Warum ist der Ölpreis so niedrig?
Konjunkturprognosen sind auch nicht mehr, was sie mal waren… Diesen Eindruck hat man zumindest, wenn man den halbjährlichen Outlook des Internationalen Währungsfonds (IWF) über die letzten fünf Jahre verfolgt hat. Jedesmal lag der IWF deutlich daneben.
Die Lektüre des halbjährlichen Konjunkturberichts lohnt sich trotzdem. Denn jedes Mal enthält er neben der Konjunkturprognose einige Kapitel, in denen wichtige ökonomische Veränderungen der Gegenwart analysiert werden. Im neusten Bericht wird zum Beispiel der jüngste Zerfall des Ölpreises analysiert – eine Entwicklung, welche die wirtschaftlichen Aussichten vollkommen verändert hat.
Die folgende Grafik zeigt das Ausmass des Preiszerfalls: rund 50 Prozent seit Sommer 2014. Im ersten Quartal 2015 ist der Preis wieder etwas gestiegen, aber wir sind immer noch weit weg vom Durchschnitt der letzten Jahre. Nur während der Finanzkrise 2008-09 war der Einbruch vergleichbar.
Wie lässt sich der dramatische Preiszerfall erklären? Ist das Fracking in den USA dafür verantwortlich? Oder liegt es an der Opec? Oder ist alles auf die lahmende Konjunktur Chinas zurückzuführen? Die Antwort des IWF lautet: Es ist ein zufälliges Zusammenspiel von Überraschungen, die niemand voraussehen konnte.
Auf der Angebotsseite waren es zwei Entwicklungen, die man nicht vorausgesehen hat:
- Eine Erhöhung der Ölproduktion im Irak und in Libyen – überraschend angesichts des Bürgerkriegs in diesen Ländern.
- Eine Kehrtwende der Opec – überraschend, weil die Opec im Normalfall die Ölproduktion drosselt, sobald der Preis sinkt. Diesmal beschränkte sie sich darauf, die Produktion auf demselben Niveau zu halten.
Und dazu kam, wie man schon lange beobachten konnte, eine höhere Produktion ausserhalb der Opec hauptsächlich dank dem Fracking in den USA.
Die folgenden zwei Grafiken verdeutlichen diese Trends. In der linken Grafik sieht man, dass die Produktion ausserhalb der OPEC in den letzten fünf Jahren stark zugenommen hat (gelbe Linie) und dass die OPEC-Länder keine Drosselung der Produktion vorgenommen haben (grüne Linie). Dokumentiert ist ausserdem das aussergewöhnlich schnelle Wachstum der Investionen ausserhalb der OPEC (rote Balken).
In der rechten Grafik sieht man den Zuwachs der nicht-konventionellen Ölproduktion (gelbe Linie, ganz unten). Vom Umfang her ist sie noch klein im Verhältnis zur konventionellen Ölproduktion (grüne Linie). Aber das Wachstum ist enorm.

Es sind aber nicht nur überraschende Angebotsfaktoren, die den Zerfall des Ölpreises erklären. Auch auf der Nachfrageseite ergab sich eine Überraschung – in dem Sinne überraschend, als nicht das lahmende China, sondern das schwache Wachstum der OECD-Länder die Zunahme des Ölkonsums bremste. Vor allem in Europa und in Japan scheint der Ölhunger abgenommen zu haben, meist aus konjunkturellen Gründen, aber auch wegen höherer Energieeffizienz.
Wie geht es weiter? Der IWF hat keine Ahnung. Er zeigt zwar eine Berechnung, aber die Streuung ist so gross, dass alles möglich scheint. Die einzige Aussage, die einigermassen überzeugend ist: Ewig wird der Ölpreis nicht so niedrig nicht so bleiben.
Interessant sind aber die Betrachtungen des IWF zur Frage, wie sich die Investitionen im Ölsektor entwickeln werden, wenn der Ölpreis über längere Zeit niedrig bleibt. In der Vergangenheit war die Reaktion jeweils heftig: Wenn der Ölpreis um 1 Prozent sank, gingen die Investitionen um 0,6 Prozent zurück (im Verhältnis zum Dreijahrestrend). Und der jüngste Preiszerfall hat in den USA bereits zu einem starken Rückgang geführt, wie die folgende Grafik zeigt.

Dies könnte dazu führen, dass die Erhöhung des Ölpreises abrupt kommen wird. Denn wenn über eine längere Zeit zu wenig investiert wird, ergibt sich bald eine Angebotsknappheit. Sicher ist das allerdings nicht, denn es gibt keinen Markt auf der Welt, der so stark von politischen Überlegungen dominiert ist, und diese sind prinzipiell nicht prognostizierbar.
28 Kommentare zu «Warum ist der Ölpreis so niedrig?»
Die Wahrheit ist , dass die USA aufgrund der Shale Ölförderung und der Natral Gas Liquidsförderung nur noch einen
Kohlenwasserstoff-Bedarf aus dem Ausland von 4,5 Millionen Barrel am Tag hat, über 60% weniger als 2008.Spätestens
2019 ist die USA unabhängig von Öleinfuhren. d.h.der ehemalig größte Ölimporteur fällt weg und somit muß der Ölpreis
fallen da das Ölangebot viel größer als die Ölnachfrage. Allein 3.000 Rigs sind momentan in den USA außer Betrieb können
aber jederzeit wieder zur Ölförderung beitragen, damit dürfte jedem klar sein, dass wir die nächsten Jahre einen sehr
niedrigen Ölpreis von ca. 50 bis 70 $ haben.
Hier noch ein interessanter Artikel, den ich gefunden habe und der einige Antworten auf die Frage „Warum ist der Ölpreis so niedrig?“ geben kann.
http://oilprice.com/Energy/Oil-Prices/Could-This-Be-Saudi-Arabias-Best-Kept-Secret.html
@Marcel Senn: Danke für den Link. Dass die Europäer keine Details wissen, davon würde ich mal ausgehen. Bei den Amerikanern habe ich gewisse Zweifel. Es sind bis und mit heute noch immer viele Geologen, Petrol Engineers etc.etc. und auch Sicherheits- u. Militärberater im Lande, auch im Oelbereich. Vielleicht wissen die doch mehr als sie offiziell sagen? P.S. Zu meinen Zeiten, vor ein paar Jahren, kostete der Liter Benzin in Saudi Arabien zwischen ca. 8-10 Rappen. In den umliegenden Staaten (Bahrain, UAE, Qatar) ca. 15-20 Rappen. In Saudi Arabien sind selbstverständlich auch bei diesen Preisen alle Tankstellen bedient. Gut, die meist vom Subkontinent stammenden Tankwarte sind ja billige Arbeitskräfte. Trotzdem, das Trinkwasser, obwohl viel billiger als in der Schweiz (selbst wenn es von Nestlé stammt), kostet dort mehr als das Benzin.
Maiko: Noch krasser ist es in Venzuela – mit einem $ umgetauscht in Schwarzmarktbolivar gibt aktuell um die 2’200 Liter Benzin! Wenn man nicht gerade das passende Kleingeld hat, dann schenken einem die Tankstellenangestellten dann auch mal gelegentlich einen vollen Tank – sind ja nur 2-3 Rp!
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Habens schon ein paarmal Preiserhöhungen probiert dort, aber dann gabs Volksaufstände…..Venezuela hat das Zeugs im Ueberfluss – die offiziellen Reserven werden mit 298 Mrd Fass angegeben – nur gibt es Schätzungen, dass neben den rund 211 Mrd Brl konventionellen Oels im Orinoco Belt zw. 380 – 680 Mrd weitere Fass Schweröl vorhanden sein sollen.
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Venezuela werden die Amis sicher eines Tages in 10-25 Jahren unter irgendeinem fadenscheinigen Vorwand besetzen (wie Irak 2003) – da würde ich noch drauf wetten — das Shale Oil Märli soll ja in den USA schon ab 2020 rückläufige Tendenzen aufweisen und irgendwann können die ihre amerikanische Lebenslüge ohne viel Fremdöl nicht mehr aufrecht halten.
Zu Saudi-Arabien möchte ich nur erwähnen, dass ihre Leistungs-Bilanz von einem Überschuss von 250 Mrd. $ (2011) auf 108 Mrd. $(2014) zurückgegangen ist. Die Schweiz ist nicht sehr davon entfernt mit 76 Mrd. $. Grösser als Kuweit, Singapur, Taiwan, Norwegen, die Vereinigten Arabischen Emirate und Russland. Dazu kommt nun noch für die Saudis dieser Jemen-Krieg, der nicht so läuft wie sie sich das vorgestellt haben. Die Schutzmacht USA gibt für Jemen keinen müden $ aus. Ist nun Saudi-Arabien dieser Säbelzahn Tiger, der alle anderen kommandieren kann? Vielleicht holen sie China als neue Schutzmacht. Zum Methode des Frackings gibt es noch Kohleverflüssigung, Ölsand (Alberta und Venezuela), wo die Reserven ein vielfaches des berühmten Gawar-Feldes ausmachen. Von den entsprechenden Förderkosten und Umweltschäden wollen wir lieber nicht sprechen. Auf alle Fälle hat Total und ENI ihre Förderkonzessionen in der Arktis im Gegensatz zu Shell aufgegeben. Übrigens, im Gegensatz zu den Zwanziger Jahren, wo die Rohstoffpreise ständig billiger wurden, stiegen vor Lehmann-Pleite diese an und kamen erst in Rutschen nach dem Ausbruch der Krise in den Industriestaaten. Erdöl dominiert den Markt im Transportsektor, aber dieser Brennstoff verliert weltweit, was den Wärmesektor beeinflusst und in der Stromproduktion ist 2020 der Markt nicht mehr da. Erdgas ist ebenfalls im Rückgang, was die Stromproduktion angeht (z.B. Stilllegung eines Gas-Kraftwerkes bei München von Siemens produziert, obwohl mit einem einmalig hohen Wirkungsgrad (85 % und darüber). Es bleibt der Transportsektor. Wer wird das Rennen machen, Erdgas- oder Elektroauto? Es ist jetzt noch nicht klar. Die Gretchenfrage ist doch die, wie viel ist vom jetzigen Ölpreis-Verfall sind eine Sache der Markt-Player USA und Saudi-Arabien und haben die neuen technologischen Entwicklungen bereits einen fühlbaren Einfluss. Zuletzt eine etwas provokative Satire. Vielleicht sind all diese Überlegungen, die wir mit Fleiss und Seriosität verfassen, für Herrn Glasenberg von Glencore nur eine Kabarett-Nummer.
Seit einiger Zeit lese ich mit immer grösser werdendem Interesse die Blogs von Rolf Zach und stelle fest, dass diese nicht nur transparent und ehrlich sind (was in der heutigen Zeit – siehe NZZ am Sonntag – zur Seltenheit mutiert hat), sondern auch von Logik und grossem Fachwissen geprägt sind! Es ist zu wünschen, dass uns Herr Zach weiterhin mit seinen „geistigen Ergüssen“ verwöhnen wird!
@ Marcel Senn
Sie liegen goldrichtig mit dem EROEI (Energy returned on Energy invested). Kommt hinzu, dass unkonventionelles Fraking pro Jahr um 30% Einbricht in der Ergibigkeit. Dies bedeutet es müssen immer mehr Löcher gebohrt werden um die Produktion auf lange Zeit zu steigern. Für mich ist klar, je mehr der Peak Oil der gesamten Ölförderung (konventionell und unkonventionell) hinausgeschoben wird, desto steiler wird der Fall sein. Wenn das Öl knapp werden sollte, werden die produzierenden Staaten das Öl lieber für sich selber brauchen als zu verkaufen. Uns Schweizern geht es ja sehr gut, wir können uns mit dem BIP Überschuss viel kaufen. Wir Schweizer haben aber ein riesiges Defizit wenn man den EROEI anschaut. Wir importieren mehr Energie als wir exportieren und noch viel Schlimmer, wir importieren Waren in denen viel graue Energie steckt. Wie Herr Senn schon geschrieben hat bei einem EROI von 1:1 (ich sage 1:1.6) ist Schluss. Dann können wir die schönen smart phones auch nicht mehr importieren. Auch unsere Lebensmittel die wir zu bald 50% importieren sind mit grauer Energie vollgestopft… Zu diesem Thema kann ich die Publikation von François E. Cellier „Zwischen Ressorucenverknappung und Versorgungssicherheit“ sehr empfehlen.
http://aspo.ch/wp-content/uploads/2015/03/NS_92.pdf
http://aspo.ch/wp-content/uploads/2015/05/NS_93.pdf
Guten Tag Herr Fuchs – besten Dank für die Links – ich sehe Sie denken ähnlich wie ich, während ein Grossteil der CH- und Weltbevölkerung noch gedankelos das schwarze Gold meist sehr ineffizient verbrennt sprich vergeudet!
Ich habe vor einer Weile mal probiert in etwa eine EROEI gewichtete Erdölreservenanalyse zu machen und ausgehend von den BP ausgewiesenen Reserven von 1700 Mrd Fass abzüglich den vermutlich falschen Angaben verschiedener Opec Länder die seit den 80er Jahren immer dieselben Reserven ausweisen (z.B. Saudiarabien immer mit 260 bis 264 Mrd Fass) und gemäss einer Al Jazeera Meldung dürften die gesamten OPEC-Reserven um bis zu 300 Mrd Fass zu hoch ausgewiesen sein, nimmt man dafür jetzt noch die unkonventionellen US Shale Oil Reserven von eher sehr optimistischen 1100 Mrd (inkl. noch sonstige Funde) Fass dazu, komme ich auf rund 2500 bis 2700 Mrd Fass (die USA weisen ja nur angebohrte Stellen als Reserven aus – also nur um die 30 Mrd Fass)
Bei einem jährlich steigenden Verbrauch von geschätzten 1.5% und sinkenden EROEI komme ich nur auf eine Reservenreichweitehorizont von linear gesehen bis ca ins Jahr 2067!
Aber da ja Länder wie Venzuela, Kanada und USA auf einem Grossteil dieser Reserven sitzen, wird es in weiten Teilen der Welt (und auch in der CH) schon viel früher zu Engpässen kommen (und vermutlich auch wieder Kriegen kommen).
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Die Menschheit ist sich gar nicht bewusst, wie sehr Erdöl unseren Wohlstand beeinflusst hat – entspricht doch ein Fass Oel der menschlichen Arbeitsleistung (inkl. benötigter Kalorienaufnahme) von rund 22’000 Stunden körperlicher Arbeit, dazu kommt der schwer zu substituierende Einsatz von Oel als Düngemittel, Kunststoffherstellung usw.
Dass sich gewisse Kleingeister immer noch vehement gegen eine Energiewende stellen, zeigt nur deren kurzfristige und fatale Denkweise auf!
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Erinnert sich noch jemand an George Goodman alias Adam Smith, den Verfasser von Money Game und Paper Money. Ich habe damals unter anderem ein Buch von ihm gelesen, in dem er mit düstersten Prophezeiungen den Erdölmangel der USA beschrieb, ein richtiges Steinzeit-Szenario. Der grosse Vorteil bei ihm war, dass er nie langweilig wurde und seine Argumente mit Witz beibrachte. Natürlich ist Erdöl ein Wohlstands-Bringer, aber war dies die Kohle nicht auch im 19. Jahrhundert? Das meiste Erdöl wird im Transport- und Heizungssektor verwendet und nicht in der Chemie. Sobald in diesen beiden Sektoren neue Technologien auftauchen, die billiger sind, was geschieht dann mit dem Erdöl? Bei der Produktion von Strom hat Erdöl abgedankt und Erdgas folgt ihm jetzt. Die neuen Technologien sind auch bereits da, nur sind viele noch nicht auf der Schwelle zur Massenproduktion. Es ist deshalb auch eine Frage, ob man gewillt, ist in neue Technologien zu investieren und die Durststrecke zu überwinden, die man braucht, bis solche Sachen einen Markt haben. Diese Geduld ist nicht sehr gross in den USA. Ich bezweifle sehr, ob man in der Arktis wirklich gewillt ist, nach Erdöl zu bohren. Eines ist sicher, es wird nicht das grosse Geschäft, dass sich die Anrainer-Staaten erhoffen. Was ist mit Petrobras und seinem Aktienkurs? Deren Erdölfelder sind riesig und einer wärmeren Umgebung als z. Beispiel Shell in Sachalin. Wann tritt „Peak Oil“ ein und wie definiert man das? Der Iran muss seine Erdöl- und Erdgasfelder technologisch auf Vordermann bringen und diese sind leicht zugänglich und gewaltig. Was passiert dann? Ganz klar, wenn wir unbedingt dumm sein wollen, gibt es dieses düstere Szenario schon. Haben wir die Intelligenz dieser Herausforderung gerecht zu werden? Als Untergangs-Prophet finde ich die Zunahme der Weltbevölkerung viel gefährlicher als die Erdölfrage.
Zach: Dass die Ueberbevölkerung die Situation noch verschlimmert, das ist klar und dass der menschliche Innovationsgeist die einzige Lösung sein wird auch. Nur eine Rückkehr zur Kohle wäre ein massiver Rückschritt für die Menschheit, zumal die Lebensqualität im Kohlezeitalter doch eher grau und ungesund war, wenn Sie sich mal Bilder von Paris oder London im 19. Jh anschauen, der Smog war ziemlich heftig und eine 10 Mrd Welt, die ihre Energie hauptsächlich aus Kohle produziert, das möchte ich mir gar nicht vorstellen.
Was noch dazu kommt, dass die Gasreserven vermutlich auch etwa in rund 60 Jahren ebenfalls zur Neige gehen werden.
Sicher gibt es schon Versuche von Oelsubstitutionen, aber diese brauchen meist selber einen hohen Energienaufwand um sie zu produzieren und von einer Massenproduktion ganz zu schweigen.
Zu Peak Oil: Es wurden in den letzten 35 Jahren kein einziges Oelfeld mehr gefunden, das 1 Mbday oder auch nur 0.5 Mbday bringt. In Ghawar in Saudiarabien, dem grössten je gefundenen Oelfeld (ursprünglich mal 170 Mrd Fass) sind jetzt noch um die 70-80 Mrd Fass und eine Unmenge an Meerwasser, das hineingepumpt wurde um den Druck aufrecht zu erhalten. Wie alle Oelfelder die schon gepeakt haben, nimmt der Output um 6-8% pa ab und man muss immer mehr Energie investieren und hat so einen fallenden EROEI.
Und vermutlich unterliegt die Erdölförderung auch geophysikalischen Grenzen – seit 1859 wurden weltwei etwa 1300 Mrd Fass Erdöl gefördert, das entspricht gemäss meinen Berechnungen rund 220’000 Kubikkilometer Oel – oder die ganze Landesfläche von Deutschland mit einer 600m hohen Oelschicht — ob die Erdtekttonik es wirklich verträgt wenn wir soviel abbauen? In den USA kam es mit der Frackingmethode zumindest schon zu einigen noch kleineren) Erdbeben und je mehr dort perforiert wird, desto mehr wird diese Gefahr noch zunehmen.
Nur Methanhydrat gibt es noch einiges mehr als Oel, Gas und Kohle zusammen, aber dieses kontrolliert abzubauen ist extrem schwierig und auch gefährlich, denn wenn diese unkontrolliert in grossen Mengen austritt, dann ist die Endzeit wirklich schon nahe.
Und all diese Ueberlegungen noch ohne die ganz Klimawandelfrage — wird sind ja da immer noch am Anfang, „erst“ etwa 40% mehr CO2 als das jahrtausendealte Mittel, aber schon jetzt nehmen die Klimaextreme zu und das wird sich vermutlich noch verstärken in den nächsten Jahrzehnten
Ihren Optimismus in Ehren Herr Zach – schön wärs ja – aber ich sehe da eher eine Mad Max Welt auf uns zukommen, sollten wir die Energiefrage nicht nachhaltig und umweltverträglich lösen können. Und soviel Zeit hat die Menscheit dafür nicht mehr!
Korrigenda: Bei den km3 Oel habe ich mich um Faktor 1000 verrechnet – es sind „nur“ 220 km3 Oel, die jemals gefördert wurde – aber Erdbeben hat v.a. das Fracking dennoch schon ausgelöst.
Korrigenda: Bei den km3 Oel habe ich mich doch tatsächlich um Faktor 1000 verrechnet – es sind nur 220 km3 und nicht 220’000,,,
@Senn, Technisch gesehen habe ich beim Öl keine Panik, denn man rechnet in 5 bis 10 Jahren mit dem Durchbruch bei der Kernfusion. Dann wäre nicht nur die Panik um Energieknappheit gegessen, man könnte auch beim Umweltschutz durchatmen.
Zu befürchten ist aber, dass bevor der technische Durchbruch eintrifft, sich die Welt (wie Sie sagen in Mad Max Srukturen) aufspaltet -und eine langfristige zivilisatorische Stagnation eintritt. Das könnte kommen, zumal sich die Schuldenkrise des Westens in eine nicht mehr handelbare Sackgasse hineinbewegt hat. Indizien dafür gibt es immer mehr, nicht zuletzt der Versuch die bereits einsetzende Flucht in Bargeld zu stoppen.
Aus meiner Sicht gibt es ein Wettrennen zwischen dem wachstumsfördernden Fortschritt und der Unzulänglichkeit unseres Geldsystems. Es könnte sein wie es aussieht dass die Krise im Finanzsystem schneller ist.
@Ast: Bin mir da nicht so sicher, ob wir schon in 5-10 Jahren den Durchbruch in der Kernfusion haben werden und dann schaun mer mal die sicher auch vorhandenen Nachteile dieser Technologie an, die man ja vielfach erst später rausfindet und selbst bei einem positiven Outcome müssen gewaltige Mengen zuerst via sehr teueren Anlagenbau finanziert und dann energietechnisch substituiert werden.
IM BP Energy-Outlook bis 2035 wird Kernkraft auch dann erst mit 4.8% geschätzt und die fossilen (Oel, Gas, Kohlen) immer noch mit rund 80.5% (heute 86.7%) des Gesamtweltenergieverbrauchs.
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Gut dieser Outlook ist ja nett, geht aber von mir aus gesehen optimistischen Wachstumszahlen aus und berücksichtig vor allem die aktuelle globale Verschuldung und deren Konsequenzen zu wenig, wie überhaupt viele ökonomische Modell die Effekt von hoher Verschuldung tw. oder ganz ignorieren.
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Schon ab 2025 ev. sogar noch früher könnte es zu den ersten Oelkrisen kommen mit sehr stark steigenden Preisen und fatalen Folgen für das Wirtschaftswachstum.
@ast
Nehmen wir mal an, die Fusions werde relativ einfach umsetzbar. Notabene, Lockheed Martin ist ein US-Rüstungskonzern.
Derartige Technologie ist militärisch hochinteressant, ein Flugzeugträger oder Atom-U-Boot hätte plötzlich ein massiv grösseres Nutzvolumen und wäre gleichzeitig viel weniger riskant zu betreiben. Auch Ionenantriebe (Raumfahrt!) würden plötzlich denkbar.
Die Technologie würde mit Sicherheit mit einem Exportverbot belegt, Begründung bspw Nationales Interesse. Das wahrscheinliche Szenario ist, dass sie für das US-Militär monopolisiert würde, allenfalls Reaktoren exklusiv für US-Gebrauch gebaut werden dürften.
Lockheed Martin ist eine gewinnmaximierende Firma, die stellen eine derartige Goldgrube mit Sicherheit nicht einfach so der Welt zur Verfügung. Auch wenn sie frei exportiert werden dürfte, die Energiepreise würden kaum sinken weil die Verbilligung über Lizenzgebühren abgeschöpft würde.
„Politik ist die Domäne der Macht. Dem Monarchen mussten die Bürger darum
manchmal auf die Finger klopfen. In der Demokratie sollte das der Rechtsstaat
übernehmen. Wo er aber einfach abgestreift wird, da muss der Bürger wieder tätig
werden. Er muss das Recht wieder über die Herrschaft stellen. Denn was nützt
Mitbestimmung an einer Regierung, die sich an keine Regel hält?“
Empfehlenswerte Publikation:
http://www.libinst.ch/publikationen/LI-Artikel-Hoffmann-Rechtsstaat.pdf
„Es ist ein zufälliges Zusammenspiel von Überraschungen, die niemand voraussehen konnte.“
Niemand? Da bin ich anderer Meinung. Die gegenwärtige Geldpolitik erzeugt starke Anreize, welche zu Fehlinvestitionen und Instabilität führen.
Der Rig-Count geniesst seit kurzer Zeit Publizität, obwohl er kaum Aussagekraft hat:
Obwohl die Anzahl Türme auf die Hälfte gefallen ist, ist die Produktion von Shale-Oil bis vor kurzem weiter angestiegen. Unter anderem, weil pro Turm mehr Löcher gebohrt werden, und weil zudem als Erstes diejenigen in weniger ergiebigen Feldern auf Eis gelegt werden.
Beim Erdgas war die Entwicklung noch viel dramatischer: Von rekordhohen 1500 Rigs und mehr vor der Finanzkrise auf 220 heute, trotzdem wurden und werden jedes Jahr neue Rekordmengen produziert.
Seebueb: Man müsste vermutlich noch unterscheiden in Rigs in „Sweet Spots“ und solche in „Sour Spots“! Vermutlich der grosse Teil ist in „Sweet Spots“ gebohrt, wo man noch relativ einfaches unkonventionelles Oel fördern kann – nur sind diese Quellen nach 1 Jahr zu 70% erschöpft und nach 3 Jahren gar zu 90% und irgendwann bleiben nur noch die „Sour Spots“ mit wesentlich höheren Gewinnungskosten und Energieaufwand. Ueberhaupt bei Shaile Oil muss man das Gestein teilweise über Monate hinweg auf 450 Grad aufheizen, damit sich das Oel sammelt und gefördert werden kann!
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Dieses Shale Oil Märli wird vermutlich auch nur eine kurzfristige Episode in der Erdölförderung sein, da der EROEI in denselben immer weiter sinkt und bei 1:1 ist dann definitiv Schluss — was soll man auch ein Fass Oel aufwenden um damit eins zu fördern….
„Ewig wird der Ölpreis nicht so niedrig nicht so bleiben“? Sehr interessant…
Ich habe mal wo gelesen, der Ölpreis sei aktuell so niedrig, weil die OPEC-Länder oder ein Teil davon, die Preise massiv gesenkt haben, damit die nicht-konventionelle Eröl-Gewinnung finanziell nicht mehr lukrativ ist und diese Firmen sterben. Anschliessend wird der Ölpreis wieder beliebig kontrolliert.
Bei den OPEC-Entscheidungen geht es natürlich immer auch um wirtschafts- und geopolitische Interessen, insbesondere jene von Saudi-Arabien. Dort fürchtet man sich vor dem Bedeutungsverlust und der Abkehr des langjährigen Partners USA, die politisch gewollt aber primär aufgrund der Ölunabhängigkeit durch Eigenproduktion ermöglicht wird. Saudi-Arabien versucht also ein Powerplay, um mittelfristig die Konkurrenz zu verdrängen und die USA an sich zu ketten..
Sehr guter Kommentar, die Amerikaner und die Saudis sind am Knobeln, wo der für sie beide der optimale Preis sich befindet.
Er darf einerseits nicht zu tief sein, um Investitionen in Fracking und Tiefsee nicht als Fehlinvestitionen abzuschreiben, andererseits nicht zu hoch, um die US-Konjunktur zu schädigen. Auch mit ihrem Steinzeit-Islam und ihrem Selbstbewusstsein, dass durchaus an Grössenwahn grenzt, wissen die Saudis, die einzige Macht, die sie schützt, sind die Amerikaner. Obama hat es ihnen deutlich demonstriert. Seine Frau erschien in Saudi-Arabien, so wie sie in Washington auftritt und er lässt sich in der Iran-Politik von ihnen nichts sagen. Sie können natürlich wie die Israelis die Republikanern bearbeiten, ein zweischneidiges Schwert!
@Rolf Zach: Die USA sind längst zu einem verlotterten Entwicklungsland verkommen, hoffnungslos verschuldet, ohne Geld für weitere kriminelle Kriege und/oder zur Rohstoffsicherung. Nur deshalb wird das Fracking vorangetrieben, Profite für die privaten Investoren und die daraus resultierenden Umweltschäden für die Allgemeinheit. Oder was denken Sie, warum die Saudis eine mehr oder weniger auf arabische Länder eingegrenzte Allianz für den Krieg im Jemen gründen musste? Unterschätzen Sie die Saudis nicht. Die haben längst aufgerüstet, weil sie schon sehr lange wissen, dass kein Verlass mehr ist auf die Amerikaner. Wie schon mal erwähnt, ich habe in Saudi Arabien gearbeitet und gelebt. Die haben keinen Grössenwahn und haben ihre eigenen Investitionen längst in die Entwicklung der Finanzindustrie und auch in erneuerbare Technologien gesteckt, auch im Bildungssektor, selbst für Frauen: http://english.alarabiya.net/articles/2011/05/15/149218.html
Also, was den Jemen anbetrifft, ist dieser nicht anderes als ein „Failed State“ und die Saudis haben sich bisher dagegen geschützt mit einer Grenzsicherung, die noch eindrücklicher ist, als diejenigen zwischen den USA und Mexico. Wie man den Nachrichten entnehmen kann, sind die Saudis trotz modernster Bewaffnung gegen dieses Unterschicht-Proletariat der Schiiten nicht so glänzend erfolgreich. Ich war nie in Saudi-Arabien, aber ich habe mit Araber zusammengearbeitet und weiss genau, wie sie ticken. Hat irgend ein islamischer Staat eine Forschungseinrichtung wie das Weizmann Institut in Israel? Ein Staat notabene, wo wie im ganzen Nahen Osten, der religiöse Wahn eine Wiedergeburt feiert (Siedler, ultra-orthodoxe Juden). Sie werden sehen, sehr geehrter Maiko Laugun, viele Investitionen, die sie jetzt tätigen, werden sich in wenigen Jahren als Fehlinvestitionen erweisen. Ach ja, das Bildungs-Niveau, gelernt wird mit einem Nagel-Brett im Kopf. Finde ich nicht sehr effizient.
Das Spitzensystem hier lässt mich nicht antworten. Egal, ist vielleicht besser für Sie @Rolf Zach. Kleiner Scherz! 🙂
Klar wollen die OPEC Länder USA und Canada bzgl. Ölförderung zurückbinden.
Ein paar Firmen gehen pleite oder stellen Produktion vorläufig ein (Fracking&Ölsand sind relativ teure Fördermethoden), die Förderung geht zurück, der Ölpreis steigt… sobald der Ölpreis ein gewisses Niveau erreicht hat, werden bestehende und neue Firmen in den USA/Canada wieder mehr Öl fördern. Die aktuelle OPEC Strategie wird vielleicht kurzfristig aufgehen, mehr aber auch nicht.
Ich habe noch einen Fehler in meinem Kommentar entdeckt: Die OPEC wird nach dem Firmensterben natürlich darauf achten, dass der Preis auf einer gewissen Tiefe beliebig kontrolliert wird.
Sonst würden sich die alternativen Methoden ja plötzlich wieder lohnen.