Chronik einer angekündigten Schwäche

Wie sich der Kurs entwickelt, weiss niemand: Besorgter Blick einer Wertschriftenhändlerin in Frankfurt. Foto: Keystone

Die globalen Aktienmärkte werden dieser Tage von heftigen Verkaufswellen durchgeschüttelt.

Haben die Turbulenzen bald ein Ende? Wir wissen es nicht. Und ehrlich gesagt: Wenn immer Ihnen jemand weismachen will, er (ja, meistens sind’s Männer) wisse, wie sich die Börsen über die nächsten drei oder sechs Monate entwickeln werden, dann haben Sie es mit einer Person zu tun, die unter akuter Selbstüberschätzung leidet.

Aufschlussreich für alle, die sich für das Geschehen an den Finanzmärkten interessieren, sind jedoch historische Muster, die sich wiederholen. Ein wunderschönes derartiges Muster liess sich just in den vergangenen Wochen in den USA beobachten.

Dazu muss ich kurz ausholen und den Begriff «Quantitative Easing» ins Spiel bringen: Im November 2008, als die Finanzkrise tobte und die Weltwirtschaft ihren heftigsten Einbruch seit fast 80 Jahren durchlebte, beschloss die amerikanische Notenbank (Fed) unter der Führung von Ben Bernanke ein unkonventionelles Programm, um eine noch expansivere Geldpolitik zu betreiben und mehr Liquidität in das Finanzsystem zu pumpen.

Zu diesem Zeitpunkt hatte die mächtigste Notenbank der Welt die konventionellen Mittel ihrer Geldpolitik bereits ausgeschöpft: Sie hatte den Leitzins bereits auf nahezu null gesenkt. Also blieb nur noch der unkonventionelle Weg, um die Geldpolitik noch expansiver zu gestalten: Die Notenbank lancierte ein Programm, in dessen Rahmen sie US-Staatsanleihen und verbriefte Hypothekarpapiere im Umfang von mehreren hundert Milliarden Dollar aufkaufte und auf die eigene Bilanz nahm. Das Quantitative Easing war geboren. Das erste dieser Programme, später «QE1» genannt, startete im November 2008 und wurde im März 2009 nochmals massiv ausgebaut. Später folgte noch ein QE2 und ein QE3, doch dazu kommen wir gleich.

Die folgende Grafik zeigt, wie die Fed-Bilanz ab November 2008 massiv ausgeweitet wurde (Quelle: CLSA Asia-Pacific Markets):

Die gesamte Fläche in der Grafik zeigt das Volumen der Fed-Bilanz in Milliarden Dollar. Die gelbe Fläche bezeichnet den Bestand an Staatsanleihen (US Treasuries), die blaue Fläche den Bestand an verbrieften Hypothekarpapieren (Agency MBS). Die blaue Kurve zeigt den Verlauf des US-Aktienmarktes (S&P 500).

Das erste QE-Programm dauerte bis Juni 2010. Als sich das QE-Programm seinem weit im Voraus angekündigten Ende näherte, kam es an den Finanzmärkten zu einer auf den ersten Blick überraschenden, ja unlogisch anmutenden Entwicklung: Die Renditen auf amerikanischen Staatsanleihen (Bonds) sanken. Wieso mutet das unlogisch an?

Zunächst muss man sich vergegenwärtigen, dass sich die Preise von Anleihen und deren Rendite in entgegengesetzter Richtung bewegen. Steigt der Marktpreis eines Bonds, sinkt seine Rendite und vice versa. Nun trat die US-Notenbank während der Dauer des QE1-Programms in gewaltigem Ausmass als Käuferin von Staatsanleihen am Markt auf. Das müsste nach aller Logik – ceteris paribus – eigentlich bedeuten, dass die Nachfrage nach US-Staatsanleihen am Markt steigt, was die Marktpreise der Staatsanleihen ebenfalls steigen respektive ihre Rendite sinken lässt.

Stoppt nun die Notenbank ihr QE-Programm, müsste – ceteris paribus – eigentlich das Gegenteil geschehen: Plötzlich ist ein grosser Käufer von Staatsanleihen nicht mehr da, die Nachfrage sinkt, es könnte ein Überangebot an Staatsanleihen am Markt eintreten. Die logische Folge wäre: Die Preise der Staatsanleihen sinken, ihre Rendite steigt.

Doch genau das geschah nicht. Als sich das erste QE-Programm seinem Ende näherte, sanken die Renditen von US-Staatsanleihen. Die folgende Grafik verdeutlicht das Bild am Beispiel der Bonds mit zehn Jahren Laufzeit (Quelle: Yahoo Finance):

Die blaue Kurve zeigt die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen (Treasury Notes) im Zeitraum von Anfang März 2009 bis August 2010. Anfang April 2010, zwei Monate vor Ende des QE-Programms, erreichte sie mit knapp 4 Prozent ihren Höhepunkt. Danach sank die Rendite markant und erreichte Ende August ein Niveau von unter 2,6 Prozent.

Was war geschehen? Der Bondmarkt ist ein recht verlässliches Barometer für die Erwartungen der Marktteilnehmer an das nominelle Wirtschaftswachstum. Sinken die Renditen zehnjähriger Treasury Notes, ist das Ausdruck sinkender Wachstumserwartungen der Marktteilnehmer.

Gegen Ende des ersten QE-Programms im Frühjahr 2010 realisierten die Marktteilnehmer, dass die US-Wirtschaft noch viel zu schwach ist, um ohne die extraordinäre Hilfe der Geldpolitik auf eigenen Beinen stehen zu können. Diese Einschätzung äusserte sich in sinkenden Bondrenditen. Mit einer Verzögerung von einem Monat – der Aktienmarkt ist meist weniger feinfühlig als der Bondmarkt – brachen Ende Mai 2010 übrigens auch die Börsenkurse ein.

Doch Rettung nahte: Als die US-Notenbank realisierte, dass die Wirtschaft wieder schwächelt, zauberte Ben Bernanke das zweite QE-Programm – eben QE2 – aus dem Hut. Er kündigte es im August 2010 an, das Programm startete im November 2010 und dauerte bis im Frühsommer 2011.

Als sich das zweite QE-Programm im Frühsommer 2011 seinem Ende näherte, wiederholte sich das exakt gleiche Bild wie gegen Ende des QE1-Programms: Die Bondrenditen sanken. Wieder behielten all die Warner nicht Recht, die einen sprunghaften Anstieg der Zinsen in den USA prophezeiten, wenn die US-Notenbank ihr Quantitative Easing beendet und als Käuferin von Staatsanleihen vom Markt verschwindet.

Der folgende Chart verdeutlicht das Bild für den Zeitraum von Dezember 2010 bis August 2011 (Quelle: Yahoo Finance):

Wiederum sanken die Bondrenditen als sich das Ende des QE2-Programms abzeichnete. Die Renditen markierten Anfang Februar 2011 mit gut 3,6 Prozent ihr Hoch, im August 2011 lagen sie unter 2,2 Prozent. Wiederum mit etwas Verzögerung, im Juli 2011, brachen die Aktienkurse ein.

Wieder signalisierte der Markt, dass die US-Wirtschaft nicht robust genug ist, um ohne die Stützen der Notenbank zu überleben.

Im Herbst 2012 kündigte Fed-Chef Ben Bernanke sodann das dritte QE-Programm – QE3 – an. Es startete Ende Oktober 2012 und sah vor, dass die Notenbank jeden Monat auf unbestimmte Zeit Staatsanleihen und verbriefte Hypothekarpapiere im Umfang von 85 Milliarden Dollar kauft.

Hier nochmals die Grafik, die die Aufblähung der Bilanz der US-Notenbank zeigt. Die Treppenbewegung der drei QE-Programme ist eindrücklich zu erkennen:

Im Dezember 2013 kündigte die Notenbank an, das QE3-Programm langsam auslaufen zu lassen und jeden Monat 10 Milliarden Dollar weniger in den Markt zu pumpen (dafür hat sich der Begriff „Tapering“ im Jargon eingebürgert).

Nun ist es bald soweit: Anfang November 2014 endet das QE3-Programm vollständig.

Und was ist die Reaktion des Bondmarktes? Genau: Seit Anfang 2014 sinken die Bondrenditen stetig. Hier der Chart von Anfang 2014 bis heute (Quelle: Yahoo Finance):

Die Rendite zehnjähriger Treasury Notes betrug Anfang Jahr knapp 3 Prozent, aktuell sind es nur knapp mehr als 2 Prozent. Und mit einiger Verzögerung haben in den letzten Wochen wiederum die Aktienmärkte ihre Abwärtsbewegung begonnen.

Die Renditen zehnjähriger Treasury Notes liegen gegenwärtig um 2 Prozent, die Renditen dreissigjähriger Treasury Bonds liegen unter 3 Prozent. Der Markt signalisiert damit, dass er nicht an ein robustes Wirtschaftswachstum in den USA glaubt, und auch von Inflationsfurcht ist weit und breit nichts zu sehen.

Die US-Wirtschaft ist immer noch zu schwach, um ohne die Liquiditätshilfe der Notenbank zu leben.

Bleibt bloss die Frage, die an der Börse derzeit wohl viele beschäftigt: Kommt bald das vierte QE-Programm?

162 Kommentare zu «Chronik einer angekündigten Schwäche»

  • Linus Huber sagt:

    „it’s been a norm of business for years that people hire, you know, ex government officials, they hire sons and daughters of companies, and give them proper jobs and don’t violate, you know, American Foreign Corrupt Practices Act. But we got to figure out exactly how to create a safe harbor for that so you don’t get– end up– (… getting punished).“

    Die Verlinkung zwischen Regierung und multinationalen Firmen (inkl. Grossbanken) kommt in diesem Interview mit Jamie Dimon gut zum Ausdruck, wodurch das gegenwärtige System zunehmend faschistische Attribute ausweist. Die Idee, dass die politischen Entscheidungsträger dadurch nicht beeinflusst werden, ist geradezu lächerlich.

    http://www.cnbc.com/id/101359549#.

  • Linus Huber sagt:

    “Let me begin with inequality, which has recently re-emerged as a topic of wide public debate. From a central banker’s perspective, the most relevant aspects of recent works concern the assessment that monetary policy can have sizeable distributional effects. Indeed, inequality has been largely ignored in discussions of monetary policy. But this might be changing. In part, this is because of the potentially negative impact of rising inequality on financial stability. For example, some – not least the current governor of the Reserve Bank of India – have argued that US policies to circumvent the consequences of inequality fuelled financial instability ahead of the crisis. More generally, inequality is of interest to central banking discussions because monetary policy itself has distributional consequences which in turn influence the monetary transmission mechanism. For example, the impact of changes in interest rates on the consumer spending of an individual household depend crucially on that household’s overall financial position – whether it is a net debtor or a net creditor; and whether the interest rates on its assets and liabilities are fixed or variable.”

    Späte Einsicht ist besser als keine, daher ein Lob an Yves Mersch.

    https://www.ecb.europa.eu/press/key/date/2014/html/sp141017_1.en.html

  • Linus Huber sagt:

    Das Rezept der ungerechtfertigten Bereicherung aufgrund fragwürdiger Entscheide von Bürokraten kennt viele Varianten.

    http://in.reuters.com/article/2014/10/24/us-spain-housing-specialreport-idINKCN0ID0GP20141024

  • Linus Huber sagt:

    Die Krise mit einem Sturm oder anderen Naturereignissen zu vergleichen, also sozusagen von Gott angeordnet, dient wohl jenen am meisten, welche sich glaubensfest an eine Doktrin klammern wollen. Die Aufarbeitung durch das Erkennen der verschiedenen Mechanismen, welche zur Krise führten, muss man daher als Gotteslästerung einstufen.

  • Anh Toan sagt:

    @Linus Huber

    Gerate ich mit meinem Segelboot in einen Sturm, ist es ziemlich müssig, darüber nach zu denken, wie das Problem entstanden ist. Selbst wenn ich erkennen würde, was ich falsch gemacht habe, ändert dies nichts an der aktuellen Situation, ich kann auch nicht zurück und andere Entscheide treffen und werde nie mehr in der gleichen Situation sein, es wird nie mehr die gleiche Wettervorhersage für dieses Gebiet geben.

    Das einzige, was hilfreich ist, darüber nach zu denken, wie ich die konkrete, aktuelle Situation im Sturm verbessern kann. Und selbst wenn ich dann in die langfristig falsche Richtung segle, um die Wellen in einem günstigen Winkel zum Boot zu haben, kann ich den Kurs ändern, wenn der Sturm nachlässt. Will ich jedoch direkt zu meinem Ziel, werde ich nie da ankommen.

    Ihre einfache Denkweise ist im Grundansatz bereits falsch. Langfristig ist nicht berechenbar, langfristig ist einzig sicher, dass das Unerwartete geschieht (Shit Happens erkannte selbst Forrest Gump). Und wie sollte das Unerwarte berechnet werden?

    • Anh Toan sagt:

      Bastiat und Linus würden im Sturm diekt ihr langfristiges Ziel ansegeln, damit die Wellen kurzfristig voll das Boot treffen und zerstören, weil das langfristig gut, denn es schmerzt Bastiat und Linus und das Boot und die Wellen und überhaupt..

    • Anh Toan sagt:

      Oder ganz einfach: Langfristig am wichtigsten ist, kurzfristig zu überleben, und geht es nicht um überleben, gehts um kurzfristig verbessern. Denn je mehr wir im Moment verbessern, umso besser geht es uns langfristig.

  • Hampi sagt:

    Das Wort „Quantitative Easing“ scheint in der Tat grosse negative Assoziationen zu wecken. Das ist eigentlich verblüffend, wenn man bedenkt, dass die Ergebnisse in jenen Realwirtschaften, wo grosszügig mit „QE“ umgegangen wurde, um einiges besser sind, als bei Jenen, die beim „QE“ hinterherhinken, wie der Euro-Raum (d.h. EZB).

    • Linus Huber sagt:

      Demjenigen, welcher seine Kinder verkauft, geht es finanziell ebenfalls für ein Weilchen besser.

      • Anh Toan sagt:

        Vielleicht auch dauerhaft.

        • Linus Huber sagt:

          Sicher doch, die Kinder werden sich darum reissen, ihnen im Falle von Krankheit und Altersschwäche zu helfen. Moment, dazu habe wir schliesslich den Staat … aber ist nicht ein immer höherer Anteil der Bevölkerung Teil der verkauften Generation und werden sie nie das Ruder übernehmen? Aber das kratzt mich natürlich nicht, solange es einzig mir gut geht und zwar jetzt. Das wohlige Gefühl der Kurzsichtigkeit muss sich gut anfühlen.

          • seebueb sagt:

            Der Egoismus, der aus Ihrer Begründung spricht, scheint ebenfalls recht befriedigend zu sein.

          • Johnny Smith sagt:

            @ seebueb

            War Ihre Antwort an LH gerichtet? Falls ja: Nur weil LH LH ist, sollte man seine Antworten nicht kritisieren. Oder anders ausgedrückt: Sie haben den – für mich – offensichtlichen Zynismus in der Antwort von LH nicht gesehen.

          • Anh Toan sagt:

            @Johnny Smith

            Nee, aus dem Votum von LH spricht der Patriach:

            Meine Kinder sind dazu da, für mich zu sorgen. Er will einen return of investment von seinen Kinder, darum geht es ihm nur für „ein Weilchen“ besser, wenn er seine Kinder verkauft.

            Übrigens: Selbst dann, wenn Sie Ihre Kinder verkaufen, können Sie mit dem Erlös eine andere Investition tätigen, vielleicht mit höherer Rendite, z.B. bessere Kinder kaufen.

            Es geht dem LH nicht um eine oekonomische Aussage, er will sagen, die Zentralbanker welche QE machen, sind so böse, dass sie sogar ihre eigenen Kinder verkaufen würden.

          • Anh Toan sagt:

            Der LH hat ein Problem damit, dass er selbst nicht langfristig nachhaltig ist. Das verunsichert ihn dermassen, dass eer laufend versucht, irgendetwas zu foinden, das wenigstens langfristig nachhaltig ist (Gott, das Geld, der freie Markt, dabei ist Leben an sich nicht langfristig nachhaltig: Alle Lebewesen sterben und alle Arten sterben aus, langfristig.

          • Josef Marti sagt:

            AT: Sie vergessen, dass man Gold in den Sarg mitnehmen kann, oder dann kann man es den Kindern weitervererben. Ein richtiger Goldfetischist wird auch in den schlimmsten Zeiten sein Gold niemals als Notgroschen liquidieren, lieber wird er verhungern.

          • seebueb sagt:

            @Johnny
            Ja, meine Antwort ist an LH gerichtet.

            Der erste Satz ist nur insofern ironisch gemeint, als die (verkauften oder sonstwie erbärmlich behandelten) Kinder sich höchst wahrscheinlich nicht um die Eltern kümmern werden.

            Das heisst, dass aus seiner Sicht Kinder dazu da sind, für die Eltern zu sorgen. Auf den damit ausgedrückten Egoismus bezog sich meine Bemerkung.

          • Linus Huber sagt:

            Der eindeutig grösste Aufwand an Pflege auf die gesamte Bevölkerung betrachtet entsteht am Anfang und Ende des Lebens. Dieser Aufwand muss in erster Linie von jenem Bevölkerungsteil, welcher sich altersmässig etwa zwischen 25 und 65 Jahren befindet, bewältigt werden. Natürlich sind dies unsere Kinder, und es ist sekundär, ob dies nun via Steuern, Versicherungsbeiträgen oder anderen Mechanismen abläuft. Wenn das System jedoch diese Leistungsgruppe durch einen systembedingten Fehler schrittweise benachteiligt, dass sie an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit gedrängt wird, dürfte dies sehr wohl auch seine Auswirkungen auf die Qualität der Fürsorge für die „Ich-Generation“ im hohen Alter nach sich ziehen.

    • Hampi sagt:

      Linus Huber
      23. Oktober 2014 um 22:38

      „Demjenigen, welcher seine Kinder verkauft, geht es finanziell ebenfalls für ein Weilchen besser.“

      Die Möglichkeit, mit der Arbeitslosigkeit als Mass, dass jemand sein Kind verkaufen muss, ist umso grösser, desto weniger QE betrieben wurde !

      • Linus Huber sagt:

        Die Frage liegt eher darin, ob geldpolitische Manipulation in Form von z.B. QE, Probleme wirklich löst oder sie verstärkt und deren Lösung in die Zukunft verschiebt. Die Idee der „Kinder verkauften“ ist im heutigen Sozialstaat natürlich nicht nachvollziehbar, sondern es ist im übertragenen Sinn zu verstehen, indem man ihre Zukunftschancen verbaut, wodurch die Gefahr einer sozialen Depression in der Folge auftreten dürfte.

  • Neukredite nur zur Zinsbedienung

    „Das Folgenschwerste bei diesen ganzen Staatsverschuldungen ist jedoch der Tatbestand, dass in den gesamten 40 Jahren die fälligen Zinszahlungen fast ausschließlich mit Neukreditaufnahmen finanziert worden sind. Die Schuldenausweitungen, die sich zwischen 1970 und 2005 auf rund 1.500 Mrd. Euro beliefen, waren praktisch identisch mit den Zinszahlungen in der gleichen Zeit. Das heißt: Diese Schuldenzunahmen haben weder dem Staat noch der großen Bürgermehrheit genutzt, sondern einzig und allein jener Minderheit der Kreditgeber, die dem Staat das Geld geliehen haben. Auf Kosten aller anderen wurden diese Geldverleiher also genau um jene 1.500 Milliarden Euro reicher, die der Staat in den gleichen Jahren an Krediten aufgenommen hat!“

    Helmut Creutz, 2012

    Was schon 12-jährige Schulkinder verstehen, bleibt für Politiker bis zum bevorstehenden, endgültigen Zusammenbruch der Weltwirtschaft (globale Liquiditätsfalle nach J. M. Keynes) unverständlich. Sie wollen es nicht verstehen, um sich nicht der ganzen Sinnlosigkeit ihrer Existenz bewusst zu werden, denn die Befreiung der Marktwirtschaft vom parasitären Gegenprinzip des Privatkapitalismus macht die „hohe Politik“ überflüssig:

    http://opium-des-volkes.blogspot.de/2014/10/eigennutz-und-gemeinnutz.html

    • Linus Huber sagt:

      Interessanter Link – Danke.

      Ein Frage in diesem Zusammenhang. Das Geldmonopol wäre konzeptionell betrachtet einfach abschaffbar, indem man das Geldmonopol des Staates auflöst (die Frage ist dann allerdings, inwiefern sich eine Regierung finanzieren kann, sofern es sie in diesem Konzept überhaupt braucht). Wie sehen Sie die Möglichkeit, das Bodenmonopol zu eliminieren (z.B. indem der Staat das Eigentumsrecht auf Boden nicht mehr schützt …)?

      • Josef Marti sagt:

        Diese Ausgleichsfunktion war bisher der Erbschaftssteuer zugedacht, welche in den letzten Jahrzehnten überall massiv abgebaut wurde, um die Privatisierung und Feudalisierung der Welt voranzutreiben und den ungestörten Transfer von Arbeit zu Besitz zu sichern.
        Die Zeiten, wo Arbeit, Anstrengung und Talent etwas zählten sind längst vorbei, entscheidend sind deshalb ererbtes Boden- und Kapitalmonopol. Da nützt es gar nichts wenn das Silicon Valley ab und zu wieder mal ein paar 20 jährige Milliardäre generiert und wir im Hartz IV-TV irgendwelchen Starmoderatoren und Fussballmilliardären nachjubeln.

        • Linus Huber sagt:

          @ Josef

          Ich kann Ihre Überlegung nachvollziehen, wobei das Konzept in sich quasi das Monopol in sich abschaffen will. Das Ausweichen auf die Besteuerung widerspricht ebenfalls der dem Konzept zugrunde liegenden Idee von Freiheit und der damit verknüpften Verneinung des Gewaltmonopols, sofern ich dies richtig interpretiere.

          • Anh Toan sagt:

            Sofern Sie dies richtig interpretieren, ist es so, wie Sie es interpretieren, dass das Konzept, in sich, will, sich selber abschaffen indem es das Monopol in sich abschafft. Das Konzept hat in sich suizidale Triebe, weil es weiss, wenn es abgeschafft ist, ist Freiheit.

            Ja, etwa so ist es, sofermn Sie dies richtig interpretieren.

    • seebueb sagt:

      Helmut Creutz:
      „Die Schuldenausweitungen, die sich zwischen 1970 und 2005 auf rund 1.500 Mrd. Euro beliefen, waren praktisch identisch mit den Zinszahlungen in der gleichen Zeit.“

      Die Grafik im selben Beitrag sagt, 63Mrd € Schulden 1970, und 1500Mrd € für 2005. Ohne diese Zahlen geprüft zu haben, gehe ich mal davon aus dass sie stimmen. Das entspricht durchschnittlichen 9,5% Jahreszins.

      Jedoch hat die EZB seit ihrer Gründung 1999 bis 2005 einen durchschnittlichen Zinssatz von etwa 3% festgesetzt. Allein diese Reduktion für 1999-2005 (angenommener Zinssatz für Staatsschulden DE: 3,5%) erfordert einen durchschnitlichen Zins von 11% für die vorhergehenden 29 Jahre.

      Statista.com gibt als langfristige Zinsen in DE folgendes an:
      1970-1974 => 8,9%
      1975-1979 => 7,4%,
      1980-1984 => 8,8%
      1985-1989 => 6,4%

      Ganz offensichtlich ist „praktisch identisch“ für gewisse Leute ein äusserst dehnbarer Begriff.

      • „Ohne diese Zahlen geprüft zu haben,…“

        Was Helmut Creutz geprüft hat, brauchen Sie nicht mehr zu „prüfen“ und schon gar keine falschen Schlussfolgerungen daraus ziehen.

        „…hat die EZB … einen durchschnittlichen Zinssatz von … festgesetzt.“

        Der so genannte „Leitzins“ der EZB ist lediglich ein behelfsmäßiges Instrument zur Steuerung der schleichenden Inflation und hat nichts mit dem Kapitalmarktzins für Staatsanleihen zu tun.

        • seebueb sagt:

          Sie mögen Creutz für unfehlbar halten, ich erlaube mir trotzdem gelegentlich zu zweifeln. Sogar auf die Gefahr hin, dass mich das in Ihren Augen zum Häretiker macht.

          Das mit dem EZB-Leitzins…informieren Sie sich gelegentlich, das bewahrt Sie dann vielleicht vor weiteren Posts wie dem hier. Immerhin passt es zum Rest.

          Bezeichnenderweise sagen Sie nichts zum Kernpunkt, inwiefern meine Rechnung grundlegend falsch sein soll. Schliesslich zeigt sie, dass Creutz Stuss schreibt, wahrscheinlich bewusst lügt. Gerade Ihnen, der seinen Zahlen blind vertraut, sollte das massivst zu denken geben.

          • „Sie mögen Creutz für unfehlbar halten,…“

            Er ist nicht unfehlbar, ich habe nur keinen Grund an den Zahlen zu zweifeln, weil Helmut Creutz es nicht nötig hat, zu lügen. In einer Zinsgeld-Ökonomie (zivilisatorisches Mittelalter), die als Ganzes auf einer Lüge (der Religion) basiert, gibt es nun einmal viele, die von der Lüge existieren und ihr eigenes Lügengebäude – ob bewusst oder unbewusst – nur mit weiteren Lügen zu verteidigen versuchen, weil sie das ganze Lügengebäude gar nicht erst verstehen wollen, um sich selbst nicht „überflüssig“ vorzukommen. Ob ein gewisser „seebueb“ ein solcher notorischer Lügner ist, muss er selbst herausfinden. Mir geht es allein darum, das ganze Lügengebäude zu erklären und damit wegzuerklären: http://www.deweles.de/intro.html

          • seebueb sagt:

            Mit anderen Worten, die Mathematik widerspricht sich selbst. Weil Creutz ja sicher recht hat, der ist ja schliesslich Creutz. Und deshalb weiss er es besser als -zig Millionen andere zusammen – Mathematiker, Physiker, Chemiker, Ingenieure, Statiker, etc.

            Gerade die Statiker sorgen mit ihren Fehlern ja täglich dafür, dass hierzulande Gebäude und andere Konstrukte wegen Fehlkalkulationen zusammenstürzen. Und wegen den Fehlern der Ingenieure funktioniert Technik grundsätzlich nicht, etc. pp.

    • Anh Toan sagt:

      Betreffend des Verstehens von Politikern und 12-jährigen Schülern:

      Ich würde selbst auf den Toni aus dem Toggenburg setzen in einem Wettbewerb gegen 12 jährige Schüler.

  • Linus Huber sagt:

    Wenn es mehr Entscheidungsträger des Kalibers Jens Weidmann gäbe, ständen wir heute bedeutend besser aufgestellt.

    http://davidstockmanscontracorner.com/horray-for-herr-weidmann-for-uttering-three-truths-in-one-speech/

    • Walter Bernstein sagt:

      Linus Huber, 2:17
      Jens Weidmann ist einer der wenigen, die sich nicht vom Mainstream zerbrechen lassen.
      Zum Glück muss sich Weidmann niemals Wahlen stellen – das Volk hat für solche Charakterstärke leider nicht viel übrig.
      Es lässt sich lieber mit ein paar Aufputschmitteln bestechen.

      • Linus Huber sagt:

        Ja, Sie sehen dies schon korrekt. Ich bin mir nicht so sicher, inwiefern das Volk solche Charakterstärke in der Zukunft negativ beurteilen wird, wenn die fehlende Nachhaltigkeit immer stärker sichtbar wird. Ich könnte mir gut vorstellen, dass Weidmann resp. die Buba sich in Deutschland (nicht in Brüssels) hoher Beliebtheit erfreuen könnte. Gesellschaftliche Veränderungen laufen sehr langsam und träge ab und die zunehmende Aufklärung ökonomischer Zusammenhänge gehen schwerlich spurlos an der Bevölkerung vorbei.

        • Walter Bernstein sagt:

          Linus Huber, 9:22
          Das Volk will auch weiterhin Brot und Spiele.

          Beides wird es sich nicht wegnehmen lassen. Deshalb haben die Mahner keine Chance.
          Selbst wenn die Kornspeicher schon lange leer sind. Das lässt sich mit neuen Schulden alles regeln.

      • Hampi sagt:

        „Jens Weidmann ist einer der wenigen, die sich nicht vom Mainstream zerbrechen lassen.“

        Weidmann ist der Mainstream in Deutschland. Und ich warte schon seit Jahren darauf, dass Deutschland nicht nur andauernd sagt, wie’s nicht gemacht werden soll, sondern zur Abwechslung auch mal konstruktive Lösungsvorschläge bringt.

        • Josef Marti sagt:

          Das nützt gar nichts. D ist komplett in die Falle getappt, es wird permanent vom Süden überstimmt und ist in der Minderheit und damit chancenlos, um entscheidenden Einfluss in der Geldpolitik zu nehmen. Die Transferunion ist besiegelt und kann vom Süden problemlos nach eigenem Gutdünken diktiert werden.
          Die Situation ist vergleichbar mit dem CH NFA: Das System funktioniert nach dem Prinzip: Wer bekommt befiehlt, weil die Nehmerkantone in der Mehrheit sind und im Ständerat alle auch nur minimsten Änderungsversuche am NFA Mechanismus blockieren können. Eigentlich eine geniale kommunistische Umverteilungsdiktatur, die alten Sowjets würden vor Neid erblassen.

          • Hampi sagt:

            „Das nützt gar nichts. D ist komplett in die Falle getappt, es wird permanent vom Süden überstimmt und ist in der Minderheit und damit chancenlos, um entscheidenden Einfluss in der Geldpolitik zu nehmen.“

            In Realität ist der Einfluss Deutschlands auf die Geldpolitik zurzeit leider dominant spürbar. Nur so kann man sich die fahrlässige Inaktivität der EZB erklären.

            Eine Finanzpolitik, die sich stur auf die „schwarze Null“ einbunkert, während jedem allmählich klar wird (früher oder später auch den Deutschen), dass die deflationären Tendenzen in Europa das Hauptproblem der Weltwirtschaft sind, ist ein fataler Fehler.

          • Walter Bernstein sagt:

            Hampi, 9:57
            Deutschland muss keine konstruktiven Vorschläge machen, denn es bestehen klare Regelungen und Absprachen.

            Wenn Sie mit dem Auto zu schnell fahren und von der Polizei gestoppt werden, ist es nicht Aufgabe der Beamten, „konstruktiven Vorschläge“ zu unterbreiten, wie Sie noch schneller ans Ziel kommen oder die nächste Radarfalle umfahren können.

          • Walter Bernstein sagt:

            Josef Marti, 11:35
            Wie kommen Sie darauf? Mein Eindruck ist eher, dass sich Deutschland durchsetzt.
            Die Deutschen lassen aber Hollande das Gesicht wahren.

            Frankreich wehrt sich noch, kommt aber genauso wenig gegen Deutschland an wie alle anderen.

            Selbst die französische Bevölkerung selbst vertraut – laut Umfragen – Merkel stärker als den eigenen Politikern. Denn auch die Franzosen haben erkannt: Merkel steht für Stabilität und Solidität. Hollande steht für das genaue Gegenteil.

          • Linus Huber sagt:

            „dass die deflationären Tendenzen in Europa das Hauptproblem der Weltwirtschaft sind“

            Vielleicht ist der Umstand, dass Deflation seit Jahrzehnten als grosses Problem deklariert wurde, resp. als einen Umstand, welcher mit allen Mitteln zu bekämpfen ist, genau der Grund, warum wir heute in der Sch…. sitzen. Die Verhinderung kurzfristiger Schmerzen dürfte ein Grund dafür sein, dass das System dadurch einem Schneeballsystem gleichkommt. Die fragwürdige Idee des „free lunch“ (etwas für nichts) ist stark ausgeprägt.

          • Hampi sagt:

            Walter Bernstein
            20. Oktober 2014 um 19:30

            Deutschland ist ebenso (wenn nicht noch mehr) abhängig vom Wohlergehen des Euros, wie Europa von Deutschland abhängig ist.

            Aus diesem Grund ist die Tatsache, dass Merkel (plus eine zu billige Währung und Schröders Reformen) in Deutschland ein paar Jahre lang für Stabilität sorgte, von untergeordneter Wichtigkeit.

            Weit wichtiger wären stabile Verhältnisse im Euro-Gebiet. Davon hängt hauptsächlich auch die langfristige Stabilität Deutschlands ab. Und gerade hier ist die Bilanz von Merkel bisher nicht gerade gut.

          • Hampi sagt:

            Linus Huber
            20. Oktober 2014 um 19:38

            „Vielleicht ist der Umstand, dass Deflation seit Jahrzehnten als grosses Problem deklariert wurde,….“

            Soviel ich mich erinnern kann, war Jahrzente lang der Umstand der Inflation, nicht der Deflation, als grosses Problem deklariert. Und wenn ich mich in Europa so rumschaue, erkenne ich noch keine grossen Tendenzen, als ob Deflation nächstens zum grossen Problem deklariert würde. Leider.

          • Linus Huber sagt:

            Jede Regierung muss selber verantwortlich sein für stabile Verhältnisse im eigenen Land. Diese Aufgabe wurde in Deutschland wahrgenommen, jedoch weniger in den Problem-Staaten. Vielleicht sind EU und EURO mit ein Grund, dass sich die Problematik in dieser Form überhaupt erst bilden konnte, ansonsten Anpassungen resp. das Abbauen von Ungleichgewichten schon lange erfolgt wären. Vielleicht ist das EU-Projekt mehr destabilisierend als verbindend und deren Gründung beruhte eher auf den bestehenden stabilen Verhältnissen zu jenen Zeiten, welche das Gefühl der euphorischen Selbstinszenierung von Politikern beflügelte.

          • Linus Huber sagt:

            „Soviel ich mich erinnern kann, war Jahrzente lang der Umstand der Inflation, nicht der Deflation, als grosses Problem deklariert.“

            Sie reden von den 70iger Jahren, als Inflation ausser Rand und Band geriet. Was ich hier anspreche, ist die Doktrin, welche jede deflationäre Phase vermeiden will. Was glauben Sie, warum die Zentralbanken derart aggressiv handelten?

          • Josef Marti sagt:

            @Bernstein. Sie liegen falsch. Nur schon die 3 Länder E, F und I haben zusammen über 50% Anteil an der EZB während D nur 25% hat. Im EZB Rat wurde D bisher regelmässig überstimmt sodass die verbotene monetäre Staatsfinanzierung munter weiter betrieben wird.
            Es ist zudem nur noch eine Frage der Zeit bis die Eurobonds beschlossen werden, diese werden dann natürlich anders bezeichnet. Die Vergemeinschaftung der Schulden ist beschlossene Sache und unvermeidlich.

          • Anh Toan sagt:

            @Linus Huber: Wenn Sie an Alzheimer leiden, könen Sie ja nachlesen, was Sie geschrieben haben:

            19:38 „dass Deflation seit Jahrzehnten als grosses Problem deklariert wurde“ (Plural, also allermindest 20 Jahre)

            22:21 „Was ich hier anspreche, ist die Doktrin, welche jede deflationäre Phase vermeiden will“

            (aber bestimmt nicht seit Jahrzehnten)

            Aber dann sich süffisant überheblich lustig machen über andere: „Was glauben Sie….“, also Sie Herr Huber wissen, während andere etwas (Dummes) glauben.

            Kann es sein, dass es sich nicht im Rahmen des Möglichen bewegen könnte, mit Ihnen einen sachliche Diskussion zu entwicklen, weil Sie Ihre eigenen Aussagen, wenn Sie denn einmal darauf behaftet werden, einfach umdeuten könnten, damit Sie sich immer in gutem Licht präsentieren zu vermögen dürfen sollten, und Sie immer und jederzeit Recht zu haben glauben sollten vermögen.

          • Linus Huber sagt:

            „Ich rede von den gerade vergangenen Jahren. Seit der Versuch der Notenbanken, die Wirtschaft vor dem totalen Kollaps zu retten und danach Inflation zu provozieren“

            Und die Gefahr des totalen Kollapses war wohl so was wie eine Naturkatastrophe, welche über die Menschheit hereinbricht und hat nichts mit der angewandten Doktrin im Bereiche der Geldpolitik der vergangenen Jahrzehnte etwas zu tun ???? Vielleicht wäre es sinnvoll, diese Doktrin zu hinterfragen, bevor man weiter willkürlich und konzeptlos herum manipuliert und die wirkliche Lösung der Probleme angeht, anstatt diese Probleme der unterschiedlichsten Ungleichgewichte weiter zu verstärken.

        • Hampi sagt:

          Linus Huber
          20. Oktober 2014 um 22:21

          „Sie reden von den 70iger Jahren, als Inflation ausser Rand und Band geriet.“

          Nein! Ich rede von den gerade vergangenen Jahren. Seit der Versuch der Notenbanken, die Wirtschaft vor dem totalen Kollaps zu retten und danach Inflation zu provozieren, an den deutschen (und auch CH) Stammtischen die Mär von der uns drohenden Hyperinflation hervorbrachte.

          Die ist zwar weit und breit nicht in Sicht. Doch die Angst/Panik ist geblieben. Und einige Systemmüde sehen in der Deflation sozusagen eine von Gott gewollte, aber korrekte Strafe.

          • Josef Marti sagt:

            Die Inflation der 70er und frühen 80er war noch eine schöne Zeit, weil Produktivitätsfortschrit und Inflationsrate noch ausgeglichen wurde. Für die Anleihensinhaber und Kapitalbesitzer war es ein Ärgernis, weshalb die Monetaristen unter Friedman die restriktive Geldmengensteuerung eingeführt hatten begleitet von einer neoliberalen Steuersenkungspolitik und Hochzinspolitik in den 80ern und Zerschlagung der Gewerkschaften mit dem Ziel die Lohnquote von den Früchten des Wirtschaftswachstums fernzuhalten.
            Die Deflationstendenz im Euroraum ist in der langen Frist ein Problem für den Export, da eine reale Aufwertung des Euro droht; momentan ist das kurzfristig entschärft solange der Dollar noch Aufwärtstendenz zeigt.
            Das Establishment hat zwar Angst vor hoher Inflation, jedoch noch mehr vor Deflation, weshalb die allseits beliebte Zielinflationrate von 2% erfunden wurde; diese sichert einen immerwährenden Umverteilungseffekt von unten nach oben, welcher den marginalen Wertverlust der Kapital- und Bodenbesitzer überkompensiert weil der Schuldzinsknecht sprich Mieter und Häuslebesitzer auf lange Sicht ein Mehrfaches der Inflationsrate abdrücken muss.
            Deflation hingegen führt zum Kollaps der Schuldenkönige Banken und Staaten, deshalb die panische Angst. Eine Konsumpreisinflation ist hingegen nicht zu bewerkstelligen solange der Lohnstückkostenzuwachs den Produktivitätszuwachs nicht übersteigt; dies kann das einzelwirtschaftlich gesteuerte Establishment locker verhindern.

          • Anh Toan sagt:

            @Hampi: „Die ist zwar weit und breit nicht in Sicht.“

            Für @Linus Huber: Sie vermügen eben nicht, die langfrsitigen Auswirkungen zu erkennen, welche mit dieser zentralplanerischen Politik die Bevölkerung infatilisieren dürfte. Ich (Linus Huber) hingegen, kann diese langfristigen Auswirkungen ganz klar erkennen, die machen die Menschen schlecht indem sie zuerst das Geld schlecht machen, und wenn das mal schlecht ist, werden die Menschen auch schlecht.

            Es ist erschreckend, wie ausser mir und Fredirc Bastiat und dem Papst niemand die langfrsitigen Auswirkungen wirklich in deren möglichen Auswirkungen vollständig beuzrteilen können dürfte. Ich fühle mich so einsam mit meiner Kenntnis der langfrsietigen Auswirkungen.

          • Linus Huber sagt:

            Aber Sie liegen falsch, wenn Sie Inflation als anerkanntes Problem darstellen, sondern diese wird geradezu angestrebt. Was natürlich nicht erkannt wird, dass Inflation sich nicht gleichmäßig und zeitgleich auf sämtliche Güter verteilt, sondern in erster Linie Verzerrungen des Preisgefüges produziert. Wenn der angestrebte Aufschwung aufgrund der Inflationierung der Geldmenge wirklich stattgefunden hätte, hätte sich auch eine entsprechende Inflation im dazu verwendeten Instrument der Inflationsmessung gezeigt (Konsumentenpreisindex), denn in solch einem Falle wäre die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes nicht eingesackt. Anstelle dessen haben die Bond- und Aktienmärkte geboomt. Aber Sie beweisen mit Ihrer Aussage, inwiefern die Gesellschaft indoktriniert wurde, dass leicht sinkende Preise als negativ zu werten sei, anstelle zu erkennen, welche Schäden/Verwerfungen die langfristige Geldentwertung nach sich ziehen.

          • ast sagt:

            Möglicherweise kann Deflation die Vorstufe zu einer Hyperinflation anzeigen. Deflation entsteht zum Beispiel infolge geringerer Nachfrage, was bedeutet dass das Gewerbe auf die rückgängige Nachfrage mit sinkender Produktion reagiert. Dadurch werden Arbeitsplätze abgebaut, was die Deflation bis zu einem bestimmten Punkt weiter anheizt. Irgendwann kippt die deflationäre Abwärtsspirale zur Hyperinflation, vermutlich infolge Vertrauensverlust in Wertpapiere.
            Ich bin mir bewusst dass diese Darstellung grob vereinfacht dargestellt ist, im Detail sieht die Entstehung einer Hyperinfation wohl immer wieder anders aus.

          • Linus Huber sagt:

            „Ich fühle mich so einsam mit meiner Kenntnis“

            Nein, der Papst hat keine Ahnung, sondern nur Bastiat und ich, ausser jemand hat vielleicht einen Deut einer Ahnung der verschiedenen wirtschaftswissenschaftlichen Denkschulen.

          • Anh Toan sagt:

            Sie haben mich falsch zitiert, lassen dfas wichtigste in meinem Satz weg, wie es typisch ist für Sie:

            Sie sind einsam in Kenntnis der LANGFRISTIGEN Auswirkungen, da kein seriöser Oekonom behauptet, er könne die Auswirkungen einer Massnahme auf sagen wir mal 50 Jahre berechnen.

            Was Sie betreiben ist Religion nicht Wissenschaft.

          • Linus Huber sagt:

            Ja sicher, und niemand hat die Krise vorausgesehen, ausser Bastiat und ich.

          • Anh Toan sagt:

            Ja, Bastiat hat Sie etwa 150 Jahre ölang vorhergesehen, und dann kam die Krise.

          • Anh Toan sagt:

            die Krise kam unter dem namen Linus Huber:

            Die Geldentwertung hat ihn moralisch degeneriert, er zitiert falsch, übersetzt falsch, plagiert, zahlt Wettschulden nicht.

          • Anh Toan sagt:

            Ach ja, er ändert auch seinen Nick und streitet es ab, wenn er erwischt wird.

          • Linus Huber sagt:

            @ Hampi

            „Und einige Systemmüde sehen in der Deflation sozusagen eine von Gott gewollte, aber korrekte Strafe.“

            Sie verwechseln hier etwas. Es geht weder um Systemmüdigkeit noch um eine Gottesbestrafung sondern um das konzeptionelle Verständnis der Mechanismen, welche zur Krise führten.

  • Anh Toan sagt:

    http://www.economist.com/news/finance-and-economics/21625823-rein-its-debt-china-must-be-willing-let-companies-fail-moral-deficit?zid=306&ah=1b164dbd43b0cb27ba0d4c3b12a5e227

    „….But something unexpected happened this month: Chaori’s creditors were bailed out.

    It is a disturbing omen for the Chinese economy. For all the talk of reform, many government officials still want to paper over bad loans. With credit going to keep moribund companies alive, China’s debt levels have soared even as growth has slowed. Overall debt, including government, corporate and household, has reached about 250% of GDP, up from 150% six years ago.“

    In „http://blog.fuw.ch/nevermindthemarkets/index.php/34422/chinas-kreditblase-in-5-charts/“ hat MD darüber berichtet, dass Chaori pleite ging. (und dass dies Schockwellen in den Märkten verusachte). Viel schlimmer als die Pleite ist aber die Rettung: Wenn die Gläubiger (mindestens teilweise Banken) eines Solarzellenhersteller ein Bailout erhalten, ist anzunehmen, dass das chinesische Bankensystem bereits bei einer kleinen Erschütterung pleite geht. In den USA war man der Meinung, das System könne einen Zusammenbruch von Lehmann verkraften, in China vermutet man, dass selbst der Zusammenbruch eines mittleren Induustriekonzern ein Bailout rechtfertigt, eben weil der Zusammenbruch des Finanzsystems droht.

    Das, dazu der Konflikt mit Hongkong, China’s Wachstums ist im Krebsgang, da sind eine Menge dunkle Wolke über China, die nicht nur aus den Abgasen der im Konsumrausch angeschafften Autos kommen.

    • Anh Toan sagt:

      Interessant ist auch

      http://www.ft.com/cms/s/0/89a84fe8-43d5-11e4-8abd-00144feabdc0.html#axzz3GX0aLD2m

      Fears of housing crash in China raise global alarm

      vom 09.10.2014

      In China fallen die Immobilienpreise seit 4 Monaten:

      Geht das weiter, kann man sich den Rest aus der Subprime Krise in den USA abmalen, nur sind die Schuldner nicht primär die Bürger, sondern die Bauträger, und wenn deren Schulden bei den Banken nicht mehr bedient werden, fallen die Banken. Und wenn nichts Neues gebaut wird, gibts weniger Wachstums.

      Ich denke, die werden das hinbekommen, aber der Preis wird deutlich schwächeres Wachstum sein, und dies ist mein best case scenario.

      • Linus Huber sagt:

        Die offensichtlich gewordenen Probleme zu beschreiben, ist sicherlich auch notwendig und eine Möglichkeit die Welt zu betrachten. Bedeutend interessanter ist allerdings, Überlegungen zu deren Entstehen anzustellen, die Ursachen, die Mechanismen und Anreize zu studieren, welche zu dieser Situation führten, denn die Akteure verhielten sich ja nicht in einem Vakuum derartig, sondern innerhalb durch Entscheidungsträger geschaffenen Rahmenbedingungen.

        • Walter Bernstein sagt:

          Linus Huber, 1:38
          Deshalb braucht es Politiker, die langfristig denken, kurzfristigen Versuchungen widerstehen, und die nächste Generation im Blick haben.

          Aber solche Persönlichkeiten werden ja meistens abgewählt.
          Das Volk will es eben nicht anders: Auf zur nächsten Party. Dann kommt der Riesen-Kater. Aber dann gleich wieder Party.

          • Anh Toan sagt:

            Also: Es braucht Politiker die niemand wählen würde,

            Diktatoren mit einer richtigen Moral.

          • Anh Toan sagt:

            Dikataturen rechtfertigen sich immer damit, dass sie erkennen, welche Werte zu schützen sind und welche nicht.

            Diktaturen setzten eine (angeblich) höherwertige Moral beim Volk durch.

          • Linus Huber sagt:

            Vergessen Sie nicht, dass das Volk die Schuldenbremse mit 84.7% Ja-Stimmen am 2.12. 2001 angenommen hat. Dies zeugt nicht unbedingt von einer die Nachhaltigkeit ignorierenden Haltung des Volkes. Allerdings ist die Dringlichkeit, sich nachhaltig zu verhalten, in manchen Scheindemokratien (repräsentative Demokratien) oft weniger bedeutend für Politiker, denn da spielt die Finanzierung des Abstimmungskampfs sowie die Aussicht auf staatliche Leistungen oft eine grössere Rolle als das Verständnis für Nachhaltigkeit des Kandidaten.

            Aber Sie liegen richtig, dass es solche Politiker äusserst schwierig haben im heutigen Umfeld. Es ist leider so, dass genau jene Eigenschaften (vorzüglich Streben nach Macht und Anerkennung etc. und eher schwache Prinzipientreue), welchen einen Kandidaten erfolgreich machen, sich eher nicht positiv auf sein Verhalten im gewonnenen Amt erweisen. Z.B. Minder stufe ich in der Schweiz noch am ehesten als prinzipientreu ein.

          • Linus Huber sagt:

            „Dikataturen rechtfertigen sich immer damit, dass sie erkennen, welche Werte zu schützen sind und welche nicht.“

            Ja, genau wie die EU-Bürokraten glauben, ihre Vorstellungen z.B. im Zusammenhang mit der Einwanderung diktieren zu können.

          • Anh Toan sagt:

            In der Schweiz hat das heilige und unfehlbare Volk mit seinem Gespür und la la ja gesagt zu den Bilateralen inkl PFZ mit 67 Prozent Zustimmung.

            Da mussten die EU Bürokraten wenig diktieren, die haben auch keine Armee, keine Polizei, keine Gefängnisse, das sind Michey Mouse Diktatoren.

          • Anh Toan sagt:

            Letztlich finden diese unheimllichen Super Volks Demokraten an der EU undemokratisch, dass sich die anderen in Europa zusammenschliessen, ohne vorher die demokratische Einwilligung des Schweizer Volkes einzuholen. Das Schweizer Volk wurde nie gefragt, ob sich die EU bilden darf, und wie, und darum ist die undemokratisch

          • Anh Toan sagt:

            Die mchen einfach einen Euro, und dann taugt er nichts, und dann muss unsere Nati diesen retten, indem sie alle kauft und denen unsere guten Franken gibt, und nie wurde darüber abgestimmt in der Schweiz, das ist doch undemokratisch.

          • Walter Bernstein sagt:

            Anh Toan, 11:48
            Nicht immer.
            Manchmal „überzeugen“ Diktaturen auch nur durch die Anzahl der Schlagstöcke.
            Schon Mirabeau erkannte scharfsinnig, dass man gegen Bajonette nichts ausrichten könne.
            Zu schützende Werte kommen dann höchstens noch als Feigenblatt dazu.

            Auch das Volk kann sich natürlich irren. Und es entscheidet häufig sehr gefühlsbetont und widersprüchlich.
            Wie sagte F. von Wrangel? „Vox populi vox Rindvieh“ – und schlug die Revolution nieder.

        • Anh Toan sagt:

          Ursache für die Probleme:

          Hätte Eva nicht vom Apfel gegessen, lebten wir noch immer im Paradies.

          • Anh Toan sagt:

            Ursache der Probleme ist die Nebenwirkung der Lösung anderer Probleme.

            Sie sehen aber nur die Probleme, nicht die Lösungen:

            Es ging uns noch nie so gut.

          • Anh Toan sagt:

            Schuld ist Eva:

            Es sind die Frauen, welche alles Vergesellschaften wollen, welche sich besser von einem Patriachen als vom Staat infantiliesieren lassen sollten, und darum müssen wir, die Menschen mit Moral, die Männer, die Frauen unten halten, wir dürfen diese Hexen wie Merkerl, Sommeruga und die grösste von allen, EWS nicht mehr weitermachen lassen, sondern sie tief im Haus vor dem Herd anbinden, auf dass sie nicht unsere patriachalische Freiheit kaputt machen.

            Schweizer wählen SVP (nicht Schweizerinnen, die sind Frauen und wählen linke Hexen und Emanzen)

          • Anh Toan sagt:

            Ich sollte mich etwas mehr an Sting errinnern:

            „It takes a man to suffer ignorance and smile“

          • Linus Huber sagt:

            Es ist jedem überlassen, seine eigene Ignoranz zu hegen und pflegen.

          • Anh Toan sagt:

            Ja, aber falsch zitieren, fremdes als eigens ausgeben, und dann nacher sagen, stammt ja nicht von mir, das ist nicht jedem überlassen, nur die Dummheit, die ist unschuldig.

          • Walter Bernstein sagt:

            Anh Toan 11:43
            Ohne die Evas würde auch heute mancher Mann noch im Paradies leben:
            Guter Lohn, schickes Auto. Stattdessen Alimente und Armut.
            Aber wie heisst es so schön? Respice finem. Was vor dem Altar aber die wenigsten tun.

        • Anh Toan sagt:

          @Linus Huber: Treffen Sie auf ein problem, stellen Sie überölegungen an, woher es kommt, studieren es und finden es interessant.

          Als Pragrammatiker halte es da mit dem Charakter aus Pulp Fiction:

          I’m Mr. Wolf, I solve problems.

          • Anh Toan sagt:

            Kitschige Trivialitäten über Gut und Böse.

            Auch ein vietnamesischer Reisbauer weiss, Medizin ist bitter. Er würde nie an die Heilungskraft einer medizin glauben, die gut schmeckt.

            Ziemlich infantil, ist es nicht?

          • Anh Toan sagt:

            „… for it almost always happens that when the immediate consequence is favorable, the later consequences are disastrous, and vice versa.“

            Behauptet Batiat einfach so ins Blaue hinaus, da nimmt er Dadaismus vorweg, vor allem mit dem Vice Versa: Also fast alles was in kurzer Frist desaströs ist (um ihn bei seinen Worten ganz genau zu nehmen) ist auf lange Frist nützlich, oder:

            Schlagen wir alles zusammen und uns gegenseitig tot, machen wir maximales Desaster, dann wird es bestimmmt gut. Wir sollten machen, was kurzfristig schlecht ist, das ist dann langfristig gut.

          • Anh Toan sagt:

            Um reich zu werden, sollten wir investieren, wo sofortiger Ruin droht, dann werden wir langfristig reich.

          • Anh Toan sagt:

            Um die langfristigen Auswirkungen einer Massnahme zu erkennen, müssten die langfristige Entwicklung ohne diese Massnahme erkennbar sein, damit die beiden Entwicklungen verglichen werden können. Wenn die EZB ein QE ins Auge fasst, müsste Sie, um dessen langfristige Wirkungen zu erkennen:

            – Wissen, ob die chinesische Immobilienblase noch dieses Jahr, in fünf Jahren oder in 200 Jahren platzt.
            – Wissen, ob sich Ebola zu einer die halbe Menschheit wegraffenden Seuche entwickelt.
            – Wissen, ob Putin auch das Baltikum und Polen zurück will.
            – Wissen was die USA bis dann machen, Japan

            Kurz: Man müsste Gott sein, um langfristige Wirkungen einer Massnahme beurteilen zu können.

            Es ist schon schwierig genug bis unmöglich, die kurzfristigen Auswirkungen einer Massnahme zu beurteilen.

          • Anh Toan sagt:

            Manche glauben, es reicht Papst oder sonst ein Pfaffe zu sein, weil dann ist man unfehlbar in der Beurteilung langfristiger Entwicklungen.

          • Anh Toan sagt:

            Kann sein, dass Bastiat auch etwas Intelligentes geschrieben hat, was Sie von ihm zitieren, stützt diese Hypthese aber nicht.

  • George Aengenheister sagt:

    QE ist die Droge der Börse. Die Stimmung ist ausgelassen heiter, Power scheint grenzenlos. Der Entzug ist weniger heiter. Power-Ende, Schüttelkrämpfe und das ganze Sortiment dazu. Die Frage stellt sich: Wieviel Gift kann ein Organismus vertragen bis er stirbt, oder durch den Entzug durch bis zur Gesundung?

  • Walter Bernstein sagt:

    Ein viertes QE-Programm sollte nicht kommen.

    Die US-Zinsen sind schon sehr niedrig (es war ja ursprünglich der Zweck der QE-Massnahmen, die langfristigen Zinssätze zu senken), und die Marktteilnehmer sollten sich nicht an staatliche Eingriffe gewöhnen, oder sie als selbstverständlich ansehen.

    Während der Finanzkrise hat man mit begrenzten Eingriffen sehr gute Erfahrungen gemacht, z. B. der „Abwrackprämie“ oder dem Kurzarbeitergeld in Deutschland. Es kann aber nicht sein, dass ein Staat – oder seine Notenbank – die ganze Volkswirtschaft permanent unter Drogen setzt – sonst verhalten sich irgendwann alle Wirtschaftssubjekte wie Abhängige auf Entzug und rufen nach dem nächsten Shot.

    Wenn die Unternehmen nicht investieren, liegt das momentan nicht an Zinssätzen oder strikter Kreditvergabe, sondern an Zukunftszweifeln. Diese kann man kaum mit einem 4. oder 5. QE ausräumen. Zumindest nicht zu akzeptablen Kosten.

    • Johnny Smith sagt:

      Absolut einverstanden. Sie sprechen einen guten Punkt an: …PERMANENT… Wenn man schon an eine überwiegend positive Wirkung einer Krisenmassnahme glaubt, so sollte diese Massnahme als Aktion/Reaktion in einer Krise vorbehalten bleiben und nicht permanent angewendet werden. QE gilt als Krisenmassnahme und gehört deshalb schon längst abgeschafft. Oder aber die Wirkungen von QE wären generell positiv auf die Konjunktur. Dies scheinen sie nun aber nicht gewesen zu sein. Sie schreiben zu recht, die Zukunftszweifel sind geblieben. QE bleibt eine Krisenmassnahme.

  • Linus Huber sagt:

    Die Bevormundung der Bürger in diesem Land wird grenzenlos und immer grotesker! – Hans Zumstein

    Solche Kommentare geben mir Hoffnung.

    http://bazonline.ch/schweiz/standard/Doch-neue-Regeln-fuer-Bargeldzahlungen/story/26525700

  • Johnny Smith sagt:

    Was frappant ist, ist die Korrelation in der Grafik von Bilanzausweitung des FED mit dem Aktienmarkt. Das QE kommt im Aktienmarkt an.

    Viel weniger klar ist die Korrelation zwischen Bondmarkt und Bilanzausweitung. Bezeichnenderweise fehlt denn auch eine verblüffende gemeinsame Grafik dazu. Das QE korreliert schlicht nicht so gut mit dem Bondmarkt und damit auch den – so die Annahme im Artikel – treffisicheren Prognosen des Bondmarkts.

    Es erscheint mir damit auch nicht klar, wie man mit den Annahmen im Artikel zur Schlussfolgerung „Die US-Wirtschaft ist immer noch zu schwach, um ohne die Liquiditätshilfe der Notenbank zu leben.“ kommen kann. Das ewige QE der letzten Jahre hätte, wenn es taugen würde die Realwirtschaft zu fördern, eine saumässig starke US Wirtschaft produzieren müssen. Wenn jetzt aber der Artikel annimmt, die Wirtschaft würde einbrechen, würde das ja bedeuten, dass das QE gar nichts gebracht hat. Dann bringt auch weiteres QE mutmasslich nichts.

    Ich sehe die US Wirtschaft nicht vor einem unmittelbar drohenden Einbruch. Das Wachstum ist zwar eher mau, aber immerhin sind die jobless claims auf 14 Jahre-Tiefststand gewesen und unemployment unter 6%, GDP klar im Plus. Wie kann man da zur Forderung kommen, QE sei nötig? Da bleibt nur Kopfschütteln… Dass nach ein paar Tagen Nervosität an den Aktienmärkten bereits gewisse Akteure wieder von der nicht versiegenden Geldflut der Zentralbanken gerettet werden wollen, kann ich verstehen. Bedenklich wäre aber, wenn die FED weiterhin darauf eingeht.

    • Linus Huber sagt:

      Ich gehe mit Ihnen einig, dass es bedenklich wäre/ist.

      Allerdings befinden sich im Fed mehr oder weniger alles auf Inflation getrimmte Ökonomen, welche sich aufgrund ihrer Doktrin und im Glauben, dass sie durch ihr Handeln Gutes tun, im Zweifelsfalle Geld drucken dürften.

      • Johnny Smith sagt:

        @ LH

        Ich teile Ihre Bedenken. Ich würde meine Meinung so formulieren: In der FED (und auch anderen Zentralbanken) sitzen zu viele, die an die Konjunkturankurbelung durch QE glauben. Sie sind auf diesem Auge blind und sehen deshalb nicht, dass QE für die Realwirtschaft nichts bringt. Dabei sieht man so deutlich zB an der Grafik aus diesem Artikel, dass QE v.a. im Aktienmarkt ankommt. (Für die Skeptiker: einverstanden, teilweise auch andernorts, aber viel viel viel weniger auch andernorts.)

        Die Nebenwirkungen von QE sind leider (Krise aussen vor gelassen) grösser als die angestrebten (oder zumindest als Ziel angegebenen) Wirkungen.

    • seebueb sagt:

      Wegen der gesunkenen Partizipationsrate(PR) zeichnen die Arbeitslosenzahlen ein schönfärberisches Bild. Vor der Krise konstant bei 66%, ist sie seither linear auf unter 63% gefallen. Mit konstanter PR wäre dementsprechend die Arbeitslosenrate 3% höher.

      Hinzu kommen Arbeitnehmer, die Teilzeit arbeiten aber eigentlich einen Vollzeitjob suchen, und wohl auch Junge die eine länger Ausbildung absolvieren(und sich dabei massiv verschulden), weil die Aussichten auf dem Arbeitsmarkt auch heute noch wenig erfolgversprechend sind.

      Als Folge davon herrscht praktisch Null Lohndruck. Wäre die Lage auf dem Arbeitsmarkt tatsächlich rosig, müssten die Löhne schon lange zu steigen begonnen haben.

      • Josef Marti sagt:

        Das gilt es für das Establishment mit allen Mitteln zu verhindern. Es gäbe nur einen Weg die Situation wieder einigermassen zu beruhigen. Die durch die Gewinnquote geraubten Produktivitätsfortschritte der letzten Jahrzehnte müssten wieder zurückbuchstabiert werden, dh. die Löhne deutlich angehoben werden; nur so wäre es möglich auf lange Sicht mit einer so erzeugten moderaten Inflationsrate die Zinsen wieder anziehen zu lassen und die Währung langsam zu entwerten so dass auch die Exporte und die Konjunktur insgesamt neu belebt würden und ein vernünftiges Zinsniveau wiederhergestellt würde.
        Das einzelwirtschaftlich gesteuerte Establishment versucht dagegen das Unmögliche, nämlich Weiterführung von Steuersenkungsorgien kombiniert mit weiterem Druck auf die Löhne und Austeritätspolitik, obwohl es genau weiss, dass damit niemals Inflation erzeugt werden kann, höchstens Stagflation durch steigende Rohstoffpreise, dafür aber die von der Börse bejubelte Vermögenspreisinflation welche das Establishment als Erfolg verkauft; also gibt es keinen Ausweg aus der QE Falle, bzw. hatten wir das früher schon diskutiert mit dem Anschiebeversuch eines Seils.
        Piketty scheint recht zu behalten, wenn er sagt, dass die Herausbildung eines Mittelstandes nach WK II lediglich eine relativ kurzfristige Anomalie in der Zeitgeschichte darstellt. Damit ist aber auch ganz klar festzuhalten, dass das System einer freien Marktwirtschaft mit einigermassen gleichlangen Spiessen und Wettbewerbsbedingungen für alle Teilnehmer definitiv gescheitert ist.

        • seebueb sagt:

          Das mit der freien Marktwirtschaft fällt mMn unter das Thema Glorifizierung (der eigenen Geschichte): Eine wesentliche Funktion des Staates besteht darin, für die Wirtschaft(wie auch für die übrigen Anspruchsgruppen) gute(verbesserte) Rahmenbedingungen zu schaffen bzw. dahingehende Entwicklungen zu fördern. Diese Steuerung geschieht per Definition zentral, mithin nicht-frei, nicht-anarchisch.

          Die Mittelklasse ist geschichtlich eine junge Erscheinung, mMn zu jung als dass wir sagen könnten dass sie nur eine temporäre Erscheinung ist/war, vielleicht ist auch bloss das sprichwörtliche Pendel am zurückschwingen. Unsere Enkel und Ururenkel werden das besser abschätzen können.

          Sie implizieren, dass Inflation die (ein zentraler Teil der) Lösung ist, gleichzeitig beklagen Sie indirekt die mangelnde Verhandlungsmacht der Arbeitnehmer (sonst müssten die Löhne steigen). Inwiefern würde erhöhte Inflation die Position der Arbeitnehmer stärken?

          • Josef Marti sagt:

            Inflation generell stärkt nicht die Position der Lohnabhängigen. Wie erwähnt ist der genannte Inflationseffekt nicht kurzfristig zu haben und folgt den Lohnerhöhungen nach und nicht umgekehrt. Mit anhaltender Deflationstendenz ändert sich auch nichts an der Nullzinspolitik, also muss das Pendel schon irgendwann mal in die andere Richtung schwenken. Eine andere Möglichkeit als über die Löhne gibt es nicht. Demgegenüber scheint der Mainstream davon auszugehen, dass ein Gleichgewichtszustand in einer Situation massiver Ungleichgewichte am besten einfach durch Festhalten an der ursprünglich bestimmten Kursausrichtung, welche zu den Ungleichgewichten geführt hat, erreicht wird.
            Die Mittelklasse wude geschreddert weil die von Ihnen erwähnten verbesserten Rahmenbedinungen in den letzten 40 Jahren so gestaltet wurden, dass die Gewinnquote alle Produktivitätsfortschritte sich selbst einverleibt hat; jetzt sieht man, dass für dieses Modell bald einmal das Ende der Fahnenstange erreicht ist.

      • Johnny Smith sagt:

        @ seebueb

        Sie haben recht, der US Arbeitsmarkt ist v.a. vordergründig in den Schlagzeilen stark, wenn man unter die Haube schaut, ist er mittelmässig. Ich habe andernorts (weiss nicht mehr mit Ihnen oder AT) auch auf die von Ihnen hier zu recht angeführte tiefe und v.a. sinkene Partizipationsrate hingewiesen.

        Meine Aussage war auch nicht, dass die US Wirtschaft vor Stärke strotzt, sondern, dass sie nicht unmittelbar vor einer Depression steht. Die Wirtschaft ist weder extrem stark noch extrem schwach, womit es zwei Argumente gegen weiteres QE gibt. Erstens haben wir keine Krise, es braucht demzufolge auch keine ausserordentlichen Krisenmassnahmen. (Das war zu Bernankes Zeiten in der Finanzkrise noch anders. Das ist aber schon 6 Jahre her.) Zweitens haben QE infinity und Staatsdefizite im Quadrat nicht zu einer extrem starken Wirtschaft geführt. Im Gegenteil ist die Erholung die schwächste nach einer starken Rezession ever. QE taugt nicht.

        Mit anderen Worten: heute braucht es schon lange keine Krisenmassnahmen mehr und QE ist zudem keine geeignete Konjunkturankurbelungsmassnahme.

  • Marcel Senn sagt:

    Dafür sinken die Geldumlaufgeschwindigkeiten jedes Quartal — wir haben immer neue Tiefstrekorde — ein fetter träger Geldhaufen ist es geworden, der teilweise irgendwo in der Karibik rumlümmelt und auf Schnäppchen wartet! Vielleicht sollte man wirtschaftlich nicht mehr produktives Kapital einfach staatlich zwangsenteignen — das würde wieder mal etwas Schwung in die reale Wirtchaft bringen.

    http://research.stlouisfed.org/fred2/series/MZMV

    http://research.stlouisfed.org/fred2/series/M2V

    • Linus Huber sagt:

      Dies würde sich automatisch ergeben, wenn die Zentralbanken den Rückwärtsgang einlegten, indem dieses fiktive „Kapital“ aufgrund der dadurch notwendigen Abschreibung nicht rückzahlbarer Schulden sich in Luft auflösen würde.

  • Daniel Wigger sagt:

    Finde auch, dieser Artikel ist wieder mal hervorragend! Herzlichen Dank, Herr Dittli.

    Zwei Bemerkungen:

    Rendite von Festverzinslichen Papieren:
    Es wäre wesentlich einfacher, wenn man einfach vom Preis der Papiere sprechen würde. Natürlich ist der (feste) Zins prozentmässig weniger wert wenn der Wert des Papiers zunimmt, das ist auch bei Dividenden von Aktien so. Wieso der Anleihenmarkt es so kompliziert ausdrückt ist mir schleierhaft. Man könnte einfach sagen: Solange die Wirtschaft läuft, flüchtet der Anleger in Anleihen. Das erhöht den Preis. Dann braucht es nicht den komplizierten Umweg via Rendite, die fällt, weil der Preis, der steigt. Würde auch ein normaler Bürger verstehen.

    Braucht es das QE4?
    Natürlich. Wie es auch ein 5, 6 oder 27 braucht. Es geht nicht immer nur um ein Bedürfnis, sondern um eine Erwartung der Anleger. Erwartet man kein QE mehr oder läuft eines aus, dann sind die Markterwartungen kleiner, weil ja da einer (der Staat) weniger ist, der Anleihen und andere Wertpapiere kauft. Also sinkt der Kurs zwangsläufig. Gibt es aber ein weiteres fröhliches Geldausgeben und niedrige Zinsen, erwarten alle eine höhere Nachfrage, was einen höheren Preis verursacht. Gewisse Fachleute nennen es deshalb nicht die Notwendigkeit eines QE, sondern der Markt ist süchtig nach QE: Je mehr Geld in den Markt gepumpt wird, desto höher fallen die Gewinne an.
    Vielleicht müsste das FED mal klarer kommunizieren und genau angeben, dass es jetzt dann mal aufhört, dann stellt sich der Markt automatisch darauf ein. Andernfalls wird es irgendwann wieder einen externen Faktor geben (wie damals 2008 die ungedeckten Immobilienkredite), und dann folgt ein wirklicher Absturz, bei dem auch ein QE wirkungslos bleiben würde.
    Der Markt hängt am Tropf des FEDs. Es wird Zeit, dass der Markt entwöhnt wird.

    • Josef Marti sagt:

      Das sehe ich auch so. Es bleibt den Monetaristen letztlich nichts anderes übrig als mit dem QE immer weiter zu machen, denn anders kann ja die neoliberale prozyklische Schuldenwirtschaft welche bereits seit 30 Jahren mit den unendlichen Steuersenkungsorgien begonnen wurde gar nicht zum „Erfolg“ geführt werden. Es können somit Schulden nur mit neuen Schulden bekämpft werden zumal immer neue QE langfristig nur mit gleichzeitig betriebener indirekter monetärer Staatsfinanzierung funktionieren können. Die Monetaristen halten sich in ihrer misslichen Lage an jedem Strohhalm fest, dabei haben sie ihre eigenen Dogmen verraten, wonach die monetäre Stärkung und Wachstumsentwicklung mit Geldpolitik strengstens untersagt ist.
      Jedenfalls ist diese Schuldenwirtschaft ein voller Erfolg und alle Liberalen müssten eigentlich in Jubelstürme verfallen, weil die Explosion der Vermögen der privaten Haushalte abgesichert wird indem die im Gegensatz zu irgendwelchen Risikobanken sichereren Schuldner namens Staat und Ausland als Garanten einspringen, denn der Staatsbürger bürgt immer für die Staatsschuld und somit für die dieser gegenüberstehenden Vermögen.
      Damit hat die im „Washington-Konsens“ 1989 festgeschriebene Doktrin ihr Ziel erreicht; nämlich durch eine Privatisierung der Welt eine Umverteilung der gesellschaftlich immer nur arbeitsteilig generierbaren Wertschöpfung zu den leistungslosen Besitzeinkommen herbeizuführen. Vom Staat bleibt, wie jemand kürzlich geschrieben hat, nur noch ein „Knüppelstaat“ übrig, der diese Verhältnisse mit dem Knüppel erzwingen soll, wie man schon gesehen hat mit knüppelnden Polizisten mit Sponsorlogo auf der Uniform.

    • seebueb sagt:

      Der Preis sagt wenig bis nichts aus darüber, ob eine Obligation teuer ist oder billig, die zentrale diesbezügliche Information ist die Rendite (aktuell sowie die auf Verfall).

  • Walter Peter sagt:

    Super Artikel von Herrn Dittli!
    Könnte diese Qualität nicht Massstab sein?
    Leider werden auch so sachlich wertvolle Artikel von ideologisch verbrämten Kommentaren missbraucht.

    • Walter Bernstein sagt:

      Walter Peter, 13:06
      Ja, es ist ein ausgezeichneter Artikel.
      Ich teile Ihre Meinung: Ideologie ist ein schlechter Ratgeber.
      Einen guten Ökonomen zeichnet eben nicht ideologische Sturheit aus, sondern seine Flexibilität, Aufgeschlossenheit, Neugier und Pragmatismus. Er muss seine Meinung nach dem wirtschaftlichen Gesamtbild formen, und sollte nicht versuchen, die Wirtschaft nach seiner Meinung zu formen (oder der Meinung, die er in seinem Studium auswendig lernen musste).

      Auch ein Pilot sollte sich in einem Notfall auf sein Können und seine Intuition verlassen, und nicht auf das veraltete Handbuch des Flugsimulators.

      • Linus Huber sagt:

        „und sollte nicht versuchen, die Wirtschaft nach seiner Meinung zu formen“

        Ich kann hier beipflichten. Erlauben Sie mich hier ein wenig die Betrachtungsweise zu erweitern.

        Wirtschaftswissenschaft stellte für eine längere Periode eine Art Königsdisziplin dar, indem sich die Ökonomen als eine über dem Durchschnitt liegende Klasse an intelligenten Leuten verstanden und damit ihren eigenen Marktwert steigerten. Ihre eigentliche Funktion liegt darin, wirtschaftliche Zusammenhänge zu untersuchen und zumeist auch Entscheidungsträger im Bereiche von „Policy“ zu beraten. Wenn sich ihre Kompetenz und die Manipulation der Subjekte allerdings als zumindest fragwürdig aufzeigen würde, stellt dies eine direkte Gefahr auf ihre Existenzberechtigung dar. Dass sie sich unter solchen Umständen verkrampft an ihre Doktrin klammern, kann ich auf menschlicher Ebene sehr wohl verstehen.

        • Walter Bernstein sagt:

          Linus Huber, 01:02
          Absolut richtig.
          Die Ökonomie ist eine sehr anspruchsvolle Wissenschaft.
          Gerade deshalb sollten sich die Ökonomen als „Erklärer“ und kundige Ratgeber verstehen.

          Ausgehend vom angelsächsischen Raum ist die Ökonomie immer mehr zu einer Show-Veranstaltung der Selbstdarsteller geworden, die – unabhängig vom objektiv Besten – nur noch medienwirksam ihre Ansichten durchdrücken wollen.
          Ich halte diese Entwicklung für bedenklich.
          Am Beispiel der USA können Sie sehen, was völlig entfesselte Ökonomen in 30 Jahren angerichtet haben.
          Von Nachhaltigkeit keine Spur.

  • Anh Toan sagt:

    Die Zinsen der US Treausuries sind in den letzten 18 Monaten von 1.6 Prozent auf 2.2 Prozent gestiegen.

    Warum soll nur die Zeit vom Höchstand vor 8 Monaten berücksichtigt werden?

    Die USA haben die beste aller Wirtschaftswelten: Tiefe Zinsen, billige Energie, billige Arbeit, die brauchen kein QE mehr.

    Auch dass es eine Korrektur an den Aktienmärkten gibt, sehe ich als Zeichen von Normalisierung. Nicht „normal“ war der konstante Anstieg über 3 Jahre (okt 11) ohne eine einzige neneswerte Korrektur.
    Das Sorgenkind der Weltwirtschaft ist zur Zeit weder die USA noch Europa, sondern China. Darüber würde ich gerne etwas lesen.

    • Mark Dittli sagt:

      Die Grafik zeigt den Zeitraum seit dem Start des Tapering im Januar 2014. Seither geht es mit den Treasury-Renditen nur noch abwärts. Der von den allermeisten Marktbeobachtern damals vertretene Konsens rechnete übrigens mit steigenden Bondrenditen.

      • Anh Toan sagt:

        „seit dem Start des Tapering“

        Ja, aber das Tapering wurde erwartet, und darum sind die Zinsen VORHER von 1.6 auf 3 Prozent gestiegen.

        Sie verstehen mehr als ich, daran habe ich keine Zweifel, aber zur Zeit bleibe ich dabei:

        Die Kurse haben das Tapering vorweggenommen, zuviel, darum der Anstieg auf 3 Prozent mit anschliessender Korrektur:

        Buy the rumour, sell the fact, sagen Börsianer, weil eben die Börse die Tatsachen vorwegnimmt, erscheint es mir falsch, die Kurven vom Zeitpunkt des Eintzritts der tatsachen zu betrachten.

        • seebueb sagt:

          Öffentlich erwähnte Bernanke Tapering erstmals am 22.Mai 2013, wenige Wochen zuvor wurde der Tiefstpunkt erreicht bzw. begannen die Zinsen zu steigen. Die zeitliche Übereinstimmung sticht tatsächlich ins Auge.

  • Ruedi sagt:

    Hr Dittli, Sie haben geschrieben: „Plötzlich ist ein grosser Käufer von Staatsanleihen nicht mehr da, die Nachfrage sinkt, … Die Preise der Staatsanleihen sinken, ihre Rendite steigt.“
    Ja, aber, die Rendite setzt sich auch aus Zinsen zusammen: Sie haben nicht erwähnt; falls die Rendite nicht steigen, erwarten sich also „der Markt“, (Ich in meinem Szenario in jeden Fall), steigenden Zinsen in der Zukunft (1-2 Jahre)! Darum kann die Rendite sinken.

  • Josef Marti sagt:

    Die früher schon öfters befürchtete Japanisierung ist eingetroffen. Solange die Notenbank passiv bleibt und keine Geldschwemme ankündigt flüchtet sich das Publikum wie in Japan in Staatsanleihen und signalisiert damit, dass man bereit ist, den defizitären Staat trotz niedrigster Rendite weiterhin auszufinanzieren. Denn es gibt ja auch keine anderen Alternativen ausser dass man sich in Sachwerte flüchtet, was jedoch noch nicht in kollektiver Weise derart geschieht, dass das Vertrauen in die Währung gebrochen wäre; davon scheint man dann doch noch weit entfernt zu sein. Sobald aber mit Geld geflutet wird steigt die Bereitschaft in Risikopapiere einzusteigen; die Japaner allerdings machen seit der vor über 20 Jahren geplatzten Blase nicht mehr so richtig mit in diesem Spiel.

  • ast sagt:

    Hier wurde schon verschiedentlich darauf hingewiesen das Märkte und Börsen auch von technologischen Entwicklungen getrieben werden. Obwohl ich für den Moment keine günstige Entwicklung sehe (die Schulden sind zu hoch geworden, Ungleichgewichte in der Vermögensverteilung), so könnte sich das Bild alsbald eben doch vollkommen ändern.

    Sofern es stimmt was der US-Amerikanische Rüstungskonzern Lokeed derzeit verkündet, könnten wie in ca. 5 Jahren mit dem Einsatz der gewaltigsten technischen Entwicklung rechnen, die der Mensch jemals auf den Planeten gesetzt hat: Fusionskraftwerke in der Grösse eines Lastkraftwagens. https://www.youtube.com/watch?v=UlYClniDFkM#t=207

    Sofern die Behauptung des Konzerns nicht übertrieben sind, werden wird alsbald mit einer vollkommen neuen Situation konfrontiert, der umweltfreundlichen und kostengünstigen Energie die keine Rohstoffressourcen mehr benötigt.
    Die Wirtschaft dürfte vollkommen neu durchstarten mit Fusionsenergie, man kann sich den Umbruch so vorstellen wie ihn damals die Erfindung der elektrischen Energie ausgelöst hat.

    Es gibt also durchaus auch positive Zeichen für die globalen Märkte und die überschuldeten Volkswirtschaften Achtern voraus.

    • Armin sagt:

      Also die Wirtschaft schwächelt doch nicht weil es irgendwo an Energie mangelt oder Energie zu teuer wäre. Das genaue Gegenteil ist der Fall. Wenn irgendwo ein Unternehmen scheitert, dann bestimmt nicht an Unterversorung mit Energie oder wegen einer zu hohen Stromrechnung.

      • ast sagt:

        Die Folgen der erfolgreichen Einführung von dezentralen Fusionsreaktoren haben nicht nur etwas mit geänderten Energiepreisen zu tun, vielmehr mit der Tatsache dass dadurch viele neue Möglichkeiten entstehen die bisher nicht umsetzbar sind. Das ist bei bahnbrechenden technologischen Fortschritten so, die nachfolgende Umwälzung bringt Neues zum Durchbruch was zuvor auch mit viel Geld unmöglich durchführbar gewesen wäre. Nur ein Beispiel, eine günstige oder überhaupt machbare interplanetare/interstellare Raumfahrt ist ohne Fusionsreaktor undenkbar. Mit Fusionsreaktor erhält die Menschheit aber eine Technologie zur Hand, was sie vielleicht irgendwann vor der Selbstzerstörung bewahrt. Bedenken Sie dass die Rohstoffressourcen der Erde innert relativ kurzer Frist erschöpft sein werden und der Kampf um Energie im Atomwaffen Zeitalter in der Zerstörung der Menschheit enden könnte. Fusionsenergie ist nicht nur billige Energie, sondern sie ermöglicht endlich auch die restlose Beseitigung von Armut.

    • seebueb sagt:

      Wäre toll wenn sich die Meldung als richtig erweisen würde, allerdings haben die Forscher bisher erst Papier produziert, der „proof of concept“ steht noch aus. Die Bilder scheinen von 1:1 oder 1:2-Modell zu stammen.

      Die Skunk-Gruppe geht davon aus, dass sie für einen einzelnen Zyklus von Design-Bauen-Testen-Verbessern nur ein Jahr brauchen, darauf basiert die Prognose eines Prototyps in fünf Jahren. Die geringe Reaktorgrösse ist hier sicher hilfreich, aber ein Jahr dürte dennoch äusserst ambitiös sein.

      Die „Aviation Week“ behauptet, exklusiven Zugang erhalten zu haben. spiegel.de hat dazu einen informativen, eher skeptischen Bericht publiziert. „fusion aviation week“ und „spiegel fusion lockheed“ sollten schnell zu erfolgreicher Suche führen.

      Wir hatten schon mehrere Fusions“enten“, wenn auch alle aus dem Bereich der Kalten Fusion stammten, zuletzt vor etwa 10 Jahren mit der Sonofusion. Wäre schön wenn’s dieses Mal anders wäre, nur fragt sich dann warum Lockheeds Börsenkurs nicht reagiert hat.

      • ast sagt:

        @seebub, Aktienkurse sind für mich ein Buch mit sieben Siegeln, ich wage derzeit keine Prognose in diesem schon ohne Notenbanken manipulierten Markt. Meine Spekulation versagte bereits beim Goldpreis, den ich persönlich vor 2 Jahren hätte auf über 1900 US$ steigen sehen 🙂
        Ich hatte nur eher zufällig treffend voraus gesagt dass die Geldschleusen der Notenbanken den Aktienmarkt anheizen könnten, aber eben nur grob geschätzt und keineswegs hätte ich gewagt auf einen einzelnen Konzern zu setzen. Ich bin mir auch nicht sicher ob der gegenwärtige Abwärtstrend bei Aktien anhält, es hat nur eine gewisse Wahrscheinlichkeit. Niemand weiss was Draghi tun wird und ich wage auch keine Prognose über die mittelfristige Politik der FED.

        • Linus Huber sagt:

          @ ast

          Das Dilemma liegt darin, dass ein immer höherer Anteil von Investitionen dank den Aktionen der Zentralbanken reine Spekulation darstellt und wenig oder nichts mit der eigentlichen Wirtschaft zu tun hat. Dass dadurch an irgend einem Zeitpunkt die erzwungene Ruhe der Märkte durch zunehmende Instabilität gebrochen wird, ist grundsätzlich voraussehbar, jedoch nicht der spezifische Zeitpunkt.

          • seebueb sagt:

            Draghi werden wohl die Hände gebunden(werden), die Deutschen sperren sich.

            Am Ende von QE1 und QE2 ist der SP500 beide Male um 20% getaucht. Auch dieses Mal spricht (ausser der US-Konjunktur) kaum was gegen, jedoch vieles für einen ähnlichen Taucher. Die europäischen Börsen haben den halben Weg bereits hinter sich. Blöderweise bringen jedoch auch noch so viele „Anzeichen“ noch keine Sicherheit, Garantie.

          • Linus Huber sagt:

            Die Aufrechterhaltung der gesamten Pyramide an Ungleichgewichten basiert einzig auf dem Vertrauen in die Zentralbanken. Der Punkt liegt allerdings darin, dass diese monetären Eingriffe einzig Umverteilungsmechanismen in Gang setzen oder aufrechterhalten und selber Null an Wohlstand produzieren können, sondern dieser einzig durch die produktiven Kräfte einer Gesellschaft erarbeitet werden kann.

        • Walter Bernstein sagt:

          ast, 19:59
          Sie haben es richtig beschrieben.
          Anstatt Aktienkurs-Prognosen zu lesen, könnte man genauso gut Horoskope lesen.

          Vorhersagen sind meist nichts anderes als die Fortschreibung eines Trends, angereichert mit ein paar „plausiblen“ Annahmen. Vorhersagen leben von der „Extrapolation“, einem gefährlichen Werkzeug.

          Es ist völlig unmöglich, Aktienkurse selbst für einen sehr begrenzten Zeitraum vorherzusagen. Das gleiche gilt für das Wirtschaftswachstum (vergleichen Sie spasseshalber die Frühjahrsgutachten mit den tatsächlichen Zahlen – das ist recht amüsant), oder andere ökonomische Daten.

          Längerfristige Vorhersagen sind trotz aller Bemühungen (Kondratjew-Zyklen usw.) praktisch ausgeschlossen.
          So sagte der Wirtschafts-Nobelpreisträger Paul Samuelson 1961 voraus, dass die Sowjetunion die USA wirtschaftlich überholen würde. Es kam bekanntlich anders.

          Anstatt Prognosen und Versprechen zu glauben, sollte man lieber Rileys „Duck Test“ machen. Dadurch hätte manche Blase verhindert werden können – evtl. sogar die Finanz- und Schuldenkrise.

          • seebueb sagt:

            Wie @AT bereits angemerkt hat (danke dafür), bezog sich meine Aussage nicht auf die Zukunft sondern auf die Vergangenheit, auf die Einpreisung bekannter Tatsachen in den Aktienkurs und damit deren Einschätzung durch die Allgemeinheit.

            „Es ist völlig unmöglich, Aktienkurse [..] vorherzusagen.“
            Dass das (soweit öffentlich bekannt) bis jetzt niemand kann, bedeutet noch lange nicht dass es unmöglich ist.

            Zudem:
            Angenommen, Sie könnten das – würden Sie Ihr Wissen publizieren, oder würden Sie es für sich behalten und den wachsenden Reichtum geniessen?

          • Walter Bernstein sagt:

            seebueb, 13:06
            Sie haben Recht – es gibt natürlich Leute, die Aktienkurse vorhersagen können.
            Es sind die sogenannten Insider. Die wissen recht genau, wohin sich ein Kurs bewegt.
            Wenn sie ihre Kenntnisse nutzen, kann es aber strafrechtlich ein böses Ende nehmen.

            Manche Leute können den Kurs nicht nur vorhersagen, sondern sogar beeinflussen, z. B. Schreiber von Aktionärsbriefen bei marktengen Werten.
            Das nennt sich „Scalping“. Auch hier droht eine Gefängnisstrafe.

            Es ist also nachvollziehbar, dass Leute, die Kurse vorhersagen können, das lieber für sich behalten.

          • seebueb sagt:

            Sie weichen aus. Scalping und Konsorten fällt unter (illegale) Kursmanipulation, Thema ist (legale) Kursprognose.

          • Linus Huber sagt:

            „Scalping und Konsorten fällt unter (illegale) Kursmanipulation“

            Na ja, ausser es wird von der Zentralbank in einem Bereiche des Marktes betrieben, wobei GS und Co. wohl ihr starkes Beziehungsnetz zu diesen staatlichen Organisationen nicht ungenützt lassen dürften.

        • Anh Toan sagt:

          @ast und co

          @seebueb sagt: „nur fragt sich dann warum Lockheeds Börsenkurs nicht reagiert hat.“

          Er macht keine Prognose (Zukunft), sondern fragt, warum der Kurs nicht reagiert hat (Vergangenheit):

          • Walter Bernstein sagt:

            seebueb, 21:59
            Vielen Dank, dass Sie Ihren Kommentar von 13:06 gleich selbst beantwortet haben:
            Eine „Prognose“ IST per Definition eine Vorhersage und damit eine mit Unsicherheiten behaftete Prophezeihung.

            Ich bin der festen Überzeugung, dass es mit den heute verfügbaren Möglichkeiten NICHT machbar ist, Aktienkurse einigermassen genau vorherzusagen. Ähnliches gilt für Fussballspiele: Grundsätzlich sind alle Faktoren bekannt und einschätzbar, aber der Ausgang ist trotzdem kaum vorauszusehen. Näheres siehe bitte unter „Chaostheorie“.

  • Goldinger Marc sagt:

    „Kommt bald das vierte QE-Programm?“
    Natürlich, bloss wird/darf es nicht mehr so heissen… Ich habe gehört, der neue Name laute FSPE (final spending power lowering). Dann kann der Crack up Boom die Börsen und Immobilienpreise nochmals so richtig in neue Höhen katapultieren…

  • Zweistein sagt:

    «Quantitative Easing» für Anfänger. Du willst den neuen Maserati kaufen, aber es fehlt dir das nötige Kleingeld. Kein Problem. Du wirfst deinen Farblaser-Drucker an, und druckst dir ein-, zweitausend 100er Noten. Legal? Nein. Fun? Sicher, Mann!
    Was für normale Menschen Wunschdenken bleibt, ist offizielle Politik in der USA. Die USA druckt aktuell schätzungsweise 100 Milliarden USD Neugeld pro Monat. Nicht schlecht! So eine Gaunerei hat in den letzten paar hundert Jahren kein Staat geschafft. Nachteil der „genialen“ Aktion? Alle Nicht-USD-Länder zahlen die Zeche. Aber auch: wer einmal mit QE angefangen hat, kann nicht mehr damit aufhören. Die nächsten Jahre werden spannend werden…

    • Linus Huber sagt:

      Wenn Diebstahl eine Lebensweise für eine Gruppe zusammenlebender Menschen innerhalb der Gesellschaft wird, kreieren sie sich im Laufe der Zeit eine Rechtsordnung, welche dieses Verhalten zulässt und einen Moralkodex, welcher dieses Verhalten glorifiziert. – Frederic Bastiat

      • Anh Toan sagt:

        Also z.B. die Grundeigentümer, die sich die Grundstücke gestohlen haben von der Allgemeinheit, dann Gesetze machen, welche sie darin schützen und Moralvorstellungen entwickeln, dass die grundstücklosen Sozialhilfeempfänger odser Penner minerwertige Moral hätten?

        Wie kann eine Straftat in einem Moiralkodex glorifiziert werden? Nur indem es gerade kein Diebstahl ist: Das Zitat von Bastiat setzt eine von wo auch immer klommende Moral (z.B. Protestantismus, Sharia) über den gesetzlichen Moralkodex, ist damit totalitär, indem es behauptet, es gäbe normative Wertvorstellungen ausserhalb des Rechtes, welche objektiv sind.

        • Anh Toan sagt:

          normative Wertvorstellungen ausserhalb vom Recht sind im eresten Schritt den Religionen vorbehalten, werden sie auch auf Nichtmitglieder dieser religionsgemeinschaft ausgedehnt, sind sie totalitär,

          Wir sehen ein Beispiel für Ihr Zitat bei IS: Die welche ihre Töchter zur Schule senden, machen Gesetze, welche dieses Verhalten grorifizieren. Der Fundamantalismus hat die einzig richtige Moral, und weiss, es ist verwerflich Töchter in die Schule zu senden.

          You gotta think, man, think!

          • Anh Toan sagt:

            Wer sagt, was Diebstahl ist, wenn das Gesetz den Dieb in seinem Eigentum schützt?

            Die Pfaffen oder die Revolutionäre.

          • J. Kuehni sagt:

            @Anh Toan:
            Pfaffen, Revolutionäre oder Philosophen, z.B. Kant mit dem kategorischen Imperativ. Nehme an, den halten Sie nicht für „totalitär“, obwohl, oder gerade weil er sich auf eine „allgemeine Gesetzmässigkeit“ beruft?

            Bastiats Zitat bestätigt bloss die logische Annahme, dass jedes System – vielleicht mit Ausnahme des Universums – auf externen Faktoren (Tabus) beruhen MUSS, die durch das System selbst nicht verändert werden können. Die Demokratie, die sich auch per Mehrheitsbeschluss nicht selber abschaffen kann, genauso wenig wie die ihr zugrunde liegenden, externen Normen (Menschenrechte) etc…

            Der SVPler hier im Blog, der ja solche Beschränkungen des „Volchswillens“ nicht anerkennen will, widerspricht sich mit der Zitation wieder mal selber.

          • Anh Toan sagt:

            @J. Kühni

            Ja die Philosophen habe ich vergessen, und bei Kant bin ich mir nicht so sicher, ob der nicht auch als „totlitär“ zu bezeichnen ist: „kategorischer Imperativ“ tönt schon ziemlich totalitär. Letzlich ist der Glaube an die Vernunft auch nur Glaube und ich bin überzeugt, es gibt nicht eine Vernunft, sondern viele Vernunften:

            Im mamablog war mal ein Text über die Unvernunft der Jugend, die freeriden will, Risiken eingeht und dabei nicht über die Gefahren nachdenkt. Aber die Erwachsenen, welche diese Unvernunft kritisieren, gegen in Kurse um zu lernen, wieder im hier und jetzt zu leben. Also ist wer jetzt unvernünftig?

          • J. Kuehni sagt:

            „es gibt nicht eine Vernunft, sondern viele Vernunften“.

            Das glaube ich auch, (der Streit über ökonomische Vernunft in diesem Blog illustriert den Umstand überdeutlich). Dafür glaube ich zusätzlich, dass bestimmte Vernunften vernünftiger sind als andere und dass es darüber hinaus eine Grenze der „Reductio ad absurdum“ zu beachten gilt: Die Fähigkeit zur Unterscheidung in Nuancen gehört zu den nobleren geistigen Errungenschaften.

          • Anh Toan sagt:

            @J Küehni

            Es ist schlicht Mumpitz, was uns der Huber hier von Bastiat übersetzt:

            Was da steht, kann nicht bedeuten, dass das System auf Faktoren beruhen muss, die von aussen kommen, denn er schreibt von einer Gruppe innerhalb der Gesellschaft, wollte er sagen, was Sie verstehen, müsste er doch sagen, wenn eine Gesellschaft Diebstahl zur Lebensweise macht.

            Ausserdem frage ich mich, was es bedeuet, wenn Diebstahl lebensweise einer gesellschaft ist: Es gibt kein Eigentum. Ganz einfach.

            Und genau dies hat Bastiat vertreten, es gäbe ein natürliches Recht auf Eigentum, dies erscheint mir aber ein höchst unvernünftige Vernunft, Eigentum gibts in Rechtsodnungen, in der Natur gibt es allenfalls Bestitz.

        • Josef Marti sagt:

          Das mit den Grundstücken und Sozialhilfeempfängern ist tatsächlich ein festes Grund- und Naturgesetz, was bereits auf die Klassiker Ricardo und Smith zurückgeht.
          Sowohl bei Adam Smith wie auch bei David Ricardo ist die Arbeit der einzig wertschaffende Produktionsfaktor. Das Wertgesetz regelt bei beiden die Aufteilung des durch die Arbeit entstandenen Wertes, indem der Arbeiter einen Lohn erhält, der dem „Wert der Arbeit“, dh. dem Arbeitsaufwand für die Herstellung seiner Subsistenzmittel, entspricht, während der diesen Anteil übersteigende Rest des Neuwertes oder Mehrwertes dem Kapitaleigentümer als Zins und Profit sowie dem Grundbesitzer als Bodenrente zufliesst. Ricardo ist hierbei völlig klar, dass somit die Arbeit des Lohnarbeiters die Quelle des Kapitalgewinns und der Bodenrente darstellt, da der Gesamtwert einzig und allein der „lebendigen Arbeit“ geschuldet ist.
          Der gesamte Wert einer Ware wird nach Smith demnach an dem ihr inhärenten Arbeitswert gemessen, wobei der Arbeiter allerdings nur über einen geringen Teil in Form seines Lohnes verfügt. Der Rest des Wertes entfällt auf

          -den Produktionsfaktor Kapital bestehend aus Zins plus Profit für den Unternehmer
          -den Produktionsfaktor Boden als Bodenrente für die Bodeneigentümer

          Hieraus kann abgeleitet werden, dass die Arbeiter den Wert einer Ware allein schaffen und ihnen Zins, Profit und Bodenrente vom Lohn abgezogen werden, dh. dass sie ausgebeutet werden. Der Lohn bestimmt sich nach Smith dann als „natürlicher“ unabänderlicher Lohn gemäss dem Existenzminimum des Arbeiters, das er zur eigenen Reproduktion, und um sein Geschlecht fortzupflanzen, benötigt.

          Daraus erhellt, dass die Leibeigenschaft und Schuldzinsknechtschaft seit jeher als Naturgesetz verstanden wird. Die grundstücklosen Sozialhilfeempfänger und Penner sind also tatsächlich von minderwertiger Moral. Deshalb hat sich in den letzten 3000 Jahren auch nichts Grundlegendes verändert, sieht man mal davon ab, dass der Renditesklave heute nicht gleich abgemurckst werden darf, auch die Arbeitslosen nicht, diese kann man leider auch nicht aus dem Lande jagen oder sonstwie deportieren oder repatriieren; Karl der Grosse liess sie noch aufhängen.
          Jetzt wird man einwenden, dass in entwickelten Ländern heute ja schliesslich niemand mehr 80 Stunden pro Woche zwangsarbeiten muss. Dies ist aber nur dem Umstand geschuldet, dass der infantilisierte Renditesklave andernfalls auf lange Sicht unmöglich in der Lage wäre die aus dem Kapitalakkumulations- und Verwertungsprozess resultierenden neuen Konsumgüter in ausreichendem Masse zu verbrauchen. Das führt dann einfach dazu, dass das Existenzminimum inzwischen auf jährlich 2 neue Smartphones, Auto, Computer usw. ansteigt.

      • Linus Huber sagt:

        In den meisten Kommentaren erkenne ich einen schwachen oder gar keinen Bezug zu Zweisteins Aussage.

      • Linus Huber sagt:

        Interessanterweise erregen sich meist jene mit den schwächsten Kenntnissen komplexer ökonomischer Zusammenhänge am stärksten. Ich hingegen wäre schon zufrieden, 50% der Weisheit eines Frederic Bastiat zu besitzen.

        • Anh Toan sagt:

          Posten Sie doch einfach mal das Original dieses Bastiat Zitats.

          • Anh Toan sagt:

            „Lorsque la Spoliation est devenue le moyen d’existence d’une agglomération d’hommes unis entre eux par le lien social, ils se font bientôt une loi qui la sanctionne, une morale qui la glorifie.“

            Œuvres complètes (1848), Frédéric Bastiat, éd. Guillaumin, 1863, t. 4, partie Sophismes économiques, deuxième série, chap. 1, p. 128 (texte intégral sur Wikisource)

            La Spoliation = Plünderung

            Das sagt, was @J Kuehni verstanden hat, in Ihrer Version ist es „eine Gruppe …. innerhalb der Gesellschaft, und das ist eben nicht die Gesellschaft, und damit wird die Aussage eine ganz andere.

            Und so passt das Zitat auch nicht unter den Kommentar von Zweistein, was Sie ironischerweise selber kritisieren.

          • Anh Toan sagt:

            und für besonders weise halte ich dies zumindest nicht, denn es sagt nur, dass sich eine Gesellschaft selber Rechtsordnung und Moral macht. Stimmt, auch die universellen Menschenrechte hat die menschliche Gesellschaft gemacht, die sind nicht auf Bäumen gewachsen.

          • Anh Toan sagt:

            Es sagt im Original nicht, was @J. Küehni gesagt hat, sondern eben nur, dass sich eine Gesellschaft von Menschen eine eigene Rechtsordnung und Moral macht. (Eine Gesellschaft von Kühen macht sich vielleicht nur eine Hackordnung)

            Und es ist übertrieben, die Moral muss das Verhalten nicht glofizieren, sondern nur akzeptieren.

        • Linus Huber sagt:

          „Moral Hazard“ heisst grundsätzlich nichts anderes, als legalisierter Diebstahl (Plünderung) auch wenn dies anfänglich nicht erkannt wurde. Ebenfalls scheinen wir das Hochjubeln (glorifizieren) der Banker in den 90iger Jahren schon vergessen zu haben. Dass „Moral Hazard“ durch die hochgejubelten Zentralbanker nun auch noch institutionalisiert wurde, zeigt wie vermeintliche Rechtsstaatlichkeit korrumpiert werden kann.

          • Walter Bernstein sagt:

            Linus Huber, 4:39
            Ganz richtig!
            Der Mensch funktioniert ganz einfach: 1.: Schmerz vermeiden und 2.: Freude empfinden.
            Der Mensch (und damit die Wall Street-Banker) begreift ganz schnell, wie das am besten klappt:
            Wenn die Kurse sinken, sofort ganz laut „Aua“ schreien, und dass diese Katastrophe die ganze Weltwirtschaft in den Abgrund stürzt.
            Danach alles tun, um wieder an Regierungs-Kohle zu kommen. Die Billionen fühlen sich dann so an wie Dagobert im Geldspeicher.

            Und das Schönste: Das Geld bezahlen die Enkel und Urenkel – also irgendwer, irgendwann.
            Aber eben: Es geht ja nur darum, den eigenen Schmerz zu vermeiden – nicht den der nächsten Generation.

          • Anh Toan sagt:

            Bastiat redet nicht von „moral hazard“

            Ihre Übersetzung redet von „moral hazard“

            Sie sind ein widerlicher Lügner, Bastiat hat nicht geschrieben, was Sie übersetzen, und wenn Sie darauf hingewiesen, ignorieren Sie dies einfach und reden weiter.

          • Anh Toan sagt:

            auch Zweistein hat nichts von moral hazard geschrieben.

          • Anh Toan sagt:

            @Walter Bernstein

            „Aber eben: Es geht ja nur darum, den eigenen Schmerz zu vermeiden – nicht den der nächsten Generation.“

            Ja, aber wenn nun jede Generation besser darin wird, dann hat niemand Schmerzen.

          • Walter Bernstein sagt:

            Anh Toan, 14:26
            Das wird nicht klappen – der Grund dafür ist einfache Mathematik:

            Selbst wenn die nächste Generation die Schulden weiterwälzen wollte – die übernächste und übernächste Generation wird schon sehr viel kleiner sein (wg. demographischer Entwicklung). Dazu kommt, dass diese Generationen auch noch die Pensionen und Krankenkosten der viel grösseren vorhergehenden Generationen stemmen muss.

            So gesehen, sollten wir uns gleich morgen Autos mit 20 Liter auf 100 km kaufen – denn wenn wir die nächste Generation schon ruinieren, sollten wir auch gleich noch das Klima zerstören. Ach ja – und alle Forschungs- und Bildungsausgaben streichen. Die nächste Generation soll ruhig als Tagelöhner für Ostasien arbeiten.

            Trifft das in etwa Ihre Ansichten?

          • Anh Toan sagt:

            Nein,

            Wenn es halt viel weniger sind, müssen die hat viel besser werden, was Sie schreiben betreffend werden immer weniger ist kein Argument, und jeder versucht nunmal, eigene Schmerzen zu vermeiden.

            Warum wir aber Autos machen sollen, die 20 Liter brauchen, wenn wir auch mit 3 fahren können, erschliesst sich mir nicht. Genausowenig aber das Umkehrargument, dass wir nur 3 Liter brauchen dürfen, damit noch 5 Generationen auch 3 Liter brauchen dürfen, bis Ende ist mit Oel. Konsequenterweise dürften wir gar nichts brauchen, aber wozu wäre es gut etwas nur auf zu bewaheren, dass man nie brauchen darf?

            Léangsam wirds mir echt zu dumm hier.

          • Walter Bernstein sagt:

            Anh Toan, 18:40
            Dann habe ich Sie missverstanden.

            Mein Punkt ist, dass die Produktivität wohl nicht mehr so schnell steigen wird, wie die Erwerbstätigen weniger werden.

            Die Folge wäre, dass das Wirtschaftswachstum markant zurückgeht. Die Schulden, die wir heute aufnehmen, dürften damit zur Zeitbombe werden. Diese Gefahr hat man beispielsweise in der Schweiz und Deutschland gut erkannt.

          • Anh Toan sagt:

            @Walter Bernstein „Mein Punkt ist, dass die Produktivität wohl nicht mehr so schnell steigen wird, wie die Erwerbstätigen weniger werden.“

            Warum?

            (Wir haben doch 3D Drucker jetzt)

          • Anh Toan sagt:

            Wir haben kein Produktivitätsproblem auf der Welt, wir haben ein Verteilungsproblem.

            Wir haben auch noch kein Problem mit èberalterung auf der Welt, nur in sich abschottenden, besser als die anderen fühlenden Ländern, wie CH und Japan.

          • Anh Toan sagt:

            „Produktivität zunehmen“

            Wenn ich für 2 Stunden Arbeit habe, bin ich nach sechs damit fertig.

            Habe ich Arbeit für 16 Stunden, schaff ich es meistens auch in sechs.

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