Die Kosten des Kolonialismus

Entdeckung und Kolonisierung gingen Hand in Hand: Afrikaforscher Henry Stanley und David Livingstone. Foto: Hulton Archive/Getty
Einer der grössten Streitpunkte der Wirtschaftsgeschichte betrifft die ökonomischen Vorteile und Kosten des Kolonialismus. Zwei einflussreiche Denkschulen stehen sich gegenüber. Die eine, eher marxistisch inspirierte Richtung betont den Nutzen des Kolonialismus für die Mutterländer. Kolonien werden vor allem als Orte der Ausbeutung und als Absatzmärkte für die westlichen Mächte angesehen. Aus diesem Umfeld stammt auch die Williams-These, wonach die industrielle Revolution ohne die karibische Sklavenarbeit unmöglich gewesen wäre.
Die andere, eher liberale Denkrichtung argumentiert vorsichtiger. Sie betont neben den unbestreitbaren Kosten für die Kolonisierten auch andere Aspekte, etwa die Nachteile des Kolonialismus für die Mutterländer. Ein Land zu besetzen, konnte für den Staat so teuer kommen, dass es die rein ökonomischen Vorteile aufhob. Eine andere Hypothese ist, dass der Kolonialismus das Wirtschaftswachstum behinderte, weil das Mutterland sich ein Stück weit dem globalen Wettbewerb entziehen konnte.
Das klassische Beispiel ist die englische Chemieindustrie. Sie verpasste Mitte des 19. Jahrhunderts den Schritt ins Massengeschäft mit synthetischen Textilfarben, weil in Indien natürliche Farbstoffe zu günstigen Preisen gewonnen werden konnten. Deutschland und die Schweiz, zwei Länder ohne nennenswerten kolonialen Besitz, hatten gar keine andere Wahl, als auf die synthetischen Farbstoffe zu setzen. Bald beherrschten sie den Weltmarkt.
Neue empirische Arbeiten legen allerdings den vorläufigen Schluss nahe, dass die Kosten für die Staatsfinanzen der Mutterländer in der Theorie überschätzt worden sind. So musste der französische Staat nur 0,29 Prozent des jährlichen Staatsbudgets für die Verwaltung seiner westafrikanischen Kolonien ausgeben (Quelle). Die Hauptlast lag auf den Kolonien selber. Erst als die westafrikanischen Länder nach dem Zweiten Weltkrieg ihre Unabhängigkeit anstrebten, stiegen die Kosten für Frankreich stark an (AOF = Afrique Occidentale Française).

Eine andere neue Arbeit untersucht den Abstieg Portugals seit dem 17. Jahrhundert. Das Land war der grösste Sklavenhändler der Geschichte und verfügte über grosse Plantagen in Brasilien. Gleichwohl begann die Industrialisierung erst spät. Für viele ist deshalb die Williams-These widersinnig. Wenn die Kolonialmacht Portugal lange Zeit rückständig war, kann die Sklavenarbeit nicht entscheidend zur Industrialisierung beigetragen haben. Eventuell schadete das Kolonialreich sogar mehr, als es nützte. Dieser Frage geht das neue Paper nach (Quelle).
Die Autoren kommen zum Schluss, dass Portugal durchaus von den Kolonien profitierte, sogar mehr als die führende Kolonialmacht Britannien. Gemessen wird dieser Beitrag als Anteil zu einem höheren Reallohn im Mutterland.

Ob die Zahlen im Detail stimmen, darüber kann man trefflich streiten. Ein negativer Effekt ist jedenfalls nicht sichtbar.
Trotzdem hat Portugal erst spät industrialisiert. Warum? Offenbar spielten interne politische und institutionelle Faktoren eine grössere Rolle. Das wiederum relativiert den Vorteil eines Kolonialreichs. Ein Land konnte ein noch so grosses Kolonialreich besitzen, es war kein Garant für eine erfolgreiche wirtschaftliche Entwicklung.
63 Kommentare zu «Die Kosten des Kolonialismus»
Interessante Betrachtung, doch ist das die ganze Wahrheit?
Kosten lassen sich einseitig aus einer monetären Perspektive des Mutterland’s betrachten und das kann sowohl positive wie negative Auswirkungen haben wie der Artikel darstellt. Aber die Betrachtung was die Kosten für das besetzte Land waren, sollte m.E. auch einmal untersucht werden. Kolonialismus ging ‚auf Kosten‘ der Menschen, der damit verbundenen sozialen Ungerechtigkeit, Ausbeutung von Ressourcen in den kolonialisierten Ländern.
Viele von uns in den ‚entwickelten Ländern‘ glauben, dass Kolonialismus Vergangenheit ist…. doch ist das wirklich so?
Kolonialismus per Definition ist vielleicht vorüber. Doch in Realität ist er leider alles andere als vorbei und die soziale Ungerechtigkeit und Ausbeutung hat einfach andere, viel subtilere Formen gefunden. – und gleich auch zu optimierten Kosten. Unter dem Deckmantel der Marktwirtschaft treiben wir Handel mit vielen dieser Staaten. Damit wir für unsern Lebensstil zentrale Ressourcen (wie Oel, Agrarprodukte, Arbeitskraft, etc) bekommen, bringen wir die finanziellen Mittel gleich selbst mit. Manchmal nennen wir es Entwicklungshilfe. Doch über Staatskredite, über die Weltbank, etc. ‚fördern‘ wir Länder und machen sie gleichzeitig abhängig. Unsere Kredite belasten deren Staatshaushalte massiv und müssen zurückgezahlt werden in Form von Zinsen und Zugang zu Ressourcen – auf Kosten der Allgemeinheit in diesen Ländern.
Wir entwickeln diese Ländern zu unserem Nutzen, Zugang zu Ressourcen und fördern die soziale Ungerechtigkeit in diesen Ländern. Doch die Ausbeutung findet jetzt im eigenen Land statt und macht einige wenige, typischerweise regierungsnahe‘ Menschen reich. Wir können uns dann ‚mit gutem Gewissen‘ an die Seitenlinie des Spielfelds setzen und uns in der Beobachterrolle über die soziale Ungerechtigkeit in diesen Ländern unterhalten. Wir werden ja nicht mehr so offensichtlich als Besetzer erkannt. Doch in Realität macht uns unser Ressourcenhunger zu virtuellen Kolonialherren! Soja aus Bolivien für unsere Fleischproduktion, Holz aus Brasilien, Oel aus Venezuela, China’s Oel-Schürfrechte mitten im unberührten Amazons von Ecuador, Kleider aus Vietnam, Oel aus dem nahen Osten, …. die Liste ist endlos. Ueberall werden einige wenige reich gemacht und gleichzeitig wird die Natur verschmutzt und zerstört, Menschen gefährdet und vertrieben, Tiere ausgerottet, ….
Ueber Generationen sind wir alle Kinder dieses westlichen Systems und spielen dieses gezinkte Spiel immer weiter indem wir es zulassen und mitmachen. Wir haben es ja weit gebracht und das Recht Nicht-zu-Wissen lässt uns besser schlafen. Doch es ist an der Zeit solche Betrachtungen wie in diesem Artikel wirklich ganzheitlich anzusehen. Dann kann es keine unidirektionale, reine Kostenbetrachtung mehr sein. Nein, in diese Gleichung gehören auch andere Variablen wie Soziale Gerechtigkeit, Schutz unseres Planeten und Nachhaltigkeit.
Es ist Zeit zu erwachen aus unserem Wohlstands-Konsum-Traum, das eigene Verhalten zu überdenken, zu merken, dass wir eben doch alle engst miteinander verbunden sind auf diesem Planeten und es nur eine Zukunft gibt wenn wir bereit sind Verantwortung für das Ganze zu übernehmen.
@Martin Rüegg: Danke. Eine schöne Zusammenfassung. Ich teile Ihre Meinung. Vor allem, was das subtile Weiterführen des Kolonialismus betrifft. Der dekadente und ausbeuterische Westen verweist auf die Überbevölkerung und die Knappheit an Ressourcen. Als Lösung fordert er Kondome für Afrika! Die westlichen Kolonialisten ..äh.. Konsumenten wollen ja nicht auf ihren Luxus verzichten und Ressourcen schonend sich selber unter ein Blechdach in Indien oder unter eine Strohhütte in Afrika legen. Ich glaube, es war Mahatma Ghandi der sagte: „Es gibt genügend für alle auf diesem Planeten, nur nicht für die Gier“.
@Martin Ruegg: „Unter dem Deckmantel der Marktwirtschaft treiben wir Handel mit vielen dieser Staaten. Damit wir für unsern Lebensstil zentrale Ressourcen (wie Oel, Agrarprodukte, Arbeitskraft, etc) bekommen, bringen wir die finanziellen Mittel gleich selbst mit.“
Ich denke nicht, dass die Beziehungen heute so einseitig dominiert und damit die Interessen einseitig durchgesetzt wurden, dass der Nutzen für die Kolonialisierten zufällig war. Unsere heutigen „Kolonien“ verstehen immer besser auch ihre Macht, wir brauchen, was sie haben, eben die Rohstoffe und die Arbeitskraft genauso wie sie nach unserem Lebensstandard streben. Und da werde ich doch lieber vom Westen „Kolonialisiert“ und von Zinsgeiern ausgebeutet, als in Nordkorea oder Eritrea eingesperrt. Häufig ist das Problem, dass sich dort eine Bande alles unter den Nagel reisst. Auch wenn der Westen gerne eine solche im nützliche Bande unterstützt, dass sie im Westen gemacht werden, glaube ich nicht. (Wer hat schon so langfristige Strategien im Westen?). Die chinesische oder vietnamesische Partei bezeichne ich nur gelegentlich als genau so eine Bande, aber in Afrika sind in der Mehrheit der Staaten immer irgendwelche Clans an der Macht, und die Bevölkerung hält dies für selbstverständlich. Wenn dies alles Schuld des Westens ist, warum gibt es denn in Afrika auch Länder wo es geht, wie Botswana?
@Anh Toàn: „(Wer hat schon so langfristige Strategien im Westen?)“ … Z.B. Nestlé: Meines Wissens hat dieser Konzern in Afrika sich die langfristigen Rechte an Wasserquellen gesichert und verkauft den Einheimischen überteuert deren eigenes Wasser, mit der Begründung, dass ohne diese Investition alle dort verdursten müssten. Auch Saudi Arabien hat ganze Agrarländereien aufgekauft, da es selber über zuwenig Frischprodukte verfügt. In Nigeria werden regelmässig von Armen die Oel-Leitungen angezapft, weil sonst der ganze Profit in westlichen Oel-Konzernen und den lokalen Clans versickert.
Also Nestle unterstützt den Aufbau einer Bande in einem Schwellenland, um wenn die Bande dann mal an der Macht ist, mit dieser ein Geschäft zu Lasten der Bevölkerung zu machen?
Wenn die Saudis Agrarland kaufen, dann weil sie heute oder ab nächstem Jahr daraus einen Ertrag wollen, ich zähle die Saudis aber nicht zum Westen.
Im Westen sagt man gemeinhin, die Politik denkt bis zu den nächsten Wahlen, die Unternehmen bis zum nächsten Quartalsabschluss.
@AT: Sich Ressourcen in einem fremden Land zu sichern, schafft man nicht in einem Quartal. Deshalb ist es eine langfristige Strategie. Ich sprach nicht von der Bildung von Banden. Diese aber werden durch Konzerne wie Nestlé benutzt. Oder umgekehrt: Die Banden verkaufen auf Kosten der armen Bevölkerung die Rechte an die Konzerne. Die arme Bevölkerung wird dadurch noch ärmer. Sie bezahlen überteuert und langfristig für ihr eigenes Wasser und die Banden bleiben an der Macht. Saudi war nur ein Beispiel, dass es nicht nur westliche Konzerne sind. Bekanntlich wächst in der Wüste wenig Fressbares. Ist wohl kaum kurzfristiges Denken. Sonst könnten sie ja die Agrarprodukte selbst und direkt kaufen und nicht die Bodenrechte. Bleibt noch die Frage, inwiefern die Politik die Konzerne unterstützt.
@Maiko Laugun: Aber ich sprach davon, dass niemand im Westen ausreichend lange Strategien hat, um diese Banden zu bilden, und habe auch gesagt, dass diese Banden vom Westen unterstützt werden, wenn sie ihm nützlich sind.
Also wo ist Ihr Einwand?
Wie sehr ein Land „profitiert“, wenn es nicht Kolonie ist, sieht man am besten bei Haiti. Oder bei der Verkehrserschliessung und dem Gesundheitswesen in zahlreichen afrikanischen Ländern. Dei *Hölle“ in Haiti war vor allem das Massaker an den Weissen von 1802, welches Heinrich von Kleist in der „Verlobung von Santo Domingo“ beschreibt. Der wichtigste armutsbeschleunigende Faktor des Kolonialismus waren die Veränderungen, welche dank Entwicklung eine Vervielfachung der Bevölkerung ermöglichten, womit zwar eine Minderheit vom Fortschritt profitierte, eine Mehrheit aber in eine sich teilweise verschlimmernde Situation kam, wiewohl noch früher die Zumutungen wiederum weit höher waren.
Das ist auch eine sehr einseitige Perspektive. Ein wichtiger Faktor beim Niedergang Haitis war, dass nach dem gewaltsamen Umsturz der neue, unabhängige Staat auf betreiben Frankreichs und der Angst der anderen Kolonialstaaten wirtschaftlich und politisch isoliert und anschliessend über Entschädigungen ausgepresst wurde – und einmal in einer solchen Abwärtsspirale aus wirtschaftlichem Verfall und politischer Inkompetenz drin, kommt man da kaum wieder raus.
So oder so verdeutlicht das Beispiel ein Hauptproblem von Kolonialismus und Sklaverei: Ein System, das primär auf Unterdrückung und Ungleichheit basiert, ist wie ein Dampfkochtopf, der früher oder später explodiert – mit tendenziell negativen Folgen für alle Beteiligten. Entsprechend ist es auch billig, nach Haiti verschleppten Sklaven die Schuld am Scheitern des späteren Staats Haiti zu geben. Hätte Frankreich frühzeitig die Sklaverei abgeschafft und für akzeptable Bedingungen gesorgt, wäre es nie so weit gekommen..
„Ein Land konnte ein noch so grosses Kolonialreich besitzen, es war kein Garant für eine erfolgreiche wirtschaftliche Entwicklung.“
Eine gute Position ist kein Garant für eine erfolgreiche Entwicklung. Manchmal sogar hinderlich, weil die gute Position satt macht und vielleicht auch versucht wird, diese gegen die sich aus dem Wandel der Zeiten ergebenden Veränderungen zu verteidigen, statt im Wandel neue Chancen zu suchen. Eine Börsenregel sagt, die führenden heute sind vielleicht nicht mehr die führenden in zwei Jahren.
Andy Grove, unter dessen Führung Intel gross wurde:
Only the paranoid survive.
Das Britische Empire, die Mutter aller Kolonialmächte, wiederlegt die These, dass der Kolonialismus das Wirtschaftswachstum behinderte. Genau zur Zeit der maximalen Ausbeutung seiner Kolonien, startete in England die Industrielle Revolution. Dass Wirtschaftswachstum auch ohne nennenswerte Kolonien möglich ist, bewies darauf das Deutsche Reich und die Vereinigten Staaten. Ich denke, dass kein kausaler Zusammenhang zwischen wirtschaftlichem Erfolg und Kolonien besteht. Wesentlich ist, ob sich das Bürgertum gegenüber dem Feudalwesen durchsetzen konnte, oder nicht.
Einfache Kausalitäten gibt es effektiv nie bei solchen Fragen. Letztlich ist eine Kolonie nur eine weitere Ressource, die richtig genutzt positive Effekte entfalten kann, schlechtestenfalls aber eher hinderlich ist (getreu dem „Ressourcenfluch“). Und um einen etwaigen Trend festzustellen, fehlt da schlicht die empirische Basis. Forschung in dem Bereich muss sich ja zwangsweise auf eine sehr kleine Stichprobe von spezifischen Einzelfällen beschränken, bei denen man nie weiss, wie die Geschichte mit mehr/weniger Kolonialismus verlaufen wäre.
Aus damaliger Perspektive war Nordamerika (die heutigen USA) das Kolonialgebiet der Teaparty-Staaten, das natürlich viel einfacher zu entwickeln war da kein Wasser dazwischen lag.
Was bei dieser Diskussion vergessen wird, ist der Transfer von Wissen und Infrastruktur. Viele Kolonien wurden praktisch aus der Steinzeit ins Heute befördert.Die Lebenserwartung in vielen afrikanischen Kolonien verdoppelte sich. (28 auf 43).
Vermutlich würde es den meisten afrikanischen Ländern heute als Kolonie besser gehen. Doch der eigene Diktator ist immer der bessere.
@Peter
Lesen sie „King Leopold’s Ghost“, das dürfte ihre Meinung ändern.
Nicht jede Kolonialisierung war gleich.
Die Engländer haben eine Menge in die Kolonien gebracht, Singapore war doch eine Kolonie Englands und ist heute besser aufgestellt als UK (@Mark), aber auch die Franzosen haben zum Beispiel viel nützliches nach Vietnam gebracht, nicht nur Spiegeleier „Op-La“ und „bit-tet“, sondern Kaffee ist heute ein wichtiges Exportprodukt Vietnams.
Natürlich hat kultureller Austausch immer seine positiven Seiten, entsprechend haben einige Einflüsse der Kolonialisten nachhaltigen Nutzen für die früheren Kolonialstaaten. Trotzdem entfaltet es einen schalen Beigeschmack, solche Effekte herauszustreichen, denn daraus wird schnell eine Rechtfertigung der Verbrechen nach dem Motto „hatte doch auch seine guten Seiten..“, was entsprechend leicht in manipulativen Revisionismus abgleitet (die Autobahnen eines gewissen deutschen Diktators lassen grüssen).
Gerade auch da ein solcher positiver Transfer von Wissen und Kultur durchaus in einem anderen Rahmen möglich gewesen wäre, etwa durch halbwegs fairen Handel und Entwicklung/Investitionen auf Augenhöhe. Fragwürdig ist es natürlich auch, all die Verbrechen damit zu relativieren, dass die Situation nach der Unabhängigkeit noch schlimmer wurde, wie das Peter Schwarz macht. Denn dabei geht gerne vergessen, dass die Entwicklung nach der Unabhängigkeit und viele heutige Konflikte direkt oder indirekt aus der Kolonialzeit entstanden (willkürliche Grenzziehung, Bevorzugung/Unterdrückung spezifischer Ethnien, bewusste Auslöschung sozialer Strukturen und Eliten, etc.). Wie sich die entsprechenden Gebiete ohne die Kolonialzeit entwickelt hätten, entzieht sich hingegen unserer Erkenntnis.
Danke Herr Bögli, ich wollte ja nur der Reduzierung des Kolonialsystems auf Leopold etwas entgegen setzen. Es geht nicht um Relativierung von Verbrechen, sondern darum, dass allzu generalisierende Aussagen wie Kolonialisierung war nützlich oder schädlich kurze Beine haben. Was war wo wem wieviel nützlich und was wären die Alternativen gewesen? Ein positiver Transfer von Wissen und Kultur auf Basis von fairem Handel? Und Freiheit und Menschenrechte für alle? In meiner inkompetenten Sichtweise wurde Vietnam vor den Franzosen von den Chinesen ausgebeutet. Und gegenseitig haben sie sich auch die Köpfe eingeschlagen. Dann kamen die Japaner, dann die Franzosen zurück und die brachten die Amis. Das beste wäre gewesen, Sie hätten verloren gegen die Amis, sag ich Ihnen manchmal, dann wären Sie wie Deutschland oder Japan oder Südkorea heute.
Gerade wer Gerechtigkeit und eine faire Einschätzung fordert, ist gehalten, auch positive Aspekte zu berücksichtigen, sonst setzt er sich selbst auf dieselbe Stufe wie die Kritisierten. Dies zu verweigern mit der Begründung, dass die Informationen missbraucht werden könnten, kommt einer Aufforderung zur Zensur gleich.
@Anh Toàn: Klar, da haben Sie natürlich auch recht. Letztlich liegt da doch sowieso die Crux: Der Nationalstaat als solches ist ja keineswegs ein irgendwie gottgegebenes, konstantes und ewiges Gebilde, sondern ist historisch ein relativ junges Konstrukt, das immer starken Fliehkräften ausgesetzt – wie zuvor alle anderen Staatsgebilde auch. Die menschliche Geschichte ist ja im Prinzip ein wildes Gewusel imperialer Ausdehnung und Zerfalls, Unabhängigkeit und Unterwerfung, etc. Den europäischen Kolonialismus als isolierte, einzigartige und eindimensionale Episode zu betrachten, wie das gerne getan wird, ist natürlich alleine darum schon falsch.
@seebueb: Auch damit haben Sie natürlich recht, eine differenzierte Betrachtung ist letztlich immer der Goldstandard, auch bei eher hässlichen Kapiteln. Aber gerade darum sollte man auch in der Frage differenzieren können und erkennen, dass oft der Ton die Musik macht. Entsprechend liegt ein feiner, aber substantieller Unterschied zwischen einer kritisch-differenzierten Behandlung einer solchen Thematik und der saloppen Relativierungsrhetorik mit rassistischem Unterton (a la „die Afrikaner sollten lieber den Kolonialisten dankbar sein, da sie eh unfähig und barbarisch sind“). Wer differenzierte Betrachtung fordert, sollte u.a. auch die zahlreichen, z.t. durchaus komplexen prä-kolonialistischen Kulturen in Afrika, die ethnische Diversität und die nachhaltigen sozialen Verwerfungen, die Sklaverei und Kolonialismus verursacht haben, nicht unter den Teppich kehren.
Ein Nutzen für die Kolonialisierten Länder? Welchen? Weniger Bevölkerung?
Belgiens Kongoverbrechen 10 Mio Tote.
Opiumkriege in China 20 Mio Tote
Frankreichs Wiedereinfúhrung der Sklaverei unter Napoleon 1 Mio Tote, 100.000 in Schiffskörpern auf den Antillen vergast.
Ds Niederschlagung des Herero-Aufstands 60.000 Tote
Usw
Vorteile für die Kolonialländer existieren nicht.
@Bögli
Da bin ich völlig einverstanden (auch wenn es mir nicht um sowas wie einen Goldstandard geht, sondern einfach um Fairness). Zudem sollte man sich bewusst sein, dass eine Einschätzung, allenfalls Be- oder Ver-Urteilung, immer unter einer gewissen moralischen Perspektive erfolgt, und dass die damals schlicht anders war als heute. Der Post von franz zeigt exemplarisch, wie nicht vorgegangen werden sollte.
Nicht jede Kolonialisierung ist gleich – genau! Ich empfehle den (deutschen) Wikipedia-Artikel zum Begriff «Kolonie» | Link: http://de.wikipedia.org/wiki/Kolonie
Ich kenne die Geschichte, aber Belgisch Kongo beschreibt nicht die Kolonialisierung als Ganzes.
Vergleicht man die letzten Kolonien mit Heute ging es ihnen als Kolonie in jeder Beziehung besser.
Meiner Meinung nach erliegen Sie einen klassischen Denkfehler.
Der Transfer von Wissen und Infrastruktur wäre auch möglich gewesen, wenn man Kolonien als Handelspartner und nicht als Ressource gesehen hätte. Ein gutes Beispiel ist das heutige Südafrika, welches von den Holländern entdeckt wurde.
Da sich Südafrika für den Sklavenhandel nicht lohnte (da völlig ab vom Schuss) begannen die Holländer Handel zu treiben. Die dortigen Eingebornen lernten den Pflug und die Bewwässerungstechnik kennen und setzten Sie erfolgreich ein. So erfolgreich, dass Südafrikanische (Einheimische) Bauern Spenden an verarmte englische Farbikarbeiter zu senden bereit waren.
Das spätere Apartheid Regime entwickelte sich erst als die Weissen sich der Konkurrenz entledigen wollten und billige Arbeitkräfte für die sich etablierenden Minen benötigten. Erst durch diese Gier wurde das Duale Wirtschaftsystem erschaffen unter welchem noch heute viele Länder leiden.
Was ist mit den heute zu beobachtenden Spätfolgen?
@Jef
Das dürfte noch teuer werden, zb. besitzt das British Museum die weltgrösste Sammlung von „Raubkunst“, auch privat dürfte noch einiges „herumliegen“. 😉
Gibt es auch Studien darüber, was der Kolonialismus den kolonisierten Ländern gebracht hat? Schon damals wurden Spitäler und Schulen gebaut. Wenn man zum Beispiel die Erziehungswesen all der Inseln der Karibik untereinander vergleicht, sieht man heute noch Unterschiede welche auf die Kolonialzeit zurückzuführen sind. Ebenso basiert die wirtschaftliche Entwicklung dieser Inselstaaten auf Wurzeln der Kolonialzeit, was zum Teil auch die enormen heutigen Ungleichheiten erklärt. Obwohl geographisch nahe beieinander und ähnlichem Klima, bestehen frappante Unterschiede zwischen Cuba, Haiti, Dom. Rep., Martinique, Barbados, Trinidad & Tobago, Curaçao, etc.
Wie z.B. bei der Nutzung von Ressourcen sollte man in der Frage wohl auch zwischen privatem und öffentlichem Nutzen unterscheiden. Gerade weil auch bei der Kolonialisierung einmal mehr ein grosser Teil des Nutzens privatisiert, die Kosten aber grösstenteils der Allgemeinheit aufgebürdert wurden. Ob das Ganze zumindest langfristig wirklich von Vorteil für Länder wie Portugal war, kann man insofern kritisch sehen, unbestreitbar ist aber, dass sich Einzelne enorm bereichert haben an Sklaverei wie Kolonien.
Wir urteilen aus heutiger Sicht! Damals wurde anders gedacht und gerechnet. Hätte es damals dies alles nicht gegeben, wären diese Länder, die Ex-Kolonien, je Handelspartner geworden? Oder hätten wir einfach später auf eine andere Art diese Länder indirekt zu Kolonien gemacht? Schwierig zu beurteilen. Irgend ein Nutzen war immer, und dies beidseitig. Aber auch Kosten. Ob in harter Währung oder weicher (Ansehen, Schuld, Entwicklung etc.). Zumal der Bürger anfangs der Industrialisierung hier auch nicht so frei war. Die Industrialisierung nicht unbedingt wegen Kolonien statt fand.
Das mit dem beidseitigen Nutzen scheint mir äusserst zweifelhaft, sonst wäre kein Zwang (Gewehre, Kanonen und Besatzungsheere) nötig gewesen.
@König: „Damals wurde anders gedacht und gerechnet.“ … Dann lesen Sie diesen Text. Dann verstehen Sie vielleicht, was damals gedacht wurde: …. Lord Macaulay schrieb am 02.02.1835 an das Britische Parlament Folgendes:
„I have travelled across the length and breadth of India and I have not seen one person who is a beggar, who is a thief such wealth I have seen in this country, such high moral values, people of such caliber, that I do not think we would ever conquer this country, unless we break the very backbone of this nation, which is her spiritual and cultural heritage and therefore I propose that we replace her old and ancient education systen, her culture, for if the Indians think that all that is foreign and English is good and greater than their own, they will lose their selfesteem, their native culture and they will become what we want them, a truly dominated nation“.
@Mailko Laugun: Ist ja ein krasses Zitat, mich stört, „kein Bettler, kein Dieb“ das glaub ich nicht, das ist wie John Lennon.
Wie auch immer, auch Indien hat heute grosse Vorteile im globalen Markt (IT, Callcenters), weil die Bildungssprache Englisch ist.
„Do you think you can tell
Heaven from Hell“
(Pink Floyd)
@Anh
Ich glaube, dass Bettler und Diebe nicht toleriert wurden, wenn Du weisst was ich meine.
@Anh Toan: Ich glaube, Macaulay meinte dies im Vergleich zu England. Wenn die Inder heute den Engländern (und anderen) die IT-Arbeitsplätze wegnehmen, so würde ich das als ausgleichende Gerechtigkeit sehen, vor allem weil das Zitat so schön das wahr Gedankengut der Kolonialisten aufzeigt. +Freddie Mercury war zwar ein Parsi, wuchs aber nebst in Zanzibar auch in Indien auf. Zum Weltstar wurde er in England, weil er dort – und sehr passend zum auch heute noch gültigen Gedankengut der Engländer – u.a. „We are the champions“ sang. Bleibt nur die Frage, wer denn nun wirklich der Champion ist.
„Deutschland und die Schweiz, zwei Länder ohne nennenswerten kolonialen Besitz“: Das muss richtig heissen „Deutschland und die Schweiz, zwei Länder ohne nennenswerten beziehungweise ohne kolonialen Besitz“. Genauer, bitte!
D hatte Mitte des 19. Jhrds auch keinen Kolonialbesitz. Das begann 1884 und endete 1918.
Was ist mit der Sprache? Darf man es nicht als „kulturelle“ Investition betrachten, wenn man seine Sprache nachhaltig in der ganzen Welt verteilt? Wie viele Menschen sprechen denn heute portugiesisch, spanisch, französisch und englisch (!) als Muttersprache? Hat das etwa keine ökonomischen Vorteile für die Mutterländer gebracht?
Man muss beim Kolonialismus sachlich und zeitlich unterscheiden. Kolonialismus war ursprünglich bei den Griechen ihre Auswanderung von überzähligen Esser nach Kleinasien, Zypern und Italien (Sizilien und Süditalien). Das gleiche geschah auch seit der Entdeckung Amerikas nach Nordamerika (zuerst Engländer, Holländer, Deutsche und Franzosen) sowie nach Brasilien und Argentinien. Typisch für Siedlungskolonien mit den Zusatz von Sklaven-Verschleppung nach USA, Karibik und Brasilien. Kleinere Siedlungskolonien waren Südafrika (Buren) und Australien. Ausser in Südafrika ging es einher mit der Beinahe Vernichtung der einheimischen Bevölkerung. Was die Europäer in Afrika und Asien später anstellten, war in diesem Sinne kein eigentlicher Kolonialismus, sondern imperiale Eroberung, dass gleiche gilt für Mexiko und Peru durch die Spanier. Die Eroberung Indiens durch die Engländer wurden von den Indern finanziert und mit einheimischen Soldaten bewerkstelligt. Ein sehr profitable Sache für Grossbritannien, aber es brachte auch Ordnung in den indischen Durcheinander.
Danke für die klärende Differenzierung!
Ich sehe nicht ein, worin sich die beiden Denkschulen unterscheiden: das Urteil beider Seiten ist unter dem Strich negativ. Die liberale Faktion gibt sogar zu, dass der Kolonialismus auch negative Folgen für das Mutterland hatte. Ihr Urteil ist damit sogar noch negativer, als das marxistische. Interessant ist höchstens, dass in der Frage des Kolonialismus die liberale Seite die negativen Folgen des damaligen „mainstream“ für die „eigene“ Seite anerkennt, während heute die Liberalen die eigenen Nachteile „unseres“ mainstreams — des Markt-Liberalismus — wie etwa geringeres Wachstum sowie häufigere und heftigere Krisen vollkommen ausblenden.
Da muss man doch gar nicht so weit in die Geschichte zurückgehen. 1980 bis 2000 reicht vollkommen aus. Den USA standen billige Einwanderer-Arbeitskräfte für die Industrie zur Verfügung. Japan wollte keine Immigranten. Also hat Japan die Robotertechnik perfektioniert, während die USA weiterhin auf „viele menschliche Hände“ setzte. Dasselbe geschah durch die Kolonnien: die Wirtschaft als Ganzes und damit vor allem der Staat profitierte finanziell durch die Kolonnien. In den Heimatländern jedoch wurde der Anschluss an die technische/kulturelle Entwicklung meistens verpasst und das einheimische Volk verlor so gegenüber den Nachbarn an Boden und damit an Einkommen und Zukunftschancen. Alles in allem ein Null-Summen-Spiel, das manche sehr reich, die Staaten fett, die Masse der Bevölkerung ratlos zurückliess.
Brasilien steht heute trotz Sklavenhaltung weit besser da, als die allermeisten afrikanischen Länder. Auch dieser Umstand muss man in die Rechnung einbeziehen, will man fair über den Kolonialismus urteilen.
Das passiert ja auch gerade jetzt in der Schweiz. An stelle vo qualitativem Wachstum, wächst das Land quantitativ. Es gibt keinen Anreiz mehr produktiver zu werden, man kann ja einfach Lohnsklaven aus Polen, Rumänien oder anderen Ländern importieren…
@Stadelman Reto: Ein Sklave hat weder Lohn noch Rechte. Gastarbeiter (Polen, Rumänen etc.) kommen freiwillig und sind deshalb keine (Lohn-)Sklaven. Sie werden aber als Menschen 2./3. Klasse angesehen und ausgenutzt. Ist trotzdem nicht das gleiche.
In diesem Artikel werden zwei Sachen vermischt: Kolonialismus und Sklaverei. Ökonomische Vor- und Nachteile sind in beiden Fällen umstritten. Die Sklaverei bspw. führt nicht zwingend zu niedrigeren Produktionskosten. Die Sklaven müssen trotzdem ernährt werden und brauchen zumindest notdürftige Behausungen. Der Vorteil, dass diese keine Kinder ernähren müssen wird dadurch aufgehoben, dass sie mit hohen Verlusten aus Afrika verschleppt wurden. Heute gilt als wahrscheinlich, dass auch die Sklaverei keinen wirtschaftlichen Sinn gemacht hat. Dies ist vermutlich ein Grund warum die Form der Sklaverei in den USA im Prinzip nur dort lange eine hohe Bedeutung hatte.
Kolonialismus ist die schwierigere Frage. Es ist sicher Unsinn zu sagen, dass die Industrialisierung durch Kolonialreiche ermöglicht wurde. In England fiel die Industrialisierung und das Kolonialreich zeitlich zusammen. Nirgendwo sonst. Frankreich hatte ein Kolonialreich bevor es mit der Industrialisierung begann und in völlig anderen Industriebereichen. Deutschland hatte erst ein kleines Kolonialreich ohne wirtschaftliche Bedeutung nachdem es bereits industrialisiert war.
Je nach Verwaltung und Nutzung der Kolonien waren diese ein Vorteil oder Nachteil. England liess den Kolonien viele Freiheiten und schaffte es die Welt mit nur 250’000 Soldaten zu beherrschen. Somit war es sicher ein Vorteil da neue Rohstoffe und neue Märkte erschlossen werden konnten. Allerdings konnte das British Empire nur bestehen solange keine anderen Mächte es ernsthaft herausfordern. Die Unabhängigkeit der USA und der schnelle Abstieg Anfang des 20. Jahrhunderts zeigen dies deutlich.
Nach Fogel Engerman war die Sklaverei für die Südstaaten eine profitable Sache und nicht nur dort, dass gilt auch für die Karibik und Brasilien. Vergessen wir nicht, der amerikanische Bürgerkrieg wurde hauptsächlich wegen der Sklaverei geführt, die die Südstaaten unbedingt aufrecht erhalten wollten, obwohl Lincoln durchaus nach seiner Wahl zu Zugeständnissen bereit war. Eigentlich ist es ein grosses Verdienst westlicher Humanität, dass die Sklaverei trotz wirtschaftlicher Vorteile geächtet und abgeschafft wurde (Wilberforce). Es war für die Engländer durchaus nicht profitabel um 1850 Sklavenschiffe der Portugiesen, Spanier und Franzosen zu jagen, man kann es durchaus als ein humanitärer Akt anschauen. Vergessen wir nicht, für die Sklavenhalter war der Sklave als Arbeitskraft zentral und nicht seine Dasein als Konsument. Was Profit ist, bestimmt nicht die Allgemeinheit, sondern die Macht-Elite eines Staates. Sie definiert, was gewinnträchtig ist und was nicht. Dies wird oft vergessen. Humanität und Abschaffung der Sklaverei kamen hier zusammen, für die Manchester Baumwoll-Kaufleute brauchte es den Konsumenten in Übersee und nicht den Sklaven, der nichts kauft, sonst wären ihre Fabriken kleine Klitschen geblieben.
Ich denke sie war nicht nur in Amerika, sondern generell profitabel, schliesslich ist Sklaverei seit mindestens den antiken Griechen nachgewiesen.
Ist gesichert, dass die Engländer die Sklaven nicht weiterverkauften? Gerade für die Engländer waren doch viele Freibeuter dabei, quasi konzessionierte Unternehmer die auf eigene Rechnung segelten und Schiffe kaperten. Konnten(wollten) die es sich leisten, die Sklaven einfach so freizulassen?
Die Jagd auf portugiesische Sklavenschiffe machte hoch offiziell die englische Kriegsmarine, nur kenne ihre Effizienz nicht. Um 1850 gab es keine englischen privaten Kaper-Schiffe mehr.
Nach all den Jahren der Plünderung, soll Kolonalismus ein defizitäres Geschäft gewesen sein?!
Vielleicht liegt es an den Entschädigungen welche man nach Abschaffung der Skaverei bezahlt hat,- an die Skavenhalter natürlich.
Belgisch Kongo und Haiti wurden im wahre Höllen verwandelt.
Haiti hatte aber seit der Unabhängigkeit (Negerdiktatur) im Jahr 1805 seither 210 Jahre Zeit, diese Hölle in ein Paradies zu verwandeln. Sehe allerdings nichts davon, der Westen buttert immer noch Geld in diese Hölle. Man könnte ja mal zusammenzählen, was uns die Entwicklungs- und Katastrophenhilfe kostet.
@Peter
Deine Ignoranz in Ehren, aber der Westen hat immer geschaut das Haiti am Boden bleibt.
Die Franzosen, zb. haben gegen ihre eigenen Gesetze verstossen, um Haiti zu nötigen die Sklavenbesitzer zu entschädigen. Als Aristid diese Gelder zurückforderte, hat man interveniert und seine Regierung mit Wohlgesinnten ersetzt.
@Mark: Trotzdem ist Haiti seit 1805 keine Kolonie mehr und kann hier nicht in die Untersuchung einbezogen werden.
Entwicklungshilfe sind Almosen, ein moralisches Feigenblatt über ausbeuterischem Austausch. In „Entwicklungsländern“ sorgt eine reiche Elite, die sich mit „dem Westen“ gütlich arrangiert hat, mit unwirtschaftlichen Luxusimporten dafür, dass die Währungen von Entwicklungsländer an Wert verlieren und Billiglöhne billig bleiben. Rezept des Westens: Immer schön unwirtschaftliche Kredite geben und auf freien Markt bestehen – damit kein Sozialstaat heranwächst, der Fortschritt in Bildung und Gesundheit ermöglichen würde. Die Reichen sollen ihr Vermögen bitte unversteuert in die Schweiz bringen: Würden Steuern bezahlt und die eklatanten Einkommensdifferenzen abgebaut, könnten wir uns unseren Lebensstil ich mehr leisten. Grund genug, die im Kolonialismus erkämpften Ungleichgewichte am Leben zu erhalten. Kapitalistisch-neoliberales Laissez-Faire ist viel einfacher rechtfertigbar als Kolonialismus und Sklaverei.
Für mich hat der Kolonialismus ausschließlich Nachteile, da er auf extraktivem wirtschaftswachstum Basiert und dadurch die Mutterländer Innovationsfeindlich werden. Von den Nachteilen der Kolonisierten Länder wollen wir dabei lieber gar nicht anfangen.
Sehe ich ähnlich. Die Entwicklung in der Heimat wurde vernächlässigt, bzw. gebremst.
In den Kolonien fand Entwicklungshilfe statt: z.B. Eisenbahnnetz.
@Sepp und Roland
Nennen sie eine ex-Kolonie welche besser aufgestellt ist als die ehemalige Kolonialmacht.
Dürfte vom Massstab abhängen. Aber ich geh mal aus vom GDP pro Kopf, da wären bspw USA, Kanada und Australien,
Da müsste man dann wieder unterscheiden zwischen Kolonisation von (vermeintlich) menschenleeren Gegenden (USA, Kanada, Australien), mit dem Ziel der dauerhaften (Eigen-)Besiedlung und der Kolonisierung zwecks Ausbeutung (Afrika/Asien), wo nur eine kleine, weisse Schicht für Wirtschaft und Verwaltung dauerhaft sesshaft wurde. Australien als weisses Land kann man nicht vergleichen mit einem afrikanischen Land. Schon klimatisch unterscheiden sich diese beiden Gruppen von Ländern.
@Seebueb
Obwohl in den von Dir genannten Ländern die jeweilige Urbevölkerung massakriert wurde, hast Du doch Recht.
In welchem Kolonialgebiet wurden die Ureinwohner geschont?
Ich habe nicht geschrieben, die Ex-Kolonien seien wegen der Entwicklungshilfe besser gestellt, als die ehemaligen Kolonialmächte.
SINGAPORE !
HONGKONG !
Man muss auch unterscheiden, welche Nation die Kolonialmacht war. Für die Infrastruktur, Organisation, Law and Order von der die Kolonien später profitieren konnten da waren die Engländer die Besten, gefolgt von Franzosen, Holländern, Spanier, Portugiesen.
Was die einzelnen Länder daraus machten ist ganz verschieden und wäre ein Untersuchung wert!
Beispiel: Singapore, Hongkong oder Indien und dann im Vergleich Kenia, Tansania, etc. Warum haben sich die Länder im Osten entwickelt und die Afrikanischen Länder nicht, obwohl teilweise die gleiche Infrastruktur da war? Meiner Ansicht nach ist die Ursache das Stammesdenken (Häuptlinge, Medizinmänner, Zauberinnen und Naturglauben), das auch heute noch den Fortschritt blockiert.
Auch der Sklavenhandel müsste einmal neutral untersucht werden, vielfach haben sich Häuptlinge von Sklavenhändlern einspannen lassen und die Jugend der Nachbarstämme mit den gelieferten Waffen unterjoch,t gefangen und gegen Glasperlen eingetauscht und abgeliefert.