Die Lektion des Paul Volcker

Never Mind The Markets

Für das Ende des makroökonomischen Chaos der 1970er Jahre war der Notenbankchef wichtiger als der Staatschef: US-Präsident Ronald Reagan und der damalige Notenbankchef Paul Volcker, 1981. Foto: Keystone

Bis heute streitet man in der Ökonomenzunft über die Wirksamkeit der Geldpolitik. Der Streit geht auf die Wirren der 1970er-Jahre zurück. Dabei hat am Ende dieses Jahrzehnt der damalige Notenbankchef schon alles klar gemacht.

Vergangene Woche haben sich im bayerischen Lindau am Bodensee die Nobelpreisträger der Wirtschaftswissenschaften versammelt. Neben spannenden Vorträgen und Debatten bot der Anlass auch einen Spiegel der ökonomischen Dogmengeschichte. Ein Beispiel dafür sind die kurz nacheinander gehaltenen Vorlesungen von Edward Prescott (leider nicht per Video vorhanden) und von Peter Diamond. Die Vorlesungen dieser beiden Ökonomen haben daran erinnert, wie sehr sich die dominierenden Ansichten zur Konjunkturpolitik, und insbesondere zur Geldpolitik seit den letzten zwanzig Jahren geändert haben.

Und sie haben an die Rolle von Paul Volcker zu seiner Zeit als Chef der US-Notenbank erinnert. Denn genau zu dieser Zeit erfreuten sich Theorien zur Wirkungslosigkeit von Konjunktur- und besonders Geldpolitik  in der akademischen Welt besonderer Beliebtheit. Das war umso bemerkenswerter, als Volcker mit seiner Politik eigentlich schon damals gezeigt hat, dass das nicht stimmen kann. Der Reihe nach:

Edward Prescott hat den Nobelpreis im Jahr 2004 gemeinsam mit Finn Kydland (der ebenfalls in Lindau anwesend war) für die Begründung der so genannten «Real Business Cycle»-Theorie erhalten. Die Kernaussagen dieser zu Beginn der 1980er Jahren entwickelten Theorie in Kurzform: Ausschläge der Konjunktur sind kein Problem, sondern basieren auf Optimierungsentscheidungen der Wirtschaftssubjekte angesichts technologischer Innovationen. Die wichtigste Botschaft für die Wirtschaftspolitik: Die Geldpolitik der Notenbanken kann überhaupt nichts bewirken, die Fiskalpolitik (Konjunkturpolitik durch Staatsausgaben) ist ohnehin immer schädlich.

Peter Diamond, der den Nobelpreis im Jahr 2010 erhalten hat, vertrat eine gänzlich andere und die heute dominierende Weltsicht der Ökonomen. Sein Spezialgebiet ist der Arbeitsmarkt. In Lindau hat er fast zeitgleich wie die Chefin der US-Notenbank Janet Yellen am Treffen der Notenbanker in Jackson Hole die gleichen Fragen diskutiert, die sich darum gedreht haben, ob der Arbeitsmarkt in den USA noch immer unter einer konjunkturbedingten (unfreiwilligen) Unterbeschäftigung leidet, oder ob strukturelle Faktoren, die durch die Geldpolitik nicht beeinflusst werden können, entscheidend sind. Dass die Geldpolitik wirksam ist, um die Konjunkturlage zu beeinflussen, ist für Diamond selbstverständlich.

Auch wenn das seit der Finanzkrise schwer vorstellbar ist: Die Real-Business-Cycle-Theorie hatte auf die Makroökonomie in den letzten Jahrzehnten einen entscheidenden Einfluss: Auch deshalb nahm die Bedeutung ab, die man im Fach konjunkturellen Krisen beimass. Auf die kürzeste Form gebracht herrschte das Dogma vor: Die Märkte richten es am besten selbst. Jegliche Art von Konjunkturpolitik galt als suspekt. Geldpolitik wurde als Kompromiss nur mit der Minimalaufgabe akzeptiert, die Inflation stabil zu halten.

Spätestens seit dem weltweiten Absturz ab dem Jahr 2007 ist diese Sichtweise kaum mehr zu verteidigen. Edward Prescott hat es in Lindau in einer Art Brandrede zwar versucht – aber vergeblich: Die intellektuelle Lufthoheit hat er und seine Schule verloren. Innerhalb der Ökonomenzunft ist seit der Krise ein Paradigmenwechsel im Gang. Ökonomen wie Peter Diamond und ihre Fragestellungen bestimmen die Debatten.

Dass sich einst Theorien durchsetzen konnten, die der Konjunkturpolitik keinerlei Aufgabe zumessen, geht ebenfalls auf einen Paradigmenwechsel nach einer Krise zurück: Den so genannten Stagflationsschock der 1970er Jahre. Die Theorien jener Zeit gingen davon, dass entweder Inflation vorherrscht (als Ergebnis einer überhitzten Wirtschaft) oder Arbeitslosigkeit (als Ergebnis einer Rezession). Doch Mitte der 1970er Jahre stiegen gleich beide Datenreihen deutlich an, wie die Grafik unten für die USA zeigt:

Stagflation

Der wichtigste Grund für diese Entwicklung war der Ölpreisschock von 1973. Weil die Öl exportierenden Länder der OPEC den Ausstoss des Rohstoffs damals im Zusammenhang mit dem Jom-Kippur-Krieg arabischer Länder gegen Israel deutlich gedrosselt haben, stieg der Ölpreis drastisch an, was generell auf die Kosten durchgeschlagen hat und damit auch die Arbeitslosigkeit befeuerte (die Ökonomen sprechen heute von einem «Angebotsschock» im Vergleich zum «Nachfrageschock» der eine gewöhnliche Rezession mit steigender Arbeitslosigkeit auslöst, weil in diesem Fall die zu geringe Nachfrage nach Exporten, Investitionen oder Konsumgütern der Auslöser der Krise ist.

Doch das Öl ist nur ein Teil der Geschichte der Stagflation: Das Vertrauen in die Möglichkeiten der Konjunkturpolitik waren damals so unverhältnismässig gross, wie es später unverhältnismässig gering sein sollte. Mit neu geschaffenem Geld, staatlichen Ausgabenimpulsen und Preiskontrollen glaubte man jede Krise meistern zu können, welchen Ursprung sie auch haben mochte. Das ist kläglich gescheitert. Die Folge ein eine Lohn-Preis-Spirale: Ständig steigende Inflationserwartungen führten zu entsprechenden Lohnanpassungen und damit zu einer tatsächlich entsprechend steigenden Inflation.

Die Theorien vor allem von Milton Friedman, Edmund Phelps und Robert Lucas (sie erhielten alle den Nobelpreis für ihre Arbeiten der 1960er, bzw. 1970er Jahre) lieferten eine Erklärung für das Scheitern: Einerseits kann frisch geschaffenes Geld keine realen Werte schaffen, so dass das Geld zumindest nach einiger Zeit in dem Mass an Wert verliert, wie seine Menge über jene der produzierten Güter wächst (Was die Ökonomen lieferten, war eine ausgefeiltere Version der klassischen so genannten Quantitätstheorie). Sowohl bei der Geld-, wie bei der Steuer- und Ausgebenpolitik des Staates kommt dazu, dass die Individuen ihr Verhalten dieser Politik anpassen und sie dadurch neutralisieren: Erhöht die Notenbank die Geldmenge, passen die Individuen die Preise und Löhne nach oben an, erhöht der Staat seine Ausgaben, sparen die Individuen das Geld für später höhere Steuern.

Vor allem die Theorien von Friedman (dem wichtigsten Vertreter des Monetarismus) und Phelps haben die Geldpolitik keineswegs für wirkungslos erklärt – das galt nur für die lange Frist. Sie warnten aber davor, die Notenpresse zu missbrauchen und forderten für die Notenbanken einen möglichst kleinen Entscheidungsspielraum. Doch ihre Nachfolger – angefangen bei Lucas aber erst Recht bei der Real Business-Cicle-Theorie von Kydland und Prescott – erklärten die Geldpolitik dann wie erwähnt für gänzlich wirkungslos.

Die Ironie der Geschichte war, dass genau zu jenem Zeitpunkt, als diese Theorie in den 1980er Jahren die Universitäten zu erobern begann, der im August 1979 noch vom demokratischen Präsidenten Jimmy Carter berufene Notenbanckchef Paul Volcker sie durch seine Geldpolitik bereits widerlegt hat.

Volcker sah seine Aufgabe vor allem darin, die aus dem Ruder gelaufende Teuerung zu bekämpfen. Die folgende Grafik zeigt deren Verlauf in jener Zeit:

Volcker-Inflation

Den Teuerungsanstieg zu brechen und ins Gegenteil zu verkehren, war dann tatsächlich Volckers Verdienst, bzw. seiner Geldpolitik. Sie hat im Kern darin bestanden, die Konjunktur radikal abzubremsen und damit den Preisdruck zu brechen. Erreicht hat er das mit einem radikalen Anstieg der Leitzinsen auf beinahe 20 Prozent, was real (inflationsbereinigt) noch immer beinahe 10 Prozent entsprochen hat:

Volcker-Interest-Rate

Diese Politik verfehlte ihre Wirkung nicht, wie sich vor allem an einem anfänglich massiven Anstieg der Arbeitslosigkeit zeigt. Dass dieser zeitverzögert zum Zinsanstieg erfolgt ist, liegt daran, dass sich die durch ihn ausgelöste radikale Wirtschaftsabschwächung (wie immer) verzögert auf den Arbeitsmarkt auswirkt.

Volcker-Unemployment

Die drastische (von Volcker verursachte) Rezession und die hohe Arbeitslosigkeit hat schliesslich den zuvor vorherrschenden Trend zu immer höheren Preisen und Löhnen beendet und die Inflationserwartungen und damit die Inflation selbst zum Stillstand gebracht. Wenn die Beschäftigten nicht mehr von einer laufend steigenden Inflation ausgehen, fordern sie auch nicht mehr entsprechende Lohnzuwächse. Die so genannte Lohn-Preis-Spirale endet dann und die Inflation nimmt ab. Die Notenbank kann dann die Leitzinsen wieder senken, die Konjunkturlage verbessert sich wieder und die Beschäftigung nimmt wieder zu. Genau das hat Vocker mit seiner Politik erreicht, wie die obigen Grafiken belegen.  

Eindrücklicher hätte kein Modell die Wirksamkeit der Geldpolitik beweisen können. Die Zweifler schafften es dennoch, bis zur jüngsten Krise massgeblichen Einfluss auf das makroökonomische Denken auszuüben.

Heute sind führen wir ganz andere Debatten um die Geldpolitik – wohl noch intensivere als in den 1970er Jahren: Die Fragen heute lauten, wie die Geldpolitik bei Leitzinsen von praktisch Null Prozent ausgestaltet sein soll, welche weiteren Massnahmen tauglich sind und was alles zur Aufgabe der Notenbanken zählen soll, ob sich alle ihre Ziele wie die Konjunkturstabilisierung, die Finanzmarktstabilisierung, die Währungspolitik, die Rettung der Banken im Notfall (Lender of Last Resort) gleichzeitig verwirklichen lassen und ob den Notenbankern damit zuviel nicht demokratisch legitimierte Macht verbleibt. Ausreichend spannende Themen für spätere Beiträge.

Bernanke Feds 100

Drei Notenbankchefs: Der Hühne Paul Volcker und seine Nachfolger Alan Greenspan und Ben Bernanke , 2013. Foto: Keystone

Never Mind The Markets

Paul Volcker in einer Aufnahme des Jahres 2011. Foto: Keystone

 

57 Kommentare zu «Die Lektion des Paul Volcker»

  • Zum Thema Monetarismus möchte ich auf folgenden Beitrag hinweisen, der die Geldmengensteuerung fundiert in Frage stellt: http://fixingtheeconomists.wordpress.com/2014/08/04/inflation-is-not-always-and-everywhere-a-monetary-phenomenon/

  • Linus Huber sagt:

    „Die Zweifler schafften es dennoch, bis zur jüngsten Krise massgeblichen Einfluss auf das makroökonomische Denken auszuüben.“

    Könnte es sich bei den Zweiflern evtl. um jene handeln, welche die Krise mehrheitlich voraussahen und wenn dies so sein soll, warum sitzt kein einziger jener Zweifler bestimmend im Gremium einer Zentralbank? Wer kennt die Antwort?

    • Anh Toan sagt:

      Es gibt keine Antwort auf die Frage, warum etwas nicht ist.

      Es gibt nur Antworten auf die Frage, warum etwas ist.

      Man darf dumme Fragen stellen!

    • Anh Toan sagt:

      Warum sollte ein „einziger Zweifler BESTIMMEND im Gremium sitzen“

      Wenn Sie nur mal Ihren eigenen Glauben bezweifeln würden, dann würden Sie beginnen, mit vernünftigem Denken.

  • Johnny Smith sagt:

    “Eindrücklicher hätte kein Modell die Wirksamkeit der Geldpolitik beweisen können.”

    Dass MDM ein Machbarkeitsgläubiger und Regulierungsfanatiker ist, ist ja nichts Neues. Deshalb ‘muss’ er ja auch mit obiger Schlussfolgerung kommen. Er macht es sich aber wie viele Modellgläubige etwas zu einfach.

    Funktioniert das Modell auf beide Seiten sprich haben Zinserhöhungen genau den inversen Einfluss wie Zinssenkungen? Ist der Einfluss stabil sprich wirkt eine Zinssenkung von 20 auf 19% genau gleich wie von 5 auf 4% oder von 1 auf 0%? Wo sind die Grenzen des Modells (zB Nullzinsgrenze)? Was sind die unbeabsichtigten Nebenwirkungen, wenn man in die Grenzregionen stösst?

    Fazit: Oblige Aussage stimmt wohl für die Volker-Aera, sagt aber leider gar nichts aus, ohne die Rahmenbedingungen zu kennen. Gerade die Insinuation, dass deshalb die Geldpolitik auch heute noch ‘prächtig mächtig’ sei, ist ein Fehlschluss, den ja mittlerweile auch einige Zentralbanker erkannt haben (zB Studie des SF Fed). Die Politik des billigen Geldes hat primär die Ungleichheitsschere weiter geöffnet und der Finanzbranche geholfen, die Realwirtschaft hat trotz / wegen der Geldpolitiik kaum profitiert. Auswirkungen also ja, aber nicht diejenigen, welche als Ziel vorgegeben werden.

    • Johnny Smith sagt:

      Diesen Kommentar habe ich übrigens gestern schon platziert, er war auch ersichtlich im System. Heute dann nicht mehr, bevor ich ihn neu postete. Was soll das? Bis jetzt dachte ich, das Blogsystem habe ’nur‘ technische Probleme und nicht Zensur.

    • Linus Huber sagt:

      Zum genau gleichen Satz wollte ich ebenfalls meinen Kommentar entwerfen, wobei ich mich nun einfach Ihren Auslegungen anschliesse.

      Ein Zeitabschnitt von vielleicht 6 Jahren soll eine Theorie bestätigen? Fast schon lächerlich.

      Natürlich kann eine mittelfristige Veränderung (Verbesserung in Bezug auf Inflation) erwartet werden, wenn der monetäre Eingriff verhältnismässig unerwartet und krass vorgenommen wird; es zeigte jedoch auch, dass dadurch eine gewisse Arbeitslosigkeit einherging, was sicherlich zumindest teilweise mit der Geldpolitik jener Jahre zusammenhing. Ich unterstelle hier einmal einfach, dass damit die Idee „höhere resp. positive Inflation“ bedeutet „weniger Arbeitslosigkeit“ wohl ebenfalls Rückenwind erhielt, womit die Rechtfertigung des Anpeilen leichter Inflation sich weiter verstärkte und Deflation damit definitiv als unter allen Umständen zu vermeidender Zustand verdammt wurde.

      Allerdings brennt sich die Nützlichkeit einer Idee, welche sich linear in die gleiche Richtung (z.B. Geldentwertung) orientiert aufgrund der Reflexivität (Verhaltensveränderungen) entsprechend dem Gesetz des abnehmenden Ertrages, schrittweise aus, sodass die Massnahmen an einem in der Zukunft liegenden Zeitpunkt an Wirkung verloren haben und die negativen Konsequenzen sich immer stärker melden und dadurch immer offensichtlicher werden.

      Aber die Idee, die Früchte eines Baumes, bevor man ihn überhaupt gepflanzt hat, zu konsumieren, ist weit verbreitet, stark vertreten und gewinnt immer wieder politische Wahlen.

    • seebueb sagt:

      Ich störe mich vor allem am Abschnitt mit „so dass das Geld zumindest nach einiger Zeit in dem Mass an Wert verliert, wie seine Menge über jene der produzierten Güter wächst “

      Das dürfte mittlerweile genügend durch die Realität widerlegt worden sein, zumindest solange man lediglich die Konsumentenpreise in Betracht zieht. Erweitert man aber den Betrachtungshorizont, wirds wohl äusserst schwierig, wie ebenfalls die vergangenen Jahre gezeigt haben, denn damit werden zT äusserst volatile Märkte berücksichtigt, deren Preisniveau sich zudem in beide Richtungen bewegen kann und die sich oft gegenläufig bewegen. Die Fed konzentriert sich nicht umsonst auf den Core-CPI, ohne die übrigen volatilen Komponenten.

      PS:
      Der Reduktion von 20% auf 19% würde eine von 5% auf 4,75% entsprechen, beide reduzieren um 1/20. Wahrscheinlich jedoch müsste man in einem fairen Vergleich ausschliesslich (bzw. hautpsächlich, die Marktakteure sind ja keineswegs vollständig rational) den Realzins betrachten.

      • Johnny Smith sagt:

        „Reduktion von 20% auf 19% würde eine von 5% auf 4,75% entsprechen“

        Durchaus,das ist eine Möglichkeit, wenn man es relativ betrachtet (wird dann in der Nähe des Nullpunktes sehr schwierig). Das erste eine absolute Betrachtung. Die Prüfung solcher (beider) Hypothesen ist sinnvoll und notwendig, wenn man evaluieren möchte, wie wirksam die Geldpolitik ist bzw. ob sie unter verschiedenem Zinsniveau gleichermassen sprich ’stabil wirksam‘ ist. Genau darum ging es mir mit meinem Votum. MDM ‚vergisst‘ das Modell zu hinterfragen. Es passt wohl zu gut in sein Bild.

        Asset Inflation: Sie haben recht. Die Auswirkungen auf Aktienpreise, Rohstoffe, Immobilien, … macht es noch schwieriger, zu beurteilen, wie stark der ‚Wertverlust des Geldes‘ (ich sage jetzt nicht Inflation) ist. Und es macht natürlich auch die Diskussion nicht einfacher, was als ‚richtiger‘ Zielwert angestrebt werden soll.

  • Walter Bernstein sagt:

    Der Staat und seine Institutionen können die Wirtschaft genauso wenig beeinflussen wie Meteorologen das Wetter.
    Die Politik kann nur ein günstiges, berechenbares Umfeld schaffen. Damit wird das Vertrauen der Wirtschaftssubjekte gestärkt, und sie beginnen zu investieren bzw. zu konsumieren.
    Natürlich können staatliche Massnahmen kurzfristig wirken, wie z. B. 2009 die deutsche Abwrackprämie für Alt-Autos (davon profitierte v. a. die französische Automobilindustrie).
    Mittelfristig erhöhen diese Massnahmen aber nur den Schuldenstand und unterminieren das Vertrauen der Bürger, denn diese wissen ganz genau, dass hohe Schulden irgendwann auch höhere Steuern oder den Abbau von staatlichen Leistungen bedeuten. Deshalb fangen sie an zu sparen und Geld für die Zukunft zurückzulegen.
    Das Beste ist daher – ohne jede Ideologie und nur abgestimmt auf die spezifische Situation – eine Mischung aus vertrauensbildenden Gesetzen, leicht erhöhten staatlichen Ausgaben und die Förderung von Investitionen.
    Das allerletzte, was weiterhilft, sind dogmatische Sichtweisen („Sparen“, „Mehr Schulden machen“, „Nur Inflation bekämpfen“, …).

    • Walter Bernstein sagt:

      … oder, als einleuchtender Vergleich:
      Wenn man mit dem Auto auf Glatteis gerät, hilft weder Gasgeben noch Bremsen, noch hektisches Steuern.

      Am besten kommt man aus der Situation, wenn man ruhig bleibt und nur leicht eingreift.

      Genauso sollte sich der Staat in wirtschaftlichen Krisenzeiten verhalten, sonst endet die Sause am Baum.

      Aber das wollen Politiker nicht, denn sie müssen ja ihren Wählern beweisen, dass sie aktiv und allmächtig sind.

  • rascha kocher sagt:

    „Die Märkte richten ES (auch die Fiskalpolitik?) von selbst“ –
    Meist zwacken Unternehmen den Überschuss eh meist nur für sich von der Bühne.
    ES gibt ein gewisses Mass an Kulanz, und mit dem spielen sie.
    Erst knapp bevor in die aufbegehrende Bevölkerung geschossen werden muss bewegen sich die Torhüter; aber nur so knapp, bis auch der letzte Empörte hinter Schloss und Riegel.
    ‚Markt‘ nach heutigen Ermessen (Plankapitalismus) funktioniert maximal mit einem gut geölten Staatsapparat, und einer Lobby von delegierten Mündeln.
    Diese Teppichetage garniert alleine 3/4 des ganzen Geschehens.
    – 1/8 zudem offene Verwaltungsgebühren!
    – und Mandate bleiben meist abgabefrei…
    – Transaktionsgewinne nach Nirgendwo sowieso nebulös.

  • Hampi sagt:

    Der Zins ist der Preis für Geld. Ist der Preis tief, sollte man kaufen. Ist er hoch, sollte man verkaufen. Deshalb müsste man eigentlich jetzt Geld kaufen (und dagegen Häuser, Firmen, etc. verkaufen).

    Wenn man aber nicht nur weiss, dass Geld billig ist, sondern auch, dass es sogar noch billiger wird, dann sollte man Geld immer noch loswerden und dagegen Firmen, Häuser etc. kaufen.

    Und zwar solange, bis man mindestens sieht, dass Geld nicht mehr billiger wird. Und dann stellt sich die Frage, wie lange das Geld zwar nicht mehr billiger wird, aber gleich billig bleibt. In den USA sind wir zurzeit an diesem Punkt. In Europa dagegen, wissen wir, dass Geld noch billiger werden muss und deshalb logischerweise auch noch billiger wird.

    Negativzinsen sind etwas kompliziert und deren Wirkung diffus. Also gibt es nur noch eine Lösung:
    Indem ich Schuldpapiere aus dem Markt ziehe und dem Markt Geld gebe. Mehr Geld ist billigeres Geld.

    Geldpolitik ist vor allem Psychologie. Und deren Wirkung hängt zudem stark vom „Timing“ ab.

    Wenn es der EZB überhaupt gelingen sollte, Europa aus der Deflationsfalle zu retten, dann nur mit „QE’s“. Aber garantiert ist es auch dann nicht.

    • seebueb sagt:

      Der Zins ist nicht der Preis, sondern die Miete.

      • Anh Toan sagt:

        OR 253 Miete: Begriff

        Durch den Mietvertrag verpflichtet sich der Vermieter, dem
        Mieter eine Sache zum Gebrauch zu überlassen, und der
        Mieter, dem Vermieter dafür einen Mietzins (oder Preis) zu leisten.

        • seebueb sagt:

          Jurisprudenz mag zwar interessant sein, ist aber bei weitem nicht das Mass aller Dinge. Hier geht es um Umgangssprache.

          Preis:
          Findet Anwendung bei einem im Wesentlichen einmaligen, in sich abgeschlossenen Geschäft. Eigentum, oft auch Besitz, gehen auf den Käufer über.

          Miete, typische Form:
          Wiederkehrende Zahlung des Mietzinses, mehrere Zyklen umfassend, Eigentum bleibt beim Vermieter. Überlassung des Mietguts zum freien Gebrauch innerhalb der für das Gut üblichen Gebrauchsweise. Am Ende der Miete geht das Mietgut (soweit sinnvoll und machbar) unverändert an den Vermieter zurück.

          Welches von diesen beiden passt besser auf einen Kredit?

          • Linus Huber sagt:

            @ seebueb

            Anh Toans Aussage widerspricht Ihrer nicht.

            Es handelt sich tatsächlich um einen sehr interessanten Aspekt, nämlich um die Differenz zwischen Kredit und Geld. Wenn die Auffassung, dass Kredit mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit durch die Aktionen der Zentralbanken das Risikos des Verlustes verliert, verändert sich dessen Funktion in Richtung Geld (moneyness) und Geld verliert verhältnismäßig betrachtet die Funktion der Risikofreiheit. Da Geld heute deckungsfrei ist, kann es dementsprechend ungehindert in seiner Funktion durch die zuständigen Entscheidungsträger willkürlich verändert werden, was nicht heissen soll, dass nicht etwelche ökonomischen Theorien zur Rechtfertigung herangezogen werden.

            Wenn nun eine Regierung die Mieten auf Wohneigentum reguliert und ständig reduziert, um einen aufgrund der tiefen Mietzinsen resultierenden höheren Anspruch an Wohnfläche pro Einwohner zu fördern und dies um einen Bauboom am Leben zu erhalten, würde sich ein ähnlicher Effekt einstellen. Wohneigentum (Geld) im Verhältnis zum Besitztum via Mietverhältnis (Kredit) würde an gesellschaftlicher Bedeutung verlieren da sich die Vorstellung, dass die Regierung jederzeit die Bereitstellung von zu günstigen Konditionen mietbarer Wohnfläche gewährleistet, durchsetzen würde, wodurch sich die Risikofreiheit des Wohneigentums aufgrund der zu erwartenden Massnahmen der Regierung ebenfalls reduzierte. Nach einer gewissen Zeit und der ständiger Bestätigung dieses Vorgehens durch entsprechende Regulierung würde Wohneigentum wie die Pest vermieden werden.

            Ein gutes Beispiel zur Erklärung von Reflexivität.

  • Hampi sagt:

    Der Zins ist der Preis für Geld. Ist der Preis tief, sollte man kaufen. Ist er hoch, sollte man verkaufen. Deshalb müsste man eigentlich jetzt Geld kaufen (und dagegen Häuser, Firmen, etc. verkaufen).

    Wenn man aber nicht nur weiss, dass Geld billig ist, sondern auch, dass es sogar noch billiger wird, dann sollte man Geld immer noch loswerden und dagegen Firmen, Häuser etc. kaufen.

    Und zwar solange, bis man mindestens sieht, dass Geld nicht mehr billiger wird. Und dann stellt sich die Frage, wie lange das Geld zwar nicht mehr billiger wird, aber gleich billig bleibt. In den USA sind wir zurzeit an diesem Punkt. In Europa dagegen, wissen wir, dass Geld noch billiger werden muss und deshalb logischerweise auch noch billiger wird.

    Negativzinsen sind etwas kompliziert und deren Wirkung diffus. Also gibt es nur noch eine Lösung:
    Indem ich Schuldpapiere aus dem Markt ziehe und dem Markt Geld gebe. Mehr Geld ist billigeres Geld.
    Geldpolitik ist vor allem Psychologie. Und deren Wirkung hängt zudem stark vom „Timing“ ab.

    Wenn es der EZB überhaupt gelingen sollte, Europa aus der Deflationsfalle zu retten, dann nur mit „QE’s“. Aber garantiert ist es auch dann nicht.

    • Rolf Zach sagt:

      Man sagt ja bekanntlich, die Pferde können zur Tränke geführt werden, aber saufen müssen sie selber. Stimmt, nur frägt ob alle Pferde die Tränke aufsuchen kann. Die Notenbanken können die Teiche mit Wasser voll laufenlassen, aber leider erscheinen nur die hypernervösen, hochgezüchteten Vollblüter, denen man sowie so zusätzliche Mineralien ins Wasser einwerfen muss, damit sie entweder überhaupt saufen oder nicht zuviel saufen und Magenkrämpfe bekommen. Sehr anspruchsvolle Viecher! Dagegen kommen die Ackergäule und die wenigen geschätzten Maultiere und Esel kaum zum Wasser. Sie werden ständig durch die HIrten davongejagt. Diese ist die plastische Darstellung einer instabilen Einkommens- und Vermögensverteilung in einer Volkswirtschaft und das vergebliche Bemühen der Notenbanken, diese Volkswirtschaft auf Touren zu bringen. Es gibt natürlich die Geld-Freaks wie Milton Friedmann, für die ein Staat immer die gleiche Sozialstruktur hat.

  • Marcel Senn sagt:

    Ob man mit 20% Leitzinsen wirklich eine 10%ge inflation in den Griff bekommen soll – scheint mir doch etwas mit Kanonen auf Spatzen geschossen. Jimmy Carter hinterliess das Land mit einer Verschuldung von etwas über 30% des GDP – Reagan und Bush senior haben sie dann wieder auf 60% raufgetrieben – vermutlich hätte man die Krise ums Jahr 1980 auch anders lösen können, als es die FED Damals tat. Ein Folge war, dass die Investionen zw. 1981 und 1982 um rund 11% eingebrochen sind — ist ja logisch, wer investiert denn noch, wenn es inflationsbereinigt gegen 10% „Gratiszinsen“ gibt.

    • Marcel Senn sagt:

      Nachtrag: Die Rezession Anfangs der 80er Jahre war auch der Niedergang von realen Renditen auf Investitionen in der Realwirtschaft, es wurde immer schwieriger rentabel zu investieren und es war der Beginn von Ronnies und Maggies Teufelswerk, als sie dem totalen Casinokapitalismus Tür und Tor öffneten mit dem Highlight vom 27.10.1986 als Thatcher den Big Bang einläutete und der britischen Minenwirtschaft den endgültigen Todesstoss versetzte und den Boys von der Financial Mile zum Aufschwung verhalf. Seither gibt sich eine Krise der nächsten die Hand – gut gewisse Kreise kamen zu exorbitantem Reichtum und der Rest muss von immer mehr verschuldeten Staaten vor dem sozialen Abstieg noch mehr oder weniger bewahrt werden. Dass wir jetzt mit einer sozialistisch anmutenden Geld- und Giftpapieraufkaufpolitik der Zentralbanken leben müssen, ist eine nachvollziehbare Konsequenz. Wie lange dieses Spiel allerdings noch weitergehen kann, wird sich zeigen – immerhin machen die gesamten Zentralbankbilanzsummen schon über 25% des Welt BIP aus – ich weiss nicht, ob ein solches Phänomen wirtschaftshistorisch schon mal da war – Herr Straumann als Wirtschaftshistoriker könnte da sicher Auskunft geben.

      • Daniel Meier sagt:

        Herr Senn, was wäre denn die Alternative gewesen zum Handeln von Thachter und Reagen? Zum Glück gab es diese beiden, sonst würden die englischen Minen immer noch höchstsubventionisiert braune Stinkkohle zum verfeuern rausholen und jeden Monat streiken für nix (was sie übrigens sogar während des WWII während der Invasion machten…). In Deutschland hat es übrigens auch keine Zechen mehr… Das man etwas weniges zu viel liberalisiert hat, Geschenkt. Hauptsache, man hat! Denn der Staat ist nie der bessere Unternehmer, gerade in der Schweiz sollte man dies langsam merken wegen all den Subventionen und Darlehen à fond perdu für ÖV und Landwirtschaft. Zudem wurden die wirklich gefährlichen Sachen erst nach der Amtszeit dieser zwei herausragenden Staatslenkern gemacht (Aufhebung der Bankentrennung in den USA zB).
        Wir alle könnten mehr mit unserem Geld machen statt jammern und alles mit Konsum zu verjubeln. Es müsste nicht jedes zweite Jahr ein neues (geleastet) Auto sein und teure Luxusferien. Vergleiche auch den heutigen Artikel im Tagi betreffend General Guisan und der neuen (Konsum-)Schweiz gegenüber der alten (sparsamen) Schweiz.

        • Marcel Senn sagt:

          Daniel Meier: Jetzt werden einfach die Banken und andere Finanzgesellschaften subventioniert – direkt oder indirekt – die Betrügerbankster haben ihre Bonis schon längst im Trockenen, während die Allgemeinheit dies über Steuerausfälle, Fallschirme und Ertragseinbussen bei den Altersvorsorgewerke berappen – da sind ein paar streikende Minenarbeiter nun wirklich harmlos dagegen.
          Aber wird sind ja noch nicht am Ende von Ronnies und Maggies Teufelswerk – der grosse Chlapf wird schon noch kommen…immerhin deuten die Nullzinsen schon auf das nahende Ende des totalen Highendkapitalismus hier – die EZB, FED, BOC, BoE, SNB etc. halten die Komapatienten einfach noch am Leben…Fortsetzung folgt!

        • seebueb sagt:

          Wenn Sie sagen, der Staat sei nie der bessere Unternehmer, so müssten Sie zuerst mal „besser“ definieren, denn der Staat handelt, im Gegensatz zur Privatwirtschaft, selten Geld-gewinnorientiert, damit fällt die Rendite als Massstab weg.

          Die Schulsysteme in Westeuropa fokussieren auf öffentlichen, durch den Staat finanzierten Schulen. USA, UK und CDN hingegen haben einen massiv höheren Anteil an privaten Schulen. Wäre Ihre Behauptung korrekt, müssten die letzteren billiger arbeiten und/oder bessere Resultate liefern.

          Ausgaben in BIP-% gem. factfish.com:
          USA 7,5%, CA 6,8%, UK 6,5%, im Schnitt 6,93%
          CH 5,6%, DE 5,3%, FR 6,3%, im Schnitt 5,73%

          Überwiegend öffentliche Schulen liefern bessere Ausbildung, Pisa-Rang 2012:
          USA 481/497/498, CA 518/525/523, UK 494/514/499, im Schnitt 498 / 512 / 507
          CH 531/515/509, DE 514/524/508, FR 495/499/505, im Schnitt 513 / 513 / 507

          Die Zahlen sprechen für sich, offensichtlich liefern die europäischen Schulen die besseren Resultate zu tieferen Kosten.

          These:
          Gewinnorientierte Schulen arbeiten prüfungsorientiert, wie stark ein Kind tatsächlich profitiert (geformt wird, wächst, kritisch denken lernt), ist ihnen egal. Öffentlich finanzierte Schulen gewichten die Bildung selbst höher als das Bestehen irgendwelcher Prüfungen und erzielen darum langfristig bessere Resultate.

          Analog verhält es sich bspw mit den amerikanischen Spitälern:
          Die Patienten der durch den Staat finanzierten Veteranen-Spitäler (VHA) sind bei geringeren Kosten gesünder als die der privaten (oft gewinnorientierten) Spitäler. google „the best care anywhere“

          These:
          Gewinnorientierte Spitäler betrachten die für die zu erreichende Gesundheit nötige Behandlung als Kostenblock. Ein Versicherter, der den Versicherer wechselt, hat einer vorbeugend handelnden Versicherung (bzw. dem behandelnden Spital als dessen Kostenstelle) nur Kosten verursacht, keinen Nutzen gebracht.

          Deshalb handeln gewinnorientierte Versicherungen (und als Folge auch die Spitäler) eher kurzfristig, kurzsichtig, eigennützig, und tendieren dazu, eher die Symptome zu behandeln als die verursachende Krankheit zu heilen.

          Umgekehrt „leisten“ es sich öffentlich finanzierte und damit weniger unter Druck stehende Spitäler, anch Möglichkeit die Krankheit zu heilen und nicht nur die Symptome zu bekämpfen. Die dadurch entstehenden höheren kurzfristigen Kosten werden aufgewogen durch überproportinal tiefere zukünftige Kosten der Akutbehandlung und durch die höhere Gesundheit (und wohl auch Zufriedenheit) der Versicherten/Patienten.

      • J. Kuehni sagt:

        @ D. Meier: „Denn der Staat ist nie der bessere Unternehmer“.

        Man könnte argumentieren, dass diese rein ideologische Behauptung im ökonomischen, historischen, technologischen, soziologischen (oder welchem Kontext auch immer) falsch sei. In Wahrheit ist sie einfach nur grotesk. Ohne Staatswesen gibt es weder einen Markt, noch irgendwelche Unternehmer, es sei denn, Sie wollten marodierende Warlords oder Mafia-Paten als „Job-Creators“ und das Faustrecht als „Marktfunktion“ charakterisieren.

        Es gibt Staatsformen, die einen Markt mehr oder weniger frei gestalten. Es gibt Gesellschaftsverfassungen, die einem schnellen Wachstum mehr oder weniger zuträglich sind (die höchste Wachstums- und Innovationsrate erreichten stets Kriegswirtschaften unter totaler, staatlicher Kontrolle). All diese Details bieten genug Stoff zum Richtungsstreit darüber, wie kommerzielle Aktivitäten politisch geregelt werden sollen, und welche Ziele wir überhaupt für erstrebenswert halten.

        Das Dogma, aber, welches uns eintrichtert, dass es sich bei Staat und Markt um separate, sogar gegensätzliche Entitäten handelt, liegt meines Erachtens an der Wurzel unserer Unfähigkeit, die gegenwärtige politische, kulturelle und ökonomische Sinnkrise in den „westlichen“ Ländern zu verstehen.

        • Linus Huber sagt:

          Es besteht ein grosser Unterschied, ob die Regierung einen „Marktplatz“ mit Regeln zur Verfügung stellt, oder ob sie sich durch verschiedene Mechanismen in die Preisbildung einmischt. Die Furcht vor Anarchie ist geradezu grotesk in der heutigen massiv regulierten Gesellschaft. Die Frage lautet eher, ob wir uns weiter Richtung Planwirtschaft (um nicht das Wort Zwangswirtschaft zu verwenden) bewegen, in welcher einige wenige sich aufgrund der Beeinflussung der Legislative zulasten der Gesellschaft einen hohen Anteil des Mehrwertes risikolos (z.B. aufgrund direkter oder indirekter staatlicher Subventionen) sicherstellen dürfen, oder ob wir diese vermeintlich systemgefährdenden Entitäten dieser Möglichkeiten entziehen.

          Sie haben natürlich recht, dass eine auf Zwang und kluger Propaganda beruhende Planwirtschaft im Zusammenhang mit einem Krieg sehr produktiv sein kann, unterschlagen jedoch dabei, dass es meist die Regierungen sind, welche Kriege anzetteln um ihre eigene Machtposition zu stärken oder sicherzustellen, ebenso wie das damit erzeugte grosse Leid für viele Menschen.

          Der Ausdruck Staat beinhaltet die Regierung und Bevölkerung und ist daher ein wenig irreführend. Regierungen handeln nicht immer zum Wohle der Bevölkerung sondern sehr oft um ihre Macht und ihren Einfluss zu erweitern mit der Idee, dass sie glauben, besser zu wissen was gut für das Pöble sein soll. Die Frage sollte daher eigentlich heissen, ob wir es vorziehen immer stärker von der Regierung bevormundet zu werden, oder ob die Bevölkerung den Weg in die Zukunft verstärkt wieder mitbestimmt. In Scheindemokratien (repräsentative Demokratien) hat sich der richtungsweisende Einfluss der Bevölkerung schon so stark reduziert, dass es immer fraglicher wird, inwiefern eine friedliche Veränderung des von Regierungen eingeschlagenen Weges möglich ist.

    • Rolf Zach sagt:

      Carter hat die Notenbankführung von Volcker die Präsidentschaft gekostet. Reagan sprach ja damals vom berühmten „Misery Index“ und hat dann ein Budgetdefizit hingekriegt, dass nicht weit von den Budgetdefiziten des 2. Weltkrieg entfernt war. Er hat die Steuern für die Reichen schamlos gesenkt und Greenspan als williger Beamter, hat mit der Erhöhung der Sätze und der Nicht-Beachtung der Inflation für die Renten die gute amerikanische AHV kaputtgemacht. Vergessen wir nicht der grösste Gläubiger der USA ist nicht China, sondern die amerikanische AHV. Bundesrat Merz und die Freisinnigen träume heute noch davon, ähnlich wie Greenspan damals unsere AHV kaputt zu machen mit dem ständigen Gerüchten über deren Bankrott und dass die Jungen nichts davon haben werden. Interessanterweise haben die Pensionskassen Probleme und nicht die AHV.

  • H.Trickler sagt:

    Ob Volker für die damalige Rezession wie beschrieben (allein) verantwortlich sein soll, wage ich zu bezweifeln. Mir scheint nur eines gewiss:
    .
    Alle die prächtigen Theorie-Modelle der Wirtschaftswissenschaften taugen nicht wirklich dazu, die nähere Zukunft der Wirtschaft vorauszusagen. Sie sind viel zu einfach gestrickt, um die komplizierten Wechselwirkungen unter Beteiligung von realistischen und irreal gläubigen Marktteilnehmern adäquat darzustellen.
    .
    Erst wenn man das Verhalten der Gehirne der Marktteilnehmer modellieren kann, wird eine verlässliche Wirtschaftsvoraussage möglich sein – und das dauert noch lange!

    • Walter Bernstein sagt:

      H. Trickler:
      Das ist genau der Punkt.
      Ökonomen sind sehr gut darin, wirtschaftliche Entwicklungen RÜCKWIRKEND zu analysieren und zu erklären, warum etwas passiert ist.
      Aber was Ökonomen überhaupt nicht können, ist das Vorhersagen von KÜNFTIGEN Entwicklungen, denn diese sind dynamisch, ändern sich ständig und kennen keine Ideologie.

      Wenn sich Ökonomen wirklich nützlich machen wollen, können sie gerne die Aktienkurse von heute Abend für mich berechnen. Aber selbst daran werden sie scheitern.
      Eigentlich unverständlich, denn für andere Dinge geben sie ja auf Jahre hinaus Prognosen ab und gängeln die Politiker mit ihren unbrauchbaren Berechnungen und ihrem Unfehlbarkeitsanspruch. Ein Nobelpreis wirkt da wie ein Heiligenschein, macht die Irrtümer aber nicht besser.

      • will williamson sagt:

        Peter Lynch, langjähriger, sehr erfolgreicher Fondsmanager, hat gemeint, wenn man alle Ökonomen dieser Welt einfach aneinander reihen würde, wäre es nicht das Dümmste, was man mit ihnen machen kann.

        • Walter Bernstein sagt:

          will williamson:
          Ein anderes Problem ist, dass – so zumindest meine Vermutung – viele Ökonomen zu sehr auf ihr Fachgebiet beschränkt sind und kaum interdisziplinär denken.

          Für Prognosen braucht man aber ein sehr starkes Verständnis für Politik, Soziologie, Psychologie, Geologie, …
          Ansonsten bleibt es bei wissenschaftlich-ökonomischen Modellen, die für das wirkliche Leben nichts taugen.

  • Alexander sagt:

    Vergleicht man Volker mit der Geldpolitik der Bank of Japan bleibt nur der Schluss, dass jede Art von Geldpolitik ihr Ziel pervertiert (vgl. Bastiat „Das Gesetz“).
    Der falsche Zins ist Gift für Investition.Wie kann ein Zentralbankrat ermessen, welcher Satz der Richtige für unzählige Wirtschaftsteilnehmer ist?

    Leider hat die bisherige Geldpolitik die Wirtschaft von Investition auf Konsum umgestellt, weil nur Konsum von billiger Finanzierung profitiert. Häuser und Autos schaffen dauerhaft weder Arbeitsplätze noch Innovationen. Dieselben Erfindungen machten die Industrialisierung möglich, trotz Goldstandard + ohne Zentralbanken. Später konnte der Wohlstand konsumiert werden.

    Wie wird die Zukunft aussehen, wenn wir die Gegenwart im Konsum verschlungen haben?

    • Walter Bernstein sagt:

      Alexander:
      Zu Ihrer Frage:
      Das wäre mir als heute 18-jähriger auch unklar.
      Meine Generation würde ein Land übernehmen, das völlig überschuldet ist, mit bankrotten Sozialsystemen, ausgebeuteten Rohstoffen und einer Wirtschaft, die kaum noch Ideen hervorbringt.
      Als heute 18-jähriger würde ich die aktive Generation für ihre Kurzsichtigkeit und Eigennützigkeit bestrafen wollen.
      Von mir würde erwartet, dass ich Leistung bringe und gute Noten liefere, aber meine Note für die aktive Generation wäre „mangelhaft“.
      Warum sollte ich mich als 18-jähriger noch anstrengen, wenn sowieso alles bachab geht und die Älteren meine Zukunft verfrühstückt haben?

      • Alexander sagt:

        Z.B. sehen wir in den USA eine Blase bei Studentenkrediten, d.h. die zu erwartenden Einkommen rechnen sich nicht gegen die Investition in Ausbildung.. Nullzins überall, nicht nur auf der Kostenseite!

      • Rolf Zach sagt:

        Also die 18jährigen müssen sich gar nicht so beklagen. Schlussendlich zählt in einer Volkswirtschaft die vorhandenen
        materiellen Güter, die man für das Leben benützen kann und einem das Dasein erleichtern. Was hatte ein 18jähriger 1945
        als Infrastruktur zur Verfügung. Nur ein Beispiel. Badete man im Zürichsee 1945 war das Wasser einiges verschmutzter
        als heute. Es gab damals praktisch keine Kläranlagen. Übrigens war die Zeit von 1931 bis 1945 (Ausser 1937-1939) für die Schweiz eine bleierne Zeit. Es fanden praktisch keine öffentlichen Investitionen statt ausser der Sustenstrasse, die internierte Polen bauten. Die Schweiz investierte in Gold und 1943 in Beton-Panzersperren, die heute noch die Landschaft verschandeln. Die berühmten Militär-Festungen wurden nach 1945 gebaut, nicht während des Krieges. Das Geld ist immer ein Mittel zum Zweck und eine stabile Währung sagt gar nichts über den Reichtum einer Volkswirtschaft. Ein sehr gutes Beispiel ist Salazar-Portugal, das Röpke in den höchsten Tönen lobte, so ein Unsinn.

    • Anh Toan sagt:

      Alexander: „Wie wird die Zukunft aussehen, wenn wir die Gegenwart im Konsum verschlungen haben?“

      Wie würde die Zukunft aussehen, wenn wir plötzlich alle möglichst nichts mehr konsumieren, nur noch Reis und Teigwaren und Kartoffeln essen, mit dem Velo fahren, dem alten, das tut es auch noch, die alten Klamotten tragen usw..

      Nun, ich sage, sehr sehr bald, könnten wir uns gar nichts anderes mehr leisten.

      • Linus Huber sagt:

        Als ob wir noch fähig wären nichts zu konsumieren, wenn wohl über 80% des Budgets für die meisten Haushalte unvermeidliche Ausgaben darstellen dürften. Aber manch einer hat wohl immer noch einen Schwarz-Weiss TV und dies ohne Grautöne.

        Das Problem entsteht nicht heute durch Unterkonsum, sondern entstand in der Vergangenheit durch den auf Kredit basierenden übermäßigen Konsum, welcher die weltweiten Produktionskapazitäten überdimensionierte. Aber Sie sind nicht der einzige, welcher einzig linear denken kann und kein Gefühl für die Notwendigkeit von zyklischen Abläufen entwickelt.

        • Anh Toan sagt:

          Habe gar keine Glotze.

          Ersparnisse entsehen aus Konsum, Voraussetzung für Konsum ist Einkommen, nicht bei ein paar wenigen, sonst müssen die soviel fressen, dass sie platzen, sondern bei sehr vielen.

          Wird nicht konsumiert, kann niemand sparen:

          Wie soll der Coiffeur sparen, wenn sich alle die Haare vom Ehepartner scheiden lassen?
          Wie soll der Autohändler sparen, wenn niemand ein neues Auto kauft?
          Wie soll der Touroperater, das Reisebüro sparen, wenn niemand in den Urlaub fährt?
          Wie soll der versicherungsvertreter sparen, wenn niemand ein Auto, eine teure Wohnungseinrichtung versichern will?

          Merken Sie endlich ein bisschen was?

          • Linus Huber sagt:

            Sicher, Konsum ist die Lösung aller Probleme, ausgezeichneter Ansatz; aber Moment, haben wir diese Doktrin nicht schon über die letzten 30 Jahre angewendet und warum scheint es nicht mehr richtig zu funktionieren? Der Druck auf die Gesellschaft zu konsumieren scheint zu schwach zu sein, also Vollgas voraus mit geldentwertendem Aktivismus. Sollte der ersehnte Konsum sich allerdings nicht einstellen und sich anstelle dessen Finanzblasen bilden, müssen wir neue Wege suchen, die Menschen zum Konsum zu nötigen. Zwang und Bevormundung der Bevölkerung ist unbedingt von Noeten, denn die Menschen wissen nicht, was gut fuer sie ist.

  • will williamson sagt:

    Kredite verursachen Kosten. Dass Firmen, die auf Fremdfinanzierung angewiesen sind, bei Zinssätzen von 20% Probleme kriegen ist einsichtig. Sie werden – von Ausnahmen abgesehen – kaum in der Lage sein, die Preise angemessen zu erhöhen. In der Folge sind sie gezwungen, Leute zu entlassen oder gehen gar in Konkurs. Die Arbeitslosen können weniger konsumieren, womit allgemein die Nachfrage sinkt. Ergebnis: Rezession. Die verbleibenden Unternehmen erachten die Absatzmöglichkeiten entsprechend geringer und passen die Preise nach unten an, was den Preisauftrieb stoppt.

    • Alexander sagt:

      Zinsen sind nicht nur Kosten, sondern auch Rendite auf Eigenkapital. KMU ohne Preismacht leiden unter niedrigen Zinsen und progressiver Besteuerung auf EigenkapitalERTRÄGE. Der logische Trend zur Fremdfinanzierung sorgt für Finanzschwäche und Rettungsbedarf bei jedem Wirtschaftseinbruch.

      • seebueb sagt:

        EK-Ertrag ist der Gewinn, richtig?
        Soweit mir bekannt, werden Unternehmensgewinne (GmbH und AG) durch Bund und Kantone linear besteuert, d.h. ein fixer Prozentsatz. Siehe bspw auch die Steuerrechner der jeweiligen Kantone.

        Welche Unternehmensgewinne werden progressiv besteuert?

        • Anh Toan sagt:

          Steuergestz Kanton Bern

          Tarif für Kapitalgesellschaften und Genossenschaften

          1 Die einfache Steuer für die Gewinnsteuer beträgt
          1,55 Prozent auf 20 Prozent des steuerbaren Reingewinnes, mindestens jedoch auf 10000 Franken,
          3,1 Prozent auf den weiteren 50000 Franken,
          4,6 Prozent auf dem übrigen Reingewinn.

          Aber ich will damit6 nicht den Postz von @Alexander unterstützen, Gewinnsteuern sagen wir mal ganz grob bis maxr 50 Prozent sind für ein Unternehmen kein Problem:

          Sind Gewinne da, braucht das Unternehmen diese nicht zwingend zum wachsen (Reinvestition), bzw nur in geringem Umfang, weil dann Zugang zu Krediten oder neuem Eigenkapital besteht.

          Betreffend Unternehmenssteuern hat mir vor Jahrzehnten ein Unternehmer erklärt, er zahle gerne Gewinnsteuern:

          Weist er Gewinne aus, nehmen ihm die Steuern 1/3 weg, er erhält aber Kredit von der Bank, was ihm ermöglicht, sein Geschäft auszubauen und im nächsten Jahr doppelt soviel Gewinn zu erzielen: Er bekommt ein Vielfaches an Eigen- oder Fremdkapital von dem, was ihm die Steuern vom Gewinn wegnehmen.

          • Anh Toan sagt:

            Versteckt der Unternehmer den Gewinn, glauben ihm die Bank oder andere Kapitalgeber die Gewinne nicht, und er hat viel weniger Kapital zum investieren.

          • Anh Toan sagt:

            Kleinunternehmen zahlen sehr viel mehr andere Abgaben und Gebühren, als Gewinnsteuern: Billag, Pro Litteris, Lokale Wirtschaftstaxen (Tourismusentwicklungsabgaben in Tourismusgebieten), da liegen die Abgabeprobleme der Kleinunternehmen, nicht bei Gewinnsteuern.

            Das grösste Problem für Schweiter KMU ist die MWST, nicht an sich eine MWST, das ist eigentlich ein reiner Durchlaufposten in Unternehmen, aber bei den schwer bis unmöglich korrekt zu erfüllenden Vorschriften der MWST (Habe gehört, die Roche hätte gegenüber der eidg. STV durchgestzt, jährlich geprüft zu werden, denn auch wenn sie sich noch so Mühe geben, alles richtig zu machen, gelinge ihnen dies dennoch nicht immer und sie hätte keinen Bock, riesige Summen für 5 Jahre nach zu zahlen. Diese Möglichkeit hat ein Kleinunternehmen nicht, eine MWST Revision fühlt sich für ein Kleinunternehmen an, wie roussisches Roulette)

          • seebueb sagt:

            Kantönligeist, ZH und SG haben konstante Sätze.

            Gewinne alleine genügen nicht, wahrscheinlich hat Ihr Unternehmer impliziert, dass der grössere Teil des Gewinns einbehalten wird und das EK stärkt (sie könnten ja auch ausgeschüttet werden). Ansonsten wird früher oder später jeder Bank der Anteil der Passiven an der Unternehmensbilanz zu gross.

            Das mit der MWSt stimmt bestenfalls in der Tendenz. Wäre der Leidensdruck tatsächlich so riesig, wäre BR Merz mit seinem Haupt-Vorhaben, der MWSt-Reform und -Vereinfachung, gegen die jweiligen Partikularinteressen durchgedrungen.

            Stattdessen versucht nun die Gastronomie, ihre spezifischen Ziele per Inivitative durchzusetzen. Die Steuerämter scheinen es auch alles andere als pingelig zu nehmen, wie gerade ein Artikel im TA von heute („Zum Mitnehmen oder zum Hieressen?“) zeigt, denn sonst hätte gerade der Vertreter von Gastrosuisse mit entsprechenden Fällen aufgewartet um die laufende Initiative zu untermauern.

            Bezeichnend ist zudem, dass Gastrosuisse die MWSt gesenkt haben will. Wie die Reaktion von Gastrosuisse wäre, wenn stattdessen die Takeaways den Gastro-MWSt-Satz zahlen müssten, lässt sich leicht abschätzen.

            Mein Mitleid bez. MWSt-Bürokrtie jedenfalls hält sich in sehr engen Grenzen.

        • Alexander sagt:

          Sobald der Gewinn der Einkommensteuer unterliegt (KMU) haben wir BRD-Bürger progressive Steuersätze. Die Schweiz ist dort noch Entwicklungsland, aber auf gutem Weg – die Staatsverschuldung durch Rettungsmaßnahmen macht es notwendig (vgl. kalte Progression)

          Im Ernstfall zählt nur die Eigenkapitalquote und die wird durch Zinspolitik maßgeblich beeinflusst. Die Finanzkrise ist schließlich eine Eigenkapitalkrise der Gesamtwirtschaft.

          • T. Wehrli sagt:

            Die Schweiz ist hier bereits weiter und hat die progressiven Sätze auf Gewinnsteuern in den meisten Kantonen bereits wieder abgeschaft (inkl. direkte Bundessteuer). Ausserdem ist die Staatsverschulduing seit einigen Jahren abnehmend – ich hoffe, dies bleibt so – und die Unterstützung für die Rettung der UBS wurde vollumfänglich inkl. 12% Zins zurückbezahlt.

      • will williamson sagt:

        Dass Zinsen Rendite auf Eigenkapital sind, ist zweifellos richtig. Aber sicher nicht beim Kreditnehmer.

        • Alexander sagt:

          Selbst der Kreditnehmer muss eine pfändbare Sicherheit für einen Kredit bieten. Anders als Banken können KMU Betriebe diese Sicherheit nicht in verzinste -sichere- Staatsanleihen tauschen, sind somit auf die zu versteuernde Rendite im Betrieb angewiesen.
          Im Übrigen sind Finanzämter schnell dabei aus Gesellschafterdarlehen zinslose Privateinlagen zu machen.
          Der Trend zum Fremdfinanzierung, auch in Form von Leasing, ist zwingend (richtig). Insgesamt sind die kapitalintensiven Unternehmen (KMU) dann schlecht auf wirtschaftliche Schocks vorbereitet.

          • seebueb sagt:

            Fremdfinanzierung ist keineswegs zwingend, sondern eine Frage des geforderten Verhältnis von Risiko zu Ertrag auf das EK. Grundsätzlich gesehen kann sich jedes Unternehmen zu 100% eigen-finanzieren, nur ist dann halt die EK-Rendite entsprechend reduziert. Mit einer derartigen Finanzierung könnten auch kapitalintensive Betriebe, egal ob klein oder gross, wirtschaftliche Schocks besser abfangen.

            You can’t eat your cake and have it, too. Tiefes Risiko ODER hohe Rendite, beides gleichzeitig geht nicht.

          • Alexander sagt:

            an seebueb:
            Kleine Schulden = große Sorgen, große Schulden = Sorgen anderer Leute. Wenn keine Aussicht auf Tilgung besteht, dann trägt das Risiko nicht das Eigenkapital sondern am langen Ende die, die Währung emitierende Gesellschaft. Bankenkrise aufgrund fauler Kredite, europäische Haftungsfonds, explodierende Staatsschulden….klingelt das was? – Grüsse an Alle!

          • seebueb sagt:

            Es ist schwierig, eine vernünftige Diskussion zu führen, wenn Sie willkürlich von KMU zu Banken wechseln.

          • Alexander sagt:

            an seebueb – neuer Versuch:
            Die Geldpolitik wirkt sich auf die Bilanzen der Unternehmen aus – das ist ihr Ziel. Verschlechtert sich die Bilanzqualität der Unternehmen wirkt sich das auf Bankbilanzen aus.
            Falsche Steuerung (Planung) von Wirtschaft, durch Zentralbanken u. Politik, gefährdet den Wirtschaftsraum. Die Wechselwirkungen sind in der Eurozone wunderbar zu beobachten.

          • seebueb sagt:

            Die Unternehmen wurden ja nicht gezwungen, die Bilanzen auf eine gewisse Art zu strukturieren. Das soll nicht heissen, dass die ZB keinen Anteil daran haben, aber die eigentlichen Entscheidungsträger in den Unternehmen, wie auch die Politik, implizit als im Grunde genommen unschuldige Opfer darzustellen, ist dann doch etwas gar einseitig.

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