Das grosse Missverständnis ums Geld

(Flickr/Thomas Galvez)

Wenn es die Banken sind, die in erster Linie das Geld schöpfen, was macht dann die Notenbank? (Flickr/Thomas Galvez)

Was die meisten Lehrbücher über den Geldkreislauf schreiben, ist falsch. Bis zur Finanzkrise meinte man das ignorieren zu können. Das ist jetzt vorbei.

Für die Schöpfung des Geldes ist die Notenbank zuständig. Die Banken sind blosse Vermittler von Einlagen, die sie als Kredite weiterverleihen. Das ist die kürzeste Fassung dessen, wie in Lehrbüchern das Finanzsystem beschrieben wird.

Die etwas kompliziertere Variante befasst sich mit dem sogenannten Geldschöpfungsmultiplikator, der erklärt, warum die Geldmengen im Publikum um einiges umfassender sind, als das von der Notenbank geschaffene Geld. Die folgende Grafik zeigt das für die Schweiz anhand der Entwicklung des Umfangs der Notenbankgeldmenge und der Geldmenge M2 als Massstab für die Publikumsgeldmenge:

Die Lehrbucherklärung lautet etwas verkürzt so: Die Notenbank stellt den Banken Geld zur Verfügung, das sie selber schöpft. Die Banken können dies für Ausleihungen (Kredite, Hypotheken) nutzen. Diese enden letztlich wieder als Einlagen auf den Konten der Banken (was davon nicht als Bargeld im Publikum verbleibt). Die Einlagen ermöglichen es den Banken, erneut Kredite zu vergeben, allerdings müssen sie eine Mindestreserve zurückbehalten. Das geht so im Sinne einer geometrischen Reihe immer weiter bis wegen der Mindestreserven und der Bargeldhaltung keine Ausleihung mehr möglich ist (hier die entsprechende Formel). Wichtig für unseren Zusammenhang ist bloss, dass in dieser Betrachtung die Notenbanken das Geld schöpfen; die Banken die Geldmenge durch ihre Kreditvergabe zwar vermehren können, aber darin dennoch beschränkt bleiben.

Entscheidend an dieser Betrachtung ist die zentrale Rolle der Notenbank und die eher passive der Banken. Bis zur Finanzkrise hat die Volkswirtschaftslehre letzteren ohnehin eine relativ geringe Rolle zugemessen. Die Sichtweise, dass sie blosse Vermittler von Einlagen für Ausleihungen sind, schien zu funktionieren. Selbst der Multiplikator erforderte keine besondere Betrachtung. Denn der blieb meist mehr oder weniger stabil. Also schien man den Gedankensprung risikolos wagen zu können, dass eben die Notenbanken die Geldmenge in der Wirtschaft bestimmen.

Doch dann brach dieser Zusammenhang radikal zusammen. Die Notenbanken weiteten – wie in der obigen Grafik gezeigt – ihre Geldmenge zwar massiv aus, aber das tatsächliche Geld in der Wirtschaft (etwa gemessen an M2) reagierte immer weniger darauf. Das zeigt der Multiplikator deutlich. Wir teilen hier einfach die M2-Geldmenge durch die Notenbankgeldmenge und sehen so, wie das Publikumsgeld auf eine Mengenausweitung der Notenbank reagiert:

Wie dieser Zusammenhang zeigt, hat die SNB mit ihrer selbst geschaffenen Geldmenge einen immer geringeren Einfluss auf die relevante Geldmenge in der Wirtschaft. Ein ähnliches Bild liesse sich für andere Notenbanken zeigen. Das allein liefert schon einen Hinweis darauf, dass für die Geldschöpfung in der Wirtschaft die Banken eine weit grössere Bedeutung haben als die Notenbanken.

Tatsächlich ist der Einfluss der Banken auf die tatsächliche Geldmengen noch viel grösser – und jener der Notenbanken kleiner – als es selbst die Multiplikatortheorie suggeriert. Denn auch diese geht fälschlicherweise von den Notenbanken als ursprüngliche Geldschöpfungs-Instanz aus. Tatsächlich benötigt das Bankensystem weder Notenbankgeld noch Einlagen, um Kredite zu vergeben. Der tatsächliche Kreislauf ist daher gerade umgekehrt, als ihn die Lehrbücher in der Regel beschreiben: Die Kreditvergabe der Banken ist der ursprüngliche Akt der Geldschöpfung.

Diese Einsicht ist keineswegs neu, doch in den letzten Jahrzehnten bis zur Krise hat es kaum interessiert, von welcher Seite her man die Geldschöpfung betrachtet hat. Seit der Krise ist das Thema wieder hochaktuell und es wurden und werden eine Menge Texte dazu verfasst. Der international wohl meistbeachtete dazu stammt von der Bank of England.

Mit dem Thema befasst hat sich auch der Schweizer Ökonom Mathias Binswanger in seinem ausgezeichneten Buch «Geld aus dem Nichts». So erklärt er dort Schritt für Schritt den Prozess der Geldschöpfung durch das Bankensystem. Auf seine Darstellung greifen wir auch gleich zurück.

Zu klären gibt es aber erst noch die tatsächliche Rolle einer Notenbank. Auch wenn ihr Einfluss für die Geldschöpfung geringer ist, als in den Lehrbüchern aufgeführt, bleibt er aus zwei Gründen dennoch gross:

  • Nur eine Notenbank darf Bargeld schaffen.
  • Die Banken sind verpflichtet, bei der Notenbank Reserven zu halten.

Bargeld und Einlagen der Banken bei der Notenbank machen die Notenbankgeldmenge aus. Um jederzeit Auszahlungen vornehmen zu können, bleiben Banken auf diese Liquiditätsquelle angewiesen. Indem die Notenbank die Bedingungen dafür festlegt (gewöhnlich die Leitzinsen) beeinflusst sie die Kosten, die die Banken selbst für ihre Kredite verlangen. Sind die Zinsen aus diesem Grund höher, fällt die Kredit- und damit die Publikumsgeldmenge geringer aus als bei tieferen Zinsen. Nur über diesen Kanal können Notenbanken die Geldmenge zu beeinflussen versuchen.

Um den tatsächlichen Geldschöpfungsprozess zu verdeutlichen, steht unten eine schematische Darstellung anhand der Bilanzen einer Kredit gebenden Bank, des Kreditnehmers und der Notenbank. Das Beispiel hat Mathias Binswanger konstruiert. Aus seinem Buch stammt auch die Grafik.

Screenshot Geldschoepfung

Am Anfang steht die Geldschöpfung – die Kreditvergabe  – durch die Bank im Umfang von 120’000 Franken an einen Kunden. 20’000 davon bezieht der Kunde in bar, 100’000 Franken werden seinem Konto gutgeschrieben. Diesen Betrag konnte die Bank ohne irgendeine Vermittlung der Notenbank oder anderer Einleger schaffen. Im Beispiel muss die Bank allerdings von der Notenbank 20’000 Franken Bargeld beziehen, sowie 10 Prozent Reserve auf ihr Konto bei der Notenbank einzahlen. Dafür verkauft die Bank an diese ein Wertpapier für 30’000 Franken. Für diesen Deal mit der Notenbank bezahlt die Bank in der Praxis einen Zins (der Wertpapierverkauf ist meist mit einem späteren Rückkauf verbunden, womit das Wertpapier faktisch als Sicherheit für ein Darlehen der Notenbank dient. Man spricht hier von einem Repo-Geschäft).

Schauen wir uns nun die Bilanzen der Beteiligten an: In der Bilanz der Bank erscheint auf der Aktivseite (linke Seite, Vermögen) der Kredit von 120’000 Franken, plus ihr Guthaben bei der Notenbank von 10’000 Franken, abzüglich dem verkauften Wertpapier. Es bleiben die frisch geschaffenen 100’000 Franken wie auch auf der Passivseite der Bank (rechte Seite, Schuld), wo das Guthaben des Kunden aufgeführt ist.

Auf der Aktivseite der Bilanz des Bankkunden befinden sich sein Bankguthaben von 100’000 Franken und sein Bargeld von 20’000, insgesamt also die 120’000 Franken des Kredits, die auf der Passivseite auch als Schuld gegenüber der Bank aufgeführt sind.

In der Bilanz der Notenbank findet sich auf der Aktivseite das erworbene Wertpapier mit dem Wert von 30’000 Franken – auf der Passivseite die dafür gutgeschriebenen Reserven der Bank von 10’000 und das Bargeld von 20’000 Franken.

Die so geschaffene Notenbankgeldmenge (M0) beträgt daher 30’000 Franken als Folge des Bankkredits. Die Publikumsgeldmenge (hier M1) entspricht der Höhe des Kredits von 120’000 Franken. Der Multiplikator (Publikumsgeld/Notenbankgeld) ist daher hier 120’000 : 30’000 = 4, ausgelöst aber durch die Bank und nicht – wie in der Multiplikatortheorie – durch die Notenbank.

Fazit:

Dass nicht die Notenbanken in erster Linie Geld schöpfen, sondern Banken, hat grosse Konsequenzen, die hier nur angetippt werden können:

  • Die Geldschöpfung durch die Banken ist stark prozyklisch. In Phasen der Euphorie werden mehr Kredite vergeben, was die Geldmenge deutlich ansteigen lässt und Übertreibungen befeuert. In rezessiven Phasen dominiert die Angst, die Kreditvergabe schrumpft, Schulden müssen abgeschrieben werden, die Geldmenge wächst weniger stark oder schrumpft.
  • Die Möglichkeiten der Notenbanken, Gegensteuer geben zu können, beschränken sich hauptsächlich auf den Leitzins. Besonders wenn dieser am Tiefpunkt von null Prozent (oder – wie in der Schweiz – im tiefen negativen Bereich) ankommt, sind die Möglichkeiten stark eingeschränkt. Die Notenbank muss dann indirekt versuchen, auf die Zinsen und die Kreditvergabe einzuwirken, etwa über Anleihenkäufe (Quantitative Easing), der Erfolg solcher Massnahmen ist jedoch sehr ungewiss und umstritten.
  • Immer wieder gab es Vorstösse, das Geldsystem so zu reformieren, dass die entscheidende Rolle der Banken in der Geldschöpfung beendet wird. Ein älterer geht dahin, dass die Banken für alle Depositen 100 Prozent Reserven bei der Notenbank halten müssen (der so genannte Chicago-Plan). Ein weiterer will erreichen, dass nur noch Notenbanken Geld schöpfen können (so genanntes Vollgeld). Details dazu ein andermal (oder im Buch von Mathias Binswanger). Hier nur ganz allgemein: Auch diese Lösungsvorstellungen sind mit eigenen Risiken und Nachteilen für den Geldkreislauf und die Volkswirtschaft verbunden.

109 Kommentare zu «Das grosse Missverständnis ums Geld»

  • Aleander Grant sagt:

    Good Day Evey One !!!

    Wir sind christliche Organisation gegründet, die Menschen in den Bedürfnissen der Unterstützung hilft, wie finanzielle Hilfe. Also, wenn Sie durch finanzielle Schwierigkeiten gehen, oder Sie sind in jedem finanziellen Schlamassel, und Sie Geld benötigen, Sie brauchen, Ihr eigenes Geschäft, oder Sie benötigen ein Darlehen Ihre Schulden zu begleichen oder Ihre Rechnungen bezahlen, ein nettes Geschäft zu starten, oder Sie finden es schwierig, Kapital Darlehen von lokalen Banken zu erhalten, denn die Bibel sagt: „“ wer erhält Lukas 11,10, und wer sucht, der findet, und wer klopft an die Tür, die Tür wird geöffnet, fragt „, so dies verpassen nicht nicht zufällig, weil…

  • dufl38 sagt:

    Geld ist und war schon immer ein grosses Missverständnis. Viele wissen noch gar nicht die wirkliche Funktion von Kredite. Einen Kredit aufnehmen ist für viele eine einfache und schnelle Form der Finanzierung. Dabei achten viele nicht auf Zinsen, Formen von einem Credit, etc. Dabei kann ein Kreditrechner sehr behilflich sein. Viele weitere Informationen rund um Privatkredit und günstige Kredite kann man online unter http://www.kredit.ch finden.

  • Hawaii Gastov sagt:

    Hallo, ich bin Herr Hawaii, ein privates Darlehen Kreditgeber, der gibt Leben einmalige Gelegenheit Darlehen. Benötigen Sie eine dringende Darlehen zu zahlen Sie Ihre Schulden oder Sie einen Kredit für Ihr Unternehmen Verbessern Sie benötigen? Haben Sie die von Banken und anderen Finanzinstituten abgelehnt worden? Sind Sie in der Notwendigkeit einer Konsolidierung Darlehen oder Hypotheken? Wir leihen Mittel für Personen, die eine finanzielle Unterstützung, das eine schlechte Kredit-oder brauchen Geld, um Rechnungen zu bezahlen, die ihre Tätigkeit mit einer Rate von 3% zu investieren. Ich möchte dieses Medium nutzen, Ihnen mitteilen zu können, dass wir eine zuverlässige und Begünstigten Unter

  • Dr. Joachim Körner, Hamburg sagt:

    Ich teile nicht die These, dass Banken Geld schöpfen, außer der Notenbank.
    Wenn eine Bank einen Kredit gibt, ist das Geld entweder bereits in der Bilanz der Bank. Das gibt sie Geld aus das bereits da ist, entweder eigenkapital oder Framdkapital. Ist es das Geld, das die Bank ausgibt, nicht in der Bank muß die Bank die Bilanz verlängern, d.h. Sie muß Eigenkapital oder Fremdkapital besorgen, sie schafft also kein Geld.
    Falls eine Bank mir Geld leiht, kann sie dies zwarals Forderung auf der Passivseite verbuchen, aber nicht auf der Habenseite, denn ich lasse mir das Geld gleich auszahlen. Ich möchte das Geld ja nutzen und nicht nur einen Kreditrahmen zur Verfügung haben. Das Geld ist für die…

  • ast sagt:

    Dieses Thema ist zwar interessant, jedoch glaube ich nicht das es für die zukünftige Entwicklung der Wirtschaft eine Rolle spielt wo genau technisch gesehen das Geld herkommt, das wir alle benutzen. Ich denke es spielt viel mehr eine Rolle wer mit welchen Qualifikationen in der Lage ist neue Kredite zu sprechen.

    Das Problem scheint mir das Kredite immer weniger im Hinblick auf deren Sinn für die Gemeinschaft geprüft werden, da die grössten Gewinne aus Geschäften zu erwarten sind die immer weniger etwas mit der Real-wirtschaft zu tun haben, aber immer öfter mit Konstrukten des Wertpapierhandels.

    Aus meiner Sicht befinden wir uns in einem Super-Spekulations-Zyklus in deren Zentrum vor allem virtuelle Werte stehen zu deren Erwerb neue Kredite und neues Geld generiert werden, hingegen die breite Gesellschaft immer mehr leer dabei ausgeht oder die Realwirtschaft nur noch zu schlechteren Bedingungen als die Finanzindustrie an Kredite gelangen kann. Dies produziert dann die hohe Staatsverschuldung am anderen Ende.

    • Mit dem Glauben ist das so ein Sache. Die Frage >>Henne oder Ei<< ist hier mehr als relevant; denn sie bestimmt die aktuelle fehlerhafte ökonomische Debatte, die wiederum die Basis für die aktuelle Austeritätspolitik spielt. Ansonsten kann ich Ihrer Analyse allerdings zustimmen. Zur hohen Staatsverschuldung zum x-ten Mal Daniel Stelter: http://think-beyondtheobvious.com/stelters-lektuere/game-over-the-world-is-reaching-the-point-of-credit-exhaustion/

      LG Michael Stöcker

    • Beny sagt:

      Ich möchte darauf hinweisen, dass momentan Kredite und Geld sich bedingen. Unser Geld entsteht ja eben gerade bei der Kreditvergabe. Somit haben sie nun eine Antwort auf die Frage woher das Geld technisch gesehen herkommt. Das heisst derjenige der Kredite spricht erzeugt Geld. Wir haben heutzutage ein Kreditgeldsystem, sprich Schuldgeldsystem. In diesem gilt: GELD=KREDIT / GELD=SCHULDEN (Kredit=Schulden). Bei der Kreditvergabe wird Geld geschöpft, bei Rückzahlung vernichtet. Wenn niemand Schulden hätte, gäbe es kein Geld! Das heisst wären die Staatsschulden nicht so hoch, wären die Guthaben auch kleiner. Andersrum gesagt, würde der Staat seine Schulden zurückbezahlen, würde die Geldmenge verkleinert, es sei denn jemand anders verschuldet sich im selben Masse wie der Staat. Solange unser Geld immer nur als Schuld geschöpft wird, ist es absurd von Verschuldungsproblemen zu sprechen.

      • Linus Huber sagt:

        @ Beny

        Wenn man konzeptionell einzig in Agregaten denkt, mag Ihre.Vorstellung zutreffen. Was Sie dabei unterschlagen, ist der Umstand, dass es sich bei nettoschuldnern und nettoglaeubigern nicht um die gleichen gruppen von Akteuren handelt und das gegenwaertige System gewaltige Umverteilungseffekte beibhaltet,, welche zu einem hohen Anteil von Zentralbanken zum Wohle der Finanzbranche und deren Profiteuren festgelegt werden.

  • Nader Fassbind sagt:

    … und was meint unsere SNB zum Thema?
    Es würde mich wirklich interessieren, ob das Buch bei der SNB bekannt ist und wie die Analyse von Mathias Binswanger eingeschätzt wird?

  • Hier ist noch einmal aktuell dargelegt, wofür Zentralbankgeld benötigt wird und welche Funktionen es hat: http://bankunderground.co.uk/2015/09/28/are-reserves-still-special/. Bank Underground ist der Kreativ-Blog der BoE. Immer lesenswert.

    LG Michael Stöcker

  • Anh Toàn sagt:

    “Die Möglichkeiten der Notenbanken, Gegensteuer geben zu können, beschränken sich hauptsächlich auf den Leitzins.”

    Ich sehe eine weitere Möglichkeit in den Eigenkapitalvorschriften: Die SNB bremst meines Erachtens erfolgreich die Hypothekenvergabe mittels Eigenkapitalvorschriften.

    • Jürg Brechbühl sagt:

      @Anh Toan
      Soweit ich die Äusserungen der SNB verstanden habe, wird das auch so deklariert. Man will mittels Eigenkapitalvorschriften den lockeren Umgang mit Hypotheken bremsen.

    • N. Kamber sagt:

      Wollen Sie die Immobilienblase noch weiter anheizen? 1 Million für eine Eigentumswohnung ist ziemlich happig. Wenn sie die 800’000 Hypothek darauf wie in anderen Ländern üblich innert 20 Jahren amortisieren wollten, dann entspricht das alleine 4000 pro Monat. Wenn der Zins dann noch auf 4.5% steigen sollte, entspricht das gegen 8000.- an Wohnkosten pro Monat (inkl. Renovationsfond, Abwart, Nebenkosten etc.)

    • Anh Toàn sagt:

      @Jürg Brechbühl: Ja, sag ich doch.

      @N. Kamber:

      1. Amortisationen sind keine Kosten
      2. Wenn Sie amortisieren, sinkt dafür die Zinsbelastung

      Ich frage mich, ob mit diesem Mittel die Immobilienblase gestoppt werden kann, oder nicht lediglich die Hypothekenvergabe, und damit die Vermögensverteilung zementiert wird:

      Die Mieten steigen auf Grund der Nachfrage, spätestens beim Mieterwechsel, dies zeigen die Statistiken. Steigen trrotz steigender Mieten die Immobilienpreise nicht, steigt die Rendite und die Investition wird lukrativer. Also investieren diejenigen, welche wenig Kredit benötigen, also viel Eigenkapital haben, kurz gesagt, reich sind. Krediteinschränkungen (dazu gehört insbesondere das Zinsverbot) dienen dem Erhalt der Vermögensverteilung: Sie schützen nicht die Armen davor, wegen zu viel Kredit noch ärmer zu werden, die haben ja ohnehin nichts und können gar nicht ärmer werden und ohne sich zu spekulieren, was bedeutet, sich zu verschulden, auch nie reich werden. Mit Krediteinschränkungen werden die Reichen davor geschützt, dass die fleissigen und schlauen der Armen reich werden, und die dummen der Reichen arm werden, weil sie den dummen oder faulen der Armen Kredit geben.

      Sie sehen, ich kann das Vorgehen der SNB kritisieren, wenn ich will, was aber nicht die Absicht meines erstens Posts war.

      • Gregor sagt:

        @Toan
        „Mit Krediteinschränkungen werden die Reichen davor geschützt, dass die fleissigen und schlauen der Armen reich werden, und die dummen der Reichen arm werden, weil sie den dummen oder faulen der Armen Kredit geben. “

        Spekulieren hat aber gar nichts mit Leistung zu tun. Ob ich im Casino auf Rot oder Schwarz tippe ist reine Glücksache, da zu viele Faktoren nicht vorher bestimmt werden können oder einfach Zufall sind.

        Da der Zinsumverteilungsmechanismus von „unten“ nach oben geht – von arm zu reich lässt Chancengleichheit pulverisieren und hilft vor allem den Reichen noch reicher zu werden.

        Den meisten Nutzen dieses Verteilmech-haben ja die Banken-wie im Casino-die Bank…

  • Linus Huber sagt:

    „Die Möglichkeiten der Notenbanken, Gegensteuer geben zu können, beschränken sich hauptsächlich auf den Leitzins.“

    Die Frage sollte eigentlich lauten, inwiefern und in welchem Ausmasse es sinnvoll ist, Gegensteuer zu geben. Wir erleben seit Jahrzehnten dauerhaftes Gegensteuer (Wachstum des Kreditmengenwachstums weit über dem Wirtschaftswachstum), was zum heutigen Problem führte. Sogenanntes Gegensteuer beinhaltet immer auch einen Umverteilungseffekt, welcher damit stattfindet und welcher über Zeit zu gleichpoligem Verhalten der Akteure führt und damit zu immer stärker ausschlagenden Zyklen (Boom/Bust) und der damit einhergehenden zunehmenden Instabilität des Finanzsystems. Einzig die Unsicherheit (also nicht garantierte Inflation, nicht garantierte Liquiditätsabsicherung etc.) erzeugt die notwendige Disziplin und Sorgfalt der Akteure und trägt damit zur Wahrung der Systemsicherheit bei, indem eben nicht alle offensichtlich auftretenden Risiken durch zentralplanerische Vorkehrungen beseitigt, respektive umverteilt, werden.

    • Richtige Frage, falsche Antwort. An der Nullzinsgrenze wird Geld zu einem eigenständigen Asset und verunmöglicht die Schuldentilgung in einem Kreditgeldsystem. So kann es nur zum Systemkollaps kommen. Dies hatten Friedman und Keynes richtig erkannt und Samuelson noch einmal klar gestellt: https://www.youtube.com/watch?v=EeeasEyTZqo.

      • Marcel Senn sagt:

        Stöcker: Nur 1939 lagen die Public Debt des GDP bei rund 51%, die Household Debts bei rund 42% plus noch etwas financial & non financial Corp Debt (konnte da gerade keine Zahlen finden) aber schätze so vermutlich in der Grössenordnung total von rund 110 bis 130% des GDP für alle Akteure.
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        2015 ist der Schuldenleverage zum GDP aber gemäss US Debtclock bei rund 368% für alle Akteure und es wird nach wie vor ein Defizit Spending produziert.
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        Ab 1939 wurde dann zunehmend für die Rüstung produziert, während ab 2010 die Geldmengenausweitung vor für Banken- und Agencyrettungen erfolgte plus noch ein paar Konjunkturprogramme und via Aufblähung der FED über die QE’s.
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        Ich sehe die Situation 1939 und 2015 in den USA nicht wirklich in einer ceteris paribus Situation und wenn Frau Yellen die Zinsen erhöhen sollte, könnte ich mir ein eher hässliches Szenario bei der hohen Verschuldung vorstellen. Bis 1946 erhöhten sich die US Public Debt auf rund 118% des GDP, es folgen einige wenige turbulente Jahre, aber ab 1950 bis 1980 erfolgte ein historischer Aufschwung. Ich sehe nicht viel Parallelen wie sich ein solcher ab 2015 wirklich wiederholen könnte – dafür sind die US aber auch globalen Parameter viel zu verschieden. 1950 herrschte eine Aufbruchstimmung, es gab viel zum optimieren und man konnte die Effizienz steigern, währned 2015 grosse Teile der Wirtschaft schon relativ gut optimiert sind. Aufbruchsstimmung gibt es fast nur noch in den neuen Technologien wie Nano, Biotech, Kommunkation (aber auch die ist glaub schon über den Zenith) und wenigen anderen.
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        Vielleicht haben Sie ja noch einen Vorschlag, wie man aus diesem globalen Schuldenschlamassel je wieder rauskommen könnte?

        • Linus Huber sagt:

          Der Vergleich zu der Periode um 1940 wird immer wieder vorgenommen, aber dürfte gewaltig hinken. Ja, rein zahlenmäßig betrachtet, lag gerade nach dem Krieg ein hohe Staatsverschuldung vor, aber eben, wie Marcel dies gut erklärt, waren etliche Parameter geradezu auf der anderen Seite der Skala. Erstens kam ein Aufschwung erst nach vielen Jahren extremer harter Zeiten für die Bevölkerung (Hoher Arbeitseinsatz durch den Krieg und tiefer Konsum mit entsprechender spartanischer Lebensweise), was einen aufgestauten Nachholbedarf an Konsum produzierte. Zweitens unterschieden sich die demographischen Verhältnisse stark von den heutigen. Drittens war der Wohlfahrtsstaat noch keineswegs derart ausgebaut wie heute. Viertens führt ein schmerzhafter Krieg zu erhöhtem gesellschaftlichen Zusammenhalt, mit entsprechender Aufbruchstimmung nach dessen Ende. Fünftens dürften viele der nicht bedienbaren privaten Schulden über die vielen harten Jahre sicherlich in der einen oder anderen Form bereinigt respektive abgeschrieben worden sein.

          „wird Geld zu einem eigenständigen Asset“

          Sie wollen Geld als reine manipulierbare Angelegenheit betrachten und ich verstehe diese Ansicht gut. Die Theorien von Keynes entstanden allerdings in einer Zeit, in welcher noch immer der Goldstandard Geltung hatte, also genau wenn Geld nicht frei manipuliert werden konnte, was bedeutet, dass sich der Kontext in welchem Keynes seine Theorien verfasste seither stark veränderte. Seit der kompletten Lösung des US$ von einem nicht manipulierbaren, da nicht beliebig vermehrbaren, Asset hat sich nach den anfänglichen inflationären Problemen der 70iger Jahren, die Kreditmenge und in Tandem der Finanzsektor derart stark ausgeweitet, dass wir wohl langsam an dessen Wachstumsgrenzen stossen, wodurch viele Kredite abrupt an Glaubwürdigkeit verlieren könnten, was höhere Zinsen nach sich zieht. Die vermeintlich auf wirtschaftswissenschaftlichen Lehren und natürlich für den Laien unzugänglichen Theorien der gegenwärtigen Künstler der Manipulation hat uns allerdings genau in diese Sackgasse manövriert. Der enge Fokus auf Aggregat Konsum und Inflation und die weitgehende Vernachlässigung der geschaffenen längerfristigen Anreize und deren Effekte sind doch genau das Resultat zentralplanerischer Energie, welche immer stärker in Zwangswirtschaft ausartet.

        • Marcel Senn sagt:

          Linus sehr treffend formuliert: 1950 waren die Menschen noch relativ bescheiden und freuten sich auf die ersten Konsumgüter die sie sich nach langer Entbehrung endlich kaufen konnten – ein Fernsehapparat, ein Auto, eine Waschmaschine etc etc — und heute leben wir in einer konsumübersättigten Welt, wo man sich so Teil im nächsten Multimediacenter kaufen kann und das in grosser Regelmässigkeit (gut in den 50 Jahren waren z.B. Küchengeräte auch noch stabile Teile, die ein halbes oder ganzes Leben reichen sollten)
          .
          Auch der gesellschaftliche Zusammenhalt war grösser damals als in unserer heutigen doch sehr individuumorientierten Welt – zuerst durch den Krieg, dann schon bald mal durch den kommunistischen Ostblock – und heute sind die USA ein doch sehr gespaltenes Land mit einigen destruktiven Querschlägern- man lässt sogar US Shut-Downs zu – demnächst vielleicht schon wieder? Wäre damals vermutlich undenkbar gewesen.
          .
          Ein Teil der Schulden wurde einfach knallhart weginflationiert:, was heute auch nicht mehr zu funktionieren scheint, trotz allen Bemühungen von Politik und Zentralbanken
          Inflationsraten
          1946 noch 2.25%
          1947 18.3% !!!
          1948 10.23%
          1949 1.27%
          1950 minus 2.08% !!
          1951 8.09%

          Im Mai 1953 hatte die USA mit 2.5% dann auch die tiefste Arbeitlosigkeit nach WK, eben war das GDP Wachstum mit 13.4% 1951 das höchste nach WK II.
          .
          Und der Finanzsektor war noch ziemlich brav — derivative finanzielle Massenvernichtungswaffen gab es damals kaum noch und auch Too-Big-to-Fail war kein wirkliches Thema.
          Auch die Loans to private Sektor begannen erst ab 1976 wirklich anzuziehen und dann ab 2000 noch viel kräftiger
          .
          Die Enddepressionsphase und die Nachkriegssituation sind wirklich zu unterschiedlich um da draus Lösungsansätze für heute ziehen zu können

        • N. Kamber sagt:

          In den 1950er hatten die Reichen und Unternehmen auch wesentlich mehr zum Steuersubstrat beigetragen.
          Angenommen der Zivilisationszweck liegt nicht nur in der Subventionierung der Reichen, sondern auch im Fortschritt der Zivilisation im allgemeinen, dann muss sich die Besteuerung wieder an die der republikanisch geführten USA der 1950er angeglichen werden.

          Die Infrastruktur in den USA ist am zerbröckeln. Viele Städte in den USA müssten den ÖV ausbauen. Zudem muss die Welt von den fossilen Energien wegkommen (zum einen wegen dem Klima und zum Anderen weil diese Ressourcen endlich sind). Es gibt viel zu tun, es muss nur angepackt werden.

          • Linus Huber sagt:

            „In den 1950er hatten die Reichen und Unternehmen auch wesentlich mehr zum Steuersubstrat beigetragen.“

            Richtig Herr Kamber, der Gemeinschaftssinn war aufgrund einerseits des Krieges und andererseits aufgrund des noch schwach ausgebauten Wohlfahrtsstaates, in welchem Probleme beim Staat ausgelagert werden können, wodurch jeder sich aufgrund der bedeutend schwächeren in zahllosen Regeln verpackten Bevormundung durch Regierungen persönlich stärker selbst- wie mitverantwortlich für das Funktionieren der Gesellschaft fühlte, bedeutend höher. Es mag in der menschlichen Natur liegen, dass sich vielleicht jedes Gesellschaftssystem über Zeit korrumpiert und nach jeder Generation eine grundlegende Revision benötigt.

        • wiesi ciolek sagt:

          Da gibts nur einen Weg aus dem Schlamassel. Diese sozialökonomisches zwingt jeden um sich selber zu kümmern. Dadurch entsteht ein konkurrenzbetontes Umfeld. Derzeitige Lösungen sind nur ein Flickwerk und schieben die Probleme nur auf.
          Geld ist veraltet und wir brauchen es nicht mehr. Lassen wir uns doch Rat geben von einem alten Mann: Jacque Fresco. Er stellt erfolgreich eine Ressourcen basierende Wirtschaft vor. thevenusproject.com
          Es ist Zeit die alten Systeme zu überholen!

  • „Was die meisten Lehrbücher über den Geldkreislauf schreiben, ist falsch. Bis zur Finanzkrise meinte man das ignorieren zu können. Das ist jetzt vorbei.“

    Wie schwer diese Anschuldigung wiegt, ist vielen Kommentarschreibern wohl nicht bewusst: Wir haben unser Verständnis von Wirtschaftsabläufen, die Ausbildung von Generationen von Hochschulökonomen, Lehrlingen und Wirtschaftsgymnasiasten, und letztlich den Umbau unserer ganzen Wirtschafts in den letzten 30 Jahren auf Erkenntnissen basiert, die sich als falsch herausstellen.

    Und dann wundern wir uns, dass die Wachstumsraten liberalisierter Märkte weit unter jenen liegen, als man die Wirtschaft unter Regulierungen, ineffizienten Staatsbetrieben und hohen Unternehmenssteuern angeblich erstickt hatte. Ich weiss nicht, woher der Glaube stammt, dass man mit schlechten Annahmen gute Wissenschaft und darauf wiederum gute Wirtschaftspolitik betreiben kann.

    Ich weiss, dass die Autoren das nicht gerne hören, aber da eine falsche Annahme (ich sage jetzt nicht „Lüge“) alle darauf basierende Erkenntnis vergiftet: sollte man nicht die ganze Hochschul-Ökonomie aus dem Fenster werfen und von vorne anfangen?

    1. Beobachten
    2. Auf der Basis von 1) Regelmässigkeiten erkennen
    3. Auf der Basis von 2) Hypothesen formulieren
    4. Hypothesen an Beobachtungen prüfen. Bei Widersprüchen zurück zu 1)
    5. Basierend auf Hypothesen Voraussagen machen
    6. Voraussagen an Beobachtungen prüfen. Bei Widersprüchen zurück zu 1)

    Weil wir auf allen anderen Gebieten diese Methoden anwenden, tanzen wir heute nicht mehr um kranke Kinder herum.

    • Hansueli Wermelinger sagt:

      Aber das ist doch mit fast allem Wissen so, das an den Universitäten übermittelt wird. Es handelt sich fast Ausschliesslich um Erkenntnisse, die ca. 50 Jahre alt sind und häufig schon als falsch erwiesen sind.

      • seebueb sagt:

        Welche Abschlüsse, welchen akademischen Grad, können Sie ausweisen Herr Wermelinger? Was sonst befähigt Sie zu dieser Aussage?

      • Linus Huber sagt:

        Ursprüngliche litt die ökonomische Lehre an einem eher trübseligen Ruf, weil Ökonomen den Politikern erklärten, dass sie nicht darauf hoffen sollten, dass sie den Markt überlisten und ökonomische Regeln umgehen könnten. Den Mächtigen hinter verschlossenen Türen reinen Wein einzuschenken war eine der regelmäßiges Vorkommnisse, welches man von Ökonomen erwartete. Heute werden die verschiedenen Denkschulen dazu angeheuert, Mittel zu finden, wie am besten weite Bereiche der Wirtschaft zentral durch Regierungen interventionistisch geregelt werden sollen, was nicht die Aufgabe der ökonomischen Lehre war. Daher dürfte wohl der Gedanke, dass sich Ökonomen zu Huren der Politik und deren vermarkteten „Erkenntnisse“ zum Feigenblatt interventionistischer Regeln entwickelte, beruhen.

  • Peter Müller sagt:

    Einfluss auf die Geldmenge, in der Krise, geht eigentlich nur wie es Ben Bernanke gemacht hat mit Zentralbank Geld Staatsanleihen kaufen, dadurch kommt zusätzliches Geld in den Umlauf.
    Was der Autor vergessen hat aufzeigen bei der Bilanz, was passiert wenn der Kredit zurück bezahlt wird.

    • Das bringt aber nur dann etwas, wenn der Staat sich auch zusätzlich verschuldet. Sinnvollerweise für Bildung und Infrastruktur. Ansonsten werden lediglich Anleihen gegen Geld getauscht (Asset-Swap) ohne realwirtschaftliche Konsequenzen (siehe Link zu Samuelson weiter oben).Man könnte natürlich auch die Grenzsteuersätze oder die Erbschaftssteuer erhöhen. Aber da wird dann ja wieder unreflektiert die Sozialismuskeule geschwungen.

      Kreditrückzahlung ist ein erfolgsneutraler Vorgang, der zu einer Bilanzverkürzung führt. Zinszahlungen des Staates hierauf an die Notenbank erhöhen den Gewinn der ZB und fließen somit wieder an den Finanzminister (linke Tasche/rechte Tasche bzw. Beschäftigungstherapie für Buchhalter).

      LG Michael Stöcker

  • Rico Meier sagt:

    Es scheint langsam zu dämmern, dass der Geldschöpfungsmultiplikator Nonsense ist. Die Kreditvergabe hatrein nichts mit der Weiterverleihung von Sparguthaben Dritter zu tun und der Zuverfügungsstelllung von Aktivdarlehen der NB an die Geschäftsbanken. Ebenso töricht ist der Aberglaube an die Geldschöpfung aus dem Nichts. Ohne, dass ein Aktivum in die Bilanz aufgenommen wird, eine VW also Werte schafft, kann kein Geld dagegen emittiert wird. Das gilt insbeso. für die NB, da Notenumlauf und Giroguthaben der Banken bei der SNB für sie Fremdkapital und nie Zahlungsmittel = Aktivum sind. Die SNB Bilanz weist übrigens keine Aktiv Repos aus, somit kann sie auch keine Zinspolitik dadurch steuern. Sie schöpft Negativzinsen bei ihren Kapitalgebern ab (Passivseite der SNB Bilanz). Die Steuerung der Geldmenge erfolgt über die Offenmarktpolitik. Die Mindestreserven der Banken bei der SNB (Schuld der SNB) sind durch das Mindestkursabenteuer der um ein zig-faches übererfüllt.

    • Josef Marti sagt:

      Sie zäumen das Ross vom Schwanz auf. Eine VW kann unmöglich Werte schaffen bevor nicht vorher eine Erstausstattung mit Schuldgeld und Zinssystem erfolgt. Wie Binswanger richtig feststellt würden ohne diese Erfindung wir heute noch in einer Agrargesellschaft leben, es gäbe kein Wirtschaftswachstum und die Industrialisierung hätte nie stattgefunden. Das Geldsystem dient in erster Linie als Macht und Kontrollmittel zur Unterdrückung und Ausbeutung der Menschen, deshalb kann man auch Kriege ohne massives Gelddrucken nicht führen, Pech aber wenn man den Krieg verliert.

      • Linus Huber sagt:

        Die Konfusion zwischen wirklichem Kapital und Geld in Form von Währungen ist allgegenwärtig. Kapital kann nicht durch Geld drucken erzeugt werden, sondern einzig die Umverteilung von Kapital.

  • Money Supply sagt:

    Das Problem ist nicht, dass die Lehrbücher falsch liegen, sondern dass sie zuwenig gelesen und verstanden werden. F.S. Mishkin beschreibt in Kapitel 15 von The Economics of Money, Banking and Financial Markets warum der Geldmultiplikator in während einer Bankenkrise fällt. Als Beispiele dienen natürlich die jüngste Krise aber auch die Grosse Depression. Letztere wurde von Anna Schwartz und Milton Friedman bereits vor 50 Jahren analysiert.

    Sie schreiben:
    „In der Bilanz der Notenbank findet sich auf der Aktivseite das erworbene Wertpapier mit dem Wert von 30’000 Franken – auf der Passivseite die dafür gutgeschriebenen Reserven der Bank von 10’000 und das Bargeld von 20’000 Franken.Die so geschaffene Notenbankgeldmenge (M0) beträgt daher 30’000 Franken als Folge des Bankkredits.“

    Meines Erachtens kann die Geschäftsbank die Notenbank nicht zwingen die Wertschriften anzunehmen. Die Zentralbank entscheidet ob sie die Wertschriften kaufen will. Daher hat die Notenbank die vollständige Kontrolle über die Notenbankgeldmenge. Welcher Anteil einer Ausweitung oder Kontraktion der Notengeldmenge als Reserven gehalten werden liegt jedoch nicht im Einflussbereich der Zentralbank.

    • Anh Toàn sagt:

      @Money Supply: „Meines Erachtens kann die Geschäftsbank die Notenbank nicht zwingen die Wertschriften anzunehmen. Die Zentralbank entscheidet ob sie die Wertschriften kaufen will.“

      Wie soll denn eine Geschäftsbank ihre Reservenpflicht erfüllen, wenn nicht mittels Hinterlegung von Staatsanleihen? Wenn Reserven vorgeschrieben werden, kann man doch die Erfüllung der Vorschriften nicht verweigern?

  • Schön, dass Sie sich dieses Themas angenommen haben. Ich schreibe mir hierzu seit vielen Monaten die Finger wund. Gerald Braunberger schrieb vor kurzem hierzu: „Völlig abwegig ist die in der Öffentlichkeit zu hörende Auffassung, die Geschäftsbanken würden das von der Zentralbank geschaffene Geld („outside money“) an Unternehmen oder Privatpersonen verleihen („inside money“).“ Leider glauben nicht nur Laien einen solchen Unsinn, sondern auch der Chef der Deutschen Bank, der Sparkassenpräsident, Hochschulprofessoren und sogar Nobelpreisträger: http://blogs.faz.net/fazit/2015/09/02/illusionen-ueber-geldpolitik-6429/comment-page-1/#comment-5041

    LG Michael Stöcker

    • Linus Huber sagt:

      Ja, Michael, immer mehr Fehler in der gängigen Lehre werden schrittweise erkannt, aber die kritische Masse benötigt zur Veränderung des Systems lässt noch auf sich warten, was nicht sonderlich verwunderlich ist, wenn noch immer die gleichartig indoktrinierten Zentralplaner an den Hebeln sitzen. Mal sehen, welche hirnrissigen Massnahmen das nächste Aufflackern der Krise uns bescheren wird.

  • Marcel Senn sagt:

    Was noch fehlt in dieser Abhandlung ist die Geldumlaufgeschwindigkeit – leider gibt die SNB dazu keine Auskunft.
    Gemäss meinen eigenen Berechnungen (M2 jeweils Jahresendbestand) wurde die Geldmenge M2 in der CH im Jahre 2008 noch 1.31 mal umgeschlagen pro Jahr und im Jahre 2014 warens dann nur noch 0.72 mal.
    .
    Diesen Trend sieht man auch bei den US Geldmengen MZM wo die Umlaufgeschwindigkeit mittlerweile noch tiefer als bei der grossen Depression der 30er Jahre!! Irgendwas läuft da doch ziemlich falsch im Spätkapitalismus…gut bei all den QE’s und FX Käufen der SNB ist es zwangsläufig, dass die Geldumlaufgeschwindigkeit zurückgeht — doch was ist eine „gesunde Umlaufgeschwindigkeit“ — das ist vermutlich für die meisten Oekonomen und Zentralbanker auch „Terra Icognita“!!

    http://www.zerohedge.com/news/2015-06-05/important-economic-indicator-%E2%80%93-money-velocity-%E2%80%93-crashes-far-worse-during-great-depre

    • Heiri Hasler sagt:

      Hallo Marcel,

      Bei der sogenannten Geldumlaufgeschwindigkeit handelt es sich genauso um ein Fehlkonstrukt, welches inzwischen widerlegt wurde. Es handelt sich faktisch um die Kreditvergabetätigkeit, siehe:
      http://bwater.com/Uploads/FileManager/research/how-the-economic-machine-works/ray_dalio__how_the_economic_machine_works__leveragings_and_deleveragings.pdf
      Gruss, Heiri

      • Marcel Senn sagt:

        Hallo Heiri

        Besten Dank für den Link, habe mal etwas angeschaut, allerdings nicht die Stelle gefunden wo die Geldumlaufgeschwindigkeit ein „Fehlkonstrukt“ sein soll — ich sehe diese eher als einen Indikator oder Fiebermesser an.
        .
        1930-39 gab es in den USA sehr wenig Kreditvergabetätigkeit und starker Deflation und seit 2009 wurde die Krise v.a. mit hohen QE’s und Staatsverschuldung durch Konjunkturprogramme vorerst im Schach gehalten —- beides eigentlich sehr ungesunde Wirtschaftsperioden und beidesmal war die Geldumlaufgeschwindigkeit sehr tief – gut die Entwicklung der Einflussfaktoren von Geldmenge, Inflation (resp. Deflation) und Wachstum sind unterschiedlich, führen aber bei der Geldmlaufgeschwindigkeit zu fast identischen Ergebnissen. Man müsste im Prinzip eben auch noch die Warenumlaufgeschwindigkeit hinzuziehen, nur ist die kaum verlässlich für eine ganze Volkswirtschaft messbar — eben nicht in Geldeinheiten sondern in effektiver Anzahl Waren- oder Dienstleistungseinheiten.
        .
        Bei sehr hoher Infaltion und Zinsen wie 1980-82 in USA funktioniert der Fiebermesser nicht – damals war die Geldumlaufgeschwindigkeit sehr hoch – einfach ungesund auf der anderen Seite!
        .
        Aber das globale Zentralbankenexperiment mit dem Aufkauf von Giftpapieren und Schuldscheinen aller Art ist ja noch lange nicht fertig und niemand weiss das heute wie das rauskommen wird – es wird einfach auf „try and error“ weitergemacht, weil die sonstigen Instrumentarien einfach wirkungslos werden oder sonst ausgereizt sind.
        .

  • CGB sagt:

    Hallo Herr Diem Meier, grundsätzlich gut erläutert. Allerdings hinkt das Binswanger-Beispiel, denn nur solange der Kreditnehmer der Bank die verbleibenden 100.000, Kreditsumme nicht weiter (an eine andere Bank) überweist, stimmt das Beispiel. Der Schlüssel zum Verständnis lege in der „Kreditgewährung im Gleichschritt“ (bzw. in deren Abweichungshöhe). Vielleicht bringen sie uns etwas von Hans Gestrich: Neue Kreditpolitik (1936) – dort wäre die Giralgeldschöpfung durch die Banken schon korrekt erklärt. Mit freundlichen Grüßen.

    • Daniel G sagt:

      Das ungesetzliche Giralgeld wird in der Gesamtheit aller Banken geschöpft, eine andere Bank macht dies im Gleichschritt und auf die gleiche Art und Weise. Damit hinkt auch das Beispiel nicht, denn eine andere Bank die ebenfalls Geldschöpfung betreibt gleicht das im Zahlungsverkehr wieder aus.

      • seebueb sagt:

        Das Giral“geld“ ist kein Geld, sondern ein Kredit, und damit auch nicht ungesetzlich weil es eben kein Geld ist.

  • Bernhard Keim sagt:

    Sehr viel einfacher lässt sich der Prozess der Geldschöpfung wie folgt beschreiben:

    Die Summe allen Geldes, ist die Summe aller Schulden.

    Je besser die Schuldner, desto härter die Währung.

    Schulden sind ein Leistungsversprechen. Der Schuldner verspricht mit zukünftiger Leistungen zu bezahlen. Dadurch entfesselt der Kapitalismus die Produktion. (Ein Bäcker ohne Ofen, kann keine Brote backen. Damit ist er dazu verdammt, unproduktiv zu bleiben. Hat er Zugang zu Krediten, kann er produzieren. Der Kredit setzt also Leistungen frei). Es ist also kein Zufall, dass Hochkulturen erst mit „Erfindung“ des Kredits entstanden.

    Schulden im gewerblichen Bereich (≠ Konsum) versetzen den Schuldner erst in die Lage eine Leistung zu erbringen (Investition).

    Solange die Menschen ihre Kredite bedienen können, ist es vollkommen unerheblich, wie viele Menschen Schulden machen.
    Gefährlich wird es, wenn keine realen Güter mehr produziert werden (können), sondern nur noch aufgeschaltet wird, d.h. die Fähigkeit Leistungen zu erbringen mit dem Wachstum der Schulden nicht mehr Schritt halten kann.

    Die Rolle der Banken besteht in der Homogenisierung der Schulden in Form einer Währung.

    Neben Schaffung einer Fristenkongruenz zwischen Schuldnern und Gläubigern, übernehmen Banken eine Garantiefunktion. Die Bank ist selbst nicht nur Gläubiger, sondern wiederum Schuldner bei jenen, die ihr Einlagen anvertraut haben. Reicht sie diese Einlagen in Form von Krediten weiter, und wird ein Kreditnehmer insolvent, so muss sie dennoch die Einlagen, mit deren Hilfe die Kredite generiert wurden, bedienen. Die Mindestreserve der Geschäftsbanken, soll dieses Ausfallrisiko decken.
    Steigt das Ausfallrisiko, dann müssten auch die Reserven erhöht werden. Teilweise kann dies durch eine Anhebung des Leitzinses erreicht werden, welche die Schaffung renditearmer und/oder risikobehafteter Kredite erschweren.

    Eine Bündelung von Risiken mag zwar das Einzelfallrisiko vermindern, erhöht aber gleichzeitig die Risikobereitschaft der Banken bzw. Kreditgeber. (Beispiel: wenn ich hundert kleine Kredite vergebe, die mit einem verteilten Ausfallrisiko behaftet sind, kann die Bank die Ausfälle verdauen. Gibt sie dieselbe Summe einem einzigen Kunden, wird sie dessen Ausfall mit Sicherheit nicht überleben, da sie auf einen Schlag alle Ausleihungen verliert).

    Theoretisch bedarf es heutzutage gar keiner Banken mehr, wenn die Gläubiger und Schuldner, ihre Forderungen und Verbindlichkeiten direkt untereinander laufend verrechnen. (Beispiel: Maschine wird auf Kredit gekauft und mit den darauf erstellten Produkten bezahlt. Geld braucht hier gar nicht mehr auf Konten aufzutauchen, sondern wird nur als Verrechnungseinheit zur nominellen Quantifizierung von Schulden zwischen den Firmen verwendet). Durch elektronische Kommunikation haben die Banken daher stark an Gewicht verloren. Man braucht sie nach wie vor, aber nicht mehr im selben Maß wie ehedem.

    Auch ein Vollgeldsystem kann diesen stark dynamisierten Prozess der Geldschöpfung nicht ändern. Das wäre in etwa so als wollte man den Menschen verbieten beim Kaufmann anschreiben zu lassen, sofern nicht ein anderer Kunde beim Kaufmann Geld zur Deckung etwaiger Schulden hinterlegt hat.

    • Josef Marti sagt:

      So ein Unsinn. Die ureigenste Funktion der Banken ist die Fristentransformation und sicher nicht Fristenkongruenz. Und dass die Mindestreserve keine Garantie für die Einleger ist hat man schon bei der abgewickelten Sparkasse Thun gesehen.

      • Linus Huber sagt:

        @ Josef

        „Die ureigenste Funktion der Banken ist die Fristentransformation“

        Hierbei gehe ich mit Ihnen nicht einig. Es gibt viele Funktionen (z.B. Zahlungsverkehr, Kreditvergabe, Spareinlagenverwaltung, Losgrössentransformation, Bargeldgeschäft, Wertpapiergeschäft), welche die Banken erfüllen, jedoch ist gerade die Fristentransformation der Aspekt, welcher zumindest höchst fragwürdig ist und die wirklichen Probleme erzeugt, wie z.B. die Möglichkeit eines Bankruns. Es handelt sich inhaltlich um ein Betrugsmodell, indem 2 Parteien gleichzeitig das Anrecht auf das gleiche Kapital besitzen und widerspricht der strengen Auslegung der goldenen Bankregel, die besagt, dass die Höhe und Fälligkeit der von einem Kreditinstitut gewährten Kredite den dem Kreditinstitut zur Verfügung gestellten Einlagen entsprechen müssen. Normalerweise sollten Zentralbanken mit solchen Banken, welche aufgrund der Verletzung dieser Bankregel in Probleme geraten, harsch umgehen, indem zumindest die Zinssätze auf Kredite zur temporären Behebung der daraus entstandenen Liquiditätsengpässe strafend hoch angesetzt sein müssten.

        https://de.wikipedia.org/wiki/Finanzierungsregeln#Goldene_Bankregel

        • G. Nardone sagt:

          @Linus Huber:
          – „Es handelt sich inhaltlich um ein Betrugsmodell“
          Wenn das so wäre, wäre dieser angebliche Betrug bereits vor Jahrhunderten irgendwo auf der Welt aufgeflogen.
          Wo sind die Sammelklagen?

          – „der von einem Kreditinstitut gewährten Kredite“
          Banken gewähren in der Realität keine Kredite, lesen Sie den Artikel etwas genauer durch:
          Banken NEHMEN im Namen ihrer Kreditkunden KREDITE bei der Wirtschaft AUF! und garantieren ggü. der ganzen Wirtschaft die Bedienung dieser Kredite und teilen das Risiko. Der Beweis dafür liegt darin, dass die Kredite bzw. Einlagen in den Passiven stehen.

          – „die Höhe und Fälligkeit der von einem Kreditinstitut gewährten Kredite den dem Kreditinstitut zur Verfügung gestellten Einlagen entsprechen müssen“
          Bei der Erzeugung eines Kredits entspricht die Höhe des Kredits der Einlage, aufgrund von Buchhaltung, Einlage und Kredit entstehen gleichzeitig. Aber im Laufe der Zeit kann sich die Forderung der Bank, also ihre Aktiven in ihrem Wert ändern, schliesslich ist der Wert einer Liegenschaft ja nicht immer gleich!

          • Ich hatte eigentlich gedacht, dass Sie nach unserer eingehenden Diskussion von vor einem Jahr verstanden hatten, worum es beim Thema Geld und Kredit geht. Aber Ihr gewähltes Beispiel zeigt, dass Sie auch den Beitrag von MDM nicht richtig gelesen und/oder verstanden haben. Anders lässt sich nicht erklären, wie Sie auf die Idee kommen, dass Banken Geld verleihen. Und das bemühte Autobeispiel kommt meines Wissens von Hörmann; auf den sollten Sie nicht hereinfallen. Daher noch einmal klar und deutlich:

            Banken verleihen kein Geld, Banken erzeugen Schuldverhältnisse. Im Rahmen eines solch neu geschaffenen Schuldverhältnisses kommt es zur Expansion der Geldmengenaggregate. Mit der (hoffentlich) erfolgreichen vollständigen Kredittilgung kontrahiert die Geldmenge wieder. Und ein Kreditvertrag ist nicht nur juristisch ein völlig anderer Sachverhalt als ein Mietvertrag, sondern eben auch ökonomisch.

            LG Michael Stöcker

          • Linus Huber sagt:

            Das Autobeispiel entstand auf meinem eigenen Mist, respektive ich wusste nicht einmal, dass es andernorts verwendet wurde.

            Wenn zwei Versprechungen gemacht werden, wovon nur eines davon eingehalten werden kann, handelt es sich um bewusste Täuschung. Der Aspekt der Fristentransformation ist nicht wirklich ein Diskussionspunkt des Artikels, sondern ist einzig Antwort zu Josefs Aussage.

          • Damit alle Versprechen eingehalten werden können, gibt es doch gerade die ZBen als oberste Clearingstelle, wenn es im System mal knirschen sollte. Die Banken könnten sich jederzeit selber die nötigen Salden kreditieren. Dies machen sie aber in Krisensituationen nicht. Seien wir froh, dass wenigstens die ZBen den Laden am Laufen halten. Die eigentliche Lösung liegt aber im politischen Bereich der finanziellen Redistribution. Entweder repressiv über das Steuersystem oder progressiv über ein zentralbankfinanziertes Bürgergeld.

            LG Michael Stöcker

          • Linus Huber sagt:

            @ Michael

            Wir reden über die ureigenste Funktion der Banken und nicht über die von Regierungen geschaffenen Mittel, die Risiken unbemerkt auf die Allgemeinheit umzuverteilen. Die Kosten in der Form von Zinsen für fehlverhaltende Banken zur Behebung von Liquiditätsengpässen müssten zumindest eine sehr stark abschreckende Wirkung beinhalten, also sehr hoch angesetzt sein, um nicht dadurch einen schlechten Anreiz mit all den uns langsam bekannten längerfristigen Konsequenzen zu schaffen. Die Problematik liegt ja genau darin, dass Zentralbanken nicht die Finanzindustrie in Anwendung grundlegender Prinzipien zum Wohle der Gesellschaft diszipliniert, sondern sich in entscheidenden Aspekten zur Gratis-Lobby-Abteilung und zum Schutzpatron der Banken entwickelte.

        • Linus Huber sagt:

          Einzig weil Betrug legalisiert wurde, heisst es noch lange nicht, dass es keiner ist. Ja, auch früher haben die Banken sich derartig verhalten, wodurch es eben immer wieder zu Bankruns und Krisen kam und manch ein Scharlatan (Banker) wohl auch dementsprechend aburteilt wurde. Ich spreche von der von Josef als ureigenste Funktion der Banken klassifizierten Fristentransformation, welche die Banken vornehmen, und nicht von Kreditrisiken und/oder fragwürdigem Kollateral.

          Stellen Sie sich vor, ich vermiete Ihnen mein Auto für eine Woche und Sie vermieten in der Annahme, dass ich es für längere Zeit nicht benötige und nach einer Woche für weitere Wochen vermieten werde, dieses für einen Monat. Wenn ich nach einer Woche aus welchen Gründen auch immer, die Vermietung des Fahrzeugs nicht erneuere, werden Sie zwangsweise vertragsbrüchig, entweder mir gegenüber oder gegenüber jenem, welcher das Fahrzeug für einen Monat mietete. Es mag sein, dass Sie dies in Ordnung finden, ich allerdings nicht. Im Gegensatz zur Fahrzeugmiete, ist der Zins für langfristige Anleihen jedoch im Allgemeinen höher, was der eigentliche Grund ist, dass die Banken sich überhaupt dieser Gefahr aussetzen. Dass die Zinsen zur Behebung von Liquiditätsengpässen nicht sträflich hoch sind, wenn aufgrund der Verletzung dieses Prinzips Probleme entstehen, fördert das verantwortungslose Verhalten, da damit schlechte Anreize gesetzt werden.

          • Anh Toàn sagt:

            @Linus Huber: „Einzig weil Betrug legalisiert wurde, heisst es noch lange nicht, dass es keiner ist.“

            Doch, in Rechtsstaaten sagt genau dies entweder die Verfassung oder Artikel 1 des Strafgesetzbuches: „keine Strafe ohne Gesetz“: „Betrug“ kann nur ein Strafgesetzbuch definieren, also ist nur Betrug, was illegal ist.

          • Anh Toàn sagt:

            @Linus Huber: „vermiete mein Auto..“

            Dann vermieten sie ein bestimmtes Auto, dass es nur einmal gibt. Verleihen Sie Geld, handelt es sich um eine Gattungsschuld, es lässt sich nicht sagen, welches Geld wem verleihen wurde. Ihr Gläubiger will nicht das Geld von Ihnen zurück, dass er Ihnen mal geliehen hat, sondern irgendwelches Geld in dieser Währung und Betrag.

          • Linus Huber sagt:

            Sicher doch, die legalistische Definition für Betrug dürfte bekannt sein.

          • Anh Toàn sagt:

            Haben Sie eine andere Definition? Haben Sie diese selber gemacht, oder macht die das natürliche Empfinden für Gerechtigkeit? Betrug ist sonst nur noch so unklar wie gemäss Duden „Beschiss“:

    • G. Nardone sagt:

      @Keim:
      – „Die Mindestreserve der Geschäftsbanken, soll dieses Ausfallrisiko decken“
      Nicht die Mindestreserven sondern die Eigenkapitalquote deckt das Risiko.

      – „Theoretisch bedarf es heutzutage gar keiner Banken mehr“
      Man vergesse nicht die Realität, denn wenn Firmen direkt Kredite vergeben würden, bräuchten diese eine neue Abteilung die die Kreditfähigkeit der Kreditnehmer überprüft, Risiko einschätzt und zusätzlich würde wiederum eine Art Versicherung entstehen, die allfällige Ausfälle deckt und die natürlich mit Prämien (anstelle von Zinsen) finanziert würde, also all das was jetzt die Banken machen, bräuchte es dennoch. Die Banken haben also durch elektr. Kommunikation überhaupt nicht an Gewicht verloren wie Sie sagen, sondern eher umgekehrt.

      • Die Firmen bräuchten nicht nur eine neue Abteilung, sondern die bräuchten auch eine zentrale Verrechnungsstelle, welche 1. den Liquiditätsausgleichstandard definiert, weil sonst der Kreditkunde von Firma A nicht an z.B. Firma B zahlen kann und 2. das „Liquiditäts-Ding“ kontrolliert emittieren muß, damit zwischen den Firmen überhaupt Zahlungen geleistet werden können. Ergebnis? Eben: eine Zentralbank.

        Und bei den Prämien – warum so zögerlich? Daß eine ganze Wissenschaft den schnöden Umstand ignoriert, daß Zinsen zuallererst für die Verluste aus Forderungsabschreibungen herhalten müssen definiert die Zins-/Risikoprämie als das was sie zunächst ist: eine Risikoprämie im versicherungtechnischen Sinne, Abteilung Risikoversicherung. Da steigen die Prämien nämlich auch, wenn die Schäden zunehmen – und umgekehrt.

        Das kann man auch wissenschaftlich ausdrücken:

        https://soffisticated.wordpress.com/2013/05/07/zinsen-individual-oder-gemeinschaftskonzept/

  • Bernhard Piller sagt:

    Und wie steht es mit der Fristenkongruenz? Die Bank kann mit Geldern auf Kontokorrenten,die der Eigentümer jederzeit abheben kann, Hypothekarkredite über 10 Jahre vergeben. D.h. sobald mal ein paar Bürger ihr Geld abheben und Bargeld daraus machen, bricht das System zusammen und die Banken sind zahlungsunfähig. Bravo!

    • Josef Marti sagt:

      Die Sparkonto und Lohnkontogläubiger der Spar und Leihkasse Thun mussten 1993 2 Jahre warten bis sie ihre Konkursdividende von rund 60% abholen konnten, nachdem diese Bank sich mit Hypokrediten übernommen hatte. Solche Kleinbanken werden nicht gerettet sondern abgewickelt und ihnen die Lizenz entzogen.

  • Josef Marti sagt:

    Entscheidend ist immer die offizielle Rechtsausgestaltung bzw. verfassungsmässige Verankerung eines Geldsystems, das wäre auch bei Einführung des Vollgeldes von Bedeutung. Demgegenüber fungiert Giralgeld nicht überall als gesetzliches Zahlungsmittel. Interessant ist dazu das Beispiel Schweiz: Bis 1999 (!) verfügte der Bund über ein vollständiges verfassungsmässiges Geldschöpfungsmonopol sowohl bei Banknoten wie auch bei „anderen gleichartigen Geldzeichen“, diese Verfassungsbestimmung musste abgeschafft werden weil die Realität verfassungswidrig war; die Regierung lieferte dazu aber keine Begründung für die Beendigung des staatlichen Geldschöpfungsmonopols, sondern formulierte nur den Wunsch, dass das Anbieten „bargeldloser oder bargeldähnlicher“ elektronischer Zahlungsmittel „dem Markt überlassen“ werden sollte. Damit hat man das Monopol über die Liquidität, welches die grösste Macht und Einfluss in einem Land darstellt nicht nur tatsächlich sondern auch rechtlich definitiv in private Hände gegeben.

    • Linus Huber sagt:

      Diese Gesetzesänderungen liefen im Rahmen der von der USA vorangetriebenen Deregulierung ab.

      Was hierbei inhaltlich vollzogen wurde, war die eigentliche Erlaubnis für Banken sich verantwortungslos zu verhalten, respektive die gewinnbringenden Risiken zwar einzugehen, jedoch nicht die negativen Konsequenzen daraus selber tragen zu müssen. Wenn auf der einen Seite dereguliert wird, muss eben auch auf der anderen Seite die staatliche Rückversicherung aufgehoben werden (z.B. Einlageversicherung, Liquiditaetsrückversicherung etc.), sodass der Markt, d.h. der einzelne Akteur, die Risikobewertung jeder Bank wieder selbst übernimmt, womit natürlich die Eigenkapitalquote wieder eine bedeutend stärkere Rolle gespielt hätte. Die Liquiditaetsrückversicherung beinhaltet ein weiteres grosses Problem, indem die Differenzierung zwischen Bonität und Liquidität sehr schwierig nachzuvollziehen ist, denn die Liquidität beeinflusst oft auch die Bonität.

  • Severin Kälin sagt:

    Der Autor irrt sich. Ziel der Notebankgeldmengenausweitung (zusamman mit angepassten Bankenvorschriften) war die Senkung des M2-Multiplikators.

  • Carmen Heidelberger sagt:

    Da erscheint ja das geplante Bargeldverbot in ganz neuem Licht und das gesetzlich offizielle Tauschmittel verkommt definitiv zu Zahlen im Computer, die nach Belieben vermehrt werden koennen.

  • Jon Caduff sagt:

    Leider verstehe ich die Kernaussage des Artikels nicht:
    Im Fazit heisst es beispielsweise, dass die Tatsache, dass Banken über Kreditvergaben die Geldmenge M2 ausweiten könnten, und dass dies naturgemäss stark prozyklisch stattfinde. Die Banken können nur Kredite vergeben, wenn aiuch eine Nachfrage nach Krediten da ist, und die ist offensichtlich stark prozyklisch. Jetzt stellt sich mir die Frage, inwiefern sich die Nachfrage nach Krediten ändern sollte, wenn die Geldschöpfung auf anderem Wege stattfinden soll.
    Ausserdem stellt sich mir als Laien die Frage, warum die Zentralbank nicht einfach ziemlich direkt die Geldmenge über Wertpaper- und Devisenkäufe und Verkäufe steuern kann.

    • Johnny Smith sagt:

      „Die Banken können nur Kredite vergeben, wenn aiuch eine Nachfrage nach Krediten da ist…Jetzt stellt sich mir die Frage, inwiefern sich die Nachfrage nach Krediten ändern sollte, wenn die Geldschöpfung auf anderem Wege stattfinden soll.“

      Gute Aussagen, gute Fragen, danke… Hat sich MDM auch die Mühe gemacht, dies zu hinterfragen?

    • G. Nardone sagt:

      @Caduff:
      – „die Geldschöpfung auf anderem Wege stattfinden soll“
      Eben nicht, Sie sagen es ja selbst, die Geldschöpfung (wobei Banken eigentlich kein Geld schöpfen, aber lassen wir das vorerst bleiben) findet nur bei Kreditvergabe statt.

      – „warum die Zentralbank nicht einfach ziemlich direkt die Geldmenge über Wertpaper- und Devisenkäufe und Verkäufe steuern kann“
      Ganz im allgemeinen muss man 2 Dinge feststellen:
      1. Dass man die Geldmenge von aussen nicht steuern kann, weil Geld soz. im Immern bzw. endogen entsteht und ebenso endogen vernichtet wird, eben über Geschätsbanken. Und in Bezug auf Ihre Frage bedeutet das, dass die Geldmengenausweitung über Wertpapiere sowieso Sache von Geschäftsbanken ist. Es ist glaub ich, den Zentralbanken nicht erlaubt, direkt den Unternehmen Geld gutzuschreiben im Tausch von Wertpapieren dieser Firmen.
      2. Banken und Zentralbanken schöpfen kein Geld, sondern sie nehmen Kredite bei der Wirtschaft auf.
      Wenn nun die SNB Euros kauft, dann nimmt sie gegenüber Euro-Land ein Kredit auf und schreibt ihr Schweizer Franken gut, in der Hoffnung, dass die Euroländer damit in der CH dick einkaufen gehen. Also in Bezug auf Ihre Frage kann die SNB damit die Geldmenge ausweiten, was sie aber wirklich damit erreichen möchte, ist eine relative Abwertung des CHF ggü. Euro um die Wettbewerbsfähigkeit ihres Landes zu verbessern.

  • Yves Latour sagt:

    Geschäftsbanken können GUTHABEN, das auf Geld lautet, erzeugen, doch Geld können sie keines schaffen.

    Um Guthaben zu erzeugen, benötigen die Geschäftsbanken Kunden mit ausreichender Bonität, die bereit sind, sich zu verschulden. Damit sind Geschäftsbanken nur jener Intermediär, der zwischen Kunden mit Guthaben und Kunden mit Schulden steht.

    Wenn man sich anschaut, welchen Anteil davon aus Hypothekargeschäften entstanden ist, dann versteht man die Sensibilität der SNB bezüglich dieses Sektors und irgendwann wird die SNB wohl Hypotheken aufkaufen müssen und exakt zu diesem Zeitpunkt werden wir alle froh sein, dass die SNB-Bilanz mit Devisen voll geladen ist.

    • Josef Marti sagt:

      Die Geld und Kreditfunktion ist nicht voneinander getrennt sondern verknüpft. Geld ist daher nichts anderes als eine zirkulierende Verbindlichkeit, das gilt nicht nur für das Buchgeld sondern auch für das Papiergeld. Im Gesamtsystem kann deshalb Schuld uns Zins immer nur dann getilgt und beglichen werden, wenn einem anderen Akteur etwas weggenommen wird oder neue Schulden begründet werden.

      • G. Nardone sagt:

        @Josef Marti:
        – „Im Gesamtsystem kann deshalb Schuld und Zins immer nur dann getilgt und beglichen werden, wenn einem anderen Akteur etwas weggenommen wird“
        Falsch, denn die Zinsen werden mit Leistungen beglichen. Niemandem wird dabei etwas weggenommen, denn die Leistungen der Bankmitarbeiter werden mit den Leistungen der Wirtsch. ggü. den Bankmitarbeitern beglichen. Sobald die Bank sowie all ihre Mitarbeiter in der Wirtschaft einkaufen gehen und Leistungen nachfragen, werden Zinsen, das ja ihre Forderung nach Gegenleistung sind, getilgt.

        • Josef Marti sagt:

          Schön wenn Sie das Geldsystem übertölpeln können indem Sie mit Naturalleistungen tilgen.
          Ziel in diesem Geldsystem ist es immer am Ende in die Position des Nettogläubigers zulasten anderer als Nettoschuldner zu gelangen indem die Veränderung der Nettoposition aus Forderungen und Verbindlichkeiten verbessert wird, das geht aber zwingend immer nur wenn ein anderer Akteur seine Nettoposition verschlechtert; es können unmöglich alle zusammen ihre Nettoposition verbessern. Deshalb gibt es grenzübergreifend weltweit immer Länder die Nettoschuldner sind während andere als Exportüberschussländer Nettogläubiger sind. Deshalb ist es auch eine Illusion, dass alle wettbewerbsfähiger werden können und Überschüsse fahren können solange wir nicht auf den Mars exportieren können. Die Welt insgesamt kann unmöglich sparen.
          Dies würde sich auch in einem Vollgeldsystem nicht ändern, jedoch in der Entwicklung und Geschwindigkeit abbremsen. Das Kreditgeschäft bleibt im Vollgeldsystem unverändert bestehen mit der Einschränkung dass dann Kredite wirklich nur aus stillgelegten Giralgeldern gespiesen werden können.

          • G. Nardone sagt:

            @Josef Marti:
            – „Deshalb gibt es grenzübergreifend weltweit immer Länder die Nettoschuldner sind während andere als Exportüberschussländer Nettogläubiger sind“
            Das ist richtig. Deshalb braucht es heute dringend ein neues Weltwährungssystem mit klar definierten Regeln, das für Ausgleich in den jeweiligen Länder-Leistungsbilanzen sorgt.

            – „Schön wenn Sie das Geldsystem übertölpeln können indem Sie mit Naturalleistungen tilgen“
            Nur weil Sie eben nicht nachdenken.
            Die Leistungen einer Bank müssen doch bezahlt werden oder? Die Bank-Mitarbeiter müssen doch was essen, ansonsten verhungern sie ja? Und mit was füttert man sie; mit Geld? Nein, natürlich mit Nahrungsmittel die die Bankmitarbeiter bei Coop kaufen können. Wie werden die Zinsen der Bank bezahlt, mit Nahrungsmittel? Nein, mit Geld natürlich. Und der Kreislauf ist geschlossen.

    • Samuel Rohrbach sagt:

      Heute bezahlen wir die meisten Dinge elektronisch. Dieses Geld produziert weder der Kunde noch die Nationalbank sondern die Geschäftsbanken. Haben Sie schon einmal eine Geschäftsbank erlebt, die sagt, sie könne eine Kaufpreiszahlung für ein Haus bzw. einen Kredit nicht auszahlen, weil sie zu wenig Geld hat? Das kommt deshalb nie vor, weil die Geschäftsbanken das Geld mittels Kreditvergabe jederzeit selber erzeugen können. Bankangestellte – ich bin selber einer – hören das wohl nicht gerne, da sie Angst davor haben, deshalb in ein schlechtes Licht gerückt zu werden oder die Bank sich etwas anpassen/verändert müsste. Auch wurde uns Bänkern der Geldschöpfungsprozess jahrelang falsch erzählt und da viele von uns „Praktiker“ sind, welche vom Tagesgeschäft stark in Anspruch genommen werden, hinterfragen wir dieses System auch nicht. Alle – inkl. den Bänkern – vertrauen auf die vermeintlich unerschöpflichen Möglichkeiten der Nationalbanken. Und genau auf diesem Vertrauen basiert letztlich auch unser Geldsystem: Denn ohne Vertrauen, wäre dieses auf Schulden basierte Geldsystem schon lange zusammengebrochen. Das ist nur noch eine Frage der Zeit. Dieser Zusammenbruch ist schlussendlich auch nötig, damit dann jeder realisiert, wo die Probleme tatsächlich liegen, bzw. damit etwas neues, besseres entstehen kann. Vorher scheinen wir dazu weder in der Lage noch Willens zu sein.

      • Wenn Sie wie Sie sagen bei einer Bank beschäftigt sind müßte Ihnen geläufig sein, daß eine Kreditvergabe zunächst mal ein Zahlungsversprechen der Bank ist, welches diese dann auch irgendwann erfüllen muß. Wird die Erfüllung fällig, dann muß die Bank zahlen und zwar nicht mit ihren Schulden (= Einlagen), sondern in dem Interbanken-Zahlungsmittelstandard, nämlich Zentralbankgeld – welches die Bank selbst nicht schaffen kann.

        Sie dürfen daher ganz beruhigt sein, denn das was von vielen Seiten als zentraler Fehler des Geldsystems bezeichnet wird – nämlich die Fähigkeit der Banken zur Geldschöpfung – können die Banken überhaupt nicht bewerkstelligen. Mit einer Kreditvergabe erzeugt eine Bank nämlich nur Verfügungsrechte über Zentralbankgeld für den Kreditkunden, wobei die Bank diese Verfügungsrechte nicht nur garantiert, sondern auch im Anforderungsfall (Überweisung/ Abhebung) Zentralbankgeld zu transferieren hat. Das was sie zu transferieren hat steht aber nicht auf der Passivseite wie die Einlagen, sondern auf der Aktivseite – dort wo der Kassenbestand und die Forderungen gegen die Zentralbank stehen.

        Und: ob elektronisch oder nicht, in keinem der beiden Fälle kann die Bank Zentralbankgeld erzeugen!

        • Josef Marti sagt:

          Das ist schon deshalb falsch, weil keine gleich hohen Reserven nötig sind im Zeitpunkt der Kreditschöpfung. Oder haben Sie schon mal davon gehört, dass die Bank einem guten Kunden den Kredit verweigert mit der Begründung, sorry wir haben zurzeit zu wenig Bankreserven, gehen Sie zur Konkurrenz. Sogar die D Bundesbank beschreibt das offiziell auf ihrer Website.

          • „…weil keine gleich hohen Reserven nötig sind im Zeitpunkg der Kreditschöpfung.“

            Irgendwie ist es mißlich, wenn das Gegenargument zu seiner eigenen Widerlegung führt… 🙂

            Natürlich, in dem Zeitpunkt, wo eine Absichtserklärung darüber abgegeben wird zahlen zu wollen ist von dem zu Zahlenden noch keine Rede. Sie können jeden Abend am Biertisch „Kreditschöpfung“ betreiben und zwar in jeder beliebigen Höhe. Denn Schuldverhältnisse eingehen – und nichts anderes ist Krediteinräumung – geht immer.

            Und nach der Schuld kommt die Erfüllung, die dann die Übergabe des Geschuldeten zum Inhalt hat. Und da zeigt es sich, daß das Geschuldete, hier: Zentralbankgeld, eben doch nicht das ist, was mit der Krediteinräumung entsteht. Und schon platzt die ganze schöne „Geldschöpfungstheorie durch die Banken“ in 1000m Höhe.

            Daß eine Bank üblicherweise nicht 100% der ausgehenden Überweisungen als Zentralbankgeld vorrätig haben muß steht dabei auf einem anderen Blatt, denn üblicherweise wird gegen die eingehenden Überweisungen eine Verrechnung durchgeführt (clearing) und der übrig bleibende Betrag als Zentralbankgeld transferiert (settlement). Was man sich dabei klar machen sollte: trotz der Saldierung auf einen Netto-Betrag sind alle Überweisungen schuldbefreiend bezahlt worden. Es spricht ja nichts dagegen einen zentralbankgeldsparenden Interbanken-Abrechnungsverkehr zu etablieren, daraus zu schließen, daß eine Bank ihren Transferverpflichtungen nicht zu 100% nachkommen muß ist nichts anderes als unbegründet.

            Und: bei der Kaupthing-Bank gab es die Situation, daß sie ihren Zentralbankgeldausgang zu 100% hätte leisten müssen, nur leider hat ihr keine andere Bank ihre reichlich vorhandenen „Einlagen“ abgenommen. Ist ja auch klar, denn wer übernimmt schon gerne die Schulden von anderen, wenn keine Kompensation dafür erfolgt? Sie?

          • Josef Marti sagt:

            Das verhebt aber nur bei einer statischen Betrachtung ohne Wirtschaftswachstum; in der Realität hatten wir aber nicht nur Wirtschaftswachstum, sondern bereits vor der Finanzkrise auch eine massive Geldmengenausweitung über das Wirtschaftswachstum hinaus. Deshalb müssen ja die Schulden zwingend immer wachsen. Dabei ist unter dem Strich egal ob jetzt die ZB oder die Geschäftsbanken den Takt angeben, tatsächlich agieren die Notenbanken nur reaktiv mit nachträglicher Unterlegung zusätzlicher Reserven, diese werden den Banken nie verweigert. Schulden können im Schuldgeldsystem bei Wirtschaftswachstum nur durch neue Schulden getilgt werden da das Geld eine zirkulierende Verbindlichkeit ist. In der grauen Theorie ist das auch in einer starren Geldmenge denkbar, dann kompensiert sich das Wachstum von Schuldverhältnissen mit sinkenden Preisen und Löhnen. Wie wollen Sie denn erklären dass die Summe aus finanziellen Forderungen resp. Verbindlichkeiten weltweit inzwischen das 4fache BIP ausmacht, Tendenz steigend (sog. Finanztiefe)?

          • Nun, Marx würde wohl vom fiktiven Kapital reden. Wer damit ideologische Probleme haben sollte, der kann ja auch einfach von unterlassener Besteuerung sprechen und/oder von explizit bilanzierter Altersvorsorge aufgrund der sogenannten „kapitalgedeckten“ Lebensversicherungen. Staatliche Renten sind implizite/nichtbilanzierte Schulden, private Renten der Verwalter der Illusionen (aka Banken und Versicherungen) hingegen überwiegend explizite staatliche Schulden. Bedient werden müssen sie so oder so aus dem laufende BIP.

            LG Michael Stöcker

          • Linus Huber sagt:

            „Bedient werden müssen sie so oder so aus dem laufende BIP.“

            Na ja, die Frage ist nicht, ob sie bedient werden müssen, sondern ob sie überhaupt bedient werden können und wenn nicht, wer den Schwarzen Peter zieht.

        • Samuel Rohrbach sagt:

          Durch die Kreditvergabe nehmen Aktiven (Forderung ggü. dem Kunden) und Passiven (Überweisung an Kredinehmer) gleichzeitig zu, was zu einer Bilanzverlängerung führt. Hierfür braucht es weder Notenbankgeld noch die Gelder der Sparer. Die Banken schaffen jedoch durch diese Kreditvergabe zusätzliches Geld (böse sind sie dadurch nicht, denn das Geld wurde ja tatsächlich für einen Gegenwert, z.B. für ein Haus, nachgefragt). Allerdings erklärt dieser Schritt, warum die Geldmenge um ein x-faches stärker wachst, als das Wirtschaftswachstum und die Schulden ähnlich stark wachsen wie die Geldmenge. Die erhöhte Geldmenge kommt eben nicht in der Wirtschaft an, sondern führt zu Inflation bei Immobilien, Aktien, Spekulationen, etc. Deshalb nützen eben auch all die gut gemeinten Schritte der Nationalbanken nicht viel, denn schlussendlich sind es nicht die Nationalbanken die das grosse Geld schöpfen und die Verwendung des Geldes hauptsächlich beeinflussen, sondern es sind die Geschäftsbanken (auch wenn sie es vielleicht selbst nicht recht wissen). Dass das Geld ein auf Schulden basiertes Geld ist, würden wir alle spätestens dann merken, wenn wir unsere Geldforderungen (Kontigelder/Buchgelder) alle auf einmal als Bargeld beziehen möchten. Haben Sie sich schon mal überlegt, warum man systemrelevante Banken in einer freien Marktsystem retten muss? Weil die Banken eben Teil dieses auf Schulden basierten Geldschöpfungssystems sind. Wäre das Geld effektiv sicher, könnte man sie, wie jedes andere Unternehmen in einer freien, liberalen Marktwirtschaft auch, Konkurs gehen lassen. Und vielleicht hätte man in der Finanzkrise die Banken effektiv Konkurs gehen lassen sollen. Es wäre schrecklich gewesen, aber dann hätten einige realisiert wo die wahren Ursachen der Krise liegen, statt nun eine noch nie da gewesene Schuldenblase (bei Staaten, Privaten, Nationalbanken, etc.) zu produzieren, welche bei eine Platzen noch viel schlimmere Auswirkungen als wir sie in der Finanzkrise gesehen haben, haben wird.

    • Schweizer leser sagt:

      Die Währungsdevisen gehalten von der SNB sind gekauft worden mit CHF- Krediten bei den Geschäftsbanken und stellen somit keine eigentliches Guthaben der SNB dar.
      Vielmehr stellen die Währungsdevisen eine Bilanzgefahr für die SNB dar, da diese Wahrungsdevisen – meist in Dollar und Euro, zurück getauscht werden müssen in CHF um die getätigten CHF-Kredite der SNB bei den Geschäftsbanken zurück zuzahlen. Die SNB wird in naher Zukunft voraussichtlich wegen diesen Währungsdevisen grosse finanziellen Einbussen in ihrer Bilanz erleiden, da voraussichtlich der Euro sowie der US-Dollar nicht zu ihren alten Währungsständen bezüglich dem CHF zurück kehren werden.
      Sollte der Euro oder der US-Dollar in naher Zukunft noch weiter an Wert zu dem CHF einbüssen, steht die SNB ohne Eigenkapital da und ihre Bilanz ist negativ, der Schweizer Bürger/-innen muss dann die Schulden abtragen und die Bankrefinazieren, ansonsten gibt es keinen Schweizer Franken mehr, im bisherigen Sinne.

      • Anh Toàn sagt:

        @Schweizer Leser: „…um die getätigten CHF-Kredite der SNB bei den Geschäftsbanken zurück zuzahlen. “

        Wie bezahlt die SNB „CHF Kredite“? Mit einem CHF Kredit. Warum sollte also jemand die „Bezahlung“ eines solchen Kredites verlangen?

      • Josef Marti sagt:

        Das ist falsch. Eine Rekapitalisierung der Notenbank ist erst dann ein Thema wenn sie nicht mehr in der Lage ist inflationsfrei Geld zu drucken. Bei den unverzinslichen (heute negativ verzinslichen) Girokonten der Geschäftsbanken handelt es sich um Eigenkapital der Notenbank und nicht um eine Schuld im herkömmlichen Sinn. Dies deshalb weil es sich um fungible Umlaufsmittel handelt, die ewig in Umlauf bleiben und für den privaten Sektor wegen ihrer Liquiditätsdienste und Konvertibilität ein echtes Vermögen darstellen. Niemand kommt auf die Idee konvertible Umlaufsmittel gegen wertlose Schuldtitel der Notenbank einzutauschen, schon gar nicht eine Bank mit lediglich 4% EK Unterlegung.

    • Anh Toàn sagt:

      @Yves Latour: „Um Guthaben zu erzeugen, benötigen die Geschäftsbanken Kunden mit ausreichender Bonität, die bereit sind, sich zu verschulden.“

      Da haben Sie recht, aber die Banken sagen, ob die Bonität der Kunden ausreichend sei und beurteilen diese im Aufschwung positiver als in der Rezession.

    • Linus Huber sagt:

      Sie differenzieren zwischen Bargeld (z.B. Banknoten) und Kredit. Das ist eine legitime Betrachtungsweise, denn grundsätzlich sollte eine Zentralbank nicht für die Kredite zwischen den einzelnen Akteuren verantwortlich gemacht werden. Das Problem liegt darin, dass die Zentralbanken sich zum Wohle der Banken (nicht der Gesellschaft) einsetzen und daher den Banken als kostenloser Rückversicherer dienen und sich mit dieser Aufgabe der Dauerrettung immer weitere zentralplanerische Funktionen aneignen. Kreditrisiken verschwinden ja nicht, einzig weil eine Zentralbank entsprechend reagiert, sondern die resultierenden Kosten werden einfach unbemerkt der Allgemeinheit untergejubelt.

  • Josef Marti sagt:

    Wichtig ist für die Banken dass sie gemeinsam mehr oder weniger gleichförmig vorgehen; tanzt eine einzelne Bank aus der Reihe mit übertriebener Kreditausweitung dann gefährdet sie neben erhöhtem Risiko auch ihre Kostenstruktur und am Schluss auch ihre Lizenz. Dazu Rolf Gocht 1975: …je mehr allerdings die Banken im Gleichschritt ihre Kredite ausweiten, um so mehr gleichen sich Abzüge und Zugänge von Notenbankgeld durch das Hin und Her der Überweisungen von und auf Gutschriftenkonten der einzelnen Banken aus.
    Ein Mindestmass an Reserven benötigen die Banken aber trotzdem immer um handlungsfähig zu bleiben, deshalb hat der Mindestreservesatz von lächerlichen 1% auch keine Bedeutung. Aus demselben Grund brauchen die Banken auch Kundeneinlagen (=stillgelegte Giralgelder) und fürchten sich vor deren Verlust an andere Banken, weil dies mit Abfluss bzw. Verlust von Reserven verbunden ist, Abzug von Kundengeldern kann die Bank nämlich nicht mit selbst geschöpftem Giralgeld ausgleichen weil der Interbanken Geldkreislauf getrennt ist vom Publikumsgeldkreislauf.

  • In diesem Zusammenhang habe ich mir in letzter Zeit folgende Fragen gestellt – insbesondere auch wenn ich die rasch schwankenden Kurse meines selbst verwalteten Aktienportefeuilles anschaue:

    Kann die global vorhandene Geldmenge geschätzt werden?
    Können deren Veränderungen geschätzt werden? Mit welcher zeitlichen Auflösung?
    Wie beinflussen Derivate von Aktientiteln die Geldmenge?

    Klassische Sätze aus der Tagespresse zum Börsengeschehen bieten post hoc Pseudorklärungen für die Börsenkurse. Sie gehen so in der Art wie: Die Anleger waren zurückhaltend…, wenn die Kurse fallen.
    Möglich wäre aber auch eine akute Verringerung der Geldmenge. Wenn die verfübare Geldmenge schrumpft zieht dies automatisch auch die Kurse nach unten.

    • Linus Huber sagt:

      „Kann die global vorhandene Geldmenge geschätzt werden?“

      Sicher doch bestehen entsprechende Statistiken; Marcel Senn kann Ihnen diesbezüglich gut Auskunft geben.

      „Die Anleger waren zurückhaltend…“

      Dies hat nicht direkt mit der Geldmenge zu tun, sondern mit der Risikobereitschaft, welche z.B. über die letzten Jahre durch die Zentralbanken mit ihrer Geldpolitik stark geschürt wurde. Längerfristig wirkt die Geldmenge im System sicherlich auf sämtliche Preise, allerdings sind die verschiedenen Investitionskategorien (z.B. Cash, Bonds, Aktien, Immobilien, Rohstoffe, Edelmetalle etc.) mit verschiedenartigen Risiken behaftet, welche dauernd neu bewertet werden.

      • Jürg Brechbühl sagt:

        @Linus Huber
        Ich vermute eben, dass Journalisten, die Standardsätze in der Art wie „Die Anleger waren zurückhaltend“ gebrauchen im Unwissen darum, was wirklich abläuft.

        Sollte die vorhandene Geldmenge, so wie ich mir das in meiner bescheidenen Naivität vorstelle, kurzfristig ebenfalls schwanken, so wäre das ein Mechanismus, der fast von selber die Spanne von Preisen vorherbestimmt.

        Wenn wie andernorts gemeldet der saudische Staat dieses Jahr mehr als ein zehntel seins in Fremdwärungen angelegten Staatsvermögens liquidiert, um die Konsumausgaben der Herrscherklasse zu finanzieren, so schrumpft die für Investitionen verfügbare Geldmenge. Es wird konsumiert, in Rauch und Flammen aufgegangen. Da können die Anleger noch so vorsichtig sein, die Kurse sinken so oder so. Das ist keine Behauptung sondern eine Frage, über die ich nachdenken.

        • Linus Huber sagt:

          @ Juerg

          Es ist schwierig aufgrund eines bestimmten Umstandes eine Konklusion auf das Marktverhalten zu machen, denn die Komplexität ist enorm hoch. Z.B. nützt es ja nichts, einzig das M2 von z.B. der USA zu verfolgen, denn es gibt ja noch die BoE, EZB, SNB, BOJ, PBC, RBI etc. wobei die USA sicherlich mit dem US$ als Weltwährung noch immer den grössten Einfluss haben dürfte. Seien Sie vorsichtig mit der Idee, dass wenn etwas liquidiert wird, dies wirkliche Auswirkungen erzeugt, denn es wechselt einzig den Besitzer dieser Wertschriften aber ändert in sich nicht die Geldmenge.

          Es gibt unzählige mögliche Indikatoren, welche zu einem gewissen Masse die Risikobereitschaft oder Financial Stress messen, z.B.

          https://research.stlouisfed.org/fred2/series/BAMLH0A0HYM2

          Dieser Chart zeigt die Zinsdifferenz zwischen „high yield“ (mehr oder weniger Junk) und US Treasuries (quasi als 100% sicher geltend) auf, sodass daraus ein erhöhter Grad an Risikobereitschaft der Marktteilnehmer erkannt werden soll, wenn diese Differenz sinkt, oder vice versa.

          https://research.stlouisfed.org/fred2/series/STLFSI

          Dieser Chart soll über den Stress im Finanzsystem Auskunft geben. Aber bitte sind Sie vorsichtig daraus definitive Schlüsse auf z.B. den Aktienmarkt zu ziehen, sondern diese Charts mögen höchstens als mögliche grobe Richtschnur dienen.

  • Tatsache ist doch dass das Geldsystem von Menschen mit einer betraechtlichen kriminellen Energie kontrolliert wird. Darum sollte allen klar sein, dass es in Zukunft eher schlechter als besser wird. Die Menschen dieser Welt sind der Finanzmafia wehrlos ausgeliefert.

  • Leo Stern sagt:

    Grosses MIssverständnis, ja. Es werden nämlich Zahlen mit Geld verwechselt.

  • Marcel Senn sagt:

    Das Aktionsfeld von Zentralbanken sollte viel mehr ausgedehnt werden z.B. über Hypothekakreditragenturen, Infrastrukturkreditagenturen und tw. Konsumkredite:
    Staatliche Infrastrukturbauten sollten die Zentralbank vorfinanzieren zinsfrei mit Rückzahlung je nach Projekt zw. 1 -30 Jahre
    Ebenso 1 Hypotheken für bis zu mittelpreisigen EFH und Stockwerkeigentum – rückzahlbar zw. 30-40 J, die Zinseinnahmen des varierenden Zinssatzes werden dann von der ZB an den Staat via Dividende bezahlt
    Ebenso Erstfinanzierung von Industrieprojekten
    Konsumkredite für gewisse (effiziente) Basisautomodelle wäre auch möglich.
    .
    Und alles was „Luxus“ resp. „nice to have“ ist soll die Privatwirtschaft resp. Geschäftsbanken finanzieren. Der Mindestreservesatz wäre daher auch auf über 50% anzuheben infolge niedrigem Nachfragebedarf und auch höherem Risiko auf Objekten aus den oberen Preissegmenten.
    .
    Wenn die Zentralbanken wieder grössere Kontrolle über das Kreditwesen bekämen, gäbe es auch einiges weniger an Spekulation und Boom und Bust Phasen! Und der Staat könnte infolge weniger Kreditausgaben und Zinseinnahmen via ZB die Steuerbelastung z.B. auf Arbeit einiges senken.
    .
    Wie meinte schon Amsel Meyer Rothschild: „Gib mir die Kontrolle über das Geld einer Nation und es interessiert mich nicht, wer dessen Gesetze macht.”
    Um diesem Aergernis entgegen zu wirken, müssten die Zentralbanken die Hoheit über die volkswirtschaftlich relevanten Basiskreditarten zurückzugewinnen!

    • Alain Surlemur sagt:

      Sehr geehrter Herr Senn

      Ihnen scheint nicht bewusst zu sein welchen politischen Sprengstoff Ihr Vorschlag birgt. Bei Infrastrukturprojekten laufen Sie direct in die Staatsfinanzierung über die Notenbank hinein. Welcher Politiker könnte es sich leisten noch Steuern zu erhöhen um das zweite, dritte, oder vierte Hallenbad in der Gemeinde zu bauen wenn er das Geld zinslos von der SNB bekommen kann?
      Bei den Krediten an Private die sie vorschlagen, sei es Hypotheken oder Autos ist der Streit vorprogrammiert was den nun finanzierbare „Basismodelle“ sind und was Luxus. Also Alles in Allem ein nicht sehr durchdachter Vorschlag.

      • Amalia Zürcher sagt:

        Wir müssten uns dann halt auf verbindliche Regeln einigen, was finanziert werden soll. Darüber kann man ja abstimmen. Also bspw. Anzahl Einwohner pro Hallenbad oder maximaler Verbrauch des Autos. Das dünkt mich wesentlich demokratischer und fairer als das heutige System. Das Volk hätte eben wieder mehr Kontrolle über das Geld.

        • Alain Surlemur sagt:

          @Amalia Zürcher:

          Sie konnten und können gerade überall in Europa besichtigen was Absprachen, Regeln und Verträge wert sind: Gar Nichts!

          Oder glauben Sie ernsthaft an das Märchen vom ehrlichen und weitsichtigen Politiker?

      • Gregor sagt:

        @Surlemur

        Sie verwechseln das was….. Die Bäder sind dann wenigstens demokratisch gebaut und im VOLKSVERMÖGEN und nicht „deren Gewinne“ via Bankensozialismus privatisiert.

        Warum soll man also für wenige Private Risiken via Steuerzahlder – Solidarhaftung rechtfertigen?

    • Joe Schweizer sagt:

      @Senn: Sie Wissen schon, dass die bedeutendste Zentralbank, die Fed, diejenige welche die globale Leitwährung, den Dollar, rausgibt, nicht dem Staat sondern Privaten gehört? Die Fed gehört unter anderem jenen Rothschild’s, deren Familienmitglied Sie zitiert haben. Auch Goldman Sachs, die Bank welche die Weltwirtschaftskrise ausgelöst hat ist Miteigentümerin der Fed. Obwohl die Kontrolle, genauer die Ernennung der Entscheidungsträger der Fed, offiziell dem US-Staat unterliegen, so gehört derer Vermögen einigen Privaten (u.a. den Rothschilds und den Rockefellers).
      Bevor wir also von Vollgeldsystemen oder ähnlichen Systemen mit nahezu allmächtigen Zentralbanken reden, müssen die Besitzverhältnisse und die Kontrolle eben dieser Zentralbanken demokratisch geregelt werden.

      • Marcel Senn sagt:

        Schweizer: Ich kenne die Eigentumsverhältnisse vieler Zentralbanken weltweit — aber es ist auch so, dass die Gewinne der FED NICHT primär den Eigentümern zufliessen sondern in den USA z.B. der Zentralregierung, in der CH (knapp 60% in öffentlicher Hand) den Kantonen und die privaten Aktionäre bekommen nur eine rel. kleine Dividende.
        .
        Aber dass die Zentralbanken aus Privatbesitz entflechtet werden müssen ist wohl unumgänglich und die ZB sollen auch unabhängig bleiben von den Regierungen — darum auch nur Finanzierung von Infrastrukturprojekten und nicht von Staatsdefiziten aus den übrigen Bereichen (soziales) – das Ziel sollte sein, dass sich die Staaten nicht mehr so wie heute fast unendlich verschulden können.

        Suriemur: Was volkswirtschaftlich sinnvoll ist resp. Basisbedürfnisse und was „Luxus“ ist, müsste man noch im Detail ausbeineln – sonst hätte ich hier eine seitenlange Abhandlung schreiben müssen!
        Dass die SNB in Ihrem Bsp. das erste Hallenbad teilfinanziert OK, aber sicher nicht das 2. 3. oder 4. Hallenbad in einer kleineren Gemeinde (in Zürich vielleicht schon eher zumindest ein 2. oder gar 3.) – zumal die Kreditsucher auch einen Business Plan und Rentabilitätsrechnungen eingeben müsste, auch bei Wohnungskäufern müssten die Messlatten sehr hoch liegen, eben auch damit Blasenbildungen möglichst verhindert werden können.
        .
        Dieser Vorschlag soll sicher kein Freipass für Politiker sein unbeschränkt Geld zu verschleudern, aber auf der anderen Seite macht es null Sinn, dass Staaten, Gemeinden etc Zinsen bezahlen müssen für öffentliche Infrastruktur! Die USA hat seit 1980 insgesamt fast 10 Bio Zinsen bezahlt (bei aktuell 18.4 Bio $ Verschuldung) — und wer muss die Zinsen am Ende bezahlen — der Normalbürger über die Steuern – das macht doch irgendwie keinen Sinn für die Mehrheit der Bürger!

  • Rolf Rothacher sagt:

    Anschuldigung und Schlussfolgerungen des Autors sind falsch:
    Die Banken machen nur das, was gesetzlich erlaubt ist. Die erste Grafik zeigt, dass 2007 die Geldmenge M2 rund 10x grösser war als das Notengeld, 2015 aber nur noch 2x so gross. Der Unterschied liegt nicht in einer „rezessiven Phase“, wie der Autor behauptet, sondern ganz einfach am stark gestiegenen Eigenkapital, das die Banken heute bereithalten müssen.
    Deshalb regeln weiterhin die Notenbanken + DIE REGULIERUNGSBEHÖRDEN die Geldmenge. Das war immer so und wird immer so bleiben. Da die Banken heute rund 5x mehr Eigenkapital halten müssen als 2007, ist M2 von 10x auf 2x zurückgegangen. So einfach kann die Welt (für einmal) sein.
    Alle weiteren Bestrebungen, wie z.B. die Geldschöpfung der Banken völlig zu unterbinden, würde bloss die Wirtschaft abklemmen. Denn ob man die Geldmenge so steuer oder gleich die gesamte Wirtschaft, wie in sozialistischen/kommunistischen Systemen, ist einerlei: zentrale Entscheide von wenigen Köpfen sind IMMER schlechter als dezentrale Entscheide innerhalb eines vorgegebenen Rahmens.

    • Roland K. Moser sagt:

      5 mal mehr Eigenkaptial tönt gut und recht.
      Wenn man weiss, dass es vorher nichts war, ist es jetzt einfach 5 mal mehr nichts.

    • Distefano sagt:

      Schon über 100 Jahre streiten sich die Gelehrten über das Wesen des Geldes. Während zu Beginn des 20. Jahrhunderts die Kreditschöpfungstheorie (z.B. Schumpeter) favorisiert wurde, gewann danach die Teilreservetheorie (Multiplikator) an Bedeutung. Banken sind danach einzeln nicht in der Lage Geld zu schöpfen, im systemischen Zusammenspiel aber doch. Schließlich gewann die Finanzintermediärtheorie die Oberhand. Diese macht Banken quasi zu Vermögensverwaltern, die Einlagen einsammeln und diese weiterverleihen.
      Basel I bis III (strebt angeblich die Verbesserung der EK Situation der Banken an) macht nur Sinn, wenn entweder Intermediär- oder Multiplikatortheorie stimmen.
      Seit 1998 gibt es Basel I und seit 2004 Basel II. Die Resultate sind ernüchternd. Zahl und Ausmaß der Finanzkrisen hat sich stark erhöht. Diese Ergebnsisse sprechen eindeutig für die Kreditschöpfungstheorie (Schöpfung von Geld aus dem Nichts), denn wenn diese stimmt, verhindert die Verbesserung der EK Struktur nicht das Ausmaß Kreditschöpfung der Banken.
      Erstaunlich ist, dass die Ökonomengemeinde seit Hundert Jahren Axiome aufstellt und der Sache nicht empirisch nachgeht. Dies hat nun endlich der in England lehrende deutsche Ökonom Richard Werner getan und eindeutig belegt, dass nur die Kreditschöpfungstheorie gültig ist. Die herrschende ökonomische Lehre sollte dies endlich zur Kenntnis nehmen.

    • Linus Huber sagt:

      @ Rolf

      „Da die Banken heute rund 5x mehr Eigenkapital halten müssen als 2007“

      Quelle?

    • Roland K. Moser sagt:

      Anders angeschaut:
      Von Fr. 100’000.– bar einbezahlt (Realgeld) auf einem z.B. Kontokorrent der Firma ABC kann die Bank Fr. 90’000.– ausleihen (Kredit, Hypothek usw.) in Form von Buchgeld und/oder Realgeld. Angenommen sie tut dies in Form von Buchgeld, also eine Gutschrift von Fr. 90’000.– auf das Konto des Kreditnehmers.

      Die Geldmenge total beträgt jetzt also Fr. 190’000.– und setzt sich aus Fr. 100’00.– Realgeld und Fr. 90’000.– Buchgeld zusammen.

      Ist nun weniger oder mehr Geld (Realgeld + Buchgeld) im Umlauf also vor der Kreditgewährung?

      Was passiert, wenn die Kredite in der Höhe von Fr. 90’000.– in Realgeld ausbezahlt wurden und die Firma ABC ihr Konto kündigt und den Saldo von Fr. 100’000.– in bar will? Annahme: Die Geldpresse der SNB wurde von einem helvetischen Druiden weggezaubert und die Notenbank hat nur noch Bargeld in der Höhe von Fr. 50’000.– am Lager.

      • Roland K. Moser sagt:

        Ich habe einen Fehler gemacht: Der Kommentar sollte eigentlich als eigenständiger Kommentar stehen

      • Anh Toàn sagt:

        @Roland K. Moser: „Angenommen sie tut dies in Form von Buchgeld, also eine Gutschrift von Fr. 90’000.– auf das Konto des Kreditnehmers.“

        Wo ist die Gegenbuchung? Die Bank bucht auf das Konto des Kreditnehmers im Soll, welches Konto wird im Haben bebucht?

      • Sie sind leider total auf dem Holzweg und geben hier die passive Geldschöpfung wieder, die bis zum Jahre 2007 in falscher Form das Schülerheft der Deutschen Bundesbank zierte. Nur Bargeld in der Hand von Nichtbanken gehört zur relevanten Geldmenge; sobald es im Tresor einer Geschäftsbank landet gehört es zur Sondergeldmenge M0.

        Es gibt auch keine multiple Geldschöpfung auf Grundlage der Basisgeldmenge. Dies sind alles Mythen, die über viele Jahre kolportiert wurden und auf die MDM hier aufmerksam gemacht hat. Der Geldschöpfungsmultiplikator wurde aus dem Glossar der Bundesbank ebenso verbannt wie die passive Geldschöpfung. Sie hierzu insbesondere der Link weiter oben zu Gerald Braunberger von der FAZ.

        LG Michael Stöcker

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