Warum Negativzinsen Kredite verteuern

Teurere Eigenheimfinanzierung trotz Negativzinsen: Siedlung Glattpark in Zürich. Foto: Steffen Schmidt (Keystone)
Negativzinsen haben dazu geführt, dass die Hypothekar- und Kreditzinsen angestiegen sind. Hier die Erklärung für diese auf den ersten Blick widersprüchliche Entwicklung.
Klar, die Erklärung für dieses überraschende Phänomen wurde schon von einigen geliefert und lautet etwa so: Negativzinsen erhöhen die Absicherungskosten der Banken, weshalb sie ihre Zinssätze für Kredite und Hypotheken erhöhen. Wer das schon verstanden hat, kann sich das Weiterlesen sparen, die Übrigen erfahren im Folgenden Schritt für Schritt, was das konkret bedeutet.
Erster Schritt: Der Swap
Dazu müssen wir uns kurz mit einem Kapitalmarktinstrument befassen: Dem sogenannten Zinsswap. Ein Swap ist, wie die Übersetzung des Wortes anzeigt, ein Tausch. Konkret können mit einem Zinsswap an den Kapitalmärkten Verpflichtungen aus einem fixen Zinssatz mit Verpflichtungen aus einem variablen Satz getauscht werden.
Die wichtigsten Details erklärt Wikipedia. Für uns und unseren Zusammenhang ist nur jener Teil aus diesem Text entscheidend, der die folgenden Eigenschaften aufzeigt:

Zweiter Schritt: Das Absichern eines Zinsänderungsrisikos
Durch seine Eigenschaften nutzen Banken Zinsswaps, um Zinsänderungsrisiken abzusichern. Was bedeutet das? Der Zinssatz für Kredite und (Fix-)Hypotheken ist für Banken langfristig gebunden. Doch die Einlagen ihrer Kunden (Depositen), die sie für ihre Ausleihungen verwendet, muss die Bank rasch an Zinsänderungen anpassen. Schliesslich können die Einleger ihr Geld ansonsten bei einer Zinserhöhung kurzfristig zurückziehen und anders anlegen. Bei einem Zinsanstieg schrumpft daher die Differenz zwischen den Zinseinnahmen auf ausgeliehenem Geld und den Zinskosten für die Depositeneinlagen. Um sich gegen diesen Effekt bei steigenden Zinsen abzusichern, geht eine Bank daher einen Zinsswap wie unten gezeigt ein. Alle Beispiele sind von mir, fiktiv und so stilisiert, dass sie nur die wichtigsten Zusammenhänge zeigen:
Der obere Teil (Zinserträge aus der Bankbilanz) zeigt das eben Beschriebene. Die Differenz zwischen weitgehend fixen Zinsen für Ausleihungen und dem kurzfristig anzupassenden Zins für die Depositäre ist hier 2 Prozent. Bei einer vollständigen Absicherung des Zinsänderungsrisikos schliesst die Bank einen Swap mit einer Gegenpartei ab, wie er im unteren Teil beschrieben ist. Hier zahlt sie beim Abschluss einen fixen Betrag von 0,5 Prozent und erhält als Gegenleistung einen variablen Zinssatz von 0,5 Prozent. Solange sich das Zinsniveau nicht ändert, ergeben sich aus dem Swap daher keine wesentlichen Absicherungskosten. Daher bezeichnen wir diese Kosten als 0 Prozent.
Dritter Schritt: Ein Zinsanstieg
Nun gehen wir davon aus, dass das Zinsniveau um 0,5 Prozent ansteigt, um die Funktionsweise der Absicherung zu zeigen:
Die Bank muss die Zinserhöhung an die Depositäre weitergeben, kann aber von den Kredit- und (Fix-)Hypothekarschuldnern nicht sogleich ebenfalls höhere Zinssätze verlangen. Damit schrumpft die Zinsdifferenz von vorher 2 um 0,5 Prozent auf 1,5 Prozent. Auf dem Swap verdient unsere Bank allerdings 0,5 Prozent. Denn auch hier ist der variable Satz genau um diesen Betrag angestiegen. Also muss sie weiterhin fix 0,5 Prozent bezahlen, erhält aber jetzt den höheren variablen Zins von 1 Prozent, was einem Zinsgewinn von 0,5 Prozent entspricht. Zusammengenommen (in der Bilanz und mit dem Swap) liegt ihr Zinsgewinn nach wie vor bei 2 Prozent.
Vierter Schritt: Eine Zinssenkung
Im ersten Fall einer Senkung des Zinsniveaus gehen wir davon aus, dass die kurzfristigen und damit variablen Zinsen noch im positiven Bereich bleiben. Gehen wir also von einer Senkung um 0,5 Prozent aus:
Die Zinsdifferenz aus der Bankbilanz wird mit 2,5 Prozent in diesem Fall um 0,5 Prozent grösser als beim Startzeitpunkt: Die Bank kassiert für die Ausleihungen 2,5 Prozent und bezahlt für die Einlagen (Depositen) jetzt keinen Zins mehr. Die Absicherung über den Swap gereicht ihr in diesem Fall zum Nachteil, da sie hier ebenfalls nichts mehr an variablen Zinsen erhält, womit sie im Vergleich zum Startzeitpunkt hier den gleichen Zinsverlust von 0,5 Prozent erleidet. Doch das liegt bloss in der Logik der vollständigen Absicherung. Das führt daher dazu, dass das Gesamtresultat auch bei einem gleichbleibenden Zinsgewinn von 2 Prozent wie im Ausgangszeitpunkt bleibt.
Fünfter Schritt: Eine Zinssenkung bis zu Negativzinsen
Für diesen entscheidenden Schritt gehen wir nun von einer Zinsniveausenkung von 1 Prozent aus, womit es mit –0,5 Prozent in den negativen Bereich fällt:
Der entscheidende Unterschied zu allen Beispielen mit positiven Zinsen liegt hier darin, dass sich die variablen Zinsen in der Bankbilanz und beim Swap nicht gleich entwickeln. In der Bankbilanz fallen die Einlagesätze nicht unter null, beim Swap aber schon. Banken riskieren ihre Beziehungen mit gewöhnlichen Kunden nicht dadurch, dass sie ihnen für ihre Einlagen etwas verlangen. Aus der Bankbilanz ergibt sich daher jetzt ein Anstieg der Zinsdifferenz von nur 0,5 (von 2 auf 2,5 Prozent), trotz der Zinsniveausenkung um 1 Prozent.
Auf den Kapitalmärkten im Swap-Geschäft sind die Negativzinsen dagegen bindend. Hier bezahlt die Bank einerseits wiederum den fixen Zins von 0,5 Prozent (wie immer bei diesem Swap), doch nun bezahlt sie wegen des Negativsatzes von 0,5 Prozent auch auf der variablen Seite, wo sie ansonsten etwas erhält. Weil sie gleich auf beiden Seiten bezahlt, beläuft sich ihr Zinsverlust aus dem Swap daher auf 1 Prozent. Anders als in allen anderen Fällen hat die Swap-Absicherung in diesem Fall deshalb nicht zur Folge, dass das Resultat insgesamt unverändert bleibt. Die Bank verliert jetzt 0,5 Prozent.
Sechster Schritt: Die Zinserhöhung
Wenn wir annehmen, dass der Wettbewerb auf den Zinsmärkten bereits derart scharf ist, dass die Zinsmargen im Startzeitpunkt gerade die Kosten der Bank decken (weshalb sie sich auch abgesichert hat), dann muss sie den Margenverlust aus der Gesamtposition bei Negativzinsen auf irgendeine Weise wieder ausgleichen. Da sie die Depoteinlagen nicht mit Negativzinsen belasten kann, bleibt nur eine Erhöhung der Kredit- bzw. Hypozinsen:
Nur wenn sie diese Zinssätze um 0,5 Prozent erhöht, erreicht sie wieder die gleiche Zinsmarge aus der Gesamtposition (Bilanz und Swap) von 2 Prozent wie beim Startzeitpunkt.
Dass Negativzinsen letztlich sogar zu höheren Zinsen für Ausleihungen führen können, sollte nun klar geworden sein – und damit auch, auf welch unwegsames Gelände sich die Notenbanken eingelassen haben, als sie solche eingeführt haben. Negativzinsen sind in ihrer Folge nicht einfach noch tiefere Zinsen als bisher.
76 Kommentare zu «Warum Negativzinsen Kredite verteuern»
Endlich hab ich den Effekt von Negativzinsen auf Hypotheken auch verstanden! Artikel wurde wirklich einfach und anschaulich geschrieben. Eigentlich ist das Thema Hypothek nicht ganz mein Fall, aber nachdem auch unsere geplante Hypothek angestiegen ist, war ich neugierig, was es dabei auf sich hat.
Privatkredite und Bankkredite zur freien Verwendung auch bei negativen Einträgen möglich. Ein fixes Einkommen ab €1000.- monatlich wird vorausgesetzt.
Der Zinsswap ist ein Derivat, bei dem die Kosten/Verlust der einen Gegenpartei immer dem Ertrag/Gewinn der anderen Partei entsprechen muss (=Nullsummenspiel). Wenn die Banken tatsächlich die grossen Verlierer wären, wo sind denn die ebenso grossen Gewinner? Wenn die Zinsen weiter sinken, wie stark müsste denn der Hypothekarzins weiter steigen? Der Autor macht es sich meiner Ansicht nach viel zu einfach. Der Zinsswap kann hier leider wie das Börsenhoroskop keine ökonomisch befriedigende Erklärung liefern.
In Spanien gibt es mittlerweile Hypotheken-Kredite mit negativen Zinsen. Aber die Spanier sind natürlich alles Deppen, die nicht rechnen können.
Eine Bank, die so arbeitet, wie im Artikel beschrieben, gehört geschlossen. Lehman hat es auch so gemacht: kurzfristig finanziert, langfristig angelegt. Was passiert ist, wissen wir.
Never mind the markets.
Super Artikel, vielen Dank!
Die ganze Negativzinsgeschichte freut doch eigentlich nur Tresorbauer und Einbrecher.
Alle anderen verlieren (Sparer, Pensionskassenversicherte, Kreditnehmer, Banken etc.).
Und ich bin mir sicher: Der Franken wäre nicht stärker ohne Negativzins.
Natuerlich, die Banken sind ganz ehrlich und haben ihre Margen nicht ausgeweitet. Nein, nein. Deshalb ist der LIBOR auch bei -0.75% + Marge, richtig?
Vielen Dank für die Erläuterungen.
Jetzt bin ich gespannt, ob die Hypothekarzinsen wieder sinken werden wenn die SNB den Zinssatz einmal gegen 0% anheben sollte.
Bestimmt werden die Banken gute Gründe finden, den Hypozinssatz nicht entsprechend anzupassen.
Wir werden’s erleben…
Vielen Dank für die ausführliche und verständliche Erklärung!
Dass Negativzinsen eigenartiges nach sich zieht ist denke ich jedem klar. Wer aber weit blickt, sieht, dass Negativzinsen mehr Nachteile als Vorteile hat. Die SNB ist in der Zwickmühle, da sie nicht mit anderen Währungen und Systemen in den Abgrund springen will. Fest steht, dass der Franken geschwächt werden muss um int. Konkurenzfähig zu bleiben. Ich Frage mich ob es nicht andere, unkonventionellere Wege gibt. Dafür ist doch die Schweiz weltweit bekannt.
Da ist doch auch mal zu überlegen, Geld zu drucken (machen die anderen ja auch) und jedem Schweizer eine Einmalige Auszahlung von z.B. 150’000 auszuzahlen. Was passiert dann? Es kommen einige Milliarden zusätzlich in den Umlauf. Dies schwächt die Währung. Viele Bürger könnten Schulden zurückzahlen. Kommt dem Staat und vielen Geschäften zu Gute. Das Geld kommt in die Privathaushalte (und nicht Banken), welche es wiederum in Geschäften ausgeben, was der Wirtschaft zu Gute kommt.
Ich weiss, jetz lachen alle, aber überlegt mal in diese Richtung. Die Bürger würden sogar die Euros nehmen solange die noch was Wert haben. Schwierige Zeiten erforden unkonventionelles Handeln. Wäre das der Brüller weltweit wenn es funktionert. Gerne lese ich was gegen soche Lösungen spricht.
Weil die Schweizer (warum nur diese und nicht auch die Ausländer, welche in der CH arbeiten und Steuern bezahlen?) – das ganze Geld im EU-Raum zum günstigen Einkaufen ausgeben und der Effekt so oder so schnell verpuffen würde. Wenn schon, müssten Sie die CHF an die Bürger in Europa verteilen, damit die in die CH in die Ferien kommen oder unsere Produkte kaufen. Wollen Sie das?
Das war lediglich ein Beispiel. Wer, wieviel Sinn macht, könnte die SNB sicher besser ausrechnen als sie und ich. Einen Entwertungseffekt hätte es. Warum nicht in ganz Europa verteilen. Damit eine solche Aktion gleich viele Entschuldet (somit eine schöne Summe in der Steuerkasse und viele Geschäfte welche langersehnte Zahlungen doch noch erhalten) und glauben sie mir, unter dem Wunsch dieses Geld mlöglichst in der Schweiz auszugeben würde sich ein überwiegender Teil daran halten. Schwarze Schafe wird es immer geben. Das Geld aber den Banken zu geben wird auf Dauer zu nichts ausser grösseren Dividenden führen.
Sie haben dankenderweise „Probleme im Konstrukt“ aufgezeigt, aber nichts was grundsätzlich dagegen spricht. Wie gesagt, ein sehr unkonventioneller Weg. Ob der Aktuelle besser ist?
@Rolf Gerber: Ich bin für neue Wege, da mir die moderne Finanz-Aristokratie wirklich auf den S*** geht, halte aber die Vollgeld-Initiative (@Johann Schuler) für eine bessere Variante, nur schon aus dem Grund, weil es sich um eine Systemänderung handelt und nicht bloss um eine *Eintagsfliege*.
Aber klar kenne ich die Idee einer Vollgeldinitiative. Ich denke jedoch, dass die momentan eher zu einer Stärkung der Währung beitragen würde, was ja gerade nicht gewollt ist. Diese Idee jedoch nicht zu einem späteren Zeipunkt ins Auge zu fassen kann ich nur befürworten. Aber schön zu sehen, dass auch andere an unkonventionelle Wege denken.
Ein solcher unkonventioneller Weg kann – demokratisch legitimiert – durchaus beschritten werden. Investieren Sie mal einige Minuten und schauen sich die Vollgeld-Initiative an. Wenn Sie dann ungläubig staunen, wie Geld durch Kredite aus dem Nichts entsteht, sind Sie hoffentlich bereit, die Initiative zu unterschreiben (Sammelfrist bis Dezember 2015). Nur so wird das Thema breit und öffentlich diskutiert …
Zweimal gilt leider nicht. 🙂
Die VGI verlangt, dass neues Geld (das Aktivum) schuldfrei ausgeschüttet wird, das zugehörige Passivum wird jedoch in der Bilanz belassen. Somit würde das EK der SNB in kurzer Zeit um mehrere Hundert Milliarden negativ.
Ohne diesen Passus wäre sie durchaus unterstützenswert.
Das ist so nicht korrekt. Die Verbuchung von Beständen war, ist und bleibt immer erfolgsneutral. Das alleinige Inverkehrbringen von zusätzlichem Zentralbankgeld erzeugt weder einen bilanziellen Gewinn, noch einen bilanziellen Verlust. Tatsächlich könnte die Zentralbank wie folgt buchen: Ewige Forderung gegenüber dem Staat/Bürger (Aktivum) an Zentralbankgeldumlauf (Passivum). Tatsächlich handelt es sich auch heute schon beim Banknotenumlauf lediglich um einen bilanziellen Erinnerungsposten daran, dass auch tatsächlich diese Banknoten in Umlauf gebracht wurden. Dieser Vorgang ist erfolgsneutral und mindert nicht das Eigenkapital geschweige denn, dass dieser Vorgang zu einer Überschuldung der ZB führen könnte. ZB-Geld ist das gesetzliche Zahlungsmittel, für das es aber keine weitere Einlöseverpflichtung seitens der ZB gibt. Banken müssen zwar auf Kundenwunsch Giralgeld immer in ZB-Geld tauschen, aber eine ZB ist eben nicht mehr verpflichtet, dies in Gold oder was auch immer zu tauschen. ZB-Geld ist Schuldentilgungsmittel ohne selbst eine Schuld zu sein. Eine Schuld, die ich mir selber schulde, ist Forderung und Verbindlichkeit zugleich.
Tatsächlich führt eine Einführung von schuldfreiem Geld in Form der klassischen Seigniorage vielmehr zu einer unsauberen Vermischung unseres zweistufigen Geldsystems. Allerdings halte ich dies für richtig und notwendig. Wir müssen aber sehr vorsichtig agieren und dürfen keinesfalls übertreiben, da man auf diesem Wege auch eine funktionsfähige Währung zerstören kann, wie es nicht nur afrikanische Staaten bewiesen haben. Aber insbesondere die Schweiz leidet unter dem Greshamschen Gesetz. Die Seigniorage ist letztlich ein Umverteilungsinstrument und somit nichts anderes als eine getarnte Steuer. Nicht umsonst sprechen wir bei Übertreibung auch von einer Inflationssteuer.
LG Michael Stöcker
Ich stimme zu, dass es viele verschiedene Arten, wie das Geld in Umlauf gebracht werden könnte, viele davon erfolgsneutral. Das ist jedoch völlig irrelevant denn in der VGI ist der grundlegende Mechano unmissverständlich ausgedeutscht:
Art99a/3 gem VGI:
„Sie [die SNB] bringt im Rahmen ihres gesetzlichen Auftrages neu geschaffenes Geld schuldfrei in Umlauf, und zwar über den Bund oder über die Kantone oder, indem sie es direkt den Bürgerinnen und Bürgern zuteilt. [..]“
Eine Forderung ist aus Sicht des Gegenübers eine Schuld, egal ob sie als ewig angesehen wird oder nicht. Schuldfrei heisst somit, dass die SNB keine Forderung verbucht, kein Aktivum. Dennoch ist und bleibt das ausgeschüttete Geld für die SNB ein Passivum. Somit muss die Ausschüttung zwingend mit dem EK verrechnet werden, analog der Gewinnausschüttung an Bund und Kantone.
„Dennoch ist und bleibt das ausgeschüttete Geld für die SNB ein Passivum.“ Es wäre in diesem Fall ein Aktivum und ein Passivum zugleich. Dies ist dem Prinzip der Seigniorage/OMF/Citoyage/Aktivgeld geschuldet. Hier findet sich der „Wert“ auf der Aktivseite der ZB-Bilanz. Es gibt in der Bilanz der Bundesbank bereits eine solche Position auf der Aktivseite unter Punkt 11.1: Scheidemünzen. Denn hier geht die Münzgeldseigniorage unmittelbar an den Finanzminister. Diese Position ähnelt somit dem, was Thomas Mayer (ex DB) unter seinem Konzept eines Aktivgeldes propagiert; nur nun übertragen auf alles Zentralbankgeld und nicht nur auf das Münzgeld.
ZB-Geld im Umlauf (als Bargeld bei Nichtbanken, bzw. als ZB-Buchgeld bei Banken und Staat) befindet sich in der Tat als Gegenbuchungsposten in der Bilanz und ist der Doppik geschuldet. Tatsächlich gibt es auf der Passivseite einer Bilanz aber nur Eigenkapital und Fremdkapital. Nun ist es nicht gerade eine sinnvolle menschliche Betätigung, Gold aus Erdlöchern zu buddeln, damit es anschießend wieder bei der Zentralbank im Bunker verbuddelt wird. Da ist es doch für eine ZB einfacher, das Geld in Form einer Seigniorage zusätzlich autonom und schuldfrei in Umlauf zu bringen. Mit realen Gewinnen hat dies natürlich nichts zu tun, wie Linus Huber weiter unten korrekt ausgeführt hat. Aber ein negatives Eigenkapital muss es nicht zwingend geben, wenn man das Konzept der Seigniorage (Aktivum und Passivum in Personalunion) ernst nimmt. Letztlich machen die Zentralbanken nichts anderes, wenn sie Staatsanleihen ankaufen. Denn Staatsanleihen werden typischerweise nicht zurückgezahlt, sondern als ewige Forderung revolviert. Hat die ZB solche Anleihen angekauft und erhält hierfür Zinsen, dann steigen die Gewinne, die sodann wieder an den Finanzminister ausgeschüttet werden. Für den Finanzminister ist das also ein Nullsummenspiel. Da Staatsanleihen in vielen Fällen nur das Ergebnis zu niedriger Besteuerung sind, ist der definitive Ankauf durch die ZB allerdings eine ex post Beglückung der 1 %. Drum läuft’s ja so auch bei FED & Co.
LG Michael Stöcker
Das war in der Tat schlecht formuliert. Was ich ausdrücken wollte, ist:
Mit der Aufnahme in die SNB-Bilanz entsteht sowohl ein Aktivum als auch ein Passivum. Mit der Ausschüttung des Aktivums (des Geldes) verschwindet das Passivum jedoch nicht, weshalb sie mit einem anderen Passivum gegengebucht werden muss, nämlich mit dem Eigenkapital.
Würde die BuBa die Scheidemünzen schuldfrei ausschütten, müsste sie analog verbuchen.
Das Problem ist nicht die geforderte Geldschöpfung durch die SNB (was ich grundsätzlich gut fände), sondern die schuldfreie Ausschüttung.
@ Rolf
Sie liegen richtig. Man muss die Banken umgehen und direkt den Bürger bevorteilen, welcher verpflichtet wäre, etwelche Schulden zu reduzieren. Es bleibt genügend Verwässerung der Währung übrig, um damit den chf Kurs zu senken und derjenige (Bürger), welcher später die negativen Konsequenzen erfahren wird, darf wenigstens auch den momentanen Vorteil geniessen. Es ist keine Eintagsfliege, sondern dürfte eine starke Signalwirkung ausüben, indem die Gefahr einer weiteren solchen Aktion bestehen bleibt. Zugleich reduziert es die Macht der Banken, indem das Kreditvolumen reduziert würde.
Ja, diese Idee setzt an der richtigen Stelle an. Es scheint mir so, als hätten Sie hierzu inzwischen eine andere Meinung entwickelt, wenn ich mich an frühere Diskussionen mit Ihnen erinnere. Allerdings sollten wir es mit einem deutlich kleineren Hebel initiieren und zugleich mehr Kontinuität bewahren. Ich hatte hierzu vor knapp zwei Jahren einen konkreten Vorschlag erarbeitet, der auf den Ideen von Binswanger und Friedman basiert und den ich vor kurzem noch einmal mit dem Konzept einer Citoyage präzisiert hatte. Die Vollgeldbewegung argumentiert an einigen Stellen fehlerhaft und diskreditiert hiermit leider ein an sich vernünftiges Ansinnen. Mehr dazu von mir in diesem Kommentar bei Daniel Stelter: http://think-beyondtheobvious.com/stelters-lektuere/austrian-vollgeld/#comment-12503
LG Michael Stöcker
@Linus Huber: Sie kapitulieren also vor der Modernen Finanz-Aristokratie? Sie glauben also, dass man mit Geschenkli für die Bürger von den wahren Problemen ablenken kann und soll? Ich halte dies für naiv. Es ist Sache der Politik, die Rahmenbedingungen zu legen (Tut sie zwar nicht, im Gegenteil, aber dann muss man sie zwingen) und nicht der SNB.
Ich stehe bei ihrer Antwort auf dem Schlauch, Sorry. Was meinen sie mit „mit Geschenkli für die Bürger von den wahren Problemen ablenken“? Bitte erklären sie mir dies etwas genauer. Bei Linus Huber verstehe ich den Teil“welche später die negativen Konsquenzen erfahren“ nicht. Weil es nicht regelmässig Geld gibt? So wie ich das sehe hat ja nicht die Schweiz per se ein Problem. Meistens verkauft ein 1 Franken Laden auch mehr Teile als ein 1000 Franken Laden, Teile nicht Gewinn. Wenn also in der EU (oder USA) einfach Geld gedruckt wird und somit die Schächung zu Gunsten des Exports eingeleitet wird, sollte dies nicht automatisch das selbe Verhalten einer an sich gesunden Wirtschaft bedeuten. Die so erhöhte Geldmenge, welche teilweise durch den Import der Wirtschaft zur Produktion auch ins Ausland fliesst senkt den Wert der Währung bleibt aber relativ lange im Umlauf. Wie lange Geld in der EU im Umlauf bleibt sehen wir ja gerade. Gedruckt, ausbezahlt und weg ist es. Würde aber das „Gschenkli“ an die Bevölkerung funktionieren, würden ganze Völker ihre Regierungen zwingen die eigene Währung stark, sprich real, zu halten und gegebenenfalls mit „Gschenkli zu entwerten. Für eine Wirtschaft wie Deutschland ist der Euro unterbewertet und schadet so den südlichen Ländern. Gut, vielleicht ist dies gewollt. Ich weiss es nicht. Wie man liest bringen ja bereits einige Reiche ihr Geld trotz Negativzinsen in die Schweiz. Klar kalkulierbarer Verlust.
@Rolf Gerber: LH schreibt: „…welcher verpflichtet wäre, etwelche Schulden zu reduzieren…“. Dann bekommen also nur diejenigen ein Geschenk, die Schulden haben? Oder auch die Kreditgeber, die eigentlich das Risiko eines Verlustes selber tragen müssten? Das führt zwangsläufig dazu, dass Kreditgeber in Zukunft ihre Sorgfaltspflichten vernachlässigen, denn sie wissen ja, dass diese durch wiederkehrende Geschenke abgedeckt werden. Bei einer einmaligen Massnahme halte ich es für eine Pflästerlipolitik, deshalb.
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Als Nebeneffekt würde dies zu einem realen und nicht nur gefühlten Dichtestress in der Schweiz kommen.
Die Konfusion ist komplett. Also ist eine weitere Erörterung wohl notwendig.
Meine Kritik der Zentralbanken richtig sich in erster Linie an das Fed, welches die fehlerhafte Doktrin weltweit durchsetzt, und dadurch die anderen Zentralbanken quasi zwingt, sich ähnlich zu verhalten, wobei der Fall Draghi resp. des EURO wohl seine eigene „Qualität“ ausweist. Das Schweigen der kleineren Zentralbanken (ausser vielleicht die Kritik des indischen) macht sie zu Mitläufern und somit mitschuldig.
Wie man als SNB in diesem Falle reagiert, ist eine rein praktische Angelegenheit, welche ausserhalb von Gut und Böse in Bezug auf die ökonomische Fehlüberlegungen angestellt werden muss, sondern einzig zum Wohle der schweizerischen Bevölkerung. Es ist sehr bedauerlich, dass man sich derart verirrt hat, dass man solche Massnahmen überhaupt erwägen muss.
Das Problem ist bekannt, nämlich ein zu starker chf, weil alle unter verschiedenen Namen entwerten, wobei das Wort „Währungskrieg“ natürlich vehement vermieden wird. Ein anderes Problem liegt im zu hohen Kreditvolumen, welches auf der Wirtschaft/Gesellschaft lastet und die Finanzindustrie zu mächtig macht. Gleichzeitig ist der Transmissionsmechanismus geldpolitischer Massnahmen über die Banken defekt, indem ihnen zwar endlos Kredit geboten (z.B. durch die Ausweitung der Bilanz der Zentralbanken, indem ein immer hoeheres Kreditvolumen dort deponiert wird) wird, diese jedoch aufgrund der bereits hohen Kreditvolumina im System immer weniger sichere Kreditvergabemöglichkeiten erkennen. In dieser Situation muss das Kreditvolumen auf irgend eine Art reduziert werden und dies würde durch die Barauszahlung an die Bürger bewerkstelligt. Jeder Bürger, auch der unverschuldete, müsste natürlich in den Genuss solch einer Aktion kommen, denn einzig der unverschuldete wird die Währung verwässern, während der verschuldete durch die Reduktion seine Schulden keine Auswirkung auf die gesamte Geldmenge haben wird, jedoch die Bilanz von Banken und damit deren Macht schrumpfen liesse.
Geldentwertung zieht immer negative Konsequenzen nach sich, denn der Prozess der Preisfindung (Geld und Preise sind entscheidungsbestimmende Informationen) wird dadurch korrumpiert und es findet indirekt ein Umverteilungseffekt statt, in welchem grundsätzlich jene profitieren, welche zuerst in den Genuss des zusätzlichen Geldes gelangen.
Korrektur:
Meine Kritik der Zentralbanken RICHTET sich in erster Linie …
@Linus Huber: Nein, keine Konfusion. Ich bezweifle lediglich, dass eine einmalige Aktion genügt, um den Währungskrieg zu gewinnen, die grossen Zentralbanken zur Einsicht und die Bilanzen/Macht der Banken zum Schrumpfen zu bringen. Oder wollen wir – um dieses Ziel zu erreichen – so lange und so viel Geld an die Bürger verteilen, bis der Einzelne aufgrund der Gesamtsumme wie im Schlaraffenland nur noch die Füsse hochlagert?
„wie im Schlaraffenland nur noch die Füsse hochlagert?“ 😉
Die Summe von chf 150k finde ich eh übertrieben; ich denke eine kleinere Summe würde genügen. Na ja, es würde die sozialen Netze kurzfristig natürlich auch entlasten, sodass entsprechende Anpassungen für die Zukunft besser angegangen werden können. Zusätzlich dürfte sich ein temporärer Inflationsschub bemerkbar machen, speziell wenn der chf wirklich einbrechen sollte. Sie haben recht, dass dadurch ebenfalls fragwürdige Anreize geschaffen würden, jedoch ist es nicht auch einmal an der Zeit, dass nicht einzig die Teppich-Etage abserviert? Es handelt sich natürlich um nichts weiter als Phantasien, denn die Banken würden solch ein Vorgehen in Anwendung ihrer politischen Macht verhindern, denn parallel dazu müssten die Eigenkapitalvorschriften der Banken verschärft werden. Der Weg geht eher in die Richtung, Bargeld zu verbieten und Kundengelder durch verschiedene Mechanismen schrittweise zu konfiszieren und immer schön zum Wohle der Finanzindustrie. Die Bevölkerung hat sich derart an diesen institutionalisierten legalisierten Diebstahl (Moral Hazard) gewöhnt, dass es als normal empfunden wird.
Ein kleiner aber wichtiger Aspekt liegt darin, dass die SNB dadurch nicht gezwungen ist, hohe fremdbestimmte Risiken (EUROs, $, Aktien etc.) auf ihre Bilanz zu laden, sondern diese Funktion würde quasi dem Bürger übertragen.
@Maiko Laugun: Eine Verpflichtung der Schuldentilgung habe ich genau aus den von ihnen erwähneten Gründen nicht geschrieben und in als „Wunsch“ also sozusagen „nutzt diese einmalige Möglichkeit“ definiert. Ich denke viele würden sich dies zu herzen nehmen. Klar wird es welche geben die sofort ins nächst Warenhaus rennen. Finde ich auch nicht allzu schlimm. Jeder darf ja mit Schulden weiterleben. Das Problem mit der leichtfertigen Privatkreditvergabe ist irgendwie anders zu lösen, da auch dies real ist. Darüber habe ich mir aber noch nie wirklich Gedanken gemacht.
@Linus Huber: Wie hoch eine Summe aussehen könnte habe ich ja in die Hände des SNB gelet und die Zahl nur als Beispiel verwendet. Logischerweise muss sie so gross sein um den gewünschten Effekt zu bekommen. Was ich für falsch halten würde, wenn man Tröpfchenweise vorgehen würde. Ês soll ja auf keinen Fall zu einem Sozusagen „regelmässigen Zusazueinkommen“ kommen. Wie auch Mirko Langun sagt, es darf nicht zu einer Plästersache kommen. Ein „fetter“ Schlag (und die Welt steht Kopf). Die Höhe hängt dementsprechend der Menge der Steuerzahlenden oder wie auch immer definierten Menge der in Frage kommenden Leute und der gewünschten Entwertung ab. Ich kann dies nicht definieren, denke aber bei der SNB die ja eigentlich auch bei Kritik einen guten Job macht, gibt es Leute die gean so etwas rechnen können.
Noch eine kleine Anmerkung über „einmalig“. Es ist natürlich richtig, dass eine Korrektur solage betrieben werden müsste, wie andere ihre Währung entwerten. Da könnte man darauf schliessen, dass es dann zu einem „Scharaffenland und Füsse hochlegen“ kommt. Man könnte sogar soweit gehen und sagen, jeder schafft sich einen Arbeiterklon an und selber lebt man vom „Gschenkli“ solange die Abwertung betrieben werden muss. Wir reden ja hier aber über einen unkonventionellen Weg der garantiert unkonventionelle Folgen haben würde. Was glauben sie wie würde zum Beispiel die Deutsche oder Östereichische Bevölkerung reagieren, wenn sie mitbekommen würde: Wenn die Währung zu stark wird gibt es etwas „zurück“. Keiner würde mehr die Schwächung befürworten weil sie dies ja auch wollen. Politik im Finanzsektor würde stark beeinflusst werden.
Um aber abschliessend wieder in die Realität zu finden, es wird nie stattfinden, da die, die es entscheiden müssten (dazu gehören ja auch Lobbyisten) sich selber märchenhafte Gewinne verbauen würden. Ein schöner Ausritt in eine Traumwelt war es aber allemal.
Ich, als kleiner dummer Wutbürger, würde so ziemlich jeder Massnahme zustimmen, welche der Finanz-Aristokratie an den Karren fährt und den Moral Hazard und die Enteignung der Bürger im Sinne einer ausgleichenden Gerechtigkeit stoppt. Ich nehme an, dass dies auf die Mehrheit der Bürger (als Individuum) zutreffen würde. Trotzdem wünschte ich mir, dass es geeignetere Massnahmen gäbe.
„Doch die Einlagen ihrer Kunden (Depositen), die sie für ihre Ausleihungen verwendet, muss die Bank rasch an Zinsänderungen anpassen.“
Es handelt sich dabei um die Fristentransformation, welche Banken vornehmen. Im Grundsatz ist die Fristentransformation ein Betrugsmodell, indem Geld, welches für eine bestimmte Zeit zur Verfügung gestellt wird, länger als zugesprochen vergeben wird, wodurch 2 Parteien gleichzeitig auf das gleiche Geld Anrecht haben. Banken sollten nur Kredit zu dieser Laufzeit vergeben, zu welcher sie dieses in z.B. der Form von Obligationen aufgenommen haben. Dies würde natürlich ihre Zinskosten erhöhen, aber die Möglichkeit eines „Bankrun“, würde dadurch ausgeschlossen. Allerdings kümmert das die Banken wenig, solange sie quasi kostenlos (indirekt zulasten der Allgemeinheit) eine Liquiditätsrückversicherung durch die Zentralbank (SNB) geniessen.
Mit dieser Vorstellung können wir den Kapitalismus in den Abfallkübel befördern und die zentrale Planungswirtschaft à la Sowjetunion einführen. Wie war das mit den Goldschmieden England? Hab ich das bei Samuelson falsch verstanden?
Das heutige System ist gar nicht so schlecht, denn die Liquiditätsrückversicherung ist für die Bank nicht kostenlos. Fragen Sie einen UBS-Aktionär. Sein Eigenkapital in der UBS wurde vernichtet, während die Allgemeinheit nichts bezahlt hat.
Bedingung für eine vertretbare Liquiditätsversicherug durch die Notenbank ist denn auch, dass diese nur gute Sicherheiten mit einem grossen Abschlag akzeptiert und einen hohen Zins verrechnet. Falls die Bank solvent ist, wird damit ihre Liquidtät sichergestellt, während das Kapital im Besitz der Eigentümer so richtig an die Kasse kommt (was auch richtig ist).
Unter solchen Bedingungen ist auch eine private Liquiditätsversicherung marktfähig, siehe u.a. die Unterstützung von Buffett für die Swiss Re. Es ist dann ein Geschäft – nicht ganz risikolos zwar, aber ein Geschäft.
Fälschlicherweise wird in den Medien „nur“ über die Angestellten/Banker berichtet, welche kaum gelitten hätten. Aber es ist ja immer so, dass zuerst die Löhne sichergestellt werden, während die Eigentümer schon lange verlieren. Bei Swiss oder in der Industrie finden das alle normal, und zu Recht. Dann sollte es aber in vergleichbarem Ausmass auch für Banker gelten.
Disclaimer: ich habe keinerlei Verbindungen zur Bankwelt, aber es ist mir ein Anliegen, dass vergleichbare Massstäbe angelegt werden.
@ Stefan
Sie verwechseln hier den einmaligen Effekt, welche ein wenig das Aktienkapital in Mitleidenschaft versetzte mit grundsätzlichen Überlegungen. Die Krise wurde in 2009 einzig wirklich beendet, indem die Bewertungsrichtlinien von „nach Markt“ auf „nach Modell“ abgeändert wurden, ansonsten das bescheidene Eigenkapital von vielleicht 3% der Bilanzsumme niemals ausgereicht hätte, die Angelegenheit zu bereinigen (viele wären damit insolvent gewesen). Und nein, es wurden keine sträflichen Zinsen im Falle von Liquiditätsengpässen erhoben, sondern das Fed hat sämtliche Banken dazu verpflichtet im damaligen Liquiditätsprogramm mitzumachen. Auch nein, es ist nicht Planwirtschaft, wenn wir die Banken marktwirtschaftlichen Regeln unterwerfen, wie Rolf dies zu sehen glaubt, sondern diese von den Zentralbanken gebotene Rückversicherung entspringt planwirtschaftlichen Überlegungen. Die nachfolgende Aufblähung der Bilanzen der Zentralbanken beinhaltet viele fragwürdige Positionen, aber diente in erster Linie den Banken, welche sich immer weniger in ihrer eigentlichen Funktion der sorgfältigen Kreditallokation üben, sondern immer stärker in gleichgepolter Spekulation.
Das Modell der ungerechtfertigten Selbstbereicherung aufgrund eines fehlerhaften Anreizsystems hat natürlich schnell Schule gemacht, indem andere Unternehmen ebenfalls mit immer höherem Hebel (=höheres Risiko) arbeiten, indem das Eigenkapital (Risikokapital) im Verhältnis zum Fremdkapital immer stärker reduziert wird. Ebenfalls hat sich der politische Einfluss der Teppich-Etagen von Banken und Grossunternehmen im Gleichschritt weiter verstärkt und bedroht immer stärker die Selbstbestimmung von Staaten (z.B. TTP).
Auch heute, mehr als 6 Jahre nach Ausbruch der Krise, hat sich erstaunlich wenig verändert. Z.B. das TBTF Problem ist weiterhin allgegenwärtig und untergräbt die Rechtsstaatlichkeit im Kern. Man kann ein System nicht verbessern, wenn keine Konsequenzen auf persönlicher Ebene für die Akteure vorherrschen.
„I am concerned that the size of some of these institutions becomes so large that it does become difficult for us to prosecute them,“
http://www.ibtimes.com/congress-subpoenas-doj-over-too-big-fail-bank-prosecutions-1916999
„ISDS [Investor-State Dispute Settlement] would allow foreign companies to challenge U.S. laws — and potentially to pick up huge payouts from taxpayers — without ever stepping foot in a U.S. court.“
Was in den USA mit TPP Geltung hätte, wäre für kleinere Staaten wie z.B. der Schweiz noch viel verheerender. Dies nur zur Demonstration, wie die Teppich-Etagen von Grossunternehmen immer gefährlicher werden.
http://tm.durusau.net/?p=62355
Wenn die Frage von Lobbyismus schon oben auf ist, sollten wir z.B. untersuchen, wer z.B. TPP formulierte.
https://www.bostonglobe.com/opinion/2015/05/11/elizabeth-warren-and-rosa-delauro-who-writing-tpp/2FQZAV6uz9GGQI6pe3cd0K/story.html
Ich habe geträumt, wir hätten in der Schweiz eine Marktwirtschaft. In einer solchen wird der Preis eines Produktes, auch einer (Fest-)Hypothek, nicht von den Gestehungskosten sondern von Angebot und Nachfrage bestimmt.
Irrtum: Der Angebotspreis hängt vor allem von den Grenzkosten ab. Es kann z.B. keiner ein Ferrari für 5 Franken bauen, auch wenn es nur zu diesem Preis eine Nachfrage gäbe.
Und da jeder Sparer, der noch seine Tassen im Schrank hat keine Einlagenzinsen unter 0 akzeptiert und die Banken Zinsänderungsrisiken absichern müssen (rechtlich vorgeschrieben) ist auch klar, warum die Zinsen auf Hypotheken nicht sinken. Was auch gar nicht so schlecht ist.
@leibundgut: wo wollen Sie denn hin mit dem Geld? Unter die Matraze? Und was wenn Bargeld plötzlich kostet (Strafgebühr)? Bereits heute lohnt sich ein Konto nur noch ab ca. 20’000 CHF.
@Peter Leibundgut: „Ferrari für 5 Franken“
Würde ein Ferrari mur 5 Franken kosten, wollte ihn keiner haben.
Und die Gestehungskosten, vor allem in Relation zum möglichen Verkaufspreis, haben keinen Einfluss auf das Angebot?
@seebueb
Es kostet die Banken jetzt Geld, jeden Tag, jemandem keine Hypothek zu geben (bzw Kredit), das ist ja dann die überschüssige Liquidität über dem Freibetrag auf die der Negativzins berechnet wird. Aber es soll teurer geworden sein für die Banken, Hypotheken zu vergeben? (siehe @Mike Hamilton zum Liborsatz und Bankenmargen). Über die Margenerhöhung auf die Liborhypos, steigt natürlich auch der Totalpreis, wenn es gelingt dem Kunden ein zusätzliches Produkt zu verkaufen, wie die Absicherung des Zinsrisikos auf seine Hypo.
Die Herkunft der SNB-Giroguthaben hätte ich äusserst gerne weiter aufgeschlüsselt gesehen, es macht aus meiner Sicht keinen Sinn anzunehmen, dass Banken als Kreditschöpfer ihre Giroguthaben bei der SNB nicht reduzieren soweit sie können. Die UBS bspw hat ihr Aktivum ggü den Zentralbanken um 40% reduziert, CS etwa 20%. Deshalb drängt sich bei mir die Vermutung auf, dass vor allem andere Liquidität parkieren (AHV/IV, Versicherungen, Pensionskassen, Bund, Kantone, etc).
Wer sagt, dass bei den Liborhypos die Marge grösser wurde? Wo doch die Refinanzierung teurer wurde?
Falls die bösen Grossbanken die Kunden ausnehmen, warum sind dann die Sätze auch bei der nicht gewinnmaximierenden Migrosbank gestiegen (die meist mit die besten Angebote hat), ganz zu schweigen von den genossenschaftlichen und ebenfalls nicht gewinnmaximierenden Raiffeisenbanken?
Die Refinanzierung wurde teurer für Festhypotheken, darum geht es in diesem Beitrag, Die Refinanzierungskosten einer Liborhypo ist aber unter Null. Selbstverständlich gibt es auch einen Artikel der sagt, dass dies berechtigt sei, aber den Sachverhalt, dass die Negativzinsen sich nicht in den Liborhyposätzen niederschlagen, bestätigt er in der Einleitung, welche sogar gratis gelesen werden kann. http://www.fuw.ch/article/warum-libor-hypotheken-nicht-billiger-sind/
Ich denke, Hypos lassen sich zu den aktuellen Zinssätzen problemlos am Markt verkaufen, willige Kunden scheiden aus wegen der Tragbarkeitsberechnung und den Eigenkapitalanforderungen. Für Banken wurden, wegen der höheren Eigenmittelunterlegung Hypos relativ zu anderen Investments weniger rentabel, also muss die Marge ausgedehnt werden.
„Doch die Einlagen ihrer Kunden (Depositen), die sie für ihre Ausleihungen verwendet, muss die Bank rasch an Zinsänderungen anpassen.“
Bitte beachten Sie, dass Banken bei der Vergabe von Krediten Geld schöpfen und nicht Kundeneinlagen verwenden, s. etwa:
https://www.bundesbank.de/Redaktion/DE/Dossier/Service/schule_und_bildung_kapitel_3.html?notFirst=true&docId=147694#chap
Wirtschaftsredakteure sind in dieser Beziehung aber komplett lernresistent. Von der Geldschöpfung aus dem Nichts, wie es die Geschäftsbanken gerne durchführen (2 Mausklicks mit Doppelunterschrift kosten nur etwa CHF 7.-) und das sind dann die ganzen Kosten für die Bank, wissen sie scheinbar nichts. Wer das nicht glaubt, darf gerne mit dem Begriff „Vollgeld“ eine kleine Recherche im Web anstellen; es wird heilsam sein und sie zukünftig vor den Märchen der Ökonomen zuverlässig schützen.
@ Schlaumeier
Sie liegen richtig. Es handelt sich eigentlich um den Einsatz eines höheren Hebels (Verhältnis Eigenkapital zu Fremdkapital) in der Bilanz, welcher auch als Geldschöpfung bezeichnet wird, wobei Geld in diesem Falle nicht Geldnoten (M0) sondern Kreditvolumen darstellt. Die inzwischen kostenlose Liquiditätsrückversicherung durch die Zentralbanken erlaubt es den Banken, diesen Hebel maximal auszureizen oder in anderen Worten mit sehr bescheidenem Risiko-Kapital (Eigenkapital) zu operieren, ohne der Gefahr eines „Bankruns“ ausgesetzt zu sein (kostenlos heisst hier, dass die wirklichen Kosten indirekt der Allgemeinheit untergejubelt werden). Es handelt sich um das Setzen fehlerhafter Anreize, denn Zentralbanken sollten Liquidität einzig gegen 100% sichere Papiere und zu sträflichen Zinsen zur Verfügung stellen. Diese Anreize beruhend auf einer fehlerhaften Doktrin, indem Zentralbanken sich zunehmend so freigiebig dauernd zur Behebung kleiner Schwierigkeiten zur Verfügung stellten, führte über die letzten Jahrzehnte zu dieser weltweiten Kreditblase. Die Lernresistenz der Ökonomen und Zentralbanker ist extrem hoch und anstatt vergangene Fehler einzugestehen, wird das Problem weiter potenziert, was zu zunehmender Instabilität führen dürfte und das Potential gesellschaftlicher Verwerfungen erhöht.
Sehr geschätzter Linus, ich habe aus Ihren Ausführungen nie richtig verstanden, welchen Schaden die heutigen Zentralbanken
der Allgemeinheit zufügen. Ausgenommen unserere Nationalbank, die versucht als Deflations-Weltmeister Arbeitslose zu produzieren. Die ist jetzt gerade emsig daran, Tausende von Arbeitsplätzen in unserer Industrie zu vernichten und es ist kein Finanzplatz Schweiz mehr da, der diese Arbeitsplätze aufsaugen kann. Zum Beispiel heute Huber und Suhner, wo massiv Stellen abgebaut werden zugunsten von Arbeitsplätzen in Polen. Notabene ist diese Firma vollkommen schweizerisch. Hat es der US Wirtschaft geschadet, dass die FED Sub-Prime Papiere übernommen hat, die sie mit erholenden Immobilienmarkt mit Gewinn abstossen kann. Übrigens vor 1914 herrschte auch nicht immer die reine Lehre, wie heute behauptet wird. Die Baring-Krise 1890 ist ein Beispiel. Ich kann nur empfehlen, sich in Bücher über das Haus Morgan zu informieren.
Was die fernere Vergangenheit betrifft, insbesondere die Zeit vor der Fed, ist LH vollständig lernresistent. Er setzt viel lieber irgendwelche haltlosen Behauptungen in die Welt.
@ Rolf
Sie haben sicherlich das gleiche in 2006 oder 2007 geäussert. Einzig weil ein Schaden durch die erzeugten Fehlinvestitionen noch nicht ersichtlich ist, was in der Boom-Phase eines immer stärker oszillierenden Zyklus, nicht weiter verwunderlich ist, bedeutet wenig.
@ Rolf
Habe ich gesagt, dass vor 1913 die reine Lehre vorherrschte und alles rosa war? Nein, auch damals kam es zu Übertreibungen, indem Banken sich immer wieder zu risikoreich verhielten um einen möglichst hohen Profit einzufahren. Dies erkenne ich jedoch nicht als Grund, fehlerhafte ökonomische Annahmen wie das zentralistische Erzeugen von schlechten Anreizen nicht anzuprangern, wie z.B. die Idee, dass Deflation per se dem Wirtschaftswachstum schadet, was durch die Tatsache, dass im 19 Jh. während langen Phasen eine leichte Deflation (sinkende Preise) vorherrschte, die Wirtschaft hingegen gleichzeitig mit vergleichsweise hohen Wachstumsraten brummte.
… widerlegt wird.
@ Rolf
„Notabene ist diese Firma vollkommen schweizerisch. (Huber und Suhner)“
Ende 2011
Anzahl Angestellte Tieflohnländer 2017
Anzahl Angestellte Schweiz 1517
Ende 2014
Anzahl Angestellte Tieflohnländer 1954
Anzahl Angestellte Schweiz 1372
Die relative Anzahl der schweizerischen Angestellten tendierte auch beim Mindestkurs nach unten. Andererseits erarbeitete die Firma aufgrund eines verbesserten EBIT von 9,6%, einen bedeutend höheren EPS in 2014 und erhöhte die Dividende von chf 0.80 auf chf 1.40. Es ist eine traditionell schweizerische Firma, aber keine vollkommen schweizerische Firma, welche aus meiner Sicht sehr gut operiert (z.B. Reduktion der Management Gehälter, keine kurzfristig orientierte Gewinnsteigerung durch erhöhten Hebel in der Bilanz).
Der ökonomische Tsunami, welcher aufgrund der Aufhebung des Mindestkurses prognostiziert wurde, blieb bis anhin allerdings aus.
http://www.reuters.com/article/2015/05/10/us-swiss-economy-idUSKBN0NV0C420150510
Richtig, es handelt sich gesamtwirtschaftlich um Geldschöpfung, d.h. die Formulierung im Artikel kann man bemängeln. Aber an der Kernaussage, nämlich dass die neu entstandenen Depositen kurzfristigen Zinsänderungen unterstehen und bei zu tiefem Zins abfliessen, und dass die Zinsmarge der Bank bei Negativzinsen deshalb unter Druck kommt, ändert sich nichts.
Des der Hypothek gegenüberstehende, neu geschöpfte Kundenguthaben ist nämlich erst mal Eigentum des Kunden. Dieses darf er jederzeit in bar abheben oder an eine andere Bank überweise, z.B. wenn die Bank darauf Negativzinsen berechnet und das dem Kunden nicht passt, oder wenn die Zinsen nicht marktgerecht sind.
@Stefan Wiesendanger: „….und dass die Zinsmarge der Bank bei Negativzinsen deshalb unter Druck kommt,…“
Die mathematische Logik dieses Beitrages erklärt, warum die Margen der Banken unter Druck geraten. Er erklärt aber nicht wie er doch vorgibt, warum die Preise steigen. Es könnten ja auch die Margen schrumpfen.
Den Satz “ In der Bankbilanz fallen die Einlagesätze nicht unter null, beim Swap aber schon“ würde ich nicht unterschreiben. Bei Kleinkunden gibt es dafür die Bankgebühren (Neudeutsch: Leistungspakete) und bei Grosskunden wissen Sie schon was ich meine.
Zitat: „Banken riskieren ihre Beziehungen mit gewöhnlichen Kunden nicht dadurch, dass sie ihnen für ihre Einlagen etwas verlangen“.
Das ist der entscheidende Aussage. Würden die Banken die Negativ Zinsen an die Sparer weiterleiten, würden die Zinsen für Kredite natürlich sinken. Wo bleibt der Preisüberwacher und die WEKO? Da spielt der Markt nicht, gab es Absprachen?
Aha, sie wollen also, dass Banken Negativzinsen von z.B. 1% verlangen, nur damit ein paar Hypothekar-Schuldner niedrigere Zinsen haben?
Dann erzähle ich ihnen noch ein kleines Geheimnis: Sobald meine Bank mir einen Rappen Negativzins verlangt wandert das Geld innert Tagen Bar in meinen Tresor. Dann können sie schauen, mit welchem Geld die Bank die günstigen Hypotheken vergeben soll…
Die Argumentation stimmt Einzug unter der Annahme, dass die Banken die Negativzinsen nicht an die Sparer weitergeben (wollen oder können). Es gibt aber noch ganz andere Refinanzierungsmöglichkeiten, die für Banken zur Zeit viel günstiger sind als Spargelder…wo man sogar noch Geld bekommt, wenn man sich so refinanziert. Klar ist es wichtig seine Kunden (Sparer) nicht mit der Weitergabe von Negativzinsen zu verärgern…ich bin ziemlich sicher, dass dieser Schritt nur noch eine Frage der Zeit ist. Sobald die Grossen beiden Negativzinsen einführen, zieht der gesamte Markt nach.
Das ist richtig, im Prinzip können Sie sich im Interbankenmarkt zu Negativzinsen refinanzieren. Aber das Dumme ist nur: Sie haben als Schweizer Bank schon genug Kunden-Depositen, die Sie irgendwie verleihen sollten. Das parkieren Sie dann in der Verzweiflung mit Verlust bei der SNB oder im Interbankenmarkt. Sie haben garantiert keine Lust auf noch mehr Liquidität aus dem Interbankenmarkt.
Die Negativzinsen sind ja gerade ein Symptom dafür, dass es zuviel Liquidität im CHF hat. Und die SNB tut makroprudenziell alles mögliche, damit diese nicht in Hypotheken reingeht. Die Liquidität soll ja wieder in Fremdwährungen zurück, logischerweise. Die Entscheidung dafür liegt aber bei den Kunden und nicht bei der SNB und den Banken. Die Kunden aber gehen lieber in Bargeld als in Fremdwährungen. Hmmm, Dilemmata überall.
Gut gemacht, Markus Diem Meier! Wirtschafts-Redaktoren sollten öfter solche nicht für alle offensichtlichen Zusammenhänge erklären. Vielen Dank
Wichtig dabei zu erwähnen ist, dass dieses Beispiel bei Versicherungen nicht zutrifft. Daher haben die dementsprechend tiefere Hypozinsen anzubieten als die Banken.
Versicherungen sind kleiner als Banken. Deshalb können sie die Politik in Bern nicht so einfach kaufen wie die Banken und werden deshalb auch strenger reguliert, teilweise mit vorgegebenen Zinssätzen z.B. in der Vorsorge. Als die UBS, u.a. zwecks Sicherung eines VR-Postens für einen Bundesrat auf Kosten der Allgemeinheit gerettet werden musste, erhielt die damals ebenfalls in Schieflage geratene SwissLife (Ex Rentenanstalt) keine Unterstützung. Vertraglich zugesicherte Zinssätze müssen die Versicherungen bezahlen und gleichen die Verluste wohl durch höhere Policen aus. Banken, wie immer und wie der Artikel zeigt, haben es da einfacher.
Hinweis: Banken können sich auch über die Pfandbriefbank refinanzieren.
Das ist nur die halbe Wahrheit: Wie erklärt dann Diem, dass die Gewionne aus dem Zinsgeschäft z.B. der CS massiv gestiegen sind? Nein, die Banken nutzen diese Möglichkeit gezielt, um die Margen massiv zu steigern. Woher kämen sonst die höheren Erträge aus dem Zinsgeschäft‘
Die gezeigten Beispiele sind richtig, wenn die Bank einem „risikofreien“ Hypothekargeschäft nachgeht. Dies sind die echten Kosten, die ihr anfallen, wenn sie eine neu vergeben Hypothek absichern will. Es gibt allerdings zwei Effekte, die den Gewinn der Bank ansteigen lassen können. Erstens zahlt sie nicht auf alles Guthaben bei der SNB den Negativzins, sie hat eine Freigrenze. Erst auf Gelder über der Freigrenze wird der Negativzins erhoben. Diese Ersparnisse aufgrund Freigrenze wird wahrscheinlich effektiv nicht an die Kunden weitergegeben. Dem Kunden gegenüber argumentiert man mit dem Negativzins, den man effektiv gar nicht bezahlen muss. Zweitens ist es der Bank natürlich freigestellt, das Risiko eines Zinsanstieges selbst zu tragen und keinen Swap abzuschliessen. Damit hat sie im letzten Jahr den Gewinn aus dem Hypothekargeschäft erhöht, weil ein Zinsanstieg ausgeblieben ist. Sobald der Anstieg aber kommt, werden ihre Gewinne entsprechend schmelzen, während sie bei einer Bank mit Swap konstant bleiben. So zumindest die Theorie …
Die Finanzierung der Hypotheken findet nur theoretish so statt. Effektiv kostet das Geld weniger als nichts. Die Banken haben entdeckt, dass sie dank den Negativzinsen und Berechnungsmodellen die Margen anheben können. Die Kosten, wie sie Diem aufzeigt, sind eine Fiktion und finden in der Realität so nicht statt. Den Nachweis kann eine Bank nicht mit einem Modell erbringen, sondern nur mit den wirklichen Finanzierungsströmen. Aber eben: man findet immer einen Journalisten, der die Thesen der PR-Abteilungen der Banken übernimmt, und quasi als Transmissionsriehmen umsetzt. Aber keine Bank wird den effektiven Finanzierungsnachweis erbringen wollen. Der Kunde muss eben andere Finanzierungen suchen, Banken sind passé, und braucht sich dann auch nicht mit virtuellen Finanzierungsmodellen der Banken zu befassen.
Wenn man fragt, wie prozentual gross dieses Absicherungsgeschäft überhaupt ist, wird man ein sehr geringes Volumen feststellen. Sicher kann es bei langjährigen, mit festen Zinssätzen fixierten Hypotheken, ein grösseres Volumen erreichen. Aber sonst nicht.Viel wichtiger ist für die Banken, dass die aufgenommen Depositen in gleicher Währung sind wie die vergebenen Kredite. Je grösser die Bilanzsumme der Bank ist, desto weniger wird sie auf solche Absicherungsgeschäfte zurückgreifen.
Sie mögen ja Recht haben, dass Finanzierungen ausserhalb des Banksystems attraktiv werden und Banken deshalb passé sind.
Aber dass Banken auf der Passivseite Geld zu Negativzinsen erhalten, das sie danach verleihen können, ist wenig wahrscheinlich. Zeichnen Sie wie von Ihnen vorgeschlagen die Finanzierungsströme und Bilanzen auf. Negativ rentierende Depositen bei der SNB sind ja wie Kredite auch ein Aktivum der Banken. Die Bank müsste aber ein negativ rentierendes Passivum haben, um zu einer konstanten Zinsmarge ausleihen zu können.
Ein negativ rentierendes Passivum kriegen Banken theoretisch am Interbankenmakrt. Aber: die Negativzinsen sind ja gerade ein Zeichen dafür, dass im CHF nicht verleihbare Ueberschussliquidität vorhanden ist. D.h. aggregiert über alle Banken müssen sie erst mal die höher verzinslichen Depositen verleihen, bevor sie auf Uebernacht-Liquidität zurückgreifen dürfen. Dem steht demnach eine interne korrekte Kostenrechnung entgegen.
Dazu kommt, dass dadurch ausgerechnet die am kurzfristigsten refinanzierten Banken einen Vorteil erhlaten würden – so etwas würde durch die Branchenkollegen nicht goutiert sowie durch die Finma und garantiert durch die SNB unter den Titeln Stabilität und makroprudenzielle Massnahmen abgestraft.
Ein Beispiel: die Migrosbank hat nach der Ankündigung der Negativzinsen die 10-jährigen Hypozinsen auf 1.2% gesenkt – für ein paar Tage. Das waren die Leute, die für’s marginale Geschäft zuständig sind. Dann hat jemand nachgerechnet und – schwupps – waren die Zinsen höher als vorher. Die Migrosbank ist nun garantiert keine Abzockerbank, aber eine, die kaufmännisch vorsichtig und korrekt rechnet – schlussendlich im Interesse des Kunden.
Danke für die Beispiele und Erläuterungen!