Warum die USA ihren Bankensektor nie vernünftig reguliert haben

Die US-Bankenkrise riss fast das globale Finanzsystem mit in den Abgrund: Ein Händler an der New Yorker Börse. Foto: Brendan McDermid (Reuters)
Die USA sind ein Land, das in seiner Geschichte eine besonders hohe Anzahl von schweren Bankenkrisen erfahren hat. Zwischen 1815 und 1914 kam es zu fünf grösseren und drei kleineren Konkurswellen, in den 1930er-Jahren fand gar die grösste Bankenkrise aller Zeiten statt (von 25’000 Banken gingen 10’000 unter), und in der jüngsten Vergangenheit riss die Wallstreet mit ihren Praktiken fast das globale Finanzsystem mit in den Abgrund.
Natürlich hat jede Krise ihre eigene Vorgeschichte, und es ist nicht immer einfach, die wesentlichen von den unwesentlichen Faktoren zu unterscheiden. Eine entscheidende Ursache dieser Instabilität, die immer eine Rolle gespielt hat, lässt sich aber nicht wegdiskutieren: die schlechte Regulierung des Bankensystems.
Was ist der Grund für das Versagen der Politik? Und warum gab es keine grossen Fortschritte in den letzten 200 Jahren?
Die naheliegendste Erklärung ist, dass die Bankenlobby in den USA wegen der globalen Bedeutung des Finanzplatzes New York besonders stark ist. Das ist in der längerfristigen Perspektive aber nicht überzeugend. Im 19. Jahrhundert hatte New York noch keinen besonderen Stellenwert. Dennoch war das Bankensystem bereits damals instabil.
Der Grund ist vielmehr historisch-politisch, wie ein neues Paper von Michael Bordo, Angela Redish und Hugh Rockoff überzeugend aufzeigt (Quelle). Die USA waren im 19. Jahrhundert ein aussergewöhnlich föderalistisches Land. Entsprechend wurde dem Bundesstaat stets die Kompetenz abgesprochen, die Banken zu regulieren. Die Gründung einer Zentralbank 1791 war von Beginn weg umstritten, das Experiment wurde zwanzig Jahre später abgebrochen. Auch der zweite Versuch dauerte nur zwanzig Jahre, von 1816 bis 1836. Der nächste Anlauf wurde erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts unternommen – nach der verheerenden Finanzkrise von 1907. Die Gründung des Federal Reserve erfolgte 1913.
Gleichzeitig wuchs die US-Wirtschaft im 19. Jahrhundert in schnellem Tempo. Bereits in der zweiten Jahrhunderthälfte überholte sie alle europäischen Volkswirtschaften. Mit dem Wirtschaftswachstum stieg der Bedarf an Finanzdienstleistungen.
Die Kombination von dezentraler Aufsicht und starkem Wirtschaftsboom führte zu einer dualen Struktur des amerikanischen Finanzsystems. Auf der einen Seite gab es Tausende von kleinen Banken, denen es verboten war, über die Grenzen der Bundesstaaten hinaus Filialen zu gründen. Zum Teil war es nicht einmal innerhalb eines einzelnen Bundesstaates erlaubt, Niederlassungen zu besitzen. Die Folge war ein stark zersplittertes Bankensystem, das gegenüber grösseren wirtschaftlichen Einbrüchen schlecht geschützt war.
Auf der anderen Seite entwickelten sich grosse Finanzmärkte, weil das zersplitterte Bankensystem viele Funktionen der Geldversorgung nicht übernehmen konnte. Wichtige Teile dieser Märkte sind bis heute kaum reguliert, obwohl sie ähnlich wie Banken funktionieren. Dieses sogenannte Schattenbankensystem ist also nicht erst in den letzten Jahren entstanden, sondern war schon immer Teil des US-Finanzsystems, bedingt durch die Schwäche des zersplitterten Bankensystems.
In den 1930er-Jahren wurden Reformen umgesetzt, etwa die Trennung von Kredit- und Investmentbanken (Glass Steagall Act von 1933), aber die beiden Grundschwächen blieben intakt, wie die Autoren betonen:
Despite the obvious weakness of the US dual banking system, no attempt was made to eliminate the state and local banks that had been the source of so much of the problem. Instead, deposit insurance was introduced as a way of protecting small local banks against runs. The fundamental weaknesses in the system, the multiplicity of small banks, and the multiplicity of agencies chartering and regulating banks persisted.
Nach einer vorübergehenden Ruhe in den 1950er und 1960er Jahren machten sich die Schwächen des US-Systems wieder negativ bemerkbar. Als Folge der Inflation der 1970er Jahre kam es in den 1980er Jahren zur sogenannten Savings and Loan Crisis, bei der Hunderte von kleinen Banken konkurs gingen und die hohe Kosten für den Steuerzahler verursachte. Gleichzeitig erhöhte sich das Volumen der sogenannten Money Market Mutual Funds. 2008 fand ein Run auf diese Funds statt, was die Refinanzierung der Banken kurzfristig bedrohte. Ein Kollaps des Finanzsystems konnte gerade noch behoben werden. Der Rest ist Geschichte.
Die Autoren vergleichen die USA mit Kanada, wo es über die letzten 150 Jahre keine vergleichbare Bankenkrise gegeben hat. Ein entscheidender Grund: Die Aufsicht wurde bereits im 19. Jahrhundert zentralisiert, was die Entwicklung eines zersplitterten Bankensystems und eines Schattenbankensystems verhinderte. Die Finanzkrise von 2007–08 überstanden die kanadischen Banken ohne grosse Probleme.
67 Kommentare zu «Warum die USA ihren Bankensektor nie vernünftig reguliert haben»
Nun,
ich fürchte die USA definieren sich über eine freie Bankenwirtschaft,
freien Zugang zu Waffen und Munition, sowie kapitalen und und sozialen Darwinismus.
macht das sie im Endeffekt stark ?
@Zensor der “Freien Presse“ der demokratischen Schweiz.
Es ist mir offensichtlich nicht entgangen, dass mein Versuch hier einen erklärenden Beitrag zu bieten, eben der Zensur Angst gemacht hat. Die Wahrheit von einem blöden Blogger könnte da die „Freie Presse“ blossstellen.
Ihr Artikel “ Warum die USA ihren Bankensektor nie vernünftig reguliert haben“ gibt ja gar keine Auskunft auf die Frage „Warum“. Er ist ja höchstens eine oberflächliche und sehr lückenhafte Chronik, die nicht einmal Nixons eigenhändige Abschaffung des partiellen Goldstandards im Jahre 1971 erwähnt, weil diese Massnahme offenbar dem Autor entsprechend eine Bagatelle war,und die nur aufzählt was gemacht wurde, ohne einen Hintergrund erläutern, eben „Warum die USA ihren Bankensektor nie vernünftig reguliert haben“.
Diese Tatsachen zeigen deutlich, dass der Autor entweder kein tieferes Wissen der Ursachen und Hintergründe kennt, oder Angst hat vor den Mächten die er da vorstellen müsste. Ich behaupte hier, das letztere ist der Fall, weil sonst die Machenschaften der Zionisten und deren Vorgängern, die seit über 200 Jahren von den Gold und Münzenhändlern Frankfurts ausgingen, und einen heiligen Kampf der Auserwählen Gottes zur Unterwerfung der Nichtauserwählen nach göttlichem Auftrag führen müssen, mit allen Mafia kongruenten Mitteln, Organisation und Tricks, die nur Psychopathen ausstehen und erbarmungslos mit Siegesfreude kosten können. Die Grundursachen, falls Sie es nicht wissen, des WW 1 der zur Weimar Republik führte mit Leuten wie die Rathenaus, Hjalmar Schacht u.a.in vordersten Positionen, was prompt zur Weltwirtschaftskriese führte, mit der Hoffnung der Zionisten, mit Hilfe der Franzosen & Angelsachsen Deutschland endgültig unterzukriegen. Aber dann der tief liegende Hass des Deutschen Volkes gegen das Benehmen der Zionisten und deren Geschichte als Steuervögte der Aristokratie, entfachte WW2 und den Holocaust.. Diese Geschichte ist weder vom Deutschen noch Europäischen Völkern vergessen, wie neueste Anzeichen der Gegenwart zeigen.
Lassen wir einander daraufhin wenigstens eine frohe Zukunft wünschen,
Das Problem mit den Banken ist nicht zu wenig Regulierung, sondern falsche Regulierung. Wenn heute die Banken mit 3-5% Eigenkapital und dem Status „Too big to fail“ zocken, verdienen sich die Aktionäre (und Manager) dumm und dämlich und wenn es schief geht, liegt das Risiko beim Steuerzahler (europäische Banken) oder beim Bankkunden (Zypern). Was hier helfen würde, wäre 20-30% Eigenkapital (nicht Risikogewichtet!). Das ist weder kompliziert, noch schwierig und würde sofort helfen. Noch eine Bemerkung: Musste doch nochmals der Staat eingreifen, müsste als erstes die Bank verstaatlicht und dann ordentlich liquidiert werden. Ich bin sicher, dass die Zockerei sofort aufhören würde.
“Too big to fail” … Was als System relevant eingestuft wird, hat sich auch bedingungslos diesem (Gesamt-)System unterzuordnen. Tut es das nicht, dann muss man es daran hindern, bevor es sich selbst zum System erklärt.
Ich kann Ihnen nur beistimmen. Das Geschäftsmodell der risikolosen Bereicherung wurde nun von fast sämtlichen Grossfirmen übernommen, indem das Risikokapital (Aktienkapital) durch Aktienrückkäufe reduziert wurde, was die Firmen entsprechend stärker gefährdet im Falle einer wirtschaftlichen Delle. Dieses Geschäftsmodell dürfte nicht nur im Falle von GM negative Konsequenzen für die USA sondern schrittweise für die Gesellschaft insgesamt hervorrufen,
https://hbr.org/2015/03/gms-stock-buyback-is-bad-for-america-and-the-company/?utm_source=newsletter_finance&utm_medium=email&utm_campaign=finance050611&cm_lm=bgersch%40gmail.com&cm_mmc=email-_-newsletter-_-finance-_-finance050611&referral=00209&cm_ven=spop-email&cm_ite=finance-031215+%281%29
Linus,
Ich finde, Sie sind einer der wenigen kontemporären Menschen die mir bekannt geworden sind in meinem langen Leben, der sich intellektuell in der Richtung des fundamentalen Verstehens der Naturgesetzlichkeit des Werdens und Daseins bewegt (wenn vielleicht auch etwas mit Hilfe Ihrer Intuition aber wertvoll, und auf die sind wir ja auch angewiesen!), und dabei sind Sie vielleicht so nahe an deren Erfassen herankommt wie es der heutige Stand der Evolution überhaupt möglich machen kann. Es freut mich sehr Ihre Bekanntschaft gemacht zu haben, und dafür danke ich auch dem Tagi..
Man muss wissen, dass für Kanada bis 1914 nur der Finanzplatz London zählte und Kanada sich auch dort finanzierte. Deshalb schaute es nicht in Richtung USA bei der Einrichtung ihres Bankensystems, sondern in Richtung ihres Mutterlandes Grossbritannien und machte für sich eine Kopie des englischen Finanzwesen mit Depositenbanken in englischer Art. Die Amerikaner konnten sich nie mit einem Bankensystem befreunden, das auf strenge Kreditpolitik beharrte. Dies gilt für das ganze 19. Jahrhundert und auch das 1913 gegründete Federal Reserve System musste darauf Rücksicht nehmen und war in vielem eine Waffe der kleinen Provinzbanken gegen Money Center Banken in New York und Chicago, die auch in New York und Illinois sogar schwer behindert wurden, ausserhalb der Städte New York und Chicago zu expandieren. Die Weltwirtschaftskrise der 30 Jahren traff auch Kanada schwer, nur ihre grossen Depositenbanken überlebten, dafür ging der Geldumlauf massiv zurück (Kindleberger). Die USA führte die Einlagenversicherung bei allen Banken 1934 ein und siehe da bis ungefähr 1975 war das Bankensystem in den USA ausserordentlich stabil und es gab keine Verluste für Gläubiger noch für die Einlageversicherung. Unter Reagan wurden die verschieden zuständigen Bundesbehörden für Bankenaufsicht zurückgebunden und gegeneinander in Stellung gebracht. Was sofort zu Krisen führte. Zuerst Savings and Loans Banks, die richtiggehend zum spekulieren aufgefordert wurden. Es wurde immer schlimmer, auch unter der Clinton-Administration, die nicht das Veto gegen die Aufhebung des Glass-Steagall Act 1999einreichte und das dümmliche Gesetz des berüchtigen Senator Gramm annahm. Die Konsequenz, 2008 wurde eine zweite Weltwirtschaftskrise wie in 30 Jahren mit grösster Mühe verhindert.
Der Beginn der Deregulierung wird zwar allgemein Reagan zugeschrieben, tatsächlich begann sie jedoch bereits 1980 unter Carter mit dem DIDMCA.
Vielleicht nicht ausgelöst, so doch gefördert, wurde das S&L-Desaster durch die beiden durch die Ölkrisen ausgelösten Inflationsschocks. Die Amis durften bis dahin ausschliesslich Festhypotheken benutzen, und weil die S&L die Fristenkongruenz zwischen Aktiven und Passiven gebrochen hatten, gingen ihre Zinsausgaben durchs Dach ohne dass die Einnahmen auch nur annähernd mithielten. Der Rest ist Geschichte.
Die heutige Regulierung des Bankensektors ist eine Sackgasse. Die Kosten fuer die Armeen von Compliance Angestellten, die irrwitzigen Kapitalunterlegungsbestimmungen und die Opportunitaetskosten des verlorenen Geschaeftsvolumens koennten wesentlich verringert werden, wenn die Regulatoren am richtigen Ort ansetzen wuerden, naemlich bei der Kompensation der Fat Cats und deren Helfershelfern; es sollte kein Bonus aus nicht eindeutig verdienten Nettoertraegen bezahlt werden und die Leute, welche die Verantwortung tragen, muessten einen Teil ihres Bonuses direkt in die Geschaeftstransaktionen investieren, fuer die sie sich verantwortlich zeigen. Klar wird das nie geschehen, weil das Fed in den Taschen der Wall Street Banken ist, und bei Attacken auf die Kompensation immer mit dem Argument der Talentabwanderung im Bankensektor gekontert wird.
Warum die USA ihren Bankensektor nie wirklich reguliert haben?
Aus einem einzigen Grund: Seit der Loslösung von der englischen Krone haben die meisten Amerikaner eine tiefe Abneigung gegen jede Form von staatlicher Regulierung. Vor allem, wenn sie von der Zentralregierung (= Washington) kommt.
Die Amerikaner glauben an den Markt. Und zwar nur an den Markt.
Das sieht man in vielen Bereichen: In der – für unsere Verhältnisse – sehr freien Lebensmittelindustrie, aber auch daran, dass es in den USA keine „Amtskirchen“ gibt: Jeder kann nach Belieben seine eigene Religion gründen, die sich – ganz marktwirtschaftlich – von ihren Gläubigen finanzieren lässt und dafür Dienstleistungen erbringt (farbenfrohe Gottesdienste, ein unterhaltsames Gemeinschaftserlebnis usw.).
Genau deshalb entstanden in den USA die mächtigen Rating-Agenturen: Mangels staatlichem Schutz mussten sich US-Gläubiger schon immer Informationen über ihre Schuldner beschaffen, wenn sie ihr Geld nicht verlieren wollten.
Gelegentliche Pleiten gehören für die Amerikaner zur Marktwirtschaft und bestätigen nur deren Effektivität. Das ist nichts, wo sich „Big Government“ einmischen sollte.
Ich mag diesen Kommentar. Ohne yan gibt es kein ying oder ohne die möglichen negativen Konsequenzen von Risiken kann keine Marktwirtschaft überleben, denn die disziplinierende Funktion verkümmert und das System verkommt zu einer Kleptokratie. Die Angst vor einem Bankrun muss bei den Banken aktiv vorhanden sein und darf nicht durch staatliche Garantien und Subventionen auf den Staat selber und damit auf den Steuerzahler verlagert werden. Die Handhabung zumindest seit 2008 sieht allerdings auch in den USA nicht gross anders aus, indem z.B. die Bewertungsgrundlagen im März 2009 derart verändert wurden, dass „Assets“ nicht mehr nach „Markt“ sondern nach „Modell“ bewertet werden durften und dass die Banken nicht sträfliche Zinsen für Liquiditätshilfen des Fed zahlen mussten, sondern ihnen diese faktisch gratis aufgezwungen wurden.
Ich mag Herrn Bernsteins Kommentar auch, er beschreibt, wie die Amis gedacht haben bis 2008: Sie haben sich auf „die disziplinierende Funktion“ des Marktes verlassen und das System verkam zur Kleptokratie, da der Markt nicht diszipliniert. Disziplin ist eigener Antrieb, eigene Überwindung, „Disziplinieren“ ist eine unmögliches Wort, Sie verwenden es wohl für Bestrafung, Strafe verlangt einen Wertekatalog, dessen Verletzung sanktioniert wird. Der Markt kennt keinen Wert, er ist der Wert, und kann darum gar nicht sanktionieren. Alles, was Sie als negative Folge des Eingreifens des Staates in den freien Markt kritisieren, war schon vor diesem Eingreifen. Boni, Abstruse Derivate, A garantiert für B und B für A und dann sind beide viel sicherer etc., gab es vor 2008, das ist alles Resultat des freien Marktes, welcher nahezu zum Totalkollaps des Systems führte.
Wenn doch die Amis das marktwirtschaftlichste aller Finanzsysteme der Welt haben, warum ging die Finanzkrise, die Bonusexzesse, die toxischen Kreditbündelungen mit Default Swaps genau von diesem doch so freien und disziplinierenden US-Finanzmarkt aus?
Würde der Staat Mord nicht sanktionieren, gäbe es Blutrache statt Kuscheljustiz, und mit Blutrache hätten die potentiellen Mörder viel mehr Angst und würden darum nicht morden, ist Ihre Argumentationsschiene. Sie unterschlagen dabei, dass das Mordverbot nur in die staatliche Sanktionsliste kam, weil die Blutrache nicht hilfreich war.
2006 hat kaum ein Finanzjongleur mit einer staatlichen Garantie gerechnet, die haben dem Markt geglaubt: Sagt der Markt, der Schrott hat gebündelt viel mehr wert als einzeln, hat er das, weil der Markt hat Recht, war das Credo. Man liess Lehmann pleite gehen, man sah da die „disziplinierende Funktion“ des Marktes, und erkannte, dass damit gerade die Verantwortlichen unbestraft ausgehen, während die Allgemeinheit bezahlt mit Verlust von Altersvorsorge und Einkommen. Wenn man das Finanzsystem rettet, zahlt auch die Allgemeinheit, aber weniger.
Sie beklagen die staatliche Reaktion (2009 hat man…) auf die perversen Übertreibungen der Märkte als Ursache für diese Übertreibungen, also die Wirkung war vor der Ursache.
„Sie haben sich auf “die disziplinierende Funktion” des Marktes verlassen und das System verkam zur Kleptokratie“
Sie beweisen immer wieder, dass Sie keine Ahnung haben. 2008 war sozusagen ein Klimax, welcher sich aus den bereits bestehenden kostenlos zur Verfügung gestellten Garantien und Rückversicherungen verschiedenster Form (z.B. Einlage Garantie, Liquiditätssicherung, Geldpolitik) konstatierte, wie z.B. das bekannte Greenspan-Put. Die von den Banken erreichte Deregulation Ende der 90iger Jahre war einzig wünschenswert für den Finanzsektor innerhalb dieses Rahmens der indirekten Subventionen. Es ist nicht der Markt, welcher massgebend war, sondern die Zentralbanken und Regierungen.
Mann, der Greenspan Put ist doch Folge und nicht Ursache:
Greenspan hat doch nicht versprochen, Liquidität einzuschiessen, wenn die mit durch Kreditschöpfung der freien Banken entstandenen Blasen platzen, weil er bestochen oder erpresst wurde. Der „Greenspan Put“ beschreibt eine sich durchsetzende Marktmeinung, dass er so handeln muss und wird, weil er die Kosten kennt, wenn er es nicht tut. Nicht die Zentralbanken haben die Geldmengen ausgedehnt, sie hatten keine Mittel deren Ausdehnung durch die liberalisierten Banken zu verhindern.
Den letzten Teilsatz halte ich für falsch. Die ZB hätte bspw die Mindestreserven auf das Giralgeld erhöhen können, Mindestmargin auf Wertschriften, etc. (dürfte allerdings heutzutage in der CH tatsächlich nicht mehr funktionieren angesichts der 330Mrd Reserven der CH-Banken bei den SNB – da müsste sie erst mal selbst ihre Bilanz kürzen).
Allerdings ist festzuhalten, dass Greenspan an die Unsichtbare Hand des Freien Markts glaubte(glaubt?) und Blasen für unmöglich hielt.
„dass er so handeln muss“
Er musste nicht, sondern er hat die Banken seit den 80iger Jahren konditioniert, dass er es tut und dies kostenlos. Liquiditätsschwierigkeiten müssen mit horrenden Kosten für die Banken verbunden sein, ansonsten sie diese Rückversicherung als selbstverständlich betrachten und dadurch den Anreiz erhalten, erhöhte Risiken einzugehen. Die Eigenkapitalquote (Hebel) der Banken ist ebenfalls ein Werkzeug der Geldpolitik und liegt im Verantwortungsbereich der Zentralbanken. Die Zentralbanken hatten und haben die Mittel, aber fokussieren sich aufgrund einer fehlerhaften Doktrin in erster Linie auf die eher unbedeutende Kennziffer der Inflation eines beschränkten Warenkorbes. Auch die Zinspolitik kann den Anreiz zu risikofreudigem Verhalten beeinflussen. Der Wunsch nach Deregulation wurde durch diese lose Geldpolitik, in welcher die Risiken anhaftenden Kosten auf die Allgemeinheit umverteilt werden konnten, erzeugt und nicht umgekehrt.
Zufälligerweise gerade gesehen, die Wall Street Bonus Liste von 1986-2014: http://www.financerising.com/2015/03/12/wall-st-bonuses-from-1986-2014/ und hier: http://hereisthecity.com/en-gb/2015/03/12/new-york-city-securities-industry-bonus-pool/
Spannende Literatur zm Thema FED:
1994-G-Edward-Griffin-Die-Kreatur-Von-Jekyll-Island-Die-US-Notenbank-Federal-Reserve.
Die USA haben nicht nur eine miserable Bankenregulierung die regelmässig zu Bankenkrisen geführt hat, sie haben auch eine miserable Demokratieregulierung die vor 140 Jahren zu einem Bürgerkrieg geführt hat. In den USA gibt es keinen zweiten Wahlgang, das heisst der Kandidat wird Präsident der im ersten Wahlgang am meisten Stimmen erziehlt hat, aber nicht zwingend eine Mehrheit aller Stimme erhalten hat. Derselbe Mechanismus war in Chile mit ein Grund für das Scheitern von Allende und in den USA der Grund für einen Bürgerkrieg, die Chilenen haben aus dem Desaster des Pinochetputsches gelernt und einen zweiten Wahlgang eingeführt, den Amis waren nicht mal die 1000nden von Toten des Bürgerkrieges genügend Lehre und haben auch danach mit demselben undemokratischen System weitergemacht. Ein Präsident oder eine Partei die mit weniger als 50% der Stimmen der Bürger tiefgreifende Reformen in Angriff nehmen will, wird zwangsläufig auf massiven Widerstand stossen. Das US-Wahlsystem wie die US-Bankenregulierung begünstigt die Reichen und die Mächtigen weil diese die Mittel haben mit ihren Lobbies die Gesetzgebung zu ihren Gunsten zu manipulieren. Diese Gesetze sind ideal um die Mittel die Staates zum Aufbau und Betrieb eines weltweiten Imperiums aufzubauen aber weniger sinnvoll um allen Bürgern Freiheit und Wohlstand und eine demokratische Teilhabe zu ermöglichen. In den meisten Demokratien der Welt ist man stimmberechtigt weil man Staatsbürger des Landes ist, in den USA muss man sich zuerst aktiv in Wahlregister eintragen gehen. In den meisten US-Staaten sind ehemalige Sträflinge vom Eintrag ins Wahlregister ausgeschlossen, und die meisten ehemaligen Sträflinge sind per Zufall Afroamerikaner, was den schönen Effekt hat, das damit viele Schwarze von einer demokratischen Partizipationausgeschlossen sind. Schön praktisch, nicht wahr?
@Gion Saram: Sie kritisieren den militärisch und wirtschaftlich seit Jahrzehnten mächtigsten Staat auf Erden. So viel falsch kann dort also gar nicht schiefgegangen sein. Und Sie sprechen vom Bürgerkrieg von 1861-1865, lassen dabei aber tunlichst alle europäischen Kriege weg. Zumindest der 2. Weltkrieg hat ja unter lauter Demokratien stattgefunden und er wurde barbarischer geführt, als alle Kriege zuvor.
Die USA sind weiterhin der einzige Garant für die westliche Zivilisation, wie wir sie in Europa kennen und schätzen. Ich bin auch kein Fan der USA, doch ich sehe ihre dringende Notwendigkeit in einer Welt, in der China als zentrales, kommunistisches und menschenverachtendes Regime immer mächtiger wird, Russland seinen Eroberungsplänen unbekümmert nachgeht und der Islam sich auch noch weitere 200 Jahre kaum wird bändigen lassen.
Freunde zu beschimpfen, bringt genau so wenig, wie Feinde zu streicheln.
„Zumindest der 2. Weltkrieg hat ja unter lauter Demokratien stattgefunden “ Sie belieben zu scherzen? Deutschland und die Sowjetunion waren 1939 wohl kaum Demokratien? Und 1914 waren Deutschland, Russland und Oesterreich und Italien noch Monarchien. Die 2 letzten Weltkriege wurden mehrheitlich von europäischen Monarchien und Elitedemokratien iniziert wo die Machthabenden Leute sehr wohl wussten das sie selber oder ihre Kinder niemals in den Krieg werden ziehen müssen. Die Erkenntnisse der Europäer aus all den idiotischen Kriegen und Revolutionen bestand darin Demokratien aufzubauen die möglichst alle Strömungen der Gesellschaft integrierten und möglichst breit abgestützte Mehrheiten erzeugten, während die USA sich immer noch mit einer demokratischen Regulierung aus der Zeit der Wells Fargo Postkutschen und Meldereiter begnügen. Sie haben recht, um das Ziel eines militärisch und wirtschaftlich mächtigen Weltimperiums aufzubauen war die Demokratie und Bankenregulierung sehr nützlich, um den eigenen Bürgern ein gutes Leben in Freiheit und Wohlstand zu erlauben eher weniger. Die Amis arbeiten mehr und sterben früher als die meisten Europäer, ergo kann deren Leben so toll auch wieder nicht sein. Die Amis sind genauso wenig unsere Freunde wie die Russen oder Chinesen unsere Feinde sind, es sind einfach Erdlinge die an einem anderen Winkel des Planeten zuhause sind und die wie wir ihre eigenen Interessen haben die sie zielstrebig und rücksichtslos verfolgen. Genau wie wir das auch in der Vergangenheit getan haben und in der Zukunft wieder tun sollten.
„Die Amis sind genauso wenig unsere Freunde wie die Russen oder Chinesen unsere Feinde sind, es sind einfach Erdlinge die an einem anderen Winkel des Planeten zuhause sind und die wie wir ihre eigenen Interessen haben die sie zielstrebig und rücksichtslos verfolgen. Genau wie wir das auch in der Vergangenheit getan haben und in der Zukunft wieder tun sollten.“
Richtig! Vor allem rücksichtslos!!!
Zu rücksichtslos ist auch nicht sehr nachhaltig, irgendwann wird sich dieses Verhalten rächen. Vielleicht habe ich das etwas gar zu krass formuliert, aber ich glaube die Schweizer und Europäer sollte sich vermehrt auf ihre eigenen vitalen Interessen konzentrieren und diese standhafter vertreten, gerade und in erster Linie gegenüber den eigenen Regierungen deren Machtaspirationen nur scheinbar mit unseren Interessen als Bürger dieser Länder übereinstimmen.
„Sie kritisieren den militärisch und wirtschaftlich seit Jahrzehnten mächtigsten Staat auf Erden. So viel falsch kann dort also gar nicht schiefgegangen sein.“ …. Na toll! Deshalb haben die ja auch kaum mehr finanzierbare Schulden. Alles bezahlt mit der Kreditkarte der nächsten Generationen unter Partizipation des Restes der Welt. ….“Die USA sind weiterhin der einzige Garant für die westliche Zivilisation, wie wir sie in Europa kennen und schätzen.“ … Ein Garant für was genau? Die konstante Ausweitung des Kreuzritter-Territoriums (EU u. NATO) gen‘ Osten, um den kalten Krieg mit Russland aufrecht zu halten und schon fast einen WWIII zu riskieren? Oder meinen Sie mit kriminellen Kriegen und Millionen von Toten den Petro-Dollar zu verteidigen? …“Freunde zu beschimpfen, bringt genau so wenig, wie Feinde zu streicheln.“ … Ich nenne dies sich selbstverleugnend zu unterwerfen und sich alles gefallen zu lassen. Staaten haben keine Freunde. Staaten haben Verbündete. Und selbst wenn, Freunde spionieren (NSA) einen nicht aus. Die schlechte Banken-Regulierung passt das bestens ins Bild.
Mit der Regulierung der Finanzmärkte verhält es sich doch eigentlich ganz ähnlich wie mit der Dopingkontrolle im Sport: Um mit den besten Athleten der Welt mithalten zu können, muss man Dopen – ist ziemlich evident. Gewinner dieses schädlichen Wettbewerbs sind jene Sportler, die die besten Mittel einnehmen und dabei nicht erwischt werden. Kontrollen hinken hinterher, neue Regeln erst recht – mehr noch: Neue Regel eröffnen neue Schlupflöcher, die ausgenutzt werden. Es ist leider naiv zu glauben, das Regulationen diesem Treiben Einhalt gebieten können. Für die Finanzmärkte gilt dies umso mehr, als dass Regulatoren u.U. Schlupflöcher eröffnen, die – weil eben klug ausgenutzt – nicht abschätzbare Folgeeffekte haben können. Die einzige Lösung: Vollständige Liberalisierung – daran führt kein Weg vorbei, wenn man die Interessen der Masse und nicht jene kleiner elitärer Kreise schützen will.
Zum Glück gibt es dieses Tal des Glücks, diese Paradies auf Erden, das Sie suchen. Es heisst Somalia!
Sie wünschen Mehr Freiheit, Weniger Staat? In Somalia gibt es keinen Staat! So sieht Ihre vollständige Liberalisierung aus: Keine Gesetze, keine Bürokratie, keine Regulierungen, nur pure Freiheit. Der totale Freie Markt.
Es gibt leider keine Direktflüge ab Zürich, Sie müssten in Rom und Addis Abeba umsteigen.
@Ralph Sommerer: Sie haben Hans Weder ganz einfach nicht verstanden: Ihm geht es darum, zu zeigen, dass es an den Kunden der Banken liegt, die ihr Geld leichtfertig den risikoreichen Instituten hinterher werfen und dies aufgrund nicht erfüllbarer Versprechen von Regierungen, Parlamenten, Gerichten und Aufsichtsbehörden. Gäbe es keine Regulation, die Anleger würde peinlich genau auf Bonität, Risikobereitschaft und Management schauen.
Nur wegen den ständigen Versicherungen durch öffentliche Behörden sind die Leute weiterhin so naiv, dass sie den Versprechen der Banken glauben. Denn alle Regierungen sprechen von Vertrauen, das in die Finanzmärkte zurückkehren müsse. Exakt das Gegenteil ist der Fall: die Finanzmärkte werden erst dann gesunden und in weniger spekulative Bahnen geleitet, wenn die Anleger nur noch Misstrauen empfinden und echte Sicherheit suchen.
@Rothacher
Das ist die alte Behauptung. Das der Mensch wenn keine Regeln bestehen besser aufpasst. Das die Regulation die Leute „verweichlichen“ lässt. Sicherlich gibt es gewisse Bereiche in denen man den gesunden Menschenverstand fördern muss. Dazu gehört das Bankensystem aber eher nicht. Und damit sind wir lustigerweise wieder bei Herr Sommerer.
Erzählen sie ihre Theorie mal den Menschen in Somalia. Die passen sicher auch furchtbar gut auf war ihre Nachbarn so tun. Funktionier alles wunderbar wie wir wissen 😉
Spass bei Seiten. Es braucht einfach gewisse Regeln. Sind die zu schwach ist das schlecht für alle.
Dazu aus einem Interview mit Joseph Huber:
Nun machen sich ja sämtliche Staaten daran, neue Spekulationsblasen zu verhindern, indem die Banken schärfer reguliert werden.
Es spricht nichts dagegen, Börsenumsatzsteuern wieder einzuführen oder die Eigenkapitalquote der Banken zu erhöhen, sodass sie einen größeren Verlustpuffer besitzen. Aber solche Maßnahmen werden letztlich kaum etwas bewirken. Man verkennt, dass es für die Banken- und Finanzmarktprobleme eine gemeinsame Ursache gibt: eben die inflationär überschießende Giralgeldschöpfung der Banken.
Wie wollen Sie diese Explosion der Geldmenge verhindern?
Mit dem Giralgeld muss man heute etwas Vergleichbares tun wie vor 100 bis 150 Jahren mit den Banknoten. Damals gaben private Banken das Papiergeld aus – und oft zu viel davon. Dies verursachte dann ähnliche Banken- und Finanzkrisen wie heute. Deshalb hat man die privaten Banknoten durch das Banknotenmonopol der Zentralbank ersetzt. Damit wurde das Geld de facto verstaatlicht, während die Banken weiterhin privat blieben. In ähnlicher Weise muss heute das Giralgeld zu Vollgeld werden.
Das ist eine Möglichkeit. Man könnte aber auch einfach die Regelungen für Girageld wieder anziehen.
Was immer wir tun, letztlich behaupte ich aber dass der Westen damit scheitern wird. Unsere Gesellschaft hat nicht die Disziplin oder soziale Kontrolle um härtere Gesetze für alle durchzusetzen… Da sieht es bei aufstrebenden Staaten, besonders bei China, schon viel besser aus…
Jaaaaa, darum sind in China auch alle so ehrlich und kennen Korruption nur vom Hörensagen.
@seebueb
Auch die Korruption wird daran nichts ändern. Einige Chinesen mögen korrupt sein, aber wenn die Zentralregierung etwas durchsetzen will macht sie das auch. Hier im Westen ist eine Bankenregulierung zum Scheitern verurteilt (wie die jüngste Vergangenheit zeigt).
SR, ich bin beindruckt von der Argumentationsdichte und Faktenmenge, mit der Sie Ihre Argumentation unterlegen, und bedanke mich, dass Sie sich nicht zu Allgemeinplätzen hinreissen lassen.
Übrigens, wussten Sie dass Chuck Norris ursprünglich Samurai war, und die Tradition voll gelebt hat? Er hat sogar 12 Mal erfolgreich Harakiri begangen!
@seebub
Wie viele Banken wurden denn nun seit der Krise hier im Westen wieder auf ein vernünftiges Mass reguliert? Sie können China vieles vorwerfen, aber seine Planwirtschaft hat es unter Kontrolle und dementsprechend auch seine Banken. Sie wollen Fakten? Reicht ihnen der Geschichtsunterricht der letzten Jahre nicht? Wenn die Zentralregierung etwas durchsetzen will, dann tut sie es auch.
Ich finde ihren Idealismus schön. Schön dass es noch Leute gibt, die an unsere Gesellschaft glauben. Mir fällt das sehr schwer, besonders im Kontrast zu Ländern wie Japan oder China die im Vergleich zu unserer Heimat eine starke Leitkultur haben.
Ich stimme Ihnen zu, dass unsere Banken weiterhin viel zu gross sind, ich fände eine Aufspaltung von UBS und CS auf je 3-4 Mini-Nachfolger sinnvoll, gekoppelt mit mindestens 10% hartem EK auf die ungewichtete Bilanz.
Gerade das Bsp Japan zeigt, dass bei weitem nicht alles Gold ist was glänzt – 20 Jahre Null Wachstum, 250 BIP-% Staatsschulden, etc.
Ob China tatsächlich vieles besser macht, wird sich zeigen wenn es rumpelt, mit Wachstum lässt sich vieles übertünchen. Ich finde es bezeichnend, dass typischerweise die 40 Jahre vor Deng ausgeblendet werden inkl. Kulturrevolution mit ihren Millionen Opfern.
@seebueb
Ja ob China oder Japan bzw. andere Staaten wirklich besser da stehen als der Westen ist fragwürdig. Aber mir ging es hier primär um die Bankenregulierung. Bei der behaupte ich dass diese Länder bereits jetzt besser dastehen weil sie ihre Banken unter Kontrolle haben. Viel mehr (ausser etwas Kulturpessimismus) wollte ich eigentlich nicht aussagen. Wir haben wohl aneinander vorbei argumentiert.
@Rotacher und @Weder
Mit demselben Argument sollte dann wohl auch der Freie Markt entscheiden, wieviel Dioxin und Schwermetall in Babynahrung und Kinderspielzeug ist. Die Überregulierung durch die Sozialistischen Linken sorgt letztlich dafür, dass die Leute nicht mehr aufpassen, was sie ihren Goofen hinstellen. Würden erst ein paar Dutzend Kinder am Spielzeug oder Futter elendiglich verrecken, dann würde die Unsichbare Hand des Göttlichen Freien Marktes schon für ein Gleichgewicht zwischen Gift und Profite sorgen.
Erinnert mich an den Fall der Radium Girls im 1. WK. Die Arbeiterinnen bemalten Uhrenzifferblätter im Akkord und mussten dabei den Pinsel mit dem Mund anfeuchten. Viele sind an der Strahlung langsam über mehrere Jahre elendiglich und qualvoll verreckt; der Zusammenhang wurde natürlich erst etliche Jahre später anerkannt. Das führte zu bedauerlichen bürokratischen Regulierungen der Produktion und bürokratischen Arbeitsschutzgesetzen. Das haben wir alles den bösen Sozis zu verdanken.
Reden wir noch von Finanzmärkten? Falls ja, dann lassen Sie mich meine Behauptung wiederholen: Die vollständige Deregulierung der Finanzmärkte ist das einzige verlässliche Mittel, um dafür zu sorgen, dass alle Teilnehmer mit offenen Karten, nach denselben Regeln spielen. Das heisst nicht, dass es damit keine Opfer mehr gäbe. Aber die Täter könnten sich nicht mehr im Dunkeln der Schlupflöcher verstecken und ihren Opfern auflauern.
„Würden erst ein paar Dutzend Kinder am Spielzeug oder Futter elendiglich verrecken“
Ich dachte es bestehen gesetzliche Regeln, wie man mit fahrlässiger Tötung oder Mord umgeht. Ein Unternehmen mit solch einem Geschäftsmodell wäre wohl innerhalb Monaten Bankrott, es sei denn, dass die Übeltäter sich hinter vom Staate festgelegten Regeln verstecken können, respektive nicht belangt werden können, wie z.B. die Banker heute.
Die FDIC wurde 1933 gegründet. Gemäss der Studie:
‚There were major banking panics in 1837, 1857, 1873, 1893, and 1907, and minor panics in 1839, 1884, and 1890.‘
Wie war das möglich, wo doch die Kunden, gemäss Ihrer These, peinlich genau auf Bonität und Liquidität ‚ihrer‘ Bank geschaut haben? Und wie wäre das heute, wieviele Leute sind auch nur im Ansatz fähig, eine Bankbilanz zu lesen und korrekt zu interpretieren?
Kontrolle setzt Wissen, Fähigkeiten, Zeit (zur Analyse), und die nötigen Informationen voraus. In der Regel verfügen, heute wie damals, lediglich ein paar wenige Insider über alle vier, alle anderen stehen gezwungenermassen im Dunkeln und werden von den Ereignissen überrascht wie von einem Blitzschlag.
In meinem Buch ist es nicht Aufgabe des Staates, den Dummen vor sich selbst zu schützen. Vielleicht wäre es sinnvoll, jedes Jahr 1% der Banken, welche die tiefste Eigenkapitalquote ausweisen, zwecks Systemsicherheit zu liquidieren, da schon derart viele Risiken von der Allgemeinheit getragen werden. Wenn schon regulieren, so regulieren, dass das Risiko beim Risikoträger verbleibt.
„In meinem Buch ist es nicht Aufgabe des Staates, den Dummen vor sich selbst zu schützen.“
Und genau darum ist es gut und richtig, dass Ihre Einstellung nicht berücksichtigt wird. Gehen Sie in die USA, da wären Sie Mainstream.
Ungebildete und anderweitig Unwissende brauchen nur selten Schutz vor sich selbst, sie brauchen in erster Linie Schutz vor Individuen wie Ihnen.
Passt gut, dieses Menschenbild, in welchem alle bösartig sind und einzig der Staat massregelnd positiv wirkt, als ob die Bürokraten keine Menschen wären.
Ihr absichtlichen Misinterpretationen sind hier wohl bekannt, Sie sind so was von langweilig.
Understatement des Jahrzehnts: „Die Autoren vergleichen die USA mit Kanada, wo es über die letzten 150 Jahre keine vergleichbare Bankenkrise gegeben hat.“ (Erster Satz im letzten Paragraph)
Das Wall Street Journal, bekanntlich die Bastion des Internationalen Kommunismus, schrieb „Since 1790, the United States has suffered 16 banking crises. Canada has experienced zero — not even during the Great Depression.“ ( http://on.wsj.com/1g30e47 ) Die Grafik daneben ist noch deutlicher: seit 1840 hatte die USA 12 „systemische“ Bankenkrisen, und Kanada 0 (in Worten: null).
Ein guter Bekannter von mir pflegte zu sagen: „Leichte Schläge auf den Hinterkopf fördern die Denkfähigkeit“. Wenn also das nächste Mal ein Liberaler vor die Kameras tritt und etwas von Überregulierung des Finanzwesens und Bürokratie schwätzt, sollte man ihm draussen auflauern und mit einem Knüppel ein paar leichte Schläge auf den Hinterkopf verabreichen. Man darf aber ruhig auch etwas fester zuschlagen.
Ich warte noch auf die Fatwa der geeinten Ökonomenschaft gegen Sergio Ermotti.
Nicht nötig, dieser wurde vom Chef der FDP bereits früher schon massiv beschimpft.
Ralph, einfach grossartig! Danke!
Damit würden wohl einige Probleme tatsächlich gelöst werden 😉 Nicht die nette Tour, aber auf jedenfall effektiv.
@Ralph Sommerer: Gewisse Ihrer Vorschläge könnten zum Angriff auf den Komiker Beat Schlatter geführt haben. Wie Sie in einer blogähnlichen Auseinandersetzung von Ideen über die Politik/Finanzmarkt kommen, grenzt schon an die Ideen der daula al-islamija (SI)… und ist völlig unangebracht…
„Warum die USA ihren Bankensektor nie vernünftig reguliert haben“
Weil die zu regulierenden Banken hundert Mal mächtiger sind als diejenigen, die die Banken regulieren könnten.
Ich teile Ihre Annahme – betrachtet man die Lebensläufe von Regulatoren, erkennt man auch Ausserhalb der USA (z.B. in der Schweiz) erstaunliche Häufungen von Menschen, die viel Geld von sehr „marktmächtigen“ Unternehmen erhalten haben. Diese Eigenschaft wird interessanterweise sogar gesucht, weil damit Sachkenntnis von Regulatoren assoziiert wird. Man kann das Problem der (zumindest unterstellbaren) Interessenüberschneidungen nicht vernünftig lösen – dieses wird solange bestehen, wie man auf Regulation setzt.
Der Artikel erwähnt nicht, dass unter Reagan (Rep.) fast alle flankierenden Massnahmen die in den 30er Jahren – nach dem Börsenkrach von 1929 durch F.D.Roosevelt (Dem.) eingeführt wurden – durch Reagans Einflüsterer wieder aufgehoben wurden unter dem Slogan „free enterprise“… Die Schweizer FDP am Ende der 80er Jahre übersetzte es flugs mit „weniger Staat“, was hierzulande zum Zusammenbruch der UBS führte, die dann vom Schweizer Staat (!) gerettet werden musste… Schon vergessen?
Rolf Raess, und Du verschweigst, dass die UBS Retung durch den Kauf von damals als Schrottpapiere und entwerten Wertpapieren und enormen Schuldzinsenabzüge, die die UBS bereits abgeschrieben hatte, dem Schweizer Staat und Nationalbank enorme Gewinne eingebracht hat. Ist dieses Geld des Volkes, welches die Linken, Grünen und die SP so gerne Ausgeben.
Ändert nichts daran, dass das eine ganz klar illegale und kommunistische Aktion war. Dazu musste man noch tricksen und dem StabFund eine Personengesellschaft dazwischenschalten um die strengeren aktienrechtlichen Bewertungsvorschriften zu umgehen. Für die Notenbank selbst sind die Verluste oder Gewinne ohnehin nicht relevant weil sie nicht den aktienrechtlichen Konkursvorschriften untersteht. Immerhin ist jetzt klar, dass Grossbanken nichts anderes als Staatsbetriebe ohne Eigenkapitalpflicht, aber dafür mit Defizit- und Bonusgarantie sind, man könnte sie genau so gut als Departemente von Frau Schlumpf administrieren.
illegal?
„…kommunistische Aktion…“
Jetzt machen sie mal halblang. Von mir aus kann man ja von Sozialismus für Reiche schreiben, aber ganz sicher nicht von einer kommunistischen Aktion. Die Fehler wurden vom sogenannten „freien Markt“ begangen. Da die Fehler aber mehrheitlich von den Kleinen bezahlt worden wäre, hat der Staat eingegriffen. So funktionier heute Marktwirtschaft. Gewinne Privatisieren, Verluste sozialisieren. Das Crede der Neoliberalen…
…enorme Gewinne…. hmmmm
Die Rettung brachte unter dem Strich knapp 6 Milliarden, inkl. Zinsen und ähnlichem, das sind etwa 10% Rendite auf die 60Mrd Volumen des Stabfund, pro Jahr also um die 2%.
Angesichts der Risiken eine lächerliche Rendite.
@seebueb: wenn schon, dann bitte korrekt rechnen:
Die SNB hat mit dem Stabfund 40 Milliarden nominal riskiert. Die SNB hatte zudem die Möglichkeit, bei einem Verlust des Stabfunds zusätzlich 100 Mio. UBS Aktien für 10 Rappen zu erwerben, was im Schnitt einem Wert von 1,5 Milliarden entsprach. Die SNB riskierte also weniger als 39 Milliarden CHF und erzielte darauf einen Gewinn inkl. Zinsen von 5,4 Milliarden Dollar, rund 5,2 Milliarden CHF (Durschnittskurs über die Jahre hinweg). Zum Gewinn hinzugezählt werden muss aber noch die Zwangs-Aktienbeteiligung des Bundes. Dieser erzielte auf 6 Milliarden Aktienkapital innert 10 Monaten 1 Milliarde Gewinn.
Alles in allem hat die öffentliche Hand also 45 Milliarden am Anfang riskiert und 6,2 Milliarden Gewinn erzielt. Da das Risiko mit dem Verkauf der Wertschriften laufend abnahm, entspricht dies einer Verzinsung des Durchschnittskapitals von 5,7% pro Jahr.
Doch die öffentliche Hand hatte zu keinem Zeitpunkt einen Totalverlust zu befürchten. Risikogewichtet riskierten SNB und Bund zusammen weniger als 20 Milliarden CHF, die durch Verkäufe rasch weiter verringert wurden. Auf dem tatsächlichen Risiko der öffentlichen Hand wurden damit mehr als 10% pro Jahr verdient und dies von Anfang an ganz bewusst und als weitere Bestrafung der UBS und ihrer Aktionäre gedacht.
Ok, ich hab nachgeschaut. Die 60Mrd war der Kreditrahmen, nicht der tatsächlich gesprochene Betrag.
Die SNB spricht in ihrer Medienmitteilung von Ende 2013 von 6,1% auf ihrem durchschnittlichen Risikoexposure, auch das ist alles andere als fürstlich (Bundesobli rendierten damals mit 3-3,5%).
Der Zwangswandler war der einzige Teil, der ‚richtig‘ konstruiert war weil die UBS wenigstens ein bisschen bluten musste, und das auch nur weil der Zins für die gesamte Laufzeit in jedem Fall zu bezahlen war. Kommt hinzu, dass das Timing des Bundes perfekt war.
Angesichts der Tatsache, dass sich die Kurse zum Transaktionszeitpunkt im freien Fall befanden, halte ich Ihre Behauptung, dass das Kursrisiko der SNB markant unter 100% lag, für sehr abenteuerlich.
Ich halte an meiner Aussage fest, dass die Gewinne keineswegs als „enorm“ zu bezeichnen sind.
Konnte man damals nach der Lehman Pleite so sicher sein, dass sich für die Subprime Papiere und deren Bank-Eigentümer sich wieder ein öffentlicher Markt entwickeln würde. Die FED selber hat solche Papiere in Milliardenhöhe aufgekauft, hat allen Banken durch ihre Programme geholfen, auch Banken wie die Washington Mutual, die heute nicht mehr existiert, deren Gläubiger aber zu 100 % entschädigt wurden. Die AIG Versicherung wurde wegen ihren Credit-Default Verträgen verstaatlicht und die grossen Banken als ihre Gläubiger zu 100 % befriedigt, darunter auch die UBS. Von dieser Glückssträhne hat der Stab Fund enorm profitiert, was im Zeitpunkt der Investition der Nationalbank und Bundes überhaupt nicht sicher war.
Von Gewinn zu reden, während sämtliche Zentralbanken ihre Bilanz massiv aufblähen mussten, ist eine einseitige Betrachtungsweise.
Danke für die Ergänzung, RZ. Dass die USA (wie auch die PIIGS) das europäische Banksystem faktisch massiv gestützt, allenfalls sogar vor dem Zusammenbruch bewahrt haben, ist nur den wenigsten bewusst.
Der resultierende Gewinn ist komplett irrelevant. Es geht darum, dass die abgehobene Banker-Kaste schon längst wieder Sätze wie …“Es ist ja eigentlich gar nichts passiert!“ … von sich geben. Anstatt den Laden hopps gehen zu lassen, hat man die ganze Zunft mit Definitionen wie *too big to fail* und „System relevant* geadelt und ihnen schon fast einen Persilschein ausgestellt. Wenn etwas System relevant ist, dann hat es sich auch bedingungslos diesem unterzuordnen – und zwar bevor es sich zum System selbst erklärt. Schade, dass Gewinne resultierten. Ein totaler Verlust wäre für das ganze System besser gewesen.