Warum Griechenland?

Eine Menge Klischees «erklären», wie Griechenland in seine schier ausweglose Lage geraten ist. Versuchen wir es mit einer nüchternen Analyse.
Sokrates-Statue in Athen. Foto: Yannis Behrakis (Reuters)

Das Bild der stolzen Wiege Europas: Sokrates-Statue in Athen. Foto: Yannis Behrakis (Reuters)

Eine Menge Klischees «erklären», wie Griechenland in seine schier ausweglose Lage geraten ist. Versuchen wir es mit einer nüchternen Analyse.

Nicht zum ersten Mal ist Griechenland im Zentrum der Eurokrise. Nicht zum ersten Mal droht der finanzielle Kollaps des Landes und nicht zum ersten Mal wird diese Debatte mit sehr vielen Klischees geführt. Häme prasselt vor allem über die Griechen herein. Da herrscht nicht das Bild der stolzen Wiege Europas mit seinen grossen Philosophen vor, wie es die alte Geschichte vermittelt. Gemäss den gängigen Klischees steht das Wesen der Griechen ihrer eigenen ökonomischen Entwicklung und den Erfordernissen der Eurozone sogar im Weg. In der primitivsten Form lautet das Klischee dann, die Griechen seien eben faul.

Das ist vollkommener Quatsch. Eine nüchterne ökonomische Antwort auf die Frage zu den Ursachen der Probleme von Griechenland untersucht die Institutionen und die durch sie geprägten Anreizstrukturen. Versuchen wir also die Besonderheiten der institutionellen Situation von Griechenland herauszuschälen – ohne Anspruch auf Vollständigkeit –, die zur speziell schweren Krise dort geführt hat:

  • Schwache und instabile Institutionen

Den demokratischen und staatlichen Institutionen fehlt die Effektivität und Effizienz, über die andere hoch entwickelte Länder verfügen. Ein Verantwortungsbewusstsein gegenüber der gesamten Gesellschaft ist wenig entwickelt. Die Staatsführung und Politiker generell geniessen wenig Vertrauen. Das führt dazu, dass öffentliche Güter wie zum Beispiel ein funktionierendes Steuersystem schlecht funktionieren und nach Möglichkeit ausgetrickst werden. Ineffizient sind auch die staatlichen Unternehmen. Korruption und eine wenig effiziente Bürokratie sind weitere Probleme.

Diese Probleme haben aber nichts mit der Eigenart der Griechen zu tun, sondern vielmehr mit der Entwicklung der öffentlichen Institutionen. Diese geniessen eine sehr geringe Legitimität, was sich durch die Geschichte leicht erklären lässt. Seine Unabhängigkeit erhielt der griechische Staat erst 1821, zuvor war das Land über Hunderte von Jahren Teil des osmanischen Reiches (den Vorläufern der Türkei) und damit unter der Herrschaft einer fremden Religion. Und selbst danach war die Geschichte des Landes geprägt von Bürgerkriegen, politischen Wirren und der Besetzung durch andere Länder. Noch zwischen 1967 und 1974 wurde das Land von einer Militärdiktatur regiert. Und auch die Demokratie danach war geprägt durch die Regentschaft durch wenige Clans. Ökonomisch schlug sich diese schwierige Geschichte Griechenlands etwa im Umstand nieder, dass das Land sich in der Hälfte aller Jahre seit 1800 im Zustand des Staatsbankrotts befand, wie die Ökonomen Carmen Reinhart und Kenneth Rogoff in ihrem Bestseller «Diese Mal ist alles anders» über die Geschichte von Finanzkrisen schreiben.

Schwache Institutionen sind nichts typisch Griechisches. Sie zeigen sich auch in vielen anderen Ländern. Selbst dort, wo das Glück modernen Staaten in ihrer jüngsten Geschichte besser mitgespielt hat, dominierten in der Vergangenheit politische Wirren, Kriege und die Herrschaft weniger Clans. Noch bis zur Gründung des Bundesstaates selbst in der Schweiz.

  • Das Problem mit der Währungsunion

Griechenland hätte angesichts der oben erwähnten schwachen Institutionen nie in die Währungsunion aufgenommen werden dürfen, wie sie aktuell ausgestaltet ist. Gerade auch deren eigene institutionelle Schwächen haben wesentlich zur Katastrophe beigetragen.

In den ersten Jahren wurden die Zeichen allerdings komplett falsch gedeutet: Das Land erzielte eindrückliche Wachstumsraten, die deutlich höher lagen als zum Beispiel jene Deutschlands. Die folgende Grafik zeigt die durchschnittlichen jährlichen Wachstumsraten des Bruttoinlandprodukts der gezeigten Länder in den Jahren von 1999 bis 2007 (Datenquelle: IWF):

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Auch die Zinsen, die Griechenland für seine Staatsschulden bezahlen musste, fielen radikal. Konkret sanken die Langfristzinsen (Rendite der Staatsanleihen) auf praktisch das gleiche Niveau wie jene Deutschlands, wie die Grafik unten zeigt. Auf dem Tiefstpunkt im Jahr 2004 lag der Zinsunterschied nur noch bei rund 0,2 Prozent. Anders gesagt wurde auf den Märkten das Länderrisiko von Griechenland gleich tief bewertet wie jenes von Deutschland (so viel zum Sprichwort «der Markt hat immer recht»)

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Was damals wie ein Erfolg aussah, war in Wahrheit der erste Akt des Dramas, das die Eurozone in ihren Grundfesten erschüttern sollte. Die tiefen Langfristzinsen waren Ergebnis massiver Kapitalzuflüsse nach Griechenland, die immer höhere Aussenhandelsdefizite finanziert haben. Sie waren es letztlich, die das starke Wachstum des Landes ermöglicht haben.

Jedoch war Griechenland mit dieser Entwicklung keine Ausnahme. Hohe Kapitalimportüberschüsse bzw. korrespondierende Leistungsbilanzdefizite verzeichneten auch die anderen späteren Krisenländer wie zum Beispiel Spanien oder Irland. Gefördert wurde diese Entwicklung noch durch die damals angesichts des Booms für diese Länder zu tiefen Leitzinsen der Europäischen Zentralbank (EZB). Die EZB nahm damit vor allem Rücksicht auf Deutschland, die grösste europäische Wirtschaftsmacht Europas. Das Land galt wegen seiner damals schwachen Wirtschaftsentwicklung als «kranker Mann Europas».

  • Staatsverschuldung statt private Verschuldung

Spanien und besonders Irland wurden wegen ihrer beeindruckenden Wachstumszahlen in den 2000er-Jahren noch mehr als Griechenland als Vorbilder für eine gelungene ökonomische Entwicklung betrachtet. Dass auch dort die beeindruckende Inlandentwicklung zu gefährlichen Ungleichgewichten in den Aussenbeziehungen und auf dem Kapitalmarkt geführt hat, fand lange Zeit wenig Beachtung. Selbst in der Schweiz wurde breit darüber debattiert, was Irland besser gemacht hat als wir.

Der Unterschied zwischen Spanien und Irland auf der einen und Griechenland auf der anderen Seite lag darin, dass bei Letzterem sich vor allem der Staat massiv verschuldet hat. Im Fall von Spanien und Irland war es der Privatsektor. Angesichts des Boom-getriebenen Wachstums in Spanien und Irland sank die Verschuldungsquote des Staates dort stark, während sie in Griechenland drastisch zunahm.

Dieser Punkt für sich genommen ist aber nicht entscheidend für Unterschiede zur Entwicklung in Spanien oder Irland. Eine destabilisierende private Überschuldung ist nicht besser als eine entsprechende Verschuldung des Staates, wenn die privaten Schulden am Ende (durch die Rettung der Banken und den Konjunktureinbruch) doch beim Staat landen, wie das in Spanien und in Irland letztlich geschehen ist. In allen Fällen waren nicht nur die Länder gerne bereit, sich zu verschulden (ob Privatsektor oder Staat), sondern auch die Banken und Investoren in anderen Ländern – wie vor allem aus dem damals wirtschaftlich leidenden Deutschland – noch so gerne bereit, das Geld zu senden. Das zeigen alleine die gesunkenen Langfristzinsen.

  • Gefangen in der Euro-Zwangsjacke

Auch ein Land wie Griechenland mit schwachen institutionellen Strukturen erreicht hohe Wachstumsraten, wenn sie durch hohe Kapitalimporte finanziert werden, und in diesem Fall eine hohe Staatsverschuldung ermöglichen. Aber ein solches Land hat besonders grosse Schwierigkeiten, die resultierenden Ungleichgewichte wieder abzubauen – besonders als Mitglied der Eurozone:

  • Um die Schuldenquote auf ein erträgliches Mass senken zu können (ohne einen weiteren Schuldenverzicht), sind harte Sparmassnahmen nötig, also eine Politik, die die Wirtschaftsentwicklung für sich genommen dämpft. Das ist umso problematischer, wenn nicht andere Einflussfaktoren, wie eine hohe Innovationskraft und Produktivität, das Wachstum befeuern. Doch dagegen sprechen die oben erwähnten institutionellen Schwächen. Die Schwächung der Wirtschaft durch die Sparmassnahmen bremst daher die Reduktion der Schuldenquote.
  • Angesichts der Schwäche der inländischen Wirtschaft liegt die Hoffnung auf einer steigenden Nachfrage aus dem Ausland, wozu auch der Tourismus zählt. Doch steigende Exporte erfordern einen sinkenden realen Wechselkurs. Die Währung selbst kann Griechenland allerdings nicht selbst steuern.
  • Was bleibt, ist dann eine sogenannte interne Abwertung über tiefere Preise und Löhne. Doch das verschärft die Verschuldung, die so schwerer zu bedienen ist bzw. kaufkraftbereinigt (real) an Wert zulegt.
  • Die Angleichungspolitik über Aussenhandelsüberschüsse ist überdies umso schwieriger, als die gleiche Politik auch die anderen Euroländer anstreben, selbst das starke Deutschland.
  • Die Folgen zeigen sich in Griechenland mittlerweile seit vielen Jahren: an einer Wirtschaftskrise, die der Grossen Depression der 1930er-Jahre entspricht, einer sehr hohen Arbeitslosenquote von 26 Prozent und 51 Prozent bei den Jungen bis 25-Jährigen und einer Deflation (das heisst einem sinkenden Preisniveau).
  • Diese schwere und anhaltende Krise untergräbt nicht nur die Stabilität der griechischen Wirtschaft, sondern auch der Politik noch weiter und führt zu massiven Abflüssen von Euro aus dem Finanzsystem. Anders als bei einer unabhängigen Währung ist die Folge aber nicht eine (in dieser Situation hilfreiche) Abwertung, sondern eine drohende Liquiditätskrise, was die Gefahr der Instabilität weiter erhöht.
  • Es existiert keine eigene Zentralbank, die in diesem Fall gegen einen Run auf die Banken in einem Mass bereitsteht, um das Vertrauen in die volle Rückzahlung der Einlagen zu garantieren. Das macht einen Run wahrscheinlicher und verstärkt die Kapitalflucht.

Fazit:

Griechenlands Probleme sind grösser und im Moment drängender als die anderer Euroländer. Dennoch sind sie nicht von einer grundlegend anderen Qualität. Das Problem der Bewältigung einer zu hohen Verschuldung haben andere auch, genauso wie die Schwierigkeit, im engen Korsett der Einheitswährung wieder zu ausreichendem Wachstum mit einer tieferen Arbeitslosigkeit zu finden. Grundsätzlich sind die Ungleichgewichte in der Eurozone mindestens ebenso sehr in den mangelhaften Strukturen der Eurozone selbst zu finden wie in den Krisenländern selbst.

Die Krise mit der griechischen Eigenart erklären zu wollen, lenkt von den wirklich wichtigen Fragen zur Zukunft der Währungsunion ab, verschlechtert die Beziehungen zwischen den Ländern weiter und gibt destruktiven politischen Kräften überall noch mehr Auftrieb.

119 Kommentare zu «Warum Griechenland?»

  • miep90 sagt:

    Ich finde es echt traurig, dass die Heizung ausgestellt werden muss. Ich meine wir leben doch in 2015 und sollten doch die Probleme lösen können oder nicht? Wir sollten den Menschen in Griechenland helfen. Ich finde auch, dass es keine faulen Menschen gibt. Wie schon Walter Bernstein geschrieben hat. Das System ist dafür verantwortlich. Grüße aus Sachsen.

  • Walter Bernstein sagt:

    Eines hat Tsipras jedenfalls bewirkt:
    „Podemos“ wird von den Spaniern nicht in die Regierung gewählt. Die Spanier haben nämlich gesehen, welchen Schaden eine solche Gruppierung anrichten kann.
    Ausserdem wächst die spanische Wirtschaft wieder.
    Auch in Frankreich haben die Sozialisten ausgespielt.
    Es scheint so, dass Europa wieder nach rechts rückt. Tsipras sei Dank.

    • Matthias sagt:

      Walter Bernstein 05.23
      Ich denke Sie hätten der Fairness halber auch die Herren Varoufakis und Kammenos lobend erwähnen sollen 🙂 Darüber hinaus hoffe ich, das Europa nicht pauschal „nach rechts rückt“ sondern erkennt, das linke wie rechte Gruppierungen, wie z.B. die PDS oder AFD in D, einfach keine Option bei Wahlen sind.

      • Walter Bernstein sagt:

        Matthias, 17:06
        Ich stimme mit Ihnen überein. Weder „zu links“ noch „zu rechts“ sind wünschenswert.
        Man kann diese Parteien wählen, um Druck auf die Regierenden auszuüben. Aber sobald Linke oder Rechte an die Macht kommen, wird es gefährlich. Und in Griechenland sind links UND rechts an der Macht. Das war das letzte, was die Menschen dort jetzt brauchen. Deshalb wollten 60 % der Griechen auch keine Neuwahlen, die Ihnen aber von Samaras in massloser Selbstüberschätzung aufgezwungen wurden.

  • Linus Huber sagt:

    Ich konnte es nicht verklemmen, keinen Kommentar auf Bernanke’s neuem Blog zu platzieren. Natürlich weiss ich nicht, ob er veröffentlicht werden wird, ist mir jedoch eigentlich egal, da genug bekannte Ökonomen eine ähnliche Position vertreten.

    „I miss the analysis of longterm effects on behavior as a result the incentive structure provided with low interests. An increased financialization of the economy does not provide the solution to the present growth problem but increases simply the redistributive function in favor of those that know to game the system best and have the financial means to do so. Those sit mostly the helm of large corporations (incl. banks) and are incentivized ever more to increase the operating leverage in order to reap the highest short term personal benefits. The Fed think is too much influenced by the idea that it functions as a steering mechanism without influencing short as well as long term behavior. Especially the influence of long term behavior is completely neglected in that the assured inflationary monetary policy (continuous and guaranteed growth of money supply at a higher rate than the economic) leads to take unreasonable risks, advances consumption etc. The use of the cpi as a measure of inflation for determining monetary policy is a fallacious approach as prices are supposed to fall due to productivity gains.

    Real savings must be incentivized and not consumption. Debt-financed consumption must be discouraged. Debt levels associated with corresponding imbalances impair economic increasingly and have to be reduced. Credit risks have to stay with the risk taker and not allowed to be transferred to the general population via various mechanisms incl. monetary policy. The function of lender of last resort must adopt a policy that helps simply illiquid and not insolvent financial institutions and at punishing rates.“

  • seebueb sagt:

    Die Analyse macht Sinn, danke.

    Allerdings bin ich mir nicht sicher ob, das Fazit stimmt, dass GR im Wesentlichen dieselben Probleme hat wie die restliche EU. Bspw waren bereits 2013 zwei Drittel der Wohnungen ohne benutzte Zentralheizung, alleine 2013 wurde offenbar die Ölheizung für 700’000 Haushalte (von total 4,1Mmo) abgeschaltet – aus Geldmangel. Analoges scheint zuzutreffen auf Strom, Müllabfuhr, Gesundheitswesen, etc.

    Die Probleme in GR scheinen sich in anderen Grössenordnungen zu bewegen als anderswo in Europa.

  • George Aengenheister sagt:

    Willkommen in unserer braven neuen Ikeawelt! Kunterbunt und perfekt inszenierte Gleichheit, ein wahres Meer aus verführerisch glitzernden Billigkeiten zwischen Wohninszenierungen, die das pure Lebensglück der vereinigten Bürger Europas illustrieren. Gefahrlos konsumierbar, selbst die Lifte warnen vor nicht vorhandenen Gefahren, alles perfekt fit getrimmt in einem Körper hart wie Kruppstahl, man fühlt sich erinnert an eines dieser Sportartikel Werbeplakate mit den straff gespannten runningshorties über modellierten Gesässmuskeln hinunter bis zu braunen Füssen in makelloser Grösse 37 garantiert ohne jeglichen störenden Geruch, alles so anmutig, wie soll man so einer Versuchung entgegen treten? Und sollte ein kleines Hüngerlein aufkommen, Hey Du, schau mal dort, preiswertes Leckerland inklusive!
    Das ist doch nicht mehr demokratisch, sondern die Diktatur von Köttbullar. Trotzdem lecker… Und sollte tatsächlich irgend jemand dieser sonnenlosen Inszenierung entfliehen wollen, Hey Du, dort geht es zur Sonnenterasse managed by Greece Inc. Dort erwarten uns von der fast schon zu hellen Sonne ausgebleichte Gartenmöbel und ein lauwarmes Souflaki was auch immer, der Kellner ist grad mit einem netten Schwätzchen mit einer Kollegin beschäftigt – ein Hauch von echter Fröhlichkeit – und vergällt uns durch Ignoranz. Was genau ist denn im Angebot, ausser Sonne pur? Sonnenbrand ist gefährlich, weiss doch jedes Kind! Nur der Hauslieferdienst der kartonierten Ware inklusive einer abenteuerlichen Selbstmontage, oft mit einer Demontage des Egos verbunden, wird auch vom Griechen erledigt. Und das Management dieser schönen neuen Welt überlegt sich fiebrig, wie man den missratenen Versuch mit der Sonnenterasse abbrechen könnte, ohne dass die Maske des Erfolges die hässliche Fratze der kontrollierten Macht entblösst? Wie kommen wir da je wieder raus, keine Fluchtwege erkennbar ausser Notausgängen und das ist immer mit Ärger verbunden. Ein Hurra meinerseits auf Griechenland! Danke für Demokratie und zeitlose Literatur.

  • Peter Grumbach sagt:

    So viele ‚erleuchtete‘ Kommentare, Ansichten und Erklärungen !! WAS GENAU soll denn DADURCH erreicht werden..?
    Was MICH interessiert, ist eigentlich nur: WIE GEHT’S JETZT WEITER IN GRIECHENLAND?
    Weder werden die korrupten Politiker der Vorgänger-Regierungen nun ‚auf ihr Schwert fallen‘ – oder sich auch nur für ihre Habgier entschuldigen – noch wird die grosse Masse der einfachen griechischen Bevölkerung den Hungertod leiden müssen.
    Bei einer – sagen wir mal: auf die HÄLFTE des Euro abgewerteten internen Parallel-Währung – oder doch wieder eingeführten DRACHME (ebenfalls nur die Hälfte des Euro wert) jedoch könnten sie sehr wohl nicht nur gut überleben, sondern auch ihre wenigen (Hauptsächlich AGRAR-) Produkte in die ganze Welt exportieren – nicht nur in die EU!
    Selbstverständlich könnten sie dann wohl KAUM IMPORTIEREN, was in Dollar, Euro, Pfund oder Yen angeboten wird….
    Aber damit wären sie ja dann in guter Gesellschaft mit vielen, vielen Schwellenländern in der Welt. Das ist eben der Preis für
    mangelnde Produktivitaet…in die Eurozone gehoeren sie auf keinen Fall. Aber – sie werden sicherlich auf einem neuen Niveau wieder ganz gut leben können, mit genügend Beschäftigung und Nahrung für Alle, die soviele Stunden in der Woche bereit sind zu arbeiten, wie die Statistiken allesamt belegen (MEHR als Deutsche!)!
    – Das (BANKEN-RETTUNGS)-Geld jedoch, das die anderen Euro-Länder ausgaben (und jetzt recht gerne vom GR. STAAT
    zurueckhaben moechten – DAS ist allerdings absolut weg – unmöglich rückzahlbar – und werden von der Bevölkerung der
    Gläubiger-Staaten geschluckt werden müssen…(Ich bin GESPANNT, wie Madame Merkel dies ihren Wählern beibringen wird – und TROTZDEM ihre jetzige beispiellose Popularität beibehalten wird!)
    Na ja – ich lass‘ mich überraschen ..!
    Den armen Griechen jedoch, denen wünsche ich bessere Zeiten als bisher. Sie haben’s NICHT selbst verschuldet – sie sind
    lediglich vom ‚Goldenen Vliess‘ des EURO verführt worden (und von ihren Politikern bisher..)
    – Die hastige Einführung des Euro – beschleunigt durch den Wunsch der Kohl-Regierung unter dem Druck der deutschen Wiedervereinigung – war und ist leider vollkommen unausgegoren und den unterschiedlichen Ansprüchen der Länder Europas eben NICHT angepasst: eine Fehlkonstruktion. Dies sollte tunlichst verbessert werden, wenn denn die Währung langfristig Bestand haben will… bis DAHIN aber regiert der DOLLAR immer noch die Welt (sagt jedenfalls die Finanzwelt).

    • Linus Huber sagt:

      Politiker wie Zentralbanker sind unfähig, einen Fehler einzugestehen, sondern bevorzugen es neue Fehler zu machen um die vergangenen zu vertuschen.

  • Linus Huber sagt:

    „Angesichts der Schwäche der inländischen Wirtschaft liegt die Hoffnung auf einer steigenden Nachfrage aus dem Ausland, wozu auch der Tourismus zählt. Doch steigende Exporte erfordern einen sinkenden realen Wechselkurs. Die Währung selbst kann Griechenland allerdings nicht selbst steuern.“

    Das Prinzip Hoffnung (auf z.B. höheren Wirtschaftswachstum) ist allgegenwärtig und nicht einzig in Griechenland. Die Verwendung der Währungsabwertung zwecks Exportförderung wird weltweit immer stärker angewandt. Es besteht ein grosser Unterschied, wenn solch eine Geldpolitik einzig ein Staat (resp. sehr wenige) in einer florierenden Weltwirtschaft verwendet, zur heutigen Situation, in welcher quasi jeder Staat weltweit dieses Rezept anzuwenden versucht. Die Probleme Griechenlands sind die unbeabsichtigten Konsequenzen der weltweiten ankerlosen Geldpolitik der letzten 30 Jahre und sind einzig eines von vielen Symptomen (wie z.B. Gini-Koeffizient, zunehmende Macht der Banken und Grossunternehmen mit entsprechender Untergrabung demokratischer Rechte, etc.). Die Mechanismen, welche die aus Risiken resultierenden Kosten auf die Allgemeinheit umverteilen, sind derer viele und erlaubten den Aufbau dieser weltweit hohen Ungleichgewichte, welche je höher desto stärker destabilisierend wirken. Interessanterweise sind es hauptsächlich die Banken und Grossunternehmen, welche die Macht besitzen, die Gesetzgebung derart zu beeinflussen, welche ihnen erlaubt, diesen Mechanismus für sich in Anspruch zu nehmen.

    Ansonsten schliesse ich mich dem Kommentar von Herrn Rudolf Ballmer an.

  • Daniel Haefeli sagt:

    Ein hilfreicher Kommentar der vor allem mit dem Vorurteil des faulen Griechen aufhört. In der Tat leiden viele Euro-Länder and den viel zu hohen Exportüberschüssen von einigen anderen Länder in der Währungsunion, im speziellen desjenigen Deutschlands. Genauso wie Griechenland, in Ermangelung einer eigenen Währung, intern abwerten muss, müsste Deutschland intern aufwerten. Wie geschieht das? Indem die Löhne in Deutschland steigen müssten und man somit die Exporte reduziert dafür aber die interne Wirtschaft inkl Investitionen stärkt. Seit der Einführung des Euros hat Deutschland stetig steigende Exportüberschüsse, erzeugt getrieben durch tiefere Lohnerhöhungen als die Produktivitätsentwicklung. Somit subventioniert der Deutsche Arbeiter die Exportindustrie massiv. Das führt zu den im Artikel erwähnten Kapitalflüsse in die Länder wie Griechenland, Spanien, Irland etc. und somit zu deren hohen Schulden, Privat, Unternehmungen oder Staat. Jede Wirtschaftstransaktion hat 2 Seiten (Schuldner – Gläubiger, Kunde – Lieferant, Aktivum- Passivum), ungebührlich eine Seite zu belasten wird das Problem nicht lösen.

    • Walter Bernstein sagt:

      Daniel Haefeli, 16:53
      Die Löhne in Deutschland steigen doch – um bis zu 3,5 %.
      Die Schweiz hat einen viel grösseren Exportüberschuss pro Kopf, aber da steigen die Löhne nicht.

      Deutschland tut also etwas für Griechenland, wenn Sie so wollen.
      Die brutale Schweizer Exportindustrie möchte lieber weiter exportieren und profitieren. Gerne auch auf Kosten des verelendeten griechischen Volkes.

  • Catherine sagt:

    Liebe Schweizer, warum hat man so viele Jahre jetzt ständig auf Griechenland gezeigt? um uns die falsche Sicherheit zu geben: uns kann so etwas nicht passieren, nur den faulen Griechen. Alles ein Betrug. Der ganze Westen ist verschuldet, hat über seine Verhältnisse gelebt, ist bequem geworden. Der ganze Westen wird bald untergehen, auch Deutschland ist hoch verschuldet und kann seine Schulden nicht zurückzahlen. Schaut nicht mehr auf Griechenland, das ist nur Ablenkung, der Internationaler Kollaps steht vor der Tür. Bereitet euch!

    • Reto Stadelman sagt:

      Nichts der Gleichen wir geschehen. Der Westen wir sich wieder hin zur Feudalgesellschaft wandeln, aber nicht untergehen (wobei das natürlich Definitionssache ist). Damit gleichen wir uns nur dem Rest der Welt wieder an wo faktisch in vielen Bereichen schon feudale Zustände herrschen…

    • Josef Marti sagt:

      Die Schulden sind das geringste Problem. Notfalls werden zur Tilgung die öffentlichen Güter also Infrastruktur, Bildung, Gesundheit usw. eingezogen für die Gläubiger sprich vollständig privatisiert. Unsere Enkel dürfen dann als Leibeigene der Zinsknechtschaft frönen und das von allen so ersehnte trickle down geniessen.

      • Walter Bernstein sagt:

        Josef Marti, 16:41
        Ein Trickle Down, den es leider nicht gibt. Das wissen die Amerikaner seit Reagan.

  • Anh Toàn sagt:

    „Warum Griechenland?“ fragt der Titel und ich entnehme als Antwort nicht mehr als, weil die Türken so lange dort Cheffe waren, glauben die Griechen nicht an den Staat (die Institutionen) und können darum nicht erfolgreich wirtschaften und brauchen eine schwache Währung.

    Ich halte „die Griechen sind doof oder faul“ für eine überzeugendere Argumentation als „die Türken sind schuld“.

    • Marcel Senn sagt:

      Ich behaupte eher die griechischen Selbständigerwerbenden sind clever und fleissig, vor allem wenn es darum geht mit immer neuen Tricks sich um die Steuern zu drücken und das ist ja wohl noch eine Tradition, die aus der Zeit der Türkenbesetzung stammt, wo man auch mit allen Mitteln versuchte sich vor den Abgaben an die verhassten Türken zu drücken.
      Ob eine Wiedereinführung der Drachme daher Abhilfe bringen würde, darf doch eher bezweifelt werden.

      • Anh Toàn sagt:

        Die Griechen sind weder dumm noch faul, sie haben zu Recht kein Vertrauen in Ihren Staat, auch dies ist richtig, aber wegen den Türken ist mir zu billig. Die Griechen sind ganz allein dafür verantwortlich, einen Staat zu schaffen, dem sie vertrauen.

  • Peter sagt:

    Sehe ich wie Sie Herr Ammann! Verpackung und Inhalt… alles gut und recht, aber der deutschen Sprache ein klein wenig Sorge tragen stände auch einem Wirtschaftsblog gut an.

  • Kurt Staub sagt:

    Wenn ich die vielen Kommentare überfliege, so dominiert Ratlosigkeit. Mit einer Analyse sind ja keine Lösungen skizziert. Die klientelistische Wirtschaft Griechenlands färbt zweifellos auch auf den Staat ab. Jeder schaut nur noch, was für ihn abzuholen ist und hinterzieht Steuern, wenn er davon ausgeht, dass die Volksgemeinschaft, die Zusammengehörigkeit nicht (mehr) existiert. Zwangsverwaltung von Seiten der EU ist undenkbar. Die vergleichsweise milde Troika ist ja verhasst rausspendiert worden (und durch die Hintertür mit neuem Namen wieder reingebeten). Ein Schuldenaufschub allein würde auch zu wenig bewegen, wohl eher noch blockieren. Veränderungen ohne Druck sind selten. Das sehen wir dieser Tage: Wie schwer tut sich die GR-Regierung kurz vor dem Bankrott allein mit der Liste der Reformmassnahmen! Es wird noch länger ein aufreibender Balanceakt bleiben zwischen weiter Geld nachschiessen und Reformen erzwingen. Selbstdarstellerischen Politiker sind da Sand im Getriebe, doch sie werden gewählt! Da kann man verstehen, dass man den Gexit als Ende mit Schrecken erwägt, obwohl das letztlich einen wohl grösseren Schaden bedeutet – und den Griechen selber kaum weiter hilft.

    • Walter Bernstein sagt:

      Kurt Staub, 12:34
      Kommt darauf an, was Sie als grösseren Schaden ansehen.
      Wenn sich die Politiker der EU endlich wieder auf ihre Aufgaben konzentrieren können, für die sie gewählt und bezahlt werden, dann ist der Grexit unter dem Strich für 27 Länder vorteilhaft und für eines schädlich.

      Der Schlüssel liegt in Griechenland. Aber die Athener Politiker benutzen lieber das Brecheisen.

  • bruno bänninger sagt:

    Die GR Politiker zockten erstmals während den Beitrittsverhandlungen zur EWG und wurde trotz begründeten Protesten 1981 als 10. Mitglied in die EWG aufgenommen. Mit gefälschten Handelsbilanzen der Jahre 97-99 erschwindelte die GR-Regierung den Euro Betritt im 2001. Alle, inkl. die EU-Eliten und die anderen EU-Regierungen wussten genau Bescheid, unternahmen aber nichts. Und jetzt fragt man sich, warum Griechenland? Für wie dumm hält man die Bevölkerung?
    Noch ein Zitat des bekannten GR-Philosophen Nikos Dimou aus seinem Buch „Über das Unglück ein Grieche zu sein“:
    „Wenn ein Grieche von Europa spricht, schliesst er Griechenland automatisch aus. Wenn ein Ausländer von Europa spricht, ist es undenkbar für die Griechen, dass er Griechenland nicht mit einschliesst“. Noch Fragen?

  • ast sagt:

    Wenn man den letzten Artikel über die Frage nach der Entwicklung der Börsen und aktuelle Daten aus Griechenland zusammen fasst, so zeigt mein persönliches Kaleidoskop eine rasch zunehmende Komplexität für den Euro -Kalkulator an. Die aktuellsten Daten aus Griechenland sind mehr als erschreckend. Die privaten Bankeinlagen sind auf dem Stand von 2005 und der Umsatz der Industrie um sage und schreibe -16% zum Vorjahresmonat (Januar) eingebrochen. In Österreich wird gerade die Einlagensicherung abgeschafft, so dass in Zukunft auch Kleinanleger haften beim Kollaps einer Bank.

    Die Lage ist verworren, das betrifft aber auch vermehrt die politische Situation in Europa, inklusive des Verhaltens der werten Wähler -die sich derzeit analog zu den letzten Szenarien der deutschen Weimarer Republik zu entwickeln scheint.

  • Rolf Zach sagt:

    Ohne Zweifel sind die Griechen nicht faul, sondern durchaus äusserst fleissig und geschäftstüchtig, wenn es ihren KMU Betrieb betrifft. Aber politisch sind sie vielfach Traumtänzer und sind deshalb häufig das Opfer von Demagogen, zu den ich auch Tsipras zähle. Die Griechen sind auch vielfach Meister der politischen Fehlgriffe, was ihre Geschichte seit 1831 zur Genüge beweist. Denken wir nur an ihren Bürgerkrieg nach 1945 oder der Zypern-Konflikt mit der Türkei, wo sie sich durch eine dämliche Politik viel verloren haben. Sie scheinen dies in der jetzigen Krise zu wiederholen. Ihr schwachsinniger Versuch in Russland Rückhalt zu holen, wenn man doch weiss, dass jeder der sich auf Russland verlässt, auf Sand baut. Dazu noch ihr dämlicher Versuch Frankreich gegen Deutschland aufzuhetzen. Wichtig ist für die griechische Regierung der Einfluss der griechische Schuldenlast auf das Volkseinkommen und dass dieser so gering als möglich ist. Es ist gleichgültig, ob diese ein Schuldenschnitt ist oder Darlehen mit geringen oder keinen Zinsen, die später in 50 Jahren zurückbezahlt werden sollten. Wer weiss, was in 50 Jahren ist. Hier zählt der Inhalt und nicht die Form, was die griechische Regierung nicht begriffen hat.
    Man redet immer von den Banken als den Schuldigen, aber das Geld ist dort angekommen und wurde von der Bevölkerung mit Freuden konsumiert und sie haben nicht schlecht davon gelebt. Mir kommt es vor, dass Tsipras den griechischen Pelz der mächtigen Interessengruppen waschen will, ohne ihn Nass zu machen.
    Entscheidend ist vor allem eines. Die Eurozone braucht eine tadellose und effiziente Verwaltung in ihren einzelnen Mitgliedländer, gilt auch für die EU-Länder ohne Euro. Der Euro ist darauf aufgebaut, wie auch auf die EZB und die grossen Volkswirtschaften wie Deutschland und Frankreich. Nur dies gibt das Vertrauen, eine keynesianische Wirtschaftspolitik durchzuführen, deren Umrisse durch die Politik der EZB und der EU-Kommission in Brüssel sich abzeichnen. Die gegenwärtige griechische Regierung torpediert diese Bemühungen und riskiert deshalb den Grexit. Die Griechen wissen zwar, das die Wiedereinführung der Drachme ihre Probleme und ihre demagogischen Dummheiten nicht löst. Sie wissen dies besser als diejenigen, die glauben ihre Volkswirtschaft wird sich erholen. Ich gehöre nicht dazu. Der Euro scheint eine Glaubensfrage zu sein und ich gehörige zu seinen Gläubigen und kann dies auch begründen.

    • Maiko Laugun sagt:

      „…Die Eurozone braucht eine tadellose und effiziente Verwaltung in ihren einzelnen Mitgliedländer …….Der Euro ist darauf aufgebaut, …… Nur dies gibt das Vertrauen, eine keynesianische Wirtschaftspolitik durchzuführen…“. Sie sagen es ja selber, dass letzte (Keynes) nur funktioniert, wenn gewisse Voraussetzungen erfüllt sind. Das sind sie aber leider nicht – und werden es wahrscheinlich auch nie. Deshalb funktioniert Keynes nicht. Es sei denn, man drücke es anders aus; vielleicht so, wie es auch die Griechen wahrscheinlich selber denken: *Auf der Zeitachse ist jedes Problem bereits gelöst. Wir haben den Zeitpunkt bloss noch nicht erreicht*.

      • Walter Bernstein sagt:

        Maiko Laugun, 14:04
        Keynes gehört zu den Wissenschaftlern, die am häufigsten missverstanden werden. Meistens absichtlich.
        Keynes will konjunkturelle Schwächen (kurzfristig!) mit staatlichem Deficit Spending glätten. Dazu gehört, dass die Schulden in besseren Zeiten zurückbezahlt werden (davon redet dann aber kein Mensch mehr!).

        Keynes wollte niemals, dass strukturelle Defizite mit Schulden zugekleistert werden, die dann durch Enteignung gestrichen werden sollen – eine These, die bei NMTN seit einiger Zeit gross in Mode ist.

        • Rolf Zach sagt:

          Besten Dank für Ihre Bemerkung, Herr Bernstein.

        • Maiko Laugun sagt:

          „…dass die Schulden in besseren Zeiten zurückbezahlt werden (davon redet dann aber kein Mensch mehr!).“ … Eben, das Ist eine Voraussetzung die erfüllt sein muss oder nicht? Belehren Sie mich bitte. Ich bin nicht lern-ressistent. Und sonst wiederhole ich meinen letzten Satz, ändere ihn leicht ab und füge Keynes mit ein:
          .
          **Auf der Zeitachse hat Keynes das Problem (vermutlich?) bereits gelöst. Gewisse Interessengruppen verhindern jedoch, dass wir den Zeitpunkt der Umsetzung der Lösung noch nicht erreicht haben.**

          • Linus Huber sagt:

            „Gewisse Interessengruppen“

            Ja, diejenigen, welche sich im gegenwärtigen System risikolos bereichern können und die Fähigkeit besitzen, die Spielregeln zu ihrem Vorteil zu beeinflussen.

  • Martin Holzherr sagt:

    Das Zauberwort welches fast alle Probleme Griechenlands erklärt ist “Klientelismus”, ein halbfeudales, familiaristisches System, in dem eine Schicht von Oligarchen und mit ihnen zusammenspannenden Politikern die Führung innehaben – auch wenn sie nach aussen ein demokratisches System vortäuschen. Diese Schicht von Politikern und Oligarchen umgeht die Steuern auf halblegale Weise, denn der ganze Staat dient letztlich diesen “Herren” (auch Tsipras gehört zu den Herren). Die griechischen Wähler sind in diesem System die Klienten. Ihnen werden Posten beim aufgeblähten Militär, in den Staatsbetrieben und der Administration (aufgeblähter Beamtenapparat) versprochen – ganz unabhängig von den realen Bedürfnissen von Militär, Administration und Betrieben.

    Der ganze Artikel vom Autor MDM („He-Who-Must-Not-Be-Named“) – beschreibt im übrigen – was die Kredit- und Verschuldungssituation der Krisenländer und ihre Probleme in der Währungsunion angeht – nur Dinge, die auf der Hand liegen. Das erstaunliche ist, dass diese Fakten nicht nur bei der Bevölkerung, sondern auch bei vielen Politkern und selbst einigen Ökonomen unbekannt sind oder erst gerade zur Kenntnis genommen werden.

    Die initial hohen Wachstumsraten der heutigen Krisenländer wurden auch von den Politkern und vielen Ökonomen als Zeichen einer positiven Entwcklung gedeutet – weil sie nicht dahintersahen, weil die Ökonomie auch im 21. Jahrhundert noch keine Wissenschaft ist, sondern auf weltanschaulich fundierten Glaubenssystemen beruht.

  • Rudolf Ballmer sagt:

    Ökonomisch überzeugt mich die Analyse, psychologisch weniger. Ich würde nie behaupten, dass „die Griechen“ per se „faul“ seien, und schon gar nicht, dass dies irgendwie in ihren Genen oder anderswo fest verdrahtet wäre. Aber: Es gibt eine vielfältige Wechselwirkung zwischen mentalen Prozessen und „Strukturen“ in einer Gesellschaft, und die mentalen sind in Griechenland nicht von der Hand zu weisen (waren sie mal dort Herr Diem?). Es braucht für fundamentale Veränderungen m.E. immer beides: äussere u n d innere Verhältnisse müssen sich wechselseitig in die richtige Richtung antreiben. In über lange Zeit heruntergewirtschafteten Ländern herrscht oft die Überzeugung: Anstrengung lohnt sich nicht. Und schon gar nicht lohnen sich Steuern und Gemeinsinn. Aber wie sollen sich Strukturen ändern, wenn das die Mentalität ist und umgekehrt? Kurz: Die Veränderung braucht viel Zeit, und sie sollte primär der Eigendynamik eines Landes überlassen werden können. Dann kann man immer noch schlau und gezielt helfen und unterstützen. Das grösste Desaster aber ist die Gleichmacherei, der Interventionismus und Moralismus der EU.

  • Martin Holzherr sagt:

    Das Zauberwort welches fast alle Probleme Griechenlands erklärt ist „Klientelismus“, ein halbfeudales, familiaristisches System, in dem eine Schicht von Oligarchen und mit ihnen zusammenspannenden Politikern die Führung innehaben – auch wenn sie nach aussen ein demokratisches System vortäuschen. Diese Schicht von Politikern und Oligarchen umgeht die Steuern auf halblegale Weise, denn der ganze Staat dient letztlich diesen „Herren“ (auch Tsipras gehört zu den Herren). Die griechischen Wähler sind in diesem System die Klienten. Ihnen werden Posten beim aufgeblähten Militär, in den Staatsbetrieben und der Administration (aufgeblähter Beamtenapparat) versprochen – ganz unabhängig von den realen Bedürfnissen von Militär, Administration und Betrieben.

    Der ganze Artikel von Markus Diem Meier beschreibt im übrigen – was die Kredit- und Verschuldungssituation der Krisenländer und ihre Probleme in der Währungsunion angeht – nur Dinge, die auf der Hand liegen. Das erstaunliche ist, dass diese Fakten nicht nur bei der Bevölkerung, sondern auch bei vielen Politkern und selbst einigen Ökonomen unbekannt sind oder erst gerade zur Kenntnis genommen werden.

    Die initial hohen Wachstumsraten der heutigen Krisenländer wurden auch von den Politkern und vielen Ökonomen als Zeichen einer positiven Entwcklung gedeutet – weil sie nicht dahintersahen, weil die Ökonomie auch im 21. Jahrhundert noch keine Wissenschaft ist, sondern auf weltanschaulich fundierten Glaubenssystemen beruht.

    • Walter Bernstein sagt:

      Martin Holzherr, 10:51
      Ganz genau. Auch im 21. Jahrhundert gilt: „Früher oder später wird jeder von der Wirklichkeit eingeholt.“

      Diesmal war es Südeuropa. Morgen ist es vielleicht China.

      • Linus Huber sagt:

        Und übermorgen vielleicht die Schweiz (Hochmut erzeugt die Gefahr der Selbstüberschätzung; vielleicht mag z.B. ein begründetes Mistrauen in die eigene Regierung auch ein Pluspunkt in gewissen geschichtlichen Phasen darstellen, speziell wenn sich die mangelnde Nachhaltigkeit eines Wohlfahrtsstaates zunehmend meldet).

        • Walter Bernstein sagt:

          Linus Huber, 3.01
          Ein wichtiger Gedanke.
          Nach meiner Ansicht sind die Schweizer aber bodenständig und vernünftig. Sie sind nicht übermütig und erwarten keine Geschenke. Sie sind leistungsorientiert und pragmatisch.
          In manchen Dingen sind sie auch seltsam hochmütig (wenn ein Halbschweizer zum US-Starmoderator wird, oder ein Thurgauer Model einen Schauspielvertrag in Hollywood bekommt), aber da ist man gerne nachsichtig.
          Wie Sie sagen, ist ein gesundes Misstrauen zu Behörden immer sinnvoll. Im Gegensatz zu Griechenland reagieren die Schweizer Behörden darauf mit Transparenz, Disziplin und Effizienz.
          Ein weiterer Pluspunkt für die Schweiz.

  • h29 sagt:

    Statisch würde ich die Institutionen bezeichnen. Mit der Verwerfung einer europäischen Verfassung Mitte der Nuller-Jahre hat die gewollte Annäherung jegliche demokratische Dynamik verloren (oder warum sitzen einige Länder bis heute die Stellungnahme aus?) Schade, dass die EU es verpasst hat den Dialog über die europäische Verfassung weiter zu führen. Stattdessen lenkt sie Europa über das Investitionsklima und baut Druck über Dritte auf. Zum Preis der Niedrigzins-Politik.
    Wobei im Nahen Osten gerade Versuche laufen einen Markt ohne Zins aufzubauen. Da gibt es Länder mit Aussenhandelsüberschüssen, die mit überteuerten Kunstartefakten (kulturelles Erbe eignet sich nicht mehr zur touristischen Vermarktung) und Lizenz-Box-Potenzen (mit Meerwasser gekühlte Fussballstadien) kaum einen echten Binnenmarkt kompensieren dürften – rechnet sich aber gut.
    Griechenland wäre ein echtes Goldstück. Quasi zum Silberpreis. Interessant auch, dass die USA den Griechen die Zwangsjacke ganz gerne ausziehen würden. Die Krawatte haben sie ja schon abgelegt. Dann stünde die EU wie heute Russland da: mit abgesägten Hosen (http://de.wikipedia.org/wiki/Hose).

  • peter keller sagt:

    ach die armen unschuldigen Griechen. Es sind also immer die andern Schuld gewesen, die Geschichte, der Staat etc. Hauptsache die europäischen Nationen zahlen, zahlen, zahlen etc ad infinitum weiter…..

    • Walter Bernstein sagt:

      Peter Keller, 10:39
      Im Moment zahlen sie nicht mehr – zum Glück.
      Wenn Varoufakis/Tsipras jetzt mit den Russen und Chinesen neue Opfer gefunden haben, umso besser!

      Das Athener Vorgehen ist dem Enkeltrick nicht unähnlich. Dazu dient auch der ständige Verweis auf die „Wiege Europas“, die sich angeblich in Griechenland befand. Allerdings haben die heutigen Griechen mit der Antike noch weniger zu tun, als die Norweger mit den Wikingern.

      • Josef Marti sagt:

        Natürlich wird weiter gezahlt werden, aber sicher nicht an die Griechen. Prof. J.K. Galbraith hat es früher schon mal treffend formuliert:
        „In Deutschland sind sich die Menschen meines Erachtens nicht wirklich im Klaren darüber, was an ihren südlichen Grenzen vor sich geht. Und was der deutschen Öffentlichkeit als Rettung von Griechenland oder Spanien präsentiert wurde, ist natürlich in Wirklichkeit die Rettung der Banken, die nach Griechenland oder Spanien Geld verliehen haben.“

        • Walter Bernstein sagt:

          Josef Marti, 13:36
          Diese Geschichte ist jetzt 5 Jahre her. Ständiges Moralisieren hilft nicht weiter (ausser Ihrem Ego).
          Jetzt geht es darum, wie man die Sache löst. Griechenland hat diese Schulden nunmal, was auch von mehreren griechischen Regierungen ausdrücklich anerkannt und bestätigt wurde.
          Die Schulden belasten Griechenland kaum, da die Tilgung erst in einigen Jahren spürbar wird. Allem Gejammer zum Trotz.

          Die Einsparungen und Streichungen bei der Bevölkerung sind ein Zurückfahren auf das Normalmass: Der griechische Staat – und damit die meisten seiner Bürger – hat stark über seine Verhältnisse gelebt. Ohne steigende Verschuldung wäre es dem Durchschnittsgriechen bis 2009 niemals so gut gegangen.
          Der gesunkene Lebensstandard ist die neue Ehrlichkeit. Auch wenn der finanzielle Drogen-Entzug natürlich weh tut.
          Aber anstatt das freie Unternehmertum zu fördern, behindern die griechischen Behörden jeden potenziellen Investor.
          Offenbar geht es dem Land immer noch nicht schlecht genug.

  • Bernie Graezer sagt:

    Man kann MDM nicht vorwerfen, dass die Analyse unzutreffend sei. Aber interessante Fragen nach den Konsequenzen werden nicht beantwortet. Soll Resteuropa den Griechen ihre Renten bezahlen? Wenn schon die AHV in der reichen CH 2030 pleite ist, wie sieht das dann wohl in GR, P, S,IRL aus? GR hat die Zukunft ihrer Jugend verjubelt und SRF jubelt unter Beifall der Linken GR-Steuerflüchtlinge hoch, welche sich nach CH abgesetzt haben (und wer das anders sieht ist ein „Rassist“). GR sieht auch die EU nur als Melkkuh und wenn Milch+Honig nicht mehr fliessen wird gedroht. GR sollte defaultieren und unter int. Finanzaufsicht gestellt werden, da GR nicht souveränitätsfähig ist. Was MDM insinuiert ist, man müsse GR „verstehen“ und „tolerant“ sein, was aber keine Probleme löst.

    • Walter Bernstein sagt:

      Bernie Graezer, 10:25
      Manche Leute lieben Sozialhilfeempfänger und sind voller Verständnis. Andere Leute empfinden Sozialhilfe als krasse Ungerechtigkeit gegenüber allen arbeitenden Menschen.

      Ebenso geteilt sind die Meinungen gegenüber Griechenland, dem Sozialhilfeempfänger Europas.
      Die zahlende Bevölkerung der anderen EUR-Länder möchte Griechenland nicht länger durchfüttern. Dort sind die Gefühle gegenüber den Griechen viel weniger romantisch als bei NMTM. Aber Griechenland ist da sowieso nur willkommenes Vehikel für ätzende Kritik an einem ganz anderen Land.

  • Maiko Laugun sagt:

    „…das Geschwafel von Politikkommentaren…“ Sind Oekonomen da wirklich besser mit ihren Analysen? Politik, Wirtschaft und Ökonomie gehören zusammen.

    • Walter Bernstein sagt:

      Maiko Laugun, 10:14
      Die wenigsten Ökonomen haben wirklich Ahnung von der Wirtschaft, und sobald es um komplexe Zusammenhänge geht, ist es ganz aus.
      Stattdessen hauen die Ökonomen ihren Kopf immer weiter an die Wand, denn etwas anderes hat man ihnen nie beigebracht.
      Kommt dann ein Lichtblick, bewundern sich die Ökonomen selbst und behaupten, dass sie das schon immer vorhergesagt haben. So ähnlich funktionierte auch der Regentanz, den wir heute so lächerlich finden. Seltsam, dass wir indianische Medizinmänner durchschauen, aber keine Ökonomen.

      • Josef Marti sagt:

        Zum Glück haben wir Sie Herr Bernstein, der uns zum ökonomischen Durchblick verhilft. Die meisten Ökonomen lassen sich politisch prostituieren und als Legitimationsnutte für politische Zwecke einspannen, wes Brot ich ess des Lied ich sing. Eine löbliche Ausnahme bildet da H.W. Sinn, der sowohl Linke wie Rechte und va. die parasitäre Finanzwirtschaft immer wieder empfindlich ärgert.

  • Heinz Butz sagt:

    Hier die Zusammenfassung des Artikels in einem einzigen Satz:

    Der Euro ist eine Fehlkonstruktion!

    • Rolf Zach sagt:

      Sehr treffende Zusammenfassung des Artikels, aber nicht meine Ansicht. Warum? Erstens erlaube ich mir die Schweiz von 1850 bei der Einführung unseres Schweizerfrankens mit dem EURO zu vergleichen. 1850 gab es in der Schweiz keine Nationalbank und der Bund hatte nur seine Zolleinnahmen als einzige Geldquelle, dazu kam noch die Post. Die Steuern waren Sache der Souveränität der Kantone und eine koordinierende Gesetzgebung des Bundes nicht viel stärker war als die in der EU. Natürlich kann man sagen der Schweizerfranken war damals eine Silberwährung mit dem einheitlichen Münzfuss der Lateinischen Münzunion. Wie steht es heute mit dem Silber. Nur ein Edelmetall, dass bei keiner Zentralbank der Welt irgendwelche Funktion hat. Gold wird für die Geldpolitik nicht mehr verwendet, sondern dient nur noch als letzte Nothilfe, falls ein Weltenbrand entstehen könnte. Nach Worten von Keynes als barbarisches Relikt. Die Chinesen könnten
      ja vielleicht 5000 Tonnen Gold aufkaufen (vorübergehend würde es den Goldpreis massiv erhöhen, nach dem Kauf würde er gleichfalls massiv fallen). Dieses Gold wäre ein schöner Anblick für die chinesischen Offiziellen, aber den Wohlstand des Volkes erhöht er nicht. Was aber das Entscheidende ist und hier wiederhole ich mich leider öfters, ist eine Wachstumspolitik à la Keynes, die autonom sein will, einen grossen Wirtschaftsraum braucht und eine kleine Volkswirtschaft mit eigener Währung nicht durchführen kann. Deshalb ist der EURO für die europäische Wirtschaft kein Fluch, sondern ein Segen. Als neue Reservewährung braucht der Euro eine Zentralbank, eine einheitliche Bankenaufsicht, eine qualitativ gute Verwaltung (Das grösste Problem bei Griechenland) in den EURO-Ländern. Steuern können durchaus unterschiedlich sein, es funktioniert trotzdem, die Schweizer Währungsunion ist ein Beispiel. Niemand hat bisher die Finanz-Kosten des europäischen Binnenhandels berechnet in Prozenten des Volkseinkommen mit verschiedenen Währungen wie früher oder mit der Einheitswährung Euro. Ich bin überzeugt, vielen Leute wären dabei überrascht, wie viel Prozente Unterschied es ausmachen würde zugunsten des EURO. Rein von den aussenwirtschaftlichen Zahlen verdient der Euro mehr Vertrauen als Dollar.

    • Walter Bernstein sagt:

      Heinz Butz, 10:13
      Die Schweiz doch auch. Und trotzdem funktioniert sie bis heute.

      • Linus Huber sagt:

        Vorsicht mit dem Vergleich zur Schweiz. Oberflächlich betrachtet reizt dieser Vergleich, jedoch war es eine andere Zeit mit anderen Rahmenbedingungen, wobei die gemeinsame Währung innerhalb einer jahrhundertelange Entwicklung der Staatenbildung ablief. Die schweizerische Identität dürfte z.B. schon damals stärker gewesen sein als die kantonale.

        • Walter Bernstein sagt:

          Linus Huber, 9:38
          Nicht zuletzt haben die Schweizer eine gemeinsame Gründungsgeschichte (bzw. den Gründungsmythos), die den EU-Europäern vollständig fehlt.
          Die EU versucht das mit zugkräftigen Vorteilen zu kompensieren: Freizügigkeit, offene Grenzen, Infrastrukturfonds, usw.
          Die Folge ist aber, dass jeder die EU möglichst optimal ausnehmen will. Es wird kühl kalkuliert, anstatt idealisiert.

  • Bernd sagt:

    Sie schreiben:

    „Die tiefen Langfristzinsen waren Ergebnis massiver Kapitalzuflüsse nach Griechenland, die immer höhere Aussenhandelsdefizite finanziert haben. Sie waren es letztlich, die das starke Wachstum des Landes ermöglicht haben.“

    Wie kann ein Aussenhandelsdefizit Wachstum ermöglichen? In der Verwendungsrechnung senkt ein negativer Aussenbeitrag das BIP!

  • Maiko Laugun sagt:

    „…Konsum auf Pump…“. Das gilt für ganz Europa und den ganzen Westen. Griechenland ist nur das beste Beispiel dafür. Deutschland ist ebenfalls hoch verschuldet. Dort wird allerdings schon eine von Schäuble einmalig und phantasievoll kreierte schwarze Null bejubelt. Vom Abbau der Schulden redet niemand.

    • Maiko Laugun sagt:

      War als Antwort an @Anton Keller gemeint.

    • Klaus sagt:

      Weil das auch nicht nötig ist. Ein Staat hat immer Schulden. Auch ein privates Unternehmen finanziert sich nie gänzlich aus Eigen- sondern immer auch aus Fremdkapital. Das ist ja auch alles kein Problem solange ausreichend Wirtschaftskfraft geschaffen wird, um Schuldendienst zu leisten. Im Gegenteil hängt doch unser modernes Finanzsystem an der Staatsverschuldung als einem risikolosem Asset. Ich kann mir die Existenz von Banken oder gar Lebensversicherungen ohne Staatsverschuldung jedenfalls kaum vorstellen. Das Problem an der deutschen schwarzen Null ist vielmehr, dass um sie zu erreichen wichtige öffentliche Investitionen vernachlässigt wurden. Deutschlands Infrastruktur verfällt und die Bildungsausgaben liegen deutlich unter dem OECD-Schnitt. Das und nicht die Verschuldung ist gefährlich für die Zukunft des Landes.

      • Maiko Laugun sagt:

        „….solange ausreichend Wirtschaftskfraft geschaffen wird…“. Ja, eben, „solange“. Sehe ich aber nicht. Die schwarze Null konnte nur durch den Export-Ueberschuss erreicht werden, zulasten der eigenen Infrastruktur und zu lasten anderer.

        • seebueb sagt:

          Mhh, also ist derselbe Tatsachenbestand einmal gut (China) und ein andermal schlecht (DE, vielleicht aber auch generell alles was nicht-asiatisch ist). Interessante Sichtweise.

          • Maiko Laugun sagt:

            Ich schätze sonst hier Ihr Wissen und Ihre Kommentare. Beim Gedankenlesen müssen Sie allerdings noch üben.

          • seebueb sagt:

            Ich freue mich auf Ihren Kommentar, wo Sie die Schuldensituation in China kritisieren.

          • Maiko Laugun sagt:

            @seebueb: Ich glaube schon (mehrfach) kommentiert zu haben, dass ich die private Verschuldung in China als die grössere Gefahr betrachte als die Staatliche. Letztere ist ansatzweise bekannt, erstere überhaupt nicht. Genügt das auf die Schnelle?

    • Walter Bernstein sagt:

      Maiko Laugun, 10:07
      Wovon reden Sie? Der deutsche Schuldenstand ist real rückläufig.
      Damit ist Deutschland einer der ganz wenigen Staaten, der seine Verpflichtungen aus dem SKS-Vertrag erfüllt.
      Wieder mal.

  • Anton Keller sagt:

    Die wegen der EU Zugehörigkeit künstlich extrem verbilligten Zinsen haben nicht zu Investitionen, sondern zu Konsum auf Pump geführt. Dieser auf Pump finanzierte Konsum haben dann alle als nachhaltiges Wirtschaftswachstum beklatscht. Dabei wurde in dieser Zeit die heimische Industrie und die Landwirtschaft zerstört.

    • Mike sagt:

      @Anton Keller
      Wegen der EURO-Zugehörigkeit. Die anderen EU-Länder haben eine eigene Währung und sind nicht (so stark) der EZB-Politik bzgl. Zinsen unterworfen. Mit der EU (internationale Organisation) direkt hat das nichts zu tun, sondern mit dem Euro (also der Einheitswährung).

      • Walter Bernstein sagt:

        Mike, 11:36
        Die starke Verschuldung hat nichts mit dem EUR zu tun, sondern ist eine Mentalitätsfrage:
        Heute sind die Zinsen extrem niedrig, und trotzdem verschulden sich Schweizer, Deutschen, Balten und Skandinavier nicht hemmungslos Hals über Kopf. Im Gegenteil: Sie sparen, obwohl sich das eigentlich nicht lohnt.

        • Mike sagt:

          @Walter Bernstein
          Das mit der Mentalität mag ja sein. Aber meine Antwort galt der Behauptung von Anton Keller, dass die tiefen Zinsen in den Ländern wegen der Mitgliedschaft in der EU den Konsum auf Pump anfeuern. Ich wollte nur korrigieren, dass die tiefen Zinsen nichts mit der EU an sich zu tun haben, sondern wenn dann mit der Mitgliedschaft im Euro bzw. mit der Intervention der EZB.

  • Michael Berger sagt:

    Einer der wichtigsten Faktoren der Krise geht hier vergessen: Griechenland hat eine sehr schwache Wirtschaft. Ausser Tourismus, Griechischer Käse und Olivenöl gibt es nicht viel. Die Reedereien sind längst nicht mehr, was sie einmal waren, die griechischen Banken sind schwach. Das reicht weder für eine wohlhabende Gesellschaft noch für ausreichend Beschäftigung. Doch woher soll die starke Wirtschaft kommen? Eine eigene schwache Währung hilft kurzfristig nicht, denn es gibt kaum etwas zu exportieren, dafür aber sehr viel zu importieren. Wenn Griechenland mittelfristig dank schwacher Währung zum Billigproduktionsstandort würde, brächte das Griechenland auch nur beschränkt Wohlstand. (Man betrachte dazu den durchschnittlichen Wohlstand in solchen Ländern). Längerfristig ist Billigproduktion sowieso nicht der Weg zu Wohlstand, da müssen andere Wirtschaftszweige her. Hier liegt der springende Punkt: Die Griechen müssen Wirtschaftszweige mit hoher Wertschöpfung schaffen. Das müssen sie letztlich selbst tun, wie die Bewohner jedes wohlhabenden Landes (die Erdölstaaten am persischen Golf mal ausgenommen). Die Politik kann nichts tun ausser gute Rahmenbedingungen dafür zu schaffen.

    • Margot sagt:

      Für Wirtschaftszweige mit hoher Wertschöpfung braucht es ein entsprechendes Bildungssystem und das ist nicht vorhanden. Überhaupt gibt es die duale Ausbildung nur im deutschsprachigen Raum. Bis das in Angriff genommen wird bis zu den ersten Ergebnissen, dauert sowas mindestens 10 Jahre; wenn nicht noch mehr.
      Dann noch die nicht vorhandene Verwaltung umstrukturieren wird enorm viel Aufwand und Kosten verursachen. Die EU hätte diesbezüglich GR schon längst dabei unterstützen müssen. In Brüssel hat man Geld gegeben im Glauben das die es dann schon richten. Verdutzt hat man sich dann die Augen gerieben als man feststellen musste, dass es auf dem Steueramt immer noch keine PC gibt.
      Der Energieminister Panagiotis Lafazanis ist jetzt nach Moskau geflogen um Sonderkonditionen für das Griechen-Gas auszuhandeln. Ministerpräsident Alexis Tsipras wird am 8. April nach Moskau reisen, um sich mit Putin zu treffen. Dabei soll es um eine Lockerung vom Embargo gehen um dorthin Früchte zu exportieren und um neue Kredite. Brüssel ist darüber äusserst verärgert und drohen wieder mal…

      • Mike sagt:

        @Margot
        Ihre Behauptung, dass das berufliche Bildungssystem nur im deutschsprachigen Raum existiert stimmt so eigentlich nicht. Z.b in Frankreich und Schweden gibt es so ein Bildungssystem, ja sogar in Kroatien. Auch in einigen weiteren, nicht-deutschsprachigen Ländern. Sie ist meisten nicht so praktisch ausgerichtet wie bei uns. Allerdings, und das ist der Unterschied: in diesen Ländern, insbesondere in Frankreich und vor allem südlichen Ländern, hat die berufliche Ausbildung keinen besonderen Status in der Bevölkerung. Oder wie es ein schweizer Ökonom einmal ausgedrückt hat: „für die ist die Lehrer eine Art Arme-Leute-Ausbildung“ (sinngemäss Zitiert). Aber geben tut es sich schon.

      • Walter Bernstein sagt:

        Margot, 10:29
        Brüssel ist verärgert, weil es gerade die Europäische Energieunion verwirklichen will. Sie ist ein Lieblingsprojekt von Jean-Claude Juncker (übrigens ein Luxemburger, kein Deutscher), denn dazu gehören Versorgungssicherheit und Klimaschutz.
        Das ist auch das Ziel vieler osteuropäischer Regierungen, allen voran Polens Premier Donald Tusk. Dieser will die Abhängigkeit von russischen Energieimporten reduzieren und die Engergiezusammenarbeit in der EU fördern.
        Von den Friedensbemühungen der USA, EU und der UNO für die Ukraine ganz zu schweigen.

        Warum sollten sich 27 EU-Staaten das alles von egoistischen, wortbrüchigen Athener Linksradikalen vermiesen lassen?

  • Helga Hanson sagt:

    Die Leitzinsen der Europäischen Zentralbank EZB wurden nicht aus Rücksicht auf Deutschland niedrig gehalten, sondern haben sich den US-Leitzinsen angepasst. In Washington und in der Wall Street werden solche Entscheidungen getroffen, ohne Rücksicht auf andere Nationen, und die EZB folgt.

    • Markus Weller sagt:

      Die Aussage ist aber bei einigen Lesern sehr viel willkommener. Darum wird es wider bessern Wissens benutzt.

    • Walter Bernstein sagt:

      Helga Hanson, 9:28
      Darauf habe ich auch schon mehrfach hingewiesen.
      Leider wird von vielen Schweizern gerne Deutschland für alles Böse verantwortlich gemacht, aber vielleicht siegt am Ende ja doch die Wahrheit.

      Übrigens wurde in diesem Forum penetrant Deutschland (und seiner angeblichen Austerität) die Schuld an der Rezession in Südeuropa gegeben. Aber jetzt wächst Irland mit 5 % und Spanien um 2,5 %. Auch in Portugal beschleunigt sich das Wirtschaftswachstum. Sollten die Verantwortlichen hier auch nur einen Funken Anstand besitzen, wäre es jetzt der perfekte Zeitpunkt, um Deutschland zu loben und zu preisen. Denn die deutsche Politik führt ja jetzt – im Umkehrschluss – wieder zu Wachstum und Wohlstand.

      • seebueb sagt:

        Wieso, hat sich was wesentliches geändert am Handels- und Leistungsbilanzüberschuss von DE? Wenn schon wäre die Folgerung, dass sie sich trotz DE aufrappeln.

        Der Einwurf wg. den Zinsen jedoch ist tatsächlich interessant. Einerseits müsste die internationale Konjunktur einen starken Einfluss die Zinsentscheide der ZBs haben und somit die Entscheide im Sinne von ‚in dieselbe Richtung laufend‘ beeinflussen, andererseits ist das durchgehende Nachlaufen der EZB tatsächlich auffällig.

  • Josef Marti sagt:

    Aus dem Dilemma des Schuldenabbaus gibt es praktisch keinen Ausweg, mal abgesehen vom Euro Austritt mit Schuldenschnitt. Wie richtig gesagt wurde kann der Weg über harte Sparmassnahmen à la Brüning führen, was jedoch in aller Regel in die Deflation führt und die Rezession verschärft. Auf der anderen Seite wäre hohes Wachstum die Lösung, ist dieses höher als die Staatsdefizitquote so reduziert sich die BIP Schuldenquote trotz steigender Schulden; das ist aber illusorisch, bei einem Defizit von 3% müssten demnach Wachstumsraten von über 4% erreicht werden. Das gab es letztmals in Westeuropa während den „Trente glorieuses“ zwischen 1950 und 1980. Folglich gibt es keine andere Lösung als die Schuldenvergemeinschaftung.

    • Josef Marti sagt:

      Ergänzung: Das heisst natürlich am Schluss Eurobonds.

    • Hans-Jürgen Lorenz sagt:

      Da ein Euro Austritt alles andere als Schuldenschnitt bedeutet, die Schulden nie mit einer abgewerteten eignen Währung bedient werden können, wird es einen Euro Austritt nicht geben. Eher eine Einstellung des Schuldendienstes mit Staatsbankrott. Mit Euro selbstverständlich.

      • Josef Marti sagt:

        Mit Eurobonds gibt es keine Staatsbankrotte; schliesslich hatte das auch Schäuble früher schon gesagt. „there will not be a ‚Staatsbankrott‘ in Greece….“

    • Walter Bernstein sagt:

      Josef Marti, 9:24
      Sie wissen aber schon, dass Brüning 85 Jahre her ist.
      Wirtschaft und Politik haben sich seither geringfügig geändert. Wenn ihr Auto nicht anspringt, nehmen Sie ja auch keine Anlasskurbel mehr zur Hand.

      PS: Eine Schuldengemeinschaft muss auf globaler Ebene erfolgen, da auch die Verschuldung keine kontinentalen Grenzen kennt. Ohne das Einverständnis aller Staaten auf der Welt ist eine solche Vergemeinschaftung daher ausgeschlossen.
      Aber träumen dürfen Sie natürlich.

      • seebueb sagt:

        Soso, ohne Einverständnis von Nordkorea, Tibet, Somalia und Eritrea gibt es keine Vergemeinschaftung der Schulden innerhalb der EU. Nur einen Moment, ich krieg mich gleich wieder ein, ganz bestimmt.

        • Walter Bernstein sagt:

          seebueb, 21:25
          Das Schuldenproblem ist ja nicht nur auf die EUR-Zone beschränkt (die Sie vermutlich meinen).
          Die USA sind z. B. bei China, Japan, Saudi-Arabien und Europa verschuldet. Allein das zeigt schon die globalen Abhängigkeiten auf. Eine nachhaltige Entschuldung der Staaten kann niemals auf die EUR-Zone beschränkt bleiben und muss von der UNO organisiert werden (bspw. von der UN-Sonderorganisation IWF).

          Auch die Schweiz hat ein erhebliches Auslandsvermögen, das natürlich nie mehr zurückbezahlt wird. Deshalb muss dieses Schweizer Vermögen natürlich ebenfalls in einem globalen Schuldenschnitt entwertet werden.

          • seebueb sagt:

            Dass die Gläubiger/Schuldnerverhältnisse teilweise international sind, ist trivial. Das erzwingt jedoch keineswegs eine entsprechende Vergemeinschaftung – ganz zu schweigen von der Machbarkeit.

          • Josef Marti sagt:

            Soso, Sie wollen also Vermögen vernichten. Dann müssen Sie Werbung machen für die von Prof. Piketty propagierte globale progressive Vermögenssteuer.

          • Linus Huber sagt:

            Eine interessante Überlegung: Ein weltweite Entschuldung der Staaten.
            Allein der Glaube fehlt mir, dass dies zu bewerkstelligen ist. Der Grund liegt in der hohen Komplexität.

            Die Anreize müssen verändert werden, indem sich Sparen wieder lohnt, Schulden machen (speziell für Konsum) strafbar teuer wird und Kreditrisiken beim Risikoträger verbleiben. Dies verändert das Verhalten und nicht ein billiger Ausweg. Staatsbankrotte müssen nach einem allgemein gültigen Prozedere abgewickelt werden wie der Bankrott einer grossen Firma, wonach ein Land einen Neubeginn starten kann. Die Bevölkerung darf über ein solch einen Schritt demokratisch entscheiden. Staatsdefizite werden derart verrufen sein, dass jede Regierung gleich abgewählt wird, welche sich nicht nachhaltig verhält.

            Lesen Sie hier weiter, woran das System krankt.

            http://www.hussmanfunds.com/wmc/wmc150330.htm

  • Peter Waldner sagt:

    Politisch wurde das Land stets von den gleichen 2 Parteien angeführt, die ihrerseits von stets den gleichen Familien (Clans) geführt wurden. Beide stützten sie sich ab auf Bürger, die sich für die jeweilige Partei engagierten und mit Jobs und Pöstchen in einem der unzähligen Staatsbetriebe oder dem Staatsapparat „belohnt“ wurden. Der Staatsapparat selbst wurde so aufgebläht, aber blieb dennoch die Konstante, der sich seine Pfründe zu sichern wusste; auch durch Ineffizienz und Korruption. (Ersteres scheinen wir bei uns auch kräftig aufzubauen!) Entstanden ist so ein „gordischer Knoten“ von Beziehungen und Verpflichtungen, die es auf absehbare Zeit einer jeden Regierung erschweren, etwas zu ändern. Denn jede Regierung steht nur auf dem Fundament ihres Staatsapparates, der Beamten.

  • Walter sagt:

    vielleicht sollten sie die Wahrheit des artikels überprüfen und weniger der Schreiber kritisieren!

  • Max Fischer sagt:

    Der letzte Satz ist einer der wichtigsten. Man hat doch jahrelang behauptet, dass nur dank der EU die europäischen Länder so lange Frieden hatten, obwohl es die EU und die Eurozone noch gar nicht lange gibt.

    Jetzt zeigt sich immer mehr, dass das Gegenteil eintreffen könnte, besonders wenn bald andere Länder wie Frankreich, Italien oder Spanien in der Schuldenfalle zappeln.

    Die Freundschaft zwischen Griechenland und Deutschland wurde ganz sicher nicht besser, dank dem Euro und der EU Mitgliedschaft.

    • Walter Bernstein sagt:

      Max Fischer, 9:10
      Zu Ihrem letzten Satz:
      Macht doch nichts! Nur ein Pudel will von allen geliebt und gestreichelt werden.

      • Oliver Mauermann sagt:

        wenn man allerdings von niemandem in Europa gemocht wird, sollte man mal darüber nachdenken.

        • Walter Bernstein sagt:

          Oliver Mauermann, 11:07
          Wieso denn?
          Viele Länder kümmern sich keinen Deut darum, was andere von ihnen halten.
          Weder die Briten, noch die Griechen, noch die Chinesen.
          Die Schweizer übrigens auch nicht.

  • Roland K. Moser sagt:

    Verpackung und Inhalt. Kennen Sie den Unterschied?

  • Josef Marti sagt:

    Dass eine Währung ohne dazugehörigen Staat nicht funktioniert wird eindrücklich demonstriert. Mit dem Euro hatte man sich aus der Spekulation gegen 17 verschiedene Währungen befreien können, dafür hat man sich die Zinsspekulation eingehandelt. Dieses Problem wiederum wird man aber nur los, wenn man die Schulden vergemeinschaftet, dazu ist die Eurozone aber auf dem besten weg.

    • Walter Bernstein sagt:

      Josef Marti, 8:57
      Glaube ich nicht. Die EUR-Zone war seit 2010 niemals weiter von einer Schulden-Vergemeinschaftung entfernt als heute.
      Nicht einmal Hollande und Juncker fordern noch Eurobonds.

  • Es ist doch allen klar, dass die korrupten vorgänger Regierungen das Land aussaugten und auslaugten. Diese Alt-Regierungen müssen die Kassen wieder füllen mit den gestohlenen Geldern.
    Alexandra Weber

    • Marcel Senn sagt:

      Ist ja schon eine sehr naive Vorstellung, dass von irgendeiner Vorgängerregierung mal irgendwas wieder zurückkommen sollte – da ist die Wahrscheinlichkeit fast grösser, dass der Osterhase nächste Woche bei mir vorbeischaut!
      .
      Und es waren nicht nur die Politiker alleine, sondern grosse Teile des Mittelstandes, die den Volkssport Steuerhinterziehung bis an die Limiten austesteten.

    • seebueb sagt:

      Es sollen 70Mrd Euro Steuern ausstehend sein, daran ist natürlich ebenfalls die Regierung schuld. Zudem bleiben etwa 3/4 der selbständig Erwerbenden (selbständige Handwerker, Anwälte, Ärzte, etc) mit ihrem steuerbaren Einkommen unter der Steuergrenze – die sind natürlich alle bettelarm, gelle.

  • p.bossi sagt:

    Wobei Ihre Kommaregeln auch nicht über jeden Zweifel erhaben sind.

  • Walter Bernstein sagt:

    Wie im Artikel dargelegt, werden die Probleme Griechenlands vor allem von seinen Institutionen verursacht. „Die Griechen“ sind als Nation mit Sicherheit nicht faul.
    Das sieht man z. B. bei Nord- und Südkorea: Die Menschen sind die gleichen, aber das südliche System begünstigt Erfindungsreichtum und Wohlstand. Das nördliche System bewirkt das genaue Gegenteil: Anpassung und Armut.

    Siehe auch das Buch: „Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut“ (D. Acemoglu).

    • Walter Bernstein sagt:

      Wenn Griechen pauschal als faul dargestellt werden, ist das nichts anderes als Polemik.
      Allerdings ist diese ja auch griechischen Medien, griechischen Demonstranten und griechischen Politikern nicht gänzlich fremd.

      • Maiko Laugun sagt:

        Die stete Schuldzuweisung auf äussere und innere Umstände würde ich eben doch als faul bezeichnen, zumindest als faule Ausrede. Zumindest seit der zitierten Militärdiktatur hatten die Griechen die Chance, etwas aus ihrem Lande zu machen. Sie haben es nicht getan und dann ihr Heil in der EU gesucht und diese wohl als eine WG (WohnGemeinschaft) interpretiert, wo ein jeder nur profitieren kann. Und sonst ersetzen wir eben das Wort faul durch gleichgültig oder ein anderes. Der Artikel erklärt bzw. entschuldigt – zumindest auf die Aktualität (jüngere Geschichte) bezogen – nur die Folgen, jedoch nicht die Ursachen. Mit Philosophieren alleine macht man eben nur einen faulen Staat.

        • Rolf Raess sagt:

          Es ist schon komisch, dass in den meisten Betrachtungen zu Griechenland’s Krise ein wahrer Umstand jeweils vertuscht wird. Es ist die Politik der griechisch-orthodoxen Kirche mit ihren Tausenden von unproduktiven Priestern, die sich selbst dafür ausgeben können ohne Studium. Trotzdem mehr als die Hälfte des bebaubaren Agrarlandes der griechisch-orthodoxen Kirche gehört ist Steuern für die ein Fremdwort…
          Aber auch bei uns werden die Religioten immer geschont, das kommt mir vor wie im Nahen Osten…

          • Diese Zustände sind überall in Europa gleich. Die Kirche als nützliches Instrument der Unterdrückung wird in der politischen Diskussion meistens nicht einmal erwähn.t

          • Christina sagt:

            Wie reich die orthodoxe Kirche wirklich ist und ob dieser sogenannte Reichtum wirtschaftlich nutzbar ist (Kirchen, antikes liturgisches Gerät etc.) ist ein wiederkehrender Reim. Ob das ihr gehörende Land wirklich landwirtschaftlich nutzbar ist, ist mehr als fraglich. Sehr störend ist aber, dass völlige Intransparenz herrscht über genau diese Fragen. Immerhin ist jetzt seit der Krise die Kirche die einzige Institution zusammen mit den Ärzten der Welt, welche der verarmten Bevölkerung hilft, mit Suppenküchen, unentgeltlichen ärztlicher Hilfe etc. Auch ist festzustellen, dass genossenschaftsähnliche Selbsthilfeorganisationen aufkommen, wie die Bewegung “ Ohne Zwischenhändler“, O Topos mou und weitere, welche den Profiteuren der Krise entgegen treten. Siehe http://www.o Topos mou.

          • Linus Huber sagt:

            @ Christina

            Ja, das ist der positive Aspekt, indem sich neue auf tieferer hierarchischer Ebene liegende neue Strukturen bilden und die zentralistisch organisierte Macht dadurch unterlaufen und schwächen. Regierungen bilden sich auf natürliche Weise durch die Selbstorganisation der Menschen und ihre Existenzberechtigung in einem demokratischen Staat beruht darauf, dass sie der eigenen Bevölkerung dienen. Das wird leider oft nicht mehr wahrgenommen, weder vom Volk und noch weniger von den Politikern.

        • H.Ewerth sagt:

          Ja so sehen es die überheblichen Deutschen in der Mehrheit. Obwohl die Ursachen dieser Krise, ganz woanders liegen. Griechenland ist eines der ersten Opfer, einer Europäischen Union, welche mit einer gemeinsamen Währung, aber ohne einer gemeinsamen Fiskal, Steuer und Sozial Union zum scheitern verurteilt ist.

          Das wusste auch Deutschland, was selbst einmal auf die Hilfe des Auslands massiv angewiesen war. Deutschlands Verantwortliche haben genau gewusst, dass solche einseitigen Verträge nicht funktionieren können, (wenn nicht dann sollte die gesamte Herrschende Klasse geschlossen zurücktreten) man wollte alles niederkonkurrieren.

          Denn was Wunder, kurz nach Einführung des Euro, richtete Deutschland den größten Niedriglohsektor in Europa ein, mit den für den Süden und insbesondere Griechenland negativen Folgen. Im Übrigen ausgerechnet Deutschland, dass durch aller Tricks, verhindert seit 70 Jahren die rechtmäßigen Reparationszahlungen zu zahlen. Wer so in Europa vorgeht, hat aus der Geschichte nichts gelernt? Warum auch, die meisten kamen ja davon, und das Ausland war so dumm den Deutschen zu glauben, als man Deutschland großzügig einen Schuldenschnitt, langfristige Rückzahlungsmodalitäten einräumte, und den sog. Marshallplan in Westdeutschland. Nur so war Deutschland, dank des Auslands in der Lage, trotz der verheerenden Kriegsverbrechen, wieder auf die Beine zu kommen. Aber irgendwann wird das Deutschland auf die Füße fallen. Mir tut nur das Ausland leid, dass wieder unter Deutschlands aggressiver Auslandspolitik zu leiden hat. Ohne Sinn und Verstand wieder nach der Devise:“ Am deutschen Wesen soll wieder….(?)

          • Rolf Zach sagt:

            Ich weiss nicht, sehr geehrter Herr Ewerth, ich vermute stark, dass wir 2019 das 20jährige Jubiläum des Euro haben werden. Natürlich wir es weiter Leute geben, die dem Euro keine Überlebenschance geben, aber er wird bereits der Adoleszenz entwachsen sein. Immerhin eine Leistung und ich glaube auch nicht, dass er das Wachstum in Europa hemmen wird. Ich hoffe das Griechenland als wieder blühendes Land dabei ist, aber ich möchte nicht die Hand dafür in Feuer legen in Anbetracht der dortigen Demagogen. Was die Reparationen betrifft, erlaube ich mir auf den Versailler Vertrag von 1919 hinzuweisen, haben die dort beschlossenen Reparationen den Frieden in Europa gefördert? Ich möchte auf das epochenmachende Werk von Keynes hinweisen:The Economic Consequences of the Peace. Übrigens Deutschland hat durch den Marshall-Plan gar nicht so viel erhalten, Frankreich war zu Recht der grösste Nutzniesser von diesem Plan. Aber Deutschland konnte seinen Aussenhandel wieder aufnehmen und dies war entscheidend.

          • seebueb sagt:

            Arbeiten die Niedriglohn-Angestellten neuerdings überwiegend in der Exportindustrie, und nicht im DL-Bereich? Falls Nein, wie soll der Süden davon betroffen sein, darunter leiden?

      • Rene Wetter sagt:

        Es geht gar nicht um faul oder nicht. Das Problem ist der fehlende Gemeinsinn. Der Staat ist den Griechen egal, auch heute noch, man sieht ihn nur als Bezugsquelle für Leistungen und ist nun empört, dass die Leistungen nicht mehr fliessen. Derjenige der den Staat ausnimmt und betrügt wird noch bewundert.
        Immer wieder wird das Argument der fehlenden Abwertungsmöglichkeit gebrach. Abwerten ist nichts anderes als Enteigung von Sparer und Rentner und Belohnung der Schuldenmacher. Abwerten macht faul und träge und trägt nicht zur Wirtschaftkraft bei. GB hat seit den 60er ständig abgewertet seine Industrie wurde immer schwächer. Auch wenn GR 50% abwerten würde wären sie nicht mit den asiatischen Staaten konkurrenzfähig, den diese sind ihre derZeitigen Konkurrenten und nich Länder wie Deutschland

        • Verena Schmidt sagt:

          Da kenne ich aber noch Bürger anderer Staaten,die keine Gemeinsinn kennen. Allen voran Deutschland. Was da an Schwarzarbeit betrieben wird, der Staat an Steuern betrogen wird – das glaubt man erst, wenn man es selbst erlebt! Niemand kann sich vorstellen, dass ausgerechnet „der Deutsche“ noch immer nicht begriffen hat, dass wenn man den Staat betrügt, man sich selbst betrügt. Denn „der Staat“, das sind wir alle! Was Sie also den Griechen vorwerfen, das gilt genau so auch für die Deutschen, Herr Wetter!

          • Walter Bernstein sagt:

            Verena Schmidt, 15:45
            Das würde ich so nicht sagen.
            Die Deutschen haben sehr viel Gemeinsinn. Sie sind sozial eingestellt und viel weniger neoliberal als in den meisten anderen Ländern dieser Welt.
            Beachten Sie bitte, in welchem Land die Geburtsstätten von Kommunismus und Sozialismus liegen. Das ist kein Zufall.
            Natürlich zahlen auch die Deutschen nicht gerne Steuern, aber die meisten mogeln höchstens bei der Pendlerpauschale und beim Absetzen des Arbeitszimmers. Wo auch sonst?
            Im Vegleich zum systematischen Steuerbetrug in südeuropäischen Ländern ist das vernachlässigbar. Das liegt natürlich auch an der äusserst leistungsfähigen, durchsetzungsstarken deuschen Steuerverwaltung.

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