Die einsamen Warner aus Basel

Beginnen wir mit zwei Zitaten. Beide stammen von einem Vorsitzenden der amerikanischen Notenbank (Fed). Hier das erste:

«The Federal Reserve (…) was in the position of the chaperone who has ordered the punch bowl removed just when the party was really warming up.»

Und das zweite Zitat:

«The Fed cannot reliably identify bubbles in asset prices. And even if it could identify bubbles, monetary policy is far too blunt a tool for effective use against them.»

Das erste Zitat stammt von William McChesney Martin, der von 1951 bis 1970 die Geschicke der mächtigsten Notenbank der Welt leitete. Frei übersetzt sagte er in einer Rede im Oktober 1955, die Rolle des Fed sei es, den Alkohol vom Tisch zu räumen, bevor die Party zu wild wird.

Das zweite Zitat stammt von Ben Bernanke, der die US-Notenbank von 2006 bis 2014 leitete. Er sagte in einer Rede im Jahr 2002, als er soeben Gouverneur im Fed unter Alan Greenspan geworden war, dass die Notenbank nicht fähig sei, Übertreibungen an den Finanzmärkten zu erkennen. Das Zitat symbolisiert die Greenspan/Bernanke-Doktrin, wonach es nicht die Aufgabe des Fed sei, die Party an den Finanzmärkten zu verhindern. Sie müsse bloss dafür sorgen, dass die Sauerei danach rasch aufgeräumt wird.

Was ist die Rolle einer Zentralbank, die, wie die amerikanische, explizit in ihrer Gründungsakte von 1913 den Auftrag erhalten hat, die Sicherheit des Finanzsystems zu gewährleisten? Soll sie den Alkohol rechtzeitig abräumen, oder reicht es, wenn sie nach der Orgie aufräumt?

Diese Frage steht im Zentrum eines brisanten Disputs, der gegenwärtig zwischen der in Basel domizilierten Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) und der US-Notenbank ausgetragen wird.

Es handelt sich dabei um einen eigentlichen Glaubenskrieg, der die meisten Notenbanken, auch die Schweizerische Nationalbank, betrifft. Werfen wir also einen genaueren Blick darauf.

Mein Kollege Markus Diem Meier hat das Thema in diesem Beitrag bereits aufgegriffen, daher an dieser Stelle nur ganz kurz: In ihrem aktuellen Jahresbericht warnen die Ökonomen der BIZ vor neuen, gefährlichen Exzessen an den Finanzmärkten. Diese könnten dereinst wieder in einem Crash enden und das globale Finanzsystem in die Tiefe reissen. Treiber dieser Exzesse sei die nach wie vor extrem lockere Geldpolitik der Notenbanken. Diese sollten, so argumentieren die BIZ-Ökonomen, allmählich beginnen, ihre Geldpolitik zu normalisieren.

In der BIZ spricht also McChesney Martin zu den heutigen Notenbankern: Räumt den Alkohol weg, bevor es zu bunt wird!

Eine direkte Replik auf die BIZ-Kritik folgte am 2. Juli in einer Rede von Janet Yellen, der seit Anfang Februar 2014 amtierenden Fed-Chefin. Sie argumentierte, es sei nicht Aufgabe der Geldpolitik, die Risikofreude an den Finanzmärkten zu drosseln.

In Yellen sprechen Greenspan und Bernanke zu den heutigen Notenbankern: Lasst die Party laufen!

Wer hat recht?

Die Warnung der BIZ wurde in der Blogosphäre von zahlreichen Kommentatoren abgeschmettert. Paul Krugman weist hier – durchaus treffend – darauf hin, dass die BIZ-Ökonomen bereits seit mehr als drei Jahren vor einem baldigen Inflationsschub warnen. Allmählich muss sich BIZ-Chef Jaime Caruana vorkommen wie der kleine Junge, der ständig vor dem Wolf warnt und der von niemandem mehr ernst genommen wird.

Doch bei allem Verständnis für diese Kritik und auch für die Argumentationslinie des Kollegen Diem Meier: Für meinen Geschmack wurde dem wahren Kern der Warnung aus Basel bislang zu wenig Beachtung geschenkt. Es geht hier nicht um Inflation im klassischen Sinn. Was den BIZ-Ökonomen, angeführt vom meiner Ansicht nach brillanten Claudio Borio, am Herzen liegt, ist der leichtfertige Umgang der heutigen Notenbanker mit dem Finanzsystem respektive dem Finanzzyklus.

Dieser ist, so warnen sie, ein viel zu gefährliches Biest, als dass man mit ihm spielen sollte.

Um was geht es dabei?

Der Finanzzyklus bezeichnet die Auf- und Abwärtsbewegungen im Finanzsystem. Während der «normale», hinlänglich bekannte Geschäftszyklus typischerweise eine Dauer von fünf bis sieben Jahren aufweist, verzeichnet der Finanzzyklus Schwingungen von typischerweise 15 bis 20 Jahren Dauer.

Eine abschliessende Definition für den Finanzzyklus existiert in der Volkswirtschaftslehre nicht; der BIZ-Ökonom Borio misst ihn hauptsächlich am Volumen der ausstehenden Kredite in einer Volkswirtschaft sowie an den Preisbewegungen der Vermögensmärkte (Immobilien und Aktien).

(Einer der geistigen Väter des Finanzzyklus-Theorie ist der schwedische Ökonom Knut Wicksell (1851-1926), der wiederum sowohl Vertreter der österreichischen Schule wie Ludwig von Mises und Friedrich Hayek wie auch John Maynard Keynes beeinflusst hat.)

Nun kommen wir zur Grundkritik der BIZ-Ökonomen: Sie argumentieren, die US-Notenbank habe (spätestens nach dem Amtsantritt von Alan Greenspan 1987) permanent den Finanzzyklus angeheizt. Jedes Stottern der Konjunktur und der Finanzmärkte wurde sofort mit niedrigen Zinsen bekämpft. Im darauf folgenden Aufschwung hat das Fed sodann jeweils die Zinsen nur zögerlich erhöht. Diese asymmetrische Geldpolitik der über lange Perioden zu niedrigen Zinsen hat alle Akteure in der Wirtschaft – Haushalte, Unternehmen, Banken und den Staat – dazu ermuntert, immer mehr Schulden aufzubauen.

Mit anderen Worten: Das Wirtschaftswachstum der USA (und zahlreichen anderen Industriestaaten) wurde in den vergangenen drei Jahrzehnten mehr und mehr von einem stetigen Anstieg des Schuldenvolumens angetrieben (mehr über diese «Grosse Illusion» in diesem Blogbeitrag).

Die folgende Grafik zeigt diesen Schuldenaufbau am Beispiel der USA seit 1916 (Quelle: Morgan Stanley):

Die Fläche in der Grafik zeigt den Stand der Schulden in Prozent des Bruttoinlandproduktes. Die hellblaue Fläche zeigt die privaten Haushalte, die dunkelblaue Fläche die Unternehmen (ohne Banken), die gelbe Fläche die Finanzinstitute; die rosarote Fläche steht für die Schulden der parastaatlichen Finanzinstitute (dies sind hauptsächlich die Hypothekenfinanzierer Fannie Mae und Freddie Mac). Die grüne Fläche schliesslich zeigt die Schulden des Staates.

Wie die Grafik zeigt, schwankte die Summe der kumulierten Schulden über weite Strecken der vergangenen hundert Jahre um 150 Prozent des BIP. Ein Ausreisser zeigt sich Anfang der Dreissigerjahre, als die gesamten Schulden auf rund 300 Prozent des BIP anschwellten.

Der weitaus grösste Ausreisser ereignete sich jedoch in der Zeit seit 1980: Bis zu ihrem Höhepunkt im Jahr 2007 stiegen die kumulierten Schulden, die auf der US-Volkswirtschaft lasten, auf über 350 Prozent des BIP. Das ist mehr als das Doppelte des Niveaus, das von 1950 bis 1980 «normal» war.

Ebenfalls eindrücklich zeigt die Grafik auch, dass dieser Schuldenaufbau ab 1980 nicht beim Staat, sondern in den Privatsektoren (Haushalte, Unternehmen und vor allem Banken) stattfand.

Es besteht kein Zweifel: Zwischen 1980 und 2007 verzeichnete die US-Wirtschaft den grössten privaten Schuldenaufbau aller Zeiten. Das Bild sieht in anderen Industrieländern wie Grossbritannien, Spanien oder Irland ähnlich aus.

BIZ-Ökonom Borio zeigt mit dieser Grafik schematisch den Verlauf des Finanzzyklus in den USA seit den frühen Siebzigerjahren (Quelle: BIZ):

Die rote Kurve zeigt den herkömmlichen Geschäftszyklus mit seinen bescheidenen Schwingungen in Zeitabständen von fünf bis sieben Jahren. Die dunkelgrauen Flächen markieren Rezessionen.

Die blaue Kurve bildet den Finanzzyklus ab. Eindrücklich ist zu sehen, wie er sich in den Achtzigerjahren aufbäumt und Anfang der Neunzigerjahre (im Zuge der Savings-and-Loan-Krise) zusammenbricht. Ab der Jahrtausendwende folgt dann ein noch gewaltigeres Aufbäumen, bis der Finanzzyklus 2006/07 einen neuen Höhepunkt erreicht und – wieder begleitet von einer Finanzkrise – zusammenbricht.

Die beiden oben abgebildeten Grafiken beleuchten den Kern des ideologischen Disputs zwischen der BIZ und den Notenbanken. Die BIZ kritisiert, die zu lasche Geldpolitik habe über die vergangenen drei Jahrzehnte eine historisch beispiellose Aufblähung des auf der Wirtschaft lastenden Kreditvolumens bewirkt. Dieses Aufbäumen des Kreditzyklus habe schliesslich im Jahrhundertcrash von 2008 geendet.

Mit ihrer momentanen Geldpolitik machte die US-Notenbank nichts anderes, als dieses gleiche Spiel von neuem zu beginnen. Wie aus der ersten der beiden obigen Grafiken ersichtlich ist, ist das gesamte Schuldenvolumen in den USA in den vergangenen fünf Jahren tatsächlich gesunken; allerdings nur von etwa 360 auf etwas unter 350 Prozent des BIP, was in etwa dem Stand von 2005 entspricht.

Von einem echten Abbau der in der Volkswirtschaft angehäuften Schulden («Deleveraging») kann keine Rede sein.

Statt dass erkannt werde, dass zu hohe Schulden auf dem Wirtschaftssystem lasteten, versuchte die Notenbank mit ihren Niedrigzinsen bloss, die Haushalte, Unternehmen und Staaten zur Aufnahme weiterer Schulden zu bewegen.

In den eigenen Worten der BIZ-Ökonomen:

In no small measure, (…) the causes of the crisis lie in a collective failure to get to grips with the financial cycle. Addressing this failure calls for adjustments to policy frameworks (…) to ensure a more symmetrical response across booms and busts. And it calls for moving away from debt as the main engine of growth (…) Otherwise, the risk is that instability will entrench itself in the global economy and room for policy manoeuvre will run out.

Und:

The conclusion is simple: low interest rates do not solve the problem of high debt. They may keep service costs low for some time, but by encouraging rather than discouraging the accumulation of debt they amplify the effect of the eventual normalisation.

Vielleicht ist es tatsächlich an der Zeit, sich einzugestehen, dass ein beträchtlicher Teil des Wirtschaftswachstums und auch der Gewinne an den Vermögensmärkten in diversen Industrienationen in den vergangenen gut zwei Jahrzehnten einem historisch beispiellosen Schuldenaufbau und damit einem immer bedrohlicheren Aufbäumen des Finanzzyklus zu verdanken waren.

Mit ihrer extrem lockeren Geldpolitik versucht die US-Notenbank gegenwärtig bloss, diesen Zyklus noch einmal anzuwerfen – was zu neuen Spekulationsblasen und früher oder später zu einem neuen Crash führen wird.

(Hier ist übrigens eine Unterscheidung angebracht: Ich sehe durchaus sehr starke Argumente, dass die EZB in der deflationsgefährdeten Eurozone tatsächlich noch eine äusserst expansive Geldpolitik betreiben muss. Im Fall der USA und der US-Notenbank ist es jedoch je länger je weniger nachvollziehbar, weshalb das Fed seine Geldpolitik nicht rascher normalisiert.)

Die BIZ sieht bereits Gefahrensignale neuer Blasen an den Finanzmärkten, die durch die abnormal niedrigen Zinsen begünstigt werden; die enorme Flut an Anlagegeld, die im Zuge der verzweifelten Suche nach Rendite in die Bondmärkte der Schwellenländer fliesst, bereitet den Basler Ökonomen beispielsweise Sorgen. Der frühere BIZ-Chefökonom William White hat in diesem Interview im April darauf hingewiesen, dass ihn an den heutigen Finanzmärkten vieles an das Vorkrisen-Boomjahr 2007 erinnere.

Die BIZ-Ökonomen zählten vor 2008 zu den äusserst Wenigen ihrer Zunft, die rechtzeitig und eindringlich vor den Gefahren der Immobilienblase in den USA, Grossbritannien oder Spanien gewarnt hatten.

Sie wurden belächelt. Und behielten recht.

Es wäre besser, sie mit ihrer heutigen Warnung nicht mehr zu belächeln.

Zum Wochenende noch einige Links in eigener Sache:

59 Kommentare zu «Die einsamen Warner aus Basel»

  • Jens L. sagt:

    Prognosen sind immer schwierig insofern dass man immer rückblickend sagen kann „das hat jemand vorausgesagt“ – da es immer jemanden gibt, der die Meinung vertritt, dass eine Krise kommt. Natürlich gibt es Zyklen, die Frage ist aber, ob der nächste Crash in sechs Monaten oder in fünf Jahren kommt.

  • Die ganze Malaise der Dauerkrisen-Ökonomie basiert letztlich auf dem fundamentalistischen Glauben an den Freien Markt. Sowohl Bernankes als auch Yellens Haltung gegenüber der Krise — nach der mittelstandszerstörerischen „Party“ aufzuräumen, statt sie zu verhindern — ist ein Ausdruck ihres Markt-Irrglaubens. Dieser besagt bekanntlich, dass man Krisen nicht vorhersehen könne — die Wege Gottes, d.h. des Freien Marktes, seien schliesslich unergründlich — und dass es daher besser sei, nach der Krise die Scherben zusammen zu kehren. Dass man dabei auch gleich neue mittelstandsfeindliche Austeritätsmassnahmen wie Steuergeschenke an Unternehmen, Privatisierungen von Staatsbetrieben und Kürzungen von Sozialleistungen vornehmen kann, ist ein gern gesehener zusätzlicher Vorzug.

    Seit der Einführung des Markt-Liberalismus in den westlichen Post-Demokratien — gewissermassen ein Gottesstaat des Marktes — reiht sich Krise an Krise an Krise. Im Gegensatz dazu hatte die vorher vorherrschende Soziale Marktwirtschaft (Golden Age of Capitalism, Wirtschaftswunder, …) während 30 Jahren Wohlstand für alle und den Mittelstand erschaffen.

    Wenn man sieht, dass die liberalen Talibane des Marktes ihren Unsinn unbeirrt weiterpredigen (vgl auch den verlinkten FuW-Artikel zur Laffer-Kurve) und nicht ruhen werden, bis sie den ihnen verhassten Mittelstand vollständig ausgemerzt haben, dann wundert man sich schon, wie lange wir uns das noch gefallen lassen und bis auf die bleichen Knochen dafür bezahlen wollen.

    • Nachtrag

      Die Behauptung, Krisen seien immer exogen und daher grundsätzlich nicht vorhersagbar, hat denselben Zweck, wie das das Wort „langfristig“ in den ökonomischen Theorien: Sie entheben die Ökonomie von der Verantwortung, für ihre Behauptungen jemals einen Beweis liefern zu müssen.

      Kein Ökonom hat die Finanzkrise vorhergesehen? Irrelevant, denn Krisen sind grundsätzlich nicht vorhersagbar.

      Freihandel schadet dem Mittelstand? Unsinn. Langfristig nützt Freihandel allen. Man muss einfach sehr, sehr, sehr, sehr lange warten…

      Diese Tatsache allein, d.h. die inhärente empirische Nicht-Überprüfbarkeit, macht aus der Ökonomie eine Pseudo-Wissenschaft.

  • Linus Huber sagt:

    Die Geldpolitik der Zentralbanken mag sehr wohl einzig ein Baustein einer weit grösseren Anstrengung von Machtkonzentration bedeuten und nein, es geht dabei nicht um irgendwelche Verschwörungstheorien, sondern um die inhärente Eigenschaft von Organisationen krebsartig zu wachsen:

    http://www.theguardian.com/commentisfree/2014/jul/11/the-ultimate-goal-of-the-nsa-is-total-population-control

  • Schlauri sagt:

    Wer Augen hat zu sehen, der sehe. Danke Herr Dittli für die klare Sicht. Die Aussagen gelten ganz besonders für die Schweiz, da die SNB der expansivere Geldschwemmer ist als das Fed. Unserer im weltweiten Vergleich sehr tiefen Staatsverschuldung steht die wohl höchste Pro-Kopf-Verschuldung der Privathaushalte gegenüber, v.a. durch Hypotheken. J.P. Roth sagte schon 2002 als Präsident der SNB: „Für die Geldgeber bedeutet dies (die exzessive private Verschuldung) ein nicht zu unterschätzendes Klumpenrisiko. Daraus lässt sich erahnen, wie wichtig das vergleichsweise tiefe Zinsniveau für die Schweiz ist.“ Das heisst im Klartext: Weil das Kartenhaus sonst zusammenbricht, unterstützt die SNB mit Billiggeld unser Schuldenbabylon. Das treibt die Inflation massiv an. Diese ist nicht tot, sie tobt sich heute aber statt bei den Konsumgütern bei den Vermögensgütern (Aktien, Immobilien…) aus. Diese Inflation wird bewusst nicht im Inflationsindex eingerechnet. Warum? Man könnte plötzlich nicht mehr den Teufel Deflation als Vorwand für das Billiggeld an die Wand malen. Zudem führt die inflationäre Aufwertung der Immobilien um fast 50% in 10 Jahren zu einer gigantischen Umverteilung in Milliardenhöhe. Diese Umverteilung geht von unten nach oben, weil die Reichen die grossen Schulden machen. Im Kanton St. Gallen machen die reichsten 10% zusammen 50% der Schulden. Je mehr Eigenkapital jemand hat, desto mehr Kredit bekommt er, desto höher kann er sich verschulden und durch Inflationierung gewinnen. Natürlich hätte man die Immobilienblase und deren Umverteilungsschäden trotz Eurokursproblem schon vor Jahren gezielt und wirksam bekämpfen können, mit einfachen und wohlbekannten Regeln bezüglich Eigenkapital, Amortisation und Schuldzinsabzug. Die SNB runzelt zwar ab und zu die Stirn, etwas Ernsthaftes hat sie aber nicht im Sinn. Beleg: Die Banken müssen seit September 2013 die Hypotheken mit 1% mehr Eigenkapital unterlegen. Dadurch steigt der Hypothekarzins um 0.04%. Das entspricht bei einem Immobilienwert von Fr. 500000 und einer Hypothek von Fr. 400000 dem Wert von 1 Zigarette pro Tag. Das kann nicht ernst gemeint sein, auch wenn es jetzt sogar 2 Zigaretten sind. So einfach ist die Geldpolitik der SNB zu verstehen: Sie stützt mit Billiggeld das Schulden-Kartenhaus und betreibt Umverteilungspolitik mit falsch gemessener Inflation und unwirksamen makroprudenziellen Massnahmen, unterstützt von den Banken und ihrer reichen Lobby. Diese spielen die wackligen Säulen des Schuldenbabylons Schweiz.

    • Josef Marti sagt:

      Solange ein staatliches Geldmonopol besteht, welches zumindest teilweise an die Geschäftsbanken abdelegiert wird stehen ganze Länder und Volkswirtschaften in Geiselhfat dieser planwirtschaftlich organisierten Finanzwirtschaft, oder sollte man sagen Politbüro, bestehend aus Bankdirektoren , Finma und SNB. Aufgrund dieser Umstände bestehen keine gleich langen Spiesse zwischen Geld- und Gütermarkt. Da im staatsmonopolistischen monetären System kein wirklicher Wettbewerb besteht sondern eine Art Oligopol der Banken regiert, können EK-Wunschrenditen mehr oder weniger problemlos eingepreist werden und der Realwirtschaft und dem Konsumenten überwälzt werden. Kein privatwirtschaftlich geführtes Unternehme in der Realwirtschaft kann permanent eine vorgefasste Wunschdividende bzw. EK Verzinsung einfach so gegenüber seinen Kunden einpreisen, der Wettbewerb verhindert das meistens.
      Hayek hat deshalb schon vor langer Zeit die Entnationalisierung des Geldes gefordert und damit zusammenhängend natürlich konsequenter Weise die Abschaffung der Zentralbanken.

  • Hampi sagt:

    Die Differenz zwischen FED und BIZ ist das „Timing“.

    Der Hauptauftrag der Zentralbanken ist jener der „Preisstabilität“. Das sieht man gegenwärtig bei einer Inflation von 2 % gegeben.

    Die aktuelle Situation ist ungefähr folgende:
    – Chinas Wachstum verlangsamt sich
    – In der EU sind klare und deutliche Deflationsgefahren sichtbar
    – Niemand weiss ganz genau, mit welchem Wachstum die US-Ökonomie gerade wächst, nachdem sie im ersten Quartal um
    ca. 2,9 % GESUNKEN

    Jetzt soll mir mal jemand sagen, was es in diesem Umfeld für einen Sinn macht, schon ein paar Monate vorher mit den Zinsen hinaufzugehen? Das Finanzsystem wird dadurch bestimmt nicht sicherer.

    Natürlich ist die Überschuldung der Privaten und der Staaten ein riesiges Problem. Aber wenn sie (im Nachhinein gesehen) die Zinsen zu früh raufnehmen und die spürbar (vielleicht nicht im Elfenbeinturm) schwächelnde Erholung abwürgen, schaffen sie vor allem neue und (kurzfristig gesehen grössere) Probleme.

    Die Tatsache, dass das System Fehler aufweist, heisst nicht, dass wir handeln könnten, als würden wir ausserhalb des herrschenden Systems stehen.

    • Linus Huber sagt:

      „Inflation von 2 %“

      Darin liegt das Problem, dass Inflation sich einzig in Bezug auf den Konsumentenpreisindex in diesem Rahmen verhält. Dieser Umstand war schon für Greenspan ende der 90iger Jahre ein Rätsel, indem er nicht verstand, warum die Inflation so tief war, obwohl die Wirtschaft bestens lief (soviel zum Verständnis der Zusammenhänge von Greenspan). Ein in erster Linie auf der Ausweitung der Geldmenge (Kreditvolumen) basierender wirtschaftlicher Wachstum führt zwangsläufig zu einem zukünftigen Crash. Die Annahme, dass Wirtschaftswachstum einzig bei positiver Inflation möglich ist, ist falsch. Wirtschaftswachstum beruht darauf, dass eine Volkswirtschaft die Fähigkeit besitzt, die von der Bevölkerung gewünschten Güter und Dienstleistungen mit möglichst tiefem Aufwand zu erzeugen, was sich nicht einmal unbedingt im nominalen Wachstum des BIP auszudrücken hat.

  • J. Kuehni sagt:

    Ein lächerlicher Streit im Monetaristen-Elfenbeinturm. Als ob die Stabilität der Weltwirtschaft bloss von der „richtigen“ Geldpolitik abhängen würde und nicht etwa umgekehrt: Je grösser die wirtschaftliche Ungleichheit, desto instabiler die sozialen und politischen Grundlagen einer Gesellschaft, desto volatiler wird eben auch die Währung, inkl. Geldmengensteuerung. Was ist hier Ursache, was Wirkung?

    Leider haben auch die BIZ-Leute keinerlei Rezepte zur Beruhigung eines aus den Fugen geratenen, globalen Wirtschaftssystems auf Lager: Das abrupte Abstellen des Geldhahns würde wohl den sofortigen Kollaps herbeiführen (be careful what you wish for, since you don’t know what ‚what‘ is). Darüber hinaus hört man bloss die alte Leier: Flexibilisierung der Arbeitsbedingungen, aka Löhne runter plus hire&fire, plus Steuererleichterungen für „Investoren“ etc., also noch mehr vom immer gleichen Supply-Side-Mist, der massgeblich für die heutige Problematik mitverantwortlich ist.

    (Zitat Moebius in diesem Forum): –– „Wenn Schuldenberge verschwinden sollen, müssen Vermögenskonzentrationen verschwinden. Simpelste Mathematik. (…) Wenn Waren und Dienstleistungen für viele nur noch durch Schulden zu erlangen sind, liegt das Problem nicht bei den Schulden, sondern bei einem Wirtschaftssystem, das den Wohlstand falsch kanalisiert.“ ––

    Besser kann man es wohl nicht auf den Punkt bringen. Bleibt bloss hinzuzufügen, dass es sich dabei um eine *politische* (igitt!) Aufgabe handelt. Irgendwelche Marktkräfte werden das Problem leider auf keinen Fall ‚kostengünstiger‘ regeln.

    • Josef Marti sagt:

      Schliesslich bleibt den Monetaristen und ihren bürgerlichen Versagern in den Regierungen gar nichts anderes übrig, als die Renditesklaven in die Galeere zu setzen, anzuketten und irgendwohin weiter rudern zu lassen, während die Bewohner des Elfenbeinturms im Delirium den Takthammer schwingen, um dieser simpelsten Mathematitk des Schulden-Guthaben cuts zu entrinnen.

    • Linus Huber sagt:

      „Leider haben auch die BIZ-Leute keinerlei Rezepte zur Beruhigung eines aus den Fugen geratenen, globalen Wirtschaftssystems auf Lager“

      Na ja, hätte man ihren Rat in 2003/04 befolgt, hätte man damals schon die Systemdiskussion und die damit zu erfolgende Auseinandersetzung der Gesellschaft in Bezug auf die zu ergreifenden strukturellen Veränderungen in Angriff genommen und der beinahe Zusammenbruch des Finanzsystems in 2008 hätte vermieden werden können. Nachdem der Karren in der Scheisse steckt, ist es ein leichtes, dem früheren Warner vorzuwerfen, dass er keine Lösung offeriert.

      „Wenn Waren und Dienstleistungen für viele nur noch durch Schulden zu erlangen sind“

      Wer genau kriegt Kredit (also kann Schulden machen), wenn er keine „Assets“ besitzt (ausser natürlich die Regierungen, welche das gegenwärtige Problem eh kreierte) und zu welchem Ausmasse wird dies betrieben (Zahlen, Links)?

      • Anh Toan sagt:

        „Wer genau kriegt Kredit (also kann Schulden machen), wenn er keine “Assets” besitzt “

        Die Kunden der Institute in der rosaroten (nicht gelben, wie falsch in meinem anderen Post) Fläche, also diejenigen, die von Fannie Mae oder Freddie Mac eine Hypo (garantiert) erhielten, das waren die „Sub Prime“ Hypotheken. Die haben Hyops ohne Eigenkapital erhalten, oder die Hypos laufend aufgestockt um den Lebensunterhalt zu finanzieren, hatten oft wohl auch nicht nur keine Assets sondern auch kein Einkommen, ausser der Wertsteigerung des Hauses.

        Das Ausmass dazu finden Sie in den Bialnzen von Fannie Mae und Freddie Mac, auch bei AIG und anderen, haben Sie noch nie von der Subprime Krise gehört?

        • Hampi sagt:

          …..und diese „Sub-Prime-Hypotheken“ wurden dann mit Hypotheken besserer Qualität vermischt, zusammengschnürt und als Wertpapiere mit einem „AAA-Rating“ versehen. Aber nur, solange der Immobilienboom andauerte. Als sich der Trend umkehrte, wurden sie plötzlich „toxisch“ und zu Ramschpapieren (auch wenn sie nur einen kleinen Anteil an „sub-prime“ beinhalteten).

          Die Banken konnten sogar völlig legal diese Wertpapiere in speziellen Investment-Vehikeln (SIV) halten und somit wurden sie in ihrer Bilanz nicht wirksam und sichtbar. Aber beim Zusammenbruch mussten sie trotzdem sämtliche Kosten tragen.

          Deshalb frage ich mich, was es der Sicherheit nützt, dass von Banken mehr Kapital verlangt wird, wenn sie nicht einmal fähig sind, einen solch offensichtlichen Blödsinn wie diese „Off-Balance-Sheet-Vehikel“ zu erkennen, bevor es zu spät ist ?

          • Anh Toan sagt:

            @Hamnpi: „Deshalb frage ich mich, was es der Sicherheit nützt, dass von Banken mehr Kapital verlangt wird,…..“

            Die Sicherheitschecks an den Flughäfen nützen, vor allem wenn nicht gar nur, der empfundenen Sicherheit der Flugpassagiere…….

            aber gibt es andere als empfundene Sicherheit?

            Ganz zynisch würde ich sagen, es nicht notwendig, dass Massnahmen der Sicherheit dienen, sie müssen dem Vertrauen, eben der empfundenen Sicherheit dienen.

        • Linus Huber sagt:

          Erstens handelte es um ein Regierungsprogramm, und der Einfluss der Regierung auf die Akteure, solche Kredite zu gewähren, stellt einen Umstand dar, welcher viele Regierungen der Welt unter verschieden lautenden Wohneigentumsförderungsprogrammen implementierten, ohne die langfristigen negativen Konsequenzen zu erkennen. Zweitens vermittelt der Kommentar den Eindruck, dass die Gegenwart angesprochen ist.

          „Deshalb frage ich mich, was es der Sicherheit nützt, dass von Banken mehr Kapital verlangt wird, wenn sie nicht einmal fähig sind, einen solch offensichtlichen Blödsinn wie diese “Off-Balance-Sheet-Vehikel” zu erkennen, bevor es zu spät ist ?“

          Vielleicht wäre es sinnvoll, einfach den Anlegerschutz durch Regierungen zu künden, womit die Anleger die Banken zwingen werden, sich verantwortungsvoll zu verhalten, indem sie ein bedeutend höheres Eigenkapital (Risikokapital) und Transparenz einfordern.

  • Josef Marti sagt:

    Aus dem Interview Link von W. White:
    „Über 25 Jahre sind die Notenbanken und die Regierungen immer eingesprungen und haben die Marktteilnehmer gerettet. Die Banken haben diese Gewissheit ver­innerlicht; wir sind in einem Zustand, in dem die Gewinne den Banken gehören und die Verluste vom Steuerzahler getragen werden. Die schädlichen Anreize sind alle noch da. Alles, was seit 2008 unternommen wurde, um das Finanzsystem robuster zu machen, war zwar nötig, aber ich denke nicht, dass es reichen wird. Das Basel-III-Regelwerk geht zu wenig weit. Und ich möchte sehen, dass auch Finanzleute ins Gefängnis müssen, wenn sie sich kriminell verhalten. Der Moral Hazard ist ein grosses Problem.“
    Die Notenbanken haben sich ja von der Mengensteuerung schon längst verabschiedet und betreiben reine Zinssteuerung. Die Geldschöfpung ist ihnen schon lange entglitten, weil sie den Banken überlassen wurde; vielleicht 1/4 des Geldmengewachstums mag realwirtschaftlich abgedeckt sein, die anderen 3/4 werden regelmässig von den Banken in die asset Blasen geschleust. Die einzige Möglichkeit das System endlich zu diskreditieren ist ein gravierender Kollaps, dann wäre auch die Österreicherfraktion befriedigt die schon lange auf das lang ersehnte „reinigende Gewitter“ wartet. Es fragt sich nur mit welcher Art von Gewalteskalationen das Ganze über die Bühne gehen wird.

    • Linus Huber sagt:

      @ Josef Marti

      Sie erkennen das Dilemma. Der Punkt ist doch dieser, dass Probleme, welche man einfach unter den Teppich kehrt, schlussendlich zu weiteren massiven Zwangsmassnahmen welcher Art auch immer führen werden und dass die Verantwortlichen nie zur Verantwortung herangezogen werden. Einzig eine möglichst breite Diskussion zwecks Ausloten einer gesellschaftlich akzeptablen Lösung (Systemwechsel) kann eine evtl. friedliche Lösung bringen, denn wir werden alle Haare lassen müssen (dies auch, wenn wir das Problem weiter vor uns herschieben). Der Unterschied liegt darin, dass im ersteren Falle die Gesellschaft mit einbezogen wird und somit mitbestimmt, während im 2. Fall die Entscheidungsträger uns mit Zwangsmassnahmen nach ihrem belieben manipulieren, regulieren, kontrollieren und überwachen, womit wir immer mehr an persönlicher Freiheit und der damit verbundenen Verantwortung an eine sich ein angenehmes Leben einrichtende Bürokratie abgeben.

  • Anh Toan sagt:

    „die gelbe Fläche die Finanzinstitute; die rosarote Fläche steht für die Schulden der parastaatlichen Finanzinstitute (dies sind hauptsächlich die Hypothekenfinanzierer Fannie Mae und Freddie Mac).“

    Es ist die gelbe Fläche, welche von 1970 bis 2006 vor allem explodierte, vorher quasi nicht existent, nach 35 Jahren ein wesentlicher Schuldner ohne dass die Schulden von anderen reduziert wurden, und die Entwicklung dieser gelben Fäche war wohl eher von der Politik (Jedem Penner eine Hypo entlastet die Sozialkassen) als den Zinsen bestimmt. Addiert man die rosa Fläche (pseudostaatlich) zur grünen (formell Staatsschulden) wird klar, wer sich denn excessiv verschuldet hat: Der Staat, nicht über das normale Budget, da wären Sparmechanismen ausgelöst worden, sonderm indem diese in pseudostaatliche Organisationen ausgelagert wurden.

    Und meine lezter Punkt: Sind die Zinsen überhaupt tief? Nominell bestimmt, aber real? Habe folgendes gefunden für CH (http://www.cash.ch/news/fonds/sparkonto_schlaegt_obligationenfonds-3194155-1751):

    „In den vergangenen fünf Jahren nach der Finanzkrise ist real sogar mehr übrig geblieben als beispielsweise während den Zeiten hoher Sparzinsen der 90-er Jahre, als auf Sparkonten fünf oder sechs Prozent Zins bezahlt wurde.“

    Sollte es nicht gelingen, nennenswerte Inflation zu erzeugen, oder sich gar die deflationären Tendenzen festigen, sind die Zinsen hoch, nicht tief.

    • Anh Toan sagt:

      Statt die sozial Schwachen zu Lasten des Staatshaushaltes und damit der Steuerzahler und damit, wären die Steuern progressiv vor allem der obere Mittelstand und die Reichen, gab man den sozialschwachen einen Kredit: Statt den Wohlhabenden das Geld zu nehmen über Steuern und es den Bedürftigen zu geben, wurde das Geld geliehen von den Wohlhabenden und an die Bedürftigen verliehen, die Wohlhabenden erhalten dann Zinsen, statt dass sie Steuern zahlen.

      Aber Schuld sind die Notenbanken, ich weiss.

    • urs lehmann sagt:

      „Nominell bestimmt, aber real?“

      Hinzu kommt, dass Zinsen als Einkommen zu versteuern sind und dadurch der tatsächliche Ertrag tiefer ist als der nominale. Gilt mehr oder weniger auch für Unternehmen.

  • David Stoop sagt:

    Dass das Fed Blasen nicht erkennen kann ist IMO eine bewusste Lüge von Greenspan/Bernanke:
    Das Fed hat ja nicht nur Geldstabilität/Inflation als Ziel, sondern auch Wirtschaftswachstum; zudem war die Politik zunehmend in Probleme verstrickt (Nachwehen der IT-Bubble, Abzug von Arbeit nach China und Krieg in Afghanistan) und das Fed sah sich einer Regierung gegenber, welche schlicht und einfach eine Blase wollte (die Kreditblase ist IMO das treibende Element der Wiederwahl von Bush).
    Man sieht dies auch am Handeln von Bernanke, welcher nach seinem Antritt an der Spitze sofort die Zinsen erhöhte, denn er wusste ganz genau, dass sein Vorgänger es (bewusst) übertrieben hatte.

    • urs lehmann sagt:

      Es ist zwar richtig, dass am ersten Meeting unter Bernanke die Zinsen erhöht wurden, aber Ihre Behauptung (Schlussfolgerung) ist trotzdem völliger Quatsch:

      An jedem der 13 vorhergehenden FOMC-Meetings war die Fed Funds Rate um 1/4 Prozent erhöht worden, oder andersrum formuliert: ab dem 30. Juni 2004 wurde an jedem Meeting um 1/4 erhöht, plus den ersten vier unter Bernanke. Gibt total zwei Jahre, im Juni 2006 war Schluss mit erhöhen, ab August 2007 wurden sie nur noch gesenkt.

  • Gerd Fehlbaum sagt:

    Ich glaube, da ist auch sehr viel Koks auf den Tischen, der weg muss! Mit einem Suff kann man jedenfalls einiges in der Finanzbranche nicht mehr erklaeren…

  • Linus Huber sagt:

    „Die einsamen Warner aus Basel“

    Ihr Artikel hier, Herr Dittli, verdeutlicht, dass es sich nicht mehr nur um einsame Warner handelt, sondern ein immer grösserer Anteil der Gesellschaft sich mit dem fragwürdigen Verhalten der Zentralbanken beschäftigt. Danke, Sie fördern diese Entwicklung.

  • Alexander sagt:

    Im Wert steigende Kreditpfänder und Nullzins sind für Insolvente alternativlos. Das schafft Zeit bis zur unvermeidlichen Entschuldung auf Kosten der Gläubiger. Am langen Ende sind wir alle die Gläubiger, daher scheint mir die Warnung der BIZ scheinheilig.

  • kasimir sagt:

    Das Finanzsystem wird bald zusammenfallen, wenn es so weiter geht mit dem exzessiven Geld drucken und Null-Zinspolitik .
    Die Pleite-Staaten werden ja animiert zum Schulden machen, da sie praktisch keine Zinsen mehr bezahlen müssen.

    • ast sagt:

      Nicht das Finanzsystem wird zusammenbrechen, sondern eine durch Ungleichheit in die Enge getriebene Mehrheit wird dem Spuk ein Ende setzen. Das kann aber noch eine geraume Zeit dauern.

  • Linus Huber sagt:

    “Because a resilient financial system can withstand unexpected developments, identification of bubbles is less critical,” – Yellen

    Jeder Fed-Chair hat in der kürzlichen Vergangenheit seine Unfähigkeit bewiesen, Blasen und die damit verbundenen Gefahren zu erkennen. Das Bemerkung „resilient financial system“ ist ein Witz, wenn man sich daran erinnern kann, dass die Entscheidungsträger dies ebenfalls in gleicher Art in 2007 erklärten, ein gutes Jahr bevor das System fast zusammenbrach.

    • Hampi sagt:

      „Jeder Fed-Chair hat in der kürzlichen Vergangenheit seine Unfähigkeit bewiesen, Blasen und die damit verbundenen Gefahren zu erkennen.“

      Und warum in aller Welt wollen sie dann, dass die FED zu erkennen hat, was (zurzeit) wissenschaftlich gar nicht möglich ist?

      • Linus Huber sagt:

        http://research.stlouisfed.org/fred2/series/NCBTCMDODNS

        Es handelt sich nicht um „Rocket Science“, wenn man gesunden Menschenverstand walten lässt und das konzeptionelle Verständnis wirtschaftlicher Zusammenhänge besteht.

      • Linus Huber sagt:

        Das Problem mit Deflation liegt darin, dass nicht zwischen verschiedenen Arten von Deflation unterschieden wird. Deflation (sinkende Preise für Güter und Dienstleistungen) als Resultat von Produktivitätssteigerungen sind geradezu zu begrüssen, denn dies verteilt die Früchte der Produktivitätssteigerungen auf die breite Bevölkerung. Wenn hingegen diese Art von Deflation verhindert wird, entstehen Blasen im Bereiche der Investitionen, welche irgendwann in der Zukunft platzen und eine negative Art von Deflation produzieren. Die undifferenzierte Betrachtungsweise zum Begriffspaar Inflation/Deflation (auf den Konsumentenpreisindex bezogen) ist zum Beispiel eine deutliche Schwäche der gegenwärtig angewendeten Doktrin.

        „Und warum in aller Welt wollen sie dann, dass die FED zu erkennen hat, was (zurzeit) wissenschaftlich gar nicht möglich ist?“

        Na ja, wenn das FED glaubt zu wissen, welches die angemessene Geldpolitik sein soll, müsste es wohl auch ein konzeptionellen Verständnis dazu besitzen; ausser Sie wollen jemandem vertrauen, welcher blind fährt.

        • Hampi sagt:

          Linus Huber

          „Alter schützt vor Dummheit nicht“, heisst ein Sprichwort.

          Es würde mich wundern, was sie zur Politik der Schwedischen Nationalbank (Riksbank) meinen. Sie ist zwar die älteste von Allen. Aber das hat sie nicht davor zurückgehalten, die BIZ-Elfenbeinturm-Thesen in die Realität umzusetzen. Und prompt stellt sich jetzt (im Nachhinein) heraus, dass der Beginn der Zinssatzerhöhungen verfrüht war.

          Haben sie damit etwa irgendetwas Positives erreicht?

          • Linus Huber sagt:

            Na ja, in einem Schneeballsystem ist irgendwann jeder Reibungsverlust (Aufwand zu dessen Aufrechterhaltung) zu hoch.

        • G. Nardone sagt:

          @Linus Huber:
          – „Deflation (sinkende Preise für Güter und Dienstleistungen) als Resultat von Produktivitätssteigerungen sind geradezu zu begrüssen, denn dies verteilt die Früchte der Produktivitätssteigerungen auf die breite Bevölkerung“

          Unsinn.
          Wenn alle Betriebe die Produktivitätssteigerungen auf die Preise umwälzen, kriegen alle weniger Ertrag und die Wirtschaft bricht langsam ein, denn die Löhne wurden nun im Verhältnis zur Produktivität reduziert, was auch so viel heisst, dass wenn die Produktivitätssteigerung nicht gleichermassen auf die Löhne verteilt wird, und es demzufolge zu tieferen Preisen kommt, können die Lohn-Arbeiter oder -Empfänger die zusätzliche Produktivität auch nicht kaufen! Die zusätzliche Ware verbleibt auf dem Markt, weil sie keine Käufer findet.
          Die Einzigen die von einer Deflation profitieren ist eine Minderheit der Gesellschaft, und zwar diejenige die genügend bis sehr viel Geld in der Vergangenheit angespart hat und nicht auf aktuelle & zukünftige Löhne angewiesen sind, dieser Kaufkraft-Gewinn auf Angespartes Geld geht auf Kosten der Löhne.
          Wenn hingegen die gesamtwirtscht. Produktivitätssteigerung gleichermassen auf Löhne verteilt wird, bleiben die Preise stabil und die zus. Steigerung der Produktivität kann konsumiert bzw. verwendet werden.

          – „Wenn hingegen diese Art von Deflation verhindert wird“

          Und deswegen kann man diese Art von Deflation auch ohne Zentral-Banken verhindern, und zwar mit der Arbeitsmarkt- bzw. Lohn-Politik, denn der Arbeitsmarkt funktioniert nicht immer wie ein normaler Markt. Genau da liegt das Problem vor allem in den USA. Seit den 80er Jahren wurden Produktivitäts-Steigerungen nicht mehr gleichermassen auf die Löhne verteilt und damit kann logischerweise & theoretisch die gesteigerte Produktivität von der Mittelschicht nicht mehr gekauft bzw. konsumiert werden. Um diese zusätzliche Produktion dennoch zu verkaufen ohne die laufende Lohn-Politik zu ändern, musste eine Schuldenblase her …

          • Linus Huber sagt:

            „Wenn alle Betriebe die Produktivitätssteigerungen auf die Preise umwälzen, kriegen alle weniger Ertrag und die Wirtschaft bricht langsam ein, denn die Löhne wurden nun im Verhältnis zur Produktivität reduziert“

            Sie sehen alles einzig in einer statischen Form. Wenn weniger Aufwand für die Produktion von Gütern/Dienstleistungen, heisst dies volkswirtschaftlich betrachtet, dass es allen besser geht. Das Unternehmen hat aufgrund des mengenmäßig höheren Umsatzes trotzdem Gewinn, und die Bevölkerung kommt in den Genuss von tieferen Preisen. Die evtl. anzahlmässig reduzierte Anzahl an benötigten Lohnempfängern kann sich auf neue innovative Produktivitätssteigerungen oder wirtschaftliche Bereiche fokussieren. Die Funktion der Geldpolitik in diesem Zusammenhang ist in sich von sekundärer Bedeutung, jedoch erleichtert die Möglichkeit, dass die Gewinne aus Produktivitätssteigerungen zum grössten Teil vom Unternehmen einbehalten werden können. Der Standortwettbewerb verstärkt diese Tendenz.

            Ich empfehle Ihnen Hayeks Analyse zum „Paradox of savings“ zu lesen.

          • G. Nardone sagt:

            @Linus Huber:
            – „Sie sehen alles einzig in einer statischen Form“

            Und Sie können nicht rechnen.

            – „Wenn weniger Aufwand für die Produktion von Gütern/Dienstleistungen …“
            – „Das Unternehmen hat aufgrund des mengenmäßig höheren Umsatzes trotzdem Gewinn“
            Ihr 1. Zitat widerspricht 2. Zitat.
            Es gibt 2 Arten von Produktivitäts-Erhöhung:
            1. gleicher Aufwand für mehr Produkte
            2. weniger Aufwand für diesselbe Menge an Produkten
            Sie mischen das durcheinander.

            – „die Bevölkerung kommt in den Genuss von tieferen Preisen“
            Tiefere Preise gibt es nur, wenn die Löhne im Verhältnis zur Produktivitäts-Steigerung nicht auch gleichmässig gestiegen sind (und ganz nebenbei gilt damit übrigens auch das Umgekehrte; höhere Preise, also Inflation, ist Ergebnis von einer allg. Lohnerhöhung die höher ist als die Produktivität). Und in diesem Falle einer Deflation kommt die ganze Bevölkerung eben nicht in den ‚Genuss von tieferen Preisen‘. Die Lohnempfänger können sich diese Mehr-Produktion gar nicht leisten, denn der Gewinn des tieferen Preises wird von den tieferen Löhnen wieder weggenommen! Und die Unternehmen kommen logischerweise auch nicht zu mehr Ertrag, wenn sie doch die Produktivitäts-Steigerung (also mehr Produkte) für weniger (tiefere Preise) verkauft und die Profitrate fällt übrigens auch …

            … 2 + 2 gibt immer noch 4!

            – „Die evtl. anzahlmässig reduzierte Anzahl an benötigten Lohnempfängern“
            Die Löhne haben sich im Verhältnis zur Produktivitäts-Steigerung reduziert, nicht die Lohn-Empfänger. Und dieses ‚Loch‘ zwischen der Entwicklung der allg. Löhne und der Produktivität führt zu Ausfällen in der Nachfrage, was die Unternehmen weiterhin zwingen, Kosten bzw. Löhne zu senken … und die Abwärtsspirale ist in Gang …

            Nur eine Minderheit von Menschen die viel Geld auf der Seite haben sowie kaum von Löhnen abhängig sind, profitiert von Deflation und Sie sind offenbar ihr Sprachrohr bzw. ihr Vertreter in Sachen Beinflussung der öffentlichen Meinung hier auf diesem Blog.

          • Linus Huber sagt:

            „Ihr 1. Zitat widerspricht 2. Zitat.“

            Nein, es ist unwichtig, ob mit weniger Aufwand gleichviel produziert wird oder mit gleichem Aufwand mehr; beide Situationen sind Ausdruck von Produktivitätssteigerungen.

            „Tiefere Preise gibt es nur, wenn die Löhne im Verhältnis zur Produktivitäts-Steigerung nicht auch gleichmässig gestiegen sind.“

            Sie verwechseln hier die einzelnen Löhne mit der gesamten Lohnsumme z.B. eines Unternehmens. Einzelne Löhne können in einzelnen Sektoren sehr wohl steigen während die Lohnsumme fällt (dies ist teilweise Ausdruck der Produktivitätssteigerung). Andererseits bieten die dadurch frei gewordenen Arbeitskräfte eben die Möglichkeit für die Wirtschaft, neu zu innovieren, neue verbesserte Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln, was auch wieder eine Lohnsumme kreiert; es handelt sich um die bestmögliche Allokation des Faktors Arbeit. Es geht eben nicht um 2+2 sondern um die damit verbundene Dynamik, welche Sie nicht erkennen können.

            „Nur eine Minderheit von Menschen die viel Geld auf der Seite haben sowie kaum von Löhnen abhängig sind, profitiert von Deflation“

            Nein, jeder junge Mensch und jeder, welcher z.Z. keine oder sehr bescheidene Mittel hat, gewinnt und die Wohlhabenden lassen Haare. Den Beweis finden Sie im Jahre 2008, als in der kurzfristig deflationären Phase das oberste 10% prozentual am meisten Einkommenseinbussen einstecken mussten. Inflation ist einer der Gründe, welche die Ungleichgewichte erhöhen und nicht reduzieren.

          • Hp Schwarb sagt:

            Interessanter Kommentar. Die Produktivitätssteigerung welche in den vergangenen 100 Jahren geleistet wurde ermöglichte die Erhöhung von Löhnen, welche wieder zu mehr Konsum und dadurch Arbeit ergab. Seit einiger Zeit stockt dieser Motor. Der Aktionär fordert mehr Rendite und die Lohnentwicklung wurde in manchen Staaten gebremst. Zudem braucht es immer weniger Menschen zur Erledigung der Arbeit. Da die Leute das Geld nicht haben, die Wirtschaft aber trotzdem laufen soll, wird auf Kredit gewirtschaftet. Wie soll das enden. Ich mache mir darüber schon lange Gedanken. Ich glaube wir werden ganz andere Systeme brauchen. Irgendwann wird nur ein Bruchteil der Menschen im Arbeitsprozess gebraucht. Vielleicht wird es ein Leistungsfreies Grundeinkommen geben. Ich weiss es nicht ich bin nicht Experte aber so kann es nicht ewig weitergehen.
            Wie sehen Sie die Arbeitspolitik, welche gestärkt werden soll. Das würde eine Stärkung der Gewerkschaften erfordern.
            Was geschieht mit Arbeiten welche benötigt aber keine nennenswerte Produktivitätsfortschritte erfahren. zb. Coiffeure oder Reinigungspersonal.
            Sicher ist , das permanente Gelddrucken führt in eine Sackgasse und stärkt nur die Finanzwirtschaft.

  • Sopick sagt:

    Bitte vergesst nicht: Es geht nicht nur um Geld, Zinsen, Finanzzyklen, Renditen, Gewinne. Am Ende tragen alle Fehler immer die Menschen. Daher räumt bitte den Alkohol weg bevor die Party zu wild wird. Und fangt an Verträge und Handel zu betreiben, bei denen alle einwenig daran verdienen, anstatt wenige viel. Danke

  • Josef Marti sagt:

    „….moving away from debt as the main engine of growth“.
    Also muss doch das Geldsystem renoviert werden. Gemäss Minsky beruhen neu vergebene Kredite eben nicht zwangsläufig auf dem zeitgleichen Konsumverzicht von Sparern, sondern basieren primär auf dem Versprechen einer künftigen Rückzahlung. Die Volkswirtschaft verhält sich wie ein Unternehmen, das immer mehr Schulden aufnimmt, um neue Wachstumsmärkte zu erschliessen – und davon ausgeht, die Schulden mit seinem künftigen Cashflow eines Tages begleichen zu können. Gemäss Minsky sind Finanzinstitute sehr wohl in der Lage, Geld aus dem Nichts zu schöpfen. Eine simple Buchung (Aktivum: neues Kreditguthaben, Passivum: neue Kundeneinlage) genügt, also ein reiner Schreibvorgang sonst nichts.
    Die Fehlkonstruktion die dem fraktionalen Reservesystem eigen ist, besteht in der falschen Identität von Geld und Kredit, also in der Verquickung der Funktion der Geldschöpfung einerseits und der Kreditvergabe an die Real- und Finanzwirtschaft andererseits.

    • will williamson sagt:

      Wenn die Weberei von der Maschinenfabrik einen automatischen Webstuhl kauft, kann sie diesen nicht mit Stoff bezahlen. Also braucht sie Geld. Wenn sie keines hat, holt sie einen Kredit von der Bank. Mit diesem zahlt sie. Für die Maschinenfabrik repräsentiert das Geld einen Anspruch auf einen Anteil am volkswirtschaftlichen Produkt als Gegenleistung für die erbrachte Leistung. Wenn die Weberei den Kredit zurück zahlt, wird der Kredit gelöscht und damit das Geld vernichtet. Wenn nicht zurück bezahlt wird, behält die Maschinenfabrik ihren Anspruch. Der Zahlungsausfall geht dann zu Lasten von Gewinn und/oder Eigenkapital der Bank. Um dies zu vermeiden, verlangen die Banken Sicherheiten, die oft weit über den Betrag des Kredits hinaus gehen. Genau genommen hat nicht die Bank das Geld geschöpft, sondern die Maschinenfabrik. Sie hätte den Kredit auch direkt der Weberei geben können, diesen aber nicht als anerkanntes Zahlungsmittel verwenden können. Hier liegt der Unterschied zwischen dem Privatkredit und dem Bankkredit. Nur Bankkredit ist neben dem gesetzlichen Zahlungsmittel (Münzen und Noten) als Geld verwendbar.

      • will williamson sagt:

        Ergänzend sei noch darauf hingewiesen, dass in der Schweiz gerade die Unterschriftensammlung für die Vollgeldinitiative läuft, die die Geldschöpfung der Geschäftsbanken unterbinden will. Geld soll nur noch durch eine vierte Gewalt namens Monetative, im Prinzip durch die Nationalbank, geschaffen werden. Also kräftig Unterschriften sammeln!

      • urs lehmann sagt:

        „Nur Bankkredit ist neben dem gesetzlichen Zahlungsmittel (Münzen und Noten) als Geld verwendbar.“

        Ist genaugenommen falsch, weil das Zahlungsversprechen der kreditgebenden Bank nicht direkt weiter verwendbar ist, sondern nur durch die Begleichung (bzw. Saldo-Ausgleich) mittels Zentralbankgeld (Geld). Das ist der Unterschied zwischen einem Kredit (der Geschäftsbank, ein Zahlungsversprechen) und Geld (der SNB).

        • will williamson sagt:

          Giralgeld
          Das Wirtschaftslexikon meint in etwa das Gleiche wie ich:
          Geschäftsbankengeld
          Buchgeld, monetäre Ansprüche, die als Guthaben in den Büchern der Banken stehen und nicht wie Bargeld in Form von Noten und Münzen effektiv im Umlauf sind. Zum Giralgeld zählen nur Guthaben, über die jederzeit verfügt werden kann. Seine große Bedeutung verdankt das Giralgeld der Ausweitung des bargeldlosen Zahlungsverkehrs.

          Geldschöpfung
          ist das durch die Kreditinstitute durch Geldschöpfung geschaffene Buchgeld auf den Konten ihrer Kunden. Giralgeld ist Bestandteil der Geldmenge eines Landes, es stellt im Gegensatz zum Bargeld kein gesetzliches Zahlungsmittel dar, wird aber allgemein als Zahlungsmittel anerkannt (Überweisung, Scheck).

          • urs lehmann sagt:

            Geld wird von der SNB emittiert (bzw. Münzen vom Staat, Münzregal besteht weiterhin), alles andere ist bloss Kredit und kann nicht als Zahlungsmittel verwendet werden.

            Wenn Sie mir 100.- überweisen, dann wird nicht Kredit übertragen, sondern das Konto Ihrer Bank bei der SNB (welches mittels Notenbankgeld geäufnet wurde) wird belastet und demjenigen meiner Bank gutgeschrieben – transferiert wird Notenbankgeld. Analoges gilt bei jeder Form von Zahlung von Geschäftsbank zu Geschäftsbank.

            Bisserl Offtopic:
            Verzeichnet eine Bank hohe Abflüsse, so MUSS sie ihr Konto bei der SNB auffüllen um im Zahlungsverkehr weiter funktionieren zu können, das geschieht über den Interbank-Kreditmarkt. Dieser war während der Finanzkrise praktisch ausgetrocknet, dadurch war das weitergehende Funktionieren des gesamten CH-Zahlungsverkehrs in Frage gestellt.

            Einzig Geldnoten MÜSSEN unbeschränkt schuldbefreiend in Zahlung genommen werden. Wird dies limitiert, so gibt es (je nach Optik) zwei Folgen:
            – Bankkredit ist höherwertig als (SNB-)Geld
            – Jedermann und -frau ist für die Begleichung seiner Schulden auf die gnädige Unterstützung der Banken/Post bzw. der Mitarbeit des Gläubigers angewiesen. Wozu das führen kann, ist an den Ausländern ersichtlich, die zT nicht mehr vollständig und frei über ihr Guthaben verfügen können. Dass diese Praxis der Banken wahrscheinlich illegal ist, kümmert kein Aas.

          • Anh Toan sagt:

            @urs lehmann „Wenn Sie mir 100.- überweisen, dann wird nicht Kredit übertragen, sondern das Konto Ihrer Bank bei der SNB (welches mittels Notenbankgeld geäufnet wurde) wird belastet und demjenigen meiner Bank gutgeschrieben – transferiert wird Notenbankgeld.“

            Wenn einzig Notenbankgeld transferiert würde, gäbe es keine Hebel der Banken. Juristisch ist zwar eine Bankeinlage kein Geld, sondern Kredit (an die Bank), wie Sie schreiben, faktisch jedoch sind Bankeinlagen das relevante Geld (die paar Noten und Münzen können eigentlich vernachlässigt werden)

          • urs lehmann sagt:

            Ich sehe keinen direkten Zusammenhang zwischen den beiden, helfen Sie mir auf die Sprünge.

            Stellen Sie sich vor, es gäbe genau zwei Geschäftsbanken in der CH, und zufälligerweise würden sich die gegenseitigen Überweisungen jeden Tag genau ausgleichen. Auch wenn täglich hunderte Milliarden den Besitzer wechseltenn, so wäre trotzdem nur ein minimster Bestand an SNB-Geld nötig. Der EK-Hebel spielte hier keinerlei Rolle, ob Null oder Hundert hätte hier keinerlei Einfluss.

          • Anh Toan sagt:

            @Urs Lehmann:

            Angenommen, ich würde für mein Unternehmen einen Betriebskredit als Kontokorrentlimite bei einer Bank erhalten: Damit zahle ich jemandem, der mir eine neue Webseite macht. Nun hat er „Geld auf der Bank“, ohne dass die Notenbank involviert werden muss, seine Forderung ist indirekt meine Schuld, und nicht eine neue Schuld der Notenbank.

          • urs lehmann sagt:

            @AT
            „seine Forderung ist [nach der Bezahlung] indirekt meine Schuld“
            Einverstanden.

            „und nicht eine neue Schuld der Notenbank“
            Sage ich auch nicht. Bei der Bezahlung per Überweisung geschieht aus Sicht der SNB ein Passiventausch vom SNB-Konto Ihrer Bank an das SNB-Konto der Bank des Webdesigners. Falls Sie zufälligerweise beide dieselbe Bank haben, macht die Bank bloss einen Passiventausch, die SNB wäre in dem Fall überhaupt nicht involviert.

          • Anh Toan sagt:

            @Urs Lehmann

            Hat der Webdesigner das Konto bei der gleichen Bank wie ich, und diese Bank gewährt mir einen neuen Kredit, findet kein Passiventausch statt, sondern es gibt ein neues Aktivum (mein Kredit) und ein neues Passivum (das „Geld“ des Webdesigners): Die Bank hat mit der Kreditgewährung „Geld“ in der Form von Bankguthaben geschaffen. (Bei mehrerern bakenb ist das Ganze nur etwas komplexer, im Ergebnis genau gleich)

            (Ich war mal auf dem selben Irrweg wie Sie, Ergebnis meines juristischen Denkansatzes, der in Bankguthaben kein Geld sieht), aber aus wirtzschaftlicher Sicht sind Bankguthaben Geld, und es ebntsteht aus Kreditgewährung von Banken. (Und darum sind die Eigenkapitalanforderungen an Banken so wichtig für die wirtschaftliche Entwicklung)

          • Josef Marti sagt:

            Dazu nachfolgend ein Ausschnitt aus der Vollgeldbroschüre:

            Die wohl wichtigste Restriktion, und die Grundbedingung der Banken-Giralgeldschöpfung überhaupt, besteht darin, dass die Banken das Giralgeld und damit ihre Bilanzen in etwa im Gleichschritt erweitern.Nur so ist gewährleistet, dass im Clearing und Settlement des Zahlungsverkehrs die Abflüsse und Zuströme an Giroguthaben, Bargeld und Reserven sich bei allen Banken in etwa die Waage halten und keine zu großen Zahlungs-Salden (Defizite/ Überschüsse) entstehen. Würde sich eine einzelne Bank zu schnell mit zu vielen Girogut-schriften exponieren, käme sie rasch in Liquiditätsengpässe und überhohe Refinanzierungs-kosten mit weiteren negativen Folgen. Möglicherweise liegt hier auch eine der Ursachen für die ausprägte mentale und praktische Gruppenkonformität im Banken-und Finanzsektor.
            Die faktisch so gut wie nicht vorhandene Kontrolle der Geldvermehrung, zwischenzeitlich auch Geldverringerung, im Zuge der Giralgeldschöpfung der Banken, und die damit fehlende BIP-orientierte Steuerung der Geldmenge, hat Unsicherheiten, Instabilitäten und schwerwiegende Krisen für Wirtschaft und Gesellschaft zur Folge.

            Daraus erhellt, dass sich der Interbankenkreislauf mit Zentralbankgeld und der Publikumskreislauf mit Giralgeld nicht miteinander vermischen.

          • urs lehmann sagt:

            @Marti
            Danke für den Hinweis. Aber ich würde den VG-Initianten nicht allzusehr vertrauen, einige zentrale Punkte auf vollgeld.ch sind nichts als Luftschlösser, insbesondere der Traum vom Geldschöpfungsgewinn.

            @AT
            Ob Sie zuerst den Kredit erhalten haben und damit bezahlen, oder ob die Gutschrift direkt auf das Konto des Webdesigners erfolgt, ist vom Ergebnis her gleichwertig. Irgendwie sehe ich Ihren „Puck“ nicht.

            Die Frage ist, was als Geld betrachtet wird, und dazu verweise ich auf meine einleitende Antwort ’14. Juli 2014 um 10:28′. Dass nur von Bund oder SNB emittiertes Geld tatsächlich Geld ist und somit gesetzliches Zahlungsmittel darstellt, kommt nicht zuletzt darin zum Ausdruck, dass alle anderen Pseudo-Formen mit einem Zusatz versehen werden – Buchgeld, Giralgeld, WIR-Geld, REKA-Checks, etc.

            Gerade mit REKA-Checks tritt eine der zentralen Differenzen deutlich zutage: Wenn ich damit bezahlen will, muss sich der Verkäufer damit einverstanden erklären. Mit (echtem) Geld hat er diese Wahl nicht, im Gegenteil macht er sich strafbar wenn er die Annahme zwecks Bezahlung verweigert.

            Nicht zuletzt deshalb ist die von EWS propagierte und auf den ersten Blick durchaus plausible Einschränkung auf maximal 100k Barzahlung alles andere als ohne. Denn damit gäbe es keine Möglichkeit mehr, über 100k ohne Mitarbeit (Goodwill) des Zahlungsempfängers gesetzlich geschützt schuldbefreiend zu bezahlen. Oder aber Giralgeld würde auf den Status von SNB-Geld gehoben und damit die SNB ihres zentralen Existenzzwecks beraubt.

          • Anh Toan sagt:

            Urs Lehmann: „Denn damit gäbe es keine Möglichkeit mehr, über 100k ohne Mitarbeit (Goodwill) des Zahlungsempfängers gesetzlich geschützt schuldbefreiend zu bezahlen.“

            Wenn der GFläubiger die Tür nicht aufmacht, die Bezahlung nicht quittieren will, können Sie auch nicht bezahlen: Es braucht immer die Mitarbeit des Gläubigers, er muss auch Geldscheine annehmen. Weigert er sich, sprechen die Juristen von Gläubigerverzug. Das wäre dann auch, wenn kein Konto angegeben wird zur Überweisung.

            Alsao ich habe meine Webpage erhalten, der Disgner hat eine Rechnung geschrieben, aber ich habe kein Geld, weder bar noch auf der Bank. Nun gehe ich zur Bank, und sage denen, ich habe Kunden, bin an Arbeiten, und kann dann abrechnen und dann habe ich Geld, aber jetzt keines. Also weder der Designer noch ich haben Geld. Nun geht unsere Bank, und bucht einen Kredit an mich, belstet diesen mit der Zahlung an den Designer: Und dann hat dieser Geld (und nicht mehr eine offene Kundenrechnung). Und woher kam das Geld? Von mior nicht, ich hatte es nicht, von der Notenbank kam es auch nicht. Die Bank hats gemacht ganz allein hat sie gesagt, Toan bekommt einen Kredit, und dann hatte der Designer Geld. (Ob das schlimm ist, weiss ich nicht.)

          • urs lehmann sagt:

            Natürlich braucht es in jedem Fall die Annahme durch den Gläubiger, aber bei Bargeld ist er gesetzlich dazu verpflichtet. Ich würde behaupten, wenn der Schuldner zwei Zeugen für die verweigerte Annahme hat, ist er auf jeden Fall fein raus.

            „[Glubigerverzug] wäre dann auch, wenn kein Konto angegeben wird zur Überweisung.“
            Es würde Sinn machen, dass er gleichwertigen Ersatz bieten muss falls das alte Konto schliesst. Aber sonst…nein, weder unter Firmen noch unter Privaten. Obwohl Sie der Jurist sind und nicht ich, nehme ich Ihnen das nicht ab, lasse mich aber gerne eines besseren belehren.

            „Und dann hat dieser Geld“
            Eben nicht. Bei Geld ist die SNB Schuldner (bzw. im Fall von Münzen direkt der Bund), bei Sichtguthaben die Bank. Den Unterschied zwischen den beiden haben wir vor 5-6 Jahren demonstriert bekommen.

  • Rolf Rothacher sagt:

    Ich stimme der Analyse weitgehend zu. Doch wird im Beitrag nicht erwähnt, dass eine geplatzte Immobilien-Blase stets ungleich schwerer auf der Wirtschaft lastet, als Fehlspekulationen in anderen Sektoren. Wie in Japan müssen auch in den USA und Europa die Zentralbanken ihre Zinssätze sehr lang sehr tief halten, damit die langfristig angelegten Verluste in die Häuser aufgeholt werden können.
    Dass dabei (bislang) keine Teuerung zu stande kam, liegt an den immer noch vorhandenen Produktions-Überkapazitäten und am hohen Verschuldungsgrad der Privatpersonen und der öffentlichen Hand, die beide an der Grenze des Belastbaren stehen.
    Bestimmt wird der Ausstieg aus der lockeren Geldpolitik dereinst kleine und grössere Krisen auslösen. Doch diese beruhen dann auf kurzfristigen Anlagen, werden deshalb auch nur kurzfristig zu Wirtschaftsabschwüngen führen.
    Das eigentliche Problem der Industrieländer liegt aber eh nicht in der Blasen-Bildung an den Finanzmärkten (vom Kunstmarkt spricht seltsamerweise niemand). Denn der Spielraum der Industrieländer wird durch die ungünstige Demografie in Zukunft immer geringer. Sie wird in fünfzehn bis zwanzig Jahren (wenn zwei Lohnempfänger die Rente eines Pensionierten finanzieren, die Kosten für ihre Kinder tragen und ständig steigende Pflege-/Krankheitskosten bezahlen sollen) zu den ganz grossen Verwerfungen in Europa und den USA führen. Sie werden erkennen, dass ihr Staat sie nicht nur über Jahrzehnte angelogen hat, sondern dass er sie nun auch im Stich lässt.
    Jede Finanzkrise wird uns dann eh wie ein laues Lüftchen vorkommen.

    • Josef Marti sagt:

      Dieses Märchen wird ständig verzapft. Demographieprobleme werden in der Geschichte immer durch Migrationsströme entschärft. In 20 Jahren wird Europa mindestens die Hälfte von Afrika aufgenommen haben, dann besteht auch kein Altersproblem mehr. Da das Establishment alles daran setzt, alle direkten Steuern abzuschaffen (ausser für den Lohnausweisempfänger), wird der öff. Haushalt und die noch vorhandenen Sozialwerke vollumfänglich durch Konsum- und Verbrauchssteuern und Lenkungsabgaben, Energiesteuern etc. bestritten.
      Steigende Kosten im Gesundheits- und Pflegebereich sind ein grosser Wachstumsmotor und stellen nichts anderes als BIP Wachstum dar; in dieser Boombranche wird schon heute ständig neues Volkseinkommen generiert.

      • urs lehmann sagt:

        „Demographieprobleme werden in der Geschichte immer durch Migrationsströme entschärft“
        Zum Einen ist „entschärfen“ etwas anderes als behoben. Zum Zweiten entstehen dadurch oft andere Probeleme (Überfremdung, Ghettobildung, etc). Und zum Dritten sollten Sie sich Japan anschauen, das sehr schnell überaltert und trotzdem unter 2% Ausländeranteil verzeichnet.

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