Die «Star Trek»-Ökonomie der Zentralbanken

Auf zu neuen Galaxien: Wie das «Star Trek»-Raumschiff befinden sich die Zentralbanken derzeit auf einem Flug in unbekannte Sphären. Screenshot: Paramount Pictures
Wir leben in einer neuen Ära. Nennen wir sie die «Star Trek»-Ökonomie: Die Zentralbanken sind, geldpolitisch gesprochen, in Galaxien vorgedrungen, die noch nie zuvor ein Mensch gesehen hat. Nie haben Fed, Bank of England, EZB, Bank of Japan oder die Schweizerische Nationalbank (SNB) ihre Bilanz auch nur annähernd in dem Mass aufgebläht, wie sie es im Verlauf der letzten fünf Jahre getan haben.
Wir wissen nicht, was die langfristigen Effekte dieser Geldpolitik sein werden. Wir wollen in diesem Beitrag auch nicht darüber spekulieren.
Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit wird es aber in den kommenden Jahren geschehen, dass einzelne Zentralbanken auf der Anlageseite ihrer riesigen Bilanzen grosse Verluste erleiden – und dann wird es geschehen, dass das Eigenkapital der betreffenden Zentralbank ausgelöscht wird, die Bilanz also überschuldet ist.
Daher die simple Frage: Ist das ein Problem?
Schauen wir zunächst die aktuelle Bilanz der SNB an. Per Ende April waren die Eckwerte wie folgt:
- Total Aktiva (Bilanzsumme): 584,2 Milliarden Franken
- Davon Devisenanlagen: 536,4 Milliarden Franken
- Eigenkapital: 48,4 Milliarden Franken
- Eigenkapitalquote (Eigenkapital/Bilanzsumme): 8,3 Prozent
Das ist eine in Relation zur gesamten Bilanzsumme doch recht dünne Eigenkapitaldecke. Verliert die SNB auf ihren Devisenanlagen 9 Prozent – was durchaus denkbar ist –, ist ihr Eigenkapital ausgelöscht. Nur um eine Grössenordnung zu geben: Im Monat Januar, als die SNB die Eurokursuntergrenze aufhob, schrumpfte das Eigenkapital der SNB um 51,4 Milliarden Franken.
Und damit wieder zur Frage: Ist das ein Problem?
Die ökonomisch begründete Antwort: nein.
Aber die politisch begründete Antwort: ja.
Beginnen wir mit dem ökonomischen Teil (den die Ökonomen Stephen Cecchetti und Kermit Schoenholtz in ihrem Blog und der heutige SNB-Präsident Thomas Jordan in einer Rede im September 2011 sehr detailliert dargelegt haben). Ein negatives Eigenkapital ist für eine Zentralbank vorab aus drei Gründen kein Problem:
- Die Zentralbank kann nicht illiquid werden
- Sie wird rechtlich nicht zu Sanierungsmassnahmen gezwungen
- Das Notenmonopol garantiert ihr langfristig Gewinne
Der Reihe nach:
Zum ersten Punkt: Eine Zentralbank ist keine normale Bank. Das Fremdkapital einer normalen Bank besteht aus Depositeneinlagen, kurzfristigen Geldmarktdarlehen, Krediten von anderen Banken sowie aus besicherten und unbesicherten Anleihen. Das Eigenkapital ist der Puffer, der die Fremdkapitalgeber vor Verlusten schützt. Schmilzt nun dieser Puffer, weil die Bank auf der Aktivseite ihrer Bilanz grosse Verluste erleidet, müssen die Gläubiger befürchten, dass die Bank insolvent wird. In diesem Zustand kann ein Teufelskreis beginnen. Kurzfristige Geldgeber erneuern ihre Kredite nicht, Depositäre ziehen ihr Guthaben ab, der Interbankenmarkt schliesst sich für die betreffende Bank: Sie kann ihre Forderungen nicht mehr begleichen und wird illiquid.
Das kann einer Zentralbank nicht passieren. Wieso? Ihr Fremdkapital besteht nicht aus Krediten und Anleihen, sondern in erster Linie aus im Verkehr befindlichen Banknoten und von Sichtguthaben, die die Geschäftsbanken bei der Zentralbank halten müssen (zusammen ergibt das die Notenbankgeldmenge). Eine Kapitalflucht der Fremdkapitalgeber kann also gar nicht einsetzen, und weil die Zentralbank die Geldmenge bestimmen kann, kann sie gar nie illiquid werden.
Zum zweiten Punkt: Anders als ein normales Unternehmen oder eine normale Bank besteht für die Zentralbank von Gesetzes wegen keine Pflicht zu Sanierungsmassnahmen, wenn das Eigenkapital aufgezehrt ist. Am konkreten Beispiel der SNB: Das Obligationenrecht (OR) beziehungsweise das Schuldbetreibungs- und Konkursrecht (SchKG) finden in Bezug auf die Solvenz der Bilanz keine Anwendung, weil die Nationalbank einen öffentlich-rechtlichen Auftrag erfüllt.
Zum dritten Punkt: Die Zentralbank besitzt das sogenannte Notenmonopol, sie kann die Notenbankgeldmenge mehr oder weniger nach Belieben ausweiten, ohne darauf Zinskosten bezahlen zu müssen (Bargeld und die Giroguthaben werden nicht verzinst). Im Effekt kann sich die Zentralbank also umsonst finanzieren, kann auf der Aktivseite ihrer Bilanz, zum Beispiel mit Wertschriftenanlagen, aber Gewinne erzielen.
Dieses als Seignorage bezeichnete Notenmonopol verleiht der Zentralbank ein Geschäftsmodell, das ihr auf lange Frist Gewinne garantiert. Ein vorübergehend negatives Eigenkapital kann auf lange Sicht immer wieder mit einbehaltenen Gewinnen korrigiert werden. Der Barwert aller künftigen Seignorage-Einnahmen ist enorm gross, eine Zentralbank kann damit immer glaubhaft aufzeigen, wie sie ihre Bilanz langfristig wieder ins Lot bringt (wer sich für die Berechnung des Wertes der Seignorage interessiert, findet in diesem vom Ökonomen Willem Buiter verfassten Papier eine übersichtliche Herleitung).
Rekapitulieren wir also kurz: Aus rein ökonomischer Sicht ist es kein Problem, wenn eine Zentralbank kein Eigenkapital mehr hat. Sie kann als Institution trotzdem funktionieren und ihre Aufgabe wahrnehmen.
Wie aber sieht es aus politischer Sicht aus?
Die meisten Zentralbanken sind heute zwar formell von der Politik unabhängig, das heisst, sie können ihre Instrumente unabhängig vom kurzfristigen politischen Prozess einsetzen. Allerdings darf nicht vergessen werden, dass diese Unabhängigkeit, respektive die Trennung von Zentralbank und Finanzministerium, in vielen Fällen noch jung ist: Die US-Notenbank Fed hat ihre Unabhängigkeit vom U.S. Treasury erst Ende der Siebzigerjahre erhalten, die Bank of England sogar erst 1998 (wer sich eingehender mit der Frage der Unabhängigkeit befassen will: Hier ein Interview, das ich kürzlich mit William White, dem früheren Chefökonomen der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich, führen konnte).
Wieso ist das relevant?
Die Fiskalbehörden haben sich über die Jahre daran gewöhnt, dass sie von ihrer Zentralbank jährlich zum Teil satte Gewinnüberweisungen erhalten. In der Schweiz erhalten Bund und Kantone von der SNB aus ihrer Jahresrechnung 2014 einen Gesamtbetrag von zwei Milliarden Franken. Die US-Notenbank überwies dem Schatzamt in den vergangenen fünf Jahren im Durchschnitt 84 Milliarden Dollar pro Jahr.
Das weckt Begehrlichkeiten. Die Politiker und Fiskalbehörden – vorab die kantonalen Finanzämter in der Schweiz, das Schatzamt in den USA, das Finanzministerium in London oder in Tokio – haben sich über die Jahre daran gewöhnt, dass ihre Zentralbank stetig Gewinne überweist.
Erleidet nun eine Zentralbank grosse Verluste – im Fall der SNB auf Devisenreserven, im Fall des Fed, der Bank of Japan und der Bank of England auf ihrem horrend grossen Anleihenportfolio, im Fall der EZB möglicherweise im Zuge eines Zahlungsausfalls von Griechenland –, wird es ihr nicht mehr möglich sein, Gewinne an die Finanzämter zu überweisen.
Und das möglicherweise über Jahre, bis das Eigenkapital wieder geäufnet ist.
Es ist gut vorstellbar, dass in diesem Fall der Druck aus der Politik auf die Zentralbanken enorm zunehmen, ja sogar ihre politische Unabhängigkeit infrage gestellt wird.
Nur schon weil sie einem massiven politischen Druck ausgesetzt würde, kann es einer Zentralbank also nicht egal sein, ob sie Eigenkapital besitzt oder nicht.
Zwei Links in eigener Sache:
- Hier ein aktueller Kommentar von Professor Aymo Brunetti, weshalb er nichts von der Idee hält, mit den Devisenreserven der SNB einen Schweizer Staatsfonds zu gründen.
- Und wer sich für historische Spekulationsblasen interessiert: Hier der 4. Teil der «Finanz und Wirtschaft»-Serie dazu, die South Sea Blase von 1720.
60 Kommentare zu «Die «Star Trek»-Ökonomie der Zentralbanken»
„Die Zentralbank besitzt das sogenannte Notenmonopol, sie kann die Notenbankgeldmenge mehr oder weniger nach Belieben ausweiten, ohne darauf Zinskosten bezahlen zu müssen“…. und genau das ist das Problem, denn mit jeder neu gedruckten Banknote wird die Kaufkraft der bereits bestehenden Banknoten verringert. Ich glaube deshalb nicht, dass eine Zentralbank mit ihrer Bilanz tun kann was sie will, ohne dass es negative ökonomische Konsequenzen mit sich bringen wird.
Der entscheidende Fehler im Artikel von Herrn Dittli liegt im Wort „müssen“:
Zitat:
Ihr Fremdkapital besteht … in erster Linie aus … Banknoten und Sichtguthaben, die die Geschäftsbanken bei der Zentralbank halten müssen…
Die Geschäftsbanken müssen nur 4 Prozent ihrer kurzfristigen Verbindlichkeiten bei der SNB in Form von Giroguthaben halten. Momentan halten sie das 26fache dieses Betrags.
Giroguthaben sind Sichtguthaben. D.h. sie dürfen auf Sicht zurückgefordert werden. Ergo dürfen die Banken ihre Giroguthaben bei der SNB jederzeit bis auf das Minimum reduzieren.
Sind die Vermögenswerte der SNB aber weniger wert als die Giroguthaben, ist die SNB nicht mehr voll handlungsfähig.
Die kreditgebenden Banken müssen ihre Guthaben in diesem Fall wertberichtigen und können selber Konkurs gehen.
Nebenbei: Die SNB hat ja Negativzinsen eingeführt, damit die Banken ihre Giroguthaben bei der SNB abbauen. Ergo kann die SNB den Banken nicht verbieten, ihre Giroguthaben zu reduzieren. Im Gegenteil: Sie will das ja.
Der Artikel selbst ist einleuchtend und erhellend, nur hat der Autor leider seine Urteilsfähigkeit selber relativiert, indem er den dümmlichen Kommentar des Professors Aymo Brunetti verlinkt hat. Es reicht vollkommen, den Abschnitt „Ist der Staat klüger als Private?“ zu lesen, um zu verstehen was ich meine. Abgesehen davon,
…dass sich von vornherein disqualifiziert, wer eine technische Sachfrage ideologisch beantwortet,
…dass die Antwort auf die Kapitel-Überschrifts-Frage nach Erfahrung des Cambridge-Professors Ha-Joon Chang „oftmals JA“ lautet,
…und dass es gerade für Ökonomen äusserst gefährlich ist, einen Gedanken zu Ende zu denken (weil dann die Hälfte der ökonomischen Theorie in sich zusammenfällt, zB: „wenn es stimmt, dass Freie Märkte eine optimale Allokation von Resourcen garantieren, wie konnte dann es zur Finanzkrise kommen?“), ist es nicht „der Staat“ der in einem Staatsfonds Anlage-Urteile fällen soll, sondern Anlagespezialisten, also Mitglieder der Primatenspezies Homo Sapiens. Solange der gute Professor kein Modell oder eine plausible Erklärung dafür vorlegen kann, weshalb diese Primaten unterschiedliche Anlage-Entscheide treffen sollen in Abhängigkeit dessen, wer ihren Lohn überweist (der Staat oder eine Grossbank), sollte er vielleicht eine Auszeit verlangen und versuchen, einen Moment nachzudenken.
Es muss eine Ursache dafür geben, weshalb wir von einer Krise in die nächste schlittern, und das ideologische Geschwätz solcher Professoren ist wohl eine davon.
Nachtrag zum letzten Punkt: Die Ökonomie ist meines Wissens die einzige Disziplin, bei der es zum regulären Diskurs gehört, den Unterschied zwischen quantitativen und qualitativen Argumenten zu verwässern, um damit ein paar billige Treffer zu landen. Ein solches Argument lässt sich daran erkennen, dass die Sommerer-GZA-Replik die einzig vernünftige Antwort ist.
Beispiel: In einer Debatte ( https://www.youtube.com/watch?v=jltnBOrCB7I ) hat ein Student die Frage gestellt hat, ob es nicht unmoralisch sei, wenn ein Autohersteller eine bekannte Gefahrenquelle in einem Automobil nicht von sich aus behebt, deren Korrektur USD 8 kostet. Milton Friedman hat darauf geantwortet: „Und wenn es eine Milliarde kosten würde? Sollte man es auch dann beheben?“ Der Student argumentiere nicht Moral, sondern den Preis.
GZA-Replik: Nein, Sie GZA, jeder mit einem IQ über jenem einer Kartoffel weiss, dass es einen den Unterschied zwischen dem Preis einer halben Tankfüllung (1970) und jenem eines Kreuzfahrtschiffes (2015) gibt.
Noch ein Beispiel: Wenn ein Mindestlohn die Wirtschaft angeblich ankurbeln soll, warum setzen wir ihn dann nicht gleich auf eine Trillion?
GZA-Replik: Nein, Sie GZA, jeder mit einem IQ über jenem einer Kartoffel weiss, dass es einen den Unterschied zwischen dem Preis einer Pizza und jenem des kombinierten GDP der G20 gibt.
Und hier nun Prof. Aymo Brunetti: Wenn ein staatlicher Fonds besser als Private in der Lage sein soll, die Ertragsaussichten von Unternehmen zu beurteilen, dann wäre die logische Folgerung, dass nicht marktwirtschaftliche Prozesse, sondern der Staat die Allokation der Ressourcen besorgen sollte.
GZA-Replik: Nein, Sie GZA, jeder mit einem IQ über jenem einer Kartoffel weiss, dass es einen den Unterschied zwischen „genügend oft“ und „unter allen Umständen und ausnahmslos immer“ gibt.
Mich gruselt, wenn ich daran denke, dass Generationen über Generationen von Ökonomie-Studenten im Glauben erzogen worden sind, dass diese Art der Argumentation einen regulären wissenschaftlichen Diskurs darstellt.
Ironisch sind überdies gleich zwei Dinge: Erstens ist es schon beinahe peinlich, an die Optimale Allokation von Ressourcen durch den Freien Markt zu glauben, nachdem die Göttliche Intelligenz der Unsichtbaren Hand anlässlich der Finanzkrise von 2008 Trillionen von Dollars in wertlose Schrottpapiere versenkt hatte. Schon vergessen? Unbelehrbarkeit ist eigentlich unvereinbar mit wissenschaftlichkeit.
Zweitens schneidet das Argument auch andersherum: Wenn Private in der Allokation von Resourcen anlässlich der Finanzkrise so sensationell kläglich gescheitert sind, dann wäre doch die logische Folgerung, dass man den marktwirtschaftlichen Akteuren diese Kapazität dauerhaft entzieht, oder nicht?
Hier muss ich Prof. Brunetti doch in Schutz nehmen. Erstens war er massgeblich beteiligt an den „ideologisch“ motivierten, angebotssteitigen Reformen an der Jahrtausenwende, auf denen der folgende Erfolg der Schweizer Wirtschaft fusstse. Offenbar war es die richtige Ideologie. Zweitens ist es richtig und von der Einheit von Entscheid und Konsequenz her auch angezeigt, dass der Privatsektor und nicht der Staat die Investitionsentscheide treffen soll. Und drittens müssen die Devisenreserven der SNB vor allem liquide sein, denn sie sind aus kurfristigen, jederzeit rückforderbaren Rückflüssen in den CHF entstanden. Wer hier nach Aktien ruft, redet späteren Kapitalverkehrskontrollen und/oder Binneninflation das Wort. Geschwätz, mein Herr? Mitnichten!
Ich habe mir zur Frage Staatsfonds noch keine Meinung gebildet, aber die ideologische Begründung des Professors passt mir nicht. Wenn es keine technische Begründung gibt, gibt es überhaupt keine.
Und was den „folgenden Erfolg“ der angebotsseitigen Reformen der Schweizer Wirtschaft betrifft: seltsamerweise waren alle relevanten Masszahlen (Wachstumsraten, Ungleichheit, Anzahl Krisen usw) unter der nachfrage-orientierten Sozialen Marktwirtschaft um Längen besser, als alles, was supply-side jemals hervorgebracht hat. Und das trotz all der wirtschaftsschädlichen Regulierungen, initiativ-abwürgenden Steuerlasten und der Tatsache, dass der unfähige Staat die Post, das Telefon, die Bahn und die Stromversorgung betrieben hatte. Irgendetwas kann da nicht stimmen.
Vielleicht findet sich die Antwort in diesem TED Talk von Nick Hanauer (wobei der natürlich keine Ahnung hat. Er ist ja nur Unternehmer und mehrfacher Firmengründer): https://www.youtube.com/watch?v=CKCvf8E7V1g
@Wiesendanger
Hier noch etwas zum Erfolg: Als ich zur Schule ging, gab es in jedem Zug einen Kondukteur und an jeder Bahnstation einen Stationsvorsteher (die einzige Ausnahme war die Goldküsten-Linie, der damals schon selbstkontrolliert war). Man beachte, dass all diese Leute von ihrem Lohn eine Familie ernähren konnten. Heute sind wir X-mal so reich wie damals, aber haben nicht nur keine Kondukteure/Stationvorsteher mehr, sondern können es uns nicht mal mehr leisten, die Schulen offen zu halten, und müssen Schüler in die Zwangsferien schicken, weil das Geld fehlt (Kt LU). Ist das jener Erfolg, von dem Sie geschrieben haben?
Wahrscheinlich schon. Das Bildungswesen soll ja nach US Vorbild privatisiert werden, die potentiellen jungen Renditesklaven sollen so früh wie möglich in Schuldzinsknechtschaft und Schuldverhaft mit student loans gekettet werden., und die besten Hochschulen sollen nur Kindern von Vermögenden und deren Erben offenstehen. Natürlich muss auch das lästige duale Bildungssystem abgeschafft werden, damit endlich auch noch die letzten vorhandenen industriellen Arbeitsplätze ausgelagert werden können und endlich eine Dienstbotengesellschaft im family office etabliert werden kann. Fragt sich nur was man mit den Hillbillys auf der subventionierten geschützten Scholle machen soll, an denen scheinen sich die Deregulierer und Privatisierer im Gegensatz zum Hinterziehungsgeheimnis wirklich die Zähne auszubeissen.
„seltsamerweise waren alle relevanten Masszahlen (Wachstumsraten, Ungleichheit, Anzahl Krisen usw) unter der nachfrage-orientierten Sozialen Marktwirtschaft um Längen besser, als alles, was supply-side jemals hervorgebracht hat“
In einer Ponzi-Scheme scheint alles besser zu laufen als je zuvor, bis eben ….
Die Verhinderung schöpferischer Destruktion aufgrund des immer höheren Einflusses von Banken und Grossunternehmen auf die Legislative und damit der Marsch Richtung einer noch ausgereifteren Form von Vetternwirtschaft, der Versuch diesen Einfluss auf die internationale Ebene zu heben (TTIP, TPP, TiSA) sind nicht das Resultat dessen, dass Immer mehr Bereiche zur Verstärkung der Machtkonzentration zentralplanerisch gesteuert werden müssen um die Ponzi-Scheme aufrecht zu erhalten? Interessanterweise sind genau jene Kreise, welche im Versagen der Marktwirtschaft die Krise zu erkennen glauben, jene, welche die zunehmende Machtkonzentration anhand verstärkter Planwirtschaft gutheissen und nicht erkennen, dass dies im Kern das Problem darstellte, wobei die Manipulation des Geldes (Geldpolitik – Zentralplanung) eines der wichtigsten Mittel zur Erreichung dieser Ziele, unter deren Bedingungen die Bevölkerungen einzig noch als Kanonenfutter und Manipuliermasse dienen, spielen dürfte.
Dass etwelche Berufe resp. Jobs eliminiert und durch andere ersetzt werden ist ein Zeichen von innovativer Erneuerung und technologischem Fortschritt und ist in sich nicht mit dem gesellschaftlichen System verknüpft. Hingegen, dass die Früchte von Innovationskraft und Produktivitätssteigerungen nicht bei der Bevölkerung sondern in erster Linie bei den 0,1% ankommen, ist systembedingt. Vielleicht korrumpiert sich jedes System (Sozialismus, Kapitalismus, Kommunismus oder was auch immer) nach einer gewissen Zeit, indem sich eine beschränkte Anzahl von Akteuren derart zu positionieren wissen und indem diese gleichen Akteure ihren Einfluss zunehmend ausbauen können und dadurch das System selbst zu ihren Gunsten und zulasten der Allgemeinheit verändern. Wohl nicht zuletzt aufgrund der direkten Demokratie, welche die Einflussmöglichkeiten in Grenzen hält, geht es der schweizerischen Bevölkerung im internationalen Vergleich recht gut, wobei der Versuch die Volksrechte zu untergraben oder zu marginalisieren wohl erst die erste kleine Probe erfuhr.
@Huber (Wie geht’s denn so?)
Was Sie mit Ponzi meinen, entgeht mir vollkommen. Welcher Aspekt an der Vor-Mauerfall-Ökonomie glich einem Ponzi-(Kredit-Blasen-)Schema?
Dass technologischer Fortschritt gewisse Positionen überflüssig macht, mag stimmen, geht aber an meinem Punkt vorbei. Tatsache ist, dass wir uns vor dem Mauerfall leisten konnten, in jedem Zug einen Kondukteur und an jeder Bahnstation einen Vorstand zu haben, während wir nun 10mal reicher sind und uns nicht einmal mehr leisten können, Schulen offen zu halten. Irgendetwas ist inzwischen passiert, und ich habe Mühe, das als Erfolg zu bezeichnen.
Noch etwas: Falls nicht die Ölkrise (also ein exogenes Ereignis) zum Niedergang der Sozialen Marktwirtschaft geführt hatte, was war es dann? Interessanterweise kennen wir die Antwort immer noch nicht. Die sogenannte Wissenschaft Ökonomie war offenbar mehr daran interessiert, ein verhasstes gemischtwirtschaftliches System umzustürzen, ihren Menschenhass auszuleben (Ökonomen jubeln, wenn 8jährige Kinder für einen Hungerlohn mit blutigen Fingern Labels in 300$ Jordans nähen) und eine neue Geldaristokratie zu erschaffen, statt den „Fehler“ zu suchen und so „Wissen zu schaffen“.
Das Schneeballsystem besteht darin, dass anstatt Probleme wirklich zu lösen, diese anhand einer immer höheren Kadenz in der Ausweitung der Kreditmenge im System in die Zukunft verschoben werden, bis zu jenem unbestimmbaren Zeitpunkt, an welchem die Kredite, respektive die wirtschaftliche Fähigkeit sie zu bedienen oder je wieder zurückzahlen zu können, in Frage gestellt werden. Sie sprechen allerdings Symptome an und nicht das Problem selber. (Die Entwicklung des Falles Griechenland ist ein gutes Beispiel für diese Art von Politik)
Inwiefern die Ölkrise ein rein exogenes Ereignis darstellt, kann ich aufgrund der hohen Komplexität der Zusammenhänge nicht beurteilen (vielleicht hatte z.B. auch unter vielen anderen Aspekten die Aufgabe des Goldstandards einen gewissen Einfluss auf die Inflationsschübe).
Wenn jemand über Hungerlöhne diskutiert, müssen immer die wirtschaftlichen Alternativen, welche den betreffenden Opfern offen stehen, mit berücksichtigt werden. Die moralische Empörung darüber durch Leute, welche davon profitieren, jedoch auf persönlicher Ebene keine Anstrengungen unternehmen dies zu ändern, tönt zwar gut, ist aber zugleich auch ein wenig hypokritisch.
D.h. alles nicht, dass ich die gegenwärtige Entwicklung als positiv betrachte, sondern im Gegenteil die zunehmende Machtkonzentration, Infantilisierung der Bevölkerung, Ausweitung der Überwachung etc. etc. als negativ betrachte und in der Verschiebung der Entscheidungsprozesse auf eine tiefere gesellschaftliche Ebene unter anderem einen gewissen Lösungsansatz erkenne. Ein Einheitsbrei, in welchem alle in die gleiche Richtung schwimmen, wird zwar angestrebt, erhöht jedoch die Gefahr gesellschaftlicher Phase-Transitions, welche oft mit grossem Leid verbunden sind.
Herr Wiesendanger, was heisst hier Rückflüsse in Schweizerfranken? Man kann auch sagen die Nationalbank kauft kurzfristige Devisenguthaben zu CHF 1.20 von den Spekulanten und sichert ihnen ihre Spekulation ab, indem sie ihnen die selben Devisen zu 1.04 verkauft. Eine Zentralbank für die Spekulanten, aber nicht für unsere Volkswirtschaft. Bezüglich Staatsfonds ist zu sagen, dass erstens die Nationalbank zu viele kurzfristige Devisenguthaben in der Bilanz hat, die gegenüber der Leistungsbilanz und dem Volkseinkommen zu gross sind und auch für eine ausserordentliche Volatilität des internationalen Geldverkehrs nicht benötigt werden. Da habe ich lieber L’Oréal und Nestle Aktien in den Aktiven als Bestände in der Schwund-Währung Pfund. Aber die ganze Diskussion wird von den Gegner des Staatsfonds total von einer Ideologie angegangen, die mit der Wirklichkeit nicht übereinstimmt. Sie sind in einem geschlossenen Zimmer mit verschlossenen Fenster, erklären der Himmel sei grün und sind überhaupt nicht interessiert, wie es wirklich in der freien Natur ist.
„von den Spekulanten“
Was mich interessieren würde, ist wen Sie als die sogenannten Spekulanten, welcher sich offensichtlich zulasten der Allgemeinheit zu bereichern weiss, erkennen? Spekulation im Sinne, dass sich jemand anders, welcher das Risiko scheut, gegenüber einer mögliche Entwicklung absichern kann, ist eine legitime Aktivität. Oder anders ausgedrückt, handelt es sich wirklich um Spekulanten im herkömmlichen Sinne, welche hier profitieren, oder um solche, welche ihre technologischen wie informativen Vorteile dazu benutzen, einen sicheren Gewinn und keinen legitimen Gewinn resultierend von der Übernahme von Risiko einfahren. Die Differenzierung ist wichtig.
Ganz einfach, bei uns haben die internationalen Banken (vor allem UBS und CS), sowie die Multinationalen wie Nestle und Novartis, die grösste CHF Liquidität und diese Liquidität befindet sich in London. UBS und Nestle haben ausdrücklich die Aufhebung des Mindestkurses begrüsst. Herr Huber, Sie können ja annehmen, diese Haltung hat mit den Interessen dieser Institutionen nichts zu tun, sie hätten in aller Liebenswürdigkeit an die kleinen Schweizer KMU Industriebetriebe mit ihren Exporten nach Baden-Württemberg gedacht. Warum hat Herr Blocher die Nationalbank im Januar 2015 derart unterstützt.
Seine Interessen als Grossinvestor waren anscheinend völlig nebensächlich. Herr Gähwiler von der UBS ist heute gegen den Negativzins, aber nicht gegen die Aufhebung des Mindestkurses! In der Logik bedeutet dies eigentlich eine weitere Aufwertung des Schweizerfranken. Gegen die Negativzinsen ist er als Chef UBS Schweiz, weil dies sein Schweizer Hypothekengeschäft stört und er die SFR. Liquidität des UBS Gesamtkonzern in London nicht anzapfen kann.
Stabilität – Instabilität
Es ist allgemein das Ziel von zentralistischen Organisation, das gegenwärtige System zu sichern, indem jegliche Form von Instabilität als störend empfunden wird und daher auszumerzen ist. Leben ist jedoch in sich ein höchst instabiler Zustand mit unzähligen Gefahren und führt immer wieder zu Instabilität, worauf man sich in seiner Verhaltensweise entsprechend einstellt, respektive Vorsicht walten lässt. Das Ausmerzen jeglicher Instabilität entspricht dem Ausmerzen des Lebens, der Vibration, der Dynamik. Die Geldpolitik nach PhD-Standard der letzten 30 Jahre beinhaltete immer stärkere Eingriffe um jede auftretende Instabilität sofort auszumerzen, was dazu führte, dass mit immer höherem Hebel gearbeitet werden konnte (Wachstum der Kreditmenge bedeutend höher als das Wirtschaftswachstum – Kreditboom). Höherer Hebel bedeutet höheres Risiko und Mangel an Vorsicht, welcher auf dem Bewusstsein beruht, dass man letztendlich gerettet wird. Dieses Vorgehen beruht auf einer fehlerhaften ökonomischen Doktrin, welche bis heute in den Köpfen der Entscheidungsträger vorherrscht. Ob auf gesellschaftlicher Ebene oder in der Geldpolitik, ein gewisser Grad an Instabilität ist nicht nur zuzulassen, sondern geradezu von existentieller Bedeutung, denn wenn in der Verfolgung des Ziels „Stabilität“ die Kosten der Risiken auf die Allgemeinheit umverteilt werden, fördert dies eine Entwicklung, welche nicht nur falsche Anreize produziert, sondern aufgrund der damit verbundenen Verhaltensänderung der Akteure ebenfalls langfristig nicht nachhaltig ist und damit das gesamte System zu zerstören droht.
„… the ECB is ready to do whatever it takes to preserve the euro. And believe me, it will be enough.“ 26. Juli 2012
“One lesson is that we must get used to periods of greater price fluctuations.” 3. Juni 2015
– Mario Draghi
Inwiefern die erste Aussage durch die zweite teilweise widerlegt wird, mag jeder selber interpretieren (is it enough indeed?); jedoch ist zunehmende und von den Zentralplanern unerwünschte Instabilität sicherlich keine Eigenschaft einer vertrauenswürdigen Währung.
Sehr gut, Herr Huber. Sie bringen es auf den Punkt. Volatilität und Risiko sind die Kräfte, die im Universum wirken und die Evolution soweit vorangetrieben hat, wo wir heute stehen. Umso irrwitziger ist die Tatsache, dass wir derzeit von risikoscheuen Bürokraten regiert werden, welche für ihr persönliches Up-Side Risiko die Allgemeinheit verbürgen. Wenn die Masse dies einmal realisiert, dann brennts….
Dass die Notenbanker unabhängig sind, glaubt ja nun wirklich niemand ernsthaft. Sie werden von Politikern gewählt und folgen deren politischen Agenden (Beispiel: Japan, EZB). Wobei sie unglaubwürdige Begründungen für ihr Handeln vorschieben. Leider hinterfragen die Medien dies viel zu selten. Es braucht dringend eine enge Definition des Mandates und eine unabhängige Kontrollinstanz.
Hier noch ein paar Erläuterungen von T. Jordan aus seinem Vortrag „Braucht die Schweizerische Nationalbank
Eigenkapital?“ vom September 2011. Ganz so unproblematisch ist negatives EK für eine ZB nicht, vor allem wenn es substantiell ist und über eine längere Periode anhält.
Die tschechische Zentralbank hat von 2002 bis 2014 sagenhafte 12 Jahre lang mit einer Unterbilanz gearbeitet ohne wirklich Liquiditätsprobleme zu bekommen, aber es handelte sich auch nicht um eine wirklich signifikante Unterbilanz, so dass dies möglich war!
–
Hier noch die Jordan Präsentation zum Thema Unterbilanz der SNB:
http://www.snb.ch/de/mmr/speeches/id/ref_20110928_tjn/source/ref_20110928_tjn.de.pdf
Wie in allen Bereichen des Lebens, ist es meist die Frage des Ausmasses. Wenn eine einzelne Zentralbank etwelche Massnahmen als Einzelfall vornimmt, dürfte die Wirkung auf das System minimal oder vernachlässigbar sein. Wenn jedoch weltweit das gleiche Programm in solch hohem Ausmasse in Anwendung kommt wirkt dies systemverändernd. Es dürfte ähnlich funktionieren, wie bei der Idee, dass das Volumen an Krediten im System keine Rolle spielt, da auf der anderen Seite schliesslich ein Guthaben steht. Schlussendlich handelt es sich um eine Vertrauensfrage im zweiten Falle auf die Fähigkeit der Kreditnehmer die Schulden zu bedienen resp. Zurückzahlen zu können und im Falle der Zentralbanken im Vertrauen der Gesellschaft, dass sie den Wert einer Währung einigermassen sicherstellen kann. Wenn das Vertrauen schwindet, und dies kommt meist im anscheinend ungünstigsten Moment, wird dies von den Entscheidungsträgern leider nicht als Versagen ihre vergangenen Programme erkannt, sondern wird als Anlass genommen, noch mehr Macht an sich zu reissen.
„…wirkt dies systemverändernd….“ … Die Zentralbanken haben offensichtlich den Finanzmarkt – egal ob freiwillig oder im Auftrage der Finanz-Aristokratie – so lange und so massiv unterstützt, beeinflusst und manipuliert, dass sie wohl Gefahr laufen, die Kontrolle zu verlieren. Hier ein link mit dem Titel *The Central Banks are Losing Control of The Financial Markets*: http://thedailycoin.org/?p=31871
Hallo Maiko – Habe mal Deinen Link gelesen – Leider ein Autor mehr der nicht wirklich viel von Derivatestatistiken versteht und unreflektiert die grossen Zahlen übernimmt – die kann man nämlich ziemlich eindampfen, da in Derivatestatistiken alle Werte positiviert dargestellt werden – 100 Mrd plus und 150 Mrd Minus in einer Bilanz ergeben eben nicht 50 Mrd Minus sondern werden in Derivatestatistiken als 250 Mrd dargestellt. Im weiteren sind die Notionals ja nur der Wettbetrag – der eingesetzte Betrag ist ja um aktuell rund 30 mal geleveraged (Total Notional von 630 Bio geteilt durch 20.88 Bio $ Total Gross Market Value) siehe Link unten — aber auch diese Werte sind noch alle in der Statistik positiviert dargestellt!
http://www.bis.org/statistics/dt1920a.pdf
Für mich eher relevant ist in der Tabelle unten das Memorandumg Item: Gross Credit Exposure von noch 3.358 Bio $ – also nur noch ein Bruchteil der 630 Bio und selbst dieses kann man nochmals eindampfen auf das Net Credit Exposure — da gibts leider keine Werte dazu, schätze aber dass bei einem Netting die Zahl nochmals runterkommt von 3.4 Bio auf ca 2 bis 2.5 Bio — Aber all die Endzeitschreiberlinge verwenden natürlich lieber die Big Numbers – macht mehr Eindruck in den Kollapsartikeln!
.
Ich will das jetzt nicht verharmlosen – bei einem flächendeckenden Kollaps werden diese Derivate ihre volle Dominowucht zu Tage bringen — eben in den Situationen, die in den 0815 Risikomodellen statistisch alle paar Mio Jahre mal vorkommen, aber in der Realität alle paar Jahrzehnte mal – wenn der grosse schwarze Schwan wieder mal vorbeischwimmt!!
Gruss aus Uruguay
Da war ich wohl zu voreilig 🙂 Danke für Deinen Link, Marcel. Melde mich noch per E-mail, falls ich noch bessere China-Links finde als Du sie schon hast. Gruss aus China – und schon bald ferienhalber aus der CH.
Hallo Maiko: Nein, habe dank Deines Artikels noch ein paar andere für mich interessante gefunden!
Aber eben all die Schreiberlinge mussten im Gegensatz zu mir noch nie Derivatestatistiken in Ihrem Leben machen, darum wissen die eben vieles auch nicht! Wenn ich vor ein paar Jahren nicht auch dazu „verdammt“ worden wäre an die FINMA die ganzen Derivatestrukturen meines damaligen Arbeitgebers regelmässig zu rapportieren, dann wüsste ich es eben auch nicht – von dem her hatte ich aus jener doch eher langweiligen Arbeit zumindest einen Erkenntisgewinn!
.
Darum bin ich immer sehr detailorientierteingestellt und hinterfrage die Zahlen immer wieder – denn dort liegen die Hunde meist begraben!
Gruss nach China
Eine Zentralbank erhält mit der Seigniorage von einer sozialen Gemeinschaft (Staatenbund, Staat oder kleinere Einheiten) ein Monopol. Diese Seigniorage ist zwangsweise nicht gratis und muss dem jeweiligen Geber einen Profit verschaffen. Dies war bereits bei der Gründung der Bank of England 1694 so. Sie erhielt ihr Banknoten-Monopol nur dadurch, weil sie bereit war den englischen Staat zu finanzieren. Es ist eigentlich gleichgültig, ob der Staat oder Private Eigentümer der Zentralbank sind, ihre Privilegien sollte und muss sie der Gemeinschaft vergüten. Die Gemeinschaft hat ein Anspruch darauf. Wenn die Zentralbank Verluste produziert, kann dies nur erlaubt werden, damit die Volkswirtschaft der Gemeinschaft besser gedeihen kann. Verluste der Zentralbank in grösserem Ausmass ergeben sich aus ihren Anlagen in Devisen und Edelmetallen. Solche Anlagen kann die Zentralbank nur ansammeln, sofern der hinter ihr stehende Staat oder Staatenbund (Euro-Zone) in der Vergangenheit und gegenwärtig ein Leistungsbilanz-Überschuss erwirtschaftet. Die Bank of Japan schwächt ganz bewusst den Kurs des Yen, um die japanische Industrie konkurrenzfähig zu halten und dadurch auch die Binnenkonjunktur zu stärken, damit nimmt sich auch bewusst in Kauf das ihre $ Anlagen sich vergrössern und ein zukünftiges Verlustpotential darstellen. Nur ist diese Gefahr geringer, weil
Japan meilenweit von den Leistungsbilanz-Überschüssen früherer Jahrzehnte entfernt ist. China mit seinem riesigen Leistungsbilanz-Überschuss ist sehr vorsichtig in der Aufwertung des Yuan, um ja ihrer Volkswirtschaft keine Schocks zuzumuten. Hier ist die Gefahr von Verlusten ihrer Zentralbank einiges grösser als in Japan. In der Schweiz dagegen versteht es unsere Nationalbank negatives Eigenkapital zu erschaffen und gleichzeitig unsere Volkswirtschaft, der weltweit strengsten Deflation zu unterstellen, mit den bekanntlich negativen Folgen. Kann mehr jemand diese Logik erklären? Vielleicht sollten wir unsere Mehrwertsteuer auf 10 % herauf setzten, den Beitrag dieser Steuer an die AHV abschaffen und die gewonnen Milliarden Schweizerfranken als neues Eigenkapital der SNB zur Verfügung stellen, damit sie den Kantonen erneut Gewinnanteile zukommen lassen kann.
Die Bilanz der japanischen Zentralbank hat sich seit 2012 mehr als verdoppelt. Es ist normal, dass bei solcher Verlängerung der Bilanz sich buchhalterisch Gewinne einstellen, jedoch auch in Japan befürchtet die Zentralbank, dass sich beim Anstieg der Zinsen die gegenteilige Situation in der Form von Verlusten einstellen dürfte, weshalb sie sich gezwungen sieht, zusätzliche Rückstellungen zu machen.
http://ieconomics.com/japan-central-bank-balance-sheet
http://www.ft.com/cms/s/0/c644569e-0442-11e5-a5c3-00144feabdc0.html
Trade of Balance weisst trotz diesem Aktivismus in den vergangenen Jahren im Gegensatz zur Schweiz meist ein Handelsbilanzdefizit aus.
http://www.tradingeconomics.com/japan/balance-of-trade
Die Japaner scheinen sich an die finanzielle Repression gewöhnt zu haben; ob sie es gut finden weiss ich nicht. Die Gefahr einer abrupten und unkontrollierbaren Entwertung der Währung (Vertrauensverlust verbunden mit entsprechendem Anstieg der Zinsen) ist aufgrund ihres aggressiven Vorgehens ebenfalls höher.
Huber: Nur die EZB hat nach 2012 die Assets wieder massiv reduziert, aber jetzt sind sie schon wieder am „aufblähen“ mit dem QE.
.
Sieht man übrigens grafisch alles sehr gut im meinem Kommentar von 5.6. um 15h35 mit dem Yardeni Research Report, der regelmässig updated wird – ein ganz nützlicher Report für den schnellen Ueberblick über die Situation der wichtigsten ZB-Bilanzen.
Danke Marcel, habe diese LInk nun auch konsultiert (der andere zu den Derivaten war ebenfalls sehr gut).
Es geht mir bei der Antwort an Rolf ein wenig darum, die Monokausalität seiner Argumente ein wenig zu relativieren, was Du sicherlich gemerkt hast. Eine starke Währung hat nicht einzig Nachteile, sondern erzwingt z.B. ebenfalls innovativer als die Konkurrenz zu sein etc.
Hier noch ein regelmässig erscheindender Bericht von Yardeni Research über die Zentralbanken Assets der grossen Zentralbanken. Gemäss meinen Berechnungen dürften alle Zentralbanken weltweit die Grenze von 20 Billionen $ als Assets schon erreicht haben – oder mittlerweile über 25% des Welt-BIP!
.
Alleine die PBOC hat 5.6 Bio $, das FED 4.4 Bio $, ECB 2.7 Bio $, BOJ 2.7 Bio $, dann BOE rund 0.6 Bio $, SNB 0.6 Bio $ etc etc — es bläht sich was zusammen in den Zentralbanken der Welt — die grössten (zumindest teilweise) Wertschriftgiftmülldeponien der Welt!
http://www.yardeni.com/pub/peacockfedecbassets.pdf
Sehr geehrter Herr Dittli – ich muss Ihre Aussage „Erleidet nun eine Zentralbank grosse Verluste – im Fall der SNB auf Devisenreserven, im Fall des Fed, der Bank of Japan und der Bank of England auf ihrem horrend grossen Anleihenportfolio“
doch aufs heftigste kritisieren — die SNB hat nicht nur ein FX-Exposure sondern wie die anderen ZB EBENFALLS EIN HORREND GROSSES ANLAGENPORTFOLIO!!!
Rund 71% der Devisenreserven sind in Staatsanleihen investiert, 11% in andere Anleihen und 18% in Aktien. Portfolio Duration 4.1 jahre – und in letzter Zeit sind z.B. der 10J Bund doch einiges runtergekommen von der Spitze von 160 auf aktuell um die 150 – das schenkt dann schon ein in der SNB Bilanz und wenn die Bond Blase dann wirklich mal spürbar platzen sollte, dann gibts schnell mal Mrd Verluste für die SNB!! Bei den Aktien dito – einfach in kleinerem Aussmasse!
Hier noch die Details der Portfoliostruktur Q1 2015 direkt von der SNB Seite
http://www.snb.ch/de/iabout/assets/id/assets_reserves
Ja, sehr geehrter Herr Senn, Sie haben natürlich recht. Selbstverständlich hat die SNB ein grosses Anlageportfolio. Meine Aussage zielte auf die Tatsache ab, dass die SNB zusätzlich ein FX-Exposure hat, während Fed und BoJ primär auf einem Bond-Portfolio in eigener Währung sitzen.
Sehr geehrter Herr Dittli – wollte das nur wieder mal ganz klar betonen und aufzeigen, da vermutlich der Grossteil der Bevölkerung keine Ahnung hat von den Risiken aus der Anlagestruktur des SNB Portfolios, wie man regelmässig bei den meist etwas rechtsnationalistisch angehauchten Kommentaren zur SNB Berichterstattung entnehmen kann, die immer was vom € Zusammenbruch resp. einer Entwertung desselben gegen Null daherfabulieren, aber sich z.B. des Bondrisikos gar nicht bewusst sind — die meinen vermutlich auch die SNB habe € Geldscheine in den Tresoren gebunkert oder sonst digitale € etc. Guthaben im Compi – man liest ja so allerlei komische Vorstellungen zur SNB in den Kommentarspalten….
Wünsche Ihnen ein schönes Wochenende
Danke – gleichfalls!
„Rund 71% der Devisenreserven sind in Staatsanleihen investiert, 11% in andere Anleihen und 18% in Aktien.“
Was auch oft dabei vergessen geht, diese Anlagen führen zu massiven Wettbewerbsverzerrungen und in der Folge zu einer Selbstüberschätzung der Märkte. Damit meine ich, das man im Markt auf den Support (zum Beispiel an den Aktienbörsen) vertraut, obwohl inzwischen ein grosser Teil der Wertsteigerungen von den (mehr oder weniger wahllos zugreifenden) Notenbanken ausgeht. Die Liquidität bläst auch die liquiden Mittel von Grosskonzernen wie Apple auf, die wiederum selbst beginnen Wertpapiere ihrer Konkurrenten aufzukaufen, anstelle sie mit ihrem Produkt zu konkurrieren. Auf der anderen Seite müssen die Notenbanken nun stützend im Aktienmarkt eingreifen, falls dort die Stimmung kippen sollte. Somit dürfte die Fallhöhe bei einem trotzdem möglichen Börsencrash dank dieser Wertpapier -Portfolio gefährlich zunehmen und die Märkte wiegen sich in einer Sicherheit die aus purer Not geboren wurde.
Sehr guter Artikel Herr Dittli, es sollte aber Fortsetzungen geben. z.B.darüber
1. Inwieweit treffen ihre Ausführungen auch auf die EZB und die einzelnen Nationalbanken der Euro-Staaten zu? Die Kommentatoren scheinen hier nicht den Unterschied zu sehen.
2. Sollte bei der von ihnen dargelegten politischen Sichtweise nicht in psychologische und politische Aspekte unterschieden werden? Psychologische Aspekte wären öffentliche Wahrnehmungen über die Solidität der Notenbank, politische die Verpflichtung oder quasi-Verpflichtung Ausschüttungen an den Staat zu leisten.
3. Fehlen tun auch Erläuterungen zum Zusammenhang zwischen Geldpolitik, Zinsniveau, Geldschöpfung und dem Gewinn der Notenbank sowie der geldpolitische Unterschied zwischen Gewinnen aus Währungsreserven und Gewinnen aus Zinserträgen der eigenen Währung. (Sollte die Verpflichtung zur Ausschüttung im gleichen Ausmass für alle Arten von Gewinn bestehen?)
4. Interessant wäre auch zu erörtern ob Notenbanken bei bereits schon negativen Eigenmitteln noch Ausschüttungen aus geldpolitischen Überlegungen machen könnten.
Geht hier nicht die Kernfrage vergessen: Ist ein System, das nur noch mit einer solchen Geldschwemme am Leben erhalten werden kann überlebensfähig? Wohl eher nicht. Wir wissen nur in welcher Form wir die Folgen erleben werden. Spätere Generationen werden darüber schreiben, und sich wundern, wie intelligente, erfahrene Menschen sich sehenden Auges in ein solches Schlammassel hinein manöverieren. Und dabei noch Zeit fanden, über da Problem aufgeblasener Notenbankbilanzen zu sinnieren.
Eine Ueberschuldung der SNB kann auch ökonomisch ein Problem sein. Im Fall einer Zinswende im USD und im EUR fallen erstens Wertberichtigungen an, und zweitens läuft die SNB in eine Fristen-Inkongruenz hinein. Die Duration der Devisenanlagen ist 4 Jahre, die Seignorage würde negativ. Die Giroguthaben der Banken sowie allfällige SNB-Bills wären aber am kurzen Ende zu verzinsen. Banken würden ja nicht ohne weiteres zinslose Guthaben in einer unterdeckten Währung halten. Ohne Rekapitalisierung entglitte der SNB die Kontrolle über die Geldmenge.
Eine Währung kann nicht untergedeckt sein, höchstens an Wert verlieren. Das führt aber zu einem Eigenkapitalschub bei der Notenbank auf den Devisenanlagen.
Sehr wohl. Die Währung einer Notenbank mit negativem Eigenkapital (ausgewiesen oder nicht) ist per Defintion unterdeckt. Siehe die Papiermark in den 20ern. Siehe Argentinien. Als Beleg dafür, dass sich die SNB mit diesem Thema befasst, ein Zitat von Danthine im Mai dieses Jahres: „While in principle it is feasible for the SNB [..] to operate with negative equity, scenarios whereby expenses exceed income for a prolonged period of time are conceivable. Such extreme scenarios [..] can also raise even more fundamental issues about the ability of a central bank to pursue a monetary policy oriented towards price stability.“ – Man weiss inzwischen, dass negatives EK auch ökonomisch problematisch sein kann.
Das bestätigt ja meine Aussage. Kann sie die Preisstabilität nicht gewährleisten verreist die Währung in den Keller und die SNB erhält dafür ein hohes positives EK; und trotzdem nützt das weder ihr noch der Wirtschaft etwas, ausser natürlich dem Export.
Was ich eben schrieb, ist nicht sehr präzise, dann ich bezog mich nur auf die Notenbank-Geldmenge. Sie haben selbstverständlich recht, dass eine negatives EK auch über eine Abwertung „von alleine“ verschwinden kann. Mein Punkt war allein, dass das nicht zwingend passiert. Und wenn es das nicht tut, kann die Zinsmarge der SNB unter Umständen über längere Zeit negativ sein. In dieser Ecke führen alle Handlungsoptionen der SNB zu Inflation: Liquidität abschöpfen erhöht die Zinsverluste, Liquidität belassen führt zu Teuerung. Einen Ausweg böte nur eine Rekapitalisierung.
Zinsmarge negativ bei Negativzinsen? Solange die Geldbasis aufgebläht bleibt können die Banken gesamthaft nicht ausweichen, höchstens sich gegenseitig den schwarzen Peter zuschieben; den letzten beissen die Hunde wenn er auf neuen faulen Staats- und Immobilienpapieren hocken bleibt. Abschöpfung ist gar nicht denkbar, dann steigen die Zinsen in kurzer Frist. Teuerung ist ja sehnlichst erwünscht, die daraus resultierende CHF Abschwächung ist aber ein langfristiger Weg, abgesehen davon nicht möglich ohne die Löhne über längere Zeit über das Produktivitätsniveau zu heben.
Wer nicht von Arbeitslosigkeit betroffen ist oder noch besser Rentner oder Direktzahlungsbezüger der kann sich auf eine langanhaltende angenehme japanische Deflation freuen und in Konstanz einkaufen gehen.
Das Problem der hohen Bilanzen der Zentralbanken sehe ich in den zunehmenden systemgefährdenden Risiken aufgrund erhöhter Instabilität. Was genau werden diese Künstler der Manipulation offerieren, wenn das Wachstum der Weltwirtschaft wieder einbricht? Bargeldverbot, Negativzinsen, komplette Überwachung und Bevormundung der Bevölkerung, immer noch mehr staatliche Zentralplanung, immer stärkerer Zentralismus auf internationaler Ebene (z.B. TTIP, TPP) etc. etc. Handelt es sich dabei um ein erstrebenswertes Modell, welches sich in der Geschichte als erfolgreich erwiesen hat? Natürlich erzeugt diese erhöhte Machtkonzentration bei den Entscheidungsträgern ein berauschendes Gefühl, aber nicht bei mir, der die zunehmende Vetternwirtschaft, Untergrabung wirklicher Rechtsstaatlichkeit und demokratischer Volksrechte innerhalb dieses politischen Zyklus zu erkennen glaubt.
„Wir wollen in diesem Beitrag auch nicht darüber spekulieren.
Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit wird es aber in den kommenden Jahren geschehen, dass einzelne Zentralbanken auf der Anlageseite ihrer riesigen Bilanzen grosse Verluste erleiden…“
Der Vorstoss ins Unbekannte besteht ja auch darin, dass die Zentralbanken immer mehr an Aktien und anderen Wertpapieren gekauft haben. Angeblich habe zum Beispiel die SNB für 70 Milliarden Aktien in ihrem Besitz. Da kann es zu hohen Gewinnen kommen, oder auch zu massiven Verlusten – Spekulationsgewinne oder Spekulationsverluste. Somit: Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit wird es auch Zentralbanken geben die hohe Gewinne auf ihren Bilanzen ausweisen können.
Und das Ökonomisch untragbare daran ist ja nicht der mögliche Schaden bei der Notenbank, sondern der dadurch indirekt ausgelöste Schaden an der Wirtschaft.
So zum Beispiel entsteht schon alleine durch den getätigten Kauf von Aktien ein volkswirtschaftlicher Schaden, nämlich in Form von Wettbewerbsverzerrungen, der durch die SNB aktiv unterstützt Umverteilung von Reichtum in die Hände von Aktienbesitzern und Händlern.
Die SNB investiert breit gestreut, Anfang Mai hielt sie Aktien von etwa 2500 US-Unternehmen im Gesamtwert von 700Mio
http://www.sec.gov/Archives/edgar/data/1582202/000158220215000002/xslForm13F_X01/InfoTable_Q12015.xml
Suchen Sie unter
http://www.sec.gov/edgar/searchedgar/companysearch.html
nach Swiss National Bank
Breit gestreut ist das nur auf den ersten Blick, eine Umverteilung von Unten nach Oben findet bei jedem Aktienkauf statt, die SNB finanziert ja obwohl breit gestreuter Investitionen nirgends auch nur im Entferntesten sowas wie Sozialausgaben. Die Propaganda von angeblich breiter Steuung täuscht darüber hinweg das hier Zitronensozialismus für Reiche finanziert wird.Inzwischen wissen wir ja auch dass diese Finanzierung weltweit betrieben wird, was einige Beobachter veranlasst von einer Art G7 – Plutokratie zu sprechen
Eine lächerliche Summe für eine Zentralbank wie die SNB, ausser sie ist vorsichtig betreffend den Aussichten des US-Aktienmarktes (Shiller). Aber diese Bank investiert ja auch nicht unsere eigenen „Blue-Chips“ und gute Aktien von Europa.
Hätte sie es gemacht vor einem Jahr, hätte sie heute keinen Verlust. Warum hat sie nicht gehandelt? Eine verbiesterte, veraltete
Ideologie ist das Leitmotiv der Handlung. Das Interview mit Professor Brunnetti ist erhellend bei seiner Ablehnung eines Wealth Funds. Er spricht von wirtschaftlichen Gründen, die dagegen sprechen. Es sei eine Planwirtschaft und die Privaten sollen das Risiko übernehmen. Der Staat sei dümmer als die Privatwirtschaft (Warum gibt es denn ständig Blasen an den Aktienmärkten?). Ein Staatsfonds sei geradewegs die Einführung der sowjetischen Planwirtschaft. Ich bin neugierig, wie das geht. Die SNB hat natürlich mit ihren kurzfristigen Devisenanlagen kein Kursrisiko. Warum redet man dann ständig vom Bond-Crash und den weiteren Verlusten, die der SNB drohen können. Die SNB ist ja ein Pfund-Liebhaber und ein Euro Verächter. Eine Haltung, bei der es mir kalt über den Rücken läuft, wenn man die britische Wirtschaft mit ihrem Leistungsbilanz-Defizit betrachtet. Warum geht es wirklich bei den Aktienanlagen der SNB oder eines allfälligen Staatsfonds. Stellen wir uns einmal vor, die SNB hätte 10 % aller Nestle Aktien. Für das Nestle Management ein Alptraum, wenn plötzlich der Bund die Einhaltung strikter internationaler Regeln betreffend Korruption und Transparenz verlangen würde, zum Beispiel über die Parteienfinanzierung in der Schweiz. Nicht ein bisschen Jota Abgabe der Macht der Organe einer Schweizer Aktiengesellschaft, auch wenn es die Aktiven der Nationalbank gewinnmässig vergrössern würde und die Kantone davon profitieren können. Eine verbiesterte Ideologie zum Schaden unserer Volkswirtschaft!
Dann sind wohl die Saudis, Katar, Emirate, Singapur und Norwegen alles sowjetische Planwirtschaften, welche Brunetti vor der CH schützen will. Brunetti als Lobbyist und Lakai der internationalen Heuschrecken sieht es deshalb lieber, dass die CH den genannten Staatsfonds nicht noch Konkurrenz macht.
Es sind immer die graduellen Veränderungen, welche zu einer sich verfestigenden Entwicklung führen. Josef erkennt diese Verletzung grundlegender Prinzipien gut. Die Krise seit 2008 ist genau gleich entstanden, indem gewisse Prinzipien aufgrund einer fehlerhaften Doktrin seit 30 Jahren schrittweise immer stärker verletzt wurden.
In der Finanzkrise haben Schweizer Akteure im grossen Stil Auslandaktiven in den CHF rapatriiert. Um die einheimische Exportwirtschaft zu schützen, hat die SNB diese Auslandaktiven auf die eigene Bilanz genommen. Es waren aber private Risiken!
Wenn jetzt die Korrektur dieser Auslandaktiven infolge der Zinswende kommt, wird sie entweder über den Geldwert des CHF abgefedert (Inflation und/oder Abwertung) oder die SNB wird neu kapitalisiert (dann trägt die öffentliche Hand den Schaden).
Die Anlagerisiken der kumulierten Leistungsbilanzüberschüsse (u.a. durch die hohe Spartätigkeit der Schweiz) gehören nicht auf die Bilanz der Notenbank. Dort werden sie sozialisiert. Das aber ist nicht die Funktion einer Währung. Zudem verhindert der Transfer der Risiken notwendige Anpassungen in der Realwirtschaft und lässt die Bevölkerung in ihrem Irrglauben (wie z.B. „der CHF ist zu hoch“).
@ Stefan
Sie bringen es auf den Punkt. Bei einer derartigen Ausweitung der Bilanz der Zentralbanken handelt es sich um die Umverteilung von privaten Risiken auf die Allgemeinheit. Dieser Artikel vernachlässigt zu untersuchen, inwiefern dieses Vorgehen den Grundsatz des kapitalistischen Systems untergräbt, resp. welche Konsequenzen sich daraus ergeben, wenn Risiken kostenfrei verallgemeinert werden, niemand mehr Bankrott gehen kann, welcher sich gut positioniert hat oder die Gesetze zu seinen Gunsten zu beeinflussen wusste, etc. etc. Gibt es einen Himmel ohne Hölle? Hat sich das Modell der Zentralplanung als erfolgreicher als wirkliche Marktwirtschaft erwiesen? Ist es sinnvoll, dass eine staatliche Institution nicht einzig den Marktplatz verbunden mit den gültigen Regeln zur Verfügung stellt, sondern auch noch die Preise festlegt, was durch die veränderte Funktion vom „Lender of last resort“ zum „Market maker of last resort“ im Kern passierte? Interessanterweise wird die korrosive Eigenschaft dieses Vergehens auf die wirtschaftliche Vitalität selbst von den Ökonomen weder erwogen noch wahrgenommen.
Das Eigenkapital der SNB wird wahrscheinlich in einer (Börsen-)Krise aufgebraucht.
Sind es die letzten 5 Jahre des Wirtschaftswachstums wert, der Glaube der Gläubiger durch eine Insolvenz der SNB in einer Zeit, in der der Glaube an das Wirtschaftssystem allgemein angeschlagen ist herauszufordern?
Auf der andern Seite wäre eine massive Abwertung des CHF durch die Insolvenz der SNB notwendig, wenn die grossen Zentralbanken kein Eigenkapital mehr hätten. Kann es sein, dass eine plötzliche, massive Inflation ausgelöst wird, wenn die Wirtschaft plötzlich auf die Liquiditätsschwemme der Zentralbanken in den letzten Jahren reagiert? In diesem Fall müssten die Währungen der Zentralbanken die ihre Bilanz derart aufgebläht haben, im Verhältnis zur Aufblähung der Bilanzen fallen und die Zentralbanken wären machtlos, da ihre Hebel längst am Anschlag sind.
Ich habe zwei Fragen. Wieso parken unsere Banken Geld in der Nationalbank, wenn sie mit einem Negativzins bestraft werden? Und wenn die Nationalbank Milliardengewinne durch Wertschriften erzielen kann, entzieht sie da nicht der Wirtschaft Geld, das sonst produktiv genützt werden könnte?
Die Gewinne aus der Zinsseignorage bzw. Geldschöpfungsgewinn fliessen normalerweise über Ausschüttungen an Bund und Kantone zurück. Der Wirtschaft wird nicht Geld „entzogen“ sondern im Gegenteil wird es ins Schaufenster gestellt und von der Wirtschaft nicht abgeholt; dafür nehmen es die Immobilien und Aktienspekulanten.
Die grossen Mengen an Schweizerfranken der Banken sind nicht bei der Nationalbank deponiert, sondern befinden sich im Schweizerfranken Geldmarkt in London, über den die SNB keinen Einfluss hat. Oder hat man vernommen, dass die Grossbanken, inklusive die beiden Schweizer, und die Multinationalen Millionen CHF an die SNB als Negativzinsen abgeliefert haben. An die Kasse kamen die hiesigen Kleinbanken und unsere Pensionskassen, die eine ganze andere Art von Liquiditätsplanung betreiben als die vorerwähnten Institutionen.
Das Thema ist kontrovers. So behauptet zB Prof. Sinn, dass die Bundesbank bei Verlustrealisierung auf den Targetsalden nicht nur keine Ausschüttungen mehr machen kann, sondern vom Steuerzahler rekapituliert werden müsse. Prof. Hankel, langjähriger Währungsexperte und Notenbanker, wiederum hat dies immer bestritten. Klar ist, dass Geschäftsbanken sicher nicht die Notenbank betreiben werden, weil sie ja dann mit einem entsprechenden Verlustschein angesichts ihrer dünnen EK Decke alle sofort auch konkurs wären. Der springende Punkt ist wie richtig im Artikel gesagt, dass Umlaufsmittel und Geldzertifikate keine Schulden im herkömmlichen Sinn sind. Sodann kann eine Notenbank auch in der Form einer öff. Anstalt geführt werden. Der öff. Haushalt des Bundes ist ohnehin seit jeher massivst überschuldet, und trotzdem fordert niemand die Liquidation der Eidgenossenschaft, sie erhält im Gegenteil ein Toprating dafür.
Aus Sicht der CH Situation müsste die SNB alles unternehmen um möglichst überschuldet zu werden um den Märkten ihre schlechte Lage zu signalisieren; gerät zudem die CH Wirtschaft in die Depression könnte mittelfristig der CHF endlich geschwächt werden. Dies wiederum würde der SNB einen gigantischen Eigenkapitalschub bescheren und der Export würde wieder jubeln. Schon aus dieser Betrachtung ist klar, dass ein rein politisches Problem vorliegt.
Der Autor des Artikels hat leider von Star Trek keine Ahnung. Gene Roddenberry der Erfinder von Star Trek hat sich auch ein Ökonomisches System ausgedacht
Der Begriff „Star Strek“-Ökonomie ist keine Erfindung von Mark Dittli, sondern wird von US-Ökonomen so verwendet. Es ist eine Wortspielerei mit dem Satz „…where no man has gone“. Es ist ähnlich sinnvoll/witzig/blödsinnig wie z.B. der Begriff „Ampel-Koalition“, der ja auch nichts mit einer Ampel zu tun hat.
Trotzdem kann ich Martin beipflichten: Star Trek zeichnete sich aus, dass sie eine Geldwirtschaft überwunden haben. Macht ja auch kein Sinn mehr, Geld zu haben wenn jeder einfach Sachen im Replikator materialisieren lassen kann. ich wünschte mir, wir hätten eine Star Trek Wirtschaft und Gesellschaft in dem Sinne.
Wobei die Ferengi ja recht gut den heutigen Bankstern entsprechen ..