Die Hintergründe des Bond-Crashs

Schild über einer U-Bahnstation vor der Commerzbank-Zentrale in Frankfurt am Main. Foto: Thomas Lohnes (Reuters)

Es geht abwärts: Schild über einer U-Bahnstation vor der Commerzbank-Zentrale in Frankfurt am Main. Foto: Thomas Lohnes (Reuters)

Über die internationalen Bondmärkte fegte in den vergangenen zwei Wochen ein heftiges Gewitter. Staatsanleihen erlitten prozentual die schlimmsten Verluste seit vier Jahren.

So stieg beispielsweise die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen Deutschlands von 0.07 auf 0.72 Prozent, die Rentite zehnjähriger U.S. Treasuries von 1.8 auf 2.2 Prozent und die Rendite zehnjähriger Obligationen der Eidgenossenschaft von -0.2 auf 0.1 Prozent. Das klingt zwar unspektakulär, entspricht aber Kursverlusten auf diesen vermeintlich sicheren Wertpapieren von 5 Prozent und mehr.

Einen derart heftigen Preisausschlag in Staatsanleihen hat es gemäss den Analysten von Barclays in den vergangenen 15 Jahren nur zwei Mal gegeben (hier mehr dazu).

So sieht der «Crash» grafisch aus (Quelle: Bloomberg):

Bei Anleihen ist die Bewegung zwischen Rendite und Kurs invers, das heisst, ein Renditeanstieg bedeutet eine Kurseinbusse für den Investor, der die Anleihe besitzt.

Was ist geschehen?

Wie üblich, wenn an den Finanzmärkten eine heftige Bewegung stattfindet, suchen Beobachter, Kommentatoren und Medien nach Gründen. Eine mögliche Erklärung liegt im Ölpreis: Er ist seit März von der Öffentlichkeit kaum beachtet um fast 40 Prozent gestiegen, was zu höheren Inflationserwartungen in Europa und den USA geführt haben könnte. Höhere Inflationserwartungen wiederum führen zu einem höheren Zinsniveau am Bondmarkt.

Ist die Erklärung plausibel? Mag sein.

Eine andere Erklärung: Das Wirtschaftswachstum in Europa könnte in den kommenden Quartalen stärker ausfallen als erwartet (hier mehr dazu), was ebenfalls für ein höheres Zinsniveau spräche.

Mag sein.

Eine dritte Erklärung: International anerkannte Bond-Investoren wie Bill Gross von Janus Capital und Jeffrey Gundlach von DoubleLine Capital haben in den vergangenen Wochen in öffentlichen Auftritten gesagt, sie hielten den Bondmarkt für massiv überteuert und würden Anleihen leerverkaufen («short»), um damit auf sinkende Kurse zu wetten. Gross nannte deutsche Bundesanleihen gar den «Short of a Lifetime».

Ist diese Erklärung plausibel? Mag sein.

Wir wissen es schlichtweg nicht. Die Teilnehmer an den Finanzmärkten haben ein grosses Bedürfnis, zu wissen, was einen bestimmten Kursrutsch verursacht hat. Meist ist es jedoch müssig, einen klaren Grund identifizieren zu wollen. Es gibt diesen eindeutigen Auslöser nicht. Die Finanzmärkte sind ein komplexes adaptives System – es ist daher unmöglich, eine klare Kausalität zwischen einem Ereignis wie dem Kursrutsch am Bondmarkt und einem möglichen Auslöser festzustellen.

Im Folgenden möchten wir einen Effekt genauer beleuchten, der eine grosse Rolle im Bondcrash gespielt haben könnte, der bislang kaum beachtet wurde und der exemplarisch zeigt, wie wenig die meisten Investoren über die Funktionsweise der Finanzmärkte verstehen.

Kurz zusammengefasst: Die ungewöhnlich hohe Stabillität an den Bondmärkten in den vergangenen Monaten ist genau die Ursache für die heutige Instabilität. Es ist eine These, die sich an den grossen amerikanischen Ökonomen Hyman Minsky anlehnt.

Stabilität soll zu Instabilität führen? Wie kommt es zu diesem scheinbaren Widerspruch?

Die meisten Grossbanken, Investmentbanken und zahlreiche Hedgefonds benutzen für ihr Risikomanagement die sogenannte Value-at-Risk-Methode (VaR), um ihre Anlagepositionen zu verwalten. Wir wollen hier nicht allzu technisch werden, aber stark vereinfacht gesagt sagt der VaR aus, wie hoch der maximale Verlust auf den eingegangenen Investmentpositionen über einen bestimmten Zeitraum und einem bestimmten Konfidenzniveau (z.B. 95 Prozent) ist. Es gibt drei gängige Berechnungsmethoden für den VaR, doch ihre Darstellung würde den Rahmen dieses Beitrags sprengen; ich werde mich im Folgenden auf die Analytische VaR-Methode beschränken.

Die VaR-Methode hat einige Schwächen, zum Beispiel nimmt sie eine statistische Normalverteilung der Kursausschläge um den Mittelwert an, wodurch Extremereignisse an den Finanzmärkten systematisch unterschätzt werden. Für den Erklärungsversuch des Bond-Crashs relevant ist eine zweite Schwachstelle der VaR-Methode: In die Berechnungsformel fliessen historische Volatilitäten (Schwankungsbreiten) der Kurse an den Finanzmärkten ein. Implizit wird damit angenommen, dass die historisch beobachtete Volatilität auch für die Zukunft gilt.

Genau das könnte sich im Fall des Bondmarktes für einige Investoren als fatal erwiesen haben.

Bekanntermassen haben gewichtige Zentralbanken – das Fed in den USA, die Europäische Zentralbank, die Bank of England, die Bank of Japan – in den vergangenen Monaten und Jahren grosse Mengen an Staatsanleihen gekauft. Diese Bondkäufe – auch hier: eine Kausalität kann nur vermutet, nicht bewiesen werden – gingen mit einer stetig sinkenden Volatilität an den Bondmärkten einher. Die Kurse bewegten sich immer stabiler.

Was war nun der Effekt dieser sinkenden Volatilität? Grossinvestoren – eben, die genannten Gross- und Investmentbanken – nahmen die gesunkene Volatilität als gesunkenes Risiko wahr, denn eine niedrigere Volatilität führt auch zu einem niedrigeren Value at Risk.

Das wiederum kann sie verführt haben, immer mehr Bond-Papiere zu kaufen.

Wenn nun aus irgend einem Grund – der eigentliche Auslöer kann trivial sein – die Preise an den Finanzmärkten plötzlich eine heftige Bewegung vollführen, dann läuft die Mechanik in die andere Richtung: Steigende Volatilität führt zu einem steigenden Value at Risk, und um ihr Risiko zu verringern, muss die betreffende Bank Bonds verkaufen. Wenn das wiederum viele Banken gleichzeitig tun, geraten die Kurse noch mehr unter Druck, die Volatilität steigt, die Risikomodelle der Banken schlagen Alarm, was wieder weitere Verkäufe auslöst.

So gesehen könnte genau die an den Bondmärkten registrierte Stabilität – abzulesen an der lange Zeit sinkenden Volatilität – zu der heutigen Instabilität geführt haben.

Ist das eine plausible Erklärung? Mag sein.

Übrigens: Über die Politik der Zentralbanken und die Funktionsweise des Finanzmarktes als komplexes adaptives System spricht William White, der frühere Chefökonom der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich, in diesem ausführlichen Interview, das ich kürzlich mit ihm führen konnte.

Und für alle, die sich für Finanzhistorie interessieren: In der FuW-Redaktion haben wir eine neue Serie über historische Spekulationsblasen gestartet. Hier mein Beitrag über die kaum bekannte, herrlich schöne Londoner Technologieblase von 1694. Und hier der Beitrag meines Kollegen Sandro Rosa zur niederländischen Tulpenmanie von 1636/37. Weitere Beiträge folgen in den kommenden Wochen.

23 Kommentare zu «Die Hintergründe des Bond-Crashs»

  • Linus Huber sagt:

    Eine andere mich bisher unbekannte Perspektive zur Krise von 2008 im 2. Teil dieses Links „Cloward-Piven Strategy“

    http://www.discoverthenetworks.org/groupProfile.asp?grpid=7522

  • Linus Huber sagt:

    „The Secret Corporate Takeover“

    Dieses Thema verdient zweifelsfrei einen Artikel hier.

    https://www.project-syndicate.org/commentary/us-secret-corporate-takeover-by-joseph-e–stiglitz-2015-05

  • Linus Huber sagt:

    Aus meiner Sicht birgt der Artikel nichts neues, sondern bestätigt meine hier immer wieder vertretenen Überlegungen, z.B.

    – die Gefahr zunehmender Instabilität durch die massiven Eingriffe der Zentralbanken
    – künstlich erzeugte Stabilität führt zu ruckartigen Veränderungen (Stability creates instability – Minsky)
    – der durch die Zentralbanken erzeugte Anreiz zu gleichpoliger Strategie mit zunehmendem Hebel der meisten Akteure erzeugt Blasen
    – die Verhinderung guter Deflation zeitigt längerfristig negative Auswirkungen (White) und stellt eine eindimensionale Betrachtungsweise dar
    etc. etc.

    Der Fokus von White auf den Auftrag an welchen sich die Zentralbanken zu halten haben, vermisst allerdings den wichtigen Aspekt, dass erstens die Doktrin zwecks Auftragsformulierung größtenteils ihr Gedankengut spiegelt und sie sich erwiesenermassen zunehmend in den Dienst der Finanzindustrie stellte, was keineswegs dem Wohl der Bevölkerung und der Wirtschaft entspricht. Aber eben, obwohl sie versagten, will selbst White ihnen noch mehr Kompetenzen zuschanzen, was sehr wohl mit seiner persönlichen Situation zu tun haben dürfte.

  • seebueb sagt:

    Interessanter Artikel, danke.

  • Rolf Zach sagt:

    In diesem sehr guten Artikel wird einiges sehr gut erklärt. Mir scheint der Einfluss der Ölpreises auf den Bondmarkt praktisch keinen direkten Einfluss zu haben. Der Ölpreis ist in erster Linie ein Konjunkturtreiber. Fällt der Ölpreis, beflügelt dies die Konjunktur in den Industriestaaten (in erster Linie Konsum), steigt er, passiert das Gegenteil. Interessanterweise ist im Gegensatz zu den 20er Jahren
    der Ölpreis vor 2008 gestiegen und trotzdem hielt sich die Konjunktur z.B. in den USA. Warum? Die USA haben die Überschüsse der Erdölstaaten wie ein riesiger Schwamm aufgesogen und in den Immobilienmarkt gesteckt. Die Schulden stiegen mit der Spekulation enorm, aber nicht die verfügbaren Einkommen der Kreditnehmer, die Ölpreishausse war fühlbar. Der Rest ist Geschichte. Der zweite Grund, Leerverkäufe von Anleihen an der Börse, ist natürlich hoch spekulativ und sie brauchen Banken dafür, die sie absichern und wenn bei Fälligkeit, die notwendigen Kredite zu Verlängerung geben, wenn es sich nicht ihrem Sinn entwickelt. Ich wage zu behaupten, dieser Einfluss beläuft sich nur auf 1 bis 2 % des gesamten Bondmarktes. Nun zu den Risikomodellen, auch ich durfte so ein „Value at Risk“ für eine Bank erstellen auf Grund der Zinsschichtenbilanz, deren Grunddaten ich bestimmte. Weder die Revision noch mein Chef hat sich jemals dafür interessiert, einzig die SNB verlangte die Zinsschichtenbilanz. Solche Methoden
    sind erster Linie einmal da, um dem Handel Limiten zu setzen, was durchaus zu begrüssen ist. Wenn aber eine Handelsabteilung nicht gewinnträchtig ist, können sich solche Modelle kaum durchsetzten oder man greift zu verbotenen Kartellabsprachen, wie dies
    beim LIBOR der Fall war. Schwierig einzuschätzen, wie gross der Einfluss solcher Modelle ist. Nach Taleb sind sie nicht viel wert, weil sie die grossen und überraschenden Verwerfungen nicht berücksichtigen. Einfluss: 10 bis 15 %. Das Wirtschaftswachstum betrachte ich als den entscheidenden Faktor. Wir werden in den nächsten 12 Monaten eine grosse Ansammlung Fusionen und Fusionsabsichten erleben. Allein Syngenta und Monsanto sind dafür ein klassisches Beispiel. Wenn die Fusion Erfolg hat, wird der ganze Bargeldanteil fremd finanziert. Die Leute von Goldman Sachs weibeln wie die Postboten herum, um solche Deals zu bewerkstelligen. Heinz-Kraf Food-Nestle? IBM-Apple? Oracle-Microsoft? Übrigens weder CS noch UBS werden die Deal-Macher sein, aber die Deal-Kreditgeber.

  • Roli sagt:

    Es gibt auch Leute, die erklären den Anstieg mit dem Verkauf von Bonds durch die Chinesen. Es gab keine Liquidität (Käufer) im System (wegen den neuen Regeln für die Kapitalanforderungen für die Banken) und Hedgefonds sind teilweide mit hohen Hebeln investiert, die müssen schnell handeln.
    Vielleicht hat der Währungskrieg begonnen und die Chinesen haben einen ersten Schuss vor den Bug geschossen?

  • Augezeichneter Artikel.
    Genau dieselbe Problematik liegt dem ersten grossen Bankrott der Finanzkrise von 2007 zugrunde:
    Bear Stearns hatte zwei interne Debt Hedge Funds.

    Diese kauften mit 10x Leverage strukturierte AAA Papiere.
    Als Risikomass wurde – Sie ahnen es – das VaR verwendet.

    Ich machte damals die Fundmanager Matt Tannin und Ralph Cioffi auf die inhärenten Risiken aufmerksam:
    Bei Bonds sind die Preise zumeist gemächlich ändernd, und die Vola äusserst tief.
    Crashes sind dann immer massiv, und sehr viel überraschender, als bei den eh stark schwankenden Aktien.
    Womit die Vola bei Bonds einfach kein sinnvolles Riskomass ist.
    Tannin und Cioffi fragten mich nach meinem Vorschlag. Die Antwort war damals ein hohes Mehrfaches der Vola zu verwenden.
    Darauf kam die Antwort, es würde dann unmöglich, ihre Leverage-Strategie zu fahren.
    Der Rest ist Geschichte:
    http://www.bloomberg.com/news/articles/2012-02-13/ex-bear-stearns-managers-cioffi-tannin-to-pay-1-05-million-in-sec-suit

    Cioffi und Tannin wurden für schlechtes Handwerk massiv abgestraft.
    Unsere PK-Manager hingegen, welche zum grossen Teil massiv in Bonds investiert haben, und nun 10% Verlust darauf eingefahren haben: Welche Konsequenzen gibt es dafür?

    • Marcel Senn sagt:

      Roli Ein interessantes Stück Wirtschaftspekulationsgeschichte mit einem ungewöhnlich gerechten Ausgang – die unrechtmässig erzielten Gewinne in Boniform mussten retourniert werden und eine Strafe kam noch drauf – zumindest für Cioffi und Tannin.
      .
      Für die PK Manager – wie sehen die Verluste von 2009 heute aus? Wenn diese sich über den Vergleichsindizes entwickelt haben und die 10% wieder eingefahren haben innert 6 Jahren – wo ist denn das Problem? Wenn nicht wie hoch ist die kumulierte Underperformance? 10% im Worst Case ja auch nicht alle Welt – das ist allenfalls ein schwarzes Entli, aber noch lange kein schwarzer Schwan.

  • Marcel Zufferey sagt:

    Und dann haben wir da noch die Credit Spreads: Griechenland wird offenbar gar nicht mehr erfasst, Russland als z. Z. weltweit Zweitletzter hat einen Creditspread von 4’842, die Schweiz, Norwegen und Schweden einen von 14 (5 Jahre, USD in BPS, Stand 21.04.2015), was ihnen als Einzige von allen Ratingagenturen AAA (S&P, Fitch, Dagong), bzw Aaa (Moody’s) beschert. Interessant v. a. im Falle der Schweiz: Seit der Aufgabe des Euro-Mindestkurses haben sich die Credit Spreads nahezu halbiert- was auf eine seither deutlich gestiegen Kreditwürdigkeit hinweist!

  • Marcel Zufferey sagt:

    Im Prinzip ist es in den letzten 10, 20 Jahren in sämtlichen Anlagekategorien (Devisen, Bonds, immobilien, Rohstoffe, Aktien, Antiquitäten, Kunst, etc.) zu einem gewaltigen Anstieg der (impliziten) Volatilitäten gekommen: Das halte ich für das eigentliche Alarmsignal!

  • ast sagt:

    Das sich bei Anleihen etwas ändern würde war doch vielen klar. Anleihen verschuldeter Staaten ( und das sind fast alle) haben durch die nicht mehr kompromisslose Rettungs-Politik ein schlechteres Risikoprofil erhalten.

    Es gibt ein höheres Risiko bei Anleihen, infolge zunehmendem Vertrauensverlust in Institutionen. Das Versagen der SNB mag auch noch dazu beigetragen haben, die Ankündigung der FED mit höheren Zinsen was nicht so richtig aufgeht, sowie natürlich der Umgang mit Griechenland, und zunehmende militärische Konfliktbereitschaft im näheren Umfeld westlicher Staaten.

    • Marcel Senn sagt:

      Sieht man auch ganz gut im Blasencockpit der ETH Zürich, wo bei den Fixed Income Assets aktuell 65% der untersuchten Titel Blasencharakteristiken aufweisen, während es bei den Equities „nur“ 30% sind und bei den Rohstoffen noch 18% und den Währungen 13%.
      Etwas Luft hat die Bondblase seit ihrem Höchstwert im März 2015 mit 85% schon abgelassen!

      http://www.er.ethz.ch/fco/FCO_Cockpit_May1st_2015.pdf

  • Greg Möll sagt:

    @Senn
    Geld kann nicht verloren gegangen sein, aber wer hat es nun auf dem Konto?

    • Marcel Senn sagt:

      Möll: Wenn Sie begriffen hätten, dass die SNB auf ihrer Aktivseite praktisch kein Geld (Cash, Giralguthaben etc) hat, sondern eben 71% in Staatsanleihen, 11% in anderen Anleihen und 18% in Aktien, dann würden Sie eine solche Frage gar nicht stellen!!
      .
      Where has the money gone? Dieses ging weg beim Kauf der Staatsanleihen etc. momentan dürfte die SNB aus diesen Käufen sogar noch im plus sein, was den erstaunlich tiefen Verlust von nur 30 Mrd im Q1 aufzeigt, rein währungstechnisch hätte es mehr sein müssen — die Bondblase hat dies damals noch gemildert — aber das ist ja auch wieder Schnee von gestern, seither haben sich die Preise von den Höchstständen schon wieder etwas entfernt, wie ja auch dem Artikel zu entnehmen ist.
      .
      So wie Assetinflation resp. Blasen (z.B. Blasendefinition von 2 Standardabweichungen über dem langjährigen Mittelwert eines Assets) entstehen können, so können sie auch wieder verschwinden – entweder crashartig oder kaskadenartig – wieviel Geld dabei wirklich den Besitzer wechselt hängt vom Transaktionsvolumen im Verhältnis zur Gesamtassetbewertung ab.
      Wenn z.B. die Hauspreise anziehen, dann wird ja auch immer nur ein kleiner Teil aller Häuser pro Jahr verkauft, aber alle Hausbesitzer fühlen sich dann in Geld ausgedrückt „reicher“ und gewisse beginnen dann unvernünftig zu handeln und für andere spielt der aktuelle Marktpreis keine Rolle, da sie ja in ein und demselben Haus wohnen bleiben,
      Und bei Wertschriften ist das auch nicht viel anders, nur die Märkte sind da einfach noch viel viel schneller und Transaktionskosten günstiger als bei den Hauspreisen.
      .
      Habe ich mich verständlich ausgedrückt?
      .

  • Super Beitrag….
    Vielen dank….

  • Marcel Senn sagt:

    Gutes Interview im Link mit William White:

    «Zentralbanken agieren wie der Einäugige unter Blinden»
    .
    Auch zum epochalen Anwachsen der Bondblasen haben die Zentralbanken einiges dazu beigetragen mit all den QE’s und natürlich auch als Giftmülldeponie für Bonds aller Art.
    Vor allem die FED, EZB; BoE, BOJ und auch die SNB haben ihre Bilanzen mit Bonds auf mittlerweile historische Höchstwerte aufgebläht. Vergleicht man den langjährigen Mittelwert der Zentralbankbilanzassets vor 2007 mit heute, so haben die schon längst 2 Standardabweichungen überschritten und man kann daher getrost auch von bondgenährten Zentralbankbubbles sprechen.
    .
    Bei der SNB mit aktuell rund 370 Mrd Assets in Obligationen und einer Duration von 4.1 würde jeder allfällige zukünftige Zinsanstieg von 1% rund 4.1% Wertverluste auf dem Bondportfolio oder satte 15 Mrd Franken bewirken. Schon bei einem Zinsanstieg resp. Yieldanstieg von 4% wäre das ganze SNB-EK (aktuell rund 56Mrd) weg.
    Ein paar Mrd wird sie jetzt schon verloren haben mit den aktuell fallenden Bondpreisen!

    • ast sagt:

      das könnte durchaus eintreffen, die Wahrscheinlichkeit ist aus meiner Sicht jetzt viel zu hoch für das SNB Anlageprofil . Ich würde jetzt daran denken in Edelmetalle umzutauschen.

      • Marcel Senn sagt:

        Ast: Mit den aktuellen rund 540 Mrd „Devisenreserven“ hält die SNB annährend 50% des Wertes der globalen Zentralbankgoldweltreserven von rund 32’000 Tonnen Gold! (32’000 Tonnen a rund 38’000 Fr.sind in etwa 1.2 Billionen)
        .
        Von der Bondblase sich in eine währschafte Goldblase (bei solch riesigen Käufen) hineinmanövrieren, dazu würde der CHF nochmals sehr heftig aufwerten und die Exportwirtschaft/Turismus noch völlig abwürgen….sorry Herr Ast, lassen Sie doch lieber die SVP die CH an die Wand fahren, die können das mindestens genau so gut wie die SNB das theoretisch könnte!

        • ast sagt:

          Es gilt die Risiken besser zu verteilen Herr Senn. Und ich sehe im Moment eben dass die Edelmetalle kaum weiter fallen werden, eher steigen. Wenn die Aktien nicht überhöht wären, hätte ich vielleicht Aktien empfohlen. Wenn das Risiko eines Euro Zerfalls nicht enorm hoch wäre, würde ich zu Euros raten. Aus meiner Sicht bleibt im Moment fast nur Edelmetalle (im übrigen würde ich Silber kaufen und nicht Gold, und etwas Platin Metalle), und vielleicht noch der US$. Das der Franken bei Silberkäufen/Platinmetallen noch mehr ansteigen würde, wage ich zu bezweifeln. Wenn die SNB schon Aktien kauft und es geschieht danach wenig, warum sollte sie bei relativ unauffällig getätigten Edelmetallkäufen den Franken noch weiter hochtreiben, das verstehe ich nicht ganz, Herr Senn.

          • Marcel Senn sagt:

            Herr Ast: In solchen Dimensionen können Sie keine „relativ unauffällig getätigten Edelmetallkäufe“ mehr machen!! Zudem müsste die SNB für Silber zuerst mal neue Tresorhallen bauen…und wenn Sie beginnen die Euronen resp. die Bonds in Euro gegen Silber einzutauschen, dann wird doch zwangsläufig der Franken stärker und die Bonds verlieren noch mehr an Wert.
            Die SNB musste in den letzten paar Wochen vermutlich schon wieder Devisen im Umfang von fast 10 Mrd kaufen — nur merkt das die breite Oeffentlichkeit gar nicht mehr, die werden jetzt im Irrglauben gehalten die SNB kaufe keine Devisen mehr. Im Juli bei der Quartalsrechnung weiss man dann genau wieviel es wieder war!
            .
            Aber wenn Sie privat etwas Silber und Platin kaufen — dann kommen Sie mit Ihren „relativ unauffällig getätigten Edelmetallkäufen“ sicher ganz gut unbemerkt unter dem Marktradar vorbei 🙂 (ausser Sie seien Multimilliardär)

          • ast sagt:

            ein interessantes Dokument, besten dank @Senn

          • seebueb sagt:

            @Senn
            Danke (besser spät als nie) für den McKinsey-Link vor zwei Wochen.

            Das Statistische Monatsheft dürfte für Sie ebenfalls interessant sein, der Detailisierungsgrad ist grösser als im Quartalsbericht (kenne nur die zugehörige Medienmitteilung). Zu beachten ist jedoch, dass ein gestiegener Bilanzwert auch durch Änderungen des Devisenkurses hervorgerufen werden kann.

            Neue Käufe durch die SNB liegen durchaus in der Luft, die US-GDP-Zahlen sind erschreckend:
            US-Headline-Wachstum 0,2% bei 0,1% Deflation.

            Aber der Core-CPI zeigte 1,8% Inflation, gemessen daran ist das US-GDP im ersten Quartal um 1,6% geschrumpft. Dazu kommt Lageraufbau um 30Mrd, was annualisiert 0,7% ausmacht – ohne Lageraufbau wäre sogar das Headline-Wachstum negativ gewesen.

          • Marcel Senn sagt:

            Seebueb: Die McKinsey Berichte sind nicht schlecht, nur werden die Amis da einmal mehr etwas beschönigend dargestellt, nämlich die internen Schulden einfach weggelassen während man die bei den Japanern knallhart drin lässt – und bei denen macht der Unterschied 100% des BIP aus – 134% oder 234% Staatsschulden des BIP sind schon noch ein Unterschied. Und viele lokale Schulden werden auch nicht berücksichtigt – leider habe ich nirgends einen Breakdown der einzelnen Schuldenkategorien gefunden, wäre noch interessant.
            Bin gespannt im Monatsheft auf die Q1 Net International Investing Position – dann haben wir mal einen Anhaltspunkt um wieviel wir durch die MK Aufhebung „ärmer“ geworden sind, da die CH ja rund 4.2 Bio Investitionen im Ausland hat und Ausländer rund 3.4 Bio in der CH – also eine positive NIIP der Schweiz von rund 800 Mrd – aber die dürfte durch den tieferen € und auch $ seit 31.12. doch einiges geschrumpt sein – schätze grob so um die 200 – 300 Mrd Franken.

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