Zu viele Doktortitel bremsen das Wachstum

Luxusgut Doktortitel: Absolventen der HSBA in Hamburg. (Reuters/Fabian Bimmer)
Seit Jahren nimmt die Zahl der Doktortitel stark zu. China, Indien oder auch Mexiko investieren hohe Summen in die Doktoratsausbildung, um das Niveau der westlichen Länder zu erreichen. Die politische Konsens, der all dies möglich macht, lautet: Je besser die Jugend ausgebildet wird, desto wohlhabender ist das Land.
Auch in den OECD-Ländern hat die Zahl der Doktortitel im Verhältnis zur Bevölkerung stark zugenommen. An erster Stelle steht die Schweiz (CHE). Und weil die Schweiz eines der reichsten Länder der Welt ist, sieht sich die Politik bestätigt (Quelle).

Die ökonomische Realität scheint allerdings etwas komplizierter zu sein. Erstens werden bei diesen Statistiken völlig unterschiedliche Ausbildungssysteme verglichen. Ein Doktortitel am MIT ist nicht dasselbe wie ein Doktortitel an der Universität Lima.
Zweitens wird die Fächerverteilung ignoriert. Ein Doktortitel in den Geisteswissenschaften ist ökonomisch nicht vergleichbar mit einem Doktortitel in den Natur- oder Ingenieurwissenschaften.
Drittens beruht der politische Konsens auf einem naiven Glaubem an den Nutzen von formalen Ausbildungsabschlüssen. Studien zum dualen Berufsbildungssystem zeigen, dass die Weitergabe von Wissen über die Praxis in vielen Fällen effizienter funktioniert als über die Schule (zum Beispiel hier).
Entsprechend schwierig ist es, den Nutzen von formaler Ausbildung für das Wirtschaftswachstum statistisch nachzuweisen, vor allem seit einem Artikel von Lant Pritchett aus dem Jahr 2001 (Quelle). Natürlich bleibt unbestritten, dass die Ausbildung für das Wirtschaftswachstum wichtig ist, aber das Vertrauen in formale Abschlüsse ist in der ökonomischen Forschung nachhaltig erschüttert worden.
In Bezug auf den ökonomischen Wert von Doktortiteln gehen heute sogar viele davon aus, dass zu viele Abschlüsse das Wachstum bremsen, nicht fördern. Die Ökonomie versucht, diese Frage zu beantworten, indem sie analysiert, ob ein Doktortitel mit einem höheren Einkommen verbunden ist als ein tieferer Abschluss. Das Argument dahinter ist, dass besonders wichtige Fähigkeiten auch entsprechend höher belohnt werden sollten.
Die Skepsis gegenüber einer beliebigen Vermehrung von Doktortiteln beruht auf der Studie von Bernard Casey (Quelle). Die Tabelle zeigt, dass nur in den medizinischen und Naturwissenschaften (Sciences) die Einkommensprämie eines Doktortitels für Männer und Frauen deutlich höher liegt als diejenige eines Masterabschlusses. In manchen Fällen nimmt die Prämie sogar ab.

Besonders fragwürdig aus ökonomischer Sicht ist ein Doktortitel in den Geistes- und Sozialwissenschaften. Hier ist eine höhere Einkommensprämie zwischen dem Doktorat und dem Masterabschluss kaum nachweisbar. Geht man ferner davon aus, dass die meisten Leute ihre Dissertation zwischen dem Alter von 25 und 35 Jahren schreiben, muss man von hohen Opportunitätskosten ausgehen. In dieser Zeit könnten diese Personen ungleich produktiver sein.
Möglicherweise besteht also eine umgekehrte Kausalität. Reiche Länder haben besonders viele Doktorprogramme, weil sie es sich leisten können und nicht weil sie es unbedingt brauchen. Es ist eine Art Luxusgut. Und für die Universitäten ist das Doktorat teilweise nichts anderes als eine kostengünstige Art, neue Forschung zu produzieren. Wie sich die Leute nachher auf dem Arbeitsmarkt durchsetzen können, ist leider sekundär, vor allem in den Geisteswissenschaften.
86 Kommentare zu «Zu viele Doktortitel bremsen das Wachstum»
wieviel prozent der forschung in der schweiz wird durch doktoranden durchgeführt und wieviel prozent durch andere? wenn es jetzt sagen wir mal nur ein zehntel an doktoranden gäbe, wieviel weniger forschung könnte dann in der schweiz noch generiert werden? welche auswirkungen hätte dieses „weniger an forschung“ auf wachstum bzw. beschäftigung und im besonderen auf den standort schweiz? wurde das bei der o.g. untersuchung auch berücksichtigt? zweitens: arbeit setzt immer höhere qualifikation voraus. daraus ergibt sich das auch immer mehr hochqualifizierte benötigt werden. ein weg hierzu ist die promotion. schlussendlich heisst das allerdings nicht, das es nicht zuviel promovierte gibt und das es deshalb zu einer inflation der promotion kommt. und wenn wir bei der neoliberalen verwertung der promotion sind: vieles davon stellt auch eine überqualifitkation für einen nicht vorhandenen arbeitsmarkt dar.
Ja, ja, die Wirtschaftsleistung ist heute der Heilige Gral in der Schweiz und somit das Mass aller Dinge, nicht wahr?! Bekannterweise misst das BIP ja schlussendlich alles – ausser das, was das Leben lebenswerter macht (Robert. F. Kennedy). Nur weil sich die Leistungen eines Geisteswissenschaftlers nicht direkt in barer Münze messen lassen, heisst dies noch lange nicht, dass sie für die Gemeinschaft keinen Wert haben – oder haben könnten, sofern man sich denn darauf einlassen wollte…
Was die Wirtschaft benötigt ist Menschen, die in der Lage sind, empirische Probleme zu lösen. Ein PhD sind rein akademischer Abscluss, somit ist es eher mehr Theoriebezogen. Ein aktuelles Bespiel ist Jordan, er ist ein beispielloser Theoretiker, das wissen schon vor 4 Jahren, als er den Amt eintrat. Ein PhD-Abschluss ist keine Erfolgsgaranie. Es ist ledglich ein guter Verkaufsargument, weil die Grosskonzerne stehen auf PhD um eigene Reputation aufzupolieren.
Es ist immer um die Frage, in welchem Bereich hat man zu einem PhD erlangt. In der Naturwissenschaft ist absolute notwendig, aber in der Finanzwissenschaft muss man einen Fragenzeichen setzten; da hat man keinen Vorteil. Jordan weiss genau sowenig wie wir, obwohl sucht er in Medien sich besser darzustellen, als er ist. Das ist das Problem mit Wirtschaftswissenschaft und Finanzwissenschaft, weil man die Zukunft schwer bis nicht voraussagen kann.
denken wir doch die forderungen des autors stringent weiter: wir streichen allle studiengänge außer MINT, jura und wirtschafts“wissenschaften“ und dann schauen wir uns an, wo wir gesellschaftlich in 30-40 jahren stehen. wir werden effizient und strukturiert sein, wie die BORG bei raumschiff enterprise. welch erstrebenswerte zukunft:
statt psychotherapie und sozialpädagogik gibt es tabletten
statt architektur bauen ingeneure belastbare kuben
statt innen und aussendesign bei autos gibt es ausschliesslich funktionale kisten, nix mehr emotion
statt theatern und literatur lesen wir dann wissenschafts- und wirtschaftszeitschriften bzw. -zeitungen. musik und schauspiel kostet den steuerzahler eh nur geld. weg damit!
und eine handvoll spinner, die dann kunst erschaffen, die dann per schneeballsystem für superreiche als geldanlage dient, wird es trotzdem geben.
auf zu neuen ufern! (ich hoffe die ironie wird deutlich)
„Auch ein Theologe kann über ein unglaublich breites Wissen verfügen – er kann aber kaum messbare Werte schaffen.“ Wohl einer der dümmsten Sätze die man sich vorstellen kann.
Ich danke Herrn Straumann für diesen Artikel, weist er doch auf einen Missstand hin, der so gar nicht auf der politischen Agenda auftaucht – obwohl dieser vielleicht wichtiger ist, als dies das politische Establishment gerne wahrhaben will: Von links bis rechts wird unermüdlich auf den Wert von Bildung hingewiesen. Man ist sich offenbar einig, dass es sich dabei um ein öffentliches Gut mit ungemein wertvoller Bedeutung für die Wirtschaft handelt. Tatsächlich, wie Herr Straumann richtig bemerkt, weiss man aber wenig darüber, ob und vor allem in welchem Mass die Förderung von Bildungsangeboten volkswirtschaftlich sinnvoll ist. Naheliegend scheint mir zumindest, dass die Zielsetzung einer Tertiärquote in Anlehnung an „vergleichbare“ Volkswirtschaften wohl kein sehr kluges Mass sein kann. Zumal auch in diesen vermeintlich nachahmenswerten Volkswirtschaften keinerlei Evidenz für den volkswirtschaftlichen Nutzen hoher Tertiärquoten dokumentiert ist.
Hans Weder, 15:06
Ein ganz entscheidender Punkt!
Bildung an sich ist kein Wert – höchstens für die persönliche Entfaltung, aber das ist volkswirtschaftlich ohne Relevanz.
Auch ein Theologe kann über ein unglaublich breites Wissen verfügen – er kann aber kaum messbare Werte schaffen.
Nur anwendbare, produktive Bildung trägt zur Wertschöpfung bei. Das kann natürlich ein Hochschulabschluss sein, aber am besten kombiniert mit einer bodenständigen Berufslehre.
Was gibt es für die Gesellschaft besseres, als einen Ingenieur, der vor dem Studium eine technische Berufslehre gemacht hat? Ein Mensch, der fundiertes Wissen mit praktischer Erfahrung verbindet?
Wenn er dann noch die „richtige“ Fachrichtung studiert hat – perfekt!
Der Nachweis von Produktivität (in Abhängigkeit von Bildung) ist schwierig. Ein gebräuchliches Näherungsverfahren misst die „Bildungsrendite“ für den Staat, der in die Ausbildung „investiert“ hat und über die Höhe des Einkommens mehr oder weniger Steuereinnahmen erhält. Aus dieser Perspektive ist Theologie hochgradig produktiv, da dieser Studiengang sehr hohe erwartete Einkommen erzeugt – durchschnittlich bedeutend höher als dies etwa für ein rechtswissenschaftliches Studium gilt. Grundsätzlich teile ich Ihre Bedenken, Herr Bernstein, ich bezweifle allerdings, dass der „value added“ einer tertiären Ausbildung dem Vergleich mit dem „value added“ einer Berufslehre (im Durchschnitt) standhalten kann. Selbst ETH-Absolventen hätten hier in den ersten Jahren nach dem Abschluss Mühe mitzuhalten, wenn man die Wertschöpfung betrachtet. Bezieht man die entgangene Produktivität während der Ausbildung in die Überlegung mit ein, so brauchen auch ETH-Absolventen sehr viele Jahre Berufserfahrung, bis sie an die tatsächliche Wertschöpfung (nach Bildungskosten) einer ansonsten identischen Person mit Berufslehre heranreichen. Ich glaube, dass der volkswirtschaftliche Wert der Berufslehre kategorisch unterschätzt wird – und gerade im Vergleich mit der wuchernden Hochschulobsession einen unangemessen niedrigen gesellschaftlichen Status besitzt.
Nanu Herr Bernstein, Sie widersprechen sich selber! Oben haben Sie mich im Stil von Bollag & Widgorovits angegriffen, weil ich mir erlaubt habe, zu erklären, dass die meisten MINT-Doktoren wieder auswandern – jetzt erzählen Sie implizit, ein Doktortitel habe keine volkswirtschaftliche Relevanz. Dies relativiert natürlich ungemein den Gehalt Ihrer Beiträge.
Ojee… Diese Sichtweise blendet so viele wichtige Faktoren aus, die zumindest indirekt zu dem Wohlstand einer Gesellschaft beitragen. Geisteswissenschaften haben nicht nur die theoretischen Grundlagen und Prinzipien entwickelt, auf dem unsere heutigen modernen westlichen Gesellschaften beruhen (parlamentarische, direkte oder präsidientale Demokratie/ Menschenrechte/Rechtstaatlichkeit & Rechtssicherheit etc.), sondern sie zeigen auch die Schwächen und Stärken heutiger Entwicklungen auf und ermöglichen es somit einer Gesellschaft im öffentlichen Diskurs Lösungen und Alternativen zu entwickeln. Legen wir zugrunde, dass diese Grundlagen und Prinzipien mit Wohlstand einer Gesellschaft korrelieren, könnte man mit einer gewissen Polemik behaupten, dass innerhalb der Geschichte sich die Erkenntisse der Geisteswissenschaften als der größtes wirtschaftliche Motor erwiesen haben;) Die Wirtschaftswissenschaften, die übrings eine Geisteswissenschaft ist, auch wenn sie dies nicht wirklich wahrhaben wollen, täten gut daran, die Begriffe Wachstum, Kosten und Nutzen im Kontext einer Gesellschaft nicht auf das zu reduzieren, was direkt mess- oder quantifizibar ist. Denn der Preis, der von privaten Akteueren für eine bestimmte Arbeit/Fähigkeit/Tätigkeit gezahlt wird, darf nicht mit dem Wert für die Gesellschaft verwechselt werden.
gut gemacht, die argumentation basiert rein auf causalen zusammenhängen, denn dafür ist statistik ja gut! ich entschuldige mich an dieser stelle aufrichtig, dass ich eine derart große wachstumsbremse für die wirtschaft bin!
di. dr. reinhold geyssowe
Die Frage, welche hier nicht aufgeworfen wird, lautet, warum immer mehr Doktortitel ausgestellt werden, resp. ob dies bedeuten soll, dass die Gesellschaft insgesamt intelligenter wird (was ich bezweifle) oder die Zulassung zu großzügig gestaltet ist, indem nicht mehr einzig die Besten der Besten Zutritt erhalten, sondern jeder Dick, Tom und Harry. Es beinhaltet ebenfalls eine gewisse Nebenwirkung, indem ein zunehmender Anteil der Bevölkerung gleichförmig denkt, respektive indoktriniert handelt, denn formelle Bildung beinhaltet auch eine konditionierende Wirkung auf den Teilnehmer.
Es bedeutet, dass die Anforderungen in der Berufswelt immer komplexer werden, es gibt kaum noch Wäscherinnen, Strumpfstricker, Schumacher, Gerber, Färber oder Fassträger.
@Linus
vielen Dank für Ihre scharfsinnige Beobachtung!.
Linus Huber, 00:59
Die Gesellschaft wird tatsächlich intelligenter. Das haben Langzeitstudien ergeben.
Das Gehirn eines heutigen Durchschnitts-Europäers ist um ein Vielfaches leistungsfähiger als das eines Steinzeitmenschen.
Der Mensch wächst an den Herausforderungen, und die sind heute ungleich grösser als vor 100 oder gar 1000 Jahren.
„Das haben Langzeitstudien ergeben.“
Diese würden mich interessieren; haben Sie einen Link?
Linus Huber, 00:40
Gern.
Man nennt es den „Flynn-Effekt“ – am besten googeln Sie, dann finden Sie gleich interessante Ergebnisse.
Der Effekt ist v. a. auf die höhere Stimulation zurückzuführen (stärkere Informationsversorgung, komplexe technische Herausforderungen, Urbanisierung, Mobilität), aber auch auf bessere Ernährung usw.
„The person of intelligence tends to „see things as they are,“ never permits his view of them to be directed by convention, by the hope of advantage, or by an irrational and arbitrary authoritarianism. His consciousness is uncontrolled by prejudice, prepossession, or formula, writes Albert Jay Nock (1870–1945).“
Intelligenz hat wenig mit formaler Bildung zu tun, sondern eher mit dem Gegenteil, indem man selber denkt als in erster Linie lernt und mit bekannten Mustern Dialektik betreibt.
Erinnert mich an vergangene Zeiten. Ich arbeitete in einem Betrieb mit etwa 700 Leuten. Zu einem bestimmten Zeitpunkt ergab sich ein Akademisierungswahn. Verschiedene Führungspersonen mit Doktortitel ergänzten die Belegschaft. Nach nicht allzu langer Zeit meinte dann einer von der Stammbelegschaft, ihn dünke, je mehr Doktoren hier tätig würden, desto kränker werde die Firma.
Was hier ein bisschen verloren geht ist die Tatsache, dass etwa in Mexiko gar nicht genügend Stellen für all die Leute mit Doktortitel offeriert werden. Selbst für die Leute mit normalem Uni Abschluss gibt es nicht genügend entsprechende Stellen. Dann finden sich halt Leute mit Uni Abschluss, die einen Tacostand eröffnen oder Taxi fahren. Für die meisten Arbeiten als abhängig Beschäftigter braucht es kaum ein langjähriges Unistudium, und noch viel weniger einen Doktortitel.
Was hier geschreiben wird, wurde von Herr Rudolf Strahm, welcher schon einige tolle Artikel im Tagesanzeiger schrieb, schon lange bemerkt! Obwohl er der SP angehört, bin ich immer wieder überrachst von seinen Thesen und er hätte wohl ein sehr guter Bundesrat gegeben! Was also Herr Straumann schreibt, ist schon längstens „kalter Kaffee“.
Lange arbeitete ich früher auf dem Bau. Architekten erstellten die Pläne, aber es war ihnen in vielen Fällen nicht mal klar, wie man dies nun in die Praxis umsetzt. Jemand muss ja dieses gezeichnete Werk auch erstellen und dazu baucht es wohl mehr, als einen Uni-Abschluss!
Ich kenne Geistswissenschaftler, die äusserst glücklich in £rente gehen, vielleicht noch manchmal einen Artikel oder ein Buch schreiben und ansonsten ein zufriedens, beschauliches Rentnerleben führen. Ich kenn aber auch Doktoiren im MINT Bereich, die mit 65 plötzlich einen ungeahnte Aktivismus entwickeln und ägyptische Pyramiden, griechische Tempel und an der Seniorenuniversität Vorlesungen in Philosphie und Literatur besuchen und an jede Vernissage gehen. Auf Anfrage, warum, bekomme ich nicht selten die Antwort, weil man in jüngeren Jahren diese schönen Dinge verpasst habe.
Richtig sollte es heissen: „Je wohlhabender das Land ist, desto besser wird die Jugend ausgebildet“. Nicht umgekehrt. Bildung ist und bleibt ein Luxusgut. Doktorieren ist ein Privileg, dass sich häufig nur Leute mit entsprechendem Background (sprich: durch Familie finanziert) leisten können.
Hier wird ziemlich viel durcheinander gebracht. Ein Doktor (PhD) und ein Master Abschluss oder ein Bachelor sind etwas anderes. Und ein Universitätstudium ist keine Berufsausbildung (Jura Studium ist eben nur Basis zum Beispiel zur anschliessenden Ausbildung zum Anwalt, Physiker werden Systemanalytiker): Zwar geht der Trend immer mehr dahin, die Leute kaufen Ausbildung zum CFO oder wollen ein Studium als Songwriter oder Serienstar.
Einen Doktor gibt es für eine wissenschaftliche Arbeit, etwas ziemlich theoretisch abstraktes, dessen Auswirkungen auf die Volkswirtschaft vermutlich bedeutend sind, jedoch bestenfalls in Zukunft abschätzbar. Direkt Auswirkungen auf das Erwerbseinkommen des Doktors hat dies kaum.
Ein Universitätsstudium ist noch immer Voraussetzung für die meisten Karrieren. Ein Doktor kann der Karriere nützlich sein, insbesondere in der Politik, aus Karrieresicht ist aber ein MBA zum Masters viel nützlicher, als eine Doktorarbeit. Wissenschaftler ist keine Karriere mehr, in der Antike oder der Renaissance war es eine Aufstiegsmöglichkeit.
Mit der Methodik des Beitrages lässt sich vermutlich beweisen, dass keine Ausbildung volkswirtschaftlich nützlicher ist als ein MBA, ich vermute, dieser Titel steigert das Einkommen am meisten, bezweifle aber, dass dies den volkswirtschaftlichen Output tatsächlich erhöht.
Anh Toan, 13:55
Das kommt darauf an, wer den MBA macht:
Ist es ein Architekt, ein Arzt oder ein Anwalt, erweitert das sein Wirtschafts-Verständnis ganz erheblich.
Macht den MBA aber jemand, der schon einen wirtschaftlichen Bachelor-Abschluss hat, ist der MBA wohl nicht mehr entscheidend. Dann geht es eher um den Nachweis von Selbstdisziplin und Eigeninitiative.
Ach was, MBA’s sind dazu da, dass der, welcher einem eine Mangementposition gibt, eine Rechtfertigung hat. Eine aufsteigende Führungskraft kann für eine neue Aufgabe nie einen Erfahrungsnachweis bringen, den hat er eben nur auf einer tieferen Ebene, und gerade darum braucht es Studienzeugnisse.
Heute reicht es nicht, etwas zu können, man muss belegen können, es zu können.
Im Informatikbereich habe ich öfters erlebt, dass die, die es (vermeintlich) belegen können, eben nicht können, die, die es nicht belegen können, hingegen schon. Anders ausgedrückt: es scheint so zu sein wie es ist, doch ist es nicht so wie es scheint.
Anh Toan, 21:09
Sehe ich ähnlich. Es geht zu 90 % nur ums Zeugnis.
Leider muss man dafür ein paar Fallstudien bearbeiten und ein paar Tausend Franken auf den Tisch legen, aber dieses Opfer bringt man für ein buntes Zertifikat doch gerne.
Die meisten Doktoranden in der Schweiz sind: Ausländer …
Bullshit.
http://blog.bernerzeitung.ch/datenblog/index.php/1942/schweizer-unis-maennerdominiert-und-nur-noch-auslaender/bildungsherkunft-total-gestapelt-farbe-2
Alberto La Rocca, 11:57
Na und?
Herr Bernstein: a) obwohl wir sie bezahlt haben, dürfen b) nach der durch den Bundesrat beschlossenen EU-zentristischen = rassistischen Umsetzung der MEI nicht die besten Fachkräfte nach ihrer Ausbildung hier bleiben, sondern nur diejenigen, welche über einen EU-Pass verfügen – und c) ist dies doch der klare Beweis des obigen Artikels – viele Doktoranden wandern wieder zurück in ihre Herkunftsländer, deshalb geht es uns so gut, weil wir diese Doktoranden nicht halten können 😉
und zu Seebub: Bitte Statistiken richtig lesen: Doktoranden sind keine Studenten, sondern gehören – in den meisten Fällen – dem Hochschulpersonal an. In Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik findet man fast keine Schweizer (und Schweizerinnen sind noch dünn gesäter), welche doktorieren … In heimatgeschützten Werkstätten wie der Jurisprudenz sieht die Lage natürlich etwas anders aus.
Alberto Rocca, 16:54
Sie machen aber ein ganz schönes Fass auf.
Sind Sie sicher, dass Sie in diesem Forum richtig sind?
Sie sollten lieber in völkisch-nationalen Zeitschriften publizieren, wo man Ihre Mitarbeit voll zu würdigen weiss.
Da liegen Sie richtig. Dennoch ist Ihre Behauptung weiterhin haltlos. Wo bleibt Ihr Nachweis?
Na und? Die kosten uns ja praktisch nix und forschen an unseren Unis.
Deutschland führt uns vor Augen, wie unsinnig und volkswirtschaftlich schädigend Gratis-Studiengänge und unbeschränkte Studiengelder-Unterstützung für Studenten ist. Anstatt die Studienrichtung nach eigenen Fähigkeiten und Chancen auf dem Arbeitsmarkt auszurichten, suchen viele Studies Fun und Selbstverwirklichung; und stattt sich frühzeitig in den Arbeitsmarkt zu integrieren und eigenverantwortoich handeln zu lernen, beantragen und beziehen viele Studenten lieber staatliche Unterstützung, wechseln die Studienrichtung mehrfach und studieren so lange wie möglich, d.h. bis zum Doktorat. Warum arbeiten, wenn man sich auch vom Staat für das Nichtstun aushalten lassen kann? Verglichen damit bieten die USA und England und viele andere Länder diser Erde ein völlig anderes Modell an: Das Studium muss weitgehend selbst finanziert werden, wobei tatsächlich Begabte und Nicht-Begüterte schnell zu grosszügigen privatfinanzierten Stipendien kommen. Daran aber sind immer gute Studienleistiungen geknüpft. Jede Vorlesung, jede Übung wird einzeln verrechnet, und wer am Semseterende nicht besteht, muss wiederholen und noch einmal zahlen. Dies führt zu einer hohen Studiendisziplin und hochmotivierten Studenten. Und weil der Grossteil ihr Studium zum Teil mit billigen Studienkrediten bezahlen, kümmern sich alle um eine sinnvolle Studienwahl und eine frühzeitige Integration ins Erwerbsleben. Nur wer zwingend einen akademischen Titel für seine Karriere braucht, erwirbt diesen auch. Darum gehen die meisten mit einem Bachelor oder Master Degree von der Uni ab und sorgen realtiv früh für sich selber. Nicht so in Deutschland und der Schweiz, wo der Studienabschluss so lange wie möglich hinausgeögert wird und die überalterten und arbeitsunerfahrenen Uni-Abgänger wohl einen Doktortitel, aber keine Arbeit haben. Und so wechseln diese Leute direkt von Uni zum Sozialamt und warten dort auf die Altenrente. Unser Akademiker-Überschuss und deren hohe Arbeitslosigkeit ist systemisch bedingt: Warum etwas richtiges arbeiten, wenn die Steuerzahler eh für meinen Lebensunterhalt aufkommen müssen? Wir brauchen auch Kostenwahrheit im Studium; nur wer sich selber an den eigenverursachten Kosten angemessen beteiligt, schätzt auch den Wert der Ausbildung und erkennt die gesellschaftliche Verantwortung, die mit dem Studium und dessen Privilegien verbunden sind.
Der Fehler liegt bereits darin, zu glauben, dass eine „Integration“ im Arbeitsmarkt das oberste Gebot sein soll. Letztlich degradiert man den Mensch mit diesen parareligiösen BWL-Euphemismen zur reinen Verfügungsmasse der Unternehmen, Sinn und Zweck der Existenz sind nur noch, der Götze „Arbeitsmarkt“ zu dienen. Was im Klartext bedeutet, über maximalen Arbeitskräfteüberschuss in allen Bereichen höchstmögliche Arbeitnehmerkonkurrenz und damit Kosteneffizienz für Arbeitgeber zu erzeugen. Sinnbildlich ist dabei, die unsägliche Privatisierung der Bildung im anglo-amerikanischen Raum als Vorbild zu nennen, denn diese dient keineswegs den Wert der (Aus-)Bildung zu verdeutlichen, sondern vielmehr, hochverschuldete Studienabgänger zu erzeugen, die – wenn nicht Teil der Oberschicht – dadurch vorgespurt sind um lebenslang als einfach auszubeutende Arbeitssklaven zu dienen, solange nützlich. Vom Wohl der Gesellschaft und der Steuerzahler zu reden ist dabei eigentlich nur reiner Hohn, es sei denn, die „Gesellschaft“ wird mittlerweile vom reichsten Prozent allein gestellt. Der breiten Bevölkerung und insbesondere der Mittelschicht bringen kostenpflichtige Studiengänge und die ganze Arbeitsmarkts-Religion hingegen nichts.
Danke für diesen interessanten Artikel. Es lässt schon aufhorchen, wenn ein ausgewiesender Wissenschaftler zum Schluss kommt: „Besonders fragwürdig aus ökonomischer Sicht ist ein Doktortitel in den Geistes- und Sozialwissenschaften“ und von hohen Opportunitätskosten spricht. Hinzu kommen die Kosten für unzählige Doktorandenseminare, die von den CH-Universitäten angeboten werden müssen, die Ressourcen binden. Ganz abgesehen von der aufwändigen administrativen Abwicklung dieser Doktorandenstudiengänge und Abschlüsse. Und wenn dann die Wirtschaftstauglichkeit dieser Absolvent(innen) auch noch hinterfragt werden muss, geht ja dieser ganze Unsinn zu Lasten der Wirtschaft, der arbeitenden Bevölkerung und zu Lasten der Steuerzahler.
„Reiche Länder haben besonders viele Doktorprogramme, weil sie es sich leisten können und nicht weil sie es unbedingt brauchen. Es ist eine Art Luxusgut.“ Selbst wenn diese Hypothese korrekt ist, wäre das so schlimm? Für was ist Reichtum und Wohlstand denn da wenn nicht auch um sich als Land den Luxus ökonomisch nicht völlig effizienter Bildung, Kultur und Lebensqualität zu leisten? Denn bei all diesen Kosten-Nutzen-Analysen der Gesellschaft und den obligaten Wachstums-Predigten geht immer gerne das „wozu?“ vergessen. Wirtschaftswachstum verkommt zum reinen Selbstzweck, das Glück der Menschen scheint einzig und direkt vom Stand des BIP und SMI abzuhängen. Dass das alles für sich gesehen völlig wertlos ist, wenn man den generierten Wohlstand nicht für die Lebensqualität und den Fortschritt der gesamten Gesellschaft nutzt, wird dabei völlig ignoriert. Symptomatisch dafür ist, dass trotz enormer Produktivitäts- und Wohlstandssteigerung für weite Teile der Bevölkerung die Arbeitssituationen prekärer werden, mit vollem Vorsatz..
Wirtschaftswachstum setzt sich immer zusammen aus Bevölkerungswachstum plus Steigerung des BIP pro Kopf. Oder anders gesagt: soll das Einkommen bei wachsender Bevölkerung nicht schrumpfen, dann muss zwingend das BIP wachsen. Ohne Wachstum können demzufolge breite Bevölkerungsschichten nie an „Kultur und Lebensqualität“ partizipieren, weil ihnen das Kapital fehlt. Die Verwertungsrate von Boden und Kapital erzielt aber auch bei Nullwachstum eine Rendite von 4 – 5%.
Nunja, der Teil ist banal und trägt dementsprechend nichts zu der beschriebenen Problematik bei. Natürlich lässt sich ohne Wohlstand eben jener auch nicht verteilen und bei einem sinkenden BIP pro Kopf bleibt grundsätzlich weniger für den Einzelnen übrig. Bloss bedeutet das im Umkehrschluss ebne gerade nicht, dass Wirtschafts- und Wohlstandswachstum auch wirklich daran partizipieren. Wie Sie richtig schreiben, das „kann“ sein, muss aber eben nicht. Was uns eben zum erwähnten Problem führt, dass ein grosser Teil der Bevölkerung nicht oder unterdurchschnittlich von der erzielten Produktivitätssteigerung und Wohlstandsvermehrung profitiert. Dadurch verliert aber Wirtschaftswachstum als solches seinen „Sinn“.
Das sollte natürlich heissen: Bloss bedeutet das im Umkehrschluss eben gerade nicht, dass die breiten Bevölkerungsschichten an Wirtschafts- und Wohlstandswachstum bzw. an der potentiell daraus entstehenden Lebensqualität auch wirklich partizipieren.
Richtig. Im Nachkriegseuropa von 1950-1980 kam es zu hohen Wachstumsraten trotz Steuerhölle und Sozialstaat. Zum ersten Mal in der Geschichte konnte Arbeit und Studium einen Weg an die Spitze ermöglichen. Ende der 70er nach der Stagflation gingen die Wachstumsraten zurück und Maggie und Ron versprachen Besserung mit radikaler Privatisierung und Zerschlagung der Gewerkschaften und des Sozialstaates, konnten das Versprechen aber nicht einlösen, die Wachstumsraten bleiben seither tiefer als die Boden- und Kapitalverwertungsraten. Wir erleben jetzt daher wieder die Rückkehr der „Rentiers“.
Das Faszinierende an diesem Artikel ist ja, dass stillschweigend das Kriterium des Nutzens mit Wirtschaftswachstum gleichgesetzt wird. Dass das natürlich eine ideologisch verbrämte Position ist, das würde man wissen, wenn man sich verstärkt mit Geistes- und Sozialwissenschaften beschäftigt hätte. Die Vorstellung, dass ein arbeitender Mensch („Ja, ja, ja, jetzt wird wieder in die Hände gespuckt…“) somit auch ein sinnerfülltes Leben führt, ist schliesslich eine Erfindung jüngerer Zeit. Noch vor paar hundert Jahren hätte man solches Denken als reichlich absurd empfunden. Setzen wir doch einmal versuchsweise ein anderes Krterium an. Stellen Sie sich vor, am Ende eines langen Lebens blicken Sie auf dieses zurück. Und stellen Sie sich weiter vor, sie hätten, um das Wirtschaftswachstum des Landes voranzutreiben, als junger Mensch bewusst darauf verzichtet, einen Doktortitel zu verfolgen, und stattdessen halt bei einer Grossbank fünf Jahre ihres Lebens Formeln in eine Excel-Tabelle eingefüllt. Eben.
„Besonders fragwürdig aus ökonomischer Sicht ist ein Doktortitel in den Geistes- und Sozialwissenschaften.“
Zum Glück gibt es nicht nur Ökonomen, sondern auch vernünftige Menschen 😉
Fragwürdig ist doch nur, dass sich die Wirtschaftswissenschaft als Geisteswissenschaft ansieht (was sie auch ist), jedoch der philosophische, geschichtliche, soziologische Teil einfach ausblendet und meint eine Naturwissenschaft zu sein wie Physik. Dabei ist die Wirtschaftswissenschaft keine exakte Wissenschaft. Sie tut aber so und scheitert laufend daran, da Zahlen nun mal nicht das komplette wirtschaftliche Geschehen abdecken können und die Realität verfälschen.
Wie jetzt… Ökonomie IST eine Sozialwissenschaft!
Korrelation ist nicht gleich Kausalität. Genauso gut könnte man die Anzahl Hühner mit dem wirtschaftlichen Erfolg in Verbindung bringen: Je weniger Hühner pro Einwohner desto höher der Wohlstand. Darauf folgt nun aber nicht, dass weniger Hühner automatisch den Wohlstand erhöhen, noch dass mehr Hühner den Wohlstand senken. Das Beispiel soll den Denkfehler im Artikel aufzeigen, nicht etwa Hühner und Doktoranden miteinander vergleichen…
Das Korollar der These scheint mir tragischer zu sein, als die These selbst. Es mag sein, dass zu viele Doktorate (oder vorrangig Gymnasial- und Studienabschlüsse) wenig wachstumswirksam sind und sogar eher bremsend wirken. Schlimm ist aber, dass viele Lehrberufe im Sog dieser „Gymnasialisierung“ ihre Ansprüche so weit erhöht haben, dass Schulabgänger ohne Matura keine Chance auf den Lehrberuf haben. Ich kenne persönlich eine Technische Operationsassistentin (jene Person, die dem Chirurgen die Instrumente reicht), die „lediglich“ einen Realschul-Abschluss hat. Sie ist heute eine Spitzenkraft und assistiert in Operationssälen, in denen chirurgische Höchstleistungen unter der Leitung von Chirurgen vollführt werden, deren Namen jeder hier kennt. Heute könnte sie nicht einmal mehr die Lehre antreten. Wieviel Potential uns allen dadurch verloren geht, dass Lehrbetriebe nur noch Lehrlinge mit Gymnasial-Abschluss berücksichtigen, wage ich mir nicht einmal vorzustellen.
Uns ja, ich bin selber ein „Toggter det obe hoggter“.
Heute würde diese Frau wohl aber auch locker einen Sek- oder Gymiabschluss schaffen.
Ich habe Leute gekannt, die länger als 5 Jahre am Doktortitel herumgedoktert haben. Wenns dumm läuft ist man plötzlich 35 und hat in der Praxis noch nie gearbeitet, darüber gab es schon einen Beitrag im Tagi zum „Doktor arbeitslos“ Phänomen. Lang nicht jeder der gedoktert hat kann nachher Professor werden und in der Wissenschaft u. Forschung tätig sein, diese Plätze sind beschränkt. Die inflationäre Tendenz der Doktoranden ist augenfällig. Wer nicht die Professorenlaufbahn will, der sollte also nur doktern, wenn er dies berufsbegleitend einrichten kann; etwas anders ist die Situation natürlich bei den Ärzten.
Der Irrtum besteht darin zu glauben, dass man einen Lohn bzw. einen Job bekommt, weil man einen Doktortitel hat.
Lohn und Job bekommt man deshalb, weil sich ein Arbeitgeber davon einen dem Lohn entsprechenden Mehrwert durch den Angestellten verspricht, weil die Nachfrage nach diesem Mehrwert da ist.
Einen Doktortitel zu bekommen ist sehr aufwändig. Das soll dann mit Lohn abgegolten werden. Das ist legitim, doch nicht immer realistisch. Ein Arbeitgeber interessiert die Ausbildung nur teilweise – umso mehr schaut er darauf, welchen Mehrwert ein Mitarbeiter a) bereits nachweisen kann und b) im Betrieb wird erwirtschaften können, weil Nachfrage und Bedarf am Wissen und Können des Mitarbeiters da ist.
Hinzu kommt die Spezialisierung und Nischenentwicklung. Es kann sein, dass ein bestens ausgebildeter Mensch kaum Arbeit findet, wenn die Nachfrage nach diesem Wissen einfach zu gering ist. Was macht z.B. ein Ingenieur, der im Telefonkabinenbau doktoriert hat…
Ist leider so. Ich kenne Leute mit Doktor und es ist für mich selber erschreckend zu hören, dass die weniger verdienen als ich ohne abgeschlossenes Studium und ich verdiene jetzt auch nicht spitze…das heisst also für mich: jemand mit KV Abschluss kriegt womöglich nach der Lehre mehr Lohn, als jemand mit Dr. in Germanistik. Das tut wirklich weh.
Blanche Wu, 11:53
Da haben Sie recht.
Der einzige Trost ist, dass ein Germanistik-Dr. ziemlich sicher wusste, worauf er sich einlässt.
Sein Idealismus und sein bewusster Lohnverzicht ehren ihn.
Ein sehr interessanter Artikel. Dass Doktortitel das Wirtschaftswachstum nicht weiterbringen gilt wohl aber nur für die Geisteswissenschaften – wie im Artikel auch erwähnt, jedoch muss auch nicht immer alles ständig dem Wachstum unterworfen werden. In den ungleich anspruchsvolleren Naturwissenschaften ist leider ein Masterabschluss bei weitem nicht genug um diese Art Hubschrauberblick über die gesamte Thematik zu erlangen, welche für Lösungen von komplexen Problmen in den betreffenden Disziplinen meistens vonnöten ist. Leider sind die Studien welche hier zitiert werden schon sehr alt und ich bin mir sicher, dass es ein, zwei Dutzend Gegenstudien dafür gibt. Fakt ist, die Schweiz ist reich, weil hier eine Menge an Know-how und Arbeitsmoral vorhanden ist und da Führt oft kein Weg am Doktorat vorbei. Dass Doktorierende billige Arbeitskräfte ad Universitäten sind, kann ich ebenfalls nur unterschreiben.. Ich bin auch froh um die Duale Ausbildung hier, dass wir auch praktisch erlernte Fachkräfte haben. Ohne die wäre die Schweiz wohl nicht was sie ist. Der Titel des Artikels ist jedoch SEHR reisserisch hier und widerspeigelt in keinster Weise die Realität in den MINT Fächern.
„in den ungleich anspruchsvolleren Naturwissenschaften“
Stimmt, Ökonomie, quantitative Soziologie, linguistische Sprachanalyse, das sind alles Bubifächer.
Eine Doktorarbeit „bringt“ also nur etwas im Businessbereich, wo es wohl einfach nur um den Titel geht und in der (Human-) Medizin, wo eine nicht-menschliche Dissertation „über das Balzverhalten des Pfaus“ ausreicht. In handfesten Fächern ist sie ein Retourgeschäft. Die Gesellschaft profitiert allerdings davon, basiert die Hochschulforschung doch auf der Ausbeutung billiger Doktoranden, das sollte man nicht vergessen.
Ein Doktorat bringt nur dann etwas, wenn dadurch Fähigkeiten erlangt werden, die für die Ausübung des Berufs notwendig sind und anderweitig nicht erlangt werden können.
Tatsächlich eine der überflüssigsten akademischen Errungenschaften. Meine erste Tätigkeit beim Wahlzettelausfüllen ist jeweils das Streichen sämtlicher Kandidaten mit Doktortitel.
Vielleicht ist Ihre Weigerung, zu differenzieren (a.k.a. „denken“) mit ein Grund dafür, dass Ihre Interessen in Bern von Idioten vertreten werden? Nur so ein Gedanke…
Und im Spital lassen Sie sich dann auch nur von Leuten ohne Doktortitel behandeln? Die Pillen welche Ise ev. gegen Bluthochdruck schlucken, wurden meist auch von Doktoren erfunden. Ziemlich dämliche Ressentiments die Sie da pflegen.
Das ist interessierten Leuten schon lange klar. Aber die Journalisten sind bislang der intellektuellen Lobby hinterhergerannt.¨
Danke für den interessanten Beitrag. Und den Denkanstoss.
> aber für die Volkswirtschaft – die diese Abschlüsse ja bezahlt – bringt es wenig.
Können Sie diese Behauptung belegen? Ich kenne einige Leute mit Dr. Abschlüssen in nicht-MINT-Fächern. Und das sind alles ziemlich scharfe Denkerinnen und Denker, die „der Volkswirtschaft“ durchaus etwas bringen, auch wenn sie nicht „auf dem Beruf“ arbeiten.
Und dann ist es ja zum Glück so, dass die menschliche Zivilisation nicht nur aus „der Volkswirtschaft“ besteht.
Loic Haussener, 7:31
Ich bezweifle nicht, dass Kunsthistoriker scharfe Denker sein können. Wenn es um barocke Linienführung geht.
Aber sie denken anders als ein Betriebswirtschafter oder ein Jurist.
Selbst ein Betriebswirtschafter denkt anders als ein Volkswirtschafter.
Und ein Familienrechtler denkt anders als ein Steuerfachanwalt, auch wenn beide Juristen sind.
Die Schweiz hat alles richtig gemacht.
Hier zählt noch die einfache, produktive Arbeit.
Ein Doktortitel kann auch sehr wichtig sein – und zwar in der Forschung oder auf der Visitenkarte.
Hinzu kommt, dass viele Studierende nicht in den gefragten MINT-Fächern abschliessen, sondern in ganz anderen Bereichen:
Kulturwissenschaften, Psychologie, Griechische Philologie usw.
Das ist für die persönliche Entwicklung sicher wertvoll, aber für die Volkswirtschaft – die diese Abschlüsse ja bezahlt – bringt es wenig.
Sie Herrm Bernstein, dass ein Doktorat in Psychologie volkswirtschaftlich „wenig bringt“ – können Sie das beweisen ? Bitte untermauern Sie Ihre Aussage noch mit Fakten. Märssi denn, gell.
@Thomas Meier: natürlich hat Herr Bernstein recht. Für all die schöngeistige Studie hat es nicht genügend Arbeitsplätze und das heisst, dass teure Ausbildung um sonst gemacht wurde. (Wirtschaftlich gesehen). Und zudem die Sozialwerke stark belastet werden. Gar, dass unnötige Arbeitsplätze erschafft werden. zB. beim Staat, bei der Hilfsindustrie etc. etc. Tâglich wird darüber berichtet. Man muss es nur wahrnehmen WOLLEN.
Soso, Frau Gerda. Offenbar ist Ihnen nicht bekannt, woraus z.Bsp. ein Soziologie- oder Psychologiestudium besteht. Viele Soziologen / Psychologen sind logische und scharfe Denker (eher als ein BWL-Absolvent), müssen auf stringente Art und Weise quantitative Methoden beherrschen (eher als ein BWL-Absolvent) und sind daher multidisziplinär einsetzbar. Und für Sie gilt dasselbe: bevor Sie eine Aussage machen, überlegen Sie sich, ob Sie Fakten liefern können.
Nope. Es mag zutreffen, dass viele Soziologen / Psychologen scharfsinniger sind, als der durchschnittliche BWL-Absolvent. Es wird aber auch viele geben, die dümmer sind. Das haben Verteilungen so an sich, Herr Meier. Wenn wir aber über die Ausbildung von Ökonomen reden (die von der Uni, oder?), dann liegen Sie mit Ihrer Vermutung gründlich daneben: Der Umfang und die Tiefe der ökonomischen Grundausbildung reicht bei den quantitativen Methoden erheblich weiter, als dies für Soziologen / Psychologen überhaupt potentiell der Fall sein könnte. Der Grund dafür ist simpel: Ökonomen erhalten früh das dazu notwendige mathematische Rüstzeug – ob das ein BWL- oder ein VWL-Absolvent ist, spielt keine Rolle. Soziologen / Psychologen fehlen diese Kenntnisse von Beginn weg – ein Faktum, Herr Meier.
Akademiker fallen den Sozialwerken nicht mehr zulasten als andere Berufsgruppen. Check bitte zuerst die Tatsachen.
Thomas Meier, 7:59
Ich muss Ihnen gar nichts beweisen. Warum sollte ich?
Davon abgesehen kann eine Psychologin wertvoll sein – für ihren Patienten.
Das gleiche gilt für den Orchestermusiker: Er ist für seine Zuhörer ein Genuss.
Aber volkswirtschaftlich gesehen kostet deren Ausbildung die Gemeinschaft viel mehr, als sie einbringt:
Die Behandlung des Psychiatrie-Dauerpatienten wird von der Krankenkasse bezahlt – also mit Ihren und meinen Beiträgen.
Das Opernhaus wird mit Steuergeld hoch subventioniert – also mit Ihren und meinen Abgaben.
Diese Ausgaben stehen uns aber nicht für den Konsum zur Verfügung, oder – mittelbar über eine Bank – für Investitionen.
Verstehen sie langsam, was ich meine? Märssi denn, gell.
An Hans Weder: Spätestens seit dem Bankencrach und den Folgen für die Wirtschaft wissen wir ja, wie nützlich Ökonomen und Betriebswirtschafter sind und wie umfassend deren Korruptionspotenzial ist. Vielleicht hätte diesen kulturlosen Gesellen ein geisteswissenschaftlicher Horizont gut getan und uns das ganze Debakel mit den USA und Frankreich erspart.
Wer promoviert denn für die Volkswirtschaft? Höchstens die Herrschaften, die die richtigen Nonsensfächer wie BWL studiert haben. Im Hause Staat hat die Wirtschaft die Rolle des Gesindes. Das Gesinde hat die materiellen Werte zu schaffen, bei den wirklichen Werten, den ideellen, aber nicht mitzureden.
Für die Gesamtentwicklung der Menschheit ist griechische Philologie um einiges wichtiger, als so etwas ödes wie Maschinenbau. Wirtschaft wird man eines Tages vollständig automatisieren, dafür braucht man keine Menschen. Menschen braucht man nur für die geistige Entwicklung hin zu Verstand, moralischen Werten und damit zu Frieden.
Schrader, ich haben selten so gelacht. „Wirtschaft wird man eines Tages vollständig automatisieren, dafür braucht man keine Menschen. Menschen braucht man nur für die geistige Entwicklung hin zu Verstand, moralischen Werten und damit zu Frieden“. Die verkennen den Wert der Denkarbeit bei Prozessen welche für die Wirtschaft wichtig sind und von Wirtschaftswissenschaften per se unabhängig, wie etwa Medizinalwissenschaften oder Maschinenbau aufs äusserste. Des weiteren implizieren Sie mit Ihrer Behauptung, dass höherer Bildungsgrad mit fortgeschrittenem moralischen und ethischen Denken einher geht. Wieder ein Trugschluss. Intelligenz/Bildung und Moral sind letzten Endes immer noch zwei verschiedene Paar Schuhe. Der Mensch bleibt Mensch und damit korrumpierbar. Und letztlich „braucht“ es den Menschen gar nicht. Was wäre denn, wenn jeder nur noch in seiner Hütte hocken und denken würde?!?
Auch jemand, welcher die Schule nicht geschafft hat, kann moralisch besser handeln als ein Professor. Wissen alleine bringt einen noch lange nicht moralisches Handeln bei.
„Was wäre denn, wenn jeder nur noch in seiner Hütte hocken und denken würde?!?“
Diese ganze Kommentarspalte würde dann zumindest nicht entstehen…
@schrader:Sie sagen „Für die Gesamtentwicklung der Menschheit ist griechische Philologie um einiges wichtiger, als so etwas ödes wie Maschinenbau. Wirtschaft wird man eines Tages vollständig automatisieren.
Nur schon hier mein kleiner Hinweis auf ihren Denkfehler: Wer wird denn die automatisierten Maschinen bauen, reaprieren, warten, weiterentwickeln wenn nicht die von ihnen so genannten „öden Maschinenbauer“.
Denken ist offensichtlich schwer, wie es sich hier schön mit ihren Gedanken zeigt.
Was bringt ein Doktortitel ?
viel von den schaffen es nicht mal ne Glühbirne einzuschrauben
grundsätzlich für die Wirtschaft bringen solche Titel relativ wenig, das was Geld bringt und den Karren am laufen hält,
sind die Handwerker und Arbeiter.
Dass wird von den „Studierten“ gerne vergessen .
Daniel Menzi:
Kompromissangebot:
Wie wäre es, wenn jeder Studieninteressierte erst mal eine Lehre machen muss?
Gerne auch eine verkürzte, aber 2 Jahre am Stück sollte jeder Student gearbeitet haben:
Doktoren, die schon mal Zementsäcke geschleppt haben, stehen mit beiden Beinen im Leben.
W. Bernstein: Ich habe mir mein VOLLZEIT-Studium selbst finanziert. Zwar nicht mit Zementsäcken schleppen (Zementsackschlepper wurden damals leider keine gesucht) aber dafür mit einer anderen unterbezahlten 50%-Stelle. Ich wüsste nicht, weswegen ich nicht mit meinen beiden Beinen im Leben stehen soll. Stellt sich die Frage, ob Sie sich denn nebst dem Zementsackschleppen in vergleichbarem Umfang mit wissenschaftl. Lehre und Denken befasst haben und entsprechend qualifiziert sind wie ich, also nicht bloss mit beiden Beinen sondern zusätzlich auch mit dem Intellekt voll im Leben stehen? Oder reichts eben doch bloss nur für stumpfe, pauschale online Kommentare?
Monika Bader, 23:21
Ich habe mir mein Studium auch selbst finanziert, und zwar zu 100 %. Das Geld hatte ich mir vor dem Studium jahrelang hart verdient.
Tatsächlich hatte ich viele Mitstudenten, die nur auf den Check der Eltern gewartet haben und von der Arbeitswelt keine Ahnung hatten. Schlimmer noch – sie hatten keinerlei Interesse am Leben ihrer nicht-studierten Mitbürger, und damit des Grossteils der Bevölkerung.
Genau diese weltfremden Studenten besetzen aber später die Schaltstellen der Gesellschaft und fällen dann als Richter, Lehrer, Politiker, Beamte usw. Entscheide, die das Leben der Arbeiter und einfachen Angestellten erheblich beeinflussen.
Umgekehrt fänden Sie es wohl auch nicht gut, wenn Arbeiter- Bauern- und Soldatenräte über das Leben der Akademiker entscheiden würden.
Sofern Sie und auch Herr Bernstein in der Schweiz studiert haben, hat keiner von Ihnen „das Studium selber finanziert“. Allenfalls sind Sie selber für Kost & Logis aufgekommen und haben einen sehr bescheidenen Betrag im tiefstelligen Prozentbereich an die Studiengebühren beigetragen.
Darum geht es ja auch in der Diskussion.
Als Informatiker habe ich wenigstens eine Ausrede: Glühbirnen auswechseln ist ein Hardware Problem! 😀
Stimmt ja auch gar nicht, wir sind schon längstens eine Dienstleistungsgesellschaft. Landwirtschaft, Handwerk und Industrie spielen da nicht mehr die Hauptrolle.