bestimmen und die aus dem künstlich angeheizten Konsum resultierende Umverteilung von „unten nach oben“ gekonnt ausnutzen.

      • Marc Goldinger sagt:

        „Den 12 Bio. stehen zig Bio. angehäufte Vermögenswerte gegenüber.“
        Verwechseln Sie bloss nie PREIS mit WERT.

        • J. Kuehni sagt:

          Ebensowenig wie Sie GELD mit WERT verwechseln, Herr Goldinger. Alle 3 Sachen existieren bloss im Zusammenhang mit menschlicher Aktivität.

    • G. Nardone sagt:

      @Bänninger:
      – „Die EU insgesamt hat 12 Billionen angehäufter Staatsschulden“
      Und wer sind die Gläubiger dieser Schulden? Die privaten Haushalte & Unternehmen netto sind die Gläubiger!!!!!
      Die Gegenbuchung der Staatsschulden sind die Spar-Vermögen bzw. Guthaben-Konti der Privaten und zwar auf den Cent genau (zwar nur unter Annahme von ausgeglichener Leistungsbilanz)!
      So, und deshalb müssen die Staaten die Schulden auch nicht wirklich zurückzahlen, schliesslich haben die Gläubiger das Geld bereits auf ihren Bank-Konti gutgeschrieben!

  • Waldi Noellmer sagt:

    Die Darstellung belegt, dass die Lohnempfänger und ihre Familien in Deutschland die Leidtragenden sind. Nicht nur deshalb, weil die Löhne nicht entsprechend mitgewachsn sind, sondern weil seit Jahren die Zahl der Niedrigstlohnempfänger rapide ansteigt.

    Es ist bereits so schlimm, dass jeder zehnte Arbeitnehmer in Deutschland neben seinem Lohn noch zusätzlich staatliche Unterstützung erhält, erhalten muss. Die Leute arbeiten, aber der Lohn reicht nicht mehr aus, um den Lebensunterhalt zu bestreiten.

    Das ist das Erfolgsrezept der deutschen Wirtschaft. Mit diesem System erwirtschaften die deutschen Unternehmen Jahr für Jahr neue Gewinnrekorde.

    • G. Nardone sagt:

      @Waldi Noellmer:
      – „Mit diesem System erwirtschaften die deutschen Unternehmen Jahr für Jahr neue Gewinnrekorde“
      Die Export-Unternehmen ja, aber nicht zwangsläufig die Binnenwirtschafts-Unternehmen.

  • Kaegi Paul sagt:

    Deutschland zwingt nicht nur uns die Visafreiheit von nicht EU-Ländern wie die der Türkei auf, bestimmt den Devisenkurs, die Anzahl der Flüchtlinge der Schweiz, unseren Arbeitsmarkt, nein – Deutschland ist die EU. Die Schweiz hat sich an Deutschland verkauft.

  • Heinz sagt:

    Somit ist klar, dass 2% Inflationsziel eben gerade nicht Preisstabilität bedeutet! Schuld am Schlamassel ist wohl eher die EZB und nicht Deutschland. Zudem läuft es aktuell ja genau umgekehrt: im Moment ist die Geldpolitik der EZB für Deutschland viel zu expansiv.
    Nord- und Südeuropa unter den Dach einer gemeinsamen Zentralbank – das geht einfach nicht zusammen. Deutschland sollte so rasch wie möglich aus der Eurozone austreten.

    • Anh Toàn sagt:

      Wie lange muss Nord- und Südeuropa die gleiche Währung haben, bis Sie glauben, dass das geht? Nicht ohne Probleme, Friede, Freude und Eierkuchen für alle und jeden, aber halt irgendwie geht? Immerhin „geht es“ schon einige Jahre, ausser man ist wahrnehmungsschwierig.

    • Christoph Bögli sagt:

      Was „nicht geht“ ist und bleibt, dass die Währungsunion nicht auf das Fundament einer ädaquaten (finanz-)politischen Union gestellt wurde. Die ganze Misere wurde darum nicht durch zu viel Einheit, sondern zu wenig verursacht. Weshalb die langfristige Lösung eigentlich auch nur darin liegen kann, die halbbatzige EU endlich auf richtige Füsse zu stellen und zu den „Vereinigten Staaten von Europa“ zu machen. Mit einer europäischen Regierung, die auf EU-Ebene übergeordnete wirtschafts- und finanzpolitische Entscheide fällen kann. In den USA funktioniert der Währungsraum ja auch deswegen, trotz massiver Unterschiede zwischen Alabama und Washington..

      • Anh Toàn sagt:

        Ja, und diese Dinge werden langsam gebaut (Bankenaufsicht der EZB, europäische Einlagensicherung, etc. etc.

        Geht halt nicht so schnell, in den USA und der Schweiz waren Bürgerkriege notwendig dazu, in Europa „Krisengipfel“.

      • G. Nardone sagt:

        @Christoph Bögli:
        – „und zu den “Vereinigten Staaten von Europa” zu machen“
        Ist wohl eher unrealistisch, es gibt zu viel Interessenskonflikte, es herrscht wenig Einigkeit, wenig Demokratie & Kompetenz, dieses EU-Experiment ist bereits gescheitert.

        • Anh Toàn sagt:

          @G. Nardone: „..dieses EU-Experiment ist bereits gescheitert“

          aber ein grosser Teil von 500 Mio Europäern, und noch ein paar Andere, haben es noch nicht gemerkt?

          • G. Nardone sagt:

            @Anh Toàn:
            Sehe ich auch so, doch man beachte England und Finnland sowie auch in Italien wird gerade eine links- bis rechts-politische Koalition auf die Beine gestellt mit dem Einen Ziel; heraus aus dem Euro.
            Ausserdem ist es eine menschl. Eigenschaft Fehler ungern zuzugeben.
            Wie dem auch sei, bis jetzt sind die Europäer einfach nicht reif genug könnte man sagen, vielleicht klappts mit diesem vielleicht allzu ambitioniertem Ziel das nächste Mal in 20 oder so Jahren …

          • Anh Toàn sagt:

            Wenn etwas in 20 Jahren geht, warum nicht gleich direkt dahin?

          • Anh Toàn sagt:

            @G. Nardone

            Die EU und der Euro sind Strategische Ziele.

            Wie sollen Koalitionen zwischen ganz links und ganz rechts alternative Strategien entwickeln? Die können mal etwas blockieren, aber nichts gestalten, weil sie komplett aunterschiedliche strategische Ziel haben.

        • Anh Toàn sagt:

          Wo gibt’s mehr „Demokratie“ als in den Staaten des europäischen Staatenbundes? Ich könnte keine zehn Staaten aufzählen, die in Frage kämen.

          Der Staatenbund unterscheidet sich vom Bundesstaat im formellen Kern durch das Sezessionsrecht. Dieses kann vielleicht noch lange beibehalten werden, wenn eine Gegend wirklich weg will, kann man sie gemäss Machiavelli ohne nur halten, wenn man seine Hauptstadt dahin verlegt. (Machiavelli hat sowas über eroberte Gebiete gesagt)

          • G. Nardone sagt:

            @Anh Toàn:
            Bezeichnen Sie es als demokratisch, wenn das europäische Parlament gar keine eigene Gesetze präsentieren kann, sondern nur abnicken oder ablehnen kann was ihr die sog. Kommission vorliegt? Und was macht diese Kommission genau, wer sind diese Leute, wurden diese gewählt?
            Bezeichnen Sie es als demokratisch, wenn EU-technokratische bzw. neo-liberale Wirtschafts-Theoreme Vorrang haben über die Verfassung und Wahlen der einzelnen Länder?

          • Anh Toàn sagt:

            Das europäische Parlament kann nicht soviel beschliessen, letztlich Ausführungsbestimmungen zu Vereinbarungen, welche kantonale Parlamente (Volk) genehmigten, wenn auch von deren Gestaltung ausgeschlossen waren. Klar liegt das entscheidende oft im Detail, aber auch in der Schweiz ist der Einfluss der Verwaltung, der Chefbeamten, viel grösser als man so glaubt. Europäische Organe haben nur wenig Vollstreckungsmacht. Um das Parlament gegenüber der Kommission zu stärken, ist einiges im Gange.

    • G. Nardone sagt:

      @Heinz:
      – „Deutschland sollte so rasch wie möglich aus der Eurozone austreten“
      Deutschland hat dabei am meisten zu verlieren!!!!!
      Denn dann wird ziemlich schnell die neue D-Mark aufwerten und die deutschen Export-Unternehmen verlieren über Nacht sozusagen gewaltig an Wettbewerbsfähigkeit und die anderen Euro-Länder haben somit die Möglichkeit die von Deutschland seit Euro exportierten Arbeitslosen wieder zurück nach Deutschland zu exportieren und die verlorenen Marktanteile wieder zurückgewinnen.

    • G. Nardone sagt:

      @Heinz:
      – „dass 2% Inflationsziel eben gerade nicht Preisstabilität bedeutet! Schuld am Schlamassel ist wohl eher die EZB und nicht Deutschland“
      Dieses EZB-Inflationsziel von 2% orientierte sich an die deutsche Inflation bevor Euro und alle Euro-Länder haben sich dafür geeinigt!

    • Linus Huber sagt:

      Somit ist klar, dass 2% Inflationsziel eben gerade nicht Preisstabilität bedeutet!

      Goldrichtige Aussage! 🙂

Die Redaktion behält sich vor, Kommentare nicht zu publizieren. Dies gilt insbesondere für ehrverletzende, rassistische, unsachliche, themenfremde Kommentare oder solche in Mundart oder Fremdsprachen. Kommentare mit Fantasienamen oder mit ganz offensichtlich falschen Namen werden ebenfalls nicht veröffentlicht. Über die Entscheide der Redaktion wird keine Korrespondenz geführt.