Eine unbequeme Wahrheit für Berlin

Heute spricht kaum jemand mehr davon, aber jahrelang war Deutschland der «kranke Mann Europas»: Ein Obdachloser in Berlin durchsucht den Abfall nach etwas Verwertbarem. Foto: Reuters
Die schwachen Länder der Eurozone müssen mehr wie Deutschland sein.
So ungefähr lautet der populäre Tenor im harten Kern der Währungsunion. Gerne wird dabei auf die Zeit zwischen 2000 und 2006 verwiesen, als Deutschland unter der Regierung von Gerhard Schröder harte Strukturreformen am Arbeitsmarkt durchführte und damit den Grundstein für den heutigen Erfolg legte.
Das klingt einleuchtend. Spanien, Portugal, Italien, Irland und Griechenland haben ihr Schicksal selbst in der Hand. Wenn sie bloss dem Beispiel Deutschlands folgen würden, wären ihre Probleme gelöst.
Leider ist alles etwas komplizierter.
Deutschland hat in der ersten Hälfte des letzten Jahrzehnts sehr wohl tiefgreifende Strukturreformen umgesetzt, die Lohnstückkosten gesenkt respektive eingefroren und die Basis für das heutige «Exportwunder» gelegt. Doch unter näherer Betrachtung wird klar, dass Deutschland dies nicht ohne fremde Hilfe vollbrachte. Tatkräftige Unterstützung erhielt Berlin just von jenen Volkswirtschaften, die heute in der Krise stecken: Spanien, Irland, Portugal und andere periphere Staaten der Eurozone.
Schauen wirs uns etwas genauer an. In den Jahren nach der Jahrtausendwende und nach der Einführung der Gemeinschaftswährung war Deutschland der kranke Mann Europas. Das Land stand während Jahren in oder an der Schwelle zu einer Rezession. Hier die Wachstumsraten Deutschlands in jenen Jahren gemäss Daten der Weltbank:
- 2001: 1,5 Prozent
- 2002: 0 Prozent
- 2003: –0,4 Prozent
- 2004: 1,2 Prozent
- 2005: 0,7 Prozent
- 2006: 3,7 Prozent
Das waren die mit Abstand schwächsten Wachstumsraten der namhaften Eurostaaten. Sogar Frankreich und Italien expandierten schneller.
Wie die folgende Grafik zeigt, stand die deutsche Volkswirtschaft während jenen Jahren zudem lange Zeit gefährlich nahe an einer Deflation (Quelle: Eurostat):

Die gelbe Kurve zeigt die Inflationsrate Deutschlands im Zeitraum zwischen Ende 1999 und Anfang 2008. Die blaue Kurve zeigt, zum Vergleich, die Inflationsrate in der gesamten Eurozone. Von 2000 bis 2007 lag Deutschlands Inflationsrate permanent unter jener der Eurozone; in den Jahren 2000, 2002 und 2003 lag sie in Deutschland zudem fast immer unter 1 Prozent.
Kurz rekapituliert: In den ersten sechs Jahren des neuen Jahrtausends war Deutschland die schwächste Volkswirtschaft der gesamten Eurozone. Das Wirtschaftswachstum war anämisch bis nicht existent, die Teuerungsrate lag über weite Strecken gefährlich nahe an einer Deflation.
Während dieser Zeit setzte die Regierung Schröder ihre Agenda 2010 um. Weil aber Strukturreformen in der kurzen bis mittleren Frist das Wirtschaftswachstum weiter dämpfen, war Deutschland für seinen Erfolg auf externe Hilfe angewiesen, um nicht noch weiter in Rezession und Deflation zu versinken.
Und diese Hilfe bekam es, denn während dieser Zeit erlebten Euro-Peripherieländer wie Spanien, Irland, Portugal und Griechenland – ganz zu schweigen von den USA, Grossbritannien und den asiatischen Schwellenländern – einen kräftigen Boom, der von der Europäischen Zentralbank in keiner Weise gebremst wurde.
Besonders erhellend ist die Betrachtung der Inflationsraten in den boomenden Euroländern. Hier zunächst Spanien (Quelle: Eurostat):

Auch in dieser Grafik gilt: Die gelbe Kurve zeigt die Inflationsrate Spaniens, die blaue Kurve zeigt die Werte für die gesamte Eurozone. Während der Zeit, als Deutschland mit einer Deflation flirtete, lag Spaniens Inflationsrate nahezu permanent zwischen 3 und 4 Prozent.
Hier das nächste Beispiel Irland (Quelle: Eurostat):

Das gleiche Bild: Deutlich erhöhte Inflationsraten während den Boomjahren.
Hier Portugal (Quelle: Eurostat):

Und schliesslich Griechenland (Quelle: Eurostat):

Es ist überall das gleiche Bild. Die wirtschaftlich boomenden Peripheriestaaten (Italien war damals eine schwächelnde Ausnahme an der Peripherie) verzeichneten Inflationsraten von zum Teil deutlich über 3 bis 4 Prozent.
Und was tat die Europäische Zentralbank? Sie liess es zu. Wie wir in diesem Blogbeitrag bereits aufgezeigt haben, betrieb die EZB während jenen Jahren eine für damalige Verhältnisse äusserst lasche Geldpolitik.
Diese Geldpolitik war richtig für das deflationsgefährdete Deutschland, führte an der Euro-Peripherie jedoch zu Boom, Überhitzung und hoher Inflation. Und die EZB liess diese Überhitzung bewusst zu.
Der Inflationsunterschied von zwei bis drei Prozentpunkten zwischen Deutschland und Spanien, kumuliert über mehr als fünf Jahre, erklärt zu einem grossen Teil das Auseinanderdriften der Lohnstückkosten zwischen diesen zwei Volkswirtschaften während dieser Zeit. Das oft gehörte Argument, die Spanier hätten «über ihre Verhältnisse gelebt», ist vor diesem Hintergrund Humbug.
So weit die Vergangenheit.
Heute sind die Rollen vertauscht. Heute sind die Peripherieländer die kranken Männer Europas, die Strukturreformen in ihrem Arbeitsmarkt umsetzen sollen, um wieder wettbewerbsfähig zu werden.
Der sicherste Weg, die Lohnstückkosten Spaniens, Portugals oder Irlands dem Niveau Deutschlands anzugleichen, führt wiederum über die Differenz der Inflationsraten zwischen diesen Volkswirtschaften. Verzeichnete die Peripherie zwischen 2001 und 2006 eine um zwei bis drei Prozentpunkte höhere Inflation als Deutschland, muss es jetzt genau umgekehrt sein: sie müssen eine deutlich niedrigere Inflationsrate als Deutschland aufweisen.
Und wie kann das erreicht werden? Ganz einfach: Deutschland müsste im Inland über mehrere Jahre Inflationsraten (auch im Lohnniveau) von deutlich über 2 Prozent tolerieren und die Binnenwirtschaft boomen lassen. Genau so, wie es Spanien & Co vor zehn Jahren taten.
Doch genau das geschieht nicht. Bereits seit mehreren Monaten verharrt Deutschlands Inflationsrate unter 1 Prozent; aktuell sind es 0,8 Prozent. Die Binnenwirtschaft lahmt – und die Regierung lässt es zu, obwohl, wie der Ökonom Marcel Fratzscher vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin überzeugend argumentiert, der Bedarf an nützlichen Infrastruktur-Investitionen gross wäre.
Die Regierung Merkel ist derart fixiert auf den Gedanken, im Staatshaushalt eine «schwarze Null» zu erzielen, dass sie einen Rückfall in die Rezession in Kauf nimmt.
Damit fehlt den Staaten an der europäischen Peripherie eine wichtige Wachstumsquelle. Wenn Deutschlands Inflationsrate auf 0,8 Prozent verharrt und die Peripheriestaaten zwei bis drei Prozentpunkte weniger erreichen sollen, sind sie zu negativen Inflationsraten – sprich: Deflation – verdammt.
Nun könnte man annehmen, dass etwas Deflation doch eigentlich gar nicht schlimm ist. Wer soll schon etwas gegen sinkende Preise haben? Doch wie wir in diesem und diesem Blogbeitrag bereits aufgezeigt haben, ist Deflation für eine hoch verschuldete Volkswirtschaft höchst gefährlich.
Spanien und die anderen Peripheriestaaten sollen mehr wie Deutschland sein. So lautet die eingangs erwähnte Forderung. Das wird aber nur funktionieren, wenn Deutschland seinen Part ebenfalls spielt – und sich verhält wie Spanien vor zehn Jahren.
Zum Wochenende noch einige Links in eigener Sache:
Auf der FuW-Website setzen wir unsere Serie berühmter Theoreme aus der Ökonomie fort:
- Hier geht es um den schwedischen Ökonomen Knut Wicksell und den wicksellschen Prozess
- Hier erklärt mein Kollege Andreas Neinhaus den Balassa-Samuelson-Effekt
- Hier geht es um das Heckscher-Ohlin-Theorem
- Und hier wird das Pareto-Optimum erklärt
Wer sich für die Goldinitiative interessiert, über die in der Schweiz am 30. November abgestimmt wird: In diesem Video erklärt der Finanzprofessor Erwin Heri (hier gehts zu seiner Fintool-Website) die Folgen, die eine Annahme der Initiative hätte.
78 Kommentare zu «Eine unbequeme Wahrheit für Berlin»
Die in dem Artikel aufgezeigte Analyse Deutschlands ist leider fehlerhaft. Deutschland war nämlich nie der kranke Mann Europas. Dies wurde von interessierter Seite nur so dargestellt. Denn der Außenhandelsüberschuss war nur 1991/92 negativ. Und das nur für Deutschland insgesamt, d.h. Ost und West.
Davor und danach lagen die Handelsbilanzüberschüsse immer bei sage und schreibe 5,5%. Wir haben es hier mit einem statistischen Phänomen zu tun, wie die Übertragungsbilant BRD auf ganz Deutschland im Jahre 1991 zeigt, der die Überschüsse einfach schluckte. Es wäre deshalb höchste Zeit mit dem Märchen der mangelnden Wettbewerbsfähigkeit aufzuräumen. Die sogenannte Lohnmoteration und das Hartz IV Regime haben mit Einführung der Währungsunion den Trend in die europäische Katastrophe nur noch gesteigert. Die Politiker und Ökonomen in Deutschland sollten das endlich begreifen.
popper, 20:33
Ökonomen begreifen nur selten etwas … 😉
Politiker schon, aber sie können es gegen den Wählerwillen nicht durchsetzen.
Oder vielleicht verdingen sich die Ökonomen einfach den Politikern um ihnen das Feigenblatt, welches das Vorgehen der Politiker in ihrer anmassenden Machterweiterung „wissenschaftlich“ rechtfertigt, zu liefern.
Danke für die vielen interessanten Kommentare. Aber unter all dem aufgearbeiteten Unkraut sieht offenbar Niemand einen gründlichen Lösungsansatz innerhalb des bestehenden Systems. Gibt es das, oder braucht es ein grundlegend anderes System das auch ein grundlegend anderes Gesellschafts-Ordnungsparadigma fordert?
Fred Mazinaux, 11:33
Man sollte sich mal mit dem „Schwedischen Modell“ beschäftigen, also dem skandinavischen „Dritten Weg“.
Es funktioniert ganz anders als die Schweizer Wirtschaft, aber offensichtlich läuft es ganz gut.
Von gelegentlichen Störfällen abgesehen. Auch Schweden hatte heftige Immobilienkrisen (z. B. 1990). Im Moment baut sich wieder eine auf.
Man könnte es auch mit dem „Konkurrenzsozialismus“ versuchen, aber nur in der Theorie. Es wäre schade, solche Dinge gleich 1:1 an einer echten Volkswirtschaft auszuprobieren.
Realistisch betrachtet scheint die soziale Marktwirtschaft am effektivsten und menschenfreundlichsten zu sein.
@Walter
Vom “Schwedischen Modell” bin ich nicht so beindruckt. Ich habe für mehr als 25Jahr für das Mutterhaus der ASEA jetzt ABB, auf vier Kontinenten langjährig als Ingenieur gearbeitet, habe selbst in Schweden und dann mit jährlichen Besuchen guten Kontakt aufrecht erhalten. Sie bezahlen mir auch eine gute Pension! Auch jetzt bin ich mit Freunden dort in regem Kontakt. Ihr Modell ist für sie gemacht und basiert auf ihrem immernoch ausgesprochenen Gemeinschaftssinn der noch tief in ihrem Kulturgut Bestand hat, das ihr grosser König Gustavus Adolphus the Great im 17 Jhd. gezielt in seinem Volke entwickelt hatte um es dadurch zu ansehnlicher Macht zu bringen. Darum haben die Schweden sich auch lautlos aus ihrer Kriese in den 1990iger Jahren durch Härte herausgebracht. Aber auch, CH würde doch nie einen König dulden!
Ja, die soziale Marktwirtschaft sind so geflügeltes Worte wie deren Dauerhaftigkeit und ist ja nur als Wirtschaftssystem gedacht, d.h. nur “sozial“ der Produktivität willen.
Ausgerechnet die Sozialdemokraten haben ab 1994 mit drastischen Sanierungs- und Sparmassnahmen und dank abgewerteter Krone das Land wieder auf den Erfolgsweg gebracht. Entscheidend war dabei aber auch, dass neben einer faktischen Schuldenbremse gleichzeitig auch eine Steuersenkungsbremse und sogar Steuererhöhungen durchgedrückt wurden. Das ist der entscheidende Unterschied zur Austeritätspolitik und den Steuersenkungsorgien in den anderen westlichen Ländern. Die Schweden sind praktisch die einzigen, die begriffen haben dass wir in einer arbeitsteiligen Gesellschaft leben wo jeder am Produktivitätsfortschritt teilhaben muss.
Fred Mazinaux, 14:48
Wirtschafts- und Gesellschaftssysteme lassen sich leider nicht einfach auf andere Länder übertragen. Dazu ist der soziale und kulturelle Unterbau einfach zu verschieden.
Abgesehen von der Sozialen Marktwirtschaft kann ich Ihnen kaum Alternativen anbieten.
Das deutsche System mag für viele Beteiligte ärgerlich sein (hohe Steuern für Gutverdiener, starke Umverteilung, Schwächen in der Altersvorsorge usw.), aber insgesamt gehört es zu den leistungsfähigsten überhaupt.
Der Nachteil ist offensichtlich: Im Gegensatz zur Schweiz entwickeln sich in Deutschland ganze Generationen von Sozialhilfebezügern: Der Oppa bekam schon Stütze, der Vadda auch, und auch der Enkel wird sie noch bekommen.
Das wird aber staatlicherseits gerne toleriert. Denn satte Menschen machen keinen Aufstand.
@ Fred
Sie sprechen eine tiefsinnige Frage an. Aus meiner Sicht ist das System nicht veränderbar respektive möglich zu verbessern, weil diejenigen, welche vom Status Quo profitieren, ja auch aufgrund ihrer Finanzkraft die Rechtsordnung grösstenteils nach ihrem Gusto beeinflussten und somit ihre Vorteile sicherten und auch nicht bereit sind, die dadurch weiter ausgebaute Macht aufzugeben. Es dürfte sich um Alterserscheinungen eines Systems handeln, welches sich zunehmend zu einer Vetternwirtschaft veränderte, in welchem sich die Elite gegenseitig unterstützt und schützt. Ich bin zur Überzeugung gelangt, dass sich grundsätzlich bei jedem Gesellschaftssystem über Zeit diese Gefahr bildet, ob es sich um Kommunismus, Sozialismus, Kapitalismus oder soziale Marktwirtschaft etc. handelt ist sekundär. Eine wirkliche Veränderung wird einzig aufgrund einer Krise möglich sein, ansonsten einfach weiter so gewirtschaftet wird, obwohl die fehlende Nachhaltigkeit immer offensichtlicher wird. Vielleicht wacht die Bevölkerung in der nächsten Krise auf und verlangt, dass die entsprechenden Entscheidungsträger auch wirklich auf persönlicher Ebene zur Verantwortung gezogen werden; allerdings zweifle ich daran, da sicherlich ein Sündenbock, z.B. in der Form von Kriegshandlungen etc. gefunden werden dürfte.
Übrigens passt das Vorhalten der westlichen Regierungen gegenüber Russland bestens in dieses Schema.
Linus Huber, 19:52
Wie heisst es so treffend?
„Der Kapitalismus ist die Ausbeutung des Menschen durch den Menschen. Beim Kommunismus ist es umgekehrt.“.
Die von Ihnen benannten Probleme gehören zu jeder menschlichen Gesellschaft. Selbst bei allen anderen Primaten sind sie zu beobachten.
Auch die Sowjetunion scheiterte daran, dass der neu zu erschaffende „Homo Sovieticus“ – ein überlegener, arbeitsamer und integrer Mensch – sich dann doch nur im System eingerichtet und auf seine eigenen Vorteile geschaut hat.
Ein wirklich perfektes System kann nur von einem „gütigen Diktator“ durchgesetzt werden. Die Erfahrung zeigt aber, dass jede Diktatur – trotz bester Absichten – irgendwann zur perversen Zwangsherrschaft wird. Spätestens, wenn der „gütige Diktator“ von seiner Kamarilla nur noch mit gefilterten Informationen gefüttert wird.
@ Walter
Ich gehe mit Ihnen grundsätzlich einig.
Mit den Mitteln der heutigen Kommunikationsmöglichkeiten könnte ich mir evtl. ein besseres System vorstellen, in welchem Gesetze grundsätzlich durch das Volk bestimmt werden. Obwohl ich nicht der Überzeugung bin, dass die Bevölkerung die Diktatur der Mehrheit in menschenverachtender und unethischer Art anwenden dürfte, besteht darin eine kleine Gefahr. Hingegen wären z.B. die Banker sicherlich nicht ungeschoren davongekommen. Ebenfalls mag eine kurze einmalige Amtszeit der Parlamentarier mit Verbot vor und nach der Amtszeit in staatlichen Organisationen zu arbeiten, eine gewisse Verbesserung beinhalten.
„Mitteln der heutigen Kommunikationsmöglichkeiten “
Ach man, es gab doch schon Kurt Felix und den teleboy, so könnte man Gerichtsverhandlungen zu Pädophilen, straffälligen Ausländern und eingebürgerten Schweizern, Bankern, Politikern und sonstigen Personen öffentlichen Interesses vom Volk bestimmen lassen.
Hoi, Hoi, Teleboy!
Ihre negative Einstellung gegenüber der Bevölkerung ist bekannt, genauso wie Ihre Obrigkeitsgläubigkeit. Die grössten Verbrechen der Geschichte wurden durch die intelligenten Führer verursacht.
@L.Huber
Ich schlage vor wir berufen AT zum Chef-Inquisitor; er sorgt dafür dass das unbotmässige Volk und unbotmässige Wutbürger interniert, mit glühenden Zangen gezwickt und auf die Streckbank gelegt werden.
@Josef Marti: Mir ist für das Volk billig, was dem Huber für die Eliten recht.
Off topic
„People in Britain are not opposed to the principle of free movement, Sir John said, but the number of people coming to the UK could not be absorbed at the current speed.“
Die Schweiz steht keineswegs alleine da mit dem Problem der übermäßigen Immigration. Alles ist eine Frage des Ausmasses.
http://www.bbc.com/news/uk-politics-30032615
Linus Huber, 7:00
Man muss aber sehen, dass die Welt heute anders ist als vor 200 Jahren, auch wenn unsere Gedankenwelt immer noch dieser alten Welt entspricht.
Aber selbst damals gab es überall Aus- und Einwanderung. Man kannte nur noch nicht das Prinzip der fixen Staatsbürgerschaft. Die Leute kamen und gingen eben einfach. Was zählte, war die Person und ihre Leistung und weniger die Abstammung.
Wir haben uns für die Globalisierung entschieden und für die Freiheit von Kapitalverkehr und Investitionen. Mobiles Kapital erfordert mobile Arbeitnehmer, und folglich gibt es die Freizügigkeit (innerhalb gewisser Grenzen).
Ich bin froh darüber, denn damit besitzen die Menschen ungeahnte Möglichkeiten. Ich möchte jedenfalls nicht in ein Europa zurück, in dem die Welt am nächsten Schlagbaum endet.
Man sollte wegkommen vom Gedanken an rote oder blaue Pässe, und sich auf das 21. Jahrhundert freuen.
„Man sollte wegkommen vom Gedanken an rote oder blaue Pässe, und sich auf das 21. Jahrhundert freuen.“
Die Grenzen fallen und zugleich wird die Überwachung, der Polizeistaat und die Zentralisierung sowie die Anonymisierung von Verantwortung vorangetrieben, wobei jene am Hebel der Macht sich es einrichten, straffrei fungieren zu können. Wenn der Kopf des Fisches schon stinkt, muss man den Rest gar nicht mehr untersuchen.
https://www.youtube.com/watch?v=IproGNK_cfQ
Hänsel und Gretel
verliefen sich im Wald
Es war so finster
Und auch so bitterkalt
Linus Huber, 9:45
Stimmt.
Migration erzeugt Spannungen und Unsicherheit bei der ansässigen Bevölkerung.
Migration kann Nachteile und Probleme verursachen, je nachdem, wer ins Land kommt und wie er sich verhält.
In der heutigen Zeit lassen sich aber keine starren Grenzen durchsetzen. Das gelang 1989 nicht, und an der US-/mexikanischen Grenze klappt es bis heute nicht.
Man sollte natürlich versuchen, die Einwanderung zu steuern und nach den eigenen Bedürfnissen auszurichten, so wie es Kanada und Australien tun. Das ist legitim, und daran ist nichts auszusetzen.
Die zunehmende Überwachung ist fragwürdig, entspricht aber insgeheim dem Schutzbedürfnis der Bevölkerung. Sie wird von ihr toleriert und sogar gewünscht – sonst hätte es nach Snowden einen Aufschrei gegeben. Aber nichts geschah. Denn die meisten Bürger verlangen vom Staat Schutz und Vorbeugung – mit welchen Mitteln, wollen die meisten gar nicht so genau wissen. Hauptsache, man erfährt es nicht.
Ich denke nicht, dass die Regierungen machen können, was sie wollen. In Frankreich, Spanien, GB, Italien und selbst Deutschland haben die Regierenden Angst vor der Bevölkerung und handeln populistisch. Sicher gibt es Korruption und Vetternwirtschaft, aber ich bin sicher, dass es heute sehr viel besser ist als noch vor 30, 40 Jahren. Die Öffentlichkeit hat sich emanzipiert und ist kritischer geworden.
In Deutschland hat es schon einige korrupte Politiker getroffen. Inzwischen reichen schon ein paar fehlende Fussnoten in einer Doktorarbeit. Das ist doch eigentlich ein gutes Zeichen.
In Singapur ist die Verantwortlichkeit nicht anonymisiert: Dort wird mit Passnummer gewählt, und wer falsch wählt, kann zur rechjenschaft gezogen werden.
Ich möchte gerne die Wurtbürger zur Verantwortung ziehen, welche mit MEI, Ecopop, Goldinitiative, CH-Recht über Völkerrecht genauso wie mit 1/12, Mindestlohninitiative, den wichtigsten Erfolgsfaktor der Schweiz zerstören: Die Kalkulierbarkeit.
Hab ich doch schon immer vermutet, dass Sie ein verkappter Anhänger von autoritären Regierungs- und Machtsystemen sind; Singapur find ich auch gut, dort gibts wenigstens noch Körperstrafe mit Stockhieben aufs nackte Hinterteil für Unbotmässige.
Die Kalkulierbarkeit ist nämlich tatsächlich eingeschränkt, wenn unbotmässige Renditesklaven nicht kuschen und ständig gegen das parasitäre Establishment aufmucken. Als Lobbyist der leistungslosen Besitzeinkommen und monopolgeschützter Branchen sind Sie glaubwürdiger.
Anh Toan, 10:57
Sie sprechen einen wichtigen Punkt an:
Für Investoren, ausländische Regierungen, Fachkräfte usw. war die Schweiz bisher solide und berechenbar.
Das war ein entscheidender Standortvorteil, den man kaum überschätzen kann.
Nach diversen Abstimmungen ist das vorbei. Die Schweiz wird immer mehr als sprunghafter Problemfall wahrgenommen, ähnlich wie ein Schottland oder Katalonien im Dauerzustand.
Schade.
@Josef Marti: leistungslose Bersitzeinkommen:
Es gibt Besitzeinkommen als Ausgleich für Risiko.
Es gibt risikoloses Besitzeinkommen, am meisten in deflationärem Umfeld.
Ich bin kein freuind von autoritären Regimen, genausowenig wie davon, dass Verführer die gewählten Vertreter pauschal als Egoisten darstellen, die nur betrügen und sich selber bereichern, und das ganze nur, um sich selber beim Volch an zu biedern. Und müsste ich zwischen einer Volksdiktatur ohne Re3chststaatlichkeit und Menschenrechte und einer Parteidiktatur wie Singapore oder Vietnam entscheiden, wäre mir letzteres lieber. Die Diktatoren riskieren immerhin, irgendwann geköpft zu werden, die aufgehetzte Masse wird nie verantwortlich gemacht, für den Unfug, den sie mit an richtet. Es gibt eben nur inidivuelle Schuld, im Kollektiv der Marschierer gilt Immunität, der Linus Huber mit wechselnden Nicks könnte doch einmal seine weisse KKK Maske abnehmen.
Früher, als alles noch gut war, waren da die Entscheiduzngsträger auch gut, oder war das Volk doof, weil es Vertrauen in diese hatte?
Blindes Vertrauen ist genauso doof, wie pauschale Verunglimpfung.
Es könnte doch sein, dass die Eliten weder schlechter noch besser als das Volk sind.
Den Selbständigerwerbenden der mit Ach und Krach einen Marktlohn für sich herausarbeitet zähle ich sicher nicht zum Besitzeinkommen, und wenn er dabei sogar noch Angestellte hat dann ist er ein Pestallozzi oder eine Geldwechselstube. Bei den anderen müssen Sie das Risiko schon mit der Lupe suchen, dieses liegt seit Erfindung der Kapitalgesellschaften hauptsächlich bei den Lieferanten und Lohnabhängigen.
„Es gibt risikoloses Besitzeinkommen, am meisten in deflationärem Umfeld.“
Nein, in deflationären Phasen würden sich genau die wirklichen Kosten des Risikos ausweisen, wenn sie nicht auf die Allgemeinheit umverteilt würden.
Risiko verschwindet nie, nur dessen Kosten können umverteilt werden.
Wie es mit der vermeintlichen Rechtsstaatlichkeit aussieht, zeigt der obige youtube link bestens. Auch Rechtsstaatlichkeit ist relativ, wenn die Kluft zwischen geltenden Regeln/Gesetzen und dem von der Gesellschaft wahrgenommenen intuitiven Gefühl für Gerechtigkeit sich immer weiter öffnet. Obrigkeitsgläubigkeit ist oft bei denjenigen, welche von Rechtsstaatlichkeit labern, wohl der Vater des Gedankens.
Die Kalkulierbarkeit stellt sicherlich einen Standortvorteil dar. Allerdings findet in einer direkten Demokratie die gesellschaftliche Veränderung schneller seinen Ausdruck als in repressiven oder indirekten Demokratien. Dass z.B. die EU kalkulierbarer sein soll, ist wohl eher eine Phantasie, was die schrittweise Stärkung extremistischer Parteien in nationalen Wahlen zum Ausdruck bringt. Aber eben, wenn der Polizeistaat genügend ausgebaut wurde, kann die Obrigkeit durch ein Klima der Furcht vor der Obrigkeit eine gesellschaftliche Entwicklung auch sehr lange unterdrücken.
„Auch Rechtsstaatlichkeit ist relativ, wenn die Kluft zwischen geltenden Regeln/Gesetzen und dem von der Gesellschaft wahrgenommenen intuitiven Gefühl für Gerechtigkeit sich immer weiter öffnet.“
Der Rechtspositivismus hat die Rechtsstaatlichkeit nicht als relativ gesehen, sondern absolut im Sinne von Was Gesetz ist, ist Recht, Lustigerweise verlangt genau dies eine Inittiative, die sie toll finden, nämlich diejenige von CH Recht über internationales Recht. Denn Teile des inetrnetionalen Rechtes, z.B. die Menschenrechte, inkl Rechtsgleichheitsgebot, gelten heute gerade als absolutes Recht.
So jetzt habe ich etwas geschrieben zu rechtsstaatlichkeit, dass, so masse ich mir in meinem Narzissmuss an, doch zumindest schlau tönt, aber
Aoher kennen Sie „das von der Gesellschaft wahrgenommen Gefühl für Gerechtigkeit“? (Ich vermute, aus Kommentarspalten, da schreiben Rentner und Arbeitslose und ein paar Andere. Ürigens gehören die Ausländer auch zur Gesellschaft, kennen sie das intuitive Gefühl für Gerechtigkeit einer Muslima mit Kopftuch im Migros?)
Sie scheinen den referenzierten youtube link, welche Grundlage dieser Diskussion sein dürfte, nicht verstanden zu haben.
Übrigens stellt der diesbezügliche Vorschlag nicht das zwingende Menschenrecht in Frage, welches wohl allgemein von der Gesellschaft anerkannt werden dürfte. Aber Sie verwechseln hier eines, es geht nicht um Rechtsnormen, sondern um die Zuständigkeit für deren Schaffung. Da Sie der Bevölkerung die Fähigkeit absprechen, zwischen Recht und Unrecht intuitiv urteilen zu können, müssten Sie mir einmal konkret erklären, inwiefern und warum Bürokraten höhere ethische und moralische Werte als die Gesamtheit der Bevölkerung ausweisen soll, ganz abgesehen davon, dass eine kleine Anzahl von Leuten viel einfacher zu beeinflussen ist? Bildung mag einen kleinen Einfluss ausüben, jedoch sind ja alle, welche die Massenmedien beeinflussen, ebenfalls gebildet und somit in der Lage, die Meinungsbildung der Bevölkerung zu beeinflussen. Zudem würde ich einen mit einem Lehrabschluss und erfolgreichem Beruf versehenen Bürger nicht als ungebildet einstufen und diese bilden wohl die Mehrzahl.
Es drängt sich ein Vergleich mit den USA auf, das auch ein grosser Währungsraum ist (siehe oben Link im Artikel). Es wird auf die grosse Mobilität der Arbeitskräfte hingewiesen, was zu weniger auseinanderklaffenden Löhnen, Arbeitslosenraten und Inflationsunterschieden führt, dies im Gegensatz zum Euroraum. Die US Gliedstaaten können zudem jederzeit bankrott gehen und haben keine Defizitgarantie vom Bund oder der Staatengemeinschaft; und es gibt keine Möglichkeit der Vergemeinschaftung von Schulden durch aus Handelsungleichgewichten sich auftürmende nicht fällig stellbare Targetsaldenforderungen an ein gemeinsames EZB System wie in der Eurozone. Die Staaten können Schulden aus US internen Handelsdefiziten nur gegen Hinterlegung von Gold oder erstklassiger Wertpapiere auftürmen. Das hatte zur Folge dass zB in Californien 2012 ganze Regionen und Gemeinden pleite waren und sogar die Polizei gestrichen wurde; die Bürger mussten selbst Bürgerwehren aufstellen.
Ich komme zum genau gegenteiligen Schluss: Die hohe Inflation hat zur wirtschaftlichen Katastrophe geführt, die tiefe zur deutlichen Erholung. Aber das ist genau so blöd wie die Schlussfolgerungen im Artikel. Die massive Überschuldung der Volkswirtschaft(en), die nur dann noch überhaupt die Chance zur Rückzahlung der Schulden ermöglicht, wenn das Geld seinen Wert verliert, ist langfristig schädlich.
@Peter Waldner
Sie sollten den vorherigen NMTM-Artikel zum Thema Gold und dann auch die Kommentare lesen. Dann sehen Sie, dass „die Schulden“ gar nicht zurückbezahlt werden können, da das meiste Geld — je nach Volkswirtschaft bis weit über 90% — via Kredite, also als Schulden, ins Leben gerufen worden war. Schulden-Abbau an einem Ort bedeutet dann immer auch Guthaben-Abbau an einem andern Ort. Formulierungen wie „Rückzahlung von Schulden“ sind in einem fraktionalen und kreditbasierten Geldsystem nichts als Kindergartensprüchli.
Sommerer: Wenn ich eine Obligation habe, der Schuldner zahlt sie mir zurück via Banktransfer, dann habe ich doch immer noch ein Guthaben – nämlich gegenüber der Bank und der Schuldner hat den gleichen Betrag weniger Guthaben gegenüber seiner Bank.
Und dann kann ich als ehemaliger Gläubiger wieder andersowo investieren oder das Geld auch verjubeln.
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Ihr „Kindergartensprüchli“ wird jeden Tag tagtäglich praktiziert – jeden Tag werden irgendwo auf der Welt irgendwelche Schulden zurückbezahlt und irgendwelche neuen Schulden wieder aufgenommen!
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Gut wenn wir jetzt den Tag des jüngsten Gerichts hätten und alle Schulden gleichzeitig zurückbezahlt werden müssten, dann hätten wir ein Problem bei total rund 190 Bio $ Schulden (Staaten, Private, Corps, fin. Corps, einfach alles an Schuldpapieren aller Art) aber einer Geldmenge M3 von aktuell nur rund 85 Bio $.
Das geht ja nur, weil die Schuldner neben den Schulden meist auch noch Assets haben wie Häuser, Firmen das Eigenkapital, Staaten meist auch noch was (z.B. Staatsfonds Norwegen, Infrastruktur aber die ist von hypotischen Wert wie entweder Neubaukosten, allenfalls noch auf Ertragswert (z.B Mauttunnel etc).
So kommen neben der Geldmenge M3 nochmals Realoassets von rund 275-300 Bio dazu (also keine Papiere) – und das Schuldensystem kann überhaupt so aktuell nur funktionieren – mit Sicherheiten – nur gibt es manchmal halt Liquiditätsenpässe wie wir z.B. beim platzen der Housing Bubble gut beobachten konnten.
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Aber das System ist eigentlich gleich wie früher bei den Goldschmieden, die Gold in Aufbewahrung nahmen und dafür Wertpapiere ausgegeben haben, und da niemals alle Goldbesitzer gleichzeitig ihr Gold zurückwollten, begannen die Goldschmiede auch mehr Wertpapiere auszugeben, als sie effektiv Gold in Aufbewahrung hatten. Wenn der Goldschmied dann mit den zusätzlichen Wertpapierausgaben z.B. ein Haus an Zahlung genommen hat, dann hatte er ja auch wieder ein Asset als Versicherung – wenn er allerdings alles versoffen hat, dann kann es zur pleite kommen oder aber er kann das Spiel eine ganze Weile weiterziehen, solange nicht viele ihr Gold in einem kurzen Zeitraum zurückwollen und die anderen Wertpapierinhaber auch noch Gold wollen, geht das ganz gut —- eine Weile lang zumindest — und global sind wir jetzt einfach auch die Zeit am strecken und wenns dann eng wird – dann greifen die ZB ein…mal schauen wie lange man dieses Spiel so weiterspielen kann
Der Autor blendet einen spezifisch deutschen Umstand aus, die Wiedervereinigung. Bis heute wurden für den Aufbau Ost sagenhafte 1000 Milliarden Euro investiert um die desolaten Zustände in den neuen Bundesländern zu verbessern. Die alte, staatliche Industrie wurde innert kürzester Zeit abgewickelt. Dank der Gelder aus dem Solidaritätszuschlag konnten dann die neuen Bundesländer Firmen so günstige Konditionen bieten das man damit selbst die niedrigen Unternehmenssteuern in Irland unterbieten konnte. Ein grösserer Teil der IT-Industrie verließ Irland und ging nach Sachsen. Das gleiche geschah in der Kfz-Industrie, Produktionsstandorte deutscher Konzerne in Portugal, Spanien und England wurden abgebaut und gingen nach Sachsen, Thüringen und in die Tschechische Republik. Der Solidaritätszuschlag wandelte sich von einer Strukturförderung zu einer gewaltigen Subventionsmaschine die Firmen aus aller Welt anzieht. Weil die Maßnahme immer noch als Strukturförderung betrachtet wird erhebt auch niemand in Europa dagegen Einspruch obwohl es de facto ein unerlaubter staatlicher Eingriff in die Wirtschaft ist. Darin waren sowohl Schröder als auch Merkel sehr geschickt, das ganze ihren Partnern in der EU als reine Aufbaumaßnahme zu verkaufen. Für die Deutschen zahlt sich der jahrelange zusätzliche Steuerabzug jetzt aus, die Exportindustrie ist Dank der neuen Betriebe im Osten stärker denn je.
Manfred Grieshaber, 12:37
So ist es. Die deutsche Wiedervereinigung hat in den 90ern ganz Europa eine Sonderkonjunktur beschert. Z. B. Frankreich, das viele Kleinwagen nach Ostdeutschland verkaufen konnte, oder der südeuropäischen Tourismusindustrie.
Finanziert wurde das alles mit deutschen Schulden – privaten und öffentlichen.
Somit haben viele andere Länder von Deutschlands Schulden mitprofitiert.
Vor allem auch die Schweiz.
5-10 Jahre später hat sich dann Südeuropa stark verschuldet, und diesmal hat eben Deutschland profitiert.
Und auch wieder mal – natürlich – die Schweiz.
Daraus ständig ein riesiges moralisches Thema zu machen „(Deutschland hat ja so stark vom EUR profitiert und muss jetzt etwas für die stark verschuldeten EUR-Länder tun“) mag für viele Schweizer eine bequeme Ausrede für ihre ständigen Anwürfe gegen Deutschland sein, verkennt aber, dass die Schweiz immer und sehr viel stärker als als die allermeisten anderen Staaten von der europaweit steigenden Verschuldung um sie herum profitiert hat.
Deshalb sollte man in Europa endlich eine ethische Grundsatzdiskussion um die unrühmliche Rolle der Schweiz führen, und welche Kosten sie für die Entschuldung des Kontinents übernehmen muss.
… für den Anfang sollten 500 Milliarden CHF genügen, die die Schweiz der EUR-Zone zu schenken hat.
Gleichzeitig muss die Schweiz natürlich noch für gemeinsame Eurobonds mit Griechenland usw. haften.
Für den Anfang.
Na sowas? Kein Widerspruch?
🙂
Bernstein: Habe Ihnen einen ellenlangen Kommentar geschrieben, aber dieser Blog funktioniert wieder mal nicht — kann den einfach nicht abschicken — vielleicht liegt es an der Länge, oder gewisse Wörter sind auf dem Index — ich weiss es nicht – lästig — aber ich widerspreche Ihnen – die genaue Begründung ist leider in den Weiten des Internets verschollen gegangen…
@ Walter
Sie scheinen förmlich nach einem Kommentar zu lechzen, also gebe ich Ihnen das Vergnügen.
Na ja, die Kosten ergeben sich automatisch, wenn die nicht rückzahlbaren Schulden abgeschrieben würden. Das ist keine moralische Frage, sondern eine Frage, inwiefern man die Kosten des Risikos weiterhin vom Risikoträger auf die Allgemeinheit umverteilt, sondern unter dem Strich eher eine Frage der Marktverzerrung und falscher Anreize, welche durch institutionalisierten „moral hazard“ stattfindet. Die Verhinderung Marktkräfte spielen zu lassen, wird meist an einem wohl ungeeignetsten Zeitpunkt aufgrund des Vertrauensverlustes zu Verwerfungen führen, indem sich die aufgebaute Spannung blitzartig abbaut.
@Linus Huber: „Das ist keine moralische Frage, sondern eine Frage, sondern unter dem Strich eher eine Frage der Marktverzerrung und falscher Anreize, welche durch institutionalisierten “moral hazard” stattfindet.
Es ist also keiner Frage der Moral, ob es „moral hazard“ gibt
?
Leider schreien gewisse Kreise ständig nach dem Markt, aber sobald es ihnen der Markt mal so richtig von hinten besorgt, ist das Geschrei noch viel grösser – diesmal nach dem Staat und seiner Kohle.
Ich glaube immer noch, dass der Staat (Regierungen, Notenbanken, …) 2008 zu viel gegeben und zu wenig bekommen haben. Das Geld kam Sparern, Versicherungskunden und Aktionären zugute, hat aber die Staatshaushalte ruiniert und die Allgemeinheit ärmer gemacht. Von Marktmechanismen keine Spur.
Das System muss einmal voll in den Abgrund stürzen, bevor es richtig funktionieren kann.
So funktioniert der Mensch: Nur aus Schaden wird er klug. Zumindest vorübergehend.
@Walter Bernstein: „Das Geld kam Sparern, Versicherungskunden und Aktionären zugute, hat aber die Staatshaushalte ruiniert und die Allgemeinheit ärmer gemacht. “
naja, besser als den Staat sanieren und die Bürger (Sparer, Versicherungskunden = Rentner, Aktionäre = Rentner) ruinieren. Ist doch egal, wenn die Allgemeinheit arm ist, solange die Einzelnen reich sind.
„Ist doch egal, wenn die Allgemeinheit arm ist, solange die Einzelnen reich sind.“
Sicherlich, es ist ja auch unwichtig, dass die Schere zwischen arm und reich sich immer weiter öffnet, dass Sozialleistungen abgebaut werden müssen, dass eines Tages die staatlichen Schulden evtl. an Vertrauensverlust leiden mögen etc. etc.; wichtig ist einzig, dass AT’s Aktiendepot hoch bewertet ist. Jede gesellschaftliche Veränderung, welche AT’s Reichtum negativ beeinflussen mag, wird als widerwärtiges Verhalten des Pöbels ausgelegt. Das ist das Ausmass seines ökonomischen Verständnisses.
Mein oekonomisches Verständnis reicht zu verstehen, dass mein und das Erwerbseinkommen meiner Frau bereits auf ein paar wenige Jahre viel wichtiger ist, als die Bewertung irgendwelcher Assets, und dass dies für die mesiten Scxhweizer gilt, ausser für diejenigen, die glauben AHV gibts sowieso, je höher der CHF umso besser, und wenn man den Umwandlungssatz nicht senken musste, dann kann man ja eine Initiative zur Erhöhung machen.
Eben einzig Ich-bezogen.
Für eine hochverschuldete Volkswirtschaft mag Deflation gefährlich sein. Es ist aber nicht wünschenswert dass die sich hoch verschuldet. Deshalb die Maastricht Kriterien. Letztendlich wird nichts daran vorbeifuehren den Geldfaelschern durch eine Art Goldstandard das Handwerk zu legen. Die Handhabung von Inflation war auch in Deutschland etwas absurd. Von 2002 bis 2012 hatten sich die meisten Preise verdoppelt. Von Deflation konnte keine Rede sein. Die Suedlaender hatten schlicht die Spareinlagen der Nordlaender verfruehstueckt.
Wo steht geschrieben, dass Länder mehr konsumieren müssen um anderen Ländern zu helfen? Oder gehen Sie etwa extra mehr Wein kaufen um die spanische Wirtschaft zu stützen und kaufen sich einen neuen Fiat damit es Italien besser geht obwohl Sie diese Dinge gar nicht unbedingt brauchen würden?
Es ist wahrscheinlich sinnvoller innerhalb eines Währungsraumes durch Mehrkonsum Ungleichgewichte abzumildern – so denn Produkte überhaupt angeboten werden – als durch Transfer von Subventionen wie das zB in der CH mit dem NFA erfolgt; dann schmeissen wir halt jedes Jahr dem Kt. BE 1,5 Mia in den Rachen einfach so zwecks Strukturerhaltung der schönen Bauernhäuser, welche ich persönlich gar nicht unbedingt brauche.
@ Peter
Es ist eine Theorie, welche Konsum als alles heilendes Mittel betrachtet. Da diese Theorie jedoch falsch ist, sagen die Ökonomen einfach, dass die Menschen resp. Staaten sich falsch verhalten um an ihrer Ideologie festhalten zu können.
Vielleicht interessiert Sie dies, Peter.
„Ein generationenübergreifender Verfassungskonsens, der einer einzelnen Generation gestattete, sich per eigenem Mehrheitsbeschluss ihren Konsum durch Schuldenaufnahme zulasten späterer Generationen zu finanzieren, komme nie zustande.“
http://www.fuw.ch/article/okonomie-ohne-staatsromantik/
Vier Jahre später war Minsky in den «Essays on the Great Depression» des Princeton-Professors Ben Bernanke nur eine Fussnote wert. Ein exzessiver Schuldenaufbau – wie von Minsky gewarnt – sei in einer freien Marktwirtschaft gar nicht möglich, weil das irrationales Verhalten der Marktteilnehmer voraussetzen würde. «Und das», schrieb der spätere Chef der US-Notenbank, «ist kaum vorstellbar.»
Und solchen Ökonomen, wie Bernanke und Yellen, sollen wir vertrauen?
http://www.fuw.ch/article/der-prophet-der-instabilitat/
Der Artikel fordert, dass der Staat D mehr investieren soll („nützlichen Infrastruktur-Investitionen“). Das ist für sich die einfache Forderung, der schwierigere Teil ist, wo er denn einsparen soll. Denn die Staatsverschuldung ist selbst in D bedenklich hoch.
Etwas weiter gedacht und besser formuliert habe ich heute in einem Monatsbericht eines Fondsmanagers gelesen:
„Vielleicht sollte der Staat mit gutem Beispiel vorangehen und selbst mehr investieren – zum Beispiel in Bildung und Infrastruktur – statt immer größere Anteile an den Steuereinnahmen konsumtiv zu verwenden (für Subventionen, Bürokratie und soziale Wohltaten). „Viel hat Bundeskanzlerin Angela Merkel in den vergangenen Jahren unternommen, um den Wohlstand zu verteilen. Fast nichts, um ihn zu mehren.““
„Das oft gehörte Argument, die Spanier hätten «über ihre Verhältnisse gelebt», ist vor diesem Hintergrund Humbug“
Was ist das denn anderes als über Verhältnisse leben wenn das Land wegen fixem Wechselkurs real aufwertet infolge Lohnstückkostenentwicklung über dem Produktivitätszuwachs und damit Inflationierung? Letztlich kann langfristig niemand real mehr verbrauchen als er selbst produziert; andernfalls entsteht mit der Inflationierung in einem Festkurssystem ein andauerndes Handelsdefizit. Dieses musste man für den D Export ermöglichen und erlaubte den südlichen Notenbanken, so viele Euros wie nötig zu drucken damit die Mercedes und BMW reichlich geliefert werden konnten. Als Gegenleistung erhielt die Bundesbank eine nicht fällig stellbare Forderung gegenüber dem gemeinsamen EZB System.
Der d. Steuerzahler hat den Kunden der Exportunternehmen Kredite in Form von Target 2 gegeben, der Saldo ist aktuell 443 Milliarden €. Bin gesoannt wie die südlichen EU Länder das je zurück bezahlen können. Es wird oft vergessen, dass Deutschland auch vor dem € schon Exportweltmeister war, aber damals ihre Waren vom Kunden auch bezahlt wurden. Ich behaupte dass die CDU und SPD Wähler mehrheitlich keine Ahnung von Target 2 haben, sonst hätten die wahrscheinlich anders gestimmt.
Die Binnenwirtschaft in Spanien und Co. wurde mit günstigen EU Krediten angekurbelt; leider dabei auch in völlig hirnrissige Projekte die heute als Geisterstädte und Geisterflughafen ein mahnendes Beispiel sind. Finanziert von private Banken die widerum vom Steuerzahler gerettet wurden und jetzt mit der Austeritätspolitik bezahlen. Gerade war in Belgien deswegen eine Demonstration von über 100’000 Teilnehmern, davon hat man in den Mainstreammedien nichts gelesen.
Die Target2-Salden bewegen sich für viele Länder einigermassen stetig und vernünftig schnell Richtung Null (der Peak wurde in den meisten Fällen bei Mitte 2012 verzeichnet):
– Spanien, vom Peak von -450Mrd auf -200Mrd aktuell
– Griechenland von -110Mrd auf -35mrd
– Irland von -140Mrd auf 30Mrd aktuell
– Italien von -300Mrd auf -200Mrd
Mit gegengleicher Bewegung der Ländern mit positivem Saldo, nicht zuletzt Deutschland von +750Mrd auf +450Mrd
Unter Beibehaltung des aktuellen Tempos werden die meisten Länder in 2-3 Jahren vernünftig nahe bei Null angekommen sein.
Gemäss H.W. Sinn ist das auf das OMT (versprochener unbegrenzter Anleihensaufkauf durch EZB und damit Stopp der Kapitalflucht) sowie auf die Rettungskredite der Staatengemeinschaft zurückzuführen.
Hört sich ziemlich monokausal an. Die Realität ist in der Regel um ein Vielfaches komplexer.
Na ja Margot – Das Target2 Problem hat sich doch ziemlich entschärft in den letzten zwei Jahren — hatten die Länder mit pos. Target2 Salden 2012 total noch über 1000 Mrd Euronen Guthaben, sind es aktuell noch etwa 600 Mrd.
Und wenn es in gut zwei Jahren so einfach mal um über 400 Mrd runtergehen kann, dann sehe ich auch nicht all zu grosse Probleme für die restlichen 600 Mrd.
Klar muss man die Entwicklung im Auge behalten – aber Europa hat im Moment wichtigere Baustellen als Target2
Leider sind einige Artikel der Serie „Serie berühmter Theoreme aus der Ökonomie“ nur Abonnenten zugänglich, was Nicht-Schweizer faktisch ausschließt …
Ich habe die Texte freischalten lassen. Sie sind jetzt offen verfügbar. Beste Grüsse, MD
Danke!
Die Deutschen, die Totengräber des Euros, werden dann letztlich ihr „Erspartes“ den in die Pleite getriebenen hinterherwerfen ….
Gregor, 9:09
Und was tragen Sie zu Grabe? Den Anstand und die Fairness?
Und ein weiteres Stückchen vom guten Ansehen der Schweiz?
„die Teuerungsrate (von D in den Jahren 2001-2006) lag über weite Strecken gefährlich nahe an einer Deflation.“
Schon die Grafik zeigt, dass es nur wenige Monate mit annualisierten Teuerungsraten unter +1% gab, geschweige denn unter Null. Wer die Daten bei Eurostat runterlädt (HICP monatliche Daten) sieht, dass im vom Autor gewählten Zeitraum für D der Preisindex um +9.8% oder annualisiert +1.6% zugenommen hat. In deutlich mehr als der Hälfte der Monate (in 42 von 72) lag die Inflation über +1%. Da von ‚gefährlich nahe an einer Deflation‘ zu sprechen, ist Nonsense, insbesondere, da der Autor ex post ja auch den Zeitraum auswählen konnte, um auf die angebliche Deflationsgefahr hinzuweisen. Von Deflation keine Spur.
Ergänzung: Die 30 bzw. 42 Monate, die ich oben erwähnte sind die ungeglätteten Monatsveränderungen. Die Daten in den Grafiken sind die jährlichen Veränderungen jeweils auf Monatsbasis. Dort ist die Aussage noch klarer: Nur in 7 Monaten war die Teuerungsrate vs Vorjahr unter +1%, in immerhin 65 Monaten lag sie über +1%.
„In Anbetracht der deflationären Tendenzen in der Eurozone kann angenommen werden, dass Wicksell heute die Empfehlung abgeben würde, die EZB solle versuchen, den Geldzins weiter zu senken.“
Aus obigem Link zu Knut Wicksell.
Auch dort macht der Verfasser dieses Artikels die gleiche falsche Aussage.
Wohl einer der schwächsten Artikel dieses Autors.
Aus dem gleichen Link:
Knut Wicksell identifizierte Inflation und Deflation gleichermassen als Übel, weil sie eine unfaire Umverteilung zwischen Schuldnern und Gläubigern darstellen. Der Staat müsse die Preisstabilität als hohes Gut pflegen, schrieb er.
Nun die einfache Frage: Einzig weil Inflation meist schwach aber trotzdem dauerhaft positiv ist und jede leichte die Inflation ausgleichende deflationäre Phase gezielt und bewusst verhindert wird, glaubt der Verfasser wohl, dass dieser Teil von Wicksell’s Theorie nicht gilt? Aber Hallo Herr MD!
Die EZB-Zinsen waren ab 2001 deshalb so niedrig, weil man die Zinspolitik der Amerikaner nachbildete. Das war dringend nötig, sonst hätte der EUR drastisch aufgewertet – und das war erklärtermassen nicht der Wille von Ländern wie Frankreich.
Die Federal Reserve wiederum hat die Zinsen nach 9/11 und der geplatzten „Dotcom-Blase“ drastisch gesenkt, damit die Weltwirtschaft nicht einbricht.
Korrekterweise müsste man sich also bei Alan Greenspan beschweren, und nicht bei den (nicht-deutschen) Herren Duisenberg und Trichet.
Deutschland hat nicht die Absicht, anderen Ländern etwas vorzuschreiben. Es geht ausschliesslich darum, dass die gemeinsamen Regeln eingehalten werden müssen, so wie das die Schweiz z. B. bei Dublin III von Italien fordert.
Spanien, Irland und andere haben mit ihren Anstrengungen schon sehr gute Ergebnisse erzielt und ihr wirtschaftliches Überleben gesichert. Im Gegenzug hat auch Deutschland seinen Beitrag geleistet (EFSF, ESM, Bankenunion usw.), obwohl ihm das nach der No-Bailout-Klausel sogar verboten war.
Die „schwarze Null“ ist kein Fetisch, sondern ein Verfassungsauftrag des deutschen Grundgesetzes.
Die Regelung ist sehr ähnlich wie die Schuldenbremse der Bundesverfassung der Schweizerischen Eidgenossenschaft.
Natürlich kann man die Verfassung auch einfach missachten. Aber wenn wir schon dabei sind, können wir ja in der Schweiz auch gleich noch die Kantone abschaffen und eine Militärdiktatur einrichten. Die Verfassung ist ja nicht so wichtig und kann beliebig übertreten werden.
Die Deutschen haben auch keine grössere Angst vor Inflation als die meistenSchweizer.
Schon in den 70er, 80er und auch 90er-Jahren lag die Inflationsrate weit höher als heute. Unter Helmut Schmidt war das sogar erklärte Regierungspolitik.
Tatsächlich herrscht heute immer noch Inflation, aber man hat die entscheidenden Bestandteile einfach aus der Statistik genommen: Die Inflationsrate enthält nur die Verbraucherpreise, keine Immobilien (starke Preissteigerung!), in Frankreich auch keine Tabakprodukte (starke Preissteigerung!).
Nur durch statistische Tricksereien – und rückläufige Energiepreise – ist die Inflationsrate niedrig. Das kann sich aber auch ganz schnell wieder ändern.
Soso, Sie wollen die Vermögenspreise in die Inflationsberechnung einbeziehen, sehr clever, da hätten die Gewerkschaften sicher Freude.
Betr. CH und Verfassung haben Sie völlig recht. Die Verfassung darf in der CH vom Parlament nach Belieben mit Füssen getreten werden weil keine Verfassungsgerichtsbarkeit besteht; so können solche Sachen wie Pauschalbesteuerung und ähnliches in die Welt gesetzt werden.
@Walter Bernstein
Ich mag Ihren Kommentar, genauso wie den Artikel:
Der Artikel zeigt die volkswirtschaftlichen, nüchternen Zusammenhänge auf, Ihr Kommentar zeigt, dass halt in der realen Welt nicht alles so nüchtern, rational und logisch abläuft, wie in der Theorie. Hat die Politik, und das ist in den Demokratien das Volk, Angst vor Schulden, mehr Angst vor Deflation als Inflation, mehr Angst, dass es ihrem Geld schlecht gehen könnte als ihnen selber, und schreiben Schuldenbremsen in die Verfassungen, wäre ein Umsetzen der theoretisch richtigen Strategie kontraproduktiv: Verängstigt der Staat die Bürger und damit auch die Wirtschaft (KMU zumindest mit Defiziten und Schulden, sparen diese umso mehr, und das Ergebnis wäre katastrophal.
Nur betreffend „falscher Inflationszahlen“ bin ich nicht mit Ihnen einverstanden, Immobilien werden nun mal nicht konsumiert, nur deren Erträge, und die gesunken Zinsen haben auch diese sinken lassen, trotz steigendem Wert. In der Schweiz konnten Mieter sogar Mietzinssenkungen verlangen (gesunkener Referenzzinssatz), teurer wurde es vor allem für Neumieter. (Anfechtung des Anfangsmietzinses wird zu selten gemacht, bei neuvermietungen setzten vermieter Preiserhöhungen durch, scheint mir)
Es sollte heissen: mehr Angst vor Inflation als Deflation
Anh Toan, 11:47
Dankeschön 🙂
@ Walter Bernstein
Der Euro wertete seit 2002 trotz niedriger Leitzinsen und ab 2005 trotz höherer Leitzinsen in den USA bis zum Jahr 2008 weiter auf. Zinsendifferenzen, LB-Ungleichgewichte, Inflationsdifferentiale und Währungsspekulation wirken eben gleichzeitig und somit ziemlich unberechenbar. Richtig ist, dass eine autonome Geldpolitik bei hochintegrierten Finanzmärkten kaum möglich ist. Und da dominiert eben die stärkste Währung.
Zu Recht weisen Sie darauf hin, dass man sich an die gemeinsam vereinbarten Regeln zu halten hat. Und eine dieser Regeln lautet, dass die Zielinflation bei unter, aber nahe 2 % zu liegen hat. Die Inflation wird langfristig ausschließlich durch die Lohnentwicklung determiniert. Um das Inflationsziel zu erreichen, müssen die Lohnstückkosten demzufolge jährlich um 2 % erhöht werden. Steigt die Produktivität um 1,5 %, dann müssen die Löhne um 3,5 % steigen. Deutschland hat gegen diese Regel, die früher mal als goldene Lohnregel des Sachverständigenrates galt, immer wieder verstoßen, vor allem im Rahmen der Agenda 2010. Weil Deutschland von dieser Regel nach unten abgewichen ist, konnte es überhaupt erst zu einem so starken Abweichen nach oben in Spanien, Italien etc. kommen. Nur Frankreich hat sich an diese Regel gehalten. Es ist also zu billig, nur dem Süden regelwidriges Verhalten vorzuwerfen. Die Alternative zu dolce vita heißt eben nicht Sado-Liberalismus, sondern Verhältnismäßigkeit. Und Deutschland lebt seit vielen Jahren unter seinen Verhältnissen (LB-Überschüsse), während vor allem Griechenland und Spanien weit über ihre Verhältnisse gelebt haben (LB-Defizite).
Die schwarze Null ist wiederum sehr wohl ein Fetisch; zumindest in dieser völlig unnormalen deutschen Volkswirtschaft, in der inzwischen sogar die Unternehmen wegen zu geringer Lohnerhöhungen und exzessiver Steuersenkungen zu Nettosparern mutiert sind: http://www.flassbeck-economics.de/wp-content/uploads/2014/10/2014-10-31-Vortrag-Erfurt.pdf. Auf Folie 17 sieht man sehr schön die geänderten Finanzierungssalden.
Also: Entweder höhere (Unternehmens)steuern oder aber höhere Staatsverschuldung. Um das verfassungsrechtliche Problem angemessen zu berücksichtigen benötigen wir entweder ein zentralbankfinanziertes Bürgergeld oder aber die Umsetzung des Vorschlags von Adair Turner zu OMF: http://www.ft.com/intl/cms/s/0/8e3ec518-68cf-11e4-9eeb-00144feabdc0.html#axzz3J3IJnV19. Allerdings müsste für OMF Art. 123 AEUV geändert werden.
Ohne Schulden funktioniert ein Kreditgeldsystem nicht, auch wenn dies kaum jemand versteht. Herr, lass Hirn vom Himmel regnen: http://zinsfehler.wordpress.com/2014/10/27/schuldmythen-und-das-dilemma-der-schwarzen-null/
LG Michael Stöcker
Wie clever das ist, ausgerechnet in einer Liquiditätsfalle sich eine Schuldenbremse in die Verfassung zu schreiben wäre wohl vorher zu überlegen gewesen. Jetzt bleibt D nichts mehr anderes übrig als einseitig weiter auf Export zu setzen weil man die Binnenkonjunktur abgeschrieben hat; damit hat man sich vom Stabilitätsgesetz und vom seinerzeit postulierten aussenwirtschaftlichen Gleichgewicht definitiv verabschiedet. Aber vermutlich ist das das erklärte Rezept des Mainstreams, welches besagt: Festhalten am Kurs welcher zu den Ungleichgewichten geführt hat ist die beste Lösung um daraus wieder raus zu kommen, dazu gibt es sicher bereits eine passende ökonometrische Berechnung.
Josef Marti, 16:16
Genau die gleichen Dinge tut die Schweiz doch auch:
– Schuldenbremse in der Verfassung
– Starke Fixierung auf Exportüberschüsse (pro Kopf gesehen viel grösserer Überschuss als Deutschland)
– Aussenwirtschaftliches Ungleichgewicht durch hohen Exportüberschuss und extremen Kapitalexport
Wie genau war nochmal die Sache mit dem Glashaus?