Wo bleibt die Inflation?

Die Europäische Zentralbank in Frankfurt am Main: Sie und andere Notenbanken haben mit ihrer aussergewöhnlichen Geldpolitik ab 2008 Schlimmeres abwenden können. Foto: Michael Probst (Keystone)
Sieben Jahre sind seit dem Höhepunkt der globalen Finanzkrise vergangen.
Im November werden es sieben Jahre sein, seit die US-Notenbank zum ersten Mal mit unkonventioneller Geldpolitik – der sogenannten quantitativen Lockerung – hantiert hat.
Sieben Jahre, in denen die Bilanzen der führenden Notenbanken, vom Fed über die Europäische Zentralbank, die Bank of Japan, die Bank of England bis zur Schweizerischen Nationalbank, ausgeweitet wurden wie nie zuvor.
Sieben Jahre Nullzinsen und die expansivste Geldpolitik, die die Welt jemals gesehen hat.
Eigentlich müsste angesichts dieser enormen Geldschöpfung doch längst Inflation drohen, nicht wahr?
Das Gegenteil ist der Fall.
Die an der Harvard-Universität lehrende Ökonomin Carmen Reinhart präsentiert in einem Beitrag auf Project Syndicate diese enorm aussagekräftige Grafik:

Die drei Kurven geben einen Überblick über die Inflationslage in 189 Ländern seit 1920. Die gelbe Kurve zeigt den Anteil Länder in Prozent, die eine Inflationsrate zwischen 0 und 2 Prozent aufweisen. Das ist der Zielwert, den die Notenbanken typischerweise anstreben.
Die rote Kurve zeigt den Anteil an Ländern, die jährliche Inflationsraten von über 10 Prozent aufweisen. Und die grüne Kurve schliesslich zeigt den Anteil Länder mit jährlichen Inflationsraten unter null, also Deflation (bei allen Daten handelt es sich um rollende Durchschnittswerte über drei Jahre).
Was zeigt sich dabei?
In knapp 50 Prozent der von Reinhart untersuchten Länder liegt die jährliche Inflationsrate derzeit zwischen 0 und 2 Prozent (gelbe Kurve). Letztmals wurde ein derart hoher Anteil an globaler Preisstabilität in den frühen Sechzigerjahren erreicht.
Wie Reinhart schreibt, liegt der Median der Inflationsrate in den 23 untersuchten Volkswirtschaften, die als «entwickelt» gelten, bei mageren 0,2 Prozent. Das ist der niedrigste Wert seit 1933. Nur eine einzige entwickelte Volkswirtschaft weltweit, nämlich Island, weist mit 2,2 gegenwärtig eine Inflationsrate von über 2 Prozent aus.
Weiter: Nur eine Handvoll Länder leidet derzeit unter Inflationsraten von über 10 Prozent (rote Kurve). Letztmals wurde ein derart niedriger Wert in den frühen Dreissigerjahren verzeichnet. Die heutigen Hochinflationsländer sind die mittlerweile «üblichen Verdächtigen» Venezuela, Argentinien, der Iran, Syrien, die Ukraine sowie einige afrikanische Staaten.
Der Anteil der Länder, die gegenwärtig in einer Deflation stecken, ist derweil so hoch wie nie seit den frühen Sechzigerjahren (grüne Kurve). Zu dieser Gruppe zählen die Schweiz, Japan oder auch das depressionsgeplagte Griechenland, wo die jährliche Deflationsrate gegenwärtig bei 2,2 Prozent liegt.
Was heisst das nun?
Erstens lässt sich eine recht starke These aufstellen, dass die Notenbanken mit ihrer unkonventionellen Geldpolitik ab 2008 weit Schlimmeres verhindert haben. Der alternative Geschichtsverlauf lässt sich freilich nie beweisen, aber möglicherweise haben sie damit tatsächlich eine von Deflation geprägte zweite Grosse Depression im Stil der Dreissigerjahre verhindert.
Zweitens bleibt die Weltwirtschaft anfällig für einen deflationären Schock, der beispielsweise durch eine weitere Abwertung der chinesischen Währung, des Renminbis, ausgelöst werden könnte. Das wäre insofern besonders gefährlich, als auf der Weltwirtschaft ein hoher Schuldenberg lastet – und Deflation gekoppelt mit hohen Schulden ist eine ungemein gefährliche Mischung.
(Wer mehr darüber erfahren will, weshalb Deflation und Schulden so gefährlich sind: In diesem und in diesem Beitrag sind wir schon ausführlich darauf eingegangen.)
Drittens dürfen wir aus dieser Bestandesaufnahme keinesfalls ableiten, dass die Inflation für immer besiegt ist. Wer weiss, vielleicht wird die ultralockere Geldpolitik dereinst tatsächlich wieder zu ausser Kontrolle geratenen Inflationsraten wie in den Siebzigerjahren führen. Sicher aber ist: Momentan ist davon nirgends etwas zu sehen.
Da erstaunt es kaum, dass mittlerweile von allen Seiten (hier zum Beispiel der frühere US-Finanzminister Larry Summers) eindringlich gewarnt wird, die US-Notenbank solle am 17. September bitte noch nicht die Zinsen erhöhen.
Die Notenbanken tun gut daran, ihr Augenmerk weiterhin auf die Bekämpfung der Deflation zu richten.
Noch zwei Themen in eigener Sache:
- Wer sich für das aus Schweizer Sicht hoch relevante Thema Grossbanken und das «Too big to fail»-Dilemma interessiert: hier ein Interview mit UBS-CEO Sergio Ermotti, das letzte Woche in der Finanz und Wirtschaft erschienen ist. Darin wehrt sich Ermotti heftig gegen eine weitere deutliche Verschärfung der Eigenkapitalvorschriften für die systemrelevanten Grossbanken. Als Gegenargument zu Ermottis Aussagen hier mein Kommentar dazu.
- Und wer sich für historische Spekulationsblasen interessiert: Der nächste Teil unserer Serie dazu: Der grosse Crash von 1929.
89 Kommentare zu «Wo bleibt die Inflation?»
@all: Es wäre interessant sich mal die Subventionsquote in % des BIP anzuschauen im Vergleich zum „QE“. Für Deutschland ist dies ca. 5.6% (ca.170 Mrd. ohne EU Agro Subventionen). Für die gesamte EU ist dies ca. 5%. Bei einem BIP von 18 Bil. Euro sind dies ca. 900 Mrd. um Produkte „marktkompetitiver“ also preisgünstiger zu machen! Dagegen stehen monatlich 60 Mrd (720 Mrd p/a) an QE Massnahmen… um die Inflation anzuheizen. Eigentlich die Kloschüssel runtergespültes Geld. Zentralbanken haben nicht die Fähigkeit falsche Wirtschafts- und Finanzpolitik zu korrigieren. Das sind die Kosten falscher Wirtschaftspolitik!! Und sie werden jährlich sein und sie werden zunehmen denn Subventionen werden nicht abgebaut sondern bei der nächsten Krise (H1 2016) sogar noch erhöht werden.
Natürlich, sämtliche Subventionen sind des Teufels in der EU, deshalb geht natürlich die EU-Volkswirtschaft den Bach runter, daß ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Auch wir haben ungefähr 4 % Subventionsanteil am Volkseinkommen.
Selbstverständlich sind unsere Subventionen astrein von bester Qualität, diejenigen der EU sind Geld verschlingende Ungeheuer. Aber wenn ich an die Subventionen für Schafhaltung in den Alpen denke, werde ich ironisch. Die Wolle können sie nicht verkaufen, das Fleisch kommt als Gigot trotz hohem Abnehmerpreis so teuer auf den Tisch, daß es einfach gut schmecken muß. Die Kosten für den Abschuß der Wölfe sind nicht inbegriffen. Es gibt aber auch kulturelle Subventionen. Sind die Subventionen für den Musikunterricht unserer Kinder ein Frevel? Sollen wir unsere Konzertsäle, Theaterhäuser und Opern schließen, wenn sie sich nicht mehr durch Kartenverkauf am Leben erhalten können? Nur noch Heavy Metal gestatten, daß in der Regel rentiert, obwohl die Jungen unter Umständen bleibende Ohrschäden davontragen. Sind Subventionen für die Eintritts-Förderung erneuerbarer Energie schlecht?
Es gibt in der Schweiz, wie in der EU, unverständliche, aber auch sehr effiziente Subventionen. Die EU-Subventionen für die Förderung unterentwickelter Regionen sind auch eine Art Finanzausgleich. Noch eine wichtige Bemerkung. Griechenland hat seinen Anteil an Subventionen von der EU nicht bezogen. Warum? Sie erfüllten nicht die Bedingungen der Brüsseler Bürokratie. Wir sehen daraus, daß diese Bürokraten durchaus fähig sind, zum Rechten zu schauen.Nach unserem Churchill, Herr B., sind diese Beamten der ultimative Wasserkopf!
@R.Zach:4% Subventionsquote in der Schweiz sind ca 3400 CHF pro Person… In der Annahme dass ca. 50 % der Kosten für Musikschule und Opernhaus subventioniert sind wären das pro Kopf und Jahr (3 Personenhaushalt) die Kosten für 6.5 Jahre Musikschule (30 min Einzelunterricht) oder 22 Vorstellungen (Platzgruppe 1…) der nächsten Carmen Aufführung. Und JA, auch die Subventionierung von erneuerbaren Energien ist unsinnig.
„daß diese Bürokraten durchaus fähig sind, zum Rechten zu schauen.“
Vor allem sind sie durchaus fähig, zu ihren Rechten zu schauen, wie z.B. faktische Immunität im Falle von Fehlleistungen, steuerfreies gutes Einkommen, gesicherte Altersversorgung auf hohem Niveau, endlose von Lobbyisten bereitgehaltene Perks und Benefits etc., was genau dem Gegenteil von der Bereitschaft wirkliche Verantwortung tragen zu wollen entspricht.
Der Link zwischen Geldpolitik und Inflation des Konsumentenpreisindexes ist nicht jederzeit gegeben, denn einzig den Konsumentenpreisindex als Indikator für Inflation zu verwenden ist in etwa vergleichbar mit der Idee, einen Esel zwecks schnellerem Gang immer stärker zu peitschen, obwohl er schon Hornhaut am Hintern ansetzte und daher nichts mehr spürt. Die ursprüngliche Stimulation durch monetäre Manipulation ist aufgrund der Überreizung über die vergangenen Jahrzehnte abgestumpft und erzeugt immer stärker einzig negative Konsequenzen, wie z.B. einen blutigen Hintern und totale Verweigerung beim Esel, respektive Blasen und eine massive erzwungene Umverteilung vom risikoscheuen zum spekulierenden Akteur. Schuldner wurden lange genug bevorzugt, wodurch die heute allgegenwärtigen Überkapazitäten (Fehlinvestitionen) geschaffen wurden. Die prinzipienfreien Entscheidungsträger (respektive einzig geltendes Prinzip liegt darin, die eigene Macht zu erweitern) haben mit fehlerhaften Annahmen und Modellen (z.B. Erzeugung des „wealth effects“ zur Wachstumsförderung, vollkommene Ignoranz gegenüber der Notwendigkeit des Preisfindungsprozesses) die Situation vergeigt. Anstatt sich und ihre eigene Existenzberechtigung zu hinterfragen, werden die Zwangsmassnahmen innerhalb ihrer planwirtschaftlichen Funktion immer weiter ausgebaut und die Menschen immer stärker bevormundet und veräppelt. Typisch, wie keiner der Politiker in der Arena auf die Frage einer sekundären Stagnation ausser der banalen Feststellung, dass das System auf Wachstum angewiesen sei, in der Lage war, eine Meinung zu äussern. Ja sicher doch, das stimmt bei jeder Ponzi Scheme – gut Glück mit solchem Schwachsinn.
Warum sind die Länder mit Inflation > 2% aber < 10% nicht aufgeführt?
Und wie kommt es, dass die Summe der Länder mit Inflation 0 – 2% (gelbe Kurve ) und derjenigen mit Deflation (grün) in Prozent um 1930 bei etwa 180% liegt?
Spannend wäre der Vergleich der Entwicklung von M0 und M1 seit 2008
Warum finden Sie diesen Vergleich spannend?
Ich nehme an, dass M0 relativ stärker wachsen dürfte als M1.
Na wo bleibt sie denn, die Inflaton?
In der Geldumlaufgeschwindigkeit dänk!
In den USA haben wir die tiefsten Geldumlaufgeschwindigkeiten seit den 30er Jahren
https://research.stlouisfed.org/fred2/series/M2V
Und der Rest der Infaltion ist bei uns am Rio de la Plata in Uruguay und Argentinien (sowie noch ein paar anderen Ländern wie Russland, Venezuela etc abgeblieben)
Und wahrhaft echten Inflationsspassvögel sind die Chinesen, die haben mittlerweile eine Geldumlaufgeschwindigkeit der Geldmenge M2 von gerade noch 0.5, aber haben trotzdem noch 2% Inflation — was wird wohl passieren, wenn dort mal etwas mehr Speed in die Geldmenge kommt – die chinesische Inflation würde explodieren, aber da die ja vor allem auf Halde bauen, könnte es auch implodieren und deflationär enden in einer Assetdeflation biblischen Ausmasses..
Nur die Europäer kriegen einfach keine Inflation hin um ihre Schuldenberge abzubauen…schön blöd – dabei habe ja der grosse John Maynard Keynes 1946 für das UK das Rezept geliefert (gut Kaptialrestriktionen bräuchte es dazu noch und ein paar dumme Bondholder, die Renditen unter der Inflationsrate akzeptieren und eine abwertbare Währung — dann klappts)
Die Frage „wo bleibt die Inflation“ vollkommen lösgelöst von der Frage „wie wird die Inflation“ berechnet zu stellen, ist eigentlich nicht zulässig. Sowohl in den 1980-igern als auch erneut in den 1990-igern Jahren wurde die Bewrechn ung der Inflation grundlegend geändert, in dem Qualitätsverbesserungen als ionflationsmindert in die Berechn ung mit einfliessen. Das umgekehrte hilt übrigens nicht. Ein grosser Teil der erlebten Inflation ist auf diese Berchnung zurückzuführen. Anzumerken wäre noch, dass eine Asset price Inflation, wie wir sie gerade erleben auch eine Inflation darstellt.
Das betrifft die USA, in Europa wird mW (lasse mich aber gerne belehren) die hedonische Methode nicht benutzt.
Die Angst vor Deflation wird mit Absicht geschürt aus dem einfachen Grund, weil fehlende Inflation und Nullzinsen die Umverteilung nach oben behindern. Eine Deflationsspirale gibt es nämlich noch lange nicht wie Japan bewiesen hat, dazu braucht es mindestens noch die entsprechende Fiskalpolitik und Einkommenspolitik. In Japan ist die Arbeitslosigkeit seit langem deutlich tiefer als in der EU. In der grossen Depression hat man Liquidationismus betrieben und Brüning hat in die Krise hineingespart; dieses Experiment hat man jetzt in Griechenland wiederholt mit praktisch gleichem Resultat.
Die grosse Geldflutung wurde nicht gemacht wegen dem Deflationsszenario sondern primär um die Banken und das ganze Establishment vor massiver Diskreditierung zu retten indem die faulen Wertpapiere auf die eigene Bilanz der Notenbank genommen werden mussten sowie immer längerfristigere Kredite gegen immer faulere Sicherheiten gewährt wurden. Um das System des Inflationismus und das Establishment nicht vollends zu diskreditieren blieb den Zentralplanern wohl nichts anderes übrig als die Taktik des immer längeren Hinausschiebens – mindestens so weit bis über die eigene Amtsdauer hinaus – von latenten Abschreibungen auf die übernächsten Generationen, sowie der Umbuchung diverser Pleiten aufs Konto Staatsverschuldung anzuwenden. Dazu sagt man dann dem Staat er lebe über seine Verhältnisse und müsse sparen, aber weil man ja so gnädig ist gibt man dem Staat das Geld und die privatisierten Gewinne die man nicht besteuern darf als Darlehen, und dafür soll der Steuerzahler gefälligst Zinsen zahlen.
Grundstückpreise steigen nicht weil sie knapp werden, sondern in erster Linie wenn der Realzins tief nach unten fällt, dazu braucht es meistens Inflation. Dann sind die Anreize besonders hoch mit Kreditausweitung die Immobilienwerte aufzublasen, Banken sind dann teilweise sogar froh wenn die Kreditnehmer insolvent werden, weil sie sich dann das Land unter den Nagel reissen können. Letztlich wird Geld aus der Realwirtschaft abgezogen um potentielle Blasen zu alimentieren indem einfach nur Bestände umgeschlagen werden, ohne dass neue reale produktive Werte geschaffen werden, einfach in der Hoffnung dass sich alles immer noch weiter aufbläst. Es geht darum, durch diese Blasenbewirtschaftung letztlich ein permanentes System aufrechtzuhalten wo 90% der Bevölkerung dank Inflation und Zinstransfer in permanenter Schuldzinsknechtschaft der übrigen 10% Nettozinsempfänger verhaftet sind.
Sie haben Recht, wenn Sie sagen, dass „die Flutung nur gemacht wurde, um die Banken und das ganze Establishment vor massiver Diskreditierung zu retten“.
„Die Nationalbank trägt zur Stabilität des Finanzsystems bei“ ist ein Zitat aus Auftrag und Ziele der Nationalbank. In anderen Ländern ist es gleich oder ähnlich. Wie beim Hammer (…für einen Hammer ist jedes Problem ein Nagel…) heisst das, die Nationalbanken sind vom Auftrag her nicht dazu angehalten, etwas am Finanzsystem zu verändern, sondern eben das heutige System zu erhalten.
Woltte man daran etwas ändern, müsste man dazu den politischen Weg gehen. Aber finden Sie mal einen Politiker, der sich diesem Thema annehmen will.
Angeblich ist es die Aufgabe der Notenbanken für „Preisstabilität“ zu sorgen, dazu wird eine konstante Zielinflationsrate von 2% als notwendig erachtet. Das bedeutet also, das EZB und andere Notenbanken die Position vertreten, dass sie Preisstabilität dadurch gewährleisten, dass sie dafür sorgen, dass sich die Preise während der Lebensspanne eines Menschen vervierfachen. Unabhängig von der Höhe des Zinssatzes bedeutet eine konstante Inflationsrate grösser als Null, dass die Preise EXPONENTIELL wachsen. Bundesbank und EZB behaupten somit, dass die Preise dann stabil sind, wenn ihr exponentielles Wachstum sichergestellt ist.
@ Josef
Besten Dank – Sie erklären dies sehr präzis.
Die Inflation ist längst Da! Schaut mal die Preisentwicklung an den Wertpapiermärkten an! Das Geld ist nicht in den Güterverkehr geflossen sondern in den Finanzsektor.
Die ausbleibende Inflation zeigt vor allem eines: Dass das Geld nicht in der Realwirtschaft ankommt. Anders ist ja nicht zu erklären. Das Geld des Steuerzahlers landete vorwiegend auf den Konten derer, die ohnehin schon mehr haben, als sie und die folgenden Generationen ihrer Familie jemals ausgeben können, und im realen Leben bleibt Geld knapp und Schulden drückend.
Und weil die wenigen, die zuviel haben, nicht recht wissen, wohin mit all ihrem Geld, jagen sie es rastlos rund um den Globus auf der Jagd nach immer neuen Investitionsmöglichkeiten und erzeugen damit Blase um Blase, deren Platzen die Realwirtschaft jedesmal weiter beschädigt.
Die westlichen Kaptalmärkte werden crashen. Die Frage ist nur wann. Aber davon zu sprechen wäre unhöflich. Also sprechen wir wieder einmal über den Dauerbrenner Inflation. „Hansli, und was denkst du…?“
@zweistein: Die westlichen Kaptalmärkte werden crashen. Die Frage ist nur wann.
Vom ersten zu sprechen ist unnötig, es ist offensichtlich und unbestritten, um etwas Interessantes zu erzählen, müssen Sie uns sagen, wann (und warum dann).
@Anh Toàn: WARUM? Weil die Zentralbanken mit den Zinsen bereits bei 0 angelangt sind und die Bondmärkte bzw. die Staaten sich keine Zinserhöhungen leisten können. Die einzige Möglichkeit, die den Zentralbanken bleibt, sind hohe Negativzinsen. Diese lassen sich aber nur dann durchsetzen, wenn vorher das Bargeld abgeschafft wird. WANN? Wenn die Steuerzahler endlich merken, dass sie das Risiko für die Zockerei der Banken tragen…
Man kann auch jedes Jahr neue Banknoten zu 98 Prozent des Nominalwertes der alten ausgeben, um Negativzinsen auf Bargeld durch zu setzen.
Was machen die Steuerzahler, wenn sie merken, dass sie für die Zockerei der Banken haften: Brennen die Banken (und damit ihre Pensionskassenguthaben) nieder? Lassen die Banken pleite gehen und schreiben ihre Ersparnisse ab? Da retten die lieber die Banken, weil sie an den Wert ihrer Ersparnisse glauben wollen. Und die sind nicht dümmer als die, welche an den Wert von Gold glauben wollen, oder die, welche daran glauben wollen, dass ihre Kinder mal für sie aufkommen, wenn sie alt und krank sind.
Ich liebe solche Kommentare, je zynischer und je spöttischer desto besser. Dieses ewige Lamento über die Allmacht unserer westlichen Staaten über die Geldversorgung und Gold wieder eingeführt werden muß, hängen mir zum Hals raus. Da kamen diese eloquenten Plauderer der österreichischen Schule in einem Wiener Café zusammen, unterhielten sich mit reichlich Alkohol und draußen marschierten die Soldaten der k. und k. Monarchie mit wenig Verpflegung und schlechter Munition, beobachtet von ihren Familien, die richtig gehend verhungerten. Trotz guter Ernte kam kein Brot aus Ungarn nach Wien, sowenig wie Schinken. Was sagt die österreichische Schule dazu, der Staat ist schlecht, alles muß durch die Privatwirtschaft gemacht werden. Großbritannien hätte auch im 2. Weltkrieg gemäß Hayek so vorgehen können, damit hätten die Deutschen sicher nur Schlauchboote für die Eroberung Englands benötigt.
Die Bevölkerung hat wohl die Regierungen gezwungen, Krieg zu erklären und die Bauern weg von ihren Feldern zu mobilisieren, womit die Versorgungsnotlage entstand. Regierungen handeln ja immer zum Wohle der eigenen Bevölkerung und die Öffnung des Wohlfahrtsstaates für sämtliche, welche in dessen Genuss kommen wollen, ist finanziell leicht mit der Reduktion der von der Bevölkerung erarbeiteten sozialen Absicherung und mit der Steuerjagd auf den Mittelstand zu bewältigen. Wer in Not nicht auf seine leiblichen Nachkommen zählen kann, verdient es wohl auch.
„…dass ihre Kinder mal für sie aufkommen, wenn sie alt und krank sind.“
In China ist diese Pflicht im Gesetz bis und mit heute so verankert, obwohl seit 2015 flächendeckend eine staatliche AHV (ohne Beitragspflicht) eingeführt wurde.
@Linus Huber: „Wer in Not nicht auf seine leiblichen Nachkommen zählen kann, verdient es wohl auch.“
Da geben Sie genau die Denkweise einer auf Familie und Sippe beruhenden patriarchalischen Kultur wieder: Diese braucht wenig Staat, kennt keine Menschenrechte, wer sich nicht einordnet oder wegen Krankheit oder sonstigem Pech aus dem System fällt, ist vogelfrei, er hat keine Familie und damit keine Rechte, nicht einmal ein Recht zu leben.. Im „Westen“ haben wir dies überwunden, es gibt noch überall Nester von Ewiggestrigen, welche noch immer von einer solchen Gesellschaft träumen, wie sie im grossen Rest der Welt noch existiert, aber auch dort überwunden wird, wie @Maiko Laigun aus China berichtet. Sie, Herr Huber sind sowas von „back to the future“.
„Im “Westen” haben wir dies überwunden“
Sicher doch, der Wohlfahrtsstaat zeichnet sich schliesslich darin aus, dem Prinzip der Nachhaltigkeit gerecht zu werden. Die Anzahl derjenigen, welche es verstehen, das System zu ihrem persönlichen Vorteil zu nutzen, wird in dieser grenzenlosen Umgebung sicherlich abnehmen. Vielleicht sind die ewig gestrigen diejenigen, welche glauben, dass die „Errungenschaften“ wirkliche Sicherheit bieten, bis die realen Leistungen vergleichbar mit einem Frosch, der langsam gekocht wird, schrittweise reduziert werden.
Genau Herr Huber, es geht um Prinzipien, nicht um die Menschen: da sind Sie und andere Rednecks sich mit dem IS einig.
Wer an Errungenschaften (=inzwischen implementierte, vormals neue Ideen) glaubt, hat nicht immer Recht, es ist aber immer falsch, ihn als Ewiggestrigen zu bezeichnen.
Jedes System „produziert“ solche, die es ausnützen, das System der sozialen Sicherheit basierend auf der Familie hat zwar den Druck der persönlichen Beziehung, aber der ist gegenseitig: Man muss seinen Vater auch ehren, wenn er Goebbels ist oder die Mutter schlägt, betrügt und die Kohle verhurt. (@Maiko Laugun: ich vermute, das chinesische Recht statuiert die Pflicht der Nachkommen unabhängig vom Verhalten der Eltern, die müssen oder mussten ja sogar die Erschiessung von Verrätern bezahlen) und vor allem ohne externe Kontroll- und Durchsetzungsmöglichkeiten.
Warum wollen Sie nur den staatlichen Sozialschutz abschaffen und nicht den staatlichen Eigentumsschutz: Dieses System führt doch auch dazu, dass es ausgenutzt wird? Warum soll ein junger kräftiger Mann Sie nicht totschlagen dürfen, sich ihr Eigentum aneignen und ihre Frau schwängern? Es entspricht dem Prinzip der Nachhaltigkeit, ist natürlich, dass der Stärkere sich fortpflanzt: Die unsichtbare Hand führt dann dazu, dass es gut ist: Im Prinzip.
Das Konzept der sozialen Sicherheit basierend auf den Nachkommen hat den Anreiz, möglichst viele Nachkommen zu produzieren (für den mathematischen Beweis erhielt Markowitz einen Nobelpreis). Die resultierende Bevölkerungsexplosion wird dann durch Seuchen und Hungersnöte falls nicht vorher durch Köpfe einschlagen im Sinne Ihrer so sehr herbei gesehnten konstruktiven Zerstörung natürlich geregelt.
Ich fürchte die Tage, wenn der Traum des allgemeinen Wohlstandes (wie z.B. Ende der 20iger Jahre) sich als Illusion herausstellen wird und in einer zum Kollektivismus konditionierten Bevölkerung die Obrigkeitsgläubigen wohl die braunsten Partikel in einem braungefärbten Brei ausmachen dürften.
Sie fürchten die Tage, wenn der Traum des allgemeinen Wohlstandes ausgeträumt ist, möchten darum die Gegenwart zusammenschlagen und zurück in die Vergangenheit. Ich freue mich auf die Tage, wenn sich der Traum des allgemeinen Wohlstandes verwirklicht hat. Eine Welt in der eritreische Kinder auch „unsere Kinder“ sind, auch ein Recht auf Leben und Bildung und soziale Sicherheit haben. Es ist möglich, wenn immer mehr davon träumen, wir haben genug für alle auf dieser Welt, denn wenn alle genug haben, werden es nicht mehr mehr. Die, welche nicht davon träumen, sind vielleicht noch dümmer als ich.
„möchten darum die Gegenwart zusammenschlagen und zurück in die Vergangenheit“
Eine reine Unterstellung.
„Eine Welt in der eritreische Kinder auch “unsere Kinder” sind“
Es steht Ihnen niemand ausser die Regierungen im Wege, Ihren persönlichen Wunschtraum durch z.B. die Adoption von einigen Kindern zu erfüllen oder ist Ihre Idee eher dahingehend, staatliche Zwangsmassnahmen zulasten der Allgemeinheit und zum Wohle einer nimmer satten Bürokratie realisiert zu wissen?
Herr Huber, ist Ihnen schon aufgefallen, dass Regierungen (oder Staaten oder Gesetze) nicht nur Adoption verbieten, sondern diese ermöglichen, unter gewissen Voraussetzungen? Wie adoptiere ich ein Kind ohne Regierung?
Nein, das gibt doch keine staatlichen Zwangsmassnahmen bei mir, welche Adoptionen verhindern: Will ich Ihre Kinder adoptieren, haue ich Sie und Ihre Frau auf den Kopf und adoptiere die Kinder indem ich sage: Ich adoptiere Euch. Und dann gibt es nur noch meine Freiheit, meine Kinder zu erziehen, wie ich will, der Staat hält sich da raus. Ist doch meine Sache, wenn ich eines totprügeln möchte, damit die anderen endlich richtige Werte vermittelt bekommen. Es wird auch nicht verboten sein, seine Kinder zu verpfänden für einen Kredit, in meinem Staat ohne Zwangsmassnahmen. Und wird der Kredit nicht bezahlt, können die Kinder verwertet werden, als Organlieferanten oder Arbeitssklaven, ist ja Freiheit ohne Zwangsmassnahmen. Es gibt auch keine staatlichen Zwangsmassnahmen für Steuern oder Soziales zu finanzieren. Braucht es ja nicht, wenn man Kinder verkaufen darf.
„staatliche Zwangsmassnahmen“ sind grässlich, füttern nur fette Bürokraten, kein Schwein braucht staatliche Zwangsmassnahmen, oder ein Schwein braucht keine staatlichen Zwangsmassnahmen um ein richtig freies Schwein zu sein.
Gesellschaften basieren auf Verbindlichkeiten. Es gibt kein Volk ohne Kratie. Die Verbindlichkeiten verlangen Zwangsmassnahmen zur Durchsetzung, ohne wären sie unverbindlich. Fraglich ist nur der detaillierte Inhalt, Umfang, Entstehung und Kontrolle dieser Verbindlichkeiten und der Zwangsmassnahmen zu deren Durchsetzung. Wer Verbindlichkeiten als grundsätzlich negativ betrachtet, ist asozial.
„Da erstaunt es kaum, dass mittlerweile von allen Seiten (hier zum Beispiel der frühere US-Finanzminister Larry Summers) eindringlich gewarnt wird, die US-Notenbank solle am 17. September bitte noch nicht die Zinsen erhöhen.“ Wirklich? Bei Staatsschulden von 19 Billionen $ machen 1% höhere Zinsen eine zusätzliche Zinsbelastung von 190 Milliarden pro Jahr aus!
Die Zinsen werden wieder einmal ansteigen, weil und wie sie es schon immer wieder taten. Dann erst wird die Schuldenlast untragbar und kann nicht weiter in die Zukunft verschoben werden. Dann wird wieder einmal mit Inflation die Hälfte der Schulden entsorgt, wie es die USA ungefähr alle 50 Jahre einmal praktizierten und wieder praktizieren werden. Keiner kann exakt voraussagen, wann das sein wird, aber es ist unvermeidlich.
Wenn gleichzeitig die Zinsen steigen, werden die Schulden nicht einfach durch Inflation entsorgt. Zuerst werden die Immobilienpreise sinken und einige Schuldner werden Konkurs machen, weil sie die Zinsen nicht mehr zahlen können.
Richtig Bernhard
Heute braucht es derart hohe Inflation um die Schulden via diesem Mechanismus zu reduzieren, dass dies ein systemgefährdender Anlass sein wird.
Wer die Preise für Oldtimer, Kunst, die Immobilienpreise in den grossen Städten oder die Aktienindizes knapp unter Allzeithoch anschaut, wird schnell feststellen, dass die Inflation da ist. Wie sonst ist zu erklären, dass laut Aktienbewertungen offenbar Hochkonjunktur herrscht, die Unternehmen aber ohne Rohstoffe (Oel, Silber etc.) auskommen?
Die „Asset Inflation“ ist nun einmal keine Inflation im eigentlichen Sinne. Gutes Beispiel sind die 20er Jahre. Auch hier gingen die „Asset“ in Höhe, die Rohstoffpreise sanken und die Lebenshaltungskosten nahmen nicht zu. Solche Inflationen marschieren in der Regel Richtung „Crash“.
Monetäre Inflation ist die eigentliche Inflation, während es ansonsten einzig um Preisinflation handelt. Da monetäre Inflation in der Überzeugung, dass daraus keine negativen Konsequenzen resultieren, bewusst betrieben wird um die Konsumentenpreise nicht sinken zu lassen und damit den Konsum und die Wirtschaft zu stimulieren, handelt es sich um eine leicht erkennbare Ponzi Scheme. Die gesellschaftlichen Verwerfungen beim Platzen solcher Schneeballsysteme führen zu unkontrollierbaren politischen Veränderungen wie z.B. in den 30iger Jahren.
Eigentlich hätte das Geld in die private Nachfrage nach einheimischen Gütern vermehren sollen, und damit den einheimischen Arbeiitern mehr Lohn verschaffen sollen.
Nun landete es aber in der Börse, und trieb die Kurse hoch. Die Inflation fand dort statt, die Preise stiegen bei gleichbleibender Menge.
In anderer Teil landet in den Immobilien, und die Inflation heisst dort „Blase“.
Weitere Teile landeten im Kunstmarkt, nur nicht bei den einheimischen Arbeitern. Diese sind längst abgeschafft, und durch chinesische Arbeiter ersetzt. Wer schon einmal ein 400 Meter langes voll mit mehr als 10.000 gefüllten Containern beladenes Schiff in die Bucht von San Francisco einfahren sah, kann sich ausrechnen, wohin das Geld gegangen ist. Diese Konsumgüter wurden bisher trotz steigender Nachfrage nicht teurer, sondern durch Produktivitätsfortschritte immer Billiger.
Bis das Geld bei den einheimischen Arbeitskräften ankommen wird, dauert es wohl noch etwas. Die Chinesen lassen jetzt in Ostafrika fertigen ….
Ihre Beschreibung des Containerschiffs beschreibt die Realität der Wirtschaft und warum die Inflation des täglichen Bedarfs trotz massiver Ausweitung der Geldmenge nicht stärker steigt. Kommt noch dazu, daß diese Importgüter Produkte internationaler amerikanischer Marken betreffen. Diese Tatsache fördert die Gewinne amerikanischer Unternehmen, ohne daß sie steigende Lohnkosten fürchten müssen. Die Einkommen in den USA haben sich aber erhalten können durch massiv gesteigerte Dienstleistungen für eine ausgesprochene Konsumgesellschaft. Die ganze Gerichtsbarkeit in den Vereinigten Staaten ist eine überaus komplizierte Sache mit vielen Rechtsanwälten und der ganzen Beratungs-Industrie dahinter. Viel Beschäftigung, aber einem schlechten Multiplikator-Effekt für die Verbreitung wirklichen Wohlstandes. So sind die Importgüter der größte Multiplikator der amerikanischen Volkswirtschaft, eine etwas absurde Situation.
Der LIK misst die Preisentwicklung anhand des sogenannten Warenkorbes, welcher die wichtigsten von den privaten Haushalten konsumierten Waren und Dienstleistungen beinhaltet. Der Warenkorb ist entsprechend den 12 wichtigsten Ausgabenkategorien der Haushalte unterteilt und gewichtet.
Es besteht nahezu kein Zusammenhang zischen dieser Messung und der Ausweitung der Geldmenge, die primär dazu genutzt wird, um unbediente (Bank-) Schulden abzuschreiben, Aktienpreise hochzutreiben, Staatsschulden zu kaufen.
Obwohl viel mehr Geld im Umlauf ist, habe ich keinen Bedarf, eine 2. Bratwurst zu essen, noch mehr zu telefonieren, ein drittes Auto zu kaufen… und diejenigen, die das Bedürfnis hätten, mehr zu konsumieren, bekommen von diesem Geld nichts.
Es gibt durchaus Bereiche mit gewaltigen Preissteigerungen: Immobilien! Dank den tiefen Zinsen könnten die Käufer immer mehr Fremdkapital aufnehmen, mit denen sie sich höhere Preise leisten könnten. Auch die Leistungen der Öffentlichen Hand wurden in den letzten Jahren teurer. Ebenso Aktien. Wenn das P/E Verhältnis eines Aktienindexes massiv steigt, was anderes ist dies als Inflation?
Es handelt sich um die Subventionierung des Risikokapitals via Geldpolitik, indem das Risiko unbemerkt auf die Währung und somit auf die Allgemeinheit umverteilt wird. Der Fokus auf einzig die Inflation des Konsumentenpreisindexes ist die Folge einer fehlerhaften ökonomischen Ideologie.
Wahrscheinlich lese ich bloss den Chart falsch, aber wieso liegt in den 30er Jahren sowohl der Anteil der Länder mit Deflation wie jener mit moderater Inflation bei je rund 90%? Kann die Gesamtquote (inkl. der Länder mit hoher Inflation) denn 100% übersteigen? Und: wäre ein gestapeltes 100%-Säulendiagramm mit vier Einzelwerten (Deflation/Inflation bis 2%/bis 10%/mehr als 10%) nicht weit aussagekräftiger gewesen?
Die Gesamtquote beträgt 100%. Die beiden genannten Kategorien überschneiden sich (was zugegeben ’suboptimal‘ ist): moderat ist definiert als <=2%, Deflation ist definiert als <=0%. Deshalb ist die gelbe Kurve "moderate Inflation" immer oberhalb der "Deflation" (grün).
Im Artikel wird gesagt „In knapp 50 Prozent der von Reinhart untersuchten Länder liegt die jährliche Inflationsrate derzeit zwischen 0 und 2 Prozent (gelbe Kurve).“
Dies ist nicht ganz korrekt. Die gelbe Kurve ist definiert als <=2%, d.h. sie beihaltet auch Länder mit "Deflation" <=0%.
Ihre Argumentation hat was für sich. Gleichzeitig heisst „moderate Inflation“ jedoch grösser Null, weil ja Inflation.
Zudem müsste Reinhart ja eigentlich wissen rüber welche Zahlen sie schreibt.
Wäre allerdings nicht das erste Mal, dass Reinhart ihre liebe Müh hat mit Zahlen oder Excel hat (wenn auch der andere Fall eine Zusammenarbeit mit Rogoff betraf).
Wie auch immer, etwas an der ganzen Sache ist mit Sicherheit falsch.
Reinhart schreibt in ihrem Artikel „inflation in nearly half of all countries (advanced and emerging, large and small) is now at or below 2%“. Dies entspricht auch der im Chart angesprochenen Definition von <=2%. Dies erklärt auch die Frage von Fischer und Vlieger ( "mehr als 100%")
Ob diese Definition sinnvoll ist für "moderate inflation" ist dann allerdings eine andere Frage, da gebe ich Ihnen absolut recht.
Es ist für mich aber immer noch schleierhaft, warum die Inflation in Europa/USA trotz des offenen Geldhahns der ZBs immer noch so tief ist. Ich habe in den 90er Jahren Vorlesungen in Volkswirtschaft besucht. Damals hätten alle Fachleute ein solches Szenario für unmöglich gehalten.
Ich empfehle Ihnen das Buch von Prof. Binswanger „Geld aus dem Nichts“; dort wird auch auf dieses Thema eingegangen.
Der Monetarismus funktioniert nur in einer Schönwetterökonomie wo die konjunkturellen Schwankungen immer schön kurzfristig bleiben.
Ich versuche es kurz und realitiv polemisch in eigenen Worten zu erklären: Da das Geld nur in die Taschen der reichsten fliest, kann es auch keine Inflation geben. Wie wollen die denn den Konsum stark genug ankurbeln?
Dafür haben wir dann eine Inflation der „Assets“. Wunderschöne riesige Villen an schönen Lagen. In der Umgebung aber ein öffentliche Verkehrsstruktur, die mehr einem Schrotthaufen ähnlich ist als was man sich allgemein unter öffentlichem Verkehr vorstellt. Gut für die Künstler, aber leider nur für die toten Künstler mit Namen im Lexikon. Da kann man leicht Thorstein Veblen und Galbraith zitieren, Stichwort „Conspicuous consumption“. Gleichfalls das ständige Geschrei nach Einschränkung der Staatsausgaben. Wohlverstanden bei Staaten mit der Ethik von Calvin und Kant.
Natürlich gibt es Inflation, jedoch hauptsächlich auf den Vermögensmärkten, das haben wir jetzt wirklich schon mehrmals durchgekaut. Da die Löhne die wichtigste Determinante der Preisbildung sind ist eine Güterpreisinflation ohnehin ausgeschlossen solange Politiker ernsthaft über Lohnsenkungen debattieren, dann geht’s runter in Richtung Deflation und Depression.
Im Prinzip wiederspiegelt das Preisniveau gut das Niveau der Produktivität. kein Land kann auf Dauer real mehr verbrauchen als es selbst real produziert, sonst hebt sich das Lohnniveau über die Produktivität was zu Inflation führt, deshalb haben Länder mit dauerndem Handelsdefizit immer Inflation – Ausnahme natürlich USA.
Warum die Ausnahme? Weil die Amerikaner ein erstaunliches Goldbergwerk haben mit dem Namen US-Notendruckerei.
Was ist der größte Aktivposten dieses Goldbergwerks? Das Vertrauen in die Rechtssicherheit und die Institutionen der Vereinigten Staaten, so etwas nennt man Reservewährung. Ein Land mit einer Reservewährung kann mehr verbrauchen als es selber produziert. Die zweite Reservewährung ist der EURO, beim Vertrauen immerhin Silber, aber der Wirtschaftsraum Eurozone selbst verbraucht soviel wie er produziert. Ein Währungsraum hat innerhalb von sich selbst immer eine Kreditkrise, aber nie eine Krise der Zahlungsbilanz. Diese Kreditkrise kann Gebiete betreffen (Nord- und Südeuropa), Branchen (Immobilien 2008 in den USA). Die Amerikaner konnten so richtig den tertiären Sektor ausbauen und die Industrie vernachlässigen. Sie können sogar dabei ihre Reallöhne stabilisieren oder leicht ausbauen, obwohl dies laut Theorie in einem System, wo die Währungen gleichwertig betrachtet, nicht möglich ist.
Ich sehe das so: Das viele, neugeschaffene Geld kommt (vorläufig) gar nicht erst in der Realwirtschaft an. Es ist reines Spielgeld; Zahlen in irgenwelchen Computern. Gekauft wird Papiergold und Schweinebäuche aus Papier, Aktien und sonstige „Geldanlagen“ mit sehr viel „Luft“ in wenig Substanz. Wenn mal die „Luft“ aus diesem Spielcasino entweicht, fliehen wohl einige mit dem, was übrigbleibt, in die Substanz. Dann haben wir die Inflation.
Ich verstehe die Grafik nicht. Wie kann es sein, dass die Summe der Länder mit moderater Inflation und mit Deflation in den 30er Jahren weit mehr als 100% beträgt? Deflation und Inflation gleichzeitig? Ich verstehe, dass die Summe der Kurven nicht 100% betragen muss, weil der Bereich zwischen 2 und 10% nicht ausgewiesen ist, aber 180%?
siehe meine Antwort unten: die gelbe Kurve „moderate Inflation“ ist defniiert als
Es sind nicht Prozente, sondern die absolute Anzahl Länder , vermutlich total ca. 180 Stück. Das „Share“ ist etwas irreführend, zudem fehlen die Länder mit Inflation zwischen 2 und 10%.
Die im Artikel erwähnte grosse Depression wird mittels Schulden machen auf die lange Bank geschoben 🙂
Spätere Generationen können die Sauerei dann aufräumen. Genau gleich wie mit der überbevölkterten Schweiz und einer Altersvorsorge, bei welcher für jeden Pensionierten mindestens 3 einwandern müssen.
Nur wenige haben während des Beginns des QE von Mario Draghi an ein Deflationsproblem geglaubt, sondern eine
Hyperinflation hochbeschworen. Nun sollte langsam, auch beim letzten Mohikaner, die Einsicht durchgedrungen sein,
dass, wenigstens vorläufig, eine Weltdepression verhindert wurde. Oekonomie ist eben nicht nur eine real-intellektuelle
Angelegenheit.
Es kommt zur Inflation wenn eine hohe Nachfrage auf ein begrenztes Angebot stossen und dadurch unsere Löhne steigen. Dank der Personenfreizügigkeit werden die Löhne sinken und die produktive Industrie kann fast jede Nachfrage nach Gütern problemlos befriedigen.
Also die Nationalbank kann noch viel Geld drucken solange dieses Geld nicht in unsere Portemonnaie gelangt wird es keine Inflation geben.
Die buchhalterische Inflation und die realisierte Inflation 🙂
Auf den Punkt gebracht Herr Müller:
Bein einer Arbeitslosigkeit alleine im EU-Raum von mehreren Millionen, wird es keine Lohnsteigerungen geben mit Ausnahme bei der „Elite“. Die Millionen von „Billigjobs“ schaffen zudem auch keine Nachfrage. Mit dem Billiggeld werden zusätzlich noch Anreize für Konsum auf Pump und für den Kauf überteuerten Immobilen geschaffen.
Die Wirtschaft befindet sich im idealen Umfeld der unbegrenzten Arbeitskräfte und schier unerschöpflichen Geldmittel.
Um es unwissenschaftlich zu formulieren:
Das von der Nationalbank gedruckte Geld gelangt nie in unsere Portemonnaies, nur das von Geschäftsbanken mittels Kreditgewährung gedruckte Geld gelangt dahin. Solange die Banken ihre Bilanzsummen reduzieren (müssen), ihre Hebel abbauen, gibt’s keine Inflation.
(In der Schweiz scheint es zu gelingen, einen raschen Anstieg der Immobilienpreise trotz Negativzinsen zu verhindern, indem den Banken höhere Eigenkapitalvorschriften gemacht werden.)
Haben die Banken zuvor das Notenbankgeld 30 fach gehebelt, bringt eine Verdoppelung des Notenbankgeldes bei einer gleichzeitigen Reduktion des Hebels auf 15 keine Geldmengenausweitung.
@AT: „..indem den Banken höhere Eigenkapitalvorschriften gemacht werden.“
Kann es sein, dass die Banken (als Teilmassnahme) angefangen haben, durch interne Umschichtungen von Freizügigkeitsgeldern die EK-Vorschriften zu erfüllen?
@Maiko Laugun
Freizügigkeitsguthaben stehen in den Passiven der Bankbilanz immer am gleichen Ort, da kann nichts „intern umgeschichtet“ werden. Damit ist aber auch gesagt, dass sich die Bilanzsumme und das Eigenkapital nicht ändert. (Bilanzsumme = FK + EK) Ändern lässt sich also nur das risikogewichtete Eigenkapital, indem die Aktiven der Bank weniger riskant angelegt werden, vorzugsweise bei der Notenbank oder in Staatsanleihen. Aus einer Bilanz kann man nicht erkennen, welche Mittel (Eigen- und Fremdkapital = Passiven) wo investiert wurden. Umschichtungen in den Aktiven können nicht Freizügigkeitsguthaben (Passiven in den Bankbilanzen) zugeordnet werden. (Ich kenne Spezialgesetzliche Buchführungsvorschriften für Banken nicht)
@AT: Besten Dank!
Sind wir da nicht mitten drin in der Geldmengentheorie? Stimmt diese Entwicklung, die wir heute haben, wirklich überein mit der berühmten Formel von Irving Fisher? Man kann ja, wie dies praktisch in jedem Beitrag Linus Huber fordert, nur im Vollgeld die Rettung sehen, was sicher die Deflation so richtig antreiben würde. Liegt der Grund darin, daß die Notenbanken wohl den Brunnen mit ständig frischem Quellwasser versorgen, aber wir Esel als Produzenten und Konsumenten weigern, genügend zu saufen und deshalb das Wasser überläuft und im Boden versickert? Oder versickert das Wasser in der Wiese, weil wir Esel die Rinder und Pferde von der Tränke fernhalten? Ich meine natürlich die Einkommens- und Vermögensverteilung innerhalb einer Volkswirtschaft. Was treibt die Esel zum saufen? Was kommt zuerst, eine positive Einstellung der Konsumenten oder die Investitionen? Sicher wird heute weltweit zuviel gespart und zu wenig investiert. Die Abnahme der Devisenreserven der Zentralbanken ist sicher eher ein Zeichen einer Gesundung, sofern die Sache nicht auf Kapitalflucht beruht. Damit ist die Grundsatzfrage nicht beantwortet, warum keine größere Inflation und was ist der wesentliche Grund dafür?
@Rolf Zach
Mir fehlt die Basis, Geldmengentheorien zu kritisieren, aber ich bin ziemlich sicher, dass „Geld“ in den Bilanzen (Buchhaltungen) von Geschäftsbanken mittels Kreditgewährung entsteht. Dann wird logischerweise „Geld“ vernichtet, wenn Banken ihre Bilanzen verkürzen. Bilanzen kürzen ist die „Killerapp“ um Eigenkapital zu erhöhen. Risikogewichtet wird das Eigenkapital erhöht, indem mehr bei der Notenbank angelegt wird. (Diese Sichtguthaben gehören zu den Geldmengen, aber sind die „im Umlauf“? Kein Wunder, nimmt die Umlaufgeschwindigkeit ab, ist ja ein Durchschnitt zwischen dem Geld, das umläuft und dem, das liegt. Und wenn vieles nur unbeweglich bei der Notenbank liegt, wie soll dann der Durschnitt sich schnell bewegen?). Gibt es eine direkte Relevanz der Zahlen in der Notenbankbilanz auf das „Geld in der Wirtschaft“? Ich meine, direkt relevant sind nur die Zahlen in den Bilanzen der Geschäftsbanken. Und die Bilanzen der Geschäftsbanken fehlen mir im Beitrag.
Oder: Der wesentliche Grund, dass es keine grössere Inflation gibt, ist dass es nicht mehr Geld gibt, auch wenn die Bilanzen der Notenbanken einen anderen Schluss nahelegen. Nicht immer ist das Naheliegende richtig. Zumindest gibt es nicht mehr Geld da, wo es eine Steigerung der Nachfrage und damit eine Steigerung der Konsumentenpreise (also Inflation per Definition) erzielen kann.
Anh: Intressant ist ja auch das Ratio zwischen allen Schulden weltweit von rund 230 Bio $ und der globalen Geldmenge M3 von rund 85 Bio $!
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Müssten morgen alle Schulden weltweit beglichen werden, so wäre dies über die Geldmenge M3 nicht möglich, da müsste dann nonfinanzielle Vermögenswerte wie Immobilien, Mobilien, Edelmetall sowie schuldfreie finanzielle Vermögenswerte wie Aktien an Zahlung gegeben werden um all die Schulden zu begleichen.
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Aber zum Glück wird so ein Zahltag ja nicht weltweit auf einmal kommen und alle können ihre Schulden umschichten und umschichten und umschichten bis zum geht nicht mehr…
@Marcel Senn:
Ich vermute nicht M3 (oder M2) sind relevant, sondern M3-M0 oder M2-M0 oder minus zumindest einem grossen Teil von M0: Zumindest was rausfällt, wenn man die Bilanz der Notenbanken mit derjenigen der Geschäftsbanken konsolidiert (und vielleicht manches der Geschäftsbanken untereinander auch) erscheint mir irrelevant für die „Geldversorgung“ der Wirtschaft. (Ist aber, wenn ich dies richtig verstehe, in allen M’s enthalten: Sichtguthaben der Banken z.B.
Anh: Nur MO macht ja den kleinsten Teil der Geldmenge aus — in den USA ist M1 rund 3 Bio, aber M2 schon 12.2 Bio $ und MZM bei 13.5 Bio $
M0 wird bei FRED gar nicht angegeben
@Marcel Senn:
Die Guthaben der Banken bei den Zentralbanken sind in M0 enthalten, wenn ich wiki richtig lese nicht nur bei der FED, sondern auch bei SNB (aber nur die der inländischen Banken) und EZB. Das ist nicht „ein kleinster Teil“ auch nicht von M3. Bargeld ist ein kleiner Teil von M0.
Maiko: Bei Euch wird ja Geld kreiert wie gestört! Gemäss der PBOC beträgt die Geldmenge M2 mittlerweile 134 Bio Yuan oder rund 21 Bio $ — das sind über 200% Eures BIP’s – resp. die Geldumlaufgeschwindigkeit M2 beträgt gerade mal noch um die 0.5!!
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Da sind ja sogar die Amis mit all ihren QE’s Amateure dagegen – deren Geldmenge M2 macht nur 68% des US BIP’s aus resp. eine Geldumlaufgeschwindigkeit von noch 1.5 – das gabs seit der grossen Depression der 30er nicht mehr!!
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Bin ja gespannt wie das mit Eurem Mickey-Mouse-Kapitalismus in China noch enden wird — das ist schon mehr Experimentalökonomie (wie bei uns in Argentinien) als das noch viel mit traditioneller Oekonomie was zu tun hätte!
Gruss über die Weltmeere Marcel
Die Gretchenfrage ist doch die, genügt die Geldtheorie um das Phänomen der nicht stattgefundenen Inflation, zu erklären? Für mich ist absolut klar, daß die Ausweitung der Welt-Industrieproduktion und die Ausbreitung des Welthandels, dafür gesorgt haben, die Inflation einzudämmen. Diese Entwicklung wurde auch durch die Technologie gefördert. und abgesichert. Der weltweite Rohstoffverbrauch wurde optimiert und führte zu niedrigerem Verbrauch, darum war der Preiseinbruch nicht nur eine Frage der konjunkturellen Nachfrage.
Nein werter Herr Zach – die Geldmengen sind sicher nur die eine Seite der Medaille, auf der anderen Seite ist die Gütermenge, die sicher auch genausoviel zur Entstehung resp. Nichtentstehung von Inflation beiträgt – da haben Sie recht.
Die relativ homogene Geldmenge lässt sich viel einfach leichter messen als die weit verzettelte Güter- und Dienstleistungsmenge, deren Entwicklung man nur einigermassen leicht über Indizes erahnen kann, aber für eine quantitative Analyse wird es dann schon sehr datenaufwändig im Vergleich zur Geldmenge, wo ein paar Klicks in eine der weltweiten Zentralbanken reichen. Gut über das BIP Wachstum lässt sich die Gegenseite sicher einigermassen genau feststellen (die ganzen BIP Berechnungen sind ja auch oft etwas Tricksereien), darum habe ich die Geldmenge ja auch mit dem BIP ins Verhältnis gestellt und die Entwicklung Geldmenge im Verhältnis zum BIP gibt einem doch zu denken – vor allem im historischen Kontext.
Die Quantitätsgleichung ist sowieso eine Karikatur der Realität. Die ursprüngliche Fisher’sche Formel beinhaltete alle Transaktionen, nämlich auch Zwischenprodukte und va. auch Vermögenswerte; seit Friedman werden aber nur noch die Endprodukte bzw. das reale BIP berücksichtigt.
Flassbeck schreibt 2015:
Der Geldschöpfungsmultiplikator (errechnet als das Verhältnis der Geldmenge M1 zur Geldbasis) ist weder in den USA noch in der Eurozone stabil und daher kein sinnvolles Instrument, die Entwicklung der Geldmenge vorherzusagen.
Es ist sodann in höchstem Maße verwunderlich, dass Theorien, die mit einem Geldschöpfungsmultiplikator arbeiten und das Kreditgeschäft der Banken durch deren Reserven beschränkt sehen, immer noch weit verbreitet sind, obwohl diese Vorstellungen schon seit vielen Jahren kritisiert werden.
Zum anderen ist – wie empirische Untersuchungen zeigen (vgl. z.B. Barros et al. 2007; Faig/Jerez 2006; Leao 2005) – auch die Annahme eines konstanten V, d.h. einer unveränderten Umlaufgeschwindigkeit des Geldes, nicht haltbar. Dies ist leicht aus den US Daten erkennbar, die als Beispiel die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes in den USA (errechnet als das Verhältnis des nominalen BIP zur Geldmenge M2) in der langfristigen Entwicklung zeigen.
Zum anderen entsteht eine nachfragebedingte Inflation, wenn das Wachstum der nominalen Gesamtnachfrage die Möglichkeiten der Wirtschaft übertrifft, der steigenden Güternachfrage mit einer realen Produktionsausweitung zu entsprechen. Dies geschieht, wenn die Unternehmen bereits mit voller Kapazitätsauslastung arbeiten, wobei es möglich ist, dass einige Sektoren diesen Punkt eher erreichen als andere und dann beginnen, das Preisniveau in die Höhe zu treiben. Von einer solchen Situation ist Europa gegenwärtig weit entfernt.
Marti: Guter Kommentar — voraussagen kann man die Geldmenge damit sicher nicht – das entscheiden schlussendlich immer noch die Zentralbanken – entweder über Aufkäufe von Staatsoblis oder FX Aufkäufen (welche dann auch wieder in Olis und Aktien enden wie aktuell bei der SNB) allerdings über die Kreditschöpfung von M2 und M3 haben auch die Zentralbanken nur noch einen sehr beschränkten Spielraum.
Die Amis haben die veröffentlichung von M3 eh schon 2005 aufgegeben und rapportieren neben M2 jetzt noch MZM.
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Aber in der Historie lässt sich doch der Zusammenhang zw. hoher Inflation und Geldumlaufgeschwindigkeit ganz gut darstellen z.B 1980/81 in den USA als die Inflation bei 13.5% war und auch die Geldumlaufgeschwindigkeit vor allem bei der Geldmenge MZM sehr ausgeprägt war (bei M2 viel weniger, da war die V vor der Finanzkrise 2008/09 höher als 1980/81.)
https://research.stlouisfed.org/fred2/series/MZMV
Hola Marcel, Danke. Bedeutet wohl auch, dass die Zahlen zuverlässig sind, was sonst wegen der generell schnellen Veröffentlichung hin und wieder angezweifelt wird.
Wie sagt der Chinesische Volksmund? Für jedes Problem gibt es eine Lösung. Und weil es für jedes Problem eine Lösung gibt, gibt es eigentlich auch kein Probleme.
Gruss von unserer Insel, wo sich aktuell einige Fischer u. Bauer, mit nicht mehr als 4 Jahre Volksschul-Ausbildung legal eine goldige Nase verdienen, indem sie ganze Businessabwicklungen aus dem Norden in die wirtschaftliche Kooperations-Zone mit Taiwan (reduzierte Steuersätze, teilw. Tax Free Zone) in die Provinz und auf die Insel holen.
„Eigentlich müsste angesichts dieser enormen Geldschöpfung doch längst eine Deflation drohen, nicht wahr?“ Stimmt der Satz?
Danke für den Hinweis – ist korrigiert!
„Die gelbe Kurve zeigt den Anteil Länder in Prozent, die eine Inflationsrate zwischen 0 und 2 Prozent aufweisen. Das ist der Zielwert, den die Notenbanken typischerweise anstreben.“
Nach dem Text der Grafik ist in der gelben Kurve auch die Grüne enthalten, nach dem Graphen muss es auch so sein.
In der Grafik NICHT aufgeführt ist der Bereich von 2% bis 10%.