Das Rätsel der fehlenden Investitionen

Never Mind The Markets

Geld ist so billig wie noch nie – eigentlich müsste noch viel mehr gebaut werden,wie hier zum Beispiel in Central London. Foto: Reuters

Seit mehr als fünf Jahren drücken die wichtigen Notenbanken die kurz- und langfristigen Zinsen auf ein historisch betrachtet beispiellos tiefes Niveau. Geld ist billig wie nie.

Warum bloss führt das in der Unternehmenswelt nicht zu höheren Investitionen?

In diesem Blogbeitrag haben wir letzte Woche beschrieben, dass die Zinsen vielerorts auf Rekordtiefs gefallen sind. Bei der Emission zehnjähriger Anleihen muss die Eidgenossenschaft gegenwärtig bloss 0,4 Prozent Zins bieten. Zehnjährige Bundesanleihen Deutschlands rentieren weniger als 0,9 Prozent, zehnjährige Anleihen des U.S. Treasury werden mit 2,4 Prozent verzinst.

Anfang dieser Woche gelang dem Königreich Spanien gar das Kunststück, einen fünfzigjährigen Bond mit einem Zins von bloss 4 Prozent an den Markt zu bringen.

Das alles sind im historischen Vergleich enorm niedrige Zinsen. An den Börsen herrscht deswegen Partystimmung, wie Nobelpreisträger Robert Shiller in diesem Interview und der Börsenguru Marc Faber in diesem Interview erklären, und die Bankanalysten überbieten sich bereits wieder gegenseitig mit euphorischen Prognosen (mehr dazu hier).

Intuitiv betrachtet müssten das traumhafte Konditionen für Unternehmen sein, um am Kapitalmarkt Geld aufzunehmen und in neue Investitionsprojekte – neue Fabriken, Maschinen, Bürotürme, etc. – zu stecken.

Die Überlegung dahinter ist simpel: Die wichtigsten Determinanten für die Evaluation von Investitionsprojekten sind die erwarteten Cashflows, die das Projekt abwirft, sowie der Zinssatz, mit dem der Barwert dieser künftiger Cashflows berechnet wird. Stark vereinfacht gesagt gilt für eine Kapitalinvestition: Ist der Barwert der künftigen erwarteten Cashflows höher als die Kosten für die Investition, dann lohnt sich das Projekt.

Nun ist mit den niedrigen Zinsen ein wichtiger Teil dieser Rechnung bereits positiv beeinflusst: Je niedriger die Kapitalkosten respektive je niedriger der Zins, mit dem die künftigen Cashflows abdiskontiert werden, desto höher der Barwert. Und noch simpler: Je niedriger der Zins, desto eher lohnt sich in der Investitionsrechnung das Projekt.

Daraus müsste folgern, dass die Unternehmen angesichts der einmalig tiefen Zinsen Kapitalinvestitionen tätigen als gäbe es kein Morgen mehr. Die Unternehmen – vor allem multinationale Konzerne, die für ihre Kapitalbedürfnisse den Bondmarkt anzapfen können und nicht auf Bankkredite angewiesen sind – müssten gegenwärtig im grossen Stil neue Fabriken bauen, Maschinen und neue IT-Hardware kaufen, ihre Flugzeug- oder Lastwagenflotten erneuern, und so weiter.

Doch das geschieht nicht.

Hier einige Charts, die die Situation darstellen:

Die rote Kurve zeigt den Anteil der Brutto-Kapitalinvestitionen am US-amerikanischen Bruttoinlandprodukt. Während es vor der Finanzkrise zwischen 17 und 19 Prozent waren, sind es aktuell bloss um 15 Prozent. Die schwarze Kurve zeigt die Situation in Europa (rechte Skala); auch dort liegen die Kapitalinvestitionen deutlich unter dem Vorkrisenniveau.

Besonders in Europa ist noch kaum eine Erholung zu sehen.

Ein Blick auf das Durchschnittsalter des Kapitalstocks in den USA zeigt, dass ein neuer Investitionszyklus längst überfällig wäre:

Der Kapitalstock in der US-Wirtschaft ist im Durchschnitt älter als zehn Jahre. Das ist ein Wert, der letztmals 1938 erreicht wurde, nachdem die US-Wirtschaft gut acht Jahre Depression hinter sich hatte.

Wieso ist das so? Wieso investieren die Unternehmen nicht?

Eine Erklärung, die oft gehört wird: Die Unternehmensführer – Konzernchefs, Verwaltungsräte, Finanzchefs – fürchten sich vor der ungewissen Zukunft. Sie trauen dem Aufschwung nicht und gehen davon aus, dass die Staaten die Steuern erhöhen werden, um ihre Schulden abzubauen.

An dem Argument mag etwas dran sein, doch meiner Meinung nach greift es zu kurz. Schliesslich: Die Zukunft ist immer ungewiss. Das ist heute nicht anders als in vermeintlich stabilen, sorglosen Zeiten.

Zwei Ökonomen der OECD, Adrian Blundell-Wignall und Caroline Roulet, sind in dieser Studie der Frage nach der Investitionsflaute ebenfalls nachgegangen.

Die folgende Grafik aus der OECD-Studie zeigt, dass ein anderer Faktor im Spiel sein dürfte:

Einige Erklärungen dazu: Die blauen Balken zeigen den Cashflow der amerikanischen Unternehmen in Prozent ihres Umsatzes (rechte Skala). Sie haben sich seit dem Tiefpunkt im Jahr 2008 deutlich erholt. Die schwarze Kurve zeigt die Kapitalinvestitionen (Capital Expenditures, linke Skala) in Prozent des Umsatzes der Unternehmen. Das Vorkrisenniveau ist noch lange nicht erreicht.

Die graue Kurve deutet an, dass die Unternehmen zwar sehr wohl von den niedrigen Zinsen Gebrauch machen: Die Kurve zeigt die langfristigen Schulden der Unternehmen in Prozent ihres Umsatzes. Ab dem Jahr 2010 zeigt die Kurve steil nach oben und hat ein Rekordniveau erreicht.

Die Unternehmen nehmen also Kredit auf, doch das aufgenommene Geld fliesst kaum in Kapitalinvestitionen. Wohin denn?

Die Antwort gibt die graue, gestrichelte Kurve: Sie zeigt die Ausgaben für Dividendenausschüttungen und Aktienrückkäufe (d.h., wenn das Unternehmen seine eigenen Aktien zurückkauft). Sie sind ebenfalls seit 2009 sprunghaft angestiegen und haben ein Rekordniveau erreicht.

Statt in zukunftsgerichtete Projekte zu investieren, schütten die Unternehmen ihr Geld also an die Aktionäre aus – und feuern damit den Boom an den Aktienmärkten weiter an.

Die Haupterklärung für dieses Verhalten der Unternehmen dürfte in den kurzfristigen Anreizsystemen der Topmanager liegen.

Stellen Sie sich vor: Sie sind CEO eines Grosskonzerns und sind vor die Wahl gestellt, ein neues Fertigungswerk für eine Milliarde Dollar zu bauen. Das Projekt ist riskant, und ob es ein Erfolg wird, dürfte frühestens in fünf bis acht Jahren zu sehen sein. Oder Sie kündigen einen Aktienrückkauf im Umfang von einer Milliarde Dollar an, die Börse reagiert erfreut, der Aktienkurs Ihres Unternehmens steigt zehn Prozent und Ihre eigenen Optionen sind auf einen Schlag mehr wert.

Wie entscheiden Sie?

Eben.

Volkswirtschaftlich betrachtet ist das weitgehend ein Nullsummenspiel. Aber in der kurzen Frist sind alle glücklich.

Die folgende Grafik zeigt das Gleiche übrigens für die Unternehmen in Europa:

Der Anstieg der Verschuldung sowie der Dividenden und Aktienrückkäufe ist nicht ganz so frappant wie in den USA, doch der Trend zeigt in die gleiche Richtung. Auch die europäischen Unternehmen (inklusive Konzerne in Grossbritannien und der Schweiz), kaufen vermehrt eigene Aktien zurück und zeigen kaum Absichten, ihr Geld in neue Projekte zu investieren.

82 Kommentare zu «Das Rätsel der fehlenden Investitionen»

  • ast sagt:

    „Wieso ist das so? Wieso investieren die Unternehmen nicht?“

    Weil unsere Eliten durch geringere Investition in unsere Industrie am meisten profitieren.

    Der weitgehend unregulierte globale Handel ermöglicht die Produktion über im Westen nicht erlaubten Mitteln. Zudem lassen sich so von Konzernen Steuern einsparen. Die Automatisierung der Industrie geschieht seit den 90ern bis vor Kurzem vor allem in China, Indien. Vietnam, Burma, Thailand sind neuere Destinationen.

    Die Eliten denken kurzfristig, daher haben sie es zugelassen dass die Mittelschicht im Westen erodiert. An einen Plan um den Westen vor dem wirtschaftlichen Zerfall zu bewahren wurde niemals gedacht. Stattdessen versuchen die Eliten nun den Ärmsten alles wegzunehmen, um sich bei der Mittelschicht weiterhin beliebt zu halten. Das sind Klassiker der Weltgeschichte, meistens kommt es dann irgendwann zu sozialen Unruhen und zum Untergang bestehender Systeme.

  • Alfred Kiel sagt:

    Ein wirklich interessanter Artikel. Es muss erwähnt werden, dass das Rechnungswesen ein Teilbereich der Betriebswirtschaftslehre ist. Die Dimension dieses Teilbereiches wird in der Regel sehr stark unterschätzt. Oftmals ist nur der Bereich der Buchhaltung im Zusammenhang mit dem Rechnungswesen bekannt. Dieser Bereich zählt hierbei lediglich zum externen Rechnungswesen. Auf das interne Rechnungswesen (Controlling), welches die Kostenrechnung sowie auch die Investitionsrechnung beinhält, darf man hierbei jedoch nicht vergessen. Wie man hieraus bereits erahnen kann, handelt es sich beim Rechnungswesen um einen der größten und wichtigsten Teilbereiche der Betriebswirtschaftslehre. Der Bedarf an qualifiziertem Personal, wird vor allem im Rechnungswesen (internen sowie externen), in der Zukunft stark steigen!

  • Ich hätte eine einfache Antwort auf das im Titel gestellte Rätsel, und wenn Occam’s razor auf diesem Planeten noch irgend etwas gilt, dann ist es auch die korrekte Antwort: Die ökonomische Theorie ist falsch!

    Auch wenn ich mich zum x-ten Mal wiederhole: Es muss doch einen Grund dafür geben, dass die Ökonomie die Finanzkrise nicht bemerkt hat, die sich vor aller Augen zusammengebraut hatte. Und, nein, es war kein Erdbeben, sondern eher wie ein Schiff, das langsam voll Wasser läuft, ein Sachverhalt, der bekanntlich sogar von einem Idioten wie Schettino bemerkt worden war.

    Das gnädigste, was man sagen kann, ist, dass die Ökonomie während der letzten 15-30 Jahre am falschen Ort gesucht hat, genau wie der Besoffene, der seinen in der dunklen Gasse verlorenen Schlüssel lieber unter der Laterne sucht, denn „hier ist es hell, und da hinten sehe ich ja nichts“. Tatsache ist aber auch, dass Teile der ökonomischen „Theorie“ schlicht (und beweisbar) falsch sind. Hier nur eine kurze, ungeordnete Auswahl:

    Ein Mindestlohn führt zu Arbeitslosigkeit: falsch.

    Die „typische“ Kostenkurve bei Firmen ist U-förmig: falsch. Damit fällt bekanntlich auch „Theorie“ des Wettbewerbs komplett in sich zusammen, die wesentlich auf dieser Lü.. sorry Annahme basiert.

    Im Wettbewerb ergeben sich höhere Mengen zu tieferen Preisen statt im Monopol: falsch, da empirisch (Computersimulation) nicht nachweisbar.

    Kapitalmärkte sind effizient und reflektieren immer den korrekten Wert eines asset: spektakulär falsch. Ahem.. Finanzkrise?

    Im perfekten Wettbewerb sind Käufer/Verkäufer Preis-Nehmer, und Preise richten sich nach Angebot und Nachfrage: falsch, da logisch inkonsistent. Wenn weder Käufer noch Verkäufer Preise beeinflussen, wieso ändert dann der Preis?

    Freie Märkte führen zu optimaler Allokation von Resourcen: spektakulär falsch. Ahem.. Finanzkrise?

    (Hohe) Steuern schaden der allgemeinen Wohlfahrt: falsch. Der Artikel behandelt ja gerade das „Rätsel“, dass eben nicht investiert wird, im Gegensatz zu allen Ökonomen und Liberalen, die nicht müde werden, denselben Unsinn immer und immer wieder herunterzubeten. Es fehle an Nachfrage, heisst es mitunter als Begründung, was aber gar nicht sein kann, denn die raison d’être der Angebotspolitik war ja gerade, dass sich das Angebot seine eigene Nachfrage schafft. Offenbar nicht, und damit ist auch Angebotspolitik widerlegt (5 von 6 Hochschul-Ökonomen glauben an die Angebotspolitik). Da Staaten das eingenommene Geld komplett wieder ausgeben (oft sogar mehr als das) und es somit in den Wirtschaftskreislauf pumpen, was Firmen ja gerade eben nicht tun (Artikel), könnte man sogar sagen, dass Steuern der Wohlfahrt nützen.

    Ich weiss auch, wie sehr Ökonomen wünschen, dass ihre Aussagen etwa zu Mindestlohn und Arbeitslosigkeit wahr sind, obwohl ich nicht recht verstehe, wieso. Immerhin ist doch die Ökonomie eine ergebnis-offene und wertefreie Wissenschaft. Oder etwa nicht?

  • seebueb sagt:

    Die Studie erschien bereits am 25. Sept. 2013 im OECD Journal. Warum wird das noch nicht mal im Vorbeigehen erwähnt?

    In der Studie werden die kurzfristigen Schulden vollständig ausgeklammert, Gründe hierfür werden weder angegeben noch sind sie (für mich) ersichtlich. Weshalb sind sie nicht berücksichtigt? Wie soll ein faires Bild gewonnen werden, wenn wesentliche Segmente ignoriert werden?

    Die OECD-Studie betrachtet ausschliesslich kotierte Mega-Unternehmen (die non-financials des MSCI global stock index) und impliziert damit, dass diese repräsentativ seien für die Weltwirtschaft. Von den Top Ten des MSCI Global sind z.Z. mit Ausnahme von Nestle alles US-Gesellschaften, die USA sind mit 55,86% im Index gewichtet. Was auch immer der Index abbilden mag, er ist mit Sicherheit nicht repräsentativ für das typische länderspezifische Geschäftsklima, oder die Finanzierungssituation innerhalb der Länder, und schon gar nicht für die KMU, welche in den meisten westlich-orientierten Ländern das Rückgrat der Wirtschaft bilden.

    Die Investitionen waren im Betrachtungszeitraum um die Jahrtausendwende am höchsten. Danach sind sie gefallen, seit etwa 2003 bewegen sie sich innerhalb einem recht klaren Korridor von geschätzten 3,5-4,5% (USA; Europa ist leicht tiefer bei geschätzten 3,2-4,2%). Die Dividenden und Aktienrückkäufe jedoch sind erst vor ein paar Jahren angestiegen und nur in den USA (der leichten Anstieg in Europa ist, relativ dazu, vernachlässigbar, insbesondere unter Berücksichtigung des massiven Übergewichts der USA im Index).

    In Anbetracht obiger Punkte sind „Details“ wie das Folgende nur der Vollständigkeit halber erwähnenswert:
    „The BAA corporate bond rate fell from 8.3% in 2000 to 4.9% at present“
    Das ignoriert die Inflationsrate, welche gleichzeitig von 3,4% auf 1,7% (Inflationsrate 2012, die Studie wurde ja vor einem Jahr publiziert) gefallen ist. D.h. die reale Rendite fiel von 4,9% auf 3,2%, was viel weniger beeindruckend erscheint, zumal die Fed Funds Rate im selben Zeitraum von 5-6% auf nahezu Null gefallen ist.

    Mein Fazit:
    Herr Dittli, ich freue mich auf Ihren nächsten Artikel – in der Qualität, die Sie sonst an den Tag legen.

  • Ulrich.Bange sagt:

    Zu: Das Rätsel der fehlenden Investitionen: Dittli weist darauf hin, dass Aktienrückkäufe und Dividendenausschüttungen Erklärungen nur für die kurze Frist bieten können. Aber die (Netto) Investitionen liegen schon seit Jahren auf einem niedrigen Niveau. Dafür muss es daher andere Gründe geben. Aktien lassen sich nur wenige Male zurückkaufen, dann entfällt dieser Faktor. Und Dividendenausschüttungen? Die Unternehmen verschulden sich, um Dividenden auszuschüt-ten? Dagegen ist einzuwenden: Die Grundlage für Dividendenzahlungen sind die Gewinne der Unternehmen (aktuelles Geschäftsjahr und Rücklagen). Darüber hinaus steht den Eigentümern nichts zu. Eine Kreditauf-nahme ist ein reiner Bilanzvorgang und kann nicht Quelle einer Ausschüttung sein (schon allein buchhalte-risch ist das unmöglich). Ich wundere mich über die OECD Ökonomen.
    Es kommt demzufolge zur Lösung des Rätsels der fehlenden Investitionen eher auf die anhaltend wirkenden Faktoren an. Das führt zur Kurzfassung einer Investitionsrechnung. Der erwartete cashflow und der Zinssatz entscheiden darüber, ob sich ein Projekt lohnt. Dittli geht auf diesen cashflow nicht ein und konzentriert sich auf den Zinssatz. Hauptelement des cashflows aber ist der Absatz. Die eine entscheidende Frage bei allen Investitionsrechnungen ist eben dieser zusätzliche Absatz (preislich bewertet als Umsatz). Das führt sofort auf die Nachfrageseite, auf das gesamtwirtschaftliche Einkommen, auf die Löhne. Diese Kette von Variablen verfolgt Dittli leider nicht, obwohl der Ansatz aus der Investitionsrechung dafür eine gute Gelegenheit bietet. Darum kommt der Artikel auch nicht über die Scheinfaktoren Aktienrückkäufe und Dividendenausschüttun-gen hinaus. Die Begriffe Einkommen und Löhne sucht man folglich vergebens. Insgesamt kein gelungener Beitrag zu Lösung des Investitionsrätsels.
    Ulrich Bange

    • Josef Marti sagt:

      Das mit den Gewinnen stimmt schon. Nur gibt es multinationale Unternehmen, die schon fast pervers hohe EK Renditen erzielen und dabei sogar noch überkapitalisiert sind. Zur Ausnützung des Hebeleffektes mit Höherverschuldung können deshalb Definazierung des EK wie auch fremdfinanzierte Dividenden sich durchaus aufdrängen. Dass es überhaupt soweit kommen kann hängt hingegen wiederum mit Ihren Ausführungen im zweiten Absatz zusammen.

      • Ulrich Bange sagt:

        zu Josef Marti: Definanzierung des EK? Nach meiner Beobachtung ist das keineswegs ein Trend (den zieht Dittli in seinem Beitrag aber heran). Wegen der Finanzkrise schützen sich doch vielmehr finanzielle und nicht-finanzielle Unternehmen gegen die nächste Krise, indem sie freiwillig oder auf Zwang hin (Basel III) ihr EK aufstocken. Darum halte ich die Definanzierung des EK für unrepresentativ (aber für Transnationale denkbar).
        Der andere Punkt: Egal wie „pervers hoch“ die EK Renditen ausfallen, es sind eben nur Gewinne. Diese Gewinne können sich die Eigentümer als Dividende auszahlen lassen, aber mehr auch nicht, ich wiederhole das. Fremdfinanzierte Dividenden? Unmöglich. Sagen Sie mir, wie das gehen soll. Für eine Ausschüttung an die Eigentümer muss jedes Unternehmen der Welt einen „Titel“ haben. Man kann vielleicht vieles andere gestalten, Rückstellungen und vieles mehr – aber mit Krediten Ausschüttungen finanzieren verbieten alle Bilanzierungsgrundsätze, in jedem Land der Welt.

        • Anh Toan sagt:

          @Ulrich Bange: „Fremdfinanzierte Dividenden“

          Wenn ein Unternehmen lange einen grossen Teil der Gewinne einbehalten hat, die Mittel aber z.B. in Pruduktionsanlagen investiert, kann man sagen, die Dividende sei Fremdfinanziert. (Man kann auch sagen, die Produktionsanlagen seien nun fremdfinanziert)

          Oder Apple hat Gewinne überall auf der Welt, werden diese in die USA zur Mutter trasferiert, entstehen wesentliche Steuerforderungen. Die Mutter lässt nun die Gewinne in den ausländischen Töchtern und schüttet eine Dividende aus, für welche sie Kredit aufnimmt.

          Betreffend EK Aufstockung besteht der Druck auf Banken, viele andere Konzerne sind aber eher überkapitalisiert.

          • Ulrich Bange sagt:

            @ Anh Toan: meine letzte Bemerkung zu diesem Thema: Gewinne sind eine Position des EK, man kann Gewinne nicht investieren. Ein Investitionsvorgang ist stets ein Aktivtausch (liquide Mittel oder Bankguthaben verringern sich und Aktivseite des Kontos Anlagegüter steigt). Wenn ein Unternehmen einen Gewinn erzielt hat und nun kräftig investiert, bleibt der Gewinn unverändert stehen, die Investition berührt die EK Position nicht. Und noch einmal zur Dividendenausschüttung: Apple hat die Verpflichtung, eine Konzernbilanz aufzustellen, daher entfällt der Fall, den Sie ansprechen. Der Gewinn nach Konsolidierung fällt damit in nur einem Land an. Das ist die USA. Oder Apple verlegt seinen Firmensitz in ein anderes Land mit niedrigeren Steuern. USA oder ein anderes Land: Apple kann nur den Gewinn, in diesem Beispiel den Konzerngewinn an die Aktonäre ausschütten. Ob ein Unternehmen dafür die nötige Liquidität hat, ist eine andere Frage. Wenn nicht und wenn sie dennoch ausschütten will, muss sie einen Kredit aufnehmen. Dann dient der Kredit aber nur dazu, die Auszahlung von der Liquiditätsseite her möglich zu machen. Schließlich kann ein Unternehmen, trotz Gewinn des Vorjahres, neun Monate später schon an die Grenze der Zahlungsfähigkeit geraten. Wenn Sie diesen Fall meinen, dann habe ich kein Problem damit.
            Ulrich Bange

          • Anh Toan sagt:

            „Dann dient der Kredit aber nur dazu, die Auszahlung von der Liquiditätsseite her möglich zu machen“

            Jeder Kredit dient dazu, etwas von der Lquiditätsseite möglich zu machen. Ausserdem gibt es Gewinne aus nicht liquiditätwirksamen Vorgängen (Aufwertungen), werden dann Dividenden ausgeschüttet, braucht es Kredite, um dies möglich zu machen. Also wurden die Kredite für Dividenden verwendet.

            Mir ist der Unterschied zwischen Aktiven und Passiven einer Bilanz schon klar, aber wenn man dann konsequent ist, kann man Kredite auch nicht Investitionen zuweisen.

          • Anh Toan sagt:

            Apple: Die haben die Liquidität in einem anderen Land, als in der Mutter, in welcher sie die Dividenden buchen müssen. Es können nicht nur Dividenden im Konzern gebucht werden, die müssen auch in einer Gesellschaftsbilanz gebucht werden. Transferiert Apple diese Liquidtät zur Mutter, das heisst, die Mutter nimmt bei den Töchtern Kredit auf, um diese Liquidität als Dividende auszuschütten, wird dies wohl der amerikanische Fiskus als Umgehung qualifizieren und sagen, die Gewinne seien transferiert worden. Also nimmt die Mutter bei Dritten Kredit auf, um die Liquidität als Dividende auszuschütten.

            Buchung Eigenkapital an Bank, wobei die Bank in den Aktiven stehen kann, wenn bankguthaben vorhanden sind, oder in den Passiven, wenn bereits vorher in den Miesen bei der Bank. Im zweiten Fall kann man sagen, die Divivdenden werden mit Krediten finanziert.

            Dazu kommt die Sache mit der Kapitalherabsetzung, so kann man sogar zu Lasten des EK steuerfreie Liquidität an die Aktionäre zurückführen, es heisst dann nicht Dividende, sondern Nennwertrückzahlung. Der Unterschied ist rein formell buchalterischer Art, wirtschaftlich irrelevant, Eigenkapital wird liquiditätswirksam an die Aktionäre bezahlt.

          • seebueb sagt:

            Alleine in der CH sind 1150Mrd CHF Kapitaleinlagen als „Ausschüttungsreserven“ zur steuerfreien (Aus-)Rückzahlung angemeldet. Wieviel davon tatsächlich zurückgezahlt werden wird, muss sich zeigen, die eidg. Steuerverwaltung rechnet mit 400-600Mio Steuerausfällen p.a.

            Aktuell laufende Rückkäufe an der SWX über 2. Handelslinien (gerundet, Auszug):
            Novartis bis zu 10Mrd, Transocean bis zu 19% des AK (Marktkapitalisierung von 12Mrd), Syngenta max 10% des AK, Phoenix Mecano max 10% des AK, Lindt&Sprüngli bis zu 5% des AK (Marktkapitalisierung 12Mrd), Geberit 5%, GAM 5%, etc etc

            Das mit Apple stimmt. APL zahlt 2-3% Gewinnsteuern auf im Ausland erzielte Gewinne, diese werden zu 100% in der Konzernrechnung ausgewiesen, liegen aber im Ausland. Würden sie repatriiert, würden zusätzliche Steuern in den USA fällig (wohl etwas über 20%, APL zahlt auf in den USA erzielte Gewinne etwa 25%).

            Reuters hat im Frühling eine Studie zitiert, gemäss der amerikanische Unternehmen USD 2,1 trillion (2,1 x 10^12) legal (praktisch) unversteuert im Ausland lagern haben (google „(Reuters) – Foreign profits held overseas“). D.h. praktisch alle profitablen internationalen US-Konzerne sind in einer mit APL vergleichbaren Situation.

          • Anh Toan sagt:

            @Ulrich Bange

            1. Lesen Sie meinen ersten Satz (8.9 20:07 und Ihren zweiten Satz 18:22: Habe ich geschrieben, die Gewinne seien investiert worden?

            2. Ein Investitionsvorgang ist stets ein Aktivtausch (liquide Mittel oder Bankguthaben verringern sich und Aktivseite des Kontos Anlagegüter steigt). Kompletter Nonsense auch hier: Einfachster Investitionsvorgang: EFH Bau, 20 Prozent kommen wie Sie schreiben, 80 Prozent kommen, indem die Bank Rechnungen zahlt zu Lasten des Bauherrn. In der Firma sind die Buchungen nicht Investition an flüssige Mittel, sondern Investition an Schulden.

            3 „Der Gewinn nach Konsolidierung fällt damit in nur einem Land an. Das ist die USA. Oder Apple verlegt seinen Firmensitz in ein anderes Land mit niedrigeren Steuern. USA oder ein anderes Land: Apple kann nur den Gewinn, in diesem Beispiel den Konzerngewinn an die Aktonäre ausschütten. “ Kompletter Nonsense, Gewinne sind da steuerbar, wo sie erzielt werden, und dann vielleicht noch woanders, und dann ist die Frage, wiewviel Gewinn wo erzielt wurde, aber wenn es wäre wie Sie schreiben, hätte allen Konzerne Ihre Firmensitze auf einer Südseeinsel.

            Und von den Fällen, wo es 9 Monate später anders war als vorher, nein, von denen habe ich nicht geredet.

        • Josef Marti sagt:

          Seit wann ist Verschuldung verboten? Kein Unternehmen schüttet Naturaldividenden aus; sind die Reserven in langfristigen Anlagen gebunden verschuldet man sich einfach höher und steigert die EK Rendite dank Hebeleffekt.

    • Linus Huber sagt:

      „Aktien lassen sich nur wenige Male zurückkaufen, dann entfällt dieser Faktor.“

      Die Geschäftsleitung (teilweise auch Kader und Mitarbeiter) erhält einen hohen Anteil ihrer Kompensation in der Form von Optionen zum Kauf von Aktien zu einem festgelegten Kurs. Es handelt sich teilweise um beträchtliche Mengen, welche immer wieder das Volumen an Aktien erhöhen und somit ebenfalls immer wieder die Möglichkeit zu weiteren Rückkäufen bietet. Ebenfalls, wie Josef dies erwähnt, geht es um das Verhältnis EK/Fremdkapital, wobei ein immer kleinerer Prozentsatz der Finanzierung aus dem Eigenkapital stammt und damit mit einem höheren Hebel gefahren wird. Ein höherer Hebel bedeutet allerdings auch ein höheres Risiko, denn das Risikokapital in der Form des AK reduziert sich, was in guten Zeiten zwar einen höheren EPS erzeugt (und damit unter dem Strich auch eine höhere Kompensation der Geschäftsleitung), aber in potentiell auftretenden schwierigen Zeiten das AK sehr schnell dahinschmelzen lässt.

      Das Verhalten der Zentralbanken bezweckt seit Jahrzehnten, den Konsum zu stimulieren, aber der erzeugte Effekt nimmt aufgrund des Gesetzes des abnehmenden Grenznutzens schrittweise ab und die weniger beachteten langfristig auftretenden negativen Konsequenzen dieses linearen Verhaltens melden sich immer deutlicher. Das gegenwärtige Erzwingen risikoreichen Verhaltens fördert die Spekulation und die Spirale gesamtwirtschaftlicher Schneeballsysteme und nicht Investitionen im Sinne von neuen Produktionsanlagen, denn die ersteren sind viel lukrativer und bei bestehender Überkapazität und weitgehend durch die Beeinflussung der Gesetzgebung eliminierter Konkurrenz mit weniger Risiko behaftet. Ein kleiner Nebeneffekt von tiefen Zinsen liegt übrigens auch darin, dass es sich aufgrund der tiefen Kapitalkosten besser lohnt, Arbeitskraft durch den Einsatz von teurer Robotik zu ersetzen; ein Umstand, welche den Gewerkschaften zu denken geben sollte.

  • Sacha Meier sagt:

    Seit den WTO-Beschlüssen 1995 leben wir nun einmal in einer neofeudalistischen Konsumgesellschaft: Wir konsumieren, was Asien produziert. Unsere eigene innovativ-produzierende Industrie – samt dem MINT-Know-How haben wir längst unwiederbringlich nach Asien exportiert. Unsere innovativen Ingenieure sind längst entlassen, ausgesteuert oder pensioniert. Was bleibt, ist eben der Konsum, Dienstleistung, die virtuelle Finanzwirtschaft, sowie die schuldenfinanzierte Staatswirtschaft. Was Staaten recht ist, sollte dem Bürger billig sein: Die Verschuldung zu (fast) null Zinsen. Darum müssten sich die Staaten unbedingt rasch und aktiv dafür einsetzen, dass die stetig wegerodierende Kaufkraft des Volkes via billigen Konsumkrediten zu 0.01% Zins (oder so) kompensiert werden kann. Für einmal ist die Schweiz da eine Vorreiterin: Frau BR Sommaruga setzt sich gerade jetzt dafür ein, Konsumkredite massiv zu verbilligen (vgl. TA-Artikel dazu).

    • Franz Kaufman sagt:

      Uhh, weitere Luftschlösser generieren?!
      Dünkt mich gar keine gute Idee.

      Ich befürcht,e nur eine globale Systemänderung könnte Verbesserung bringen. Aber das wird unsere Generation wohl nicht mehr erleben.

  • Georg Stamm sagt:

    Der Innovationsschub kommt mit der Nachfrage. Für eine steigende Nachfrage braucht es das richtige Produkt, das der Kunde will. Wenn das nicht gegeben ist, nützt alles Geld nicht, das einem als Billigkredit nachgeworfen wird. Das scheint die heutige Situation in etlichen EU-Ländern zu sein. Draghi bringt wahrscheinlich das falsche „Medikament“.

    • Linus Huber sagt:

      „Der Innovationsschub kommt mit der Nachfrage.“

      Auch Sie unterliegen dem Irrtum, dass die Nachfrage das wichtigste Element sei. Innovationen werden begünstigt, wenn eine hohe Sparquote vorliegt und wenn der Wettbewerb spielt. Da sich über die vergangenen Jahrzehnte immer mehr Oligopole bildeten, welche verstehen die Gesetzgebung und damit die Regulierung zu ihren Gunsten zu beeinflussen, wird es immer schwieriger für einen Pionier Konkurrenz zu erzeugen und wenn etwas Erfolg verspricht, wird es aufgrund des zur Verfügung stehenden billigen Geldes einfach aufgekauft.

  • Nicolas Pidoula sagt:

    Warum nicht investiert wird? Weil sich 1.) die Banken billig refinanzieren und weiterhin Casino spielen. Weil die Banken 2.) nur unter hohen Auflagen Kredite geben an die KMUs. Und weil 3.) die KMUs kaum mehr Reserven haben und ihre Investitionen gezwungenermassen zurückfahren müssen. Und weil 4.) angesichts des drohenden Crashs lieber alle ihr Geld horten.

    • Linus Huber sagt:

      … und weil es für den CEO bedeutend einfacher ist, sein eigenes Vermögen durch Aktien-Rückkäufe massiv zu steigern. Ein CEO ist auch ein Mensch und er handelt in erster Linie so, wie es ihm den höchsten persönlichen Erfolg (Gewinn) beschert. Dieses Verhalten beruht auf dem Umstand, dass durch die allgemeine Verunsicherung aufgrund der massiven Eingriffe von Regierungen (inkl. Zentralbanken) die kurzfristige Sicht der Dinge und Planunsicherheit stark gefördert wurde. Allerdings sind solch qualitative und auf Verhaltensänderungen (Reflexivität) basierenden Aspekte schwierig vorauszusehen, resp. zu modellieren, und entziehen sich der Vorstellungskraft der meisten Ökonomen.

      • Franz Kaufman sagt:

        Sorry, Sie wiedersprechen sich selber. Glauben Sie der CEO würde plötzlich weniger egoistisch handeln, wenn der Staat im weniger auf die Hände schaut.
        Wohl kaum.
        Warum soll Regulierung aus prinzip verunsichern?? Die Finanzkrise fand ja gerade wegen der Unterregulierung statt.
        Wenig Regulierung führt eher zu Chaos, da jeder machen kann was er will.
        Überregulierung führt zu Strangulation, weil kein Spielraum mehr besteht.
        Die Balance zu finden ist wichtig.

        • Linus Huber sagt:

          Ich stimme Ihnen zu, dass ich wohl dies zu wenig genug umschrieb, indem ich nicht spezifisch die geldpolitischen Eingriffe ansprach und Sie liegen richtig, dass im Bereiche der Banken diese es verstanden, die Legislative massiv zu ihren Gunsten zu beeinflussen und dort wo es ihnen Vorteile bot, dereguliert wurde.

          Es geht nicht darum, dem CEO auf die Hände zu schauen, sondern darum, inwiefern die geldpolitischen Eingriffe welches Verhalten fördern.

          • Moebius sagt:

            Planungssicherheit heißt stabile juristische Lage (haben wir), bleibende Zinsen auf die Schulden, mit denen die Investition finanziert wurde (lässt sich vereinbaren, zumindest auf die Darlehensdauer) und stabile Nachfrage (haben wir nicht). Ein CEO wird investieren, wenn durch höhere Nachfrage die Auslastung steigt und er davon ausgehen kann, bald mehr Produktionskapazität zu brauchen. Wenn das nicht der Fall ist, investiert er nicht, sondern nutzt das Geld für was Anderes.
            Die Frage ist also, welche Politik die Nachfrage stimulieren kann (denn zu geringe Gewinnmargen für Unternehmen sind grade nicht das Problem).

          • Linus Huber sagt:

            „Planungssicherheit heißt stabile juristische Lage“

            Ein weiterer Aspekt muss erfüllt sein. Die Differenz zwischen der von der Bevölkerung gefühlten Gerechtigkeit/Fairness und der tatsächlichen Gesetzgebung und -sprechung, welche durch Lobbying stark beeinflusst wird, darf nicht zu weit auseinander klaffen, ansonsten neue Probleme provoziert werden. Dass die politische Legislative wie Exekutive heute verstärkt den Geschäftsleitungen der Grossunternehmen und Banken dient (und nicht der Bevölkerung), wird immer offensichtlicher.

          • Linus Huber sagt:

            „Nachfrage stimulieren“

            Vielleicht konsumieren Sie diesen Link, welcher unter anderem erklärt, dass Wachstum bei schwachem Konsum und hoher Sparquote eher stärker ausfallen mag.

            http://d21uq3hx4esec9.cloudfront.net/uploads/pdf/140831_TFTF2.pdf

  • Dummermuth Daniel sagt:

    Der Zinsssatz ist beileibe nicht das einzige und schon gar nicht das wichtigste Kriterium für Investitionen. Diese müssen einen Nutzen für Unternehmen und Kunden (neue Produkte/Dienstleistungen) generieren So müssen sich z.B. die Abschreibungen der Anschaffungen durch Mehreinnahmen/Kostensenkungen amortisieren.

  • Peter Waldner sagt:

    Kann es sein, dass die besonders investionsstarke Industrie in Europa – und mit ihr die Zulieferbetriebe – ganz generell zurückhaltend ist, weil die Standorte in Asien ihr zunehmend das Wasser abgraben?

    • Josef Marti sagt:

      Dann dürften die Exportjunkies Deutschland, Schweiz und Schweden aber nicht ständig ihre Exportüberschüsse steigern.

  • Laura Wyss sagt:

    Unternehmen sind nur die eine Seite der Münze, die andere sind Konsumenten, die heute vielfach immer weniger zur Verfügung haben. Man schaue nur mal in zB. Südeuropa mit seinen gigantischen Problemen und Teile der USA, aber auch Schwellenländer. .Die Schlagseite wird immer heftiger, eh schon Reiche an der Börse noch reicher und die Anderen noch ärmer. Ein bedrohlicher Mix auch, dass Regierungen, wo bald nur noch Wohlhabende sitzen und Wirtschaft gemeinsam für sich schauen und das Gros der Verarmenden immer mehr einengen. Bis es kracht? Bedrohliche Lage seit dem Finanzcrash.

    • Linus Huber sagt:

      Vetternwirtschaft oder „Crony Capitalism“ nennt man dieses System und ist nicht per se mit Kapitalismus gleichzustellen.

  • Pedro Linder sagt:

    Vielleicht schnappt nun die Falle zu und der Kapitalismus geht dem Ende entgegen. Wie soll eine globale Wirtschaft funktionieren, wenn ein paar Reiche und wenige reiche Länder immer reicher werden? Würde Apple dafür sorgen, dass die chinesischen Arbeiter entlöhnt werden, hätten diese Geld, um Produkte zu kaufen. Die heutigen asiatischen Sklaven würden die Wirtschaft ankurbeln. Das Gleiche läuft in Afrika. Die Afrikaner bekommen für ihre Rohstoffe keinen gerechten Preis, die Arbeiter sind Sklaven und in Genf werden ein paar Geldsäcke noch reicher. Aber wenn man schon alles hat, kann man kaum noch mehr kaufen. Also mehr Lohn an jene die produzieren, weniger an Profiteure und es würde besser werden.

  • Manfred Grieshaber sagt:

    Ich fürchte das wir hier ein systemisches Problem haben. Kleines Beispiel: In Finnland wird ein kleine Charge kontaminierten Spielzeugs aus Asien entdeckt. Die Nachricht hierüber hat sich innert Minuten weltweit verbreitet, am nächsten Tag steht es in großen Lettern in allen Zeitungen. Dadurch werden auch die 98% der Verbraucher verunsichert die von diesem Vorfall gar nicht betroffen sind. Der Spielzeugumsatz geht dadurch weltweit zurück. Er erholt sich zwar rasch wieder. Aber diese extreme Volatilität findet sich heute in fast allen Bereichen. Das macht es zunehmend schwerer ein Projekt zu planen. Denn die Zahl äußerer Einflüsse ist so groß geworden das eine Projektabgrenzung aber auch eine akzeptable Marktanalyse fast nicht mehr möglich sind. Man könnte es überspitzt so formulieren: Die dynamisierte Globalwirtschaft beginnt ihre eigenen Kinder zu fressen. Hier haben wir die Umkehr der Sicherheit in einem Vogelschwarm. Die Stare sind sicher vor dem Habicht weil er sich nicht mehr auf ein einzelnes Tiere konzentrieren kann. Im Umkehrschluss bedeutet es das der Habicht Gefahr läuft zu verhungern wenn er kein Habitat findet in dem es noch die Ordnung und Übersichtlichkeit einzelner Beutetiere hat.

  • Lorena sagt:

    Wie soll die Wirtschaft anspringen, wenn der Sparer durch Gelddrucken enteignet wird?

    • Linus Huber sagt:

      Je stärker Regierungen (inkl. Zentralbanken) Einfluss auf die Wirtschaft nehmen, desto schwieriger wird es für den Einzelnen zu planen. Diesen Umstand erkennen die Künstler der Manipulation natürlich nicht.

      • Moebius sagt:

        Sie gehen davon aus, dass der Markt stabilisierend und jeglicher staatliche Eingriff destabilisierend wirkt. Warum?

        • Linus Huber sagt:

          Wenn die Regeln der Willkür ausgesetzt werden, erzeugt dies Unsicherheit für den Einzelnen. Z.B. verkommt Investieren zunehmend zu reiner Spekulation, denn jeden Moment mögen neue oder andere Massnahmen eingeführt werden. Regierungen sind verantwortlich die Regeln des Marktes zu bestimmen, jedoch nicht die auf dem Markt bezahlten Preise.

    • Moebius sagt:

      1. Nicht der Sparer, sondern der Konsument sorgt für ein Anspringen der Wirtschaft. Ohne Nachfrage keine Investition.
      2. Gelddrucken führt nicht automatisch zu Inflation – Preise sind stark von Kosten abhängig, und wenn die Kosten (z.B. in Form von Löhnen, genauer in Form von Lohnstückkosten) nicht steigen, steigen auch die Preise nicht und damit gibt es keine Inflation.
      3. Die Festlegung der Zinsen durch die Zentralbank geht dem Gelddrucken aufgrund erhöhter Geldnachfrage voraus und folgt ihm nicht etwa.

  • Jürg Wernli sagt:

    Vielleicht weil enorm viel Kapital und Einfluss auf die Politik in sehr wenig Händen gebunden ist, die mit Zinseszins durch die grosse Streuung des Basiskapitals zwecks Risikominderung ihr Vermögen locker wachsen lassen und davon noch luxuriös leben können. Eine neue Klasse von Supermanagern und Luxusrentner, die es schaffen sich innert eines halben Lebens mehrere hundert Millionen Dollar anzueignen, ist nach dem Niedergang der adligen in wenigen Jahrzehnten entstanden. Deren Kinder werden ab Geburt schon den Status von Luxusrentnern haben. Wenn Ungleichheit bei Einkommen und Vermögen nicht reduziert wird, wächst das Risiko für den nächsten gesellschaftliche Umbruch mit Gewalt immer schneller.

  • leimgruber sagt:

    Diese billige Geld ist für den Sparer eine Enteignung. Helfen tut es nur den Pleite-Staaten , die können sich weiter verschulden praktisch zum Nulltarif.

  • Josef Marti sagt:

    Jetzt bin ich aber wirklich verwirrt. Ich habe immer gelernt, dass der Unternehmer in der freien Marktwirtschaft nichts anderes tut als Erfolg und Gewinne so viel wie möglich immer im Unternehmen zu reinvestieren und so wenig wie möglich rauszunehmen bzw. auszuschütten. Und jetzt wird sogar im grossen Stil noch das AK zurückbezahlt, das ist handels- wie auch steuerrechtlich nichts anderes als eine direkte Teilliquidation, und somit volkswirtschaftlich eine flächendeckende Liquidation der Marktwirtschaft. Also hatte Marx doch recht.

    • Linus Huber sagt:

      „Unternehmer in der freien Marktwirtschaft nichts anderes tut als Erfolg und Gewinne so viel wie möglich immer im Unternehmen zu reinvestieren“

      Die heutigen CEOs sind meist nicht mehr Unternehmer im eigentlichen Sinn, welche ihr persönliches Wohlergehen mit demjenigen ihres Unternehmen gleichsetzen, sondern hoch bezahlte gut vernetzte Angestellte, welche versuchen sich so stark und schnell wie möglich zu bereichern.

      • Josef Marti sagt:

        Da haben Sie sicher recht. Genau deshalb ist es eine Bankrotterklärung des Kapitalismus, wenn das Unternehmen, sprich Kapital, immer mehr Unternehmensführer anstellt, die langfristig nicht das Wohl des Unternehmens im Auge behalten, indem das Unternehmen zum reinen Spekulationsobjekt verkommt. Dasselbe gilt für die zum Alltag gewordene Praxis, gesunde Unternehmen und Untenehmensteile zu unterwandern, auszuschlachten und zu filettieren. Mit der Überbordung des finanzmarktgetriebenen Kapitalismus, gefördert duch das zentralplanerisch monopolistische Geldsystem – wo Wertschöpfung nicht mehr interessiert, sondern nur kurzfristige Kapital- und Spekulationsgewinne – befindet sich dieser jetzt in einer typischen Phase des Kannibalismus.

        • Linus Huber sagt:

          Das Problem ist vielschichtig. Die Aktiengesellschaft z.B. Roche, kann man nicht ins Gefängnis stecken, sondern einzig mit Bussen bestrafen, obwohl diese anonymen Monster vor dem Gesetz mit natürlichen Personen gleichgesetzt werden. Um den Verantwortlichen Fahrlässigkeit oder gar kriminelle Absichten anzulasten, ist die Hürde aufgrund von schwierig zu beschaffenden Beweisen extrem hoch. Ebenfalls lassen sich diese Entscheidungsträger durch eine entsprechende Versicherung (natürlich gezahlt von der Firma) schützen, womit sie de facto Immunität geniessen. Das gut gepflegte Beziehungsnetz generiert einen Art Eliteclub, worin sich diese Leute unter ihresgleichen befinden und gegenseitige Gefälligkeiten austauschen (Vetternwirtschaft). Die Rechtsabteilung ist darauf getrimmt, die Legislative in den Parlamenten derart zu beeinflussen, dass erstens das Unternehmen aufgrund entsprechender Gesetzgebung monopolartige Vorteile erlangen mag und zweitens die Selbstbereicherung und Immunität der Entscheidungsträger sichergestellt bleibt. Inwiefern dies mit Kapitalismus im eigentlichen Sinne noch viel gemeinsam hat und nicht eher als eine Perversion des Kapitalismus „Crony Capitalism“ einzustufen ist, liegt wohl im Auge des Betrachters.

  • Hugo sagt:

    Die niedrigen Zinsen schützen die bestehenden Unternehmen und Banken. Alte, wenig innovative Dinosaurier blockieren die Märkte.

    Höhere Zinsen würden die Liquidierung bestehender Fehlinvestitionen und die Marktbereinigung fördern und so den Aufbau von neuen innovativen Unternehmen erleichtern,

    So könnten also höhere und nicht niedrigere Zinsen zu steigenden Investitionen führen!

    • Linus Huber sagt:

      Schöpferische Zerstörung (Schumpeter) heisst das Ding, welches mit allen Mitteln verhindert wird. Man glaubt, dass man die hohen Guthaben retten kann, wenn man die Schuldner nicht Bankrott gehen lässt. Die dadurch sich neu einstellenden Probleme werden eben leider erst langsam erkannt und führen zur Notwendigkeit immer stärkerer Einflussnahme durch Regierungen (inkl. Zentralbanken) um eine markttechnische Verwerfung zu verhindern. Dass dadurch die Ungleichgewichte weiter steigen und zu gesellschaftlichen Verwerfungen bis hin zu Krieg und Revolution führen mag, wird nicht einmal im Ansatz erkannt. Dabei wird von den Entscheidungsträgern ein Krieg (bewaffnete Auseinandersetzung mit einem andern Staat) gerne benutzt um eine Revolution und damit der Verlust von Macht der Regierung (Entscheidungsträger) über die eigene Bevölkerung zu verhindern.

      Das idiotische Verhalten der westlichen Regierungen im Falle der Ukraine kann sehr wohl in diesem Lichte betrachtet werden.

    • Moebius sagt:

      Höhere ZInsen würden auf jeden Fall zerstören, ob sie auch schöpferisch tätig werden, wage ich zu bezweifeln. Im Moment mangelt es einfach an der Nachfrage, weil die Massenkaufkraft nicht wächst. Auch neue Unternehmen hätten in einer solchen Lage zu kämpfen.

      • Linus Huber sagt:

        Na ja, im Moment? Wurde die Nachfrage über die letzten Jahrzehnten nicht durch den weltweiten Kreditboom künstlich in die Höhe getrieben, sodass wir heute an einem Punkt angekommen sein mögen, an welchem die weitere Ausweitung der Kreditmenge nicht mehr dem Willen eines grossen Teils der Gesellschaft entspricht. Vielleicht liegt das Problem nicht im Jetzt und Heute, sondern in Fehlern der Vergangenheit, indem man sich auf ökonomische Modelle und Theorien verliess, welche aufgrund ihrer linearen und Zyklen vermeidenden Entwicklung die Regel der Nachhaltigkeit verletzten.

  • Thomas Jordi sagt:

    Wie immer sehr interessante Analysen. Kein Wort aber, dass was hier abgeht schlicht und einfach Diebstahl an den Bürgern ist. Politik und Notenbanken in der Hauptrolle. Altersguthaben, Renten, Sparkapitalien, nicht verzinst… Staatsschulden bleiben.
    Eine Frage: weshalb schütten die Notenbanken das Geld nicht an den privaten Sektor aus? Das Geld würde sehr schnell in den Wirtschaftskreislauf fliessen und nicht irgendwo hängen bleiben. Im Finanzsektor bleibt das Geld ja, da niemand investiert. Auch sollte sich so einiges an Inflation kreieren lassen.

    • will williamson sagt:

      Die Vollgeldinitiative sieht u.a. vor, Geld an die Bevölkerung auszugeben. Also die Initiative unterschreiben!

      • seebueb sagt:

        Die Initiative verlangt, dass die SNB neu geschaffenes Geld schuldfrei ausschüttet, d.h. sie hat danach die Schuld in ihren Büchern ohne gegengleiche Aktiven. Viel Vergnügen!

    • Linus Huber sagt:

      „Auch sollte sich so einiges an Inflation kreieren lassen.“

      Nicht unbedingt, wenn das Geld in „tangible“ Assets fliesst (z.B. Aktien, Junk-Bonds, Staatsanleihen), welche bei der Berechnung der Inflationsrate wenig oder nicht berücksichtigt werden. Die Gefahr eines möglichen und plötzlich auftretenden Inflationsschocks erhöht sich allerdings, wodurch die Kaufkraft von 90% der Bevölkerung dann noch weiter reduziert wird. Preise mögen auch aufgrund von höherer Mwst oder anderen Abgaben steigen, welche notwendig werden um die Sozialprogramme zu finanzieren.

    • Moebius sagt:

      In unserem Finanzsystem kann die Zentralbank nur Geld an Geschäftsbanken ausgeben und nicht direkt in den Privatsektor drücken. Wenn die Geschäftsbanken das Geld nicht weitergeben, ist die Zentralbank machtlos. (Mechanismen siehe https://oekonomiefuereinsteiger.wordpress.com/2012/07/31/woher-kommt-unser-geld-teil-2-wie-geld-entsteht/)

      Was den „Diebstahl am Bürger“ angeht – Zinsen müssen erwirtschaftet werden, sie kommen nicht aus dem Nichts und es gibt kein juristisches Anrecht auf einen bestimmten Mindestzins. Niemand hat Anspruch auf eine vollständige Werterhaltung seiner Spareinlagen – genau wie niemand Anspruch darauf hat, dass Gegenstände immer neuwertig bleiben.

      • Linus Huber sagt:

        Na ja, eine interessante Darstellung. Geht es nicht wirklich darum, inwiefern jemand das Recht hat durch monetäre Manipulation eine Umverteilung (Abwälzen der Kosten des Kreditrisikos auf die Währung) vom sich vorsichtig und nachhaltig verhaltendem Bürger an spekulative und kurzfristig orientierte Akteure vorzunehmen?

  • Anh Toan sagt:

    „Statt in zukunftsgerichtete Projekte zu investieren, schütten die Unternehmen ihr Geld also an die Aktionäre aus – und feuern damit den Boom an den Aktienmärkten weiter an.“ „Die Haupterklärung für dieses Verhalten der Unternehmen dürfte in den kurzfristigen Anreizsystemen der Topmanager liegen.“

    Ja, ja, diese böse Manager, senden das Kapital zurück an die Kapitalisten, statt etwas her zu stellen, und jetzt warten wir alle vor leeren Läden, es wurde nichts produziert, das Kapital ausgeschüttet statt investiert, es gibt nichts zu kaufen.

    Was machen denn die Aktionäre mit den Ausschüttungen? Hokus Pokus verschwinden die dann? Nein, falls sie nicht gefressen werden (also konsumiert) müssen sie woanders investiert werden. (S=I)

    Dank Investitionen kann ein Unternehmen entweder mehr, oder das gleiche zu tieferen Kosten herstellen, meistens Kombination. Ist keine Nachfrage da, bringt es nichts, mehr her zu stellen, also kostensenkende Investitionen, sprich weniger Arbeitsleistung (Löhne) und mehr Kapitaleinsatz: Dies würden die Manager tun, wenn sie da noch Potential sehen würden.

    • Anh Toan sagt:

      Der Beirag sagt, mit den Ausschüttungen werde der Boom an den Aktienmärkten befeuert:

      Aktienmärkte sind doch aber Investitionsfinanzierungsmärkte? Bei einem Aktienhandel fliesst zwar kein Geld ins Unternehmen, aber vom Käufer zum Verkäufer, wegen einer Aktientransaktion verschwindet kein Kapital.

      Unternehmen A schüttet 100.00 aus. Die Aktionäre haben dann 100 mehr auf dem Konto, sie haben in Bankguthaben investiert, dann kaufen sie Aktien, dann hat der Verkäufer in Bankguthaben investiert.

      • Josef Marti sagt:

        Niemand sagt, das Kapital verschwinde. Da die Unternehmen seit längerer Zeit keine Nettoschuldner mehr sind sondern zu Sparern mutieren, wandert das Kapital und das Privatvermögen zum grössten Teil in die Staatsschulden (sowohl in- wie auch ausländische).

        • Igor Marincek sagt:

          Die Investitionen sind dank Globalisierung und Freihandel in China, dort sind die Arbeitskosten ja deutlich tiefer – und die Transportkosten sind dank der Container-Revolution und der modernsten Hafeninfrastruktur in China auch vernachlässigbar! Wir (USA, Europa) konsumieren noch, produzieren tun andere.

          • Josef Marti sagt:

            Bezüglich USA noch teilweise einverstanden, sonst sind Sie auf dem Holzweg. Der Euroraum insgesamt sowie CH und Schweden erzielen laufend Exportüberschüsse.

        • Anh Toan sagt:

          @Josef Martii: „wandert das Kapital in die Staatsschulden“

          Ja, so sehe ich dies auch, aber daran sind nicht die Manager schuld, die Dividenden zahlen um mehr Boni zu erhalten.

    • Johnny Smith sagt:

      „Ist keine Nachfrage da, bringt es nichts, mehr her zu stellen, “

      Spot on. In der heutigen Lage scheint der Bottleneck nicht das Angebot (oder deren Förderung) zu sein, sondern die Nachfrage. Und ob die Zinsen bei 0.1 oder 0.05% sind, ändert an der Nachfrage gar nichts. Der Zinsnullpunkt verhindert weitere zinspolitische Unterstützung. Und noch mehr Liquidität hlft leider auch nicht. Und noch ‚leiderer‘ hat das Draghi noch niemand gesagt.

      • seebueb sagt:

        Es könnte jedoch auch sein, dass die Konkurrenz nicht mehr spielt weil in vielen Märkten ein Oligopol herrscht. Und wegen dem daraus folgenden tiefen Konkurrenzdruck braucht nicht mehr auf Teufel komm raus investiert zu werden.

        Schauen Sie sich in der CH die Bankenlandschaft an: UBS, CS, Raiffeisen, und die Kantonalbank Ihres Kantons liegen als Wahl auf der Hand, aber sonst? Vor den Elefantenfusionen gabs wenigstens noch SBV und SVB dazu, und ein paar kleine regionale.

        Oder international die Autohersteller (nicht die Marken): BMW, VW, Merc, Peugeot, Renault, Ford, Fiat, GM, die Japaner und die „neuen“ Südostasiaten ist alles, was von einer einst unüberschaubaren Vielzahl übrig gebliegen ist. Analoges gibt es in der Flugzeugindustrie, Telecom, Haushaltselektronik, und wohl noch vielen anderen Branchen.

        • Johnny Smith sagt:

          „Es könnte jedoch auch sein, dass die Konkurrenz nicht mehr spielt weil in vielen Märkten ein Oligopol herrscht.“

          1. Ja absolut. Die CH Bankenlandschaft sehe ich durchaus als gutes Beispiel an (allerdings gibt es dort derzeit aus Regulierungsgründen etwas Druck auf die Margen). Autohersteller vielleicht etwas weniger, dort scheint mir durchaus noch Konkurrenzdenken vorhanden zu sein.

          2. Das ändert aber nichts an der Schlussfolgerung: Draghis Zinssenkung von 0.15 auf 0.05% hilft auch nicht, wenn Oligopole für einen Teil der Investitionsunlust verantwortlich sind. Weder bei der Nachfrage, noch bei der Investitions(un)lust der Oligopole.

          • seebueb sagt:

            Schauen Sie sich die Tendenz an im Automarkt, vor vielleicht 30 Jahren galt noch weitgehend: Marke = Unternehmen. Viele der damaligen Unternehmen wurden übernommen, die Marke existiert aber meist weiter.

            Marken der VW AG (8 Pkw, 4 weitere):
            VW, Audi, Seat, Skoda, Bentley, Bugatti, Lamborghini und Porsche. Plus VW Lkw, MAN und Scania, sowie Ducati (Motorräder).

            Marken der Fiat Spa (10 Marken):
            Fiat, Alfa Romeo, Lancia, Maserati, Chrysler, Ram Trucks, Dodge, Mopar und Jeep, plus Ferrari zu 90%.

    • seebueb sagt:

      Gemäss Legende zeigt die Grafik nur die Neuaufnahme langfristiger Schulden.

      Vorzeitige Rückzahlungen langfristiger, die kurzfristigen Schulden gesamthaft, wie auch Kapitalaufnahme durch Aktienemissionen und Hybridkapital werden ignoriert. Die Situation im kurzfr. FK ist insbesondere relevant weil langfristiges FK ab einem Jahr vor Verfall als kurzfristig betrachtet wird.

      Das dem Artikel zugrundeliegende OECD-Papier („Long-terminvestment, the cost of capital and thedividend and buyback puzzle“) erwähnt diese „Löcher“ noch nicht mal en passant, darum ist nicht klar weshalb sie aussen vor gelassen wurden. Für eine vollständige Sicht, wären sie mMn jedoch zwingend zu berücksichtigen.

      Einerseits ist es naheliegend, in Phasen tiefer Zinsen diese „anzubinden“ und kurz- in (sehr) langfristige Schulden umzuschichten (auch, um die automatische „Verkürzung“ langfristiger Schulden auszugleichen). Wer zudem der vorherrschenden Annahme Glauben schenkt, dass nächstes Jahr die Zinsen zumindest in den USA steigen werden, mag allenfalls sogar auf Vorrat um- bzw. sich neu verschulden.

      Deshalb halte ich die Schlussfolgerung des Artikels für unzulässig, auf zu schmaler Datenbasis fussend.

      • Linus Huber sagt:

        @ seebueb

        Ich bin überzeugt, dass es sich um Saldi Zahlen handelt, also die von Ihnen erwähnten gegenteiligen Aktionen berücksichtigt wurden.

      • seebueb sagt:

        Ich sehe nichts, was Ihre Annahme bestätigen würde. Gerade die Legende ist diesbezüglich eindeutig:
        Die Verwendung von „net“ (net sales) zeigt, dass die Autoren sich des Unterschieds zwischen brutto und netto durchaus bewusst sind. Wäre „net“ dem Bruch vorangestellt, wäre nicht klar ob es sich auf nur auf den Zähler bezieht oder aber auf beide. Hier jedoch steht es unzweideutig im Nenner. Und weil es aufgeführt wird, ist ,klar dass es im Zähler absichtlich weggelassen wurde.

        Langfristige Schulden werden ein Jahr vor Verfall zu kurzfristigen. Einzig vorzeitige zurückgezahlte bzw. -gekaufte langfristige Schulden werden nicht irgendwann zu kurzfristigen, und Rückkäufe geschehen nach meiner Erfahrung nur sehr selten. Insofern ist die „Aufnahme langristiger Schulden“ immer (mehr oder weniger) Netto, gewissermassen per Definition.

        Die Worte „short“, „medium“, „mid“ kommen im Papier genau Null mal vor. „Long-term“ hingegen mehr, als ich zählen mag – dürfte was zweistelliges sein, auf 15 Seiten inkl. Deckblat und Anmerkungen. Schaun Sie sich die verlinkte OECD-STudie an.

        Ich kann nicht nachvollziehe, weshalb die kurzfristigen Schulden nicht mit einbezogen wurden. Bei Ökonomen auf OECD-Niveau ist bewusstes Weglassen das einzig plausible, was grundlegende Zweifel an der intellektuellen Redlichkeit der Autoren hervorruft und den Verdacht aufdrängt, dass lediglich eine Begründung für einen bereits vorher gefassten Schluss gesucht wurde.

        • Linus Huber sagt:

          Da die Konklusion der Studie meine Überzeugung deckt, mag ich voreingenommen sein. Dass sich Ökonomen mit Gefälligkeitsstudien, welche als Feigenblatt für politische Entscheide dienen, verdingen, ist wohl langsam allgemein bekannt.

    • Alexander sagt:

      Klasse!

      Die niedrigen Zinsen dienen NUR noch der Refinanzierung und Rettung unserer Planwirtschaften, bis der Krug am Brunnen bricht. Wer heute noch auf EIGENES

      • Alexander sagt:

        …Risiko investiert sollte sich ärztlich untersuchen lassen. Spätestens beim nächsten Schock wie 2009 sind alle Kalkulationen vom Tisch und Deflation tötet wieder NUR die Privaten.

    • Moebius sagt:

      Wenn S=I korrekt wäre, müsste man empirisch einen Gleichlauf von Sparquote und Investitionen sehen. Tut man aber nicht, also übersieht die Hypothese hinter dieser Gleichung etwas. Was?
      In der Neoklassik wird Geld als eine exogene und für den Zeitpunkt der Analyse konstante Größe angesehen. Wenn man mal einen Blick auf die Mechanismen der Geldschöpfung wirft (z.B. hier: https://oekonomiefuereinsteiger.wordpress.com/2012/07/31/woher-kommt-unser-geld-teil-2-wie-geld-entsteht/), merkt man schnell, dass das blühender Unsinn ist. Unternehmen können theoretisch jederzeit bei Geschäftsbanken (falls diese Kredite geben wollen) und diese bei der Zentralbank Geld ziehen, wenn sie etwas investieren wollen – ganz ohne, dass irgendwo Ersparnisse im Spiel sind. Umgekehrt können Unternehmen ihre Ersparnisse nutzen, um Schulden abzutragen, ohne dass ein Cent irgendwo investiert wird. S=I ist also falsch.
      Ähnlich können auch Privatpersonen Schulden aufnehmen, ohne dass etwas gespart wird, oder Ersparnisse anlegen, ohne dass sie zwingend anderswo investiert werden. Sie können einfach auf der Bank liegenbleiben, und die Bank nutzt das eingezahlte Bargeld z.B., um ihre Verbindlichkeiten bei der Zentralbank zu reduzieren. Oder sie parkt es bei der Zentralbank, um (wenn auch niedrige) Zinsen zu erhalten; bei negativen Einlagezinsen verschiebt man das Geld eben in ein Land mit positiven Einlagezinsen und versucht, über Carry Trade Gewinne zu erzielen.

      Übrigens hat niemand behauptet, dass wir vor leeren Läden stehen. Nicht das fehlende Angebot ist nach Ansicht vieler Diskutanten hier das Problem, sondern die fehlende Nachfrage.

      • seebueb sagt:

        Kann es sein, dass Sie Geld bzw Kredit verwechseln mit Kapital?

      • Anh Toan sagt:

        Moebius: „Unternehmen können theoretisch jederzeit bei Geschäftsbanken (falls diese Kredite geben wollen) und diese bei der Zentralbank Geld ziehen, wenn sie etwas investieren wollen – ganz ohne, dass irgendwo Ersparnisse im Spiel sind. Umgekehrt können Unternehmen ihre Ersparnisse nutzen, um Schulden abzutragen, ohne dass ein Cent irgendwo investiert wird. S=I ist also falsch.“

        Richtig ist, dass Banken Geld machen indem sie Kredite gewähren. Das Konto des Kreditnehmers wird belastet und ein anderes Konto gutgeschrieben, dort entstehen Erparnisse. Ersparnisse sind da durchaus im Spiel, S=I ist fast richtig, (bedeutet auch I=S), Ersparnisse entstehen nicht nur aus Investition sondern auch aus Konsum, letztlich aber aus der Kreditgewährung der Banken. (Werden Investitionen oder Konsum aus Erparnisse bestritten, werden bei Investierenden/Konsumierenden Ersparnisse vernichten, sie entstehen aber gleichzeitig bei Lieferanten neu. S und I sind genau das Gleiche, nicht nur gleich gross, nur insofern stimmt die Gleichung nicht.

        zu „Übrigens“: Dass die Läden nicht leer sind, das Problem die Nachfrage ist, habe ich auch bemerkt.

      • Josef Marti sagt:

        Die Formel besagt eigentlich nur, dass die Ersparnisse gesamtwirtschaftlich gleich dem Verzicht an privatem und staatlichem Konsum sind. Das ist nicht identisch mit dem was die Sparer auf die Seite legen.

    • Anh Toan sagt:

      Die zwei zitierten Sätze unterschlagen noch einen wesentlichen Punkt:

      http://www.dbresearch.com/PROD/DBR_INTERNET_DE-PROD/PROD0000000000302660/Unternehmensanleihen+in+Europa%3A+Wo+stehen+wir+und+wohin+geht+die+Reise%3F.pdf:

      „Das beachtliche Wachstum der Anleihemärkte deutet auf strukturelle Verände-rungen in der Unternehmensfinanzierung in Europa hin.“

      Zahlen Unternehmen Eigenkapital zurück, können sie dieses durch Fremdkapital ersetzen. Aus der Veränderung des einen Teils der Passiven, nämlich der Finanzierung mit Eigenkapital, wird auf Investitionsverzicht geschlossen, dies ist aber die Aktivseite der Bilanz, also auf eine zwingende Abnahme der Bilanzsumme. Findet aber gleichzeitig eine Zunahme im anderen Teil der Passiven, nämlich der Fremdfinanzierung statt, reduziert sich die Bilanzsumme nicht. Die Fremdfinanzierung kann auch die Eigenkapitalrückzahlung übersteigen. (Dies zu tun bestehen im Moment grosse Anreize, getan wird es, in welchem Umfang wäre zu untersuchen)

  • theo meier sagt:

    noch entscheidender ist aber der privatkonsum. weil die reallohneinkommen breiter schichten in den westlichen ländern seit jahren am sinklen sind, fragen die endverbraucher weniger güter nach. ergo brauchts nicht mehr produktionskapazitäten, ergo wird nicht in reales investiert, sondern in boni, dividenden usw. das einzige, was die wirklich wirscthaft wachsen lässt, ist eine gerechtere verteilung der einkommen. das gibt den arbeitnehmern zuversicht und konsumfreude.

    • Franz Kaufman sagt:

      Etwas, das leider nicht mal die Mehrheit der Normalbürger einsehen will.

      • Jürg Stöckli sagt:

        Ja die Reallöhne sind am sinken. Kommt aber noch hinzu, dass wir auch in eine gewise Sättigung laufen.

        Ich denke der Wirtschaftsprozess muss neue Wege finden um damit fertig zu werden, dass schlicht die allermeisten Bedürfnisse befriedigt sind und irgendwann hat fast jeder und jede fast alles.

        • Sepp C. sagt:

          Sehe ich wie Sie, Jürg Stöckli. Dem steht zusätzlich im Weg, dass wir immer noch in Arbeitsplätzen denken. Wir benötigen aber nicht Arbeitsplätze, sondern Produkte. Wenn wir davon genügend haben, sollten wir aufhören zu Arbeiten.
          Was fehlt ist ein völlig neues Verteilsystem, wer Anrecht auf die produzierten Güter haben soll. Heute ist es das Erwerbseinkommen. Nicht etwa die Arbeit. Denn die Hälfte davon wird ohne Einkommen geleistet.
          Fazit: Die Nachfrage fehlt, weil nur konsumieren darf, wer ein Erwerbseinkommen hat, obwohl die Güter auch ohne das Zutun der Erwerbslosen zustande gekommen sind.

    • Sepp C. sagt:

      Das Geld kommt nur dann in der realen Wirtschaft an, wenn es über höhere Löhne verteilt wird. Diejenigen, die etwas konkretes produzieren müssen auch in die Lage versetzt werden, dieses zu konsumieren. Das hatte bereits Henry Ford begriffen.
      Wegen internationalem Wettbewerb und dadurch enormem Kostendruck können die Unternehmen aber nicht höhere Löhne bezahlen. Der Kostendruck kommt zwar auch daher, dass die Konsumenten sonst zu wenig Geld haben, die Produkte zu kaufen. Eine Deflationsspirale. Bilanziert man aber alle Geldströme, so wird man vermutlich feststellen, dass das Geld eben vermehrt zu Investoren und andere Orte fliesst, aber zu wenig zu den Löhnen der arbeitenden Bürger.
      Der Zins spielt bei all den beteiligten Parametern wohl kaum eine Rolle. Daher ist das auch die falsche und wirkungslose Stellgrösse.
      Lösungsansatz: Wenn die Unternehmen wegen dem Wettbewerbsdruck keine höheren Löhne bezahlen können, kann eigentlich nur der Staat für eine Umverteilung nach unten sorgen.

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