Ein radikales Endspiel
Das Wort «hobha» soll in der alten aramäischen Sprache zwei Bedeutungen haben: Schuld und Sünde. Die Gleichsetzung des Begriffs der Schuld im Sinne einer Verpflichtung mit der moralisch behafteten Sünde beschäftigt Politiker und Ökonomen auch heute intensiv.
In der öffentlichen Debatte wird, wenn über Schulden gesprochen wird, meist sehr einseitig der Fokus auf die Staatsschulden gelegt. Der eigentliche Sündenfall fand in den letzten dreissig Jahren allerdings nicht in den – allseits sichtbaren – Staatsschulden statt, sondern im privaten Sektor der Haushalte und Unternehmen.
Die Gesamtverschuldung des westlichen Wirtschaftssystems ist seit den frühen Achtzigerjahren in einer historisch beispiellosen Entwicklung stetig gestiegen und verharrt gegenwärtig auf einem Rekordhoch.
Mehr noch: Seit der Finanz- und Wirtschaftskrise von 2008 ist auch die Gesamtverschuldung von Schwellenländern wie China dramatisch gestiegen, mit einem simplen, erschütternden Resultat: Die Gesamtverschuldung des Weltwirtschaftssystems war noch nie so hoch wie heute (die Details zu diesem «Monster» lesen Sie in diesem Blogbeitrag).
Ein beträchtlicher Teil des Wirtschaftswachstums der vergangenen Jahre und Jahrzehnte war auf Kredit gebaut.
Mal angenommen, dieser Schuldenberg ist zu hoch. Mal angenommen, wir haben einen allgemeinen Schuldenüberhang. Wie kann dieser Überhang zum Verschwinden gebracht werden?
Das ist gar nicht so simpel, denn Schulden haben eine mühsame Eigenschaft: Sie verschwinden nicht einfach so. Es gibt nur zwei konventionelle Wege, wie Schulden effektiv zum Verschwinden gebracht werden können:
- Der Schuldner stottert seine Verpflichtung langsam ab. Wenn in einer hoch verschuldeten Volkswirtschaft jedoch alle Schuldner gleichzeitig ihre Kredite zurückzahlen und auf Konsum verzichten, sinkt die aggregierte Nachfrage kräftig; eine sogenannte Bilanzrezession ist die Folge.
- Der Gläubiger verzichtet auf die Rückzahlung des Kredits und schreibt das Guthaben in seiner Bilanz ab. In diesem Fall erleidet der Gläubiger – meist eine Bank – den Verlust. Geschieht dies in grossem Stil, können die Banken in eine Insolvenz fallen und eine Finanzkrise ist die Folge.
Ein weiterer, dritter Weg senkt nicht den Schuldenberg per se, aber er senkt zumindest die Relation der Gesamtverschuldung zum Bruttoinlandprodukt (BIP): das geschieht, wenn das Nominalwachstum der Wirtschaft deutlich erhöht wird, das BIP also schneller wächst als die Schulden. Das kann erreicht werden, indem über einen längeren Zeitraum eine erhöhte Inflationsrate zugelassen wird (Nominalwachstum gleich Realwachstum plus Inflation). Ebenfalls möglich wäre freilich eine Erhöhung des Realwachstums des BIP, wobei sich das nicht einfach so herbeizaubern lässt.
Alle drei Wege, wie ein Schuldenüberhang zum Verschwinden gebracht werden kann, sind schmerzhaft: Entweder droht eine zähe Bilanzrezession, eine Bankenkrise oder eine über mehrere Jahre überhöhte Inflationsrate, die alle Sparer in der Volkswirtschaft bestraft.
Oder gibt es einen magischen, vierten Weg?
Dazu kommen wir gleich, aber es ist zunächst ein kleiner Exkurs nötig, der die «Wanderung» der Schulden genauer betrachtet: Man mag nun nämlich einwenden, dass in den Jahren seit der Finanzkrise in vielen Ländern wie den USA doch ein Deleveraging stattgefunden habe, also ein Abbau von Schulden. Das ist teilweise richtig; die privaten Haushalte in den USA haben ihre Schulden abgebaut. In der aggregierten Betrachtung hat jedoch kein Deleveraging stattgefunden, denn der Anteil der öffentlichen Verschuldung hat sich gleichzeitig erhöht, sodass die Gesamtverschuldung zum BIP nahezu unverändert blieb (Sie finden die grafische Darstellung dieses Phänomens ebenfalls in diesem Blogbeitrag).
Diese Bewegung hat in diversen Ländern stattgefunden, von Japan über China, Europa, Grossbritannien bis zu den USA: Schulden (und Guthaben) wanderten von einer Bilanz auf die nächste, von den privaten Haushalten und Unternehmen zu den Banken und schliesslich auf die Bilanz des Staates.
Als letzte Bilanz für die Absorbtion von Schulden mussten schliesslich in den vergangenen Jahren die Zentralbanken herhalten; über unkonventionelle geldpolitische Programme haben sie Staatsanleihen und verbriefte private Schuldverschreibungen in Höhe von Hunderten Milliarden Dollar angehäuft. Die Zentralbanken waren der Buyer of Last Resort, die letzte saubere Bilanz, die noch zur Verfügung stand.
Was nun?
Vergangene Woche fand in Zürich die Jahreskonferenz des UBS International Center of Economics in Society der Universität Zürich statt. Wie schon in den letzten Jahren war es ein sehr hochkarätiger Anlass. Der aus meiner Sicht spannendste Redner war Lord Adair Turner, der ehemalige Chef der britischen Bankenaufsicht. Heute ist Lord Turner Senior Fellow am Institute for New Economic Thinking.
Ich hatte die Gelegenheit, mit meinem Kollegen Alexander Trentin ein ausführliches Interview mit Turner zu führen. Sie finden das vollständige Interview hier, doch nachfolgend in Stichworten zusammengefasst die wichtigsten Aussagen Turners:
- Turner ist überzeugt, dass Staaten wie Japan oder auch Italien niemals in der Lage sein werden, ihre Schulden auf konventionellem Weg zurückzuzahlen. Das sei schlichtweg nicht denkbar.
- Japan werde den Weg weisen und irgendwann in den kommenden Jahren eine radikale Strategie wählen, um die aufgelaufenen Staatsschulden verschwinden zu lassen.
- Bereits heute hält die japanische Zentralbank, die Bank of Japan, Schulden des japanischen Staates in Höhe von 60 Prozent des BIP.
- Früher oder später werde die Bank of Japan die japanischen Staatsschulden monetarisieren.
- Das heisst konkret: Die Bank of Japan und das japanische Finanzministerium werden übereinkommen, dass die Staatsanleihen, die in der Bilanz der Bank of Japan liegen, nicht mehr verzinst werden und vom Finanzministerium nie mehr zurückbezahlt werden müssen.
In den Worten Turners:
«Man ersetzt Staatsanleihen, die der Zentralbank gehören, mit einer neuen Form von Schulden, die nie fällig werden und keine Zinsen kosten. Die Bilanz der Bank of Japan würde ihre Grösse beibehalten, aber die Zentralbank würde Schulden nie zurückzahlen und darauf keine Zinsen bezahlen. Sie würden nur auf der Bilanz sitzen. Es ist wichtig, zu verstehen, dass Geld eine unbefristete Form von Staatsschulden ist. Werden Staatsschulden unbefristete und zinslose Schulden, werden sie zu Geld. Und das nennt man Monetarisieren.»
Und weiter:
«Wir haben um geldfinanzierte Haushaltsdefizite ein absolutes Tabu geschaffen. Das wurde aus einem Grund der politischen Ökonomie getan: Wir sind voller Angst, dass, wenn wir es mit einem kleinen Betrag machen, wir es mit grösseren und grösseren Beträgen machen wollen – und dann würde es eine Hyperinflation wie in der Weimarer Republik oder Simbabwe erzeugen. Es ist wie ein Medikament, das in kleinen Mengen guttut, aber in grösseren tödlich ist. Das berechtigte Argument aus der Sicht etwa der Bundesbank ist: Ja, technisch können wir es tun, und es würde uns helfen, uns von den Schulden zu erholen. Aber es ist einfach zu gefährlich, und wir sollten die Medizin nicht anfassen.»
Seine Antwort auf die Frage, ob das nicht eine hohe Inflation provozieren wird:
«Wenn die Leute schliesslich akzeptieren, dass die Regierung sich mit Zentralbankgeld und nicht mit Schulden finanziert, könnte die Strategie eine grössere Inflation erzeugen, als die Bank of Japan es will. Dies könnte eine Abwärtsspirale auslösen: Inflation würde den Yen abwerten lassen, was die Inflation noch mehr anheizen würde. Das könnte zu steigenden Renditen für Staatsanleihen führen. Der Staat müsste höhere Zinsen auf den Teil der Schulden bezahlen, die nicht durch Geld finanziert sind. Aber es gibt Massnahmen, um diesen inflationären Effekt auszugleichen. Wenn die Zentralbank Staatsanleihen kauft, werden neue Reserven der Geschäftsbanken bei der Zentralbank geschaffen. Noch werden diese Reserven von den Geschäftsbanken nicht für neue Kredite genutzt, wie es die Anforderungen für Mindestreserven erlauben würden. Um die Banken daran zu hindern, mehr Geld zu schaffen, könnte man die Mindestreserven nach oben setzen. Das würde verhindern, dass der Stimulus zu gross wird.»
Sein Kommentar zu den Hyperinflations-Ängsten in Deutschland:
«Ich verstehe und respektiere, dass, wenn eine Regel fehlt, die Folgen von zu vielen Schulden tragen zu müssen, die Leute es immer wieder tun werden. Es braucht eine Lösung für unseren Schlamassel, ohne dass das Signal gesendet wird, dass es keine Grenzen mehr gibt, da die Schulden später monetarisiert werden. Ich sage meinen deutschen Freunden: Ich weiss, dass ihr auf die Lektion der Weimarer Hyperinflation fixiert seid. Aber solltet ihr nicht auf die Lektionen von 1932 und Kanzler Brüning genauso fixiert sein? 1928, vier Jahre nach der Hyperinflation, erhielten Hitler und die NSDAP 2 Prozent der Stimmen in den Reichstagswahlen. 1932 waren es 30 Prozent der Stimmen. Damals herrschte Deflation in Deutschland. Hitlers grosser Durchbruch bei den Wahlen kam durch die Deflation. Es gibt eine Verzerrung im kollektiven Gedächtnis der Deutschen, das sich zu sehr auf die Gefahr der Hyperinflation fokussiert und die Gefahr der Deflation unterschätzt.»
Starke Worte. Gewiss: Gegenwärtig vertritt Turner mit dem Vorschlag einer direkten Monetarisierung von Staatsschulden eine Extremposition.
Aber wer weiss, vielleicht wird es schon bald das einzig verfügbare «Endspiel» sein, um den horrenden, in den vergangenen dreissig Jahren angehäuften Schuldenberg abzutragen. Japan wird den Weg weisen.
127 Kommentare zu «Ein radikales Endspiel»
Vielen Dank für den interessanten Artikel. In der Tat ist es so, dass unser heutiges Geld auf einem Kreditsystem beruht. Nur das immer weniger benötigte Papiergeld (heute bezahlen wir ja die grösseren Summen alle elektronisch), welches von den Notenbanken schuld- und zinsfrei in den Umlauf kommt wird noch von den Notenbanken produziert. In eine ähnliche Richtung wie Turner zielt in der Schweiz auch die lancierte Vollgeldinitiative (tp://www.vollgeld-initiative.ch). Obwohl selbst Ökonom und Banker (und ich mir somit wohl ins „eigene Fleisch schneide“) unterstütze ich die Initiative. Denn solange wir die Probleme unserer Geldsystems nicht erkennen wollen, solange lassen sich auch die Probleme (exponentielles Schuldenwachstum, Blasen im Finanzbereich (Derivate, Aktien, Immobilen), drohende Bankenkonkurse, unsicheres Geld, Druck zu kurzfristigem Wachstum) nicht lösen.
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Hallo Herr Ackermann, hallo Herr Samuel, ob Golddeckung oder nicht ist tatsächlich kaum der entscheidende Punkt. Der Spekulationsboom bis 1929 in den USA fand schließlich unter einem bedingten Goldstandard statt. USA verfügten über ausreichend aus dem Ausland zufließendes Gold. Und eigentlich obliegt es der Verantwortung der Zentralbanken einem Boom entgegen zu wirken. Das eigentliche Problem ist die Abweichung vom Ausgaben-Einnahmen-Gleichschritt einzelner Akteure bzw. Sektoren. Ein Beispiel: Aufgrund von Nettoexporten verfügt ein Staat über ausreichend Gold und kann Forderungen darauf verleihen. Damit es weiterhin (aus der Verschuldung eines Defizitstaates) Überschüsse erzielen kann, verleiht es in der nächsten Runde wieder an den Defizitstaat und genieriert aus dem Verleih wiederum Überschüsse. Die Goldforderungen an den Defizitstaat sowie die Verbindlichkeiten letzteren sind gewachsen. Man kann sich das durchaus auch physisch vorstellen. Viel Unterschied macht es aber nicht, ob Gold- oder Zentralbankgeldforderungen/-verbindlichkeiten – Kreditausweitung ist genauso möglich. Kredit ist jedenfalls bei der anderen Seite notwendig, um per Saldo in gleicher Höhe „selbst“ reicher zu werden. Wenn man so will, erzwingt ein Überschuss (der zu geldvermögenerhöhender Anlage der Realwirtschaft entzogen wird) ein Defizit bei einem anderen Akteur in gleicher Höhe, damit die gewohnten (realwirtschaftlichen) Ausgaben/Einnahmen in der Volkswirtschaft nicht absinken.
@ Rohrbach Samuel
Notenbanken bringen Zentralbankgeld nicht schuld- und zinsfrei in Umlauf (vom Münzgeld mal abgesehen). So weit sind wir noch nicht. Der Hauptrefinanzierungssatz tendiert zwar Richtung Null; aber dies hat andere Gründe. Zudem gibt es Zentralbankgeld in zwei Ausprägungen: Als Papiergeld in den Händen der Bürger (im Geldautomaten ist es noch kein Geld sondern lediglich bedrucktes Papier) oder aber als Guthaben einer Geschäftsbank auf dem Konto einer Zentralbank. Zentralbankgeld kann also zur relevanten Geldmenge M1, M2, M3 zählen (Bargeld in den Händen von Nichtbanken) oder aber auch nicht (Zentralbankgeld auf den Konten der Geschäftsbanken). Von daher gibt es ja die Geldmenge M0 mit Sonderstatus.
Wenn Sie die Probleme unseres Geldsystems wirklich verstehen möchten, dann müssen Sie sich mit dieser Thematik – insbesondere auch mit dem Thema Clearing – noch etwas intensiver beschäftigen. Hier werden Sie fündig: http://zinsfehler.wordpress.com/
LG Michael Stöcker
Hallo Michael, habe gesehen, dass du weiter oben Herrhausen erwähnst – ich weiß nicht, ob du dieses Interview von 1987 kennst: http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13524098.html Insbesondere dieser Teil erscheint mir spannend:
SPIEGEL: Sie haben aber fleißig wertberichtigt, also einen Teil Ihrer Gewinne in die Reserve eingebracht, um für den Fall gewappnet zu sein, daß die Kredite nicht zurückgezahlt werden.
HERRHAUSEN: Ja, sicher. Aber das ist das Kennzeichen eines vorsichtigen Bankers. Wir müssen ja erkennen, daß unsere Forderungen gegenüber diesen Ländern mit Risiken behaftet sind. Und wenn Sie Risiken sehen in einer Bank, dann müssen Sie Vorsorge treffen. Dies
tut man dadurch, daß man die Forderungen wertberichtigt.
SPIEGEL: Sie gehen also nicht davon aus, daß Sie von dem Geld noch mal etwas wiedersehen?
HERRHAUSEN: Wir gingen nie davon aus, daß diese Forderungen in toto abgebaut werden. Uns ging es immer nur darum, die Forderungen zu revolvieren. Ein Unternehmen zahlt ja seine Schulden im allgemeinen auch nicht voll zurück, sondern revolviert sie durch Tilgung und Wiederaufnahme. Es kommt also hier wie dort darauf an, ein vernünftiges Verhältnis zwischen Schuldendienst auf der einen Seite und ökonomischer Leistungskraft auf der anderen Seite zustande zu bringen.
„ein vernünftiges Verhältnis zwischen Schuldendienst auf der einen Seite und ökonomischer Leistungskraft“
Wie wahr und klar diese Aussage. Dies betrifft nicht einzig ein Unternehmen, sondern die Weltwirtschaft insgesamt, also die makroökonomische Ebene. Daher mein Beispiel des Esels.
Wir liegen alle nicht weit voneinander entfernt in unserer Analyse.
Nein, den kannte ich noch nicht. Vielen Dank. Sehr erhellend. Wie sagte schon Gandhi: „Die Geschichte lehrt die Menschen, dass die Geschichte die Menschen nichts lehrt.“
Danke für die Hinweise und den Link. Werde das baldmöglichst lesen. Im Moment bin ich noch an folgendem Artikel: „Bankgeheimnis Geldschöpfung“ von Prof. Bernd Senf. http://www.vollgeld-initiative.ch/fa/img/Texte_Dokumente_deutsch/Bernd_Senf_-_Bankgeheimnis_Geldschoepfung_4.pdf. Was ist Ihre Meinung dazu? Meine Aussage bezüglich „zins- und schuldenfrei“ bezog sich übrigens nur auf das Papiergeld, welches heute weniger als 10% ausmacht. Gemäss Ihnen ist das sogar nur beim Münzgeld der Fall. Was ich sagen wollte, ist vielmehr Folgendes: Ich sehe es als grosses Problem unserer Geldsystems, dass das meiste Geld (elektronisches Geld) durch die Banken mittels Kreditvergabe entsteht (und eben gerade nicht zins- und schuldfrei) und damit die Schuldenproblematik (Schulden, welche aufgrund des Zinseszinseffektes immer weiter steigen) weiter verschärft. Weiter wird dieses Geld leider kaum in der Realwirtschaft eingesetzt (sonst hätten wir bei massiv steigenden Geldmengen schon lange Inflation), sondern in Finanzanlagen (Lombardkredite, Aktien, Derivate, Immobilien, etc).
Mit Senf habe ich auch mal gestartet. Den können Sie überspringen, auch wenn er viel Richtiges sagt. Der hat aber das Geldsystem nicht verstanden und vernebelt alles noch mehr. Vor Hörmann sollten Sie sich hüten, es sei denn, sie stehen auf intellektuelle Tiefpunkte (manch anderes von ihm ist aber durchaus hören- und lesenswert, nicht aber beim Thema Geld). Ich habe meinen Blog nicht umsonst Zinsfehler genannt. Der Fehler liegt aber nicht im Zins an sich begründet, sondern in den falschen Vorstellungen über die Funktion von Zinsen. Der erste Beitrag war dann auch der Beginn meiner monetären Mythentrilogie: http://zinsfehler.wordpress.com/2013/08/21/zinsmythen/
Sehr gute Infos finden Sie auch hier: http://soffisticated.wordpress.com/2013/05/07/zinsen-individual-oder-gemeinschaftskonzept/ Starten Sie nach dem Zinsbeitrag am besten in der oberen Navigation. Und zu guter Letzt noch Norbert Häring vom Handelsblatt: http://norberthaering.de/index.php/de/ueber-das-geld
Och, Michael, wieso hast du denn unseren Freund Hans Gestrich nicht (zumindest) erwähnt 🙁
Stimmt, den hatte ich nicht unmittelbar erwähnt. Aber ich habe ihn hier entsprechend gewürdigt: http://zinsfehler.wordpress.com/2014/09/04/bankmythen/
LG Michael Stöcker
Reicht das Verständnis des Mechanismus der Geldschöpfung aus, um Geld zu verstehen? Ist Geld einzig Zahlungsmittel oder Tauschmittel?
Aus meiner Sicht wird dabei oft die Funktion von Geld als Informationsmedium vernachlässigt, wobei beim Missbrauch des Geldes zur Erreichung kurz- bis mittelfristiger Vorteile dementsprechend eben diese Informationen verzerrt werden und die aufgrund dieser Verzerrungen (falsche Signale) stetig wachsenden Ungleichgewichte an einem unbestimmten Zeitpunkt in der Zukunft zu einer Krise führen müssen.
Ebenfalls unterliegen etliche Theorien der naiven Idee, dass Entscheidungsträger sich in erster Linie um das Wohl der Bevölkerung kümmern. Ein weiteres Beispiel korrumpierter Legislative:
http://www.forbes.com/sites/stevedenning/2014/12/12/with-dodd-frank-rollback-the-big-bad-banks-are-back/
Die Beeinflussung der Legislative zugunsten der Grossbanken wird schamlos immer weiter vorangetrieben. Sind wir bereit von den Bankern regiert zu werden?
http://www.newyorker.com/humor/borowitz-report/citigroup-move-headquarters-u-s-capitol-building
Hallo Herr Dittli, sie schreiben „Ein beträchtlicher Teil des Wirtschaftswachstums der vergangenen Jahre und Jahrzehnte war auf Kredit gebaut.“ Mich erinnert das (auch wenn sie das implizit oder explizit nicht so meinen) an den fatalen Trugschluss der BIZ (84. Jahresbericht), dass Wachstum nicht weiter auf Schulden basieren dürfe (sowie Merkels Aussage: „Wachstum auf Pump“) und dass sowohl der private, als auch der staatliche Sektor seine Bilanzen sanieren müsse. Dabei handelt es sich freilich (sofern Geldvermögende nicht freiwillig entsparen) um eine saldenmechanische Unmöglichkeit bzw. um das Risiko der Folgen des klassischen Sparparadoxons (letzteres deuten sich ja auch an). Sofern Private ihre Geldvermögen zu erhöhen (sowie Geldverbindlichkeiten zu verringern) planen, muss per Saldo ein anderer Sektor Defizite in identer Höhe auf sich nehmen. Es gab mal eine Zeit als zu diesem Zweck der Unternehmenssektor die Ausgabenüberschüsse zu Gunsten der Einnahmeüberschüsse der privaten Bürger übernahm (womit staatliche Defizite Inland/Ausland nicht benötigt wurden) – die realwirtschaftlichen Unternehmensinvestitionen zeigen sich seit den 1970ern jedoch rückläufig – darauf weist Schulmeister in Der neoliberale Wechselschritt hin – eine Kurzfassung findet sich hier: http://www.saldenmechanik.info/files/saldenmechanik/Schulmeister_-_Der_neoliberale_Wechselschritt.pdf Jedenfalls erscheint es mir wesentlich (vielleicht tun sie das an anderer Stelle) darauf hinzuweisen, dass Wirtschaftswachstum eben (sofern unter den Wirtschaftssubjekten und Sektoren weder Ausgaben-/Einnahmen-Gleichschritt herrscht, noch freiwilliges „Entsparen“ stattfindet) einzig mittels Verschuldung generiert werden kann (weil Forderungen minus Verbindlichkeiten = 0). Dass sie das alles ohnehin wissen, ist schon klar – nur der Konkretisierung wegen (und Schuldenschnitt hat freilich den Preis des Verlusts nicht nur staatlicher Infrastrukturen – weshalb das „EU-Sparparadoxon“ vermutlich überhaupt erst veranstaltet wurde/wird). Mit freundlichen Grüßen! C.G.BRANDSTETTER
„und Schuldenschnitt hat freilich den Preis des Verlusts nicht nur staatlicher Infrastrukturen“
Na ja, nicht weiter verwunderlich, wenn die Eigenkapitalquote so gering ist. Kredit muss im Gegensatz zu z.B. Bargeld klar dem Ausfallrisiko ausgesetzt sein, ansonsten die Risikoprämie verfälscht wird (resp. dessen Kosten auf die Währung umverteilt wird) und das gesamte System dadurch verzerrt. Also ist dringend die Erhöhung der Eigenkapitalquoten von höchster Bedeutung, damit die Verluste von Abschreibungen bei den Risikoträgern verbleiben kann und nicht dem Staat und damit der Allgemeinheit untergejubelt werden muss. Lächerlich wie langsam in dieser Angelegenheit vorgegangen wird, einzig weil die Regulierungsbehörden sich derart „unabhängig“ verhalten.
Aber wenn Sie glauben, dass es schmerzlose Wege gibt, das Problem zu bereinigen, sind Sie auf dem Holzweg. Natürlich bedingt dies, dass Theorien wie z.B. Ihre vermeintliche Erkenntnis, dass Wachstum einzig mittels Verschuldung generiert werden kann, endlich revidiert werden. Der Gewinn an Wohlstand (was nicht in erster Linie nominales Wachstum darstellen muss) beruht auf der Fähigkeit mit immer weniger Aufwand die von der Gesellschaft gewünschten Produkte und Dienstleistungen zu erzeugen, was unter dem Begriff „Produktivitätssteigerung“ verstanden wird. Ich empfehle Ihnen den obigen Link zu Dalios Präsentation zu verwenden.
Wieso sollte man eine Theorie, die logisch stringent ist und durch alle Fakten gestützt wird, revidieren?
LG Michael Stöcker
@ Michael Stöcker
„durch alle Fakten gestützt wird“
Es erweckt den Eindruck, sehr geehrter Herr Stöcker, dass Sie den Standpunkt vertreten, dass in Zeiten, wann das Kreditvolumen und die Geldmenge im Gleichschritt mit dem BIP wachsen, wirtschaftlicher Fortschritt und Wachstum ausbleiben würden? Bitte überprüfen Sie Ihre „Fakten“.
Indem fehlerhafte Annahmen endlich als solche erkannt werden.
Hallo Herr Brandstetter,
Sie haben vollkommen Recht. Ich hatte diese saldenmechanischen Zusammenhänge vor Kurzem im Zusammenhang mit Schäubles schwarzer Null näher beleuchtet: http://zinsfehler.wordpress.com/2014/10/27/schuldmythen-und-das-dilemma-der-schwarzen-null/
LG Michael Stöcker
Lieber Herr Stöcker, es ist anscheinend unwichtig, wie schwer die Lasten (Kreditvolumen) sind, welche man auf einen Esel ladet, solange sie einfach schön ausbalanciert sind, als immer gleichviel links und rechts. Vielleicht ist es ja möglich, dass der Esel unter der Last zusammenbricht.
Lieber Herr Stöcker
Ich kenne Ihr Gedankengut inzwischen sehr gut und bin daher erpicht, Sie auf die Schwachstellen Ihres gedanklichen Konstruktes hinzuweisen. Im Grundsatz geht es immer wieder um die Funktion des Geldes, weshalb ich hier diesen Aspekt noch einmal anspreche.
Geld ist mehr als einzig ein Tausch- oder Zahlungsmittel. Es ist auch ein Informationsmedium indem es uns vermittelt, welche Dienstleistungen und Produkte und zu welchem Preis von den im Markt organisierten Menschen erwünscht sind. Der (oft fatale) Fehler einer Fiat-Währung liegt darin, dass durch deren Manipulation der Informationsfluss durch Verzerrungen beschädigt wird, was zu Fehlentscheiden und Fehlentwicklungen führt.
Wenn wir heute zum Beispiel den Aktienmarkt betrachten, sind alle Augen auf das Fed gerichtet und nicht mehr auf Informationen, welche sich aus dem Markt ergeben. Die Aktionen der Zentralbanken mit Marktsignalen durcheinanderzubringen, vernachlässigt den Umstand, dass z.B. das Fed aktivistisch den Markt zur Erreichung eines eigenen Ziels manipuliert, selbst wenn dies zum vermeintlichen Wohle der Bevölkerung abläuft.
Es geht mir nicht darum, z.B. den Goldstandard hochzujubeln, jedoch muss Geld aus meiner Sicht an etwas gebunden sein, welches langfristig den Werterhalt sicherstellt. Ich weiss nicht, inwiefern z.B. Bitcoin oder ein ähnliches System dabei eine Funktion einnehmen könnte, da ich mich zu wenig damit auskenne.
Sie sprechen meine Lieblingsidee an:
-> Als gesetzliches Zahlungsmittel von der SNB begebene, zu 100% mit Gold gedeckte ELEKTRONISCHE CHF-Banknoten, die bei der SNB jederzeit ZUM TAGESKURS in Gold gewechselt werden können. Diese Golddeckung würde sich also auf EINEN BRUCHTEIL der SNB-Bilanzsumme beziehen, nämlich auf einen ELEKTRONISCHEN Teil des Bargeld-Umlaufes.
1. Für die SNB ist es gleichgültig, ob sie die Orell-Füssli mit einem möglichst fälschungssicheren Druck von Banknoten beauftragt oder die ETH + EPFL mit einem fälschungssicheren (Kryptologie) elektronischen CHF.
2. Dieser elektronische CHF könnte dann einerseits wie Bargeld von Hand-zu-Hand andererseits nun halt auch mittels Telekommunikation elektronisch ausgetauscht werden, ohne dass es dazu eine Bank für den bargeldlosen Zahlungsverkehr brauchen würde (too-big-to-fail-Problem entschärft).
3. Da dieses Geld zu 100% mit Gold gedeckt (und jederzeit zum Tageskurs eintauschbar) wäre, wären auch die FÜR DIE REALWIRTSCHAFT wesentlichen Elemente der Golddeckung und der Vollgeldinitiative erfüllt:
3.1 die Realwirtschaft (inkl. BürgerINNEN) kann ihr Vermögen nicht verlieren, da die elektronischen CHF jederzeit in Gold getauscht werden könnten und die SNB dieses Gold physisch vorrätig hält.
3.2 Gold als Knappheitsanker (gegen CHF-Aufblähung), aber ohne Kosten für die Realwirtschaft (weil bei SNB hinterlegt) und ohne Gold-Klumpfuss für die SNB (weil nur ein Teil des Bargeldumlaufs betroffen)
3.3 Zudem wäre das Bargeld UNSCHLAGBAR gestärkt (kann kaum enteignet werden):
– anonym,
– auf sehr kleinem Träger (SIM-Karte, USB oder ähnliches) können ausreichend Werte gespeichert werden,
– jederzeit liquid
– keine Transaktionskosten
=> Bref: Alle die Schulden-Hasardeure, welche die Realwirtschaft heute erpressen, wären auf sich selber zurück geworfen. Die Realwirtschaft könnte auch ohne sie glänzend prosperieren
Lieber Herr Huber,
ich weiß Ihre Kommentare immer zu schätzen, da sie mir mögliche Schwachstellen meines 10-Punkteplans aufzeigen. Dabei sind mir die schärfsten Kritiker die liebsten; denn nur die bringen mich gedanklich weiter, was Sie unter Beweis gestellt hatten. Sie schreiben: „Es geht mir nicht darum, z.B. den Goldstandard hochzujubeln, jedoch muss Geld aus meiner Sicht an etwas gebunden sein, welches langfristig den Werterhalt sicherstellt.“
Korrekt! Und diese Bindung lautet in einem Kreditgeldstandard soziale/vertragliche Bindung. Diese Bindung/Haftung/Verantwortung wurde aufgehoben durch innovative/skrupellose/parasitäre FinanzPRODUKTE/Konstrukte (aka Verbriefung etc.). Wenn Sie hier etwas bewirken wollen, dann müssen Sie die wechselrechtliche Haftung aufleben lassen. Dies geht aber nur mit markant höheren EK-Quoten. Damit legen Sie sich aber mit dem parasitären Finanzsektor an, da die dann nicht mehr so schön hebeln können. Herrhausen war der letzte, der das Haftungsprinzip der Banken aufleben lassen wollte und hat dies mit seinem Leben bezahlen müssen. Gold, Bitcoin, Vollgeld etc. sind alles Irrläufer, die von der Funktion von Geld als sozialem Kommunikationsmedium (Luhmann) ablenken.
LG Michael Stöcker
@ Michael @ Markus
Die Notwendigkeit massiv höheren Risikokapitals (Eigenkapital) bei Banken um damit das Risiko beim Risikoträger belassen zu können, ist offensichtlich und ich gehe mit Ihnen 100pro einig.
Andernfalls würde ich es einmal so ausdrücken. Es ist an der Zeit, dass die Angelegenheit „Geld“ aufgrund der hohen gesellschaftlichen Bedeutung bedeutend breiter abgestützt diskutiert werden sollte und dies auch aktiv von den Entscheidungsträgern vorangetrieben und nicht hintertrieben werden sollte. Es handelt sich nicht einzig um eine Angelegenheit, welche die Zentralbanken in formeller Unabhängigkeit losgelöst vom Rest der Gesellschaft betreiben sollten, wobei diese vermeintliche Unabhängigkeit wohl hauptsächlich heisst, dass sie in erster Linie den Interessen der Banken (nicht der Gesellschaft) dienen. In diesem Punkt können wir uns sicher einigen und ich begrüsse auch jede Ihrer Bemühungen (genauso wie z.B. diejenige der Begründer der Goldinitiative), welche die gesellschaftliche Diskussion und Bewusstsein für die Zusammenhänge fördern.
Hallo Herr Huber, ihre Metapher ist leider irreführend, denn der Belastung auf der einen Seite können sie nicht eine Belastung auf der anderen Seite zuordnen. Die Belastung auf der einen Seite wird durch die andere Seite entlastet. Wenn, dann müssten sie das mit zwei Eseln erklären: Ein Esel bricht unter der Schuldenlast zusammen, während der andere Auftrieb erfährt und schwebt. Dieser kann allerdings nur schweben, weil der andere die Belastung auf sich nahm/nimmt – genau so funktioniert die Abweichung vom Ausgaben-Einnahmen-Gleichschritt. Solange der schwebende Esel nicht Überschüsse beim belasteten Esel verausgabt, kann der belastete Esel seine Last nicht reduzieren.
@ CGB
Ich kann Ihre Überlegung nachvollziehen. Das Beispiel soll nicht erklären, dass eine Seite nicht mehr zahlen kann, sondern dass das Volumen/Gewicht (oder die Bilanzsumme) von Kredit im Verhältnis zum Leistungsfähigkeit des dem zugrunde liegenden Systems (Esel) eine Rolle spielt oder in anderen Worten das Verhältnis zwischen Kreditvolumen und BIP. Das Kreditvolumen kann nicht auf Dauer und zeitlich unbegrenzt stärker als die Wirtschaft wachsen, genauso wie man einem Esel eben nicht dauerhaft mehr Lasten aufbürden kann, selbst wenn diese schön ausbalanciert geladen wird. Erstens erhöht sich die Gefahr, dass durch einen kleinen Fehler eben trotzdem die eine Seite absackt (Gefahr erhöhter unkontrollierbarer Instabilität) und dass die Wirtschaft an Dynamik verliert (der Esel kommt nur noch sehr langsam voran bis er irgendwann keinen Schritt mehr macht).
Hallo Herr Huber, ich stimme ihnen grundsätzlich zu – die Neuverschuldung sollte das Wachstum nicht übersteigen. Gleichzeitig ist wesentlich, dass ein dritter sich neu belastender Esel einem bislang belasteten Entlastung ermöglicht. Oder umgekehrt: Möchte sich niemand mehr neu verschulden, sinken die Einkommen in der Ökonomie und die Schuldner können ihre Verbindlichkeiten nicht mehr bedienen (großes Eselsterben).
@ CGB
Na ja, die Weltwirtschaft besteht leider als ein System und es wird sich schwerlich ein neuer Esel vom Mars melden, welcher unbelastet bei uns antrabt. Ich denke zu verstehen, dass sie mit neuem Esel wohl die Regierungen meinen dürften, wobei diese eben auch einen Teil des Systems darstellen und daher aus meiner Sicht eher mit einem Bein des gleichen Esels gleichzustellen sind.
Das Problem ist ja nicht einzig in den letzten 5 Jahren entstanden, sondern über Jahrzehnte durch die Anwendung falscher ökonomischer Theorien, welche sich in einer inflationären Geldpolitik niederschlugen, indem immer eine positive Inflationsrate des Konsumentenpreisindexes angestrebt wurde. Die wirtschaftlich natürliche Preisentwicklung wäre hingegen genau entgegengesetzt, indem sich Preise aufgrund von Produktivitätssteigerungen reduzieren würden. Die daraus entstehenden Verzerrungen und Entwicklungen falscher Anreize ist gewaltig, wobei diese aufgrund der durch deren langen Dauer erzeugten Konditionierung heute als normal empfunden werden.
Hier ein weiteres Beispiel, wie falsche Anreize geschaffen wurden:
https://www.gmo.com/America/CMSAttachmentDownload.aspx?target=JUBRxi51IIBoe1yul9uERnfCmQoglFl9k5qwJSfHx8w%2fWCnFLmEb2MC9GoFnZVlslR5NzCRY1ajgn503icBv67VQg%2fNVUMWsYvi3A2%2fL%2bS28A7Pthjp7LmOfLYQfHMJc
Aber ich gehe mit Ihnen einig, dass es nicht einfach werden wird, dieses Problem grundlegend einer Lösung zuzuführen, denn jemand (oder quasi fast alle) wird dabei Haare lassen müssen. Ich nehme an, dass einzig eine erneute Krise, welche durch Vertrauensverlust in die Fähigkeit der Schuldner (inkl. Regierungen), diese überhaupt noch bewirtschaften geschweige denn tilgen zu können, gekennzeichnet sein dürfte. Die Aufweichung der Bewertungskriterien durch die FASB (Financial Accounting Standards Board) indem die „mark to market“ Regel durch bedeutend weniger strikte Bewertungsregeln ersetzt wurde, führte in 2009 zum Ende der Panik. Aus meiner Sicht ist es daher nicht eine Frage, ob das Problem sich auflösen wird, sondern eine Frage ob man sich darum kümmert und entsprechende gesellschaftsverträgliche Lösungen anstrebt und quasi eine kontrolliertes „Deleveraging“ durchführt oder ob man auf die nächste Krise wartet, in welcher alles wieder unter hohem Zeitdruck und dadurch eher unkontrollierbar ablaufen dürfte.
@ alle
Schön, so sollte eigentlich ein Blog funktionieren … auch wenn dann Denken zu Arbeit wird.
Und damit dies nicht nur zur „l’art pour l’art“ wird, müssen wir auch noch überprüfen,
– WIE man weiter geht und
– OB sich sich dieser Vorschlag früher irgendwo schon in der Tradition des Geldes bewährt hat bzw.
– warum die Tradition (Überlieferung) uns zum heutigen Stand geführt hat.
Niklas Luhmann war sicherlich ein sehr guter Intellektueller, aber er war von Haus aus Soziologe .. und die erste akademische Ausbildung prägt das Denken.
à propos „die wechselrechtliche Haftung aufleben lassen“
Ich finde z.B. Hjalmar Schacht war ein sehr intelligenter (ausgebuffter) Notenbanker … und was er damals (1938) mit den Mefo-Wechseln gemacht hatte, hatte nicht nur chutzbe, sondern zeigt, wie intelligente Papierli-Wender ein System austricksen können. Diese Mefo-Wechsel sind in Wikipedia gut beschrieben und zeigen m.E. illustrativ, dass es auch bei der EZB „nichts Neues unter der Sonne gibt“
Hier noch eine Literaturangabe, welche ich bei der Wikipedia-Biographie zu Hjalmar Schacht gefunden habe:
„Liaquat Ahamed: Die Herren des Geldes. Wie vier Bankiers die Weltwirtschaftskrise auslösten und die Welt in den Bankrott trieben. Finanzbuch-Verlag, München 2010, ISBN 978-3-89879-578-4.
Englisches Original: Lords of Finance: The Bankers who broke the World. Der Autor, ein Hedge-Fonds-Manager, erhielt für dieses Buch den Pulitzer-Preis für Geschichte 2010.“
Hampi, 1:11
Meine erschreckende Erkenntnis ist:
Die Schweiz führt einen einseitig erklärten, Kalten Krieg gegen die gesamte restliche Welt.
Und das ohne Verbündete.
Und ohne Sicherheitsnetz.
Mit Ihnen sind die Pferde ganz schon durchgaloppiert. Die CH ist nur ein Kleinstaat und ist gar nicht in der Lage gegen irgendjemand heissen oder kalten Krieg zu führen, und schon gar nicht mit Uelis bester Armee der Welt, die mittlerweile hauptsächlich aus ein paar Albanerbrigaden besteht. Und wenn die EU wirklich einen Handelskrieg oder kubanisches Embargo verhängen will umso besser, dann sind all die PFZler schnell wieder draussen und nach einer kräftigen Rezession kann die CH wenn all die Heuschrecken das Weite gesucht haben ein EU Beitrittsgesuch stellen und zusammen mit den osteurop. Kandidaten den Euro einführen. Es sei denn natürlich, Brüssel will lieber die Türkei aufnehmen.
Josef Marti, 11:00
Vielen Dank! Sie sind der perfekte Beweis für meine These.
Die „Geistige Landesverteidigung“ lässt grüssen. Heute noch viel extremistischer als vor 70 Jahren.
Leider hat die EU den Guerillakrieg der Schweizer noch nicht bemerkt.
Kommt aber noch.
Schade, spielt in diesem Artikel moralisches Verhalten keine Rolle.
Wenn Deutschland zuviel exportiert, ist es skrupellos (bei NMTM ein ständiges Thema).
Wenn Deutschland keine Hyperinflation will, ist es ängstlich und unmoralisch (wird ebenfalls von NMTM öfters so dargestellt).
Banker sind sowieso gemeingefährlich (auch das neulich bei NMTM zu lesen).
Aber jemand seine Schulden nicht bezahlt, oder die EZB ihr Mandat überschreitet, sind sie sympathisch und handeln ethisch und korrekt.
Eine seltsame Sichtweise.
In ökonomischen Modellen, welche in erster Linie auf mathematische Formeln beruhen, werden meist moralische oder ethische Aspekte ausser acht gelassen, respektive die durch Massnahmen erzeugten Anreize in Bezug auf Effekte der 2. oder 3. Runden oft nicht erkannt. Es gilt hingegen für die Ökonomen noch immer, Ihren Drang (und damit ihre Existenzberechtigung) möglichst alles durch ausgeklügelte Scharaden zu manipulieren zu rechtfertigen, obwohl bewiesenermassen ihre Modelle mit essentiellen Fehlern versehen sind. Da die Massnahmen immer extremere Formen von Umverteilung beinhalten, verstossen sie immer stärker gesetzlichen Grundlagen, welche in der Folge aus Effizienzgründen entsprechend angepasst werden, was hingegen auch heisst, dass die Kluft zwischen intuitiv gefühlter Gerechtigkeit und den aktuellen Gesetzen sich immer stärker erweitert. In der Schweiz mit der direkten Demokratie kann die Bevölkerung schnell reagieren, in anderen Staaten benötigt es wohl 2 bis 3 Wahlzyklen.
Daher diese Konfusion und implizierte Wertung.
Walter Bernstein
29. November 2014 um 18:45
Man kann sagen, dass es geil ist, wenn man soviel exportiert, man kann auch eine Hyperinflation sehen, wo wir es mit Deflation zu tun haben. Und man kann sogar behaupten, dass Banker nichts falsch und schon gar nichts gemeingefährlich falsch gemacht haben während der Krise.
Aber mein moralisches Verhalten zwingt mich dann, sie zu fragen, wie ihre moralisch einwandfreie Lösung zum Euro-Dilemma aussieht ?
Hampi, 01:11
Was mich stört, sind die ständigen Pauschalierungen. Aber was mich noch viel mehr stört, ist die ständige Heuchelei:
Wenn Deutschland viel exportiert, ist das gemein und egoistisch. Wenn die Schweiz viel exportiert (und das tut sie!!)! ist das ein grosser Erfolg und völlig gerechtfertigt.
Wenn Deutschland keine Inflation will, ist das unsolidarisch und böse. Wenn die Schweiz durch ihren manipulierten CHF-Kurs Exportdumping betreibt, ist das natürlich reine Selbstverteidigung und völlig gerechtfertigt.
Wenn die EU etwas von der Schweiz will, ist das fiese Nötigung. Aber wenn die Schweiz mit MEI usw. die EU erpressen will, dann jubelt der aufrechte Schweizer.
Wenn ein paar Banker etwas falsch machen (und das kommt vor!), dann sind alle Banker hinterhältige Bösewichte. Aber dass mindestens 95 % der Banker einen anständigen, guten Job machen, kümmert keinen.
Hampi, 1:11
Wie die Lösung der Krise aussieht, dürfte klar sein:
Als erstes bezeichnen wir die Krise als das, was sie ist: Kein Euro-Dilemma, wie Sie es nennen, sondern eine handfeste Schuldenkrise
Gegen Schuldenkrisen helfen aber meistens keine neuen Schulden. Das liegt in der Natur der Sache.
Also hilft nur ein Mittel, das sich in vielen Krisenstaaten schon oft bewährt hat:
Wettbewerbsfähigkeit wiederherstellen, verkrustete Strukturen aufbrechen, die Wirtschaft entlasten, langfristig denken.
Die Schuldenländer müssen eben schweizerischer werden. Dagegen haben Sie doch sicher nichts einzuwenden?
Hampi, 1:11
Haben Sie bis hierher gelesen?
Schön.
Dann geht es weiter: Viele Schweizer mögen es, andere Völker zu belehren, zu kritisieren und auf sie herabzublicken.
Ganz besonders natürlich auf die EU. Da herrscht ein extremes Mitteilungsbedürfnis an Kritikpunkten.
Aber wenn der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte der Schweiz ihre Verfehlungen aufzeigen muss, kennt der Hass keine Grenzen mehr.
Walter Bernstein
Eigentlich habe ich sie nach konkret machbaren Lösungen gefragt.
Dass es „mehr Wettbewerb“, „Reformen“ und „längerfristiges Denken“ braucht, ist wohl jedem klar. Und dass wir im Paradies (zwar mit mehr Selbstmorden) leben würden, wenn alle Schweizer wären, ist auch nachvollziehbar.
Aber nur in der Fantasie.
Meine Behauptung ist, dass es zurzeit und unter den gegebenen Umständen (damit wir nicht in der Scheinwelt der Fantasie uns befinden) nur eine Lösung gibt: Inflation.
Und wenn Mario Draghi und die Deutschen nicht fähig sein sollten, Inflation zu produzieren, dann gebe ich gerne zu, dass auch meine Idee Fantasie war.
@ Walter
Es ist daher von hoher Bedeutung, dass diejenigen, welche in welcher Form auch immer ein Gesetz verletzt haben, auf persönlicher Ebene zur Verantwortung gezogen werden, dass eben der Ruf der anderen 95% nicht beschädigt wird und diese auch erkennen, dass solch Verhalten entsprechende Konsequenzen nach sich zieht, Zugleich kann es einfach nicht zulässig sein, dass z.B. ein CEO, welcher ja freiwillig die Verantwortung übernahm und sich entsprechend kompensieren lässt, sich aus dieser Verantwortung stehlen kann, denn die Kontrolle und Mentalität innerhalb der Organisation ist seine Verantwortung.
Linus Huber, 7:47
Absolut!
Zu Punkt 1: Jeder kriminelle Banker muss hart bestraft werden. Dazu gehört ein mehrjähriges Berufsverbot (ähnlich wie der Führerausweis-Entzug bei groben Verkehrsdelikten).
Natürlich muss auch der illegale Gewinn abgeschöpft werden, und zwar mit einem Faktor grösser 1,0.
Zu diesem Zweck muss die Bankenaufsicht fachkundige und durchsetzungsfähige Mitarbeiter bekommen, auch wenn das etwas kostet. Aber am Ende zahlt sich das mehrfach wieder aus, weil der Steuerzahler dann die Scherben nicht mehr wegräumen muss.
Zu Punkt 2.:Die Erfahrung zeigt, dass die Bank-Mitarbeiter nichts anderes machen, als genau das, was die Führungsspitze fordert – explizit oder implizit.
Darum sollte der ganze C-Level (CEO etc.) persönlich haften müssen. Und zwar mindestens für grobe Fehlentscheide und die Tolerierung von kriminellem Verhalten.
Denn genau für diese Verantwortung werden die Manager ja bezahlt. .
@ WB
Absolut einverstanden. Auf D wird viel zu viel herumgehackt in NMTM.
Einzige Abweichung: „wenn die Schweiz mit MEI usw. die EU erpressen will…“ Ein Entscheid eines sourveränen Staates hat logischerweise Auswirkungen auf die anderen Staaten, aber was hat das bitteschön mit Erpressung zu tun? Erpressung wäre ja, wenn die EU keine Alternative hätte. Ich denke, die EU ist nicht abhängig von der Personenfreizügigkeit mit der CH.
Die Globalisierung wird jegliche nennenswerte Inflation in Hartwährungsländer wie Eurozone, USA oder Japan verhindern. Bei einer Inflation müssten Löhne und Preise stark steigen, dazu Währung stark abwerten. Problem ist, wenn Löhne und Preise in einen Hartwährungsland stärker zu steigen beginnen, zieht das Kapital aus anderen Ländern an, was die Abwertung der Währung verhindert. Ohne Abwertung verliert dann das Land an Wettbewerbsfähigkeit, was verhindert dass die Löhne steigen. So dass die Inflation sehr niedrig bleibt und dazu noch die Kaufkraft vermindert. Das andere ist, ohne billige Kredite ist auch keine Entwicklung möglich. Wenn das Kapital aus Weichwährungen immer in Hartwährungen fließt, werden Industrielle Überkapazitäten in Hartwährungsländer geschaffen, während sich das Weichwährungsland die Güter des Hartwährungsland nicht leisten kann. Diese Art der Globalisierung dürfte nicht mehr lange funktionieren.
Das glaube ich nicht. Die USA hat infolge tieferer Arbeitslosigkeit von allen die besten Aussichten den Zinstrend zu realisieren und danach auf lange Sicht mit anziehender Inflation und Währungsabwertung die Schulden wegzuinflationieren; am schlechtesten siehts für das Einheitswährungsfehlkonstrukt Eurozone aus. Zwar ist auch die USA eine Einheitswährung, aber ohne Defizitgarantie von Bund und vereinigten Staaten, das und die hohe Mobilität der Arbeitnehmer sind entscheidend.
Starkes Ansteigen der Inflation mit Löhnen und Preisen führt wohl kaum gleichzeitig zur Währungsabwertung in einem Hartwährungsland, das ist eine längerfristige Entwicklung. Einen kurzfristigen Zinsanstieg und damit weitere Aufwertung erreicht man va. mit restriktiver Geldpolitik am besten kombiniert mit hohen Budgetdefiziten mit Steuersenkungen, das hat Reagan in den 80ern exemplarisch vorgeführt, führt natürlich zu massiver Verschuldung. Bei Weichwährungsländern erreicht man die kurzfristige Aufwertung hingegen va. mit spekulativen Attacken mit carry trades (wie gesehen in Island und der Türkei).
@ Josef
Ein kleiner Aspekt, welcher in Bezug zu tieferer Arbeitslosigkeit, zu berücksichtigen ist, besteht in der Qualität der Jobs. Ein Job als Hamburger-Flipper mit schwacher sozialer Absicherung (im Gegensatz zum Beispiel eines früheren mit guten Sozialleistungen ausgestatteten Jobs bei GM) und damit die allgemeine Lichtung gut bezahlter Jobs, woraus sich die Mittelklasse konstituiert, reduziert zwar die Last der Sozialsysteme aber wird schwerlich zu höherem Konsum und damit zu entsprechendem Preisdruck (Inflation anhand des dazu verwendeten Konsumentenpreisindexes) führen.
„Bei einem Goldstandard wäre das unmöglich, beim Fiat Money -System das keine Obergrenzen der Geldvermehrung kennt, aber irgendwann unvermeidlich.“
Na ja, ob es unvermeidlich ist, hängt damit zusammen, an welchen ökonomischen Theorien man sich bei der Formulierung der Geldpolitik orientiert. Grundsätzlich musste ja der Goldstandard aufgegeben werden, weil die verwendeten wirtschaftswissenschaftlichen Modelle, welche den Politikern erlaubt/erlaubte, Programme etc. zwecks Stimmenfang zu lancieren, schlussendlich in einer Krise mit unvorhersehbaren gesellschaftlichen Verwerfungen enden muss. Es wurde eine Erwartungshaltung geschürt, welche schlicht und einfach nicht erfüllt werden kann und wir kennen alle, wie man reagiert, wenn einem etwas, worauf man zählt, weggenommen wird. Die heutige Politikverdrussenheit inkl. der Wahl von extremistischen Parteien ist ein Resultat dessen.
Ein Staatsbankrott ist ganz leicht vermeidbar.
Denn es gibt ja nicht nur Schulden: In allen hochverschuldeten Ländern gibt es gewaltige Privatvermögen, die kaum besteuert werden:
– In Griechenland hat jeder Privathaushalt im Schnitt über 100.000 EUR Vermögen
– In Spanien sogar 180.000 EUR
– In Zypern sind es sage und schreibe 260.000 EUR pro Haushalt.
Auch die USA haben nur ein Defizit, weil der Spitzensteuersatz eingedampft wurde – „Reagonomics“ sei Dank.
Das gleiche gilt für Afrika: Ganze Länder könnten sich entschulden, wenn die reiche Oberschicht an die Kasse müsste.
Aber diese Gruppe zu besteuern, hiesse ja, sich mit den Mächtigen im eigenen Land anzulegen. Da freut man sich als Politiker doch lieber über eine grosszügige Parteispende und ein schickes Galadinner – bezahlt vom befreundeten Unternehmer.
„Man ersetzt Staatsanleihen, die der Zentralbank gehören, mit einer neuen Form von Schulden, die nie fällig werden und keine Zinsen kosten“
Sowas ähnliches habe ich vom früheren Finanzminister der USA Timothy F. Geithner, auch schon gehört. Der Vorschlag war die Vorschriften über die Staatsschulden völlig aufzuheben, was ebenfalls einer Monetarisierung gleich kommen würde.
Bei einem Goldstandard wäre das unmöglich, beim Fiat Money -System das keine Obergrenzen der Geldvermehrung kennt, aber irgendwann unvermeidlich. Man überschreitet irgend wann die Schulden derart, dass sie nie mehr abgebaut werden können, infolge der Globalisierung kann das so lange nicht verhindert werden wie der IWF diese Schuldenüberschreitung toleriert.
Jetzt ist es zu spät den IWF mit einer Schuldengrenze zu beauftragen um international gültige Grenzen zu schaffen. Aber wenn dann die Krise im Kollaps der Märkte endet, ist sicher wieder ein neues Bretton Woods möglich.
Eine Monetarisierung der Schulden könnte übrigens im Krieg enden, ein fünfter Weg der Auflösung von Finanzkrisen, was oft vergessen wird bis man ihn durchleben muss.
Ein weiterer Ausschnitt aus dem Interview:
„Ein Werkzeug, um den Kreditzyklus zu verlangsamen, sind höhere Eigenkapitalanforderungen für Banken. Wie hoch sollten sie Ihrer Meinung nach sein?
Um die 20% der ungewichteten Aktiva. Da bin ich mit den Ökonomen Anat Admati und Martin Hellwig einverstanden.“
Hier gehe ich mit Lord Adair Turner 100% einig. Interessanterweise liegt die ungewichtete Eigenkapitalquote auch heute noch in der Nähe von 3%, obwohl dies verhältnismässig einfach durch die Emission von zusätzlichen Aktien erreicht werden könnte, wobei sich die Banker natürlich dagegen wehren (Reduktion des EPS und damit der Boni wäre die Folge) und die „Unabhängigkeit“ der Zentralbanken und Regulierungsbehörden, welche einzig minimalste Verbesserungen einfordern, exemplarisch zur Schau stellt.
Sowohl Deflation als auch Hyperinflation scheint in Europa radikalen nationalistischen Parteien zu nutzen. In den USA fällt das nationalistische Element weg, Deflation scheint scheint dort auch demokratische Präsidenten-Kandidaten zu begünstigen, Stichwort New Deal. Im Moment ist die Deflation vielerorts gewaltig auf dem Vormarsch, sinkende Rohstoffpreise bei Erdöl, Industrie- und Edelmetallen.
Wenn es gemäss der Rohstoffpreise und besonders „Dr. Kupfer“ geht, stünden wir nun vor der nächsten Welt-Wirtschaftskrise, bei der China aber vielleicht nicht mehr wie zuvor als Retter in der Not auftreten kann.
„1928, vier Jahre nach der Hyperinflation, erhielten Hitler und die NSDAP 2 Prozent der Stimmen in den Reichstagswahlen. 1932 waren es 30 Prozent der Stimmen. Damals herrschte Deflation in Deutschland. Hitlers grosser Durchbruch bei den Wahlen kam durch die Deflation.“
Diese oberflächliche Darstellung der Umstände ist höchst fragwürdig. Erstens laufen gesellschaftliche Veränderungen sehr träge ab, was heisst, dass die Unzufriedenheit mit der gegebenen Politik nur langsam zu Ausdruck kommt (oft erst nach vielen Jahren) und zweitens handelt es sich nicht um das Problem von Inflation oder Deflation sondern von verminderter Kaufkraft.
„USA fällt das nationalistische Element“
Na ja, die Kriegstreiber gewinnen eher Oberwasser in schwierigen Zeiten, was sicherlich auch ein nationalistisches Element sein mag.
Ein weiterer Unterschied Europas zu den USA unter Deflation war, dass hier die Gesellschaft gerade dabei war sich vom Adel loszulösen, seit dem Ende des ersten Weltkriegs ein sehr schwieriger Prozess. In der Schweiz war das weniger der Fall, was unseren Vorfahren vielleicht geholfen hat das Land halbwegs von den Geschehnissen in Deutschland abzukoppeln. Eine Grundtendenz zum meist rechtslastigen Nationalismus ist sich heute in Europa wieder am ausbreiten, der braune Eintopf ist also bereits vorgerührt. In einigen Ländern der EU könnte politischer Extremismus auch nach links ausschlagen. Von was aber versucht sich die Gesellschaft heutzutage loszulösen? Es gibt keine leicht erkennbaren Gegner mehr. Wir haben es mit einem fast unsichtbaren Feind zu tun, welcher hinter der Art und Weise verborgen ist wie wir die Freiheiten in der Wirtschaft steuern.
Ausschnitt aus dem Interview.
„Gibt es andere erfolgreiche Monetarisierungen?
Eines der besten Beispiele aus der Wirtschaftsgeschichte, bei dem es erfolgreich und in grossem Ausmass getan wurde, ist tatsächlich Japan. Finanzminister Takahashi verwendete von 1931 bis 1936 von der Zentralbank finanzierte Haushaltsdefizite, um die Wirtschaft aus der Rezession zu steuern. Er war sehr erfolgreich.“
Meine Frage:
Kennt sich jemand aus, wie dies genau ablief und welche Auswirkungen dies auf die Bevölkerung zeitigte und innerhalb welchen weltwirtschaftlichen Kontextes dies genau erfolgreich war?
(Die hohe Schmerzschwelle resp. ihre Leidensfähigkeit sowie der starke Ehrenkodex bis hin zum hari kiri und die ausgesprochene Härte der Truppen während des 2. WK der Japaner sind ja sicherlich allgemein bekannt, was auch jetzt wieder zum tragen kommt, indem sie stillschweigend den schrittweisen Kaufkraftverlust in resignierter Manier akzeptieren.)
Tobias Straumann hatte vor einiger Zeit in einem seiner NMTM-Artikel einen link gesetzt zu Ray Dalio How the Economic Machine works. Dalio zeigt ziemlich detailliert die möglichen Formen des deleveraging. Er unterscheidet zwischen „ugly“ (Deflation) und „beautiful“ (Inflation) deleveraging (= Rückführung von Vermögen und Schulden im Vergleich zum BIP). Das sind >200 Seiten, u.a. wird hier auch das deleveraging in Japan dargestellt, nach welchem Sie fragen.
Danke, ich werde bei Gelegenheit mich dort schlau machen.
Noch ein kleiner aber irgendwie vielleicht doch in den grösseren Zusammenhang passender Aspekt, welcher den Unterschied zwischen dem japanischen System hoher gesellschaftlicher Kohäsion zu demjenigen von Gutmenschen beherrschten System demonstriert. Von 3777 Asylgesuchen waren im Jahre 2013 einzig 6 (sechs!) erfolgreich. Wow!
http://www.japantimes.co.jp/news/2014/03/20/national/only-six-asylum-seekers-accepted-by-japan-in-2013/#.VHptFGSUc8Y
„Von 3777 Asylgesuchen waren im Jahre 2013 einzig 6 (sechs!) erfolgreich. Wow!“
Wäre nicht noch besser gewesen, wenn es gar keines gewesen wäre?
Ich meine, die Europäer lassen die Asylbewerber einfach im Mittelmeer ersaufen, so müssen gar keine Gesuche bearbeitet werden, ist doch noch viel besser?
Ich möchte meinen Post von oben korrigieren:
Nicht Dir, Ihnen sollte jemand langfristig und nachhaltig das Gebiss dezentralisieren!
Japan hat sehr viele illegale Arbeiter aus China, wahrscheinlich auch aus anderen asiatischen Ländern. Die stellen keinen Asylantrag. Entweder weil sie den Begriff oder das Verfahren nicht kennen oder weil sie wissen, dass kaum Erfolg auf Gewährung eines solches besteht. Die reisen aber einfach übers Meer ein und arbeiten dann im Untergrund. Davon liest man in den westlichen Medien fast nichts, ist aber bei uns hier in China bestens bekannt. Strenge Asylgesetze halten die Menschen nicht ab, wenn sie Arbeit und Geld wittern.
@ Markus
Ich habe diese sehr gute Präsentation zum „long term debt cycle“ noch einmal zu Gemüte geführt, wobei ich ein wenig an der Version von „beautiful Deleveraging“ zweifle. Hier eine leicht erweiterte Ansicht zu der erfolgreichen Phase der Japaner in den 30iger Jahren.
„Initially this led to exports rising dramatically and brief optical stability, but the repercussion is the unintended consequence (retaliation) that the world missed then and is missing now. Though the economy appeared to stabilize, the responses of other major exporting nations, implicitly losing in the game of world trade, caused Japan’s policies to backfire, slowed growth and left a nation needing to chase its currency still lower – eventually leading to hyperinflation in Japan… and Takahashi’s assassination.“
http://nwostop.com/zero-hedge/53008-japans-chain-of-events-stagnation-g-monetization-g-devaluation-g-stabilization-g-retaliation-g-hyperinflation
Es kommt also sehr stark auf die Reaktion anderer Regierungen an, inwiefern und in welchem Ausmass dies wirklich funktioniert, respektive in einem Wettrennen der Währungsentwertung und anderen nicht vorhersagbaren gesellschaftlichen Verwerfungen ausartet. Wenn diese Regierungen zugleich unter dem Druck der Bevölkerung steht, besteht sehr wohl die Gefahr, dass die politischen Akteure zwecks Sicherstellung ihrer eigenen Machtansprüche zu immer drastischeren Massnahmen (inkl. Krieg) tendieren.
Aber wie Dalio gut erklärt, darf das Kreditvolumen nicht höher als die Wirtschaft wachsen, ansonsten es eben zu diesen Blasenbildungen resp. Boom/Bust Phasen kommt, ein Umstand welche die Zentralbanker bis heute nicht zu verstehen scheinen. Deshalb hier noch der Link zu dieser ausgezeichneten Präsentation (leider nur in Englisch).
https://www.youtube.com/watch?v=PHe0bXAIuk0
Hier noch die Konklusion in der Form von 3 Regeln aus Dalios Präsentation:
1. Don’t have debt grow faster than income (Lass das Kreditvolumen nicht schneller wachsen als das Einkommen)
2. Don’t have income grow faster than productivity (Lass das Einkommen nicht schneller wachsen als die Produktivität)
3. Do all that you can to raise your productivity (Mach alles, was du kannst, um deine Produktivität zu steigern)
Man kann ebenso gut sagen, dass das Kreditvolumen nicht schneller wachsen darf als das gdp und dass wirklicher Wohlstand durch technologischen Fortschritt erarbeitet wird – womit ich mit Ray Dalio uneingeschränkt übereinstimme.
1. Don’t have debt grow faster than income (Lass das Kreditvolumen nicht schneller wachsen als das Einkommen)
Das Kreditvolumen ist schneller gewachsen, also müssen die Einkommen jetzt schneller wachsen
2. Don’t have income grow faster than productivity (Lass das Einkommen nicht schneller wachsen als die Produktivität)
Davon sind wir weit entfernt
3. Do all that you can to raise your productivity (Mach alles, was du kannst, um deine Produktivität zu steigern)
Machen wir ja
Konklusion: Die Einkommen müssen steigen, einfachstes Mittel wäre Steuersenkung, aber man muss die richtigen Steuern senken, also nicht die welche ab oberem Drittel bezahlt werden, sondern z.B. in CH Teile der Krankenkasse, Billag etc zu Lasten Staatshaushalt senken, den tiefen MWST zugunsten steuerfreiheit weglassen….
Aber dann gibts neue Schulden, schreit der Huber
Who Cares!
Dalio versteht unter Income nicht das Einkommen von Herrn AT sondern dasjenige einer Volkswirtschaft, worin die Staatsfunktionen inbegriffen sind und es daher von untergeordneter Bedeutung ist, wer die Schulden anhäuft resp. welche Akteure an der Inflation der Geldmenge beteiligt sind.
Das mit der Monetarisierung ist die einzige Lösung um das kriminelle Establishment vor einer tödlichen Diskriminierung zu retten, sofern dadurch das Vertrauen in die Währung nicht ernsthaft zerrüttet wird. Auch für GR wurden ja schon Staatsanleihen mit über 30 jähriger Laufzeit und nur noch symbolischer Verzinsung gesprochen, das geht in die gleiche Richtung, genau so gut kann man nie rückzahlbare, tiefverzinsliche Anleihen als eine Art ewige symbolische Rente sprechen. Das Problem bleibt aber dass man aus der Liquiditätsfalle nicht raus kommt weil man abgesehen von der Assetblase keine Inflation hinkriegt. Niemand kann den Unternehmen befehlen sie müssten die Lohnentwicklung über die Produktivitätsentwicklung lupfen angesichts fehlender Absatzaussichten und lahmender Binnenkonjunktur; einen anderen Weg zur ersehnten die Schulden schmelzenden Inflation gibt es aber nicht.
Passen Sie auf, auf einmal werden Ihre Kommentare nicht mehr akzeptiert, wie dies mir im letzten Artikel von Herrn Meier, dem Systemverteidiger zugunsten der Obrigkeit, 3x widerfahren ist. Ich teile Ihre Meinung.
Ohne Schulden keine Kapitalrendite und ohne Kapitalrendite kein Kapitalismus. Das aktuelle Wirtschaftssystem lebt existenziell von Schulden, und zwar von immer mehr und mehr und noch mehr Schulden. Jedes Kind versteht, dass das nicht gutgehen kann (ausser Mad Men oder Economists). Deshalb sollten wir nicht mehr weiter versuchen, ein unmögliches System zu erhalten, sondern Alternativen entwickeln, evaluieren – und umsetzen!
Binsberger: Es ist in der Geschichte der Menschheit schon x-mal schiefgegangen mit der Schuldenwirtschaft, Staatsbankrotten, Wirtschaftskrisen Spekulationspleiten usw usw auch in den vorkapitalistischen zumeist Feudalstrukturen und auch der Sozialismus musste irgendwann die Segel streichen.
Die Menschheitsgeschichte ist geprägt von Phasen der Prosperität und Phasen des Abschwungs. Als 1960 geborener bin ich wohl in eine der prosperierendsten Phasen der Menschheitsgeschichte hineingeboren worden und jetzt scheint es so, dass ich in den nächsten Jahren auch noch den Abstieg miterleben darf oder muss…schaun mer mal was da noch alles kommt… bevor ein besseres alternatives System eingeführt und umgesetzt wird, da müssen wir wohl oder übel einmal mehr elende Zeiten auf uns nehmen müssen…
Welche Alternative gäbe es? Die Pleitiers pleite gehen lassen und damit dem moral hazard ein Ende in Schrecken zu bereiten. Wenn Geld gleich Kredit ist zinsloser Kredit gleich wertloses Geld. Denn der Zins ist der Preis des Schuldengeldes. Bei einem (gold-)gedeckten Geld ist das anders. Da steht hinter dem Geld ein (fiktiver) Wert. (fiktiv: Gold hat auch nur einen ideellen Wert, aber der würde mit den Schulden steigen. Außerdem ließe sich mit so einem Instrument die Schluderei von Regierungen nachvollziehen. Wir sehen ja reichlich „Schattenhaushalte“ und alle glauben noch, dass das gut gehen könnte. Dieser Glaube wird sicher enttäuscht werden.) Es ist aber ein riesiger Unterschied, ob die BoJ Japans Schulden monetarisiert oder die EZB die Euro-Schulden. Die japanischen Schulden liegen bei den Japanern. Aber die südländischen €-Schulden liegen im Ausland.
Auch die Eidgenossen würden missmutig, wenn all ihre tollen Zentralbankinvestments in Euro- und Dollar – Schuldscheine etwas „monetarisiert“ würden. Man muss festhalten, dass die Zentralbanktypen, Ökonomen und Regierungen weder Ahnung haben noch die Realität nur ansatzweise verstehen. All diese „Wachstumsförderungen“ sind zum Scheitern verurteilt, wenn nur Inflation, aber keine Einkommen nach Steuern und Abgaben steigen. Auch in den USA ist realistisch rein garnichts gewachsen, wenn man die QE vom BIP abzieht. Ziemlich teures Strohfeuer zur Rettung der Finanzbuden. Obamas Ideen von 2008 waren völlig richtig, aber leider nicht umsetzbar. Insbesondere die Besteuerung von Auslandseinnahmen der Konzerne. Das ist DAS weltweit grundlegende Problem der „Wirtschaftskrisen“, die nur gemachte Krisen in den Köpfen der Medienkonsumenten sind.
Ich wünsche mir einen Neu „Obama“, der seine Visionen durchsetzen kann. Das Problem sind globale Großkonzerne und Finanzbuden, die vom System profitieren wollen, aber keinen Beitrag zum Gedeihen des Systems leisten wollen. Nur darin besteht die „Krise“.
„Man muss festhalten, dass die Zentralbanktypen, Ökonomen und Regierungen weder Ahnung haben noch die Realität nur ansatzweise verstehen.“
Und darum kommt nun der Engel Michael und bringt Erleuchtung.
Danke!
Daher kommt jetzt der Engel Anh Toan und bringt uns Erleuchtung in der Form von unbändiger Obrigkeitsgläubigkeit, welche keine Kritik der Entscheidungsträger erlaubt.
Ich bin nicht Obrigkeitsgläubig, aber ich nerve mich über Deine Beschimpfungen von Leuten, die vielleicht versuchen, gute Arbeit zu machen. Wenn Du jemandem etwas konkretes vorzuwerfen hast, dann sag, was wer getan hat aber dieses primitive Beleidigungen von allen, die Verantwortung übernehmen, trotz Immunität zumindest müssen sie sich von Ihnen beschimpfen lassen, als egoistische Betrüger, oder vom Erzengel als zumindest ahnungslos.
Stellen Sie sich mal vor, Sie wären das Grosskind von Greenspan und lesen, was @Linus Huber so schreibt. Haben Sie Herrn Greenspan oder sonst jemanden etwas konkretes vor zu werfen, dürfen Sie dies, trotz deren Grosskinder, aber Sie haben rein gar nichts ausser pauschalierte Verunglimpfungen.
Dir sollte echt mal einer das Gebiss langfristig und nachhaltig dezentralisieren.
Na ja, junger Mann, ich kann mich nicht erinnern, Ihnen das „Du“ angeboten zu haben. Bevor Sie mich kritisieren, sollten Sie vielleicht zuerst Ihre Umgangsformen überprüfen.
Es geht nicht ums Strafen sondern um Konsequenzen. Wer ohne Sonnencreme halbnackt in der Mittagssonne schläft, holt sich einen Sonnenbrand. Wer sein Geld anlegt, riskiert immer einen Totalverlust, je höher die Rendite, desto höher das Risiko. So funktioniert der freie Markt bzw. „Kapitalismus“. In den meisten Fällen ist der freie Markt tatsächlich die beste Möglichkeit, Ressourcen zu allozieren. In einigen Fällen funktioniert der freie Markt nicht, d.h. das optimale Ergebnis kommt nicht durch die Marktkräfte zustande (z.b. Bildung, Justiz/Polizei, Infrastruktur).
Bei Kreditvergabe funktioniert der Markt eigentlich schon, höhere Risiken werden mit höheren Zins abgegolten. Aber es kann halt auch zu einem Verlust kommen. Das sind die Spielregeln und die kann man nicht einfach anpassen, wenn man Angst hat, das Spiel zu verlieren. Besonders weil die, welche jetzt schreien, am Anfang als es ihnen noch gepasst hat, am stärksten auf die Einhaltung der Spielregeln gepocht haben.
Der freie Markt ist nur gut, wenn man damit exorbitante „Entschädigungen“ und Gewinne einstreichen kann. Eingriffe und Regulierung sind schlecht, wirtschaftsfeindlich, neidgesteuert. Aber wenn man einmal Verantwortung übernehmen sollte oder sich die Finger verbrennt, dann sucht man gerne Trost in den Armen von Vater Staat. Wie ein freches Kind, dass sich eine Ohrfeige eingefangen hat und sich dann bei Mami und Papi ausheult.
Gemäss CS Wealth Report war Mitte 2014 die rund 4.7 Mrd Erwachsenen durchschnittlich mit $ 8839 verschuldet (inkl. Hyposchulden, Konsumschulden etc etc) – da wären dann rund 41.5 Billionen $ oder rund 57% des Welt-BIP!
.
Im Vergleich zur gesamten globalen Schuldenlast von aktuell rund 195 Billionen $ (inkl. Financial Debts) sind das zwar nur etwas über 20% – aber die privaten Schuldner haben keine Zentralbank oder Regierung, die sie dann raushauen würden, wenn es eng wird mit der Rückzahlung.
Der Schuldenberg ist nur eine Facette der gegenwärtigen Probleme. Schuldenberge hat es auch früher schon gegeben (siehe Italien). So lange man diese Schulden aber schleichend weginflationieren konnte, entstanden daraus keine Probleme. Mit der Globalisierung, den freien Märkten und dem unregulierten Wettbewerb, der es dem Kapital ermöglicht, einen immer noch billigeren Produktionsort irgendwo in der Welt zu finden, ist allerdings die Grundlage für die Inflation (höhere Löhne) verloren gegangen. Die Notenbanken versuchen nun, mit dem falschen Medikament, dieses Problem zu lösen. Wenn die Notenbanken schon eingreifen wollen, dann sollten sie anstatt Staatspapiere aufzukaufen (der Staate verteilt das geliehene Geld zwar über Umwege wieder an die Bürger), doch Geld „drucken“ und direkt an die Bürger verteilen. Allerdings nicht als Einmahlzahlung, die dann wieder nur gehortet wird, sondern quasi als monatliches „Grundeinkommen“ zur freien Verfügung. Dann werden wir Inflation (vermutlich recht gut dosierbar) erhalten, zumal diese Zahlungen dann bei Erreichung bestimmter Inflationsziele (z.B. 5 % zur Bereinigung der Altverschuldung) wieder eingestellt werden könnten.
Zur Hyperinflation bis November 1923: Deutschland hatte damals zwei Währungen: Die Goldmark und die Papiermark. In den Versailler Verträgen wurden 1919 zuerst Reparationszahlungen von 20 Mrd Goldmark ausgehandelt (damals etwa 7000 Tonnen Gold), 1921 wollte man dann schon 269 Mrd Goldmark (entsprach damals rund 94’000 Tonnen Gold) – Blöde nur 1921 betrugen die gesamten Weltgoldbestände (inkl. Privatgold) nur etwa 22’000 Tonnen Gold. Der damals junge Keynes hat mehrmals auf diesen Verhältnisblödsinn aufmerksam gemacht, er wurde allerdings von gierigen Politikern und Bankern geflissentlich überhört.
Zusammen mit der eh schon schwachen Finanzlage des deutschen Reiches aus WK I und den Wirren um 1919/20, sowie der Ruhrgebietfrage war die Hyperinflation ab 1921 auch ein politischer Entscheid – was sollte das DR auch anderes tun angesichts unmöglich zu erfüllender Forderungen (die ja dann später auch wieder gemässigt wurden mit Daws und Young Plan – es kehrte etwas mehr Vernunft ein bei den Gläubigern).
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All die Goldfans kommen immer mit dem Bsp. von D 1923 das Papiergeld sei ja damals weniger wert gewesen als sein Heizwert – nur war einer der wesentlichen Gründe für diese absichtlich herbeigeführte Hyperinflation eben die unmöglichen Goldmarkforderungen.
So schnell wie sie gekommen war, so schnell konnte das DR die Inflation auch wieder „abstellen“ – zuerst mit der Uebergangswährung Rentenmark (Umtausch Papiermark/Rentenmark 1 Billion zu 1) und dann im August 1924 die Rentenmark mit 1:1 in die Reichsmark und die Reichsmark blieb dann bis zur Einführung der DM 1948.
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Hitler stieg tatsächlich dank der Deflation und der daraus resultierenden Arbeitslosigkeit auf. Aber auch die Bankenruns 1932 in D, die erfolgten weil amerikanische Kreditgeber nach dem 1929er Crash immer mehr Mittel aus D abzogen. Ein Teil jener Kredite stammte noch aus den unsäglichen Goldforderungen der Siegermächte.
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Auch 1933 mit dem US-Goldverbot konnte Gold in der Krise nicht wirklich helfen. Aber der Irrglauben an Gold als Rettungsanker hält sich weiterhin hartnäckig – mal schauen ob das CH Volk am Sonntag auf diesen falschen Glanz des Goldes reinfällt – es sei zu hoffen, dass dies nicht der Fall sein wird!
Mit 148’600 $ pro Erwachsenen sind wir Schweizer ja Schuldenweltmeister – gut ein Grossteil davon sind sogenannt „intelligente“ Schulden – also Hypotheken: Gemäss SNB stehen den 1.74 Bio Immobesitz rund 711 Mrd Hypotheken gegenüber. Dazu kommen noch Konsumkredite von 15 Mrd und andere Privatkredite von 28 Mrd.
Die Hypoverschuldung beträgt also rund 41% des Immowertes. Der Immowert konnte dank des fast Gratisgeldes von 2009 von 1.37 Bio auf eben diese 1.74 Bio gesteigert werden – also um 27% in nur vier Jahren (die Zahlen sind von Ende 2013). Erfreulicherweise stiegen die Hypotheken von 604 Mrd (2009) auf „nur“ 711 Mrd – also nur um 17% – und auch die Hypothekenbelastung % kam runter von 44% auf 41%.
Angesichts der mittlerweile doch sehr hohen Immobewertung in der CH frage ich mich was ein Nachfrageeinbruch z.B. nach Ecopop für Auswirkungen auf den CH Immomarkt haben wird. Gut das Zinspulverfass wird vermutlich in nächster Zeit nicht explodieren, aber wenn der Immomarkt z.B. nur schon um 10% korrigieren würde, wären das satte 174 Mrd – und wenn dann einige Banken mehr Eigenkapital verlangen würden, könnte es schon noch einige „lupfen“ – vorallem Käufer der letzten Jahre mit wenig EK. Und wie wir ja alle wissen, schmilzt in der Schweiz zuerst das EK weg und die Hypothek bleibt bestehen.
Zumal 70% der erwachsenen Bevölkerung nur gerade 9.7% des Nettoprivathaushaltsvermögens von gut 3.2Bio Fr. der CH besitzt (und das noch inkl. PK/3.Säule/Versicherungsguthaben aus Altersvorsorge).
Meines Erachtens sitzen grosse Teile der CH Bevölkerung auf eher sehr dünnem Eis, und wenn wir da mit Initiativen wie Ecopop, Goldinitiative etc etc rumexperimentieren, kann es auch mal sein, dass diese Eis bricht und einige Schweizer von der Wohlstandswohlfühlinsel Schweiz direkt im eiskalten Wasser der Realität landen werden.
Mein Kommentar scheint hängengeblieben zu sein.
1.Der Schuldner stottert seine Verpflichtung langsam ab. Wenn in einer hoch verschuldeten Volkswirtschaft jedoch alle Schuldner gleichzeitig ihre Kredite zurückzahlen und auf Konsum verzichten, sinkt die aggregierte Nachfrage kräftig; eine sogenannte Bilanzrezession ist die Folge.
Ich denke, dies stimmt nur bedingt, bzw. es werde zwei Tatbestände auf unzulässige Weise miteinander verknüpft.
Jedem Franken Schuld steht ein Franken Guthaben gegenüber. Das Problem besteht darin, dass den Schuldnern der Zugang zu diesen Guthaben durch den Verdienst von Einkommen verwehrt bleibt. Das Szenario geht (nicht ganz unberechtigterweise) davon aus, dass Gläubiger gleichsam auf ihren Guthaben sitzen bleiben, während Schuldner aus ihrem zunächst unveränderten Einkommen Ihre Schulden abbezahlen, anstatt daraus zu konsumieren / zu investieren. Hierdurch verringert sich das Gesamteinkommen, wodurch der Schuldenabbau zusätzlich erschwert wird, bzw. sich das Verhältnis von Schulden zu Einkommen zusätzlich verschlechtert.
Man könnte aber auch ein Gegenszenario entwickeln, in dem Gläubiger in gleichem Masse ihren Konsum / Investition erhöhen in dem Schuldner ihren verringern. Ein Schuldenabbau könnte also – rein theoretisch – wachstumsneutral ablaufen. Die Frage ist, wie bringt man ausgerechnet den Teil der Gesellschaft , der sich bisher durch sparen, also durch ein Leben ‚unter den Verhältnissen‘, ausgezeichnet hat dazu, nun in unsicheren Zeiten sein Benehmen zu verändern und mehr auszugeben, als es einnimmt? Und dies, während man Schuldnern das Gegenteil vermittelt?
Um diese Fragen zu beantworten, muss man eine Theorie darüber entwickeln, mit welchem Motiv die Gläubiger auf ihren Guthaben sitzen bleiben anstatt diese zu verkonsumieren oder zu investieren. Und dabei scheint mir Herr Turner (und mit ihm ein Grossteil der Ökonomenzunft) auf einem Holzweg.
Die Antwort der Monetaristen und indirekt auch der Neukeynesianer lautet: Leute geben ihr Vermögen deshalb nicht aus, weil ein zu grosser Teil davon aus Schuldscheinen und nicht aus Geld besteht (dies impliziert, dass der Staat in Vergangenheit über seine Verhältnisse gelebt hat).
Die erste Hälfte kommt durch, die zweite will er nicht fressen…
Wenn man Gläubigern, sagen wir mal Pensionskassen oder Firmen, also anstatt verzinsten Schuldscheinen neu unverzinste oder, oh Schreck, gar Geld in die Hand drückt, brechen alle Dämme und sie verfallen kollektiv dem Konsumwahn.
Dies hat dann Inflation zur Folge, welche wiederum die Zinsen neuer Staatsanleihen zum steigen bringt und somit den Staat zwingt, die Politik rückgängig zu machen.
Und weil der Markt für Staatsanleihen vorausblickend ist, stellen langfristige Zinsen bereits bei Ankündigung einer solchen Politik eine bindende Grenze für Staatsausgaben, bzw. deren Monetarisierung dar.
Mal abgesehen davon, dass dies nicht so geschieht, niemandem wird unfreiwillig Geld in die Hand gedrückt, es handelt sich immer um freiwillige Transaktionen zu Marktpreisen, und selbst wenn die Zentralbank nicht nur Staatsanleihen kauft sondern auch private Anleihen und damit privates Risiko, denke ich, dass die Kausalkette den empirischen Daten nicht Stand hält. Wir sehen dies seit 30 Jahren in Japan und seit 6 Jahren im Rest der Welt, mit Ausnahme der Eurozone. Wo immer Zentralbank und Fiskus zusammenarbeiten, treten die vorhergesagten Effekte nicht ein. Die Grösse der Zentralbankbilanzen und der Mix ausstehender Werte scheint wenig Auswirkungen auf die Realwirtschaft zu haben. Sowohl im positiven wie auch im negativen Sinn.
Insofern kann ich auch nicht nachvollziehen, warum der Austausch von Anleihen durch Geld das vermeintliche Schlamassel in irgendeiner Form lösen soll, bzw. warum der eine Zustand einen Schlamassel darstellt und der andere nicht. Sofern die Behörden zusammenarbeiten und die Zinsen auf Staatsanleihen so halten, dass die gesamte Zinslast das reale Wirtschaftswachstum nicht übersteigt (Faustregel r kleiner g), handelt es sich bei der vorgeschlagenen Lösung m.E. lediglich um eine Scheinlösung mit einem semantischen Trick.
Mit welchen Mitteln man hingegen Wachstum und Ausgabenungleichheit, bzw. Zukunftsunsicherheit der Sparer und Vulnerabilität der Gläubiger, angehen könnte, wird mit keinem Wort erwähnt. Stattdessen wird das Heil der Menschheit an der fiktiven ‚intertemporal government budget constraint‘ aufgehängt. Wir könnten es gerade so gut an einem hölzernen Kreuz aufhängen und beten.
@Oliver: „…Insofern kann ich auch nicht nachvollziehen, warum der Austausch von Anleihen durch Geld das vermeintliche Schlamassel in irgendeiner Form lösen soll ….. „…. Ich glaube, es ist ganz einfach: Wir hören einem Folterknecht zu, der uns seine eigenen Folter-Methoden erklärt und dabei verspricht, die mildeste davon an uns anzuwenden.
Maiko: Immerhin kann man sich im christlichen Abendland noch mit einem Konkurs aus dem Schuldendilemma retten, in den islamischen Ländern kommt man bei Zahlungsunfähigkeit ja in den Knast – kein Wunder sind tausende von Westlern 2008/09 fluchtartig aus Dubai etc. abgehauen und haben alles stehen und liegenlassen (und die Autos am Flughafen abgestellt), als es dort bachab ging.
Weiss gar nicht wie das bei Euch in China ist mit Zahlungsunfähigkeit, Konkurs etc. Vor allem wenn China eines Tages ein Hardlanding hinlegen müsste, könnten sich solche Ereignisse sprunghaft häufen.
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Bei uns in Südamerika geht das relativ locker zu und her – es gibt auch ein Leben nach dem Staatsbankrott…
Warum stand in der alten BV „der Schuldverhaft ist abgeschafft“? – Weil dieser im christlichen Abendland genauso üblich war. Letztlich wurde mit Einsperren des Schuldners versucht, dessen Familie zu zwingen, die Schulden auf zu bringen, wie auch immer (Prostitution etc.)
bei den Römern wurde der Schuldner als Sklave verkauft, dies musste ausserhalb Roms („trans tibere“) sein, ein Römer konnte nicht Sklave in Rom sein.
In die Sklaverei verkaufen, mit der ganzen Familie, das war noch persönliche Verantwortlichkeit, gäll Huber.
Hallo Marcel! So auf die schnelle kann ich das mit den Konkursen nicht beantworten. Die Gesetzgebung hier lässt sich nicht mit dem Westen vergleichen und vieles ist nicht so detailliert reguliert. Nur soviel: Kleingeschäfte sind oftmals Familienbetriebe. Werden sie zahlungsunfähig, dann springen Angehörige ein. Schulden verteilen sich hier auf mehrere Schultern. Dadurch können offizielle Konkurse oftmals abgewendet werden. Zumindest wird nun neu eine Einlagensicherung auf Bankkonti eingeführt, aktueller Artikel von heute: http://www.chinadailyasia.com/business/2014-11/28/content_15196695.html . China hat weitgehend nur Eigen- jedoch keine Fremdschulden. Der Markt wird aber zusehends geöffnet, für Fremd-Investitionen, Kapitalverkehr und den RMB (Yuan) etc. etc. Das wird die Situation in der Zukunft sicher verändern.
Zentralbankgeld ist eine Verpflichtung der Zentralbank (wozu, ist eine andere Frage). Staatsschuld ist eine verzinste Verpflichtung des Staates, in Zukunft eine Verpflichtung der Zentralbank auszuzahlen. Solange die Zentralbank glaubhaft macht, dieser Verpflichtung nachzukommen (whatever it takes), ist es schnurz piep egal welche dieser beiden Verprflichtungen ausbezahlt wird. Natürlich besteht die Möglichkeit, dass der Staat, aus eigenem Willen oder durch Druck von Aussen (Reparationen, z.B.,) Ausgaben tätigt, die dem Preisstabilitätsmandat der ZB widersprechen. Die Frage ist dann noch, wer im Zweifelsfall nachgibt. Aber ich denke, bei der herrschenden Inflationsphobie und bei einigermassen funktionierender demokratischer Kontrolle, ist diese Gefahr überschaubar.
Insofern sind beide ‚Foltermethoden‘ (ich weiss nicht, warum Sie auf diese Analogie kommen) gleich. Es ist nicht eine besser oder ‚milder‘ als die andere.
@Oliver: Ich bin mit Ihnen und Ihren Kommentaren einverstanden. P.S. Eine Folter kann nie mild sein, aber es hört sich eben so an, als ob man uns genau das einreden will. Das wollte ich damit ausdrücken.
Wie soll die Wirtschaft wachsen können (und die Reichen superreich machen), wenn die Reallöhne stagnieren oder sinken, und die normalen, besser verdienenden Arbeitnehmer diejenige Steuern und Abgaben zahlen, die sie – offenbar freudig- den Superreichen und den Grossfirmen erlassen?
Antwort: durch grosses Wachstum der Schulden. Anders wäre das System längst zusammengebrochen.
„Es gibt eine Verzerrung im kollektiven Gedächtnis der Deutschen, das sich zu sehr auf die Gefahr der Hyperinflation fokussiert und die Gefahr der Deflation unterschätzt.“
Genau! So ist es, leider.
Eigentlich wäre eine gemeinsame EU-Finanz- und Fiskalpolitik jetzt gefragt. Aber die Deutschen kneifen. Deshalb gibt es zurzeit für das Euro-Drama nur eine, zwar nur halbdefinitive, Lösung: Inflation.
Die offenen Fragen sind, ob und wann Mario Draghi endlich handelt und ob es nicht schon zu spät ist.
Solange die Zinsen der japanischen Statasanleihen nahezu bei Null sind, tritt der gleiche Effekt ein, die Staatsschulden werden zu Geld. Und solange wie in UK mehr Staatsanleihen von der Zentralbank gekauft werden, als das Total des Zinsaufwandes für die ausstehenden Anleihen, tritt letztlich auch der gleiche Effekt ein.
Wenn man also den Effekt haben kann, ohne die negativ konotierte formelle Monetarisierung, dann kann man doch ewig warten mit der formellen Monetarisierung?
Rocky Horror Picture Show: „I’ll remove the course, but not the symptom“
Das sollte wohl heissen „I’ll remove the cause, but not the symptom.“
Yessir, of coz i was off corz!
Ich glaube, das Wachstum mit immer noch mehr Schulden anzustossen, hat sich totgelaufen. Das Pferd saeuft einfach nicht mehr. Greenspan hat vor etwa 20 Jahren angefangen, keine Konjunkturzyklen mehr zuzulassen. Jedesmal wenn sich ein Abschwung abgezeichnet hatte, wurde Geld gedruckt um auf Teufel komm raus niemanden mehr bankrott gehen zu lassen. Das gesunde, reinigende Gewitter wurde nicht mehr zugelassen. Das Resultat sieht man heute. Ein gigantischer Schuldenberg, der die ganze Wirtschaft laehmt. Vielleicht muesste man diese Vorgehensweise ueberdenken. Schulden sind naemlich nichts anderes, als zukuenftiger Konsum auf heute vorzuverschieben. Das Problem ist nur, Schuldzinsen daempfen automatisch den zukuenftigen Konsum. Da sind wir jetzt angelangt.
Aus diesem Schlamassel kommen die Banken wohl kaum.Dass ganze Teilzahlungsgeschäft ist eine derartige Gaunerei indem sich Geschäfter bereichern auf Kosten der finanziell minderbemittelten und ärmeren Bevölkerung.Ein Beispiel.Südafrika,eine meiner Angestellten kommt mit einem Teilzahlungvertrag zu mir um meine Meinung zu hören.Kaufvertrag für einen TV Ladenpreis R 5600.-Teilzahlungszuschlag R 2800.- Versicherung R 1800.- plus Spesen und Lieferung R 1000.-.Glücklicherweise hatte sie den Vertrag nicht umterschrieben.Wir gingen zusammen zum Tvshop wo ich meiner Empörung freienlauf lies.Der gleiche Tv kostete in einem anderen Laden R.5200.-Ich bezahlte bar und Sie konnte mir denselben in monatl.Raten zinsfrei bezahlen.Solche Beispiele gibt es zu tausenden.Ich habe meine Angestellten gewarnd ,aber trotzdem haben sie zum Teil solche Verträge abgeschlossen!Das noch viel schlimmere, sind die Voucher, von Grossgeschäften,sie versprechen einen Voucher im Wert von R.500.- bei einem Vetragsabschluss in demi sie Monatlich bis zu R.3000.- einkaufen können auf Kredit.Dabei müssen sie im Besitze eines Bankkontos sein auf welches ihr monatliches Gehalt einbezahlt wird.Sie unterschreiben eine Vefügung die dem Geschäft das Recht gibt monatlich R.500- abzuheben sofern die Kontoinhaber bei ihnen auf Kredit eingekauft haben.Dass die Leute sich mit diesem System immer mehr verschulden, wissen die Geschäftsinhaber und schlagen horrente Zinsen auf die Kredite.Die Leute realisieren es anfangs nicht und holen sich, auf Kredit schöne Kleider uam bis sie merken, dass ihre Schuld nicht abnimmt sondern immer grösser wird weil sie mehr einkaufen als sie monatlich mit R.500.- zurück bezahlen
Die Schulden werden also quasi unsichtbar. Das Geld ist aber noch da und wird über diese Monetarisierung in die Wirtschaft gepumpt. (Der Staat bezahlt die anderen Gläubiger mit Geld der Nationalbank aus die die Schulden übernimmt) Das führt zu Inflation. Nur logisch. Wie sonst will man die Schuldenproblematik lösen?
Ob eine Rückzahlung realistisch ist weiss ich nicht. Ich denke dass in den letzten Jahren das Schuldenmachen grundsätzlich viel zu einfach war. Z.B. konnte jede Bank problemlos Buchgeld generieren und jeder Käufer damit sein Häuschen kaufen oder sein Startup aufbauen. Nichts von kontrolliertem langsamem Wachstum. Nein, Wachstum um jeden Preis lautete die Devise.
Es ist also ein Mentalitätsproblem. Eine zu liberale Wirtschaft. Zu blauäugig, zu gierig. Davon haben wir kurzfristig profitiert und leiden jetzt dafür um so länger…
Über die Monetarisierung wird kein zusätzliches Geld in den Markt gepumpt, wenn die Zentralbanken/Bankenaufsichten gleichzeitig die Reserve-Haltung der Banken bei den Zentralbanken erhöhen. Über die Höhe der Reserve lässt sich einiges problemlos steuern. Und Zentralbanken gehören nun wirklich nicht zur liberalen Wirtschaft, sondern sind Teil des starren Staates. Ihre Liquiditätsschwemme hat zuerst die Marktteilnehmer und damit auch die Sparer und die Versicherer und Sozialsysteme gerettet, wurden jedoch seit 2010 als reine Konjunkur-Lokomotiven missbraucht. Auch das hat nichts mit liberaler Wirtschaft, sondern mit gesteuerter staatlicher Wirtschaftspolitik zu tun.
Die Monetarisierung der Staatsschulden über die Zentralbanken wäre jedoch erst dann sinnvoll, wenn die Verfassungen den Politikern jedes neue Schuldenmachen auf Dauer verbieten würden, auch das Schuldenmachen für Investitionen. Da die grossen Staaten USA, Japan und in Europa alle stark verschuldet sind, würde die Monetarisierung noch nicht einmal zu grossen Währungskurs-Verzerrungen führen. Nur der Schweizer Franken würde einen starken Aufwärtsdruck erfahren, so dass unsere kleine Wirtschaft wohl zusammenbrechen müsste oder zumindest eine schwere Rezession erfahren würde.
Die Monetarisierung der Staatsschulden ohne Verbot des neuen Schuldenmachens hätte jedoch denselben Effekt, wie die damalige Einführung des Euro auf die südlichen Länder Europas: es wäre bloss ein neues Schlaraffenland für die Politik, würde zu einem weiteren Aufschub der dringend notwendigen Anpassungen in ihren Sozial-, Steuer- und Arbeitsgesetzen führen.
„Über die Monetarisierung wird kein zusätzliches Geld in den Markt gepumpt, wenn die Zentralbanken/Bankenaufsichten gleichzeitig die Reserve-Haltung der Banken bei den Zentralbanken erhöhen.“
Dagegen würden sich die Banken wohl definitiv wehren. Die würden zeter und mordio schreien um ihre lukratives kleines Geschäft nicht zu gefärden. Funktionieren würde es, aber ich mache dennoch ein grosses Fragezeichen ob es auch tatsächlich gemacht wird.
Die Länder in Südeuropa bräuchten nur eine funktionierende Schuldenbremse. Thats it. Was sie mit dem Geld dann machen, ihre Sozialsysteme oder Steuersysteme anpassen ist dann deren Sache.
„Über die Monetarisierung wird kein zusätzliches Geld in den Markt gepumpt, wenn die Zentralbanken/Bankenaufsichten gleichzeitig die Reserve-Haltung der Banken bei den Zentralbanken erhöhen. Über die Höhe der Reserve lässt sich einiges problemlos steuern.“
Ich verstehe nicht, warum das Too-big-to-fail-Problem nicht via Reservehaltung angegangen wird
Wenn die Reserven bei der SNB höher werden (oder an Bedingungen gebunden werden),
– sollte dies doch die Derivate-Blase reduzieren
– könnte so doch der Zahlungsverkehr sicherer gemacht werden
– hätte die SNB doch einen Hebel, um z.B. die Vergabe von Hypotheken oder von Geschäftskrediten an KMU zu beeinflussen
– hätte die SNB doch Möglichkeiten, generell die Zusammensetzung der Aktiven oder Passiven der Banken (zumindest der grossen) zu beeinflussen
Das Gegenteil ist ja geschehen, im EU-Raum muss pro 100 Euro nur noch 1 Euro (1%) als Reserve gehalten werden. Warum? Weil es Ziel der Notenbanken ist, die Geldmenge zu erhöhen, aber das kann sie heute im Zeitalter des elektronischen Geldes nur indirekt über die Geschäftsbanken machen, indem die Mindestreserve eben sehr tief gehalten wird. Denn in unserem Geldsystem ist es so, dass neues Geld schlussendlich nur durch die Geldschöpfung (Kreditschöpfung) der Geschäftsbanken entsteht. Geldmengenerhöhung heisst in unserem System auch Schuldenerhöhung. Eine Schuldenerhöhung, welche notabene nicht in der Realwirtschaft ankommt, sondern in Derivaten, Aktien und Immoblien „gesteckt“ wird. Denn Geschäftsbanken können als gewinnorientierte Privatunternehmen nicht gezwungen werden in die Realwirtschaft zu investieren geschweige denn eine gesamtwirtschaftliche Sicht der Dinge einzunehmen. Wir tun immer so, als dass die Notenbanken alles unter Kontrolle hätten, aber das ist im heutigen System, in welchem die Notenbanken das Geld gar nicht mehr selber herstellten, schon lange nicht mehr so. erzielten die massiven, getroffen Massnahmen nicht die gewünschte Wirkung und es müssen immer dramatischere Instrumente (siehe EZB) „aus dem Hut“ gezaubert werden. En Lösungsansatz für die Probleme könnte ein Vollgeldsystem sein. Denn so wie unserer Geldsystem aufgebaut ist, endet das unweigerlich im Zusammenbruch der Wirtschaft und den Staaten inkl. Zwangsenteignung.
@Rohrbach
Danke, für die detaillierte Darstellung
1. Ja und mit UBS und Credit Suisse ist es für den CHF umso „verreckter“. Es kann ja nicht sein, dass die Schweiz zwar Währung und Namen gibt, aber am Haken des Finanzplatzes hängt … und zwar viel stärker, als z.B. die USA … eben too-big-to-fail
2. Die SNB ist unabhängig und die CH-Realwirtschaft hätte über ihr Aktionariat und den Bankrat die Möglichkeiten, sich selber zu schützen. Die Goldinitiative war logisch ein Pfusch, aber der Anlass war nicht verkehrt: die Bilanzsumme (CHF-Geldmenge) der SNB wurde RELATIV wohl mehr aufgeblasen als die FED und eine illimitierte Macht ist dem Schweizer Polit-System nicht nur verdächtig, sondern fremd.
3. Auch die Vollgeld-Initiative hat Nachteile, z.B. die Begrenzung auf das Territorium der Schweiz oder die behauptete m.E. eher „diffuse“ Deckung mit der „Volkswirtschaft“. Die reichsten Ölländer der Welt, z.B. Venezuela oder Russland hätten schon allein mit ihren Ölvorräten im Boden eine bombensichere Deckung. Wir wissen und sehen, dass das Gegenteil der Fall ist.
@Ackermann
Sie sprechen einen zentralen Punkt an: Ein Vollgeldsystem wird nur funktionieren, wenn die SNB unabhängig ist. Da haben Sie absolut Recht. Vielleicht wird die SNB durch ein Vollgeldystem auch wieder unabhängiger. Denn schaut man die Bilanzausdehnung der SNB an (auf der Aktivseite massive Euro und Dollarbestände und auf der Passivseite ebenso massive Giroguthaben – notabene vor allem von den von Ihnen angesprochenen Grossbanken UBS und CS) entstehen auch bei mir grosse Zweifel bezüglich der Unabhängigkeit. Gerade auch an diesen horrenden Passivbeständen wird ersichtlich, wie eng die SNB mit den Grossbanken verbunden ist. Schlussendlich ist aber auch das letztendlich nur ein Ausfluss unseres Geldentstehnungssystems, in welchem die SNB selbst gar kein neues (Giral-)Geld herstellt (wie übrigens die meisten Menschen denken). Solche Abhängigkeiten müssten dringend abgebaut werden! Auch die Politik mit Ihren von den Grossbanken erhaltenen Krediten ist in grösstem Masse von den Banken abhängig. Und jeder Politiker hat schlussendlich auch ein (im heutigen System unsicheres) Konto bei eben diesen Banken. Aus solchen (nachvollziehbaren) Gründen will man die Banken ja nicht Konkurs gehen lassen. In einem Vollgeldsystem wären diese Bankkonkurse wieder möglich, da (Zahlungs-)Konten wieder sicher wären . Endlich hätten wir wieder eine freie Marktwirtschaft, wo auch Banken Konkurs gehen können. Die (anfängliche) Begrenzung auf das Territorium Schweiz sehe ich nicht unbedingt als Nachteil. Am Devisenhandel ändert nichts. Auch der Zahlungsverkehr ist genauso auch im Vollegeldsystem weiterhin problemlos möglich. Realwirtschaftliche Betriebe werden weiterhin Kredite bekommen. Weiter bin ich überzeugt, dass ein Vollgeldsystem, welches viele Probleme an der Wurzel packt, viele ausländische Nachahmer finden wird. Unser heutiges System ist doch wie der Patient, welcher nur noch „am Schlauch“ hängt. Wenn wir einmal erkannt haben, dass dieses (Geldschöpfungs-)System zwangsläufig eines Tages zum Kollaps führt, wäre es ev. an der Zeit, etwas mehr in die Waagschale zu werfen und den Patienten mit neuen Medikamenten oder risikoreicheren Operationen zu retten zu versuchen. Denn aufgrund des Zinseszinseffektes steigen unsere Schulden exponentiell an. Selbst Deutschland als Exportweltmeister gelingt es in Spitzenjahren nicht mehr seine Schulden zu reduzieren. Wir sind auf der exponentiell ansteigenden Schuldenkurve weit oben angelangt. Das bedeutet: Wenn die wahren Probleme nicht erkannt und das bisherige System nicht ändert, dann war die Finanzkrise nur ein „Nassenwasser“ im Vergleich zu dem was wir in der Finanzkrise (inkl. anschliessende Schuldenkrise) erlebt haben.
Ich denke schon lange, eine etwas höhere Inflation würde nicht schaden. Durch höhere Zinsen würde der Durchschnittssparer nicht sehr viel verlieren, dennoch würde wieder ein höherer Anreiz für Investitionen und auch Konsum entstehen. Und die höheren Schuldzinsen würden dazu führen, dass unrentable Geschäfte schneller Bankrott gehen, anstatt jahrelang vor sich hinzudümpeln. Es gibt zahlreiche Belege dafür, dass dies für die Gesamtwirtschaft positiv ist, da der Anreiz zu Innovation viel grösser ist.
Wir sprechen hier nicht von „etwas Inflation“, sondern von Raten die unter Umständen schnell zwischen 10 und 20 Prozent pendeln. Inflation lässt sich nur schwer kontrollieren. Und die Folgen einer Monetarisierung sind genau so undurchsichtig wie alles andere auch. Aber ja, es könnte auch der Problemlöser schlechthin sein. Wer weiss das schon…
„eine etwas höhere Inflation würde nicht schaden“
Es wird nicht angestrebt, dass die Zinsen mit höherer Inflation steigen, sondern dass die Zinsen weiter in der Nähe von 0% liegen. Der Ausdruck dafür heisst „financial repression“, wodurch unter dem Strich die Kaufkraft der Bevölkerung reduziert werden dürfte, was z.B. heute in Japan abläuft, indem die Gehälter und andere Einkünfte weniger ansteigen als die Inflation. Anstelle von einer Belebung der Wirtschaft bricht dabei zunehmend der Konsum weiter ein, wobei ein Teil dieses Einbruchs auch auf die Erhöhung der Mehrwertsteuer beruht. Ein weiteres Ziel ist die Exportwirtschaft zu stärken, was wohl zu einer Reaktion anderer Staaten führen dürfte. Diese Theorien beruhen auf der verfehlten Idee, dass Konsum mit allen Mitteln zu fördern sei. Es ist sehr schwierig, in diesem Umfeld fallender Nachfrage Inflation zu erzeugen und wenn die Zentralbanken das System diesbezüglich überreizen, mögen sich plötzlich derart wilde Ausschläge melden, dass die Kontrolle verloren wird, respektive das Vertrauen in die Währung in kurzer Abfolge evaporiert.
http://www.bloomberg.com/news/2014-11-27/japan-s-inflation-slows-for-third-month-in-challenge-for-kuroda.html
Schulden weginflationieren hat für den Gläubiger am Ende das gleiche Resultat wie ein Schuldenschnitt. Beim Schuldenschnitt kriegt er weniger Geld zurück, beim Inflationieren gleich viel Geld mit weniger Wert.
Problematisch beim Inflationieren ist, dass es alle trifft, Sparer und Gläubiger. Ein Schuldenschnitt ist meiner Meinung nach ehrlicher, weil die Inflation ein versteckter Schuldenschnitt ist, den aber alle mitbezahlen. Wenn ein Gläubiger jemand Geld gibt, sollte er sich überlegen, ob der Schuldner überhaupt kreditwürdig ist. Wenn er sich verschätzt hat, soll er auch die Konsequenzen tragen und nicht durch alle anderen Sparer und Gläubiger querfinanziert werden. Sonst haben wir wieder das gleiche „Moral Hazard“ Problem wie bei den Banken
Einverstanden. Aber wie sonst soll das Problem gelöst werden? Wir haben das Wirtschaftswachstum auf Biegen und Brechen forciert. Wir sind nicht vorsichtig gewachsen, sondern immer schneller. Haben immer mehr Risiko auf uns genommen. Dabei wurden viele Fehler gemacht. Darum sind die Schulden (die nicht rückzahlbar sind) auch so drastisch gestiegen. Ein Systemwechsel (z.B. bei den Banken und ihrem Buchgeld) wird abgelehnt. Also müssen die gemachten Fehler nun halt über Inflation ausgemerzt werden. Die dummen sind die braven Sparer. Aber so war das schon immer, nicht wahr?
Nicht nur die Sparer leiden, auch die Gläubiger, welche ihr Geld „guten“ Schuldnern gegeben haben. Das ist erstens nicht fair und widerspricht zweiten sämtlichen Gesetzen der freien Marktwirtschaft. Wer mehr Risiko eingegangen ist, soll es im Ernstfall auch tragen, sonst wird das System auch in Zukunft nicht richtig funktionieren. Ausserdem würden auch alle Banken verlieren, z.B. bei den Hypotheken. Mitten im Spiel die Regeln zuungunsten der fairen Spieler zu ändern, geht einfach nicht.
Besser wäre ein Schuldenschnitt, ein Ende mit Schrecken statt ein Schrecken ohne Ende. Ich habe keine Bedenken, dass die Staaten danach wieder Geld bekommen. Wie viele Staaten sind schon x-Mal bankrott gegangen und finden trotzdem immer wieder Investoren, die tolle „Opportunities“ wittern?
Ich bin nicht gläubig, aber in der Bibel werden alle Jubeljahre (nach 49 Jahren) alle Schulden erlassen. Das hatte sicher seine Gründe.
@ P. Fabbri
„Nicht nur die Sparer leiden, auch die Gläubiger, welche ihr Geld “guten” Schuldnern gegeben haben. Das ist erstens nicht fair und widerspricht zweiten sämtlichen Gesetzen der freien Marktwirtschaft.“
„Besser wäre ein Schuldenschnitt, ein Ende mit Schrecken statt ein Schrecken ohne Ende.“
Herzlichen Dank für Ihren Kommentar und Ihr begründetes Votum gegen Inflation und für Schuldenschnitt. Absolut einverstanden. Ich kann es nicht besser formulieren, deshalb lasse ich es und zitiere oben Ihren Post.
Fabbri: Auch in Griechenland wurde der Schuldenschnitt schon 594 v. Christus mit der Seisachtheia (Schuldenerlass) eingeführt – in weiser Voraussicht auf das 21.jh. vermutlich 🙂
.
Und wie schon von Ihnen erwähnt in der Bibel:
5. Mose – Kapitel 15
Das Erlassjahr
1 Alle sieben Jahre sollst du ein Erlaßjahr halten. (2. Mose 23.10-11) 2 Also soll’s aber zugehen mit dem Erlaßjahr: wenn einer seinem Nächsten etwas borgte, der soll’s ihm erlassen und soll’s nicht einmahnen von seinem Nächsten oder von seinem Bruder; denn es heißt das Erlaßjahr des HERRN. 3 Von einem Fremden magst du es einmahnen; aber dem, der dein Bruder ist, sollst du es erlassen
.
Aber auch andere antike Völker wie die Mayas etc. kannten den Schuldenschnitt
.
Also nichts neues unter der Sonne…
Es geht nicht ums Strafen sondern um Konsequenzen. Wer ohne Sonnencreme halbnackt in der Mittagssonne schläft, holt sich einen Sonnenbrand. Wer sein Geld anlegt, riskiert immer einen Totalverlust, je höher die Rendite, desto höher das Risiko. So funktioniert der freie Markt bzw. „Kapitalismus“. In den meisten Fällen ist der freie Markt tatsächlich die beste Möglichkeit, Ressourcen zu allozieren. In einigen Fällen funktioniert der freie Markt nicht, d.h. das optimale Ergebnis kommt nicht durch die Marktkräfte zustande (z.b. Bildung, Justiz/Polizei, Infrastruktur).
Bei Kreditvergabe funktioniert der Markt eigentlich schon, höhere Risiken werden mit höheren Zins abgegolten. Aber es kann halt auch zu einem Verlust kommen. Das sind die Spielregeln und die kann man nicht einfach anpassen, wenn man Angst hat, das Spiel zu verlieren. Besonders weil die, welche jetzt schreien, am Anfang als es ihnen noch gepasst hat, am stärksten auf die Einhaltung der Spielregeln gepocht haben.
Der freie Markt ist nur gut, wenn man damit exorbitante „Entschädigungen“ und Gewinne einstreichen kann. Eingriffe und Regulierung sind schlecht, wirtschaftsfeindlich, neidgesteuert. Aber wenn man einmal Verantwortung übernehmen sollte oder sich die Finger verbrennt, dann sucht man gerne Trost in den Armen von Vater Staat. Wie ein freches Kind, dass sich eine Ohrfeige eingefangen hat und sich dann bei Mami und Papi ausheult.
@ P. Fabbri
Sie treffen den Nagel auf den Kopf. Es handelt sich nicht einzig um bilanztechnische Fragen, sondern unter dem Strich, welches Verhalten durch die aufgrund der getroffenen Massnahmen vermittelten Anreize gefördert wird. Wenn die Polizei jedem erwischten Dieb chf1000 in die Hand drückt und ihn auffordert, dies in Zukunft zu unterlassen, wird sich Diebstahl schwerlich bekämpfen lassen.
Diebe einsperren oder Hand abhacken oder wie auch immer bestrafen, tun wir auch schon ziemlich langfristig, wenn wir die Diebe erwischen, Diebstahl an sich ist aber dennoch ziemlich nachhaltig, er existiert noch immer weit verbreitet.
Vielleicht würde das mit dem Tausender ja besser funktionieren. Man sagt dem Dieb, statt einbrechen, komme er besser bei der Poliziei vorbei, um das Geld ab zu holen, dann haben alle weniger Arbeit und es gibt keine zu reparierenden Schäden, Schlösser zu kaufen, Umtriebe. Ich finde, für einmal hatten Sie eine richtig gute Idee, und dann schreiben Sie das so ironisch.
„Diebe einsperren oder Hand abhacken oder wie auch immer bestrafen, tun wir auch schon ziemlich langfristig, wenn wir die Diebe erwischen“
Natürlich, aber wenn man die gesetzlichen Grundlagen derart korrumpiert, dass ein kleiner Teil der Bevölkerung eben legalisiert und straffrei Diebstahl betreiben kann, haben wir ja das Problem der falschen Anreize. Sind Sie wirklich so naiv oder stellen Sie sich einfach dumm?
“ wenn man die gesetzlichen Grundlagen derart korrumpiert, dass ein kleiner Teil der Bevölkerung eben legalisiert und straffrei Diebstahl betreiben kann,“
Meinen Sie den BVG Umwandlungssatz, mit welchem die CH Gerontakratie die Jungen beraubt?
Japan’s Geldpolitik wird zu 100% direkt in Washington gemacht. Wer das nicht weiss, lässt das Thema Japan lieber beiseite. Japan ist ein Bauernopfer der verzweifelten USA. Die EU übrigens auch. Die amerikanischen Sanktionen gegen Russland haben das Nebenziel Europa zu schwächen.
Zum Thema: Das westliche Banken Kartell ist am Ende. Nur mehr und neue Kriege können das Kartenhaus ein bisschen länger vor dem Zusammenbruch bewahren. Wir haben stürmische Zeiten vor uns.
Daher die aggressivere Gangart der westlichen Politiker und selbst im überalterten Japan (Kriege resp. Revolutionen ereignen sich normalerweise eher in Ländern mit junger Bevölkerung wie z.B. im Mittleren Osten) verstärkt sich gekennzeichnet durch den Ausbau militärischer Kapazitäten eine aggressivere Stimmung gegenüber z.B. China. Die Entscheidungsträger müssen schliesslich von Ihrer eigenen Unzulänglichkeit ablenken um nicht in Frage gestellt zu werden.
@Zweistein: Dem kann ich nur zustimmen! Die Gründung der BRICS Development Bank passt gut zu Ihrem 2. Absatz. @Huber: Es ist nicht nur der Mittlere Osten. Weitgehend unbemerkt gilt das auch für Afrika. Schön zu sehen hier: http://www.economist.com/news/middle-east-and-africa/21633901-continents-armies-are-going-spending-spree-arms-and-african?fsrc=scn/li/cp/pe/ed/armsandtheafrican
Ich denke, genauso wird es kommen, wie von Lord Adair Turner aufgezeigt.
1. Schon heute sind die grössten Märkte z.T. illiquid. Es gibt Tage, in denen die BoJ als de facto einzige Käuferin für japanische Staatsanleihen auftritt. Auf dem Goldmarkt gibt es plötzlich unerklärliche Preis-Sprünge.
2. Die Ankündigungen der €ZB laufen ebenfalls in diese Richtung: Liquidität im Gegenzug zu Bank-Krediten an die Realwirtschaft
3. Wir sollten uns die Situation VOR der Hyperinflation in Deutschland vergegenwärtigen. Die dt. Privatbanken gaben kaum noch Kredite (konnten und wollten nicht mehr), die dt. Reichsbank musste einspringen … und kam nie mehr raus aus dem Hamsterrad.
4. Was immer noch ungelöst ist:
– Derivate-Blase
– too-big-to-fail
Bei den Zinsen haben die Nationalbanken ihr Pulver schon verschossen: Sie sind bei praktisch NULL und bis jetzt hat sich noch keiner getraut, negative Zinsen zuzulassen.
Jetzt wird einfach mittels Quantitative Easing Geld gegen Staatsanleihen getauscht. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass wir mitten in einem grossen Abwertungswettlauf sind. Die Chinesen halten ihre Währung tief, Japan, Amerika und Europa auch. Und die SNB muss dabei auch mitmachen.
Diese Finanzierung der Staatsschulden über die Zentralbanken ist mir nicht ganz geheuer, denn eigentlich sollten die Nationalbanken ja von der Regierung unabhängig sein. Langfristig wird das meiner Meinung nach nicht gut gehen.
@Fabbri
Ja
– die Reichsbank als fast einzige Kreditgeberin für Staat und Realwirtschaft (ohne Liquidität wäre es zum Stillstand gekommen, Einlagen in Privatbanken wurden nur noch auf möglichst kurze Frist gemacht)
– die Abwertung und damit verbunden der Kapitalrückzug insb. der Amerikaner und die Flucht der Deutschen aus der Papiermark in Devisen (insb. in den US$)
führte zu einer Hyperinflation und zur gold-gedeckten Rentenmark (1 Bio. Papiermark = 1 Rentenmark).
Die Schuldner (Staat und Private) wurden so „gratis“ entschuldet. Bei den grössten privaten Schulden (den Hypotheken) kam es zu Sondersteuern zwecks Abschöpfung des Schuldenschnitts. Die Versicherungen (und teilweise auch die Banken) als weitere private Schuldner wurden geschont.
pro memoria:
Damit wir uns nicht falsch verstehen (Goldinitiative): Die Reichsbank hatte damals genügend Gold-Deckung, aber die deutschen BürgerINNEN kamen mit ihren deutschen Papiermark nicht an das Gold der Reichsbank heran.
Merke: DAMALS funktionierte die Enteigung der BürgerINNEN genau gleich, wie es jetzt die Goldinitiative VORSCHREIBT: -> Das Verkaufsverbot für Gold heisst heute nichts anderes als damals: die SNB würde (wie damals die Reichsbank) im Notfall die Papier-CHF zwangsweise konvertieren in gold-gedeckte Renten-CHF zu einem beliebig willkürlichen Enteigungunsfaktor, z.B. 1 Bio. Papier-CHF würde zwangsweise konvertiert in 1 gold-gedeckten Renten-CHF.
-> Die BürgerINEN bekommen von ihrer Notenbank immer nur Papier … NIE Sachwerte (z.B. Gold)
„eigentlich sollten die Nationalbanken ja von der Regierung unabhängig sein“
Auf dem Papier. Aber sie sind wie der Rest der staatlichen Institutionen heute zu ausführenden Organen zum Schutze und Wohle der Top-Kader der Banken und Grossunternehmen verkommen. Dafür gibt es den Ausdruck Vetternwirtschaft oder „Crony Capitalism“.
Besten Dank für den ausgezeichneten Artikel. Ich wünsche mir mehr davon.
Mit freundlichen Grüssen
RH
Es gäbe noch eine weitere unkonventionelle Lösung, Aufwertung des Goldes!
Beispielsweise könnten die Zentralbanken ihre Goldbestände neu bewerten anstatt die Unze zum heutigen Marktpreis von ca. 1200 $ könnte ein neuer Preis von 10 000$ festgelegt werden, somit würden die Schilden durch die neue bewerteten Aktiven aufgewogen und die Bilanzen kämen wieder in Ordnung!
Die Zentralbanken kaufen das Gold zu 9500$/ Unze und verkaufen es zu 10 000$.